Am Montag vor Weihnachten sind mein Freund und Kollege Peter Schneider und ich nach Dresden gefahren. Wir wollten selbst sehen, was es mit dem Phänomen Pegida, das Politik und Medien in diese schäumende Aufregung versetzt, auf sich hat. Es fällt mir schwer, zu diesem Thema den richtigen Ton, die richtigen Worte zu finden, weil die Diskussion so vergiftet ist, daß mir bei jedem Satz die Wut des jeweiligen Adressaten sofort im Ohr klingt. Und wie sollte da ein Dialog zwischen Pegida und der Politik aussehen? Die Pegida-Demonstranten haben ihren Protest in die Welt geschrien, die Antworten konnten sie in den Zeitungen lesen. Was wäre da noch zu sagen?
Aber woher kommt diese Wut? Nimmt man die Pegida-Anhänger beim Wort, dann halten sie es für unsere und ihre Pflicht, Kriegsflüchtlinge und politisch Verfolgte aufzunehmen, abgelehnte Asylbewerber aber abzuschieben, und sie fordern eine gesetzlich geregelte Einwanderung. Etwas anderes habe ich in den Reden auch nicht gehört, als ich am Montag in Dresden war.
Ob sie das wirklich so meinen, kann und will ich nicht beurteilen. Aus diesen Forderungen ließe sich aber weder Rassismus, noch Fremdenfeindlichkeit, schon gar nicht eine nazistische Gesinnung attestieren. Wenn ich das nur für Camouflage halte und ihnen diese Ansichten trotzdem unterstelle, habe ich jede Möglichkeit eines Dialogs ausgeschlossen. Das aber ist von Anfang an passiert.
Außer Mutti alles Rassisten?
Ich habe den Eindruck, dass gerade die sich überbietende Feindseligkeit, die unverhohlene Verachtung auf Pegida wirkt wie ein Wachstumshormon. Die Feindschaft der anderen gibt ihnen ein vermisstes Gemeinschaftsgefühl. Wer so viel Feindschaft auf sich zieht, muss groß und wichtig sein. Und die Umfragen, u.a. im Auftrag der „Zeit“ erhoben, scheinen ihnen recht zu geben. Danach unterstützten 30 Prozent Pegida „voll und ganz“, 19 Prozent eher ja, 26 Prozent teilweise und nur 23 Prozent gar nicht.
Sind drei Viertel aller Deutschen Rassisten und fremdenfeindlich, weil sie fürchten, der Islam gewinne zu viel Einfluss in Deutschland und unterhöhle langsam die säkularen Grundlagen unseres alltäglichen Lebens? Fremdenfeinde, Rassisten, Islamfeinde (im Wechsel mit Islamhasser), diese Worte gehören in der Diskussion über Pegida offenbar zusammen.
„Ein Wort, und schon ist man ein Nazi“, schreibt Katharina Szabo. >>“In Zeiten der Bedrohung durch Pegida ist dieses erzliberale Rezept eines friedlichen politischen Miteinanders außer Kraft gesetzt. Gilt es den Anfängen zu wehren, ist schließlich alles erlaubt. Es wird beschimpft, gemobbt, ausgegrenzt und lächerlich gemacht. Und jedem, der auch nur ansatzweise zur Vernunft mahnt oder aber Verständnis für Positionen der Demonstranten äußert, muss flugs und ohne lange Umschweife eine finstere Absicht gepaart mit völkischer Gesinnung attestiert werden. Oder am besten gleich ein lupenreiner Nazi zu sein. Sicher ist sicher. (…) Wer wie Pegida gegen eine Islamisierung des Abendlandes demonstriert, ist ein Nazi. Zwar ist die Islamisierung des Abendlandes nichts gegen die inzwischen vollzogene Islamisierung des Morgenlandes, gegen die zu demonstrieren wohl angebrachter wäre, auch aus Sympathie zu den dort geknechteten Muslimen; allerdings behaupten die Pegida-Demonstranten ebenso von sich, den Anfängen wehren zu wollen. Da haben sie Recht, das Morgenland ist verloren, präventiv kann man sich also nur auf das Abendland konzentrieren. (…) Eine wirkliche Bedrohung der Muslime dieser Welt durch Pegida-Demonstranten ist unwahrscheinlich. Im Unterschied zu den Katholiken, gegen die auch häufig und mit vermutlich ungleich höherem Hass im Herzen demonstriert wird, sind sie bis an die Zähne bewaffnet, verfügen über Ölvorkommen, Atombomben und beste Kontakte zu Linken und Grünen. Darum geht es aber auch nicht. Der Nazijäger von heute ist schließlich nicht bescheuert und setzt sich daher auch nicht dem Risiko aus, gegen tatsächliche Bedrohungen anzukämpfen. Hätte er außerdem vor, den Geißeln der Menschheit aus Genozid, Folter, Versklavung, Kindermord, Krieg und Unterdrückung die Stirn zu bieten, böte sich gemäß politischer Weltlage derzeit ohnehin nur eine Option: der Islam. Dies wiederum würde den Nazijäger aber zum Nazi machen. Und ihn darüber hinaus neben der gesellschaftlichen Ächtung auch einer nicht abzuschätzenden Gefahr für Leib und Leben aussetzen. Bekanntlich gibt es einzelne Muslime, die keinen Spaß verstehen, wenn man sie oder ihren Gott kritisiert.“<<
>> Gabriel: jetzt müssen wir die Muslime in Schutz nehmen!
Gerade hat uns Sigmar Gabriel wissen lassen, was zu tun ist, um Anschläge gegen die Meinungsfreiheit, wie eben in Paris geschehen, zu verhindern: Wir müssenen Kampf gegen die Nazis verstärken. Mehr Anti-Pegida-Demonstrationen. Denn diese hätten schließlich gezeigt, dass sich unsere Zivilgesellschaft gegen Unfreiheit wehrt.
Halten wir fest: Die Aushöhlung des Demonstrationsrechtes, indem Bundestagsabgeordnete gemeinsam mit islamistischen und antisemitischen Organisationen wie Milli Görüs, dazu Linksradikalen und oppurtunistischen Mitläufern Menschen verleumden, die von ihrem Recht auf Versammlungsfreiheit Gebrauch machen, schützt uns vor Unfreiheit. Und das strikte Verbot der Islamkritik natürlich auch. Vor islamistischen Anschlägen sowieso. Denn wenn wir alles verbieten, was Islamisten ein Dorn im Auge sein könnte, dann gibt es auch keine Anschläge. Sondern nur noch die totale Freiheit.
Wenn noch irgendwer Zweifel daran hatte, dass unsere Eliten uns permanent eintrichtern, dass zwei und zwei fünf ist, hier ist der Beweis.
https://www.youtube.com/watch?v=jBI6bOm3yZI <<
Wolfram Weimer schreibt im Handelsblatt: >>“Pegida hält der Politik einen unangenehmen Spiegel vor, in dem ihre eigenen Tabus sichtbar werden.
Das Tabu zum Beispiel, über die Probleme mit muslimischen Minderheiten in Deutschland lieber nicht zu reden. Das Tabu, dass der moderne Islamismus für das 21. Jahrhundert eine ähnliche geopolitische Bedrohung darstellen könnte wie es der Faschismus und Kommunismus im 20. Jahrhundert gewesen ist. Das Tabu, dass massenhafte Einwanderung von Menschen muslimischen Glaubens weitreichende Folgen für Europa haben wird. Das Tabu, dass es – vom Nikolausfest im Kindergarten über das Frauenbild bis zum Moscheenbau – eine alltägliche und belastende Reibung zwischen westlicher Tradition und muslimischer Forderung gibt. Das Tabu, dass unsere Einwanderungspolitik – ob sie es will oder nicht – am Ende doch Prioritäten setzen muss. Das Tabu, dass Deutschland zwar ein weltoffenes Einwanderungsland sein sollte, aber nicht jeden Flüchtling dieser Welt einfach aufnehmen kann. Das Tabu, dass die Mehrheit der Bevölkerung tolerant und weltoffen denkt und doch die eigene Kultur nur ungern zugunsten anderer beschneiden lässt.
Indem die Politik kritische Auseinandersetzungen mit islamischer Einwanderung tabuisiert, schafft sie einen immer größer werdenden Raum des Ungesagten. Das aber ist nicht gut für die Demokratie. Die obrigkeitsstaatliche Reaktion der Politik lässt den Verdacht keimen, dass sie sich ertappt fühlt mit ihren Versäumnissen und ihren schablonenhaften Denk- und Sprechgeboten.“<<
Joachim Steinhöfel schreibt: >>Die RheinEnergie versorgt Privathaushalte und Unternehmen in Köln und der rheinischen Region mit Strom, Gas, Wasser, Wärme. Gesellschafter sind zu 20% der DAX-Konzern RWE und zu 80%, teilweise über Holdingkonstruktionen, die Stadt Köln. Die Bürger der Stadt Köln sind mithin Mehrheitseigentümer. Das Unternehmen veröffentlichte heute die folgende Pressemitteilung:
„In Absprache mit der Stadt und dem Kölner Domkapitel lässt die RheinEnergie die Anstrahlung der Kölner Brücken sowie die Illumination von Altstadt und anderen historischen Gebäuden heute Abend abgeschaltet. Damit setzt das Unternehmen ein deutliches Zeichen für die ganze Stadt.“
Anlass ist die für heute geplante „Pegida“-Demonstration in Köln. Soweit ersichtlich wurden sämtliche von dieser Bewegung angemeldeten Demonstrationen bislang genehmigt, da sie sich ohne weiteres im Rahmen der verfassungsmäßigen Grundrechte der Versammlungs- und Meinungsfreiheit bewegen.
Natürlich hat Rheinenergie die Entscheidung, den Strom in der Innenstadt teilweise abzuschalten, nicht selbständig getroffen. Derartiges wäre bei Unternehmen, deren Führungsspitze mit Erfüllungsgehilfen der politischen Entscheidungsträger besetzt zu werden pflegt, ein Novum.
Dass ein mehrheitlich den Bürgern der Stadt Köln gehörendes Versorgungsunternehmen im politischen Meinungskampf instrumentalisiert wird, um in urdemokratische, grundlegende verfassungsmässige Rechte und Freiheiten einzugreifen und sich darüber hinaus anmasst „ein deutliches Zeichen für die ganze Stadt“ zu setzen, zeigt ein Ausmaß an politischer Korruption, das selbst für Köln einmalig sein dürfte.
Was kommt als Nächstes? Betriebsprüfer des Finanzamtes konzentriert auf AfD-Mitglieder ansetzen? Zoll vermehrt Unternehmen auf Schwarzarbeit untersuchen lassen, soweit “Pegida”-Mitglieder Anteile halten?
Wenn die politisch Verantwortlichen damit davonkommen, staatliche Unternehmen oder Behörden zur Bekämpfung ihnen missliebiger politischer Bewegungen oder Parteien einzusetzen, stellt dies die Grundprinzipien unseres Gemeinwesens in Frage.
In einem Land, in dem die Bundeskanzlerin in ihrer Neujahrsansprache Putin, ISIS und “Pegida” in einem Atemzug nennt, ist der Boden für politische Korruption diesen Ausmasses bereitet.<<
>>“Alle empören sich über Pegida. Aber wer empört sich eigentlich über Islamisten“, twittert das Magazin Emma und verlinkt auf einen Artikel von Alice Schwarzer, in dem sie sich fragt, wer gegen „diese neuen Faschisten“ demonstriert. Die Empörung ist wahrhaftig groß – über Schwarzer.
Auch Alice Schwarzer lässt es sich nicht nehmen, ein Statement zur Pegida-Bewegung abzufeuern und verkündet auf ihrer Webseite: “Wer den Flüchtlingen wirklich helfen will, muss auch die Gottesstaatler bekämpfen – in Syrien wie in Deutschland. Denn vor ihnen fliehen sie. Die Flüchtlinge in Deutschland sind den Islamisten in ihren Heimatländern entkommen.”
Sie schreibt weiter, ohne den Terror des islamischen Fundamentalismus hätten wir heute kein Flüchtlingsproblem in Europa und “selbstverständlich müssen wir diese Flüchtlinge aufnehmen und ihnen beistehen! Aber: Wir müssten gleichzeitig die Ursachen des Horrors bekämpfen”. Die Mehrheit frt Muslime, die sich in Deutschland wohl fühlen, hätten verdient, dass “wir zu ihnen halten. Und auf die restlichen müssten wir offensiv zugehen”.<<
Vera Lengsfeld schreibt: >>Willkommen in Dunkeldeutschland
Während sich unsere Qualitätsmedien und andere couragierte Journalisten am „Völkchen“ abarbeiten, das so winzig sein soll, dass man sich wundert, wieso ihm eine solch riesige Aufmerksamkeit zuteil wird, werden unbemerkt grundlegende demokratische Standards entsorgt, natürlich nur, um der guten Sache zu dienen.
Am Montag hat der Berliner Senat ein „Zeichen gesetzt“, wie begeistert berichtet wurde und die Beleuchtung des Brandenburger Tores abgeschaltet. Damit wurde mit viel Zivilcourage am Schreibtisch eine der wichtigsten Lehren aus der Nazidiktatur entsorgt, dass der Staat und die Verfassungsorgane sich neutral zu verhalten haben.<<
Dirk Maxeiner schreibt: >> Exklusiv made by FAZ: Kleiner Grundkurs in Demagogie
Im Zusammenhang mit dem Massenmord an Journalisten in Paris sollte man vielleicht mal eine Sekunde innehalten. Statt dessen werden die moralischen Denkfiguren immer grotesker, es ist kaum zu glauben. Zitat:
“In Dresden greift er nur zu Parolen und Plakaten. Aus dem Lager jener, denen der Hass zum Lebensinhalt geworden ist, rekrutieren sich aber auch jene jungen Männer und mittlerweile auch Frauen, die für die andere Seite mit der Maschinenpistole in der Hand in den „Heiligen Krieg“ in Syrien oder sonst wo ziehen.” Und das steht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. >>
Wolfgang Koydl schreibt: >>Alle im Bundestag vertretenen Parteien verurteilten Pegida. SPD-Justizminister Heiko Maas bezeichnete die Demonstrationen als eine «Schande für Deutschland», Bundespräsident Joachim Gauck nannte die stets gesittet auftretenden Bürgerprotestler «Brandstifter» und «Chaoten», Grünen-Chef Cem Özdemir bediente sich in den unteren Schubladen des Nazi-Vokabulars und sprach vom «weinerlichen Gesülze» einer «Mischpoche». Bei so viel Einigkeit mochten die Glaubensgemeinschaften nicht abseitsstehen. Kardinal Reinhard Marx verbot Katholiken die Teilnahme an Pegida-Aktionen, sein protestantisches Pendant, EKD-Präsident Heinrich Bedford-Strohm, sah in den Verteidigern des Abendlandes das «genaue Gegenteil von Christentum», und die Zentralräte von Juden und Muslimen warnten fast wortgleich vor der rassistischen Gefahr, auch Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer rang die Hände. «Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik wurde der Souverän (das Volk) in einer solchen Weise von den Etablierten in Parteien, Medien und Verbänden beschimpft», schrieb die Zeitschrift Cicero.
Es schlug die grosse Stunde des Anstands, der in Deutschland beschworen wird, wenn man den Gegner moralisch diskreditieren will. So forderte alt Bundeskanzler Gerhard Schröder einen «Aufstand der Anständigen» gegen die demnach wohl unanständigen Pegida-Mitläufer. Vizekanzler Sigmar Gabriel wiederum rümpfte gleichsam die Nase, als er sagte: «Anständige Leute laufen solchen Typen nicht hinterher.» Als dann auch noch Angela Merkel in ihrer Neujahrsansprache – mithin dem einzigen Anlass im Jahr, zu dem sie sich direkt an die Bevölkerung wendet – Pegida direkt attackierte, schienen alle Dämme gebrochen: Feuer frei auf die vermeintlichen Rassisten. Dabei ist es unerheblich, dass Pegida laut eigenem Positionspapier alle Kriegsflüchtlinge sowie politisch und religiös verfolgte Menschen aufnehmen und sie unter menschenwürdigen Bedingungen unterbringen und so rasch wie möglich in die Gesellschaft eingliedern will.<<
Emin Çölaşan schreibt: >>Muslimische Welt hat Terror erschaffen
Sözcü – Türkei. Das Attentat von Paris ist ein weiteres Beispiel dafür, zu welchen Grausamkeiten Muslime in der Lage
sind, wettert die kemalistische Tageszeitung Sözcü: „Nach dem Attentat wurden unsere Regierungsvertreter unruhig und riefen, als ob sie selbst die Täter wären: ‚In unserer Religion gibt es keinen Terror. Islam und Terror sind unvereinbar.‘ Nun mein Bruder, überall auf der Welt wird Terror von islamistischen
Organisationen ausgeübt. … Sie bombardieren, bedrohen mit Waffen, schneiden Köpfe und Arme ab, entführen und
vergewaltigen. … Wie kommt es, dass die Lotterie immer unsere Religion trifft? Weil von Muslimen eine islamische Welt erschaffen wurde, in der Kritik verboten ist, es weder Gedanken- noch Meinungsfreiheit, ja überhaupt keine Freiheiten gibt. Alles wird mit Blut, Waffen und Druck gelöst. Frauen gelten als Bürger dritter Klasse und Sklaven. … Wer eine Waffe in der Hand hat, hat die Macht. Und das alles nur, um die Regeln des Islams zu verwirklichen.“ <<
http://sozcu.com.tr/2015/yazarlar/emin-colasan/islam-ulkelerinin-zavalliligi-704254/
Ulrich Sahm schreibt: >>„Der Feind kann nicht bekämpft werden, wenn man ihn nicht einmal beim Namen nennen will.“ So der Haaretz-Kommentator Ari Schavit im israelischen Fernsehen. Europäische (wie auch israelische) Linke seien unfähig, islamischen Faschismus, der das Ziel habe, die liberale Ordnung Europas aus den Angeln zu heben, als „Faschismus“ zu bezeichnen. Das sei ein gesamt-europäisches Problem. Aus Angst, Moslems auszugrenzen, werde versucht, selbst den „Islamischen Staat“ nicht mit dem Islam in Verbindung zu bringen.
Die Unfähigkeit der Franzosen, die Attentäter der vergangenen Tage in Paris rechtzeitig auszumachen, liege an der französischen Verfassung, sagte der israelische Botschafter in Paris, Jossi Gal. Die französische Verfassung verbiete es, nach der Religionszugehörigkeit zu fragen. Der Botschafter erzählte von israelischen Geheimdienstleuten, die ihren französischen Kollegen vorschlugen, ein sogenanntes „Profiling“ einzuführen, also verdächtige Personen gemäß bestimmten Kriterien herauszufiltern.
So betrachten die Israelis Flugpassagiere als besonders verdächtig, wenn sie männliche Einzelreisende, Araber oder Moslems sind oder Stempel arabischer Länder im Pass haben. Ähnlich gehen auch die Amerikaner vor. Doch die Franzosen hätten die Israelis wegen dieses Vorschlags „hochkantig rausgeworfen“.
Ein „Pauschalverdacht“ gegen religiöse oder ethnische Gruppen widerspreche französischen Grundrechten und Vorstellungen von Freiheit und Menschenrechten. So sei es in Frankreich „verboten“, von Moslems, Islam oder Islamisten zu sprechen. Deshalb sei in der französischen Berichterstattung über die Ereignisse in der Redaktion von Charlie Hebdo, dem Mord an einer Verkehrspolizistin sowie beim Überfall auf den Supermarkt Hyper Cascher mit keinem Wort erwähnt worden, dass die Täter einen islamistischen Hintergrund hatten.
Aus amerikanischen Quellen kam der Hinweis, dass Saïd Kouachi im Jemen war und dort in einem Camp von EL Kaeda an Waffen ausgebildet worden sei. Gleichzeitig wurde bekannt, dass er und sein jüngerer Bruder Chérif auf der amerikanischen no-fly-Liste standen, dass ihm ein Flug in die USA verboten sei.
Der französische Geheimdienst habe die Augen verschlossen und Saïd Kouachi nicht nach Absitzen einer Gefängnisstrafe beschattet. Der IS-Prediger Abu Saad al-Ansari hatte in Mosul behauptet: “Wir haben mit der Operation in Frankreich begonnen, für die wir die Verantwortung übernehmen.” Und weiter: “Morgen werden es Grossbritannien, die USA und andere sein.” Diese Behauptung sollte wohl mit Vorsicht genossen werden, zumal andere Quellen einen Zusammenhang mit El Kaeda aus dem Jemen herstellen. Dennoch muss hier vermerkt werden, dass im Gazastreifen und anderswo im Nahen Osten die Attentäter auf Charlie Hebdo bejubelt wurden.
In Europa weigert man sich, einen Zusammenhang zwischen den Terroristen und jenen zu sehen, die ihnen zujubeln. Erst kürzlich hat das Europäische Gericht die EU aufgefordert, die Hamas von der europäischen Terror-Liste zu streichen. Gleichwohl bestätigen Aussagen der Attentäter und frühere Interviews mit ihnen, dass es Verbindungen zu dem Geflecht islamistischer Organisationen gab, zu IS wie zu El Kaeda.<<
Islamkritiker oder -gegner kommen nicht mehr vor, nur Hasser und Feinde. Was aber wäre ein Islamfreund? Welchen Grund hätte ich, eine Islamfreundin zu sein? Ich kann die Freundin von Muslimen sein, aber nicht Freundin dieser unaufgeklärten Religion mit politischem Anspruch, deren Hasspotenzial offenbar so groß ist, dass es gerade die ganze Welt erschüttert.
Vom Burkini bis zur Riesenmoschee
An der augenblicklichen Misere haben alle Parteien Anteil. Die einen haben bestritten, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, als es längst eins war, weshalb wir bis heute kein Einwanderungsgesetz haben. Die anderen haben „Zwangsgermanisierung“ geschrien, als Lehrer, Eltern und Schüler einer Berliner Schule beschlossen, dass auf dem Schulhof nur noch deutsch gesprochen wird.
Alle Parteien gemeinsam haben die doppelte Staatsbürgerschaft bis ins xte Glied beschlossen, was angeblich die Integration befördern soll, vermutlich aber nur ein Akt der Wählerrekrutierung ist.
Von Burkinis, Klassenfahrten, Riesenmoscheen, Gebetsräumen in Schulen, neuerdings auch von „Wintermärkten“ und dem irren Vorschlag, islamische Lieder (?) in christlichen Kirchen zu singen, oder von der absurden Milde deutscher Gerichte gegenüber den kulturellen Eigenheiten der muslimischen Migranten, die erst für Aufregung sorgte, als eine Frankfurter Richterin einem muslimischen Mann das Recht zusprach, seine muslimische Frau zu verprügeln, will ich gar nicht erst sprechen.
Die stärksten Verbündeten wären dabei die säkularen Muslime, Menschen wie Seyran Ates, Necla Kelek, Hamed Abdel Samad, Güner Balci, die so wenig wie Christen und Atheisten wünschen, dass der Islam in Deutschland mehr Rechte und Raum beansprucht, als einer Religion in einem weitgehend säkularen Land zusteht.
Statt dessen hat die Regierung es vorgezogen, dem Druck der Islamverbände nachzugeben und die säkularen Kräfte von der Islamkonferenz auszuschließen. Warum sprechen wir überhaupt von viereinhalb Millionen Muslimen in Deutschland und akzeptieren damit den Anspruch des Islam, dass jeder, der als Muslim geboren wurde, ein Leben lang Muslim bleiben muss?
Der säkulare Staat sollte im Mittelpunkt stehen
Wissen wir, wie viele von den in Deutschland lebenden Türken, Persern und Arabern gläubige Muslime sind und wer von ihnen die Rechte, die islamische Verbände einfordern, überhaupt haben will? Die Grenze verläuft nicht zwischen Muslimen und Nichtmuslimen, sondern zwischen den Verteidigern des säkularen Staates und denen, die ihn unterlaufen wollen oder aus politischem Kalkül aufs Spiel setzen.
Es ist doch möglich, dass vielen der Dresdener Demonstranten auch solche Gedanken durch den Kopf gehen, wenn sie Herrn Mazyek wieder einmal in einer Talkshow begegnen, wo er in sultanesker Pose behauptet, der Salafismus hätte mit dem Islam nichts zu tun oder es brauche einfach noch mehr staatliche Förderung, um einen Teil der in Deutschland geborenen türkisch- und arabischstämmigen jungen Männer zum Schulbesuch zu animieren.
Der Vorwurf, die Dresdener hätten in Ermangelung von Muslimen in Sachsen überhaupt keinen Grund, sich vor der Islamisierung zu fürchten, ist in einer Zeit, da das politische Bewusstsein sich wenigstens zur Hälfte an den Medien, vor allem am Fernsehen bildet, ohnehin wohlfeil. Schließlich kannten die 12.000 Münchener Gegendemonstranten Pegida auch nur aus dem Fernsehen oder den Zeitungen.
Pegida und das Weihnachtsfest
An diesem Montag vor Weihnachten stand auf dem Pegida-Programm das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern. Obwohl Zettel mit den Texten herumgereicht wurden, fiel der Versuch eher kläglich aus. Aber wenn danach Herr Alboga von der Ditib, die christlichen Kirchen und SPD-Funktionäre den Demonstranten Missbrauch christlicher Lieder vorwerfen, kann ich darin nur eine unbegreifliche Anmaßung sehen.
Weihnachtslieder sind nun einmal von Natur aus christlich konnotiert, aber sie gehören zu jeder deutschen Kindheit, ob christlich oder nicht. Selbst in der atheistischen DDR wurden Weihnachtslieder gesungen.
So unvollkommen der Gesang an diesem Abend war, klang er aus manchen Gruppen, die auf dem Theaterplatz versammelt waren, ganz inbrünstig. Hätten die Gegendemonstranten auf dem Postplatz sich nicht darauf beschränkt, die Pegida durch Pfeifkonzerte zu stören, sondern hätten sie textsicher und stimmkräftig bewiesen, dass sie die wirklichen Bewahrer der Kultur und christlicher Werte sind, dann hätte es ein Triumph für sie sein können.
Tradition und christliches Erbe
Aber vielleicht liegt ihnen so viel Traditionalismus und christliches Erbe ja fern. Überhaupt fällt mir auf, dass über Tradition und Heimat in der meinungsbestimmenden Öffentlichkeit vor allem dann warmherzig und verständnisvoll gesprochen wird, wenn es um fremde Traditionen und anderer Menschen Heimatländer geht, während die gleichen Begriffe, auf Deutschland bezogen, entweder ironisch benutzt werden oder dem Verdacht überholter nationaler Denkungsart oder Schlimmerem ausgesetzt sind. Warum eigentlich?
Indem ich dieses „Warum eigentlich“ schreibe, weiß ich, was die Antwort sein wird. Die deutsche Geschichte. Ja. Und trotzdem ist Deutschland Heimat, und trotzdem dürfen den Deutschen Traditionen etwas bedeuten.
Seit alle Parteien sich um den Platz in der Mitte streiten und die CDU den konservativen Teil der Bevölkerung sich selbst überlassen und die liberale Partei sich selbst zugrunde gerichtet hat, seit das Wort Normalität nur noch in Anführungszeichen benutzt werden kann, aber jede Minderheit nicht nur Akzeptanz, sondern Deutungshoheit beansprucht, seitdem war es nur eine Frage der Zeit, wann sich am verwaisten konservativen Flügel der Gesellschaft eine politische Kraft ansiedeln würde.
Die Attacken treiben Pegida Anhänger zu
Aber statt das explosive Erscheinen der AfD als Folge der eigenen Politik zu erkennen, behandeln alle Parteien den neuen Konkurrenten wie einen Aussätzigen, mit dem man besser nicht an einem Tisch sitzt, und wenn sich das nicht vermeiden lässt, in einer Talkshow zum Beispiel, fällt man wenigstens gemeinsam über ihn her, als wäre er nicht der Vertreter der eigenen abtrünnigen Wählerschaft.
Auch solche Szenen sind es, die der Pegida die Anhänger zutreiben. Bei Plasberg und Co. wird ihnen vorgeführt, mit welcher inneren Kraft und Nervenstärke die Meinungsfreiheit bezahlt werden muss, wenn man sie in Anspruch nimmt.
Und wer sich weder die Kraft und Nervenstärke, noch die rhetorischen Fähigkeiten zutraut, glaubt nicht mehr an die Meinungsfreiheit. Aber montags auf dem Theaterplatz, als einer von zehn- oder fünfzehn- oder siebzehntausend, wenn er nicht einmal selbst sprechen muss, sondern nur diese Sprüche rufen: Wir sind das Volk! und Lügenpresse, Lügenpresse! und selbst wenn eine so windige Gestalt wie Lutz Bachmann für ihn spricht, kann er endlich seinen Unmut lauthals kundtun.
Vielleicht aber führt die reflexhafte Unterstellung, es handele sich bei Pegida nur um eine Ansammlung von Rassisten und fremdenfeindlichen Subjekten, Nazis eben, die es unter den Demonstranten zwar auch gibt, aber nicht in der Mehrzahl, vielleicht führen gerade diese Abwehrkanonaden dazu, dass die Menschen, die keine Rassisten sind, schon gar keine Nazis, sich solchem Verdacht nicht länger aussetzen wollen und statt ihrer dann andere, wirkliche Rassisten und Fremdenfeinde auf dem Platz demonstrieren.
Bei der Heimfahrt, auf der Ausfallstraße in Richtung Berlin fielen uns die vielen Autos mit Berliner und Brandenburger Kennzeichen auf, und an der Tankstelle sahen wir sie dann, die Nazis mit Glatzen und Thor-Steinar-Jacken. Die waren also auch da. Denen und ihren weniger auffälligen Geistesbrüdern keinen Platz und keine Stimme zu geben, ist die einzige richtige Antwort.
Mit allen anderen aber müssen sie reden. Sie müssen wieder lernen, andere Meinungen zu ertragen, ohne in ihren Vertretern nur Feinde und Abschaum zu sehen. Sie preisen die offene Gesellschaft und verweigern die offene Diskussion. Pegida ist nicht die Krankheit, Pegida ist nur ein Symptom.
Siehe, ich sende euch wie Schafe inmitten von Wölfen; so seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben. -Matthäus 10,16-
Dieser Artikel handelt nicht vom falschen Gutmenschen, der lediglich die Maske des Gutmenschen trägt, um seine eigentliche Agenda zu verbergen. Ein solcher Pseudogutmensch ist Demagoge, Heuchler und Lügner, Diener anderer Interessen, morallos, lediglich dem eigenen finanziellen oder karrieristischen Vorteil verpflichtet und begegnet uns vor allem in Gestalt hochrangiger Grüner oder rückgratloser konservativer Politiker. Nein, dieser Artikel handelt vom Gutmenschen, der nach bestem Wissen und Gewissen glaubt, der “guten Sache” zu dienen.
Der moderne, sozial und ökologisch engagierte deutsche Gutmensch trat zuerst im kirchlichen Umfeld Baden-Württembergs in Erscheinung. Er bildete die Basis der frühen grünen Bewegung. Baden-Württemberg, Christlich-pietistisch geprägt und sehr wohlhabend. Das Land, das stets die Fleißigeren, Ordentlicheren, Genaueren, Geschickteren, Erfinderischeren, Frommeren – kurz, die Besseren hervorbrachte. Von hier zog die grüne Bewegung aus, das Land zu erobern. Hierher kam die grüne Bewegung Jahrzehnte später zurück, um im ersten Flächenbundesland einen Ministerpräsidenten zu stellen.
Aus den Besseren waren über die Zeit die Guteren geworden, welche das Land seit Jahren in eine tiefe Wertekrise stürzten, wie beispielsweise die derzeitige Auseinandersetzung um die geplante Frühsexualisierung zeigt.
Es müssen ursprünglich durchaus verständige Menschen gewesen sein, die die Mißstände und Zusammenhänge einer unvollkommenen Welt erkannten. Etwa die durch intensive industrielle Naturnutzung entstehende Umweltbelastung. Die sich dazu berufen und befähigt fühlten, diese Unvollkommenheit zu ändern. Zu bessern. Es müssen Menschen mit sehr hohen ethischen Ansprüchen gewesen sein. Und es müssen Menschen gewesen sein, die materiell keine Not kannten. Denn wer auf den untersten Stufen der Bedürfnispyramide um Existenzielles ringen muss, wird kaum die Muse finden, über allgemeine Weltprobleme ins Philosophieren zu geraten. Er wird weder vom Wunsch beseelt sein, die gerne auch erfundenen “Nöte” der Allgemeinheit zu lindern, noch über die Mittel verfügen, sich diesbezüglich tatkräftig zu engagieren.
Was war nun aber das Neue am modernen deutschen Gutmenschen? Denn gute Menschen christlicher Prägung, die unsere Nation beeinflussten, hatte es schon immer gegeben. Wieso nun wird der derzeitige Gutmensch so ganz anders beurteilt (außer von ihm selbst) – nämlich geradezu als Synonym für Verblendung und Irregeleitetsein, wobei er auch vor meinungsdiktatorischem Gebaren nicht zurückschreckt? Worin liegt der Sündenfall des modernen deutschen Gutmenschen?
Die Antwort lautet: Der moderne deutsche Gutmensch christlicher Prägung ist falsch abgebogen. Er hat an einem Punkt eine falsche Schlussfolgerung gezogen.
Alle früheren christlichen “Gutmenschen” handelten aus einer Gewissensverpflichtung gegenüber Gott. Dabei wussten sie – denn das lehrte sie ihr Glaube – dass der Anspruch, dem sie nacheiferten, sich zwar aus dem Glauben ableitet, diese Welt aber trotz allem immer eine unvollkommene bleiben würde. Unvollkommen deshalb, weil die Welt der Sünde unterworfen war, jenem Prinzip, das Menschen stets dazu treibt, eigensüchtig, räuberisch und verwerflich zu handeln. Die alten christlichen “Gutmenschen” wie Luther, Franke oder Zinzendorf agierten nie entkoppelt von diesem Bewusstsein.
Jede soziale Verbesserung begriffen sie deshalb als äußere Folge der inneren Erneuerung des Menschen. Und in der Tat: Gesellschaften, in denen sich die lutherisch-pietistische Ethik etablieren konnte, erlebten in der Breite einen zivilisatorischen Aufschwung (sofern Kriege diesen nicht wieder zunichte machten), der in der deutschen, ja in der Weltgeschichte nicht seinesgleichen hatte: Abschaffung der Sklaverei, die Vereinheitlichung von Sprache und Grammatik, die Verbesserung der allgemeinen hygienischen Zustände, Abnahme von Säuglings- und Kindersterblichkeit, höhere Lebenserwartung, Einführung eines allgemeinen Bildungswesens, sprunghafte Entwicklung von Naturwissenschaft, Forschung und Technologie, die sukzessive Gleichberechtigung der Frau, eine institutionierte medizinische Versorgung, Sorge um körperlich und geistig Behinderte, die Hochkultur der abendländischen klassischen Musik usw.
Kommen wir zurück zum gegenwärtigen, wohlhabenden und frommen Gutmenschen. Dieser blickte sich um, erkannte seine eigene Privilegiertheit und kam ebenfalls zu der Erkenntnis, handeln zu müssen. Allerdings hatten Jahrzehnte des materiellen wie geistigen Wohlergehens sein Urteilsvermögen geschwächt. Weshalb er einen falschen, leider tragischen Schluss zog: dass es nämlich das Wohlergehen an sich sein müsse, welches das eigentliche Ziel des irdischen Wirkens darstellt. Denn im Wohlergehen vermeinte der Gutmensch, den göttlichen Segen zu erkennen. Wohlergehen für alle zu schaffen, könnte also gar nichts anderes als praktische Ausübung des Evangeliums sein. Was übrigens das derzeitige theologische Leitbild der evangelischen Kirche recht gut zusammenfasst.
Somit holte der moderne Gutmensch – gleich den Kommunisten – in einem Anflug ehrgeiziger Hybris den Himmel auf die Erde herunter und investierte forthin sein Engagement in die Architektur des irdischen Paradieses. Welches zu bauen ihm, das hatte er leider übersehen, sein Glaube, dem gemäß zu handeln er sich wähnte, allerdings nie aufgetragen hatte.
Der grüne Sozialismus alter Klassenkämpfer-Prägung erkannte im christlichen Gutmenschen schnell den nützlichen Idioten für die eigenen Pläne. Die große Schnittmenge beider Weltbilder führte bald zu einer Verschmelzung von sozialistisch und christlich-gutmenschlich; es entstand eine erweiterte, alles durchsäuernde grün-sozialistisch-gutmenschliche Quasireligion. Sie hält heute die Deutungshoheit über nahezu alle gesellschaftlichen Prozesse und hat tatsächlich sämtliche Merkmale einer Religion: heilige Schriften (z.B. Weltklimareport), Priester und Propheten (Experten und Wissenschaftler), Schriftgelehrte (Lehrstühle), eine geschlossenes Lehrsystem, einen eigenen Ablasshandel (CO2-Zertifikate, Ökosteuer), Märtyrer und selbstverständlich einen Gott: die neue One World, die eine Erde voller Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau, Arm und Reich, Schwarz und Weiß, Mensch, Tier und Umwelt.
Grüne und Sozialisten, den Kampf auf der Straße seit jeher gewohnt, bilden in dieser Legierung die Ideengeber, artikulieren Forderungen und Ansprüche, während die Kirchen, die sich seit Jahren in ihrem betulich-notfreien Dasein eingerichtet haben, diese Forderungen humanistisch verbrämen und per Segenserlass mit einem vermeintlich ethischen Kleister wasserdicht machen. Selten hat es in der deutschen Geschichte eine vergiftendere Allianz gegeben.
Doch an der Wurzel der gutmenschlichen Bewegung nagt der Wurm, angezogen von einem fäulnisartigen Geruch, den die Knolle unter der Erde verströmt: der Duft des stolzgeschwellten, leider naiven, wehr- und schutzlosen Wohlstandes, der Duft des abgeschlafften Kampfgeistes. Der Duft einer verweichlichten Generation, der es zu gut geht, weil sie gar nicht mehr weiß, was es bedeutet, das mühsam erworbene Eigene zu erhalten und zu verteidigen. Es ist der fäulnisartige Duft derer, die Krieg, Bedrohung und Mangel nie erlebten, die stets alles im Überfluss hatten, die der durch die Frankfurter Schule vergifteten Liebe zu Herkunft und Abstammung mit Toleranz begegnen, weil das angeblich immer eine gute Haltung ist. Die die gesellschaftlichen Experimente als übliche Veränderung und scheinbare Notwendigkeit auf dem Weg zu einer besseren Welt verstehen lernte. Die das sozialistische Projekt des Generationen- und Gesellschaftsabrisses nicht sehen will, weil sie den ungeheuerlichen Frevel am Eigenen weder begrifflich noch emotional erfassen kann. Sie hat dafür schlicht kein Instrumentarium, da die meisten Worte, die dies ermöglichen würden, mit dem Fluchbann “Nazi” belegt und somit tabuisiert sind.
Das vorangestellte Zitat aus dem Matthäus-Evangelium nennt nun vier Tiere, zwei gegenpolige Paare: Wölfe und Schafe, Schlangen und Tauben. Der eigentliche “Gutmensch”, der wirklich gute Mensch christlicher Prägung, soll rein wie eine Taube, friedlich wie ein Schaf und klug wie eine Schlange sein.
Es ist die Klugheit einer Schlange, die hier am schwersten zu verstehen sein dürfte. Weshalb wir diesen Punkt einmal auslegen wollen. Der Schlange als denkendes Wesen – nur als solches kann sie Klugheit besitzen – begegnet der Leser der Bibel in der Schöpfungsgeschichte. Sie ist der Satan, der sich ins Paradies einschleicht und Eva verführt, die dann wiederum Adam verführt. Das Versprechen der Schlange war Erkenntnis – also Wissen und Klugheit.
Wenn also der eigentliche “Gutmensch” klug wie Schlangen sein soll, so bedeutet das, er muss fähig sein, das Böse zu begreifen, weil die Schlange nun einmal für das Böse steht. Er darf dem Bösen nicht ausschließlich naiv begegnen. Sondern er muss gleichzeitig naiv (Taube) und klug (Schlange) sein. Sein Handeln soll rein sein, dabei aber dennoch das Böse klar benennen und dort verorten, wo es tatsächlich ist. Was eben voraussetzt, dass man das Böse kennt und einzuordnen weiß.
Jener heute in die Verachtung geratenen Karrikatur des Gutmenschen, die den Zuwanderungsströmen mit weit geöffneten Armen begegnet, die glaubt, es handele sich tatsächlich um Flüchtlinge, die glaubt, diese kämen aus humanitärer Not hierher, die glaubt, mit Windkraft und Solarstrom würde die Umwelt gerettet, die glaubt, straffällig gewordenen Jugendlichen begegne man am besten mit Anti-Aggressions-Training, die glaubt, die Gesellschaft über eine möglichst hohe und gleichmäßige Deckung mit Sozialpädagogen befrieden zu können, die argwönisch ein Auge auf ihren Nachbarn und dessen Art der Kindererziehung geworfen hält und das Jugendamt bei einem Klaps auf den Hintern informiert, aber bei einer ungleichen Prügelei auf dem Bahnhof schnell vorbeigeht, weil man da eh nichts machen kann, die Kirchenpredigten missbraucht, um zum Frieden in Afghanistan oder zur Gleichstellung der Geschlechter aufzurufen, die glaubt, mit dem Islam könne man in einen “Dialog” treten, die glaubt, Medien zur Volks(um)erziehung “gebrauchen” zu können, wäre im Sinne der guten Sache legitim, die immer noch an eine Diskriminierung von Homosexuellen glaubt, die in Ausschüssen und Gremien eine Vergenderung der Gesellschaft unterstützt, weil sie glaubt, es ginge hierbei um die Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen und die nichts bedrohlicher findet als Putin oder die sogenante “Gefahr von Rechts” – dieser Karrikatur eines Gutmenschen geht die Klugheit von Schlangen leider vollständig ab.
Dieser Gutmensch ist nur das Schaf und nur die Taube. Jedem Wolf und jedem Falken fällt er zum Opfer. Ja, er öffnet dem Wolf im Schafspelz sogar treuherzig das Gatter, und bittet ihn herein. Das eigentliche Spiel durchschaut der Gutmensch nicht. Er ist hoffnungslos arglos und harmlos. Er ist von peinlichster Pflichterfüllung getrieben, von einer unsäglichen Ängstlichkeit, etwaige Regeln nicht zu verletzen, ja nichts falsch zu machen, von einer alles übertönenden “Vernünftigkeit”, die weit über jedes gesunde Maß hinaus geht und verhindert, dass er auch nur einmal etwas Wagemutiges, etwas Unberechenbares, etwas Verrücktes unternehmen könnte. Dass er Widerstand leisten könnte. Denn: Was könnte er schon ausrichten?
Ja – die Welt wäre ein friedlicherer, möglicherweise sogar ein besserer Ort, wenn alle so wären wie er. Doch sind sie das nicht. Er, der Gutmensch, ist die Ausnahme. Er ist quasi gar nicht von dieser Welt, seine ruhige, wohlanständige Heimat ist nicht von dieser Welt. Sie ist vielmehr eine Oase inmitten des Chaos. Genauer gesagt, war sie das, denn nun strömt das Chaos ungebremst in seine heile Welt. Das blendet er aber aus, indem er sich entschlossen hat, unbeirrt weiter an “das Gute” zu glauben. Und dieser Glaube macht ihn blind.
Der wahre Gutmensch dagegen, wie er sein sollte, glaubt sowohl an das Gute, als auch an das Böse. Er sollte abwehren und annehmen. Er sollte verteidigen und beschenken. Er sollte die tatsächlichen Ursachen anprangern Lösungen aufzeigen. Er sollte den billigen Zauber der Täuschungen durchschauen. Er sollte nicht daran glauben, dass Zuwanderer im Asylbewilligungsstatus sich gut benehmen werden, sondern wissen, dass dies in vielen Fällen eben genau so nicht sein wird. Er sollte nicht daran glauben, dass wir als Gesellschaft die “Herausfordung” der Flüchtlinge meistern werden, wenn wir uns nur alle genug anstrengen. Sondern wissen, dass die Fremdheit der fremden Kultur(en) mit unserer unvereinbar widersprüchlich sind. Er sollte nicht darauf hoffen, dass schon alles irgendwie gut ausgehen wird. Sondern wissen, dass es nicht gut ausgehen kann.
Weil er weiß, wie schwer – ja oft unmöglich – allein die Integration eines Anhaltiners in Bayern ist und er deshalb so realistisch ist, anzunehmen, dass die Integration eines nicht Deutsch sprechenden Türken oder eines Mauretaniers unvergleichlich viel unwahrscheinlcher sind. Geschweige denn Hunderttausende Araber oder Menschen aus der Sahelzone.
Der wohlhabende Gutmensch, der nie wirkliche Not erlitt, weiß von alledem nur aus Büchern. Er lebt in einer theoretischen Welt bzw. in einer Welt, in der er die Realität seiner Theorie anpassen will. Das hat noch nie funktioniert. Die erbarmungslose Realität ist ihm fremd, weil sein Leben stets behütet und in geordneten Bahnen verlief. Er handelt nach dem Credo: Was ich selber denk’ und tu’, trau’ ich auch den andern zu. Weil er nun selbst ein Gutmensch ist, geht er davon aus, dass auch alle anderen sich wenigstens ein bisschen wie Gutmenschen verhalten könnten, sofern man ihnen nur ausreichend sozialpädagogisch unter die Arme griffe.
Angesichts der Zustände in Deutschland muss man unseren christlichen Weltverbesserern leider das Scheitern auf ganzer Linie attestieren – ein Scheitern, das für alle tragisch und fatal ist. Denn Ehrenamt, untere politische Kreise, Kirchen, Bildungsstätten, Medien, Bürger- und Sozialbewegungen, Umwelt- und Kulturverbände sind voll mit unserem naiven Gutmenschen. Was in diesen Institutionen beschlossen wird, steuert, kittet oder spaltet das Land.
Natürlich, sie werden auch an vielen Stellen dringend gebraucht, unsere hoch engagierten, an christlicher Ethik orientierten, aufopferungsvollen Gutmenschen. Doch ihnen fehlt oft das Verständnis für das Böse – also die “Klugheit”. Es werden sich aber nur die Wölfe durchsetzen, wenn die Tauben und die Schafe nicht endlich auch die Klugheit der Schlangen annehmen. Doch vielleicht liegt es in der Natur der Sache, dass gerade dem nicht so sein kann.