Kategorie-Archiv: Mob-Rechtsprechung

Merkelokratie als parlamentarische Oligarchie einer stammelnden Frau

Ich bin ein Pöbler. Und daher möchte ich mal eine Lanze für den Pöbel brechen. Das Wort ¨Pöbel“ ist aus dem Französischen eingewandert, wo es „Peuple“ – die „Bevölkerung“, bedeutet. Eigentlich müsste das Wort Pöbel einen Migrationsbonus bekommen. Nur in der deutschen Sprache hat das Wort einen negativen Bedeutungswandel durchgemacht. Hier bedeutet der Pöbel: das Pack, Dunkeldeutsche, Rassisten, Hetzer, Populisten, Irrationale. Die Politiker und ihnen gewogene Medien verachten den Pöbel. Ganze Bundesländer werden unter den Generalverdacht gestellt, voller pöbelnder Nazis zu sein. Selbst die Mitte der Gesellschaft ist verdächtig. Die Diskussion über den Pöbel ist schrill und hysterisch. Und sie soll etwas verdecken. Etwas, das geschlichen und unbemerkt daherkommt, auf leisen Sohlen sozusagen. Etwas, das der Pöbel um Gottes Willen nicht bemerken soll.

Auf leisen Sohlen hat sich nämlich die Demokratie davongemacht. Der freiwerdende Platz wurde von einer Merkelokratur eingenommen, die den Bundestag nur noch als Beifallskulisse für die einsamen Entscheidungen einer stammelnden Frau benötigt. Eine Opposition gibt es nur noch durch gelegentliches Aufheulen innerhalb der regierenden Partei, das aber stets in rauschendem Beifall untergeht. Die Kontrollfunktion der vierten Gewalt hat sich in eine Zujubel-Orgie verwandelt. Und wer es wagt, das zu sagen, ist ein Pöbler, so wie ich.

Auch der Rechtsstaat macht sich auf leisen Sohlen davon. Justizia hat die Augenbinde abgenommen. Das Messen mit zweierlei Recht hat sich in Helldeutschland breitgemacht. Die Einen sind pädophile Straftäter, die Anderen heiraten Kinder. Die Einen gehen zum Einwohnermeldeamt und die Anderen werfen ihre Pässe weg. Die Einen kommen für böse Worte in den Knast und die Anderen kommen mit Vergewaltigung oder Totschlag davon. Und selbst wenn die Richter wollten – was sie nicht tun – die Knäste quellen über: „Leider keine Zelle frei, meine Herrn Verbrecher“.

Die deutsche Industrie ist auf dem Weg in die dritte Welt, im doppelten Sinne des Wortes

Auf leisen Sohlen verdrückt sich die energieintensive Industrie, nachdem die Energieversorger an den Bettelstab gebracht wurden. Schon lange ist Deutschland nicht mehr imstande, ein AKW zu bauen, das freut die Politik, ob grün, ob rot, ob schwarz, ob gelb. Als nächstes ist die Autoindustrie dran, die nun ins Fadenkreuz unserer politischen Weltenretter geraten ist. Die Wirtschaft brummt? Wie lange noch? Warum sollten Unternehmen in Deutschland investieren, wenn sie damit rechnen müssen, von der Regierung unter Zuhilfenahme einer Ethikkommission für die guten Sache enteignet zu werden? Die deutsche Industrie befindet sich auf dem Weg in die dritte Welt, im doppelten Sinne des Wortes, aber eben auf leisen Sohlen.

Auf leisen Sohlen sind suchen auch jährlich 140.000 höchstqualifizierte Deutsche ihr Glück anderswo. So macht sich auch deutsches Knowhow irgendwann demnächst in Deutschland rar. Auf leisen Sohlen macht sich das Vermögen der Deutschen aus dem Staub. Der Staat gibt inzwischen ein Drittel seiner Einnahmen für die Energiewende, die Griechen/Bankenrettung und die Zuwanderer aus. Da muss zwangsläufig  an jeder Beitragsschraube gedreht werden, müssen atmende Steuern erfunden und Umlagen statt Steuern kräftig erhöht werden, klingt ja viel besser.

Die Europäische Union druckt nach wie vor monatlich 80 Milliarden Euro und ist somit gänzlich insolvenzunfähig, da die Sparer mit ihrem Vermögen für ihr irres Schneeballsystem haften. Nullzinsen oder gar Strafzinsen enteignen mühsam erarbeitetes Geld, das eigentlich für die eigene Rente angespart wurde. Wie sagt ein Merkel-Vertrauter? „Die Enteignung der Sparer ist notwendig. Was dem Sparer schadet, trägt zum Haushaltsausgleich bei“.

In der Welt-Online fand sich kürzlich ein Artikel, der sich damit beschäftigt, was wäre, wenn Angela Merkel nicht wieder kandidiert. Und dort – oh Wunder – findet eine Pöbelabstimmung statt. Der Leser kann wählen, ob sie wieder kandidieren soll. Und bums – 85 Prozent der fast 80.000 User stimmen gegen die in den offiziellen Umfragen ach so beliebte Kanzlerin. Der großen Koalition der Meinungsmacher laufen die Kunden in Scharen davon, ebenfalls auf leisen Sohlen .

Der Pöbel soll’s nicht merken, dumm wie er nun mal ist

Auf leisen Sohlen heißt, „sich zurückhaltend, sanft und milde gebend; geschlichen und unbemerkt kommend oder gehend“. Der Pöbel soll’s nicht merken, dumm wie er nun mal ist. Nur wenn’s ans „Ausnehmen“ geht, dann ist sich der Politiker nicht zu fein: Steuergeld stinkt nicht. Der Lammert jammert: Die Bevölkerung ist selber schuld an der Politikverdrossenheit. Die sehen das falsch! „Es gibt keine zweite politische Institution in Deutschland, bei der die Diskrepanz zwischen erbrachter Leistung und Wahrnehmung der erbrachten Leistung so groß sei wie bei politischen Parteien“. Dabei sei die Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland ohne den Beitrag der Parteien nicht denkbar. Wie weit muss man von der Realität weg sein, um so einen Schmarrn daherzureden?

Gibt es schon irgendwelche Anzeichen, dass es nicht ewig so weitergehen kann? Was bringt uns die Wahl 2017? Es fühlt sich ein bisschen wie 1989 an, ein Knirschen in allen Fugen des Systems, aber keiner weiß was als Nächstes kommt.  Niemals seit der Zeit des Feudalismus gab es eine derartige Verachtung der Kaste der Herrschenden gegenüber dem Volke, dem Pöbel, dem dummen Plebs, wie heute. Die „Honecker-Eliten“ hatten eher Angst vor ihrem Volke. Aber die heutigen „Repräsentant du peuple“ – die Volksvertreter – verachten das eigene Volk aus tiefster Seele. Das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik, dass eine Regierung gegen die eigene Bevölkerung arbeitet, sie ausplündert, sie beschimpft und sich dabei überlegen fühlt.

 http://www.achgut.com/artikel/sag_beim_abschied_leise_servus6

Transgender’ Father Abandons 7 Children to Become ‘6-Year-Old Girl

‘Transgender’ Father Abandons 7 Children to Become ‘6-Year-Old Girl’

Some liberals express support for Stefonknee Wolschtt

Die Scheinwelt der Europäischen Union

redaktion-bahamas.org

Die Scheinwelt der Europäischen Union

Tho­mas Be­cker (Ba­ha­mas 72/2015)
Im Som­mer des Jah­res 1985 tra­fen sich die Re­gie­rungs­chefs der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­lands, Frank­reichs, Bel­gi­ens, Lu­xem­burgs und der Nie­der­lan­de in Schen­gen, einem an sich der Be­ach­tung nicht wer­ten Wein­ort an der Mosel, des­sen Be­tu­lich­keit die Be­lang­lo­sig­keit ihres Vor­ha­bens her­vor­he­ben soll­te, um ein Ab­kom­men über den schritt­wei­sen Abbau der Per­so­nen­kon­trol­len an den Gren­zen zwi­schen ihren Staa­ten zu un­ter­zeich­nen. Zu die­ser Zeit um­fass­te die Eu­ro­päi­sche Ge­mein­schaft ein mit ru­hi­ger Hand ver­wal­te­tes Ge­biet mit nur einer ge­fähr­li­chen Au­ßen­gren­ze, jener im Osten, die Deutsch­land in zwei un­glei­che Hälf­ten, Eu­ro­pa aber in das Auf­marsch­ge­biet feind­li­cher Mi­li­tär­blö­cke und die Welt in zwei mit­ein­an­der kon­kur­rie­ren­de Ge­sell­schaft­sys­te­me auf­teil­te. Für die Be­wa­chung die­ser Gren­ze waren letzt­lich je­doch nicht die Eu­ro­pä­er sel­ber, son­dern die bei­den Su­per­mäch­te zu­stän­dig. Aus Sicht der West­eu­ro­pä­er sorg­te der ato­ma­re Schutz­schirm der USA an die­ser Haupt­front des Kal­ten Krie­ges für eine pro­vin­zi­el­le Idyl­le, die auch durch das an­dau­ern­de Ge­ze­ter Franz Josef Strauß’ dar­über, dass West­deutsch­land zwar ein wirt­schaft­li­cher Riese, aber ein po­li­ti­scher Zwerg sei, nur be­stä­tigt wurde. Unter den West­eu­ro­pä­ern waren die Deut­schen, die ja schon zwei Welt­krie­ge ver­lo­ren hat­ten und nun wie­der di­rekt an der Front wohn­ten, ein Vor­bild dafür ge­wor­den, wie man sich in einer Welt zu­recht­fin­det, in der an­de­re die Ver­ant­wor­tung tra­gen: Zum Bei­spiel indem man zu Hun­der­tau­sen­den gegen ame­ri­ka­ni­sche Atom­ra­ke­ten pro­tes­tier­te, die Waf­fen also, mit denen die ei­ge­ne un­ver­ant­wort­li­che Welt­fremd­heit ge­schützt wurde. Für eine Mehr­heit der Deut­schen, die aus der Ge­schich­te ge­lernt hat­ten, waren alle Sol­da­ten schlicht Mör­der. Die Bun­des­wehr muss­te sich des­we­gen, we­ni­ger spöt­tisch ge­meint als um die Gunst der Lands­leu­te rin­gend, sel­ber als die wahre Frie­dens­be­we­gung im Lande dar­stel­len. „Der Bund war eher wie ein Pick­nick“ (1), er­in­ner­te sich kürz­lich ein in Deutsch­land ge­bo­re­ner Jude, der in der Bun­des­wehr den Wehr­dienst ge­leis­tet hatte und heute als Pres­se­spre­cher der is­rae­li­schen Streit­kräf­te ar­bei­tet. In die­sem po­li­ti­schen Um­feld schien der schritt­wei­se Abbau der Per­so­nen­kon­trol­len an den Bin­nen­gren­zen der Schen­gen-Staa­ten daher eine staats­recht­lich zwar spek­ta­ku­lä­re, si­cher­heits­po­li­tisch je­doch eben­so harm­lo­se An­ge­le­gen­heit dar­zu­stel­len, zumal mit der An­kunft einer grö­ße­ren Zahl von Flücht­lin­gen aus Afri­ka oder dem Mitt­le­ren Osten an den Au­ßen­gren­zen des Schen­gen-Raums noch nicht zu rech­nen war.

Die Ostgrenze der Union

Wäh­rend des Kal­ten Krie­ges, der als un­um­stöß­li­che geo­po­li­ti­sche Tat­sa­che auf­ge­fasst wurde, weil sein Ende nicht ab­seh­bar war, konn­ten sich die eu­ro­päi­schen In­sti­tu­tio­nen, die nur als west­eu­ro­päi­sche ge­dacht wer­den konn­ten, somit in einem von an­de­ren mi­li­tä­risch ge­schütz­ten Raum ganz ge­müt­lich her­aus­bil­den. Noch im sel­ben Jahr bahn­te sich al­ler­dings in Mos­kau ein Re­gi­me­ch­an­ge an, der die welt­po­li­ti­schen Spiel­re­geln so sehr ver­än­dern soll­te, dass auch die west­eu­ro­päi­sche Nach­kriegs­pro­vin­zia­li­tät davon nicht un­be­ein­träch­tigt blei­ben konn­te – wie­wohl keine Hell­se­he­rin da­mals die fol­gen­den Er­eig­nis­se und das Tempo, in dem sie sich ab­spiel­ten, vor­aus­se­hen hätte kön­nen. Im Früh­jahr 1985 wurde Mi­ch­ail Gor­bat­schow Ge­ne­ral­se­kre­tär des Zen­tral­ko­mi­tees der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei der So­wjet­uni­on. Die von ihm los­ge­tre­te­nen Re­for­men brach­ten auch die kom­mu­nis­ti­schen Par­tei­en in Ost­eu­ro­pa in Be­dräng­nis, die teils schon seit Be­ginn des Jahr­zehnts von in­nen­po­li­ti­schen Kri­sen heim­ge­sucht wur­den, wie in der Volks­re­pu­blik Polen, wo die Ge­ne­rä­le An­fang der 1980er Jahre vor­über­ge­hend das Kriegs­recht aus­ge­ru­fen hat­ten, um mit der Op­po­si­ti­on fer­tig zu wer­den. Doch gegen Ende des Jahr­zehnts waren die alten Re­gimes kaum noch zu hal­ten, vor allem nach­dem die So­wjet­uni­on 1988 die Bre­schnew-Dok­trin an­nul­liert hatte, nach der ein un­er­wünsch­ter Macht­wech­sel in einem ihrer Sa­tel­li­ten­staa­ten not­falls durch eine Mi­li­tär­in­ter­ven­ti­on ver­ei­telt wer­den soll­te, wie zu­letzt in Af­gha­nis­tan, wo die Rote Armee al­ler­dings von is­la­mi­schen Got­tes­krie­gern ge­schla­gen wurde und sich be­reits auf dem Rück­zug be­fand.

In Polen und Un­garn war ein Macht­wech­sel be­reits An­fang 1989 ab­seh­bar, aber erst die Öff­nung der Gren­zen zum Wes­ten brach­te spä­ter den Durch­bruch. In Polen gip­fel­ten die von Streiks in den Koh­le­berg­wer­ken im Spät­som­mer 1988 aus­ge­hen­den Mas­sen­pro­tes­te im Juni 1989 in Par­la­ments­wah­len, bei denen die Kan­di­da­ten der die Pro­tes­te an­füh­ren­den Ge­werk­schaft So­li­dar­ność fast alle Stim­men ge­wan­nen. In Un­garn hat­ten die Gor­bat­scho­w­is­ten in­ner­halb der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei im Herbst 1988 die Füh­rung er­run­gen und be­reits grund­le­gen­de de­mo­kra­ti­sche Re­for­men um­ge­setzt. Im Fe­bru­ar 1989 wurde in Bu­da­pest be­schlos­sen, die Be­fes­ti­gun­gen ent­lang der mit Sta­chel­draht und einem Mel­de­sys­tem ge­si­cher­ten Gren­ze zwi­schen Un­garn und Ös­ter­reich, den „Ei­ser­nen Vor­hang“, ab­zu­bau­en. Im Mai des Jah­res mach­ten sich un­ga­ri­sche Sol­da­ten an die Ar­beit und im Juni tra­fen sich der ös­ter­rei­chi­sche und der un­ga­ri­sche Au­ßen­mi­nis­ter mit Bol­zen­schnei­dern an einem der üb­rig­ge­las­se­nen Zaun­stü­cke zu einem Fo­to­ter­min. Wer in der DDR Zu­gang zum West­fern­se­hen hatte, konn­te das Spek­ta­kel am Bild­schirm mit­ver­fol­gen und dar­aus seine Schlüs­se zie­hen – und wird dabei eine ähn­li­che Lo­ckung ver­spürt haben, wie ein Vier­tel­jahr­hun­dert spä­ter viele Syrer an­ge­sichts der Nach­rich­ten über die of­fe­nen Gren­zen Eu­ro­pas.

Die Republikflüchtlinge

Nach dem Fo­to­ter­min setz­te sich in der DDR der Treck der Re­pu­blik­flücht­lin­ge lang­sam in Be­we­gung. Im Au­gust ström­ten zu­nächst nur ein paar Hun­dert noch als Ur­lau­ber ge­tarn­te Ost­deut­sche auf die grenz­na­hen Cam­ping­plät­ze in Un­garn, um zu sehen, was da los war. Von da aus ge­lang es den Ent­schlos­se­ne­ren, ver­ein­zelt über die zwar nicht mehr be­fes­tig­te, aber noch be­wach­te Gren­ze nach Ös­ter­reich zu ge­lan­gen; dem un­ga­ri­schen Grenz­schutz war der Ge­brauch von Schuss­waf­fen, außer zur Selbst­ver­tei­di­gung, be­reits un­ter­sagt wor­den.

Auch in der deut­schen Bot­schaft in Prag hat­ten sich be­reits ein paar Dut­zend Flucht­wil­li­ge ver­schanzt. In der zwei­ten Au­gust­hälf­te ver­an­stal­te­ten un­ga­ri­sche und ös­ter­rei­chi­sche Frie­dens­ak­ti­vis­ten ein „Pan­eu­ro­päi­sches Pick­nick“ auf der un­ga­ri­schen Seite der Gren­ze – eine will­kom­me­ne Ge­le­gen­heit für rund 900 Ost­deut­sche nach Ös­ter­reich zu flüch­ten. An­fang Sep­tem­ber mach­ten sich schon ein paar Tau­send auf den Weg gen Wes­ten, und nach­dem Un­garn am 11. Sep­tem­ber die Kon­trol­le der Gren­ze zu Ös­ter­reich von Amts wegen gänz­lich preis­gab, stieg die Zahl der Flüch­ten­den bin­nen Tagen auf über zehn­tau­send. Jetzt gab es auch in Prag kein Hal­ten mehr. Über das Schick­sal derer, die dort immer noch in der deut­schen Bot­schaft fest­sa­ßen, wurde Ende Sep­tem­ber am Rande der Voll­ver­samm­lung der Ver­ein­ten Na­tio­nen in New York bei Ver­hand­lun­gen zwi­schen dem deut­schen und dem so­wje­ti­schen Au­ßen­mi­nis­ter ent­schie­den. Der da­ma­li­ge deut­sche Bot­schaf­ter in Prag be­rich­te­te: „Au­ßen­mi­nis­ter Gen­scher ge­lingt es schließ­lich, vor allem mit Un­ter­stüt­zung des so­wje­ti­schen Au­ßen­mi­nis­ters Sche­ward­nad­se, eine Lö­sung für das Flücht­lings­dra­ma zu er­rei­chen, der auch die DDR zu­stim­men kann [soll hei­ßen: muss, Th.B.]. In Prag wis­sen wir von all dem noch nichts. Bei uns steigt in­zwi­schen die Zahl der Zu­flucht­su­chen­den ra­pi­de wei­ter an. Schon sind sämt­li­che Stu­fen des gro­ßen Trep­pen­hau­ses be­legt. Je­weils zwei Per­so­nen schla­fen auf einer Trep­pe. Am 29. Sep­tem­ber er­fährt un­se­re De­le­ga­ti­on in New York, dass die DDR am 30. 9. einer Lö­sung ent­spre­chend Gen­schers Vor­schlag zu­stim­men will [wol­len muss]. Die De­le­ga­ti­on fliegt noch am sel­ben Tag zu­rück nach Bonn, kommt dort am 30. 9. um 8:00 Uhr an und fliegt um 16:00 Uhr wei­ter nach Prag. Jetzt er­fah­ren auch wir, dass sich etwas be­wegt. Ich hole den Mi­nis­ter am Flug­ha­fen ab. Um 18:30 Uhr tref­fen wir in der Bot­schaft ein. Wir bah­nen uns einen Weg in meine Woh­nung im obers­ten Stock­werk. Um 18:58 be­tritt der Mi­nis­ter den Bal­kon des mit Stock­bet­ten vol­len Kup­pel­saals. Von dort spricht er zu den Flücht­lin­gen ,Liebe Lands­leu­te, ich bin heute zu Ihnen ge­kom­men, um Ihnen mit­zu­tei­len, dass heute Ihre Aus­rei­se in die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land be­vor­steht.‘ Der Jubel der ca. 4.000 Men­schen im Park ist un­be­schreib­lich.“ (2)

Neben dem Zer­schnei­den des Zauns an der un­ga­risch-ös­ter­rei­chi­schen Gren­ze vor lau­fen­den Ka­me­ras im Juni und der An­kunft von grö­ße­ren Hau­fen die deut­sche Fahne schwen­ken­den Re­pu­blik­flücht­lin­gen auf west­deut­schen Bahn­hö­fen im Herbst ge­hört diese Szene in der Bot­schaft zu jenen Er­eig­nis­sen, über die alle west­li­chen Fern­seh­ka­nä­le live be­rich­te­ten und die den da­ma­li­gen Aus­nah­me­zu­stand be­bil­der­ten. Die Öff­nung der Gren­ze zwi­schen Un­garn und Ös­ter­reich am 11. Sep­tem­ber er­schien erst ein­mal als die zwar nicht vor­her­ge­se­he­ne, gleich­wohl noch in­ner­halb der Gren­zen des Ost­blocks selbst kon­trol­lier­te Folge des keine fünf Jahre zu­rück­lie­gen­den Füh­rungs­wech­sels in Mos­kau. Aber erst mit der Öff­nung der Gren­ze zwi­schen der DDR und der BRD am 9. No­vem­ber, die auf den ers­ten Blick als ein­fa­che geo­gra­phi­sche Aus­wei­tung der von Un­garn aus­ge­hen­den Po­li­tik er­schei­nen konn­te, in Wirk­lich­keit aber nicht die bloße Öff­nung die­ser Gren­ze, son­dern ihre kom­plet­te Be­sei­ti­gung be­deu­te­te, zeig­te sich, dass die So­wjet­uni­on die Macht über Ost­eu­ro­pa voll­stän­dig ver­lo­ren hatte. Die Be­sei­ti­gung der so­ge­nann­ten in­ner­deut­schen Gren­ze, die nicht nur zwei se­pa­ra­te Staa­ten von­ein­an­der schied, son­dern zu­gleich die Front­li­nie des Kal­ten Krie­ges war, hatte eine ganz an­de­re Wir­kung als die Öff­nung der un­ga­risch-ös­ter­rei­chi­schen Gren­ze: Die Flucht von Ost nach West wurde durch sie ge­stoppt und jetzt ging es in um­ge­kehr­ter Rich­tung voran. Denn das Macht­va­ku­um, das sich auf­ge­tan hatte, konn­te der Wes­ten nun un­ge­hin­dert fül­len.

Bis zum Ende des Jah­res 1989 fie­len nach­ein­an­der die alten Re­gimes in War­schau, Bu­da­pest, Prag und Sofia; das sich sei­nem Schick­sal noch wi­der­set­zen­de Re­gen­ten­paar Ceauçescu wurde am ers­ten Weih­nachts­fei­er­tag hin­ge­rich­tet. Im nächs­ten Jahr ging es mit den Un­ab­hän­gig­keits­kämp­fen im Kau­ka­sus und im Bal­ti­kum wei­ter. Der ge­schei­ter­te Staats­streich des alten Ap­pa­rats in Mos­kau be­sie­gel­te am 21. Au­gust das Ende der So­wjet­uni­on. Zwei Tage spä­ter er­klär­te die Ukrai­ne ihre Un­ab­hän­gig­keit. Die Öff­nung der Gren­ze zwi­schen Un­garn und Ös­ter­reich und die Be­sei­ti­gung der in­ner­deut­schen Gren­ze hatte also letzt­lich dazu ge­führt, dass im Osten Eu­ro­pas dut­zen­de wäh­rend des Kal­ten Krie­ges von der So­wjet­uni­on be­herrsch­te Na­tio­nal­staa­ten ihre Sou­ve­rä­ni­tät zu­rück­ge­wan­nen und alte Gren­zen neu ge­zo­gen wur­den. In­ner­halb der neuen Gren­zen do­mi­nier­ten nun in der über­wie­gen­den Zahl der Fälle die ge­sell­schaft­li­chen und po­li­ti­schen Grup­pen das Ge­sche­hen, die ihren Staat nach west­li­chem Mo­dell ver­wal­ten woll­ten. So gut wie alle diese Staa­ten wur­den we­ni­ge Jahre dar­auf zu­erst in die Nato, dann in die Eu­ro­päi­sche Union in­te­griert. Auf diese Weise wurde die Au­ßen­gren­ze Eu­ro­pas, quasi die Ost­gren­ze des Wes­tens, neu ge­zo­gen. Doch die In­te­gra­ti­on Ge­or­gi­ens und der Ukrai­ne wuss­te Pu­tins Rote Armee bis dato zu ver­hin­dern.

Der Balkan

Das un­mit­tel­bar nach der Mau­er­öff­nung be­gon­ne­ne Rin­gen um die deut­sche Wie­der­ver­ei­ni­gung, die be­reits vor ihrem von den Be­sat­zungs­mäch­ten ab­ge­seg­ne­ten for­mel­len Voll­zug durch die Wäh­rungs­uni­on vom 1. Juli 1990 fak­tisch her­ge­stellt wor­den war, er­schien als die erste sou­ve­rä­ne Hand­lung Deutsch­lands nach dem Zwei­ten Welt­krieg. Die Deut­schen ge­rie­ten in eine auf­ge­brach­te Stim­mung, ganz so als hät­ten sie den Krieg doch noch ge­won­nen, aber es nicht ver­dient.

Sie waren sich zwar si­cher, dass das ihre Re­vo­lu­ti­on ge­we­sen war, so dass sie stolz auf diese sein durf­ten, aber das Ganze konn­te auch ein­fach das Ge­schenk frem­der Mäch­te und äu­ße­rer Um­stän­de ge­we­sen sein, für das man hätte dank­bar sein müs­sen. Da war man sich doch nicht ganz si­cher. Hel­mut Kohls per­sön­li­che Be­deu­tung je­den­falls lag darin, das Ge­schenk ohne fal­sche Be­schei­den­heit an sich ge­ris­sen zu haben. An­läss­lich des 20. Jah­res­tags der Mau­er­öff­nung er­in­ner­te er daran: „Die Mauer fiel schließ­lich ganz fried­lich, ohne einen Schuss, ohne Blut­ver­gie­ßen. Es war wie ein Wun­der… Ich zi­tie­re für die Si­tua­ti­on, in der ich mich da­mals wie­der­fand, gerne Otto von Bis­marck, denn es gibt kein bes­se­res Bild: Wenn der Man­tel Got­tes durch die Ge­schich­te wehe, müsse man zu­sprin­gen und ihn fest­hal­ten. Dafür müs­sen drei Vor­aus­set­zun­gen ge­ge­ben sein: Ers­tens muss man einen Blick dafür haben, dass es den Man­tel Got­tes gibt. Zwei­tens muss man ihn spü­ren, den his­to­ri­schen Mo­ment, und drit­tens muss man sprin­gen und ihn fest­hal­ten (wol­len).“ (3)

Wäh­rend die Deut­schen so ihre na­tio­na­le Wie­der­ge­burt fei­er­ten, wehte der Man­tel Got­tes schon über dem Bal­kan, wo die ju­go­sla­wi­schen Völ­ker ihren his­to­ri­schen Mo­ment ver­spür­ten. Im Ok­to­ber 1990 warn­ten die Ge­heim­diens­te der USA vor einem un­mit­tel­bar be­vor­ste­hen­den Aus­ein­an­der­bre­chen der Bun­des­re­pu­blik Ju­go­sla­wi­en: „Bin­nen eines Jah­res wird Ju­go­sla­wi­en auf­hö­ren als Bun­des­staat zu funk­tio­nie­ren und sich in­ner­halb von zwei Jah­ren auf­lö­sen. Öko­no­mi­sche Re­for­men wer­den das Aus­ein­an­der­bre­chen nicht auf­hal­ten kön­nen. Ein re­gel­rech­ter Krieg zwi­schen den Re­pu­bli­ken ist un­wahr­schein­lich, aber ein erns­ter Kon­flikt zwi­schen den Kom­mu­nen wird den Zu­sam­men­bruch be­glei­ten und an­dau­ern. Es wird zu an­hal­ten­der und bit­te­rer Ge­walt kom­men. Es gibt wenig, was die Ver­ei­nig­ten Staa­ten und ihre eu­ro­päi­schen Ver­bün­de­ten tun könn­ten, um die Ein­heit Ju­go­sla­wi­ens zu be­wah­ren.“ (4)

Die deut­schen Ge­heim­diens­te dach­ten zur sel­ben Zeit um­ge­kehrt dar­über nach, was man tun könne, um den Nie­der­gang Ju­go­sla­wi­ens zu be­för­dern, eines Lan­des, das man be­reits als Völ­ker­ge­fäng­nis iden­ti­fi­ziert hatte. Dem kroa­ti­schen Volk könne nicht ver­wehrt wer­den, sag­ten sich die Deut­schen, was uns ge­ra­de ge­schenkt wurde: die na­tio­na­le Selbst­be­stim­mung. Aber die Kroa­ten be­ka­men die Selbst­be­stim­mung nicht ge­schenkt. Sie muss­ten dafür kämp­fen. Der Krieg be­gann im Som­mer 1991 in Kroa­ti­en und ver­la­ger­te sich ein Jahr spä­ter nach Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na, wo er drei wei­te­re Jahre an­dau­er­te. Die Eu­ro­pä­er waren au­ßer­stan­de, den Krieg, den die Deut­schen an­ge­feu­ert hat­ten, wie­der zu be­en­den. Eine von Frank­reich und Groß­bri­tan­ni­en an­ge­führ­te Blau­helm­trup­pe schei­ter­te daran, dass sie zu schwach aus­ge­rüs­tet war, um sich selbst zu ver­tei­di­gen. Erst die In­ter­ven­ti­on der USA be­en­de­te den Krieg im Som­mer 1995.

Die Europäische Union

Als das zehn Jahre vor­her un­ter­zeich­ne­te Schen­ge­ner Ab­kom­men im Früh­jahr 1995 in Kraft trat, hatte sich Eu­ro­pa gründ­lich ver­wan­delt. Die Wie­der­ver­ei­ni­gung Deutsch­lands hatte das schon frü­her be­merk­ba­re Un­gleich­ge­wicht zwi­schen der Pro­duk­tiv­kraft der deut­schen Wirt­schaft und der Leis­tungs­fä­hig­keit der an­de­ren eu­ro­päi­schen Staa­ten noch ver­grö­ßert. Mit 80 Mil­lio­nen Ein­woh­nern über­traf die deut­sche Be­völ­ke­rung die der vor­her fast gleich gro­ßen eu­ro­päi­schen Na­tio­nen Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en und Ita­li­en jetzt um ein Drit­tel. Par­al­lel zu ihrer In­te­gra­ti­on in die Nato und die EU tra­ten in den kom­men­den Jah­ren zu­erst die Staa­ten Süd­eu­ro­pas dem Schen­gen-Raum bei, dann ei­ni­ge nord­eu­ro­päi­sche, ost­eu­ro­päi­sche und die bal­ti­schen Staa­ten. Die Bal­kan­län­der sind ent­we­der nicht oder noch nicht voll­stän­dig in den Schen­gen-Raum ein­ge­bun­den. Seit dem Ver­trag von Ams­ter­dam, der 1999 in Kraft trat, ist der Bei­tritt zum Schen­gen-Raum Teil des EU-Ver­trags. Die EU-Mit­glie­der Groß­bri­tan­ni­en, Ir­land und Dä­ne­mark fol­gen den Re­geln des Schen­gen-Ab­kom­mens al­ler­dings nur unter dem Vor­be­halt der na­tio­na­len Sou­ve­rä­ni­tät über ihre je­wei­li­gen Staats­gren­zen.

Nach dem Kroa­ti­en- und Bos­ni­en­krieg kehr­ten die Eu­ro­pä­er zu der ge­dul­di­gen Ar­beit der Ver­fei­ne­rung der In­sti­tu­tio­nen ihrer Union zu­rück, als wäre nichts ge­sche­hen. Der Weg­fall der Grenz­kon­trol­len im Schen­gen-Raum schien zu­nächst auch keine un­lös­ba­ren Si­cher­heits­pro­ble­me zur Folge zu haben. Na­tür­lich durf­te die Öff­nung der Gren­zen nicht etwa so weit füh­ren, dass Deutsch­land die li­be­ra­le­re Dro­gen­po­li­tik der Hol­län­der auf­ge­zwun­gen wor­den wäre, aber sol­che Pro­ble­me mein­te man leicht durch die grenz­über­schrei­ten­de Zu­sam­men­ar­beit der Po­li­zei in den Griff zu be­kom­men, die par­al­lel zur Er­wei­te­rung des Schen­gen-Raums in­ten­si­viert wer­den soll­te. Nur auf dem Bal­kan blieb ein Pro­blem un­ge­löst: die Selbst­be­stim­mung der Ko­so­vo-Al­ba­ner – denn erst durch sie, hörte man von deut­schen Pro­fes­so­ren, konn­te die Auf­tei­lung Ju­go­sla­wi­ens in von­ein­an­der nach Volks­zu­ge­hö­rig­keit un­ter­schie­de­ne und ge­gen­ein­an­der ab­ge­grenz­te Ge­bie­te als voll­endet an­ge­se­hen wer­den. Als es 1999 so weit war, muss­ten die USA noch ein­mal auf dem Bal­kan in­ter­ve­nie­ren, um einen Krieg auf eu­ro­päi­schem Boden zu ent­schei­den. Die Union hatte damit er­neut de­mons­triert, dass sie kei­ner erns­ten Krise auf dem von ihr be­an­spruch­ten Ge­biet stand­hal­ten konn­te. Aber da es vor­erst zu kei­ner erns­ten Krise mehr kam, mein­te man sich darum nicht wei­ter küm­mern zu müs­sen – not­falls käme der Ami halt wie­der.

Die Au­ßen­gren­ze der Union hatte sich in­zwi­schen weit nach Osten und bis tief in den Bal­kan hin­ein aus­ge­dehnt. Zu­sam­men­ge­rech­net be­her­berg­te die EU jetzt eine halbe Mil­li­ar­de Men­schen und ihre Wirt­schaft leis­te­te eben­so viel wie die der USA und Chi­nas. Sogar das in der Union vor­han­de­ne Waf­fen­ar­se­nal hätte, zu­sam­men­ge­nom­men, wahr­schein­lich ge­nügt, um eine Welt­macht zu ver­tei­di­gen. Aber die Welt­po­li­tik war eben nicht das Feld, auf dem Eu­ro­pa sich ver­dient ma­chen soll­te.

Die Koalition der Willigen

Gleich ihre erste welt­po­li­ti­sche Her­aus­for­de­rung, der durch 9/11 aus­ge­lös­te Krieg gegen den in­ter­na­tio­na­len is­la­mi­schen Ter­ror, of­fen­bar­te die Hand­lungs­un­fä­hig­keit der Union als Union. Zu­nächst konn­te sich kein Mit­glieds­staat der Nato sei­nen Ver­pflich­tun­gen ent­zie­hen, als die USA den An­griff auf New York zum Bünd­nis­fall er­klär­ten und zum Sturz der Ta­li­ban auf­rie­fen, unter deren Schutz Al-Kai­da den An­griff von Af­gha­nis­tan aus ge­plant hatte. Selbst die Deut­schen, die schon man­chen Krieg ver­lo­ren hat­ten und des­halb von allen eu­ro­päi­schen Staa­ten am hart­nä­ckigs­ten daran glaub­ten, dass man einen Ag­gres­sor da­durch be­sänf­ti­gen könne, dass man ihm gibt was er will, kamen nicht umhin, den Ame­ri­ka­nern ihre „be­din­gungs­lo­se So­li­da­ri­tät“ (Ger­hard Schrö­der) an­zu­die­nen und Sol­da­ten nach Af­gha­nis­tan ab­zu­kom­man­die­ren. Al­ler­dings kam die Bun­des­wehr erst Mo­na­te nach Be­ginn des Af­gha­nis­tan-Krie­ges an den Hin­du­kusch, nach­dem ame­ri­ka­ni­sche und bri­ti­sche Trup­pen Kabul schon er­obert hat­ten. Sta­tio­niert wur­den die deut­schen Sol­da­ten im Nor­den Af­gha­nis­tans, in einem Ge­biet, in dem nicht mehr ge­kämpft wurde, weil es be­reits von den mit den Ta­li­ban ver­fein­de­ten Trup­pen der Nord­al­li­anz und Kriegs­her­ren wie Abdel Ra­shid Dos­tum er­obert wor­den war.

Aber schon bei der zwei­ten Etap­pe des Krie­ges, dem Irak­krieg, schien die trans­at­lan­ti­sche So­li­da­ri­tät der Eu­ro­pä­er na­he­zu auf­ge­braucht. Ge­nau­er be­trach­tet zeig­te sich al­ler­dings, dass das nur einen Teil der Union be­traf. Le­dig­lich das „alte Eu­ro­pa“ (Do­nald Rums­feld) ver­wei­ger­te sich der von Ge­or­ge W. Bush aus­ge­ru­fe­nen „Ko­ali­ti­on der Wil­li­gen“, die den Irak von der Dik­ta­tur Sad­dam Hus­seins be­frei­en soll­te. Recht ei­gent­lich waren es auch nur zwei EU-Staa­ten, die nicht mit­ma­chen woll­ten: Deutsch­land und Frank­reich; die bei­den Staa­ten, um die herum die Eu­ro­päi­sche Ge­mein­schaft nach dem Zwei­ten Welt­krieg ent­stan­den war, und die sich immer noch als das Herz­stück der Union be­trach­te­ten. Aber die Zei­ten hat­ten sich ge­än­dert. Wäh­rend Deutsch­land und Frank­reich mit Russ­land eine „Achse des Frie­dens“ kon­stru­ier­ten, um den Krieg zu ver­hin­dern, stell­ten sich Groß­bri­tan­ni­en und Spa­ni­en de­mons­tra­tiv auf die Seite der USA. Unter der Füh­rung Po­lens schlos­sen sich ihnen sämt­li­che ost­eu­ro­päi­schen und ei­ni­ge Bal­kan­staa­ten an, von denen drei be­reits Mit­glie­der der Nato, aber noch nicht der EU waren: Polen, Tsche­chi­en und Un­garn. So schei­ter­te der Ver­such, Eu­ro­pa auf einem an­ti-ame­ri­ka­ni­schen Ti­cket zu ver­ei­nen. In den fol­gen­den Jah­ren wur­den dafür Spa­ni­en (2004) und Groß­bri­tan­ni­en (2005) mit Ter­ror­an­schlä­gen für ihre Be­tei­li­gung am Irak­krieg ab­ge­straft. Die Front der Kriegs­geg­ner fühl­te sich damit nach­träg­lich be­stä­tigt. Der An­schlag in Ma­drid war ge­zielt nur drei Tage vor den Par­la­ments­wah­len zur Un­ter­stüt­zung der Op­po­si­ti­on lan­ciert wor­den, die Spa­ni­ens Be­tei­li­gung am Irak­krieg ab­lehn­te und die Wah­len prompt ge­wann. Kei­nen Monat nach sei­nem Wahl­sieg ord­ne­te der neue Mi­nis­ter­prä­si­dent den Rück­zug der spa­ni­schen Trup­pen an. „So kann es kom­men!“, sagte sich Ger­hard Schrö­der, denn genau davor hatte er die Vor­gän­ger­re­gie­rung in Ma­drid ja ge­warnt, als er eine Woche nach Be­ginn des Irak­kriegs er­klär­te: „Man muss wis­sen, was es be­deu­tet, wenn sich Kol­le­gen im to­ta­len Ge­gen­satz zur Volks­mei­nung ver­hal­ten müs­sen – oder wol­len oder bei­des. Das darf kein Dau­er­zu­stand wer­den, weil sonst eine Kluft in de­mo­kra­ti­schen Ge­sell­schaf­ten zwi­schen dem Wil­len des Vol­kes und dem Han­deln der Füh­rung auf­taucht, die ir­gend­wann nicht mehr zu schlie­ßen ist.“ Den Vor­wurf, die Frie­den­s­ach­se mit an­ti-ame­ri­ka­ni­schem Res­sen­ti­ment ge­schmiert zu haben, ent­kräf­te­te der deut­sche Re­gie­rungs­chef da­mals mit der ge­witz­ten For­mel: „Es gibt nicht zu viel Ame­ri­ka, es gibt zu wenig Eu­ro­pa.“ (5)

Die Koalition der Unwilligen

Mehr Eu­ro­pa – in Ge­stalt von 100.000 Sol­da­ten, je­weils die Hälf­te davon aus Deutsch­land und Frank­reich (Groß­bri­tan­ni­en al­lein war mit 100.000 Sol­da­ten dabei) – hätte den nach dem Sturz Sad­dam Hus­seins not­wen­dig ge­wor­de­nen Krieg gegen Al-Kai­da im Irak ver­mut­lich er­leich­tert und viel­leicht eine po­li­ti­sche Ent­schei­dung für eine dau­er­haf­te­re Be­sat­zung nach der pre­kä­ren Be­frie­dung des Lan­des im Jahre 2008 er­mög­licht. Aber die Front der Kriegs­geg­ner fühl­te sich nicht nur durch die Ter­ror­an­schlä­ge in den eu­ro­päi­schen Staa­ten be­stä­tigt, die sich der Ko­ali­ti­on der Wil­li­gen an­ge­schlos­sen hat­ten, son­dern auch durch die zu­sätz­li­chen Schwie­rig­kei­ten, die der Krieg den Ame­ri­ka­nern be­rei­te­te. Die USA hat­ten die Macht des is­la­mi­schen Ter­rors selbst un­ter­schätzt und dar­auf ver­traut, den Krieg mit einer zu knapp be­mes­se­nen Streit­macht ge­win­nen zu kön­nen. Der spä­te­re Trup­pen­nach­schub konn­te dann zwar eine mi­li­tä­ri­sche Nie­der­la­ge noch ab­wen­den, aber die ur­sprüng­li­che Fehl­kal­ku­la­ti­on trug dazu bei, dass der Krieg här­ter wurde und an­dau­er­te, bis die Kriegs­mü­dig­keit auch die USA er­griff und den bis dahin re­gie­ren­den Re­pu­bli­ka­nern eine Nie­der­la­ge bei den Prä­si­dent­schafts­wah­len des Jah­res 2008 be­rei­te­te.

Der Wahl­kampf­slo­gan des nächs­ten Prä­si­den­ten – „Yes We Can!“ – klang da­mals nicht zu­fäl­lig wie spä­ter der Schlacht­ruf der deut­schen Re­gie­rung. „Wir schaf­fen das!“, so klin­gen die Hil­fe­ru­fe derer, die sich dem na­hen­den Un­heil nicht mit aller Ent­schlos­sen­heit in den Weg stel­len wol­len. Wie beim Motto der Eu­ro­päi­schen Union: „In Viel­falt ver­eint“ ver­birgt sich hin­ter sol­chen Slo­gans kraft­meie­risch auf­ge­putzt der in Wirk­lich­keit un­ge­glaub­te Glau­be an eine Welt, die sich dem ei­ge­nen Wil­len, der in Wirk­lich­keit Ka­pi­tu­lan­ten­tum ist, dann schon fügen werde. Unter die­sem Vor­zei­chen brach­te die Prä­si­dent­schaft Ba­rack Oba­mas eine Ko­ali­ti­on der Un­wil­li­gen zu­sam­men, die dies­mal ein wahr­haft trans­at­lan­ti­sches Bünd­nis eta­blier­te.

Für die ost­eu­ro­päi­schen Staa­ten, die zwan­zig Jahre zuvor ihre na­tio­na­le Sou­ve­rä­ni­tät wie­der­ge­won­nen hat­ten, konn­te das nichts Gutes be­deu­ten. Li­tau­en und Polen, die EU-Staa­ten, deren Ge­bie­te di­rekt an Russ­land gren­zen, kön­nen sich ohne frem­de Hilfe nicht gegen einen im­mer­hin mög­li­chen rus­si­schen An­griff ver­tei­di­gen. Dort weiß man welch hoff­nungs­lo­ses Wunsch­den­ken es wäre, im Ernst­fall auf die Hilfe der Staa­ten des alten Eu­ro­pa oder gar auf die So­li­da­ri­tät der ge­sam­ten Union zu bauen. Si­che­re Staats­gren­zen kann ihnen nur die Nato, d.h. das Mi­li­tär­bünd­nis mit den USA ga­ran­tie­ren. Aber wie ge­fähr­lich die Lage die­ser Staa­ten wirk­lich ge­wor­den ist, seit die trans­at­lan­ti­sche Ko­ali­ti­on der Un­wil­li­gen die Über­wa­chung der Ost­gren­ze der EU über­nom­men hat, und wie sehr ihre Si­cher­heit davon ab­hängt, dass Ame­ri­ka der eu­ro­päi­schen Ideo­lo­gie nicht kom­plett ver­fällt, wurde erst durch die nun­mehr seit fast zwei Jah­ren an­dau­ern­de Ukrai­ne­kri­se deut­lich.

Die An­ne­xi­on der Krim durch Russ­land und der von Mos­kau ge­steu­er­te Se­zes­si­ons­krieg im Osten der Ukrai­ne stie­ßen le­dig­lich auf rhe­to­ri­schen Wi­der­stand der Nato. Die wie­der­hol­ten Waf­fen­still­stands­ver­ein­ba­run­gen, die der Ukrai­ne je­weils nach er­folg­rei­chen Of­fen­si­ven der Se­zes­sio­nis­ten, also in einer Po­si­ti­on der Schwä­che, durch die so­ge­nann­te in­ter­na­tio­na­le Ge­mein­schaft auf­ge­zwun­gen wor­den waren, hiel­ten stets nur so lange, wie die von Russ­land ge­führ­ten Trup­pen zur Vor­be­rei­tung neuer Of­fen­si­ven brauch­ten. Das Ab­kom­men vom Fe­bru­ar 2015, Minsk 2, dem meh­re­re Of­fen­si­ven der Se­zes­sio­nis­ten vor allem um die stra­te­gisch ge­le­ge­nen Städ­te Ma­ri­u­pol und De­baltse­ve vor­aus­gin­gen, hielt, und das war ohne Schwie­rig­keit ab­seh­bar, nicht ein­mal eine Woche: „Als die deut­sche Kanz­le­rin An­ge­la Mer­kel und der fran­zö­si­sche Prä­si­dent François Hol­lan­de am Wo­chen­en­de aus Minsk zu­rück­kehr­ten, gab es die klei­ne Hoff­nung, dass das Waf­fen­still­stands­ab­kom­men, das sie er­reicht hat­ten, die Kämp­fe im Osten der Ukrai­ne stop­pen würde. Diese Hoff­nung zer­schlug sich diese Woche in De­baltse­ve, einem Ei­sen­bahn­kno­ten­punkt zwi­schen den von den Re­bel­len ge­hal­te­nen Städ­ten Do­netsk und Lu­hansk […] Spre­cher der Volks­re­pu­blik Do­netsk, wo die maß­geb­li­che Frak­ti­on der Se­pa­ra­tis­ten ihre Basis hat, ver­kün­de­ten nur we­ni­ge Stun­den bevor das Mins­ker-Ab­kom­men in Kraft tre­ten soll­te, dass sie das Ab­kom­men nicht be­ach­ten wür­den, so­weit es De­baltse­ve be­tref­fe. Dies be­grün­de­ten sie damit, dass die Stadt ja schon vor dem In­kraft­tre­ten des Ab­kom­mens ein­ge­kes­selt ge­we­sen und damit im Sinne der Ver­ein­ba­rung keine ak­ti­ve Front sei.“ (6) Un­mit­tel­bar vor Minsk 2 war An­ge­la Mer­kel in Wa­shing­ton, wo sie fei­er­lich er­klär­te: „Als je­mand, der aus Eu­ro­pa kommt, kann ich nur sagen: Wenn wir diese ter­ri­to­ria­le In­te­gri­tät der Län­der auf­ge­ben, dann wer­den wir die Frie­dens­ord­nung Eu­ro­pas nicht er­hal­ten kön­nen.“ Ba­rack Obama stimm­te ihr eben­so fei­er­lich zu: „Wir sind uns einig, dass wir im 21. Jahr­hun­dert nicht ein­fach dabei zu­schau­en dür­fen, wie die Gren­zen Eu­ro­pas unter Waf­fen­be­schuss neu ge­zo­gen wer­den.“ (7)

Doch wäh­rend im Wei­ßen Haus auch einen Monat da­nach noch dar­über ge­spro­chen, aber nicht ent­schie­den wurde, ob „le­t­hal wea­pons“ an die Ukrai­ne ge­lie­fert wer­den soll­ten oder lie­ber nicht, zeig­te Vla­di­mir Putin schon ein­mal, wel­che Waf­fen im 21. Jahr­hun­dert für ihn zur Ver­fü­gung ste­hen. Ein ame­ri­ka­ni­scher Think Tank be­rich­te­te im März über rus­si­sche Mi­li­tär­übun­gen der nicht ganz all­täg­li­chen Art: „Ob­wohl das nicht das größ­te Ma­nö­ver ist, das Russ­land je­mals durch­ge­führt hat, sind der geo­gra­phi­sche Um­fang und die be­tei­lig­ten Waf­fen­sys­te­me of­fen­bar be­wusst aus­ge­wählt wor­den, um der Nato eine War­nung zu über­mit­teln; die Übung selbst scheint mit der Vor­ver­le­gung ato­mar be­waff­ne­ter U-Boo­te, bal­lis­ti­scher Ra­ke­ten und stra­te­gi­scher Bom­ber eine groß­an­ge­leg­te Kon­fron­ta­ti­on mit der Nato zu si­mu­lie­ren […] Be­son­de­re Be­ach­tung ver­die­nen dabei die mo­bi­len bal­lis­ti­schen In­kan­der-Ra­ke­ten und Kampf­flug­zeu­ge, die in Ka­li­nin­grad, und die Tu-22M3, stra­te­gi­sche Lang­stre­cken­bom­ber, die auf der Krim sta­tio­niert wur­den, sowie die mit bal­lis­ti­schen Ra­ke­ten aus­ge­rüs­te­ten U-Boo­te […] An­ge­sichts der mi­li­tä­ri­schen Ak­tio­nen Russ­lands in der Ukrai­ne kann die, wenn auch un­wahr­schein­li­che, Mög­lich­keit einer Aus­wei­tung der Ope­ra­tio­nen nicht aus­ge­schlos­sen wer­den. Des­halb, und weil Russ­land die Übun­gen ab­sicht­lich so ge­stal­tet hat, dass sie einen mög­li­chen Kon­flikt mit Eu­ro­pa nach­ah­men, müs­sen die Ma­nö­ver Eu­ro­pa alar­mie­ren […] Die Durch­füh­rung die­ser Mi­li­tär­übung in einem Ge­biet, das sich von Nor­we­gen über das Bal­ti­kum durch Polen bis zur Krim er­streckt, rich­tet sich klar an die Adres­se der Nato und ihre ost­eu­ro­päi­schen Mit­glie­der.“ (8)

Als Folge ihrer staat­li­chen Un­ab­hän­gig­keit nach dem Ende des Kal­ten Krie­ges war die Ukrai­ne An­fang der 1990er Jahre plötz­lich im Be­sitz des welt­weit dritt­größ­ten Ar­se­nals an ato­ma­ren Waf­fen, da ein we­sent­li­cher Teil des so­wje­ti­schen Ar­se­nals auf ukrai­ni­schen Stütz­punk­ten un­ter­ge­bracht wor­den war. In dem 1994 von Russ­land, der Ukrai­ne, den USA und Groß­bri­tan­ni­en un­ter­schrie­be­nen Bu­da­pest-Me­mo­ran­dum ver­zich­te­te die Ukrai­ne auf diese Waf­fen und er­hielt als Ge­gen­leis­tung von den üb­ri­gen Un­ter­zeich­nern das fei­er­li­che Ver­spre­chen, „die Un­ab­hän­gig­keit und Sou­ve­rä­ni­tät und die be­ste­hen­den Gren­zen der Ukrai­ne“ (9) zu ga­ran­tie­ren. Ein ukrai­ni­scher Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat sagte im März 2015 in Er­in­ne­rung daran: „Wir gaben die Atom­waf­fen auf­grund die­ser Ver­ein­ba­rung ab. Jetzt haben wir in der Ukrai­ne das Ge­fühl, dass das ein gro­ßer Feh­ler war.“ (10)

Im Som­mer 2015 zeig­te sich nun, dass die Schein­welt der Eu­ro­päi­schen Union, die auf einem Ver­trags­werk be­ruht, das bei som­mer­li­chem Wet­ter in der Pro­vinz for­mu­liert wurde, auch mit Atom­waf­fen nicht mehr zu ret­ten wäre. Eine „Welt­macht“, die ihre Au­ßen­gren­zen mit Fron­tex si­chern zu kön­nen glaubt, zer­fällt schon beim An­sturm un­be­waff­ne­ter Flücht­lin­ge in ihre ein­zel­nen Be­stand­tei­le. So ging der schö­ne Traum von einem Schen­gen-Raum, in dem sich alle Welt lieb hat und jeder will­kom­men ist, mit Bil­dern zu Ende, in denen be­waff­ne­te Grenz­po­li­zis­ten auf der einen und Stei­ne wer­fen­de Ara­ber auf der an­de­ren Seite von mit Sta­chel­draht has­tig im­pro­vi­sier­ten Grenz­be­fes­ti­gun­gen auf­tauch­ten. Doch noch schlief halb Eu­ro­pa. Erst der Alp­traum von Paris führ­te zum Er­wa­chen – zu­nächst der Grand Na­ti­on.

Der Krieg gegen den Islam

Mit der Bom­bar­die­rung des IS in Sy­ri­en und der Ent­sen­dung des Flug­zeug­trä­gers Charles de Gaul­le ins Mit­tel­meer, von dem aus auch An­grif­fe auf IS-Stel­lun­gen im Irak ge­flo­gen wur­den, de­mons­trier­te Frank­reich, dass die Ver­tei­di­gung sei­ner na­tio­na­len In­ter­es­sen und der Au­ßen­gren­zen der Union zu­sam­men ge­dacht wer­den müs­sen, und dass dafür ein Krieg gegen die Wäch­ter der Hölle, die sich in der un­mit­tel­ba­ren Nach­bar­schaft Eu­ro­pas auf­ge­tan hat, un­aus­weich­lich ge­wor­den ist. Die Ver­hän­gung des Aus­nah­me­zu­stands in Frank­reich und dann in Brüs­sel folg­te schließ­lich der er­schro­cke­nen, weil all­zu­lan­ge ver­dräng­ten Ein­sicht, dass der Feind längst im Land ist. Un­mit­tel­bar nach dem An­griff ord­ne­te die fran­zö­si­sche Re­gie­rung die Schlie­ßung der Lan­des­gren­zen an und rief die an­de­ren EU-Staa­ten dazu auf, dem Bei­spiel zu fol­gen. Aber nach zwan­zig Jah­ren einer Po­li­tik der of­fe­nen Gren­zen ließ sich diese An­ord­nung auf die Schnel­le kaum um­set­zen, wie man kurz dar­auf aus der Wa­shing­ton Post er­fuhr: „Es schien ein dras­ti­scher Schritt zu sein für ein Land, das Teil der Schen­gen-Zo­ne in Eu­ro­pa ist und seit Jah­ren keine sys­te­ma­ti­schen Grenz­kon­trol­len mehr durch­ge­führt hat. Aber was dann pas­sier­te, zeig­te wie fra­gil das kon­ti­nen­ta­le eu­ro­päi­sche Si­cher­heits­kon­zept wirk­lich ist. Tat­säch­lich ist Frank­reich au­ßer­stan­de seine ei­ge­nen Gren­zen zu kon­trol­lie­ren. Hun­der­te von Stra­ßen füh­ren von den Nach­bar­staa­ten Bel­gi­en, Ita­li­en, Deutsch­land, der Schweiz und Spa­ni­en in das Land. Rei­sen­de, die am frü­hen Sams­tag­mor­gen ver­such­ten, Frank­reich von Groß­bri­tan­ni­en aus durch den Eu­ro­tun­nel zu er­rei­chen, waren kei­nen um­fang­rei­chen Aus­weis­kon­trol­len oder Ge­päck­kon­trol­len aus­ge­setzt. Die Kon­fu­si­on wuchs, nach­dem Flug­li­ni­en und Bahn­un­ter­neh­men ver­kün­de­ten, dass ihr Ser­vice zwi­schen Frank­reich und den Nach­bar­staa­ten wie üb­lich wei­ter­lau­fen werde. Dabei dürf­te die Gren­ze zwi­schen Groß­bri­tan­ni­en und Frank­reich si­che­rer als an­de­re sein, be­denkt man dass das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich nicht Teil des Schen­gen-Ge­biets ist.“ (11)

Die Schlie­ßung der Gren­zen moch­te kurz­fris­tig den Zweck haben, den noch le­ben­den An­grei­fern die Flucht­we­ge ab­zu­schnei­den. Län­ger­fris­tig könn­te sie nütz­lich sein, um den ge­schätz­ten 1.200 Fran­zo­sen, die ge­gen­wär­tig in Sy­ri­en und Irak auf der Seite des IS kämp­fen, die Rück­kehr zu er­schwe­ren – idea­ler­wei­se wür­den sie gar nicht erst ver­su­chen, nach Frank­reich zu­rück­zu­kom­men, oder sie wür­den gleich an der Gren­ze ab­ge­fan­gen und ein­ge­buch­tet. Nicht zu­letzt braucht Frank­reich, das im eu­ro­päi­schen Ver­gleich schon jetzt mit der größ­ten Zahl is­la­mi­scher Ein­wan­de­rer mit einem ge­fähr­lich hohen An­teil sol­cher ara­bi­scher Her­kunft zu kämp­fen hat, ge­ra­de jetzt ge­si­cher­te Gren­zen, um sich gegen den von Deutsch­land ge­för­der­ten und nicht mehr kon­trol­lier­ten Zuzug von noch mehr is­la­mi­schem Ge­walt­po­ten­zi­al ab­zu­si­chern. Al­ler­dings wird Frank­reich die­sen Krieg gegen den Ter­ror weder durch die Ver­nich­tung des IS noch durch die Schlie­ßung sei­ner Gren­zen al­lein ge­win­nen kön­nen, denn die Armee des Islam ist – wie ge­sagt – schon im Land. Selbst wenn Frank­reich ir­gend­wann, viel­leicht schon nach dem nächs­ten An­griff, nicht mehr davor zu­rück­schre­cken wird, die über­fäl­li­ge Ko­lo­nia­li­sie­rung der Ban­lieues in An­griff zu neh­men, könn­te kein EU-Staat die­sen Krieg ge­win­nen, wenn er ihn al­lei­ne füh­ren müss­te. Bel­gi­en, Groß­bri­tan­ni­en, Schwe­den und an­de­re EU-Staa­ten haben das­sel­be Pro­blem, oder wer­den es noch be­kom­men, wenn auch in un­ter­schied­li­cher Form und un­ter­schied­li­chem Maß. Die Flücht­lings­kri­se wird dazu bei­tra­gen. Aber aus­ge­rech­net mit dem mäch­ti­gen Nach­barn, ohne den in der Union nichts gehen soll, ist nicht gut Krieg zu füh­ren. Die Deut­schen glau­ben immer noch, dass Al­lahs Zorn be­rech­tigt und nur durch Ap­peas­e­ment zu be­kämp­fen ist, und nur weil sie auch den Zorn ihrer Bünd­nis­part­ner fürch­ten, tun sie was un­be­dingt nötig ist, damit kei­ner sagen kann, sie hät­ten nichts getan. Zu­nächst wol­len sie mit Auf­klä­rungs­flug­zeu­gen und Auf­klä­rungs­sa­tel­li­ten das Spek­ta­kel, das sie ei­gent­lich nichts an­zu­ge­hen scheint, aus si­che­rer Ent­fer­nung be­ob­ach­ten. Aber so si­cher ist die Luft über Sy­ri­en und dem Irak gar nicht mehr, seit post­so­wje­ti­sche S-400 Ra­ke­ten dort ope­rie­ren. Weil von der Eu­ro­päi­schen Union also kein ernst­haf­ter Bei­stand zu er­war­ten ist, sucht Frank­reich Hilfe in Mos­kau. Dar­aus er­gibt sich aber ein neues Pro­blem: Will die Union den Krieg gegen einen Feind, der sie vom Süden her an­greift, aus­ge­rech­net im Bund mit einer Macht ge­win­nen, die ihre Gren­zen im Osten be­droht? Mit Polen wird man sich auf eine sol­che Ver­tei­di­gungs­stra­te­gie schwer­lich ver­stän­di­gen kön­nen. Viel­leicht wird ein Re­gie­rungs­wech­sel in den USA und die So­li­da­ri­tät Groß­bri­tan­ni­ens die Ost­eu­ro­pä­er davor be­wah­ren, in eine neue Ab­hän­gig­keit von Russ­land zu ge­ra­ten.

Anmerkungen:
  1. Bun­des­wehr soll in Is­ra­el den Häu­ser­kampf ler­nen, Welt, 30. Au­gust 2015, http://www.​welt.​de/​politik/​ausland/​art​icle​1457​8915​9/​Bundeswehr-​soll-​in-​Israel-​den-​Hae​user​kamp​f-​lernen.​html
  2. DDR-Flücht­lin­ge in der Bot­schaft 1989, Bot­schaf­ter a.D. Her­mann Huber, http://www.​prag.​diplo.​de/​contentblob/​1796820/​Daten/​141437/​eri​nner​unge​n_​bot​scha​fter​hube​r_​1989_​d.​pdf
  3. Hel­mut Kohl in: Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung, 2. No­vem­ber 2009, http://www.​faz.​net/​aktuell/​politik/​20-​jahre-​mauerfall/​helmut-​kohl-​ ueber-​den-​mauerfall-​der-​triumph-​der-​freiheit-​1867641.​html
  4. U.S. De­part­ment of State, Of­fice of the His­to­ri­an: Mi­les­to­nes: 1989–1992, https://​history.​state.​gov/​milestones/​1989-​1992/​breakup-​yugoslavia
  5. Die Krise, die Eu­ro­pa eint, In­ter­view mit Ger­hard Schrö­der, Die Zeit Nr. 14, 27. März 2003, http://www.​zeit.​de/​2003/​14/​Schr_​9ader
  6. After De­baltse­ve, What Comes Next in the Fight for Eas­tern Ukrai­ne?, For­eign Po­li­cy, 18. Fe­bru­ar 2015, http://​for​eign​poli​cy.​com/​2015/​02/​18/​after-​debaltseve-​what-​ comes-​next-​in-​the-​fight-​for-​eastern-​ukraine-​putin-​poroshenko/
  7. https://​www.​bun​desr​egie​rung.​de/​Content/​DE/​Mitschrift/​Pre ​ssek​onfe​renz​en/​2015/​02/​2015-​02-​09-​merkel-​obama.​html
  8. Strat­for: Rus­sia Tar­gets NATO With Mi­li­ta­ry Ex­er­ci­ses, 19. März 2015, https://​www.​stratfor.​com/​analysis/​russia-​targets-​nato-​military-​exercises
  9. Bu­da­pest Me­mo­ran­dums on Se­cu­ri­ty As­suran­ces, 5. De­zem­ber 2015, Aus­zü­ge, http://www.​cfr.​org/​non​prol​ifer​atio​n-​arms-​control-​and-​disarmament/​ budapest-​memorandums-​security-​assurances-​1994/​p32484
  10. Ukrai­ne may have to go nu­cle­ar, says Kiev law­ma­ker, USA Today, 11. März 2015, http://www.​usatoday.​com/​story/​news/​world/​2014/​03/​10/​ukraine-​nuclear/​6250815/
  11. What did it re­al­ly mean when Fran­ce ,clo­sed‘ its bor­ders?, Wa­shing­ton Post, 15. No­vem­ber 2015, https://​www.​was​hing​tonp​ost.​com/​news/​worldviews/​wp/​2015/​11/​ 15/​what-​did-​it-​really-​mean-​when-​france-​closed-​its-​borders/

Worauf es ankommt

line-wordpress

Remember: Do X! Don´t do Y!

Protect innocent, respect life, defend art, preserve creativity!

What´s Left? Antisemitism!

http://www.jsbielicki.com/jsb-79.htm

The peaceful majority is irrelevant

Psychoanalytische Arbeitsstation

Die Anordnungen des Personals sind unter allen Umständen zu befolgen!

Arrêtez la psychanalyse allemande! Vivez la psychanalyse freudienne à nouveau!

refuse-service

The best therapy is the knowledge

DJ Psycho Diver Sant – too small to fail
Tonttu Korvatunturilta Kuunsilta JSB
Tip tap tip tap tipetipe tip tap heija!
http://www.psychosputnik.com
http://www.saatchionline.com/jsbielicki
https://psychosputnik.wordpress.com/

They want 1984, we want 1776

They are on the run, we are on the march!

Be patient, work hard, follow your passions, take chances and don’t be afraid to fail.
I think for food

molon labe

Атеисты всех стран, соединяйтесь!

„И жить торопиться, и чувствовать спешит“ –

Цитата из стихотворения П.А. Вяземского Первый снег (1822). Поставлена А.С. Пушкиным эпиграфом к 1-й главе Евгения Онегина

„Wir wollen schnell leben und eilig empfinden“

(Übersetzung: JSB). Zitat aus einem Gedicht von P.A.Vjazemskij Erster Schnee (1822). Verwendet von A.S.Puschkin in erstem Kapitel von Eugen Onegin (1833).

Вместо диалектики наступила жизнь, и в сознании должно было выработаться что-то совершенно другое.“ – Преступление и наказание (Федор Достоевский)“

La bêtise insiste toujours, on s’en apercevrait si l’on pensait pas toujours à soi. (Albert Camus, La peste.)

All national institutions of churches, whether Jewish, Christian or Turkish, appear to me no other than human inventions, set up to terrify and enslave mankind, and monopolize power and profit. (…)

The whole religious complexion of the modern world is due to the absence from Jerusalem of a lunatic asylum. – Thomas Paine
„Ehe für alle“ ist ein Anschlag auf jede lustvolle Form der Sexualität.
Antikapitalisten sin Kapitalisten ohne Kapital.
Menschen, die interessante Geschichten erzählen können, benötigen keine Psychotherapie.
Psychotherapie ist grundsätzlich für langweilige Menschen, die sich sich wichtig machen wollen, sowohl als Patienten als auch als ihre Psychotherapeuten.
Die herrschenden Eliten verteidigen ihre Uversehrtheit und ihre Privilegien mit allen gesetzlichen und ungesetzlichen Mitteln, während sie die mörderischen Attentate der islamofaschisten auf einfache Bürger achselzuckend mit der Bemerkung quittieren „Man muß sich halt daran gewöhnen.“
Das Leben hat weder Sinn noch Wert, es hat nur ästhetische Eigenschaften: entweder ist es schön oder häßlich, lustvoll oder schmerzhaft.
Wer keine Lebensfreude hat, der hat Moral.
Es ist schwierig eine Tyrannei zu bekämpfen, die keinen Tyrannen hat.
Empörung ist der Agens des moralisierenden Narzißmus.
 
Moral / Ethik ist nicht mehr als eine narzistische Bessetzung des eigenen aggressiven Triebes, desssen ausagieren unter dem Deckmantel der Moral als extrem lustvoll empfunden wird, so daß Zufügen von Schmerzen, verbreiten von Angst und Schrecken, schädigen und vernichten des Lebens sogar als etwas Edles und Wertvolles gepriesen wird, weil es im Namen der Moral betrieben wird.  Alles Monströse fängt immer mit der Verfolgung der Sexualität an. Wer keine Lebensfreude hat, der hat die Moral. Die Moralisten haben keine Freude an etwas Schönem, sondern lediglich die Schadenfreude, wenn sie jemandem dessen Spaß verderben. Der Orgasmus der Moral ist die Empörung. Die Geschichte der Moral ist die Geschichte einer grausamen Perversion. Lebensfreude ist eine Lust, die man empfindet, wenn man dabei weder sich noch jemand anderem schadet.

Das beste Mittel gegen Depressionen ist das zu tun, was getan werden soll.

Merkel hat einen Haufen Psychopathen nach Deutschland eingeschleust, zufällig dunkelhäutige.

Die Deutschen gehen zwar immer seltener in die Kirche, dafür jedoch predigen sie selbst ohne Ende.

Kassandra sei für den fortschrittlichen Trojaner eine „populistische Hetzerin“.

„Das Leben sei ein Märchen, erzählt von einem Idioten“ – Shakespeare in Macbeth.

„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ – Grabinschrift von Ingeborg Bachmann

Statt der Dialektik erfolgte das Leben, und das Bewußtsein mußte es verarbeiten, das es etwas ganz anderes ist.“ – Verbrechen und Strafe (Fjodor Dostojewski)“ (Übersetzung JSB.)

Wer widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern zum Schweigen gebracht. (Norbert Bolz)

Geschlossenheit ist gut, Diskurs ist Streit, also verwerflich. Sagen ausgerechnet die, die Kritik an den Regierenden als Grundprinzip ihrer Profession ausgegeben hatten. Aber nur, bis sie die Meinungsführerschaft errungen hatten. An der halten sie nun fest.

Die sich in ihrem Aufgeschlossensein und ihrer Weltoffenheit Sonnenden sind weder aufgeschlossen noch weltoffen. Sie sind Besserwisser, die es besser wissen wollen, als es die Fakten nahe legen. Die Toleranten sind intolerant. Die Gleichmacher spalten. Die Diversitätsprediger streben nach Hegemonie. Die Antibürgerlichen sind die übelsten Spießbürger. Die Faschisten gebärden sich als Anarchisten, und die frei gewählte Monarchin kennt keine Parteien mehr.

In Deutschland herrscht ein Neuer Totalitarismus der selbsternannten „Guten“, die jede andere als eigene, herrschende Ansicht mit Geschrei, Diffamierungen, Ausschluß und Denunziation zum Schweigen zu bringen versuchen. In Deutschland ist Faschismus nicht verschwunden, er hat nur die Seiten gewechselt und neue inoffizielle mediale helldeutsche Reichsschrifttumskammern aufgestellt, die darüber wachen, daß über ihre Fetische (z.B. die Invasion der Heiligen, pauschal Flüchtlinge genannt) nur huldigend und anhimmelnd gesprochen wird. Für mich sind diese in eigener Moral mit Schaum vor dem Mund sich selbst zur Extase des Hasses hochgeputschten Hetzer gegen jede von ihrer eigenen abweichende Meinung die neuen Nazis. Antifa ist Nazifa. Wie Max Liebermann angesichts des Nazi-Deutschland zuletzt sagte, ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.Wie zu Kaisers Zeiten – Der Mainstream-Populismus gefährdet die offene Gesellschaft.

 

Während in der Türkei Menschen verfolgt, ermordet, drangsaliert und gequält werden, der Islamofaschismus zunehmend erstarkt,  und nach Europa greift,
echauffieren sich Deutsche über Trumps Wahl auf dem Niveau von Diskussionen über Ergebnisse von Eurovision Song oder DSDS und der große Freund von Erdogan zum deutschen Bundespräsidenten gewählt werden soll.

Die Erkenntnis ist kein fertiges Ding, sondern ein dialektischer Prozeß, in dem eine neue Erkenntnis nur durch Negation und Aufhebung einer bestehenden Erkenntnis gebildet werden kann. Die gegenwärtige Gesellschaft und vor allem ihre selbsternannten „Eliten“ verhindern, diffamieren und bekämpfen andere als gerade herrschende, etablierte Meinungen und verwandeln damit lebendige Erkenntnis in eine tote, verdinglichte Ideologie, die damit vom Wissen zum Unwissen, zum Fetisch wird. Das gilt für alle institutionalisierten lediglich eigene Macht selbst akkumulierenden Bürokratien, die Politik, die Wissenschaft, die Psychologie, Psychotherapie, Psychoanalyse und andere.

Die Psychoanalyse muß sich hüten, erbaulich sein zu wollen.

Nicht die Flutwelle der Ankömmlinge, sondern die hier Ansäßigen sind traumatisiert.

„Der Nationalsozialismus lebt nach, und bis heute wissen wir nicht, ob bloß als Gespenst dessen, was so monströs war, daß es am eigenen Tode noch nicht starb; oder ob es gar nicht erst zum Tode kam; ob die Bereitschaft zum Unsäglichen fortwest in den Menschen wie in den Verhältnissen, die sie umklammern.“ (Theodor W. Adorno, 1959)

Deutsche neigen zur Wahnbildung einer „Willkommenskultur“ zwecks Angstverdrängung ihres schwachen ICHs angesichts des Islamofaschismus, ihr Autoritärer Charakter (Adorno) erträgt Ambivalenzen nicht.

Der Mensch ist ein Text, der eine wie von Marcel Proust, der andere wie aus der Apotheker Umschau.  In einer Beziehung wird immer ein Buch geschrieben, ein Gedicht, ein Essay, eine Erzählung, ein Roman, ein Polizeiprotokoll, eine Bankbillanz, ein Einkaufszettel, eine Notiz – je nachdem. Liebe ist Hermeneutik, beide Texte gemeinsam zu lesen und gegenseitig in Einem mieinander  weiterzuschreiben. Sex ist dabei die Typografie und das Papier, das Aussehen das Cover, die Illustrationen.

Der Mensch ist ein sich aus sich selbst heraus fortschreibender (eo ipso) Text, und Psychoanalyse (falls sie eine solche ist)  ist Hermeneutik dieses Textes, im psychoanalytischen Prozeß wird der Text verstanden und unter Mitwirkung des Analytikers vom Analysanden weitergeschrieben, weitergestaltet.

»Die Sprache ist [.] ein Werkstück, und jeder kann auf sie draufhauen« (Elfriede Jelinek)

In seinem Vortrag „Marxismus und Dichtung“, gelesen 1935 auf dem Congrès pour la Défense de la Culture in Paris, schreibt Bloch, dass im sozialistischen Denken als dem einzig orientierenden, mancher marxistischer Dichter meint, „…er sei durch die Kälte dieser Berührung behindert. Das Innen kommt nicht gut dabei weg, das Gefühl und die sorgsame Lust, es zu sagen, werden nicht immer zur Kenntnis genommen. Jede Blume gilt dann als Lüge, und der Verstand scheint nur als trocken, oder, wenn er Saft hat nur als Säure erlaubt.“[1]

[1] [1] Ernst Bloch: Literarische Aufsätze.  Frankfurt a.  Main 1985, S.  138.

Deutschland ist eins der am meisten, wenn nicht das am meinsten durchtherapierte Land der Welt, Psychotherapie, Selbsterfahrung, Coaching, psychologische Seminare überall, vom Flüchtling bis Bankvorstand. Deutschland ist das Land der Betreuten und der Betreuer, der Behandelten und der Behandler, der Patienten und ihrer Therapeuten. Kein Wunder, daß auch in der Politik Deutschland die Rolle eines Psychotherapeuten für den Rest der Welt, für ihren Patienten, beansprucht. Nach so viel Psychotherapie müssten Deutsche die Vernünftigsten, die Mutigsten und die Zufriedensten in der Welt sein, anstatt die Irrationalsten, die Ängstlichsten und die Unzufriedensten. Wieso ist es so?

Es ist so, weil Deutsche Selbsterkenntnis mit Selbstsucht und Tiefsinnigkeit mit Selbstbezogenheit verwechseln und was sie für Psychotherapie und Selbsterkenntnis halten, lediglich eine Bestärkung eigener narzistischer Opferrolle ist, mit Erklärungen, daß für das eigene Schicksal nur andere verantwortlich, also schuldig seien, vorwiegend die Mutter, der Kapitalismus, die Amerikaner und die Juden (Israel, Zionisten). Reflektion niergendwo, überall nur Beschuldigungs- und Betreuungsindustrie. Das ist, was Deutsche für Psychotherapie halten, das ist die herrschende Psychokratie in Deutschland, ein Werkzeug der Volksverdummung. Nirgendwo Aufklärung, nirgendwo Reflektion, die Unwissenheit ist Stärke, rot-rot-grüner Anton Reiser überall, Theodor Wiesengrund nirgends mehr.

Man ist das, was man in der Welt wahrnimmt und in seinem Leben macht. Wer sich mit sich selbst beschäftigt, beschäftigt sich mit gar nichts, außer daß man sein narzisstisches Selbst aufbläst.

Wenn 1.000.000 Menschen an ein Kalb mit 3 Köpfen glauben , dann nennt man es Religion, wenn 10.000 Menschen an ein Kalb mit 3 Köpfen glauben, dann nennt man es eine Sekte, wenn 1 Mensch an ein Kalb mit 3 Köpfen glaubt , dann nennt man es Paranoia.

Die Linken und Grünen sind heute der Staat, sie feiern sich selbst und ihre Politik unter den knatternden Fahnen. Der Protest der Jugend kommt deswegen von Rechts.

Da die Herrschenden heute sich Links und Grün nennen, kann Opposition nur Rechts heißen.

Zur Psychoanalyse, psychoanalytischer Psychotherapie, tiefenpsychologisch fundierter (psychoanalytisch orientierter) Psychotherapie gehören als zentrales Thema gesellschaftliche Probleme. Es geht nicht immer nur um die Mutterbrust,
sondern auch um Konflikte in der Gesellschaft, in der der Mensch lebt und von der er formiert und deformiert wird.

Die real existierende Psychoanalyse in Deutschland ist ein politisch korrekter institutionalisierter Kastrat, der jedes konflikthafte Thema meidet, verhindert, zensiert, kontroverse Psychoanalytiker mundtot macht. Was Carl Müller-Braunschweig, Felix Boehm, Schultz-Hencke, Ernest Jones eingebrockt und Annemarie Luise Christine Dührssen für die nächsten 1000 Jahre dingfest festgebacken hat, ist für die Katze. „Zwar war Freuds Psychologie des Unbewußten längst von deutschen Mandarinen »verwissenschaftlicht« und die Psychoanalytische Bewegung durch Hitlers Terror zum Stillstand gebracht worden. Doch auch in den aktuellen Theorie- und Praxis-Gestalten der reimportierten, medizinalisierten und konventionalisierten Psychoanalyse glomm noch der Funke der Freudschen Ideologiekritik.“ – (Helmut Dahmer, In: Konkret 02/92, S. 52.)
Die Medizinalisierung und Technokratisierung der Psychoanalyse machte sie zum toten Ding, zum Fetisch im saturierten Strukturalismus, der weder die Postmoderne noch den Dekonstruktivismus erfahren hat.

Ich haben nach vielen Auseinandersetzung mit der herrschenden Psychokratie verstanden: das Psychokraten-Racket präsentiert sich aktuell als selbstveredelte Omertà mit Enigma-Chiffriermaschine und Vertuschungshoheit, Verschweigeprivileg, Bemäntelungsbefugnis, Lizenz zum Retouchieren, Zensieren, Relativieren. Aufdeckende Methoden in der Psychotherapie sind damit verbannt und werden bald verboten. Nihil novi sub sole. Unwissenheit ist Stärke.

Rackets – nach Adorno mafiaartige bürorkatische alienähnliche selbt machtakkumulierende Verwaltunsorgane, mächtiger als Kapitalismus.

Die Welt ist nicht von Oberlehrern geschaffen. Ihr wesentliches Element ist das noch ungelebte Wirkliche. – Ernst Bloch

 Materialismus ist, die Welt ohne vorgefaßte idealistische (religiöse) Schrullen zu betrachten.

Die stärkste alles beherrschende, selbstakkumulierende Macht ist nicht mehr der Kapitalismus, sondern die Bürokratie, die Rackets der Verwaltung.

Islam ist eine gewaltverherrlichende faschistische menschenverachtende Antikultur

Die Natur macht das Ei und das Kind, Gott macht den Hahn und den Mann.

„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert,
es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ – Karl Marx

Der Bescheidene weiß bescheid.

Deutsche erkennen die Verkommenheit der Ankommenden nicht, weil sie die Eigene verdrängen. Das macht Angst.

Intelligenz und Charakter sind angeboren, vererbt, wie Augenfarbe, Nase, Füße, usw.

Seit 2001 bestimmt eine einzige Religion die Debatte: Der Islamofaschismus.

Es gibt keinen richtigen Islam im falschen.

Das Gutmenschen-Syndrom : die Gedankenlosigkeit, die Ignoranz, die Heuchelei (Hypokrisie) und die Verleumdungssucht.

Der Blick aufs Leben ist übergegangen in die Ideologie, die darüber betrügt, daß es keines mehr gibt. (Adorno)

Was nicht anfaßbar ist, wird unfaßbar, das Unberühbare wird zum Fetisch.

Der Mensch ist nicht nur ein gesellschaftliches und psychisches Wesen, er ist auch ein natürliches, biotisches Wesen.

Der kategorische Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. (Karl Marx)

Ohne daß die Massen, und zwar gerade wegen ihrer sozialen Integration, ihr gesellschaft­liches Schicksal irgend mehr in der Hand hätten als vor 120 Jahren, entra­ten sie nicht nur der Klassensolidarität, sondern des vollen Bewußtseins dessen, daß sie Objekte, nicht Subjekte des gesellschaftlichen Prozesses sind, den sie doch als Subjekte in Gang halten. (Adorno) Die Beziehung zwischen objektivierten Subjekten und subjektivierten Objekt kennzeichnet die gesellschaftliche Struktur der kapitalistischen Gesellschaft. Aber um das zu begreifen, müsste man das andere Kapital lesen. (Paul Stegemann)

Nur der Tod ist vorhersehbar, das Leben nicht.

Empörungskollektive behindern die Erkenntnis.

CYNIC, n. A blackguard whose faulty vision sees things as they are, not as they ought to be.  – Ambrose Bierce [pseudonym Grile Dod]

Reiche sind Arme mit viel Geld

Deutsche Psychoanalyse verwechselt Leblosigkeit mit Abstinenz und Beziehungslosigkeit mit Sachlichkeit.

Die ersten sechs Generalbundesanwälte der BRD waren sämtlich ehemals Mitglieder der NSDAP.

Wer nicht klar schreiben kann, der kann auch nicht klar denken.

Islam eine totalitäre Ideologie der Unterwerfung, der religiös verbrämten Machtergreifung. Täter sind Muslime, Muslime sind Sympatisanten der Täter.

Dreams unite, ideas divide.

Politik: Widerwertigkeit einer zum Staat gewordenen Kloake.

„Sooft ich eine politische Rede höre oder lese, was die uns Regierenden schreiben, bin ich entsetzt, seit Jahren nichts zu vernehmen, was einen menschlichen Klang hätte. Es sind immer die gleichen Worte, die die gleichen  Lügen berichten. Und daß die Menschen sich damit abfinden, daß der Zorn des Volkes diese Hampelmänner noch nicht zerschmettert hat, ist für mich der Beweis, daß die Menschen ihrer Regierung keinerlei Bedeutung zumessen und daß sie spielen, ja wahrhaftig mit einem ganzen Teil ihres Lebens und ihrer sogenannten lebenswichtigen Interessen spielen.“ – Albert Camus

Für Antisemitismus braucht man keine Juden, man braucht nur Antisemiten.

Jeder ist anders. Wirklich. Einheitliche Front ist eine Illusion, eine Täuschung, eine Lüge.
Konflikte und Koalitionen werden in Masken ausgetragen.
Realität ist anders.
Angela Merkel ist an Andreas-Lubitz-Syndrom erkrankt und fliegt Deutschland gegen die Wand.

„Die Wilden sind nicht bessere Menschen“ – Adorno

Der „autoritäre Charakter“ mit seiner narzisstischen Kränkung und seinem Sado-Masochismus, offenbart eine reaktionäre „Furcht vor der Freiheit“.

Ex Oriente Tenebris

Um Menschen zu verstehen, muß man den Sinn fürs Absurde haben.

Faschismus hat die Seiten gewechselt

„The only reason people do work for airlines is because the Nazi party is no longer hiring.“ –
Die beste Therapie ist das Wissen

Angela Merkel in BILD-Zeitung, 29. November 2004 auf die Frage, welche Empfindungen Deutschland in ihr weckt: „Ich denke an dichte Fenster! Kein anderes Land kann so dichte und so schöne Fenster bauen.“

„Wenn ein Truthahn nach tausend Tagen geschlachtet wird, erscheint der Todestag dem Truthahn als unvorhersehbar, nicht aber dem Metzger.“ – Nassim Nicholas Taleb

Schnick, Schnack, Schnuck – Schere, Stein, Papier – Extremistan, Mediokristan, Absurdistan

Die FAZ, das intellektuelle Flagschiff der Republik hat sich zu Merkel mit der Breitseite gewendet.
Dummköpfe, in Deutschland „Eliten“ genannt, werden diesen Ausdruck für eine freundliche Geste halten, für eine deutche Übersetzung des „Always Look on the Bright Side of Life“.
In den geistigen Anal-Phabetismus dieser „Eliten“ sind die „Flüchtlinge“ ohne Weiteres integrierbar, einer geht immer noch herein.
„Wart Pac pałaca, a pałac Paca“, sagen dazu die Polen, “ der eine taugt sowenig wie der andere“.
Steht doch diesem Staat eine Frau ohne Eigenschaften vor, die den von Robert Musil beschriebenen Zerfall kurz vor 1914 (huch, was war denn da?) repräsentiert und betreibt.

„Das deutsche Volk kann Revolution machen nur noch gegen sich selbst.“ – Ulrich Sonnemann

„Weil das Notwendige nicht getan werden will, eröffnet sich der Spielplatz der Selbstverwirklichung; wem Vernunft als dogmatisch gilt, der hat jedenfalls Verstand genug, seine Halluzinationen auf Punkt und Komma zum totalen System der Sozialreform auszuarbeiten. Die materialistische Kritik hatte zwar 1848 versucht, sich einen Überblick zu verschaffen, denn „Ökonomisten, Philantrophen, Humanitäre, Verbesserer der Lage der arbeitenden Klassen, Wohltätigkeitsorganisierer, Abschaffer der Tierquälerei, Mäßigkeitsvereinsstifter“ wetteiferten schon damals darum, den „wahren“ deutschen Sozialismus (der besten, größten, stärksten in der Welt Philantropie, nämlich der deutschen, à la Merkel) auf Touren zu bringen.“ – Joachim Bruhn

»Kann sein«, fuhr er in seiner Schilderung der Zukunft Österreichs fort, »daß uns, wenn wir mit den Türken Krieg führen, die Deutschen in den Rücken falln, weil die Deutschen und die Türken zusammenhalten. Wir können uns aber mit Frankreich verbünden, das seit dem Jahr einundsiebzig auf Deutschland schlecht zu sprechen is. Und schon wirds gehn. Es wird Krieg geben, mehr sag ich euch nicht.« – sagte Schwejk.

„Es gibt doch tatsächlich eine verständige Definition der Widervernunft als solcher, statt den Massenmord als den irren Versuch scharfsinniger Rindviecher zu entziffern, die paradoxe, an sich selbst unbegreifliche Identität des Kapitals als automatisches Subjekt zu liquidieren und es als fixe Qualität zu verdinglichen, als Versuch daher des volksgemeinschaftlichen Mordkollektivs, das Kapital als naturale Eigenschaft sich einzuverleiben, d.h. das „Geldrätsel“ zu lösen, indem man G — G‘ (Geld macht Geld Anm.JSB) zum Wesen des Deutschtums erhob. Weil das Mordkollektiv vom Wahn inspiriert war, in der jüdischen „Gegenrasse“ sei das Geheimnis endlos gelingender Akkumulation quasi genetisch inkorporiert, so daß es des kollektiven Raubmords bedürfe, dieses Geheimnis den Juden aus dem Leib zu reißen und den Deutschen einzuverleiben, weil es ihre negative Utopie ausmacht, sich in den „Kapitalfetisch“ zu verwandeln und sich selbst als „reiner Automat“69 darzustellen: daher konnte der Versuch, das „Tausendjährige Reich“ der definitiven Abschaffung aller Vermittlung und der Selbstdarstellung des Deutschtums als des automatischen Fetischs schlechthin nur in der barbarischen Einheit von Verstandesdiktatur und Apokalypse münden.
Der Nationalsozialismus war in dieser Perspektive „nichts anderes als“ der Versuch des Subjekts, sich selbst zu rassifizieren, um das Kapital unmittelbar als natürliche „Eigenschaft“ sich anzueignen, d.h. sein „Naturrecht“ auf die so endlos wie krisenfrei gelingende Akkumulation zu verwirklichen : eben das ist der (ja, auch: Lust-) Gewinn, den das Kollektiv aus Verfolgungswahn und Massenmord einstrich. Das war die Geschichte des Nationalsozialismus als Produktionsverhältnis, das ist der Grund dafür, daß die Deutschen nie deutscher waren als am 9. Mai 1945, daß sie seitdem die absolute Transzendenz ihrer Geschichte niemals werden vergessen können, bis endlich die „Emanzipation der Deutschen zu Menschen“(Marx) doch noch revolutionär gelingen möge. Es ist diese Überbietung jedweder Vermittlung im Mord an den Juden, die seitdem „aufgearbeitet“, bzw. voller Sehnsucht rekapituliert wird. Der öffentliche ,Diskurs‘ über den NS gleicht nicht nur einer nicht enden wollenden Trauerrede — wenn etwa die FAZ jammert, Hitler habe „das Selbstbewußtsein der einfachen Menschen gestärkt und seine Arbeitsleistung gewürdigt. Der Sinn für das Allgemeinwohl, dessen Träger der Staat ist, wurde wieder geweckt.“ — , sondern dieser ‚Diskurs‘ ist nichts anders als die Selbstdressur in die doch noch gelingen mögende Erfüllung des Hitlerschen Vermächtnisses. Es ist sein „Politisches Testament“ vom 29. April 1945, das seitdem abgearbeitet wird, sein letzter Wille, dem „internationalen Judentum und seinen Helfern“ den totalen Krieg zu erklären und dafür immer wieder aufs Neue im deutschen Staat die so klassenübergreifende wie die Klassen in sich aufhebende Volksgemeinschaft zu verschweißen, d.h. das Mordkollektiv, daß in erlogener präventiver Notwehr dagegen sich erheben solle, daß „die Völker Europas wieder nur als Aktienpakete dieser internationalen Geld- und Finanzverschwörer angesehen werden.“ Die restlose Verschmelzung der Individuen als Körper mit ihrer gesellschaftlichen Subjektfunktion hat stattgefunden, die deutsche Utopie war schon einmal Wirklichkeit gewesen: das ist der Grund für das allseits festgestellte Ausbleiben einer jeden Panik und Hysterie in der größten Krise des Kapitals seit 1929, der Grund auch dafür, das die konformistischen Revolteure etwa der Bewegung gegen das Stuttgarter Bahnhofsgrab selig identisch und zur Melodie von „Freude, schöner Götterfunken“ singen können: „Wir sind das Volk, wir sind das Geld.“ Das Urvertrauen in den Souverän ist ungebrochen (wenn nur diese Regierung nicht wäre!). (…) Der Warenhüter, das (juristische) Subjekt, in die Antinomie von Bourgeois und Citoyen, deren Synthese der Souverän in der Gestalt negativer Versöhnung ist, wie sie zuerst in der Form des Soldaten erscheint: kasernierte Mordenergie, bedingungslose Bereitschaft zum Töten und Getötetwerden, damit die Dezision (Entscheidung Anm.JSB) über Leben und Tod in letzter Instanz. (…) Im Normalzustand der Akkumulation ist der Souverän als Bedingung der Möglichkeit der Existenz von Staatsapparaten unsichtbar. Aber die Souveränität als reines Verhältnis von Befehl und Kommando, als die bedingungslose Pflicht zum Opfer und als unbedingte Freiheit zum Morden, wie sie im allgemeinen Menschen präsent ist, tritt in der großen Krise hinter den Staatsapparaten hervor und aus ihnen heraus, hebt die Gewaltenteilung auf und setzt sich absolut als „frei aus sich selbst Anfangendes“, als so ableitungs- und begründungs- wie rechtfertigungsloses „Ich will.“ (Hegel)
Die Begriff des Nationalsozialismus ist demnach, d.h., wie ihn auch der Materialist Johann Georg Elser praktisch zu fassen suchte, in der Perspektive zu entwickeln, daß Hitler als Erscheinung des allgemeinen Deutschen, als der Souverän, hinter den Staatsapparaten hervortrat und als Person unmittelbar alles, was deutsch ist, verkörperte. Darin nun konvergieren die Kritik der politischen Ökonomie und gewisse Einsichten der Psychiatrie, denn eine barbarische Gesellschaft kann nur von einem Subjekt repräsentiert und ausagiert werden, das seiner psychischen Konstitution zufolge nichts anderes als ist als eben: die negative Aufhebung des Subjekts, d.h.: ein Barbar sondergleichen.  (…) Die Gestalt des unmittelbar allgemeinen Deutschen, der in einer Person inkarnierten Souveränität, ist der archimedische Punkt, zu dessen Begriff die materialistische Kritik dringend ihrer Belehrung durch Psychiatrie und Psychoanalyse bedarf. (…)
In der Konsequenz der unmittelbaren Erscheinung des allgemeinen Deutschen erblüht ein grandioses Verschmelzungserlebnis von Masse und Macht: das Glück vermittlungsloser Identität in der verkehrten Gesellschaft. Es ist, „als ob“ die Utopie des wahren deutschen Sozialismus, „man könne allen Waren den Stempel unmittelbarer Austauschbarkeit aufdrücken“, d.h. „alle Katholiken zu Päpsten machen‘, sich in der Volksgemeinschaft realisiert hat. Das Verhältnis von Volk und Führer mündet, je intensiver der Mordwille sich ausagiert, in zwar geborgter, gleichwohl fugenloser Identität, zumindest solange, wie auch nur ein Jude noch am Leben ist und die Jagd weitergehen darf bzw.: muß. (Darum ist Israel den Deutschen Verheißung und Schrecken zugleich, eben: „Das letzte Tabu deutscher Außenpolitik“90, d.h. Objekt von Angstlust par excellence.) Der Nazifaschismus war ein Traum — das ist der Profit, den Babi Jar und Treblinka den Deutschen abgeworfen haben, denn im Massenmord hatten sie sich die absolute Transzendenz einmal schon angeeignet. Die gern beschwatzte „Unfähigkeit zu trauern“ gründet darin, daß man die Verschmelzung niemals wird vergessen können und den Staat als den Garanten sine qua non ihrer möglichen Wiederkehr versteht, d.h. als Versprechen. Es ist die Hoffnung auf das organisierte Pogrom, was gegen Panik immun macht.
Das bedeutet nicht, daß dem System des erst pazifizierten, dann oberflächlich parlamentarisierten Wahns der deutschen Ideologie keine bemerkenswerten Einsichten in die Zukunft der Krise möglich sind, auch wenn dessen Lautsprecher nicht wissen, was sie denken, bevor sie hören, was sie sagen oder lesen, was sie schreiben — so der FAZ-Kolumnist Frank Schirrmacher, der, mutmaßlich den Einflüsterungen Dietmar Daths erlegen, dies zu bedenken gibt: „Wer meint, daß die aktuelle Vernichtung des Grundvertrauens in die Rationalität ökonomischen Handelns ohne Folgen bleibt, wird sich spätestens bei den nächsten Wahlen enttäuscht sehen. Über Nacht ist die Welt des Geldes fiktionalisiert worden. Die Flucht in die Verstaatlichung, die von den Banken selbst angeführt wird ist der Bankrott der Metaphysik des Marktes.“ So verständig schreibt kein „Neues Deutschland“. Und weiter: „Jetzt, da völlige Unklarheit darüber herrscht, was ist und was nicht ist, kann nur der Staat noch dezisionistisch darüber verfügen, daß etwas und nicht vielmehr nichts existiert.“ Noch ist nicht von Juden, sondern vom Geldwert die Rede, aber jeder weiß, was gemeint ist, nämlich die Erklärung des obersten Volkswirts in der Wolfsschanze. In derlei traumwandlerischen, aber zielsicheren Inszenierungen des Staatlichkeitswahns wird die sehnsüchtige Erinnerung an wie die tätige Hoffnung auf das (neuerliche) Erscheinen des unmittelbar allgemeinen Deutschen beschworen, denn wenn schon die aktuellen „Notstandsgesetze“ nichts weniger bedeuten als eine „Revolution von oben“ — wo ist dann der Kyffhäuser, wo wartet der authentisch deutsche Revolutionär? Es ist diese unheimliche Sehnsucht, die die Linkspartei mit der Rechtspartei trotz aller, oberflächlich betrachtet, verschiedener Terminologie lange schon eint, bevor sie nun, im sich warmlaufenden „Extremismus der Mitte“, zur Volksfront sich finden werden, zugleich der Grund dafür, warum ein ausgemachter Prä-Faschist wie der „Professor für BWL an der FH Worms“, Max Otte, den Horst Köhler und die Sarah Wagenknecht in einem Atemzug und fürs haarscharf Gleiche loben kann, für deren Programm „Werden Sie ,Volkskapitalist‘!“ und für ihren Appell: „Gebt das Geld in unsere Hände!„93 Denn wer, wenn nicht wir, ist das Geld? (…) Der Traum der deutschen Ideologie ist die Verwandlung der Volksgenossen in die lebendige Münze. In diesen Verschmelzungsphantasien läuft sich die neuerliche Transformation des bürgerlichen wie des proletarischen Besitzindividuums langsam warm in das, was Johann Most treffend die „Eigentumsbestie“94 genannt hat, d.h. die selbstbewußt zynische Verschmelzung der Individuen als homogene Subjekte mit der Akkumulation. Die gesellschaftliche Mitte, d.h. der Angelpunkt der falschen Gesellschaft wie der Nullpunkt ihres Bewußtseins zugleich, hat längst G — G‘ als ihr Naturrecht proklamiert und sinnt jetzt auf Rache dafür, daß niemand „den echten Wert der Bilanzen“‚ kennt. Denn, so Marx, „in dem zinstragenden Kapital ist die Vorstellung vom Kapitalfetisch vollendet, die Vorstellung, die dem … Geld die Kraft zuschreibt, durch eine eingeborene geheime Qualität, als reiner Automat, in geometrischer Progression Mehrwert zu erzeugen, so daß es … allen Reichtum dieser Welt für alle Zeiten als ihm von Rechts wegen gehörig und zufallend schon längst diskontiert hat.“96 Das ist die historische Mission der Eigentumsbestie, daß es den Fetischismus und die Naturalisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse nicht länger, wie es der akademische Marxismus glauben machen möchte, als die nur historische „zweite Natur“, d.h. bloße Kulisse und Simulation des „als ob“ dulden mag, sondern als die erste, rassische Qualität des Deutschtums setzen und sich einverleiben will.
„Aller Reichtum dieser Welt für alle Zeiten“, und dies von Staats und „von Rechts wegen“, sagt Marx, d.h. eben: das tausendjährige Reich glücklich gelingender Akkumulation im endlich doch noch vollbrachten Endsieg vollendeter Selbstrassifizierung.  (…) Wo alle darum kämpfen, ein kleines Licht in einer großen Finsternis zu sein, wo ein jeder seine Utopie „vorlebt“, da treibt man sich gegenseitig in die allgemeine Umnachtung und hat sein Spaßvergnügen dabei 
“ – Joachim Bruhn

„Rasse heute ist die Selbstbehauptung des bürgerlichen Individuums, integriert im barbarischen Kollektiv.“ – Max Horkheimer/Theodor W. Adorno

Der Mensch ist nur noch eine staatsnotwendige Fiktion und als solche ist er das natürliche Material des Staates, der homogenisierte Lehm, der gelehmte Homo, aus dem die Staatspyramiden entstehen.

Zum Lernen muß man alleine sein. Wer nicht alleine sein kann, kann nicht lernen. Beziehuhngssüchtige, die ständig in Gruppen sein wollen, die ständig Kontakte suchen, auch elektronisch, im Internet, Handy, Kneipe, in sonstigen Gemeinschaften, Communities, werden zu Loosern, wenn sie es nicht bereits sind. Der Mensch ist ein Idividuum, er will jedoch lieber wie ein Regenwurm in einem Wurmhaufen vegetieren. Wo ein Wir ist, verschwindet das Ich. Aber nur ein Ich kann denken, das Wir kann lediglich fühlen, wie Würmer, die nur aus Bäuchen bestehen. Dann gibt es eine Volksgemeinschaft, die nicht denken kann, aber auf ihr Bauchgefühl stolz ist. Die Folge vom Bauchgefühl ist, was hinten herauskommt. Und darauf, was hinten herauskommt sagt der Deutsche, kommt es ja an. Und hinten kommt bestenfalls nur heiße Luft und Scheiße heraus.

“I think it’s very healthy to spend time alone. You need to know how to be alone and not be defined by another person.” ― Oscar Wilde

Das Leben: zum Teil Freiheit, zum Teil Sicherheit
Totale Freiheit, totale Sicherheit bringen nur den Tod.

„Nie waren die Deutschen deutscher als am 9. Mai 1945, und deshalb war der Nazi-Fa­schismus keine Enthüllung und keine Offenbarung, sondern ein Produktionsverhältnis im durchschlagendsten Sinne: die Produktion der Barbarei als einer qualitativ neuen, dem Kapital im doppelten Sinne des Wortes entsprungenen Gesellschaftlichkeit. Der Antisemitismus er­schöpft sich keineswegs ,schon‘ darin, eine Verfolgungs- und Vernichtungspraxis zu initiieren, d.h. die sog. „Endlösung“, sondern er war zugleich die Produktion des Deutschen an und für sich, d.h. die Transformation der Bevölkerung in das deutsche Volk, d.h. dessen tatsächliche Enderlösung. Die entscheidende Frage ist also, was eigentlich das Mordkollektiv davon gehabt hat, was sein Movens war, die Tat zu begehen, und wie es sich selber begierig, lustvoll und lei­denschaftlich in der Verfolgung und Ermordung der Juden als etwas substantiell Neues konsti­tuiert hat — und wie das, was schließlich konstituiert worden ist, in der Gegenwart als die zum „Tausendjährigen Reich“ noch fehlenden 988 Jahre fortwest und die Bedingung der Möglich­keit dessen ist, daß die Krise, wie sie seit Jahren in den schwarzen Messen des nationalökono -mischen Okkultismus abgefeiert wird, von den Landsleuten so überaus gelassen, fast stoisch schon, hingenommen wurde und wird.“ – Joachim Bruhn

Die Kontrolle über die unkontrollierte Masseneinwanderung haben sich Einwanderer erkämpft.

Es gilt die Gesinnung, nicht die Realität«Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus.‘ Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus.» – Ignazio Silone
«Antifa ist die linke Ausprägung des Faschismus. Sie ist also selbst das, was sie vorgibt zu bekämpfen.»

Sklaven träumen nicht davon, freie Menschen, sondern Sklavenhalter zu werden.

„Wer widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern zum Schweigen gebracht.“ – Norbert Bolz

„Die Sprache ist im Guten wie im Schlechten nicht mehr Medium der Erkenntnis, sondern der kulturellen Hegemonie. (..) Wo sich statt Antagonismen Spannungsfelder auftun, hat der Geist bereits kapituliert. (…) Eine Welt, in der alle einander wechselseitig als kompatibel anerkennen und stets »das Gemeinschaftliche im Auge behalten«, kann schwerlich etwas anderes als die Hölle auf Erden sein. (…) Die Beliebigkeit ist also nicht harmlos, sondern hat hier wie auch sonst ein bestimmtes Ziel: die Zerstörung individueller Urteilskraft zugunsten einer Logik der »Anerkennung«, in der jeder Lüge Recht gegeben und jede triftige Erkenntnis in die Schranken ihres »Standorts« verwiesen wird.“ – Magnus Klaue

„Hochverrat ist eine Frage des Datums“ – Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord

Die Skandalisierung eines Skandals ist eine in deutschen Medien meisterhaft beherrschte Disziplin.

„Es ist eine alte Weisheit, dass Macht stets die Verführung mit sich bringt, sie zu missbrauchen.“ – Wolfgang Schmidbauer

„C.G.Jung war ein psychoanalytischer Faschist, ein faschistisch schäumender Psychoanalytiker. “ – Ernst Bloch

„Die tatsächlich bestehenden und einsichtigen Leuten schon längst bekannten Verschiedenheiten der germanischen und jüdischen Psychologie sollen nicht mehr verwischt werden, was der Wissenschaft nur förderlich sein kann“ (…) „Die Gesellschaft (die Internationale Allgemeine Ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie (IAÄGP). Anm.JSB) setzt von allen ihren schriftstellerisch und rednerisch tätigen Mitgliedern voraus, daß sie Adolf Hitlers grundlegendes Buch ›Mein Kampf‹ mit allem wissenschaftlichen Ernst durchgearbeitet haben und als Grundlage anerkennen. Sie will mitarbeiten an dem Werke des Volkskanzlers, das deutsche Volk zu einer heroischen, opferfreudigen Gesinnung zu erziehen.“ C.G.Jung

„Ich weiß nicht, was passieren muss, bis endlich was passiert.“
„Ulrike Maria Stuart“ von Elfriede Jelinek

„Auch der sublimste erkenntnistheoretische Idealismus führt unweigerlich zum Solipsismus, zur Vergottung des Ichs, einer Elite, einer Rasse und endet schließlich im blutigsten Imperialismus.“ John F. Rottmeister

„Alles, was noch nicht gewesen ist, ist Zukunft, wenn es nicht gerade jetzt ist.“ – Angela Merkel 

Psychoanalyse ist eine Erhebung über die Situation. Von oben hat man bessere Aussicht.

„Kritische Theorien, wie die Freudsche, artikulieren eine Erfahrung, die mit den jeweils herrschenden Denk- und Wahrnehmungsweisen unvereinbar ist. Gerade in dem, was der Konvention als unbrauchbar, als Abfall gilt und wovon in Wissenschaft und Lebenspraxis methodisch abgesehen wird, entdecken die Revolutionäre der Denkart das Neue, das ei¬ne bestehende Einrichtung des Lebens in Frage stellt. Indem sie an das Ausgegrenzte und erfolgreich Vergessene erinnern, markieren sie den Mangel der Ordnung, die über dem Grab der verworfenen Alternativen triumphierend sich erhebt. Und das dem Status quo verschworene Kollektiv stempelt solche Alchimisten, die aus Dreck Gold zu machen schei¬nen, stets zu Außenseitern6 . Aus der Erfahrung dessen, was den vorherrschenden, institutionalisierten Zwecken widerstrebt, erschüttern die Neuerer deren fraglose Geltung.“ – Helmut Dahmer

Die Umwälzung nach 1945  führte nicht zur Überwindung des Nationalsozialismus  als Ideologie der deutschen Volksgemeinschaft, sondern rief lediglich die eitle Illusion hervor, daß mit der Kritik am Nationalsozialismus das nationalsozialistische Dünken selbst und seine innere Konflikthaftigkeit mit dem Judentum überwunden sei.

„Wie es Tatbestände gibt, die die Sinne in die Irre führen, wie im Fall der optischen Täuschung, so gibt es welche, die die unangenehme Eigenschaft haben, dem Intellekt Schlüsse zu suggerieren, die gleichwohl falsch sind.“ – Christoph Türcke

Das Geschlecht ist ein sozialer Konstrukt? Berg, Tal, See und das Meer auch!

Bereits Marx diagnostizierte den Deutschen das Umkippen von Ideologie in Wahn und Lüge. Wie gegenwärtig der Fall ist, neigen die Deutschen zu Ausbrüchen des kollektiven Wahns, der Massenpsychose mit zunehmendem Realitätsverlust.
Der Wahn ist kurz, die Reue lang, pflegte meine Großmutter zu sagen.

Nach dem I. Psychosputnik-Gesetz verwandelt sich der frei florierende Zynismus ab gewissem Verdichtungsgrad seiner Intensität in hochprozentige Heuchelei, analog zu einer atomaren Kernschmelzereaktion. Diesen Prozess der zunehmenden Zynismuskonzentration mit anschliessender Explosion der Heuchelei kann man sehr deutlich gegenwärtig in Deutschland beobachten. Das Denken ist weggeblasen, pulverisiert, das (Hoch)Gefühl ist voll an seine Stelle getreten.

»Indem (der gesunde Menschenverstand) sich auf das Gefühl, sein inwendiges Orakel, beruft, ist er gegen den, der nicht übereinstimmt, fertig; er muß erklären, daß er dem weiter nichts zu sagen habe, der nicht dasselbe in sich finde und fühle; – mit anderen Worten, er tritt die Wurzel der Humanität mit Füßen. Denn die Natur dieser ist, auf die Übereinkunft mit anderen zu dringen, und ihre Existenz nur in der zustande gebrachten Einheit der Bewußtseine. Das Widermenschliche, das Tierische besteht darin, im Gefühle stehenzubleiben und nur durch dieses sich mitteilen zu können.« – G.W.F. Hegel, Phänomenologie des Geistes

„Die Verschleierung eigener Positionen durch Zitate und Zitatselektion dient dazu, eigene Positionen unkenntlich zu machen.“ – Ursula Kreuzer-Haustein

„Die Neurose ist das Wappen der Kultur.“ – Dr. Rudolf Urbantschitsch, Seelenarzt; „Sehr schön, aber es laufen derzeit schon weit mehr Heraldiker als Adelige herum.“ – Karl Kraus, Schriftsteller

„Zuerst verlieren die Menschen die Scham, dann den Verstand, hernach die Ruhe, hierauf die Haltung, an der vorletzten Station das Geld und zum Schluß die Freiheit.“ – Karl Kraus

„Ausbeutung heißt Beute machen, sich etwas durch Gewalt aneignen, was nicht durch eigene Arbeit geschaffen wurde, sich etwas nehmen, ohne Gleichwertiges zurückzugeben – Maria Mies

»Die Psychoanalyse ist eine Panne für die Hierarchie des Denksystems« – Pierre Legendre

Psychoanalyse entwickelt sich nicht weiter, weil sie nicht angewandt wird, es wird nur über sie gesprochen.

»Sie wissen, daß der Kampf des wissenschaftlichen Geistes gegen die religiöse Weltan­schauung nicht zu Ende gekommen ist, er spielt sich noch in der Gegenwart unter unseren Augen ab … Die erste Einwendung, die man hört, lautet, … die Wissenschaft ist zur Be­urteilung der Religion nicht zuständig. Sie sei sonst ganz brauchbar und schätzenswert, solange sie sich auf ihr Gebiet beschränkt, aber die Religion sei nicht ihr Gebiet, da habe sie nichts zu suchen … Die Religion darf nicht kritisch geprüft werden, weil sie das Höch­ste, Wertvollste, Erhabenste ist, was der menschliche Geist hervorgebracht hat, weil sie den tiefsten Gefühlen Ausdruck gibt, allein die Welt erträglich und das Leben lebenswür­dig macht … Darauf braucht man nicht zu antworten, indem man die Einschätzung der Religion bestreitet, sondern indem man die Aufmerksamkeit auf einen anderen Sachver­halt richtet. Man betont, daß es sich gar nicht um einen Übergriff des wissenschaftlichen Geistes auf das Gebiet der Religion handelt, sondern um einen Übergriff der Religion auf die Sphäre des wissenschaftlichen Denkens. Was immer Wert und Bedeutung der Religion sein mögen, sie hat kein Recht, das Denken irgendwie zu beschränken, also auch nicht das Recht, sich selbst von der Anwendung des Denkens auszunehmen … Eine auf die Wissen­schaft aufgebaute Weltanschauung hat außer der Betonung der realen Außenwelt wesent­lich negative Züge, wie die Bescheidung zur Wahrheit, die Ablehnung der Illusionen« (Freud, 1933, S. 182 ff. und S. 197).

„Freuds »Religions«-Kritik galt den »Neurosen« genannten Privatreligionen (Heiraten, romantische Liebe, Gier, Ethik und Moral, etc. Anm. JSB) ebenso wie den kollektiven (Nation, Gutmenschen, Sport, etc. Anm. JSB);“ – Helmut Dahmer

Freud prognostizierte, die bestehende Gesellschaft werde an einem Übermaß nicht absorbierba­rer Destruktivität zugrundegehen. (sofern nicht »Eros« interveniere (Eros ist nicht Ficken, sondern Caritas. Anm. JSB)).

„Wer dem Kult der »Werte« frönt, kann unsanft erwachen, wenn im Kampf der Klassen und Parteien, von dem er sich fernhält, Gruppen obsiegen, auf deren Pro­gramm eine »Umwertung der Werte«, z. B. die Aufwertung von »Un­werten« steht.“ – Helmut Dahmer

»Hinsichtlich der allgemeinen nervlichen Belastung wirkte die Lage im Dritten Reich auf den psychischen Zustand des Volkes ziemlich ambivalent. Es unterliegt kaum einem Zwei­fel, daß die Machtergreifung zu einer weitverbreiteten Verbesserung der emotionalen Ge­sundheit führte. Das war nicht nur ein Ergebnis des Wirtschaftsaufschwungs, sondern auch der Tatsache, daß sich viele Deutsche in erhöhtem Maße mit den nationalen Zielen identifizierten. Diese Wirkung ähnelte der, die Kriege normalerweise auf das Auftreten von Selbstmorden und Depressionen haben. (Das Deutschland der Nazizeit verzeichnete diese Erscheinung zweimal: nämlich 1933 und 1939.) Aber gleichzeitig führte das intensi­vere Lebensgefühl, das von der ständigen Stimulierung der Massenemotionen herrührte, auch zu einer größeren Schwäche gegenüber dem Trinken, Rauchen und Vergnügungen« – Richard Grunberger

Von Anfang an hat­te Hitlers Regime auch den Anstrich der Rechtmäßigkeit

„Die psychiatrischen Truppen der »kaiserlichen deutschen Psychiatrie« (Alexander und Selesnick, 1966, S. 214) jedoch, die 1914 ins Feld zogen, bekriegten immer noch die Krankheit, den äußeren Eindringling in ein gesundes System, und nicht die Neurose, das innere Ungleichgewicht zwischen Psychodynamik, Umwelt und Geschichte.“ – Geoffrey C. Cocks (Diese Einstellung herrscht bis heute in der deutschen Psychotherapie und findet explosionsartige Vermehrung im KOnzept der sog. „Traumatisierung“. Anm- JSB)

Der Plural hat kein Geschlecht.

„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.“ -Albert Einstein

„Der psychoanalytische Bei­trag zur Sozialpsychologie der jüngsten Vergangenheit (und Gegenwart Anm.JSB) und ihrer Verar­beitung ist heute ebenso unerwünscht wie die Libidotheorie zu Anfang des Jahrhunderts.“ – I.Kaminer

»Ein böses und nur durch Unkenntnis gerechtfertigtes Mißverständnis ist es, wenn man meint, die Psychoanalyse erwarte die Heilung neurotischer Beschwerden vom >freien Ausleben< der Sexualität. Das Bewußtmachen der verdrängten Sexualgelüste in der Analyse ermöglicht vielmehr eine Beherrschung derselben, die durch die vorgängige Verdrängung nicht zu erreichen war. Man kann mit mehr Recht sagen, daß die Analyse den Neurotiker von den Fesseln seiner Sexualität befreit.« – Sigmund Feud, Gesammelte Schriften«, Band XI, S. 201 ff.)

Dummheit ist, wenn jemand nicht weiß, was er wissen könnte.

Dummheit äußert sich heute als empörter Moralismus.

Liebe: nur bestenfalls eine Mutter akzeptiert ihr Kind, so wie es ist, ansonsten muß man Erwartungen anderer erfüllen, um akzeptiert zu werden.

Früher galt als mutig, wer ein Revolutionär war, heute reicht es schon, wenn einer seine Meinung behält.

“Jeder fünfte Bewohner des Westjordanlandes ist ein israelischer Siedler”, greint die Generaldelegation Palästinas heute auf ihrer Homepage.
Und jeder fünfte Bewohner Israels ist ein palästinensischer Araber.
So what?

Werte ohne Einfühlungsvermögen sind nichts wert.

Manche Menschen fühlen physischen Schmerz, wenn sie ihre gewohnten Vorstellungen zugunsten der Realität korrigieren sollen, sie wenden ihre gesamte Intelligenz mit Unterstützung ihrer Agressivität auf, um die Realität nicht zu erkennen und ihr Selbstbild unverändert beizubehalten.

Immer mehr fühlen, immer weniger denken – Der Mensch unterscheidet sich vom Tier nicht durch Gefühle, denn Säugetiere haben die gleichen Gefühle, wie der Mensch: Trauer, Angst, Wut, Liebe, sondern durch sein Denken. Wenn er denkt, falls er denkt.

Political correctness ist, wenn man aus Feigheit lügt, um Dumme nicht zu verärgern, die die Wahrheit nicht hören wollen.

„Sagen Sie meiner Mutter nicht, daß ich in der Werbung arbeite. Sie denkt, ich bin Pianist in einem Bordell.“ – Jacques Seguela

BILD: FAZ für Hauptschüler

Wer „ich will frei sein“ sagt, und es sagen viele, der ist ein Idiot. Denn das höchste was der Mensch als Freiheit haben kann, ist die Freiheit, seine Pflicht frei zu wählen.

“Im Streit um moralische Probleme, ist der Relativismus die erste Zuflucht der Schurken.“ Roger Scruton

Nonkonformistische Attitüde und affirmative Inhalte – einer Kombination, die schon immer die linksdeutsche Ideologie gekennzeichnet hat. – Stephan Grigat

Es sind dieselben, die behaupten, das Geschlecht wäre nicht biologisch angeboren, sondern nur ein soziales Konstrukt, und zugleich daß die Homosexualität kein soziales Konstrukt wäre, sondern biologisch angeboren.

Antisemitismus ist, wenn man Juden, Israel übelnimmt, was man anderen nicht übelnimmt.

„Es gibt zwei Dinge“, so wußte Hitler schon 1923, „die die Menschen vereinigen können: gemeinsame Ideale und gemeinsame Kriminalität“ .

Nach der gewaltsamen Beendigung des Mordens durch die Alliierten waren die Deutschen (und sind es bis heute geblieben) noch deutscher als zuvor.

„Der Staat sind wir“: Dies Credo der Sozialdemokratie Ferdinand Lassalles war die Wahrheit der Volksgemeinschaft, und der Nazismus war die vermittlungslose Basisdemokratie der Deutschen.

Die Demokratie der Bürger ist die interessierte Demutsadresse an den autoritären Staat.

„Die deutsche Nation ist das Apriori dieser seltsamen Wissenschaft, die

vorgibt, nichts zu kennen als Quellen, Quellen und nochmals Quellen, nichts als das

lautere Plätschern der Tatsachen und das ungetrübte Sprudeln der Empirie. Die

Quelle aber ist der Historie, was der Jurisprudenz das Indiz: Spielmaterial, bloße

Illustration des Systemzwangs zum Rechtsfrieden, d.h. empirische Legitimation der

vorab existenten letzten Instanz, an der jede Berufung aufhört und jede Revision

endet. Egal, wer Recht hat, solange nur Recht ist; was immer die Quellen sagen,

ein Beweis gegen die Nation wird sich daraus nie und nimmer folgern lassen.“ (…)

„Historische Wahrheit wird nach dem Modell von Meinungsumfragen vorgestellt;

kein Sample jedoch wird je repräsentativ genug sein,

um der deutschen Nation als solcher die Taten der Nazis zuzurechnen.

Die juristische Methode dieser seltsamen Wissenschaft, die sich die Behandlung der

Geschichte anmaßt, weiß so überaus sorgfältig zwischen Intention und Resultat zu

scheiden, daß der einzig noch mögliche Weg historischer Wahrheitsgewinnung, der

allerdings leider ausgeschlossen ist, Psychoanalyse wäre.“ – Joachim Bruhn

Da die Psychoanalyse heute auch nur noch ein korruptes Racket ist, würde sie nicht helfen.

 Der Himmel, wenn er sich schon öffnet, zitiert sich am liebsten selbst. 

Je verkommener eine menschliche Kreatur, desto eher fühlt sie sich beleidigt, respektlos behandelt, in ihrer Ehre verletzt.

Der Nicht-Antisemit ist ein Antisemit, der nach der derzeitigen deutschen Rechtsprechung, Israel, Juden diffamiert, diskriminiert, delegitimiert, jedoch nicht expressis verbis das Ziel der dritten Reichs, den Holocaust, die Judenvernichtung, befürwortet.

Aus Deutschland erreicht mich „tiefe Sorge um den Friedensprozess“. Vorsicht: Wo ist es im Nahen und Mittleren Osten derzeit so friedlich und vergleichsweise gewaltarm wie in Israel? Wo leben Araber derzeit sicherer als in Israel? Wo haben sie besseren Zugang zu Bildung, Arbeit, Konsum und medizinischer Versorgung? – Götz Aly

Islam ist weniger eine Religion und mehr eine totalitäre Gesellschaftsordnung, eine Ideologie, die absoluten Gehorsam verlangt und keinen Widerspruch, keinerlei Kritik duldet und das Denken und Erkenntnis verbietet. Der wahre Islam ist ganz anders, wer ihn findet wird eine hohe Belohnung erhalten.

Der religiöse Rassismus der Islamisten, der den völkischen Rassismus der Nazis ersetzt hat, erklärt Allah zum Führer und die Jihadisten zu seiner privilegierten Kampftruppe: Wenn man so will, zu Allahs SS. Der Zusammenhalt dieser Kampftruppe wird über die Jenseitserwartung von Hölle und Paradies, also über das Instrument der religiösen Angst, sichergestellt. Diese Selbstbildfantasie der Islamisten ist mit ihrer (zumeist antijüdischen) Feindbildfantasie untrennbar verknüpft. – Matthias Küntzel

Wahnsinn bedeute, immer wieder das gleiche zu tun, aber dabei stets ein anderes Resultat zu erwarten.

Gutmenschen sind Menschen, die gut erscheinen wollen, die gewissenlos das Gewissen anderer Menschen zu eigenen Zwecken mit Hilfe selbst inszenierter Empörungen instrumentalisieren.

Irritationen verhelfen zu weiteren Erkenntnissen, Selbstzufriedenheit führt zur Verblödung,

Wenn ein Affe denkt, „ich bin ein Affe“, dann ist es bereits ein Mensch.

Ein Mensch mit Wurzeln soll zur Pediküre gehen.

Wenn jemand etwas zu sagen hat, der kann es immer sehr einfach sagen. Wenn jemand nichts zu sagen hat, der sagt es dann sehr kompliziert.

Sucht ist, wenn jemand etwas macht, was er machen will und sucht jemand, der es macht, daß er es nicht macht und es nicht machen will.

Sollen die Klugen immer nachgeben, dann wird die Welt von Dummen regiert. Zu viel „Klugheit“ macht dumm.

Wenn man nur das Schlechte bekämpft, um das Leben zu schützen, bringt man gar nichts Gutes hervor und ein solches Leben ist dann nicht mehr lebenswert und braucht nicht beschützt zu werden, denn es ist dann durch ein solches totales Beschützen sowieso schon tot. Man kann so viel Geld für Versicherungen ausgeben, daß man gar nichts mehr zum Versichern hat. Mit Sicherheit ist es eben so.

Zufriedene Sklaven sind die schlimmsten Feinde der Freiheit.

Kreativität ist eine Intelligenz, die Spaß hat.

Wen die Arbeit krank macht, der soll kündigen!

Wenn Deutsche über Moral reden, meinen sie das Geld.

Ein Mensch ohne Erkenntnis ist dann  lediglich ein ängstlicher, aggressiver, unglücklicher Affe.

Denken ist immer grenzüberschreitend.

Der Mob, der sich das Volk nennt, diskutiert nicht, sondern diffamiert.

Legal ist nicht immer legitim.

Wer nicht verzichten kann, lebt unglücklich.

Sogenannte Sozial-, Kultur-, Geisteswissenschaften, Soziologie, Psychologie, Psychotherapie, Psychoanalyse, sind keine Wissenschaften mehr, sondern immanent religiöse Kultpropheten, organisiert wie Sekten. Es sind Sozio-, Pädago- und Psychokratien, Rackets, die Erkenntnis nicht fördern, sondern verhindern.

Ohne eine starke Opposition atrophiert jede scheinbare Demokratie zur Tyrannei, und ebenso eine Wissenschaft, zur Gesinnung einer Sekte.

Man kann alles nur aus gewisser Distanz erkennen, wer sich ereifert, empört, wer mit seiner Nase an etwas klebt, der hat die Perspektive verloren, der erkennt nichts mehr, der hat nur noch seine Phantasie von der Welt im Kopf. So entsteht Paranoia, die sich Religion, und Religion als Politik, sogar als Wissenschaft nennt.

Islamisten sind eine Gefahr, deswegen werden sie als solche nicht gesehen. Juden sind keine Gefahr, deswegen werden sie als solche gesehen. So funktioniert die Wahrnehmung von  Feiglingen.

Humorlose Menschen könner nur fürchten oder hassen und werden Mönche oder Terroristen.

Menschen sind nicht gleich, jeder einzelne Mensch ist ein Unikat.

Erkenntnis gilt für alle, auch für Muslime, Albaner, Frauen und Homosexuelle.

Islam gehört zu Deutschland, Judentum gehört zu Israel.

Der Konsensterror (Totalitarismus) ist in Deutschland allgegenwärtig.

Es wird nicht mehr diskutiert, sondern nur noch diffamiert.

Es ist eine Kultur des Mobs. Wie es bereits gewesen ist.

Harmonie ist nur, wenn man nicht kommuniziert.

Man soll niemals mit jemand ins Bett gehen, der mehr Probleme hat, als man selbst.

>>Evelyn Waugh, sicherlich der witzigste Erzähler des vergangenen Jahrhunderts, im Zweiten Weltkrieg, herauskommend aus einem Bunker während einer deutschen Bombardierung Jugoslawiens, blickte zum Himmel, von dem es feindliche Bomben regnete und bemerkte: “Wie alles Deutsche, stark übertrieben.“<< Joseph Epstein

Man muß Mut haben, um witzig zu sein.

Dumm und blöd geht meistens zusammen.

Charlie Hebdo: solche Morde an Juden sind euch egal, mal sehen wie”angemessen”  ihr reagiert, wenn (wenn, nicht falls) eure Städte von Islamisten mit Kasam-Raketen beschossen werden.

Christopher Hitchens großartig: „In einer freien Gesellschaft hat niemand das Recht, nicht beleidigt zu werden.“

Je mehr sich jemand narzisstisch aufbläht, desto mehr fühlt er sich beleidigt und provoziert.

“Das Problem mit der Welt ist, daß die Dummen felsenfest überzeugt sind und die Klugen voller Zweifel.” – Bertrand Russel

Das Problem mit den Islamisten in Europa soll man genauso lösen, wie es Europa für den Nahen Osten verlangt: jeweils eine Zweistaatenlösung, die Hälfte für Muslime, die andere Hälfte für Nicht-Muslime, mit einer gemeinsamen Hauptstadt.

Was darf Satire? Alles! Nur nicht vom Dummkopf verstanden werden, weil es dann keine Satire war.

Islamimus ist Islam, der Gewalt predigt.

Islam ist eine Religion der Liebe,und wer es anzweifelt, ist tot.

Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke. Der Islam ist die friedliche Religion der Liebe George Orwell 2015

Islam ist verantwortlich für gar nichts, Juden sind schuld an allem.

Islamisten sind Satanisten. Islamismus ist eine Religion von Idioten.

Leute fühlen sich immer furchtbar beleidigt, wenn man ihre Lügen nicht glaubt.

Jeder ist selbst verantwortlich für seine Gefühle.

Die Psychoanalyse geht niemanden außer den Psychoanalytiker und seinen Patienten etwas an, und alle anderen sollen sich verpissen.

“Zeit ist das Echo einer Axt
im Wald.
Philip Larkin, Gesammelte Gedichte

Wenn jemand wie Islamisten sein Ego endlos aufbläht, dann verletzt er seine eigenen Gefühle schon morgens beim Scheißen.

„Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft: Reichtum ohne Arbeit Genuß ohne Gewissen Wissen ohne Charakter Geschäft ohne Moral Wissenschaft ohne Menschlichkeit Religion ohne Opfer Politik ohne Prinzipien.“
―Mahatma Gandhi

„Wo man nur die Wahl hat zwischen Feigheit und Gewalt, würde ich zur Gewalt raten.“
―Mahatma Gandhi

Warum zeigt sich Allah nicht? Weil er mit solchen Arschlöchern nichts zu tun haben will.

„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus’. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus’.”  – Ignazio Silone

Politische Korrektheit verlangt eine Sprache für ein Poesiealbum.

Psychoanalyse ist frivol, oder es ist keine Psychoanalyse.

Bunte Vielfalt, früher: Scheiße

Was der Mensch nicht mehr verändern, nicht mehr reformieren kann, ist nicht mehr lebendig, sondern sehr tot. Was tot ist, das soll man, das muß man begraben: Religion, Ehe, Romantizismus, etc.

Romantik ist scheiße.

Die Realität ist immer stärker als Illusionen.

Deutschland gestern: der Wille zur Macht.
Deutschland heute: der Wille zur Verblendung.
Deutschland morgen: 德國

Deutsche Psychoanalyse? Großartig, wie deutscher Charme, deutscher Humor und deutscher Esprit.

Der Widerstand fängt mit einer eigenen, anderen Sprache als die der Diktatur.

Smart phones for stupid people.

Ein Linker kann, muß aber nicht dumm sein.

Wenn man ganzen Staaten nicht übel nimmt, wenn sie mit Millionen Opfern Selbstmord begehen, warum dann einem Co-Piloten mit 149 Toten?

Nur die Reinheit der Mittel heiligt den Zweck.

Ein extremer Narzißt ist ein potentieller Terrorist, und jeder Terrorist ist ein extremer Narzißt.

Islamisierung bedeutet Verblödung.

…der hiesige Autoritarismus (ist) einer ohne Autorität und der hiesige Konventionalismus einer ohne Konventionen. Schon bei den Nazis war nicht das Wort des Führers Befehl, sondern sein Wille, den der kongeniale Volksgenosse erahnte. Nie hätte der Nationalsozialismus funktioniert, hätte den Deutschen jede ihrer Missetaten bei Strafandrohung befohlen werden müssen. Anders, als es das Wort vom „Befehlsnotstand“, von der „Gleichschaltung“ oder vom „Führer“ selber glauben machen will, herrschte das NS-System durch Gehorsam ohne Befehl. (W. Pohrt, Der Weg zur inneren Einheit)

Der faschistische Sozialpakt existiert im bundesdeutschen Postfaschismus weiter als eine im Resultat aufgehobene Voraussetzung, die unmittelbar keine Spur ihrer gewaltförmigen Durchsetzung mehr an sich trägt: umso besser kann diese Tatsache verleugnet und der Nationalsozialismus als das Verbrechen einiger Irrer, als „Unrechtsstaat“, als „das Schlimmste, das Menschen einander je angetan haben“ exorziert werden. Diese Lebenslüge der BRD ist das Fundament aller demokratischen „Vergangenheitsbewältigung“, jenes kollektiven Beschweigens des Nationalsozialismus, das durchaus auch die Form enervierender Redseligkeit annehmen kann. Weil das postfaschistische Deutschland in institutioneller wie personeller Hinsicht in Kontinuität zu seinem Vorgänger steht, muß ausnahmslos jeder Versuch einer Vergangenheitsbewältigung innerhalb des sich weiterschleppenden Systems zur symbolischen Distanzierung, zum substanzlosen Gestus geraten. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Deutschen einen schier unerschöpflichen Vorrat an größeren und kleineren Entlastungslügen angelegt, aus dem sie sich je nach Gelegenheit und Bedarf bedienen. Danach war das nationalsozialistische System wahlweise das Werk von Hitler höchstpersönlich, einer kleinen Verbrecherclique und ein paar Helfershelfern oder des Monopolkapitals und seiner Schergen. Otto Normalvergaser jedenfalls hat „von alledem nichts gewußt“, war „im Grunde auch dagegen“ oder „konnte gar nicht anders handeln“, weil „Befehlsnotstand“ herrschte und man im Falle des Zuwiderhandelns sofort „ins KZ gekommen“ wäre. “ (…) „Heute haben die Verbreitung des Gerüchts und die Verbreitung der Neidbeißerei neue, technische Möglichkeiten. Sie können sich über das Internet und diverse Subnetzwerke und Blogs rasend verbreiten und auch auf die Politik einen Druck erzeugen, sich ihnen zu beugen. Die gesellschaftliche Mobilmachung wirkt so wieder auf die Politik zurück. Sie muss sich den entsprechenden Stimmungen beugen, weil sonst die Wiederwahl gefährdet würde. Die Devise »Ich bin ihr Führer, also muss ich ihnen folgen«, bleibt auch im zerfallenen Postnazismus das prinzipienlose Grundprinzip von Herrschaft.“ (…) Spezialisierung und Diversifikation sind die zeitgemäße Erscheinungsform von Vermassung und Uniformität. (…) 1 x 1 materialistischer Kritik: es  muss darum gehen, Erscheinungen in eine Konstellation zu bringen, in der sie lesbar werden. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. Und weil gerade die Entfernung vom Nazismus die Nähe zu ihm verbürgt, waren und sind das diejenigen, die in Personensache am wenigstens mit Nazifaschistischem in Verbindung zu bringen sind, die Linksradikalen, die Linksliberalen, die Linken, die Antifaschisten, die entschiedensten Schrittmacher dafür, dass der anfangs noch gar nicht wirklich übergreifende postnazistische Fundamentalkonsens tatsächlich totalisiert und auf die Höhe der Zeit gebracht werden konnte. Die Nazis und die Rechten hingegen waren für diesen Vorgang nur von unterordnetem Belang. Sie standen immer schon für eine in ihrer konkreten Ausprägung gestrige Gesellschaftsformation und deshalb ging von ihnen auch nie eine ernsthafte Gefahr eines neuen Faschismus aus. Diese Totalisierung der Gemeinschaft der Demokraten, die hauptsächlich die Linke mit herbeigeführt hat, ist allerdings identisch und das zeigt sich heute mit ihrem Zerfall. Dieser wiederum ist im Selbstwiderspruch der postnazistischen Vergesellschaftung angelegt, in der der bereits erwähnte nazistische Kurzschluss von Staaten Subjekt im Modus permanenter Mobilmachung in den politökonomischen Formen im Doppelsinne aufgehoben ist. Seiner Substanz nach anerkannt und aufbewahrt, wie vorerst suspendiert und seiner Verlaufsform nachgezügelt. Also statt den Blockwarten gab es Aktenzeichen XY, da durfte sich jeder dann auch telefonisch dran beteiligen, aber richtige Jagdszenen gab es in der alten Bundesrepublik nicht oder nur in Ausnahmefällen. Taxiert selbst zu Zeiten der Prosperität jeder insgeheim seinen Erwerb als verkappte Arbeitslosenunterstützung, so mobilisiert die Krise der postnazistischen Vergesellschaftung erst Recht die Sehnsucht nach der alten Staatsunmittelbarkeit. Johannes Agnoli schrieb dazu schon in der Transformation der Demokratie 1966: „Der präfaschistisch liberale Ruf nach dem starken Staat wiederholt sich postfaschistisch neoliberal“. Und damit gerät das ganze System des autoritären Etatismus und geraten letzten Endes die politökonomischen Vermittlungen als solche wieder ins Visier des Volkszorns und es war wiederum die Linke, die noch zu Zeiten, wo keine Krise in Sicht war, im sinistren Tram nach Liquidation der Vermittlungen die Zunge gelöst und ihm neue fantasievolle und kreative, wie es so schön heißt, Äußerungsformen zur Verfügung gestellt hat. Sie war das Laboratorium, in dem die allgemeine Mobilmachung eingeübt und jener darauf zugeschnittenen neue und zugleich sehr alte Sozialcharakter herangebildet wurde, indem sich mittlerweile eine Mehrheit spontan wieder erkennt. Derjenige Sozialcharakter, der nach dem Motto „Ich leide, also bin ich“ sich einerseits unter Berufung auf die höchst unverwechselbare Diskriminierung, die ihm angeblich wiederfährt, zur kleinsten existierenden Minderheit erklärt, sich gleichsam nach dem Muster verfolgter und in ihrer Kultur bedrohter Völker begreift und andererseits als Gegensouverän seine private, warnhafte Feinderklärung allen anderen oktroyieren möchte und diesem Zweck entweder vorhandene gesellschaftliche Organisationen zu Rackets umfunktioniert, neue Rackets gründet oder andere Rackets mit ins Boot holt. Der einstige demokratische Fundamentalkonsens wird dadurch einerseits ins einzelne Subjekt zurückverlagert und andererseits vermittlungslos verallgemeinert. Aus der formell kollektiven Feinderklärung der Mitte gegen die Extreme, das war der Normalfall in der Bundesrepublik bis weit in die 80er Jahre, Terroristenhasse, einige werden sich noch daran erinnern. Aus dieser kollektiven Feinderklärung der gesellschaftlichen Mitte gegen die Extreme wird also die pluralisierte Feinderklärung alle gegen alle, die getrennt vereint sich zusammenrotten und auf diese Weise zerfällt die Gemeinschaft der wehrhaften Demokraten und reorganisiert sich zugleich hin zu zerfallen. Ein Zitat von Wolfgang Port in einem anderen Zusammenhang macht es sehr schön deutlich: „Wie durch höhere Gewalt sondern sich die Langen von den Kurzen, die Weiblichen von den Männlichen, die Alten von den Jungen, die Dicken von den Dünnen ab“ und das Resultat ist eine Segregation und Ghettoisierung durch welche die Metropolen, einem riesigen Freiluftgefängnis mit seinen Unterabteilungen für Männer und Frauen, Jugendliche, Kranke, Alte, Port schreibt etc., man könnte noch Schwule und Lesben und Migranten und was weiß ich noch alles ergänzen, Protestanten, Katholiken, Ossis, Wessis, immer ähnlicher werden. Neu ist, dass dieses Freiluftgefängnis als eine kulturelle Einrichtung und seine Insassen als Kulturbotschafter begriffen werden und es ist diese nahezu flächendeckende Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mehrheit und der einzelnen Individuen in ihr, die in der Postmoderne ihr bewusstloses Selbstbewusstsein und ihre Legitimation erfährt und im antirassistischen PC-Sprech sich ihren Ehrenkodex schafft, ihre Omertà, die sich an ihresgleichen und die verbliebenen Kritiker draußen richtet, Islamophobie ist ihr derzeit aktuellstes Schlagwort. Dieser Vorgang, diese Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mitte und ihr Zerfall ist also die Bedingung der neuen Haltung Ausländern und Migranten gegenüber, an denen die Deutschen projektiv ihre ersehnte Regression auf den Stamm illustrieren. Was ihnen umso leichter gelingt, als manch ihrer Repräsentanten und Lobbyisten sich anschicken, genau dem Bilde zu gleichen, das die Deutschen sich seit jeher von ihnen machten und wofür sie von ihnen jetzt nach kollektiv und offiziell ins Herz geschlossen werden. Der mittlerweile zur Dauereinrichtung erklärte Karneval der Kulturen ist nichts anderes als ein Zerfallsprodukt der postfaschistischen Demokratie, mehr noch, er ist diese Gemeinschaft in einer zugleich flexibilisierten und pluralisierten und kollektivierten Gestalt. In dieser Völkerfamilie, die die Deutschen gerne auf der ganzen Welt hätten, wären da nicht Israel und die USA als Störenfriede und die sie aus Mangel an Realisierungschancen deshalb erstmal bei sich zuhause einrichten, geht es dabei zu, wie in jeder guten Familie: Die einzelnen Mitglieder sind einander spinnefeind und die Widersprüche und Konflikte, die daraus resultieren, gehören auch voll und ganz dieser Vergesellschaftung an, sind von ihr konstituiert und dazu gehört ein fein dosiertes Spiel mit Fremdheit und Nähe, das von allen Beteiligten auch weiterhin gepflegt wird, weil damit ein moralisches Plus bei der Gefolgschaft eingefahren werden kann. (…) Der zweite Weltkrieg war ein kulturindustrielles Massenevent. (…) Eine neue Barbarei sei stets zu befürchten, wird sich nicht aus dem Geist Nationalsozialismus unmittelbar speisen, sondern im Gewande von demokratischem Antifaschismus von Lernen aus der Geschichte und political correctness daher kommen.(…) Abwehr des offenen Faschismus durch dessen demokratische Entnazifizierung und Eingemeindung. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. (…) Die postnazistische Demokratie hat  die nationalsozialistische Mobilmachung des „gesunden Volksempfindens“ zwar nicht abgeschafft, sondern nur sistiert – sie hat es aber andererseits auch in die Latenz abgedrängt und damit gebremst, indem sie es in die mediatisierende Form des bürgerlichen Repräsentationsprinzips zwängte.  (…) „Rassismus“ ist ein ideologisches Stichwort eines anti-rassistischen Rackets, das jeden Realitätsbezugs entbehrt, das seine Mitglieder vielmehr nur als Ausweis von Gesinnungsfestigkeit und Ehrbarkeit vor sich hertragen und das ihnen als probates Mittel dient, um nach Willkür und freiem Ermessen festzulegen, wer gerade als „Rassist“ zu gelten hat. Und dieses „anti-rassistische“ Racket, das sind heutzutage fast alle: längst ist die Gegnerschaft zum Rassismus keine Domäne der Linken mehr, sondern offizielle Staatsraison und common sense aller Ehrbaren und Wohlmeinenden, und das ist die erdrückende Mehrheit.  (…) Von der moralisierenden Aufdringlichkeit und der enervierenden Verlogenheit einmal abgesehen, ist die Ehrfurcht, die „anderen Kulturen“ entgegengebracht wird und die Unterwürfigkeit, mit der ihre Träger geradezu als Heilsbringer verehrt werden, keine Gegenposition zum Rassismus, sondern dessen logische wie historische Voraussetzung, die im Rassismus und allen naturalisierenden Ideologien als ein Moment überlebt: deren Grundmuster ist die projektive Bekämpfung dessen, was man selbst gern möchte, aber nicht erreichen kann, und deshalb gehört zur Diskriminierung der Neger wegen ihrer „Faulheit“ die Bewunderung für den „Rhythmus, den sie im Blut haben“ und die Achtung vor ihrer „sagenhaften Potenz“; somit ist der „Anti-Rassismus“ nichts weiter als die notwendige Kehrseite des Rassismus selbst, die sich von diesem abgespalten hat und gegen ihre eigene Grundlage wendet. Historisch jedenfalls geht die Wertschätzung fremder Kulturen ihrer späteren, „rassisch“ legitimierten Abqualifizierung voran und sie ist auch logisch deren Voraussetzung: Christoph Columbus etwa beschreibt in seinen Tagebüchern die Eingeborenen, die er 1492 auf den Bahamas, Cuba und schliesslich Haiti angetroffen hat, folgendermaßen: sie sind „ängstlich und feige“, „sehr sanftmütig und kennen das Böse nicht, sie können sich nicht gegenseitig umbringen“, „sie begehren die Güter anderer nicht,“ und er resümiert: „Ich glaube nicht, dass es auf dieser Welt bessere Menschen oder ein besseres Land gibt.“ (7)  (…) Protestantische Innerlichkeit: gemäß der Devise, dass vor der schlechten Tat der schlechte Gedanke und das schlechte Wort kommen, die man demzufolge austreiben muss, damit alles besser wird. (…) So kommt es, dass es heute der Anti-Rassismus ist, der, unter dem Vorwand, heldenhaft gegen einen in Wahrheit nicht existenten „Rassismus“ zu kämpfen, Respekt und Toleranz noch für die rückständigsten und unmenschlichsten Sitten und Gebräuche einfordert und damit selbst als Protagonist und Fürsprecher einer Verrassung der restbürgerlichen Gesellschaft fungiert.  (..) Die unterschiedliche Pigmentierung der menschlichen Haut ist eine objektive Gegebenheit, keine bloße Erfindung. (…) Rasse heute ist die Selbstbehauptung des bürgerlichen Individuums, integriert im barbarischen Kollektiv. (…) Der nervige Sozialcharakter des Gutmenschen ist offenbar eine fast zeitlose Erscheinung und in den verschiedensten Lebensbereichen anzutreffen, die Wahrscheinlichkeit, ihm in fortschrittlichen sogenannten „politischen Zusammenhängen“ zu begegnen, ist besonders hoch: werden doch hier traditionell die altruistischen Tugenden – das Mitgefühl, die Solidarität, Selbstlosigkeit etc. – besonders hoch angeschrieben und deshalb sind sie das geeignete Betätigungsfeld für Sozialcharaktere, die sich als Ersatz für ihr eigenes ungelebtes Leben vorzugsweise mit dem Leiden anderer als Fetisch verbinden. (…) Es sind aber gerade die höchsten Tugenden, die die niedersten Instinkte decken, wie schon Marx wusste: „Bis jetzt hat der Mensch sein Mitgefühl noch kaum ausgeprägt. Er empfindet es bloß mit dem Leiden, und dies ist gewiss nicht die höchste Form des Mitgefühls. Jedes Mitgefühl ist edel, aber das Mitgefühl mit dem Leiden ist die am wenigsten edle Form. Es ist mit Egoismus gemischt. Es neigt zum Morbiden […] Außerdem ist das Mitgefühl seltsam beschränkt […] Jeder kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühl empfinden, aber es erfordert […] das Wesen eines wahren Individualisten, um auch am Erfolg eines Freundes teilhaben zu können. (…) Und da jeder demonstrative Altruismus nicht nur einen kleinlichen Egoismus bemäntelt, sondern auch mit dem Anspruch des Idealisten einhergeht, erzieherisch auf das Objekt seiner Zuwendung einzuwirken, ist er die adäquate Ideologie von Rackets, und auch das ist Wilde nicht entgangen: Barmherzigkeit, so schreibt er, sei die „lächerlich unzulängliche Art der teilweisen Rückerstattung oder ein sentimentales Almosen, gewöhnlich verknüpft mit dem skandalösen Versuch des rührseligen Spenders, auf (das) Privatleben (der Armen) Einfluss zu nehmen. (…) Im totalisierten Zugriff auf die ihr Unterworfenen ist die sozialistische Bewegung bis auf den heutigen Tag ebenfalls als ein Racket des Tugendterrors anzusprechen, betrachtet sie es doch als ihre Aufgabe, das Proletariat oder das gerade angesagte Subjekt seiner „wahren Bestimmung“ zuzuführen und d.h. es im Sinne der von ihm zu realisierenden Ideale zu erziehen – und das bedeutet stets noch: ihm die Untugenden und Laster auszutreiben, die der Vorhut als Male der individualistischen Bürgerwelt erscheinen: etwa Alkoholabusus, Faulenzerei, „zerrüttete“, „unsittliche“ Verhältnisse zwischen den Geschlechtern etc. Und um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen die selbsternannten Vertreter der Klasse die von ihnen verfochtenen Tugenden in eigener Person glaubwürdig verkörpern und deshalb in einer noch rigideren Weise als der gemeine Bürger sich als Subjekte zurichten, d.h. ihre Individualität dem Allgemeinen (dem Kollektiv, der Klasse, dem Frieden etc.) opfern, um totale Identität mit ihm zu erlangen. Wenn Identität letzten Endes den Tod bedeutet, dann hat die Bemühung um sie vorzeitige Erstarrung und prämortale Leblosigkeit zur Folge – von daher die bis in die Gegenwart zu beobachtenden verhockten, verkniffenen und lauernden Mienen aller professionellen Menschheitsbeglücker, ihre rigide Zwangsmoral und durchgängige Humorresistenz, die immergleichen offiziösen Phrasen, die sie dreschen, die tödliche Langeweile, die von ihnen und ihrem penetranten Sendungsbewusstsein ausgeht, und ihr chronisches Beleidigtsein, wenn sie beim Gegenüber auch nur den Hauch eines Zweifels an ihrer aufgetragenen Gutartigkeit zu erspüren glauben. Und zu alldem glauben diese Leute sich auch noch ermächtigt, diese ihre trostlose Existenz zur verbindlichen Richtschnur für alle anderen zu erklären.“ – Clemens Nachtmann

„Die rebellische Haltung, vor einem Jahrzehnt noch das Privileg von Einzelgängern, ist heute Ausdruck des Konformismus. Man will dazugehören, nicht als Schlappschwanz gelten“ – Horkheimer

„Die Demokratie ist nichts weiter als die Herrschaft des Knüppels über das Volk durch das Volk für das Volk. (…) Es gibt drei Arten von Despoten: den Despoten, der den Leib knechtet, den Despoten, der die Seele knechtet und den Despoten, der Leib und Seele zugleich knechtet. Der erste heißt Fürst. Der zweite heißt Papst. Der dritte heißt das Volk. (..) Wer das Volk führen will, ist gezwungen, dem Pöbel zu folgen“ (…) „Man hört immer wieder, der Schulmeister sterbe aus. Ich wünschte beileibe, dem wäre so. Aber der Menschentypus, von dem er nur ein und gewiss noch der harmloseste Vertreter ist, scheint mir wahrhaftig unser Leben zu beherrschen; und wie auf ethischem Gebiet der Philanthrop die größte Plage ist, so ist es im Bereich des Geistes derjenige, der so sehr damit beschäftigt ist, andere zu erziehen, dass er nie Zeit gehabt hat, an seine eigene Erziehung zu denken […] Wie schlimm aber, Ernest, ist es, neben einem Menschen zu sitzen, der sein Leben lang versucht hat, andere zu erziehen! Welch eine grausame Tortur! Was für eine entsetzliche Borniertheit, die unvermeidlich aus der fatalen Gewohnheit resultiert, anderen seine persönlichen Überzeugungen mitteilen zu wollen! Wie sehr dieser Mensch durch seine geistige Beschränktheit auffällt! Wie sehr er uns und fraglos auch sich selbst anödet mit seinen endlosen Wiederholungen und seiner krankhaften Besserwisserei! Wie sehr er jedes Anzeichen geistigen Wachstums vermissen lässt! Wie verhängnisvoll ist der Kreis, in dem er sich unablässig bewegt.“ – Oscar Wilde
„Was die Menschheitsbeglücker in Wahrheit bewirken, ist ihr eigener moralischer Selbstgenuss in der angemaßten oder tatsächlichen Herrschaft über andere, aber gerade nicht die praktische Lösung der Dinge, um die es ihnen vorgeblich so selbstlos zu tun ist: „In den Augen des Denkers allerdings liegt der wahre Schaden, den das moralische Mitgefühl anrichtet, darin, dass es unser Wissen begrenzt und so verhindert, dass wir auch nur eines unserer sozialen Probleme lösen.“ (Wilde) Das Selbstopfer fürs Kollektiv erweist sich nicht nur als die wahre Selbstsucht, sondern auch als gegen die Gattung gerichtet: „Denn die Entwicklung der Gattung hängt von der Entwicklung des Individuums ab, und wo die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit als Ideal abgedankt hat, ist das Absinken des intellektuellen Niveaus, wenn nicht gar dessen gänzliches Verschwinden die unmittelbare Folge.“ (Wilde) Und das vorgeblich so praktische und zielorientierte Tun erweist sich als in Wahrheit konfus und unpraktisch: denn es verlässt den Bannkreis des Notwendigen und Zwanghaften nicht, ja, es bestärkt dessen Macht umso mehr, je auftrumpfender und verblendeter es sich in seiner moralischen Selbstgerechtigkeit verhärtet und alle Selbstaufklärung abwehrt. Solange die Gesellschaft den Individuen als fremde äußere Macht entgegentritt, verkehrt sich die gute Intention regelmäßig in ihr Gegenteil und ist menschliches Handeln „nur blindes Tun, abhängig von äußeren Einflüssen und angetrieben von einem dunklen Impuls, von dem es selbst nichts weiß. Es ist seinem Wesen nach unvollkommen, weil es vom Zufall begrenzt wird, und unwissend über seine eigentliche Richtung, befindet es sich zu seinem Ziel stets im Widerspruch […] Jede unserer Taten speist die große Maschine des Lebens, die unsere Tugenden zu wertlosem Staub zermahlen oder aber unsere Sünden in Bausteine einer neuen Kultur verwandeln kann.“ (…) Die Misere des Sozialismus von seinen Anfängen bis heute war und ist stets zuverlässig abzulesen an seiner Verachtung aller autonomen, zweckfreien, in sich begründeten und eben darin gesellschaftlich bestimmten Kunst, weil sie die – prekäre und unvollständige – Emanzipation des Individuums von Blut, Scholle, Rasse, Kollektiv vorausträumt und ihr Ausdruck verleiht. Die Kunst, die sozialistische Bewegungen oder Regimes dann hervorbringen und fördern, eine Kunst, die „Partei ergreifen“, „Stellung beziehen“ und „gesellschaftliche Verantwortung“ dokumentieren soll, zerstört jedoch sich selbst und ihre Voraussetzungen. (…) „Kunst ist Individualismus und der Individualismus ist eine verstörende und zersetzende Kraft. Gerade darin liegt sein unermesslicher Wert. Denn was er aufzubrechen versucht, ist die Einförmigkeit des Typischen, die Sklaverei der Konvention, die Tyrannei der Gewohnheit und die Erniedrigung des Menschen auf das Niveau einer Maschine. (…) alle Künste sind amoralisch, ausgenommen die niederen Formen der sinnlichen oder belehrenden Kunst, die uns zu guten oder schlechten Taten anstiften wollen“ (…) Selbstsucht strebt immer danach, der gesamten Umwelt ein Einheitsmaß aufzuzwingen“ „Selbstlosigkeit bedeutet, andere Leute in Ruhe zu lassen, sich nicht in ihr Leben einzumischen […] Die Selbstlosigkeit weiß die unendliche Vielfalt als etwas Kostbares zu schätzen, sie akzeptiert sie, lässt sie gewähren und erfreut sich an ihr.“ (…) „Die erste Pflicht im Leben ist, so künstlich wie möglich zu sein. Die zweite Pflicht ist noch unbekannt.“(Wilde)
Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus.  (…) Massen laufen zur Deutschen Ideologie über, wenn Politik und Staat ihnen diesen Weg nicht versperren (…) Der Vernünftige braucht keinen Dialog mit Leuten zu führen, die sich nicht von Grund auf von denjenigen distanzieren, die Juden oder, was dasselbe ist, den Zionismus für ihr und anderer Leute Unglück verantwortlich machen. Er denunziert desgleichen jede Verhandlungsbereitschaft denen gegenüber, die, bevor sie sich als Staatsbürger und Marktsubjekte definiert haben, als Angehörige einer Religions- oder Volksgemeinschaft anerkannt werden wollen. (…) Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus. (…) Antideutsch denken und handeln heißt demzufolge, die politischen Vermittlungs- und Repräsentationsformen in Gesellschaft und Staat, die auf der Trennung von freien und gleichen Warenbesitzern einerseits und am Allgemeinwohl orientierten Staatsbürgern andererseits beruht, gegen die zu verteidigen, die diese Teilung zugunsten eines autoritären Volksstaates überwinden wollen, dessen Subjekte von nichts anderem als von seinen Wohlfahrtsleistungen abhängig sind. Wer in diesem Sinne das Etikett „antideutsch“ nicht auch auf sich bezieht, mißachtet zumindest die Gefährlichkeit der – selbstredend nicht auf Deutschland und deutsche Staatsbürger beschränkte, sondern immer schon weltweit grassierende – Deutschen Ideologie, deren historischer Kern darin besteht, daß auf ihr Konto nicht nur „normale“ kapitalbedingte Ausbeutung und Herrschaft, nicht nur die dem Kapital aus Prinzip immanenten Kriege und nicht nur der ihm in seinen Grund eingeschriebene Antisemitismus gehen, sondern fördert das Überleben einer Ideologie, der zudem noch die historisch und empirisch nicht zu leugnende Tatsache eingeschrieben ist, daß die deutsche Fassung der Beziehung von Staat und Gesellschaft die Auslöschung der Menschheit in zwei Weltkriegen im allgemeinen und den eliminatorischen Antisemitismus im besonderen beinahe total verwirklicht hätte. In der Existenz des Staates Israel manifestiert sich der Einspruch gegen den historisch bewiesenen Vernichtungswahn Deutscher Ideologie praktisch und empirisch. – Manfred Dahlmann

„Wird Freiheit mit Zügellosigkeit verwechselt, entsteht Rücksichtslosigkeit.
Am Schluss Gleichmacherei.
Ihr seid aber nicht alle gleich.
Noch nie wart ihr alle gleich.
Ihr lasst es euch aber einreden.
So werdet ihr immer respektloser, ungenießbarer gegeneinander.
Vergeudet in Kleinkriegen eure Zeit, als hättet ihr ein zweites Leben.
Weil ihr tatsächlich alles verwechselt.
Behauptungen mit Beweisen.
Gerechtigkeit mit Maß.
Religion mit Moral.
Desinteresse mit Toleranz.
Satire mit Häme.
Reform mit Veränderung.
Nachrichten mit Wirklichkeit.
Kulturunterschiede haltet ihr für Softwarefragen und ihre Analyse ersetzt ihr mit Anpassung.
Ihr habt die Maßstäbe verloren.
Der Gordische Knoten ist ein Keks gegen eure selbstverschuldete Wirrsal.

Man geht immer fehl, sucht man den Ursprung menschlicher Handlungen außerhalb der Leidenschaft des menschlichen Herzens …

Der Separatismus gendert sich in die Köpfe, sitzt in Regierungen.
Männer sind keine Männer mehr. Frauen keine Frauen, sondern ‚Menschen mit Menstruationshintergrund’, Quote ist Trumpf.
Auf gar keinen Fall sollen Mann und Frau sich noch als zwei Teile eines Ganzen begreifen. Damit die Geschlechter noch mehr aneinander verzweifeln.
Bis alle in destruktiver Selbstbezogenheit stecken.
Am Ende: Mann ohne Eier. Frau ohne Welt.

Auf die Erschöpfung des Mannes wird aber nur die Erschöpfung der Frau folgen, das sage ich euch.
Auf die Verstörung der Kinder folgt die Zerstörung der menschlichen Schöpfung.“– Hans Dieter Hüsch

Es gibt zweierlei Ethik: die moralische, der die Realität egal ist und die der Verantwortung, die reale Folgen der ethischen Forderungen berücksichtigt. Die erste ist gut gemeint, die zweite ist gut gemacht.

Was dem einen seine Souveränität, ist dem anderen seine Eigenmächtigkeit.

Das Schöne am Euro war, dass die Gewinner immerzu gewinnen konnten, ohne dass ihnen gleich die Quittung präsentiert wurde. Denn sie verdienen ja am Ausland, was heißt, eigentlich ein im Maße des Verdienens zunehmend schlechtes Geld – das ist durch den Euro aufgehoben worden: Man konnte ständig an einer anderen Nation verdienen, ohne dass das Geld dieser Nation darunter gelitten hat, weil sie gar kein eigenes hat. Der Wert dieses Geldes repräsentiert nicht die Leistungsfähigkeit dieser Nation. So hat der Euro von dem innereuropäischen Verdienen aneinander sogar noch gelebt; er hat vor der Krise absurderweise nur den Konkurrenzerfolg der Gewinner repräsentiert.

— Das ist ja mit der Idylle charakterisiert. Dass zunächst mal alle Seiten Gewinner des neu eingeführten Euro waren. Auch die, die ihre vergleichsweise Weichwährung gegen den Euro getauscht haben und damit auf einen Schlag Kredit zu ganz anderen Konditionen und Möglichkeiten hatten. Insofern waren die späteren Verlierer erst mal auch Gewinner.

Kein Nazifaschist hat je wirklich geglaubt, er bezöge die Ermächtigung seiner Ansprüche aus dem Teutoburger Wald; keiner seiner demokratischen Erben hat jemals tatsächlich gedacht, ihnen erwüchse Legitimität im Resultat des “Lernens aus der Geschichte”; niemals war ein Sozialist der Ansicht, es sei die famose “Befreiung der Arbeit” und nicht vielmehr das Recht auf Beute, was seine Politik im Interesse der Arbeiterklasse motivierte. Und keinesfalls erwächst den Palästinensern irgendein Recht aus der Tatsache, daß sie zuerst da waren. Einer Gesellschaft, der Hunger kein Grund ist zur Produktion, kann auch das Leiden kein Grund sein zur Solidarität. Es ist die Ideologie, die mit der Unmittelbarkeit des Leidens agitiert, die aus dessen fragloser Evidenz Sinn zu schlagen sucht, sei es im Sinne von Caritas oder Amnesty International, sei es im Sinne der Freunde des palästinensischen Volkes für den Israelhaß der Antisemiten wie für den Islamfaschismus dieses Volkes. Ariel Scharon jedenfalls, der Zionist und praktische Antifaschist, ist dem aufgelösten Rätsel der Geschichte näher als die deutsche Linke, deren “Antifaschismus” sich als Aufstand der Anständigen à la Gerhard Schröder oder als Solidarität mit dem palästinensischen Volk ausagiert. (…) Im Wesen Israels als des ungleichzeitigen Staates der Juden liegt es aber nicht nur, Reaktion auf den Verrat an Aufklärung und Weltrevolution, nicht nur, Notwehrversuch gegen den Nazifaschismus und Asyl zu sein. Sondern eben auch, daß die üblichen Muster der bürgerlichen Rollenverteilung – hier das Gewaltmonopol des bürgerlichen Staates im allgemeinen und dort die Personen, die die Regierungsausübung im besondern besorgen – für den israelischen Staates aufgrund seiner Konstitutionsbedingungen keine Geltung mehr hat. Was sich unter anderem darin zeigt, daß diese “Kritiker” der israelischen Regierungspolitik für den faschistischen Mob und die Behörden, die Selbstmordattentäter belohnen, Verständnis aufbringen (Folge von Besatzung und Ausbeutung), dagegen für den Versuch, die militärische Infrastruktur der Gegner Israels zu zerschlagen, am liebsten die Begriffe Auslöschung oder Ausrottung der palästinensischen Bevölkerung im Munde führen. Wie hinter der treudoofen Frage, ob es nicht möglich sein müsse, Spekulanten als das zu bezeichnen, was sie sind, ohne gleich als antisemitisch zu gelten, so verbirgt sich hinter der treulinken Frage, ob nicht auch in Israel, weil es sich auch dort um eine bürgerliche Gesellschaft handele, Faschismus möglich sei, die Erkenntnis dieser Fusion in verquerer und verschrobener Gestalt. Verquer, weil ja gerade erklärt werden sollte, wie Israel, dieser Fusion zum Trotz, eine parlamentarische Demokratie ist und bleibt; verschroben, weil diese Einheit von Staat und Regierung im Übergang von einem unerträglichen Alten (die Vernichtungsdrohung) zum noch nicht erreichten Neuen (die herrschaftslose Gesellschaft) ja doch den Inbegriff dessen ausmacht, was einmal als “Diktatur des Proletariats”, als Emanzipationsgewalt und organisierte politische Macht der Revolution, auch und gerade auf den roten Fahnen stand. In Anbetracht der Grundidee des Staates Israel, vor dem Hintergrund der linken Staatsmythen, betreffend die “Diktatur des Proletariats”, muß jede Beurteilung der Handlungen der Regierungsvertreter auch die völlig andere Qualität dieses Staates, verglichen mit allen anderen, deutlich werden lassen. (…)

Wenn diese Linke über Israel schwadroniert, dann hört sich das nicht minder grausig an. Dabei liegt der Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus und dem Vernichtungswillen gegen die zum Staat gewordene bürgerliche Gesellschaft der Juden, gegen Israel, eigentlich auf der Hand: Der sogenannte Antizionismus stellt nichts anderes dar als die geopolitische, globalisierte Reproduktion des Antisemitismus, das heißt die Erscheinungsform, die er in Weltmarkt und Weltpolitik nach Auschwitz annehmen muß. Der Antizionismus ist der aus den kapitalisierten Gesellschaften in die Welt herausgekehrte Antisemitismus. So ist Israel der Jude unter den Staaten; die Verdammung des Zionismus als eines “Rassismus” durch die UNO gibt es zu Protokoll. Das macht: die moralische Verurteilung der menschlichen Unkosten der Konstitution bürgerlicher Staatlichkeit allein am Beispiel Israels führt vor Augen, was die Welt der Volksstaaten vergessen machen will – daß die Zentralisation der politischen Gewalt über Leben und Tod keineswegs die natürliche Organisationsform der Gattung Mensch darstellt, sondern Ausdruck eben von Herrschaft und Ausbeutung. Dabei ist Israel – und das macht die Kritik an diesem Staat so perfide und muß deshalb immer wieder gesagt werden – der einzige Staat dieser Welt, der für sich eine nicht zu bezweifelnde Legitimität beanspruchen kann. Israel, das ist der ungleichzeitige Staat, der entstanden ist sowohl als Reaktion auf das Dementi aller Versprechungen der bürgerlichen Nationalrevolution, sowohl als Antwort auf den stalinistischen Verrat an der kommunistischen Weltrevolution als auch als zu spät gekommene Notwehr gegen den Massenmord an den europäischen Juden. (…) Israel ist das Schibboleth jener doch so naheliegenden Revolution; es ist der unbegriffene Schatten ihres Scheiterns. Israel ist das Menetekel, das zum einen (und ganz unfreiwillig) die kategorischen Minimalbedingungen des Kommunismus illustriert, und das zum anderen sämtliche Bestialitäten zu demonstrieren scheint, zu denen der bürgerlich-kapitalistische Nationalstaat fähig ist. Wer Israel nicht begriffen hat, wer den Haß auf diesen Staat, den Antizionismus, und wer den Antisemitismus, das heißt den Vernichtungswillen sowohl gegen die in diesem Staat lebenden als auch gegen die kosmopolitisch verstreuten Juden, nicht begriffen hat als das, was Antisemitismus wesentlich darstellt: den bedingungslosen Haß auf die Idee einer in freier Assoziation lebenden Gattung, der hat den Kommunismus nicht als das “aufgelöste Rätsel der Geschichte” begriffen. –

 Der ostentative Muslimeifer aber, der sich im Alltag mancher ‚Allahu-Akbar‘-Brüller vielleicht doch sehr in Grenzen hält, findet im blanken Judenhass unverhoffte Nahrung, wo ihnen unter unendlich öden Koranrezitationen und geistlosen, absurden Vorschriften längst das bisschen ungeglaubten Glaubens zwischen den Fingern zerrann und ihr Muslimsein kaum je mehr ist als das typisch dauerbeleidigte, immer schon jeder Verantwortung ledige Gruppengefühl. Überhaupt will jeder Eifer – insbesondere der aktuelle, rasende Eifer des weltweit angreifenden Islam – den Stachel eines weniger drohenden als hinterrücks längst geschehenen Glaubensverlustes kompensieren.“ Mit anderen Worten: Muslime wurden nicht für ihr abstraktes Muslimsein kritisiert, sondern dafür, was – global betrachtet – die Mehrheit konkret darunter versteht: Die von Gott gegebene Ermächtigung zu Terror, Entrechtung, Antisemitismus. Wer differenziert, sollte nicht unerwähnt lassen, dass Osama bin Laden, Hassan Nasrallah und wie all die schrecklichen Figuren so heißen, in der muslimischen Welt als Helden gefeiert werden – und zwar nicht von einer minoritären Sekte, sondern von Millionen Muslimen, auch in Deutschland. (,,) Der unfreiwillige und verborgene Essentialismus der Postmoderne macht das Begreifen unmöglich, weil er die Beziehung zwischen Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem nicht mehr zu thematisieren vermag. Wenn nur noch Vielfalt herrscht und Einzelnes und Allgemeines gewaltsam auseinandergerissen werden, bleibt die Verstandesleistung des begreifenden Subjekts auf der Strecke und die scheinbar ursprüngliche Differenz wird zum Mythos. Nicht nur dem Begriff des Allgemeinen, das ja ein noch einzulösendes ist, wird Gewalt angetan, auch dem Besonderen, dessen Unglück darin besteht, nur ein Besonderes zu sein, und das sich, weil es kein versöhnendes Ganzes gibt, dem schlecht-Allgemeinen, dem Racket nämlich, anschließen muss. – JAN HUISKENS

„Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.“ – Bettina Röhl

„Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. […] Je tiefer man ahnt, daß man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, daß man über die Apparatur verfügt.“ (Theodor W. Adorno, Philosophie und Lehrer, AGS 10.2, 491)

„Vieles, was im Sinne von Foucaults »Mikrophysik der Macht« populär werden sollte; also die Erkenntnis, daß Macht nicht pyramidal hierarchisch, sondern durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche hindurch wirkt, findet sich bereits in der Medizinkritik der Kritischen Theorie. Daß diese Thesen häufig übersehen wurden, mag daran liegen, daß sich Horkheimers entscheidende Äußerungen über Medizin und Psychiatrie nicht in den breit rezipierten Hauptwerken finden, sondern über die Gesamtausgabe verstreut sind. Wiemer suchte sie zusammen und zeigt, wie Horkheimer anhand der Medizin einen wesentlichen Charakterzug des modernen Kapitalismus ausmachte. Mediziner funktionieren laut Horkheimer wie fast jede wirtschaftliche Gruppe im Sinne eines Rackets. »Ein Racket«, erklärt er, »ist eine unter sich verschworene Gruppe, die ihre kollektiven Interessen zum Nachteil des Ganzen durchsetzt.« Allgemein betrachtet heißt das, daß sich die Klassengesellschaft in eine »neofeudale« Struktur verwandelt hat, innerhalb der Interessenverbände »nach dem Prinzip der Selbsterhaltung und der Machtakkumulation« funktionieren. Diesen Wandel macht Horkheimer an den Medizinern fest; und alles, was Horkheimer in seiner Kritik aussparte, von den Krankenversicherungen bis zum Pfusch in Krankenhäusern, wird von Carl Wiemer polemisch auf den neuesten Stand gebracht“  – Max Horkheimer

 

„Ein Shitstorm hat auch seine positive Seite. Da politisch korrekte Gülle meist in Richtung Originalität, Kreativität und Intelligenz geworfen wird, fliegt sie oft genug auf Leute, die zu lesen wirklich lohnt.“ – Evidenz-basierte Ansichten

Eine Frau wird als Frau geboren. ein Mann muß erst ein Mann werden.
Keine Paternalisierung, sondern fortschreitende Maternalisierung. Die Feminisierung und Genderisierug marginalisiert und zerstört die Vaterposition in den modernen »Gesellschaften«, die Vaterrolle erlitt allgemeine Degradierung, die Kanonisierung der Homosexulität im Speziellen und der sexuellen Diversität im Allgemeinen tilgt die noch übriggebliebenen Spuren einer Männlichkeit restlos aus, die nur noch als Schimpfwort der angeblichen „Paternalisierung“ im Jargon der Medien herumgeistert.

„Es kommt in der Psychotherapie darauf an – mit temporärer Unterstützung – sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Wer mit einem Selbstbild lebt, für das die temporär klärende Rolle des Therapeuten eine unerträgliche Kränkung ist, der muß eben versuchen, alleine zurechtzukommen.“ – Hans Ulrich Gumbrecht

Post-Pop-Epoche: der Sieg der Mode über die Sitten.

„Wir brauchen schadhafte Gebäude, durch deren geborstene Wände man hindurch­ sehen kann, um wenigstens einen Anfang zum Denken zu gewinnen.“ – Victor Tausk

„Was man in römischer Zeit das »Abendland« und später »Europa« nennen wird, ist die politische Konsequenz des individualistischen Martyriums, das ein gesprächsfreudiger Stadtstreicher auf sich nahm, um die Legitimität des im universalistischen Dialekt vorgebrachten Neuen gegen die entkräfteten lokalen Sitten zu demonstrieren.“ – Peter Sloterdijk

„Was nützt einem die Gesundheit wenn man ansonsten ein Idiot ist.“ – Theodor Adorno

„Ich bin eine Feministin. Das bedeutet, daß ich extrem stark behaart bin und daß und ich alle Männer haße, sowohl einzelne als auch alle zusammen, ohne Ausnahmen.“Bridget Christie

„Die Tragödie isolierter persönlicher Leidenschaften ist für unsere Zeit zu fade. Aber weshalb? Weil wir in einer Epoche der sozialen Leidenschaften leben. Die Tragödie unserer Epoche ist der Zusammenstoß der Persönlichkeit mit dem Kollektiv.“ –  LeoTrotzki 1923

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“I think it’s very healthy to spend time alone. You need to know how to be alone and not be defined by another person.” ― Oscar Wilde

Stupidity is demonstrated by people lacking the knowledge they could achieve

Stupidity manifests itself as outraged moralism

Love: only, and not always, a mother loves her child, just as it is, otherwise you have to meet the expectations of others, to be accepted.

Values without empathy are worth nothing

Some people feel physical pain when they should correct their accustomed ideas in favor of reality, they turn all their intelligence with the support of their aggression, for not to recognize the reality and maintain their self-image

More and more feel, think less and less Man does not differ from animals by feelings, because mammals have the same feelings, like man, sadness, fear, anger, love, but by his thought. When he thinks, if he thinks.

Political correctness can be defined as the telling of a lie out of the cowardice in an attempt to avoid upsetting fools not willing to face up to the truth

“In arguments about moral problems, relativism is the first refuge of the scoundrel.” Roger Scruton

They are the same who claim the sex/gender would not be biologically innate, but only a social construct, and at the same time that homosexuality was not a social construct, but biologically innate.

Antisemitism is when one blames the Jews or Israel for issues, he does not blame others

„There are two things,“ said Hitler in 1923, „which can unite people: common ideals and common crime“

After the violent termination of Murder by the Allies were the German (and have remained so to this day) more german than before.

The depraved human creature, the more she feels insulted, disrespected, offended in their honor.

Islam is less a religion and more a totalitarian society, an ideology that demands absolute obedience and tolerates no dissent, no criticism, and prohibits the thinking, knowledge and recognition. True Islam is totally different, the one who will find it will receive a very high reward.

Craziness is, when one always does the same but expects a different outcome

If a monkey thinks “I am a monkey”, then it is already a human

A man with roots should go for a pedicure

Self smugness leads to idiocy, being pissed off leads to enlightenment

If someone has something to say, he can tell it always very easily. If someone has nothing to say, he says it in a very complicated way

Addiction is, when somebody does something he wants to do, yet seeks someone who can make it so he won’t do it and doesn’t want to, either.

If the clever people always gave in, the world would be reigned by idiots. Too much “cleverness” makes you stupid.

If one only fights evil to protect life, one produces nothing good at all and such a life then becomes no longer worth living and thus requires no protection, for it is already unlived due to such a total protection. One can spend so much money on insurance, that one has nothing left to insure. Safety works in the same way.

Happy slaves are the worst enemies of freedom.

Creativity is an intelligence having fun.

If working makes you sick, fuck off, leave the work!

If Germans talk about morality, they mean money.

A man without an insight is just an anxious, aggressive, unhappy monkey.

Thinking is always trespassing.

The mob, who calls himself the people, does not discuss, just defames.

Legal is not always legitimate.

Who can not do without, lives unhappy.

So called social, culture sciences, sociology, psychology psychotherapy, psychoanalysis, are not anymore scientific, but immanent religious cult-prophets, organized as sects.

Without a strong opposition any apparent democracy atrophies to a tyranny, and as well a science , to an attitude of a religious sect.

You can recognize everything from a certain distance only, who is zealous, outraged, who sticks his nose in something, this one has lost the perspective, he recognizes anything more, he has only his imagination of the world in his head. This creates paranoia, which is called religion, and a religion as politics, even as a science.

Islamists are a real danger, therefore they will not be seen as such. Jews are not a danger, therefore they are seen as such. It is how the perception by cowards functions.

People without a sense of humor are able only to fear or to hate and become monks or terrorists.

People are not equal, each single person is unique.

Insight applies to everyone, including Muslims, Albanians, women and homosexuals.

Islam belongs to Germany, Judaism belongs to Israel.

The totalitarian Terror of consensus is ubiquitous in Germany.
There are no discussions anymore, but defamations only.
It is a culture of the mob. As it has already been.
Harmony is only if you do not communicate.

One should never go to bed with someone who has more problems than you already have.

>>Evelyn Waugh, surely the wittiest novelist of the past century, in World War II, coming out of a bunker during a German bombing of Yugoslavia, looked up at the sky raining enemy bombs and remarked, “Like everything German, vastly overdone.”<< Joseph Epstein

One has to be brave, to have a wit.

Stupid and dull belong mostly together.

Charlie Hebdo: you don´t care if such murders are comitted to Jews, we will see how “adequate” you will react when (when, not if), Islamists will begin to bombard your cities with Kasam missiles.

Christopher Hitchens: In a free society, no one has the right not to be offended.

The more someone narcissistic inflates , the more he feels insulted and provoked.

“The trouble with the world is that the stupid are cocksure and the intelligent are full of doubt.” – Bertrand Russell

 The problem with the Islamists in Europe should be solved exactly as Europe requires to the Middle East: a two-state solution, a half for muslims and the another half for not-muslims , with a common capital.

What may satire? Everything! Except be understood by the fool, because then it was not a satire.

Islamimus is Islam preaching violence.

Islam is a religion of love, and he who doubts is dead.

War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength. Islam is a peaceful religion of love – George Orwell 2015

Islam is not responsible for anything, Jews are guilty of everything.

Islamists are satanists. Islamism is a religion of idiots.

If someone inflates endless his ego, as Islamists do, then he hurts his own feelings already in his morning own shit.

The seven deadly sins of modern society. Wealth without work pleasure without conscience, knowledge without character business without morality Science without humanity, worship without sacrifice Politics without principles
-Mahatma Gandhi

“Where there is only a choice between cowardice and violence, I would advise violence.”
-Mahatma Gandhi

Heroes of today know nothing, can not and do not want anything. They just look like heroes, that’s all.

It may be that early fathers ate their children. Today, the mothers will eat anything, fathers, children and the rest. Everything Mommy, anyway!

Germany yesterday: the will to power.
Germany today: the will to blindness.
Germany tomorrow:

German psychoanalysis? Great, like German charm, German humor and German wit.

The resistance starts with its own language other than that of the dictatorship.

Smart phones for stupid people.

A leftist can, but do not have to be stupid.

If you do not blame states, when they commit suicide with millions victims , so why to blame a co-pilot with 149 dead?

Only the purity of the means justify the end.

A German is a person who can speak no lie, without actually believe Adorno

„Reason and rationality are chance-less than ever in this totally mediatised world. An unpleasant type Sniperterrorized society. His current weapon: The phobia accusation.“ – Bettina Röhl
„A Shitstorm has also its positive side. As politically correct manure it is usually thrown in the direction of originality, creativity and intelligence, she flies often to people who are really worth to read.“ Evidenz-basierte Ansichten
A woman is born as a woman. a man has to become a man.
No paternalization but advancing maternalization. The feminization and genderization marginalized and destroyed the father position in the modern „societies,“ the father role suffered general degradation, the canonization of homosexuality in particular and the sexual diversity generally wipes out the still remaining traces of masculinity completely out,  only as an insult haunts the alleged „paternalization“ in the jargon of mass media.
PostPop era: the triumph of fashion over the morals.
„We need damaged buildings, so you can see through their cracked walls to win at least one viewpoint to start to begin to think. Victor Tausk
„What good is health if you are an idiot then?“ – Theodor Adorno
„What one must be judged by, scholar or no, is not particularised knowledge but one’s total harvest of thinking, feeling, living and observing human beings.“ (…) „While the practice of poetry need not in itself confer wisdom or accumulate knowledge, it ought at least to train the mind in one habit of universal value: that of analysing the meanings of words: of those that one employs oneself, as well as the words of others. (…) what we have is not democracy, but financial oligarchy. (…) Mr. Christopher Dawson considers that “what the non-dictatorial States stand for today is not Liberalism but Democracy,” and goes on to foretell the advent in these States of a kind of totalitarian democracy. I agree with his prediction. (…) That Liberalism is something which tends to release energy rather than accumulate it, to relax, rather than to fortify. (…) A good prose cannot be written by a people without convictions. (..) The fundamental objection to fascist doctrine, the one which we conceal from ourselves because it might condemn ourselves as well, is that it is pagan. (..) The tendency of unlimited industrialism is to create bodies of men and women—of all classes—detached from tradition, alienated from religion and susceptible to mass suggestion: in other words, a mob. And a mob will be no less a mob if it is well fed, well clothed, well housed, and well disciplined. (…) The rulers and would-be rulers of modern states may be divided into three kinds, in a classification which cuts across the division of fascism, communism and democracy. (…) Our preoccupation with foreign politics during the last few years has induced a surface complacency rather than a consistent attempt at self-examination of conscience. (…) What is more depressing still is the thought that only fear or jealousy of foreign success can alarm us about the health of our own nation; that only through this anxiety can we see such things as depopulation, malnutrition, moral deterioration, the decay of agriculture, as evils at all. And what is worst of all is to advocate Christianity, not because it is true, but because it might be beneficial. (…) To justify Christianity because it provides a foundation of morality, instead of showing the necessity of Christian morality from the truth of Christianity, is a very dangerous inversion; and we may reflect, that a good deal of the attention of totalitarian states has been devoted, with a steadiness of purpose not always found in democracies, to providing their national life with a foundation of morality—the wrong kind perhaps, but a good deal more of it. It is not enthusiasm, but dogma, that differentiates a Christian from a pagan society.“ (…)  It would perhaps be more natural, as well as in better conformity with the Will of God, if there were more celibates and if those who were married had larger families. (…) We are being made aware that the organisation of society on the principle of private profit, as well as public destruction, is leading both to the deformation of humanity by unregulated industrialism, and to the exhaustion of natural resources, and that a good deal of our material progress is a progress for which succeeding generations may have to pay dearly. I need only mention, as an instance now very much before the public eye, the results of “soil-erosion”—the exploitation of the earth, on a vast scale for two generations, for commercial profit: immediate benefits leading to dearth and desert. I would not have it thought that I condemn a society because of its material ruin, for that would be to make its material success a sufficient test of its excellence; I mean only that a wrong attitude towards nature implies, somewhere, a wrong attitude towards God, and that the consequence is an inevitable doom. For a long enough time we have believed in nothing but the values arising in a mechanised, commercialised, urbanised way of life: it would be as well for us to face the permanent conditions upon which God allows us to live upon this planet. And without sentimentalising the life of the savage, we might practise the humility to observe, in some of the societies upon which we look down as primitive or backward, the operation of a social-religious-artistic complex which we should emulate upon a higher plane. We have been accustomed to regard “progress” as always integral; and have yet to learn that it is only by an effort and a discipline, greater than society has yet seen the need of imposing upon itself, that material knowledge and power is gained without loss of spiritual knowledge and power. “ – T.S.Eliot
“I am a feminist. All this means is that I am extremely hairy and hate all men, both as individuals and collectively, with noexceptions.” – Bridget Christie

Das Über-ES der Demolanten: „Wir sind das Mob!“

demolant-2015

Der Demolant

 

Als Sigmund Freud die Psychoanalyse entwickelt hat, drehte sich alles um die Spannungen zwischen dem Über-Ich (dem Gewissen, mit Schuld und Schamgefühlen) und dem ES (Triebe, Aggression und Sexualität) und dem zwischen den beiden Instanzen und der Realität ausgleichendem Ich.

Heute sind jedoch Patienten mit Scham und Schuldgefühlen immer seltener geworden, aber immer öfter Menschen, die ihre Triebe weder kontrollieren können, noch wollen, und bei denen es zwecklos ist, ihnen ins Gewissen reden zu wollen, denn sie habe kein solches. Wir können heute von zunehmender Über-ES-Problematik sprechen, ohne das Über-Ich. Sehr beliebt sind Mogelpackungen, außen sehr moralisch, innen rein triebhaft. Wir können dabei von der Wertegemeinschaft lupenreiner Hurensöhne sprechen. Das Mob wütet, bradschatzt, mordert, vergewaltigt unter der Parole der Freiheit, der Demokratie, des Islam, des Kommunismus, des Nazionalsozialismus, etc. etc. Es gibt nicht nur den Raubtier-Kapitlismus, sondern ebenso den Raubtier-Sozialismus, dieser viel gefährlich als jener, weil er Moral in Anspruch nimmt, um zu wüten. Dias Kokettieren der sozialromantischen bürgerlichen Fräuleins und Jungens mit dem mörderischen Mob gab es schon immer, 1789 in Frankfreich, 1917 in Russland, 1933 in Deutschland, vorher und nachher, immerwieder, auch heute. Glaubt ihrem Gutmenschengeschwätz nicht, hinter der süßsaurer Maske des Tartüffs, der Klebers, Miosgas, Slomkas, Wills, Maischbergers, Jauchs, Augsteins, sind Totenköpfe von Zombies, die wie ISIS die Zivilisation und Kultur gar nichts schätzen, sondern im Geheimen von einem rauen wilden Typen ganz hart dran genommen werden möchten, das nennen die dann Romantik. Aber jede Romantik findet ihre Erfüllung im Scheitern, Verrat, Krankheit und Tod. Romantic sucks!

Lesen Sie mehr darüber auf:

Unterschiedliche psychische Motivation von Links-, von Rechtsextremen und Islamisten / Diverse mental motivation of left-wing and right-wing extremists and Islamic Fundamentalists (german/english)

und auf:

Das revolutionäre humanistische Kapital des Kapitals

 

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Hauptsache Revolution (also Randale, Krawall Anm.JSB)
Wie man den Rojava-Kitsch mit noch dümmeren Argumenten kritisieren kann

 

Tho­mas Be­cker (Ba­ha­mas 70/2015)

Linke, auch an­ti­deut­sche Linke, lie­ben die Re­vo­lu­ti­on (also Randale, Krawall. Anm. JSB). D.h.: Sie be­trach­ten die Re­vo­lu­ti­on nicht als den Akt, durch wel­chen die Ge­sell­schaft zum Bes­se­ren ge­bracht wer­den, dem mensch­li­chen Mit­ein­an­der ein rei­che­rer In­halt ge­ge­ben, die Ge­schich­te gar doch noch einem Sinn zu­ge­führt wer­den könn­te, also nicht als Mit­tel zum Zweck; viel­mehr stellt die Form schon zu­gleich den gan­zen In­halt her. Form und In­halt fal­len zu­sam­men im sich selbst ge­nü­gen­den Kampf, um den sich alles Han­deln und Den­ken dreht. Mehr steck­te nie hin­ter den von der Avant­gar­de einst zur ei­ge­nen Er­mun­te­rung er­fun­de­nen Pa­ro­len wie „per­ma­nen­te Re­vo­lu­ti­on“ und „re­vo­lu­tio­nä­rer Kampf“; es ist alles bloß Tau­to­lo­gie (und eitler Schein, Selbstlügen. Anm. JSB).

Dass damit zu Hause kein Staat mehr zu ma­chen war, hatte man längst wis­sen kön­nen, als An­fang der neun­zi­ger Jahre sogar die Rote Armee Frak­ti­on ihre Ka­pi­tu­la­ti­ons­er­klä­rung un­ter­schrieb. Zwei­fel­los hatte schon die Ba­der-Mein­hof-Ban­de, als sie den re­vo­lu­tio­nä­ren Irr­witz der 68er ernst zu neh­men be­gann, mit der Re­vo­lu­ti­on, die sie im Munde führ­te, nichts mehr, mit sich selbst dafür um so mehr zu tun: Der Klas­sen­kampf, den sie im Namen des asia­ti­schen, afri­ka­ni­schen und la­tein­ame­ri­ka­ni­schen An­ti­im­pe­ria­lis­mus’ in die Me­tro­po­len tra­gen woll­te, ver­lief sich als­bald in die Knäs­te, er­reich­te sei­nen Hö­he­punkt aber erst, als er aus den Zel­len her­aus wei­ter­ge­führt wurde; denn von Be­ginn spiel­te er sich doch haupt­säch­lich in­ner­halb der kämp­fen­den Grup­pe selbst ab, deren im Un­ter­grund hau­sen­den Mit­glie­der sich umso stär­ker mit den Mas­sen au­ßer­halb der re­vo­lu­tio­nä­ren Zelle ver­bun­den fühl­ten, desto eher man die Zahl der Un­ter­stüt­zer an den Fin­gern einer Hand ab­zäh­len konn­te. Es ging am Ende für jeden ein­zel­nen Kom­bat­tan­ten nur noch darum, seine re­vo­lu­tio­nä­re Hal­tung zu be­wah­ren, darum, wer der Ra­di­kals­te und Un­beug­sams­te von allen, und wer der Ver­rä­ter sei, end­lich, wer den Hun­ger­streik durch­hal­te bis zur letz­ten Kon­se­quenz: ¡Re­vo­lu­ción y mu­er­te!

Da nach dem Zer­fall der So­wjet­uni­on auch die Gue­ril­le­ros El Sal­va­dors, für wel­che die Taz in den acht­zi­ger Jah­ren noch Geld zum Waf­fen­kauf ge­sam­melt hatte, ihre Ka­lasch­ni­kows weg­war­fen, stan­den dem re­vo­lu­tio­nä­ren Nach­wuchs, der es noch nicht ge­rafft hatte, zu­nächst nur noch die tür­ki­schen Kur­den als Ob­jekt zur Ver­fü­gung. Der mar­xis­tisch-le­ni­nis­tisch-sta­li­nis­ti­schen usw. Kur­di­schen Ar­bei­ter­par­tei, der PKK, die seit den acht­zi­ger Jah­ren ihren Volks­krieg gegen die tür­ki­sche Armee führ­te, war es sogar noch ein­mal ge­lun­gen, ei­ni­ge Links­ra­di­ka­le aus Deutsch­land in die Berge Kur­dis­tans zu lo­cken; etwas Ver­gleich­ba­res hatte es seit der le­gen­dä­ren Kom­pli­zen­schaft deut­scher und pa­läs­ti­nen­si­scher Ter­ro­ris­ten zwan­zig Jahre zuvor nicht mehr ge­ge­ben. Na­tür­lich wuss­te die neue Ge­ne­ra­ti­on deut­scher Klas­sen­kämp­fer nicht mehr, dass die PKK-Mi­li­zen ihren mi­li­tä­ri­schen Drill in genau der­sel­ben Ge­gend ver­ab­reicht be­ka­men, in der schon die RAF-Ge­nos­sen das Schie­ßen von der PLO ge­lernt hat­ten: im Be­k­aa-Tal, im von Sy­ri­en be­setz­ten Li­ba­non, wo sie sich jetzt, nach­dem Is­ra­el die Ara­fat-Ban­den nach Tu­ne­si­en ver­jagt hatte, das Ge­län­de mit der Hiz­bol­lah tei­len muss­ten, von deren be­waff­ne­tem Kampf sie si­cher­lich auch keine Ah­nung hat­ten.

Die PKK-Ge­nos­sen lie­fer­ten der Tür­kei einen or­dent­li­chen Gue­ril­la­krieg, der zehn­tau­sen­de Tote über­wie­gend auf kur­di­scher Seite kos­te­te, aber auch der tür­ki­schen Armee und den kei­ner re­vo­lu­tio­nä­ren oder mi­li­tä­ri­schen For­ma­ti­on an­ge­hö­ren­den tür­ki­schen Bür­gern viele To­des­op­fer ab­ver­lang­te. Da ein be­trächt­li­cher Teil der PKK-Mi­li­zen samt ihrem An­füh­rer sich in Sy­ri­en ver­steckt hielt und Ver­hand­lun­gen zwi­schen der tür­ki­schen und der sy­ri­schen Re­gie­rung zu kei­nem Er­geb­nis führ­ten, droh­te die Tür­kei schließ­lich damit, in Sy­ri­en ein­zu­mar­schie­ren. Die Dro­hung wirk­te und die PKK muss­te Hals über Kopf aus Sy­ri­en ver­schwin­den. In der Folge kam es 1999 zur Ge­fan­gen­nah­me Ab­dul­lah Öcal­ans, kurz dar­auf zur Ka­pi­tu­la­ti­on der PKK. So en­de­te auch die­ser be­waff­ne­te Kampf samt sei­nes Sym­pa­thi­san­ten­tums — vor­läu­fig, wie wir jetzt wis­sen.

Re­vo­lu­tio­nä­re An­ti­zio­nis­ten hat­ten na­tür­lich stets noch die Pa­läs­ti­nen­ser in der Re­ser­ve. Es ging also zu­nächst wei­ter mit der Al-Aq­sa-In­ti­fa­da, die im Jahre 2000 vom Zaun ge­bro­chen wurde, als ein Jude, näm­lich Ariel Sharon, den von den Pa­läs­ti­nen­sern als is­la­mi­sches Ei­gen­tum be­an­spruch­ten Tem­pel­berg be­such­te. Aber die jetzt immer ät­zen­der wer­den­de Kri­tik der An­ti­deut­schen ver­darb der neuen Ge­ne­ra­ti­on deut­scher Re­vo­lu­tio­nä­re gründ­lich den Spaß daran, sich dies­mal im Namen der in­ter­na­tio­na­len So­li­da­ri­tät auf die Seite pa­läs­ti­nen­si­scher Kin­der­mör­der zu schla­gen; die letz­te Schlacht, sang es in ihrem Ohr, ver­lie­ren wir! Denn die links­ra­di­ka­le Szene spal­te­te sich, und es sah nun so aus, als ob der an­ti­se­mi­ti­sche Teil der An­ti­fa nur noch eine Min­der­heits­frak­ti­on auf die Beine zu stel­len ver­möch­te.

Kampf um des Kampfes willen

In der Re­tro­spek­ti­ve mag es al­ler­dings so schei­nen, dass ein Teil der Über­läu­fer ins an­ti­deut­sche Lager nur das Pa­läs­ti­nen­ser­tuch mit der Is­ra­el­fah­ne ver­tauscht hätte – ein Ge­schäft mit Um­tausch­recht, das allzu leicht stor­niert wer­den konn­te, denn manch frisch­ge­ba­cke­ner An­ti­deut­scher hatte es an­schei­nend immer noch nicht ge­rafft. Zu­nächst könn­te man, rück­bli­ckend, in der zu­erst nicht sehr auf­fal­len­den Nei­gung zum Phi­lo­se­mi­tis­mus die un­über­wun­de­ne Sehn­sucht nach der Zu­ge­hö­rig­keit zu einem Volk, und sei es nicht das ei­ge­ne, aus­ma­chen, vor allem aber in der auf­fäl­lig lust­vol­len Lei­den­schaft für die is­rae­li­schen Streit­kräf­te, ins­be­son­de­re für die be­reits ins Por­no­gra­phi­sche spie­len­den Fotos be­waff­ne­ter jü­di­scher Mäd­chen in brust­be­ton­ten Uni­for­men – ganz ähn­lich denen, wie sie in der jüngs­ten Kur­den-So­li­da­ri­tät her­um­ge­pos­tet wur­den – schim­mer­te schon wie­der die Lust am Kampf um des Kamp­fes und der Re­vo­lu­ti­on um der Re­vo­lu­ti­on wil­len durch. Dass das Sol­da­ten­tum und Waf­fen an sich ver­ab­scheu­ungs­wür­di­ge Dinge dar­stel­len, die nur zur Not und mit Wi­der­wil­len zu ge­brau­chen sind, und auf die ein halb­wegs ge­sun­der psy­chi­scher Ap­pa­rat mit Angst statt Lust re­agie­ren würde – schon diese so ein­fa­che hu­ma­ne Wahr­heit wird in jenem Fe­ti­schis­mus von Re­vo­lu­ti­on und Kampf ver­drängt und als­dann ne­giert, d.h. in ihr Ge­gen­teil ver­kehrt. Is­ra­el je­doch ist kein Wech­sel auf den Kom­mu­nis­mus, wie jene an­ti­deut­schen Lin­ken, die es nicht las­sen kön­nen, im­mer­fort spe­ku­lie­ren müs­sen; die is­rae­li­schen Streit­kräf­te, die le­dig­lich der Ver­tei­di­gung des bür­ger­li­chen Staa­tes die­nen, der gar nicht re­vo­lu­tio­nä­ren po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on, die sich die Juden zu ihrer Selbst­be­haup­tung ge­schaf­fen haben, kön­nen die Re­vo­lu­ti­ons- und Kamp­fes­lust daher nur pro­jek­tiv, schon gar nicht auf Dauer be­frie­di­gen.

Doch dann kamen ja end­lich die Ara­ber. Ihre Re­vo­lu­ti­on zog auch viele an­ti­deut­sche Linke an und zu­rück in den Bann des Volks­auf­stands nach alter Ma­nier. Der re­vo­lu­tio­nä­re Trieb, der nach einer Phase er­zwun­ge­ner Ab­sti­nenz, weil die Welt­büh­ne ihm keine pas­sen­de Pro­jek­ti­ons­flä­che mehr dar­bot, nach Ab­fuhr ver­lang­te, hatte end­lich wie­der ein ge­eig­ne­tes Ob­jekt ge­fun­den, als sich die re­bel­lie­ren­de Menge auf den Stra­ßen Ägyp­tens ver­sam­mel­te wie einst die Au­to­no­men am ers­ten Mai in Kreuz­berg. Es muss­ten jetzt bloß noch Trans­pa­ren­te mit Auf­schrif­ten wie „De­mo­kra­tie“, „Ge­rech­tig­keit“ und „Frei­heit“ hoch­ge­hal­ten, pho­to­gra­phiert und via Face­book ge­teilt wer­den, um den wil­li­gen Aus­lands­re­por­ter bei der Jung­le World, der Taz oder der ARD davon zu über­zeu­gen, dass hier eine Re­vo­lu­ti­on à la 1848 im Gange sei. Die hin­ter den Trans­pa­ren­ten ver­steck­te Mos­lem­bru­der­schaft konn­te man schlecht sehen, vor allem weil man sie nicht sehen woll­te, denn zu süß lock­te das zu lange ver­sag­te Lie­bes­glück. In Li­by­en waren es gar junge Bur­schen mit einem Pa­tro­nen­gurt über der von der afri­ka­ni­schen Sonne ge­bräun­ten Schul­ter und der be­währ­ten Ka­lasch­ni­kow im Arm, die den bei­nah ver­ges­se­nen Traum vom be­waff­ne­ten Kampf wie­der in Er­in­ne­rung rie­fen. Wer woll­te da noch wis­sen, dass es sich dabei wo­mög­lich um Stam­mes­krie­ger und is­la­mi­sche Ter­ro­ris­ten han­del­te, die hier schon we­ni­ge Jahre spä­ter eine Pro­vinz des nach hun­dert­jäh­ri­gem Koma wie­der­er­wach­ten Ka­li­fats er­rich­ten wür­den?

Als in Ägyp­ten die zwei­te Runde der Re­vo­lu­ti­on ihren An­fang nahm – wie­der­um ein Volks­auf­stand, der dies­mal je­doch eine Kon­ter­re­vo­lu­ti­on, näm­lich den Sturz der in der ers­ten Runde an die Macht ge­lang­ten Mos­lem­bru­der­schaft, mit der sich die in­ter­na­tio­na­le So­li­da­ri­tät nicht recht an­zu­freun­den wuss­te, vor­be­rei­te­te – ver­lieb­te man sich gleich wie­der in sie. Dies­mal gip­fel­te die Re­vo­lu­ti­on al­ler­dings in einem Putsch, die neue Braut war das alte Mi­li­tär, so­dass die vor­ma­li­gen Macht­ver­hält­nis­se wie­der her­ge­stellt waren. Die Kamp­fes­lust war damit voll­ends be­frie­digt. Seit­her herrscht dar­über Schwei­gen im lin­ken und an­ti­deutsch-lin­ken Blät­ter­wald; von dem aus der li­by­schen Re­vo­lu­ti­on her­vor­ge­gan­ge­nen Ban­den­krieg ganz zu schwei­gen.

Gott sei Dank hatte die sy­ri­sche Re­vo­lu­ti­on noch ei­ni­ge Über­ra­schun­gen auf Lager. Als die Ba­ha­mas zu Be­ginn die­ser Re­vo­lu­ti­on be­haup­te­te, dass sie auch keine bür­ger­li­che, west­li­che oder sonst eine sei, die we­nigs­tens eine wenn auch noch so ge­rin­ge Ver­bes­se­rung im Ver­gleich zu den vor­ge­fun­de­nen Zu­stän­den er­war­ten lasse, son­dern wie­der bloß eine is­la­mi­sche Re­vo­lu­ti­on, bei der dies­mal wo­mög­lich al-Qai­da und ver­wand­te Ban­den den Sieg da­von­tra­gen wür­den, dass diese Re­vo­lu­ti­on je­den­falls die Lage für die Bür­ger in Sy­ri­en auf dras­ti­sche Weise zu ver­schlim­mern drohe, konn­te eine so düs­te­re Pro­phe­zei­ung von jenen, die schon zuvor ihre Be­reit­schaft zu jed­we­der Rea­li­täts­ver­leug­nung de­mons­triert hat­ten, na­tür­lich nur als kon­ter­re­vo­lu­tio­nä­re Pro­pa­gan­da oder Kom­pli­zen­schaft mit dem As­sad-Re­gime auf­ge­fasst wer­den.

Ganz so, als gelte es etwas nach­zu­ho­len, oder zu ver­tu­schen, ver­rich­te­te die Pro­jek­ti­ons­ar­beit dies­mal ihre Pflicht so gründ­lich und aus­dau­ernd wie nie zuvor: Der wahre Cha­rak­ter der sy­ri­schen Re­vo­lu­ti­on muss­te selbst nach der Aus­ru­fung des Ka­li­fats noch ge­leug­net wer­den. Was nicht von selbst in das re­vo­lu­tio­nä­re Pa­thos passt, wird halt zu­recht­ge­bo­gen. Dem­entspre­chend wurde ent­we­der be­haup­tet, nicht die Re­vo­lu­ti­on, son­dern das As­sad-Re­gime habe den Is­la­mi­schen Staat mit der Ab­sicht her­vor­ge­bracht, sich der in­ter­na­tio­na­len Staa­ten­ge­mein­schaft als klei­ne­res Übel an­zu­die­nen und/oder die USA seien dafür ver­ant­wort­lich, und zwar ent­we­der weil sie im Irak in­ter­ve­niert be­zie­hungs­wei­se weil sie in Sy­ri­en nicht in­ter­ve­niert hät­ten.

Die Bot­schaft die­ser Art von Er­klä­run­gen ist stets, dass die Re­vo­lu­ti­on so schön be­gon­nen habe und eben­so schön ge­en­det haben würde, wenn nicht ir­gend­wel­che fins­te­ren Mäch­te oder au­ßen­po­li­ti­sche Di­let­tan­ten da­zwi­schen­ge­funkt oder – er­satz­wei­se – nicht da­zwi­schen­ge­funkt, d.h. durch Nichts­tun die gute Sache zum Schei­tern ver­ur­teilt hät­ten; kurz ge­sagt: Die Pro­duk­te der Pro­jek­ti­on galt es gegen die Pro­duk­te der Wirk­lich­keit zu ver­tei­di­gen.

Wie sehr wahn­ge­trie­ben das ist, wurde sym­pto­ma­tisch, als die Is­lamex­per­ten der Jung­le World die USA der Kom­pli­zen­schaft mit dem As­sad-Re­gime end­lich des­we­gen be­zich­tig­ten, weil die ame­ri­ka­ni­schen Luft­an­grif­fe gegen den IS, die sich zu­nächst auf ira­ki­sches Ter­ri­to­ri­um kon­zen­triert hat­ten, im Sep­tem­ber 2014 auch Stel­lun­gen von al-Nus­ra tra­fen, jenem sy­ri­schen al-Qai­da Ab­le­ger, dem die re­vo­lu­tio­nä­ren Trup­pen der Frei­en Sy­ri­schen Armee tat­säch­lich ihre größ­ten mi­li­tä­ri­schen Er­fol­ge zu ver­dan­ken haben; das „ziel­lo­se Ein­grei­fen“ der USA, ana­ly­sie­ren die Chef­stra­te­gen des Blat­tes, nütz­te vor allem dem IS selbst. Das re­vo­lu­tio­nä­re Ex­per­ten­tum strebt so sei­ner ei­ge­nen Logik fol­gend einem Zu­stand zu, vor dem sich der Kran­ke halb­be­wusst am meis­ten fürch­tet: dass die Welt, wie sie sich ihm im In­nern sei­ner Kopf­ku­gel dar­stellt, in der Au­ßen­welt keine An­halts­punk­te mehr fin­det, woran die Pro­jek­ti­ons­ar­beit ihre Ver­knüp­fun­gen hef­ten könn­te, um die Kluft zwi­schen bei­den Wel­ten doch noch not­dürf­tig zu über­brü­cken, wo­durch schließ­lich der Rea­li­täts­ver­lust of­fen­sicht­lich wird.

Rojava und Kobane

Im Som­mer 2014, mit der Of­fen­si­ve des Is­la­mi­schen Staa­tes (IS), schien es also so weit ge­kom­men zu sein. Wobei zu­nächst gar nicht ein­zu­se­hen war, was die Lin­ken am IS ei­gent­lich aus­zu­set­zen hat­ten. Ist das etwa keine or­dent­li­che Re­vo­lu­ti­on, was da vor sich geht? Die IS-Krie­ger sehen doch nicht nur aus wie der leib­haf­ti­ge Che Gue­va­ra, sie ver­ste­hen auch etwas vom be­waff­ne­ten Kampf, das ist kaum zu leug­nen. Neh­men sie die auf re­vo­lu­tio­nä­ren De­mons­tra­tio­nen be­lieb­te Pa­ro­le – „Feuer und Flam­me für den Staat“ – etwa nicht beim Wort? Zer­schla­gen sie nicht die alt­her­ge­brach­ten Stam­mes­ver­hält­nis­se und stel­len sie nicht über­haupt die ge­sell­schaft­li­che Ord­nung noch gründ­li­cher auf den Kopf als es je ein 68er sich zu träu­men ge­traut hätte? Doch: Oh nein, hieß es plötz­lich, so ernst habe man die Pa­ro­len ja gar nicht ge­meint.

Aus die­ser Klem­me half als­bald eine an­de­re, zwar nicht ganz un­ver­dor­be­ne, aber doch im fri­schen Klei­de da­her­kom­men­de Re­vo­lu­ti­on, die nur dar­auf war­te­te, von den Sach­ver­wal­tern der in­ter­na­tio­na­len So­li­da­ri­tät um­armt zu wer­den: die Ro­ja­va-Re­vo­lu­ti­on.

Die PKK, das frü­he­re Sub­jekt des kur­di­schen Volks­auf­stands in der Tür­kei, das der links­ra­di­ka­len Szene in den neun­zi­ger Jah­ren als Ob­jekt ihrer re­vo­lu­tio­nä­ren Pro­jek­tio­nen dien­te, muss­te sich nach ihrer Flucht aus Sy­ri­en und der Ge­fan­gen­nah­me ihres An­füh­rers in den ver­gan­ge­nen 15 Jah­ren mit re­vo­lu­tio­nä­rem Durch­hal­te­wil­len über Was­ser hal­ten. Wäh­rend Ab­dul­lah Öca­lan die Zeit in sei­ner Ge­fäng­nis­zel­le in­mit­ten des Mar­ma­ra-Mee­res dazu nutz­te, eine er­staun­li­che Me­ta­mor­pho­se vom na­tio­na­lis­ti­schen Sta­li­nis­ten zum an­ti­na­tio­na­lis­ti­schen An­ar­chis­ten zu voll­zie­hen, womit er seine der Eso­te­rik auf­ge­schlos­se­ne Ge­folg­schaft davon über­zeug­te, dass die so­eben er­leb­te mi­li­tä­ri­sche Nie­der­la­ge ein mensch­li­cher Ge­winn ge­we­sen sei, ver­schlan­gen die übrig ge­blie­be­nen PKK-Mi­li­zen seine dün­nen Bro­schü­ren in den kar­gen, aber des­halb an­geb­lich umso schö­ne­ren Qan­dil-Ber­gen im Nor­den Iraks, wo jetzt zu allem Übel Ma­soud Bar­za­ni im Bünd­nis mit den USA und der Tür­kei eine er­folg­rei­che Kur­den-Re­vo­lu­ti­on an­führ­te; mit sei­nen Pe­schmer­ga hatte sich die PKK keine zehn Jahre zuvor, als sie noch stark war, einen klei­nen in­ner­kur­di­schen Bür­ger­krieg ge­lie­fert. Die PKK fand sich of­fen­sicht­lich in jeg­li­cher Be­zie­hung – mi­li­tä­risch, po­li­tisch und ideo­lo­gisch – auf ver­lo­re­nem Pos­ten. Ent­spre­chend un­in­ter­es­sant wirk­te sie für die in­ter­na­tio­na­le So­li­da­ri­tät.

Das än­der­te sich schlag­ar­tig mit der Schlacht um die Stadt Ko­ba­ne. Von einem Tag auf den an­de­ren hatte die Kur­den-So­li­da­ri­tät wie­der Kon­junk­tur, und nicht nur, dass sie, wie frü­her, die links­ra­di­ka­le Szene anzog, auch auf die an­ti­deut­sche, ja die ge­samt­deut­sche Linke ein­schließ­lich So­zi­al­de­mo­kra­tie und Frie­dens­be­we­gung übte sie dies­mal ihre ma­gi­sche Wir­kung aus – schließ­lich sogar bis in die CDU hin­ein. So­li­da­ri­täts­de­mons­tra­tio­nen wur­den or­ga­ni­siert, So­li­da­ri­täts­kon­ten er­öff­net, in der Kul­tur­haupt­stadt Ber­lin wurde das „Nacht­le­ben für Ro­ja­va“ aus­ge­ru­fen und in Kreuz­berg gab es Ko­ba­ne-Ke­bap zum Schnell­ver­zehr – mit So­li­da­ri­täts­zu­schlag, ver­steht sich.

Das Be­ein­dru­ckends­te daran war je­doch nicht das Aus­maß der neuen Kur­den-So­li­da­ri­tät, son­dern ihre Be­grün­dung. Wäh­rend der Kom­man­deur der Ko­ba­ne an­grei­fen­den IS-Trup­pen den Ver­tei­di­gern der Stadt via Youtube mit­ge­teilt hatte, dass kei­ner von ihnen diese Schlacht über­le­ben werde, kam kei­ner der Or­ga­ni­sa­to­ren der De­mons­tra­tio­nen, kein Auf­ruf­ver­fas­ser und Auf­ruf­un­ter­schrei­ber auch nur auf die Idee, die Ro­ja­va-So­li­da­ri­tät mit der Ret­tung des Le­bens der in der Stadt ein­ge­schlos­se­nen Men­schen zu recht­fer­ti­gen. Ein ein­fa­ches Men­schen­le­ben ge­nüg­te nicht, es muss­te we­nigs­tens eine Re­vo­lu­ti­on sein, wes­we­gen man de­mons­trier­te, spen­de­te oder einen Ko­ba­ne-Ke­bap ver­speis­te, so­dass kein So­li­da­ri­täts­auf­ruf ohne den Hin­weis dar­auf aus­kam, dass hier ein fort­schritt­li­ches und eman­zi­pa­to­ri­sches Pro­jekt samt Öko­lo­gie, Fe­mi­nis­mus und Rä­te­kom­mu­nis­mus auf dem Spiel stün­de; jedes Mal muss­te die kom­plet­te Re­vo­lu­ti­ons­e­so­te­rik aus den Bro­schü­ren Ab­dul­lah Öcal­ans als Mo­ti­va­ti­on für die Ro­ja­va-So­li­da­ri­tät heraun­ge­zo­gen wer­den. Die Ro­ja­va-So­li­da­ri­tät darf daher als Pa­ra­de­bei­spiel dafür ge­nom­men wer­den, wie viel ein Men­schen­le­ben in re­vo­lu­tio­nä­ren Zei­ten wert ist. Na­tür­lich dach­te auch die für ihren Mär­ty­rer­kult be­kann­te PKK kei­nen Mo­ment an eine Flucht aus Ko­ba­ne.

Wirk­lich über­rascht sein durf­te man dann davon, wie schnell die Kri­tik an der Ro­ja­va-So­li­da­ri­tät in der Jung­le World zu Wort kam. Schon zwei Mo­na­te nach dem Be­ginn der Schlacht um Ko­ba­ne stell­te dort Felix Klo­po­tek „Un­be­que­me Fra­gen“ in einem Ar­ti­kel unter dem gleich­lau­ten­den Titel (Jung­le World 47/2014). Es waren Fra­gen wie die nach der Le­gi­ti­mi­tät von Ana­lo­gi­en zwi­schen Ko­ba­ne, War­schau, Sta­lin­grad oder Ma­drid, wie sie in der Ro­ja­va-So­li­da­ri­tät be­müht wur­den, oder nach der Glaub­wür­dig­keit der Me­ta­mor­pho­se der PKK, also da­nach, ob die Par­tei jetzt auch wirk­lich gegen Staat und Na­ti­on sei. Die Fra­gen gip­feln schließ­lich in einer Kri­tik des Den­kens in Ka­te­go­ri­en des „klei­ne­ren Übels“, das er der Ro­ja­va-So­li­da­ri­tät für den Fall un­ter­stellt hatte, dass sie sich den vor­her­ge­hen­den Fra­gen nicht stellt. Wenn näm­lich, wird ar­gu­men­tiert, die „über­schweng­li­che So­li­da­ri­tät“ auf „in­halt­li­chen Po­si­tio­nen“ grün­det, die, so­bald man die rich­ti­gen Ant­wor­ten auf die un­be­que­men Fra­gen ge­fun­den hat, „nicht mehr halt­bar wären, was blie­be dann übrig? Dass die PKK an­ge­sichts des IS das klei­ne­re Übel wäre?“ So­weit kann man der Fra­ge­rei fol­gen. „Aber“, geht es dann je­doch wei­ter, „liegt nicht in der Logik des ‚klei­ne­ren Übels‘ schon die Auf­ga­be einer all­ge­mei­nen, über­grei­fen­den, ver­bind­li­chen, man würde wohl sagen: uni­ver­sa­lis­ti­schen Per­spek­ti­ve? Wenn wir uns für ein klei­ne­res Übel ent­schei­den, dür­fen dann die ‚an­de­ren‘ nicht auch ihres wäh­len? Ist aus der Sicht von sun­ni­ti­schen Ara­bern, von denen in Sy­ri­en 200.000 ab­ge­schlach­tet wur­den und auf die in Bag­dad schii­ti­sche To­des­schwa­dro­nen Jagd ma­chen, ist aus deren Sicht nicht der IS das ‚klei­ne­re Übel‘? Führ­te die Wahl eines ‚klei­ne­ren Übels‘ nicht schnur­stracks in Sack­gas­sen, an deren Ende schon die Groß­mäch­te war­ten – ob die Tür­kei, der Iran, Sau­di-Ara­bi­en, Russ­land oder die USA –, die schließ­lich ihr Spiel spie­len wer­den?“ Tja, so läuft das nun ein­mal, Herr Klo­po­tek – die USA sind am Ende so­wie­so immer das größ­te Übel. Aber rich­tig übel wird es immer erst dann, wenn Links­ra­di­ka­le zum Ge­gen­schlag aus­ho­len. So auch hier: „Und was wäre dann die Per­spek­ti­ve? Na­tür­lich – und an die­ser Stel­le keine Frage – die Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on des Pro­le­ta­ri­ats, der Frau­en und Sub­al­ter­nen, wie sie schon an­satz­wei­se im ‚ara­bi­schen Früh­ling‘, über den das letz­te Wort noch nicht ge­spro­chen ist (so wie, um auch mal eine Ana­lo­gie zu be­mü­hen, die blu­tig ge­schei­ter­te rus­si­sche Re­vo­lu­ti­on von 1905 auf 1917 ver­weist), zu be­ob­ach­ten war.“

Zurück bei den Arabern

Da sind wir also wie­der zu­rück bei den Ara­bern, und damit dem Rät­sel auf der Spur, was der Aus­lands­re­dak­ti­on der Jung­le World an der Ro­ja­va-So­li­da­ri­tät der­ma­ßen miss­fiel, dass sie eine re­gel­rech­te Kam­pa­gne da­ge­gen be­trieb. Um ein letz­tes Mal Herrn Klo­po­tek zu Wort kom­men zu las­sen: „Vor zwei, drei Jah­ren man­gel­te es nicht an Me­di­en­be­rich­ten, die der PKK und ihrem sy­ri­schen Ab­le­ger PYD eine – min­des­tens – De fac­to-Kol­la­bo­ra­ti­on mit dem Re­gime Bas­har al-As­sads un­ter­stell­ten. Die PKK be­tei­ligt sich nicht an einer ge­mein­sa­men Front gegen Assad, dafür wird ihr ein be­grenz­ter Se­pa­rat­frie­den zu­ge­stan­den: kan­to­na­le Selbst­ver­wal­tung. Wieso ist von die­sen Be­rich­ten nicht mehr die Rede? Sind sie wi­der­legt? Ist das, was ein gro­ßer Teil der Lin­ken als Hort der Sta­bi­li­tät und der Men­schen­rech­te in­mit­ten des gna­den­lo­sen Bür­ger­kriegs an­sieht, nicht nur ein Pro­dukt die­ses Bür­ger­kriegs, son­dern hat – in­di­rekt – dazu bei­ge­tra­gen, ihn zu bru­ta­li­sie­ren, eben weil die PYD eine ge­mein­sa­me, schlag­kräf­ti­ge­re Front gegen Assad hin­ter­trie­ben hat?“ Was hier noch ein­mal in Fra­ge­form und quasi en pas­sant for­mu­liert ist, wurde in der nächs­ten Aus­ga­be des Blat­tes (48/2014) end­lich offen als Haupt­an­griffs­li­nie gegen die PKK-Ge­nos­sen und ihre links­ra­di­ka­len Sym­pa­thi­san­ten in einem Ar­ti­kel mit dem Titel „Ro­man­tik scha­det“ von Elias Pe­r­abo und Ha­rald Etz­bach aus­ge­ge­ben.

Schon des­sen An­kün­di­gung of­fen­bart, noch etwas ver­schämt, den kom­plet­ten Un­sinn der Kri­tik; es heißt dort: „In Ko­ba­ne konn­te der Is­la­mi­sche Staat erst ein­mal zu­rück­ge­schla­gen wer­den – nicht zu­letzt auch auf­grund einer be­ein­dru­cken­den Welle in­ter­na­tio­na­ler Un­ter­stüt­zung. An­statt die Ge­scheh­nis­se und die So­li­da­ri­tät in den kom­ple­xen sy­ri­schen Auf­stand ein­zu­ord­nen, jagt die hie­si­ge Linke lie­ber ihren ei­ge­nen ver­klär­ten Re­vo­lu­ti­ons­phan­ta­si­en hin­ter her.“

Ein­mal davon ab­ge­se­hen, dass hier mit der „be­ein­dru­cken­den Welle in­ter­na­tio­na­ler Un­ter­stüt­zung“ an­schei­nend und un­sin­ni­ger­wei­se die Kur­den-De­mons­tra­tio­nen und ähn­lich nutz­lo­se So­li­da­ri­täts­be­kun­dun­gen in Deutsch­land ge­meint sind, nicht aber die Luft­an­grif­fe der USA, die den Ver­tei­di­gern Ko­ba­nes wirk­lich ge­hol­fen haben, wie die PKK-Kom­man­deu­re trotz ihres ein­ge­fleisch­ten An­ti­ame­ri­ka­nis­mus öf­fent­lich zu­ge­ben muss­ten, soll also die Kur­den-So­li­da­ri­tät aus­ge­rech­net dafür kri­ti­siert wer­den, dass sie es ver­säumt hat, sich in den „kom­ple­xen sy­ri­schen Auf­stand ein­zu­ord­nen“; dass damit ei­gent­lich „dem sy­ri­schen Auf­stand un­ter­zu­ord­nen“ ge­meint ist, wird an an­de­rer Stel­le noch deut­lich. Doch schon durch die Wort­wahl, mit der dar­auf ge­pocht wird, dass in Sy­ri­en ein „Auf­stand“, ein Wort, mit dem etwas Gutes as­so­zi­iert wird, kei­nes­falls aber ein „Bür­ger­krieg“ statt­fän­de, wird, die frü­her for­mu­lier­ten un­be­que­men Fra­gen un­be­ant­wor­tet und un­in­ter­es­siert hin­ter sich las­send, die Kri­tik an der Ro­ja­va-So­li­da­ri­tät un­ver­mit­telt dar­auf zu­ge­spitzt, dass die sich mit den Ro­ja­va-Kur­den dem „Auf­stand“ in Sy­ri­en ver­wei­gert habe: „So wich­tig die schnel­le So­li­da­ri­täts­ar­beit für Ko­ba­ne und Ro­ja­va war, so er­schre­ckend ist es in gleich mehr­fa­cher Hin­sicht, in welch ein­di­men­sio­na­ler und se­lek­ti­ver Weise die Ge­scheh­nis­se von den deut­schen In­itia­ti­ven ein­ge­ord­net wer­den: So wird etwa im Auf­ruf der Neuen an­ti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on (NaO) und der An­ti­fa­schis­ti­schen Re­vo­lu­tio­nä­ren Ak­ti­on Ber­lin (‚So­li­da­ri­tät mit Ro­ja­va – Waf­fen für die YPG/YPJ‘ vom 4. Ok­to­ber) an­statt vom sy­ri­schen Auf­stand ge­ra­de ein­mal vom ‚sy­ri­schen Bür­ger­krieg‘ ge­re­det, in des­sen Mitte die Kur­din­nen und Kur­den einen fort­schritt­li­chen Ge­sell­schafts­ent­wurf ver­tei­di­gen wür­den. Die In­ter­ven­tio­nis­ti­sche Linke geht in ihrem Ro­ja­va-Auf­ruf (‚So­li­da­ri­tät mit Ro­ja­va. Wer wenn nicht wir? Wann wenn nicht jetzt?‘), sogar noch ein Stück wei­ter und schafft es tat­säch­lich, ab­ge­se­hen von einem in Klam­mern ste­hen­den Hin­weis, dass Ro­ja­va in Nord­sy­ri­en liegt, Sy­ri­en über­haupt nicht zu er­wäh­nen. Das ist nicht nur igno­rant und un­so­li­da­risch ge­gen­über allen an­de­ren Kräf­ten in Sy­ri­en, es zeigt auch, wie wenig In­ter­es­se es an den Hin­ter­grün­den im Nahen Osten und in Sy­ri­en gibt.“

Das ist frei­lich be­son­ders igno­rant und un­so­li­da­risch ge­gen­über „an­de­ren Kräf­ten in Sy­ri­en“ wie al-Nus­ra, IS und den sala­fis­ti­schen Bri­ga­den der Frei­en Sy­ri­schen Armee, außer denen es in Sy­ri­en nichts gibt, das Ir­gend­et­was aus­rich­ten könn­te – außer den all­ge­mei­nen Na­tur­kräf­ten oder den Streit­kräf­ten As­sads, die aber ver­mut­lich hier ge­ra­de nicht ge­meint sind. Die seit dem Herbst 2013 in Jor­da­ni­en aus­ge­bil­de­ten Sol­da­ten der so­ge­nann­ten Süd­front kämen viel­leicht noch in Be­tracht, wür­den sie nicht von der CIA be­waff­net, wo­durch sie ja im Diens­te des al­ler­größ­ten Übels ste­hen (vgl. Ba­ha­mas 67). Was al­ler­dings das „In­ter­es­se an den Hin­ter­grün­den“ an­geht, da scheint man in der Re­dak­ti­on der Jung­le World auf das Des­in­ter­es­se und das Un­wis­sen der Leser der­art zu ver­trau­en, dass man ihnen jeden Un­sinn un­ter­ju­beln zu dür­fen glaubt – und sei es ein wenig ver­deckt auf der „Disko“-Sei­te. In einem fol­gen­den Ab­schnitt heißt es näm­lich: „Der sy­ri­sche Auf­stand hat dabei nicht nur den Raum für das heu­ti­ge kur­di­sche Ex­pe­ri­ment ge­schaf­fen, viel­mehr waren und sind die Men­schen im Nord­os­ten Sy­ri­ens selbst auch ein Teil die­ser Re­vo­lu­ti­on. Ver­ges­sen scheint, dass die Men­schen auch in Ko­ba­ne, Amuda und Qa­mish­li unter gro­ßen Ge­fah­ren seit 2011 auf die Stra­ße ge­gan­gen sind, um sich den lan­des­wei­ten Pro­tes­ten nach Brot, Würde und Frei­heit an­zu­schlie­ßen.“

Die Kurden und die sunnitische Revolution

Wegen eines Brot­man­gels, liebe Leute, hat nie­mand in Sy­ri­en eine Re­vo­lu­ti­on an­ge­zet­telt – das ver­wech­selt ihr viel­leicht wie­der mit Le­nins April­the­sen und der Ok­to­ber­re­vo­lu­ti­on 1917. Brot gab es in Sy­ri­en genug, je­den­falls gab es vor der „Re­vo­lu­ti­on“ mehr davon als jetzt, be­son­ders in den länd­li­chen Ge­bie­ten im Nor­den Sy­ri­ens, wo die meis­ten Kur­den leben, denn Wei­zen wurde in die­ser Ge­gend tra­di­tio­nell im Über­fluss pro­du­ziert und in an­de­re Teile Sy­ri­ens ver­kauft. Der Rest ist glatt ge­lo­gen. Ein­zel­ne kur­di­sche Ju­gend­ver­bän­de hat­ten zwar im Laufe des Jah­res 2011 De­mons­tra­tio­nen zu or­ga­ni­sie­ren ver­sucht, die aber von der PKK teils mit Ge­walt un­ter­bun­den wur­den. Denn was immer man der PKK vor­hal­ten mag, eines haben die Ge­nos­sen von Be­ginn an klar ge­se­hen: Von einer sun­ni­ti­schen Re­vo­lu­ti­on hat­ten die Kur­den nichts Gutes zu er­war­ten – sie hat­ten sie zu fürch­ten. Folg­lich ist auch dies eine Un­ter­stel­lung: „Selbst füh­ren­de Köpfe der PYD, wie etwa Salih Mus­lim, ord­nen ganz selbst­ver­ständ­lich das de­mo­kra­ti­sche Ex­pe­ri­ment Ro­ja­va in den Rah­men des grö­ße­ren Um­bruchs in Sy­ri­en ein.“

Na­tür­lich wer­den in dem Ar­ti­kel keine Be­le­ge für diese Be­haup­tung ge­lie­fert, denn es gibt ja auch keine. Man soll­te sich aber ein­mal ein In­ter­view an­se­hen, das Salih Mus­lim Mu­ham­mad, der üb­ri­gens nicht „einer der füh­ren­den Köpfe“, son­dern der Vor­sit­zen­de der PYD, des sy­ri­schen Ab­le­gers der PKK ist, im No­vem­ber 2011, also knapp ein hal­bes Jahr nach dem Be­ginn der „Re­vo­lu­ti­on“ einem Jour­na­lis­ten von kurdwatch.​org ge­ge­ben hat – einer Web­site üb­ri­gens, die von Herrn Klo­po­tek aus­drück­lich als PKK-kri­ti­sche In­for­ma­ti­ons­quel­le emp­foh­len wor­den war. „Frage: Es gibt viele Stim­men in Sy­ri­en, die den Sturz von Prä­si­dent Bas­her al-As­sad und sei­nes Re­gimes for­dern. Was ist Ihre For­de­rung? Salih Mus­lim Mu­ham­mad: Wir for­dern ein Ende des Un­ter­drü­ckungs­sys­tems. Es gibt ei­ni­ge, die nach dem Sturz des Re­gimes rufen. Im Ge­gen­satz dazu for­dern wir den Sturz des un­ter­drü­ck­e­ri­schen au­to­ri­tä­ren Sys­tems. Unser Pro­blem ist kein Pro­blem der Macht. Die in Da­mas­kus Re­gie­ren­den kom­men und gehen. Für uns Kur­den ist das nicht so wich­tig. Für uns Kur­den ist es wich­tig, dass wir un­se­re Exis­tenz si­chern. Das ge­gen­wär­ti­ge Re­gime ak­zep­tiert uns nicht, ge­nau­so wenig wie die­je­ni­gen, die mög­li­cher­wei­se da­nach an die Macht kom­men.“

Das ist nun eine so klare Dis­tan­zie­rung von der „sy­ri­schen Re­vo­lu­ti­on“, dass man sie gar nicht miss­ver­ste­hen kann, wenn man sie nicht miss­ver­ste­hen will. Die Kur­den woll­ten mit dem sy­ri­schen Auf­stand nie etwas zu tun haben, weil sie ihren ei­ge­nen Auf­stand im Sinn hat­ten. Ent­spre­chend haben sie ge­han­delt.

Es gibt einen still­schwei­gen­den Nicht­an­griffs­pakt zwi­schen der PKK und dem As­sad-Re­gime, der bei­den Sei­ten ge­nutzt hat. Als sich die sy­ri­sche Armee im Som­mer 2012 aus dem Nor­den zu­rück­zog, weil die dort sta­tio­nier­ten Ein­hei­ten an­ders­wo drin­gen­der ge­braucht wur­den, näm­lich zur Ver­tei­di­gung von Da­mas­kus, haben die aus den ira­ki­schen Qan­dil-Ber­gen an­ge­rück­ten PKK-Mi­li­zen die Kon­trol­le über die kur­di­schen Kom­mu­nen im Nor­den Sy­ri­ens über­nom­men. Das ist das ganze Ge­heim­nis der re­vo­lu­tio­nä­ren kur­di­schen Selbst­ver­wal­tung. Es gab dabei kei­ner­lei mi­li­tä­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen dem Re­gime und der PKK. Die ein­zi­gen Geg­ner, wel­che die PKK in den von ihr kon­trol­lier­ten Ge­bie­ten vor­fand, waren die kon­kur­rie­ren­den, Ma­soud Bar­za­ni treu­en kur­di­schen Par­tei­en, die aber über keine Waf­fen ver­füg­ten. Auf diese Weise blie­ben die Kur­den von dem Bür­ger­krieg in Sy­ri­en ver­schont – bis ihnen im Spät­som­mer des ver­gan­ge­nen Jah­res die sy­ri­sche Re­vo­lu­ti­on in Ge­stalt des IS doch noch auf die Pelle rück­te.

Die PKK wurde somit in der Jung­le World für die ein­zi­ge ver­nünf­ti­ge Ent­schei­dung kri­ti­siert, die die Par­tei je­mals ge­fällt hat. Das ist, wie ge­sagt, noch düm­mer als der ganze Ro­ja­va-Kitsch.

Tho­mas Be­cker (Ba­ha­mas 70/2015)

http://www.redaktion-bahamas.org/auswahl/web70-2.html

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Claus Leggewies Traum von der Räterepublik

Von Quentin Quencher auf Achgut.com am 23.03.2015

Am 17.03.2015 war Claus Leggewie zu Gast in der Radiosendung SWR1-Leute bei Stefan Siller.(1) Beide sind den Lesern dieses Blogs natürlich vertraut.(2) Leggewie gehörte zu den Hauptautoren des WBGU Gutachtens »Welt im Wandel« und als sogenannter 68er zu den Leuten, die die Schnittmenge von linken Gesellschaftsutopien hin zu einer Ökogesellschaft mit Nachhaltigkeitspostulat der Grünen bilden. Er selbst bezeichnet sich eher als Sponti, für die 68er wäre er zu jung.(3) Zur politischen Sozialisation Leggewies sagt das schon was aus, vor allem wenn er mit einem gewissen Stolz im Unterton sagt, dass die 68er die Republik zum positiven verändert hätten. Wobei er sich von den K-Gruppen der 70er distanziert, und meint, er wäre nie ein Amerikahasser gewesen. Die dem linken Denken nahestehenden dieses Landes bilden eben eine wesentlich komplexere Gruppe als es in Öffentlichkeit oft erscheint, und man darf annehmen, dass dieses Erscheinungsbild nur deswegen existiert, weil sie der gemeinsame Kampf gegen Kapitalismus oder von solchen Leuten die von ihnen als rechts eingestuft werden, sowie des Liberalismus, eint. Ist der gemeinsame Gegner besiegt, werden sie wieder übereinander herfallen. Carl Schmitt lässt grüßen.(4)

Kommen wir zurück zur hier zu betrachtenden SWR-Sendung. Als die Sprache auf Bürgerbeteiligungen und Volksentscheide kam, drückte Leggewie seine Abneigung gegen letztere aus, sei wären nur Momententscheidungen, die von Wutbürgern oder anderen kurzfristigen Stimmungen dominiert sein können. Gegen Bürgerbeteiligung hat er allerdings nicht, sofern sie entsprechend seiner Vorstellung organisiert sind. Neue Arten der Partizipation sollen entstehen, doch schauen wir mal, was er genau dazu im Interview sagte.

Ich bin Anhänger einer erörternden deliberalen Demokratie, die solche Entscheidungen, die wirklich auf Jahrzehnte Infrastrukturen schaffen, wo man sich genau überlegen muss was man tut, die halte ich für besser, dass man sich grundsätzlich überlegt, auch mit den Bürgern. Da gibt es auch Modelle. Wir sind gerade dabei an einem Modell zur arbeiten, was wir die Konsultative nennen, also eine Art vierte Gewalt. […] Wir nennen es gewissermaßen eine vierte Gewalt, weil sie neben Exekutive und Legislative, Judikative, eine Beratungsinstanz aufbaut, mit Blick in die Zukunft. Das kann ich jetzt nicht weiter ausführen.
Warum er das nicht weiter ausführen kann, das fragte der Moderator nicht nach, aber das ist man bei Stefan Siller ja auch gewöhnt, und dass er dann wenn es für den Hörer interessant werden könnte, in allgemeines Blablabla abgleitet, am besten in Zusammenhang mit Fußball.

Doch greifen wir zwei Begriffe auf: »deliberale Demokratie« und »Konsultative«. Letzteres ist eine relativ neue Wortschöpfung und soll von dem Gründungsmitglied der Grünen Erhard O. Müller in die Diskussionen einbracht worden sollen.(5) So jedenfalls der Mitinitiator eines Verfassungskonvents, Joachim Sikora, der, wie seine Genossen und Brüder, gleich eine neue Verfassung für Deutschland haben wollen. Sikora nennt diese Konsultative als erste von insgesamt sechs Gewalten. (6) Die Aufgaben dieser nun ersten Gewalt, und hier ist anzumerken, dass Leggewie zwar von vierter Gewalt spricht, sicher aber die Vorstellungen Sikoras teilt, ist folgende:

Die zentrale Aufgabe der „Konsultativen“ ist die Erarbeitung eines gesellschaftlichen Leitbildes, ausgehend von der Frage: In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Dieses Leitbild bildet die Grundlage für alle weiteren politischen Entscheidungen. Dazu initiiert die „Konsultative“ einen Konsultationsprozess (etwa analog den Bürgerforen) und eine ständig zugängliche Bürgerplattform im Internet als Medium des „Crowdsourcing“.

Die Aussagen des Leitbildes sind verbindlich für alle weiteren politischen Entscheidungen.

Wir müssen hier kurz durchatmen um die ganze Tragweite dieser Aussage zu begreifen. Diskussionsplattformen, bei denen davon auszugehen ist, dass die artikulationsstarken, ressourcen- und zeitreichen, sich durchsetzen werden, entwickeln ein Leitbild nach dem sich die ganze Politik zu richten hat. Letztlich bedeutet dies, dass Bürgern die sich nicht in der Lage sehen an diesen Prozessen teilzunehmen, sei es Zeitgründen oder weil sie ihre persönliche politische Meinung nicht zum Gegenstand von Diskussionen machen möchten, oder weil sie meinen sich nicht so geschliffen korrekt ausdrücken zu können, und daher eine gewisse Scheu und Scham vor Öffentlichkeit haben, oder anderen ganz persönlichen Meinungen, alle diese Leute haben dann nichts mehr zu sagen, da sie an der Entwicklung der politischen Leitbilder nicht mitwirken können, an die sich dann aber die Politik zu halten hat. Wahlen werden somit nebensächlich, denn auch die gewählten Volksvertreter müssen sich an diesen Leitbildern orientieren. Einen Vorgeschmack dessen wie Politik dann aussieht haben wir bekommen, als eine Ethikkommission darüber zu befinden hatte, ob nun Kernkraft in Deutschland sicher ist oder nicht.

Es hätte auch einen Volksentscheid geben können, bei dem die Wähler darüber entscheiden wie nun mit den Kernkraftwerken zu verfahren sei. Das Ergebnis wäre wahrscheinlich das gleiche gewesen, doch es hätte eine öffentliche Diskussion gegeben, bei der dann auch Bürger mit ihrer Stimmabgabe ihre Meinung kund tun können, solche die sich ansonst nicht in der Lage sehen, ihre Meinung auszuformulieren, was aber in Bürgerforen Voraussetzung ist. Es soll ja auch noch Bürger geben, die einer ganz normalen Erwerbstätigkeit nachgehen, eine Familie, einen Hund und ein Hobby haben, und schon aus Zeitgründen an diesen Diskussionen nicht teilnehmen können oder wollen, aber dennoch eine Meinung dazu haben. Die Stimmabgabe bei einer Wahl, bei der es auch wirkliche Alternativen gibt, ist die effektivste Form der Meinungsäußerung in der Demokratie. Wer Hand an dieses Prinzip legt, gefährdet die Demokratie insgesamt.  (7)

Dieser Ethikrat, was anderes bedeutet die Rede vom gesellschaftlichen Leitbild nicht, bestimmt dann aber nicht nur einzelne Punkte der Politik, sondern ist ein allumfassender Lenker, bei dem die Rechte des Individuums automatisch unter die Räder kommen.

Diese Idee von der Konsultative, und wie diese gebildet werden soll, kommt nicht aus dem Niemandsland, sondern ist die nur Weiterführung einer von den 68ern geliebten Vorstellung. Fündig werden wir beim Begriff »deliberative Demokratie«.(8) Die theoretischen Ansätze dafür lieferte der bei Teilen der 68ern überaus beliebte Jürgen Habermas mit seiner Diskurstheorie und zielt auf Konsensfindung ab. In der Praxis bedeutet dies aber, dass der Konsens nur ein scheinbarer ist. Eben weil, wie auch bei Wikipedia als Kritikpunkt nachzulesen ist, auf Grund von Machtgefällen zwischen den Diskursteilnehmern ein neutrales Abwägen der Argumente in der Realität häufig nicht erreichbar ist und letztlich zur Ausbildung einer Schweigespirale führt.

Wir sehen also, hier am Beispiel Leggewie, dass die sogenannte Verbürgerlichung der 68er nur eine scheinbare ist, die alten Vorstellungen, die eigentlich einer Räterepublik nahe kommen, sind immer noch sehr lebendig. Nun sind aber diese Leute in Parteien, NGOs, den Behörden und in die Medien eingesickert und haben diese mit ihren Vorstellungen infiltriert. Zu Nutze kommt ihnen dabei, dass sie glauben mit einem Nachhaltigkeitspostulat oder der Rede von der Klimakatastrophe die Narrative in der Hand zu haben, mit denen die Bevölkerung überzeugt werden könnte. Der eigentliche Grund ist aber ein anderer, nämlich die komplette Umgestaltung unserer Demokratie, ja eigentlich deren Abschaffung zu Gunsten einer Meinungsdiktatur oder eines idealisierten utopischen Sozialismus.

Dass sind aber Utopien, und wie fast immer wenn diese hier und heute verwirklicht werden sollen, schrittweise versteht sich, dann treten Kolateralschäden ein. Doch diese werden in Kauf genommen und auch dabei hilft ein Vordenker der 68er, nämlich der Herr Bloch mit seiner Theorie von der konkreten Utopie.(9) Dass der mit Rudi Dutschke befreundet war, soll nur als Hinweis gelten und der Abrundung des Bildes dienen. Eigentlich wäre dies ein Thema für einen weiteren Beitrag, der beleuchtet was konkrete Utopie in Hinblick auf die Umgestaltung der Gesellschaft bedeutet. Deshalb hier nur der Hinweis.

Nun sind nicht alle 68er ihren damals erlangten Überzeugungen treu geblieben, nicht wenige sind konvertiert zum utopischen Ökologismus, oder zur utopischen Nachhaltigkeit. Dennoch haben sie ihr Handwerk, besser Denkwerk, bei den Linken gelernt. Die Werkzeuge die verwendet wurden um in einem Diskurs die Meinungshoheit zu bekommen, werden nun ganz selbstverständlich in Hinblick auf das neue Ideal verwendet. Die meisten aber haben einfach die alten Überzeugungen mit den neuen vermischt; das Ergebnis, auch hier kann das was man als Rüstzeug aus der linken Denkschulen mitbekommen hat gut für die Verwirklichung der nun neuen Ziele, Nachhaltigkeit und Klimaschutz als Postulat, verwenden. Kapitalismuskritik inklusive. Die verwendeten Begriffe »Deliberative Demokratie« und »Konsultative« verraten die Denkstrukturen und die Strategien mit der die Gesellschaft umgebaut werden soll. Eine Räterepublik bleibt eine Räterepublik, egal welches Leitbild in pseudodemokratischen Prozessen der Bevölkerung vorgegaukelt wird.

Noch ein letztes Wort zum Klimaschutz. Diese teils im Internet heftigen Diskussionen zwischen selbsternannten Alarmisten und Skeptikern über die physikalischen Eigenschaften von Treibhausgasen im allgemeinen, und CO₂ im besonderen, entbehren nicht einer gewissen Komik. Egal welche Wirkung dieses Gas nun wirklich aufs Klima hat, die Vorstellungen derer die meinen beweisen zu müssen, dass CO₂ nicht besonders wirksam sei, um damit das ganze Gedankengebäude des Klimaschutzes einstürzen zu lassen, sind lächerlich. Es geht Leuten wie Leggewie um die Umgestaltung der Gesellschaft, Klimaschutz ist nur ein Werkzeug dazu, sollte es unbrauchbar werden, keine Sorge, die strategisch und ideologisch bestens präparierten Werkzeugmacher aus alter ideologischer 68er-Schule werden neue Werkzeuge bauen. Die passenden Leitbilder gleich mit.
Verweise/Anmerkungen:

1) Prof. Claus Leggewie ist Politologe und Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen. Er wurde geprägt durch die Studentenbewegung in den 68er Jahren, ließ sich jedoch von keiner Gruppierung vereinnahmen. [SWR1-BW-Leute“ target=“_blank“ >http://www.swr.de/swr1/bw/programm/leute/leggewie-prof/-/id=1895042/did=15161314/nid=1895042/qhee67/index.html“>[SWR1-BW-Leute. Sendung vom 17.3.]

2) Beim SWR gibt es auch gute Moderatoren für Informationssendungen, Wolfgang Heim und Gábor Paál beispielsweise, Stefan Siller gehört aber nicht dazu. [Glitzerwasser, 01.03.2014: Schlechter Journalismus, am Beispiel Stefan Siller]

Wenn Leggewie also die fdGO-Formel ablehnt, auch weil sie zu Missbrauch einlädt, so ist konsequenterweise eine Nachhaltigkeitsformel ebenso abzulehnen. [Glitzerwasser am 03.09.2013: Leggewie, die Nachhaltigkeit und der Verfassungsschutz]

Leggewie wäre nicht Leggewie, wenn er nicht auch gleich mit der Beschreibung der Krise eine Ausweg anbieten könnte, mehr noch, seine Beschreibung macht den Eindruck, dass die Vergangenheit nur deswegen so von ihm dargestellt wird, damit sein großes Ziel, die Transformation hin zu einer Gesellschaft mit Nachhaltigkeitspostulat und »grünen Energien« Sinn macht. [Glitzerwasser,“ target=“_blank“ >http://glitzerwasser.blogspot.de/2013/10/latiner-teutonen-und-die-zukunft-europas.html“>[Glitzerwasser, 25.10.2015: Latiner, Teutonen und die Zukunft Europas]

Nur mit Hilfe des Kommerz können wir erkennen welche Fragen, Probleme, Sorgen und Ängste in die Kunst und Kultur einfließen und im Spielraum des Imaginären Nährböden für Mythen entstehen lassen. [Glitzerwasser, 05.07.2014: Kunst, Kommerz und die Kultur]

3) Spontis waren von den 1970er- bis in die 1980er-Jahre hinein Gruppen linksgerichteter politischer Aktivisten, die sich in der Nachfolge der Außerparlamentarischen Opposition (APO) und der 68er-Bewegung sahen. [Wikipedia: Sponti]

4) Unter Politik versteht Schmitt einen Intensitätsgrad der Assoziation und Dissoziation von Menschen. [Wikipedia: Carl Schmitt]

5) Bürgerbeteiligung braucht eine Verankerung im Verfassungsgefüge: Neben den drei bestehen­den bedarf es einer „Vierten Gewalt“: der Konsultative, die den Bürger – als den eigent­lichen Souverän – mit Verfassungs­gewalt ausstattet. [Referat “Bürgerbeteiligung –  bestehende Möglichkeiten in Berlin und Visionen für die Zukunft”(.doc)]

6) Die vor mehr als dreihundert Jahren entwickelte Gewaltenteilung wird den heutigen Anforderungen an eine demokratische Verfassung nicht mehr gerecht. [joachimsikora.de: Vorschlag für eine Demokratie der sechs „Gewalten“]

7) Mitbestimmung ohne eine Wahl zu haben, ist in Wirklichkeit keine Mitbestimmung sondern eine sanftere Art von Diktatur. Nur die Möglichkeit zur Wahl einer Alternative kann die Spannungen in der Gesellschaft abbauen. [Glitzerwasser,“ target=“_blank“ >http://glitzerwasser.blogspot.de/2013/06/partizipation-oder-wie-man.html“>[Glitzerwasser, 15.06.2013: Partizipation, oder wie man undemokratische Verfahren verklärt]

8) Wichtige Theoretiker deliberativer Demokratie sind außerdem Jürgen Habermas und John Rawls. Während das Konzept von Jürgen Habermas inoffizielle Arenen außerhalb des institutionellen Settings, beispielsweise soziale Bewegungen, einbezieht, zeichnet Rawles ein engeres Bild öffentlicher Beratung, indem er stärker auf offizielle Institutionen verweist. [Wikipedia: Deliberative Demokratie]

9) Konkrete Utopie ist der Prozess der Verwirklichung, in dem die näheren Bestimmungen des Zukünftigen tastend und experimentierend hervorgebracht werden. Der konkreten Utopie Ernst Blochs entspricht eine Haltung des militanten Optimismus. [Wikipedia: Konkrete Utopie]

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/claus_leggewies_traum_von_der_raeterepublik

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Wir sind das Volk! Von wegen. Das Volk gibt es nicht

Von Marko Martin auf Achgut.com am 17.03.2015

Ein Gespenst geht um, ein Begriff wird feilgeboten als angebliche Realität: das Volk. Eigentlich seltsam, rufen doch Vokabeln wie “Volksgemeinschaft” und “völkisch” weiterhin aus gutem Grund historisches Gruseln hervor. Dennoch scheint inzwischen beinahe jedes Distanzdenken verloren gegangen zu sein. Wer sich zum Ankläger einer vermeintlichen Kluft zwischen “den Regierenden” und “denen da unten” macht, hat den Applaus schon einmal sicher. Von Luthers rüder Aufforderung, dem Volk aufs Maul zu schauen, bis zu Jean-Jacques Rousseaus fein ziseliertem Philosophenkonstrukt einer “volenté générale” gibt es in der Tat eine wirkungsmächtige Geistestradition, die dem Volk einen allgemeinen und guten Willen zuspricht, auf welchen dann tunlichst zu hören wäre. Heinrich Heines prophetische Warnung vor den Konsequenzen grollender Massenforderungen passt da ebenso wenig ins Bild wie Konrad Adenauers Tagebuchnotiz, er misstraue der politischen Reife des deutschen Volkes zutiefst.

Die entscheidende Frage freilich ist, ob es so etwas wie “das Volk” überhaupt gibt. Solche Skepsis mag sophistisch klingen, denn verdankt Deutschland seine glücklich zustande gekommene Wiedervereinigung, die in diesem Jahr ihr 25. Jubiläum feiert, nicht auch dem ostdeutschen Demonstrationsruf “Wir sind das Volk”? Wohl wahr, doch machte dieser Ruf eben vor allem in einer Diktatur Sinn, die alle gesellschaftliche Ausdifferenzierung zwangsnivelliert hatte und sich dann auch noch anmaßte, im Namen dieses zusammengepferchten und sprachlos gemachten Kollektivs zu sprechen.

Beides wird in einer liberalen Demokratie hinfällig: Die frei gewählten Parlamentarier vertreten, das heißt repräsentieren ihre jeweiligen Wähler – sie sind mit ihnen also ebenso wenig identisch wie jene Wähler mit “dem” Volk. Stattdessen bilden sie gemeinsam die Bevölkerung, heterogen zusammengesetzt und geprägt von denkbar diversen Positionen und Handlungsmotiven.

Zwei Beispiele nur: Unter Lärmbelästigung leidende Flughafenanrainer haben andere (legitime) Interessen als Airport-Angestellte in ihrer ebenso nachvollziehbaren Sorge um den eigenen Arbeitsplatz. Ähnliches gilt für Tausende Arbeiter in Kohle- oder Atomkraftwerken und deren Haltung gegenüber den Forderungen von Umwelt- und Klimaschützern.

Solch komplexe Gemengelagen sind keineswegs durch eine simple Gegenüberstellung von “oben” und “unten” zu erklären. Was sich übrigens inzwischen auch herumgesprochen hat, sodass das Alltagspolitische – trotz des Gegrummels Prinzipien reitender Puristen – ungleich ideologiefreier als früher über die Bühne geht. Die immer wieder neu zu verhandelnde Austarierung ganz normaler Gegensätzlichkeiten funktioniert also überraschend gut.

Meldet sich womöglich gerade deshalb eine Art Phantomschmerz, der unter “vom Volk abgekoppelten Eliten” zu leiden glaubt und sein Heil in (noch) “mehr Transparenz und Demokratie” sucht?

Aber auch hier zeigen konkrete Beispiele, dass der Fetisch “Volkspartizipation” vor allem eines provoziert: Hader und Verdruss. So sieht etwa das derzeitige Hamburger Landeswahlrecht vor, jedem Abstimmungsberechtigten insgesamt zehn(!) Stimmen zu geben, damit er nicht mehr wie früher in die Bredouille gerät, für Parteilisten en bloc votieren zu müssen. Das Resultat der zweifellos gut gemeinten Erneuerung: In der Öffentlichkeit eher unbekannten, aber in der Bürgerschaft unverzichtbare Sacharbeit leistenden Parlamentariern droht die Abwahl – wobei das überforderte Volk bei der Wahl im Februar ohnehin nur mit rekordartig matten 55 Prozent präsent war.

In die gleiche kontraproduktive Richtung geht der Gesetzentwurf der rot-grünen Landesregierung von Baden-Württemberg, das Quorum für Bürgerentscheide auf kommunaler Ebene zu senken. Motto: Demokratie to go.

Aber wer erhebt sich dann schließlich vom Sofa? Gewiss nicht “das Volk” – zumindest nicht nach den Erfahrungen der Oberbürgermeister von Mannheim und Freiburg. Beide sind alles andere als konservative Gralshüter, doch wiegen ihre Einwände schwer: Weder das Mannheimer Bürgerreferendum zur umstrittenen Bundesgartenschau noch das Freiburger Votum für den Bau eines Fußballstadions spiegelte eine “volenté générale”, sondern war vielmehr Resultat lautstark partikularistischer “Bürgerinitiativen”-Lobbys und hat zudem die Wählerschaft zutiefst gespalten

Wie auch nicht, wenn man nun den Nachbar persönlich dafür angehen kann, eine umstrittene Pro- oder Contra-Entscheidung selbst mit herbeigeführt zu haben? Wenn sich jeder anheischig machen darf, “das Volk” zu sein, wird der Raum eng für jene pragmatischen Kompromisse, denen unser Gemeinwesen seine Existenz verdankt.

Die Erfahrung jedenfalls lehrt: Je schneller, “direkter” ein Entschluss, umso größer das Risiko, dass er von einer Augenblicks-Emotion beeinflusst ist, anstatt von einem das Allgemeinwohl in den Blick nehmenden Nachsinnen, das sich auch ein Recht nimmt auf reflektierte Langsamkeit.

Wenn aber bereits im Lokalen der Verzicht auf institutionelle Vermittlung Unfrieden stiftet, wie sieht es dann im internationalen Rahmen aus? Vor allem: Wer möchte davon profitieren? Allein schon das Beispiel Ungarn zeigt, was passiert, wenn ein Ministerpräsident eine demokratisch zustande gekommene Mehrheit nicht als Votum für ein temporäres (und verfassungsrechtlich kontrolliertes) Regieren versteht, sondern quasi als Auftrag “der Geschichte” – ein weiteres Nebelwerferwort – und sich selbst als Inkarnation des “Magyarentums”.

Genau das ist der abschüssige Weg einer endlosen Bürgerentmündigung – vom maroden Venezuela, dessen einstiger Herrscher Hugo Chávez die anmaßend identitäre Formel “Ich bin das Volk” liebte, bis hin zum gegenwärtigen Putin-Russland. Zwar hat der KGB-sozialisierte Kreml-Despot alles andere im Sinn, als in seinem korrupten Riesenreich “mehr Transparenz” zu wagen, doch beruft er sich auf die gleiche Schimäre: “Das Volk” dürste nach nationaler Wiederauferstehung, er folge nur dessen Stimme.

Der pathetische Abstraktionssprech hat Methode und ist das perfekte Instrument zum Machterhalt. In dem Moment nämlich, in dem Putin von “Bevölkerung” reden würde, müsste er riskieren, dass die derart präzis Angesprochenen – Studenten, Arbeiter, Rentner – sich an die eigene miese Lebenssituation erinnerten, anstatt weiterhin den billigen Fusel von russisch Volk und Seele zu akzeptieren.

Der Gewaltneurotiker Che Guevara, ebenfalls ein Fachmann für heroisches Über-die-Köpfe-hinweg-Schwadronieren, prägte einst den Nonsense-Satz “Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker”. Übersetzt in die zeitgemäßere Sprache der Service-Angebote, ließe sich wohl eher sagen: Wo “Volk” draufsteht, ist in den meisten Fällen Manipulation drin. Siehe Pegida.

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/wir_sind_das_volk_von_wegen._das_volk_gibt_es_nicht

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Wohlstandsverloste Trittbrettfahrer, die das zerstören, was andere aufgebaut haben

20.03.15

Währenddessen linksextreme Blockupy-“Demonstranten” die Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft geißeln und noch mehr Umverteilung und Solidarität fordern. Sie sehen kein Problem darin, andere Menschen anzugreifen und zu verletzen, fremdes Eigentum zu beschädigen und die Öffentlichkeit zu behindern. Es sind Zöglinge einer Wohlstandsgesellschaft, die nichts zu deren Erfolg beigetragen haben. Die eine kostenlose Bildung, saubere Straßen, eine funktionierende Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung vorgefunden und genossen haben, ohne sie jemals wertgeschätzt zu haben. Es sind Menschen, die selbst nicht in der Lage wären, das aufzubauen, was sie mutwillig zerstören.

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article138579742/Dumme-Zoeglinge-der-Wohlstandsgesellschaft.html

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/wohlstandsverloste_trittbrettfahrer_die_das_zerstoeren_was_andere_aufgebaut

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EIN NACHTRAG – ZUM MAIDAN IN FRANKFURT

U. Gellermann auf Rationalgalerie.de am 9. März 2015

Natürlich hat sich die FAZ (wie der Rest der deutschen Staatsmedien) heftig schäumend über die körperlichen Auseinandersetzungen rund um die EZB in Frankfurt erregt. Warum eigentlich? Wurden doch die gewaltsamen, zum Teil bewaffnetem Auseinandersetzungen auf dem Kiewer Maidan Monat um Monat als Höhepunkt der Demokratie gefeiert. Da hätte man doch Wohlwollen und Verständnis erwarten können.

http://www.rationalgalerie.de/kritik/angst-fressen-wahrheit-auf.html

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Rede von Heike Hänsel, MdB, Die Linke

Doppelstandards bei der Berichterstattung über Gewaltanwendung

– Wir müssen jede Form von Gewalt verurteilen –

Danke, Frau Präsidentin! – Herr Innenminister,
Sie haben indirekt meinen gestrigen Tweet erwähnt und eben nicht im Original zitiert. Deshalb möchte ich das tun, weil Sie ihn interpretiert haben, wie so viele in der Presse.
Ich habe wortwörtlich geschrieben:
Stimmungsmache der Presse gegen #Blockupy#. Auf dem Maidan in Kiew waren Rauchschwaden für die Presse Zeichen der Freiheitsbewegung!

(Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister: Das macht es nicht besser! – Burkhard Lischka (SPD): Was soll das denn heißen? – Johannes Kahrs (SPD): Das macht es nicht besser!)

Hier kommen wir nämlich zu einer grundsätzlichen Diskussion.

(Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU): Das wird ja noch schlimmer!)

– Könnten Sie bitte zur Ruhe kommen?

(Zurufe von der CDU/CSU: Nein! – Johannes Kahrs (SPD): Bei so viel Unsinn geht das nicht!)

Vizepräsidentin Claudia Roth:
Liebe Kollegen, lassen Sie doch Frau Hänsel ihre Rede beenden.

Heike Hänsel (DIE LINKE):
Das ist sehr bezeichnend für Ihr demokratisches Grundverständnis.

(Volker Kauder (CDU/CSU): Sie kann sich ja zu Wort melden und reden!)

Ich habe die Berichterstattung über Gewaltanwendung verglichen. Hier gibt es eben Doppelstandards.

(Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU): Es ist eine Schande, den Maidan mit Frankfurt zu vergleichen!)

Sie erinnern sich alle: Auf dem Maidan in Kiew wurden brennende Barrikaden gebaut.

(Ulli Nissen (SPD): Was ist das denn für ein Vergleich? – Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Da wurden aber keine Polizisten angezündet!)

Es gab Schlägertrupps des rechten Sektors, die mit Stöcken gegen die Polizei vorgingen. Häuser wurden in Brand gesetzt. Politiker der CDU und der Grünen sind dort hingefahren. Die Presse hat darüber berichtet und diese Gewalt verharmlost.

(Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die haben keine Polizeiautos mit Polizisten drin angezündet, Frau Hänsel!)

Das sind Doppelstandards in der Berichterstattung über Gewalt.

(Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU): Das ist ja völliger Blödsinn!)

Das geht nicht. Die Empörung, die Sie hier äußern, ist nicht glaubwürdig, weil Sie selbst diese Doppelstandards haben.
(Volker Kauder (CDU/CSU): Das ist nur noch widerlich!)

Ich kann nur sagen: Ich lehne die Gewalt in Frankfurt ab,

(Ulli Nissen (SPD): Das ist ja toll! Danke schön!)

wenn sie von Demonstranten und Demonstrantinnen ausgeht, ich lehne sie in Kiew ab.

(Ulli Nissen (SPD): Ich bin Abgeordnete! Ich habe gesehen, was in Frankfurt passiert ist!)

Ich lehne auch die Gewalt von Polizisten gegenüber Demonstranten ab. Über 200 Demonstrantinnen und Demonstranten sind verletzt.

(Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU): Unerhört! – Volker Kauder (CDU/CSU): Jetzt ist aber Schluss! Sie sollen einen Redebeitrag machen!)

– Lieber Herr Kauder, ich an Ihrer Stelle würde ruhig sein. Im Rahmen von Stuttgart 21 wurde ein Polizeipräsident zu einer Geldstrafe verurteilt,

(Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU): Jetzt ist aber gut!)

weil er für den Einsatz von Gewalt verantwortlich war.

(Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU): Das ist unerträglich!)

Also müssen wir generell über Gewalt sprechen und sie ablehnen,

(Ulli Nissen (SPD): Angriff auf Kinder im Flüchtlingsheim: Was ist das?)

nicht nur Gewalt von einer Seite. Wir müssen jede Form von Gewalt verurteilen, nicht nur die von einer Seite.

(Beifall bei der LINKEN – Johannes Kahrs (SPD): So viel Schwachsinn habe ich selten gehört!)

http://sciencefiles.org/2015/03/20/wenn-hansel-sich-in-den-bundestag-verlauft-oder-autoanzunden-von-linken-erlaubt/

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Die Kraft, die Gutes will und Böses schafft

Die Gewaltausbrüche in Frankfurt kommen nicht aus dem Nichts. Denn neben einer strukturell antisemitischen Kapitalismuskritik bietet die Bewegung eigentlich nur noch Krawalltourismus.

Ausgebrannte Autos, mehrere Hundert Verletzte, eine Stadt in Aufruhr und, obwohl das gegen die Gefährdung der Gesundheit vieler Tausend Menschen kaum ins Gewicht fällt, Sachschaden wahrscheinlich in Millionenhöhe. Das ist die Bilanz der vollmundig von Blockupy International zum „Tag X“ ausgerufenen Proteste in Frankfurt anlässlich der Feierlichkeiten zur Eröffnung des neuen Hauptquartiers der Europäischen Zentralbank. Nun distanzieren sich die friedlichen Demonstranten einmal mehr traditionell halbherzig, viele Menschen, die in den letzten Jahren durchaus mit einigem Wohlwollen auf Occupy und alles was danach kam geblickt haben, sind überrascht und die Politiker der Alternativlosigkeit sehen sich bestätigt: Kritik kommt eben doch nur von Chaoten. Dabei ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass die schon immer schwer zu fassende frühere Occupy-, nun Blockupy-Bewegung (man beachte, wie der Namenswandel die Eskalation vorwegnimmt) derart explodiert. Gewiss hatte das besetzerische Treiben vergleichsweise zivilisiert und manchmal gar so idealistisch-naiv begonnen, dass man die Protagonisten am liebsten hätte knuddeln wollen, doch dass innerhalb der Heterogenität von Occupy eine durchaus bedenkliche Gemengelage angemischt wurde, war abzusehen.

Tatsächlich schon dem Anspruch nach aggressiv war die von Anfang an vollmundig formulierte Überzeugung, für „99%“ der Bevölkerung zu sprechen und in deren Namen dem ominösen „einen Prozent“ den Kampf anzusagen, während man etwa deutschlandweit noch nicht einmal ein Promille der Bevölkerung auf die Straße brachte. Mag die Wut der Protestierenden über die zweifelhaften Prioritäten, die im Krisenmanagement 2008 und 2009 gesetzt wurden, die Rettung „systemrelevanter“ Banken auf dem Rücken der Individuen und Steuerzahler, über die Ausweitung des Staatsdefizits zur Begleichung der Schulden großer Finanzmarktakteure, auch berechtigt gewesen sein, und mögen die ursprünglichen Forderungen des amerikanischen Originals, etwa die Wiederherstellung des unter Clinton aufgehobenen Trennbankensystems sowie ein höherer Eigenkapitalanteil auch einiges für sich gehabt haben: Sie traten bald um des Protestes willen zurück hinter den Protest, dessen konkrete Erscheinungsformen bei genauerem Hinschauen Ungutes ahnen ließen.

Ein Antikapitalismus, der Antisemitismus Vorschub leistet

Denn hinter dem wie eine Monstranz vor Occupy hergetragenen Pluralismus der Bewegung lauerte ein regressives Gemeinschaftsbedürfnis, das den rituellen Selbstvergewisserungen der frühen Proteste bereits aus jeder Pore triefte. Ihre Entscheidungen, zum Beispiel, trafen die Demonstrierenden in den ersten Jahren, wie man etwa in Jon Stewarts „Daily Show“ stolz erklärte, ausschließlich nach dem Konsensprinzip. Vielfältigen Gesten, mit denen die Occupier im „Plenum“ Zustimmung zu, Missfallen gegenüber, oder Unbehagen an einer Entscheidung ausdrückten, vermitteln auf heimelige Weise ein Gefühl von „basisdemokratischer“ Mitbestimmung. Natürlich machte dabei jeweils die abweichende Meinung auch nur eines einzelnen Aktivisten die Entscheidungsfindung unmöglich, was man eigentlich schon aus den Erfahrungen der K-Grüppler der Siebzigerjahre hätte gelernt haben können. In der Realität führte das dazu, dass sich diejenigen Aktivisten mit dem besten Sitzfleisch sprichwörtlich durch-setzten.

Die Überzeugung, im Namen einer überwältigenden Mehrheit die Welt zu verbessern, ein kuschelig romantisches Gemeinschaftsbedürfnis und im Hintergrund die reale Herrschaft eines kaum durch „Checks and Balances“ gestörten Rechts des Stärkeren: Diese Mischung kann schnell dazu führen, dass es knallt. Es brauchte nur den richtigen Zündstoff, um die Gewalt der zähesten Hintern durch die der Faust zu ersetzen.

Feinde hatte man von Anfang an zur Genüge ausgemacht. Die auch sechs Jahre später noch gern verdrängte und in jedem Fall zu diskutierende Frage, wie aus der Finanzkrise eine Weltwirtschaftskrise werden konnte, die in den USA mittlerweile als Great Recession bezeichnet wird, war schnell zugunsten einfacher Feindbildbestimmungen fallen gelassen worden.

Schon 2011 rühmte sich der deutsche Ableger von „Occupy Wall Street“, unter dem Motto „Banken in die Schranken“ zusammen mit 9.000 Gleichgesinnten das Frankfurter Bankenviertel „umzingelt“ zu haben. Auch die Versuche, all die systemischen Probleme, die mit zur Krise beigetragen haben in einzelnen Personen und Personengruppen greifbar zu machen, wurden häufiger. Parolen wie „Spekulanten verpisst euch“, oder „Finanzjongleure an den Pranger“ leisteten, wie Samuel Salzborn in der „Jüdischen Allgemeinen“ analysierte, einem Antikapitalismus Vorschub, der antisemitische Affekte begünstigt. Die auf Schildern und online mehrfach zu lesende Parole „Dieses Land gehört uns, nicht den Plutokraten“ etwa gemahnte nicht zufällig an einen Jargon, mit dem in der Bewegungsphase des Nationalsozialismus gegen das „jüdische Kapital“ gehetzt wurde. Verwundert es da, dass sich mit der Zeit auch immer wieder offen antisemitische Töne den Protesten beimischten? „Google: Jewish Billionaires“, las man z.B auf dem Plakat eines Protestierenden in New York, andere Slogans lauteten: „Humanity vs. the Rothschilds“, oder „Its Yom Kippur – banks should atone“. Bis zum 21. Oktober 2011 fand man auf der offiziellen Website der Frankfurter Besetzer gar noch das folgende Statement: „Eine kleine mafiaartig organisierte Gruppe, deren Mitglieder sich wohl schon über Generationen hinaus gegenseitig die Posten zuschieben, missbrauchen die jüdische Glaubensgemeinschaft für ihre Ziele.“

Blockupy bleibt als Alleinstellungsmerkmal nur der Eventcharakter

Die heftigsten Verschwörungstheoretiker haben nach allem, was in den letzten Monaten zu beobachten war, mittlerweile in den Reihen der Montagsdemonstranten ein neues Zuhause gefunden, womöglich hat auch Pegida einige der ursprünglichen Wütenden integriert. Occupy/Blockupy bleibt als Alleinstellungsmerkmal gegenüber den vielfältigen Unmutsbezeugern neueren Datums seitdem vor allem der Eventcharakter ihrer Großdemonstrationen, um der eigenen Bewegung neues Leben einzuhauchen. Aus der Website blockupy.org, die sich teilweise wie die Broschüre eines Abenteuerreiseveranstalters liest, geht das deutlich hervor.

Die Auswüchse davon durften wir gestern in Frankfurt erleben, wo nicht zuletzt auch zahlreiche „Krawalltouristen“ wüteten. Menschen, die die Sehnsucht nach Gemeinschaft in eine vor allem durch ihr alternatives Image verführerische Opposition zur Restgesellschaft trieb, die natürlich das, was sie suchten, mit und innerhalb von Occupy/Blockupy auch nicht finden konnten, verlieren die Kontrolle oder stehen zumindest fassungslos vor der Gewalt, die sich Bahn bricht. Sie haben ihr so wenig entgegenzusetzen, dass es nicht einmal zu einer überzeugenden Distanzierung reicht.

Denn ich bin weiterhin überzeugt, dass der Großteil der Menschen, die am gestrigen Tag in Frankfurt auf die Straße gingen, keine schlechten Menschen sind. Dass sie als Einzelne berechtigte Ängste, Sorgen, Anliegen haben. Wenn ich unbedarfte junge Menschen auf dem Weg zur Demo sehe, kommt mir Goethes Mephisto in den Sinn, der sagt:

Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

Bei Blockupy ist es andersherum.

Letztendlich sind die Krawalle von Frankfurt ein schreckliches Ereignis. Einmal für alle, die direkt darunter leiden, ob Arbeitende, Anwohner, Polizisten oder friedliche Demonstranten. Und dann für alle, die der Meinung sind, „alternativlos“ dürfe tatsächlich kein Wort sein, das in einem politischen Vokabular etwas verloren hat. Sie sehen sich nach dem gestrigen Tag noch größerem Rechtfertigungsdruck ausgesetzt.

http://www.theeuropean.de/hasso-mansfeld/9928-blockupy-und-die-ausschreitungen-in-frankfurt

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  schreibt am 20.03.2015 auf Achgut.com

Die Schreibtischtäter am Tag danach

Die Feuer in Frankfurt waren gerade gelöscht, die Zahl der verletzten Polizisten auf 150 gestiegen, da begannen die Beschwichtiger und Terror- Versteher den Gewaltexzess in Frankfurt zu verniedlichen.

Allen voran Jacob Augstein, der in seiner Kolumne sich nicht entblödete zu behaupten, dass die Polizei sich zum „Schutz des Kapitalismus“, nicht des Staates, berufen sah. Sein „Beweis“: im Jahr 2013 hätten die Beamten als Grund ihrer Maßnahmen gegen die Proteste der Blockupy- Bewegung „Antikapitalismus“ angegeben. Man muss diese gewundene Herleitung nicht verstehen, die auch nur den Zeck hat, die Antikapitalismus- Philippika des Millionärs- Söhnchens zu rechtfertigen.
Bezeichnend ist, dass Augstein Blockupy mit der Studentenbewegung 68 gleichsetzt und zeigt, dass er nichts aus der Geschichte gelernt hat.
So wie 68 über den Krieg in Vietnam „informiert“ wurde, ohne die Verbrechen der Kommunisten an der südvietnamesischen Bevölkerung auch nur zu erwähnen, um die Gewaltaktionen zu legitimieren, wird heute von Blockupy und den Augsteins die Austeritätspolitik der EU für die Toten im Mittelmeer verantwortlich gemacht, ohne über die afrikanischen Diktatoren und die kriminellen Menschenhändlerbanden auch nur ein Wort zu verlieren.
Dann versteigt sich Augstein gar zu einer Rechtfertigung des RAF- Terrorismus.
„Herbert Marcuse, hatte schon 1964 geschrieben, dass die “traditionellen Mittel und Wege des Protests” unwirksam geworden seien, weil der moderne Kapitalismus gelernt habe, auch den Protest zu integrieren. Marcuse sagte, wer in der Gesellschaft der “repressiven Toleranz” sein Rechte ausübt – das Recht der Wahl, der freien Rede, der unabhängigen Presse – trage allein dadurch zum Anschein bei, dass es noch demokratische Freiheiten gebe, die in Wirklichkeit jedoch längst ihren Inhalt verloren hätten: “In einem solchen Fall wird die Freiheit zu einem Instrument, die Knechtschaft freizusprechen. Das waren außerordentlich gefährliche Gedanken. Der Terrorismus der Siebzigerjahre dachte sie nach.“
Da ist es nur logisch, dass er am Ende die Frage stellt, was wohl mehr wert wäre, ein Polizeiwagen oder ein griechischer Rentner. Bezeichnend, dass er die Frage nicht in Bezug auf deutsche Polizisten stellt, denn dann wäre die Absurdität seiner Gedanken zu offensichtlich geworden.
Weniger intellektuell verschwurbelt kam die jüngere Generation der Terror- Versteher daher.
„Es sind doch nur brennende Autos: Beruhigt euch mal wieder“, schrieb ein grüner Stadtrat aus Bochum in seinem Blog. Die verwundeten Polizisten sind keine Erwähnung wert. Gewalt gegen Sachen ist im antikapitalistischen Kampf legitim.
Die Blockupy- Organisatoren sehen keinen Grund, sich von ihren Verbündeten zu distanzieren.
Sie werten den Protesttag als lieber Erfolg: „Ich distanziere mich nicht von der Gewalt“, sagte ein Sprecher, man sei aber „traurig über einige Aktionen“, sagte ein anderer.
Eine Frau von der „Interventionistischen Linken“  freute sich, dass der politische Widerstand in Deutschland angekommen sei. Die 20.000 Demonstranten hätten gezeigt, „dass viele Menschen „sich nicht mehr von der Krisenpolitik terrorisieren lassen“. Dass die Frankfurter terrorisiert wurden, stört sie nicht.
Der Attac-Koordinierungskreis lies verlauten,  einige Akteure hätten sich nicht an den vereinbarten Konsens gehalten. Jedoch verwüste die Gewalt, die von Regierungen ausgehe, ganze Länder.

„Der Widerstand geht weiter“, sagte der Blockupy-Sprecher. Es sei notwendig, weiter mit zivilem Ungehorsam gegen eine „menschenverachtende Politik“ vorzugehen.
Dass diese Art von Protest menschenverachtend ist, scheint den Verantwortlichen nicht in den Sinn zu kommen.
Wer so weiter machen will, nimmt mögliche tote beim nächsten Mal in Kauf.
Mir graut vor diesen Schreibtischtätern.

 http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_schreibtischtaeter_am_tag_danach

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echte Wutbürger

Pegida oder das autoritäre Syndrom

von Oliver Nachtwey auf www.blaetter.de

 

Pegida hat etwas geradezu Gespenstisches. Es war und ist eine verdrossene Menge, die auf den Straßen in Dresden und Leipzig spazierte, aber gefühlt marschierte, und „Wir sind das Volk“ und „Lügenpresse“ skandierte. Bis zur Spaltung des Organisationskomitees, der folgenden Fragmentierung und dem anschließenden Niedergang wurden die Zusammenkünfte wie von Geisterhand über Wochen immer größer und nicht kleiner. Der zwischenzeitliche Erfolg von Pegida verwundert viele, denn den Deutschen oder auch den Dresdnern geht es doch – gemessen an den europäischen und internationalen Desastern – relativ gut. Aber genau das scheint das Problem zu sein: Die Proteste spiegeln eine Gesellschaft, in welcher der Reichtum wächst, aber die Teilhabe schwindet. In einem Europa, das ökonomisch und sozial absteigt, politisch taumelt, wirkt Deutschland plötzlich wie ein Hort der Stabilität – der von Muslimen, den europäischen Schuldenstaaten etc. bedroht wird.

Dass Pegida sich vor allem in Dresden etablierte, lag an besonderen lokalen Umständen: In kaum einem Bundesland ist die politische Kultur so konservativ, sind die Bürger so entfremdet von der Politik. Gerade bei den Männern ist die Angst vor dem erneuten Abgehängtwerden, wie sie es in den Wendejahren erfahren haben, groß. Pegida ist zwar vor allem ein ostdeutsches, sächsisches Phänomen, aber es ist Ausdruck eines gesamtdeutschen geistigen Klimas,[1] einer schon länger gärenden neo-autoritären Strömung. Dass es in Teilen der Bevölkerung brodelt, war bereits durch den erstaunlichen Erfolg der Bücher Thilo Sarrazins oder dem Aufschwung von schrillen, neurechten Hasardeuren wie Jürgen Elsässer klar. Was aber überrascht, ist, dass sich die Ressentiments zu einer lokalen sozialen Bewegung mit bundesweiter Ausstrahlung verdichten ließen. Ganz normale Bürger, die sich sorgen; als das wollen die Pegida-Anhänger gesehen werden. Das ist nicht ganz falsch – und genau das macht es so beängstigend. Denn Pegida ist keine originär rechtsextreme Bewegung, sondern das Produkt einer nervösen Gesellschaft, in der die Affektkontrolle verwildert. Es ist ein Ausdruck einer Radikalisierung der Mitte, eines regressiven Aufbegehrens gegen eine marktkonforme Demokratie, in der die Ökonomie zur sozialen Instanz geworden ist. Bei Pegida versammeln sich gewissermaßen rechte Wutbürger.

Pegidas Vorhut

Pegida hat einige Vorläufer, nicht zuletzt auch in Westdeutschland. Zum einen sind es die verschiedenen lokalen „Pro-Bewegungen“ (beispielsweise Pro-NRW). Diese gaben sich bereits als Bürgerbewegungen aus, vertraten aber im Grunde offen antiislamische Ressentiments und verfügten über erkennbare Übergänge zu rechtsextremen Verbänden. Nur wenige Wochen vor dem Beginn von Pegida gab es mit den „Hogesa“-Krawallen den größten rechtsextremen Mob auf der Straße seit den 1990er Jahren.[2] Aber Pegida funktioniert anders: Offiziell grenzt sich Pegida immer wieder von rechtsextremen Positionen ab. Man betont den bürgerlichen Charakter der eigenen Positionen, der sich auf die westlichen Werte der Aufklärung, Demokratie, Freiheit, Selbstbestimmung und Rechtsstaatlichkeit bezieht. Erst an zweiter Stelle, in indirekter Form, kommt der Rassismus. „Ich bin ja kein Rassist, aber …“ ist das Kennzeichen von Pegida. Bei einigen ist es eine schlichte Lüge, bei anderen entspricht es ihrem tatsächlichen Selbstbild.

Gegründet wurde Pegida, das Akronym für „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“, das sich in seiner öffentlichen Rhetorik immer wieder auf den Erhalt des Rechtsstaats bezieht, von einem mehrfach vorbestraften Mann: dem Dresdner Werbegrafiker Lutz Bachmann. Dem engeren Organisationskreis von Pegida gehörten ferner ein ehemaliger Lokalpolitiker der CDU, der FDP und einige Personen mit Verbindungen zum rechten Milieu an. Über Facebook mobilisierte man zu den Demonstrationen.

Im Dezember veröffentlichte der Organisationskreis ein Positionspapier mit 19 Punkten. Man gab sich humanistisch und republikanisch: Man sprach sich für die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen und ihre menschenwürdige Unterbringung aus. Sogenannte unverdiente und unproduktive Migranten sollten jedoch schneller und effektiver abgeschoben werden können. Die meisten Punkte waren zudem insofern wenig überraschend, als man für fast jede dieser Äußerungen in den letzten zwei Dekaden einen halbwegs prominenten Politiker aus den Reihen der CDU/CSU oder der SPD finden kann, der exakt diese Forderung mit großem Aplomb in der Öffentlichkeit vertreten hat.

Normative Unordnungen

Pegida ist ein Protestphänomen normativer Unordnungen und Ausdruck einer Krise der Repräsentation. In der Gegenwartsgesellschaft ist nur noch auf wenig Verlass. Die Parteien haben mit ihren Anhängern zu kämpfen: Diese sind individueller, fragmentierter und volatiler geworden. Die alten Bindungen gelten nicht mehr. Der Loyalitätsentzug der Anhänger trieb wiederum in den Parteien Bestrebungen voran, sich von der Zustimmung der Bürger unabhängiger zu machen, indem man sein Profil verbreiterte. Die SPD hat den Arbeitsmarkt liberalisiert, zeitweise die Rente mit 67 eingeführt; die Christdemokraten haben die Familienpolitik modernisiert, die Wehrpflicht abgeschafft und die Energiewende eingeleitet. Von den alten Konflikten ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die Spitzen der Volksparteien sind sich derart einig in den meisten Fragen, dass jeder politische Konflikt fast immer wie ein Narzissmus der kleinen Differenz daherkommt. Aber auch jenseits der Volksparteien ist der Konsens breit: Den Mindestlohn befürworten alle im Bundestag vertretenen Parteien, die Ministerpräsidenten von Grünen und Linken regieren trotz des großen Getöses ihrer Gegner bisher zahm und altlandesväterlich. Der Konsens der Parteien ist demokratietheoretisch mit dem Mangel behaftet, dass es kaum noch wahrnehmbare, zugespitzte Alternativen gibt. Wer mit der aktuellen Politik unzufrieden ist, findet im Grunde keine Kanäle der Artikulation für seine Kritik. Die Unterscheidung von links und rechts wird von den Parteien nur noch im Flüsterton ausgesprochen, denn sie wollen alle die Mitte sein.

Paradoxerweise fühlt sich genau die Mitte oft nicht mehr hinreichend vertreten. Die Mitte hat keine Heimat mehr – nicht im geographischen Sinne, sondern im politischen. Denn die Parteien haben ihre Repräsentationsfunktion weitgehend aufgegeben, einzig zum Regieren fühlen sie sich berufen. Politische Prozesse erscheinen gleichwohl als so komplex, dass man sie kaum noch durchblickt, die Entscheidungen jedoch postdemokratisch, als in Hinterzimmern abgesprochen, die Interessen des „kleinen Mannes“ nicht mehr repräsentierend. Am Ende dieses Zirkels steht der subjektive Souveränitätsverlust der Bürger gegenüber der Politik.[3] Die Krise der Repräsentation ließ viele Bürger ratlos zurück, sie flüchteten sich in mitunter aggressive Affekte. Eine häufige Folge ist die Pauschalkritik: Politik, Wirtschaft, Medien – sie alle gehören zu einem vermeintlichen Establishment der „da oben“. Dieses Gefühl verstärkte sich vor allem durch die Schuldenkrise in Europa, als es gerade in der Mittelschicht – medial in voller Laustärke orchestriert – Sorgen um die eigenen Besitzstände gab.

Postdemokratischer Protest

Pegida ist gewissermaßen die regressive Variante neuer politischer Proteste in den letzten Jahren. Trotz der zumeist großen politischen Unterschiede wiesen diese teilweise verblüffende Gemeinsamkeiten auf. Sie wandten sich alle in einer relativ pauschalisierenden Kritik gegen das Establishment und bezogen sich auf die Montagsdemonstrationen der Wendezeit, nicht zuletzt indem man für sich in Anspruch nahm, „das Volk“ zu repräsentieren. All diese Bewegungen verbindet ein tiefer antiinstitutioneller Impuls der Selbstermächtigung; selbst bei den mittlerweile fast vergessenen Piraten war dies der Fall. Der Wutbürger, wie man ihn etwa bei den Protesten gegen Stuttgart 21 traf, demonstrierte gegen ein aus seiner Sicht unnötiges, teures, die Natur und die Stadt zerstörendes Großprojekt; aber es war auch Protest für mehr Bürgerbeteiligung.

Von seiner Natur her war der Wutbürger eher links, ökologisch und libertär, aber seine soziale Basis, die expert citizens, vertraten ihre Position häufig in einer apodiktischen Weise, die keinen Widerspruch duldete. Hinter seinen plebiszitären, basisdemokratischen Orientierungen lauerte schon damals bei einigen eine „autoritäre Versuchung“, die auf Effizienz und Expertentum setzt.[4]

Bei den Occupy-Protesten ging es hingegen noch eher hippiesk zu. Man protestierte in den Camps gleichermaßen gegen die ungerechte Verteilung als auch gegen die politischen Asymmetrien unter dem Signum der „99 Prozent“. Demokratische und soziale Anliegen waren hier Ausgangspunkt für eine neuartige Protestform, die sich allerdings den traditionellen politischen Formen entzog. Occupy distanzierte sich von den etablierten politischen Akteuren vehement. Man wahrte große Distanz zu den Parteien, verstand sich als jenseits von links und rechts und war programmatisch, abgesehen vom eigenen Repräsentationsanspruch der „99 Prozent“, nicht festgelegt.[5]

Occupy verschwand auch von der politischen Bühne, es folgten die sogenannten Montagsmahnwachen. Diese entstanden in Folge des Ukraine-Konfliktes. Die Mahnwachen mobilisierten, wie bereits die Occupy-Bewegung, ihre Anhänger vor allem im Internet, den Parteien traute man ebenfalls nicht. Man stellte sich auch bewusst in die Tradition der Montagsdemonstrationen der Wendezeit, und zu Anfang gab man sich ebenfalls basisdemokratisch. Auch diese Protestbewegung wurde von einer autoritären Strömung bewässert. Seltsame Esoteriker, bizarre Verschwörungstheoretiker und Querfrontparvenüs tummelten sich ganz selbstverständlich zwischen ernsthaft Friedensbewegten. Es handelte sich bei den Montagsmahnwachen nicht um eine rechte Bewegung im engeren Sinn, aber der Schwelbrand des Ressentiments und des Antisemitismus hatte sich ausgebreitet.[6]

Der Protest aus der Mitte

Pegida entspringt nicht dem gleichen Dunstkreis, ist aber des gleichen Geistes Kind. Eine soziale Bewegung verbindet man gemeinhin mit der Arbeiter-, Frauen- oder Ökologiebewegung. Bei vielen handelt es sich um Bewegungen für Gerechtigkeit, Anerkennung und Identität. Pegida ist gewissermaßen eine postdemokratische und identitäre soziale Bewegung: Man sorgt sich um die kulturelle Integration und um die Werte einer aus den Fugen geratenen Welt. Aber dieser Konflikt ist keiner um die Anerkennung ethnischer Differenz, sondern einer um den Erhalt von Etabliertenvorrechten.

Wer nun eigentlich bei Pegida mitläuft, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Die bisherigen Anstrengungen sozialwissenschaftlicher Untersuchungen stießen in Dresden an ihre Grenzen, da die meisten Anhänger sich verweigerten. Jene Teilnehmer, die Auskunft gaben, waren nicht mehr ganz jung, in der großen Mehrheit männlich und überdurchschnittlich gebildet[7]; sozioökonomisch gehörten viele zur (unteren) Mittelschicht. Leider differenzierten die Studien nur sehr wenig in Bezug zum Erwerbsstatus. So weit man aus den verschiedenen Quellen schließen kann, ist Pegida tatsächlich die sich selbst als sozial und kulturell bedroht sehende untere Mittelschicht: Selbstständige, Erwerbstätige aus den Zwischenzonen von Sicherheit und Unsicherheit, deren Leben besonders stark aus dem täglichen Kampf der Selbstbehauptung besteht. Inwieweit die traditionelle Arbeiterklasse oder das abgehängte Prekariat sich Pegida zugehörig fühlten, ist kaum festzustellen.[8]

In Europa waren es in der Vergangenheit vor allem die Modernisierungsverlierer aus der alten Arbeiterklasse, die – allerdings nicht in der Mehrheit – anfällig für rechtspopulistische Positionen waren.[9] Jetzt scheint dieser Virus auf die Mitte übergesprungen zu sein. Zwar gilt die Mitte normalerweise als Ort von Maß und Mäßigung, als Ort der politischen Integration.[10] In der Nachkriegsgeschichte war sie auch tatsächlich ein Ort des Ausgleichs und der Affektkontrolle.

Aber gerade wenn die Mitte sich bedroht fühlt, kann sie einen eigenen Radikalismus entwickeln.[11] Der Nationalsozialismus war für viele Beobachter auch das Resultat eines „Extremismus der Mitte“.[12] Von solch einer Konstellation sind wir heute weit entfernt, und die Mitte ist nach wie vor ein Stabilitätsanker der Demokratie. Aber die Mitte fragmentiert. Das Ressentiment ist ihr nicht mehr fremd und Teile der Mitte sind von einem autoritären Syndrom befallen. Dies hat ökonomische, soziale und politische Ursachen.

Für viele Bürger ist die soziale Welt immer weniger lesbar, ja mehr noch: hochgradig angstbesetzt. Alle Diskurse und Dispositive der Gesellschaft sind auf Aufstieg ausgerichtet. Doch aus der Gesellschaft des sozialen Aufstiegs der alten Bundesrepublik ist inzwischen eine Abstiegsgesellschaft geworden. Die Mitte ist in den unteren Bereichen geschrumpft, Abstiegsängste haben sich ausgebreitet.[13] Man trampelt auf der Stelle. Man gibt sich dem Wettbewerb hin, bildet sich fort, arbeitet immer mehr und entgrenzter, verdichtet die Poren des Tages immer produktiver im Dienste der Leistung. Man verzichtet auf Ansprüche an das gute Leben, ist pflichtbewusst und verhält sich konformistisch – aber es geht nicht voran.

Kurzum: Die eigene Sicherheit sehen viele nun zur Disposition gestellt, sei es durch die Eurokrise, die soziale Ungleichheit oder auch den Zuzug von Migranten.

Der Autoritarismus der marktkonformen Demokratie

In der Postdemokratie, so die Diagnose von Colin Crouch, sind die formalen Institutionen und Prozesse der Demokratie intakt, aber sie erodieren endogen, da die politischen Entscheidungen zunehmend den Interessen der Wirtschaft und der Lobbyisten folgen. In der marktkonformen Demokratie hat sich diese Logik radikalisiert. Hier wird die Demokratie der Wirtschaft untergeordnet, es gilt die vollständige Rationalität der ökonomischen Alternativlosigkeit; die Wettbewerbsfähigkeit der Märkte ist eine allseits geteilte Oikodizee.[14] Die Märkte werden zur sozialen und politischen Kontrollinstanz, die keinen Widerspruch duldet, die unsichtbare Hand stellt sich für viele als Faust dar, der Kapitalismus ist autoritär geworden.[15] Angela Merkel will künftig stärker im Sinne eines liberalen Paternalismus regieren, der die Menschen über Anreize in das Spinnennetz des Marktes schubst.[16] Im Grunde ist der autoritäre Geist in die meisten Politikfelder eingezogen: Die Politik der Austerität ist nicht nur autoritär, weil sie keine ökonomischen Alternativen zum Sparen vorsieht, sondern weil sie alle Ausgaben unter den Vorbehalt der Effizienz stellt. Im Falle der Arbeitsmigration unterscheidet der Diskurs zwischen „nützlichen“ Fachkräften aus dem Ausland und den unproduktiven Belastungen des Sozialsystems durch Flüchtlinge.

Die Angst vor dem Abstieg bringt zudem einen ganz eigenen Autoritarismus hervor. Die Abstiegsängste, das beständige Bewähren im gesellschaftlichen Wettbewerb, die Statuskämpfe um Anrechte auf Wohlstand, die enttäuschten Erwartungen an Aufstieg und Sicherheit führen zu einer „Entnormativierung“ und „Verwilderung“ sozialer Konflikte.[17] Die in der alten Bundesrepublik relativ erfolgreiche Regelung und Befriedung sozialer Konflikte gerät aus der Bahn. Dies kann zu sozialen und solidarischen Protesten führen, wie es beispielsweise in Spanien seit 2011 der Fall war. Aber dieser Zusammenhang entsteht nicht automatisch, er hängt von vielen Faktoren und Zufälligkeiten ab. Was man jedoch sagen kann: Entstehen in solchen Konstellationen keine sozialen und solidarischen Proteste und Gemeinschaften, steigt die Wahrscheinlichkeit von ressentimentgeladenen Konflikten.

Bei Pegida handelt es sich in diesem Sinne um einen Protest, der ein neues autoritäres Syndrom der Mittelklassen reflektiert. Dieses Syndrom resultiert aus der oben skizzierten nervösen Gesellschaft, in der alte Gewissheiten nicht mehr gelten und künftige Erwartungen fragil erscheinen. Sie ist gleichzeitig unordentlich, instabil und autoritär. Kein Wunder also, dass soziale Pathologien entstehen. Pointiert ließe sich sagen: Die Bevölkerung wurde so lange postdemokratisch regiert, bis sie schließlich selbst postdemokratisch wurde.

Das autoritäre Syndrom – und wo es herkommt

Die bedeutendste Studie zum Autoritarismus stammt von Theodor W. Adorno. Ausgehend von Studien über die Verbreitung antisemitischer Einstellungen, wollten er und die anderen Forscher eines größeren Teams die dafür notwendigen allgemeinen psychologischen Grundlagen in den Persönlichkeitsdispositionen der Menschen untersuchen. Die autoritäre Persönlichkeit war für sie der Schlüssel, der Menschen antidemokratisch, ressentimentgeladen und potentiell faschistisch werden ließ.

Die autoritäre Charakterstruktur zeichnet sich durch eine Reihe zusammenhängender Merkmale aus, die sich zu einem Syndrom verknüpfen: unter anderem Konventionalität, Unterwürfigkeit und Aggression, Machtdenken, Mangel an Empathie, Stereotypisierungen, Zynismus, eine Obsession bezüglich Sexualität und schließlich Projektivität.[18] Zum Wesen des Autoritarismus gehört, dass man seine Aggressionen nicht gegen die Autorität richtet, sondern auf andere überträgt. Es ist häufig ein doppeltes Moment der Projektion: Einerseits überträgt man die eigenen, aber einem selbst als unakzeptabel erscheinenden Triebe auf andere, um diese dann verurteilen zu können. So wird etwa die Missachtung von Frauenrechten, wie in den 19 Punkten von Pegida, als Grund für die Kritik am Islam aufgeführt – ausgerechnet von jener Sorte Menschen, die zu Hause in der Regel an sehr traditionellen Rollenvorstellungen festhalten. Denn gleichzeitig gehört zu den 19 Punkten, dass man endlich Schluss mit einer sogenannten Genderisierung machen soll.

Politik und Wirtschaft erscheinen immer komplizierter – Verschwörungstheorien sind da ein einfacher Mechanismus der Komplexitätsreduktion. Ressentiments und Stereotype haben auch eine Orientierungsfunktion, primitive Formeln reduzieren die realexistierende Unübersichtlichkeit und bringen Ordnung in das vermeintliche Chaos. Deshalb entsteht andererseits auch das Phänomen, auf Fremdgruppen die eigenen Abstiegssorgen zu projizieren. Gerade in Ostdeutschland gibt es häufig stärker ausgeprägte Gefühle der Deprivation, des Zu-kurz-gekommen-Seins. Die Nachwendejahre, als viele ihre soziale Position einbüßten und bis heute nur wenig Aufstiegsperspektiven dazugekommen sind, haben tiefe Spuren hinterlassen. Deshalb will man aber auch die eigenen (imaginierten) Vorrechte, den eigenen Lebensstil umso erbitterter verteidigen. Der eigene Konformismus schlägt daher um in die Abwertung all jener, die anders und vermeintlich unproduktive Mitesser in einem unter Stress stehenden Sozialsystem sind: Flüchtlinge, Migranten und Muslimen.

Autoritäre Haltungen zeichnen sich dadurch aus, dass man sich offizieller traditioneller Ideen und Werte bedient, man gibt ihnen jedoch in Wirklichkeit eine andere Bedeutung. So kritisiert man die Demokratie, weil sie nicht hält, was sie verspricht – ist aber bereit, sie gegen ein System „auszutauschen, das alle Ansprüche auf menschliche Würde und Gerechtigkeit preisgibt“.[19] Bei Pegida schlägt die Unzufriedenheit mit den demokratischen Institutionen in eine Verachtung ebendieser um. Den ursprünglich linken Topos vom „Verblendungszusammenhang“ kehrt Pegida im Jargon der Nationalsozialisten in „Lügenpresse“ um. Statt die Demokratie dafür zu kritisieren, dass sie ökonomische Ungleichheiten immer wieder in Widerspruch zur politischen Gleichheit geraten lässt, neigt die autoritäre Persönlichkeit dazu, die Demokratie im Grunde abschaffen zu wollen und eine „direkte Herrschaft derjenigen herbei[zu]führen, die sie ohnehin für die Mächtigen [hält].“[20] Insofern ist es nur folgerichtig, wenn auf den Demonstrationen der Ruf nach der Hilfe des „lupenreinen Demokraten“ Wladimir Putin erschallt. In der Masse strömen die Individuen im Wunsch nach „Identifizierung“ und „affektiver Gemeinsamkeit“ – in Anlehnung an eine Autorität, der man sich auch wider realistischen Wissen unterwerfen kann.[21] Für einige ist dieser Führer bizarrerweise eben Putin, aber die institutionalisierte Autorität ist heute etwas Abstraktes: das Primat der Wirtschaft.

Autoritäre Mentalitäten entstanden für Adorno und Co. nicht im luftleeren Raum. Sie sind Ergebnis der Sozialisation der Individuen, des politischen und ökonomischen Umfeldes, aber vor allem des geistigen Klimas der Zeit. Nicht zuletzt relevante Teile der Mittelklasse wenden sich von einer „egalitärredistributiven“ Gesellschaft ab.[22] Dies zeigt sich empirisch jüngst auch in umfangreichen Studien. In der gesamten Bevölkerung sogar etwas stärker, aber eben auch in der Mitte ist ein „marktkonformer Extremismus“ entstanden, der in Verbindung mit unternehmerischen Selbstoptimierungsnormen Abwertungen anderer befördert. Vor allem bei jenen, die Angst um ihren Lebensstandard haben, tritt dieser Extremismus mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit auf. [23] Gerade die Unterwerfung unter die vermeintliche ökonomische Alternativlosigkeit setze „autoritäre Aggressionen“ frei.[24]

In Politik und Medien werden zwar zumeist demokratische Werte vermittelt, aber auch eifrig viele Stereotype bedient. Dies schlägt sich auch in den oben zitierten Studien zu Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit nieder. Dort kommt man zwar in vielen Einzelaspekten zu unterschiedlichen Ergebnissen, aber in den Grundzügen zu den gleichen Befunden: Der manifeste Rechtsextremismus ist in den letzten Jahren zurückgegangen, die Ressentiments sind jedoch gestiegen. Vor allem Muslimen, Sinti, Roma und Asylbewerbern wird zunehmend mit Vorurteilen begegnet. Jenseits der realen Probleme, die bestimmte Teile des Islams in europäischen Gesellschaften bereiten, ist vor allem die Islamfeindschaft in der Regel das neue Gewand des Rassismus, der vor allem die vermeintliche kulturelle Überlegenheit der westlichen Kultur herausstellt. Dazu passt auch das hohe Maß an Konfabulation – es leben nur 6 Prozent Muslime in Deutschland, aber in der Bevölkerung schätzt man ihren Anteil auf 19 Prozent.

Was tun?

Pegida wird als Protestbewegung schon bald ihr Ende gefunden haben, die autoritäre Menge braucht neue Reize, sonst zerfällt sie schnell.[25] Aber damit wird der Spuk längst nicht vorbei sein. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die AfD massiv von Pegida profitieren wird.[26] Der Einzug der AfD in den Hamburger Senat hat dies bereits deutlich gemacht, damit ist die AfD endgültig auch im Westen des Landes angekommen. Sollte der Vorsitzende Bernd Lucke in einem künftigen Machtkampf „fallen“ oder inhaltlich umfallen, käme Deutschland der europäischen Normalität auch insofern näher, weil es dann schon bald eine rechtspopulistische Kraft geben könnte, die auch für das Prekariat attraktiv wird. Dieses ist Pegida bisher weitgehend ferngeblieben. Diese Mischung wäre die größte Gefahr für alle abendländischen Werte, für die Pegida sich vermeintlich einsetzt.

Pegida muss uns deshalb wachrütteln. Die Reaktionen der Politik sind allerdings verblüffend: Angela Merkel, die mit ihrer präsidialen Stilllegung politischer Konflikte die marktkonforme Demokratie erst etabliert hat und damit bedeutenden Anteil an der Entstehung von Pegida trägt, zeigt sich in ungekannter Weise politisch, indem sie Pegida in ungewohnter Schärfe angegriffen hat. Der sozialdemokratische Vizekanzler Sigmar Gabriel, dessen Partei durch die Agenda 2010 erheblich zu den Abstiegsängsten in Deutschland beigetragen hat, erklärt hingegen das Recht auf Rechtssein zum demokratischen Grundrecht. Damit wird er aber keine neuen Wähler für die darbende SPD gewinnen, sondern einzig Ressentiments legitimieren und normalisieren.

Aber es wird auch nicht damit getan sein, Pegida mit demokratischer und kultivierter Abscheu zu begegnen. Das wird eher zu einer deutschen Tea-Party-Bewegung führen. Vielmehr muss, auch wenn es schwerfällt, die Gesellschaft sich selbst befragen, wie es zu Pegida kommen konnte, und endlich bei sich selbst, bei den etablierten Institutionen und Akteuren, ansetzen.

 


[1] Vgl. Albrecht von Lucke, Terror und Pegida: Gebt uns ein Feindbild!, in: „Blätter“, 2/2015, S. 5-8.

[2] Vgl. Richard Gebhardt, Die Mär vom unpolitischen Hooligan, in: „Blätter“, 1/2015, S. 9-12.

[3] Vgl. Peter Mair, Ruling the Void. The Hollowing of Western Democracy, London 2013.

[4] Franz Walter u.a., Die neue Macht der Bürger. Was motiviert die Protestbewegungen?, Reinbek 2013, S. 323.

[5] Vgl. Fabienne Décieux und Oliver Nachtwey, Postdemokratie und Occupy, in: „Forschungsjournal Soziale Bewegungen“, 1/2014, S. 75-88.

[6] Vgl. Prisca Daphi u.a., Montagsmahnwachen für den Frieden. Antisemitisch? Pazifistisch? Orientierungslos?, in: „Forschungsjournal Soziale Bewegungen“, 3/2014, S. 24-31.

[7] Wobei man auch immer berücksichtigen muss, dass mit steigendem Bildungsgrad auch die Bereitschaft steigt, an Umfragen teilzunehmen und den eigenen Bildungsgrad preiszugeben.

[8] Vgl. Franz Walter u.a. (Göttinger Institut für Demokratieforschung), Studie zu Pegida, 19.1.2015, www.demokratie-goettingen.de; Dieter Rucht u.a. (Institut für Bewegungsforschung), Befragung PEGIDA-Demonstration 2015, protestinstitut.eu.

[9] Tim Spier, Modernisierungsverlierer? Die Wählerschaft rechtspopulistischer Parteien in Westeuropa, Wiesbaden 2010.

[10] Herfried Münkler, Mitte und Maß. Der Kampf um die richtige Ordnung, Reinbek 2010.

[11] Theodor Geiger, Panik im Mittelstand, in: „Die Arbeit“, 10/1930, S. 637-656.

[12] Seymour Lipset, Political Man. The Social Basis of Politics, New York 1960.

[13] Vgl. Oliver Nachtwey, Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der regressiven Modernisierung, Frankfurt a. M. 2015, i.E.

[14] Vgl. Joseph Vogl, Das Gespenst des Kapitals, Zürich 2010.

[15] Vgl. Frank Deppe, Autoritärer Kapitalismus. Demokratie auf dem Prüfstand, Hamburg 2013; Ulrich Brinkmann, Die unsichtbare Faust des Marktes. Betriebliche Kontrolle und Koordination im Finanzmarktkapitalismus, Berlin 2011.

[16] Philip Plickert und Hanno Beck, Kanzlerin sucht Verhaltensforscher, in: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 26.8.2014.

[17] Axel Honneth, Verwilderung des sozialen Konflikts. Anerkennungskämpfe zu Beginn des 21. Jahrhunderts, in: Axel Honneth, Ophelia Lindemann und Stephan Voswinkel (Hg.), Strukturwandel der Anerkennung. Paradoxien sozialer Integration in der Gegenwart, Frankfurt a. M. 2013, S. 17-39.

[18] Theodor W. Adorno u.a., Studien zum autoritären Charakter, Frankfurt a. M. 1995, S. 45 ff.

[19] Ebd., S. 199.

[20] Ebd., S. 221.

[21] Sigmund Freud, Massenpsychologie und Ich-Analyse [1921], Frankfurt a. M. 1993.

[22] Ingolfur Blühdorn, Simulative Demokratie. Neue Politik nach der postdemokratischen Wende, Berlin 2013, S. 158.

[23] Andreas Zick und Anna Klein, Fragile Mitte. Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2014, Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 2014, S. 102 ff.

[24] Oliver Decker, Johannes Kiess und Elmar Brähler, Die stabilisierte Mitte. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2014, Leipzig 2014, S. 68.

[25] Vgl. Elias Canetti, Masse und Macht, Frankfurt a. M. 1980.

[26] Vgl. Alban Werner, Vor der Zerreißprobe: Wohin treibt die AfD?, in: „Blätter“, 2/2015, S. 83-90.

(aus: »Blätter« 3/2015, Seite 81-89)

https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2015/maerz/rechte-wutbuerger

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Blockupy und anderer Wahn: Das Korrektiv der Migrantenkinder

Von Sofia Taxidis am 22.03.2015 auf Achgut.com

 

Migrantenkinder wünschen sich oft ein Deutschland, das die Multikultis am liebsten abschaffen wollen.

Wir Menschen mit Migrationshintergrund – früher sagte man auch mal locker: Kinder mit ausländischen Wurzeln oder Zugezogene, auch gerne mal Einwandererkind – haben vielfach eines gemein: Die gleiche, unverstellte Sicht auf eine von der linken Seite erkrankten Gesellschaft. So schrieb anlässlich der tumben Zerstörungswut von Linksextremisten am Mittwoch dieser Woche um Blockupy in Frankfurt, Filip Piatov auf Welt Online:

“Ich bin mir als Migrant meiner Privilegien bewusst. Meine Eltern und ich wissen, was wir Deutschland schulden. Jedenfalls nicht das Eigentum anderer zu zerstören oder die Polizei zu attackieren”.

Piatov ist kein irregeleiteter Verräter. Es ist auch kein migrantisches Einzelkind, das dem betreuten Kindergarten der Migrationsbehüter entlaufen ist. Wie er denken sehr, sehr viele Migrantenkinder. Nicht weil wir klüger sind – sondern weil der Blick von außen oft Klarheit schafft.

So sind wir zwar mit dem Wissen um die Kollektivschuld des Holocaust aufgewachsen, aber uns fehlt dieser zersetzende Selbsthass, die Abwertung der eigenen Lebensform zugunsten einer beinahe geisteskranken Überhöhung jeder noch so andersartigen Gesellschaftsform wie zB. der des strengen Islam.

Im Gegenteil: Für viele von uns ist der Islam das Gefängnis, aus dem unsere Eltern entflohen sind, und in das wir garantiert nicht zurück wollen. Und außerdem fühlen wir uns sehr wohl in Deutschland – eine Aussage, die bei den Multikultis mit ihrem Fürsorgeblick regelmäßig zur Schockstarre führt: Kann man denn in Deutschland glücklich und zufrieden sein? Klar, man kann, wenn man weiß, wie es anderswo wirklich ausschaut und sich lebt, wenn man erst die Ghettos von Club Robinson und die Kuschelwärme der Back-Packer-Hostel verlässt. Und ehrlich: So schlimm ist das gar nicht mir der Anpasseritis; Assimilation tut nicht weh, sondern befreit, wenn man aus der gesellschaftlichen Enge der Auswandererländer kommt.

Die Reise nach Absurdistan

Soll jeder machen, wie er meint, aber einem anderen damit tunlichst nicht auf den Senkel gehen. Eigentlich selbstverständlich: Wer herkommt, ordnet sich in einer freien Mehrheitsgesellschaft und deren Werten ein. Nicht umgekehrt. Manche Einwanderer, die vor 30 Jahren hergekommen und geblieben sind, sich hier ein Leben, nicht selten mit etwas Wohlstand erarbeitet haben, sagen sich heute allerdings mit dem Blick auf dem Einscheren und Kuschen vor jeder noch so kleinen Minderheit: “Wir reisten damals nach Deutschland, heute sind wir in Absurdistan.”

Wir Kinder von Migranten sind dankbar für all die vielfältigen Möglichkeiten. Und wir verteidigen die Errungenschaften einer liberalen und offenen Gesellschaft mit einer größeren Vehemenz und Entschlossenheit als viele “Biodeutsche”. Denn wir wissen, was es bedeutet, in einer Welt mit wenigen oder keinen Chancen, ohne gute Bildung, unter den Bedingungen von Korruption und Unterdrückung zu leben. Davor sind unsere Eltern geflohen oder haben ihre alte Heimat verlassen und gegen eine neue Welt eingetauscht.

Für uns ist es eher bedrückend mit anschauen zu müssen, wie uns die Vergangenheit einholt: Wie uns wieder das Kopftuch über die Nase und wie ein Brett vor den Kopf gezogen werden soll; wie Leistungsbereitschaft bestraft und das karge Leben nach den Regeln von Hartz IV als erstrebenswert verstanden wird, wie der Klientelismus der Volksparteien das Land überzieht wie Mehltau und die Segnungen einer offenen, wahrhaft liberalen, weltoffenen Gesellschaft durch den grünen Mief der ökologischen Verbotswirtschaft erstickt wird.

Wir wollen ein anderes Deutschland. Das Alte.

Eines aber brauchen wir ganz bestimmt nicht: eure Sozialarbeiter, Minderheitenbeauftragten, Muslim-Nachbeter, Öko-Muftis und weinerlichen Ausländer-Versteher, die gut daran verdienen, indem sie behaupten, uns zu verstehen und zu vertreten, aber dabei eines ganz gewiss nicht begreifen: Dass wir ein ganz anderes Deutschland wollen.

Ein Deutschland, das diese weinerliche Gruppe von rotgrünen Ausländer-Geschäftemachern so unbedingt zerstören will.

Zugegeben, man sieht und hört wenig von uns. Weil wir mit dem Leben hier voll beschäftigt sind und nicht damit, unser Anderssein stets und ständig zu betonen und zur Show zu stellen. Wir leben aus eigener Kraft und nicht von den Subventionen der Ämter für multikulturelle Angelegenheiten und ähnlicher Selbstbedienungsläden für deutsche Sozialarbeiter und Jammerkinder mit Migrationshintergrund.

Und im übrigen finden wir Deutschland gut. Vielleicht sollten wir laut werden. Damit die Alt-Deutschen uns Neu-Deutschen dieses schöne Land nicht wieder wegnehmen und komplett verhunzen.

Sofia Taxidis ist Kommunikationswirtin und hat ihr Studium an der Westdeutschen Akademie für Kommunikation parallel zu ihrer Tätigkeit bei RTL in Köln abgeschlossen. Deutsch-griechisch im Ruhrgebiet aufgewachsen, hat sie ihre berufliche Laufbahn im Eventmanagement begonnen, wo sie zehn Jahre lang u.a. für Platten- oder Filmunternehmen Veranstaltungen konzipiert und durchgeführt hat. In Filmen und Serien sieht sie das Medium, in dem sich Zeitgeist manifestiert und vorweg genommen wird: experimentell, voller Widersprüche und widersprüchlich.

Zuerst erschienen hier auf Roland Tichys Blog Einblick.

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/blockupy_und_anderer_wahn_das_korrektiv_der_migrantenkinder

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Studie zum Linksextremismus
Der Extremismus des Mainstreams
Was sagt die Studie über den deutschen Linksextremismus eigentlich über die Geisteshaltung des Mainstreams aus?

Extremismus

Von Sebastian Müller

Im Zuge der Blockupy-Proteste brannte die Frankfurter Innenstadt. Kein Wunder, haben doch sage und schreibe 17 Prozent der Bundesbürger eine “linksextreme Grundhaltung”. Das zumindest besagt eine im Februar von der FU Berlin veröffentlichte Studie über Linksextremismus in Deutschland.

So vielbeachtet diese Studie in der Öffentlichkeit auch war, ihr Aussagewert kann dennoch nur begrenzt sein, weil er eine Frage der Perspektive ist. Das ist insofern der Fall, als dass (links)extremistische Einstellungen aus dem vermeintlich unbedenklichen Hort der Mitte, sprich aus der Perspektive eines politisch-medialen Konsensus des Mainstreams lokalisiert werden.

Wesentlich wertvoller ist da die Definition eines Nikolaus Kowall, weil er jüngst eine plausible und stringente Eingrenzung der Begrifflichkeiten linksextremistisch, linksradikal, sozialistisch, sozialdemokratisch links der Mitte lieferte.

Freilich interessiert solche Differenziertheit im medialen Etikettendschungel kaum. Just zu einem Zeitpunkt, wo allenthalben mit Radikalismen und Extremismen um sich geworfen werden und die wenigen politischen Akteure, die ein wirkliches Interesse an einem – durch den demokratischen Willensbildungsprozess theoretisch und normativ ermöglichten – politischen Pfadwechsel haben, einem Shitstorm der vermeintlich pluralistischen deutschen Leitmedien ausgesetzt sind (siehe Yanis Varoufakis), erscheint nun die besagte Studie.

Zu erwähnen sei in diesem Kontext, dass der Begriff des “Radikalismus” an vielen Stellen erst 1973 durch den Begriff des “Extremismus” ersetzt wurde, um politische Einstellungen und Bestrebungen der äußersten Ränder des politischen Spektrums zuzuordnen. Bis heute gibt es jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch keine klare Abgrenzung zwischen “Radikalismus” und “Extremismus”. Umso befremdlicher ist es da, dass linke Parteien wie Podemos oder Syriza von den Medien als “linksradikal” bezeichnet werden, obwohl sie es nicht sind – schon gar nicht nach der Definition der Studie selbst.

Dass Parteien des sozialdemokratischen Spektrums als Linksradikal, also nah an der Grenze zur Verfassungsfeindlichkeit etikettiert werden, wirft natürlich ein entsprechendes Licht auf die Urheber solcher Stigmatisierungen – und den oben erwähnten Konsensus des Mainstreams selbst, der jeden Hauch einer politischen Alternative als “radikal” diskreditieren will. So ist das wirklich Interessante an der Studie auch vielmehr, dass die dort veranschlagten Kriterien ebenso dazu verwendet werden könnten, um einen Extremismus der Mitte zu diagnostizieren. Dann nämlich, wenn Alternativlosigkeit und antidemokratische Tendenzen als Definition des letzteren gelten.

“Zugespitzt wird die Mitte extremistisch, wenn sie etwas für alternativlos erklärt”

Damit wird nicht auf Pegida rekurriert, auch nicht auf den Islamismus oder den ohnehin gut beleuchteten Rechts- und Linksextremismus, der immer mehr in der Mitte Fuß fassen soll. Während die sogenannte Antifa mit Kanonen auf Spatzen schießt, entsteht der wirklich gefährliche Extremismus in Form eines wachsenden Totalitarismus. Er kommt nicht mit Pauken und Trompeten, sondern er entwickelt sich schleichend. Und er wird selten zur Kenntnis genommen, weil Extremismus ausschließlich mit Totalitären Bewegungen wie dem Stalinismus oder Nationalsozialismus in Verbindung gebracht wird.

“Solche historisch munitionierte Gegenwartsblindheit erwartet Unheil offenbar nur dann, wenn es in Uniform auftritt.” – Harald Welzer

Darin scheint, wie Harald Welzer es treffend sagte, “die ganze Dialektik der Freiheits- und Demokratiebedrohungen auf, wie sie aus dem staatlich-informationsindustriellen Komplex resultieren.” Statt über die Potentiale eines modernen, in ganz neutral-technoidem und/oder ökonomistisch-technokratischem Gewand erscheinenden Totalitarismus besorgt zu sein, verlässt man sich auf “die rituelle Macht des nachholenden Widerstands.” Das heißt, “um nicht gegen das sein zu müssen, was heute Freiheit und Demokratie bedroht, tritt man öffentlich gegen das auf, was vor einem dreiviertel Jahrhundert geschehen war.”

Aus dem Blick gerät so ein Extremismus der ökonomischen, politischen und medialen Eliten, jene Träger der staatlichen Ordnung also, die auch die Definitionshoheit über den Begriff der Mitte haben. Überhaupt ist es auffällig, wie sehr es alle etablierten politischen Parteien zur “Mitte” drängt. So sehr “die Mitte” zum Chiffre für politische Unbedenklichkeit mutiert ist, wird die “Insel der Mitte” quantitativ zwar immer voller – und damit zum Mainstream, inhaltlich aber immer begrenzter. Denn was vor 40 Jahren noch als Mitte galt, mag heute schon “links”, wenn nicht “linksradikal” sein.

So ist es bezeichnend, wenn die Studie die Ablehnung eines nicht im Grundgesetz verankerten Wirtschaftssystems schon als ein mögliches Merkmal linken Extremismus deutet. Damit lässt sie sich hervorragend für die Legitimierung eines Status Quo instrumentalisieren, der nur noch graduelle Richtungswechsel zulässt und somit in seinem Kern selbst Merkmale des Extremen trägt.

Letztendlich ist die blasphemische Frage naheliegend, ob diejenigen, die eine fundamentale Kritik an einem entfesselten Markt üben, ein Einstellungsmuster des Extremismus erfüllen, oder jene, die einen solchen Markt mit allen Mitteln verteidigen wollen? Hat jenes Drittel extremistisches Potential, dass den Kapitalismus mit Armut und Hunger assoziiert, oder jene, die gar solche Verwerfungen als eine funktionelle Notwendigkeit des Systems betrachten?

Was sagt es eigentlich umgekehrt über die politische Ordnung aus, wenn in der Umfrage mehr als 60 Prozent der Befragten die Demokratie nicht für eine echte halten, da die Wirtschaft und nicht die Wähler das Sagen hätten? Wenn 27 Prozent, – das sind mehr als es derzeit SPD-Wähler gibt -, der Studie zufolge befürchten, dass Deutschland durch eine zunehmende Überwachung von Bürgern auf dem Weg in eine neue Diktatur sei?

Ist das alles wirklich nur verschwörungstheoretisch angesichts der Tatsache, dass Angela Merkel und ihr Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ein transatlantischen Freihandelsabkommen namens TTIP vorantreiben, das Konzerne der staatlichen Rechtssprechung entziehen soll? Auch der Umgang mit dem NSA-Skandal oder den Whistleblowern Assange und Snowden, die Aushöhlung des Datenschutzes, Vorratsdatenspeicherung und die quasi nicht mehr existente Privatsphäre der Bürger sprechen nicht gerade für einen Ausbau, sondern eher für einen Abbau des Rechtsstaates.

Indem wie gesehen, zum Teil willkürlich festgeschrieben wird, was radikal oder extremistisch ist, kontrolliert die vermeintliche Mitte die Grenzen des politischen Denkens. In dieser begrenzten Welt werden schon Politiker „links“ genannt, die einer neoliberalen Sparpolitik das Wort reden. Wer die Sozialdemokratie noch als solche versteht, ist da bereits ein radikaler. Eine politische Kultur, die solch Etikettenschwindel betreibt, um sich sämtlicher Alternativen zu entledigen, macht sich selbst des Totalitarismus verdächtig. Doch wer zeigt sich schon gerne selbst an.

Klaus Schroeder, Mitautor der Studie, sagte in einem Zeit-Interview, dass zugespitzt die Mitte dann extremistisch werden würde, wenn sie etwas für alternativlos erklärt. Ahnend, welche Assoziationen dieser Satz auslösen könnte, schob er nach, er wolle Angela Merkel keinen Extremismus unterstellen. Doch in einer offenen Gesellschaft gäbe es immer Alternativen, die diskutiert werden müssten.

http://le-bohemien.net/2015/03/27/wenn-der-mainstream-zum-extremismus-wird/

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Wie links war die NSDAP?

07. Februar 2012,Frankfurter Rundschau

Götz Aly

Viele Deutsche identifizieren Rechts mit Böse und Links mit Gut. Ihrem geschichtlichen Durchblick hilft das nicht.

Vergangene Woche twitterte Deutschlands Obervertriebene Erika Steinbach (CDU) in dieser Schreibweise: „Die NAZIS waren eine linke Partei. Vergessen? NationalSOZIALISTISCHE deutsche ARBEITERPARTEI.“ Heinrich-August Winkler konterte: „Die NSDAP war die rechteste Partei, die es je gegeben hat.“ Das Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung sekundierte, die NSDAP pflegte nicht „internationalistischen“, sondern „deutschen Sozialismus“, der auf „Exklusion, Verfolgung und Vernichtung“ ausgerichtet war. Gerade so, als hätte der sozialistische Internationalismus weder in der Sowjetunion noch in China, Jugoslawien oder Kambodscha jemals zu „Exklusion, Verfolgung und Vernichtung“ geführt.

Wer den „Befreiungskampf des palästinensischen Volkes“ gerecht und links findet, wird in der Nazi-Welt Geistesverwandte treffen. Wer den deutschen Mieter- und Kündigungsschutz, das Kindergeld, die Krankenversicherung für Rentner oder den Naturschutz für fortschrittlich hält, sollte bedenken, dass die Gesetze 1937, 1934, 1937, 1941 und 1938 erlassen oder in ihrer Schutzfunktion erheblich gestärkt wurden.

Nicht wenige Deutsche identifizieren Rechts mit Böse und Links mit Gut. Ihrem geschichtlichen Durchblick hilft das nicht. So belegen zum Beispiel neu entdeckte Foto- und Filmaufnahmen, dass Hitler am 26. Februar 1919 im Trauerzug für den von einem Rechtsradikalen ermordeten bayerischen (zudem jüdischen) Ministerpräsidenten Kurt Eisner mitlief. In den dramatischen Wochen der Münchener Räterepublik war Hitler von der Revolutionsregierung als Wache in den Hauptbahnhof entsandt worden. Seine Kameraden wählten ihn zum stellvertretenden Soldatenrat ihres in die Revolutionsarmee eingegliederten Regiments.

Im Mai 1919, nach der Niederlage der Räterepublik, beobachte Ernst Bloch, was dann geschah: „Dieselben Menschen, welche bei Eisners Begräbnis in zahllosen Trauerzügen die Straßen geschwärzt hatten, brüllten den Sozialisten nach dem Hosiannah das Kreuzige, hetzten die Führer von gestern in den Tod. Von heute auf morgen wechselten die Fahnenschäfte den Sowjetstern mit dem Hakenkreuz.“ Bloch sah „auch organisiertes Proletariat“ am Werk, nicht allein verelendete Kleinbürger, sondern „die rachsüchtige, kreuzigende Kreatur aller Zeiten“. Karl Kautsky beurteilte die Lage ähnlich, ebenso der leider vergessene linke SPDler Curt Geyer. Er berichtete über die revolutionären Mansfelder Bergarbeiter: Sie wurden „bald zu einer der radikalsten Gruppen in der deutschen Arbeiterschaft“, schritten im März 1921 zum bewaffneten Aufstand und folgten dann „unmittelbar nach ihrem radikalsten Unternehmen in Massen deutschnationalen Organisationen“.

Einer unserer besten Historiker, Friedrich Meinecke, schrieb 1946: „Die große in der Luft liegende Idee, die Verschmelzung der nationalen und der sozialistischen Bewegung, fand in Hitler ohne Frage ihren brünstigsten Verkünder und den entschlossensten Exekutor.“ Der nationale und der soziale Egalitarismus hatten sich zum Killervirus verschmolzen. Hannah Arendt analysierte die Übergänge in ihrem Totalitarismus-Buch. Wir Heutigen konnten sie nach 1989 überall im ehemaligen Ostblock beobachten. Das Gezeter um Erika Steinbach lenkt ab. Denktabus verstellen den Blick.

Götz Aly ist Historiker.

 http://www.fr-online.de/meinung/kolumne-zur-steinbach-debatte-wie-links-war-die-nsdap-,1472602,11584232.html

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Wie die Nazis ihr Volk kauften

Götz Aly,

Warum standen so viele Deutsche treu zu Hitler? Weil sie von seinen mörderischen Raubzügen profitierten. Diese These des Historikers Götz Aly hat eine heftige Debatte entfacht. Hier antwortet Aly seinen Kritikern.

In den 1980er Jahren arbeitete Wolfgang Mattheuer an seiner Plastik Sie zeigt das Ebenbild des einfachen, nach besseren Lebensbedingungen strebenden Deutschen: kaum Rumpf, kaum Hirn, nur eine weit ausholende Bewegung. Nackt der Fuß des rechten, weit vorgestreckten Beins. Es gehört einem Menschen, der sich Schuhe nicht leisten kann, und ist scharf zum Hakenkreuzstummel abgewinkelt. Der Fuß des linken, in Knie und Ferse ebenfalls überstark geknickten Standbeins steckt im gewichsten Soldatenstiefel. Der rechte Arm weist nach oben, die Hand zur Kommunistenfaust geballt.

Seinen winzigen, noch ungebildeten, doch für Beglückungsideologien jeder Art zugänglichen Kopf trägt der Jahrhundertschrittler tief in den Uniformkragen gezogen, so, als wolle er nicht gesehen werden. Die eigenen Taten und Absichten sind ihm offenkundig nicht geheuer. Er zeigt sich entschlossen und ängstlich zugleich, tatendurstig, scheinbar zielbewusst und dennoch desorientiert. Es erscheint ungewiss, ob er, dessen linker, zum Hitlergruß gereckter Arm ins Nichts weist, die Spannung hält, den beabsichtigten Riesenschritt schafft oder nicht doch im nächsten Moment in sich zusammensackt, den Zusammenbruch erleidet und die Gründe dafür rasch vergisst.

In der wenig sympathischen Fortschrittsgestalt erkannte Mattheuer den Archetyp des deutschen Volksgenossen im 20. Jahrhundert. Dieser Ahnherr unserer Gegenwart bildet den Mittelpunkt meines Buches Hitlers Volksstaat, das davon handelt, in welchem – lange gut verdrängten – Ausmaß sich die NS-Führer als Sachwalter der kleinen Leute verstanden. Der Perspektivwechsel von der Elitenverantwortung zum Nutznießertum des Volkes hat erwartungsgemäß nicht nur Zustimmung gefunden, nach dem britischen Wirtschaftshistoriker J. Adam Tooze in der taz (12./13., 15., 16. März) hat zuletzt der prominente Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler im Spiegel (14/05) energisch widersprochen.

Das Unbehagen an meiner These mag damit zusammenhängen, dass ich in der Struktur der nationalsozialistischen Steuer- und Sozialpolitik ein linkssozialdemokratisches Grundmuster erkenne. Das unterschied den Zweiten Weltkrieg vom Ersten. Mit Hilfe der populären Nichtbelastung der deutschen Arbeiter und Bauern, der kleinen Handwerker, Angestellten und Beamten und der deutlichen und weithin sichtbaren Belastung der Besserverdienenden konnten sich die Stimmungspolitiker der NS-Zeit das hohe Maß an innerer Integration jeden Tag neu erkaufen. Während beispielsweise die Unternehmen massiv besteuert wurden und die Körperschaftsteuer von 20 Prozent im Jahr 1933 auf 40 Prozent (1940) und schließlich auf 55 Prozent stieg, hatten die deutschen Durchschnittsverdiener zwischen 1939 und 1945 keinerlei direkte Kriegssteuern zu bezahlen. Neben der ausgesprochen volkstümlichen klassenbewussten Verteilung der Kriegslasten beschaffte sich Nazideutschland einen wesentlichen Teil der materiellen Ressourcen auf der Basis von Erobern und Vernichten.

Gestützt auf glänzend ausgebildete Experten, transformierte die Regierung Hitler den Staat im Großen in eine Raubmaschinerie ohnegleichen. Im Kleinen verwandelte sie die Masse der Deutschen in eine gedankenlose, mit sich selbst beschäftigte Horde von Vorteilsnehmern und Bestochenen. Diese Politik des gemeinnützigen Ausraubens fremder Länder, so genannter minderwertiger Rassen und Zwangsarbeiter, bildet den empirischen Kern meiner Studie über Hitlers Volksstaat.

Dabei geht es nicht um das Verschieben der Schuld von einer sozialen Klasse auf die andere. Auch ist es nicht das Ziel des Buches, die abgestandene These von der Kollektivschuld neu zu beleben, wie einige Rezensenten befürchten. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie das NS-Regime sich trotz seiner – aus heutiger Sicht – offensichtlich halsbrecherischen und selbstzerstörerischen Politik so lange halten konnte. Das Ergebnis ist bedrückend, aber es führt zu einem missing link, das die politische Dynamik der Nazizeit meines Erachtens besser erklärt als die bisherigen Versuche: Eben weil fast alle Deutschen – die vielen Millionen Nicht- und Antinazis eingeschlossen – von den Raubzügen profitierten, zu Nutznießern beispielloser Verbrechen wurden, entwickelte sich nur marginaler Widerstand.

Göring sprach zum „Herzen und zum Magen“ der Deutschen

Als im Sommer 1942 die auskömmliche Ernährung der deutschen Bevölkerung ernsthaft gefährdet war, verlangte Göring von den für die besetzten Länder Europas verantwortlichen, wegen des Partisanenkrieges zum Teil zögerlichen Kommissaren und Militärbefehlshabern die drastische Erhöhung der Lebensmittelexporte in das Reich: „Es ist mir dabei gleichgültig, ob Sie sagen, daß Ihre Leute wegen Hungers umfallen. Mögen sie das tun, solange nur ein Deutscher nicht wegen Hungers umfällt.“ Die deutsche Besatzungsregierung in Polen fasste daraufhin den Beschluss, die Ermordung der Juden massiv zu beschleunigen: „Die Versorgung der bisher mit 1,5 Millionen Juden angenommenen Bevölkerungsmenge fällt weg, und zwar bis zu einer angenommenen Menge von 300000 Juden, die noch im deutschen Interesse als Handwerker oder sonst wie arbeiten. Die anderen Juden, insgesamt 1,2 Millionen, werden nicht mehr mit Lebensmitteln versorgt.“ Bereits vier Monate später waren mehr als eine Million polnischer Juden ermordet. In seiner am 4. Oktober 1942 gehaltenen, im ganzen Reich ausgestrahlten „Erntedank-Rede“ versprach Göring „Sonderzuteilungen“ zu Weihnachten und verkündete: „Von heute ab wird es dauernd besser werden; denn die Gebiete fruchtbarster Erde besitzen wir. Eier, Butter, Mehl, das gibt es dort in einem Ausmaß, wie Sie es sich nicht vorstellen können.“ Er habe „zum Herzen und zum Magen gesprochen“, kommentierten die Volksgenossinnen an der Heimatfront. Genauso verbanden sich Volkswohl und Verbrechen in zahlreichen, bisher kaum diskutierten Hitler-Entscheidungen.

Solche Befunde kritisiert Hans-Ulrich Wehler als „engstirnigen Materialismus“ und erhebt den Vorwurf, mein Buch vernachlässige den „radikalisierten Antisemitismus“. Nun ist der Antisemitismus nicht Thema meines Buches, vielmehr handelt es, wie der Untertitel ankündigt, von dem Beziehungsdreieck Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Es geht mir um die Frage, warum sich die Deutschen immer wieder neu für die Nazipolitik mobilisieren ließen, obwohl sie in ihrer übergroßen Mehrheit keine aktiven Antisemiten waren, wie auch Wehler in seiner Deutschen Gesellschaftsgeschichte zutreffend feststellt.

Wenn also die Integrationskraft des Nationalsozialismus nicht auf der radikalisierten antisemitischen Ideologie basierte, worauf gründete sie sich dann? Wer sich für eine Antwort interessiert, sollte sich auch in der Analyse der nationalsozialistischen Judenpolitik den politischen Faktoren zuwenden, die Wehler auf jenen immerhin 300 Seiten seiner Gesellschaftsgeschichte, die von der NS-Zeit handeln, auslässt, weil er – gegen alle von ihm sonst mit Erfolg genutzten sozialhistorischen Erkenntnismöglichkeiten – die „charismatische Herrschaft“ Hitlers zur wichtigsten Triebkraft erklärt.

Wehler will nichts davon wissen, dass die staatlichen Zusatzeinnahmen aus der Arisierung im Haushaltsjahr 1938/39 knapp zehn Prozent der laufenden Reichseinnahmen betrugen. Da er sich in seiner Gesellschaftsgeschichte lieber auf den gewiss kritikwürdigen Arisierungsvorteil der Deutschen Bank kapriziert, entgeht ihm, dass sich der deutsche Geldmarkt 1938 nicht mehr bereitfand, die ständig wachsende Flut der staatlichen Schuldverschreibungen aufzunehmen. Die Börsen misstrauten Hitler. Eben deshalb wurden vom Sommer 1938 an mehrere Milliarden Reichsmark aus den Vermögenswerten deutscher Juden in Zwangsanleihen umgewandelt. Nachdem die Juden zunächst zur Auswanderung getrieben und die noch verbliebenen später deportiert worden waren, verfügte der Reichsfinanzminister 1942, die ihnen zuvor aufgezwungenen Schuldtitel der öffentlichen Hand seien „ohne Angabe des Namens“ aus dem Schuldbuch des Reiches zu streichen, und schuf so Platz für neue Kriegsschulden. Wer sich auf Wehlers Gesamtdarstellung verlässt, erfährt kein Wort darüber, dass ausgerechnet im November 1938 – als den Juden wenige Tage nach dem Pogrom die „Bußzahlung“ von einer Milliarde Reichsmark (heute etwa zehn Milliarden Euro) abgepresst wurde – nach der Mitteilung des Finanzministeriums die Zahlungsunfähigkeit des Reiches „unmittelbar bevorstand“.

Dass es für eine solche Politik auch der Propaganda bedurfte, die die Juden als Parasiten, Verräter und Untermenschen brandmarkte, ist banal. Aber es erscheint doch erstaunlich, wenn ausgerechnet ein deutscher Historiker wie Wehler den systematischen Raub des Eigentums der europäischen Juden als „sekundäre Folge“, als „schauerliche Geschichte“ abtut und empirisch ertragreiche Forschungen dazu in merkwürdiger Ignoranz als „Hyperrealismus“ und als „anachronistischen Vulgärmaterialismus“ zurückweist. Zwischendrin erklärt Wehler, ich hätte Dinge herausgefunden, die „bisher noch kein Historiker gewagt und geschafft“ habe, um dann gleich wieder zu erklären, das meiste sei altbekannt. Aber warum haben sich so wenige an die systematische Ausplünderung Europas und an die materiellen Seiten der Judenverfolgung „gewagt“? Eben weil einflussreiche Leute wie Wehler solche Arbeiten lange für irrelevant erklärt und entsprechende Arbeiten nicht gefördert haben.

Was war Hitler – charismatischer Führer oder Gefälligkeitsdiktator?

Das Buch Hitlers Volksstaat versteht sich nicht als Gesamterklärung der NS-Zeit. Das wird an keiner Stelle behauptet. Doch zeigt es die Techniken, mit denen die NS-Führung ihre Macht im Inneren immer wieder stabilisierte. So breitete sich im Herbst 1940, nach dem Sieg über Frankreich, für einige Wochen eine merkwürdige Spannung in Deutschland aus, weil unklar war, wie die zur Systemerhaltung zwingend erforderliche kriegerische Expansion fortgeführt werden sollte. Das Regime vertraute aber nicht auf Propaganda, vielmehr beschenkte die NS-Regierung die deutschen Arbeiter mit einer deutlichen Lohnerhöhung in Gestalt der damals eingeführten und bis heute gültigen Steuer- und Sozialabgabenfreiheit für die Zuschläge auf Feiertags- und Nachtarbeit. Als die deutschen Armeen im Herbst 1941 vor Moskau scheiterten und die Alten in Deutschland in düsteren Worten an ihre Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg erinnerten, verfügte Hitler eine Rentenerhöhung von 15 Prozent und führte die Krankenversicherung für Rentner ein, die sich bis dahin im Krankheitsfall mehrheitlich an die Sozialfürsorge hatten wenden müssen.

Schließlich wurde um Weihnachten 1942 absehbar, dass die Feierlichkeiten zum zehnten Jahrestag der so genannten Machtergreifung mit der endgültigen Niederlage bei Stalingrad zusammenfallen würden. Hitler dachte angesichts dieser unvorteilhaften Lage keinesfalls an eine rassenideologische Großrede, sondern meinte kleinlaut zu Bormann: „Das Wirkungsvollste wäre, wenn wir dem deutschen Volk an diesem Tag erneut eine Erhöhung seiner Lebensmittelrationen und sonstigen Zuteilungen mitteilen könnten.“ Bezeichnend erscheint auch, wie Goebbels in seinem Tagebuch reagierte, als Italien im Sommer 1943 die Seite wechselte: „Noch sozialistischer als früher haben wir uns an das Volk anzuschließen. Das Volk muß auch immer wissen, daß wir seine gerechten und großzügigen Sachwalter sind.“

Die Beispiele für solche sozialtaktischen Entscheidungen der Gefälligkeitsdiktatur sind Legion. Doch Wehler scheint entschlossen, an der von ihm behaupteten zentralen Bedeutung des Führerkults festzuhalten. Er tut sich schwer damit, politische Dynamiken adäquat zu analysieren. Aber die Historiografie einer Zeit, in der sich unvergleichlich starke Energien entluden und die durch ein extrem hohes geschichtliches Tempo gekennzeichnet ist, kann nicht so betrieben werden, als handle es sich um ein Wachsfigurenkabinett oder um das Anordnen von Zinnsoldaten. Alle Beteiligten handelten fortgesetzt und reagierten fortgesetzt aufeinander. Deshalb ist es für die innere Stabilität 1942 wenig interessant, wie die Deutschen zehn Jahre zuvor wählten. Die von Wehler behauptete konstante, allein ideologisch fundierte „freiwillige Loyalität“ findet sich in den Quellen nicht, aber das Gegenstück bildet selbstverständlich auch nicht die terroristisch erzwungene Loyalität. Vielmehr musste die NS-Führung im permanenten Kampf um die öffentliche Stimmung, unter ständigem Schielen auf das innenpolitische Politbarometer die allgemeine Unterstützung immer wieder neu erringen.

Aus demselben Grund sind auch die Einwendungen unerheblich, die der britische Wirtschaftshistoriker J. Adam Tooze erhoben hat. In der mit ihm geführten, eher marginalen Auseinandersetzung geht es um die Frage der deutschen Kriegsschulden. Ich sage, die laufenden Einnahmen für den außerordentlichen Kriegshaushalt des Reiches seien zu zwei Dritteln aus den Kontributionen der eroberten Länder, den konfiszierten Löhnen der Zwangsarbeiter und dem Eigentum der europäischen Juden bezahlt worden. Demgegenüber insistiert Tooze auf den (nach der Niederlage) faktischen Kriegsausgaben, die zu rund 50 Prozent auf Kreditbasis finanziert wurden. Dadurch wird der deutsche Anteil natürlich deutlich höher. Was die Zahlen betrifft, besteht zwischen uns keine nennenswerte Differenz, ich halte aber die Einbeziehung der Reichsschuld für falsch, wenn man die Erfolge des Stimmungspolitikers Hitler analysiert. Damals wie heute interessieren sich die Leute für die Staatsschulden nur am Rande, aber sie schreien auf, wenn ihnen plötzlich die Steuern um 10 oder gar um 50 Prozent erhöht werden. Darauf kommt es in meiner Analyse an. Sie handelt vom spekulativen Zusammenspiel zwischen Volk und Führung und nicht von den nach der Niederlage fälligen Kriegskosten.

Gegen Tooze lässt sich im Übrigen gut mit Wehler argumentieren. In seiner Gesellschaftsgeschichte steht: Die deutsche Politik sei seit 1939 „ohne jede verantwortungsbewusste Kalkulation auf die fixe Idee fixiert“ gewesen, „später die Lasten auf die besiegten Staaten abwälzen zu können“. Genau deshalb spreche ich von den Reichsschulden unter der Kapitelüberschrift Virtuelle Kriegsschulden, schließlich erklärte die Staatsführung ihrem Volk immer wieder: Die Kriegskredite seien durch das „gewaltige Sachvermögen“ gedeckt, das in Osteuropa erobert worden sei.

Gefreut hat mich der Vorwurf, den Wehler gegen mein Gesamtwerk erhebt. Alys „Interpretation des Massenmords schwankt freilich“, meint er im Hinblick auf andere von mir (mit)verfasste Bücher. Das heißt aber nur: Wir arbeiten eben nach verschiedenen Prinzipien. Während Wehler meint, über eine „erklärungskräftige Interpretation“ zu verfügen, bevorzuge ich den Perspektivwechsel, arbeite an einem Zyklus und lasse mich, auch das ein erheblicher Unterschied, gerne von Quellen im Archiv überraschen. Mal gilt es, die Vordenker der Vernichtung zu betrachten, dann das Schicksal eines ermordeten jüdischen Mädchens, die Politik der ethnischen Säuberung, die Deportation der ungarischen Juden oder nun die Gefälligkeitsdiktatur. Aus allem zusammen ergibt sich ein multiperspektivisches Bild. Es ist verwirrend und nicht so plakativ wie die begrifflich eindimensionalen Produktionen, die andere bevorzugen. In dieses vielschichtige Bild gehören auch die analytischen Einsichten vieler anderer, gewiss auch der „charismatische Führer“, aber deutlich kleiner und nicht alles andere überblendend, wie Hans-Ulrich Wehler sich das vorstellt.

Götz Alys Buch „Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus“, erschienen im März bei S. Fischer, liegt in der vierten Auflage vor und wird in fünf Sprachen übersetzt. Der Autor, 1947 in Heidelberg geboren, ist derzeit Gastprofessor am Fritz-Bauer-Institut der Universität Frankfurt am Main

http://www.zeit.de/2005/15/Erwiderung_Wehler/komplettansicht

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Frieden ist zweifellos ein wünschenswerter Zustand. Aber gilt das auch für die Friedfertigkeit?

Von Linus Reichlin

Illustration: Benjamin Güdel

Ich war einmal an einer Friedensdemon­stration, und dabei fiel mir auf, dass die Leute eigentlich gar nicht für den ­Frieden demonstrierten, sondern gegen die eigene Regierung. Diese Regierung erwog, in den Krieg einzugreifen, den ein Diktator vom Zaun gebrochen hatte. Dieser Diktator pflegte jeweils seine Minister zu erschiessen, wenn diese während einer Sitzung auf die Uhr zu schauen wagten.

Mit seinem Volk ging er nicht viel besser um und schon gar nicht mit jenen, deren Land er überfallen hatte. Er war, um es freundlich auszudrücken, ein absolut unfriedlicher Mensch. Aber auf den Transparenten der Demonstranten kam sein Name nicht vor. Dort stand nur der des eigenen ­Regierungspräsidenten, der als Kriegstreiber bezeichnet wurde. Die Demonstranten setzten sich für ihre Überzeugung so vehement ein, dass ich dachte: «Mann, wenn die schon so sind, wenn’s um den Frieden geht, wie sind sie dann erst, wenn sie mal Krieg machen?» Es war recht interessant, die auf die Demonstration ­folgende Strassenschlacht mit der Polizei aus sicherer Entfernung zu verfolgen. Dabei fragte ich mich, wo genau das Problem lag. Und ich kam zum Schluss, dass das Problem die Friedfertigkeit war beziehungsweise dass Friedfertigkeit ­eine problematische Haltung ist.

Frieden ist zweifellos ein wünschenswerter Zustand. Aber gilt das auch für die Friedfertigkeit? Das scheint eine dumme Frage zu sein. Denn die begriffliche Verknüpfung von Frieden und Friedfertigkeit führt schnell zur Überzeugung, dass es ohne Friedfertigkeit keinen Frieden geben kann. Aber stimmt das? Wir wollen jetzt die Friedfertigkeit mal auf den Seziertisch legen. Ich möchte nämlich beweisen, dass sie den Wert eines Latte macchiato besitzt (siehe Schluss).

Da die Friedfertigkeit unantastbar ist – denn wer ausser Taubenvergiftern und Motorradbanden könnte etwas gegen sie haben? –, muss man sie, um an sie heranzukommen, erst mal vom Begriff «Frieden» entkoppeln. Die Friedfertigkeit lebt nämlich vom guten Ruf des Friedens, hat aber mit ihm nicht das Geringste zu tun. Auf den ersten Blick sieht es zwar so aus, als sei Friedfertigkeit die ­Weigerung, Konflikte mit Gewalt zu lösen. In der Theorie mag das so sein. Aber in der Praxis ist Friedfertigkeit fast immer die ­Weigerung, einen Konflikt überhaupt als ­solchen zu akzeptieren. Die Logik ist: Würde die eigene Seite sich human und friedfertig verhalten, ­gäbe es den Konflikt gar nicht. Als Ursache einer Krise kommt also immer nur die eigene Seite in Frage. Auf diese Weise wird die Mitverantwortung der anderen Seite am ­Konflikt aus der Welt geräumt. In der Logik der Friedfertigkeit ist die andere Seite immer unschuldig oder ­zumindest schwach und ­hilflos oder sogar im Recht, so dass ein geplanter Militäreinsatz der eigenen Seite noch viel ungerechter und ­verdammungswürdiger erscheint, als es militärische Eingriffe im ­Denken der Fried­fertigen ohnehin schon sind.

Durch diese Simpli­fizierung von Konfliktursachen und die Eindimensionalität des ­eigenen Blicks entsteht die Überzeugung von der schreienden Unrechtmässigkeit eines Kriegseinsatzes. Diese Überzeugung ist echt. Das erklärt die Vehemenz, mit der die Friedfertigen solche Einsätze ablehnen. Ihr Hass auf die ­eigene Seite ist nicht gespielt und ­keine Koketterie mit der Rebellion. Sie ­glauben wirklich, dass die eigene Seite ver­brecherisch handelt, oder besser gesagt: Sie müssen es glauben. Denn ihre Friedfertigkeit erlaubt es ihnen nicht, auch die andere Seite zu kritisieren. Wer genauso lautstark gegen die Politik eines anderen Staates protestiert wie gegen die des ­eigenen, könnte schwerlich noch als friedfertig bezeichnet werden – es hätte den Ruch der Kriegstreiberei, des Neokolonialismus. Man wäre dann so verkommen wie die eigene kriegslüsterne Regierung. Wo kämen wir denn da hin! Eine Kritik des Verhaltens der anderen Seite widerspricht der ­Logik der Friedfertigkeit und wird folglich selbst dann nicht geäus­sert, wenn die Spatzen die Mitschuld der anderen Seite von den ­Dächern pfeifen.

Die Kritik der Friedfertigen kann also immer nur gegen innen gerichtet sein, gegen die kriegerischen Tendenzen der eigenen Seite. Die andere Seite muss zwangsläufig geschont werden, andernfalls bricht das Kartenhaus zusammen. Das ist die Falle, in die Friedfertigkeit führt. Denn weil die andere Seite nicht kritisiert werden darf, kann man sie auch nicht so sehen, wie sie wirklich ist. Fehler der anderen Seite müssen schöngeredet oder heruntergespielt werden. Wenn das nicht gelingt, übertreibt man die Fehler der eigenen Seite und unterstellt ihr grenzenlose Niedertracht so lange, bis auf der eigenen Seite das reine Böse herrscht, vor dem nicht nur die andere Konfliktpartei, sondern die ganze Welt geschützt werden muss. Uff!

Die Rettung der ganzen Welt ist für die Friedfertigen natürlich sehr anstrengend und frustrierend, vor allem, wenn auch noch die historischen Erfah­rungen umgedeutet werden müssen, damit sie zur ­eigenen Haltung passen. Besonders schwierig ist die Umdeutung im Fall des ­grossen siebzigjährigen europäischen Friedens, der leider ganz offensichtlich den ­Nuklearwaffen und ­einer verbesserten zwischenstaatlichen Kommunikation zu verdanken ist – aber keineswegs der Friedfertigkeit. Auch kann man nicht behaupten, dass ­Nazideutschland durch Friedfertigkeit besiegt worden ist.

Friedfertigkeit ist auch nicht das, wovor sich die Kämpfer des Islamischen Staates am ­meisten fürchten. Es gibt in der Geschichte überhaupt keinen Beleg dafür, dass Fried­fertigkeit jemals einen Krieg verhindert oder ­einen Frieden herbeigeführt oder ihn erhalten hätte. Friedfertigkeit ist völlig nutzlos. Aber die gute Nachricht ist: Wenn sie privat bleibt, kann sie ein schönes Gefühl sein. Dann ist sie etwas Ähnliches wie ein Latte macchiato, den man an einem sonnigen Sommertag in einem schattigen Café geniesst. Als privates Ver­gnügen vermittelt sie ein Wohlgefühl und sorgt für gute Laune, und wer gut gelaunt ist, ist ein angenehmerer Mitmensch. Ich finde, das reicht schon.

Der Schweizer Autor Linus Reichlin schreibt für die Weltwoche in loser Folge über «Grundbegriffe des Lebens» wie Ehre, Treue, ­Liebe et cetera. Reichlin wurde für seine ­Reportagen, Kolumnen und ­Bücher mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erschien der Roman «In einem anderen ­Leben» ­(Galiani-Verlag). Reichlin, ­Jahrgang 1957, lebt in Berlin.

http://www.weltwoche.ch/index.php?id=554670

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Remember: Do X! Don´t do Y!

Protect innocent, respect life, defend art, preserve creativity!

What´s Left? Antisemitism!

http://www.jsbielicki.com/jsb-79.htm

Psychoanalytische Arbeitsstation

DJ Psycho Diver Sant – too small to fail
Tonttu Korvatunturilta Kuunsilta JSB
Tip tap tip tap tipetipe tip tap heija!
http://www.psychosputnik.com
http://www.saatchionline.com/jsbielicki
https://psychosputnik.wordpress.com/

They want 1984, we want 1776

They are on the run, we are on the march!

Be patient, work hard, follow your passions, take chances and don’t be afraid to fail.
I think for food

molon labe

Dummheit ist, wenn jemand nicht weiß, was er wissen könnte.

Dummheit äußert sich heute als empörter Moralismus.

Liebe: nur bestenfalls eine Mutter akzeptiert ihr Kind, so wie es ist, ansonsten muß man Erwartungen anderer erfüllen, um akzeptiert zu werden.

Früher galt als mutig, wer ein Revolutionär war, heute reicht es schon, wenn einer seine Meinung behält.

“Jeder fünfte Bewohner des Westjordanlandes ist ein israelischer Siedler”, greint die Generaldelegation Palästinas heute auf ihrer Homepage.
Und jeder fünfte Bewohner Israels ist ein palästinensischer Araber.
So what?

Werte ohne Einfühlungsvermögen sind nichts wert.

Manche Menschen fühlen physischen Schmerz, wenn sie ihre gewohnten Vorstellungen zugunsten der Realität korrigieren sollen, sie wenden ihre gesamte Intelligenz mit Unterstützung ihrer Agressivität auf, um die Realität nicht zu erkennen und ihr Selbstbild unverändert beizubehalten.

Immer mehr fühlen, immer weniger denken – Der Mensch unterscheidet sich vom Tier nicht durch Gefühle, denn Säugetiere haben die gleichen Gefühle, wie der Mensch: Trauer, Angst, Wut, Liebe, sondern durch sein Denken. Wenn er denkt, falls er denkt.

Political correctness ist, wenn man aus Feigheit lügt, um Dumme nicht zu verärgern, die die Wahrheit nicht hören wollen.

„Sagen Sie meiner Mutter nicht, daß ich in der Werbung arbeite. Sie denkt, ich bin Pianist in einem Bordell.“ – Jacques Seguela

BILD: FAZ für Hauptschüler

Wer „ich will frei sein“ sagt, und es sagen viele, der ist ein Idiot. Denn das höchste was der Mensch als Freiheit haben kann, ist die Freiheit, seine Pflicht frei zu wählen.

“Im Streit um moralische Probleme, ist der Relativismus die erste Zuflucht der Schurken.“ Roger Scruton

Nonkonformistische Attitüde und affirmative Inhalte – einer Kombination, die schon immer die linksdeutsche Ideologie gekennzeichnet hat. – Stephan Grigat

Es sind dieselben, die behaupten, das Geschlecht wäre nicht biologisch angeboren, sondern nur ein soziales Konstrukt, und zugleich daß die Homosexualität kein soziales Konstrukt wäre, sondern biologisch angeboren.

Antisemitismus ist, wenn man Juden, Israel übelnimmt, was man anderen nicht übelnimmt.

„Es gibt zwei Dinge“, so wußte Hitler schon 1923, „die die Menschen vereinigen können: gemeinsame Ideale und gemeinsame Kriminalität“ .

Nach der gewaltsamen Beendigung des Mordens durch die Alliierten waren die Deutschen (und sind es bis heute geblieben) noch deutscher als zuvor.

„Der Staat sind wir“: Dies Credo der Sozialdemokratie Ferdinand Lassalles war die Wahrheit der Volksgemeinschaft, und der Nazismus war die vermittlungslose Basisdemokratie der Deutschen.

Die Demokratie der Bürger ist die interessierte Demutsadresse an den autoritären Staat.

„Die deutsche Nation ist das Apriori dieser seltsamen Wissenschaft, die

vorgibt, nichts zu kennen als Quellen, Quellen und nochmals Quellen, nichts als das

lautere Plätschern der Tatsachen und das ungetrübte Sprudeln der Empirie. Die

Quelle aber ist der Historie, was der Jurisprudenz das Indiz: Spielmaterial, bloße

Illustration des Systemzwangs zum Rechtsfrieden, d.h. empirische Legitimation der

vorab existenten letzten Instanz, an der jede Berufung aufhört und jede Revision

endet. Egal, wer Recht hat, solange nur Recht ist; was immer die Quellen sagen,

ein Beweis gegen die Nation wird sich daraus nie und nimmer folgern lassen.“ (…)

„Historische Wahrheit wird nach dem Modell von Meinungsumfragen vorgestellt;

kein Sample jedoch wird je repräsentativ genug sein,

um der deutschen Nation als solcher die Taten der Nazis zuzurechnen.

Die juristische Methode dieser seltsamen Wissenschaft, die sich die Behandlung der

Geschichte anmaßt, weiß so überaus sorgfältig zwischen Intention und Resultat zu

scheiden, daß der einzig noch mögliche Weg historischer Wahrheitsgewinnung, der

allerdings leider ausgeschlossen ist, Psychoanalyse wäre.“ – Joachim Bruhn

Da die Psychoanalyse heute auch nur noch ein korruptes Racket ist, würde sie nicht helfen.

 Der Himmel, wenn er sich schon öffnet, zitiert sich am liebsten selbst. 

Je verkommener eine menschliche Kreatur, desto eher fühlt sie sich beleidigt, respektlos behandelt, in ihrer Ehre verletzt.

Der Nicht-Antisemit ist ein Antisemit, der nach der derzeitigen deutschen Rechtsprechung, Israel, Juden diffamiert, diskriminiert, delegitimiert, jedoch nicht expressis verbis das Ziel der dritten Reichs, den Holocaust, die Judenvernichtung, befürwortet.

Aus Deutschland erreicht mich „tiefe Sorge um den Friedensprozess“. Vorsicht: Wo ist es im Nahen und Mittleren Osten derzeit so friedlich und vergleichsweise gewaltarm wie in Israel? Wo leben Araber derzeit sicherer als in Israel? Wo haben sie besseren Zugang zu Bildung, Arbeit, Konsum und medizinischer Versorgung? – Götz Aly

Islam ist weniger eine Religion und mehr eine totalitäre Gesellschaftsordnung, eine Ideologie, die absoluten Gehorsam verlangt und keinen Widerspruch, keinerlei Kritik duldet und das Denken und Erkenntnis verbietet. Der wahre Islam ist ganz anders, wer ihn findet wird eine hohe Belohnung erhalten.

Der religiöse Rassismus der Islamisten, der den völkischen Rassismus der Nazis ersetzt hat, erklärt Allah zum Führer und die Jihadisten zu seiner privilegierten Kampftruppe: Wenn man so will, zu Allahs SS. Der Zusammenhalt dieser Kampftruppe wird über die Jenseitserwartung von Hölle und Paradies, also über das Instrument der religiösen Angst, sichergestellt. Diese Selbstbildfantasie der Islamisten ist mit ihrer (zumeist antijüdischen) Feindbildfantasie untrennbar verknüpft. – Matthias Küntzel

Wahnsinn bedeute, immer wieder das gleiche zu tun, aber dabei stets ein anderes Resultat zu erwarten.

Gutmenschen sind Menschen, die gut erscheinen wollen, die gewissenlos das Gewissen anderer Menschen zu eigenen Zwecken mit Hilfe selbst inszenierter Empörungen instrumentalisieren.

Irritationen verhelfen zu weiteren Erkenntnissen, Selbstzufriedenheit führt zur Verblödung,

Wenn ein Affe denkt, „ich bin ein Affe“, dann ist es bereits ein Mensch.

Ein Mensch mit Wurzeln soll zur Pediküre gehen.

Wenn jemand etwas zu sagen hat, der kann es immer sehr einfach sagen. Wenn jemand nichts zu sagen hat, der sagt es dann sehr kompliziert.

Sucht ist, wenn jemand etwas macht, was er machen will und sucht jemand, der es macht, daß er es nicht macht und es nicht machen will.

Sollen die Klugen immer nachgeben, dann wird die Welt von Dummen regiert. Zu viel „Klugheit“ macht dumm.

Wenn man nur das Schlechte bekämpft, um das Leben zu schützen, bringt man gar nichts Gutes hervor und ein solches Leben ist dann nicht mehr lebenswert und braucht nicht beschützt zu werden, denn es ist dann durch ein solches totales Beschützen sowieso schon tot. Man kann so viel Geld für Versicherungen ausgeben, daß man gar nichts mehr zum Versichern hat. Mit Sicherheit ist es eben so.

Zufriedene Sklaven sind die schlimmsten Feinde der Freiheit.

Kreativität ist eine Intelligenz, die Spaß hat.

Wen die Arbeit krank macht, der soll kündigen!

Wenn Deutsche über Moral reden, meinen sie das Geld.

Ein Mensch ohne Erkenntnis ist dann  lediglich ein ängstlicher, aggressiver, unglücklicher Affe.

Denken ist immer grenzüberschreitend.

Der Mob, der sich das Volk nennt, diskutiert nicht, sondern diffamiert.

Legal ist nicht immer legitim.

Wer nicht verzichten kann, lebt unglücklich.

Sogenannte Sozial-, Kultur-, Geisteswissenschaften, Soziologie, Psychologie, Psychotherapie, Psychoanalyse, sind keine Wissenschaften mehr, sondern immanent religiöse Kultpropheten, organisiert wie Sekten. Es sind Sozio-, Pädago- und Psychokratien, Rackets, die Erkenntnis nicht fördern, sondern verhindern.

Ohne eine starke Opposition atrophiert jede scheinbare Demokratie zur Tyrannei, und ebenso eine Wissenschaft, zur Gesinnung einer Sekte.

Man kann alles nur aus gewisser Distanz erkennen, wer sich ereifert, empört, wer mit seiner Nase an etwas klebt, der hat die Perspektive verloren, der erkennt nichts mehr, der hat nur noch seine Phantasie von der Welt im Kopf. So entsteht Paranoia, die sich Religion, und Religion als Politik, sogar als Wissenschaft nennt.

Islamisten sind eine Gefahr, deswegen werden sie als solche nicht gesehen. Juden sind keine Gefahr, deswegen werden sie als solche gesehen. So funktioniert die Wahrnehmung von  Feiglingen.

Humorlose Menschen könner nur fürchten oder hassen und werden Mönche oder Terroristen.

Menschen sind nicht gleich, jeder einzelne Mensch ist ein Unikat.

Erkenntnis gilt für alle, auch für Muslime, Albaner, Frauen und Homosexuelle.

Islam gehört zu Deutschland, Judentum gehört zu Israel.

Der Konsensterror (Totalitarismus) ist in Deutschland allgegenwärtig.

Es wird nicht mehr diskutiert, sondern nur noch diffamiert.

Es ist eine Kultur des Mobs. Wie es bereits gewesen ist.

Harmonie ist nur, wenn man nicht kommuniziert.

Man soll niemals mit jemand ins Bett gehen, der mehr Probleme hat, als man selbst.

>>Evelyn Waugh, sicherlich der witzigste Erzähler des vergangenen Jahrhunderts, im Zweiten Weltkrieg, herauskommend aus einem Bunker während einer deutschen Bombardierung Jugoslawiens, blickte zum Himmel, von dem es feindliche Bomben regnete und bemerkte: “Wie alles Deutsche, stark übertrieben.“<< Joseph Epstein

Man muß Mut haben, um witzig zu sein.

Dumm und blöd geht meistens zusammen.

Charlie Hebdo: solche Morde an Juden sind euch egal, mal sehen wie”angemessen”  ihr reagiert, wenn (wenn, nicht falls) eure Städte von Islamisten mit Kasam-Raketen beschossen werden.

Christopher Hitchens großartig: „In einer freien Gesellschaft hat niemand das Recht, nicht beleidigt zu werden.“

Je mehr sich jemand narzisstisch aufbläht, desto mehr fühlt er sich beleidigt und provoziert.

“Das Problem mit der Welt ist, daß die Dummen felsenfest überzeugt sind und die Klugen voller Zweifel.” – Bertrand Russel

Das Problem mit den Islamisten in Europa soll man genauso lösen, wie es Europa für den Nahen Osten verlangt: jeweils eine Zweistaatenlösung, die Hälfte für Muslime, die andere Hälfte für Nicht-Muslime, mit einer gemeinsamen Hauptstadt.

Was darf Satire? Alles! Nur nicht vom Dummkopf verstanden werden, weil es dann keine Satire war.

Islamimus ist Islam, der Gewalt predigt.

Islam ist eine Religion der Liebe,und wer es anzweifelt, ist tot.

Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke. Der Islam ist die friedliche Religion der Liebe George Orwell 2015

Islam ist verantwortlich für gar nichts, Juden sind schuld an allem.

Islamisten sind Satanisten. Islamismus ist eine Religion von Idioten.

Leute fühlen sich immer furchtbar beleidigt, wenn man ihre Lügen nicht glaubt.

Jeder ist selbst verantwortlich für seine Gefühle.

Die Psychoanalyse geht niemanden außer den Psychoanalytiker und seinen Patienten etwas an, und alle anderen sollen sich verpissen.

“Zeit ist das Echo einer Axt
im Wald.
Philip Larkin, Gesammelte Gedichte

Wenn jemand wie Islamisten sein Ego endlos aufbläht, dann verletzt er seine eigenen Gefühle schon morgens beim Scheißen.

„Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft: Reichtum ohne Arbeit Genuß ohne Gewissen Wissen ohne Charakter Geschäft ohne Moral Wissenschaft ohne Menschlichkeit Religion ohne Opfer Politik ohne Prinzipien.“
―Mahatma Gandhi

„Wo man nur die Wahl hat zwischen Feigheit und Gewalt, würde ich zur Gewalt raten.“
―Mahatma Gandhi

Warum zeigt sich Allah nicht? Weil er mit solchen Arschlöchern nichts zu tun haben will.

„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus’. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus’.”  – Ignazio Silone

Politische Korrektheit verlangt eine Sprache für ein Poesiealbum.

Psychoanalyse ist frivol, oder es ist keine Psychoanalyse.

Bunte Vielfalt, früher: Scheiße

Was der Mensch nicht mehr verändern, nicht mehr reformieren kann, ist nicht mehr lebendig, sondern sehr tot. Was tot ist, das soll man, das muß man begraben: Religion, Ehe, Romantizismus, etc.

Romantik ist scheiße.

Die Realität ist immer stärker als Illusionen.

Deutschland gestern: der Wille zur Macht.
Deutschland heute: der Wille zur Verblendung.
Deutschland morgen: 德國

Deutsche Psychoanalyse? Großartig, wie deutscher Charme, deutscher Humor und deutscher Esprit.

Der Widerstand fängt mit einer eigenen, anderen Sprache als die der Diktatur.

Smart phones for stupid people.

Ein Linker kann, muß aber nicht dumm sein.

Wenn man ganzen Staaten nicht übel nimmt, wenn sie mit Millionen Opfern Selbstmord begehen, warum dann einem Co-Piloten mit 149 Toten?

Nur die Reinheit der Mittel heiligt den Zweck.

Ein extremer Narzißt ist ein potentieller Terrorist, und jeder Terrorist ist ein extremer Narzißt.

Islamisierung bedeutet Verblödung.

…der hiesige Autoritarismus (ist) einer ohne Autorität und der hiesige Konventionalismus einer ohne Konventionen. Schon bei den Nazis war nicht das Wort des Führers Befehl, sondern sein Wille, den der kongeniale Volksgenosse erahnte. Nie hätte der Nationalsozialismus funktioniert, hätte den Deutschen jede ihrer Missetaten bei Strafandrohung befohlen werden müssen. Anders, als es das Wort vom „Befehlsnotstand“, von der „Gleichschaltung“ oder vom „Führer“ selber glauben machen will, herrschte das NS-System durch Gehorsam ohne Befehl. (W. Pohrt, Der Weg zur inneren Einheit)

Der faschistische Sozialpakt existiert im bundesdeutschen Postfaschismus weiter als eine im Resultat aufgehobene Voraussetzung, die unmittelbar keine Spur ihrer gewaltförmigen Durchsetzung mehr an sich trägt: umso besser kann diese Tatsache verleugnet und der Nationalsozialismus als das Verbrechen einiger Irrer, als „Unrechtsstaat“, als „das Schlimmste, das Menschen einander je angetan haben“ exorziert werden. Diese Lebenslüge der BRD ist das Fundament aller demokratischen „Vergangenheitsbewältigung“, jenes kollektiven Beschweigens des Nationalsozialismus, das durchaus auch die Form enervierender Redseligkeit annehmen kann. Weil das postfaschistische Deutschland in institutioneller wie personeller Hinsicht in Kontinuität zu seinem Vorgänger steht, muß ausnahmslos jeder Versuch einer Vergangenheitsbewältigung innerhalb des sich weiterschleppenden Systems zur symbolischen Distanzierung, zum substanzlosen Gestus geraten. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Deutschen einen schier unerschöpflichen Vorrat an größeren und kleineren Entlastungslügen angelegt, aus dem sie sich je nach Gelegenheit und Bedarf bedienen. Danach war das nationalsozialistische System wahlweise das Werk von Hitler höchstpersönlich, einer kleinen Verbrecherclique und ein paar Helfershelfern oder des Monopolkapitals und seiner Schergen. Otto Normalvergaser jedenfalls hat „von alledem nichts gewußt“, war „im Grunde auch dagegen“ oder „konnte gar nicht anders handeln“, weil „Befehlsnotstand“ herrschte und man im Falle des Zuwiderhandelns sofort „ins KZ gekommen“ wäre. “ (…) „Heute haben die Verbreitung des Gerüchts und die Verbreitung der Neidbeißerei neue, technische Möglichkeiten. Sie können sich über das Internet und diverse Subnetzwerke und Blogs rasend verbreiten und auch auf die Politik einen Druck erzeugen, sich ihnen zu beugen. Die gesellschaftliche Mobilmachung wirkt so wieder auf die Politik zurück. Sie muss sich den entsprechenden Stimmungen beugen, weil sonst die Wiederwahl gefährdet würde. Die Devise »Ich bin ihr Führer, also muss ich ihnen folgen«, bleibt auch im zerfallenen Postnazismus das prinzipienlose Grundprinzip von Herrschaft.“ (…) Spezialisierung und Diversifikation sind die zeitgemäße Erscheinungsform von Vermassung und Uniformität. (…) 1 x 1 materialistischer Kritik: es  muss darum gehen, Erscheinungen in eine Konstellation zu bringen, in der sie lesbar werden. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. Und weil gerade die Entfernung vom Nazismus die Nähe zu ihm verbürgt, waren und sind das diejenigen, die in Personensache am wenigstens mit Nazifaschistischem in Verbindung zu bringen sind, die Linksradikalen, die Linksliberalen, die Linken, die Antifaschisten, die entschiedensten Schrittmacher dafür, dass der anfangs noch gar nicht wirklich übergreifende postnazistische Fundamentalkonsens tatsächlich totalisiert und auf die Höhe der Zeit gebracht werden konnte. Die Nazis und die Rechten hingegen waren für diesen Vorgang nur von unterordnetem Belang. Sie standen immer schon für eine in ihrer konkreten Ausprägung gestrige Gesellschaftsformation und deshalb ging von ihnen auch nie eine ernsthafte Gefahr eines neuen Faschismus aus. Diese Totalisierung der Gemeinschaft der Demokraten, die hauptsächlich die Linke mit herbeigeführt hat, ist allerdings identisch und das zeigt sich heute mit ihrem Zerfall. Dieser wiederum ist im Selbstwiderspruch der postnazistischen Vergesellschaftung angelegt, in der der bereits erwähnte nazistische Kurzschluss von Staaten Subjekt im Modus permanenter Mobilmachung in den politökonomischen Formen im Doppelsinne aufgehoben ist. Seiner Substanz nach anerkannt und aufbewahrt, wie vorerst suspendiert und seiner Verlaufsform nachgezügelt. Also statt den Blockwarten gab es Aktenzeichen XY, da durfte sich jeder dann auch telefonisch dran beteiligen, aber richtige Jagdszenen gab es in der alten Bundesrepublik nicht oder nur in Ausnahmefällen. Taxiert selbst zu Zeiten der Prosperität jeder insgeheim seinen Erwerb als verkappte Arbeitslosenunterstützung, so mobilisiert die Krise der postnazistischen Vergesellschaftung erst Recht die Sehnsucht nach der alten Staatsunmittelbarkeit. Johannes Agnoli schrieb dazu schon in der Transformation der Demokratie 1966: „Der präfaschistisch liberale Ruf nach dem starken Staat wiederholt sich postfaschistisch neoliberal“. Und damit gerät das ganze System des autoritären Etatismus und geraten letzten Endes die politökonomischen Vermittlungen als solche wieder ins Visier des Volkszorns und es war wiederum die Linke, die noch zu Zeiten, wo keine Krise in Sicht war, im sinistren Tram nach Liquidation der Vermittlungen die Zunge gelöst und ihm neue fantasievolle und kreative, wie es so schön heißt, Äußerungsformen zur Verfügung gestellt hat. Sie war das Laboratorium, in dem die allgemeine Mobilmachung eingeübt und jener darauf zugeschnittenen neue und zugleich sehr alte Sozialcharakter herangebildet wurde, indem sich mittlerweile eine Mehrheit spontan wieder erkennt. Derjenige Sozialcharakter, der nach dem Motto „Ich leide, also bin ich“ sich einerseits unter Berufung auf die höchst unverwechselbare Diskriminierung, die ihm angeblich wiederfährt, zur kleinsten existierenden Minderheit erklärt, sich gleichsam nach dem Muster verfolgter und in ihrer Kultur bedrohter Völker begreift und andererseits als Gegensouverän seine private, warnhafte Feinderklärung allen anderen oktroyieren möchte und diesem Zweck entweder vorhandene gesellschaftliche Organisationen zu Rackets umfunktioniert, neue Rackets gründet oder andere Rackets mit ins Boot holt. Der einstige demokratische Fundamentalkonsens wird dadurch einerseits ins einzelne Subjekt zurückverlagert und andererseits vermittlungslos verallgemeinert. Aus der formell kollektiven Feinderklärung der Mitte gegen die Extreme, das war der Normalfall in der Bundesrepublik bis weit in die 80er Jahre, Terroristenhasse, einige werden sich noch daran erinnern. Aus dieser kollektiven Feinderklärung der gesellschaftlichen Mitte gegen die Extreme wird also die pluralisierte Feinderklärung alle gegen alle, die getrennt vereint sich zusammenrotten und auf diese Weise zerfällt die Gemeinschaft der wehrhaften Demokraten und reorganisiert sich zugleich hin zu zerfallen. Ein Zitat von Wolfgang Port in einem anderen Zusammenhang macht es sehr schön deutlich: „Wie durch höhere Gewalt sondern sich die Langen von den Kurzen, die Weiblichen von den Männlichen, die Alten von den Jungen, die Dicken von den Dünnen ab“ und das Resultat ist eine Segregation und Ghettoisierung durch welche die Metropolen, einem riesigen Freiluftgefängnis mit seinen Unterabteilungen für Männer und Frauen, Jugendliche, Kranke, Alte, Port schreibt etc., man könnte noch Schwule und Lesben und Migranten und was weiß ich noch alles ergänzen, Protestanten, Katholiken, Ossis, Wessis, immer ähnlicher werden. Neu ist, dass dieses Freiluftgefängnis als eine kulturelle Einrichtung und seine Insassen als Kulturbotschafter begriffen werden und es ist diese nahezu flächendeckende Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mehrheit und der einzelnen Individuen in ihr, die in der Postmoderne ihr bewusstloses Selbstbewusstsein und ihre Legitimation erfährt und im antirassistischen PC-Sprech sich ihren Ehrenkodex schafft, ihre Omertà, die sich an ihresgleichen und die verbliebenen Kritiker draußen richtet, Islamophobie ist ihr derzeit aktuellstes Schlagwort. Dieser Vorgang, diese Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mitte und ihr Zerfall ist also die Bedingung der neuen Haltung Ausländern und Migranten gegenüber, an denen die Deutschen projektiv ihre ersehnte Regression auf den Stamm illustrieren. Was ihnen umso leichter gelingt, als manch ihrer Repräsentanten und Lobbyisten sich anschicken, genau dem Bilde zu gleichen, das die Deutschen sich seit jeher von ihnen machten und wofür sie von ihnen jetzt nach kollektiv und offiziell ins Herz geschlossen werden. Der mittlerweile zur Dauereinrichtung erklärte Karneval der Kulturen ist nichts anderes als ein Zerfallsprodukt der postfaschistischen Demokratie, mehr noch, er ist diese Gemeinschaft in einer zugleich flexibilisierten und pluralisierten und kollektivierten Gestalt. In dieser Völkerfamilie, die die Deutschen gerne auf der ganzen Welt hätten, wären da nicht Israel und die USA als Störenfriede und die sie aus Mangel an Realisierungschancen deshalb erstmal bei sich zuhause einrichten, geht es dabei zu, wie in jeder guten Familie: Die einzelnen Mitglieder sind einander spinnefeind und die Widersprüche und Konflikte, die daraus resultieren, gehören auch voll und ganz dieser Vergesellschaftung an, sind von ihr konstituiert und dazu gehört ein fein dosiertes Spiel mit Fremdheit und Nähe, das von allen Beteiligten auch weiterhin gepflegt wird, weil damit ein moralisches Plus bei der Gefolgschaft eingefahren werden kann. (…) Der zweite Weltkrieg war ein kulturindustrielles Massenevent. (…) Eine neue Barbarei sei stets zu befürchten, wird sich nicht aus dem Geist Nationalsozialismus unmittelbar speisen, sondern im Gewande von demokratischem Antifaschismus von Lernen aus der Geschichte und political correctness daher kommen.(…) Abwehr des offenen Faschismus durch dessen demokratische Entnazifizierung und Eingemeindung. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. (…) Die postnazistische Demokratie hat  die nationalsozialistische Mobilmachung des „gesunden Volksempfindens“ zwar nicht abgeschafft, sondern nur sistiert – sie hat es aber andererseits auch in die Latenz abgedrängt und damit gebremst, indem sie es in die mediatisierende Form des bürgerlichen Repräsentationsprinzips zwängte.  (…) „Rassismus“ ist ein ideologisches Stichwort eines anti-rassistischen Rackets, das jeden Realitätsbezugs entbehrt, das seine Mitglieder vielmehr nur als Ausweis von Gesinnungsfestigkeit und Ehrbarkeit vor sich hertragen und das ihnen als probates Mittel dient, um nach Willkür und freiem Ermessen festzulegen, wer gerade als „Rassist“ zu gelten hat. Und dieses „anti-rassistische“ Racket, das sind heutzutage fast alle: längst ist die Gegnerschaft zum Rassismus keine Domäne der Linken mehr, sondern offizielle Staatsraison und common sense aller Ehrbaren und Wohlmeinenden, und das ist die erdrückende Mehrheit.  (…) Von der moralisierenden Aufdringlichkeit und der enervierenden Verlogenheit einmal abgesehen, ist die Ehrfurcht, die „anderen Kulturen“ entgegengebracht wird und die Unterwürfigkeit, mit der ihre Träger geradezu als Heilsbringer verehrt werden, keine Gegenposition zum Rassismus, sondern dessen logische wie historische Voraussetzung, die im Rassismus und allen naturalisierenden Ideologien als ein Moment überlebt: deren Grundmuster ist die projektive Bekämpfung dessen, was man selbst gern möchte, aber nicht erreichen kann, und deshalb gehört zur Diskriminierung der Neger wegen ihrer „Faulheit“ die Bewunderung für den „Rhythmus, den sie im Blut haben“ und die Achtung vor ihrer „sagenhaften Potenz“; somit ist der „Anti-Rassismus“ nichts weiter als die notwendige Kehrseite des Rassismus selbst, die sich von diesem abgespalten hat und gegen ihre eigene Grundlage wendet. Historisch jedenfalls geht die Wertschätzung fremder Kulturen ihrer späteren, „rassisch“ legitimierten Abqualifizierung voran und sie ist auch logisch deren Voraussetzung: Christoph Columbus etwa beschreibt in seinen Tagebüchern die Eingeborenen, die er 1492 auf den Bahamas, Cuba und schliesslich Haiti angetroffen hat, folgendermaßen: sie sind „ängstlich und feige“, „sehr sanftmütig und kennen das Böse nicht, sie können sich nicht gegenseitig umbringen“, „sie begehren die Güter anderer nicht,“ und er resümiert: „Ich glaube nicht, dass es auf dieser Welt bessere Menschen oder ein besseres Land gibt.“ (7)  (…) Protestantische Innerlichkeit: gemäß der Devise, dass vor der schlechten Tat der schlechte Gedanke und das schlechte Wort kommen, die man demzufolge austreiben muss, damit alles besser wird. (…) So kommt es, dass es heute der Anti-Rassismus ist, der, unter dem Vorwand, heldenhaft gegen einen in Wahrheit nicht existenten „Rassismus“ zu kämpfen, Respekt und Toleranz noch für die rückständigsten und unmenschlichsten Sitten und Gebräuche einfordert und damit selbst als Protagonist und Fürsprecher einer Verrassung der restbürgerlichen Gesellschaft fungiert.  (..) Die unterschiedliche Pigmentierung der menschlichen Haut ist eine objektive Gegebenheit, keine bloße Erfindung. (…) Rasse heute ist die Selbstbehauptung des bürgerlichen Individuums, integriert im barbarischen Kollektiv. (…) Der nervige Sozialcharakter des Gutmenschen ist offenbar eine fast zeitlose Erscheinung und in den verschiedensten Lebensbereichen anzutreffen, die Wahrscheinlichkeit, ihm in fortschrittlichen sogenannten „politischen Zusammenhängen“ zu begegnen, ist besonders hoch: werden doch hier traditionell die altruistischen Tugenden – das Mitgefühl, die Solidarität, Selbstlosigkeit etc. – besonders hoch angeschrieben und deshalb sind sie das geeignete Betätigungsfeld für Sozialcharaktere, die sich als Ersatz für ihr eigenes ungelebtes Leben vorzugsweise mit dem Leiden anderer als Fetisch verbinden. (…) Es sind aber gerade die höchsten Tugenden, die die niedersten Instinkte decken, wie schon Marx wusste: „Bis jetzt hat der Mensch sein Mitgefühl noch kaum ausgeprägt. Er empfindet es bloß mit dem Leiden, und dies ist gewiss nicht die höchste Form des Mitgefühls. Jedes Mitgefühl ist edel, aber das Mitgefühl mit dem Leiden ist die am wenigsten edle Form. Es ist mit Egoismus gemischt. Es neigt zum Morbiden […] Außerdem ist das Mitgefühl seltsam beschränkt […] Jeder kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühl empfinden, aber es erfordert […] das Wesen eines wahren Individualisten, um auch am Erfolg eines Freundes teilhaben zu können. (…) Und da jeder demonstrative Altruismus nicht nur einen kleinlichen Egoismus bemäntelt, sondern auch mit dem Anspruch des Idealisten einhergeht, erzieherisch auf das Objekt seiner Zuwendung einzuwirken, ist er die adäquate Ideologie von Rackets, und auch das ist Wilde nicht entgangen: Barmherzigkeit, so schreibt er, sei die „lächerlich unzulängliche Art der teilweisen Rückerstattung oder ein sentimentales Almosen, gewöhnlich verknüpft mit dem skandalösen Versuch des rührseligen Spenders, auf (das) Privatleben (der Armen) Einfluss zu nehmen. (…) Im totalisierten Zugriff auf die ihr Unterworfenen ist die sozialistische Bewegung bis auf den heutigen Tag ebenfalls als ein Racket des Tugendterrors anzusprechen, betrachtet sie es doch als ihre Aufgabe, das Proletariat oder das gerade angesagte Subjekt seiner „wahren Bestimmung“ zuzuführen und d.h. es im Sinne der von ihm zu realisierenden Ideale zu erziehen – und das bedeutet stets noch: ihm die Untugenden und Laster auszutreiben, die der Vorhut als Male der individualistischen Bürgerwelt erscheinen: etwa Alkoholabusus, Faulenzerei, „zerrüttete“, „unsittliche“ Verhältnisse zwischen den Geschlechtern etc. Und um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen die selbsternannten Vertreter der Klasse die von ihnen verfochtenen Tugenden in eigener Person glaubwürdig verkörpern und deshalb in einer noch rigideren Weise als der gemeine Bürger sich als Subjekte zurichten, d.h. ihre Individualität dem Allgemeinen (dem Kollektiv, der Klasse, dem Frieden etc.) opfern, um totale Identität mit ihm zu erlangen. Wenn Identität letzten Endes den Tod bedeutet, dann hat die Bemühung um sie vorzeitige Erstarrung und prämortale Leblosigkeit zur Folge – von daher die bis in die Gegenwart zu beobachtenden verhockten, verkniffenen und lauernden Mienen aller professionellen Menschheitsbeglücker, ihre rigide Zwangsmoral und durchgängige Humorresistenz, die immergleichen offiziösen Phrasen, die sie dreschen, die tödliche Langeweile, die von ihnen und ihrem penetranten Sendungsbewusstsein ausgeht, und ihr chronisches Beleidigtsein, wenn sie beim Gegenüber auch nur den Hauch eines Zweifels an ihrer aufgetragenen Gutartigkeit zu erspüren glauben. Und zu alldem glauben diese Leute sich auch noch ermächtigt, diese ihre trostlose Existenz zur verbindlichen Richtschnur für alle anderen zu erklären.“ – Clemens Nachtmann

„Die rebellische Haltung, vor einem Jahrzehnt noch das Privileg von Einzelgängern, ist heute Ausdruck des Konformismus. Man will dazugehören, nicht als Schlappschwanz gelten“ – Horkheimer

„Die Demokratie ist nichts weiter als die Herrschaft des Knüppels über das Volk durch das Volk für das Volk. (…) Es gibt drei Arten von Despoten: den Despoten, der den Leib knechtet, den Despoten, der die Seele knechtet und den Despoten, der Leib und Seele zugleich knechtet. Der erste heißt Fürst. Der zweite heißt Papst. Der dritte heißt das Volk. (..) Wer das Volk führen will, ist gezwungen, dem Pöbel zu folgen“ (…) „Man hört immer wieder, der Schulmeister sterbe aus. Ich wünschte beileibe, dem wäre so. Aber der Menschentypus, von dem er nur ein und gewiss noch der harmloseste Vertreter ist, scheint mir wahrhaftig unser Leben zu beherrschen; und wie auf ethischem Gebiet der Philanthrop die größte Plage ist, so ist es im Bereich des Geistes derjenige, der so sehr damit beschäftigt ist, andere zu erziehen, dass er nie Zeit gehabt hat, an seine eigene Erziehung zu denken […] Wie schlimm aber, Ernest, ist es, neben einem Menschen zu sitzen, der sein Leben lang versucht hat, andere zu erziehen! Welch eine grausame Tortur! Was für eine entsetzliche Borniertheit, die unvermeidlich aus der fatalen Gewohnheit resultiert, anderen seine persönlichen Überzeugungen mitteilen zu wollen! Wie sehr dieser Mensch durch seine geistige Beschränktheit auffällt! Wie sehr er uns und fraglos auch sich selbst anödet mit seinen endlosen Wiederholungen und seiner krankhaften Besserwisserei! Wie sehr er jedes Anzeichen geistigen Wachstums vermissen lässt! Wie verhängnisvoll ist der Kreis, in dem er sich unablässig bewegt.“ – Oscar Wilde
„Was die Menschheitsbeglücker in Wahrheit bewirken, ist ihr eigener moralischer Selbstgenuss in der angemaßten oder tatsächlichen Herrschaft über andere, aber gerade nicht die praktische Lösung der Dinge, um die es ihnen vorgeblich so selbstlos zu tun ist: „In den Augen des Denkers allerdings liegt der wahre Schaden, den das moralische Mitgefühl anrichtet, darin, dass es unser Wissen begrenzt und so verhindert, dass wir auch nur eines unserer sozialen Probleme lösen.“ (Wilde) Das Selbstopfer fürs Kollektiv erweist sich nicht nur als die wahre Selbstsucht, sondern auch als gegen die Gattung gerichtet: „Denn die Entwicklung der Gattung hängt von der Entwicklung des Individuums ab, und wo die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit als Ideal abgedankt hat, ist das Absinken des intellektuellen Niveaus, wenn nicht gar dessen gänzliches Verschwinden die unmittelbare Folge.“ (Wilde) Und das vorgeblich so praktische und zielorientierte Tun erweist sich als in Wahrheit konfus und unpraktisch: denn es verlässt den Bannkreis des Notwendigen und Zwanghaften nicht, ja, es bestärkt dessen Macht umso mehr, je auftrumpfender und verblendeter es sich in seiner moralischen Selbstgerechtigkeit verhärtet und alle Selbstaufklärung abwehrt. Solange die Gesellschaft den Individuen als fremde äußere Macht entgegentritt, verkehrt sich die gute Intention regelmäßig in ihr Gegenteil und ist menschliches Handeln „nur blindes Tun, abhängig von äußeren Einflüssen und angetrieben von einem dunklen Impuls, von dem es selbst nichts weiß. Es ist seinem Wesen nach unvollkommen, weil es vom Zufall begrenzt wird, und unwissend über seine eigentliche Richtung, befindet es sich zu seinem Ziel stets im Widerspruch […] Jede unserer Taten speist die große Maschine des Lebens, die unsere Tugenden zu wertlosem Staub zermahlen oder aber unsere Sünden in Bausteine einer neuen Kultur verwandeln kann.“ (…) Die Misere des Sozialismus von seinen Anfängen bis heute war und ist stets zuverlässig abzulesen an seiner Verachtung aller autonomen, zweckfreien, in sich begründeten und eben darin gesellschaftlich bestimmten Kunst, weil sie die – prekäre und unvollständige – Emanzipation des Individuums von Blut, Scholle, Rasse, Kollektiv vorausträumt und ihr Ausdruck verleiht. Die Kunst, die sozialistische Bewegungen oder Regimes dann hervorbringen und fördern, eine Kunst, die „Partei ergreifen“, „Stellung beziehen“ und „gesellschaftliche Verantwortung“ dokumentieren soll, zerstört jedoch sich selbst und ihre Voraussetzungen. (…) „Kunst ist Individualismus und der Individualismus ist eine verstörende und zersetzende Kraft. Gerade darin liegt sein unermesslicher Wert. Denn was er aufzubrechen versucht, ist die Einförmigkeit des Typischen, die Sklaverei der Konvention, die Tyrannei der Gewohnheit und die Erniedrigung des Menschen auf das Niveau einer Maschine. (…) alle Künste sind amoralisch, ausgenommen die niederen Formen der sinnlichen oder belehrenden Kunst, die uns zu guten oder schlechten Taten anstiften wollen“ (…) Selbstsucht strebt immer danach, der gesamten Umwelt ein Einheitsmaß aufzuzwingen“ „Selbstlosigkeit bedeutet, andere Leute in Ruhe zu lassen, sich nicht in ihr Leben einzumischen […] Die Selbstlosigkeit weiß die unendliche Vielfalt als etwas Kostbares zu schätzen, sie akzeptiert sie, lässt sie gewähren und erfreut sich an ihr.“ (…) „Die erste Pflicht im Leben ist, so künstlich wie möglich zu sein. Die zweite Pflicht ist noch unbekannt.“(Wilde)
Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus.  (…) Massen laufen zur Deutschen Ideologie über, wenn Politik und Staat ihnen diesen Weg nicht versperren (…) Der Vernünftige braucht keinen Dialog mit Leuten zu führen, die sich nicht von Grund auf von denjenigen distanzieren, die Juden oder, was dasselbe ist, den Zionismus für ihr und anderer Leute Unglück verantwortlich machen. Er denunziert desgleichen jede Verhandlungsbereitschaft denen gegenüber, die, bevor sie sich als Staatsbürger und Marktsubjekte definiert haben, als Angehörige einer Religions- oder Volksgemeinschaft anerkannt werden wollen. (…) Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus. (…) Antideutsch denken und handeln heißt demzufolge, die politischen Vermittlungs- und Repräsentationsformen in Gesellschaft und Staat, die auf der Trennung von freien und gleichen Warenbesitzern einerseits und am Allgemeinwohl orientierten Staatsbürgern andererseits beruht, gegen die zu verteidigen, die diese Teilung zugunsten eines autoritären Volksstaates überwinden wollen, dessen Subjekte von nichts anderem als von seinen Wohlfahrtsleistungen abhängig sind. Wer in diesem Sinne das Etikett „antideutsch“ nicht auch auf sich bezieht, mißachtet zumindest die Gefährlichkeit der – selbstredend nicht auf Deutschland und deutsche Staatsbürger beschränkte, sondern immer schon weltweit grassierende – Deutschen Ideologie, deren historischer Kern darin besteht, daß auf ihr Konto nicht nur „normale“ kapitalbedingte Ausbeutung und Herrschaft, nicht nur die dem Kapital aus Prinzip immanenten Kriege und nicht nur der ihm in seinen Grund eingeschriebene Antisemitismus gehen, sondern fördert das Überleben einer Ideologie, der zudem noch die historisch und empirisch nicht zu leugnende Tatsache eingeschrieben ist, daß die deutsche Fassung der Beziehung von Staat und Gesellschaft die Auslöschung der Menschheit in zwei Weltkriegen im allgemeinen und den eliminatorischen Antisemitismus im besonderen beinahe total verwirklicht hätte. In der Existenz des Staates Israel manifestiert sich der Einspruch gegen den historisch bewiesenen Vernichtungswahn Deutscher Ideologie praktisch und empirisch. – Manfred Dahlmann

„Wird Freiheit mit Zügellosigkeit verwechselt, entsteht Rücksichtslosigkeit.
Am Schluss Gleichmacherei.
Ihr seid aber nicht alle gleich.
Noch nie wart ihr alle gleich.
Ihr lasst es euch aber einreden.
So werdet ihr immer respektloser, ungenießbarer gegeneinander.
Vergeudet in Kleinkriegen eure Zeit, als hättet ihr ein zweites Leben.
Weil ihr tatsächlich alles verwechselt.
Behauptungen mit Beweisen.
Gerechtigkeit mit Maß.
Religion mit Moral.
Desinteresse mit Toleranz.
Satire mit Häme.
Reform mit Veränderung.
Nachrichten mit Wirklichkeit.
Kulturunterschiede haltet ihr für Softwarefragen und ihre Analyse ersetzt ihr mit Anpassung.
Ihr habt die Maßstäbe verloren.
Der Gordische Knoten ist ein Keks gegen eure selbstverschuldete Wirrsal.

Man geht immer fehl, sucht man den Ursprung menschlicher Handlungen außerhalb der Leidenschaft des menschlichen Herzens …

Der Separatismus gendert sich in die Köpfe, sitzt in Regierungen.
Männer sind keine Männer mehr. Frauen keine Frauen, sondern ‚Menschen mit Menstruationshintergrund’, Quote ist Trumpf.
Auf gar keinen Fall sollen Mann und Frau sich noch als zwei Teile eines Ganzen begreifen. Damit die Geschlechter noch mehr aneinander verzweifeln.
Bis alle in destruktiver Selbstbezogenheit stecken.
Am Ende: Mann ohne Eier. Frau ohne Welt.

Auf die Erschöpfung des Mannes wird aber nur die Erschöpfung der Frau folgen, das sage ich euch.
Auf die Verstörung der Kinder folgt die Zerstörung der menschlichen Schöpfung.“– Hans Dieter Hüsch

Es gibt zweierlei Ethik: die moralische, der die Realität egal ist und die der Verantwortung, die reale Folgen der ethischen Forderungen berücksichtigt. Die erste ist gut gemeint, die zweite ist gut gemacht.

Was dem einen seine Souveränität, ist dem anderen seine Eigenmächtigkeit.

Das Schöne am Euro war, dass die Gewinner immerzu gewinnen konnten, ohne dass ihnen gleich die Quittung präsentiert wurde. Denn sie verdienen ja am Ausland, was heißt, eigentlich ein im Maße des Verdienens zunehmend schlechtes Geld – das ist durch den Euro aufgehoben worden: Man konnte ständig an einer anderen Nation verdienen, ohne dass das Geld dieser Nation darunter gelitten hat, weil sie gar kein eigenes hat. Der Wert dieses Geldes repräsentiert nicht die Leistungsfähigkeit dieser Nation. So hat der Euro von dem innereuropäischen Verdienen aneinander sogar noch gelebt; er hat vor der Krise absurderweise nur den Konkurrenzerfolg der Gewinner repräsentiert.

— Das ist ja mit der Idylle charakterisiert. Dass zunächst mal alle Seiten Gewinner des neu eingeführten Euro waren. Auch die, die ihre vergleichsweise Weichwährung gegen den Euro getauscht haben und damit auf einen Schlag Kredit zu ganz anderen Konditionen und Möglichkeiten hatten. Insofern waren die späteren Verlierer erst mal auch Gewinner.

Kein Nazifaschist hat je wirklich geglaubt, er bezöge die Ermächtigung seiner Ansprüche aus dem Teutoburger Wald; keiner seiner demokratischen Erben hat jemals tatsächlich gedacht, ihnen erwüchse Legitimität im Resultat des “Lernens aus der Geschichte”; niemals war ein Sozialist der Ansicht, es sei die famose “Befreiung der Arbeit” und nicht vielmehr das Recht auf Beute, was seine Politik im Interesse der Arbeiterklasse motivierte. Und keinesfalls erwächst den Palästinensern irgendein Recht aus der Tatsache, daß sie zuerst da waren. Einer Gesellschaft, der Hunger kein Grund ist zur Produktion, kann auch das Leiden kein Grund sein zur Solidarität. Es ist die Ideologie, die mit der Unmittelbarkeit des Leidens agitiert, die aus dessen fragloser Evidenz Sinn zu schlagen sucht, sei es im Sinne von Caritas oder Amnesty International, sei es im Sinne der Freunde des palästinensischen Volkes für den Israelhaß der Antisemiten wie für den Islamfaschismus dieses Volkes. Ariel Scharon jedenfalls, der Zionist und praktische Antifaschist, ist dem aufgelösten Rätsel der Geschichte näher als die deutsche Linke, deren “Antifaschismus” sich als Aufstand der Anständigen à la Gerhard Schröder oder als Solidarität mit dem palästinensischen Volk ausagiert. (…) Im Wesen Israels als des ungleichzeitigen Staates der Juden liegt es aber nicht nur, Reaktion auf den Verrat an Aufklärung und Weltrevolution, nicht nur, Notwehrversuch gegen den Nazifaschismus und Asyl zu sein. Sondern eben auch, daß die üblichen Muster der bürgerlichen Rollenverteilung – hier das Gewaltmonopol des bürgerlichen Staates im allgemeinen und dort die Personen, die die Regierungsausübung im besondern besorgen – für den israelischen Staates aufgrund seiner Konstitutionsbedingungen keine Geltung mehr hat. Was sich unter anderem darin zeigt, daß diese “Kritiker” der israelischen Regierungspolitik für den faschistischen Mob und die Behörden, die Selbstmordattentäter belohnen, Verständnis aufbringen (Folge von Besatzung und Ausbeutung), dagegen für den Versuch, die militärische Infrastruktur der Gegner Israels zu zerschlagen, am liebsten die Begriffe Auslöschung oder Ausrottung der palästinensischen Bevölkerung im Munde führen. Wie hinter der treudoofen Frage, ob es nicht möglich sein müsse, Spekulanten als das zu bezeichnen, was sie sind, ohne gleich als antisemitisch zu gelten, so verbirgt sich hinter der treulinken Frage, ob nicht auch in Israel, weil es sich auch dort um eine bürgerliche Gesellschaft handele, Faschismus möglich sei, die Erkenntnis dieser Fusion in verquerer und verschrobener Gestalt. Verquer, weil ja gerade erklärt werden sollte, wie Israel, dieser Fusion zum Trotz, eine parlamentarische Demokratie ist und bleibt; verschroben, weil diese Einheit von Staat und Regierung im Übergang von einem unerträglichen Alten (die Vernichtungsdrohung) zum noch nicht erreichten Neuen (die herrschaftslose Gesellschaft) ja doch den Inbegriff dessen ausmacht, was einmal als “Diktatur des Proletariats”, als Emanzipationsgewalt und organisierte politische Macht der Revolution, auch und gerade auf den roten Fahnen stand. In Anbetracht der Grundidee des Staates Israel, vor dem Hintergrund der linken Staatsmythen, betreffend die “Diktatur des Proletariats”, muß jede Beurteilung der Handlungen der Regierungsvertreter auch die völlig andere Qualität dieses Staates, verglichen mit allen anderen, deutlich werden lassen. (…)

Wenn diese Linke über Israel schwadroniert, dann hört sich das nicht minder grausig an. Dabei liegt der Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus und dem Vernichtungswillen gegen die zum Staat gewordene bürgerliche Gesellschaft der Juden, gegen Israel, eigentlich auf der Hand: Der sogenannte Antizionismus stellt nichts anderes dar als die geopolitische, globalisierte Reproduktion des Antisemitismus, das heißt die Erscheinungsform, die er in Weltmarkt und Weltpolitik nach Auschwitz annehmen muß. Der Antizionismus ist der aus den kapitalisierten Gesellschaften in die Welt herausgekehrte Antisemitismus. So ist Israel der Jude unter den Staaten; die Verdammung des Zionismus als eines “Rassismus” durch die UNO gibt es zu Protokoll. Das macht: die moralische Verurteilung der menschlichen Unkosten der Konstitution bürgerlicher Staatlichkeit allein am Beispiel Israels führt vor Augen, was die Welt der Volksstaaten vergessen machen will – daß die Zentralisation der politischen Gewalt über Leben und Tod keineswegs die natürliche Organisationsform der Gattung Mensch darstellt, sondern Ausdruck eben von Herrschaft und Ausbeutung. Dabei ist Israel – und das macht die Kritik an diesem Staat so perfide und muß deshalb immer wieder gesagt werden – der einzige Staat dieser Welt, der für sich eine nicht zu bezweifelnde Legitimität beanspruchen kann. Israel, das ist der ungleichzeitige Staat, der entstanden ist sowohl als Reaktion auf das Dementi aller Versprechungen der bürgerlichen Nationalrevolution, sowohl als Antwort auf den stalinistischen Verrat an der kommunistischen Weltrevolution als auch als zu spät gekommene Notwehr gegen den Massenmord an den europäischen Juden. (…) Israel ist das Schibboleth jener doch so naheliegenden Revolution; es ist der unbegriffene Schatten ihres Scheiterns. Israel ist das Menetekel, das zum einen (und ganz unfreiwillig) die kategorischen Minimalbedingungen des Kommunismus illustriert, und das zum anderen sämtliche Bestialitäten zu demonstrieren scheint, zu denen der bürgerlich-kapitalistische Nationalstaat fähig ist. Wer Israel nicht begriffen hat, wer den Haß auf diesen Staat, den Antizionismus, und wer den Antisemitismus, das heißt den Vernichtungswillen sowohl gegen die in diesem Staat lebenden als auch gegen die kosmopolitisch verstreuten Juden, nicht begriffen hat als das, was Antisemitismus wesentlich darstellt: den bedingungslosen Haß auf die Idee einer in freier Assoziation lebenden Gattung, der hat den Kommunismus nicht als das “aufgelöste Rätsel der Geschichte” begriffen. –

 Der ostentative Muslimeifer aber, der sich im Alltag mancher ‚Allahu-Akbar‘-Brüller vielleicht doch sehr in Grenzen hält, findet im blanken Judenhass unverhoffte Nahrung, wo ihnen unter unendlich öden Koranrezitationen und geistlosen, absurden Vorschriften längst das bisschen ungeglaubten Glaubens zwischen den Fingern zerrann und ihr Muslimsein kaum je mehr ist als das typisch dauerbeleidigte, immer schon jeder Verantwortung ledige Gruppengefühl. Überhaupt will jeder Eifer – insbesondere der aktuelle, rasende Eifer des weltweit angreifenden Islam – den Stachel eines weniger drohenden als hinterrücks längst geschehenen Glaubensverlustes kompensieren.“ Mit anderen Worten: Muslime wurden nicht für ihr abstraktes Muslimsein kritisiert, sondern dafür, was – global betrachtet – die Mehrheit konkret darunter versteht: Die von Gott gegebene Ermächtigung zu Terror, Entrechtung, Antisemitismus. Wer differenziert, sollte nicht unerwähnt lassen, dass Osama bin Laden, Hassan Nasrallah und wie all die schrecklichen Figuren so heißen, in der muslimischen Welt als Helden gefeiert werden – und zwar nicht von einer minoritären Sekte, sondern von Millionen Muslimen, auch in Deutschland. (,,) Der unfreiwillige und verborgene Essentialismus der Postmoderne macht das Begreifen unmöglich, weil er die Beziehung zwischen Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem nicht mehr zu thematisieren vermag. Wenn nur noch Vielfalt herrscht und Einzelnes und Allgemeines gewaltsam auseinandergerissen werden, bleibt die Verstandesleistung des begreifenden Subjekts auf der Strecke und die scheinbar ursprüngliche Differenz wird zum Mythos. Nicht nur dem Begriff des Allgemeinen, das ja ein noch einzulösendes ist, wird Gewalt angetan, auch dem Besonderen, dessen Unglück darin besteht, nur ein Besonderes zu sein, und das sich, weil es kein versöhnendes Ganzes gibt, dem schlecht-Allgemeinen, dem Racket nämlich, anschließen muss. – JAN HUISKENS

„Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.“ – Bettina Röhl

„Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. […] Je tiefer man ahnt, daß man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, daß man über die Apparatur verfügt.“ (Theodor W. Adorno, Philosophie und Lehrer, AGS 10.2, 491)

„Vieles, was im Sinne von Foucaults »Mikrophysik der Macht« populär werden sollte; also die Erkenntnis, daß Macht nicht pyramidal hierarchisch, sondern durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche hindurch wirkt, findet sich bereits in der Medizinkritik der Kritischen Theorie. Daß diese Thesen häufig übersehen wurden, mag daran liegen, daß sich Horkheimers entscheidende Äußerungen über Medizin und Psychiatrie nicht in den breit rezipierten Hauptwerken finden, sondern über die Gesamtausgabe verstreut sind. Wiemer suchte sie zusammen und zeigt, wie Horkheimer anhand der Medizin einen wesentlichen Charakterzug des modernen Kapitalismus ausmachte. Mediziner funktionieren laut Horkheimer wie fast jede wirtschaftliche Gruppe im Sinne eines Rackets. »Ein Racket«, erklärt er, »ist eine unter sich verschworene Gruppe, die ihre kollektiven Interessen zum Nachteil des Ganzen durchsetzt.« Allgemein betrachtet heißt das, daß sich die Klassengesellschaft in eine »neofeudale« Struktur verwandelt hat, innerhalb der Interessenverbände »nach dem Prinzip der Selbsterhaltung und der Machtakkumulation« funktionieren. Diesen Wandel macht Horkheimer an den Medizinern fest; und alles, was Horkheimer in seiner Kritik aussparte, von den Krankenversicherungen bis zum Pfusch in Krankenhäusern, wird von Carl Wiemer polemisch auf den neuesten Stand gebracht“  – Max Horkheimer

 

„Ein Shitstorm hat auch seine positive Seite. Da politisch korrekte Gülle meist in Richtung Originalität, Kreativität und Intelligenz geworfen wird, fliegt sie oft genug auf Leute, die zu lesen wirklich lohnt.“ – Evidenz-basierte Ansichten

Eine Frau wird als Frau geboren. ein Mann muß erst ein Mann werden.
Keine Paternalisierung, sondern fortschreitende Maternalisierung. Die Feminisierung und Genderisierug marginalisiert und zerstört die Vaterposition in den modernen »Gesellschaften«, die Vaterrolle erlitt allgemeine Degradierung, die Kanonisierung der Homosexulität im Speziellen und der sexuellen Diversität im Allgemeinen tilgt die noch übriggebliebenen Spuren einer Männlichkeit restlos aus, die nur noch als Schimpfwort der angeblichen „Paternalisierung“ im Jargon der Medien herumgeistert.

„Es kommt in der Psychotherapie darauf an – mit temporärer Unterstützung – sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Wer mit einem Selbstbild lebt, für das die temporär klärende Rolle des Therapeuten eine unerträgliche Kränkung ist, der muß eben versuchen, alleine zurechtzukommen.“ – Hans Ulrich Gumbrecht

Post-Pop-Epoche: der Sieg der Mode über die Sitten.

„Wir brauchen schadhafte Gebäude, durch deren geborstene Wände man hindurch­ sehen kann, um wenigstens einen Anfang zum Denken zu gewinnen.“ – Victor Tausk

„Was man in römischer Zeit das »Abendland« und später »Europa« nennen wird, ist die politische Konsequenz des individualistischen Martyriums, das ein gesprächsfreudiger Stadtstreicher auf sich nahm, um die Legitimität des im universalistischen Dialekt vorgebrachten Neuen gegen die entkräfteten lokalen Sitten zu demonstrieren.“ – Peter Sloterdijk

„Was nützt einem die Gesundheit wenn man ansonsten ein Idiot ist.“ – Theodor Adorno

„Ich bin eine Feministin. Das bedeutet, daß ich extrem stark behaart bin und daß und ich alle Männer haße, sowohl einzelne als auch alle zusammen, ohne Ausnahmen.“Bridget Christie

„Die Tragödie isolierter persönlicher Leidenschaften ist für unsere Zeit zu fade. Aber weshalb? Weil wir in einer Epoche der sozialen Leidenschaften leben. Die Tragödie unserer Epoche ist der Zusammenstoß der Persönlichkeit mit dem Kollektiv.“ –  LeoTrotzki 1923

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Stupidity is demonstrated by people lacking the knowledge they could achieve

Stupidity manifests itself as outraged moralism

Love: only, and not always, a mother loves her child, just as it is, otherwise you have to meet the expectations of others, to be accepted.

Values without empathy are worth nothing

Some people feel physical pain when they should correct their accustomed ideas in favor of reality, they turn all their intelligence with the support of their aggression, for not to recognize the reality and maintain their self-image

More and more feel, think less and less Man does not differ from animals by feelings, because mammals have the same feelings, like man, sadness, fear, anger, love, but by his thought. When he thinks, if he thinks.

Political correctness can be defined as the telling of a lie out of the cowardice in an attempt to avoid upsetting fools not willing to face up to the truth

“In arguments about moral problems, relativism is the first refuge of the scoundrel.” Roger Scruton

They are the same who claim the sex/gender would not be biologically innate, but only a social construct, and at the same time that homosexuality was not a social construct, but biologically innate.

Antisemitism is when one blames the Jews or Israel for issues, he does not blame others

„There are two things,“ said Hitler in 1923, „which can unite people: common ideals and common crime“

After the violent termination of Murder by the Allies were the German (and have remained so to this day) more german than before.

The depraved human creature, the more she feels insulted, disrespected, offended in their honor.

Islam is less a religion and more a totalitarian society, an ideology that demands absolute obedience and tolerates no dissent, no criticism, and prohibits the thinking, knowledge and recognition. True Islam is totally different, the one who will find it will receive a very high reward.

Craziness is, when one always does the same but expects a different outcome

If a monkey thinks “I am a monkey”, then it is already a human

A man with roots should go for a pedicure

Self smugness leads to idiocy, being pissed off leads to enlightenment

If someone has something to say, he can tell it always very easily. If someone has nothing to say, he says it in a very complicated way

Addiction is, when somebody does something he wants to do, yet seeks someone who can make it so he won’t do it and doesn’t want to, either.

If the clever people always gave in, the world would be reigned by idiots. Too much “cleverness” makes you stupid.

If one only fights evil to protect life, one produces nothing good at all and such a life then becomes no longer worth living and thus requires no protection, for it is already unlived due to such a total protection. One can spend so much money on insurance, that one has nothing left to insure. Safety works in the same way.

Happy slaves are the worst enemies of freedom.

Creativity is an intelligence having fun.

If working makes you sick, fuck off, leave the work!

If Germans talk about morality, they mean money.

A man without an insight is just an anxious, aggressive, unhappy monkey.

Thinking is always trespassing.

The mob, who calls himself the people, does not discuss, just defames.

Legal is not always legitimate.

Who can not do without, lives unhappy.

So called social, culture sciences, sociology, psychology psychotherapy, psychoanalysis, are not anymore scientific, but immanent religious cult-prophets, organized as sects.

Without a strong opposition any apparent democracy atrophies to a tyranny, and as well a science , to an attitude of a religious sect.

You can recognize everything from a certain distance only, who is zealous, outraged, who sticks his nose in something, this one has lost the perspective, he recognizes anything more, he has only his imagination of the world in his head. This creates paranoia, which is called religion, and a religion as politics, even as a science.

Islamists are a real danger, therefore they will not be seen as such. Jews are not a danger, therefore they are seen as such. It is how the perception by cowards functions.

People without a sense of humor are able only to fear or to hate and become monks or terrorists.

People are not equal, each single person is unique.

Insight applies to everyone, including Muslims, Albanians, women and homosexuals.

Islam belongs to Germany, Judaism belongs to Israel.

The totalitarian Terror of consensus is ubiquitous in Germany.
There are no discussions anymore, but defamations only.
It is a culture of the mob. As it has already been.
Harmony is only if you do not communicate.

One should never go to bed with someone who has more problems than you already have.

>>Evelyn Waugh, surely the wittiest novelist of the past century, in World War II, coming out of a bunker during a German bombing of Yugoslavia, looked up at the sky raining enemy bombs and remarked, “Like everything German, vastly overdone.”<< Joseph Epstein

One has to be brave, to have a wit.

Stupid and dull belong mostly together.

Charlie Hebdo: you don´t care if such murders are comitted to Jews, we will see how “adequate” you will react when (when, not if), Islamists will begin to bombard your cities with Kasam missiles.

Christopher Hitchens: In a free society, no one has the right not to be offended.

The more someone narcissistic inflates , the more he feels insulted and provoked.

“The trouble with the world is that the stupid are cocksure and the intelligent are full of doubt.” – Bertrand Russell

 The problem with the Islamists in Europe should be solved exactly as Europe requires to the Middle East: a two-state solution, a half for muslims and the another half for not-muslims , with a common capital.

What may satire? Everything! Except be understood by the fool, because then it was not a satire.

Islamimus is Islam preaching violence.

Islam is a religion of love, and he who doubts is dead.

War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength. Islam is a peaceful religion of love – George Orwell 2015

Islam is not responsible for anything, Jews are guilty of everything.

Islamists are satanists. Islamism is a religion of idiots.

If someone inflates endless his ego, as Islamists do, then he hurts his own feelings already in his morning own shit.

The seven deadly sins of modern society. Wealth without work pleasure without conscience, knowledge without character business without morality Science without humanity, worship without sacrifice Politics without principles
-Mahatma Gandhi

“Where there is only a choice between cowardice and violence, I would advise violence.”
-Mahatma Gandhi

Heroes of today know nothing, can not and do not want anything. They just look like heroes, that’s all.

It may be that early fathers ate their children. Today, the mothers will eat anything, fathers, children and the rest. Everything Mommy, anyway!

Germany yesterday: the will to power.
Germany today: the will to blindness.
Germany tomorrow:

German psychoanalysis? Great, like German charm, German humor and German wit.

The resistance starts with its own language other than that of the dictatorship.

Smart phones for stupid people.

A leftist can, but do not have to be stupid.

If you do not blame states, when they commit suicide with millions victims , so why to blame a co-pilot with 149 dead?

Only the purity of the means justify the end.

A German is a person who can speak no lie, without actually believe Adorno

„Reason and rationality are chance-less than ever in this totally mediatised world. An unpleasant type Sniperterrorized society. His current weapon: The phobia accusation.“ – Bettina Röhl
„A Shitstorm has also its positive side. As politically correct manure it is usually thrown in the direction of originality, creativity and intelligence, she flies often to people who are really worth to read.“ Evidenz-basierte Ansichten
A woman is born as a woman. a man has to become a man.
No paternalization but advancing maternalization. The feminization and genderization marginalized and destroyed the father position in the modern „societies,“ the father role suffered general degradation, the canonization of homosexuality in particular and the sexual diversity generally wipes out the still remaining traces of masculinity completely out,  only as an insult haunts the alleged „paternalization“ in the jargon of mass media.
PostPop era: the triumph of fashion over the morals.
„We need damaged buildings, so you can see through their cracked walls to win at least one viewpoint to start to begin to think. Victor Tausk
„What good is health if you are an idiot then?“ – Theodor Adorno
„What one must be judged by, scholar or no, is not particularised knowledge but one’s total harvest of thinking, feeling, living and observing human beings.“ (…) „While the practice of poetry need not in itself confer wisdom or accumulate knowledge, it ought at least to train the mind in one habit of universal value: that of analysing the meanings of words: of those that one employs oneself, as well as the words of others. (…) what we have is not democracy, but financial oligarchy. (…) Mr. Christopher Dawson considers that “what the non-dictatorial States stand for today is not Liberalism but Democracy,” and goes on to foretell the advent in these States of a kind of totalitarian democracy. I agree with his prediction. (…) That Liberalism is something which tends to release energy rather than accumulate it, to relax, rather than to fortify. (…) A good prose cannot be written by a people without convictions. (..) The fundamental objection to fascist doctrine, the one which we conceal from ourselves because it might condemn ourselves as well, is that it is pagan. (..) The tendency of unlimited industrialism is to create bodies of men and women—of all classes—detached from tradition, alienated from religion and susceptible to mass suggestion: in other words, a mob. And a mob will be no less a mob if it is well fed, well clothed, well housed, and well disciplined. (…) The rulers and would-be rulers of modern states may be divided into three kinds, in a classification which cuts across the division of fascism, communism and democracy. (…) Our preoccupation with foreign politics during the last few years has induced a surface complacency rather than a consistent attempt at self-examination of conscience. (…) What is more depressing still is the thought that only fear or jealousy of foreign success can alarm us about the health of our own nation; that only through this anxiety can we see such things as depopulation, malnutrition, moral deterioration, the decay of agriculture, as evils at all. And what is worst of all is to advocate Christianity, not because it is true, but because it might be beneficial. (…) To justify Christianity because it provides a foundation of morality, instead of showing the necessity of Christian morality from the truth of Christianity, is a very dangerous inversion; and we may reflect, that a good deal of the attention of totalitarian states has been devoted, with a steadiness of purpose not always found in democracies, to providing their national life with a foundation of morality—the wrong kind perhaps, but a good deal more of it. It is not enthusiasm, but dogma, that differentiates a Christian from a pagan society.“ (…)  It would perhaps be more natural, as well as in better conformity with the Will of God, if there were more celibates and if those who were married had larger families. (…) We are being made aware that the organisation of society on the principle of private profit, as well as public destruction, is leading both to the deformation of humanity by unregulated industrialism, and to the exhaustion of natural resources, and that a good deal of our material progress is a progress for which succeeding generations may have to pay dearly. I need only mention, as an instance now very much before the public eye, the results of “soil-erosion”—the exploitation of the earth, on a vast scale for two generations, for commercial profit: immediate benefits leading to dearth and desert. I would not have it thought that I condemn a society because of its material ruin, for that would be to make its material success a sufficient test of its excellence; I mean only that a wrong attitude towards nature implies, somewhere, a wrong attitude towards God, and that the consequence is an inevitable doom. For a long enough time we have believed in nothing but the values arising in a mechanised, commercialised, urbanised way of life: it would be as well for us to face the permanent conditions upon which God allows us to live upon this planet. And without sentimentalising the life of the savage, we might practise the humility to observe, in some of the societies upon which we look down as primitive or backward, the operation of a social-religious-artistic complex which we should emulate upon a higher plane. We have been accustomed to regard “progress” as always integral; and have yet to learn that it is only by an effort and a discipline, greater than society has yet seen the need of imposing upon itself, that material knowledge and power is gained without loss of spiritual knowledge and power. “ – T.S.Eliot
“I am a feminist. All this means is that I am extremely hairy and hate all men, both as individuals and collectively, with no exceptions.” – Bridget Christie