Freudsche Psychoanalyse
Warum ist die Freud`sche psychoanalytische Sicht not-wendend?
Ein alter jüdischer Witz lautet:
In einer dunklen Gasse sucht ein Mann im Licht einer Strassenlaterne seinen Hausschlüssel. Ein Spätheimkehrer kommt vorbei und bietet ihm seine Hilfe an. Nachdem beide eine Zeitlang erfolglos im Licht der Laterne nach dem Schlüssel gesucht haben, fragt er den Pechvogel, wo genau er seinen Schlüssel denn verloren habe. Darauf antwortet dieser, daß ihm der Schlüssel dort drüben, direkt vor der Türe im dunklen Hauseingang, aus der Hand gefallen sei. Und als er gefragt wird, warum er dann so weit entfernt vom Verlustort suche, antwortet er: „Im Hauseingang ist es sehr dunkel, da sehe ich ja nichts, hier dagegen habe ich genügend Licht.“
Wer Erklärungen für menschliche Verhaltensweisen sucht, nach den Ursachen fragt und Lösungen anstrebt, wird sich zurecht dem Lichte der empirischen psychologischen Wissenschaft anvertrauen, die auch durchaus das Problem zu erhellen vermag. Er wird sich jedoch nach einiger Zeit verwundert fragen, aus welchem Grunde man trotz der erhellenden Sichtweise dem Problem noch keinen Schritt nähergekommen ist. Die Ursache liegt wohl noch im Dunkeln. Wie aber soll man im Dunkeln suchen? Der „Lichtkegel“ der empirischen Psychologie wird begrenzt durch den Schirm der computerisierten Meßmethoden (um den sie auch stets sehr besorgt ist, damit sie sich vor den Anfeindungen `rational` denkender Kritiker und einer skeptischen Öffentlichkeit zu schützen und sich als die „wahre“ Wissenschaft zu präsentieren vermag).
Die Seele des Menschen bleibt jedoch der dunkle Kontinent, als den ihn schon Freud bezeichnet hat und alle Versuche, ihn nach streng positivistischen, empirisch wissenschaftlichen Maßstäben zu erforschen, haben uns zwar interessante Einblicke gewährt, insgesamt jedoch blieben die Bilder, die man von diesem Kontinent erhielt, seltsam leblos, als prüfe und untersuche man stets nur nach Lage und Anzahl, Größe und Breite die Spuren der dort heimischen Lebewesen, ihre Fährten im Sand, ihre Ausscheidungen, jedoch nie wohin diese Spuren führen, nie das Lebewesen selbst, das immer bereits verschwunden ist, wenn der empirische Wissenschaftler mit seinen Gerätschaften anrückt.
Psychoanalyse ist ebenso eine Wissenschaft wie die Psychologie, jedoch geht es in ihr mehr um das Verstehen als um das messende Untersuchen. Überspitzt ließe sich der Unterschied in folgendem Beispiel darstellen:
Der Psychologie wird die Frage gestellt: Was ist ein Apfel? Ein empirischer Psychologe beschäftigt sich mit dem Problem und kommt schließlich zu dem Ergebnis, daß ein Apfel aus zwei Hälften besteht. Ein weiterer Psychologe berichtigt den ersten, daß ein Apfel vielmehr aus vier Vierteln bestehe, ein anderer korrigiert wiederum den zweiten, er bestehe aus acht Achteln. Sie alle haben recht.
Ein Psychoanalytiker jedoch wird sich zunächst fragen: Wie ist ein Apfel? Was mache ich mit dem Apfel? Ist es sinnvoller, ihn zu essen oder ihn gegen eine Wand zu werfen? Was empfinde ich dabei? Es ist ihm also nicht so wichtig, woraus der Apfel besteht, sondern er nimmt ihn als das, was er ist und fragt sich: Welches Verständnis habe ich von diesem Apfel? (Zur Kritik vor allem an den Methoden der empirischen Psychologie ließe sich noch weitaus mehr anführen. Beispielsweise ist es unter Eingeweihten eine weit verbreitete Tatsache, daß Untersuchungen durchgeführt werden nach Art des unfehlbaren Schützen: Man schießt einen Pfeil ab und dort, wo er auftrifft, malt man später eine empirische Zielscheibe darum. Ein Wissenschaftler meinte, er glaube nur einer Statistik, die er selbst gefälscht habe.)
Das Licht der empirischen Psychologie reicht nicht. Man muß auf die Knie und mit den Händen tasten, man muß ohne das Licht auskommen, lernen, sich im Dunkel zu bewegen, bis ein anderer Sinn als der unserer Augen uns den Weg zu weisen vermag. Ein Blinder erweckt normalerweise den Eindruck, als fehle ihm eine wesentliche, ja die wichtigste Fähigkeit des Menschen. Im Dunkeln jedoch, da, wo das Licht nicht hinreicht, weiß er sich sicher zu bewegen.
Das Es oder: Was treibt uns ?
Die kopernikanische Wende im Verständnis des Menschen von sich selbst führte Sigmund Freud mit der Erkenntnis herbei, daß der Mensch nicht vorwiegend bewußt sein Denken und seine Handlungen bestimmt, sondern daß es vorwiegend ihm unbewußte Gefühle sind, die ihn bewegen, daß der Verstand, die Intelligenz des Menschen meistens lediglich die Magd seiner ihm größtenteils unbewußten Affekte ist.
Diese Entdeckung Freuds kränkt den im allgemeinen größenwahnsinnigen Menschen, ebenso, wie die Erkenntnis Darwins, daß der Mensch nicht von irgendeinem Gott geschaffen wurde, sondern vom Ur-Affen abstammt, ihn in seinem Stolz verletzte; ähnlich wie die Erkenntnis des Kopernikus, daß die Erde nicht das Zentrum des Weltalls ist, und wie die Erkenntnis von Marx, daß Reichtum nicht durch Arbeit entsteht (sonst wären alle Arbeiter Millionäre), sondern durch die Ausbeutung von Menschen, die ihre Arbeitszeit verkaufen, durch Menschen, die mit ihrem Geld diese Arbeitszeit kaufen (wodurch das Geld dieser immer teurer und die Arbeit jener immer billiger wird) und daß der Nationalismus den praktischen Zweck hat, diese Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital unter dem Make-Up einer nationalen Einheit zu verstecken. *Sinnigerweise werden diejenigen, die Ihre Arbeit verkaufen „Arbeitnehmer“, und diejenigen die diese Arbeit billiger kaufen und teurer verkaufen „Arbeitgeber“ genannt, was den Zusammenhang sprachlich in seinen Gegenteil verdreht und verfälscht.
Freud war der Ansicht, daß der Verstand des Menschen nicht „der Herr im eigenen Haus“ ist. Er verglich die Situation des Menschen mit einem Reiter (das ICH) auf einem Pferd (das ES), wobei das Pferd bestimmt, wohin sich die beiden bewegen. Er sah den Menschen vielmehr als einen Bewegten denn als einen Bewegenden, vielmehr als ein determiniertes denn als finales Wesen, vielmehr als ein Objekt seines Unbewußten denn als ein Subjekt. Heute würde Freud vielleicht sagen, daß der Mensch ein vorprogrammiertes Wesen ist, wie ein Roboter, offen für alles, was seinen wahnhaften Stolz bestätigt und blind gegenüber allem, was seinem Größenwahn widerspricht.
„Auf einen einzutreten macht Spaß. Das erste Mal faßt man sich an den Kopf, aber das zweite, dritte Mal, da reizt es einen, mitzumachen. Größtenteils gehen wir nur noch hinter den Kanaken her, Türken. Und wenn ich daran denke, wie die sind, hab` ich kein Erbarmen“, sagt ein rechter Skin aus dem Osten. Gewalt begeistere ihn, sagt auch Klaus. Deshalb habe er ‚Sieg Heil‘ mitgebrüllt, in der Gruppe. ‚Ich weiß auch nicht, was da in mir vorgeht, wenn ich das einfach mitmache. Das gibt so `nen Kick. Das hat mit Krieg zu tun.‘ (..) Den Haß auf die Ausländer, da ist sich Klaus ganz sicher, ‚krieg` ich nicht mehr los‘.( Dachs, Gisela: Den Haß krieg` ich nicht mehr los. In: Die Zeit Nr.1 vom 1.1.1993>)
Freud nannte das, was uns wesentlich und ursprünglich bewegt, bestimmt und determiniert: das ES. Insbesondere für die wunderbare deutsche Sprache war ES ein glücklicher Begriff: „ES hat mich geärgert, ES hat ihn gefreut, etc.“ enthält von selbst das ES als Subjekt, in anderen Sprachen geht dieser Zusammenhang leider verloren.
ES ist der Grund alles Lebendigen, das Prinzip und die Kraft des Lebens, raum- und zeitlos. Das Es ist als solches der menschlichen Erkenntnis unzugänglich, ES läßt sich nur anhand seiner Äußerungen wahrnehmen. Alles Lebendige existiert einerseits dadurch, daß ES seine Art aufrechterhält und sich vermehrt und andererseits dadurch, daß ES seine individuelle Existenz und Form bewahrt.
Pflanzen, Tiere, Menschen, alles Lebendige ordnet sowohl das individuelle Leben der Erhaltung und der Vermehrung der eigenen Art unter, als auch das Leben anderer dem eigenen individuellen Leben. ES sind die beiden Triebe, der sexuelle und der aggressive, die im Widerspruch zueinander stehend das Leben tragen.
Unsere Gefühle bestehen sämtlich jeweils aus bestimmten Vermischungen von Ableitungen dieser beiden Triebe, sie bedingen sich gegenseitig wie die Nacht den Tag, sind jedoch nie gänzlich voneinander zu trennen. Die fernöstliche Philosophie hat für diesen Zusammenhang das Bild von Yin und Yang hervorgebracht.
Die Sexualität (im weitesten Sinne verstanden) dient der Erhaltung der Art und vernachläßigt das Individuelle, die Aggressivität (im weitesten Sinne verstanden) dient der Erhaltung des Individuums und vernachläßigt das Gemeinsame. Die Befriedigung dieser Triebe, die nur teil- und zeitweise möglich ist, wird als Lust erlebt.
Es wird davon ausgegangen, daß die menschlichen Triebe zunächst grenzen- und zügellos sind und erst durch Erziehung, Kultur (vgl. Freud: Das Unbehagen in der Kultur), gesellschaftliche Normen, kurz und etwas vereinfachend gesagt: durch Anpassung zu der als „normal“ bezeichneten Form finden.
Diese Anpassung ist ein Vorgang nicht unähnlich dem Anpassungs-Verhalten der Tiere: Ein Raubtier, das zügellos seine Beutetiere reißt, wird letztendlich verhungern. Es muß sich zurückhalten, wenn es auch später noch Beute finden will. Bei einem Überangebot an Beutetieren kommt es dann manchmal zu Überschußreaktionen, wie beispielweise bei den australischen Dingos, die in einer eingezäunten Schafherde in einen Blutrausch verfallen und viel mehr Schafe reißen, als sie fressen könnten.
So überlebt auch der Mensch am besten, wenn er seine Triebe im Zaume der Kultur hält.
Der sexuelle Trieb
Der sexuelle Trieb beim Menschen äußert sich nicht nur als Spaß an körperlicher Liebe, sondern wirkt übertragen als Liebe überhaupt. Der eine liebt Autos, der andere die Musik, den Wald, Rotwein, Käse, Gott, Vaterland, Psychoanalyse, Wissenschaft, Fußball, Zigarren, usw. In jedem Fall will die Sexualität das, was man liebt, an sich erhalten und nicht zerstören. Die Sexualität als der selbstlose Wille zur Erhaltung der Art will jedoch prinzipiell das Allgemeine am Anderen erhalten, und nicht das Individuelle, weshalb die Sexualität, die Liebe auch zerstörerisch wirken kann, indem sie zur Erhaltung des Allgemeinen das Individuelle verletzt oder gar vernichtet und letztendlich unter dem Primat der eigenen Art durchaus imstande ist, alles andere Leben zu vernichten.
Die meisten Menschenhasser sind Tierliebhaber, aber auch nur dann, wenn das Tier sich dem Menschen voll unterordnet, also eine gewisse Einheit mit ihm bildet.
Die Sexualität, die Liebe strebt nach der totalen Verschmelzung, nach einem Einheitsbrei. Liebt der Mensch etwas Abstraktes, wie z.B. sein Vaterland, seine Kirche, seine Partei, wird seine Sexualität danach streben, diese Abstraktion zu erhalten, seine Aggressivität hingegen wird danach streben, den konkreten Menschen, der nicht unter diese Abstraktion subsumiert wird, zu vernichten und auszumerzen. Nur die Liebe zu einem konkreten Menschen als zu einem Anderen und Individuellen bewahrt diesen Menschen vor Vernichtung durch die zugleich mit der Aggression wirkende Liebe.
Richtet jedoch jemand seine ganze Liebe auf etwas Abstraktes, dann steht ihm für das Konkrete nur noch der Haß zur Verfügung.
Gier (Selbstliebe)
Der sexuelle Trieb äußert sich in seiner ungehemmten Form zunächst als Gier.
Als eine Gier, die nach der Verschmelzung, nach dem Eins-Werden strebt, ohne jegliche Rücksicht weder auf das gierige Subjekt selbst, noch auf das begehrte Objekt (das auch ein Mensch sein kann). Diese Gier, die meistens Liebe genannt wird, führt manchmal zum Mord an der begehrten und zum Selbstmord der gierigen Person. Bei dieser Art der „Liebe“ geht es nicht um das Wohl der „geliebten“ Person, sondern nur um die Befriedigung eigener Gier, also um Selbstliebe.
Dasselbe gilt für diverse Süchte, da bei jeder Rausch-Sucht, sei es Alkohol-, Drogen-, Sex-, Kauf- oder Arbeitssucht, ein Ausschalten des individuellen Bewußtseins gesucht wird. Der Süchtige will sich selbst vergessen (und handelt demnach selbstvergessen), er will aufgehen und eintauchen in den Rausch und seine Ich-Grenzen verschwimmen lassen. Ein Betrunkener oder ein Zugekiffter ähnelt in seinem momentan gesättigten Erleben einem Säugling oder einem Embryo, der noch kein Ich kennt und völlig mit der Mutter verschmolzen ist. Deutlich wird die Motivation durch die Gier bei der Freßsucht, wobei die Freßsüchtigen in ihren Beziehungen zu Menschen sich genauso verhalten, wie zu den Lebensmitteln: wen sie nicht auffressen können, den wollen sie vernichten.
Nur die kleinste Enttäuschung des gierigen Verlangens nach Liebe und Zuneigung wird von unreifen Persönlichkeiten als fast unerträglich erlebt und kann zuweilen zu paranoiden Reaktionen und sogar zum Suizid führen.
Die triebhafte Gier führt zugleich zum Erleben unbestimmter Angst. Das Unbewußte im Menschen ahnt, daß andere Menschen auf das Ausleben der als kannibalisch zu bezeichnenden Gier mit entsprechender Aggression reagieren würden. Unbewußt wird diese aggressive Reaktion des Anderen vorweggenommen und führt bei der gierigen Person zu permanenten Angstzuständen. Dies läßt sich vergleichen mit einem Menschen, der mit dem Vorhaben, einen anderen umzubringen, durch die Stadt läuft und bereits vor der eigentlichen Tat Angst verspürt, entdeckt zu werden.
Die erhaltende und schöpferische Sexualität
Die durch entsprechende Erziehung gezähmte Gier kann den Menschen jedoch auch dazu bewegen, das individuelle Leben anderer zu bewahren, zu unterstützen und dem Anderen zu helfen. Der Anteil der Gier scheint dann manchmal darin auf, daß der Helfende wütend wird, wenn der Hilflose selbständiger wird oder sich nicht helfen lassen will. Diese Wut kann sich steigern bis hin zu dem Motto: „Wer sich von mir nicht helfen läßt, den schlage ich tot.“ Ein Beispiel hierfür ist die so „liebende“ katholische Kirche, die in ihrer Geschichte einige hundert Millionen Menschen ermordete, oder die „kommunistische“ Kirche, die ein paar Dutzend Millionen Menschen umbrachte, wobei zu berücksichtigen ist, daß dieser nur ca. 70 Jahre zum Morden zur Verfügung stand, jene jedoch fast 2000 Jahre in der Welt wüten konnte.
Dieselbe Gier also kann sich auch – entsprechend als „psychische Reaktionsbildung“ sublimiert – erhaltend und schöpferisch in großartigen Kulturleistungen äußern: als Wissbegierde, Liebe zur Kunst, Musik, Literatur, Hilfsbereitschaft, etc.
Wie wird jedoch aus der angeborenen gierigen Selbstliebe die Liebe zum anderen?
Im Bauch der Mutter weiß das Embryo nichts von der Welt, es kann auch nicht zwischen sich selbst und der Mutter unterscheiden. Das Ich des Embryos und die Mutter sind zunächst ein und dasselbe. Die Gier des Embryos wird im Bauch der Mutter vollständig und sofort befriedigt, so daß der Keimling keinen Grund hat, Angst oder Aggression zu empfinden. ES lebt im Uterus, wie der sprichwörtliche Kaiser von China, und nicht zufällig ist es das Bestreben der Reichen und Mächtigen (und letztlich jedes Menschen), sich eine Umgebung zu schaffen, die ihnen völlige Versorgung und sofortige Befriedigung ihrer Wünsche bietet.
Das Neugeborene, aus seinem Paradies im Bauch der Mutter plötzlich und mit Gewalt vertrieben, reagiert darauf mit Angst und Wut.
Es empfindet unvorstellbare Angst dabei, aus einem wohligen Zustand der Sicherheit und Geborgenheit herausgerissen zu werden. Es kommt in eine völlig unbekannte Welt, die kalt, weit und hell ist, es ist von einem Moment zum anderen gezwungen, zu atmen, zu sehen und zu hören, es ist Sinneseindrücken ausgeliefert, die es bis zu diesem Augenblick nicht gekannt hat, und es ist des göttlichen Gefühls der Allmacht verlustig, mit dem es neun Monate lang geborgen lebte.
Diese panischen Angst des Säuglings wird gemildert, wenn die Mutter das Kleine liebevoll an sich nimmt. Durch die Mutter gewinnt der kleine Mensch eine Ahnung, daß das Gute ihm auch von außen zur Verfügung stehen kann. Jedoch steht ihm dieses Gute nicht ständig zur Verfügung; die Mutter (die es als Person noch nicht erkennt) entzieht sich ihm oft, ohne daß es die Macht hätte, sie verfügbar zu machen. Im Uterus stand ihm dieses Gute jedoch fraglos jederzeit zur Verfügung.
Der kleine Mensch schwankt zwischen ohnmächtiger Wut und panischer Angst, zwischen Allmacht- und Ohnmachtgefühlen.
Die Mutter als Mensch existiert für das Kleine noch nicht, sie ist bis dahin ausschließlich ein mehr oder weniger funktionierender Apparat, der Säugling selbst besitzt auch ein nur sehr diffuses Bild vom eigenen Ich.
Falls der Mensch in dieser sehr frühen Lebenszeit die Liebe seiner Mutter völlig entbehren muß, selbst wenn er korrekt gefüttert, gepflegt, gewaschen und versorgt wird, verbleiben seelische Entwicklungsdefizite, die zu Psychosen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen führen können.
Hinzu kommt, daß wir alle ursprünglich in einer körperlichen und psychischen Symbiose mit der Mutter verbunden waren und eine völlige Einheit zu ihr erlebt haben, d.h. wir waren selbst diese Mutter, kamen also psychisch als kleine Mädchen auf die Welt. Wie bereits gesagt, besteht zwischen Mutter und Embryo eine physische und psychische Einheit. Die Voraussetzung, einen anderen als einen anderen zu begreifen, ist, daß der Mensch sich allmählich im Laufe seiner frühen Kindheit von der Mutter psychisch löst.
Dies kann jedoch nur geschehen, wenn das Kind die Möglichkeit hat, emotional neben der Mutter auch den Vater zu erleben. Der Vater tritt für das Kind zunächst als „ein Anderer“ neben der Mutter in Erscheinung. Dieses Erlebnis bewirkt und ist Voraussetzung dafür, daß das Kleine, sobald es auch nach der Entwicklung seines Geistesapparates dazu in der Lage ist, auch sich selbst als von der Mutter verschieden und geschieden erkennt und nach und nach Vater, Mutter und sich selbst als verschiedene Individuen versteht. Wenn das Kind jedoch nur von einer Person, meistens von der Mutter, oder nur von Frauen erzogen wird, hat es die Möglichkeit der psychischen Individuation nicht und bleibt emotional entweder ein wahnsinnig gebliebenes Embryo oder ein gieriger und hassender Säugling.
Das Wort „Sex“ ist lateinischen Ursprungs und ist abgeleitet von „secare“: trennen, scheiden. Das Geschlecht (engl.: sex) ist das, worin sich die Menschen unterscheiden. Diese Unterscheidung (zunächst als Scheidung von der Mutter, dann in dem Erkennen der beiden verschiedenen Geschlechter) lernt das Kind in einer sehr frühen Entwicklungsphase.
Sowohl für die Buben als auch für die Mädchen ist daher die liebevolle und zugleich Grenzen setzende Beziehung zum Vater notwendig, insbesondere für die Entwicklung ihrer sexuellen Identität als künftige Frau oder Mann. Fehlt dem Kind der Vater, wird es als Erwachsener höchstens eine Frau oder einen Mann spielen, und zwar desto extremer, je weniger die Person sich als Frau oder Mann tatsächlich
Der Neid (Haß-Gier)
Die Gier, wenn sie nicht sofort und erschöpfend befriedigt wird, mobilisiert zur Hilfe ihre Zwillingsschwester die Aggression, den Haß, um an ihr Ziel zu kommen. Die Mischung dieser beiden Gefühle erzeugt den Neid. Der Säugling beneidet die Mutter, daß sie so viel kann und so viel Gutes hat, er begehrt und haßt seine Mutter. Der Neid braucht nur zwei Personen, die neidende und die beneidete. Der Neid ist ein Gefühl, das zum Mord führen kann und in der Tat sehr oft dazu führt.
Eifersucht dagegen ist ein bereits reiferes Gefühl, weil dafür drei Personen nötig sind, vorzugsweise die Mutter, der Vater und das Kind. Das Gefühl der Eifersucht ist ein milderes Gefühl, da es die geliebte Person erhalten will, und nicht wie der Neid danach trachtet, sie zu vernichten. Der Neid will die begehrten Dinge haben, die dazugehörige gehaßte Person töten, die Eifersucht dagegen will auch unter Verzicht auf die Dinge die geliebte Person behalten, die Wut richtet sich dabei gegen Dritte.
Der aggressive Trieb
Der aggressive Trieb dient der Abgrenzung und dem Schutz des eigenen Ich vor der Besitznahme oder Schädigung durch andere und anderes; der sexuelle Trieb hingegen dient der Öffnung des eigenen Ich zur Schaffung größerer Einheiten, bei denen das eigene Ich über das Individuum hinausgehend andere und anderes in Besitz nimmt. Der aggressive Trieb dient dem Überleben des Individuums, der sexuelle dem Überleben der Art, beide stehen im Widerspruch zueinander.
Jedes Lebewesen muß, um sich zu ernähren, andere Lebewesen vernichten und bedient sich dabei der Aggression unter Zuhilfenahme entsprechender körperlicher Werkzeuge, wie z.B. der Zähne und der Klauen. Die teil- und zeitweise Befriedigung der angeborenen Aggression wird als Lust empfunden. Der aggressive Trieb ist an sich neutral auf eine Veränderung der Umwelt gerichtet mit dem Ziel, das Überleben des Individuums zu garantieren. Insofern ist Aggressivität nichts weiter als der auf die Selbsterhaltung bezogene Wille.
Ob aggressive Handlungen destruktiv oder konstruktiv angesehen werden, hängt von der jeweiligen Definition ab; um ein Haus zu bauen, muß man z.B. eine Wiese zerstören, um eine Wiese anzulegen muß man vielleicht den Wald zerstören, um einen Wald nach bestimmten Vorstellungen anzulegen, muß man manche Pflanzen oder Tierarten vernichten oder vertreiben, usw. Die Aggression wird benötigt für jegliche willentliche Veränderung der Umwelt, sowohl um ein Haus zu bauen als auch um ein Haus zu zerstören. Ein Messer ist nicht an sich böse, man kann z.B. damit ein Brot schneiden oder einen Menschen umbringen. Aggression ist an sich neutral, es ist die Energie, die es ermöglicht, das eigene Überleben zu schützen, es kommt nur auf den Menschen an, wie und wofür er diese Energie benutzt. Aggression leitet sich von lat. „ag-gredi“ ab, was soviel bedeutet wie „an etwas heran-gehen, etwas an-greifen“ im Sinne von an-fassen.
„Das gern verleugnete Stück Wirklichkeit hinter alledem ist, daß der Mensch nicht ein sanftes, liebebedürftiges Wesen ist, das sich höchstens, wenn angegriffen, auch zu verteidigen vermag, sondern daß er zu seinen Triebbegabungen auch einen mächtigen Anteil von Aggressionsneigung rechnen darf. Infolgedessen ist ihm der Nächste nicht nur möglicher Helfer und Sexualobjekt, sondern auch eine Versuchung, seine Aggression an ihm zu befriedigen, seine Arbeitskraft ohne Entschädigung auszunützen, ihn ohne seine Einwilligung sexuell zu gebrauchen, sich in den Besitz seiner Habe zu setzen, ihn zu demütigen, ihm Schmerzen zu bereiten, zu martern und zu töten.“(S.Freud: Fragen der Gesellschaft, Ursprünge der Religion, Frankfurt 1982, Studienausgabe B.IX, S.240) „Für alles weitere stelle ich mich also auf den Standpunkt, daß die Aggressionsneigung eine ursprüngliche, selbständige Triebanlage des Menschen ist, und komme darauf zurück, daß die Kultur ihr stärkstes Hindernis in ihr findet.“(S.Freud ebda S.249“>)
In ihrer konstruktiven Form äußert sich die Aggressivität als Forschung, Technik, Wirtschaft, Sport, Spiel, Leistung, Wettbewerb, Neugierde und genitale Sexualität. Ohne ein Quäntchen an Aggressivität wird der Mann impotent und die Frau frigide. Beide müssen etwas von dem Gefühl empfinden, jeweils den Anderen „erobern“ zu wollen und zu dürfen, damit sie leidenschaftlich miteinander schlafen können. Ist die genitale Aggressivität gänzlich gehemmt, bleibt nur der Wunsch nach kraftloser Zärtlichkeit übrig: Die Menschen gehen wie zwei Babies miteinander um, was z.B. bei Psychotikern und Homosexuellen meistens der Fall ist. Niemand soll sich seiner Homosexualität schämen, es gibt aber auch keinen Grund, deswegen stolz zu sein. Sexualität des Einzelnen ist seine intime und nicht eine öffentliche Angelegenheit. Trotzdem muß gesagt werden, daß Homosexualität, also die Einschränkung der Sexualobjekte auf den Kreis eigener Geschlechtsgenossen, durch eine Störung in der psychosexuellen Entwicklung des Kindes entsteht.
Der Haß verhält sich zur Aggression wie die Gier zur Sexualität, nämlich als ungezügelte Ausformung des jeweiligen Triebes. Der Haß strebt die völlige Vernichtung des anderen an, seine Auslöschung und Ausrottung. Ebenso wie die Gier kann auch der Haß zum Mord führen, jedoch aus einem gegensätzlichen Motiv heraus: Der Gierige will sich den anderen einverleiben, der Hassende will den anderen von sich abstoßen.
Der Hassende empfindet zugleich Angst, weil er – entprechend der Gier-Angst – die Reaktion von anderen auf diesen Haß ahnt und unbewußt vorwegnimmt.
Das Ich als das Gefühl der Individualität ist als Bewußtsein allen Tieren eigen, denn jedes Tier kann Bewußtsein verlieren. Pflanzen werden auch von der Sexualität und Aggressivität getrieben, haben jedoch kein Bewußtsein, also kein Ich. Auch ein Hund hat ein Gefühl des Ich-Seins, im Unterschied zum Menschen weiß er jedoch nicht, daß er ein Ich hat. Was den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet, ist nicht sein sexueller und aggressiver Trieb (den haben auch andere Lebewesen), es sind auch nicht seine Gefühle (die haben auch andere Säugetiere), was den Menschen einmalig macht, ist die Tatsache, daß er von seinem Bewußtsein weiß, daß er imstande ist zu begreifen: „Ich denke über mich nach“, wobei ja das „ich“ und das „mich“ eins und dasselbe ist. Das Ich des Menschen kann sich selbst begreifen, das Ich denkt über das Ich nach, was wir Reflexion nennen und was den Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheidet.
Dieser Vorgang ist, so einfach er zunächst auch erscheint, dennoch schwer zu begreifen, denn es stellt die so einleuchtende Formel: „A kann nicht gleichzeitig Nicht-A sein“ auf den Kopf. In diesem Falle ist A gleichzeitig Nicht-A, „Ich“ betrachtet „Ich“ und muß sich dazu von sich selbst entfernen. Das Ich kann sich nur selbst erkennen, indem es sich selbst negiert, und alleine dieser Vorgang und seien Folgen, machen bereits dem Menschen Angst. Die Kraft der Negation als Voraussetzung für ein logisches begriffliches Denken entspringt dem aggressiven Trieb, der ja das Ich und das Nicht-Ich vor allem zu unterscheiden weiß. Das Ich ist bei allen Tieren eine Instanz zur Erkenntnis der äußeren Wirklichkeit, der Realität, das menschliche Ich besitzt darüber hinaus die Fähigkeit, sich selbst zu erkennen. Diese Fähigkeit der Selbstbetrachtung, die Reflexion, ist das Fundament der Vernunft, die ja unter den Lebewesen nur dem Menschen vorbehalten ist, die er nur leider allzu selten benutzt, und der er sich in unterschiedlichen Rauschzuständen zu entledigen sucht.
Das Ich des Menschen ist ihm nicht „angeboren“ in einem Sinne, daß es ausreichte, ein Kind mit Essen, Körperpflege, Kleidung, und Wohnraum zu versorgen und irgendwann hätte es dann ein Ich entwickelt, sondern es bedarf bestimmter Voraussetzungen, damit das Ich sich voll entwickeln, damit es „reifen“ kann.
Das Kind besitzt noch keine Vorstellung davon, daß etwas außerhalb seines Körpers existiert, daß es außer seinen Bedürfnissen noch etwas anderes gibt. Psychologisch ausgedrückt: Das Kind verfügt noch über keine Objektbeziehung, es lebt in der Symbiose mit der Mutter. Das Ich des Säuglings ist noch kein Ich in der Unterscheidung zwischen „Ich“ und „Du“, sondern wird zunächst ausschließlich, später dann immer weniger durch die Mutter, Nation, Partei, oder Gruppe repräsentiert: „Ich bin Du“. Eine funktionierende symbiotische Beziehung schafft im Kinde das „Urvertrauen“. Der Säugling fühlt sich als ein Ich vor allem, weil die Mutter ihm ihre Liebe vermittelt und in dieser emotionalen Verschmelzung solange das Kind an ihrem Ich teilnehmen läßt, bis das Kind ein eigenes Ich entwickelt hat.
Die Ich-Bildung beim Säugling läßt sich vergleichen mit dem Schüler-Spiel „Schiffchen versenken“. Zunächst ist ein bloßes Raster vorhanden, der Säugling „wählt“ mehr oder minder zufällige Koordinaten aus, und wo er Rückmeldungen der Mutter erfährt, bildet sich langsam eine fest umrissene Gestalt heraus, die sich jedoch – und hier muß ich das Bild wieder verlassen – später weiter entwickeln und verändern kann.
Das Ich des Säuglings ist flüchtig wie ein Ort, an dem sich zwei Laser-Strahlen treffen, dieser Ort ist immer woanders, immer gerade da, wo sich die beiden Strahlen kreuzen; sobald jedoch der Lichtstrahl der Mutter erlischt, verschwindet der Ort, an dem sich die beiden begegnet sind, und das Gefühl des Kindes läuft ins Leere, sein Ich verschwindet.
Etwa ab dem achten Lebensmonat nimmt das Kind dann wahr, daß es außer ihm und der Mutter noch andere Menschen gibt, es ist mehr und mehr imstande, Fremdes und Vertrautes zu unterscheiden und es beginnt, eigene Wege zu gehen. Voraussetzung hierfür ist erstens, daß es bis dahin ausreichend emotionale Unterstützung von der Mutter erhalten, genügend Urvertrauen hat, um sich überhaupt in eine fremde Welt aufzumachen und zweitens, daß die Mutter fähig ist, das Kind „loszulassen“.
Denn das Kind entfernt sich in dieser Phase auch emotional von der Mutter, die dyadische (zu zweit) Beziehung wird zugunsten einer triadischen (zu dritt) Beziehung aufgegeben.
Wenn das Kind sich emotional von der Mutter nicht distanzieren kann oder darf, entweder weil es außer der Mutter keine andere, also männliche Bezugsperson zur Verfügung hat, oder weil die Mutter keine andere Person emotional an das Kind heranläßt, auch den Vater nicht, dann wird das Kind in seiner Entwicklung dahingehend gehemmt, daß es die Unterscheidung zwischen Ich und Nicht-Ich ungenügend erfahren, erleben und erlernen kann. Daraus folgt, daß es unzureichend zwischen seiner Innenwelt und der Außenwelt unterscheiden kann, zwischen seiner Phantasie und der äußeren Realität, zwischen seinen Gefühlen und den Gefühlen anderer Menschen, etc. Solche Menschen können dann auch schlecht zwischen eigenen Gedanken und äußeren Stimmen unterscheiden. Wo ein anderer sagen würde, er habe etwas gedacht, meint ein Psychotiker, er habe Stimmen gehört. Vorzugsweise werden eigene Gefühle anderen Menschen zugeschrieben (Projektion), insbesondere aggressive Gefühle, so daß der Psychotiker nicht seinen eigenen Haß spürt, sondern glaubt, der Andere, den er haßt, würde ihn hassen. Mordangriffe von Psychotikern auf andere Menschen werden durch solche projektiven Vorgänge verursacht. Der Psychotiker ist der Ansicht, der andere habe ihn ermorden wollen, er habe sich nur gewehrt. „Ab fünf Uhr dreißig wird zurückgeschossen.“
Die Ursache der o.g. Problematik ist eine Mutter, die „nicht gut genug“ war, d.h. mehr oder weniger lieblos und kalt, dabei oft überversorgend und besitzergreifend, eine Mutter, die sich dem Kind zu wenig zu-wendet und auf diese Weise dem kleinen Menschen zu wenig die Möglichkeit bietet, das Gute der Mutter in sich selbst aufzunehmen, zu introjizieren, und dadurch das Urvertrauen zu schaffen. Zugleich werden weitere Mechanismen verhindert: Der Säugling empfindet Wut, bzw. – da Säugling und Mutter noch nicht getrennt sind – empfinden für den Säugling beide Wut, wenn er Unbefriedigendes erlebt: z.B. daß die Mutter 8Nation, Paartei, Gruppe) auf sein Schreien hin nicht erscheint. In dieser Unbefriedigtheit ist der Säugling „ganz Wut“, d.h. er kann seine Wut nicht durch vernünftige Überlegungen einschränken, wie z.B.: Die Mutter ist nur kurz zur Nachbarin gegangen und wird gleich kommen. Er kennt nur Befriedigung und Unbefriedigtheit als gut und böse und kann diese Extreme nicht vermischen, sondern nur teilen: Entweder ist die Mutter ein Teufel und das Kind ein Engel oder umgekehrt, eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. Es gibt nur zwei Personen und es gibt nur zwei Möglichkeiten. Damit das Kind seine Gut-Böse Spaltung überwinden kann, muß es die Möglichkeit haben, manchmal von einer dritten, sicheren Position aus die Mutter zu betrachten: aus seiner Beziehung zum Vater. Das Kind muß die Möglichkeit haben, in Ruhe zwischen der Mutter und dem Vater zu pendeln, damit es seine Himmel-Hölle Gefühlswelt ausbalancieren und auf die Erde kommen kann, im Idealfall auf die Basis: Ich bin O.K., Du bist O.K.
Der Psychotiker, oder anders ausgedrückt, der Wahnsinnige hat ein so schwaches Ich, daß er seine Phantasie von der Realität nicht unterscheiden kann und ist dadurch für die Außenwelt meistens ungefährlich, weil er seine Vorhaben aufgrund der Realitätsverkennung kaum in die Tat umsetzen kann. Dem Psychotiker reicht es, wenn er in seiner Phantasie Morde begeht, es ist für ihn so, als ob er es wirklich getan hätte. Realitätsanpassung und -bewertung sind stark beeinträchtigt. In solchen Fällen ist das Selbst auf derjenigen Entwicklungsstufe fixiert, auf welcher innen und außen, Selbst und Nicht-Selbst nicht klar unterschieden werden können. Dies ist ein dyadisches Prinzip, welches das oben dargestellte Problem ausdrückt; es gibt dabei keinen Platz für einen Dritten: beide Hälften sind im Guten und Schlechten aneinander gebunden und die Zerstörung des einen bedeutet den Tod des anderen.
Das frühe brüchige Ich oder: Warum knallt jemand durch ? (Borderline-Syndrom)
Das Integrieren des „Dritten“, das Aufgeben der einfacheren Himmel-oder-Hölle-Sicht ist für das Kind eine Leistung, die es innerhalb seiner Entwicklung zu erbringen hat. Es muß sozusagen die Hürde der Triade überspringen und dies bedeutet die Zerstörung der Dyade. Nun gibt es jedoch Grenzfälle, in denen das Kind bildlich gesprochen sich nur gerade mit einem Bein über die Hürde geschwungen hat, sich also nur zu einem Teil auf der anderen Seite befindet. Das Kind erfährt nur erste, leichte Ansätze zur Entwicklung eines stabilen Ich, die triadische Beziehung steht ihm sozusagen verschwommen vor Augen, jedoch hat ihm dieses Bild die dyadische Beziehung noch nicht zerstört. Dies äußert sich später darin, daß der Erwachsene in bestimmten Situationen, in denen er emotional nicht belastet wird, auch fähig zu einem normalen Vernunftdenken ist, in emotional belastenden Situationen, beispielsweise in Beziehungen, kommt es jedoch zu einem Rückfall in die Tertium-non-datur-Phase und er spaltet gut und böse vollständig voneinander ab. Das Fundament für die Vernunft ist zwar teilweise gelegt, aber es trägt nur Kartenhäuser.
Das Ich ist „brüchig“, d.h. manchmal erscheint ein solcher Mensch völlig normal, dann wieder verhält er sich wie ein Wahnsinniger, er „knallt durch“. Das Vorhandensein einer solchen „Grenzfall-Persönlichkeit“ bezeichnet man als „Borderline-Persönlichkeitsstörung“ oder als „Borderline-Syndrom“. Ein Borderliner ist ein Mensch, der an sich wahnsinnig werden müsste, es jedoch nicht wird; sein Ich ist zu stabil, um wahnsinnig zu werden und zu labil, um normal neurotisch zu sein. Er weist zwar in seiner Entwicklung Beschädigungen auf, die ihn sozusagen vollends zum Wahnsinnigen befähigen, er hat jedoch auch genügend Anteile in seine Ich-Struktur aufgenommen, die ein „bloßes“ Wahnsinnigwerden verhindern.
Wird die Seele belastet, neigt jeder Mensch dazu, sie zu entlasten: man lädt den „seelischen Müll“ bei guten Freunden oder beim Therapeuten ab, ähnlich wie in Deutschland der Müll ins Ausland verschoben wird, wenn die Entsorgung hierzulande nicht ausreicht. Während also bildhaft gesprochen der Psychotiker im eigenen Müll sitzt und dabei glaubt, am sauberen Meeresstrand im Süden zu sein, wirft der Borderliner in einer Nacht- und Nebelaktion seinen Müll dem Nachbar in den Garten, am nächsten Tag weiß er nichts mehr davon, beschimpft aber diesen Nachbarn als eine Drecksau und zeigt ihn heilig erzürnt bei der Polizei wegen Umweltverschmutzung an, verprügelt ihn oder bringt ihn sogar um, gänzlich davon überzeugt, voll im Recht zu sein und einer guten Sache gedient zu haben.
Das Ich des Borderliners ist soweit ausgebildet, daß er die Realität, wenn es ihm zweckdienlich ist, erkennen kann, seine Affekte sind jedoch ebenso primitiv, ungezügelt und gewalttätig wie beim Psychotiker. Im Unterschied zu diesem werden jedoch die Gier und der Haß nicht in der Phantasie, sondern in der Realität ausgelebt.
Die deutsche Psychoanalytikerin Christa Rohde-Dachser, die sich maßgebend mit dem Borderline-Syndrom befaßt hat, hat das Borderline – Syndrom als eine Anpassungsleistung beschrieben, die das traumatisierte Autonomiestreben in der kindlichen Entwicklung – verbunden mit einer Verlassenheitsdepression – bewältigen soll.
Im Verlauf dieser Anpassungsleistung bilden sich archaische Spaltungsmechanismen heraus, die hauptsächlich dazu dienen, die Ambivalenzerfahrung, daß jeder Mensch sowohl „gute“ als auch „böse“ Seiten hat, vermeiden zu helfen.(Rohde-Dachser, Christa: Zur Genese und Therapie der Borderline-Störungen. In: Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie. 1980; 30 (2), S. 60-69)
Das frühe brüchige Ich des Borderliners ist ein Grenzfall zwischen der Neurose und Psychose. Diese Erkenntnis stammt aus der nachfreudianischen Periode der Psychoanalyse und wird auch in der Psychiatrie klassifikatorisch verwendet. Es herrscht jedoch Uneinigkeit hinsichtlich der Frage, welche Zustände der „Grenzfall“ überhaupt voneinander abgrenzen soll. Normalität, Neurose und Psychose lassen sich entweder als voneinander unabhängige Einheiten auffassen oder als Zustände, die ein fließender Übergang verbindet. Es besteht demnach die Schwierigkeit, den „Grenzfall“ inhaltlich zu präzisieren, also Symptome festzulegen, welche die Diagnose „Grenzfall“ begründen.
Es gibt noch eine weitere Auffassung, daß es sich bei dem „Grenzfall“ um ein eigenständiges Syndrom handelt, das sowohl Bezüge zu Normalität und Neurose als auch zu Psychose aufweist. Insbesondere in Anlehnung an den amerikanischen Psychoanalytiker Otto F. Kernberg werden unter anderem folgende für den „Grenzfall“ typische Charakteristika angenommen: Pseudo-Affektivität (d.h. „unechte“ Gefühle), konstant vorhandene diffuse Angst, oberflächliche zwischenmenschliche Beziehungen, Neigung zu intensiven Haß- und Gier-Affekten, jedoch größtenteils intakte Ich-Grenzen und gute Realitätsprüfung.(Känzig, Hans Rudolf; Zur Psychologie der Grenzfälle zwischen neurotischen und psychotischen Erkrankungen; Zürich/Universität, Philosophische Fakultät; 1978; Dissertation; Universitätsbibliothek Trier)
Das labile neurotische Ich oder: Warum werden wir ent-täuscht ? (Neurose)
Neurotisch sind wir alle. Die Neurose ist das Ergebnis der normalen Entwicklung als Anpassung an die Kultur, „weiter“ kann der Mensch in seiner psychischen Entwicklung nicht kommen. Allerdings kann er seine Neurose kennenlernen und dadurch mit ihr besser umzugehen lernen – gerade dafür war die Psychoanalyse gedacht. Will er vermeiden, daß er unter dem neurotischen Ich leidet, ist Reflexion nötig. Im Grunde besteht die gesamte Literatur aus Beschreibungen neurotischer Zusammenhänge und was den Dichter dazu antreibt und ihn gleichzeitig die Erleichterung nach dem Schreiben spüren läßt, ist die Kraft der Reflexion, die es ihm in dichterischem Gewande ermöglicht hat, schreibend mit seinem Leiden umzugehen und es einzubinden.
Das neurotische Ich unterscheidet sich vom brüchigen und flüchtigen Ich durch starke intakte Ich-Grenzen, sehr gute Einschätzung der Realität und gute Kontrolle der Affekte. Das neurotische Ich wird vor allem durch den Konflikt zwischen den sexuellen und aggressiven Gefühlen und dem Gewissen belastet, das neurotische Ich leidet vorwiegend unter der Last der irrationalen Schuld- und Schamgefühle. Das neurotische Ich ist im Unterschied zum psychotischen und dem des Borderliners traurig. Die Traurigkeit ist ein wesentliches Unterscheidungskriterium zwischen Neurose und Psychose oder Borderline-Störung. Der Psychotiker und der Borderliner kennen das Gefühl der Trauer überhaupt nicht. Wie entsteht nun das neurotische Ich?
War die Mutter ausreichend liebevoll, dann wird vom Kind das Gute teilweise in sich aufgenommen, es wird zu einem Teil seiner selbst. Das Kind muß jedoch erkennen, daß es die Mutter nicht ganz in sich aufnehmen kann, daß es die befriedigenden Gefühle nicht in vollem Umfang erleben kann. Das macht das Kind traurig.
Die Trauer ist die Folge davon, daß das Kind etwas Gutes in der Welt zurückgelassen hat; es wird später nach diesem zurückgelassenen Teil des Guten suchen. Es hat aber auch etwas von dem Guten zu einem Teil seiner selbst gemacht, was bedeutet, daß sowohl der Mensch selbst als auch die ihn umgebende Welt positiv besetzt wurde, was zugleich die Garantie dafür ist, daß dieser Mensch sich und die Welt grundsätzlich nicht zerstören will.
Das ist ein wesentlicher Unterschied: Der Borderliner wird durch Affekte der Angst, der Gier und des Hasses bewegt, wodurch er sich selbst und die Welt zerstört, während der Depressive mehr oder weniger eine liebevolle Einstellung zu sich selbst und zur Welt hat, wodurch er zu sich und zu anderen grundsätzlich eher hilfreich als destruktiv wirkt. Das Traurige enthält die Sehnsucht nach verlorener Liebe, die der Mensch in anderen Menschen und in der Welt, auch in sich selbst suchen wird.
Wesentlich für das Erleben des Verlustes der geliebten Mutter und insoweit der Befreiung aus der symbiotischen dyadischen Mutter-Kind-Beziehung, ist die Wahrnehmung des Kindes, daß die Mutter auch den Vater liebt, und nicht ausschließlich das Kind. Das Kind liebt auch den Vater, zunächst dafür, daß der Vater ihn aus der „Babylonischen Gefangenschaft“ der Mutter befreit, das Kind „atmet auf“, beglückt darüber, daß es mehr als nur einen Menschen, die Mutter, auf der Welt gibt. In dem Falle, wenn das Kind nicht „aufatmen“ kann, erkrankt es oft an psychogenem Asthma.
Das ältere Kind erlebt sexuelle Gefühle gegenüber dem gegengeschlechtlichen Elternteil und ist mächtig sauer und eifersüchtig auf den anderen Elternteil, wünscht sich den oder die Konkurrentin zum Teufel. Diese aggressiven Wünsche bereiten dem Kind Schuldgefühle, die inzestuösen sexuellen Wünsche hingegen bereiten ihm Schamgefühle. Es befindet sich im Ödipuskonflikt. Im besten Falle gibt das Kind die Konkurrenz und den geliebten Objekt auf, wird dabei traurig und tröstet sich damit, daß es einmal in allen Eigenschaften den oder die Konkurrentin überholen und dann das geliebte Elternteil für sich gewinnen wird. D.h. der kleine Junge nimmt sich vor, einmal genauso oder noch besser zu werden als der Vater, damit er dann die Mutter erobern kann, während das kleine Mädchen sich vornimmt, die Eigenschaften der Mutter zu übernehmen, damit es später so wie die Mutter den Vater erobern kann.
Damit wird die sexuelle Identität mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil gefestigt und die eigene Sexualität mit milden Schamgefühlen auf das andere Geschlecht bezogen. Zugleich wird die Aggressivität durch die entstandenen Schuldgefühle gehemmt und sogar in das Gegenteil, d.h. Hilfsbereitschaft, Wettbewerb, Leistungsfähigkeit verkehrt, die Eifersucht wird gemildert, der Neid verdrängt, das Muster der Akzeptanz eines anderen Menschen in seiner Individualität ist entstanden, Aggression und Sexualität werden als Kultur- und Zivilisationsleistungen sublimiert. Diese normale neurotische Entwicklung hat jedoch Nebenwirkungen: Der neurotische Mensch hat eine zunächst unreflektierte Bereitschaft zur Identifikation mit dem Aggressor, d.h. er macht sich die Gedanken und Gefühle desjenigen zu eigen, der ihn angreift; er hegt irrationale Schamgefühle bezogen auf die Sexualität und verfolgt oft zu hoch gesteckte Ideale; die eigene Aggressivität ist oft in einem Ausmaß gehemmt, das zur Wehrlosigkeit führen kann durch Schuldgefühle, wenn der Mensch sich durchaus angemessen gegen Aggressionen von Außen wehren möchte.
Alles Schöne enthält etwas Trauriges, manchmal mehr, manchmal weniger, während das Pathetische und Monumentale der Melancholie entbehrt und vielmehr Macht oder Wut und Zorn ausdrückt, also eine Angst macht, die es selbst trägt. Das Pathetische und Monumentale gehört mit seinen Affekten der Macht und Angst zur schizoid-paranoiden Position, in der die Hemmung vor Mord und Tod durch Liebe noch nicht enthalten ist, das Schöne dagegen wird vom leichten Gefühl der Melancholie getragen, gehört zur depressiven Position und beinhaltet die liebevolle Hemmung vor dem Mord und vor dem Tod, eben dadurch, weil die Traurigkeit der Ausdruck des verlorenen Guten und Schönen ist, das der Mensch dann in anderen, in der Welt im allgemeinen und in sich selbst fühlt, was ihn vor der Zerstörung seiner selbst und anderer bewahrt. Daher ist die Fähigkeit zu trauern zugleich die Fähigkeit, das Schöne zu empfinden.
Das stabile reflektierte Ich oder: Wie wird jemand klüger ?
Das Aufgeben des geliebten Objekts im ödipalen Konflikt bedeutet für das Kind Erkennntis und Akzeptanz der Realität. Zugleich werden die heftigen, aus der dyadischen Beziehung stammenden Affekte verdrängt und beruhigt. Dies erst ermöglicht dem Kind die kognitive Abbildung der Realität, d.h. das Denken. Die Realität zeichnet sich vorzugsweise dadurch aus, daß sie verglichen mit unseren Bedürfnissen, recht mager erscheint und daher unbefriedigend ist. Die Akzeptanz unumgänglicher Versagung der Realität gegenüber den eigenen Wünschen ist zugleich ein Gewinn an Realitätserkenntnis für das Kind, hilft ihm kognitive Zuordnung und Unterscheidung zwischen seinen Gefühlen und Wünschen einerseits und der äußeren Realität andererseits. Das Kind lernt, daß oft wahr ist, was unbefriedigend ist und entwickelt die Fähigkeit eines von seinen Wünschen, Gefühlen und Bedürfnissen unabhängigen und realistischen Denkens. Ein solcher Mensch kann mit Hilfe der unabhängigen Vernunft als Erwachsener Einsichten in eigene Beweggründe, Einstellungen und Gefühle gewinnen, die ihm in sein liebgewonnenes Konzept überhaupt nicht passen, dadurch für ihn peinlich und verletzend und doch wahr sind. „Es gibt keine Instanz über der Vernunft“, postulierte Sigmund Freud das Kredo der Psychoanalyse.
Das gesetzte Ziel der Psychoanalyse ist die Reflexion der Neurose. Es handelt sich um ein Bemühen, mit Hilfe des Psychoanalytikers die eigene Vernunft tätig werden zu lassen, um selbst zu erkennen, was einen im Bereich der Sexualität, der Aggression, des Ich’s, des Gewissens, der Schuldgefühle, der Ideale, der Beziehung zu sich selbst und zu Anderen bewegt und bestimmt, um dann möglichst frei vom Standpunkt der eigenen Vernunft aus zu entscheiden, was der Mensch aus seiner ihm unbewußten psychischen Struktur übernehmen und was er verändern will und kann.
Während Räsonieren eine verbalisierte Gefühlsäußerung ist, und das Meinen ein widerspruchsvolles Aussprechen einer Gesinnung, ist das Denken ein diskursiver Vernunftakt, in dem Begriffe, Urteile und Schlüsse den logischen Vernunftgesetzen gehorchen. Das Denken als Funktion des Ich’s wird wirr und widersprüchlich, wenn es von Affekten bestimmt wird. Ein Mensch, der stark von seinen Affekten gebeutelt wird, kann dabei nicht denken, seine Sprache ist wie ein kognitiver Durchfall, verwirrend, unlogisch, für viele überzeugend allein durch das Pathos, jedoch nicht durch die Argumente, wie bei allen gekonnten Demagogen.
Das Nichts, das uns Angst macht, ist die Voraussetzung für unser Denken, denn, wie Spinoza postulierte, „omnis definitio negatio est“: jede Definition ist eine Negation. Wir definieren Dinge zunächst dadurch, daß wir sagen: „Das ist nicht das, und das ist nicht jenes“, und dazu müssen wir erst die Fähigkeit zur Negation besitzen, wir müssen zunächst den Begriff vom Nichts besitzen.
Die Freiheit hat ihre Quelle im diskursiven (begrifflichen) Denken, d.h. in der Negation. Diese Negation ermöglicht überhaupt begriffliches, uneingeschränktes Denken. „Freiheit“ ist ja zunächst nicht auf die äußere Realität bezogen, wir können keine für uns uneingeschränkte Freiheit besitzen. Was uns möglich ist, ist die uneingeschränkte Freiheit des Denkens, nicht der Handlungen.
Das Nichts macht uns angst und ist gleichzeitig Voraussetzung für das Denken. Wer diese Angst vermeiden will, flüchtet sich davor auf eine Ebene des konkret sinnlichen, umgekehrt bedeutet diskursives Denken, daß diese Angst ausgehalten werden muß.
Wogegen hat die Angst ihren Stand? Ich denke dabei an die Geschichte „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“: wenn man ihn fragen würde, wovor er denn Angst hat, würde er sagen: „Ich habe vor nichts Angst.“
Ohne es zu ahnen, hat er vielleicht gerade den Gegen-Stand der Angst genannt: das Nichts.
Ich möchte unterstreichen, daß die Todesangst, die der Mensch erlebt, unabhängig von seinen Erfahrungen ist, da der Mensch – im Unterschied zu anderen Lebewesen – als Einziger das Getrennt-Sein von der Welt bewußt wahrnimmt. Da nur der Mensch ein reflektierendes Ich bildet, ist alles andere das Nicht-Ich, und darunter leidet der Mensch und versucht sein Leben lang, diese Trennung zu überwinden. Das hat mit seinen Erfahrungen nichts zu tun, sondern damit, daß er ein Selbst-Bewußtsein besitzt. Selbstbewußtsein bedeutet nicht etwa ein „starkes Selbstbewußtsein“, sondern das Bewußtsein seiner Selbst – im Unterschied zu den Tieren. Ein Affe, der von sich sagen kann: „Ich bin ein Affe“ – ist ein Mensch.
Dies ist der wesentliche Unterschied zwischen dem Menschen und dem Affen, alles andere sind Differenzierungen, Folgen und Ableitungen dieses Unterschiedes.
Und daher ist der Mensch nur widerwillig und nur leidend ein Mensch. Er versucht immer wieder und immer wieder vergeblich mit allen möglichen Mitteln, Drogen, Alkohol, Zerstreuung und Ablenkung, diese Trennung zu vergessen. Es tut dem Menschen jedoch not, die durch das Bewußtsein seiner Selbst bedingte Trennung von der Außen-Welt wahrzunehmen, da sie ihm zugleich die Freiheit gibt, die nämliche Welt zu gestalten, denn er könnte sie nicht gestalten, wenn er diese Welt nicht als von sich abgetrennt begreifen würde.
Im Gegensatz zur Furcht, die sich immer auf etwas Bestimmtes richtet, wie z.B. auf die Gefahr der Vernichtung, der Krankheit, einer Verletzung, eines Versagens, einer Bestrafung oder einer Niederlage, fehlt der Angst ein bestimmtes Objekt, vor dem man sich ängstigt. Sie ist grundlos, aber zugleich von lückenloser Totalität, denn es ist nicht nur die eine Seite des Menschen oder ein bestimmtes Verhältnis zur Welt, welches in der Todesangst bedroht wird, sondern es wird das ganze Sein des Menschen samt all seinen Beziehungen zur Welt radikal in Frage gestellt. Der Mensch verliert jeden Halt, alles rationale Wissen und jeder Glaube brechen zusammen, das vertraute Nächste rückt in unfaßbare Ferne, es bleibt nur das Selbst, die absolute Einsamkeit, die Trostlosigkeit.
Gerade in dieser Situation aber wird der Mensch zu einer Entscheidung gedrängt. Eine Entscheidung enthält das Wort „Scheidung“, Trennung: ob er die Angst auszuhalten wagt und darin die Eigentlichkeit seiner Existenz zu erreichen vermag oder ihr gegenüber versagt und in den lärmenden Betrieb der Welt flieht, um die Angst zu übertönen.
Das, wovor sich der Mensch ängstigt, ist dasselbe wie das, worum er sich ängstigt: Er ängstigt sich vor seinem individuellen, bewußten Sein in der Welt und zugleich um dieses nämliche In-der-Welt-Sein. Dieses Zusammenfallen von sehendem „wovor“ und „worum“ der Angst wirkt un-heimlich.
Dem nun in der Ich-Angst offenbar werdenden Un-zu-Hause-Sein versucht der Mensch durch geschäftiges Aufgehen im Alltag zu entfliehen. Das Vertraute und Nächste soll die Grundstimmung der Angst verdecken. Das Dasein darin aber zeigt den Menschen immer als ein absolut vereinzeltes Wesen, welches um das eigene Sein besorgt ist, dabei aber von zwei Seiten bedroht wird: innen von der Tiefenschicht der Grundstimmung her, außen durch die den Einzelnen verschlingende Masse.
Die Angst also ist die Grenze, die Grenze zu einem sinnlich konkreten und handelnden Er-leben, Be-gehen, Er-fahren, Ge-stehen, Be-legen und Be-greifen der grenzenlosen Freiheit des Menschen, die, wenn sie nicht geistig erfaßt wird, für ihn unerträglich ist. Die Geistlosigkeit hat keine Angst, dafür ist sie zu glücklich und zufrieden und zu geistlos.
In der Psychoanalyse wird deswegen die Angst als eine Ableitung der Todesangst verstanden, denn so können wir das Nichts verstehen. Das Nichts ist das, was wir unter dem Begriff des Todes denken können, es ist nicht mehr und nicht weniger, es ist ein vom Menschen, und nur von einem Menschen begriffenes Nichts.
Freud wandelte den lateinischen Spruch „si vis pacem, para bellum“ (willst du Frieden, bereite dich auf den Krieg vor) um zu: „si vis vitam, para mortem“ (willst Du leben, bereite Dich auf den Tod vor). Der Mensch kann gegen den Tod nur das Leben setzen: Wer sich in jedem Fall vor dem Tod fürchtet, der hat sein Leben bereits verspielt. Die Kunst des Boxens z.B. besteht nicht nur darin, Schläge auszuteilen, sondern vielmehr Schläge einzustecken – von zwei gleich starken Boxern gewinnt derjenige, der mehr Schmerzen ertragen kann. Im Kampf auf Leben und Tod gewinnt die Partei, die eher bereit ist, ihr Leben zu riskieren. In einer Beziehung wird derjenige dominieren, der es eher in Kauf nimmt, diese Beziehung aufzugeben.
Ein diagnostischer Spickzettel
- Der Psychotiker denkt, daß 2 x 2 = 5 ist und fühlt sich sehr wohl dabei.
- Der Borderliner weiß, daß 2 x 2 = 4 ist und meint, andere wären daran schuld.
- Der Neurotiker weiß auch, daß 2 x 2 = 4 ist, schämt sich deswegen jedoch sehr.
- Der reflektierende Mensch weiß ebenfalls, daß 2 x 2 = 4 ist, und es ist für ihn O.K.
Das Gewissen oder: Was wir nicht wissen wollen
Das Über-Ich oder: Die Angst vor Strafe
Das Ich-Ideal oder: Die Angst vor Liebesentzug
Das Gewissen soll die Funktion haben, die Befriedigung des sexuellen und des aggressiven Triebes dann zu hemmen, wenn dadurch anderes Leben zu Schaden käme.
Ein Teil des Gewissens, das negative verbietende Über-Ich, sagt uns »Das darfst du nicht!« und droht im Falle der Nichteinhaltung seiner Ver-bote diverse Strafen an, vor allem die »Gewissensbisse«, die Skrupeln.
Ein anderer Teil des Gewissens, das positive verführende Ich-Ideal, sagt uns »Das sollst du!« und droht uns im Falle der Nichteinhaltung seiner Gebote mit Liebesentzug. Da der Liebesentzug für ein kleines Kind bedrohlicher ist, da mit Ich-Verlust assoziiert, haben die meisten Menschen mehr Angst, ihren Idealen nicht zu entsprechen, als vor anderen Strafen, d.h., die Ideale des Menschen bestimmen mehr sein Verhalten als sein Über-Ich oder Strafen von außen. »Das Gewissen ist die Folge des Triebverzichts; oder: Der (uns von außen auferlegte) Triebverzicht schafft das Gewissen, das dann weiteren Triebverzicht fordert.«(Sigmund Freud: „Fragen der Gesellchaft. Ursprünge der Religion, Frankfurt 1982, Studienausgabe Band IX S.255) Um Mißverständnisse zu vermeiden, möchte ich betonen, daß ein Kind bei sehr milder Erziehung ein sehr strenges Gewissen bekommen kann. Es gibt Menschen, die gar kein Gewissen besitzen und es daher zwecklos ist, wenn man Ihnen ins Gewissen reden will.
Das Über-Ich oder: Die Angst vor Strafe
Das Über-Ich ist dem Menschen nicht angeboren, sondern bildet sich heraus als eine Repräsentation der vom Kind (nota bene!) subjektiv erlebten Bestrafung durch die Eltern. Dieses »strafende« Eltern-Imago wird vom kleinen Menschen internalisiert und erscheint (falls vorhanden) bei älteren Kindern bereits als eigene »innere Stimme«, die dem Kind das verbietet, von dem es annimmt, daß es die Eltern verbieten würden. Jedoch ist das Über-Ich nicht einfach ein Abbild der elterlichen Verbote (durch diese wird es nur ins Leben gerufen), sondern wird durch eine eigene Dynamik gespeist.
Die triebhafte Aggression sucht sich, wenn sie nicht direkt ausgelebt und auf die Außenwelt gerichtet werden kann, einen Ausweg: sie richtet sich (bei der Neurose) gegen die Person selbst und »bedient« sich dabei des Über-Ichs, das sich ja strafend gegenüber dem Ich verhält. Dies kann in bestimmten Fällen zu schweren Depressionen führen: Die triebhafte Aggression wird ins Über-Ich geleitet, das wiederum das Ausleben der trielbhaften Aggression unterdrückt, diese sucht sich den Ausweg über das Uber-Ich und so weiter, so daß immer
weniger von der triebhaften Aggression nach außen und immer mehr davon ins Über-Ich »gepumpt« wird. Dieser Teufelskreis kann dazu führen, daß der Mensch gänzlich außerstande wird, jegliche Aggression nach außen zu richten, was bedeutet, daß er zu keiner Aktivität mehr fähig ist und das Bild eines schwer Depressiven zeigt: Er vrmag nicht mehr aus dem Bett aufzustehen
oder etwas zu sagen, nicht einmal zu denken. Seine gesamte triebafte Aggression ist in das Über-Ich umgeleitet woden, von wo aus ein so großes Maß an Aggression auf das Ich des Menschen niederprasselt, daß der Mensch keinerlei Selbsterhaltungstrieb mehr hat oder sich sogar selbst umbringt.
Durch die Internalisierung der Bestrafung als Über-Ich werden Impulse unterdrückt, die sonst durch die Intelligenz und Räalitätswahrnehmung des Ich dazu angewendet werden könnten, anderen zu schaden. So unterdrückt das Über-Ich zum Teil auch bereits den Wunsch im Menschen, anderen zu schaden oder einfach »Böses« zu tun. Auf manchen Parkverbotschildern in New York sah ich die Aufforderung: „Do not even think of parking here!“
In manchen Fällen steht das Über-Ich im Dienste der Triebe, so daß dieser Mensch alles für moralisch gerechtfertigt hält, was er will. Auf diese Weise leistet sich dieser Mensch einen großen Lustgewinn, weil er zugleich seine triebhafte Aggression und sein Über-Ich befriedigen kann, indem er jemanden verfolgt oder etwas zerstört. Das ist der Fall z.B. bei rechtsradikalen Gewalttätern und allen Extremisten und Fanatikern. Ein solcher Mensch empfindet nie Schuldgefühle.
Schuldgefühle empfindet der Mensch, wenn er Skrupel, also Gewissensbisse hat, die seine Impulse hemmen, die anderen schaden würden. ES ist jedem Menschen aufgrund seiner Triebhaftigkeit eigen, Bedürfnisse zu haben, die für andere schädlich wären. Die Fähigkeit zu Schuldgefühlen ist also ein
Zeichen menschlicher und psychischer Reife. Das ist der Grund, warum das Paradigma der Psychoanalyse die Ödipus-Saga von Sophokles ist. Da diese triebhaften Affekte immer im Menschen vorhanden sind, werden einen psychisch reifen Menschen mehr oder weniger immer Schuldgefühle plagen, weil er ein ausgebildetes Gewissen besitzt, das ständig diese triebhaften Impulse abwehren muß. Das Über-Ich wirkt wie eine Polizei im eigenen Kopf. Und vergleichbar einem Diabetiker, der nicht genug körpereigenes Insulin produziert, müssen einem Menschen ohne Gewissen, der nicht genug eigene Polizeikräfte im Kopf hat, diese von außen zugeführt werden. Wenn das Selbstbild des Menschen nicht mit seinem Über-Ich übereinstimmt, empfindet er die Schuld. Entfernt sich der Mensch von seinem Über-Ich und entscheidet sich dann doch, dem Über-Ich zu folgen, empfindet er das Gefühl der Sühne. Damit er sich jedoch mit seinem Über-Ich versöhnen kann, muß er ihm ein Opfer in Form des Erleidens einer Strafe bringen. Viele Menschen bestrafen sich in einem solchen Fall unbewußt selbst, z. B. durch Krankheit, Unfälle, Fehlleistungen, etc., oder sind dankbar und erleichtert für eine Strafe von außen, die sie oft selbst herbeiführen. So kommt es zum Beispiel gelegentlich vor, daß ein Einbrecher seinen Personalausweis in der aufgebrochenen Wohnung verliert.
Das aggressive Über-Ich, das das Ich des Menschen mit Hilfe von Schuldgefühlen angreift, macht ihm Angst. Diese spezifische Angst nennen wir Schuld-Angst.
Das Ich-Ideal oder: Die Angst vor Liebesentzug
Analog zu dem Vorgang, wie das Über-Ich durch eine Umleitung der eigenen triebhaften Aggression entsteht, wird das Ich-Ideal durch die Umleitung der eigenen triebhaften Sexualität gebildet. Der Mensch macht seine Sexualität an bestimmteil Idealen fest und empfindet Angst vor Liebesentzug, wenn er diese Ideale nicht erreichen kann. Viele Menschen hängen ihre Ideale viel zu hoch und leben deswegen in fortwährender Angst. Auch die Fähigkeit zu Schamgefühlen ist ein Zeichen psychischer Reife. Es gibt Menschen, die weder zu Scham, noch zu Schuldgefühlen fähig sind.
Wenn das Selbstbild des Menschen mit seinen Idealen nicht übereinstimmt, empfindet der Mensch das Gefühl der Scham („Du sollst anders sein“). Entfernt sich der Mensch aufgrund Triebhaftigkeit von seinen Idealen und entscheidet sich dann doch, diesen Idealen nachzukommen, empfindet er das Gefühl der Reue.
Im Gegensatz zur Schuld-Angst ist die Scham-Angst meistens viel stärker, weil die sexuelle Beziehung des Babys zu seiner Mutter viel tiefgehender ist als die Bestrafung durch die Eltern, die in aggressiver Form meistens erst später erlebt wird. Der Mensch kann eher Aggressionen aushalten, ohne Liebe kann er nicht leben.
Die Eifersucht
Das reife Gewissen, das aus dem Über-Ich und dem Ich-ldeal besteht, wird zugleich mit dem Gefühl der Eifersucht in der sogenannten ödipalen Problematik ausgebildet.
Das Kind richtet seine genitalen sexuellen Impulse auf das gegengeschlechtliche Elternteil, der Bub auf die Mutter und das Mädchen auf den Vater. Das Kind ist eifersüchtig, wünscht sich den Konkurrenten, der ihm die geliebte Person »wegnimmt«, zum Teufel und empfindet gleichzeitig Schuld wegen seiner aggressiven und Scham wegen seiner sexuellen Gefühle. Lieben sich beide Eltern und grenzen sich wohlwollend vom Kind ab, ohne daß sie das Kind emotional ablehnen, dann findet sich das Kind mit dem »Verlust« des geliebten Elternteils ab, »schwört« sich aber zugleich, irgendwann den Konkurrenten in jeder Hinsicht
zu übertrumpfen und dann das gegengeschlechtliche Elternteil zu heiraten, nach dem Motto, »wenn ich den Gegner nicht besiegen kann, dann schließe ich mich ihm an und werde ihm zeigen, daß ich viel besser bin als er«. Damit identifiziert sich das Kind mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil und entwickelt wettbewerbsfähigkeit, einen gewissen Ehrgeiz, Leistungsfähigkeit, vor allem jedoch entwickelt das Kind die Fähigkeit, Schuld und Scham zu empfinden. Hat das Kind den »Verlust« des gegengeschlechtlichen Elternteils verkraftet, wird es als Erwachsener nur milde eifersüchtig sein, und es wird für ihn nicht die Welt untergehen, wenn eine Liebesbeziehung mal zu Ende ist. Natürlich ist es für das Erleben dieser ödipalen Problematik notwendig, daß das Kind beide Eltern, die Mutter und den Vater, erlebt. Noch besser ist es, wenn die Eltern sich lieben, u. a. auch deswegen, weil das Kind dann nicht den Keil in ihre Beziehung schlagen kann. Wenn die Eltern sich gegenseitig lieben, lieben sie automatisch auch das gemeinsame Kind, das ihre Beziehung ja symbolisiert. Durch die Abgrenzung von den Eltern in der ödipalen Phase wird auch das Ich des Kindes qestärkt, es gewinnt die Fähigkeit zur echten Intimität und zur Beziehung zum anderen als einem anderen mit Respekt vor dessen Individualität. Das Erleben und die Lösung der ödipalen Problematik, die als Voraussetzung das Vorhandensein beider Eltern hat, ist m. E. die psychische Geburt des reifen Menschen, bis dahin hängt der Mensch an einer emotionalen Nabelschnur als ein psychischer Säugling mit seiner Mutter zusammen. Viele Menschen bleiben ihr Leben lang psychische Säuglinge, manche auch psychische Embryos.
Prä-ödipale psychische Entwicklungsstufen
Was heißt prä-ödipal oder: die Mama und ich
Prä-ödipal bedeutet: aus der symbiotischen Beziehung des Embryos, Säuglings oder Kleinkindes zu seiner Mutter stammend, bevor der Eintritt des Vaters in diese dyadische Beziehung eine Triangulierung der Beziehung bewirkt.
Ödipal bedeutet: aus dem Konflikt des Kindes stammend, sexuelle und aggressive Affekte seiner Mutter und seinem Vater gegenüber unter einen Hut zu bringen.
Die Borderline-Problematik ist eine prä-ödipale Störung, die zwischen der Psychose und der Neurose angesiedelt ist, so daß die Affektorganisation des Psychotikers, die gute Realitätserkennung des Neurotikers, beschränkt auf triebhafte Bedürfnisse, zusammen die explosive Mischung der Borderline-Persönlichkeit ergibt; sinnbildlich für diese Borderline-Persönlichkeit ist die wirre Sphinx in der Ödipus-Saga: ein Ungeheuer mit dem Kopf einer Jungfrau, dem Vorderleib eines Löwen, dem Hinterleib eines Stieres und den Flügeln eines Adlers, die jeden tötete, der auf ihre Frage eine für die unbefriedigende Antwort gab.
Das prä-ödipale Selbst oder: Bin ich du oder seid ihr uns ?
Verbleibt der Mensch psychisch in der symbiotischen, dyadischen Beziehung zur Mutter, findet also die Triangulierung der Beziehung nicht statt, wird der Mensch auch später nur unzureichend zwischen Ich und Du oder Ich und Wir unterscheiden können. Diese Menschen haben oft ein erstaunlich feines Gespür für die Gefühle des anderen (ohne daß ihnen das bewußt wäre), sie reagieren auf schwächste Signale, die die Einstellung des anderen verraten. Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, daß das Kind in der symbiotischen Phase mit der Mutter eine Einheit bildet, in der es auch die Gefühle der Mutter mitempfindet. Später äußert sich dieses sozusagen archaische Vermögen darin, daß eigene Gefühle dem anderen zugeschrieben und die Gefühle des anderen zu eigenen gemacht werden. Derjenige wird sich also besonders wohl fühlen in einer Gruppe von Menschen, die ähnliche Einstellungen wie er selbst haben. Die Signale der Unbefriedigtheit und Gier erhalten in der Gruppe ein entsprechendes „feed-back“ (eigtl.: „zurück-füttern“) und schaukeln sich gegenseitig hoch, bis es oft zu den bekannten gewaltträchtigen Auswirkungen kommt. Gewalttäter treten ja selten als Einzelne gewalttätig in Erscheinung, erst in der Gruppe,indem „Wir“, das die eigenen Gefühle verstärkend widerspiegelt, kommt es zu Gewaltausbrüchen.
Das frühe prä-ödipale Selbst oder die Welt als Fruchtblase
Die Sexualität
Die Aggressivität
Die Angst
Das Denken
Der Neid
Ich bin nichts und ich bin alles
Beziehung zu anderen Menschen
Das frühe prä-ödipale Selbst hat eine parasitäre Haltung gegenüber der Welt. Die Welt (am besten gleich die ganze Welt) soll ihm (und möglichst nur ihm) zur Verfügung (und möglichst zur totalen Verfügung) stehen, wie eine Fruchtblase, die es nährt, die Wohlgefühl und Wärme vermittelt und nichts von ihm verlangt außer seinem bloßen Dasein. „Denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt.“
Für viele Menschen erfüllt sich dieser Wunsch teilweise in der Psychiatrie, in der oft eine maßlose Verwöhnung der Kranken stattfindet, indem man alles für sie tut, ihnen das Bett macht, sie füttert, ihnen den Hintern abwischt und sie bei Aufregung medikamentös stillegt. Somit wird eine relative Symptomfreiheit erreicht, zugleich wird jedoch die Problematik der Kranken festgeschrieben.
Die Sexualität
Die Sexualität dieser frühen Entwicklungsstufe ist kannibalistisch, der Borderliner frißt, was oder wen er liebt, auf. Der Borderliner hat andere Menschen tatsächlich „zum Fressen gern.“
Nimmt der Borderliner einen Menschen bewußt oder unbewußt als „gut“ wahr und beginnt er, diesen Menschen zu lieben, werden gleichzeitig aggressive Gefühle in ihm wachgerufen. Er verspürt unbewußt Schuldgefühle, weil er den anderen auffressen, vernichten will und er verspürt das Bedürfnis, das vom anderen Empfangene zu zerstören aus Neid auf den anderen. Der Borderliner hat sich mit einem primitiven, sadistischen Menschenbild identifiziert, das Unterwerfung und Leiden als minimale Voraussetzung für die Aufrechterhaltung einer auch nur irgendwie bedeutungsvollen zwischenmenschlichen Beziehung verlangt und hat daher das Bedürfnis, den Anderen als gutes Menschenbild zu zerstören. Eine Liebesbeziehung ist für den Borderliner gleichzeitig eine sadistische Beziehung.
Grundlegend äußert sich die Sexualität des Borderliners als maßlose Gier, die sofort alles will.
Die Aggressivität
Der aggressive Trieb ist beim Borderliner nur teilweise vom sexuellen Trieb gehemmt, meistens richten sich beide Triebe in immenser Intensität getrennt voneinander auf diverse Objekte und Menschen, was maximale Triebbefriedigung verspricht, z.B. wird „Deutschland“ geliebt und der „Ausländer“ gehaßt, etc.
Aggressivität bedeutet beim Borderliner meist eine kannibalistische Sexual-Aggressivität, die der genußvollen Vernichtung und Einverleibung dessen oder derjenigen dient, der als für das eigene Selbst brauchbar verstanden wird. Diese Aggressivität äußert sich als Haß.
Haß kann auch eine durchaus gesunde, normale Reaktion sein, wenn es durch eine reale Bedrohung des eigenen Lebens notwendig wird, daß sich Wut zu Haß steigert, um sich dieser Bedrohung zu erwehren.
Als ein dauerhafter und beständiger Charakterzug, der weitestgehend durch unbewußte Motivation gesteuert wird, wie dies beim Borderliner der Fall ist, bedeutet es jedoch eine krankhafte Steigerung von Aggressivität. Diese Anlage im Borderliner bewirkt beispielsweise auch, daß er seine Emotionen „rationalisiert“, d.h. er (er-)findet rationale Begründungen für seinen Haß. Aggression und aggressives Handeln wird „selbst-verständlich“ und, was bedeutsam ist: Er kann sich gar nicht vorstellen, daß andere Menschen nicht genauso sind, er weiß nicht, wie ein Leben ohne Haß aussehen kann.
Hieraus leitet sich auch die Selbstverständlichkeit ab, mit der der Rechtsextreme seine Feindseligkeit vor der Gesellschaft zur Schau stellt: Er meint, daß eigentlich alle seine Gewalttaten gutheißen müßten.
Als extreme Form von Haß wird das gehaßte Objekt radikal entwertet oder dessen physische Vernichtung gefordert oder vollzogen. Dadurch, daß der Borderliner nicht über intakte, klar unterscheidende Ich-Grenzen verfügt, kann diese extreme Form des Hasses zum Selbstmord führen, wenn er nämlich den anderen in sich umbringt.
Generell zeigt sich der Haß darin, daß der Gehaßte rücksichtslos ausgebeutet, symbolisch kastriert und entmenschlicht wird.
Bei Untersuchungen an 1762 psychiatrischen Patienten, davon 28 mit Borderline-Syndrom, stellte man bei der Gruppe der Borderline-Patienten eine deutliche Erhöhung von Feindseligkeit, emotionaler Labilität, antisozialem, unkooperativem, manipulativem und impulsivem Verhalten fest.(Snyder Scott, Pitts Wesley M., Pokorny Alex D.: In: Affective and behavioral features of DSM-III borderline personality disorder: Are they valid?. Psychopathology 1985 Jan-Feb Vol 18(1) 3-10.)
Die Angst
In der Seele des Borderliners herrscht, wie bereits gesagt, eine strikte Gut-böse-Trennung. Daß es zu dieser Trennung kommt, liegt in nicht unerheblichem Maße in der frühen psychischen Abwehr gegen überwältigende Angst begründet. Eine Voraussetzung dafür, daß das kleine Kind den Sprung in die Triade schafft, ist die Bewältigung von Angst, die das Erleben des Getrennt-seins von der Mutter im Kind auslöst. Man kann daher das Verbleiben in der Dyade auch als Angstvermeidung verstehen. Im späteren Leben äußert sich dies dann in oft erstaunlichem Todesmut des Borderliners (etwa wenn sich deutsche Rechtsextreme freiwillig am Krieg im ehemaligen Jugoslawien beteiligen). Dieser Todesmut hat jedoch noch eine andere Seite, indem er nämlich auch eine Reaktion darauf ist, daß der Borderliner sich selbst fremd wird, wenn ihm die befriedigend-stolze Versorgung soweit entzogen wurde, daß er nicht mehr als zum Selbst gehörig erlebt wird und vernichtet werden kann. Dies führt zu dem als Todesmut bezeichneten, in Wahrheit jedoch selbstdestruktiven Verhalten.
Die Abwehr der Angst
Der Borderliner kennt nur seine innere Welt der strikten Gut-böse-Trennung, alles andere ist für ihn ein Vakuum, ein Nichts, das ihm Angst macht. Was sich nach außen hin an Humanitätsverachtung und Haß zeigt, sind seine psychischen Erhaltungsmechanismen, auf die er nicht freiwillig verzichten kann.
Das Gelingen der Triade ist auch abhängig davon, ob im Kind genügend Urvertrauen vorhanden ist, um die aufsteigende Angst zu bewältigen. Ist dieses Urvertrauen nicht vorhanden, „definiert“ sich der Mensch als ein in einer feindlichen Welt befindliches Wesen, das sich ständig gegen äußere Bedrohung zu verteidigen hat. Hieraus entsteht das scheinbare Paradoxon, das der Borderliner in einer Situation, in der er eigentlich nichts zu befürchten hätte, die ihm Sicherheit und Zuwendung bietet, Angst bekommt, weil er eine bedrohungsfreie Welt nicht kennt. Er kann damit nicht umgehen. Es ist, als ob die leiseste Wendung der äußeren Welt zum Guten ihm seine Identität entzöge, die er nur dadurch wiederfinden kann, daß er den Haß in sich wachruft, mit dem er die ihm gegenstandslos gewordene Welt wieder zu einem Gegen-stand macht.
Aus der Unfähigkeit, die Realität zu akzeptieren, resultieren Wahn und Halluzinationen. Die Realität ist im Vergleich mit der Phantasie immer hart und unbefriedigend. In der Phantasie läßt sich alles sofort erledigen. Je größer nun die Unfähigkeit ist, sich mit der vergleichsweise mageren Realität abzufinden, desto eher wird sich derjenige seine Vorstellungswelt zu einer realen Welt machen wollen.
Der psychotische Gewalttäter unterscheidet sich von dem Borderline-Gewalttäter nur dadurch, daß bei ihm der Bezug seines Hasses viel deutlicher irrational ist. Im übrigen ist der psychische Vorgang der gleiche.
Das Denken
Wie bereits erwähnt, ist für ein reflexives, diskursives Denken ein stabiles, klar abgegrenztes Ich Voraussetzung. Die Borderline-Störung ist jedoch charakterisiert durch eine Ich-Schwäche, in der es dem Borderliner kaum möglich ist, so etwas wie einen beobachtenden, vernünftigen Ich-Anteil hervorzubringen.
Vielmehr dient das Denken des Borderliners fast ausschließlich dazu, seine Triebe zu befriedigen, koste es (vor allem die anderen) was es wolle.
Das vernünftige Denken ist an sich ein Mittel, sich in der Welt zurechtzufinden, es sich möglichst bequem darin zu machen, sinnvolle Lösungen für Probleme zu finden und bei alldem anderen möglichst wenig zu schaden. Für letzteres zeichnet das Gewissen des Menschen verantwortlich; beim Borderliner fehlt dieses jedoch wesentlich und Probleme löst er weniger sinnvoll als rabiat, indem er das für ihn Problematische einfach zu vernichten sucht.
Der Neid
Die prä-ödipale Beziehung des Babies zu seiner Mutter enthält auch den Neid auf alles, was die Mutter an Befriedigendem repräsentiert: „Die Mutter hat es, sie könnte es mir auch geben, aber sie will es mir nicht immer geben.“ Der Neid ist eine Mischung aus dem Gefühl der Gier und des Hasses, indem nämlich das kleine Kind seine Mutter dafür haßt, daß sie seine Gier nicht vollständig befriedigt.
Ich bin nichts und ich bin alles
Die fehlenden Ich-Grenzen im psychischen Apparat des Borderliners können eine wahnhaft gesteigerte Vorstellung von der eigenen Größe (Größenselbst) zur Folge haben. Da er mitunter nicht genau weiß, wer er eigentlich selbst ist, rettet er sich vor der abgrundtiefen Angst der Vorstellung, er könne nichts sein, in das andere Extrem des „Ich bin alles.“ Diese innere Einstellung benötigt zu ihrer Erhaltung ständige Bestätigung, die er sich durch das Gefühl des Triumphes verschafft. Er ist auf der ständigen Suche danach, Situationen zu schaffen, in denen er über andere triumphieren kann, um sich so seine eigene Überlegenheit zu beweisen und wo man durch Argumente zu unterliegen droht, obsiegt man durch rohe Gewalt. In erster Linie ist dies ein sadistischer Triumph. Sadistischer Triumph kann auch in der bloßen Ankündigung oder Androhung von Gewalt bestehen und das selbstbewußte Gefühl von Gewißheit und Sicherheit, mit dem er andere als inkompetente Idioten behandelt, kann für die Umgebung sehr belastend werden. Wird das Größen-Selbst längere Zeit nicht angegriffen, oder erfährt der Borderliner von außen Zustimmung für sein Handeln, vermischen sich Haß und Stolz zu einem erstarkten Größen-Selbst und er wird es mehr und mehr arrogant zur Schau stellen. Hierbei geht wiederum die ohnehin nur sehr spärlich vorhandene Fähigkeit, Schuld und Anteilnahme zu empfinden, mehr und mehr verloren.
Beziehung zu anderen Menschen
In der Praxis der psychotherapeutischen oder analytischen Arbeit mit Borderline-Patienten sind Lähmung des Analytikers und triebhaftes Agieren des Patienten zwei Mechanismen, die der Borderline-Therapie ein charakteristisches Gepräge geben, das Handeln scheint für diese Menschen eine fast magische Bedeutung zu haben; sie fühlen sich erst im Handeln lebendig und sicher, spüren die ersehnte Vereinigung mit ihrer Umwelt, anstatt ihr gedanklich gegenüberzutreten und vermeiden reflexives oder antizipatorisches Denken im Sinne von Probehandeln.
Lähmung des anderen und Agieren sind zugleich geeignete Mittel, sich dem Zugriff des anderen zu entziehen, um immer wieder die Möglichkeit des Triumphes in greifbarer Nähe zu spüren.
Hinter der arroganten Maske des Borderline-Patienten stehen sein seelisches Elend, Todessehnsucht, Unerträglichkeit des Seins, die er zugleich um sich verbreitet.
Das späte prä-ödipale Selbst oder: Die Welt als Zitze
Während das frühe prä-ödipale Selbst kannibalistisch die Welt als ein Objekt versteht, daß zum eigenen Spaß vernichtet werden muß, sieht das späte prä-ödipale Selbst die Welt als Zitze, die nur zur eigenen parasitären Befriedigung und als Haßobjekt dient. Die Welt wird als eigene Mama gesehen, begehrt und verhaßt.
Es bestehen deutliche Zusammenhänge zwischen der frühkindlichen Entwicklung und der Fähigkeit zu vernünftigem Denken; die Vernunftsfähigkeit hängt wesentlich von der emotionalen Entwicklung des Menschen ab, insbesondere davon, ob der Prozess der Legierung von Sexualität und Aggression gelungen ist.
Die psychische Entwicklung des Kindes ist zwischen dem sechsten und dem achtzehnten Lebensmonat hinsichtlich einer Borderline-Pathologie wesentlich gefährdet. Die Mutter wird als Engel idealisiert und dieses Bild wird beibehalten, um die Mutter nicht auch als Teufel sehen zu müssen. Die Fremdenangst („fremdeln“), die etwa im achten Lebensmonat auftritt, wird dadurch verursacht, daß auf den Fremden das „teuflische“ „Wir“- und „Ihr“-Bild projiziert wird, das vom „heiligen“ abgesondert wurde. Die Realität wird in „gut“ und „böse“ aufgespalten, und es findet kein Prozess statt, der diese beiden Extreme zu der Einsicht legiert:“Der Andere ist teilweise böse, aber er istauchgut.“. Dadurch wird die weitere Integration von „Wir“ und „Ihr“-Vorstellungen behindert. Spaltungsmechanismen sind an sich Bestandteil jeder normalen Entwicklung, da durch sie die gute Beziehung zur Mutter und zu sich selbst trotz Frustration intakt gehalten wird und das Selbst des Kindes gegen die überwältigende Zersetzung von Liebe durch Haß geschützt wird; dementsprechend teilt die pathologische Spaltung andere in „heilig“ und „teuflisch“ ein; sie ist der wichtigste psychische Abwehrmechanismus der Borderline-Persönlichkeitsstruktur. Das Versagen verinnerlichter Mutterbeziehungen auf dieser Entwicklungsstufe ist also der ausschlaggebende Faktor der Borderline-Persönlichkeitsstruktur. In diese Kategorien gehören mehrere Arten schwerer Charakterstörungen: Süchte, narzißtische und infantile Persönlichkeiten, schwere Perversionen und antisoziale Persönlichkeitsstrukturen. Die Borderline-Persönlichkeitsstruktur gelangt in ihrer Entwicklung zu einer Differenzierung der „Wir“-Bilder von den „Ihr“-Bildern, in einem Maße, das es erlaubt, zwischen sich selbst und Anderen zu unterscheiden. Die „heiligen“ und „teuflischen“ Mutterbilder jedoch miteinander zu einem ausgewogenen und differenzierten Begriff von „Wir“ und „Ihr“ zu integrieren, gelingt dem Borderliner aufgrund primitiver Aggression nicht. Unerträgliche Angst und drakonische Schuldgefühle verhindern diese Integration. Die Abwehrmechanismen bei der Psychose sind darauf ausgelegt, die Angst vor Verschlingung und Vernichtung abzuwenden, bei Borderline-Zuständen geht es darum, Liebe und Haß voneinander zu trennen. Borderline-Kranke haben zwar im Gegensatz zu Psychotikern die Fähigkeit zur Realitätsprüfung bewahrt, in zwischenmenschlichen Beziehungen und beim subjektiven Erleben der Realität haben sie jedoch weiterhin große Schwierigkeiten, die aus einem chaotischen Nebeneinander von Abwehr primitiver Impulse, mangelndem Einfühlungsvermögen und Identitätszerfall herrühren.
Die Integration eines Über-Ich hat auch die Funktion einer inneren Führung, wie die Eltern das Kind durch Verbote („Das darfst du nicht“) und Gebote („Das sollst du tun“) führten. Mangelt es an diesem inneren Führungssystem, führt das zu einer Abhängigkeit von äußeren Quellen der Beruhigung, des Lobs und der Bestrafung. Die Erörterung der Borderline-Pathologie führt ebenfalls zur Betrachtung von Selbstzerstörungsmustern. Innerhalb der „normalen“ Entwicklung wird die nach innen gerichtete triebhafte Aggression zum und im Über-Ich verarbeitet, sie wird vom Gewissen neutralisiert. Erfährt die Aggression keine solche Verarbeitung, richtet sie sich in selbstzerstörerischem Verhalten gegen die Person selbst.
Sexualität oder: Die Welt als Mama
Die Borderline-Pathologie hat eine verwirrende Eigenschaft: Der Borderliner trägt in sich eine Gier, die aus prä-ödipaler Zeit stammt, sich aber in einer ödipalen Form zeigt; hätte er keine „Wir“- und „Ihr“-Vorstellung, würde er diese Gier auf alles mögliche richten, so aber wird dieser Gier sozusagen eine Form vorgehalten, die ihr die Richtung vorgibt: den gegengeschlechtlichen Menschen. Das Durchlaufen der ödipale Phase bewirkt zwar ebenfalls, daß der Sexual-Trieb kanalisiert wird, jedoch sind dann Sexualiät und Aggression bereits ineinander vermengt und der Andere wird als Anderer gesehen, beim Borderliner hingegen schießen die Triebe (hauptsächlich Haß) unvermengt durch diese Kanalisierung: Es ist eine prä-ödipale Gier im ödipalen Gewand.
Zu beachten ist auch, daß der Borderliner aufgrund der mangelhaften Ausbildung von „Wir“- und „Ihr“-Bildern gewissermaßen nur zu inzeßtuösen Beziehungen fähig ist. Er erkennt den anderen nicht als Anderen, seine Gier versucht den anderen zu vereinnahmen und zu verschlingen, zu einem Teil seiner selbst zu machen, und weil er auf emotionaler Ebene nur die enge Mutter-Beziehung kennt, werden auch oberflächliche Kontake vorzeitig sexualisiert. Gleichzeitig werden sexuelle Beziehungen durch die wut- und angstvoll erlebte Mutterbeziehung als gefährlich konzipiert. Dies ist unter anderem die Ursache für die bei Borderline-Kranken häufig zu beobachtende Promiskuität. Der Borderliner „schnappt“ sich in seiner Gier schnell das Begehrte, um es gleich danach wieder abzustoßen, denn um die Individualität des Anderen geht es ihm nicht. Eine andere Form, in der sich dies äußert, sind die für den Außenstehenden widerspruchsvoll erscheinenden Beziehungen: Der Borderliner kann seinen Partner ständig schlecht machen, haßerfüllt von ihm reden und doch von Zeit zu Zeit mit ihm ins Bett gehen.
Sigmund Freud beschrieb 1905 in seinen „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ die gierige Aktivität unter dem relativ begrenzten Aspekt der Sauglust, 1915 führte er dann den Ausdruck „Einverleibung“ ein, um den Wunsch des kleinen Kindes in der Beziehung zum „Ihr“- des Mutterbildes zu charakterisieren.
Psychische Einverleibung (Inkorporation) ist ein Vorgang, der sich mehr oder weniger in der Phantasie abspielt und wodurch der Mensch ein „Ihr“ in sein Körperinneres eindringen läßt und es dort bewahrt. Die Einverleibung stellt ein Triebziel dar und ist eine Form der „Ihr“-Beziehung, die für die gierige Stufe charakteristisch ist; sie steht vorwiegend mit der Beiß- und Kau-Aktivität und der Nahrungsaufnahme in Zusammenhang. Sexualität und Nahrungsaufnahme sind in der „oralen“ Phase des Kindes eng miteinander verknüpft. Dies bedeutet, daß für das Kleinkind Liebesbemächtigung und Vernichtung des Objektes zusammenfällt.
Diese (kannibalistische) Einverleibung beinhaltet drei Funktionen: sich Lust verschaffen, indem man ein Objekt in sich eindringen läßt; dieses Objekt zerstören; sich die Qualitäten dieses Objektes aneignen, indem man es in sich aufbewahrt: Wen ich liebe, den fresse ich auf.
Die orale Phase hat für das spätere Leben seine Bedeutung, indem das Kind die Oralität als Modell für jede Einverleibung lernt, die auch in Beziehung zu anderen erogenen Zonen und anderen Funktionen erlebt werden kann (man sagt z.B.: „ein Buch verschlingen“, „zum Fressen gern“, man hat ein „Konzert genossen“ oder sich „ein Video reingezogen“).
Die Aggressivität oder: Der Beziehungsdurchfall
Der Borderliner beschäftigt sich mit kaum etwas mehr als mit Beziehungen, Beziehungen und nochmal Beziehungen, jedoch nur unter dem Aspekt, ob andere seine Bedürfnisse befriedigen oder nicht.
Borderline-Persönlichkeiten dominieren unter den Leidenschaftstätern; eine Bedrohung durch einen Bruch in der Beziehung zum Opfer ist eine gefährliche Situation, die bis zum Mord führen kann, dem dann häufig der Selbstmord des Täters folgt.
Das Ich des Borderline-Patienten ist soweit entwickelt, daß er die Realität erkennt, aber nur soweit sie seiner Triebbefriedigung dient. Da sein Denkvermögen fast ausschließlich im Dienste seiner Triebhaftigkeit steht, ist sein Denken wirr und unlogisch.
In einer Untersuchung von Borderline-Sprachstörungen mit Hilfe der Linguistischen Pragmatik, die Sprache als Beziehungs-Geschehen betrachtet, wird im Ergebnis die Borderline-Sprache als „im Äusserungsakt selbst und im Sachbezug korrekt“ bezeichnet, jedoch „in der Beziehungs- und Reaktionsebene“ als gestört erkannt.(Diergarten, Friedrich: Sprachstörungen bei Borderline-Patienten. In: Dynamische Psychiatrie, 1977, 10 (2), S. 101-111)
Anderen Untersuchungen zufolge wird das Borderline-Syndrom als Ergebnis einer Kommunikationsstörung auf der Stufe der Identifikation in der Persönlichkeitsentwicklung beschrieben. Dabei wird deutlich gemacht, daß Borderline-Kranke die Fähigkeit zur verantwortlichen Auseinandersetzung mit der Umwelt auf intimer sozialer Ebene nur unzureichend entwickelt haben.(Wruck, Peter: Zur Diagnostik und Therapierbarkeit des Borderline-Syndroms aus psychotherapeutischer Sicht. In: Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie, 1983, 35 (10), S. 577-586))
Der rechtsextreme / islamistische Gewalttäter
Der rechtsextreme / islamistische Gewalttäter als gewissenloser, triebhafter Mensch
Wenn ein Autofahrer von der Straße abkommt und gegen einen Baum prallt, kann dies verschiedene Ursachen haben: Eis auf der Fahrbahn, abgefahrene Reifen, versagende Bremsen, ein unkonzentrierter oder von der Sonne geblendeter Fahrer, möglicherweise auch ein betrunkener Fahrer. Und ebensowenig, wie wir als Erklärung für diesen Unfall akzeptieren würden, der nun beschädigte Baum sei die Ursache dafür, daß das Auto gegen ihn geprallt sei, genausowenig überzeugt uns die heutzutage weit verbreitete und oft diskutierte Meinung, die Ursache für rechstextreme Gewalttaten sei das Vorhandensein ihrer Opfer, also von Asylbewerbern, Ausländern, Juden, Türken usw. Es gibt keine ernstzunehmenden Gründe für den Hass auf diese Bevölkerungsgruppen.
„Was sich in den Zustimmungsbekundungen, wenn auch in völlig unvertretbarer Form, geäußert hat, ist nicht Rechtsradikalismus, Ausländerfeindlichkeit oder gar Rassismus, sondern dervollauf berechtigte Unmut über den Massenmißbrauch des Asylrechts…“, war der Kommentar zu Pogromen gegen Ausländer von Berlins Innensenator Heckelmann (CDU).(Schlimm, schlimmer…, Die Zeit: 16.10.92, S.4) So klammert sich der Schiffer endlich noch am Felsen fest, an dem er scheitern sollte.
Psychoanalytisch gesehen ließe sich ein rechtsextremer Gewalttäter gleichsetzen mit einem Auto, dessen Bremsen nicht funktionieren und dessen Fahrer Lust an aggressiver Fahrweise verspürt. Die Lust an der aggressiven Fahrweise entspricht der Triebhaftigkeit, die ungehemmt wirken kann, weil keine Bremsen da sind, d.h. weil das Gewissen fehlt, das innerpsychisch als Bremse für die Triebe fungiert.
Warum die Triebhaftigkeit dieser Menschen im Vergleich zu anderen so groß ist und warum ihnen das Gewissen (wenigstens zu erheblichem Teil) fehlt, werde ich in Kapitel III dieses Buches näher ausführen.
Die überschießende Triebhaftigkeit findet ihren Ausdruck, indem sie verletzt, was mehr oder minder zufällig neben der Strasse steht.
Aus diesem bildhaften Vergleich läßt sich natürlich nicht folgern, welche Maßnahmen gegen rechtsextremistische Gewalt ergriffen werden können, nur will ich schon einmal andeuten, daß diese Maßnahmen ganz ähnlich denen sind, die man gegen einen aggressiven Autofahrer anwenden würde, nämlich konsequente Androhung, Verhängung und Durchführung von empfindlichen und schmerzhaften Strafen. Denn: Jemandem ohne Gewissen kann man nicht ins Gewissen reden.
„Wie in einem Rausch von Brutalität begannen in Eberswalde am 25. November 1990 Jugendliche aus der rechten Szene – Skinheads und sogenannte Heavy Metals – mit Pöbeleien und Plünderung. Dann klirrten Autoscheiben, Reifen wurden zerstochen. Unter Parolen wie `Deutschland den Deutschen` machten die 16- bis 20jährigen schließlich Jagd auf Ausländer. Zwei Afrikaner wurden durch Schläge und Messerstiche verletzt, der 28jährige Angolaner Amadeu Antonio zu Tode geschlagen und getreten. Ein Mädchen, das gefragt wird, ob ihr ein Menschenleben egal sei, antwortet: `Bei Negern, ja.` Ein anderer Zeuge: `Das Leben eines Schwarzen bedeutet mir nichts.`“(DPA bas187 3 pl 343 vvvvb dpa 173)
Die Maßnahmen zur Verhinderung von rechtsextremistischen / islamistischen Gewalttaten sind aus der zutreffenden Erklärung ihrer Ursachen abzuleiten; werden jedoch irrtümlicherweise nur die enthemmenden Begleitumstände, wie z.B. Arbeitslosigkeit, Sinnverlust, Orientierungslosigkeit, Wertvakuum der Jugend,
Suche nach neuen Idealen, Versäumnisse der Jugendpolitik, fehlende Freizeitklubs, soziale Angst, Mangel an Milupa-Babynahrung in der frühen Kindheit, steiler Fußweg zur Schule, Wasseradern, elektromagnetische Wellen, ungünstige Sternzeichen, extensive Selbstbefriedigung u.ä. als wesentlich und entschuldigend für das Begehen rechtsextremistischer Gewalttaten angesehen, werden die daraus gefolgerten Maßnahmen lediglich vertuschende Wirkung haben.
Man wird auch das Waldsterben nicht aufhalten können, wenn man lediglich den Borkenkäfer bekämpft, der als Begleitumstand zwar in schädlicher Häufigkeit auftritt, jedoch nicht ursächlich beteiligt ist. Wirksame Maßnahmen gegen das Waldsterben müssen beim sauren Regen ansetzen, denn sonst wird man einen langen, mühevollen und letztlich aussichtslosen Kampf beginnen.
Der Mensch ist nicht nur das, wozu ihn die Umstände machen, er ist vor allem das, was er aus den Umständen macht.
Der rechtsextreme / islamistische Gewalttäter
Unbewußt nimmt der rechtsradikale Gewalttäter aus Angst an, er würde sich einem Angriff von Haß, sadistischer Ausbeutung und Verfolgung durch den Vater Staat und dessen „Pflegekinder“, die Ausländer, aussetzen, wenn er diesen nicht ständig abwehren würde. Offensichtlich jedoch schreibt der rechtsradikale Gewalttäter dem Vater Staat seinen eigenen Haß und Sadismus zu, was die enge Verbundenheit zwischen Verfolger und Verfolgtem, Sadisten und Masochisten zeigt. Denn all dies bezieht sich letztendlich auf die sadistische, frustrierende, quälende Mutter und das hilflose, gelähmte Kind, die einstmals eine Einheit bildeten. Was der rechtsradikale Gewalttäter inszeniert, stellt im Grunde eine zwischenmenschliche Beziehung zwischen Verfolger und Opfer dar, wobei er sich abwechselnd mit diesen Rollen identifiziert und die jeweils andere Rolle dem Vater Staat zuschreibt. Für den Rechtsradikalen gibt es nur die beiden Alternativen Opfer oder Tyrann, deshalb sieht er sich in der Demokratie als Opfer und fühlt sich in der Tyrannei wohl. Der Neid auf das Humane ist eigentlich die Unfähigkeit, das Humane zu ertragen, das ohne brutale Aggressivität auskommt und das in der Phantasie des Rechtsradikalen absichtlich die brutale Aggression zurückhält, mit deren Hilfe er sich so gerne Lust verschafft.
Ob als Opfer oder als Tyrann – er fühlt sich verstrickt in eine masochistische oder sadistische Beziehung, ganz ebenso wie als kleines Kind in der Beziehung zu seiner Mutter; und die Aggressivität, die er als Opfer zu verspüren meint (und die doch eigentlich seine eigene ist) und die er als Tyrann ausleben kann, ist das Mittel, eine von seinem sexuellen Trieb gesuchte Beziehung zu schaffen und auf Dauer aufrechtzuerhalten. Der Rechtsradikale spürt den intensiven Drang, die Bindung an die gehaßte Mutter aufrechtzuerhalten, in der er dieses Schema gelernt hat und die ihn immer wieder auf dieses Schema zurückführt.
Es ist eine sexuelle Aggressivität, die im Rechtsextremen eine innere Haltung schafft: Wen ich hasse, den fresse ich auf.
Der rechtsextreme / islamistische Mörder
Innerhalb der masochistischen Beziehung, die der Rechtsextreme gezwungen ist, mit dem Staat einzugehen, werden jedoch auch sadistische Tendenzen in einer Art Vorwegnahme der Tyrannei ausgelebt in der „Beziehung“ zu den Ausländern. Das Wort Beziehung muß hier anders verstanden werden als in seiner gebräuchlichen Bedeutung, denn es geht allein um denBezugzu einem anderen, in welcher Form auch immer. Diese Art von Beziehung stößt den anderen weg oder verleibt ihn sich noch lieber ein durch seine Vernichtung. Die Verfolgung eines anderen ist so ziemlich das am meisten geeignete Mittel, um eine Beziehung aufrechtzuerhalten und im Zufügen von Schmerzen vertieft sich diese Beziehung bis hin zum Mord, mit dem sich der Mörder der ganzen Existenz des anderen habhaft macht.
Durch die Vernichtung des Anderen werden eigene Vernichtungsängste vermieden, die das Ergebnis einer pathologischen Mutter-Kind-Symbiose sind. Der Rechtsextreme ist jedoch zugleich abhängig von real präsenten Liebesobjekten wie die Gruppe, die Partei, die Nation, die ihm zu einer Art Hilfs-Ich verhelfen und ihm die Teilnahme an der mütterlichen Stärke und Macht suggerieren.
Der kapitalistische Gewalttäter oder: Der Mensch reduziert zum Euro
Eine Vorstufe des rechtsextreme / islamistischen Gewalttäters ist der Kapitalist. Auch er interessiert sich nicht für die Individualität, Autonomie oder Würde der Menschen; ein Arbeitsverhältnis ist für ihn nur interessant, wenn dadurch seine Gier befriedigt wird.
Die Beziehung zu anderen Menschen ist für ihn durch ein Arbeitsverhältnis ausreichend hergestellt und dieses dient ihm zur Durchsetzung seiner Interessen, zur Vermehrung seines Eigentums, letztlich zur Ausbeutung der Menschen, die sich in ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis zu ihm begeben. Die Belange seiner Arbeitnehmer sind für ihn unwichtig, solange sie nur arbeitsfähig bzw. ausbeutbar sind. Wichtig ist für ihn die Macht, die er über andere Menschen hat, deren Schicksal er entscheidend beeinflussen kann, die er sich in gewissen Grenzen verfügbar halten kann und die ihre (Arbeits-) Kraft hergeben, um die Beziehung „Arbeitsverhältnis“ zu ihm aufrechtzuerhalten. Der Kapitalist empfindet mitunter durchaus die Verpflichtung, die er gegenüber den Untergebenen auch innehat, daß seine Arbeit und sein Geschick in Planung, Unternehmensführung usw. bestimmend für das Leben vieler Menschen ist, er sieht es jedoch als Aufopferung an und empfindet daher jede Forderung seitens der Arbeitnehmer als Undank (wie es des öfteren in Tarifverhandlungen herauszuhören ist) und tut so, als stünden diese in seiner Schuld.
Abwehr der Angst
Die Abwehr der Angst geschieht bei den rechtsextremen / islamistischen Gewalttätern vorwiegend durch den psychischen Akt der projektiven Identifizierung, Spaltung und Introjektion.Projektion oder: An allem seien die Juden schuld
Projektive Identifizierung ist ein von Melanie Klein eingeführter Begriff zur Bezeichnung eines psychischen Mechanismus, der sich in Phantasien äußert, in denen das Subjekt sein Selbst ganz oder teilweise ins Innere eines anderen Menschen einführt, um ihm zu schaden, es zu besitzen und zu kontrollieren.
Abwehrmechanismen dienen immer der Konfliktentlastung: Für den Projizierenden werden innere Konflikte zu äußeren Konflikten gemacht und in der Außenwelt ausgetragen. Ein abgelehnter Teil des eigenen Selbst wird einem anderen, vorzugsweise schwachen, Menschen zugeschrieben. In der Bekämpfung, Verfolgung oder Ermordung des anderen wird der Versuch unternommen, eigene, ungeliebte oder Unlust verschaffende Anteile des Selbst auszulöschen.
Die Verbissenheit, mit der rechtsextreme Gewalttäter am Objekt ihres Hasses festhalten, läßt sich daraus erklären, daß er durch den Mechanismus der projektiven Identifikation Teile seiner selbst dem anderen zuschreibt und daher eine gewisse emphatische Verbundenheit mit dem anderen behält, die ihn zur ständigen Kontrolle des anderen zwingt; er kontrolliert ja sich selbst im anderen.
Spaltung oder: Wir sind Engel und alle anderen sind Teufel
Die Spaltung ist ein Abwehrmechanismus, der die Vorstellung des nur guten Selbst vor den nur bösen Anteilen des Selbst schützt (und umgekehrt). Dem Bewußtsein des Spaltenden ist jeweils nur die eine Hälfte zugänglich. Was sich der rechtsextreme Gewalttäter nicht „erlaubt“, nämlich die Erkenntnis, daß der Mensch sowohl aus „guten“, wie aus „bösen“ Anteilen besteht, dies „erlaubt“ er auch den anderen nicht: „Deutschland ist gut, die Ausländer sind schlecht“.
Die Spaltung vermeidet den inneren Konflikt, daß gute Anteile durch die schlechten Anteile beeinträchtigt oder sogar zerstört werden könnten. In der Phantasie des Kleinkindes würde dieser Konflikt Selbstzerstörung, oder die Zerstörung der Mutter bedeuten, mit der zwingenden Folge immenser Schuldgefühle. Der innere Konflikt wird nach außen getragen: Das Gute (Deutschland, die Nation) ist gut und muß gut bleiben, also von dem Schlechten (Ausländer) befreit werden. Ein Beieinander löst in dem Rechtsextremen Existenzängste aus.
Die Spaltung bewirkt eine Realitätsverkennung: Den nur guten Objekten dürfen keine schlechten Attribute zukommen. So kommt es zur Behauptung der „Auschwitz-Lüge“.
Eine Folge der Spaltung ist eine Identitätsdiffusion, d. h. der rechtsradikale Gewalttäter kann keine echte Beziehung zu sich selbst und zu anderen aufrechterhalten, er ist häufig unfähig, zwischen sich und den anderen zu unterscheiden und neigt zu primitiven Affektausbrüchen.
Introjektion: Wir sind ein Volk
Die Introjektion ist sozusagen eine Umkehrung der Projektion: Anteile des anderen werden dem eigenen Selbst zugeschrieben. Im Zusammenhang mit der Spaltung bedeutet dies, daß die Eigenschaften des nur guten Objektes einem selbst zur Verfügung stehen: Rechtsextreme wollen ein großes und mächtiges Deutschland, um sich selbst groß und mächtig fühlen zu können.
Mord oder: Die Teufelsausmerzung mit Stumpf und Stiel
Der rechtsextreme / islamistische Gewalttäter bemüht sich, das von ihm aus dem Inneren seiner Persönlichkeit in einem Ent-Sorgungsakt anderen zugeschriebene „Böse“, samt des Anderen auszumerzen.
Er empfindet dabei mehrfache Befriedigung: Zum einen hat er in seiner Phanatasie das Böse in sich selbst bekämpft, zum anderen hat er die Mutter Nation von ihren „bösen“ Anteilen befreit und sich damit gleichzeitig ihrer Zuneigung versichert.
Das Denken oder: Wie kann ich die Welt auffressen ?
Das Denken steht beim rechtsradikalen Gewalttäter ausschließlich im Dienste der Triebbefriedigung; die Beschäftigung mit Politik wird nur betrieben, um sich Munition zu beschaffen für eine Diskussion, die nicht auf den Austausch von Argumenten ausgerichtet ist. Der rechstradikale Gewalttäter denkt immer nur gerade soweit, wie es für seine Ziele nützlich ist.
Sein Denken ist darauf ausgelegt, herauszufinden, wie er den anderen am besten provozieren kann, wo die Achillesferse des anderen liegt und auf welche Weise er einen größtmöglichen Triumph erleben kann.
Wahrnehmung der äußeren Realität im Dienste von Gier und Haß
Der rechtsextreme Gewalttäter hat sehr wohl ein Verständnis von den „moralischen“ Forderungen der äußeren Realität, und erweist ihnen sehr wohl auch Lippendienste, aber er versteht nicht, daß diese Forderungen ein authentisches Moralsystem repräsentieren, das andere Menschen selbstverständlich angenommen und zu einem Teil ihrer selbst gemacht haben. Die moralischen Forderungen der Umwelt akzeptiert er als ein wirkungsvolles System, das ihm anzeigt, wo er effektiv beginnen kann, den anderen auszubeuten, ihn durch Lügen, Betrügen und Erpressen so weit zu bringen, wie er ihn haben will. Denn er spürt genau, daß der andere sich an das Moralsystem halten wird und gar nicht auf die Idee kommt, daß ein anderer sich nicht daran halten könnte. Den rechtsextremen Gewalttätern ist es durchaus bewußt, daß sie ertappt werden können, aber sie verstehen nicht, daß ihr Morden und Zerstören die innere Beziehung anderer zu ihnen beeinflußt.
Sie sind nicht in der Lage, anderen auch nur das geringste authentische Gefühl von Liebe entgegenzubringen, und es existiert für sie kaum ein Unterschied zwischen solchen Gefühlen, die andere für sie empfinden, und ihrer eigenen Rücksichtslosigkeit und Barbarei. Sie haben im Gegenteil die Neigung, jede Möglichkeit einer emotionalen Beziehung zu zerstören, ohne überhaupt zu verstehen, daß sie dies tun.
Sie lügen nicht im gebräuchlichen Sinne des Wortes. Ihre Unehrlichkeit liegt in der Weigerung, Verantwortung für die Zuverlässigkeit ihrer Gefühle, Absichten und Handlungen zu akzeptieren.
Schlimmer noch als die schlichte Unkenntnis moralischer Forderungen ist der mehr oder weniger bewußte Mißbrauch; er kennzeichnet eine zutiefst antisoziale Perönlichkeit. Der Versuch einer Resozialisierung ist nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern geradezu gefährlich. Manifest sadistische Gewalttäter können zu gefährlich sein, es ist auch nicht möglich, sie z.B. im Rahmen einer Diskussion zu mäßigen, da sie innerlich dazu getrieben werden, immer wieder durch völlige Abwertung des anderen (bspw. des Staates) einen sadistischen Triumph zu inszenieren.
Das archaische drakonische Gewissen oder: Schlagt sie alle tot
Der rechtsextreme / islamistische Gewalttäter ist mit Recht ganz am Ende eines Spektrums der Pathologie anzusiedeln, dort, wo primitivster Sadismus an Stelle eines Gewissens steht. Ungemilderte Aggressionsäußerung und ein nahezu unbeherrschbarer Drang nach Machtausübung und Erniedrigung oder Ermordung anderer beherrschen das Welt- und Selbstbild des rechtsextremen / islamistischen Gewalttäters.
Die Verbindung zu einer politischen Ideologie ist ein leises Anzeichen für ein rudimentär vorhandenes Über-Ich, wenn sie dadurch den Gewinn einer „moralischen Rechtfertigung“ suchen. Es ist, als handelten sie unter Geheiß einer extrem grausamen Gottheit, als hätten Grausamkeit, Egozentrismus, Rücksichtslosigkeit, Menschenverachtung die Bedeutung von Glaubensinhalten für diese Menschen. Meines Erachtens ist der Grund dafür in einem archaischen Über-Ich-Vorläufer zu finden, einer Tiefenschicht im Seelenleben des rechtsextremen Gewalttäters, die geprägt wurde von dem Bild einer überwältigenden und grausamen Elterngestalt, die totale Unterwerfung oder vollständiges Aufgenommenwerden in die Macht des omnipotenten Elternbildes als Voraussetzung für das eigene Überleben verlangte. Eine wechselseitigbefriedigende Beziehung erscheint ihnen völlig unerreichbar, vor allem aber als beängstigend instabil und beinhaltet daher sogar die Aufforderung, zerstört zu werden, soll die sadistische Beziehung nicht verlorengehen. Der „Gewinn“ dieser Einstellung liegt in einem Gefühl der Freiheit von Angst, Schmerz und Furcht, sowie in der Überzeugung, die einzig deutliche Form einer Beziehung zu anderen zu leben.
Das normale Über-Ich ist beim Rechtsextremen nicht integriert, realistische elterliche Verbote und Forderungen wurden nicht internalisiert. Der rechtsextreme Gewalttäter ist nicht fähig, moralische Verantwortung zu übernehmen, es sei denn, er kann sie in der „nur guten“ Gruppe unter Beweis stellen. Kameradschaftlichkeit und Einsatzbereitschaft sind Anzeichen dafür, daß das Über-Ich in Ansätzen vorhanden ist (ansonsten hätten wir amoklaufende Einzeltäter vor uns), es funktioniert jedoch nicht überall, sondern nur auf den weissen Feldern eines streng schwarz/weiss gehaltenen kleinkarierten Schemas.
Die Angst oder: Was passiert, wenn andere merken, daß ich ein Charakterschwein bin ?
Mord und Selbstmord bieten eine extreme Erfahrung totaler Kontrolle über das Leben eines anderen Menschen, bzw. über das eigene Leben. Diese Erfahrung zu machen, verbietet dem normalen Menschen sein Gewissen. Wo das Gewissen fehlt, liegt diese Erfahrung nicht fern und kann sogar zu einer für den rechstextremen Gewalttäter notwendigen Aggressionsäußerung werden, wenn er sein narzißtisches Größenselbst bedroht sieht. Ein In-Frage-stellen ihres Größenwahns, das auch nur den leisesten Riß in ihrer kalten, unbarmherzigen Schale erzeugen würde, bedeutet für sie ein In-Frage-stellen ihrer ganzen Person und ihres ganzen Lebens. Jeder leise Zug von Menschlichkeit, der an sie herangetragen wird, wird als äußerste Bedrohung empfunden und muß unter allen Umständen abgewehrt werden. Ihre innere Einstellung zur Welt und zum Leben ist bestimmt durch totale Unterwerfung oder totale Unterdrückung und wo die Totalität einen Riss bekommt, ist für sie nur noch das andere Extrem lebbar. Deshalb müssen sie diesen Riß, koste es was es wolle, verhindern. Dahinter steht die Angst vor der vollkommenen Leere, zum einen, daß sie selbst dieser Leere anheimfallen, zum anderen, daß andere diese Leere in ihnen entdecken könnten.
Der Selbstmord ist an sich eine grandiose Lösung für diesen Konflikt. Mord löscht immer nur eine einzelne Person aus, die diesem Konflikt im Wege stand und es können immer wieder neue In-Frage-Stellungen kommen oder solche existieren, von deren Existenz er gar nichts weiß. Selbstmord hingegen löscht all dies auf einen einzigen Schlag aus und mitunter ist Selbstmord der einzige Weg, sein Größenselbst zu bewahren und es sogar noch im Moment seiner Vernichtung zu vergrößern in der Phantasie, totale Kontrolle über die ganze Welt auszuüben, die er auf diese Weise im Gefühl des totalen Triumphes über das Weltall imaginär für immer auslöscht.
Nach seiner Verhaftung unternahm z.B. der Attentäter von Mölln, Peters, einen Selbstmordversuch, auch Hitler, und andere in ihrem Größenwahn gescheiterte Menschen töteten sich selbst.
Beispiele bekannter rechtsextremer Persönlichkeiten: Hitler und Himmler
Die Darstellung der rechtsextremen Persönlichkeiten Hitler und Himmler zeigt das Zusammenwirken der bisher genannten Teilfunktionen des psychischen Apparates in einer für den rechtsextremen Gewalttäter charakteristischen Weise.
1 Ausgewähltes anamnestisches Material aus dem Leben Adolf Hitlers und psychodynamische Überlegungen:
Hitlers Vater Alois kam unehelich zur Welt. Dessen Mutter, Frau Anna Schicklgruber, lebte fünf Jahre mit dem Sohn allein, ehe ein Herr Hiedler sich ihrer „annahm“ und sie heiratete. Alois Schicklgruber nannte sich nach dem Tod seines Stiefvaters und seiner Mutter Alois Hitler ( vergl. Pilgrim, V.O.: Muttersöhne. Düsseldorf 1986, S.25).
Zeitweise lag der Vater von Alois, der absoluten Gehorsam verlangte, mit seinem Sohn in schwerem Streit, weil der Junge sich weigerte, die geforderte Fügsamkeit zu zeigen. Später beklagte sich Alois jr. bitter darüber, daß sein Vater ihn häufig unbarmherzig mit der Nilpferdpeitsche geschlagen habe, aber im damaligen Österreich waren schlimme körperliche Züchtigungen von Kindern keinesfalls unüblich; Man erachtete eine solche Behandlung als günstig für die seelische Entwicklung des Kindes. Einmal sei der Sohn vom Vater bis zur Bewußtlosigkeit geschlagen worden ( vergl. Miller, Alice: Am Anfang war Erziehung. Frankfurt 1990, S. 180).
Alois Hitler, der Vater Adolf Hitlers, war ein energischer und pflichtbewußter Mann, der eine bemerkenswerte Karriere gemacht hat (ebd. S. 177). Über ihn wird berichtet (ebd. S.211) : Es sieht so aus, als sei der soziale Aufstieg nicht ohne Kosten für ihn selbst und andere möglich gewesen. Alois war zwar gewissenhaft, pflichtbewußt und fleißig, aber auch emotional labil, ungewöhnlich rastlos und möglicherweise zeitweilig geistesgestört. Zumindest eine Quelle legt nahe, daß er einmal in einem Asyl für Geisteskranke untergebracht war. Auch hatte er nach der Meinung eines Psychoanalytikers psychopathische Züge, die sich etwa in dem Geschick bewiesen, mit dem er Regeln und Dokumente für seine eigenen Zwecke auszulegen und zurechtzustutzen und dabei zugleich die Fassade der Legitimität zu wahren vermochte. Er vereinte, kurz gesagt, großen Ehrgeiz mit einem durchaus flexiblen Gewissen. Als er beispielsweise später wegen der Heirat seiner dritten Frau (die rechtlich seine Cousine war) um päpstlichen Dispens nachsuchte, strich er die zwei kleinen mutterlosen Kinder heraus, die er aus seiner zweiten Ehe mitbrachte und die der Fürsorge seiner dritten Frau bedurften, unterließ es aber, mitzuteilen, daß er mit seiner Cousine Verkehr hatte und diese bereits von ihm schwanger war.
Andernorts wird Alois Hitler so beschrieben: „mörderisch, wie eine Skizze seines Sohnes, verschleißt Frauen, quält so reihum seinen menschlichen Umkreis, peinigt seelisch seine drei Frauen“ (Pilgrim 1986, S.25).
Die Mutter Adolfs, Klara Pötzl, war mit 16 Jahren in das Haus des Onkels „Alois“ gezogen, wo sie sich um dessen kranke Ehefrau und seine beiden Kinder kümmern sollte. Ihr 48jähriger Onkel Alois schwängerte sie noch vor dem Tod der eigenen Ehefrau und heiratete sie im Alter von 24 Jahren. ( Erikson, Erik: Kindheit und Gesellschaft. Stuttgart 1974, S. 320). Adolf Hitlers Mutter war 23 Jahre jünger als sein Vater und stand als gute Ehefrau ihrer Epoche tapfer für den Mann ein, der sie gelegentlich prügelte. Der Vater war ein Trunkenbold und ein Tyrann ( vergl. ebd. S.322).
Adolf Hitler wurde am 20.04.1889 als viertes Kind der Klara Hitler geboren. Diese hatte vor Adolf drei Kinder geboren, nämlich Gustav (* 1885), Ida (*1886) und Otto (*1886). Alle waren an Diphterie verstorben, Otto wurde nur drei Jahre alt. Als Adolf etwa fünf Jahre alt war, wurde ein Bruder (Edmund, * 1894) geboren, der jedoch an den Masern verstarb als Adolf 11 war. Als Adolf etwa sieben Jahre alt war, bekam er eine Schwester (Paula, *1896). Paula war danach das einzige Geschwister Adolfs ( Vergl. Miller 1990 S.211).
Klara hat innerhalb von 4-5 Wochen eine Geburt (nämlich die Adolfs) und den Tod von 3 Kindern überstanden. Die Psychoanalytikerin Alice Miller vermutet, daß Klara durch die Geburt Adolfs wieder der Schrecken des Todes der drei Kinder wachgerufen wurde und daß dieses Gefühl der Angst eine direkte Auswirkung auf die Gefühle des Säuglings Adolf hatte ( ebd. S.214-215). Miller vermutet weiterhin, daß Klara die Wut auf ihren ständig aggressiven Mann gegenüber Adolf abreagierte: „Den Ärger auf ihren selbstbezogenen Mann, der sie mit ihren seelischen Leiden alleine ließ, durfte Klara ja auch nicht bewußt erleben; umso mehr hat ihn der Säugling, den man ja nicht wie den Herrscher zu fürchten braucht, zu spüren bekommen.“ (ebd. S.215)
Möglicherweise wandte sie sich ihm auch deshalb nicht in genügender Weise zu, um den Jungen auf die „Härte des Lebens“ vorzubereiten.
Miller ( ebd. S.182) sieht auch Anlaß zur Vermutung, daß Adolf Hitler schon im Alter von 4 Jahren und früher von seinem Vater geschlagen wurde. Sie beschreibt, daß eine solche Züchtigung in den damaligen Erziehungsschriften eindringlich empfohlen wurde. Immer wieder sei darauf hingewiesen worden, daß man das Böse nicht früh genug austreiben könne, damit das „Gute“ ungestört wachse.
Hitler selbst hat das Milieu seiner Kindheit in „Mein Kampf“ beschrieben:
„In einer Kellerwohnung, aus zwei dumpfen Zimmern bestehend, haust eine sechsköpfige Arbeiterfamilie. Unter den Kindern auch ein Junge von, nehmen wir an, drei Jahren (…) Schon die Enge und Überfüllung des Raumes führt nicht zu günstigen Verhältnissen. Streit und Hader werden sehr häufig schon auf diese Weise entstehen (…) Wenn (…) dieser Kampf unter den Eltern selbst ausgefochten wird, und zwar fast jeden Tag, in Formen, die an innerer Roheit oft wirklich nichts zu wünschen übriglassen, dann müssen sich, wenn auch noch so langsam, endlich die Resultate eines solchen Anschauungsunterrichtes bei den Kleinen zeigen. Welcher Art sie sein müssen, wenn dieser gegenseitige Zwist die Formen roher Ausschreitungen des Vaters gegen die Mutter annimmt, zu Mißhandlungen im betrunkenen Zustand führt, kann sich der ein solches Milieu nicht Kennende eben nur schlecht vorstellen.“ – Aus heutiger Sicht läßt sich vielleicht doch eine Ahnung davon gewinnen, wenn man die Schrecken und die Grausamkeit, die Hitler später über die ganze Welt verbreitete, als eine Wiederholung der von ihm geschilderten Zustände in seiner Familie ansieht, wenn man sich vergegenwärtigt, daß er die Welt dazu gezwungen hat, das nachzuerleben, was er als Kind erlebt hatte.
„Mit sechs Jahren ahnt der kleine, zu bedauernde Junge Dinge, vor denen ein Erwachsener nur Grauen empfinden kann. Was der kleine Kerl sonst zu Hause hört, führt auch nicht zu einer Stärkung oder Achtung der lieben Mitwelt.“ „Übel aber endet es, wenn der Mann von Anfang an seine eigenen Wege geht und das Weib gerade den Kindern zuliebe dagegen auftritt. Dann gibt es Streit und Hader und in dem Maße, in dem der Mann der Frau nun fremder wird, kommt er dem Alkohol näher. Kommt er endlich Sonntag oder Montag nachts selber nach Hause, betrunken und brutal, immer aber befreit vom letzten Heller und Pfennig, dann spielen sich oft Szenen ab, daß Gott erbarm. In Hunderten von Beispielen habe ich dies alles erlebt (…)“ ( ebd. S.190)
Auch späterhin schlug Alois seinen Sohn häufig:
Paula Hitler, die Schwester Adolfs, berichtet, „es war vor allem Bruder Adolf, der meinen Vater zu extremer Härte provozierte und jeden Tag sein gehöriges Maß an Prügel bekam. Er war ein etwas unflätiger kleiner Lausbub und alle Versuche seines Vaters, ihm die Frechheit auszuprügeln und ihn dazu zu bringen, den Beruf eines Staatsbeamten zu wählen, waren vergeblich.“ ( ebd. S.181)
Was die Beweggründe Alois‘ für solch grausames Verhalten betrifft, so vermutet Miller, daß Alois Hitler als Objekt der Aggression zwar seinen Sohn auswählte, möglicherweise aber sich selbst meinte (ebd. S.186). Zugleich vermutet sie, daß Alois in dem ehelich geborenen Adolf einen Konkurrenten sah, der im Gegensatz zu ihm selbst eine Mutter und einen Vater hatte und nicht wie er von der Mutter aus Armut weggegeben wurde und keinen richtigen Vater hatte.
Hitler sagte ( Erikson 1974, S.324) , daß weder sein Vater, noch sonst eine Macht auf Erden aus ihm einen Beamten hätten machen können. Denn obwohl der Vater mit 13 Jahren von zuhause fortgelaufen war, um etwas „Höheres“ zu werden, war er doch nach 23 Jahren zurückgekehrt, und ein kleiner Beamter geworden.
Die frühen Erfahrungen der Deprivation („seelische Verwahrlosung“) und die gleichzeitige Traumatisierung durch das brutale Verhalten des Vaters hatten Auswirkungen auf den allgemeinen psychischen Zustand Hitlers, die für Patienten mit gleichartiger Geschichte und Intelligenz nicht unbekannt sind: Beobachter stellten an Hitler Zustände fest, die an Verfolgungswahnsinn und Persönlichkeitsspaltung grenzten, er sei von Schlaflosigkeit geplagt worden, sei des Nachts ruhelos umhergewandert und habe sich junge Leute kommen lassen, die „die Stunden eines offenbaren Grauens“ mit ihm teilen sollten.
„Zu Zeiten müssen diese Zustände einen besonders bösartigen Charakter angenommen haben. Mir hat jemand aus seiner engsten täglichen Umgebung berichtet: er wache des Nachts mit Schreikrämpfen auf. Er schreie um Hilfe. Auf seiner Bettkante sitzend könne er sich nicht rühren. Die Furcht schüttle ihn, so daß das ganze Bett vibriere. Er stoße verworrene, völlig unverständliche Worte hervor. Er keuche, als glaube er, ersticken zu müssen. Der Mann erzählte mir eine Szene, die ich nicht glauben würde, wenn sie nicht aus solcher Quelle käme. Taumelnd habe er im Zimmer gestanden, irr um sich blickend. „Er, Er, Er ist dagewesen“, habe er gekeucht. Die Lippen seien blau gewesen. Der Schweiß habe nur so an ihm heruntergetropft. Plötzlich habe er Zahlen vor sich hergesagt. Ganz sinnlos. Einzelne Worte und Satzbrocken. Es habe schauerlich geklungen. Merkwürdig zusammengesetzte Wortbildungen habe er gebraucht, ganz fremdartig. Dann habe er wieder ganz still gestanden und die Lippen bewegt. Man habe ihn abgerieben, ihm etwas zu trinken eingeflößt. Dann habe er plötzlich losgebrüllt: „Da, da! in der Ecke! Wer steht da? „Er habe aufgestampft, geschrieen, wie man das an ihm gewohnt sei. Man habe ihm gesagt, daß da nichts Ungewöhnliches sei und dann habe er sich allmählich beruhigt. Viele Stunden hätte er danach geschlafen. Und dann sei es für eine Zeit wieder erträglich mit ihm gewesen.“ ( Rauschning, Herrmann: Gespräche mit Hitler. Wien 1973, S. 273)
Der primäre Bindungsmangel Hitlers äußert sich desweiteren in der mangelhaften Fähigkeit, Beziehungen ufzubauen oder aufrechtzuerhalten:
So band sich Hitler nicht in Liebesbeziehungen. Mehrere Frauen, die mit ihm in nahe Berührung kamen, starben, brachten sich um oder wurden getötet. Hingegen behauptete Dr. Bloch, der Arzt, der Hitlers Mutter erfolglos vom Brustkrebs zu heilen versuchte, daß er in den Jahrzehnten seiner Tätigkeit keinen jungen Mann am Grabe der Mutter so außer sich gesehen hätte wie den achtzehnjährigen Hitler ( Pilgrim 1986, S.28).
Seine eigene Frau, Eva Braun, tötete er eigenhändig kurz nachdem er sie geheiratet hatte und kurz bevor er sich selbst tötete.
Der Bindungsmangel äußerte sich auch in den Problemen, sich durch einen Beruf gesellschaftlich zu integrieren:
Wie bereits erwähnt wehrte sich Hitler erbittert dagegen, Beamter zu werden wie sein Vater. Die mißlungene Identifikation mit dem Vater äußert sich weniger darin, daß er den Beruf ablehnt, sondern darin, daß Hitler mit solcher Vehemenz diese Ähnlichkeit mit seinem Vater so weit von sich wegschob. Er sah in dem Vater (mit Recht) einen Schwächling, der nicht zur Identifikation taugte.
Adolf haßte seinen Vater, hassen heißt ablehnen, den Vater ablehnen heißt: nichts von ihm hereinnehmen, nicht werden wie er. Hingegen versuchte Hitler, auf künstlerische Weise seine narzißtisch-symbiotischen Bedürfnisse zu befriedigen. Jedoch wurde ihm auch hierdurch nicht das Ausmaß an Beachtung zuteil, das er gebraucht hätte, um den früh erlittenen narzißtischen Mangel zu ertragen. „Also wurde der Sohn Schwamm, nichtstuerisch, überspannt anmaßend, schwärmte von sich als Künstler, aber auch der geriet ihm nicht zur durchdringenden Tat. Die Wiener Kunstakademieväter wiesen ihn ab“ ( ebd. S.25).
Psychodynamische Überlegungen
Aus der Lebensgeschichte Hitlers ersieht man bereits wesentliche Komponenten der familiären Konstellation, einen rechtsextremen Gewalttäter hervorbringen konnte: frühe Deprivation mit dem Mangel an Befriedigung primärer narzißtischer Bedürfnisse, starkes Festhalten am Objekt der primären Lusterfüllung (Mutter) und Aufrechterhaltung der Spaltungsmechanismen. Der Widerstand des kleinen Hitler gegen die Gewalt des Vaters ist weniger als Rebellion denn als verzweifeltes Festhalten an der Mutter zu sehen, die ihm als einzig noch irgendwie Gutes verblieben war. Um nichts in der Welt hätte er sich dem Vater zugewandt.
Es kam so erstens zum Mangel an Befriedigung narzißtischer Bedürfnisse und außerdem zum Mangel der Identifikation mit dem Vater. Der Versuch nach vornehmlicher Kompensation narzißtisch-symbiotischer Bedürfnisse in der künstlerischen Betätigung scheiterte.
Was die Erklärung der späteren vernichtenden Politik Hitlers anbetrifft, so geht Alice Miller davon aus, daß Adolf sich unbewußt mit seinem Vater identifizierte und dessen Verhalten übernahm „und in der Weltgeschichte aktiv spielte“ ( Miller 1990, S.189). Wirksam für Hitlers Verhalten war Millers Ansicht nach ein Wiederholungszwang, der ihn dazu brachte, Juden und auch insgesamt das deutsche Volk in derselben Weise zu behandeln wie er selbst von seinem Vater behandelt worden war.
Ich bin mit Miller der Ansicht, daß es sich bei dem ausagierten Haß Hitlers um einen allgemeinen Haß handelte, der alle Menschen betraf und der später im Leben effektiv realisiert wurde, wenn man beachtet, daß nur ein Weltkrieg effektiv genug ist, um alle nur irgendwie erreichbaren Formen menschlichen Lebens auf der Welt zu schädigen. Ich bin jedoch entgegen der Ansicht Millers der Meinung, daß es nur scheinbar zur Identifikation mit dem Vater kam. Denn die Ähnlichkeit im letztlich menschenfeindlichen Verhalten Adolfs mit dem des Alois ist m.E. nicht, wie Miller behauptet, auf die Identifikation, sondern auf die Wiederholung einer Borderline-erziehung zurückzuführen. Wenn Vater und Sohn einander ähnlich sind, kann dies aus der Identifikation des Sohnes mit dem Vater herrühren, kann aber auch schlicht daran liegen, daß beide eine ähnliche Entwicklung unter ähnlichen Umständen in ihrer Kindheit durchmachten, die eben zum selben Ergebnis führte. Ein Wiederholungszwang, wie er von Miller für das Verhalten Hitlers gegenüber den Menschen angesehen wird, wäre dann zwar wirksam, jedoch lediglich in dem Sinne, als Adolf genauso wie Alois emotional auf sehr frühem Niveau stehengeblieben ist und sie in ihrem Verhalten in der Erwartung fortfuhren, man werde ihnen endlich Beachtung schenken, sie lieben und mit ihnen eine Symbiose herstellen. Wäre es tatsächlich zu einer Identifikation Hitlers mit seinem Vater gekommen, so hätte Hitler auch über ein Gewissen verfügt. An der Gewissenlosigkeit Hitlers gibt es aber keinen Zweifel.
Ich bin auch nicht wie Miller der Ansicht, Hitler hätte sich „mit dem Aggressor identifiziert“ (d.h. der Unterlegene übernimmt aus Angst die Meinung, das Verhalten und die Einstellung des Aggressors), dies nämlich wäre im Rahmen der ödipalen Geschlechtsidentifikation vollkommen normal und hätte eben zur Gewissensbildung geführt.
Der Analytiker Erik Erikson schildert aus seiner Kenntnis der historischen Umstände ebenfalls die familiäre Situation jener Zeit, die allerdings weniger extrem als bei Hitler ausfällt, jedoch verschiedene Gemeinsamkeiten zu der Hitlers zeigt. In „Kindheit und Gesellschaft“ beschreibt er das, was er für eines der inneren Grundbilder des deutschen Vaters jener Zeit hält:
„Wenn der Vater nach hause kommt, scheinen sich selbst die Wände ‚zusammen zu nehmen‘. Die Mutter, obwohl sie häufig der inoffizielle Herr im Hause ist, benimmt sich jetzt so anders, daß selbst ein kleines Kind es fühlen muß. Sie beeilt sich, die Wünsche und Launen des Vaters zu erfüllen und vermeidet alles, was ihn ärgern könnte. Die Kinder halten den Atem an, denn der Vater duldet keinen „Unsinn“ – d.h. nichts von den weiblichen Stimmungen der Mutter, von der spielerischen Art der Kinder. Solange er zuhause ist, hat die Mutter zu seiner Verfügung zu stehen. Sein Verhalten drückt aus, daß er die Einheit von Mutter und Kindern mißbilligt, die sie während seiner Abwesenheit genossen haben. Oft spricht er zur Mutter, wie er zu den Kindern spricht, d.h. er erwartet Gehorsam und schneidet jede Antwort ab.“
In dieser Atmosphäre erlebt das Kind einen völligen Bruch: die Mutter, die ihm bis dahin mehr oder weniger zur Verfügung stand, kommt ihm nun völlig abhanden, ja es bekommt das Gefühl, daß der Vater eine innige Bindung an die Mutter sogar mißbilligt und daß alles, was das Kind sich von seiner Mutter erwünscht, daß ihre Liebe und Bewunderung, die sie dem Kind gibt und die so wichtig sind für das Streben nach einer liebevollen Beziehung zu anderen Menschen im späteren Leben, daß dies alles hinter dem Rücken oder gar gegen den Willen des Vaters stattfinden muß. Darüber hinaus kommt es zu Situationen, in denen sich das Kind auch von der Mutter verraten und verlassen vorkommt:
„Die Mutter fördert diese Gefühle, indem sie manchen Unsinn, manche Ungezogenheit des Kindes vor dem Vater verbirgt, wenn und wann es ihr beliebt. Ihre Mißbilligung hingegen drückt sie dadurch aus, daß sie die Kinder an den Vater verrät, wenn dieser nach hause kommt, und oft den Vater veranlaßt, periodische körperliche Züchtigungen für Taten durchzuführen, deren Einzelheiten ihn nicht interessieren. Söhne sind ungezogen und eine Strafe ist immer gerechtfertigt. Später, wenn der Sohn Gelegenheit findet, den Vater in Gesellschaft zu beobachten, wenn er dessen Unterwürfigkeit gegenüber Vorgesetzten, seine übermäßige Sentimentalität beim Trinken und Singen mit Gleichgestellten entdeckt, entwickelt der Junge die ersten Züge des „Weltschmerzes“: einen tiefen Zweifel an der Würde des Menschen – oder auf alle Fälle an der des „Alten“. All das besteht natürlich bei gleichzeitigem Respekt und Liebe für den Vater. Während der Stürme der Reifezeit aber, wenn die Identität des Knaben sich mit dem Bild des Vaters auseinandersetzen muß, führt es zu der kritischen deutschen Pubertät, die in ihren schwierigen Formen ein so sonderbares Gemisch aus offener Auflehnung und „geheimer Sünde“, aus zynischer Entscheidung zum Bösen und unterwürfigem Gehorsam, aus Romantik und hoffnungsloser Verzweiflung ist und die den Mut und den Unternehmungsgeist des Jungen ein für allemal brechen kann.“ ( Erikson 1974, S.325ff)
Nach Erikson (a.a.O) fehlte deutschen Vätern stets die Identifikation mit irgendwelchen Idealen (wie etwa der Revolution in Frankreich oder der parlamentarischen Demokratie in England (Anm. JSB), so daß die äußerlich vorgetragene Autorität stets ohne Kern und ohne inneres Ziel blieb. Ein solches Ziel aber hätte die Autorität in das liebevolle Kleid des Ideals gehüllt.
2 Ausgewähltes anamnestisches Material aus dem Leben Heinrich Himmlers und psychodynamische Überlegungen:
Heinrich Himmler wurde am 07.10.1900 geboren. Himmlers Vater war ein „äußerst pedantischer Mann, ein Gymnasialprofessor und späterer Direktor, dessen Hauptstärke seine Ordnungsliebe gewesen zu sein scheint. Er war ein konservativer, im Grunde schwacher Mensch, ein altmodischer, autoritärer Vater und Lehrer (…). (Fromm, Erich: Anatomie der menschlichen Destruktivität. Stuttgart 1974, S. 274/275) Himmler soll vor seinem Vater keine übertriebene Angst gehabt haben, sei ihm gegenüber aber äußerst gehorsam gewesen.
Himmler war körperlich kein sehr kräftiges Kind und seit seinem vierten Lebensjahr war er immer wieder krank. Damals zog er sich eine ernste Erkrankung der Atmungsorgane zu, die sich offenbar in der Lunge festsetzte und an der damals viele Kinder starben. Die Familie, besonders die Mutter sei außer sich vor Sorge gewesen. Der Geburtsarzt wurde von München nach Passau geholt. Die Mutter zog mit dem Knaben in einen Ort mit besserem Klima. Im Jahr 1904 zog die ganze Familie mit Rücksicht auf das Wohl des Kindes wieder zurück nach München. Der Vater Himmlers war offenbar mit all diesen kostspieligen und unbequemen Maßnahmen einverstanden.
Im Alter von etwa 15 Jahren begann Himmler an Magenbeschwerden zu leiden, die ihn für den Rest seines Lebens plagen sollten. Es ist anzunehmen, daß hier ein starker psychogener Faktor im Spiel war. Während ihm einerseits dieses Magenleiden als Symptom seiner Schwäche unangenehm war, gab es ihm andererseits die Möglichkeit, sich ständig mit sich selbst zu beschäftigen und sich mit Menschen zu umgeben, die sich seine Klagen anhörten und viel Aufhebens um ihn machten. Himmler habe auch unter einem angeblichen Herzfehler gelitten, den er sich 1919 bei der Arbeit auf einem Gutshof zugezogen habe. Man nimmt aber heute an, daß diese Diagnose nicht zutreffend war und daß Himmler sich vermutlich einer recht guten Gesundheit erfreute. Himmler war es dadurch jedoch möglich, sich weiterhin seinen hypochondrischen Neigungen hinzugeben.
Aber Himmlers körperliche Schwäche bezog sich nicht nur auf Lunge, Magen und Herz. Er sah weichlich und schlapp aus und war körperlich unbeholfen und ungeschickt. Als er z.B. ein Fahrrad bekam und seinen Bruder Gebhard auf dessen Radtouren begleitete, „fiel Heinrich immer wieder vom Rad, zerriß sich die Kleider und es passierte ihm auch sonst alles mögliche“ ( Smith, B.F.: Heinrich Himmler, a Nazi in the Making 1900-1926. Stanford University 1971). Himmler war wohl ein Musterschüler, bei allen Lehrern beliebt und in den wesentlichen Fächern mit den besten Leistungen, im Turnen allerdings soll er sehr schlecht gewesen sein, was Himmler sehr gedemütigt habe. ( Hallgarten, G.W.F.: Imperialismus vor 1914. München 1963)
Die Bindung zu seiner Mutter schien auch noch in der Pubertät stark zu sein. Im ersten Monat seiner militärischen Ausbildung schrieb Himmler dreiundzwanzig Briefe nach Hause. Und obwohl er zehn oder zwölf als Antwort erhielt, beklagte er sich ständig, daß die Familie ihm nicht oft genug schreibe. „Der erste Satz seines Briefes vom 24. Januar ist typisch: „Liebe Mutti, vielen Dank für Deinen lieben Brief. Endlich habe ich Post von Dir bekommen.“ Nachdem er zwei Tage später wieder Nachricht von zu Hause bekommen hatte, fängt er die alte Leier wieder an und fügt hinzu: „Ich habe schrecklich lange darauf gewartet.“ Und zwei Briefe in drei Tagen hindern ihn nicht, am 29. wieder zu lamentieren: „Heute habe ich wieder nichts von Dir bekommen.“ ( Smith, B.F. 1971)
Auch mit 19 Jahren war der Kontakt zum Elternhaus, speziell zur Mutter noch immer sehr stark. Innerhalb von 3 1/2 Wochen seines Landwirtschaftspraktikums schrieb er mindestens 8 Briefe und Postkarten nach Hause und vermerkte zugleich oft, er habe zu viel zu tun, um schreiben zu können.
Am Vorliegen einer zwangsneurotischen Symptomatik vor einem tieferen psychopathologischen Hintergrund kann bei Himmler kein Zweifel bestehen: Zwischen dem 14. und 24. Lebensjahr führte Himmler auf Anraten seines Vaters ein Tagebuch, in dem fast täglich belanglose Eintragungen erschienen: Himmler verzeichnete, wie lange er geschlafen habe, wann er zum Essen gegangen sei, ob er Tee getrunken habe oder geraucht habe, wen er tagsüber getroffen und wie lange er studiert habe. In welche Kirche er gegangen und wann er abends nach Hause gekommen sei. Weiterhin schrieb er nieder, wem er einen Besuch abgestattet habe und ob seine Gastgeber nett zu ihm gewesen seien, um wieviel Uhr er mit dem Zug zu seinen Eltern gefahren und ob der Zug verspätet oder rechtzeitig gekommen sei.
Seit dem 15 Lebensjahr (Pubertät!) führte Himmler eine Korrespondenzliste, in der er jeden Briefeingang und -ausgang vermerkte. Auf jedem der Briefe und Postkarten seiner engen Freunde vermerkte er nicht nur das Empfangsdatum, sondern auch die Uhrzeit auf Stunde und Minute genau, zu der die Post in seine Hände gelangte. Als Himmler schließlich Reichsführer-SS war, legte er sich eine Kartothek an, in der er jedes Geschenk vermerkte, das er irgend jemandem gegeben hatte. ( Fromm 1974, S. 273)
Auswirkungen der Lebensgeschichte auf das Beziehungssleben Himmlers:
Aufgrund seiner persönlichen Geschichte hatte Himmler offenbar (und verständlicherweise) sexuelle Probleme. So stellte er im Alter von 20 Jahren Spekulationen über die Moral der jungen Mädchen an, mit denen er bekannt wurde und stürzte sich auf erotische Bücher, wo immer er ihrer habhaft werden konnte. Als er 1924 alte Freunde besuchte, fand er in deren Bibliothek C.F. Schlichtegrolls „Ein Sadist im Priesterrock“, ein Buch, das 1904 in Deutschland verboten worden war; er verschlang es in einem Tag. Im allgemeinen bot Himmler das Bild eines gehemmten und ängstlichen jungen Mannes, der darunter litt, daß er es nicht fertigbrachte, mit Frauen Beziehungen anzuknüpfen.
Auch im Alter von etwa 20 Jahren konnte er in Beziehungen zu Mädchen seine vorsichtige, steife Haltung nie überwinden und „er legte eine so große Distanz zwischen sich und das andere Geschlecht, daß kaum Gefahr bestand, daß seine Keuschheit in Gefahr geriet.“ ( ebd. S. 283)
Auswirkungen der Lebensgeschichte auf den beruflichen Werdegang:
Himmler strebte ab 1916 danach, die Schule zu verlassen, um eine Ausbildung als Berufsoffizier machen zu können. Vielleicht war er aber dabei auf die Aufmerksamkeit seiner Mutter erpicht, die sich sehr um Himmlers Bruder Gebhard sorgte, der zur selben Zeit an der Front Dienst tat. Erst nach langen Bemühungen des Vaters fand er Aufnahme in ein Regiment, in dem er eine Ausbildung zum Offizier beginnen konnte. Das Jahr 1918 verbrachte er so in der Ausbildung. Direkt nach dem Krieg sah er sich dazu genötigt, eine Berufsausbildung zu beginnen, weil er es nicht zum Berufsoffizier hatte bringen können. Er entschied sich dann für ein Landwirtschaftsstudium und lernte russisch, weil er in Ostgebieten Landwirt werden wollte. Nachdem er feststellte, daß es keine Möglichkeit gab, in Rußland als Landwirt tätig zu werden, fing er an, spanisch zu lernen, mit dem Gedanken, sich in Südamerika als Landwirt niederzulassen. Zu anderen Zeiten zog er Länder wie Peru, die Türkei oder Georgien (UDSSR) in Betracht. Jedoch besaß er nicht das Geld und auch nicht die Phantasie, Initiative und Ausdauer, die er gebraucht hätte, um auch nur in Deutschland Landwirt zu werden.
In dieser hoffnungslosen Situation als Student in München trat er einer Burschenschaft bei, von der er jedoch auch keine innige Aufnahme erfuhr. Er nahm Kontakt zu Ernst Röhm auf, nahm jedoch noch nicht an der Hitlerbewegung teil. Trotz seiner Hinwendung zur Politik und trotz der Sorge, die er sich um sich selbst und seine Zukunft machte, behielt er doch viele seiner Gewohnheiten und seine alte Lebensweise bei. Er ging weiter in die Kirche, machte Besuche, tanzte in den Studentenverbindungen und schickte seine schmutzige Wäsche nach Ingoldstadt zu seiner Mutter. Schließlich nahm er die Stelle eines technischen Assistenten in einer Kunstdüngerfabrik an, die ihm vom Bruder eines seiner Professoren angeboten wurde. Zufälligerweise war am selben Ort eine paramilitärische Einheit der NSDAP organisiert, der Himmler dann beitrat.
Ohne den weiteren Werdegang zu beschreiben, wird bereits deutlich, daß Himmler offenbar gestrandet war und in seiner Adoleszenz an Orientierungslosigkeit litt. Es mangelte ihm an frühen Autonomieerfahrungen, die ihm die Überzeugung des Nutzens der eigenen Aktivität vermittelt hätten. Sein dauerndes Bedürfnis, aus der Umklammerung der Mutter zu entkommen, äußerte sich in dem Wunsch weit wegzuziehen. Der Mangel an Möglichkeiten zur väterlichen Identifikation hatte jedoch zur Folge, daß ihm die Vorstellung davon fehlte, wohin er von der Mutter hätte gehen können. Eine Art mütterliche Heimat im Gewande der Väterlichkeit bei gleichzeitigem Angebot, Beachtung zu finden und endlich Aggression ausleben zu können (was er bislang nie getan hatte) bot sich durch den Beitritt zur Partei.
Die junge Nazibewegung war zu jener Zeit stark in ihrer Kritik, die sich nicht nur gegen die Linke, sondern auch gegen das bürgerliche System richtete, dem Himmlers Vater angehörte. Diese jungen Leute spielten die Rolle von Helden, denen die Zukunft gehörte. Und Himmler fand ein geeigneteres Bild, dem er sich unterwerfen konnte, als den Vater. Zugleich konnte er dadurch mit einer gewissen Herablassung, wenn nicht versteckter Verachtung auf seinen Vater herabblicken.
Psychodynamische Überlegungen
Aus den Schilderungen der Biographen und den Beschreibungen Fromms ergibt sich nach meiner Auffassung folgendes:
Himmler wurde als Sohn eines eher schwachen Vaters und einer nach der Bindung zum Sohn verlangenden Mutter geboren.
Die Mutter baute eine sehr enge, ihn fangende (captative) Bindung zum Sohn auf, die auch in späterer Zeit beibehalten blieb. Es darf vermutet werden, daß die Mutter den eigenen Sohn weniger selbst emotional versorgen wollte, als daß es ihr darum ging, von dem Sohn gefühlsmäßig versorgt zu werden. Der Sohn erfuhr niemals eine „Entwöhnung“, ein „Abstillen“ denn er stellte auch später außergewöhnliche Ansprüche an die Fürsorge durch die Mutter. Der kleine Himmler konnte unter diesen Umständen auch kaum die Selbständigkeit fördernden Autonomieerfahrungen machen. Der Vater war für den Jungen nicht verfügbar und es kam nicht dazu, daß der Junge irgendwann vom Vater erfahren hätte, daß die Mutter nicht nur dem Sohn zur Verfügung steht. Da aber gerade die Erfahrung, daß die Mutter gewissermaßen dem Vater und nicht dem Knaben gehört, notwendig zur Geschlechtsidentifikation und zur Gewissensbildung ist, kam es hier zu einem weiteren Mangel in Himmlers Entwicklung.
Daß Himmler niemals, was die Aufnahme von Beziehungen betrifft, der oral-gierigen Passivität entwachsen ist, erkennt man an den Schwierigkeiten des Adoleszenten, Beziehungen zu Frauen aufzunehmen.
Der Mangel an Autonomieerfahrungen wirkt sich jedoch nicht nur auf das Beziehungsleben, sondern auch auf den beruflichen Werdegang aus. Sofern das kleine Kind nicht die Erfahrung macht, daß es auch auf den eigenen Beinen stehen kann, daß es nach den Bonbons auf dem Tisch greifen oder alleine beispielsweise den Garten erforschen kann, fehlt ihm späterhin das Empfinden und die Überzeugung dafür, daß es alleine etwas unternehmen und durch eigene Kraft etwas werden könnte. Das Autonomiestreben des Kindes erhält durch die Identifikation mit dem Vater ihre Prägung.
Himmler entbehrte aber solcher Erfahrungen. Er war unfähig, seinem eigenen Leben eine Richtung zu geben.
Himmler traf mit seinem Eintritt in die NSDAP die Entscheidung zur Rückkehr in die mütterliche Geborgenheit einer Gruppe. So gelang es ihm, dem Verlust der mütterlichen Geborgenheit zu entgehen. Desweiteren war er in der von Männern geleiteten Gruppe mit den rächenden aggressiven Idealen Hitlers versorgt und ständig in der Position desjenigen, der den Gefühlen fernsteht und somit eher männlich ist.
Himmler unterwarf sich nicht deshalb der Autorität, weil sie ihm so große Angst eingejagt hätte, sondern weil er solche Angst hatte – nicht vor der Autorität, sondern vor dem Leben -, daß er nach einer Autorität suchte und geradezu das Bedürfnis hatte, sich zu unterwerfen.
Wegen der grundlegenden Zweifel an der eigenen autonomen Existenzfähigkeit und der Suche nach Abhängigkeit hatte Autorität zunächst einen mütterlichen Charakter für ihn.
Erich Fromm interpretiert, ( ebd. S. 275) daß die Unterwürfigkeit Himmlers sozusagen einen opportunistischen Zug hatte. Seinen Vater, seine Lehrer und später seine Vorgesetzten in Armee und Partei nutze er, um Karriere zu machen und seine Konkurrenten aus dem Felde zu schlagen. Er führte ein Tagebuch, genauso, wie es ihm sein Vater nahegelegt hatte. Daß er von seinem Vater zu Strasser und Hitler und vom Christentum zum arischen Heidentum überwechselte, spielte sich nicht als Rebellion ab. Alles vollzog sich vorsichtig und reibungslos. Er unternahm keinen neuen Schritt, bevor er es ohne Risiko tun konnte. Und als ihm schließlich sein Idol Hitler nichts mehr nutzen konnte, versuchte er, ihn zu verraten, indem er unter den neuen Herren, den Alliierten, den Erzfeinden von gestern und Siegern von heute, zu arbeiten versuchte. Hitler war ein Rebell, Himmler ging das Element der Rebellion völlig ab. Himmler brauchte eine starke, mächtige Führerfigur, um die eigene Schwäche zu kompensieren. Er war eindeutig ebenso gewissenlos wie Hitler und er war ständig (um jeden Preis) auf der Suche nach einem bergenden Heim oder einer Gemeinschaft und einem stets gefüllten Futtertrog. Er war nicht auf der Suche nach Gelegenheiten, selbst etwas aufzubauen, zu schaffen o.ä..
Die Furcht vor dem Anknüpfen von Beziehungen im Verein mit der Zwanghaftigkeit fand seinen Gipfel in der Vorstellung von Reinheit und Kontrolle in der Gründung des Vereins „Lebensborn“, in welchem sich die sexuelle Beziehungslosigkeit und das Ideal der Sauberkeit (Reinrassigkeit) vereinen sollten.
Wie Himmler seine schauerliche Arbeit verrichten konnte, kann man nur verstehen, wenn man sich bewußt macht, daß er die Aggressivität nie selbst direkt ausübte und daß ihm das wesentliche die Befriedigung des primären Bedürfnisses nach Geborgenheit und Sicherheit war. Um dieses Ziel zu erreichen, war ihm offenbar alles recht. Wie Himmler auf den Kontakt zwischen eigener Pflichterfüllung um den Preis der Unterwerfung und den Auswirkungen seines Handelns reagierte, veranschaulicht folgendes Zitat: Himmler wohnte im Spätsommer 1941 einer Massenerschießung in Minsk bei und dieses Erlebnis hat ihn ziemlich erschüttert. Aber er sagte: „Ich halte es trotz allem für richtig, daß wir uns das angesehen haben. Wer über Leben und Tod zu entscheiden hat, muß wissen, wie das Sterben aussieht. Und was er den Erschießungskommandos zumutet!“ ( ebd. S.289) Vielen seiner SS-Leute wurde bei diesen Massenerschießungen schlecht; einige begingen Selbstmord, wurden wahnsinnig oder erlitten schwere seelische Schäden.
3 Zusammenfassung:
Die Zusammenschau dieser beiden anamnestischen Beschreibungen und deren Analyse zeigen zum einen den Unterschied zwischen dem „Führer“ und einem „Geführten“ auf und verweisen zum anderen auf einige wichtige Gemeinsamkeiten.
Es ist offensichtlich, daß beide beschriebenen Personen nicht in einer funktionsfähigen Familie mit liebevollen Eltern aufwuchsen. Beide wuchsen in der Obhut einer (was den Lebensablauf und nicht die physische Gewalt betrifft) letztlich dominanten, lenkenden, jedoch wenig zur Fürsorge fähigen (oder dazu nicht gewillten) Mutter auf. Die Väter traten nicht in einer tatsächlich dominierenden Form in Erscheinung.
Es sei hier auch darauf hingewiesen, daß auch Goebbels in seinen Tagebüchern nur liebevoll von seiner Mutter, dagegen haßerfüllt von seinem Vater, dem ihm lästigen Ernährer spricht.
Die Söhne erfuhren keine orientierende Lenkung durch männliche Bezugspersonen. Daß die Ausübung von Gewalt auf ein Kind nicht als Lenkung verstanden werden darf, wird aus der Lebensgeschichte Hitlers deutlich.
(Auch Görings Vater, ein ältlicher, ausrangierter Diplomat, war ungeeignet für die Identifikation des Jungen gewesen. Der Sohn rundete sich, wurde fett, aufgeplustert wie seine Mutter, die so dick war, daß Kinder zwischen ihren Beinen Versteck spielen konnten. Der kleine Hermann wollte von früh an Soldat werden. Aber das Handwerk des Zeugens hatte er nicht gelernt. Seine Frau Emmi Sonnemann mußte künstlich befruchtet werden, ein Kind von seinem ihm ärztlich abgenommenen Samen empfangen (< Pilgrim 1986, S. 35ff).)
Frühe Deprivation in der Mutter-Kind-Beziehung wirkt sich als treibende Kraft für die später „spaltende“ Denkweise (das Verteufeln von etwas und gleichzeitiges Idealisieren von etwas) aus, das Sehnen nach Symbiose (der Vorstellung eines „Weltreiches“ einer „Volksgemeinschaft“) und den Haß gegenüber den als andersdenkend empfundenen, denjenigen, die sich der Kontrolle des eigenen Willens nicht unterwerfen, die sich der Zwangssymbiose entziehen wollen.
Gleichzeitig besteht der Mangel an einer Vaterpersönlichkeit, die der Äußerung des puren Hasses mit Autorität gegenübertritt und im Empfinden des Kindes das Bewußtsein schafft, einen anderen Weg zum Ausleben der Aggressivität finden zu müssen als den der manifesten Aggression. Es ist ebenso entscheidend, daß der Vater auch in der späteren Lebensgeschichte des rechtsextremen Gewalttäters nicht in Erscheinung tritt, dann nämlich, wenn es um die Besitzansprüche gegenüber der Mutter geht. Hierdurch ist auch die zweite Chance, dem Kinde beizubringen, daß fordernde Aggression nicht unbegrenzt ausgelebt werden kann, sondern auf irgendeine Weise sublimiert werden muß, dahin. Das Kind hat nun gegenüber Mutterpersonen (und andere kennt er nicht) einen steten und unerschöpflichen Anspruch der absoluten Ergebenheit.
Das Borderline-Syndrom oder: Der verrückte Normale
Die Überich-Pathologie
Klinische Merkmale einer Borderline-Störung
„Es ist ungerecht, daß ich für mein eigenes Leben Verantwortung tragen muß. Das macht mir keinen Spaß, also sollst auch Du keinen Spaß daran haben.“
Für den Borderliner ist ein Mensch nur dann interessant, wenn dieser ihm die Möglichkeit bietet, vom Borderliner als Sündenbock oder Unterdrücker (oder beides abwechselnd) in Anspruch genommen zu werden. Erst dann gibt der andere ihm etwas, nämlich einen Anhaltspunkt für seinen Masochismus oder Sadismus. Wo dies fehlt, ist für ihn auch keine Beziehung. Wird ihm dieser Beziehungspunkt entzogen, weigert sich also der andere, sich als Sündenbock oder Unterdrücker anzubieten, fühlt sich der Borderliner erst recht in seinem Haß bestätigt (denn der andere ist so gemein, die Beziehung abzubrechen) oder er wird einer grausamen inneren Leere ausgeliefert, aus der er sich wiederum nur durch abgrundtiefen Haß befreien kann.
Jemand, der etwas von dem Borderliner will, ist zugleich jemand, der dem Borderliner etwas gibt. Will derjenige nichts mehr von ihm, dann wird er solange attakiert, bis er mindestens in Ruhe gelassen werdenwill. Dies wiederum bedeutet grausame Versagung für den Borderliner. Er braucht das Gefühl der Macht, sei dies Allmacht oder Ohnmacht. Ersteres erlaubt ihm, letzteres rechtfertigt ihm das ungezügelte Ausagieren seines Hasses. Es ist dem Borderliner wichtiger, dem anderen zu schaden, als sich selbst zu nutzen. Er hat eine Form der Selbstbestätigung verinnerlicht, die ihn einer inneren Leere überantwortet, wenn er anderen „lediglich“ helfen würde, anderen nur angenehme Gefühle entgegenbringen oder von anderen nur angenehme Gefühle empfangen würde. Im Gegenteil ist es eher so, daß der Borderliner sich eine Identität schafft, indem er andere schädigt.
Die Überich-Pathologie
Die psychische Störung der Borderline-Persönlichkeit ist begründet in der Überich-Pathologie.
Der Borderline-Patient ist in seiner Persönlichkeit anti-sozial, zwischenmenschliche Beziehungen füllt er mit wahnhaften, paranoiden Verfolgungsängsten, da er jedem anderen Menschen ähnliche Neigungen zuschreibt wie er selbst sie hat. Freie Aggressionsäußerung und gewissenloser Einsatz aller nur denkbaren Mittel sind ihm für die Erreichung seiner Zwecke selbstverständlich, da er in einer Welt zu leben meint, die aufgrund solcher Mechanismen funktioniert und die ein solches Verhalten erfordert, um zu überleben. Ungezügelter Haß und schwerer Sadismus in Abgrenzung von bloßer Abgebrühtheit und Schadenfreude sind wesentliche Kennzeichen seiner Charakterstruktur. Ein Rest von normaler Ehrlichkeit in sozialen Beziehungen findet sich dort, wo er emotional unbeteiligt bleibt, bei Menschen also, die ihm sowieso egal sind.
Klinische Merkmale einer Borderline-Störung
Symptome
Entstehung
Pathodynamik
„Die „Borderline-Persönlichkeit im engeren Sinne“ („Borderline Personality Disorder“)
Mindestens fünf der folgenden Merkmale müssen vorliegen und zwar in einer Weise, daß sie fest in der Persönlichkeit des Betreffenden verankert und kennzeichnend für das Individuum sind. Außerdem müssen entweder deutliche Beeinträchtigungen im sozialen und beruflichen Bereich oder subjektive Beschwerden vorliegen.
- In mindestens zwei Bereichen, die geeignet sind, sich selbstschädigend auszuwirken, hat der Betreffende Schwierigkeiten, seinen Impulsen zu widerstehen oder sein Handeln wird unberechenbar, wie z.B. Verschwendung, Sexualität, Glücksspiel, Drogengebrauch, Ladendiebstahl, übermässige Nahrungsaufnahme, körperlich selbstschädigende Handlungen.
- Die zwischenmenschlichen Beziehungen des Betreffenden sind bei gleichzeitiger Intensität von Instabilität gekennzeichnet. Merkmale hierfür sind: Idealisierung, Entwertung, Manipulation (durchgängig andere Menschen für die eigenen Zielsetzungen benutzen).
- Häufige Wutausbrüche, dauernde Gereiztheit, mangelnde Kontrolle des Ärgers in Situationen, die die Intensität dieser Gefühle nicht rechtfertigen.
- Der Betreffende ist sich in Fragen bezüglich seiner Identität unsicher, z.B. „Wer bin ich“, „Ich komme mir vor als wäre ich meine Schwester wenn ich gut bin“, oder auch in langfristigen Zielsetzungen, Berufswahl, Freundschaftsmuster, Werte oder Geschlechts-Identität.
- Schwankungen in der Gestimmtheit mit einer Dauer von einigen Stunden bis zu wenigen Tagen, die in auffälliger Weise zwischen Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit, Angst und normaler Gestimmtheit pendeln kann.
- Unfähigkeit oder Schwierigkeiten, das Alleinsein zu ertragen, was sich z.B. in hektischer Betriebsamkeit, krampfhaftem Vermeiden von Alleinsein und Niedergeschlagenheit, wenn der Betreffende allein ist, äußern kann.
- Der Betreffende zeigt eine Tendenz oder akute Neigung zu selbstschädigenden Handlungen, z.B. Selbstverstümmelung, häufige Unfälle, häufige körperliche Auseinandersetzungen oder suizidale Gesten.
- Der Betreffende empfindet ein ständiges oder lang andauerndes Gefühle von Leere und Langeweile.“(Rohde-Dachser, Christa: Das Borderline-Syndrom, 3.Aufl. Stuttgart 1983, S.242)
Weiter lassen sich folgende Merkmale häufiger beobachten:
Dezente psychotische Erlebnisse in der Form von paranoiden Vorstellungen, d.h. der Betreffende fühlt sich verfolgt, von seiner Umwelt fortdauernd mißverstanden. Typisch ist auch, daß sich Borderline-Patienten nach einer vorangegangenen Psychotherapie subjektiv schlechter fühlten.
Die anti-soziale Persönlichkeit ist nicht gleichbedeutend mit sozialer Desintegration. Im Gegenteil verfügen Borderline-Patienten häufig über eine gute soziale Integration, die allerdings von Inkontinuität gekennzeichnet ist, d.h die einzelnen Bindungen sind intensiv, aber instabil. Die persönliche Bedeutung einer engen Beziehungsperson wird häufig abgewertet und der andere diskreditiert oder verdeckt manipulativ beeinflußt. Typische Mittel hierzu sind z.B. somatische Klagen, provokative Handlungen, oder irreführende Botschaften. Borderline-Patienten fühlen sich in ihren Beziehungen auffallend häufig verletzt oder als Opfer (masochistische Beziehung). Abhängigkeitsprobleme von Borderline-Patienten zeigen sich häufig in der aktuellen Unterstützung oder dem Erhalt von Ratschlägen und Richtlinien durch eine wichtige Beziehungsperson.“(ebd. S.245)
In der neueren psychioatrischen Literatur wird das Borderlinesyndrom entweder als latente, pseudoneurotische Schizophrenie (z. B. Benedetti 1977; Süllwold 1986) oder als Persönlichkeitsstörung (Gunderson u. Kolb 1978; Spitzer u. Endicott 1979) verstanden. Das offizielle amerikanische Diagnoseschema, das DSM-3 (Köhler u. Sass 1984) beurteilt das Borderlinesyndrom als Persönlichkeitsstörung und benutzt zur Kennzeichnung folgende Merkmale:
Impulsivität oder Unberechenbarkeit im Triebbereich im Sinne der Impulsneurose, instabile zwischenmenschliche Beziehungen mit ausgeprägten Entwertungen oder Idealisierungen, heftige unintegrierte Affekte (vor allem Wutzustände und abrupt wechselnde Stimmungslagen), Gefühl des Nicht-alleine-sein-Könnens und eine depressive Isolierung, chronische Gefühle von Leere und Langeweile sowie Tendenzen zu körperlichen Selbstschädigungen.(Janssen, Paul L.: Inszenierungen der Borderlinestörung. In: Praxis der Psychotherapie und Psychosomatik 35. 1990. S.2)
Symptome
Klinische Merkmale für das Vorliegen einer Borderline-Störung sind folgende Symptome:
– chronische, frei flottierende (ohne Gegenstand) Angst,
– Ängste, die sich vor allem auf den Körper beziehen (Angst vor Errötung, Angst vor öffentlichen Auftritten, Angeschautwerden), verbunden mit Beschämungsängsten,
– Zwangssymptome (d.h. der Mensch fühlt sich innerlich zu etwas gezwungen);
– Zwangsgedanken hypochondrischer (auf den eigenen Körper bezogen) und paranoiden Inhalts (Verfolgungsgedanken)
– psychische Zerfallprozesse (Traum- und Dämmerzustände, schwere Depersonalisationserlebnisse),
– Depressionen (nach Zusammenbruch eines grandiosen Selbstbildes Gefühle von Hilflosigkeit oder ohnmächtiger Wut),
– polymorph-perverse Sexualität (mehrere perverse Züge mit Instabilität von Beziehungen),
– Vorübergehender Verlust der Impulskontrolle (Alkoholismus, Kleptomanie, episodische Freßsucht, Drogendurchbrüche, die nach dem Exzeß als befremdlich erlebt werden),
– meist mehrere sexuelle Beziehungen,
– aggressive Entwertung, Manipulation, Kontrolle,
– dann unterwürfige, gefügige Anpassung,
– häufig diffuse Beschwerden mit
– Leere,
– Sinnlosigkeit,
– Orientierungslosigkeit,
– Arbeitsstörungen,
– Kontaktstörungen,
– sexuellen Störungen,
– Bindungs- und Trennungsängsten,
– Angst vor Autoritätspersonen,
– (diffusen) psychosomatischen Beschwerden;
– Unbestimmte Angst.
Entstehung
– „Wir“-„Ihr“ Differenzierung ist nicht zustande gekommen,
– Trennung, Verlust, Kränkung können nur schwer bewältigt werden,
– keine Internalisierung wichtiger Funktionen;
– mangelhafte Realitätsprüfung und – wahrnehmung,
– zwischen Phantasie und Wirklichkeit kann nicht unterschieden werden, gute und böse Objekt- und entsprechende Selbstrepräsentanzen können sich nicht zu ganzheitlichen Repräsentanzen verbinden,
– Spaltung: Gute und böse Vorstellungen von sich selbst und von anderen Menschen existieren nebeneinander,
– weinerliches Anklammern – zorniges Wegstoßen („sadomasochistischer Clinch“),
– Mütter weisen häufig auch Borderlinezüge auf:
– können ihr Kind nicht in Autonomie entlassen,
– sind nur liebevoll, wenn ihr Kind regressiv ihre Nähe sucht;
– entscheidend: Beschneidung der Autonomie mit der Frage der eigenen Existenzberechtigung überhaupt.
Pathodynamik
– gestörte Beziehungen zur Realität,
– Nähe zwischen Ich und Es,
– parasitäre Art der Beziehungen,
– Ich-Schwäche,
– kein Gewissen
– spezifische Abwehroperationen der Spaltung, Projektion, Introjektion
(Vergl. hierzu:
Kernberg O.: Borderline-Störungen und pathologischer Narzißmus. Frankfurt am Main 1978
Kernberg O.: Objektbeziehungen und Praxis der Psychoanalyse, Stuttgart 1981
Klußmann, R.: Psychoanlytische Entwicklungspsychologie, Neurosenlehre, Psychotherapie. Berlin 1988.
Mahler MS.: Die Bedeutung des Loslösungs- und Individuationsprozesses für die Beurteilung von
Borderline-Phänomenen. Psyche 1975 (Stuttgart) 29:1078-1095
Meissner WW.: Theoretical assumptions of concepts of the borderline personality. J Am Psychoanal Assoc 1978 26: 559-598
Mertens W.: Psychoanalyse. Stuttgart 1981.
Rinsley DB.: Borderline psychopathology: A review of aetiology, dynamics and treatment. Int Rev Psychoanal 1978 5: 45-54
Rohde-Dachser C.: Das Borderline-Syndrom. Bern 1979)
Die Psychopatie (Soziopatie) oder: Wer mich nicht mag, den trifft der Schlag
In der Psychopathologie des Borderline-Patienten führt die aggressive Durchdringung des Größen-Selbst zu einem bösartigen Narzißmus, d.h er fühlt eine innere, „selbstverständliche“ Grandiosität in Kombination mit Grausamkeit oder Sadismus und schweren paranoiden Persönlichkeitszügen. Zwischenmenschliche Beziehungen entbehren für ihn jeden gemeinverständlichen Wertes, seine eigene innere Beziehungswelt ist zerstört. Diese Menschen besitzen eine extreme und gewöhnlich nicht behandlungsfähige Über-Ich-Pathologie. Eine Resozialisierung ist meist völlig aussichtslos, weil sie unfähig sind, auch nur die geringste Hilfestellung anzunehmen oder sich von anderen Menschen sagen zu lassen, was sie tun dürfen und was nicht. Sie entziehen sich somit der Einwirkung jeglicher moderner Strafmaßnahme.
Der Narzißmus (Normopatie) oder: Ich bin Gott – Beziehung als Beifall
Der Borderline-Patient sucht seinen Narzißmus zu befriedigen, indem er für sein Verhalten Anerkennung und Lob von seiner Gruppe, Partei, Nation sucht. Er ist geradezu abhängig davon, Zeichen der Bestätigung wahrzunehmen. Wird er zurückgewiesen, stellt dies eine tiefe und ernsthafte Kränkung für ihn dar. Anstatt jedoch aus einer Zurückweisung den Schluß zu ziehen, daß er sein Verhalten zu ändern habe, besteht er weiterhin darauf, Befriedigung, Verständnis und Bekräftigung der eigenen Haltung zu bekommen oder er fühlt sich derart tief gekränkt, daß er sich aus der drohenden inneren Leere nur durch körperliche Stimuli (einen Kampf anzetteln, das Stürzen in waghalsige Unternehmungen, Zufügen von Schmerzen) wieder ein Gefühl des Wirklichseins verschaffen kann.
Ein Nebeneffekt hiervon ist wiederum Aufmerksamkeit, die die Gesellschaft ihm schenkt.
Prä-ödipale Symptomatik oder: Wer meine Gier nicht befriedigt, den hasse ich
Der Borderline-Patient ist ein außerordentlich gieriger Mensch, dessen Bild einer befriedigenden Existenz beinhaltet, daß andere alles für ihn tun, er weder Dankbarkeit noch Anerkennung zeigt und auch nicht gewillt ist, irgendwelche Verantwortung zu übernehmen. Doch dieser Mensch ist Mitglied unserer Gesellschaft. Er hat durchaus den Wunsch, geliebt zu werden, aber das bedeutet für ihn nicht, daß andere ihn als anderen erkennen und daß er einen anderen als anderen erkennt und ihn in seinem Anders-sein akzeptiert. Er möchte vielmehr, daß andere Menschen und der Staat schlechthin alles für ihn tun, daß Gesellschaft und Staat sich für ihn ändern und sich nach ihm richten, daß er gefüttert und versorgt wird. Liebe bedeutet für ihn, daß der Andere sich von ihm ausnutzen und auspumpen läßt, wie er dies einst von seiner Mutter erwartet hat.
In seiner Haltung leugnet er die Existenz aller Abhängigkeitsbedürfnisse und Bedürfnisse nach zwischenmenschlichen Beziehungen anderer wie auch die Existenz aller Verantwortung und Sorge für das Selbst und für andere.
Diese innere Haltung ist in einer milden Form als narzißtisch zu bezeichnen, die Übergänge zu einer antisozialen Persönlichkeit sind jedoch fließend. In klinischen Untersuchungen läßt sich zeigen, daß viele narzißtische Persönlichkeiten antisoziale Züge aufweisen, jedoch alle antisozialen Persönlichkeiten die charakteristischen Merkmale der narzißtischen Persönlichkeitsstruktur und dazu eine besonders schwere Störung ihrer Über-Ich-Funktionen zeigen.
Denn die Nichtbefriedigung dieser Gier löst entweder Depression oder Haß aus, d.h. entweder nach innen oder nach außen gerichtete Wut. Wird die nach außen gerichtete Wut nicht durch ein Über-Ich gemildert oder neutralisiert, äußert sie sich in den bekannten Haßausbrüchen, die jenseits aller moralischen Wertvorstellungen, und jeden Verantwortungsgefühls, von reinem Sadismus geprägt sind.
Siehe auch:
- Auch als Psychotherapeut bin ich Architekt.
- Unterschiedliche psychische Motivation von Links-, von Rechtsextremen und Islamisten / Diverse mental motivation of left-wing and right-wing extremists and Islamic Fundamentalists (german/english)
- ein Arztbrief: welche Psychotherapie für wen
- Eine Buchkritik über Sigmund Freud und sein Judentum
- Fragen an einen Psychoanalytiker / Questions to ask a psychoanalyst (german/english)
- Julian S. Bielicki im WDR-Rundfunkinterview zum Thema Sex
- Grenzen der Meinungsfreiheit
- Politische Psychologie des Djihadismus
Remember: Do X! Don´t do Y!
Protect innocent, respect life, defend art, preserve creativity!
http://www.jsbielicki.com/jsb-79.htm
Psychoanalytische Arbeitsstation
DJ Psycho Diver Sant – too small to fail
Tonttu Korvatunturilta Kuunsilta JSB
Tip tap tip tap tipetipe tip tap heija!
http://www.psychosputnik.com
http://www.saatchionline.com/jsbielicki
https://psychosputnik.wordpress.com/
They are on the run, we are on the march!
Dummheit ist, wenn jemand nicht weiß, was er wissen könnte.
Dummheit äußert sich heute als empörter Moralismus.
Werte ohne Einfühlungsvermögen sind nichts wert.
Es sind dieselben, die behaupten, das Geschlecht wäre nicht biologisch angeboren, sondern nur ein sozialer Konstrukt, und zugleich daß die Homosexualität kein sozialer Konstrukt wäre, sondern biologisch angeboren.
Antisemitismus ist, wenn man Juden, Israel übelnimmt, was man anderen nicht übelnimmt.
„Es gibt zwei Dinge“, so wußte Hitler schon 1923, „die die Menschen vereinigen können: gemeinsame Ideale und gemeinsame Kriminalität“ .
Nach der gewaltsamen Beendigung des Mordens durch die Alliierten waren die Deutschen (und sind es bis heute geblieben) noch deutscher als zuvor.
„Der Staat sind wir“: Dies Credo der Sozialdemokratie Ferdinand Lassalles war die Wahrheit der Volksgemeinschaft, und der Nazismus war die vermittlungslose Basisdemokratie der Deutschen.
Die Demokratie der Bürger ist die interessierte Demutsadresse an den autoritären Staat.
„Die deutsche Nation ist das Apriori dieser seltsamen Wissenschaft, die
vorgibt, nichts zu kennen als Quellen, Quellen und nochmals Quellen, nichts als das
lautere Plätschern der Tatsachen und das ungetrübte Sprudeln der Empirie. Die
Quelle aber ist der Historie, was der Jurisprudenz das Indiz: Spielmaterial, bloße
Illustration des Systemzwangs zum Rechtsfrieden, d.h. empirische Legitimation der
vorab existenten letzten Instanz, an der jede Berufung aufhört und jede Revision
endet. Egal, wer Recht hat, solange nur Recht ist; was immer die Quellen sagen,
ein Beweis gegen die Nation wird sich daraus nie und nimmer folgern lassen.“ (…)
„Historische Wahrheit wird nach dem Modell von Meinungsumfragen vorgestellt;
kein Sample jedoch wird je repräsentativ genug sein,
um der deutschen Nation als solcher die Taten der Nazis zuzurechnen.
Die juristische Methode dieser seltsamen Wissenschaft, die sich die Behandlung der
Geschichte anmaßt, weiß so überaus sorgfältig zwischen Intention und Resultat zu
scheiden, daß der einzig noch mögliche Weg historischer Wahrheitsgewinnung, der
allerdings leider ausgeschlossen ist, Psychoanalyse wäre.“ – Joachim Bruhn
Da die Psychoanalyse heute auch nur noch ein korruptes Racket ist, würde sie nicht helfen.
Je verkommener eine menschliche Kreatur, desto eher fühlt sie sich beleidigt, respektlos behandelt, in ihrer Ehre verletzt.
Der religiöse Rassismus der Islamisten, der den völkischen Rassismus der Nazis ersetzt hat, erklärt Allah zum Führer und die Jihadisten zu seiner privilegierten Kampftruppe: Wenn man so will, zu Allahs SS. Der Zusammenhalt dieser Kampftruppe wird über die Jenseitserwartung von Hölle und Paradies, also über das Instrument der religiösen Angst, sichergestellt. Diese Selbstbildfantasie der Islamisten ist mit ihrer (zumeist antijüdischen) Feindbildfantasie untrennbar verknüpft. – Matthias Küntzel
Irritationen verhelfen zu weiteren Erkenntnissen, Selbstzufriedenheit führt zur Verblödung,
Wenn ein Affe denkt, „ich bin ein Affe“, dann ist es bereits ein Mensch.
Ein Mensch mit Wurzeln soll zur Pediküre gehen.
Zufriedene Sklaven sind die schlimmsten Feinde der Freiheit.
Kreativität ist eine Intelligenz, die Spaß hat.
Wen die Arbeit krank macht, der soll kündigen!
Wenn Deutsche über Moral reden, meinen sie das Geld.
Ein Mensch ohne Erkenntnis ist dann lediglich ein ängstlicher, aggressiver, unglücklicher Affe.
Denken ist immer grenzüberschreitend.
Der Mob, der sich das Volk nennt, diskutiert nicht, sondern diffamiert.
Legal ist nicht immer legitim.
Wer nicht verzichten kann, lebt unglücklich.
Humorlose Menschen könner nur fürchten oder hassen und werden Mönche oder Terroristen.
Menschen sind nicht gleich, jeder einzelne Mensch ist ein Unikat.
Erkenntnis gilt für alle, auch für Muslime, Albaner, Frauen und Homosexuelle.
Islam gehört zu Deutschland, Judentum gehört zu Israel.
Der Konsensterror (Totalitarismus) ist in Deutschland allgegenwärtig.
Es wird nicht mehr diskutiert, sondern nur noch diffamiert.
Es ist eine Kultur des Mobs. Wie es bereits gewesen ist.
Harmonie ist nur, wenn man nicht kommuniziert.
Man soll niemals mit jemand ins Bett gehen, der mehr Probleme hat, als man selbst.
Man muß Mut haben, um witzig zu sein.
Dumm und blöd geht meistens zusammen.
Je mehr sich jemand narzisstisch aufbläht, desto mehr fühlt er sich beleidigt und provoziert.
Was darf Satire? Alles! Nur nicht vom Dummkopf verstanden werden, weil es dann keine Satire war.
Islamimus ist Islam, der Gewalt predigt.
Islam ist eine Religion der Liebe,und wer es anzweifelt, ist tot.
Islam ist verantwortlich für gar nichts, Juden sind schuld an allem.
Islamisten sind Satanisten. Islamismus ist eine Religion von Idioten.
Leute fühlen sich immer furchtbar beleidigt, wenn man ihre Lügen nicht glaubt.
Jeder ist selbst verantwortlich für seine Gefühle.
“Zeit ist das Echo einer Axt
im Wald. “
– Philip Larkin, Gesammelte Gedichte
„Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft: Reichtum ohne Arbeit Genuß ohne Gewissen Wissen ohne Charakter Geschäft ohne Moral Wissenschaft ohne Menschlichkeit Religion ohne Opfer Politik ohne Prinzipien.“
―Mahatma Gandhi
„Wo man nur die Wahl hat zwischen Feigheit und Gewalt, würde ich zur Gewalt raten.“
―Mahatma Gandhi
Warum zeigt sich Allah nicht? Weil er mit solchen Arschlöchern nichts zu tun haben will.
Politische Korrektheit verlangt eine Sprache für ein Poesiealbum.
Psychoanalyse ist frivol, oder es ist keine Psychoanalyse.
Bunte Vielfalt, früher: Scheiße
Die Realität ist immer stärker als Illusionen.
Islam will keine Unterwerfung! Islam will Sieg, Vernichtung und Auslöschung.
Die Welt wurde nicht nur für dich alleine erschaffen.
Was hat Gott mit uns vor, wenn er dem Teufel immer mehr Territorien freiräumt?
Muslima mit Kopftuch nerven weniger, als deutsche Mütter mit ihren Kinderwagen.
Prothesen-Menschen – sehen aus wie Frau und Mann, sind aber keine.
Deutschland gestern: der Wille zur Macht.
Deutschland heute: der Wille zur Verblendung.
Deutschland morgen: 德國
Deutsche Psychoanalyse? Großartig, wie deutscher Charme, deutscher Humor und deutscher Esprit.
Der Widerstand fängt mit einer eigenen, anderen Sprache als die der Diktatur.
Smart phones for stupid people.
Ein Linker kann, muß aber nicht dumm sein.
Nur die Reinheit der Mittel heiligt den Zweck.
Ein extremer Narzißt ist ein potentieller Terrorist, und jeder Terrorist ist ein extremer Narzißt.
„Wird Freiheit mit Zügellosigkeit verwechselt, entsteht Rücksichtslosigkeit.
Am Schluss Gleichmacherei.
Ihr seid aber nicht alle gleich.
Noch nie wart ihr alle gleich.
Ihr lasst es euch aber einreden.
So werdet ihr immer respektloser, ungenießbarer gegeneinander.
Vergeudet in Kleinkriegen eure Zeit, als hättet ihr ein zweites Leben.
Weil ihr tatsächlich alles verwechselt.
Behauptungen mit Beweisen.
Gerechtigkeit mit Maß.
Religion mit Moral.
Desinteresse mit Toleranz.
Satire mit Häme.
Reform mit Veränderung.
Nachrichten mit Wirklichkeit.
Kulturunterschiede haltet ihr für Softwarefragen und ihre Analyse ersetzt ihr mit Anpassung.
Ihr habt die Maßstäbe verloren.
Der Gordische Knoten ist ein Keks gegen eure selbstverschuldete Wirrsal.
Der Separatismus gendert sich in die Köpfe, sitzt in Regierungen.
Männer sind keine Männer mehr. Frauen keine Frauen, sondern ‚Menschen mit Menstruationshintergrund’, Quote ist Trumpf.
Auf gar keinen Fall sollen Mann und Frau sich noch als zwei Teile eines Ganzen begreifen. Damit die Geschlechter noch mehr aneinander verzweifeln.
Bis alle in destruktiver Selbstbezogenheit stecken.
Am Ende: Mann ohne Eier. Frau ohne Welt.
Auf die Erschöpfung des Mannes wird aber nur die Erschöpfung der Frau folgen, das sage ich euch.
Auf die Verstörung der Kinder folgt die Zerstörung der menschlichen Schöpfung.“– Hans Dieter Hüsch
Was dem einen seine Souveränität, ist dem anderen seine Eigenmächtigkeit.
Kein Nazifaschist hat je wirklich geglaubt, er bezöge die Ermächtigung seiner Ansprüche aus dem Teutoburger Wald; keiner seiner demokratischen Erben hat jemals tatsächlich gedacht, ihnen erwüchse Legitimität im Resultat des “Lernens aus der Geschichte”; niemals war ein Sozialist der Ansicht, es sei die famose “Befreiung der Arbeit” und nicht vielmehr das Recht auf Beute, was seine Politik im Interesse der Arbeiterklasse motivierte. Und keinesfalls erwächst den Palästinensern irgendein Recht aus der Tatsache, daß sie zuerst da waren. Einer Gesellschaft, der Hunger kein Grund ist zur Produktion, kann auch das Leiden kein Grund sein zur Solidarität. Es ist die Ideologie, die mit der Unmittelbarkeit des Leidens agitiert, die aus dessen fragloser Evidenz Sinn zu schlagen sucht, sei es im Sinne von Caritas oder Amnesty International, sei es im Sinne der Freunde des palästinensischen Volkes für den Israelhaß der Antisemiten wie für den Islamfaschismus dieses Volkes. Ariel Scharon jedenfalls, der Zionist und praktische Antifaschist, ist dem aufgelösten Rätsel der Geschichte näher als die deutsche Linke, deren “Antifaschismus” sich als Aufstand der Anständigen à la Gerhard Schröder oder als Solidarität mit dem palästinensischen Volk ausagiert. (…) Im Wesen Israels als des ungleichzeitigen Staates der Juden liegt es aber nicht nur, Reaktion auf den Verrat an Aufklärung und Weltrevolution, nicht nur, Notwehrversuch gegen den Nazifaschismus und Asyl zu sein. Sondern eben auch, daß die üblichen Muster der bürgerlichen Rollenverteilung – hier das Gewaltmonopol des bürgerlichen Staates im allgemeinen und dort die Personen, die die Regierungsausübung im besondern besorgen – für den israelischen Staates aufgrund seiner Konstitutionsbedingungen keine Geltung mehr hat. Was sich unter anderem darin zeigt, daß diese “Kritiker” der israelischen Regierungspolitik für den faschistischen Mob und die Behörden, die Selbstmordattentäter belohnen, Verständnis aufbringen (Folge von Besatzung und Ausbeutung), dagegen für den Versuch, die militärische Infrastruktur der Gegner Israels zu zerschlagen, am liebsten die Begriffe Auslöschung oder Ausrottung der palästinensischen Bevölkerung im Munde führen. Wie hinter der treudoofen Frage, ob es nicht möglich sein müsse, Spekulanten als das zu bezeichnen, was sie sind, ohne gleich als antisemitisch zu gelten, so verbirgt sich hinter der treulinken Frage, ob nicht auch in Israel, weil es sich auch dort um eine bürgerliche Gesellschaft handele, Faschismus möglich sei, die Erkenntnis dieser Fusion in verquerer und verschrobener Gestalt. Verquer, weil ja gerade erklärt werden sollte, wie Israel, dieser Fusion zum Trotz, eine parlamentarische Demokratie ist und bleibt; verschroben, weil diese Einheit von Staat und Regierung im Übergang von einem unerträglichen Alten (die Vernichtungsdrohung) zum noch nicht erreichten Neuen (die herrschaftslose Gesellschaft) ja doch den Inbegriff dessen ausmacht, was einmal als “Diktatur des Proletariats”, als Emanzipationsgewalt und organisierte politische Macht der Revolution, auch und gerade auf den roten Fahnen stand. In Anbetracht der Grundidee des Staates Israel, vor dem Hintergrund der linken Staatsmythen, betreffend die “Diktatur des Proletariats”, muß jede Beurteilung der Handlungen der Regierungsvertreter auch die völlig andere Qualität dieses Staates, verglichen mit allen anderen, deutlich werden lassen. (…)
Wenn diese Linke über Israel schwadroniert, dann hört sich das nicht minder grausig an. Dabei liegt der Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus und dem Vernichtungswillen gegen die zum Staat gewordene bürgerliche Gesellschaft der Juden, gegen Israel, eigentlich auf der Hand: Der sogenannte Antizionismus stellt nichts anderes dar als die geopolitische, globalisierte Reproduktion des Antisemitismus, das heißt die Erscheinungsform, die er in Weltmarkt und Weltpolitik nach Auschwitz annehmen muß. Der Antizionismus ist der aus den kapitalisierten Gesellschaften in die Welt herausgekehrte Antisemitismus. So ist Israel der Jude unter den Staaten; die Verdammung des Zionismus als eines “Rassismus” durch die UNO gibt es zu Protokoll. Das macht: die moralische Verurteilung der menschlichen Unkosten der Konstitution bürgerlicher Staatlichkeit allein am Beispiel Israels führt vor Augen, was die Welt der Volksstaaten vergessen machen will – daß die Zentralisation der politischen Gewalt über Leben und Tod keineswegs die natürliche Organisationsform der Gattung Mensch darstellt, sondern Ausdruck eben von Herrschaft und Ausbeutung. Dabei ist Israel – und das macht die Kritik an diesem Staat so perfide und muß deshalb immer wieder gesagt werden – der einzige Staat dieser Welt, der für sich eine nicht zu bezweifelnde Legitimität beanspruchen kann. Israel, das ist der ungleichzeitige Staat, der entstanden ist sowohl als Reaktion auf das Dementi aller Versprechungen der bürgerlichen Nationalrevolution, sowohl als Antwort auf den stalinistischen Verrat an der kommunistischen Weltrevolution als auch als zu spät gekommene Notwehr gegen den Massenmord an den europäischen Juden. (…) Israel ist das Schibboleth jener doch so naheliegenden Revolution; es ist der unbegriffene Schatten ihres Scheiterns. Israel ist das Menetekel, das zum einen (und ganz unfreiwillig) die kategorischen Minimalbedingungen des Kommunismus illustriert, und das zum anderen sämtliche Bestialitäten zu demonstrieren scheint, zu denen der bürgerlich-kapitalistische Nationalstaat fähig ist. Wer Israel nicht begriffen hat, wer den Haß auf diesen Staat, den Antizionismus, und wer den Antisemitismus, das heißt den Vernichtungswillen sowohl gegen die in diesem Staat lebenden als auch gegen die kosmopolitisch verstreuten Juden, nicht begriffen hat als das, was Antisemitismus wesentlich darstellt: den bedingungslosen Haß auf die Idee einer in freier Assoziation lebenden Gattung, der hat den Kommunismus nicht als das “aufgelöste Rätsel der Geschichte” begriffen. –
Der ostentative Muslimeifer aber, der sich im Alltag mancher ‚Allahu-Akbar‘-Brüller vielleicht doch sehr in Grenzen hält, findet im blanken Judenhass unverhoffte Nahrung, wo ihnen unter unendlich öden Koranrezitationen und geistlosen, absurden Vorschriften längst das bisschen ungeglaubten Glaubens zwischen den Fingern zerrann und ihr Muslimsein kaum je mehr ist als das typisch dauerbeleidigte, immer schon jeder Verantwortung ledige Gruppengefühl. Überhaupt will jeder Eifer – insbesondere der aktuelle, rasende Eifer des weltweit angreifenden Islam – den Stachel eines weniger drohenden als hinterrücks längst geschehenen Glaubensverlustes kompensieren.“ Mit anderen Worten: Muslime wurden nicht für ihr abstraktes Muslimsein kritisiert, sondern dafür, was – global betrachtet – die Mehrheit konkret darunter versteht: Die von Gott gegebene Ermächtigung zu Terror, Entrechtung, Antisemitismus. Wer differenziert, sollte nicht unerwähnt lassen, dass Osama bin Laden, Hassan Nasrallah und wie all die schrecklichen Figuren so heißen, in der muslimischen Welt als Helden gefeiert werden – und zwar nicht von einer minoritären Sekte, sondern von Millionen Muslimen, auch in Deutschland. (,,) Der unfreiwillige und verborgene Essentialismus der Postmoderne macht das Begreifen unmöglich, weil er die Beziehung zwischen Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem nicht mehr zu thematisieren vermag. Wenn nur noch Vielfalt herrscht und Einzelnes und Allgemeines gewaltsam auseinandergerissen werden, bleibt die Verstandesleistung des begreifenden Subjekts auf der Strecke und die scheinbar ursprüngliche Differenz wird zum Mythos. Nicht nur dem Begriff des Allgemeinen, das ja ein noch einzulösendes ist, wird Gewalt angetan, auch dem Besonderen, dessen Unglück darin besteht, nur ein Besonderes zu sein, und das sich, weil es kein versöhnendes Ganzes gibt, dem schlecht-Allgemeinen, dem Racket nämlich, anschließen muss. – JAN HUISKENS
„Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.“ – Bettina Röhl
„Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. […] Je tiefer man ahnt, daß man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, daß man über die Apparatur verfügt.“ (Theodor W. Adorno, Philosophie und Lehrer, AGS 10.2, 491)
„Vieles, was im Sinne von Foucaults »Mikrophysik der Macht« populär werden sollte; also die Erkenntnis, daß Macht nicht pyramidal hierarchisch, sondern durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche hindurch wirkt, findet sich bereits in der Medizinkritik der Kritischen Theorie. Daß diese Thesen häufig übersehen wurden, mag daran liegen, daß sich Horkheimers entscheidende Äußerungen über Medizin und Psychiatrie nicht in den breit rezipierten Hauptwerken finden, sondern über die Gesamtausgabe verstreut sind. Wiemer suchte sie zusammen und zeigt, wie Horkheimer anhand der Medizin einen wesentlichen Charakterzug des modernen Kapitalismus ausmachte. Mediziner funktionieren laut Horkheimer wie fast jede wirtschaftliche Gruppe im Sinne eines Rackets. »Ein Racket«, erklärt er, »ist eine unter sich verschworene Gruppe, die ihre kollektiven Interessen zum Nachteil des Ganzen durchsetzt.« Allgemein betrachtet heißt das, daß sich die Klassengesellschaft in eine »neofeudale« Struktur verwandelt hat, innerhalb der Interessenverbände »nach dem Prinzip der Selbsterhaltung und der Machtakkumulation« funktionieren. Diesen Wandel macht Horkheimer an den Medizinern fest; und alles, was Horkheimer in seiner Kritik aussparte, von den Krankenversicherungen bis zum Pfusch in Krankenhäusern, wird von Carl Wiemer polemisch auf den neuesten Stand gebracht“ – Max Horkheimer
„Ein Shitstorm hat auch seine positive Seite. Da politisch korrekte Gülle meist in Richtung Originalität, Kreativität und Intelligenz geworfen wird, fliegt sie oft genug auf Leute, die zu lesen wirklich lohnt.“ – Evidenz-basierte Ansichten
Post-Pop-Epoche: der Sieg der Mode über die Sitten.
„Wir brauchen schadhafte Gebäude, durch deren geborstene Wände man hindurch sehen kann, um wenigstens einen Anfang zum Denken zu gewinnen.“ – Victor Tausk
„Was man in römischer Zeit das »Abendland« und später »Europa« nennen wird, ist die politische Konsequenz des individualistischen Martyriums, das ein gesprächsfreudiger Stadtstreicher auf sich nahm, um die Legitimität des im universalistischen Dialekt vorgebrachten Neuen gegen die entkräfteten lokalen Sitten zu demonstrieren.“ – Peter Sloterdijk
„Was nützt einem die Gesundheit wenn man ansonsten ein Idiot ist.“ – Theodor Adorno
Stupidity is demonstrated by people lacking the knowledge they could achieve
Stupidity manifests itself as outraged moralism
Values without empathy are worth nothing
“In arguments about moral problems, relativism is the first refuge of the scoundrel.” Roger Scruton
They are the same who claim the sex/gender would not be biologically innate, but only a social construct, and at the same time that homosexuality was not a social construct, but biologically innate.
Antisemitism is when one blames the Jews or Israel for issues, he does not blame others
„There are two things,“ said Hitler in 1923, „which can unite people: common ideals and common crime“
After the violent termination of Murder by the Allies were the German (and have remained so to this day) more german than before.
The depraved human creature, the more she feels insulted, disrespected, offended in their honor.
Craziness is, when one always does the same but expects a different outcome
If a monkey thinks “I am a monkey”, then it is already a human
A man with roots should go for a pedicure
Self smugness leads to idiocy, being pissed off leads to enlightenment
Happy slaves are the worst enemies of freedom.
Creativity is an intelligence having fun.
If working makes you sick, fuck off, leave the work!
If Germans talk about morality, they mean money.
A man without an insight is just an anxious, aggressive, unhappy monkey.
Thinking is always trespassing.
The mob, who calls himself the people, does not discuss, just defames.
Legal is not always legitimate.
Who can not do without, lives unhappy.
People without a sense of humor are able only to fear or to hate and become monks or terrorists.
People are not equal, each single person is unique.
Insight applies to everyone, including Muslims, Albanians, women and homosexuals.
Islam belongs to Germany, Judaism belongs to Israel.
The totalitarian Terror of consensus is ubiquitous in Germany.
There are no discussions anymore, but defamations only.
It is a culture of the mob. As it has already been.
Harmony is only if you do not communicate.
One should never go to bed with someone who has more problems than you already have.
One has to be brave, to have a wit.
Stupid and dull belong mostly together.
Christopher Hitchens: “In a free society, no one has the right not to be offended.“
The more someone narcissistic inflates , the more he feels insulted and provoked.
What may satire? Everything! Except be understood by the fool, because then it was not a satire.
Islamimus is Islam preaching violence.
Islam is a religion of love, and he who doubts is dead.
Islam is not responsible for anything, Jews are guilty of everything.
Germany yesterday: the will to power.
Germany today: the will to blindness.
Germany tomorrow: 德國
German psychoanalysis? Great, like German charm, German humor and German wit.
The resistance starts with its own language other than that of the dictatorship.
Smart phones for stupid people.
A leftist can, but do not have to be stupid.
Only the purity of the means justify the end.