Kategorie-Archiv: Infantilismus

Moral statt Recht. Die Infantilisierung der öffentlichen Meinung.

Das politische Geschehen in unserem Lande gründet weder auf einem cäsarischen Größenwahn noch dem freundlichen Gesicht eines überhöhten moralischen Gutmenschentums der politischen Klasse, sondern auf knallharten machtpolitischen Zielsetzungen.

Das vielfach zitierte geflügelte Wort, „Wer mit 18 Jahren kein Gutmensch ist (hier einzusetzen: Sozialist, Kommunist, Moralist, etc…), der hat kein Herz, und wer mit 30 Jahren noch Gutmensch ist (sprich: Sozialist, Kommunist, Moralist, etc…), der hat keinen Verstand“, pointiert den niederschmetternden Einfluss von Erfahrung und Verantwortung auf politische und gesellschaftliche Utopien.

Die revolutionäre 68-er Generation, zum Beispiel, hatte ja nicht etwa über Nacht die Inhalte westdeutscher Politik bestimmt, sondern sich vielmehr in völligen Gegensatz zur öffentlichen und veröffentlichten Meinung gestellt. Eine wertekonservative Gesellschaft hatte sich damals also nicht etwa irgendwelchen Parolen ergeben, sondern deren Protagonisten gezwungen, ihre Ideale in das spätere Berufsleben mitzunehmen und sich dort zu beweisen. Dieser selbstverständlich vorgezeichnete Weg von der Ausbildung in den Beruf wird der 68-er Generation, wohlgemerkt dieser ganzen kritischen Generation und nicht nur deren verbohrten Politaktivisten, übrigens bis heute als angeblich beabsichtigter „Marsch durch die Institutionen“ vorgehalten …

Moral statt Recht

Jetzt aber hat der real existierende moralische Imperativ einer öffentlichen Meinung mit einem gesellschaftspolitischen Tsunami ohnegleichen die vormals bestehende Werteordnung in unserem Lande ganz einfach hinweggefegt – und damit auch die staatsbürgerliche Vernunft, die individuellen Erfahrungen der älteren Generationen und alle Erkenntnisse aus unserer Geschichte. Heute steht eine alternativlose neue gesellschaftliche Moral weit über dem bisher geltenden Recht, weit über den bisher geltenden Verträgen und ermächtigt die herrschende politische Klasse auch mal eben dazu, hinter dem Rücken der Öffentlichkeit den Gesundheitsfonds der gesetzlich Krankenversicherten für ihre gute Sache auszuplündern, Zitat mit eigenen Hervorhebungen aus der gesetzgebenden Planung für diesen Raubzug (dort Seite 2, Punkt D, letzter Absatz): „… Durch die Zuführung eines Betrages von 1,5 Milliarden Euro aus Mitteln der Liquiditätsreserve zu den Einnahmen des Gesundheitsfonds werden vorübergehende Mehrbelastungen der gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2017 in entsprechender Höhe ausgeglichen…“

Wie war das möglich? Wenn man die individuelle Nutzung der digitalen Kommunikation betrachtet und die dafür frei verfügbare Zeit, dann dürften sich daraus zwei völlig entgegengesetzte Trends ableiten lassen, nämlich ein diametraler Gegensatz zwischen der verfügbaren Zeit für Kommunikation und dem individuellen Beitrag zum Bruttosozialprodukt unseres Landes:

  • Eine prä-produktive Jugend, unterstützt von vollalimentierten Weltrettungsaktivisten und klerikalen Trittbrettfahrern mit direktem Zugang zu den Medien, die alle technologischen Innovationen bereitwillig für eine Optimierung der Kommunikation nutzt, und die auch über die dafür notwendige Zeit verfügt.
  • Eine produktive Generation, die zwischen Familie und Beruf mitten im Leben steht und darüber hinaus über keine zusätzlichen freien Zeitressourcen verfügt – und die sich deshalb auf einen ergebnisoptimierten Minimalismus in der Kommunikation beschränken muss.
  • Und eine post-produktive Altersklasse, die zwar über ausreichend Freizeit verfügt, aber das jugendliche Feuer und in ihrer überwiegenden Mehrheit auch den Anschluss an die Entwicklungen in der Kommunikationstechnik verloren hat.

Aus dieser Zusammenstellung lassen sich sehr leicht folgende völlig gegenläufige Trends ablesen: Kommunikation vs. Produktivität, Kommunikation vs. Verantwortung und Kommunikation vs. Erfahrung, oder um es ganz deutlich auszudrücken, der momentan veröffentlichte Zeitgeist steht in völligem Gegensatz zu Produktivität, Verantwortung und Erfahrung. Im Ergebnis leistet sich unsere satte Wohlstandsgesellschaft heute also die Rundumalimentierung ihrer schärfsten Gegner, die dann folgerichtig die wirtschaftlichen Grundlagen ebendieses gesellschaftlichen Wohlstandes bekämpfen, vergleichbar eigentlich nur mit einer schweren Autoimmunerkrankung unserer Gesellschaft.

“Leugner”-Inflation

Nun kann man keiner heranwachsenden Jugend das elementare Recht streitig machen, sich moralisch über diejenige Gesellschaft zu erheben, in die sie hineingeboren worden ist und gegen ein bestehendes „Establishment“ zu versuchen, die Welt zu retten, so wie man diese Welt eben zu verstehen glaubt.
Über utopisch-moralisierende Beiträge zur öffentlichen Meinung von dieser Seite könnte man, rückblickend auf die eigene Jugend, also eigentlich nur altersmilde schmunzeln. Eigentlich, wenn solche infantile Weltrettungsphantasien inzwischen nicht Eingang in die reale Politik gefunden hätten, und deren wertekonservative Kritiker im öffentlichen Diskurs nicht ständig als „Leugner“, „(neu-)rechts“ oder „Modernisierungsverlierer“ ins gesellschaftliche Abseits gestellt werden würden.

Denn mit einer globalen „Dekarbonisierung“ zum Schutz vor einer angeblich vom Menschen verursachten Klimakatastrophe, einer desaströsen „Energiewende“ bis hin zur vorsorglich angekündigten Netzabschaltung bei inzwischen nahezu verdoppelten nationalen Kraftwerkskapazitäten und einer „grenzenlosen“ Willkommenskultur bis hin zur Selbstaufgabe steuert unsere politische Klasse das Staatsschiff im frenetischen Jubel der veröffentlichten Meinung geradewegs in die Klippen einer religiös anmutenden Illusion von einer Schöneren Neuen Welt.
Eine verantwortliche politische Klasse wohlgemerkt, deren Mehrheit sich ja üblicherweise aus Vertretern der produktiven und post-produktiven Generationen zusammensetzt, übernimmt jetzt also kritiklos solche moralischen Glaubensutopien, die als ein nicht hinterfragt zu werden dürfender hochmoralischer Imperativ eine vorgeblich alternativlose öffentliche Meinung prägen.

Wenn unsere politische Klasse aber plötzlich hochmoralische Kinderspielchen zu treiben beliebt, und zwar nicht etwa in ihrer Freizeit, sondern mit der Zukunft unseres Landes, dann müssen wir uns ganz ernsthaft „cui bono?“ fragen, oder in gut hochdeutsch – wem wird das wohl am Ende nützen? Und vielleicht sollte man sich dann auch gleich noch fragen, wer das alles am Ende wohl bezahlen muss. Verantwortungslose Politkader halten die Staatsquote an unserem Bruttosozialprodukt ja offenbar schon längst für eine beliebig verfügbare Manövriermasse und nicht für das von ihnen verantwortlich zu verwaltende Gemeinschaftskapital aller Bürgerinnen und Bürger unseres Landes.

Knallharte Interessen

Das gegenwärtige politische Geschehen in unserem Lande basiert wohl eher nicht auf einem cäsarischen Größenwahn oder dem freundlichen Gesicht eines überhöhten moralischen Gutmenschentums der politischen Klasse, sondern auf knallharten machtpolitischen Zielsetzungen, beispielsweise auf globalen wirtschaftlichen Interessen; internationale Wirtschaftslobbyisten und Think-Tanks sind ja nicht wirklich dumm, haben aber üblicherweise hervorragende Verbindungen in die Politik und viel bezahlte Zeit zum Nachdenken…

Wenn man die Verlagerung von industrieller Arbeit aus Industrienationen in „Billiglohnländer“ als „Globalisierung“ bezeichnet, dann hat diese Globalisierung eigentlich schon mit der Industrialisierung selbst begonnen. Schon damals zielten die in Billiglohnländern mit maximaler Gewinnspanne hergestellten Produkte auf die reichen Volkswirtschaften, und so war beispielsweise das heutige Gütesiegel „Made in Germany“ einstmals eine klare Warnung vor ausländischen Billigprodukten. Das Hauptproblem der industriellen Globalisierung ist es aber stets gewesen, dass sich nach einiger Zeit die unterentwickelten Billiglohnländer zwangsläufig saturieren und wegen gestiegenem Lebensstandard und angepasster Löhne die wirtschaftliche Gewinnspanne sinkt. Die Arbeitsverlagerung vom reich gewordenen Nachkriegs-Japan auf Südkorea und von dort aus dann später nach Südostasien zeichnet diesen Trend sehr deutlich nach.

Zu Ende gedacht bedeutet die wirtschaftliche Globalisierung also eine Art industrieller „Entwicklungshilfe“, an deren Endpunkt keine Billiglohnländer mehr für ein weiteres „Produkt-Hopping“ zur Verfügung stehen und die Gewinnspannen drastisch einbrechen müssen. Eine solche Situation scheint offenbar in absehbarer Zeit erreicht zu sein, zumal die armen afrikanischen und arabischen Staaten sich einer solchen Entwicklung dauerhaft entziehen werden. Gleichzeitig  sind die westlichen Industrienationen durch die irrationale Hatz auf das vorgeblich klimaschädliche CO2 gerade dabei, die volkswirtschaftlich lebensnotwendigen konventionellen Energieträger abzuschaffen, elektrische Energie unbezahlbar zu machen und ihr investives Kapital in einem Internationalen Klimafonds zur Unterstützung von angeblichen „Klimaopfern“ zu versenken.

Globale Oberschicht und lokales Prekariat?

Eine umfassende Fokussierung auf die „Klimarettung“ in einer „globalisierten Weltwirtschaft“ kann also realwirtschaftlich gar nicht funktionieren, weil sie auf halben Weg in einer allgemeinen Verarmung der Weltbevölkerung enden muss. Denn was sich die Einen dann nicht mehr leisten können, brauchen die Anderen auch gar nicht erst zu produzieren. Stellt sich also die Frage, welcher Packungsinhalt uns heute im Mäntelchen einer weiteren „Globalisierung“ tatsächlich untergeschoben werden soll.

Das Ziel einer weiteren Globalisierung scheint offenbar eine politische Agenda zur grundsätzlichen Abschaffung der Nationalstaaten zu sein (hier in Absatz 175). Indem man also beispielsweise notleidende Menschen aus industriefernen Kulturen gezielt als Billiglöhner in die Industrienationen „integriert“, kann man die Produktionskosten in den westlichen Industrienationen dergestalt herabsetzen, dass dort ohne einen wirtschaftlichen Zusammenbruch ausreichend Kaufkraft für eine ordentliche wirtschaftliche Gewinnspanne erhalten bleibt.

Kann man also vielleicht zusammenfassend feststellen, dass eine post-globalisierte Weltordnung dergestalt angelegt sein könnte, eine globale Oberschicht von Konsumenten zu erhalten und gleichzeitig ein in Parallelgesellschaften eingebettetes industrielles Prekariat zu schaffen, dass innerhalb einer supranationalen Weltordnung dann die Funktion der Billiglohnländer übernimmt?

Es gibt ja hochrangige Vertreter aus der deutschen Industrie, die bereits von einem neuen „Wirtschaftswunder“ schwärmen, während die SPD mit ihrer Forderung nach einer Reduzierung des Wahlalters auf 16 Jahre die Infantilisierung der öffentlichen Meinung weiter vorantreibt. Und mit Blick auf die Bundestagswahlen 2017 werden für die schweigende Mehrheit, „die man mit vollständigen politischen Antworten ja nur verunsichern würde“, gerade mal wieder schöne Wahlkampfgeschenke als „Leckerlies“ in den vergitterten Schaufenstern der moralisch staatstragenden Einheitsparteien ausgestellt.

Schaunmermal, wie lange man sich in unbotmäßigen Internetmedien noch öffentlich Gedanken über die politische Entwicklung in unserem Lande machen darf – wir werden ja sehen…

Uli Weber ist Geophysiker und Publizist.

Infantilismus – der Nanny-Staat und seine Kinder

Wer die Reaktionen unseres Politik- und Medienestablishments auf die Wahl von Donald Trump beobachtet hat, musste zu dem Eindruck gelangen, dass es sich überwiegend um kindliche Trotzreaktionen handelte. Man hat nicht bekommen, was man wollte und konnte es nicht fassen. Den Vogel schoss Außenminister Steinmeier ab, der nur vor die Presse trat um zu verkünden, dass er dem neu gewählten Präsidenten nicht gratulieren würde. Damit hat sich Steinmeier, der bislang keinerlei Probleme hatte, einigen der schlimmsten Diktatoren die Hand zu schütteln, als Außenminister ins Aus katapultiert. Der Mann soll nach Willen der SPD Bundespräsident werden! Die Traditionspartei sollte sich schleunigst nach einem geeigneteren Kandidaten umsehen. Allerdings scheint es kaum noch möglich, Personen zu finden, die über Steinmeiers Niveau herausragen.

Das hat mit dem immer stärker werdenden Infantilismus zu tun, der in den 70er Jahren in Politik und Gesellschaft begonnen hat. „Er ist ein pures Produkt aus der Kombination von wirtschaftlichem Überfluss, Wertewandel und Wohlfahrtsstaat“ (Eva Maria Michels).Der österreichische Verlag Frank&Frei hat diesem Phänomen ein Buch gewidmet: „Infantilismus – Der Nanny-Staat und seine Kinder“. Neun Autoren beleuchten das Thema von allen Seiten.

Die Grundlage dieser kulturellen Mentalität wurde von der 68er Bewegung gelegt. „Die materiell gesättigten Bürgerkinder … propagierten nicht nur eine radikale Abkehr von der christlich-abendländischen Religion und Kultur mit ihren Werten wie Maßhalten, Selbstbeherrschung, Sparsamkeit, Bescheidenheit und Selbstverantwortlichkeit … sondern sie traten für ein rein genussorientiertes materialistisches Leben ein“ (Michels).

Der Weg in die absolute Gleichheit aller Menschen sollte über die sofortige Triebbefriedigung ohne Gewissensbisse erfolgen. Das war überaus erfolgreich. Dank Kreditangeboten, Werbung und immer neuer Lifestyle-Trends halten immer mehr Menschen hemmungslosen Konsum für normal. Dem Staat wurde die Aufgabe zuerkannt, eine Art „Vollkaskoversicherung für individuelle Unverantwortlichkeit“ zu werden, der seine Bürger vor den deren negativen Folgen weitgehend schützt. Für die enorm steigende private Verschuldung wurden Schuldnerberatungsstellen eingerichtet, die es ermöglichen, dass nach einer gewissen Zeit die Schulden erlassen werden. So können immer mehr Menschen ihre Wünsche für Wirklichkeit halten und mit maßlosem Alltagskonsum die geistige Leere zu füllen versuchen, die von den 68ern hinterlassen wurde.

Durch das unreife Verhalten von Erwachsenen gerät das gesellschaftliche Gleichgewicht immer mehr aus den Fugen. Wer dem Staat ständig mehr Aufgaben überträgt, darf sich nicht wundern, dass Politiker die Bevormundung und damit Entmündigung ihrer Wähler für geboten halten. Jeder zweite Bürger der Bundesrepublik lebt inzwischen in der einen oder anderen Form von sozialer Unterstützung, also in vollkommener Abhängigkeit vom Staat. Das ist nur möglich, weil der Staat in den Industrieländern etwa die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes unter seiner Kontrolle hat. Trotz des Scheiterns zentral gelenkter Planwirtschaften, muss man in diesen Ländern heute „von einem mindestens halben Staatssozialismus sprechen“ (René Zeyer).

Weil aber auch halber Staatssozialismus nicht funktioniert und seit Jahren schon an der Substanz der Gesellschaft nagt, wie man an der rapide verfallenden Infrastruktur erkennen kann, müssen die Regierenden ihr Versagen vertuschen. Das tun sie mit Denk- und Sprechverboten. Der Staatsbürger wird zum Untertan degradiert. Die meisten Menschen reagieren mit einer Flucht ins Private. „Verantwortungsloses Handeln der Regierenden hat verantwortungsloses Verhalten der Regierten zur Folge“ (Zeyer).

Inzwischen herrschen nach Zeyer in Europa wieder mittelalterliche Zustände. Die drücken sich in dem Wort „alternativlos“ aus. „So wie die Erlangung des ewigen Seelenheils alternativlos nur durch das Befolgen der Satzungen und Befehle der christlichen Kirche möglich war, behaupten heute irdische Instanzen ihre Unfehlbarkeit“. Ein so fast allmächtig gewordener Staat mischt sich auch in privateste Belange ein.

Birgit Kelle untersucht dieses Phänomen anhand der Zersetzung der Familie. Das Familienministerium, das vor 25 Jahren noch nicht existierte, später von Bundeskanzler Schröder noch als „Ministerium für Gedöns“ verspottet wurde, hat sich inzwischen eine Schlüsselstellung erobert. Ministerin Schwesig definiert Partnerschaften neu. „Partnerschaftlich“ sei eine Ehe erst dann, wenn jeder gleichviel von allem tut, die Ehepartner sich Haushalt, Kinder und Erwerbsleben 50:50 teilen. Eine Ehe, in der es die Frau vorzieht, für die Wäsche allein verantwortlich zu sein und ihrem Mann die anfallenden Kleinreparaturen überlässt, müsste nach dieser Definition aufgelöst werden. „Dafür fehlt aber Familienministerin Schwesig noch die Rechtsgrundlage“ (Kelle). Allerdings gibt es ein Recht auf einen Kindergartenplatz. Vom Staat wird angestrebt, die Kindererziehung von einem möglichst frühen Stadium an zu übernehmen. „Die Lufthoheit über den Kinderbetten“, nannte das der SPD-Politiker Olaf Scholz, heute regierender Bürgermeister von Hamburg vor Jahren. Es gibt in den bürgerlichen Parteien keinen Widerstand mehr dagegen. Im Gegenteil. Vor wenigen Wochen unterstützte der hessische Bildungsminister (CDU) eine von der Antifa angemeldete Demonstration gegen Eltern, die sich gegen die Frühsexualisierung ihrer Kinder in der Schule wehren.

„Wer die Gesellschaft formen will, muss früh anfangen, mit der Formung des neuen Menschen, das war bei den Kommunisten so, bei den Nationalsozialisten, und es ist heute bei den Genderisten nicht anders… Frei denkende Menschen im Schutzraum der Familie stellen für ein Machtsystem mit Totalitätsanspruch ein unkalkulierbares Risiko dar“ (Kelle). Die Verteidigung der Familie ist die Verteidigung der Freiheit, resümiert Kelle.

Bunt ist das Lieblingswort der Multi-Kulti-Gesellschaftsklempner unserer Tage. Martin Lichtmesz vergleicht die „Diversity-Ideologie mit der Smartie-Werbung. Wie die Schokolinsen außen bunt und innen alle braun sind, hängen die Multikulturalisten einem egalitären Glauben an, der eine „die ganze Menschheit umfassende Monokultur anstrebt, die sich nach linksliberalen und hedonistischen Werten orientiert… Eine säkular-messianische Fantasie, deren infantile Züge nicht zu übersehen sind“. Ironischerweise wird „Buntheit“ der „Antirassisten“ auf die Hautfarbe, also ein rein rassisches Merkmal reduziert. „In Wahrheit wollen die Verfechter der Vielfalt wenig von realen, tatsächlichen, konkreten Unterschieden zwischen Menschen wissen – seien sie kultureller, religiöser, politischer, ethnischer, rassischer, geschlechtlicher, genetischer, mentaler oder intellektueller Natur“ (Lichtmesz). Wer das thematisiert, ist ein Rassist.

Eine andere beliebte Taktik ist es, „den aus der Psychiatrie gestohlenen Begriff der „Phobie“ in eine Kampfvokabel umzumünzen, die es erlaubt, den Gegner als hysterisch, neurotisch und geisteskrank hinzustellen: „Islamophobie“, „Homophobie“ oder „Xenophobie“ sind solche Schlagwörter“ (Lichtmesz). So haben schon die Stalinisten Andersdenkende stigmatisiert und ausgeschaltet.

Michael Ley analysiert den politischen Infantilismus der 68er genauer. Schon Alexander Mitscherlich stellte vor über 50 Jahren „die These auf, dass in der okzidentalen Moderne eine Kulturpathologie entstand, die traditionelle Gesellschaften nicht kannten: der emotional und psychisch obdachlose Mensch.“ Der moderne Massenmensch bezieht seine Identität nicht mehr aus einer ethisch-religiösen Sozialisation, sondern richtet sich nach den Normen der Konsumgesellschaft. Nach Mitscherlich ist dieser Mensch ein „klassenloses Massenindividuum“, ein konformistisches Wesen eines neuen, demokratischen Kollektivismus. Er hat keine innere Orientierung mehr, sondern passt sich seiner unmittelbaren Umwelt und dem Zeitgeist an. Diese emotionale Verarmung erzeugt ein Gefühl der Ohmacht, das mit einem Wunsch nach Allmacht kompensiert wird. Das kann man verstärkt bei unseren Politikern beobachten, die, sei es Masseneinwanderung oder Energiewende, ein Vorbild für die ganze Welt sein wollen.

Die ganze Welt erlösen zu wollen, gehört zu den Spätausläufern der 68er Allmachtsfantasie. „Aus der politischen Katastrophe ihrer Eltern hatten sie nichts gelernt und verfielen nochmals dem gleichen Irrsinn ihrer Väter und Mütter unter scheinbar geänderten Prämissen“ (Ley). Der absurde Kampf der 68er gegen einen längst besiegten Feind, den Nationalsozialismus, ist heute Staatsdoktrin und wird inzwischen mit 100 Millionen Euro jährlich finanziert. Wobei die tapferen Kämpfer „gegen Rechts“ sich bedenkenlos der totalitären Methoden ihrer Eltern und Großeltern bedienen. „Niemals wurde analysiert, weshalb alle utopischen Ansätze zur Realisierung eines Sozialismus in den grauen Alltag totalitärer Herrschaft abglitten“ (Ley).

Der „Marsch durch die Institutionen“ der 68er war überaus erfolgreich. Sie beherrschen heute alle Schlüsselpositionen unserer Gesellschaft. In der Bildungspolitik verhinderten sie eine Liberalisierung und senken das Bildungsniveau systematisch immer mehr ab. Auch in Kunst und Kultur dominieren sie ideologisch und haben für eine rasante Verarmung der Kulturlandschaft gesorgt.

Aus einem solchen Bildungssystem kommen, darauf weist Andreas Tögel hin „jeden eigenständigen Denkens entwöhnte, und dank der unentwegten Desinformation durch die gleichgeschalteten Massenmedien bis zur totalen Verblödung gehirngewaschene Untertanen heraus“. „Zehn Prozent von 100 im Kopf auszurechnen, ist für Pflichtschulabsolventen mittlerweile nahezu zur unlösbaren Aufgabe geworden. Ein Viertel von ihnen ist zu sinnerfassendem Lesen nicht fähig“. Das wird eher früher als später gravierende wirtschaftliche Konsequenzen haben. Betriebe, die keinen geeigneten Nachwuchs finden können, verlieren an Wettbewerbsfähigkeit, schließen oder wandern ab.

Anscheinend muss unsere Gesellschaft auf die harte Tour lernen, dass mit „Fahrradbeauftragten, Gleichbehandlungsblockwarten, Genderforschern, Umverteilungsbürokraten und Transferleistungsbeziehern“ auf die Dauer kein Staat zu machen ist.

Vorläufig meint die politische Klasse noch, sich die Welt à la Pippi Langstrumpf einrichten zu können, resümiert Werner Reichel. „Im neuen Jahrtausend ist die linke Ideologie nach ihren unzähligen Fehlschlägen und Niederlagen auf ein infantiles Niveau herabgesunken. Von diesem Niedergang sind alle Ebenen linker Politik und Metapolitik betroffen… Das letzte Aufgebot der Neosozialisten besteht aus schrillen Feminismus-Tanten, faschistischen Antifaschisten, dekadenten Lifestyleclowns, eitlen und dauerempörten Politikern, essgestörten Öko-Freaks etc.“

Wenn Pippi Langstrumpf jemals erwachsen geworden wäre, so Reichel, sähe sie heute aus, wie Claudia Roth.