Kategorie-Archiv: Mob-Demokratie

Die Giftgas-USA – Die Lügner machen einfach weiter

Die Giftgas-USA

Die Lügner machen einfach weiter

rationalgalerie.de

Autor: U. Gellermann
Datum: 07. April 2017

„Ich rufe heute alle zivilisierten Nationen auf, sich uns anzuschließen“ speichelte der blonde Mann in die Mikrophone und ließ mal eben dutzende US-Raketen auf einen Flugplatz in einem fremden Land feuern. Nach der Behauptung des notorischen Lügners an der Spitze der USA sei von eben diesem Flugplatz ein Giftgas-Angriff gegen ein sogenanntes Rebellen-Gebiet in Syrien geflogen worden. Beweise? Keine. Völkerrechtliche Legitimation? Wozu? Wir sind die USA und der Rest der Welt ist nichts. Trump macht da weiter, wo viele andere Präsidenten der USA aufgehört haben.

Man hatte es geahnt, als die amerikanische UNO-Botschafterin Nikki Haley im UN-Sicherheitsrat Fotos der Opfer eines Giftgasangriffs in Syrien zeigte und selbst Gift versprühte: „Wenn der UNO-Sicherheitsrat immer wieder dabei versagt, gemeinsam zu handeln, dann gibt es Zeiten im Leben von Staaten, in denen wir gezwungen sind, selbst zu handeln.“ Man hatte es geahnt, dass der Willkürstaat USA mal wieder irgendwo zuschlagen würde, um irgendwas blind zu zerstören. Kenner warteten gespannt auf Fotos von Babys, die Soldaten aus Brutkästen zerrten, wie damals in Kuwait, als die US-Agentur Hill & Knowlton eine perfide Lüge inszeniert hatte, um den Krieg gegen den Irak zu legitimieren. Diesmal gab es keinen US-Außenminister, der vor dem UN-Sicherheitsrat echt gefälschte Beweise vorlegte, um dem Irak Massenvernichtungswaffen anzuhängen, die der nicht hatte. Nur um den nächsten Krieg gegen den Irak zu starten. Diesmal legte die Fake-Regierung Trump nur ein paar dürftige Fotos vor, um dann schnell ihre Raketen auf Syrien abzufeuern.

Die pawloschen deutschen Medien hatten, trotz einer leisen Distanz zu Trump, ihren Futter-Reflex noch nicht verloren: Mit ein paar vorsichtigen Floskeln garniert wie „mutmaßlich“ oder „wahrscheinlich“, war der Schuldige schnell klar: Assad. Da hatte man schließlich Jahre dran gearbeitet. So einen schönen Feind lässt der deutsche Kriegs-Redakteur doch nicht aus den Zähnen. Und brav wies die TAGESSCHAU – das Zentralorgan der Kriegsberichterstatter – auf den nächsten Schuldigen: Der Außenminister der USA Rex Tillerson, „habe schwere Vorwürfe gegen die russische Regierung erhoben. Russland habe in seiner Verantwortung versagt. Er verwies auf Zusagen Russlands, chemische Waffen in Syrien zu sichern und zu zerstören.“ Keine Relativierung, keine sachliche Kommentierung der ARD. Die pure sklavische Weitergabe eines durch nichts bewiesenen Schuldvorwurfs.

Selbst ein deutscher Redakteur hätte sich erinnern können: „Die syrischen Bestände zur Produktion von Chemiewaffen auf dem US-Spezialschiff ‚Cape Ray‘ sind vollständig vernichtet. Die rund 600 Tonnen Chemikalien zur Herstellung des Giftgases Sarin sowie von Senfgas seien schneller als geplant vernichtet worden, teilte US-Präsident Barack Obama mit. Er sprach von einem ‚wichtigen Meilenstein‘ bei den Bemühungen, das Chemiewaffenarsenal des syrischen Regimes vollständig zu zerstören.“ Das reportierte der SPIEGEL am 19.08.2014. Nachdem die USA über Monate mit syrischem Giftgasen gewedelt hatten, um einen militärischen Angriff auf Syrien psychologisch vorzubereiten. Doch nachdem US-Außenminister John Kerry in London erzählt hatte, Assad könnte einen Militär-Einsatz noch verhindern, wenn er binnen einer Woche seine chemischen Waffen der internationalen Gemeinschaft aushändigen würde, griff der kühle und bedachte Außenminister Russlands, Sergej Lawrow, ein: „Wir fordern die syrische Führung auf, die Chemiewaffen nicht nur unter internationale Kontrolle zu stellen, sondern auch später zu vernichten“, sagte Lawrow damals. Außerdem solle sich Syrien der Organisation über das Verbot dieser Waffen anschließen. Gesagt getan: Syrien Präsident Präsident Baschar al-Assad hat im Oktober 2013 mit der Weltgemeinschaft vereinbart, seine Chemiewaffen abzugeben und im Ausland vernichten zu lassen.

In Syrien droht der Frieden: Unter Führung Russlands wird verzweifelt über ein Ende des Kriegs konferiert. Das lässt die internationale Waffenindustrie nicht ruhen. Das bringt die imperialistische USA um den Schlaf. Und prompt, um einen Friedensprozess zu beenden, der kaum begonnen hat, taucht Giftgas auf: Die verlogene USA macht einfach dort weiter, wo die Regierung Obama aufgehört hat.

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Deutsche Talkshow ersetzt das Parlament

Mittlerweile häufen sich die Theorien, die meinen, die wahre Ursache der westlichen Demokratiekrisen entdeckt zu haben. Von einer postmodernen „Linken“, die den Klassenkampf vergaß, über migrationsbedingte Identitätsprobleme, bis zum postdemokratischen Technokratismus merkelscher Machart: Im bunten Sammelsurium der Echtzeitdiagnosen ist für jeden was dabei. Sie alle neigen dazu, ihre eigenen Politikinhalte und -Stile zu verabsolutieren, um anderen dann deren Nichtgebrauch vorzuwerfen. Doch vielleicht ist es an der Zeit, die Orte heutiger Politikvermittlung in den Blick zu nehmen. Und damit vor allem den hauptsächlichen: Die Talkshow.

An vier Tagen die Woche senden ARD und ZDF politische Talkshows (es waren schon einmal mehr). Bei »Anne Will«, »Hart aber fair«, »Maischberger«, und »Maybrit Illner « treffen zumeist Politiker der großen Parteien auf Journalisten, Fachexperten, Betroffene und Intellektuelle. Ungefähr zehn bis zwölf Millionen Zuschauer schalten zusammengenommen pro Woche ein, wenn die Formate im Programm laufen. Das Bundesverfassungsgericht spricht nicht ohne Grund vom »Leitmedium Fernsehen«, dem kraft seiner Beliebtheit eine besondere Bedeutung bei der Gewährleistung »der informationellen Voraussetzungen der Meinungsbildung« zukomme (BVerfG 90, 60). Und natürlich sind hier besonders die Öffentlich-Rechtlichen in der Pflicht.

Ersatzparlament Talkshow?

Auf den ersten Blick erscheint die Talkshow tatsächlich als eine Art Ersatzparlament. Was der längst verlorene bürgerliche Parlamentarismus des 19. Jahrhunderts zu leisten versuchte, scheint in ihr verwirklicht: Diskussionen unterschiedlicher politischer Vertreter zu relevanten Sachfragen vor einem Publikum, einer Öffentlichkeit. Argument gegen Argument, Rhetorik gegen Rhetorik, der intellektuelle Schlagabtausch formt Eigen- und Fremdmeinung. Per E-Mail oder Twitter hereinkommende Bürgermeinungen sorgen für eine Rückbindung an den Souverän. Anwesende Experten und filmische Einspieler versorgen, wie früher der themenvertiefte Staatssekretär, die Politiker mit den nötigen sachlichen Details. Scheinbar hat die Massendemokratie mit dem Format der Talkshow zu einem Ideal gefunden, dem vorherige Formen politischer Öffentlichkeit nie wirklich gerecht werden konnten. Doch man sollte den äußeren Figurationen der Talkshow nicht zu schnell auf dem Leim gehen, wenn man etwas über ihren inneren demokratischen Gehalt erfahren möchte.

„Trump und Putin. Treibt Syrien sie auseinander?“

Was das demokratische Ideal aus einer logischen Perspektive bedeuten kann, versucht der Philosoph Daniel-Pascal Zorn in seinem neu erschienenen Buch,

»Logik für Demokraten«

, darzulegen. Im Mittelpunkt seiner Betrachtung des demokratischen Denkens und Handelns steht eine Redesituation, in der sich jeder schon notwendig befindet, weil er einen Widerspruch hierzu nur wiederum selbst in einer Rede formulieren könnte. Sie ist also logisch unhintergehbar.

»Diese Dialogsituation ist es, die demokratisches Denken möglich macht. (…) Jeder, auch ein Antidemokrat oder Menschenfeind, muss seine Sichtweise in einer Rede äußern. Damit wird die Struktur dieser Rede zum Kriterium für ihn und seine Zuhörer. Sie ist das, was wir alle geteilt haben werden, wenn wir gesprochen haben.«

Das argumentative Gespräch bleibt auf der Strecke

Demokratisches Denken ist also das Denken einer Gemeinschaft. »Der Gemeinschaft derer, die auf das Gemeinsame achtet. Ihre Gemeinschaft ist, vor und in aller Differenz, was sie eint. Nicht, weil es einer vorgegebenen Moral entspricht. Sondern weil es der tatsächlichen, von allen ihren Teilnehmern geteilten Redesituation entspricht.« Es geht Zorn um eine Redesituation, in der Rede und Redehandeln übereinstimmen. Das heißt, wer redet und Zustimmung verlangt, muss Gründe für diese Zustimmung vorbringen. Wer die Freiheit der Rede in Anspruch nimmt, bestätigt bereits durch diese Inanspruchnahme das Recht aller anderen zu reden – und vor allem: zu widersprechen. Alle nicht-demokratischen Denk- und Handlungsformen widersprechen sich in dieser Hinsicht selbst: Sie dogmatisieren, delegitimieren die Rede des Anderen oder zwingen jenen ihre eigenen Voraussetzungen auf. Ihnen entgegen steht die innere, logische Struktur der Demokratie: Die Dialektik, das Reden und Antworten, das Argument und das Gegenargument, kurzum: das argumentative Gespräch.

Zorns »Logik für Demokraten« richtet sich vor allem gegen populistisches Denken und Handeln. Gemeint ist damit keineswegs eine bestimmte Partei, Person oder politische Meinung. Populistisches Denken ist für ihn »eine Form des Argumentierens. Und diese Form kann jeder in Anspruch nehmen, nicht nur die Anhänger dieser oder jener Weltanschauung.« Diese Definition hat zwei entscheidende Vorteile. Zum einen, dass sie auch alle, die sich mit ebensolchen Vokabeln diffamiert fühlen, einlädt, derlei Zuschreibungen abzulegen, indem sie den Nachweis führen, eben demokratisch – und nicht populistisch – zu reden. Zum anderen gibt sie Maßstäbe an die Hand, mittels derer selbsterklärte Gegner des Populismus geprüft werden können, ob sie ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden. Populistisches Denken zeichnet sich, so Zorn, vor allem dadurch aus, dass es für sich beansprucht, »für das ganze Volk« zu sprechen. Hinzu kommen unter anderem dogmatische Setzungen, Falsche-Dilemma (»Entweder für oder gegen mich«), Pappkameraden, Selbstautorisierungen und ideologische Unterstellungen. Dies sind die rhetorischen Figuren, die ein populistisches Denken ausmachen.

Betrachten wir unsere öffentliche Auseinandersetzung, so fällt auf, dass gerade diese Art des Sprechens an Bedeutung gewinnt. Ja, wer ein Populismusproblem behauptet, ist vielleicht sowieso besser beraten, von einem populistischen Redeklima zu sprechen. Es handelt sich um eine zunächst selbst verschmutzte Umwelt, in die sich nun Demagogen einnisten. Die Talkshow erscheint dafür perfekt geeignet zu sein.

Logik der Unterhaltung: Demagogie

Die Szenerie ist immer eine tragische. Vier, fünf oder sechs Diskussionsteilnehmer werden gleich zu Beginn einer konkreten Position zugeordnet. In kurzen Einspielern werden Person, Partei, Meinung und Gesicht als ein Amalgam aus festsitzenden politischen Ansichten präsentiert. Wer am Ende davon abweicht, scheint schon verloren zu haben. Und dies obwohl die anwesenden Politiker nicht selten im Anschluss noch zu einem koalitionsbedingten Kompromiss finden müssen. Fast scheint es so, als wäre die populistische Verschwörungsunterstellung, es sei ein ununterscheidbares Establishment am Werk, das den politischen Streit nur spiele, in der Talkshow bestätigt: Peter Altmeier und Ralf Stegner streiten dort unerbittlich. Später müssen sie sich auf ein Gesetzesvorhaben einigen. Wer mag dies noch ganz ernst nehmen?

Doch die Tragödie spielt sich nicht nur am Anfang und Ende der Talkshow ab. Sie ist ihr inhärent. Die Art des Gesprächs gleicht einem Meinungskampf. Die Positionierung steht – wie erwähnt – im Vornherein fest. Abweichungen, Differenzierungen, Verfeinerungen, Eingeständnisse, ja Erkenntnisgewinne, werden – zumindest bei Politikern – als Ausweis fehlender Authentizität gedeutet. Meinung an Meinung, Rhetorik an Rhetorik: Das Aufeinanderprallen ist das Entscheidende. Hier entsteht der Showeffekt. Hier übernimmt die Logik der Unterhaltung – und das ist im Zweifelsfalle die der Demagogie. Was Zorn als populistische Redefiguren ausmacht, gerinnt Woche für Woche zum politmedialen Format. »Sind Sie nun dafür oder dagegen? Und weichen Sie nicht aus!«, scheint die moderatorendeutsche Formulierung eines Falschen Dilemmas zu sein. Pappkameraden – »Na Sie sind ja sowieso von der Sorte…« – stehen im ganzen Studio herum. Die ideologische Unterstellung –»Realitätsverleugnung!«, »Xenophob!« – gehört zum Abendprogramm. Wenn das Medium die Botschaft ist, dann ist sie unweigerlich eine populistische.

Die gegenwärtige Dramaturgie der Talkshow ist fatal

Man kann dies alles als normal und als nicht besonders neu abtun. Aber vielleicht sind wir an einem Punkt angekommen, an dem die Säulen unserer Republik tatsächlich anfangen zu wackeln, wenn vier Mal die Woche eine Redepraxis eingeübt wird, die den Ansprüchen unseres Staates nicht einmal im Ansatz gerecht wird, während Parlamentsdebatten in die ökonomische Nische abrutschen. Lösungsmöglichkeiten gäbe es viele: Längere Reden, mehr direkter Dialog, besser geschulte Moderatoren, eine klarere Differenzierung des Themas, oder auch nur eine einfache Moderatorenfrage am Schluss der Sendung: »Was haben Sie heute gelernt?« Das alles könnte helfen. Denn die Talkshow ist an sich kein schlechtes Format. Es sind die falschen Regeln, die ihr aufgezwungen werden, die sie demokratisch zunehmend unbrauchbar machen. Treffend formulierte Cordt Schnibben im Spiegel: »Der stumme Dialog, den jeder Teilnehmer dieser Talkshow mit jedem anderen Teilnehmer führen könnte, während sie miteinander und gegeneinander reden, ist die wahre Debatte über die Lage der Nation.«

Doch die gegenwärtige Dramaturgie der Talkshow ist letztlich fatal. Möchte die Höflichkeit eingespielter Parlamentskollegen in den vergangenen Jahren noch darüber weggetäuscht haben, seit mit PEGIDA und der AfD neue Redner ins Spiel drängen, beweist sich dieser Satz in bedrückender Weise. Wenn Reden im Fernsehen nur noch heißt, ideologische Standpunkte wortgewandt aufeinanderprallen zu lassen, dann nimmt dieses Spiel tatsächlich einen geistigen Bürgerkrieg vorweg. Dogmatische Exzesse, Manipulation, Sophismen – übernimmt die Gesellschaft diese Vorbilder, folgt sie einer Gewaltlogik. »Denn eines ist in der Tragödie absolut sicher«, schreibt Bernd Stegemann in seinem Populismus-Essay, »beide Seiten haben gleichermaßen Recht und darum müssen beide Seiten untergehen. Rettung liegt allein bei denjenigen, die das erkennen.«

Zorn, Daniel-Pascal: Logik für Demokraten. Eine Anleitung, Klett-Cotta, 2017.

https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/buecher/deutsche-talkshow-ohne-argumentation/

Sprache ist Probehandeln. Die SA-Sprache der Rot-Rot-Grünen.

In seiner Antrittsrede hat der neue Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Verrohung der Sprache in Sozialen Medien kritisiert. Wir dokumentieren besonders krasse Fälle – direkt aus der Bundesversammlung.

 

„In vielen sozialen Netzwerken hat sich eine gewisse Maßlosigkeit in der Sprache breitgemacht, auf deren Basis keine vernünftige Kommunikation mehr zustande kommt.“, so Steinmeier zum ZDF. „Dazu gehört auch die Disqualifizierung von Menschen, die sich möglicherweise politisch bemühen, aber nicht ganz übereinstimmend sind mit demjenigen, der gerade auf der Seite seinen Kommentar abgibt.“

Also sprach der frischgewählte Bundepräsident im ZDF. Aber die sozialen Medien sind nicht weit entfernt. Es wird getwittert und gefacebooked, auch während seiner Wahl. Nicht nur von Hinz und Kunz, sondern auch von Journalisten und „Spaßmachern“, die eng mit dem ZDF verbunden sind.

Der Fall, um den es geht: Frauke Petry, Vorsitzende der AfD und Mitglied der Bundesversammlung,  ist unübersehbar schwanger.

Man muss Frau Petry nicht mögen, man kann ihre Positionen ablehnen, so wie es in einem demokratischen System üblich ist. Was man nicht sollte: Gewaltphantasien zum Ausdruck bringen, weder gegenüber dem Menschen Petry, noch der schwangeren Frau Petry, und auch nicht einem Mitglied der Bundesversammlung.

Aber da twittert einer, der als Beruf angibt, er sei Freier Autor (TV, Online, Print, Bühne – viel @Neomagazin) und gerne auf seine Arbeit für ZDFneo hinweist folgenden Text:

Man muss diese Ungeheuerlichkeit ein zweites und drittes mal anschauen, weil man es nicht glauben will. Er hofft, dass eine demokratisch gewählte Politikerin „umgeboxt“ wird? Mitten in der Bundesversammlung? Bei der Wahl des Bundespräsidenten. Es ist eine Frau, die sichtbar schwanger ist. Ihre Parteizugehörigkeit ist dabei völlig nebensächlich.

Ohne lange Worte: Schlimmer geht es nicht. Mehr Verrohung ist kaum vorstellbar.

Man kann das nicht abtun als eine der typischen Äußerungen eines Mitglieds des Medienprekariats, die ihre beruflich aussichtslose Lage, Bedeutungslosigkeit und Frustration durch besondere Gewaltphantasien zu überspielen versuchen. Es haben sich auch viele dagegen verwehrt, Bürger, die diese Gemeinheit empört.

Aber dann kommt ein zweiter Tweet:

Will Böhmermann sagen? Keine Gnade mit Schwangeren? Jagt sie. Boxt sie. Es fällt schwer zu entscheiden, welche Äußerung eigentlich empörender ist – die des nicht bekannten Autors Christian Huber, oder die von Jan Böhmermann. Denn der ist immerhin im ZDF-Programm prominent vertreten. Jan Böhmermann hat kürzlich eine Auszeichnung erhalten. Die Jury des „Medienmagazins“ zeichnete ZDFneo-Moderator Böhmermann in der Kategorie Unterhaltung als „Journalist des Jahres“ aus.

Nun ist Böhmermann für seine begrenzte Humorfähigkeit spätestens seit dem Schmäh-Gestammel über Erdogan hinreichend bekannt. Wir haben damals Böhmermann verteidigt. Satire darf vieles. Aber der Satiriker sollte dazu lernen. Böhmermanns Kritik an Erdogan war und bleibt grenzwertig. Schlimmer ist: Er lernt nicht. Wer geglaubt hat, der Schock der Reaktionen hätte einen Lerneffekt ausgelöst, sieht sich getäuscht.

Böhmermann „twittert viel und oft, als sei er im Vollbesitz einer weltordnenden Kompetenz, aber stets jugendgerecht und einfältig und hip, um nicht zu sagen strunzdumm, wie etwa gerade jetzt wieder: ‚einigkeit und recht und freiheit sind first world problems, leute“, ach ja?’“

Neuerdings ist „strunzdumm“ nicht mehr stark genug – er hat die Grenze zum Primitiven, Verrohten überschritten. Auch mit diesem Tweet zu den Opfern des Bombenkriegs in Dresden und Köln:

Steinmeier forderte in seinem Gespräch mit dem ZDF, die Gesellschaft müsse wieder zum Gespräch mit sich selbst finden – auf Basis der Demokratie, bei der alle Argumente ernst genommen werden: „Da müssen wir wieder hinkommen und dazu kann und soll der Bundespräsident einen Beitrag liefern“.

Wenn es Steinmeier ernst meint, könnte er noch heute damit beginnen und dem ZDF empfehlen, bei der Auswahl seiner Moderatoren und Mitarbeiter grundlegende Regeln anzuwenden: die des einfachsten Anstands.

Wo wir leider sicher sind: Weder der Intendant noch der Fernsehrat des ZDF werden sich damit beschäftigen. Es ging ja „nur“ um eine Schwangere, die dummerweise in der falschen Partei ist.

Warum Populisten weiter auf dem Vormarsch sind: Elitenversagen

Gastbeitrag von Matthias Weik und Marc Friedrich

Der Brexit und die Wahl Donald Trumps kamen keineswegs überraschend und sind offensichtlich der Beginn einer radikalen Zeitenwende, wenn bei den Eliten nicht sofort ein Umdenken stattfindet. Ein weiter so und immer mehr vom Gleichen ist nicht mehr möglich. Es ist an der Zeit für eine drastische Kehrtwende. Ansonsten werden Extreme die Welt verändern und unser Wohlstand und Demokratie werden langfristig auf dem Spiel stehen.

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Die Autoren Matthias Weik und Marc Friedrich.

Großbritannien und die USA haben gewählt. Die einen die EU ab und die anderen Donald Trump ins Präsiden-tenamt. Entgegen aller Horrorszenarien sind weder Großbritannien noch die USA im Meer versunken noch sind die Märkte nachhaltig eingebrochen. Nein, sie sind sogar gestiegen. Mit der von uns keineswegs überraschenden Wahl Trumps (http://www.n-tv.de/mediathek/videos/wirtschaft/Marc-Friedrich-Finanzmarktexperte-article18982476.html) zum US-Präsidenten wurden die Eliten nach dem Brexit abermals vollkommen auf dem falschen Fuß erwischt. Wie kann das sein, denn weder in den USA noch in Großbritannien hat ausschließlich die weiße Unterschicht – von den „Oberen“ verächtlich „white trash“ genannt, entgegen ihren Erwartungen abgestimmt. Insbesondere in den USA hat sich auch die US-Mittelschicht nicht für Trump sondern oftmals gegen das mit Clinton und das damit verbundene sogenannte „Establishment „ entschieden. Trump wurde nicht zum Präsident gewählt, weil er so ein toller Hecht ist, sondern weil die Menschen es satt haben, dass sich das oberste Prozent der Bevölkerung ausschließlich um sich kümmert und sich gnadenlos bereichert, während der Rest auf der Strecke bleibt und obendrein für dumm verkauft wird. Einerseits sind die Vermögen der Superreichen in den letzten 15 Jahren explodiert, andererseits sind die Einkommen der Mittel- und Unterschicht kaum gestiegen. Amerika ist nicht nur New York, Kalifornien und Miami. Nein es leben nicht nur an der Ost- und Westküste der USA Menschen, sondern auch dazwischen und zwar verdammt viele. Dieses dazwischen, das ist das andere, das abgewirtschaftete Amerika. Amerikas Mittel- und Unterschicht sind zweifellos die Verlierer der Globalisierung. Eine Reise in die Mitte Amerikas hätte den Eliten gut getan. Genauso ist es Ratsam für unsere Eliten in Europa dorthin zu gehen wo auch viele Menschen wohnen – in den Vororten der großen Städte, in den vergessenen Städten und Regionen und auf dem tiefen Land.

Wer jedoch jeden Andersdenkenden als dumm oder noch schlimmeres und jeden sozial schlechter gestellten als faul bezeichnet und sich parallel völlig realitätsfern zumeist auf dem Parkett schicker Hotels und Wohngegenden, exklusiver Events und Businessclubs, hipper Bars und Nobelrestaurants oder auf Golf- beziehungsweise Tennisplätzen bewegt, und vorzugsweise in der Business oder First Class eincheckt wird auch zukünftig von den kommenden demokratischen Wahlen in der westlichen Welt „überrascht“ werden. Nicht nur in Großbritannien, den USA, sondern auch in den Niederlanden, Italien, Frankreich, Österreich… und auch bei uns haben viele Menschen die Bevormundung, die Indoktrinierung von einer Meinung, die Lügen und leeren Versprechen der oftmals von Lobbyisten gesteuerten weltfremden Berufspolitiker in Berlin, Brüssel, Washington, Paris, London…, die einseitige Berichterstattung, die Wall Street, die EZB, die korrupte FIFA, die betrügerischen VW-Manager die Boni kassieren während tausende von Arbeitern ihren Job verlieren werden, die kriminellen Handlungen der Deutschen Bank, das lächerliche Geschacher um den Posten des Bundespräsidenten … summa summarum ihre Eliten absolut satt. Was wir erleben ist ein Wandel. Die Lawine ist ins Rollen gekommen und sie ist mächtig groß und kann nicht mehr gestoppt werden. Das spüren die Protagonisten in der Politik. . Ihre sichere und privilegierte Welt gerät ins Wanken und „die da unten“ agieren anders als zuvor und als gewollt. In vielen Auftritten nach der Wahl in Großbritannien und in den USA spürte man regelrecht die Unsicherheit und die Angst der Damen und Herren. Anstatt zu reflektieren, wurde man trotzig . Das wird die Sache nicht verbessern sondern lediglich verschlimmern.

Warum ist das so, wie konnte es soweit kommen und warum werden Populisten in Zukunft noch viel stärker an Zuwachs gewinnen?

Im Zuge der Finanzkrise wurden Banken mit Milliarden von Steuergeldern gerettet. Die Verantwortlichen aus Finanzwirtschaft und Politik wurden jedoch nicht zur Rechenschaft gezogen. Spätestens seit der Finanzkrise 2008 mit ihren zahlreichen Bankenrettungen – auf Kosten der Steuerzahler – ist es offensichtlich, dass global eine gigantische Umverteilung von Unten, der Mitte und Oben nach ganz ganz Oben stattfindet. Während zahlreiche kleine Unternehmen im Zuge der Krise bankrottgegangen sind wurden „systemrelevante“ Banken gerettet. Wichtig zu wissen ist: Banken sind niemals systemrelevant – sie sind das System und sonst gar nichts. Sollten einmal unsere Ärzte, die Damen und Herren von Polizei, Feuerwehr und Müllabfuhr eine Woche nicht zur Arbeit erscheinen, dann wird auch den Politikern in Berlin und Brüssel dämmern wer oder was tatsächlich systemrelevant ist. Trotz Exportweltmeistertitel und Rekordsteuereinnahmen besteht unserer Ansicht nach kein besonderer Grund für Jubelarien. Während einerseits die sozialversicherungspflichtigen Jobs in Vollzeit in Deutschland seit 1992 um 18 Prozent gefallen sind, sind die Teilzeitjobs um 139 Prozent gestiegen. Andererseits sind die realen Nettolöhne seit 1992 nur um 0,4 Prozent gestiegen, während die Unternehmenseinkommen und die Einkommen der Supereichen um 70 Prozent gestiegen sind. In Deutschland arbeiten bereits über 8 Millionen Menschen, in voll- und Teilzeit, im Niedriglohnsektor. Sie können von ihrer Hände Arbeit nicht Leben geschweige denn etwas für das Alter ansparen. Folglich ist eine gewaltige Altersarmutswelle vorprogrammiert. Nicht zu verkennen ist, dass jene die in Vollzeit arbeiten, unser Sozial- und Rentensystem am Leben erhalten. Altersarmut ist folglich vorprogrammiert. Wenn dann auch noch vollkommen realitätsferne Politiker heute über das Jobwunder jubeln und uns erzählen, wir alle profitieren vom Euro, dann sorgt dies gelinde gesagt mindestens für Kopfschütteln in der Bevölkerung und für eine weitere „Überraschung“ bei den nächsten Wahlen.

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Wahnsinn EZB

Das Epizentrum des Kapitalismus ist in seiner Verzweiflung und mangels Lösungen zur Planwirtschaft überge-gangen. Mittlerweile hat die EZB unvorstellbare 1,15 Billionen Euro mit ihrem fragwürdigen Aufkaufprogramm in die Märkte gepumpt und unser Finanzsystem ad absurdum geführt. Niemand hat den EZB-Chef und ehemaligen Goldman Sachs Banker Mario Draghi gewählt. Er wurde eingesetzt. Dessen Politik ist ganz klar gegen die Kleinen und für die Großen. Heute wird der belohnt, der Schulden macht und der bestraft der gesund wirtschaftet. Die Bundesrepublik Deutschland, aber auch einige Konzerne wie beispielsweise Henkel und Sanofi verdienen Geld mit Schulden machen. Dass dies weder sinnvoll noch nachhaltig ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Mit ihrer wahnwitzigen Notenbankpolitik enteignet die EZB die Sparer, sorgt für immer höhere Bankgebühren, beraubt junge Menschen der Altersvorsorge, zerstört solide wirtschaftende Banken (Volksbanken, Spar- und Bausparkassen), zerstört Pensions- und Krankenkassen. Und Zusätzlich sorgt sie für eine gigantische Blase nach der anderen an den Aktien- und Immobilienmärkten. Der Wohnraum wird dadurch für immer mehr Menschen in vielen Regi-onen unerschwinglich gemacht, da die Löhne keinesfalls mit den kontinuierlichen Preissteigerungen am Immobi-lienmarkt mitziehen. Zukünftig wird die EZB Negativzinsen einführen. Diese Politik wird zu massiven Bargeldab-hebungsbeschränkungen führen Ein komplettes Verbot ist im Extremfall nicht ausgeschlossen. Dies wird uns verträglich häppchenweise präsentiert. Lassen Sie sich nicht blenden! Sollte schlussendlich die von der EZB her-beigesehnte Inflation in ihrer vollen Härte kommen, dann werden wir uns alle warm anziehen müssen und bei der nächsten Wahl auf eine „Überraschung“ gefasst machen.

Griechenland ist bankrott und wir sehen unser Geld nie mehr

Nach wie vor werden wir Bürger von der Politik offensichtlich für unterbelichtet gehalten. Griechenland ist pleite! Es wird von höchster Ebene seit Jahren nichts weiter als Insolvenzverschleppung betrieben. Wir werden das Steuergeld für die „Griechenlandrettungspakete“ nie wieder sehen, das sollte uns allen klar sein. Abgesehen davon ist 92 Prozent des Rettungsgeldes nicht in Griechenland sondern bei ausländischen Banken gelandet. Diese waren so gierig und dämlich einem vollkommen bankrottem Land Geld gegen hohe Zinsen zu leihen. In den letzten Jahren wurden dann diese dämlichen Banken von weitaus dämlicheren gerettet – uns Steuerzahlern. Bei der letzten Tranche für Griechenland, Ende Oktober 2016, in Höhe von 2,8 Milliarden Euro war es eigentlich Bedingung, dass der IWF sich an dieser ebenfalls beteiligt. Der IWF hatte sich jedoch mit der Begründung verwehrt, dass Griechenland niemals in der Lage sein wird seine Schulden zurückzuführen. Die Griechenlandrettung ist nichts anderes, als eine versteckte Bankenrettung. Das Geld ist nicht weg. Es ist aber größtenteils wo anders, allerdings nicht in Griechenland sondern bei den Banken und Versicherungen, die den Griechen Geld geliehen haben gelandet. Darben müssen die Menschen in Griechenland und bezahlen müssen wir Steuerzahler.

Voller Inbrunst jubelt Herr Schäuble über eine schwarze Null, was nichts weiter bedeutet, als dass er genauso viel ausgibt wie er einnimmt. Kein Politiker konnte uns bisher erklären wie das bankrotte Griechenland das Geld jemals zurück bezahlen kann, wenn nicht einmal Deutschland – als Exportweltmeister mit Rekordsteuereinnahmen im Zuge einer Niedrigzinsphase – es schafft seine Schulden zu bezahlen. Es ist an der Zeit aufzuhören gutes Geld schlechtem hinterher zu werfen. Der Schuldenschnitt/Erlass für Griechenland wird spätestens nach der Bundestagswahl kommen. Staaten bezahlen niemals ihre Schulden. Aus diesem Grunde ist von Investments in Staatsanleihen wie beispielsweise Lebensversicherungen, Riester, Rürup… grundlegend abzuraten und Investments in Sachwerte sind in der heutigen Zeit essentiell gegen diesen Wahnsinn als Absicherung für das Ersparte. Würde man das Verschwenden von Steuergeldern ebenso drakonisch bestrafen wie dessen Hinterziehung würde manchem Irrsinn Einhalt geboten. Nicht nur der ein oder andere Verantwortliche der sinnfreien Rettungspakete, des Berliner Flughafens BER, der Elbphilharmonie.. würde sich heute hinter schwedischen Gardinen wiederfinden. Da dies nicht der Fall ist wird der ein oder andere Wähler – bezüglich dieses schweren Missverhältnisses – sein Unwollen mit seinem Wahlzettel zum Ausdruck bringen und für „Überraschungen“ sorgen.

Der Euro und die EU ist gescheitert

Spätestens seit der Flüchtlingskrise ist es für jedermann endgültig offensichtlich, dass innerhalb der EU mehr gegeneinander anstatt miteinander gearbeitet wird. Die folgenden zwei Schaubilder verdeutlichen warum Popu-listen insbesondere im Süden Europas weiter an Zulauf gewinnen und folglich der Euro und die EU implodieren werden. Während sich die deutsche Wirtschaft nach der Finanzkrise erholt hat und die Industrieproduktion stetig steigt, ist der Sachverhalt in Frankreich, Spanien, Italien, Portugal und Griechenland ein anderer. Die Südschiene Europas liegt wirtschaftlich am Boden, die Industrieproduktion bewegt sich auf dem Niveau der 1980er beziehungsweise 1990er Jahre, die Arbeitslosigkeit ist hoch und die Jugendarbeitslosigkeit extrem hoch. Hun-derttausende Jugendliche unter 25 Jahren mussten und müssen noch immer auf Grund mangelnder Perspektive ihr Land verlassen. Allein knapp 800.000 Spanier, 140.000 Portugiesen, über 120.000 Italiener und 100.000 Griechen… haben bisher ihrer Heimat den Rücken gekehrt. Wenn die jungen Fleißigen und Gebildeten ihr Land ver-lassen, dann hat ein Land keine Zukunft. Obendrein sind die Länder – auch dank der Rettung ihrer Banken – bis zur Halskrause verschuldet. Kurzum den Ländern geht es heute mit dem Euro wesentlich schlechter wie unter ihren eigenen Währungen.

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Niemals werden diese Länder innerhalb der Eurozone wirtschaftlich auf einen grünen Zweig kommen. Trotzdem können sich diese Länder so günstig wie nie zuvor verschulden. Dies bedeutet, dass die Länder praktisch mit billigem Geld dafür belohnt werden, dass es ihnen wirtschaftlich gesehen immer schlechter geht. Das ist volks-wirtschaftlicher Wahnsinn und alles andere als nachhaltig. Der Euro sollte Europa retten – jetzt retten wir den Euro. Was ist das für ein Geld das man retten muss? Wir wollten Europa und die Menschen retten, wir haben aber die internationalen Finanzkonzerne gerettet. Was erfunden wurde, um Europa zu einen, zerstört jetzt Europa. Der Euro zerstört Europa anstatt es zu einen. Fakt ist: der Euro ist zu schwach für Deutschland und zu stark für die Südschiene Europas. Folglich sollten wir uns nicht wundern wenn populistische Kräfte in vielen Ländern weiter auf dem Vormarsch sind und aus der EU und der Eurozone austreten werden. Ein ganz heißer Favorit von uns diesbezüglich ist Italien.

Steuergerechtigkeit

Während der Bürger Europas seit vielen Jahren unter einer immensen Steuer- und Abgabenlast leidet, parken Konzerne und Superreiche nach wie vor ihr Geld rund um den Globus in Steueroasen. Ein gewisser Herr Juncker hat seine Heimat, als damaliger Finanzminister und Premierminister zu einer der größten Steueroasen der Welt für Großkonzerne wie Ikea, Amazon, Google, Fiat, Deutsche Bank, Starbucks, Apple, FedEx, PepsiCo, Heinz, Procter &Gamble….gemacht. Die in Luxemburg ansässige Firma Inter IKEA Holding hat beispielsweise im Jahre 2010 auf einen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro knapp 48.000 Euro Steuern bezahlt. Dies entspricht einem Steuersatz von 0,002 Prozent! Die Personen, welche den Steuerskandal im Jahr 2014 an das Licht der Öffentlichkeit gebracht haben, wurden keinesfalls für ihren Dienst am Gemeinwohl ausgezeichnet. Nein, Sie wurden rechtskräftig zu einer Haft- und Geldstrafe verurteilt. Trotz dieses Skandals wurde eben dieser Mann zum EU-Kommissionspräsidenten gemacht. Wenn Herr Juncker heute behauptet, dass er sich für Steuergerechtigkeit einsetzt, dann darf man nicht über Verdrossenheit seitens der EU irritiert sein und sich abermals nicht über eine „Überraschung“ bei der nächsten Wahl wundern.

All die oben genannten Punkte zeigen eindeutig auf, warum es eine Elitenverdrossenheit und keine Politikverdrossenheit gibt. Die Leute haben die Doppelmoral, die Arroganz, die Bevormundung und versuchte Beeinflussung und Steuerung der Eliten satt. Sie lassen sich nicht mehr für dumm verkaufen. Sollten die Eliten nicht ganz schnell anfangen umzudenken werden die Bürger mit einer urdemokratischen Waffe gnadenlos zurückschlagen – mit ihrem Wahlzettel. Dann werden in Zukunft noch ganz andere Personen wie Donald Trump das Zepter der Macht ergattern. Der Ball liegt jetzt bei denen oben. Wenn sie nicht beginnen etwas zu Gunsten aller Menschen anstatt nur ihresgleichen zu verändern, dann werden sie abgewählt werden.



Die beiden Ökonomen, Querdenker, Redner und Honorarberater Matthias Weik und Marc Friedrich schrieben 2012 gemeinsam den Bestseller “Der größte Raubzug der Geschichte – warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden“. Es war das erfolgreichste Wirtschaftsbuch 2013. In ihrem zweiten Buch, „Der Crash ist die Lösung – Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten“, haben sie u.a. die EZB Leitzinssenkung und Minuszinsen für die Banken, die Absenkung des Garantiezinses bei den Lebensversicherungen sowie den Ausgang der EU-Wahl richtig prognostiziert. Der Crash ist die Lösung war das erfolgreichste Wirtschaftsbuch 2014. Im Mai 2016 ist ihr drittes Buch „Kapitalfehler – Wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen“ erschienen welches es auf Anhieb auf die Spiegelbestsellerliste geschafft hat. Weitere Informationen über die Autoren finden Sie unter: www.friedrich-weik.de und bei Facebook unter www.facebook.com/friedrichundweik/.
Matthias Weik und Marc Friedrich sind Initiatoren von Deutschlands erstem offenem Sachwertfonds

Merkelokratie als parlamentarische Oligarchie einer stammelnden Frau

Ich bin ein Pöbler. Und daher möchte ich mal eine Lanze für den Pöbel brechen. Das Wort ¨Pöbel“ ist aus dem Französischen eingewandert, wo es „Peuple“ – die „Bevölkerung“, bedeutet. Eigentlich müsste das Wort Pöbel einen Migrationsbonus bekommen. Nur in der deutschen Sprache hat das Wort einen negativen Bedeutungswandel durchgemacht. Hier bedeutet der Pöbel: das Pack, Dunkeldeutsche, Rassisten, Hetzer, Populisten, Irrationale. Die Politiker und ihnen gewogene Medien verachten den Pöbel. Ganze Bundesländer werden unter den Generalverdacht gestellt, voller pöbelnder Nazis zu sein. Selbst die Mitte der Gesellschaft ist verdächtig. Die Diskussion über den Pöbel ist schrill und hysterisch. Und sie soll etwas verdecken. Etwas, das geschlichen und unbemerkt daherkommt, auf leisen Sohlen sozusagen. Etwas, das der Pöbel um Gottes Willen nicht bemerken soll.

Auf leisen Sohlen hat sich nämlich die Demokratie davongemacht. Der freiwerdende Platz wurde von einer Merkelokratur eingenommen, die den Bundestag nur noch als Beifallskulisse für die einsamen Entscheidungen einer stammelnden Frau benötigt. Eine Opposition gibt es nur noch durch gelegentliches Aufheulen innerhalb der regierenden Partei, das aber stets in rauschendem Beifall untergeht. Die Kontrollfunktion der vierten Gewalt hat sich in eine Zujubel-Orgie verwandelt. Und wer es wagt, das zu sagen, ist ein Pöbler, so wie ich.

Auch der Rechtsstaat macht sich auf leisen Sohlen davon. Justizia hat die Augenbinde abgenommen. Das Messen mit zweierlei Recht hat sich in Helldeutschland breitgemacht. Die Einen sind pädophile Straftäter, die Anderen heiraten Kinder. Die Einen gehen zum Einwohnermeldeamt und die Anderen werfen ihre Pässe weg. Die Einen kommen für böse Worte in den Knast und die Anderen kommen mit Vergewaltigung oder Totschlag davon. Und selbst wenn die Richter wollten – was sie nicht tun – die Knäste quellen über: „Leider keine Zelle frei, meine Herrn Verbrecher“.

Die deutsche Industrie ist auf dem Weg in die dritte Welt, im doppelten Sinne des Wortes

Auf leisen Sohlen verdrückt sich die energieintensive Industrie, nachdem die Energieversorger an den Bettelstab gebracht wurden. Schon lange ist Deutschland nicht mehr imstande, ein AKW zu bauen, das freut die Politik, ob grün, ob rot, ob schwarz, ob gelb. Als nächstes ist die Autoindustrie dran, die nun ins Fadenkreuz unserer politischen Weltenretter geraten ist. Die Wirtschaft brummt? Wie lange noch? Warum sollten Unternehmen in Deutschland investieren, wenn sie damit rechnen müssen, von der Regierung unter Zuhilfenahme einer Ethikkommission für die guten Sache enteignet zu werden? Die deutsche Industrie befindet sich auf dem Weg in die dritte Welt, im doppelten Sinne des Wortes, aber eben auf leisen Sohlen.

Auf leisen Sohlen sind suchen auch jährlich 140.000 höchstqualifizierte Deutsche ihr Glück anderswo. So macht sich auch deutsches Knowhow irgendwann demnächst in Deutschland rar. Auf leisen Sohlen macht sich das Vermögen der Deutschen aus dem Staub. Der Staat gibt inzwischen ein Drittel seiner Einnahmen für die Energiewende, die Griechen/Bankenrettung und die Zuwanderer aus. Da muss zwangsläufig  an jeder Beitragsschraube gedreht werden, müssen atmende Steuern erfunden und Umlagen statt Steuern kräftig erhöht werden, klingt ja viel besser.

Die Europäische Union druckt nach wie vor monatlich 80 Milliarden Euro und ist somit gänzlich insolvenzunfähig, da die Sparer mit ihrem Vermögen für ihr irres Schneeballsystem haften. Nullzinsen oder gar Strafzinsen enteignen mühsam erarbeitetes Geld, das eigentlich für die eigene Rente angespart wurde. Wie sagt ein Merkel-Vertrauter? „Die Enteignung der Sparer ist notwendig. Was dem Sparer schadet, trägt zum Haushaltsausgleich bei“.

In der Welt-Online fand sich kürzlich ein Artikel, der sich damit beschäftigt, was wäre, wenn Angela Merkel nicht wieder kandidiert. Und dort – oh Wunder – findet eine Pöbelabstimmung statt. Der Leser kann wählen, ob sie wieder kandidieren soll. Und bums – 85 Prozent der fast 80.000 User stimmen gegen die in den offiziellen Umfragen ach so beliebte Kanzlerin. Der großen Koalition der Meinungsmacher laufen die Kunden in Scharen davon, ebenfalls auf leisen Sohlen .

Der Pöbel soll’s nicht merken, dumm wie er nun mal ist

Auf leisen Sohlen heißt, „sich zurückhaltend, sanft und milde gebend; geschlichen und unbemerkt kommend oder gehend“. Der Pöbel soll’s nicht merken, dumm wie er nun mal ist. Nur wenn’s ans „Ausnehmen“ geht, dann ist sich der Politiker nicht zu fein: Steuergeld stinkt nicht. Der Lammert jammert: Die Bevölkerung ist selber schuld an der Politikverdrossenheit. Die sehen das falsch! „Es gibt keine zweite politische Institution in Deutschland, bei der die Diskrepanz zwischen erbrachter Leistung und Wahrnehmung der erbrachten Leistung so groß sei wie bei politischen Parteien“. Dabei sei die Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland ohne den Beitrag der Parteien nicht denkbar. Wie weit muss man von der Realität weg sein, um so einen Schmarrn daherzureden?

Gibt es schon irgendwelche Anzeichen, dass es nicht ewig so weitergehen kann? Was bringt uns die Wahl 2017? Es fühlt sich ein bisschen wie 1989 an, ein Knirschen in allen Fugen des Systems, aber keiner weiß was als Nächstes kommt.  Niemals seit der Zeit des Feudalismus gab es eine derartige Verachtung der Kaste der Herrschenden gegenüber dem Volke, dem Pöbel, dem dummen Plebs, wie heute. Die „Honecker-Eliten“ hatten eher Angst vor ihrem Volke. Aber die heutigen „Repräsentant du peuple“ – die Volksvertreter – verachten das eigene Volk aus tiefster Seele. Das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik, dass eine Regierung gegen die eigene Bevölkerung arbeitet, sie ausplündert, sie beschimpft und sich dabei überlegen fühlt.

 http://www.achgut.com/artikel/sag_beim_abschied_leise_servus6

Die deutschen Alt-Parteien brechen das geltende Recht und geben das eigene Land zur Plünderung und Auflösung frei.

Von Manfred Gillner

Ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung bildet sich mit der AfD die erste gesamtdeutsche Partei mit Wurzeln in Ost und West heraus. Sie wird sich, weil die Zeit dafür reif ist und die Programmatik stimmt, durchsetzen und kann allenfalls noch an sich selbst scheitern. Der Linksrutsch der anderen Parteien hat in der Mitte und rechts davon reichlich Platz für eine neue Volkspartei geschaffen.

Viele Bürger wünschen sich in der Politik frische Kräfte mit Berufs- und Lebenserfahrung, Quereinsteiger mit Realitätssinn, die den Bezug zum Alltag noch nicht verloren haben und Mut zur Normalität besitzen. Die mittlerweile in den Altparteien gängige Praxis, über Parteikarrieren, die manchmal schon in der Jugend beginnen, Abgeordnete heranzuzüchten, die vollkommen von der Partei abhängig sind und über wenig oder überhaupt keine andere berufliche Erfahrung verfügen, erweist sich immer mehr als fatale Entwicklung zum großen Schaden des Landes. Es kommen auf diese Weise ideologisch vernagelte Parteigewächse wie mit einem Expressaufzug an allen anderen vorbei in Positionen, für die sie nicht die nötige Eignung besitzen und denen sie nicht gewachsen sind. Das ging gut und fiel nicht auf, solange das Land vor keinen größeren Herausforderungen stand. Jetzt aber ist die Schönwetterperiode vorbei.

Eigenverantwortung wird in der EU versteckt

Die meisten Politiker reagieren darauf mit noch mehr Flucht in die EU, weil sie selbst nicht den Mut zu Veränderungen haben. Immer mehr Zuständigkeiten sollen in die EU verlagert werden, um die Probleme auf eine Ebene abschieben zu können, für die man sich dann als nicht zuständig erklären kann. Das aber wird nicht funktionieren, denn die EU genießt beim Bürger erst recht kein Vertrauen, im Gegenteil, sie wird als Bedrohung empfunden. Das Grauen, das früher das Politbüro ausstrahlte, ruft heute die EU-Kommission hervor.  Die Europäer wollen nicht immer noch mehr EU, sondern weniger.

Deswegen sind überall in Europa konservative Parteien auf dem Vormarsch. Während es sie in anderen Ländern schon seit Jahrzehnten gibt, entstand die AfD in Deutschland erst, als klar wurde, dass die deutschen Parteien in schweren Krisen das Recht brechen und nicht die Interessen des eigenen Landes vertreten, sondern es zur Plünderung und Auflösung freigeben.  Viele  Medien und die politische Konkurrenz haben die Chancen der AfD lange Zeit falsch eingeschätzt und viele tun es bis heute. Man will nicht wahrhaben, dass sich die Altparteien überlebt haben. Selbst scharfe Kritiker setzen darauf, dass sie schon wieder zur Besinnung kommen werden und die Protestwähler dann zu ihnen zurückkehren. Doch diesmal ist es anders.

Die große Enttäuschung durch die FDP

Das Vertrauen ist endgültig dahin, die Täuscher und Trickser sind durchschaut, und hätten sie nicht so viele Unterstützer in den Medien, so wäre die Zahl derer, die den Altparteien nur noch das Schlimmste zutrauen, noch viel größer.  Vor den Landtagswahlen tat man die AfD als Ostpartei ohne Chance im Westen ab. Dabei sendete gerade im Westen schon bei der Bundestagswahl im September 2009 eine große liberal-konservative Wählergruppe mit ihrer Flucht zur FDP ein deutliches Signal, dass sie genug vom Linkstrend der Altparteien hatte. In Baden-Württemberg erreichten die Liberalen dadurch unglaubliche 18,4 Prozent der Stimmen, auf Bundesebene waren es immerhin noch 14,6 Prozent. Doch die ihr zugeflogenen Wähler kehrten der FDP nach dem ersten Rettungspaket für Griechenland sofort wieder den Rücken. Im Juli 2010 lag sie in Umfragen bereits unter fünf Prozent, ein Verlust von zehn Prozent innerhalb von neun Monaten. Dieser wandernde Wählerblock war nun reif für die AfD. Sie war nur noch nicht gegründet.

Die AfD spricht jedoch nicht nur die von der FDP und der Union enttäuschten Liberal-Konservativen an, sondern auch die SPD-Wähler. Aus einfachen Gründen: Deutschland tickt zwar vielleicht „sozialdemokratisch“, wie die Kanzlerin meint, aber auch der Sozialdemokrat wünscht sich Ordnung und Sicherheit und erwartet für seine sauer verdienten und oftmals vom Mund abgesparten Abgaben ein funktionierendes Staatswesen. Kindisches Multikulti-Getue um des „Buntseins“ willen lehnt er ebenso ab wie das Verschleudern von deutschen Steuergeldern in alle Welt und einen Sozialstaat, der jedem ohne Vorleistung und Anstrengung zur Verfügung steht. Nicht ohne Grund hat mit Franz Müntefering ausgerechnet ein Sozialdemokrat das Wort des Apostels Paulus „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“ aufgegriffen.

Man braucht keine Wahlpflicht, andere Parteien genügen

Bei den Landtagswahlen schaffte die AfD es nun sogar, viele Nichtwähler zu aktivieren. Man braucht also keine Wahlpflicht, wie Politiker aus anderen Parteien vorschlugen, sondern interessante neue Parteien und neue Gesichter. Das lässt für die Altparteien in Zukunft nichts Gutes erwarten, denn sie scheinen nicht in der Lage zu sein, sich programmatisch zu bewegen und personell zu verändern. Der Urgrüne Kurt Edler warf seiner Partei kürzlich „inzestuöse Selbstbespiegelung“ und eine „Entpluralisierung von erschreckendem Ausmaß“ vor. Das trifft ähnlich auch für die anderen Altparteien zu.  Bei den Grünen tritt der linksradikale Ballast, den sie schon immer mit sich herumschleppen, immer stärker hervor statt zu verschwinden.

Winfried Kretschmann ist die Ausnahme, ihm kauft man seine – durchaus nicht immer eindeutige – Rolle auch deshalb ab, weil er schon Jahrzehnte für Koalitionen mit der CDU eintritt. Aber neben ihm ist nichts und nach ihm kommt nichts. Ein Boris Palmer allein wird es nicht richten. Sobald Kretschmann abtritt, fällt auch die bürgerliche Fassade der Grünen und die Wähler wandern ab.  Die Altparteien lassen nicht einmal in Ansätzen erkennen, dass sie den Willen und die Kompetenz zur Lösung der vorhandenen großen Probleme besitzen.

Ob die AfD das Zeug dazu hat, weiß man nicht, aber schlimmer als mit den anderen, so denkt sich der AfD-Wähler, kann es nicht mehr kommen. Er erwartet nicht, dass die AfD hexen kann und für sämtliche Probleme sofort eine Lösung parat hat. Aber er will wenigstens sehen, dass die Standpunkte wieder stimmen.  Der Programmentwurf, den die AfD nun vorgelegt hat, dürfte vielen „Normalbürgern“ aus der Seele sprechen, die sich wünschen, dass das Land wieder vom Kopf auf die Füße gestellt wird. Die Altparteien werden sich damit sachlich auseinandersetzen müssen. Wenn ihnen aber weiterhin nicht mehr dazu einfällt als Beleidigungen, Drohungen und Spitzfindigkeiten, dann wird der Wähler davon ausgehen, dass sie mit ihrem Latein am Ende sind und sie weiter abstrafen.

Die Scheinwelt der Europäischen Union

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Die Scheinwelt der Europäischen Union

Tho­mas Be­cker (Ba­ha­mas 72/2015)
Im Som­mer des Jah­res 1985 tra­fen sich die Re­gie­rungs­chefs der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­lands, Frank­reichs, Bel­gi­ens, Lu­xem­burgs und der Nie­der­lan­de in Schen­gen, einem an sich der Be­ach­tung nicht wer­ten Wein­ort an der Mosel, des­sen Be­tu­lich­keit die Be­lang­lo­sig­keit ihres Vor­ha­bens her­vor­he­ben soll­te, um ein Ab­kom­men über den schritt­wei­sen Abbau der Per­so­nen­kon­trol­len an den Gren­zen zwi­schen ihren Staa­ten zu un­ter­zeich­nen. Zu die­ser Zeit um­fass­te die Eu­ro­päi­sche Ge­mein­schaft ein mit ru­hi­ger Hand ver­wal­te­tes Ge­biet mit nur einer ge­fähr­li­chen Au­ßen­gren­ze, jener im Osten, die Deutsch­land in zwei un­glei­che Hälf­ten, Eu­ro­pa aber in das Auf­marsch­ge­biet feind­li­cher Mi­li­tär­blö­cke und die Welt in zwei mit­ein­an­der kon­kur­rie­ren­de Ge­sell­schaft­sys­te­me auf­teil­te. Für die Be­wa­chung die­ser Gren­ze waren letzt­lich je­doch nicht die Eu­ro­pä­er sel­ber, son­dern die bei­den Su­per­mäch­te zu­stän­dig. Aus Sicht der West­eu­ro­pä­er sorg­te der ato­ma­re Schutz­schirm der USA an die­ser Haupt­front des Kal­ten Krie­ges für eine pro­vin­zi­el­le Idyl­le, die auch durch das an­dau­ern­de Ge­ze­ter Franz Josef Strauß’ dar­über, dass West­deutsch­land zwar ein wirt­schaft­li­cher Riese, aber ein po­li­ti­scher Zwerg sei, nur be­stä­tigt wurde. Unter den West­eu­ro­pä­ern waren die Deut­schen, die ja schon zwei Welt­krie­ge ver­lo­ren hat­ten und nun wie­der di­rekt an der Front wohn­ten, ein Vor­bild dafür ge­wor­den, wie man sich in einer Welt zu­recht­fin­det, in der an­de­re die Ver­ant­wor­tung tra­gen: Zum Bei­spiel indem man zu Hun­der­tau­sen­den gegen ame­ri­ka­ni­sche Atom­ra­ke­ten pro­tes­tier­te, die Waf­fen also, mit denen die ei­ge­ne un­ver­ant­wort­li­che Welt­fremd­heit ge­schützt wurde. Für eine Mehr­heit der Deut­schen, die aus der Ge­schich­te ge­lernt hat­ten, waren alle Sol­da­ten schlicht Mör­der. Die Bun­des­wehr muss­te sich des­we­gen, we­ni­ger spöt­tisch ge­meint als um die Gunst der Lands­leu­te rin­gend, sel­ber als die wahre Frie­dens­be­we­gung im Lande dar­stel­len. „Der Bund war eher wie ein Pick­nick“ (1), er­in­ner­te sich kürz­lich ein in Deutsch­land ge­bo­re­ner Jude, der in der Bun­des­wehr den Wehr­dienst ge­leis­tet hatte und heute als Pres­se­spre­cher der is­rae­li­schen Streit­kräf­te ar­bei­tet. In die­sem po­li­ti­schen Um­feld schien der schritt­wei­se Abbau der Per­so­nen­kon­trol­len an den Bin­nen­gren­zen der Schen­gen-Staa­ten daher eine staats­recht­lich zwar spek­ta­ku­lä­re, si­cher­heits­po­li­tisch je­doch eben­so harm­lo­se An­ge­le­gen­heit dar­zu­stel­len, zumal mit der An­kunft einer grö­ße­ren Zahl von Flücht­lin­gen aus Afri­ka oder dem Mitt­le­ren Osten an den Au­ßen­gren­zen des Schen­gen-Raums noch nicht zu rech­nen war.

Die Ostgrenze der Union

Wäh­rend des Kal­ten Krie­ges, der als un­um­stöß­li­che geo­po­li­ti­sche Tat­sa­che auf­ge­fasst wurde, weil sein Ende nicht ab­seh­bar war, konn­ten sich die eu­ro­päi­schen In­sti­tu­tio­nen, die nur als west­eu­ro­päi­sche ge­dacht wer­den konn­ten, somit in einem von an­de­ren mi­li­tä­risch ge­schütz­ten Raum ganz ge­müt­lich her­aus­bil­den. Noch im sel­ben Jahr bahn­te sich al­ler­dings in Mos­kau ein Re­gi­me­ch­an­ge an, der die welt­po­li­ti­schen Spiel­re­geln so sehr ver­än­dern soll­te, dass auch die west­eu­ro­päi­sche Nach­kriegs­pro­vin­zia­li­tät davon nicht un­be­ein­träch­tigt blei­ben konn­te – wie­wohl keine Hell­se­he­rin da­mals die fol­gen­den Er­eig­nis­se und das Tempo, in dem sie sich ab­spiel­ten, vor­aus­se­hen hätte kön­nen. Im Früh­jahr 1985 wurde Mi­ch­ail Gor­bat­schow Ge­ne­ral­se­kre­tär des Zen­tral­ko­mi­tees der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei der So­wjet­uni­on. Die von ihm los­ge­tre­te­nen Re­for­men brach­ten auch die kom­mu­nis­ti­schen Par­tei­en in Ost­eu­ro­pa in Be­dräng­nis, die teils schon seit Be­ginn des Jahr­zehnts von in­nen­po­li­ti­schen Kri­sen heim­ge­sucht wur­den, wie in der Volks­re­pu­blik Polen, wo die Ge­ne­rä­le An­fang der 1980er Jahre vor­über­ge­hend das Kriegs­recht aus­ge­ru­fen hat­ten, um mit der Op­po­si­ti­on fer­tig zu wer­den. Doch gegen Ende des Jahr­zehnts waren die alten Re­gimes kaum noch zu hal­ten, vor allem nach­dem die So­wjet­uni­on 1988 die Bre­schnew-Dok­trin an­nul­liert hatte, nach der ein un­er­wünsch­ter Macht­wech­sel in einem ihrer Sa­tel­li­ten­staa­ten not­falls durch eine Mi­li­tär­in­ter­ven­ti­on ver­ei­telt wer­den soll­te, wie zu­letzt in Af­gha­nis­tan, wo die Rote Armee al­ler­dings von is­la­mi­schen Got­tes­krie­gern ge­schla­gen wurde und sich be­reits auf dem Rück­zug be­fand.

In Polen und Un­garn war ein Macht­wech­sel be­reits An­fang 1989 ab­seh­bar, aber erst die Öff­nung der Gren­zen zum Wes­ten brach­te spä­ter den Durch­bruch. In Polen gip­fel­ten die von Streiks in den Koh­le­berg­wer­ken im Spät­som­mer 1988 aus­ge­hen­den Mas­sen­pro­tes­te im Juni 1989 in Par­la­ments­wah­len, bei denen die Kan­di­da­ten der die Pro­tes­te an­füh­ren­den Ge­werk­schaft So­li­dar­ność fast alle Stim­men ge­wan­nen. In Un­garn hat­ten die Gor­bat­scho­w­is­ten in­ner­halb der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei im Herbst 1988 die Füh­rung er­run­gen und be­reits grund­le­gen­de de­mo­kra­ti­sche Re­for­men um­ge­setzt. Im Fe­bru­ar 1989 wurde in Bu­da­pest be­schlos­sen, die Be­fes­ti­gun­gen ent­lang der mit Sta­chel­draht und einem Mel­de­sys­tem ge­si­cher­ten Gren­ze zwi­schen Un­garn und Ös­ter­reich, den „Ei­ser­nen Vor­hang“, ab­zu­bau­en. Im Mai des Jah­res mach­ten sich un­ga­ri­sche Sol­da­ten an die Ar­beit und im Juni tra­fen sich der ös­ter­rei­chi­sche und der un­ga­ri­sche Au­ßen­mi­nis­ter mit Bol­zen­schnei­dern an einem der üb­rig­ge­las­se­nen Zaun­stü­cke zu einem Fo­to­ter­min. Wer in der DDR Zu­gang zum West­fern­se­hen hatte, konn­te das Spek­ta­kel am Bild­schirm mit­ver­fol­gen und dar­aus seine Schlüs­se zie­hen – und wird dabei eine ähn­li­che Lo­ckung ver­spürt haben, wie ein Vier­tel­jahr­hun­dert spä­ter viele Syrer an­ge­sichts der Nach­rich­ten über die of­fe­nen Gren­zen Eu­ro­pas.

Die Republikflüchtlinge

Nach dem Fo­to­ter­min setz­te sich in der DDR der Treck der Re­pu­blik­flücht­lin­ge lang­sam in Be­we­gung. Im Au­gust ström­ten zu­nächst nur ein paar Hun­dert noch als Ur­lau­ber ge­tarn­te Ost­deut­sche auf die grenz­na­hen Cam­ping­plät­ze in Un­garn, um zu sehen, was da los war. Von da aus ge­lang es den Ent­schlos­se­ne­ren, ver­ein­zelt über die zwar nicht mehr be­fes­tig­te, aber noch be­wach­te Gren­ze nach Ös­ter­reich zu ge­lan­gen; dem un­ga­ri­schen Grenz­schutz war der Ge­brauch von Schuss­waf­fen, außer zur Selbst­ver­tei­di­gung, be­reits un­ter­sagt wor­den.

Auch in der deut­schen Bot­schaft in Prag hat­ten sich be­reits ein paar Dut­zend Flucht­wil­li­ge ver­schanzt. In der zwei­ten Au­gust­hälf­te ver­an­stal­te­ten un­ga­ri­sche und ös­ter­rei­chi­sche Frie­dens­ak­ti­vis­ten ein „Pan­eu­ro­päi­sches Pick­nick“ auf der un­ga­ri­schen Seite der Gren­ze – eine will­kom­me­ne Ge­le­gen­heit für rund 900 Ost­deut­sche nach Ös­ter­reich zu flüch­ten. An­fang Sep­tem­ber mach­ten sich schon ein paar Tau­send auf den Weg gen Wes­ten, und nach­dem Un­garn am 11. Sep­tem­ber die Kon­trol­le der Gren­ze zu Ös­ter­reich von Amts wegen gänz­lich preis­gab, stieg die Zahl der Flüch­ten­den bin­nen Tagen auf über zehn­tau­send. Jetzt gab es auch in Prag kein Hal­ten mehr. Über das Schick­sal derer, die dort immer noch in der deut­schen Bot­schaft fest­sa­ßen, wurde Ende Sep­tem­ber am Rande der Voll­ver­samm­lung der Ver­ein­ten Na­tio­nen in New York bei Ver­hand­lun­gen zwi­schen dem deut­schen und dem so­wje­ti­schen Au­ßen­mi­nis­ter ent­schie­den. Der da­ma­li­ge deut­sche Bot­schaf­ter in Prag be­rich­te­te: „Au­ßen­mi­nis­ter Gen­scher ge­lingt es schließ­lich, vor allem mit Un­ter­stüt­zung des so­wje­ti­schen Au­ßen­mi­nis­ters Sche­ward­nad­se, eine Lö­sung für das Flücht­lings­dra­ma zu er­rei­chen, der auch die DDR zu­stim­men kann [soll hei­ßen: muss, Th.B.]. In Prag wis­sen wir von all dem noch nichts. Bei uns steigt in­zwi­schen die Zahl der Zu­flucht­su­chen­den ra­pi­de wei­ter an. Schon sind sämt­li­che Stu­fen des gro­ßen Trep­pen­hau­ses be­legt. Je­weils zwei Per­so­nen schla­fen auf einer Trep­pe. Am 29. Sep­tem­ber er­fährt un­se­re De­le­ga­ti­on in New York, dass die DDR am 30. 9. einer Lö­sung ent­spre­chend Gen­schers Vor­schlag zu­stim­men will [wol­len muss]. Die De­le­ga­ti­on fliegt noch am sel­ben Tag zu­rück nach Bonn, kommt dort am 30. 9. um 8:00 Uhr an und fliegt um 16:00 Uhr wei­ter nach Prag. Jetzt er­fah­ren auch wir, dass sich etwas be­wegt. Ich hole den Mi­nis­ter am Flug­ha­fen ab. Um 18:30 Uhr tref­fen wir in der Bot­schaft ein. Wir bah­nen uns einen Weg in meine Woh­nung im obers­ten Stock­werk. Um 18:58 be­tritt der Mi­nis­ter den Bal­kon des mit Stock­bet­ten vol­len Kup­pel­saals. Von dort spricht er zu den Flücht­lin­gen ,Liebe Lands­leu­te, ich bin heute zu Ihnen ge­kom­men, um Ihnen mit­zu­tei­len, dass heute Ihre Aus­rei­se in die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land be­vor­steht.‘ Der Jubel der ca. 4.000 Men­schen im Park ist un­be­schreib­lich.“ (2)

Neben dem Zer­schnei­den des Zauns an der un­ga­risch-ös­ter­rei­chi­schen Gren­ze vor lau­fen­den Ka­me­ras im Juni und der An­kunft von grö­ße­ren Hau­fen die deut­sche Fahne schwen­ken­den Re­pu­blik­flücht­lin­gen auf west­deut­schen Bahn­hö­fen im Herbst ge­hört diese Szene in der Bot­schaft zu jenen Er­eig­nis­sen, über die alle west­li­chen Fern­seh­ka­nä­le live be­rich­te­ten und die den da­ma­li­gen Aus­nah­me­zu­stand be­bil­der­ten. Die Öff­nung der Gren­ze zwi­schen Un­garn und Ös­ter­reich am 11. Sep­tem­ber er­schien erst ein­mal als die zwar nicht vor­her­ge­se­he­ne, gleich­wohl noch in­ner­halb der Gren­zen des Ost­blocks selbst kon­trol­lier­te Folge des keine fünf Jahre zu­rück­lie­gen­den Füh­rungs­wech­sels in Mos­kau. Aber erst mit der Öff­nung der Gren­ze zwi­schen der DDR und der BRD am 9. No­vem­ber, die auf den ers­ten Blick als ein­fa­che geo­gra­phi­sche Aus­wei­tung der von Un­garn aus­ge­hen­den Po­li­tik er­schei­nen konn­te, in Wirk­lich­keit aber nicht die bloße Öff­nung die­ser Gren­ze, son­dern ihre kom­plet­te Be­sei­ti­gung be­deu­te­te, zeig­te sich, dass die So­wjet­uni­on die Macht über Ost­eu­ro­pa voll­stän­dig ver­lo­ren hatte. Die Be­sei­ti­gung der so­ge­nann­ten in­ner­deut­schen Gren­ze, die nicht nur zwei se­pa­ra­te Staa­ten von­ein­an­der schied, son­dern zu­gleich die Front­li­nie des Kal­ten Krie­ges war, hatte eine ganz an­de­re Wir­kung als die Öff­nung der un­ga­risch-ös­ter­rei­chi­schen Gren­ze: Die Flucht von Ost nach West wurde durch sie ge­stoppt und jetzt ging es in um­ge­kehr­ter Rich­tung voran. Denn das Macht­va­ku­um, das sich auf­ge­tan hatte, konn­te der Wes­ten nun un­ge­hin­dert fül­len.

Bis zum Ende des Jah­res 1989 fie­len nach­ein­an­der die alten Re­gimes in War­schau, Bu­da­pest, Prag und Sofia; das sich sei­nem Schick­sal noch wi­der­set­zen­de Re­gen­ten­paar Ceauçescu wurde am ers­ten Weih­nachts­fei­er­tag hin­ge­rich­tet. Im nächs­ten Jahr ging es mit den Un­ab­hän­gig­keits­kämp­fen im Kau­ka­sus und im Bal­ti­kum wei­ter. Der ge­schei­ter­te Staats­streich des alten Ap­pa­rats in Mos­kau be­sie­gel­te am 21. Au­gust das Ende der So­wjet­uni­on. Zwei Tage spä­ter er­klär­te die Ukrai­ne ihre Un­ab­hän­gig­keit. Die Öff­nung der Gren­ze zwi­schen Un­garn und Ös­ter­reich und die Be­sei­ti­gung der in­ner­deut­schen Gren­ze hatte also letzt­lich dazu ge­führt, dass im Osten Eu­ro­pas dut­zen­de wäh­rend des Kal­ten Krie­ges von der So­wjet­uni­on be­herrsch­te Na­tio­nal­staa­ten ihre Sou­ve­rä­ni­tät zu­rück­ge­wan­nen und alte Gren­zen neu ge­zo­gen wur­den. In­ner­halb der neuen Gren­zen do­mi­nier­ten nun in der über­wie­gen­den Zahl der Fälle die ge­sell­schaft­li­chen und po­li­ti­schen Grup­pen das Ge­sche­hen, die ihren Staat nach west­li­chem Mo­dell ver­wal­ten woll­ten. So gut wie alle diese Staa­ten wur­den we­ni­ge Jahre dar­auf zu­erst in die Nato, dann in die Eu­ro­päi­sche Union in­te­griert. Auf diese Weise wurde die Au­ßen­gren­ze Eu­ro­pas, quasi die Ost­gren­ze des Wes­tens, neu ge­zo­gen. Doch die In­te­gra­ti­on Ge­or­gi­ens und der Ukrai­ne wuss­te Pu­tins Rote Armee bis dato zu ver­hin­dern.

Der Balkan

Das un­mit­tel­bar nach der Mau­er­öff­nung be­gon­ne­ne Rin­gen um die deut­sche Wie­der­ver­ei­ni­gung, die be­reits vor ihrem von den Be­sat­zungs­mäch­ten ab­ge­seg­ne­ten for­mel­len Voll­zug durch die Wäh­rungs­uni­on vom 1. Juli 1990 fak­tisch her­ge­stellt wor­den war, er­schien als die erste sou­ve­rä­ne Hand­lung Deutsch­lands nach dem Zwei­ten Welt­krieg. Die Deut­schen ge­rie­ten in eine auf­ge­brach­te Stim­mung, ganz so als hät­ten sie den Krieg doch noch ge­won­nen, aber es nicht ver­dient.

Sie waren sich zwar si­cher, dass das ihre Re­vo­lu­ti­on ge­we­sen war, so dass sie stolz auf diese sein durf­ten, aber das Ganze konn­te auch ein­fach das Ge­schenk frem­der Mäch­te und äu­ße­rer Um­stän­de ge­we­sen sein, für das man hätte dank­bar sein müs­sen. Da war man sich doch nicht ganz si­cher. Hel­mut Kohls per­sön­li­che Be­deu­tung je­den­falls lag darin, das Ge­schenk ohne fal­sche Be­schei­den­heit an sich ge­ris­sen zu haben. An­läss­lich des 20. Jah­res­tags der Mau­er­öff­nung er­in­ner­te er daran: „Die Mauer fiel schließ­lich ganz fried­lich, ohne einen Schuss, ohne Blut­ver­gie­ßen. Es war wie ein Wun­der… Ich zi­tie­re für die Si­tua­ti­on, in der ich mich da­mals wie­der­fand, gerne Otto von Bis­marck, denn es gibt kein bes­se­res Bild: Wenn der Man­tel Got­tes durch die Ge­schich­te wehe, müsse man zu­sprin­gen und ihn fest­hal­ten. Dafür müs­sen drei Vor­aus­set­zun­gen ge­ge­ben sein: Ers­tens muss man einen Blick dafür haben, dass es den Man­tel Got­tes gibt. Zwei­tens muss man ihn spü­ren, den his­to­ri­schen Mo­ment, und drit­tens muss man sprin­gen und ihn fest­hal­ten (wol­len).“ (3)

Wäh­rend die Deut­schen so ihre na­tio­na­le Wie­der­ge­burt fei­er­ten, wehte der Man­tel Got­tes schon über dem Bal­kan, wo die ju­go­sla­wi­schen Völ­ker ihren his­to­ri­schen Mo­ment ver­spür­ten. Im Ok­to­ber 1990 warn­ten die Ge­heim­diens­te der USA vor einem un­mit­tel­bar be­vor­ste­hen­den Aus­ein­an­der­bre­chen der Bun­des­re­pu­blik Ju­go­sla­wi­en: „Bin­nen eines Jah­res wird Ju­go­sla­wi­en auf­hö­ren als Bun­des­staat zu funk­tio­nie­ren und sich in­ner­halb von zwei Jah­ren auf­lö­sen. Öko­no­mi­sche Re­for­men wer­den das Aus­ein­an­der­bre­chen nicht auf­hal­ten kön­nen. Ein re­gel­rech­ter Krieg zwi­schen den Re­pu­bli­ken ist un­wahr­schein­lich, aber ein erns­ter Kon­flikt zwi­schen den Kom­mu­nen wird den Zu­sam­men­bruch be­glei­ten und an­dau­ern. Es wird zu an­hal­ten­der und bit­te­rer Ge­walt kom­men. Es gibt wenig, was die Ver­ei­nig­ten Staa­ten und ihre eu­ro­päi­schen Ver­bün­de­ten tun könn­ten, um die Ein­heit Ju­go­sla­wi­ens zu be­wah­ren.“ (4)

Die deut­schen Ge­heim­diens­te dach­ten zur sel­ben Zeit um­ge­kehrt dar­über nach, was man tun könne, um den Nie­der­gang Ju­go­sla­wi­ens zu be­för­dern, eines Lan­des, das man be­reits als Völ­ker­ge­fäng­nis iden­ti­fi­ziert hatte. Dem kroa­ti­schen Volk könne nicht ver­wehrt wer­den, sag­ten sich die Deut­schen, was uns ge­ra­de ge­schenkt wurde: die na­tio­na­le Selbst­be­stim­mung. Aber die Kroa­ten be­ka­men die Selbst­be­stim­mung nicht ge­schenkt. Sie muss­ten dafür kämp­fen. Der Krieg be­gann im Som­mer 1991 in Kroa­ti­en und ver­la­ger­te sich ein Jahr spä­ter nach Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na, wo er drei wei­te­re Jahre an­dau­er­te. Die Eu­ro­pä­er waren au­ßer­stan­de, den Krieg, den die Deut­schen an­ge­feu­ert hat­ten, wie­der zu be­en­den. Eine von Frank­reich und Groß­bri­tan­ni­en an­ge­führ­te Blau­helm­trup­pe schei­ter­te daran, dass sie zu schwach aus­ge­rüs­tet war, um sich selbst zu ver­tei­di­gen. Erst die In­ter­ven­ti­on der USA be­en­de­te den Krieg im Som­mer 1995.

Die Europäische Union

Als das zehn Jahre vor­her un­ter­zeich­ne­te Schen­ge­ner Ab­kom­men im Früh­jahr 1995 in Kraft trat, hatte sich Eu­ro­pa gründ­lich ver­wan­delt. Die Wie­der­ver­ei­ni­gung Deutsch­lands hatte das schon frü­her be­merk­ba­re Un­gleich­ge­wicht zwi­schen der Pro­duk­tiv­kraft der deut­schen Wirt­schaft und der Leis­tungs­fä­hig­keit der an­de­ren eu­ro­päi­schen Staa­ten noch ver­grö­ßert. Mit 80 Mil­lio­nen Ein­woh­nern über­traf die deut­sche Be­völ­ke­rung die der vor­her fast gleich gro­ßen eu­ro­päi­schen Na­tio­nen Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en und Ita­li­en jetzt um ein Drit­tel. Par­al­lel zu ihrer In­te­gra­ti­on in die Nato und die EU tra­ten in den kom­men­den Jah­ren zu­erst die Staa­ten Süd­eu­ro­pas dem Schen­gen-Raum bei, dann ei­ni­ge nord­eu­ro­päi­sche, ost­eu­ro­päi­sche und die bal­ti­schen Staa­ten. Die Bal­kan­län­der sind ent­we­der nicht oder noch nicht voll­stän­dig in den Schen­gen-Raum ein­ge­bun­den. Seit dem Ver­trag von Ams­ter­dam, der 1999 in Kraft trat, ist der Bei­tritt zum Schen­gen-Raum Teil des EU-Ver­trags. Die EU-Mit­glie­der Groß­bri­tan­ni­en, Ir­land und Dä­ne­mark fol­gen den Re­geln des Schen­gen-Ab­kom­mens al­ler­dings nur unter dem Vor­be­halt der na­tio­na­len Sou­ve­rä­ni­tät über ihre je­wei­li­gen Staats­gren­zen.

Nach dem Kroa­ti­en- und Bos­ni­en­krieg kehr­ten die Eu­ro­pä­er zu der ge­dul­di­gen Ar­beit der Ver­fei­ne­rung der In­sti­tu­tio­nen ihrer Union zu­rück, als wäre nichts ge­sche­hen. Der Weg­fall der Grenz­kon­trol­len im Schen­gen-Raum schien zu­nächst auch keine un­lös­ba­ren Si­cher­heits­pro­ble­me zur Folge zu haben. Na­tür­lich durf­te die Öff­nung der Gren­zen nicht etwa so weit füh­ren, dass Deutsch­land die li­be­ra­le­re Dro­gen­po­li­tik der Hol­län­der auf­ge­zwun­gen wor­den wäre, aber sol­che Pro­ble­me mein­te man leicht durch die grenz­über­schrei­ten­de Zu­sam­men­ar­beit der Po­li­zei in den Griff zu be­kom­men, die par­al­lel zur Er­wei­te­rung des Schen­gen-Raums in­ten­si­viert wer­den soll­te. Nur auf dem Bal­kan blieb ein Pro­blem un­ge­löst: die Selbst­be­stim­mung der Ko­so­vo-Al­ba­ner – denn erst durch sie, hörte man von deut­schen Pro­fes­so­ren, konn­te die Auf­tei­lung Ju­go­sla­wi­ens in von­ein­an­der nach Volks­zu­ge­hö­rig­keit un­ter­schie­de­ne und ge­gen­ein­an­der ab­ge­grenz­te Ge­bie­te als voll­endet an­ge­se­hen wer­den. Als es 1999 so weit war, muss­ten die USA noch ein­mal auf dem Bal­kan in­ter­ve­nie­ren, um einen Krieg auf eu­ro­päi­schem Boden zu ent­schei­den. Die Union hatte damit er­neut de­mons­triert, dass sie kei­ner erns­ten Krise auf dem von ihr be­an­spruch­ten Ge­biet stand­hal­ten konn­te. Aber da es vor­erst zu kei­ner erns­ten Krise mehr kam, mein­te man sich darum nicht wei­ter küm­mern zu müs­sen – not­falls käme der Ami halt wie­der.

Die Au­ßen­gren­ze der Union hatte sich in­zwi­schen weit nach Osten und bis tief in den Bal­kan hin­ein aus­ge­dehnt. Zu­sam­men­ge­rech­net be­her­berg­te die EU jetzt eine halbe Mil­li­ar­de Men­schen und ihre Wirt­schaft leis­te­te eben­so viel wie die der USA und Chi­nas. Sogar das in der Union vor­han­de­ne Waf­fen­ar­se­nal hätte, zu­sam­men­ge­nom­men, wahr­schein­lich ge­nügt, um eine Welt­macht zu ver­tei­di­gen. Aber die Welt­po­li­tik war eben nicht das Feld, auf dem Eu­ro­pa sich ver­dient ma­chen soll­te.

Die Koalition der Willigen

Gleich ihre erste welt­po­li­ti­sche Her­aus­for­de­rung, der durch 9/11 aus­ge­lös­te Krieg gegen den in­ter­na­tio­na­len is­la­mi­schen Ter­ror, of­fen­bar­te die Hand­lungs­un­fä­hig­keit der Union als Union. Zu­nächst konn­te sich kein Mit­glieds­staat der Nato sei­nen Ver­pflich­tun­gen ent­zie­hen, als die USA den An­griff auf New York zum Bünd­nis­fall er­klär­ten und zum Sturz der Ta­li­ban auf­rie­fen, unter deren Schutz Al-Kai­da den An­griff von Af­gha­nis­tan aus ge­plant hatte. Selbst die Deut­schen, die schon man­chen Krieg ver­lo­ren hat­ten und des­halb von allen eu­ro­päi­schen Staa­ten am hart­nä­ckigs­ten daran glaub­ten, dass man einen Ag­gres­sor da­durch be­sänf­ti­gen könne, dass man ihm gibt was er will, kamen nicht umhin, den Ame­ri­ka­nern ihre „be­din­gungs­lo­se So­li­da­ri­tät“ (Ger­hard Schrö­der) an­zu­die­nen und Sol­da­ten nach Af­gha­nis­tan ab­zu­kom­man­die­ren. Al­ler­dings kam die Bun­des­wehr erst Mo­na­te nach Be­ginn des Af­gha­nis­tan-Krie­ges an den Hin­du­kusch, nach­dem ame­ri­ka­ni­sche und bri­ti­sche Trup­pen Kabul schon er­obert hat­ten. Sta­tio­niert wur­den die deut­schen Sol­da­ten im Nor­den Af­gha­nis­tans, in einem Ge­biet, in dem nicht mehr ge­kämpft wurde, weil es be­reits von den mit den Ta­li­ban ver­fein­de­ten Trup­pen der Nord­al­li­anz und Kriegs­her­ren wie Abdel Ra­shid Dos­tum er­obert wor­den war.

Aber schon bei der zwei­ten Etap­pe des Krie­ges, dem Irak­krieg, schien die trans­at­lan­ti­sche So­li­da­ri­tät der Eu­ro­pä­er na­he­zu auf­ge­braucht. Ge­nau­er be­trach­tet zeig­te sich al­ler­dings, dass das nur einen Teil der Union be­traf. Le­dig­lich das „alte Eu­ro­pa“ (Do­nald Rums­feld) ver­wei­ger­te sich der von Ge­or­ge W. Bush aus­ge­ru­fe­nen „Ko­ali­ti­on der Wil­li­gen“, die den Irak von der Dik­ta­tur Sad­dam Hus­seins be­frei­en soll­te. Recht ei­gent­lich waren es auch nur zwei EU-Staa­ten, die nicht mit­ma­chen woll­ten: Deutsch­land und Frank­reich; die bei­den Staa­ten, um die herum die Eu­ro­päi­sche Ge­mein­schaft nach dem Zwei­ten Welt­krieg ent­stan­den war, und die sich immer noch als das Herz­stück der Union be­trach­te­ten. Aber die Zei­ten hat­ten sich ge­än­dert. Wäh­rend Deutsch­land und Frank­reich mit Russ­land eine „Achse des Frie­dens“ kon­stru­ier­ten, um den Krieg zu ver­hin­dern, stell­ten sich Groß­bri­tan­ni­en und Spa­ni­en de­mons­tra­tiv auf die Seite der USA. Unter der Füh­rung Po­lens schlos­sen sich ihnen sämt­li­che ost­eu­ro­päi­schen und ei­ni­ge Bal­kan­staa­ten an, von denen drei be­reits Mit­glie­der der Nato, aber noch nicht der EU waren: Polen, Tsche­chi­en und Un­garn. So schei­ter­te der Ver­such, Eu­ro­pa auf einem an­ti-ame­ri­ka­ni­schen Ti­cket zu ver­ei­nen. In den fol­gen­den Jah­ren wur­den dafür Spa­ni­en (2004) und Groß­bri­tan­ni­en (2005) mit Ter­ror­an­schlä­gen für ihre Be­tei­li­gung am Irak­krieg ab­ge­straft. Die Front der Kriegs­geg­ner fühl­te sich damit nach­träg­lich be­stä­tigt. Der An­schlag in Ma­drid war ge­zielt nur drei Tage vor den Par­la­ments­wah­len zur Un­ter­stüt­zung der Op­po­si­ti­on lan­ciert wor­den, die Spa­ni­ens Be­tei­li­gung am Irak­krieg ab­lehn­te und die Wah­len prompt ge­wann. Kei­nen Monat nach sei­nem Wahl­sieg ord­ne­te der neue Mi­nis­ter­prä­si­dent den Rück­zug der spa­ni­schen Trup­pen an. „So kann es kom­men!“, sagte sich Ger­hard Schrö­der, denn genau davor hatte er die Vor­gän­ger­re­gie­rung in Ma­drid ja ge­warnt, als er eine Woche nach Be­ginn des Irak­kriegs er­klär­te: „Man muss wis­sen, was es be­deu­tet, wenn sich Kol­le­gen im to­ta­len Ge­gen­satz zur Volks­mei­nung ver­hal­ten müs­sen – oder wol­len oder bei­des. Das darf kein Dau­er­zu­stand wer­den, weil sonst eine Kluft in de­mo­kra­ti­schen Ge­sell­schaf­ten zwi­schen dem Wil­len des Vol­kes und dem Han­deln der Füh­rung auf­taucht, die ir­gend­wann nicht mehr zu schlie­ßen ist.“ Den Vor­wurf, die Frie­den­s­ach­se mit an­ti-ame­ri­ka­ni­schem Res­sen­ti­ment ge­schmiert zu haben, ent­kräf­te­te der deut­sche Re­gie­rungs­chef da­mals mit der ge­witz­ten For­mel: „Es gibt nicht zu viel Ame­ri­ka, es gibt zu wenig Eu­ro­pa.“ (5)

Die Koalition der Unwilligen

Mehr Eu­ro­pa – in Ge­stalt von 100.000 Sol­da­ten, je­weils die Hälf­te davon aus Deutsch­land und Frank­reich (Groß­bri­tan­ni­en al­lein war mit 100.000 Sol­da­ten dabei) – hätte den nach dem Sturz Sad­dam Hus­seins not­wen­dig ge­wor­de­nen Krieg gegen Al-Kai­da im Irak ver­mut­lich er­leich­tert und viel­leicht eine po­li­ti­sche Ent­schei­dung für eine dau­er­haf­te­re Be­sat­zung nach der pre­kä­ren Be­frie­dung des Lan­des im Jahre 2008 er­mög­licht. Aber die Front der Kriegs­geg­ner fühl­te sich nicht nur durch die Ter­ror­an­schlä­ge in den eu­ro­päi­schen Staa­ten be­stä­tigt, die sich der Ko­ali­ti­on der Wil­li­gen an­ge­schlos­sen hat­ten, son­dern auch durch die zu­sätz­li­chen Schwie­rig­kei­ten, die der Krieg den Ame­ri­ka­nern be­rei­te­te. Die USA hat­ten die Macht des is­la­mi­schen Ter­rors selbst un­ter­schätzt und dar­auf ver­traut, den Krieg mit einer zu knapp be­mes­se­nen Streit­macht ge­win­nen zu kön­nen. Der spä­te­re Trup­pen­nach­schub konn­te dann zwar eine mi­li­tä­ri­sche Nie­der­la­ge noch ab­wen­den, aber die ur­sprüng­li­che Fehl­kal­ku­la­ti­on trug dazu bei, dass der Krieg här­ter wurde und an­dau­er­te, bis die Kriegs­mü­dig­keit auch die USA er­griff und den bis dahin re­gie­ren­den Re­pu­bli­ka­nern eine Nie­der­la­ge bei den Prä­si­dent­schafts­wah­len des Jah­res 2008 be­rei­te­te.

Der Wahl­kampf­slo­gan des nächs­ten Prä­si­den­ten – „Yes We Can!“ – klang da­mals nicht zu­fäl­lig wie spä­ter der Schlacht­ruf der deut­schen Re­gie­rung. „Wir schaf­fen das!“, so klin­gen die Hil­fe­ru­fe derer, die sich dem na­hen­den Un­heil nicht mit aller Ent­schlos­sen­heit in den Weg stel­len wol­len. Wie beim Motto der Eu­ro­päi­schen Union: „In Viel­falt ver­eint“ ver­birgt sich hin­ter sol­chen Slo­gans kraft­meie­risch auf­ge­putzt der in Wirk­lich­keit un­ge­glaub­te Glau­be an eine Welt, die sich dem ei­ge­nen Wil­len, der in Wirk­lich­keit Ka­pi­tu­lan­ten­tum ist, dann schon fügen werde. Unter die­sem Vor­zei­chen brach­te die Prä­si­dent­schaft Ba­rack Oba­mas eine Ko­ali­ti­on der Un­wil­li­gen zu­sam­men, die dies­mal ein wahr­haft trans­at­lan­ti­sches Bünd­nis eta­blier­te.

Für die ost­eu­ro­päi­schen Staa­ten, die zwan­zig Jahre zuvor ihre na­tio­na­le Sou­ve­rä­ni­tät wie­der­ge­won­nen hat­ten, konn­te das nichts Gutes be­deu­ten. Li­tau­en und Polen, die EU-Staa­ten, deren Ge­bie­te di­rekt an Russ­land gren­zen, kön­nen sich ohne frem­de Hilfe nicht gegen einen im­mer­hin mög­li­chen rus­si­schen An­griff ver­tei­di­gen. Dort weiß man welch hoff­nungs­lo­ses Wunsch­den­ken es wäre, im Ernst­fall auf die Hilfe der Staa­ten des alten Eu­ro­pa oder gar auf die So­li­da­ri­tät der ge­sam­ten Union zu bauen. Si­che­re Staats­gren­zen kann ihnen nur die Nato, d.h. das Mi­li­tär­bünd­nis mit den USA ga­ran­tie­ren. Aber wie ge­fähr­lich die Lage die­ser Staa­ten wirk­lich ge­wor­den ist, seit die trans­at­lan­ti­sche Ko­ali­ti­on der Un­wil­li­gen die Über­wa­chung der Ost­gren­ze der EU über­nom­men hat, und wie sehr ihre Si­cher­heit davon ab­hängt, dass Ame­ri­ka der eu­ro­päi­schen Ideo­lo­gie nicht kom­plett ver­fällt, wurde erst durch die nun­mehr seit fast zwei Jah­ren an­dau­ern­de Ukrai­ne­kri­se deut­lich.

Die An­ne­xi­on der Krim durch Russ­land und der von Mos­kau ge­steu­er­te Se­zes­si­ons­krieg im Osten der Ukrai­ne stie­ßen le­dig­lich auf rhe­to­ri­schen Wi­der­stand der Nato. Die wie­der­hol­ten Waf­fen­still­stands­ver­ein­ba­run­gen, die der Ukrai­ne je­weils nach er­folg­rei­chen Of­fen­si­ven der Se­zes­sio­nis­ten, also in einer Po­si­ti­on der Schwä­che, durch die so­ge­nann­te in­ter­na­tio­na­le Ge­mein­schaft auf­ge­zwun­gen wor­den waren, hiel­ten stets nur so lange, wie die von Russ­land ge­führ­ten Trup­pen zur Vor­be­rei­tung neuer Of­fen­si­ven brauch­ten. Das Ab­kom­men vom Fe­bru­ar 2015, Minsk 2, dem meh­re­re Of­fen­si­ven der Se­zes­sio­nis­ten vor allem um die stra­te­gisch ge­le­ge­nen Städ­te Ma­ri­u­pol und De­baltse­ve vor­aus­gin­gen, hielt, und das war ohne Schwie­rig­keit ab­seh­bar, nicht ein­mal eine Woche: „Als die deut­sche Kanz­le­rin An­ge­la Mer­kel und der fran­zö­si­sche Prä­si­dent François Hol­lan­de am Wo­chen­en­de aus Minsk zu­rück­kehr­ten, gab es die klei­ne Hoff­nung, dass das Waf­fen­still­stands­ab­kom­men, das sie er­reicht hat­ten, die Kämp­fe im Osten der Ukrai­ne stop­pen würde. Diese Hoff­nung zer­schlug sich diese Woche in De­baltse­ve, einem Ei­sen­bahn­kno­ten­punkt zwi­schen den von den Re­bel­len ge­hal­te­nen Städ­ten Do­netsk und Lu­hansk […] Spre­cher der Volks­re­pu­blik Do­netsk, wo die maß­geb­li­che Frak­ti­on der Se­pa­ra­tis­ten ihre Basis hat, ver­kün­de­ten nur we­ni­ge Stun­den bevor das Mins­ker-Ab­kom­men in Kraft tre­ten soll­te, dass sie das Ab­kom­men nicht be­ach­ten wür­den, so­weit es De­baltse­ve be­tref­fe. Dies be­grün­de­ten sie damit, dass die Stadt ja schon vor dem In­kraft­tre­ten des Ab­kom­mens ein­ge­kes­selt ge­we­sen und damit im Sinne der Ver­ein­ba­rung keine ak­ti­ve Front sei.“ (6) Un­mit­tel­bar vor Minsk 2 war An­ge­la Mer­kel in Wa­shing­ton, wo sie fei­er­lich er­klär­te: „Als je­mand, der aus Eu­ro­pa kommt, kann ich nur sagen: Wenn wir diese ter­ri­to­ria­le In­te­gri­tät der Län­der auf­ge­ben, dann wer­den wir die Frie­dens­ord­nung Eu­ro­pas nicht er­hal­ten kön­nen.“ Ba­rack Obama stimm­te ihr eben­so fei­er­lich zu: „Wir sind uns einig, dass wir im 21. Jahr­hun­dert nicht ein­fach dabei zu­schau­en dür­fen, wie die Gren­zen Eu­ro­pas unter Waf­fen­be­schuss neu ge­zo­gen wer­den.“ (7)

Doch wäh­rend im Wei­ßen Haus auch einen Monat da­nach noch dar­über ge­spro­chen, aber nicht ent­schie­den wurde, ob „le­t­hal wea­pons“ an die Ukrai­ne ge­lie­fert wer­den soll­ten oder lie­ber nicht, zeig­te Vla­di­mir Putin schon ein­mal, wel­che Waf­fen im 21. Jahr­hun­dert für ihn zur Ver­fü­gung ste­hen. Ein ame­ri­ka­ni­scher Think Tank be­rich­te­te im März über rus­si­sche Mi­li­tär­übun­gen der nicht ganz all­täg­li­chen Art: „Ob­wohl das nicht das größ­te Ma­nö­ver ist, das Russ­land je­mals durch­ge­führt hat, sind der geo­gra­phi­sche Um­fang und die be­tei­lig­ten Waf­fen­sys­te­me of­fen­bar be­wusst aus­ge­wählt wor­den, um der Nato eine War­nung zu über­mit­teln; die Übung selbst scheint mit der Vor­ver­le­gung ato­mar be­waff­ne­ter U-Boo­te, bal­lis­ti­scher Ra­ke­ten und stra­te­gi­scher Bom­ber eine groß­an­ge­leg­te Kon­fron­ta­ti­on mit der Nato zu si­mu­lie­ren […] Be­son­de­re Be­ach­tung ver­die­nen dabei die mo­bi­len bal­lis­ti­schen In­kan­der-Ra­ke­ten und Kampf­flug­zeu­ge, die in Ka­li­nin­grad, und die Tu-22M3, stra­te­gi­sche Lang­stre­cken­bom­ber, die auf der Krim sta­tio­niert wur­den, sowie die mit bal­lis­ti­schen Ra­ke­ten aus­ge­rüs­te­ten U-Boo­te […] An­ge­sichts der mi­li­tä­ri­schen Ak­tio­nen Russ­lands in der Ukrai­ne kann die, wenn auch un­wahr­schein­li­che, Mög­lich­keit einer Aus­wei­tung der Ope­ra­tio­nen nicht aus­ge­schlos­sen wer­den. Des­halb, und weil Russ­land die Übun­gen ab­sicht­lich so ge­stal­tet hat, dass sie einen mög­li­chen Kon­flikt mit Eu­ro­pa nach­ah­men, müs­sen die Ma­nö­ver Eu­ro­pa alar­mie­ren […] Die Durch­füh­rung die­ser Mi­li­tär­übung in einem Ge­biet, das sich von Nor­we­gen über das Bal­ti­kum durch Polen bis zur Krim er­streckt, rich­tet sich klar an die Adres­se der Nato und ihre ost­eu­ro­päi­schen Mit­glie­der.“ (8)

Als Folge ihrer staat­li­chen Un­ab­hän­gig­keit nach dem Ende des Kal­ten Krie­ges war die Ukrai­ne An­fang der 1990er Jahre plötz­lich im Be­sitz des welt­weit dritt­größ­ten Ar­se­nals an ato­ma­ren Waf­fen, da ein we­sent­li­cher Teil des so­wje­ti­schen Ar­se­nals auf ukrai­ni­schen Stütz­punk­ten un­ter­ge­bracht wor­den war. In dem 1994 von Russ­land, der Ukrai­ne, den USA und Groß­bri­tan­ni­en un­ter­schrie­be­nen Bu­da­pest-Me­mo­ran­dum ver­zich­te­te die Ukrai­ne auf diese Waf­fen und er­hielt als Ge­gen­leis­tung von den üb­ri­gen Un­ter­zeich­nern das fei­er­li­che Ver­spre­chen, „die Un­ab­hän­gig­keit und Sou­ve­rä­ni­tät und die be­ste­hen­den Gren­zen der Ukrai­ne“ (9) zu ga­ran­tie­ren. Ein ukrai­ni­scher Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat sagte im März 2015 in Er­in­ne­rung daran: „Wir gaben die Atom­waf­fen auf­grund die­ser Ver­ein­ba­rung ab. Jetzt haben wir in der Ukrai­ne das Ge­fühl, dass das ein gro­ßer Feh­ler war.“ (10)

Im Som­mer 2015 zeig­te sich nun, dass die Schein­welt der Eu­ro­päi­schen Union, die auf einem Ver­trags­werk be­ruht, das bei som­mer­li­chem Wet­ter in der Pro­vinz for­mu­liert wurde, auch mit Atom­waf­fen nicht mehr zu ret­ten wäre. Eine „Welt­macht“, die ihre Au­ßen­gren­zen mit Fron­tex si­chern zu kön­nen glaubt, zer­fällt schon beim An­sturm un­be­waff­ne­ter Flücht­lin­ge in ihre ein­zel­nen Be­stand­tei­le. So ging der schö­ne Traum von einem Schen­gen-Raum, in dem sich alle Welt lieb hat und jeder will­kom­men ist, mit Bil­dern zu Ende, in denen be­waff­ne­te Grenz­po­li­zis­ten auf der einen und Stei­ne wer­fen­de Ara­ber auf der an­de­ren Seite von mit Sta­chel­draht has­tig im­pro­vi­sier­ten Grenz­be­fes­ti­gun­gen auf­tauch­ten. Doch noch schlief halb Eu­ro­pa. Erst der Alp­traum von Paris führ­te zum Er­wa­chen – zu­nächst der Grand Na­ti­on.

Der Krieg gegen den Islam

Mit der Bom­bar­die­rung des IS in Sy­ri­en und der Ent­sen­dung des Flug­zeug­trä­gers Charles de Gaul­le ins Mit­tel­meer, von dem aus auch An­grif­fe auf IS-Stel­lun­gen im Irak ge­flo­gen wur­den, de­mons­trier­te Frank­reich, dass die Ver­tei­di­gung sei­ner na­tio­na­len In­ter­es­sen und der Au­ßen­gren­zen der Union zu­sam­men ge­dacht wer­den müs­sen, und dass dafür ein Krieg gegen die Wäch­ter der Hölle, die sich in der un­mit­tel­ba­ren Nach­bar­schaft Eu­ro­pas auf­ge­tan hat, un­aus­weich­lich ge­wor­den ist. Die Ver­hän­gung des Aus­nah­me­zu­stands in Frank­reich und dann in Brüs­sel folg­te schließ­lich der er­schro­cke­nen, weil all­zu­lan­ge ver­dräng­ten Ein­sicht, dass der Feind längst im Land ist. Un­mit­tel­bar nach dem An­griff ord­ne­te die fran­zö­si­sche Re­gie­rung die Schlie­ßung der Lan­des­gren­zen an und rief die an­de­ren EU-Staa­ten dazu auf, dem Bei­spiel zu fol­gen. Aber nach zwan­zig Jah­ren einer Po­li­tik der of­fe­nen Gren­zen ließ sich diese An­ord­nung auf die Schnel­le kaum um­set­zen, wie man kurz dar­auf aus der Wa­shing­ton Post er­fuhr: „Es schien ein dras­ti­scher Schritt zu sein für ein Land, das Teil der Schen­gen-Zo­ne in Eu­ro­pa ist und seit Jah­ren keine sys­te­ma­ti­schen Grenz­kon­trol­len mehr durch­ge­führt hat. Aber was dann pas­sier­te, zeig­te wie fra­gil das kon­ti­nen­ta­le eu­ro­päi­sche Si­cher­heits­kon­zept wirk­lich ist. Tat­säch­lich ist Frank­reich au­ßer­stan­de seine ei­ge­nen Gren­zen zu kon­trol­lie­ren. Hun­der­te von Stra­ßen füh­ren von den Nach­bar­staa­ten Bel­gi­en, Ita­li­en, Deutsch­land, der Schweiz und Spa­ni­en in das Land. Rei­sen­de, die am frü­hen Sams­tag­mor­gen ver­such­ten, Frank­reich von Groß­bri­tan­ni­en aus durch den Eu­ro­tun­nel zu er­rei­chen, waren kei­nen um­fang­rei­chen Aus­weis­kon­trol­len oder Ge­päck­kon­trol­len aus­ge­setzt. Die Kon­fu­si­on wuchs, nach­dem Flug­li­ni­en und Bahn­un­ter­neh­men ver­kün­de­ten, dass ihr Ser­vice zwi­schen Frank­reich und den Nach­bar­staa­ten wie üb­lich wei­ter­lau­fen werde. Dabei dürf­te die Gren­ze zwi­schen Groß­bri­tan­ni­en und Frank­reich si­che­rer als an­de­re sein, be­denkt man dass das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich nicht Teil des Schen­gen-Ge­biets ist.“ (11)

Die Schlie­ßung der Gren­zen moch­te kurz­fris­tig den Zweck haben, den noch le­ben­den An­grei­fern die Flucht­we­ge ab­zu­schnei­den. Län­ger­fris­tig könn­te sie nütz­lich sein, um den ge­schätz­ten 1.200 Fran­zo­sen, die ge­gen­wär­tig in Sy­ri­en und Irak auf der Seite des IS kämp­fen, die Rück­kehr zu er­schwe­ren – idea­ler­wei­se wür­den sie gar nicht erst ver­su­chen, nach Frank­reich zu­rück­zu­kom­men, oder sie wür­den gleich an der Gren­ze ab­ge­fan­gen und ein­ge­buch­tet. Nicht zu­letzt braucht Frank­reich, das im eu­ro­päi­schen Ver­gleich schon jetzt mit der größ­ten Zahl is­la­mi­scher Ein­wan­de­rer mit einem ge­fähr­lich hohen An­teil sol­cher ara­bi­scher Her­kunft zu kämp­fen hat, ge­ra­de jetzt ge­si­cher­te Gren­zen, um sich gegen den von Deutsch­land ge­för­der­ten und nicht mehr kon­trol­lier­ten Zuzug von noch mehr is­la­mi­schem Ge­walt­po­ten­zi­al ab­zu­si­chern. Al­ler­dings wird Frank­reich die­sen Krieg gegen den Ter­ror weder durch die Ver­nich­tung des IS noch durch die Schlie­ßung sei­ner Gren­zen al­lein ge­win­nen kön­nen, denn die Armee des Islam ist – wie ge­sagt – schon im Land. Selbst wenn Frank­reich ir­gend­wann, viel­leicht schon nach dem nächs­ten An­griff, nicht mehr davor zu­rück­schre­cken wird, die über­fäl­li­ge Ko­lo­nia­li­sie­rung der Ban­lieues in An­griff zu neh­men, könn­te kein EU-Staat die­sen Krieg ge­win­nen, wenn er ihn al­lei­ne füh­ren müss­te. Bel­gi­en, Groß­bri­tan­ni­en, Schwe­den und an­de­re EU-Staa­ten haben das­sel­be Pro­blem, oder wer­den es noch be­kom­men, wenn auch in un­ter­schied­li­cher Form und un­ter­schied­li­chem Maß. Die Flücht­lings­kri­se wird dazu bei­tra­gen. Aber aus­ge­rech­net mit dem mäch­ti­gen Nach­barn, ohne den in der Union nichts gehen soll, ist nicht gut Krieg zu füh­ren. Die Deut­schen glau­ben immer noch, dass Al­lahs Zorn be­rech­tigt und nur durch Ap­peas­e­ment zu be­kämp­fen ist, und nur weil sie auch den Zorn ihrer Bünd­nis­part­ner fürch­ten, tun sie was un­be­dingt nötig ist, damit kei­ner sagen kann, sie hät­ten nichts getan. Zu­nächst wol­len sie mit Auf­klä­rungs­flug­zeu­gen und Auf­klä­rungs­sa­tel­li­ten das Spek­ta­kel, das sie ei­gent­lich nichts an­zu­ge­hen scheint, aus si­che­rer Ent­fer­nung be­ob­ach­ten. Aber so si­cher ist die Luft über Sy­ri­en und dem Irak gar nicht mehr, seit post­so­wje­ti­sche S-400 Ra­ke­ten dort ope­rie­ren. Weil von der Eu­ro­päi­schen Union also kein ernst­haf­ter Bei­stand zu er­war­ten ist, sucht Frank­reich Hilfe in Mos­kau. Dar­aus er­gibt sich aber ein neues Pro­blem: Will die Union den Krieg gegen einen Feind, der sie vom Süden her an­greift, aus­ge­rech­net im Bund mit einer Macht ge­win­nen, die ihre Gren­zen im Osten be­droht? Mit Polen wird man sich auf eine sol­che Ver­tei­di­gungs­stra­te­gie schwer­lich ver­stän­di­gen kön­nen. Viel­leicht wird ein Re­gie­rungs­wech­sel in den USA und die So­li­da­ri­tät Groß­bri­tan­ni­ens die Ost­eu­ro­pä­er davor be­wah­ren, in eine neue Ab­hän­gig­keit von Russ­land zu ge­ra­ten.

Anmerkungen:
  1. Bun­des­wehr soll in Is­ra­el den Häu­ser­kampf ler­nen, Welt, 30. Au­gust 2015, http://www.​welt.​de/​politik/​ausland/​art​icle​1457​8915​9/​Bundeswehr-​soll-​in-​Israel-​den-​Hae​user​kamp​f-​lernen.​html
  2. DDR-Flücht­lin­ge in der Bot­schaft 1989, Bot­schaf­ter a.D. Her­mann Huber, http://www.​prag.​diplo.​de/​contentblob/​1796820/​Daten/​141437/​eri​nner​unge​n_​bot​scha​fter​hube​r_​1989_​d.​pdf
  3. Hel­mut Kohl in: Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung, 2. No­vem­ber 2009, http://www.​faz.​net/​aktuell/​politik/​20-​jahre-​mauerfall/​helmut-​kohl-​ ueber-​den-​mauerfall-​der-​triumph-​der-​freiheit-​1867641.​html
  4. U.S. De­part­ment of State, Of­fice of the His­to­ri­an: Mi­les­to­nes: 1989–1992, https://​history.​state.​gov/​milestones/​1989-​1992/​breakup-​yugoslavia
  5. Die Krise, die Eu­ro­pa eint, In­ter­view mit Ger­hard Schrö­der, Die Zeit Nr. 14, 27. März 2003, http://www.​zeit.​de/​2003/​14/​Schr_​9ader
  6. After De­baltse­ve, What Comes Next in the Fight for Eas­tern Ukrai­ne?, For­eign Po­li­cy, 18. Fe­bru­ar 2015, http://​for​eign​poli​cy.​com/​2015/​02/​18/​after-​debaltseve-​what-​ comes-​next-​in-​the-​fight-​for-​eastern-​ukraine-​putin-​poroshenko/
  7. https://​www.​bun​desr​egie​rung.​de/​Content/​DE/​Mitschrift/​Pre ​ssek​onfe​renz​en/​2015/​02/​2015-​02-​09-​merkel-​obama.​html
  8. Strat­for: Rus­sia Tar­gets NATO With Mi­li­ta­ry Ex­er­ci­ses, 19. März 2015, https://​www.​stratfor.​com/​analysis/​russia-​targets-​nato-​military-​exercises
  9. Bu­da­pest Me­mo­ran­dums on Se­cu­ri­ty As­suran­ces, 5. De­zem­ber 2015, Aus­zü­ge, http://www.​cfr.​org/​non​prol​ifer​atio​n-​arms-​control-​and-​disarmament/​ budapest-​memorandums-​security-​assurances-​1994/​p32484
  10. Ukrai­ne may have to go nu­cle­ar, says Kiev law­ma­ker, USA Today, 11. März 2015, http://www.​usatoday.​com/​story/​news/​world/​2014/​03/​10/​ukraine-​nuclear/​6250815/
  11. What did it re­al­ly mean when Fran­ce ,clo­sed‘ its bor­ders?, Wa­shing­ton Post, 15. No­vem­ber 2015, https://​www.​was​hing​tonp​ost.​com/​news/​worldviews/​wp/​2015/​11/​ 15/​what-​did-​it-​really-​mean-​when-​france-​closed-​its-​borders/

Mehr Europa heißt mehr Islam, mehr Migranten, mehr Kriege, mehr Krisen! Die Dänen sagen: Nein!

06.12.2015

Mit 53 zu 47 Prozent hat sich das dänische Stimmvolk am Donnerstag relativ klar dagegen ausgesprochen, in Bereichen, wo Dänemark derzeit Ausnahmeregelungen vom EU-Recht geniesst, Souveränität an Brüssel abzugeben. Die über Erwarten hohe Stimmbeteiligung von 72 Prozent gibt dem Resultat grosse demokratische Legitimation. Der Ausgang der Abstimmung drückt den Wunsch einer Mehrheit der Dänen aus, nicht näher an die EU zu rücken. Dänemarks Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen, dessen Liberale Partei eine Reduktion der Ausnahmen empfohlen hatte, erklärte die ablehnende Haltung der Bevölkerung mit den ungelösten Problemen der Europäischen Union und der entsprechend grossen Unsicherheit. Mehr

Henryk M. Broder: Die letzten Tage Europas. Updates zum Buch Die letzten Tage Europas: Updates zum Buch

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_daenen_sagen_nein

Merkel rutscht auf Knien nach Ankara

Merkels irrsinnige Politik der weit offenen Tore findet keine Unterstützung in Europa, wie das Treffen vor zwei Tagen in Brüssel bewiesen hat. Nun muss sie ausgerechnet bei Erdogan um Hilfe bitten.

Wolfgang Prabel, Autor des Buches “Der Bausatz des Dritten Reiches” hat das auf seinem Blog treffend kommentiert:

Als nach 1945 die ersten Schritte zu einer Völkerverständigung in Europa getan wurden, steckte allen Beteiligten die Schrecken zweier Weltkriege noch in den Knochen. Man wollte einen Neustart wagen. Der Europarat wurde von zehn westeuropäischen Staaten gegründet. Er erhielt am 5. Mai 1949 von Belgien, Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und dem Vereinigten Königreich im Londoner Zehnmächtepakt sein formales Statut.

In diesem Pakt wurde das Recht jedes Menschen auf Leben gesetzlich geschützt. Niemand darf der Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung unterworfen werden. Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden bzw. gezwungen werden, Zwangs- oder Pflichtarbeit zu verrichten. Jede Person hat das Recht auf Freiheit und Sicherheit. Die Freiheit darf nur auf gesetzlich vorgeschriebene Weise entzogen werden. Jede Person hat ein Recht darauf, daß über Streitigkeiten in bezug auf ihre zivilrechtlichen Ansprüche und Verpflichtungen oder über eine gegen sie erhobene strafrechtliche Anklage von einem unabhängigen und unparteiischen Gericht entschieden wird. Niemand darf wegen einer Handlung oder Unterlassung verurteilt werden, die zur Zeit ihrer Begehung nach innerstaatlichem oder internationalem Recht nicht strafbar war.

Jede Person hat das Recht auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens, ihrer Wohnung und ihrer Korrespondenz. Jede Person hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfaßt die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung zu wechseln. Jede Person hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Jede Person hat das Recht, sich frei und friedlich mit anderen zu versammeln und sich frei mit anderen zusammenzuschließen. Männer und Frauen im heiratsfähigen Alter haben das Recht, nach den innerstaatlichen Gesetzen eine Ehe einzugehen und eine Familie zu gründen. Der Genuß der in dieser Konvention anerkannten Rechte ist ohne Diskriminierung insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion, der politischen Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt oder eines sonstigen Status zu gewährleisten.

Soweit die damals geltenden Grundsätze. Immer mehr Länder traten dem Europarat bei und mußten die oben aufgelisteten Werte leben. Mehr oder weniger, wie man inzwischen sieht.

Bundeskanzler Frau Dr. Merkel hat sich in der Asylpolitik böse verrannt. Sie weiß nicht recht wie sie aus der Willkommensnummer wieder herauskommen soll. Nun ist guter Rat teuer und jedes Mittel recht. Der Merkelsche Marsch in den Asylstaat soll jetzt mit Hilfe der Türkei gestoppt werden. Die Türkei verlangt als Gegenleistung 3 Milliarden € Cash, visafreien Zugang nach Europa und das Zudrücken aller Augen und Hühneraugen bei den laufenden Beitrittsverhandlungen zur EU. “Wenn es ohne die Türkei nicht geht, warum nehmt ihr die Türkei dann nicht in die EU auf?”, fragte Erdogan breitbrüstig am Freitag in Istanbul. Die Türkei sei schließlich in vielen Punkten weiter als viele EU-Mitgliedsstaaten, etwa in der wirtschaftlichen Entwicklung. Wenn man die Türkei mit Griechenland vergleicht, hat er sogar recht.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs hatten sich auf Insistieren von Merkel in der Nacht zum Freitag auf einen Aktionsplan geeinigt. Die Vereinbarung sieht vor, bei der türkischen Regierung betteln zu gehen und als Gegenleistung für schärfere Grenzkontrollen unter anderem die Visa-Pflicht für türkische Staatsbürger schneller zu lockern.

Mit einer Einstufung als sicheres Drittland würde Erdogans Türkei das Gütesiegel einer funktionierenden Demokratie verliehen, was die Opposition in Ankara verärgern dürfte. Was ist, wenn Erdogan die Wahl am 1. November nicht gewinnt? Fährt Merkel dann zur siegreichen Opposition um Abbitte zu leisten? Was ist, wenn das Machtvakuum in der Türkei sich weiter verfestigt? Aus Sicht neutraler Beobachter hat Erdogan die Neuwahlen im November nur angeordnet, um das Ergebnis der Juni-Wahl zu seinen Gunsten zu korrigieren.

Merkels Reise am kommenden Sonntag nach Ankara eine Woche vor der Türkenwahl ist alles Mögliche: Ein Akt deutscher Verzweiflung, ein ungeschickter Eingriff in die verfahrene türkische Innenpolitik und eine entwürdigende Bettelreise, wo Erdogan alles fordern kann, was er bisher wegen demokratischen Defiziten in seinem Land nicht bekommen hat. “Am Sonntag werden alle Fragen – von der Lage in Syrien, über die Visafreiheit, einen sicheren Herkunft- und Drittstaat, den gemeinsamen Kampf gegen Terrorismus bis hin zur Situation der Menschenrechte in der Türkei auf den Tisch kommen”, hatte Merkel in ihrer Regierungserklärung am Donnerstag betont.

Schauen wir uns an, wie die hehren Menschenrechte in der Türkei mit Füßen getreten werden. Mit der nationalen Minderheit der Kurden tobt seit etwa 80 Jahren ein permanenter Bürgerkrieg. Wer aktuell daran Schuld ist? Eigentlich egal. Beide Kriegsparteien schenken sich nichts. Die Armenier wurden ausgerottet, die Griechen wurden vertrieben. Sicher, die Griechen waren daran nicht unschuldig, aber Vertreibung ist keine Antwort. Die Schuld am armenischen Völkermord wird noch heute geleugnet.

Die Christen werden in der Türkei diskriminiert. Enteignete Gebäude werden nicht zurückerstattet. Der Übertritt zum Christentum ist lebensgefährlich. Journalisten sind Freiwild der Justiz und die Justiz ist nicht unabhängig und handelt ähnlich wie in Rußland oder Weißrußland auf Weisungen der Regierung.  Darunter leidet die Meinungsfreiheit. Demonstrationen sind eigentlich nicht mehr möglich, weil Bomben explodieren, mit oder ohne Wissen des Geheimdienstes. Der türkische Staat ist gemessen an europäischen Regeln eine einzige Katastrophe.

Das geht uns Europäer wirklich nichts an. Sollen sich die Völker fern in der Türkei die Köpfe spalten, wie Goethe die Gepflogenheiten in der Türkei resumierte. Europa muß seine Nase nicht in jeden Dreck stecken. Das bedeutet aber auch, die Türkei nicht in die EU aufzunehmen. Denn schlechte Gewohnheiten verbreiten sich in Windeseile und verdrängen gute Traditionen ganz schnell.

Einige Optimisten hatten geglaubt, daß Griechenland durch den EU-Beitritt geläutert wird und sich wirtschaftlich und kulturell an das größere Europa anpaßt. Das Gegenteil war der Fall. Europa hat sich an Griechenland auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner angepaßt. Ein winziges Land hat die Glaubwürdigkeit Europas und der Eurowährung wirklich restlos und dauerhaft zerstört. Die europäische Idee ist nachhaltig diskreditiert. Alle Nationalstaaten mit Selbsterhaltungstrieb suchen nur noch verzweifelt den Notausgang aus der EU.

Einige Phantasten glauben durch den Beitritt der Türkei zur EU aus dieser ein europäisches Land zu machen. Eher macht man aus Europa Asien, als daß man die Türkei ändert. Präsident Erdogan kann diese Woche vor Kraft nicht mehr laufen, während Frau Dr. Merkel in ihrer selbstverursachten Panik dabei ist, alle Werte Europas bedenkenlos über Bord zu werfen.

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/merkel_rutscht_auf_knien_nach_ankara

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