Von Bananen und dem Affenkäfig der Leitkultur

Von Manfred Haferburg
Politiker, Redakteure und andere Kleinkünstler sagen uns, dass wir jetzt eine Vorreiter-Willkommenskultur haben müssen. Sie sagen auch, Flüchtlinge brauchen eine „Leitkultur“, sie müssen sich integrieren. Aber sie haben uns nicht gesagt, was sie eigentlich unter „Kultur“ verstehen.
Wenn wie wissen wollen, was „Willkommenskultur“ oder „Leitkultur“ ist, dann müssen wir zuerst begreifen, was Kultur ist.
Kennen Sie die Analogie vom „Affenkäfig der Kultur“? Nein, na da woll´n wir mal…
Ein Wissenschaftler platziert 25 nette Menschenaffen zwecks eines sozialen Experiments in einen großen Käfig. An der Decke hängt an einer Strippe eine Banane. Eine Leiter steht in der Ecke. Aber die Decke ist mit Lichtschranken gespickt, die eine Eiskaltdusche über den ganzen Käfig für 10 Minuten einschalten, wann immer jemand nach der Banane greift. Eiskaltdusche? Huuuh, sehr ungemütlich.
Tag 1: Der Ober-Affe nimmt sich die Leiter, klettert rauf und greift sich die Banane. Alle Affen werden 10 Minuten kalt geduscht. Keiner begreift, was geschehen ist. Huuuh, sehr ungemütlich.
Tag 2: Die Banane wurde durch eine neue ersetzt. Der Ober-Affe nimmt sich die Leiter erneut und greift sich die Banane. Alle werden 10 Minuten kalt geduscht. Huuuh, sehr ungemütlich. Ein paar „besorgte“ Affen stellen „diffuse“ Zusammenhänge her, dass die Eis-Dusche vielleicht etwas mit dem Bananengreifen zu tun hätte. Der Ober-Affe jedoch bezeichnet sie als „Angstaffen“. Außerdem sei kalt duschen gesund.
Tag 3: Die Banane wurde ersetzt. Als der Ober-Affe die Leiter holen will, wird er von den „besorgten“ Affen ordentlich verdroschen und daran gehindert, sich die Banane zu angeln. Die Dusche bleibt aus. Huuuh, gemütlich. Der Beweis ist erbracht, die Dusche ist die Folge des Bananengrapschens.
Tag 4: Der Wissenschaftler schickt den Ober-Affen zurück in den Zoo und ersetzt ihn durch einen von der Vorgeschichte völlig unbeleckten Affen. Der sieht die Banane, holt die Leiter und will nichtsahnend losklettern. Eine Tracht Prügel und KEINE kalte Dusche sind das Resultat. Huuuh, gemütlich. Die Banane ist schön reif.
Tag 5: Der Wissenschaftler schickt einen anderen Affen zurück in den Zoo und ersetzt ihn durch ein neues Cleverle. Banane, Leiter, aua!
Keine Dusche. Huuuh, gemütlich. Die Frage ist nur: wie hat der gestrige, ungeduschte aber verprügelte Affe reagiert, als die Affentruppe den neuen Bananengrapscher verhauen hat? Na klar, er hat mitgehauen, enthusiastisch sogar. Er weiß zwar nicht warum, aber die anderen haben es so schön gemacht…
Tag 6 bis 28: Sukzessiver Austausch aller Affen gegen Ungeduschte, täglich einer. Tägliche Dresche für den Neuen. Die Banane bleibt unberührt. Keine Dusche. Huuuh, gemütlich.
Tag 29: Alle Affen sind durch Neue aus dem Zoo ersetzt. Keiner ist mehr im Käfig, der je kalt geduscht wurde. Keiner erinnert sich mehr an die Duschen. Die Leiter liegt verbogen in der Ecke. Die Lichtschranken sind abgeschaltet, die Dusche demontiert. Die Banane wird braun und schrumpelig. Kein Affe weiß warum, aber „die Banane ist TABOO“ und wird für immer dort hängen.
So entsteht Kultur. Das Bananen-Taboo wird zu einer „kulturelle Grundüberzeugung“ der Affengemeinde, die nicht mehr angezweifelt werden darf und kann.
Kultur besteht aus drei Ebenen.
– An der Oberfläche sind die Archetypen. Dinge, die man zwar sehen, aber schwer interpretieren kann: z.B. Minirock; Kopftuch…
– Unter der Oberfläche besteht Kultur aus den Werten die leidenschaftlich vertreten werden: z.B. Religionsfreiheit; strenger Glaube…
– Und im Schlamm des tiefsten inneren Grundes besteht Kultur aus den unterbewussten Überzeugungen, wie die Welt eben ist und an die unhinterfragt geglaubt wird: z.B. Religion ist Opium fürs Volk; es gibt nur einen großen Gott….
Kultur wird in einer Gesellschaft über Generationen erlernt. Kultur braucht viel Zeit, um sich zu entwickeln. Kultur ist für eine Gruppe das, was Charakter für eine Person ist.
Kein über „Leitkultur“ faselnder Politiker kann jemandem eine Kultur verordnen. Viele Oberaffen haben das in der Geschichte versucht. Alle sind gescheitert. Eine Wahlperiode ist zu kurz, um nachhaltige Kulturänderungen zu bewirken. Daher setzen die Oberaffen lieber auf REVOLUTION statt Evolution. Nur haben Revolutionen den kleinen Nachteil, dass dabei oft Köpfe rollen. Manche Menschen sterben nämlich lieber, als ihre Werte und Grundüberzeugungen zu opfern.
1400 Köpfe rollten durch die Guillotine bei der „französischen Revolution“ auf dem Pariser Place de Concorde, 25 Millionen in Stalins den Gulags der „bolschewistischer Revolution“, 60 Millionen in Maos „Kulturrevolution“. Für die leuchtende Zukunft sollte die gewachsene unpassende Kultur mittels Terror verändert werden. Das Ergebnis waren stets Gesellschaften der Gewalt die oft noch hundert Jahre später ihre Opfer fordern.
Wieder basteln Politiker und andere Wohlsituierte an einer besseren Kultur, zum Beispiel der „Willkommenskultur“. Jeder, der kommt, soll ohne Ansehen der Person willkommen geheißen werden. Mit Schildchen und Luftballons – archetypische Symbole, die man in der Zeitung und im Fernsehen schön zeigen kann. Doch haben sich unter der dünnen Oberfläche weder die Werte noch die Grundüberzeugungen der Gesellschaft geändert. Die hübschen Bildchen sind Propaganda.
„Kalt duschen ist gesund“, sagt der warm duschende Oberaffe zum potentiellen Fremdenfeind, der eigentlich nichts weiter als auch warm duschen möchten. Den Flüchtlingen hingegen soll eine „Leitkultur“ gesetzlich – das heißt bei Strafe – übergestülpt werden. Da ahnt der Oberaffe nämlich dunkel, dass sie ohne Zwang nicht über Nacht ihre Werte beim Trennen von Hausmüll oder beim respektvollen Umgang mit Homosexuellen ans hiesige Wertesystem anpassen werden.
Was aber, wenn immer mehr Zwangskaltgeduschte das nicht so toll finden? Huuuh, ungemütlich. Dann könnten irgendwelche Gruppierungen womöglich auf die Idee kommen, Anderskulturige zu verdreschen. Und was, wenn diejenigen, die verdroschen werden, sich dann wehren?
Dann haben wir eine Kulturrevolution, die keiner will. Keiner.
Manfred Haferburg ist in der DDR aufgewachsen und lebt heute in Paris
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/verordnete_willkommens_kultur_und_leitkultur