Kategorie-Archiv: 2016

Trump wird dämonisiert


Seit Trumps Wahl versinkt die Linke in selbstgerechter Entrüstung. Dabei hat sie jetzt die Chance, sich selber zu erneuern.

«Wenn ich mich nicht für die Unterprivilegierten einsetze, tut es ein anderer»: Orson Welles «Citizen Kane» formuliert die Logik, die auch Donald Trumps Handeln prägt. (Bild: Rue des Archives / Keystone )

«Wenn ich mich nicht für die Unterprivilegierten einsetze, tut es ein anderer»: Orson Welles «Citizen Kane» formuliert die Logik, die auch Donald Trumps Handeln prägt.
(Bild: Rue des Archives / Keystone )

Es ist unangemessen, Donald Trump als Faschisten zu bezeichnen. Aber seine ersten Amtshandlungen als Präsident zeigen, dass Walter Benjamins These, jeder Aufstieg des Faschismus zeuge von einer gescheiterten Revolution, nicht nur noch immer gültig ist, sondern vielleicht sogar relevanter denn je. Die Wahlniederlage war der Preis, den Hillary Clinton für die Ausschaltung von Bernie Sanders zahlen musste. Sie verlor die Wahl nicht, weil sie sich zu sehr nach links bewegte, sondern weil sie zu zentristisch agierte und die Revolte gegen das Establishment nicht auffangen konnte, von der Trump genauso profitierte wie Sanders.

Ein Demonstrant in Portland erklärte, zum ersten Mal in seinem Leben habe er Angst vor seinem Präsidenten. Das zeigt, dass er die wahre Gefahr verkannte. Denn was er eigentlich fürchten müsste, ist der Konsens des linksliberalen Mainstreams, in dem Trump entstehen konnte. Es liegt ein Stück Wahrheit in der Behauptung, Hillary Clinton habe ihre Niederlage der Political Correctness zuzuschreiben – nicht weil die PC im Widerspruch zur Haltung vieler Menschen steht, sondern weil mit der Political Correctness etwas falsch läuft.

Trumps Strategie lautete: verhindern, dass die Enteigneten sich selber für ihre Rechte wehren.

Obwohl die Befürworter der PC von Konservativen als Marxisten beschimpft werden, ist die PC nicht Sache der echten Linken. Sie stellt den Versuch dar, soziale Gegensätze einzuebnen, indem wir die Art und Weise regulieren, wie wir reden. Die Reaktion der Linken auf Trumps Wahl sollte sich deshalb nicht auf selbstgefällige moralische Entrüstung beschränken, sondern in harter Selbstkritik bestehen: Trumps Sieg gibt der Linken die einzigartige Chance, sich selbst zu erneuern.

Die Logik im Widerspruch

Vor wenigen Monaten waren Schwule, Lesben und Transgender Thema auf den Frontseiten der Medien – als ob das grösste Problem der Gesellschaft darin bestünde, wie wir die Geschlechtertrennung auf Toiletten überwinden oder ein Personalpronomen für all jene schaffen, die sich weder als «er» noch als «sie» bezeichnen. Nun sind wir mit dem Rückschlag der Unterdrückten konfrontiert – und mit dem Wahlsieg eines Menschen, der bewusst mit allen PC-Regeln brach, direkt und vulgär.

Trump ist der Paradefall eines «two-spirit capitalist», wie wir ihn im Film «Citizen Kane» kennenlernen. Kane wird dort von einem Vertreter des Grosskapitals angegriffen, weil er eine Zeitung finanziert, die für die Rechte der Unterprivilegierten eintritt. Kane räumt den Widerspruch ein und erklärt die Logik seines Handelns.

Er sei ein gefährlicher Schuft, sagt Kane von sich selber: Aber als Herausgeber des «Enquirer» sei es seine Pflicht, dafür zu sorgen, dass die anständigen Leute in dieser Stadt nicht von einer Gruppe geldgieriger Piraten ausgeraubt würden. Und er selber sei genau der Richtige, um das zu tun, denn er habe Geld und Besitz: «Wenn ich mich nicht für die Interessen der Zu-kurz-Gekommenen einsetze, tut es jemand anderer. Vielleicht jemand ohne Geld und Besitz – und das wäre tatsächlich schlecht.»

Dieser Satz formuliert prägnant, was falsch daran ist, dass sich der Milliardär Donald Trump zum Wortführer der Enteigneten aufwirft: Seine Strategie lautet: verhindern, dass die Enteigneten sich selber für ihre Rechte wehren. Trump ist also weit davon entfernt, einfach widersprüchlich zu sein. Was als Widerspruch erscheint, ist der Kern seines Projekts.

Ödipus-Politik

Der Philosoph Richard Rorty hat früh auf diesen Punkt hingewiesen. In seinem Buch «Achieving Our Country» (dt. «Stolz auf unser Land») sah er bereits vor zwei Jahrzehnten den Konflikt zwischen Identitätspolitik und dem Kampf der Entrechteten klar voraus. Und er sah auch, dass dieser Konflikt einem Populisten mit einer dezidierten Antiidentitätspolitik zur Macht verhelfen könnte.

Wenn die arme, weisse Wählerschaft merke, dass sich das linksliberale Establishment um ihre Notlage foutiere, obwohl es ständig von sozialer Gerechtigkeit rede, dann, schrieb Rorty: «Die ärmeren Wähler würden zu dem Schluss kommen, dass das System versagt habe, und einen starken Mann wählen wollen, der ihnen verspricht, dass unter ihm die feinen Bürokraten, raffinierten Anwälte, überbezahlten Anlageberater und postmodernistischen Professoren nicht mehr das Sagen haben.

[. . .] Eines dürfte sehr wahrscheinlich geschehen: Die Fortschritte der schwarzen und braunen Amerikaner und der Homosexuellen in den letzten vierzig Jahren würden weggefegt. [. . .] Alle Ressentiments, die Amerikaner mit schlechter Schulbildung dagegen haben, dass ihnen die Akademiker gute Sitten vorschreiben wollen, würden ein Ventil finden.»

Rorty war nicht der Einzige, der das antizipiert hat. Aber wie es in der Politik so ist: Das Bewusstsein, dass sich die Dinge in eine gefährliche Richtung entwickeln, verhindert diese Entwicklung nicht nur nicht, es befördert sie manchmal sogar – die Politik ahmt das Schicksal des Ödipus nach. Die Linksliberalen warfen Sanders vor, er untergrabe die Identitätspolitik.

Tatsächlich tat er das Gegenteil: Er beharrte auf einer Verbindung zwischen Klasse, Ethnie und Geschlecht. Man muss Sanders zustimmen, wenn er betonte, Identität an sich sei kein Grund, jemanden zu wählen: «Es genügt nicht, wenn jemand sagt: ‹Ich bin eine Frau, wählt mich.› Was wir brauchen, ist eine Frau, die den Mut hat, gegen die Wall Street anzutreten, gegen die Versicherungsgesellschaften, die Pharmamultis und die Erdölindustrie.»

Die Regenbogenflagge ist weisser, als viele meinen.

Sanders sagte immer, es sei ein Schritt vorwärts, wenn ein Afroamerikaner CEO eines grossen Unternehmens sei. Er sagte zugleich: «Aber wenn er Jobs auslagert oder seine Angestellten ausbeutet, spielt es nicht die geringste Rolle, ob er weiss oder schwarz oder ein Latino ist.» Sanders rührte damit an einen wunden Punkt im offen praktizierten Rassismus innerhalb der schwulen, lesbischen und Transgender-Community (LGBT).

Wie kann ich ein religiöser Eiferer sein, wenn ich selber zu einer unterdrückten Minderheit gehöre? Diese Haltung ist unter weissen LGBT-Leuten verbreitet. Noch viel gefährlicher ist, dass sich die LGBT-Welt weitgehend um weisse schwule Männer dreht und andere ausschliesst. Die Regenbogenflagge ist weisser, als viele meinen.

Kein Wunder, dass Rechtsaussen-Bewegungen versuchen, die Kampagne für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transgender in ihre politische Agenda zu übernehmen – natürlich nur wenn es darum geht, gegen Muslime oder Migranten zu Felde zu ziehen. Auf den Websites weisser amerikanischer Nationalisten werden LGBT-Pride-Wimpel mittlerweile zusammen mit der Konföderiertenflagge verkauft. Doch leere Aufrufe zu allseitiger Solidarität und politischen Bündnissen genügen nicht. Man muss sich der Grenzen der Identitätspolitik bewusst werden, indem man ihr ihren privilegierten Status nimmt.

Nachdenken – die Zeit drängt

Es gibt zwei Antworten auf Trumps Wahlsieg, die keine Lösung bieten, weil sie selbstzerstörerisch sind. Die eine besteht darin, sich so fasziniert wie arrogant über die Dummheit der Wähler aufzuhalten, die nicht merken, dass sie gegen ihre eigenen Interessen votiert haben und auf Trumps Demagogie hereingefallen sind. Die andere besteht im Aufruf zur sofortigen Gegenoffensive, die ein Echo von Trumps antiintellektueller Haltung ist. Judith Butler hat klar festgehalten, dass Trump den Menschen die Gelegenheit gibt, nicht nachzudenken, nicht nachdenken zu müssen. (Sie weiss natürlich genau, dass Hillary Clintons Berufung auf Komplexität aber einen schalen Beiklang hatte: Sie berief sich meist nur darauf, um Forderungen des linken Parteiflügels abzuwehren.)

Die Dringlichkeit der Lage ist keine Ausrede. Gerade wenn die Zeit drängt, muss man nachdenken. Wir sollten keine Angst haben, uns auf Marx zu besinnen: Bisher wollten wir unsere Welt zu schnell verändern. Nun ist die Zeit gekommen, sie selbstkritisch neu zu interpretieren und das linke Selbstverständnis zu hinterfragen. Es gibt einen Witz über Lenin, der jungen Leuten immer sagte: «Lernt, lernt, lernt!» Marx, Engels und Lenin werden gefragt, ob sie lieber eine Ehefrau oder eine Geliebte hätten. Marx sagt: «Eine Frau!» Engels möchte eine Geliebte. Lenin sagt: «Beides. So kann ich meiner Frau sagen, dass ich zu meiner Geliebten gehe, und der Geliebten, ich müsse zu meiner Frau – und dann ziehe ich mich an einen stillen Ort zurück und lerne, lerne, lerne!»

Ist das nicht genau das, was Lenin nach der Katastrophe von 1914 getan hat? Er fuhr in die Schweiz, las Hegels «Logik» und lernte. Das sollten auch wir tun, jetzt, wo wir unter dem Bann von Trumps Wahlsieg stehen – schliesslich ist er nur eine von vielen bösen Überraschungen, die wir in letzter Zeit erlebt haben. Wir müssen uns gegen Defaitismus genauso wehren wie gegen blinden Aktivismus und müssen «lernen, lernen, lernen»: lernen, wie es zu diesem Fiasko der liberaldemokratischen Politik kam.

In den «Notes Towards a Definition of Culture» (dt. «Zum Begriff der Kultur») schrieb T. S. Eliot, es gebe Situationen, in denen man nur die Wahl zwischen Häresie und Unglaube habe. Die einzige Möglichkeit, eine Religion am Leben zu erhalten, bestehe dann in einer sektiererischen Abspaltung von ihrem abgestorbenen Körper. Genau das müssen wir Linken jetzt tun: Die amerikanischen Wahlen von 2016 waren der letzte Schlag gegen Francis Fukuyamas Traum – den endgültigen Sieg der liberalen Demokratie. Der einzige Weg, Trump zu besiegen und das zu retten, was an der liberalen Demokratie wert ist, gerettet zu werden, besteht in einer sektiererischen Abspaltung von ihrem Leichnam. Wir müssen die Gewichte von Clinton zu Sanders verschieben. 2020 sollten sich Trump und Sanders gegenüberstehen.

Merkels „Willkommenskultur“ als deutsches Konjunkturprogram für die Schlepper-Mafia

Der italienische Schriftsteller und Journalist Roberto Saviano hat mit euronews ein spannendes Interview geführt. Saviano ist berühmt für seine investigativen Recherchen zur Mafia. Er lebt seit Jahren unter Polizeischutz. In dem Interview weist er darauf hin, dass es die türkische, libysche und libanesische Mafia ist, die das blühende Schleppergeschäft steuert, das durch Merkels Grenzöffnung im Herbst 2015 ermöglicht wurde:

„All die Boote, die das Mittelmeer überqueren, werden von Kartellen betrieben. Aber nicht von italienischen Kartellen, wie man glaubt. Die Mafia hat dort nichts zu sagen. Das sind türkische, libysche und libanesische Gruppen, die schon immer in den Menschenschmuggel investiert haben, und Europa hat nicht die leiseste Idee von dieser Dynamik. Die Kartelle, die den Strom der Syrer nach Europa organisiert haben, gehören alle zur türkischen Mafia, und es ist dieselbe Mafia, die den Heroin-Schmuggel aus Afghanistan leitet.“

Die italienische Mafia hingegen kann immer unbeschwerter ihr Geld bei den europäischen Banken waschen. Diese „buhlen“ sogar um das Mafia-Geld, denn sie haben aufgrund der perpetuierten Eurokrise massive Liquiditätsprobleme.

An allem sind immer die anderen schuld.

An allem sind immer die anderen schuld.

„Scheitern, Versagen und psychische Erkrankung werden implizit allein dem Individuum zugeschrieben.“ Mitnichten! Es ist heute eher selbstverständlich, dass an allem immer andere schuld seien. Allen voran der Kapitalismus, die USA und Israel. Dann der Arbeitgeber und die Arbeit selbst. Der Partner. Die Mutter. Schweres Schicksal. Traumatisierung. Mobbing. Burn-Out. Von Selbstverantwortung keine Spur. Wer an Selbstverantwortung erinnern möchte, wird als ein Rechter, ein Nazi, ein Trump-Befürworter niedergeschrieen. Es lebe der Raubtiersozialismus!

Julian S. Bielicki, 60596 Frankfurt am Main

Scheitern, Versagen und psychische Erkrankung werden implizit allein dem Individuum zugeschrieben. Klagen über äußere Belastungen wie Mobbing, Armut, Ausbeutung werden infolgedessen selten als gesellschaftliche Ursachen ernst genommen.

Dr. phil. Michael Mehrgardt, Psychologischer Psychotherapeut

Dr. phil. Michael Mehrgardt, Psychologischer Psychotherapeut

Erschöpfung ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein gesellschaftspolitisch relevantes Phänomen, hat der Sozialpsychologe Heiner Keupp einmal gesagt. Daran möchte ich in der Hoffnung, dass nunmehr auch Psychotherapiekritik erlaubt und publikabel ist, anschließen. Meiner Ansicht nach wird das phänomenale Erleben des Patienten gehört und ernst genommen, soweit es Material für die Anwendung der eigenen Theorie liefert. Die Falsifikations-Immunisierung der psychotherapeutischen Methoden hat zur Konsequenz, dass Scheitern, Versagen und psychische Erkrankung implizit allein dem Individuum zugeschrieben werden (1). Klagen über äußere Belastungen wie Mobbing, Armut, Ausbeutung werden infolgedessen zwar als Auslöser psychischer Erkrankungen anerkannt, aber selten als solche, sprich als gesellschaftliche Ursachen ernst genommen. Keupp bemerkt, dass Lehrbücher der Psychotherapie nicht auf gesellschaftspolitische Krankheitsfaktoren eingehen. Klagen von Patienten werden eher als Beispiele fehlerhafter emotional-kognitiver Verarbeitung, dysfunktionaler Projektion oder ungelöster unbewusster Konflikte therapeutisch verwertet. Kann sich der Patient nicht so recht von diesen lösen, wird er auf sich selbst zurückgeworfen und der Ablenkung, Vermeidung oder Externalisierung bezichtigt: „Bleiben Sie bei sich! Was könnte das wohl mit Ihnen zu tun haben?“ Derartige therapeutische Interventionen transportieren Desinteresse an den Lebensbedingungen der Patientin. Nicht alle äußeren Belastungen lassen sich durch kognitive Korrekturen oder die Auflösung von Übertragungen einfach wegzaubern. Konstrukte wie Perfektionismus, Über-Engagement oder Bindungsproblematik lassen gesellschaftliche Faktoren verblassen und lasten Entstehung, Aufrechterhaltung und Beseitigung der Störung allein dem Patienten an. Die Patientin ist schuld, nicht Schichtdienst, Personalmangel und Gewinnmaximierung. Lässt der Patient sich darauf nicht ein, gibt es weitere „Mittel“, ihn in die Spur zu bringen, nämlich der dezente Hinweis auf das heimliche Wirken eines Widerstandes, auf mangelnde Behandlungsbereitschaft oder gar das Vorliegen einer Persönlichkeitsstörung.

„Psychotherapie ist zum gesellschaftlichen Bewahrer geworden, zum Aufpasser und Anpasser. Statt auf Hippokrates und Sokrates müsste sie sich heute auf Prokrustes berufen, indem sie ihre Patienten auf den ihnen zugewiesenen Platz zurechtstutzt. Ist Psychotherapie nicht inzwischen tatsächlich jene Geständniswissenschaft geworden, die Michel Foucault … beschwört?! Muss ihr nicht jene ‚Gesellschaftsvergessenheit‘ angekreidet werden, die Keupp beklagt …?“.

Noch vor 30 Jahren schaute „die“ Psychotherapie aus ihrer marginalen Perspektive auf gesellschaftliche Prozesse. Heute ist sie integriert, und damit ist ihr der Zahn des bissigen Korrektivs gezogen worden. Oft genug ist sie Teil des Problems. Gibt es noch emanzipatorische, revolutionäre Ansätze? Werden „… Symptome noch als Protuberanzen an der Oberfläche … einer tief in der Gesellschaft stattfindenden Verwesung von Mitmenschlichkeit verstanden? Wo werden Klienten zur Verrückung erstarrter gesellschaftlicher Prinzipien ermutigt? Wo gibt es therapeutisch-politische Perspektiven auf das individuelle Symptom als Widerspiegelung gesellschaftlicher Aporien?“ Psychotherapie ist ein gezähmter und zahnloser Tiger geworden. Sie beseitigt Störungen, begutachtet, scheidet zwischen gesund und krank. Sie ist Hüterin des Status quo. Sie blendet aus, dass der Patient mitunter krank werden muss, um kulturellen Paradoxien zu entgehen. Friedrich S. Perls hat die typische Situation einer Patientin einmal so beschrieben: Es sei neurotisch, in einer neurotischen Gesellschaft nicht neurotisch zu sein. „Khalil Gibran ist da viel weiser als wir Psychotherapeuten, wenn er den König seines durch den Genuss vergifteten Wassers verrückt gewordenen Volkes nunmehr auch aus dem kontaminierten Brunnen trinken lässt …“.

Die Generation der Psychotherapeuten, die Psychotherapie noch als emanzipatorisch kennen gelernt hat, stirbt aus. An ihre Stelle treten empirieverliebte und störungsfokussierte Psychotechniker.

1. Mehrgardt M.: Die therapeutische Unschärfe-Relation in: Gegenfurtner, N., und Fresser-Kuby, R. (Hg.): Emotionen im Fokus. Bergisch Gladbach: EHP-Verlag; 2007.

1. Mehrgardt M.: Die therapeutische Unschärfe-Relation in: Gegenfurtner, N., und Fresser-Kuby, R. (Hg.): Emotionen im Fokus. Bergisch Gladbach: EHP-Verlag; 2007.

Keine Angst, daß der Faschismus wiederkommt, er ist bereits wieder da.

In ihrer Radio-Kolumne „Der WochenWahnsinn“ gehen Achse-Autor Matthias Heitmann und Antenne Frankfurt-Moderator Tim Lauth jede Woche auf Zeitgeisterjagd. Seit Kurzem ist der WochenWahnsinn nun auch auf der Achse zu hören und zu lesen.

Diese Woche widmen sich die beiden der selbst an Fasching allgegenwärtigen Hatz auf Andersdenkende und Andersaussehende. Zum Anhören geht es hier entlang

Jede Woche liefert genügend Stoff für unseren WochenWahnsinn. Kaum vorstellbar, dass das ausgerechnet zu Fasching anders sein soll. Matthias, was gibt es Neues in unserer Wahnsinnsrepublik?

Ich bin ja kein Karnevalist, aber ich habe mich gefragt, was eigentlich passiert, wenn man als Adolf Hitler verkleidet auf einen Faschingsparty geht. Und ich hatte gehofft, dass Du mir da mit Deiner Partyerfahrung weiterhelfen kannst.

Äh, nein! Ich habe es auch nicht so mit Fasching. Aber wäre es nicht auch ein wenig zu hart, die Leute so zu provozieren?

Ehrlich gesagt: Nein! Wenn man nicht mehr hart provozieren darf, dann braucht man auch keine Angst mehr vor dem Faschismus haben – denn dann ist er bereits da. Und witzigerweise fühlen sich genau diejenigen, die Provokateuren den Mund verbieten wollen, tatsächlich umzingelt von lauter Faschisten: Trump, Le Pen, Wilders, Erdogan, Putin, die Brexit-Briten ohnehin, und die AfD natürlich: alles Nazis außer Mutti. Sogar Fleischessen, Pelztragen und das Testen von Alzheimer- und Krebsmedikamenten gilt als heute als Tier-Holocaust.

Ok, Du findest das also alles übertrieben und hysterisch. Aber es heißt doch immer, man solle den Anfängen wehren. Was ist denn nun richtig?

Das Wahnsinnige ist ja, dass der Slogan „Wehret den Anfängen“ heute dazu genutzt wird, um die Abschaffung von Freiheitsrechten durchzusetzen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was der Spruch eigentlich bedeutet, da ging es um das Verteidigen von Freiheiten.

Das stimmt. Aber warum sind Nazi- und Hitlervergleiche denn heute so in Mode?

Das tagtägliche Verhindern eines neuen Holocausts ist heute zentraler Bestandteil des europäischen Glaubensbekenntnisses. Wenn Du heute öffentlich sagst, dass Du das für eine seltsame Besessenheit hältst, stehst Du schon mit einem Bein auf dem Pellet-Scheiterhaufen. Dabei ist das ständige Warnen vor der Wiederkehr der Vergangenheit aus drei Gründen höchst gefährlich: Erstens: Man macht einzigartige Verbrechen zu einer alltäglichen, gewöhnlichen Gefahr. Zweitens: Man tut so, als sei die Meinungsfreiheit dafür verantwortlich, dass die Menschen seltsame Parteien wählen. Und das führt drittens dazu, dass sich diese seltsamen Parteien als Verteidiger der Meinungsfreiheit darstellen können. So passiert es, dass eine Gesellschaft aus Angst vor den Feinden der Freiheit ihre eigenen Freiheiten abschafft.

Ok, Matthias, das sehe ich ein. Ist das in etwa so wie bei unserer Eintracht? Aus lauter Angst vor dem Erfolg verdattelt man Europa?

Die Eintracht hat ja weniger Angst vor dem Erfolg, sondern eher vor dem Misserfolg. Die Angst vor der Niederlage macht einen aber nicht zum Sieger. Die Mannschaft muss wieder den Mut entwickeln, weiterzumachen wie in der Hinrunde. Dann kann das klappen mit Europa.

Ältere WochenWahnsinn-Ausgaben finden sich hier.

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Über das Phänomen der Denunziation

Eine zentrale Säule der politischen Macht in den Scheindemokratien nach anglo-amerikanischem Vorbild ist die Partagierung der Massen und das über die Medien forcierte, unablässige gegeneinander Ausspielen, damit die machtlose Mehrheit gar nicht erst auf die Idee kommt, darüber nachzudenken, wer tatsächlich die Geschicke der Gesellschaft lenkt. Aktuell kann man dies exemplarisch in der Migrationskrise beobachten, […]

über Kontaktschuld – Paul Schreyer über das Phänomen der Denunziation — Die Propagandaschau

Literarischer Antisemitismus als ein fester Bestandteil einer ganzen Kultur

Zur Demontage des Antisemitismus in der Gegenwartsliteratur

In „Das Stereotyp als Metapher“ beleuchtet Paula Wojcik sechs Romane

Von Olaf Kistenmacher

Unter dem Stichwort „literarischer Antisemitismus“ wird seit rund 20 Jahren untersucht, inwieweit die Belletristik mit daran beteiligt war, dass die moderne Judenfeindschaft zu einem „kulturellen Code“ wurde. Die Historikerin Shulamit Volkov schrieb in ihrem berühmten Essay Antisemitismus als kultureller Code, dass zum Ende des 19. Jahrhunderts judenfeindliche Vorstellungen zu einem festen „Bestandteil einer ganzen Kultur“ geworden waren und so selbstverständlich schienen, dass „sogar Menschen jüdischer Herkunft“ sie übernahmen. Romane spielten bei dieser Entwicklung eine besondere Rolle, da sich die jeweiligen Erzählerinnen und Erzähler häufig aufgeklärt und vorurteilsfrei gaben und die zeitgenössische antisemitische Gewalt verurteilten. Die Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger hat in dem Sammelband Literarischer Antisemitismus nach Auschwitz diesen Mechanismus am Beispiel von Wilhelm Raabes 1864 erschienenem Roman Der Hungerpastor nachgezeichnet: Zunächst distanzierte sich der Erzähler von den Hepp-Hepp-Krawallen und, wie es bei Raabe heißt, von der „Mißachtung der Juden, die man so stark ausgeprägt glücklicherweise heute nicht mehr findet“. Im weiteren Verlauf stellt der Erzähler selbst die jüdische Familie Freudenstein in einer Weise dar, die, so Klüger, herablassend und verächtlich sei. Gerade indem sich der Erzähler zunächst „als toleranter Mensch legitimiert“ habe, diente laut Klüger die Kritik des gewalttätigen Antisemitismus dazu, die „negativen Eigenschaften von Raabes erfundenen jüdischen Figuren zu beglaubigen“.

Ähnliches lässt sich über Gustav Freytags Roman Soll und Haben sagen, der bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Bestseller war und in dem, wie Christine Achinger in Gespaltene Moderne. Gustav Freytags Soll und Haben schreibt, die jüdischen Figuren zwar nicht rundweg als negativ dargestellt werden, aber die abzulehnenden Aspekte der modernen Gesellschaft verkörpern: Es mangele ihnen in Freytags Roman, so Achinger, „keineswegs an Fleiß und Disziplin, sondern spezifischer am Sinn für die Arbeit in der deutschen Weise, am Sinn für Arbeit als moralischer Imperativ statt als Mittel zum Erwerb“.

Danach ließe sich fragen, ob nicht die schöne Literatur zugleich ein geeigneter Austragungsort wäre, diese Vorstellungen des modernen Antisemitismus zu unterlaufen und zu analisieren. Immerhin war die moderne Judenfeindschaft in der Literatur schon lange Thema, etwa in Klassikern des 20. Jahrhunderts wie Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit oder James Joyce’ Ulysses. 1882 veröffentlichte Fritz Mauthner den Roman Der neue Ahasver. Roman aus Jung-Berlin, um, wie er im Vorwort schreibt, dem „Pöbel höherer und niederer Stände, der sein Gift gegen den jüdischen Stamm verschwendet“, etwas entgegenzusetzen.

Paula Wojcik analysiert in ihrer anregenden Untersuchung Das Stereotyp als Metapher. Zur Demontage des Antisemitismus in der Gegenwartsliteratur sechs Romane, die im 21. Jahrhundert erschienen sind und die judenfeindliche Vorstellungen auf der Ebene der Metaphern unterlaufen. Zu den bekannten gehören Michael Chabons The Yiddish Policemen’s Union und Jonathan Safran Foers Everything is Illuminated, andere Titel – wie Mariusz Sieniewicz’ Żydòwek nie absługujemy (Jüdinnen werden nicht bedient) – liegen bislang nicht auf Deutsch vor. Zwar richtet Wojcik ihren Fokus auf die Post-Shoah-Literatur, doch es geht ihr explizit nicht um die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in der deutschsprachigen Literatur, weswegen sie Romane aus den USA, aus Polen und der Schweiz hinzunimmt. Mit Chabons Die Vereinigung jüdischer Polizisten oder Thomas Hürlimanns Fräulein Stark hat sie sich allerdings eine schwere Bürde aufgeladen, denn beiden Texten wurde kurz nach dem Erscheinen vorgeworfen, selbst antisemitische Vorstellungen zu schüren. Dass gerade die Schriftsteller, die im Deutschunterricht wegen ihrer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gelesen werden, selbst nicht frei sind von antisemitischen Vorstellungen, hat 2010 nicht nur der Fall Günter Grass gezeigt. Wojcik geht am Ende in ihrer Studie auf Bernhard Schlink ein, in dessen Erzählung Die Beschneidung der nichtjüdische Protagonist zum Opfer seiner jüdischen Freundin und ihrer Familie wird, indem er „für etwas angegriffen [wird], für das er nichts kann: für seine Herkunft“.

Wojciks anspruchsvolle Analysen versuchen, der Tiefenstruktur des modernen Antisemitismus, des „kulturellen Codes“, gerecht zu werden. So reiche es nicht, lediglich eine positive Darstellung von Jüdinnen und Juden zu geben, was sich als Motiv bereits im 18. Jahrhundert finde. Die antisemitischen Vorstellung müssten selbst demontiert werden. Als „eines der ersten Beispiele einer positiven Hauptfigur“ nennt Wojcik Lessings Stück Die Juden (1754), das sie dem bekannten „mustergültige[n] Toleranzstück“ Nathan der Weise dem Vorzug gibt, weil in Die Juden das stereotype Denken selbst im Fokus der Kritik stehe. Wojcik warnt vor zu großem Optimismus: Selbst eine literarische Dekonstruktion im Sinne einer Sichtbarmachung des Herstellungsprozesses sei allein nicht ausreichend, weil „auch das dekonstruierende Zitieren der Stereotype zu ihrem Fortbestehen“ beitragen könne.

Trotzdem böten Romane, Theaterstücke, Erzählungen ein Potential, denn so wie die Literatur seit mehr als zwei Jahrhunderten einerseits das Denken beeinflusse und mitgeholfen habe, Judenfeindschaft salonfähig zu machen, könnte die Belletristik andererseits das Spiel umkehren. Dabei seien Metaphern „aktiv an der Verarbeitung von Erfahrungen sowie an der Erkenntnisgewinnung“ beteiligt. Zu den grundlegenden Metaphern der Moderne gehört die Vorstellung, menschliche Gesellschaften seien wie ein menschlicher Körper und Menschen wie Pflanzen. Gesellschaftliche Probleme und Krisen erschienen demnach als Krankheiten, Personen, die die Störung tatsächlich verursachten oder nur für sie verantwortlich gemacht werden, werden als Krankheitserreger imaginiert. In Jan Koneffkes Roman Paul Schatz im Uhrenkasten gibt sich ein antisemitischer Arzt, der sich nicht als „Judenfeind“ versteht, zuversichtlich, dass er sich seine Finger „nicht an einem Juden schmutzig machen [müsse]. Das erledigt sich von alleine.“ Die Hauptfigur stellt diese Vorstellung infrage, indem sie sie wörtlich nimmt: „Was hieß das? Mußten alle Juden an einem bestimmten Tag sterben? Fielen sie einfach um wie Eintagsfliegen?“

Jonathan Safran Foers Alles ist erleuchtet, so Wojcik, führe „jegliche Vorstellungen von territorial gebundener Identität ad absurdum“. Zu Beginn des Romans heißt es über das Schtetl, aus dem die Familie der Hauptfigur stammt, dass nicht nur die „Grenzlinie“ ständig verschoben wurde, sondern im 18. Jahrhundert „Räder an die Gebäude [angebracht wurden], um beim ständigen Hin und Her des Schtetls zwischen jüdischem und menschlichem Leben weniger Kraft zu vergeuden“. Zugleich rekonstruiert der Protagonist, der wie sein Autor den Namen Jonathan Safran Foer trägt, den Stammbaum seiner Familie. Allerdings, schreibt Wojcik, ist es am Schluss von Alles ist erleuchtet kein Spezifikum von Jüdinnen und Juden, nicht mit einem Ort verwurzelt zu sein, sondern das Schicksal aller Menschen. Sein ukrainischer Reiseführer Alex schreibt Jonathan später, dass er er sei, „und du bist du, und dass ich du bin, und du bist ich“. „Wir sprechen jetzt zusammen, Jonathan, zusammen und nicht getrennt. Wir schreiben zusammen und schreiben an derselben Geschichte […]“.

Michael Chabons Roman Die Vereinigung jüdischer Polizisten erzählt eine kontrafaktische Geschichte, nach der Alaska zum Zufluchtsort und die neue Heimat der von den Nazis verfolgten Jüdinnen und Juden geworden ist und in der auch die Frage aufgeworfen wird, was wäre, wenn „all die Gerüchte von einer jüdischen Verschwörung wahr wären“. Die bei Chabon dargestellten Jüdinnen und Juden sind alles andere als sympathische Figuren, sie erinnern vielmehr an Kriminalromane Raymond Chandlers. Die vermeintlich „jüdische“ Intrige entpuppt sich im Lauf des Romans allerdings „als eine Farce“, die „tatsächlichen Übeltäter“ stammen aus einer „christliche[n] Vereinigung“.

Wojciks Lektüren sind tiefsinnig und laden zu einer Relektüre der behandelten Romane ein. Über die tatsächliche Wirkung einer „Demontage des Antisemitismus in der Gegenwartsliteratur“ ist damit allerdings noch nichts gesagt. Es bleibt grundsätzlich offen, welche Breitenwirkung die besprochenen Romane entfalten, oder etwas konkreter, inwieweit die literarischen Strategien judenfeindliche Vorstellungen innerhalb der „gebildeten Schichten der Bevölkerung“ unterlaufen können. In diesem Zusammenhang ist es beispielsweise bemerkenswert, dass in der Verfilmung von Alles ist erleuchtet der Großvater des Reiseführers Alex am Schluss als jüdisch erkennbar wird – wohingegen der Roman in dieser Frage nicht eindeutig ist. Ob die „Demontage“ gelingt, kann ohnehin nicht allein werkimmanent, sondern müsste durch Rezeptionsanalysen überprüft werden. Die Gefahr der Belletristik könnte gerade in ihrem besonderen Reiz liegen, dass sie vieldeutig ist, sodass missverständliche Deutungen der Romane, auch eine „Fehlinterpretation“, wirkmächtiger sein könnten als die Interpretationen, die Wojcik favorisiert.

Der Untersuchung ist das berühmte Zitat von Shylock aus Shakespeares Der Kaufmann von Venedig vorangestellt: „Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften?“ Das Zitat wird bis heute als Anklage gegen jede Form von Rassismus gebraucht. Zugleich ist Shylock in Shakespeares Stück keine sympathische Figur, und so überrascht es nicht, dass auch Antisemiten sich durch die Darstellung bestätigt sahen. Dies könnte auch für die Gegenwartsliteratur gelten, und es ist möglich, dass der Reiz und die Gefahr von beispielsweise Chabons Roman Die Vereinigung jüdischer Polizisten darin bestehen, dass er beides zugleich macht – antisemitische Vorstellungen zu kritisieren und sie dennoch zu reproduzieren.

Titelbild

Paula Wojcik: Das Stereotyp als Metapher. Zur Demontage des Antisemitismus in der Gegenwartsliteratur.
Transcript Verlag, Bielefeld 2013.
306 Seiten, 33,80 EUR.
ISBN-13: 9783837622461

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch

Der neueste Kampfbegriff der Hegemonen lautet „elitenfeindlich“.

„Islamophobie“, „Homophobie“ und zunehmend „Islamfeindlichkeit“ und „Fremdenfeindlichkeit“ haben Hochkonjunktur, wenn man Menschen mit anderen Meinungen verunglimpfen will. Schon die griechische Philosophie kannte Misogynie als Angst-Äußerung.

ht, ohne die Religion zu bemühen. Kriege, um die Macht zu erweitern, gab es in der Menschheit schon immer.

Krieg im Namen der Religion

Eine Religion muss aber dafür geeignet sein, dass sie als Begründung für den Krieg angeführt werden kann. Monotheistische, also alleinseligmachende Religionen, insbesondere der Islam, geben das im Gegensatz zum Buddhismus her. Im vergangenheitsbewältigungsversessenen Deutschland würde es sich lohnen, sich das Leben Mohammeds etwas genauer anzuschauen. Von Sklaverei bis Völkermord an einem jüdischen Stamm ist dort alles zu finden, was nicht nur einem politisch Korrekten ein Gräuel sein dürfte. Die Frage ist, warum dies tabuisiert wird. Weil man nicht „islamophob“ sein will?

„Phobie“ als Kampfbegriff

Wenn jemand den Islam als eine totalitäre, unaufgeklärte mittelalterliche Religion betrachtet, wofür es schließlich gute Argumente gibt, welches Recht gibt es, denjenigen als „islamophob“, als „angstgestört“ zu diffamieren?

Viel eher wird umgekehrt ein Schuh daraus: Wer im Zeitalter der vor allem gegen „Glaubensbrüder“ fast ausschließlich von Muslimen begangenen Terrorattentate gegenüber dieser Religion keinen Argwohn entwickelt, der sollte vielleicht seinen Realitätssinn auf ihn beherrschende Ideologien überprüfen, anstatt den Anderen als angstkrank zu diffamieren.

Die sprachbeherrschende PC-Klasse, die sich über alles beklagt, was ihr entgegen gehalten wird, brachte nach der Jahrtausendwende den Begriff der „Phobie“ ein, um ihre politischen Gegner in die Nähe einer Geisteskrankheit zu rücken.

Wo war der „Aufschrei“, als Begriffe wie „Homophobie“ und „Islamophobie“ in die Diskussion eingebracht wurden und sie dann sogar bestimmten? Dabei kannte schon die griechische Philosophie Misogynie als die Äußerung einer Angst.

Wo war der Kampf gegen die Kampfbegriffe der Meinungsführer zur Abwertung abweichender Meinungen? Wo war der Widerstand dagegen, dass Menschen, die eine andere als die herrschende Meinung vertreten, einfach in die Nähe einer Geisteskrankheit gerückt werden?

Diffamierung durch den Begriff „Feindlichkeit“

Heute wird die Phobie oft durch den Begriff Feindlichkeit ersetzt. „Islamfeindlichkeit“, „Fremdenfeindlichkeit“, „Schwulenfeindlichkeit“ und „Frauenfeindlichkeit“ haben Konjunktur, wenn man Menschen mit anderen Meinungen verunglimpfen und ins Abseits stellen will.

Warum erinnert mich die „Phobie“ als Kampfbegriff an „Entartung“, die „entartete Kunst“ im 3.Reich? Vielleicht, weil beide bei von der herrschenden Ideologie Abweichendem als von Krankhaftem sprechen. Und hinter dem Begriff „Feindlichkeit“ steht die „Menschenfeindlichkeit“, wer also die Meinung der herrschenden Ideologie zu diesen Themen kritisiert ist … ein Menschenfeind!

Die politische Klasse

Der Aufschrei der Getroffenen ist stets groß, hätten sie doch nie gedacht, selbst einmal als Phobiker dargestellt zu werden. Die „Kranken“ sind die Anderen. Und wer dies von den Herrschenden behauptet, der wird das büßen.

Aber gibt es sie überhaupt, die politische Klasse? Dazu der „linke“ Chefredakteur Bernd Ulrich auf ZEIT-ONLINE: „Und sie regieren die Republik. Sie dominieren, sie lehren, kontrollieren und kommunizieren, sie sind, kein Zweifel, die kulturellen Hegemonen … Nach Ökologie- und Friedensbewegung kam die Partei. Die Grünen sind keineswegs der einzige, aber gewiss der originärste Ausdruck dieser Generation“, die heute die Gesellschaft beherrscht.

Also sind diejenigen die kulturellen Hegemonen, die bestimmen, was gesagt und gedacht, und insbesondere was nicht gesagt und gedacht werden darf.

Wenn sich da nun alle einig sind, gibt es auch einige, die sagen, mit Hegemonen oder autoritären Herrschern sei eben nicht zu diskutieren. Man merke das ja schon daran, dass sie abweichende Meinungen als Phobien, als krankhafte Ängste definierten und somit eine Diskussion verunmöglichten.

Die selbsternannte „Elite“ teilt aus

Der neueste Kampfbegriff der Hegemonen lautet „elitenfeindlich“. Gehörte es früher, als man noch in der Opposition war, zum Grundinventar der „Linken“, ideologiekritisch und elitenkritisch zu sein, hat sich dies nach der Machtübernahme durch die „Ökobourgeoisie“ geändert. Da man sich nun selbst als Elite wähnt, muss Elitenkritik als elitenfeindlich klassifiziert werden. Das ist in einer Weise durchsichtig, dass schon allein ein derartiges Vorgehen genügt, um die Elitenkritik zu bestätigen.

Noch ein paar Worte zu dem Vorwurf, dass Medien „neurechte Beiträge“ bringen. Darf ich den Vorwurf so verstehen, dass nur „altlinke“ Beiträge veröffentlicht werden dürfen? Und wer bestimmt, was „neurechts“ ist? Ist praktischer Weise alles „neurechts“, was nicht „alt-grün-links“ ist? Bestimmen das „Linke“ und sagen dann, alles was nicht ihrer Meinung entspricht, müsse boykottiert werden?

Die Leser von TE

Mehr Meinungsvielfalt tut der Meinungsbildung immer gut, auch bei Tichys Einblick und auch wenn dies nicht alle gleichermaßen schätzen. Aber ein großer Teil der Menschen ist eben darüber erbittert, dass sie ihre eigene Meinung in herkömmlichen Medien abgewertet oder als „angstgestört“ bezeichnet wiederfinden, so dass sie einfach die Nase gestrichen voll haben und ein Medium wünschen, mit dem sie sich voll identifizieren können und das seriös ist. Dafür nehmen viele Tichys Einblick an – die oft sehr persönlichen Leserkommentare dokumentieren dies nachdrücklich.

Wenn es also die kulturelle Hegemonie einer „grün-linken“ „Ökobourgeoisie“ gibt, sollte es dann in einer Demokratie keinen Minderheitenschutz für anderes Gedankengut geben? Minderheitenschutz ist doch ein originäres Thema der Hegemonen – oder? Nur für die Opfer, die sie selbst auserkoren haben?

Dumm läuft es, wenn sich die Opfergruppen der Political Correctness gegenseitig bekriegen und sich dann „Rassismus“ vorwerfen. Wenn also muslimisch-arabische Jugendliche Aggressionen gegen Homosexuelle, Frauen und Juden ausüben, dürfen diese dann sagen, die Gewalt geht von muslimischen Arabern aus? Nein, natürlich nicht, denn das wäre „islamophober Rassismus“. So beißt sich die Katze in den Schwanz.

Die neuen Totschlagsargumente

Ideologische Begriffe wie „Rassismus“, X-Phobie und Y-Feindlichkeit fungieren heute als Totschlagargumente, um das Aussprechen unerwünschter Wahrheiten zu unterdrücken, den Gegner auszugrenzen und abzuwerten. Also genau das, was die „Political Correctness“ unbedingt vermeiden will, betreibt sie selbst exzessiv. Es ist das bigott Pharisäerhafte, was viele Menschen auf die Palme treibt.

So geht das nicht, liebe Hegemonen. Eure ideologischen Kampfbegriffe werden euch früher oder später selbst auf die Füße fallen. Und dann: Aua!

Die linken Verlierer der US-Präsidentschaftswahlen sollten aufhören zu schäumen, zu weinen und zu drohen. Sie benehmen sich wie Kleinkinder, denen man den ­Schnuller weggenommen hat.

bazonline.ch

Eugen Sorg

Die linken Verlierer der US-Präsidentschaftswahlen sollten aufhören zu schäumen, zu weinen und zu drohen. Sie benehmen sich wie Kleinkinder, denen man den ­Schnuller weggenommen hat.

 

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Ob man ihn verabscheut oder liebt, Trump wurde klar und nach allen gültigen Regeln gewählt.

Ob man ihn verabscheut oder liebt, Trump wurde klar und nach allen gültigen Regeln gewählt. Bild: Keystone

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Noch immer weigern sich etliche Zeitgenossen, die Wahl des New Yorker Immobilienlöwen Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA zu akzeptieren. Putins Hacker, «Fake News»-­Produzenten rechtspopulistischer Medien, der hinterhältige FBI-Chef Comey hätten das Abstimmungsverhalten auf illegitime Art beeinflusst – alle anderen werden für die Niederlage Hillary Clintons verantwortlich gemacht, nur nicht die unpopuläre Kandidatin selber und die gescheiterte Politik ihrer Partei.

Kürzlich keimte bei den Verlierern für einen Moment die Hoffnung auf, Trump doch noch verhindern zu können. Das Online Magazin BuzzFeed publizierte ein Dokument, das den künftigen ­Präsidenten aufs Äusserste kompromittierte. Er soll 2013 in Moskau Prostituierte dafür bezahlt haben, dass sie auf das Bett in jener Luxussuite urinierten, in dem zuvor das Ehepaar Obama genächtigt hatte. Die Anschuldigungen beriefen sich ausschliesslich auf anonyme, unüberprüfbare Quellen und waren widersprüchlich, grotesk und hanebüchen.

Erfüllt Trump seine Versprechen nicht, wird er wieder nach Hause geschickt.

Als auch noch der Autor des Berichts bekannt wurde, ein ehemaliger Spion des britischen Geheimdienstes MI6, der sein Geld damit verdient, für reiche Auftraggeber Schmutz-­Dossiers von politischen Gegnern zu verfassen, verschwand die Freude der Trump-Hasser ­wieder. Das Elaborat hatte den letzten Rest an möglicher Glaubwürdigkeit verloren. Der einzige Grund ­seiner Existenz war offensichtlich ein zynisches politisches Kalkül: Egal wie falsch, hässlich und absurd die Anschuldigungen sind, etwas bleibt immer hängen.

Die linken Wahlverlierer sollten aufhören zu schäumen, zu weinen und zu drohen. Sie benehmen sich wie Kleinkinder, denen man den ­Schnuller weggenommen hat. Ob man ihn verabscheut oder liebt, Trump wurde klar und nach allen gültigen Regeln gewählt. Seine Republikaner haben die Mehrheit in beiden Kammern und stellen die Mehrheit der Gouverneure im Land. Wer Gesetz und Demokratie respektiert, akzeptiert diese Tatsache. Alle zwei Jahre sind Parlamentswahlen, alle vier wird ein neuer Präsident gewählt. Erfüllt Trump seine Versprechen nicht, wird er zuerst ausgebremst und dann wieder nach Hause geschickt. So funktioniert Demokratie. (Basler Zeitung)

http://bazonline.ch/ausland/amerika/schmutzdossier/story/13475071

Links-grüne mediale Herrschaft muss auf dem Boden einer Debating Culture infrage gestellt werden

Von Bassam Tibi.

Die EU hat für die Flüchtlingskrise ausser frommen Sprüchen keine Strategie zu bieten. Mit Gesinnungsterror wird jede freie Diskussion über das Thema unterdrückt.

Seit Beginn dieses Jahrhunderts und extrem seit der sogenannten Flüchtlingskrise von 2015/2016 befindet sich Westeuropa vor einer existenziellen Herausforderung durch eine demografische Explosion. Diese findet ausserhalb der europäischen Grenzen statt, trifft Europa aber ins Knochenmark dadurch, dass sie in sein Territorium eindringt. Die Bevölkerung der Region des Nahen Ostens und Nordafrikas hat sich in den wenigen vergangenen Jahrzehnten beinahe verdoppelt. Diese demografische Explosion wird unglücklicherweise von wirtschaftlicher Stagnation aller Länder der Region sowie durch einen politischen Rückfall in mittelalterlich-despotische Herrschaftsstrukturen begleitet. Die verzweifelten Nahost-Muslime suchen nach einem «Outlet» und glauben, dies in Europa zu finden; sie kommen zu Millionen und Europa ist auf diese demografische Lawine nicht vorbereitet.

In dieser Atmosphäre fand der Arabische Frühling statt und bot einen Hoffnungsschimmer für Freiheit, Demokratie und Entwicklung. Statt­dessen erfolgte Staatszerfall, woraus innere Kriege in Libyen, Syrien, Irak und Jemen resultierten, deren Ende nicht in Sicht ist. In den nächsten Jahren werden weitere nahöstliche Staaten folgen, vorrangig die Türkei und möglicherweise Ägypten und Algerien. Zur Globalisierung unserer Zeit gehört der Missstand, dass andere Staaten die Zeche für diese Fehlentwicklung im Nahen Osten zu zahlen haben, konkret ist hier Westeuropa angesprochen.

Fromme Sprüche

Die grosse Bedrohung Europas seit dem Zweiten Weltkrieg bildet die gegenwärtige Krisensituation der Völker­wanderungen, die unter dem Namen Flucht aus Nordafrika, Nahost, Zentralasien und Schwarzafrika in Richtung Europa erfolgen. Bisher kamen mehr als zwei Millionen Menschen, weitere Millionen sitzen auf ihren Koffern, um nach Europa zu gelangen. Ich habe es mehrfach persönlich beobachtet, wie die in Europa Ankommenden ihren Clan-­Angehörigen berichten, wie «toll» es ihnen in Europa gehe; sie schneiden auf über das angebliche Paradies und laden zum Nachziehen ein. Das europäische Recht auf Familienzusammenzug er­­laubt dies, ja fordert es.

Auf diese Herausforderungen hat die EU ausser frommen Sprüchen wie «Solidarität» keine Strategie zu bieten. In Europa ist in den vergangenen Jahren ein politisch korrektes vorherrschendes von Linksgrünen bestimmtes Narrativ entstanden, das mit Gesinnungsterror jede freie Diskussion über die hier behandelte Thematik verbietet.

Jenseits jeder Migrations-Romantik muss man zunächst einräumen, dass die westeuropäische Bevölkerung in ihrer demografischen Entwicklung stagniert. Hierdurch entstehen demografische Wachstumsdefizite in Westeuropa verbunden mit dem Bedarf an Einwanderern. Jedoch brauchen die technisch komplexen westeuropäischen Gesellschaften hoch ausgebildete Arbeitskräfte und keine Armutsflüchtlinge, die Parallelgesellschaften in europäischen Grossstädten bilden und das Sozialsystem erheblich belasten.

Entwicklung muss gesteuert werden

Zuwanderung wäre, wenn gesteuert, eine Bereicherung für Europa, ebenso wie zunehmende kulturelle Vielfalt. Dies ist jedoch nur durch kontrollierte Öffnung der Grenzen als Norm der Globalisierung möglich; diese Entwicklung muss durch die betroffenen Staaten gesteuert werden. Wer sich aber gegen diese Entwicklung erhebt und widerspricht, riskiert es, mit den Keulen des «Populismus», «Rassismus» und der «Islamophobie» erschlagen und mundtot gemacht zu werden.

Die Deutschen sind nicht nur im Fussball Weltmeister, sondern auch in der Ideologisierung der Problematik der Zuwanderung. Ein Beispiel hierfür ist der deutsche Professor Herfried Münkler. In dem Buch «Die neuen Deutschen» des Ehepaars Münkler werden Zuwanderer upgegradet, ohne eine eindeutig definierbare Bestimmung. Die anderen Gesinnungsethiker der Willkommenskultur nennen sie die «neuen Bürger». Wenn man unter Bürger Citoyen/Citizen versteht, dann erfüllt keiner der circa zwei Millionen Flüchtlinge diese Bestimmung. Solange Islam- Gemeinden in Europa das Integrationskonzept des Euro-Islam bekämpfen und in Parallelgesellschaften leben, können islamische Zuwanderer keine europäischen Citoyens werden.

Verantwortungsethisch gilt es, eine rechtliche, soziale und politische Einordnung der Flüchtlinge vorzunehmen. Es ist von zentraler Bedeutung, die Aufnahmegesellschaft und ihre Identität selbst zu definieren. Die Linksgrünen neigen dazu, langfristig die einheimische Bevölkerung in eine Minderheit zu verwandeln. Im Gegensatz zu Mig­ranten wird Europäern eine eigene Identität untersagt. Dazu kommt der Unterschied zwischen Einwanderung und Zuwanderung, den die Münklers in ihrem Buch ausblenden. Dagegen muss klargestellt werden, ob die Aufnahmegesellschaft ein Ein- oder ein Zuwanderungsland ist.

Statistisch und politisch charakterisiert sich Merkels Deutschland im Zeitraum 2015/2016 dadurch, dass es als ein Zuwanderungsland einzuordnen ist – auch ein Top-Aufnahmeland. Es nimmt Millionen Menschen ohne eine klare Bestimmung, ja sogar ohne Papiere, in sein Territorium auf. Im Rahmen einer Willkommenskultur erfolgt dies auf eine auffällig naturwüchsige Weise.

Sechs Einordnungs-Kategorien

Ein Zuwanderungsland lässt nicht nur beliebig Menschen, die keine Bürger sind, hinein, sondern hat auch darüber hinaus kein Policy-Konzept für den Umgang mit diesen Menschen beziehungsweise wie sie in das bestehende Gemeinwesen eingegliedert werden können. Die USA, Kanada und Australien sind klassische Einwanderungsländer, wohingegen Deutschland das prominenteste Zuwanderungsland der Welt ist; prominent deshalb, weil es statistisch gesehen mehr Migranten als selbst die USA aufnimmt. Alleine Hamburg nimmt pro Jahr die Hälfte der Zahl von Migranten (35’000) auf, die die USA in einem Jahr aufnehmen (70’000).

Fremde, die das Territorium eines anderen Landes betreten, müssen eine klare soziologische und juristische Bestimmung haben. Für diese Fremden gibt es fachlich sechs Einordnungs-Kategorien: 1. Gastarbeiter, 2. Migranten als Einwanderer (erwünscht), 3. Migranten als Zuwanderer (unerwünscht), 4. Illegale Armutsflüchtlinge, 5. Kriegsflüchtlinge nach internationalem Recht und 6. politisch verfolgte Individuen, die das Recht haben, nach Art. 16 GG Asyl zu bekommen. Diese Kategorien sind nicht vertauschbar; ein Asylant ist zum Beispiel kein Migrant. Eine humanitäre Politik kann keine Einwanderungspolitik ersetzen. Dieser internationale Standard des Wissens über den Gegenstand scheint heute in Europa nicht zu gelten, weil es der linksgrünen Ideologie widerspricht.

Als ein Beispiel für Kategorie 1, das heisst die Gastarbeiter, kann man Türken, Spanier und Italiener nennen, die nach 1960 rechtlich befristet in die Schweiz und nach Deutschland kamen. Die verbliebenen fünf Kategorien werden in Deutschland durcheinander­gebracht und in den Topf «Asylsuchende» geworfen. Es ist einfach lächerlich, wie der deutsche Staat aufwendige Verfahren zur Stellung und Überprüfung von Asylanträgen durchführt, die im Resultat wertlos bleiben. Denn ein negatives Ergebnis ändert nichts daran, ob die angenommenen und abgelehnten Asylsuchenden im Lande bleiben dürfen oder nicht. Abgelehnte Asylbewerber (zurzeit in Deutschland circa eine halbe Million) bekommen zunächst Duldungsstatus, der nach wenigen Jahren mit einem Daueraufenthaltsrecht mit einem weiteren Recht auf vollen Zugang zu sozialstaatlichen Leistungen verbunden ist.

Die Libanesen von Essen

Ich möchte die Stadt Essen als ein Beispiel anführen: Ein Drittel der dort seit dem Libanon-Krieg 1975–1990 lebenden Libanesen wird seit drei Generationen rechtlich nur «geduldet». Diese abgelehnten libanesischen Asylbewerber leben in einer Parallelgesellschaft in ihren Clans von der Kriminalität. Es stellt sich die zynische Frage: Warum werden solch aufwendige Asylverfahren durchgeführt, wenn sie gar keine Auswirkung haben? In einem FAZ-Artikel hierüber wird vermutet, dass die neuen Migranten «dem libanesischen Modell von Essen folgen werden».

Die Diskussion darüber, ob die Flüchtlinge gut oder schlecht für Europa seien, wird vorwiegend gesinnungsethisch, nicht verantwortungsethisch geführt. Ich führe knapp an, worin der Unterschied nach Max Weber besteht. Zur Verantwortungsethik gehören drei Qualitäten: «1) Verantwortungsgefühl, 2) Augenmass, 3) Leidenschaft im Sinne von Sachlichkeit». Dagegen beruht Gesinnungsethik nach Weber auf der «Romantik des intellektuell interessanten», die «irrationale Taten» hervorruft. Zur Gesinnungsethik gehört auch ein Moralisieren, das die Welt in «Gutes und Böses» manichäisch zweiteilt, nach der Logik, dass «aus Gutem nur Gutes, aus Bösem nur Böses» kommen könne. Diese Denkweise dominiert das Denken der Kanzlerin.

Asyl ist kein Gruppenrecht

Gesellschaftlich ist es neben der Differenzierung zwischen Ein- und Zuwanderung erforderlich, auch zwischen humanitärer und Einwanderungspolitik zu unterscheiden. Es ist unbestreitbar, dass politisch Verfolgte ein Recht auf Asyl haben – dieses Recht ist aber ein individuelles und kein Gruppenrecht. Die Anmerkung einer politischen Verfolgung verleiht dem Antragsteller zudem keinen Dauerstatus, ist also keine Einwanderung. Denn das Asylrecht berechtigt nur zu einem zeitlich begrenzten Aufenthalt. Zuwanderung ist naturwüchsig und chaotisch, so wie in Deutschland von September bis Dezember 2015, als Grenzkontrollen abgeschafft wurden und 1,5 Millionen Menschen unkontrolliert kamen. Einwanderung erfolgt dagegen erstens nach Bedarf der Aufnahmegesellschaft und zweitens mit dem Ziel, die eingewanderte Person auf Dauer zum individuellen Mitglied des Gemeinwesens zu machen. Ein Bürger-Status als Citoyen muss durch Arbeit erworben werden und kann nicht geschenkt werden, so wie Gesinnungsethiker dies tun, wenn sie Flüchtlinge, die nicht einmal die Landessprache sprechen, zu «neuen Bürgern» hochstufen.

Ausser der oben erläuterten Unterscheidung zwischen Einwanderungspolitik und Zuwanderung sowie zwischen dieser und humanitärer Politik kommt noch folgender Faktor hinzu: «national interest». Islamisten werden in vielen ihrer eigenen islamischen Länder verfolgt. Dennoch sollte man ihnen kein Asylrecht in Deutschland gewähren, weil sie ein sicherheitspolitisches Risiko bilden. Man muss dieses Tabu brechen und sagen, dass auch bei der humanitären Politik Sicherheitspolitik gleichrangig eine Rolle spielen muss, wenn der Rechtsstaat keine Selbstverleugnung betreiben will.

65 Millionen Menschen auf der Flucht

Nach den Angaben des UNHCR gab es 2015 58 Millionen Menschen, die auf der Flucht sind. Im Jahr 2016 ist die Zahl sprunghaft auf 65 Millionen angestiegen. In der ersten Oktoberwoche 2016 hat Amnesty International einen Anklagebericht gegen «reiche Länder» veröffentlicht, die nicht bereit sind, diese Flüchtlinge unbegrenzt aufzunehmen. Meine Reaktion darauf ist: Das ist der reine Wahnsinn. Jeder Mensch, der ein wenig Ahnung von sozialen Systemen hat, muss doch wissen, dass jedes soziale System «self-maintenance», also Selbstbehauptung zur weiteren Existenz, erfordert. Europa würde bei der Aufnahme von 65 Millionen Flüchtlingen nicht mehr als Kontinent mit eigener zivilisatorischer Identität existieren. Diese Tatsache muss man frei aussprechen dürfen, ohne als «Populist» beschimpft zu werden.

Die grösste Bedrohung für Europa ist nicht die Völkerwanderung aus der Welt des Islam, sondern der postmoderne kulturrelativistische Nihilismus, der jeden Wertebezug als Rahmen für Identität in Europa verleugnet. Dieser Verlust an Identität betrifft zwei zen­trale Eigenschaften der kulturellen Moderne Europas: Diese sind Laizität und säkulare Demokratie der Individuen, nicht der Kollektive. Die «neuen Deutschen» bringen eine Weltanschauung mit, die beide verleugnet.

Integration erfolgt immer in etwas, das heisst in ein Gemeinwesen mit kultureller Identität. Wenn Deutschland seine Identität verleugnet, ist die Folge klar: eine Unfähigkeit zur Integration. Die Frage stellt sich dann: Wohin gehören die regierungspropagandistisch als «die neuen Deutschen» (Münkler) deklarierten Menschen, wenn das Land ihnen keine Identität bietet? Sie, die sich ausgegrenzt fühlen, werden eine Alternative suchen: Diese ist der Scharia-Kopftuch-Islam als Identität, die in einer Parallelgesellschaft gepflegt wird.

Die gegenwärtige Völkerwanderung aus der Welt des Islam nach Europa ist ein politisch-soziales Phänomen, kein unbeeinflussbares Naturereignis. Europa kann sich wehren:

Links-Grüne Keulen

1. Links-grüne mediale Herrschaft muss auf dem Boden einer Debating Culture infrage gestellt werden, um die europäisch politische Kultur der Redefreiheit wiederherzustellen. Anstelle von Battle Slogans (Kampfbegriffe) und «innerer Zensur» (Adorno) muss es möglich sein, «unbequeme Gedanken» über die Völkerwanderung aus der Welt des Islam zu äussern, ohne dass dies von Links-Ggrünen mit Keulen «gereizt geahndet» (Adorno) wird.

2. Europa muss sich von einem Zuwanderungs- zu einem Einwanderungskontinent entwickeln und eine Policy für diesen Wandel entfalten. Auch muss zwischen Einwanderung und humanitärer Politik unterschieden werden. Humanitäre Politik ist eine Pflicht, aber hierfür gibt es Kapazitäten, die der globale besorgte Gutmensch nicht anerkennt, weil dieser die Pro­bleme aller Welt auf dem deutschen Territorium lösen will. Europa muss sich das Recht nehmen, seine Grenzen zu kontrollieren und zu bestimmen, wer ins europäische Haus kommt.

3. Ohne ein Integrationskonzept, das politische, wirtschaftliche und kulturelle Voraussetzungen erfüllt, werden die Newcomer ihre eigenen Parallelgesellschaften bilden. Unterbringung und Sprachkurse bieten keine Integration.

Der schlimmste Feind Europas lebt im Inneren: Gesinnungsethik und die manichäische Zweiteilung der Welt in gut (nichteuropäisch, links) und böse (das «dunkle Deutschland», so Bundespräsident Gauck). Ich habe Max Weber zitiert, dass nach dem Gesinnungsethiker «aus Gutem nur Gutes und aus Bösem nur Böses» kommen könne. Denn «oft ist das Gegenteil» wahr. Weber fügt hinzu: «Wer das nicht sieht, ist in der Tat politisch ein Kind.» Das ist ein vernichtendes Urteil über die heutige politische Kultur Europas.

Bassam Tibi ist emeritierter Professor für Internationale Beziehungen in Göttingen.

Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 9.1.2017. Siehe auch diese Beiträge der Basler Zeitung:

Diese Männer denken: Deutsche Frauen sind Schlampen

Millionen Afrikaner sitzen auf ihren Koffern

V.S. Pritchett: Semi-Heroes

Semi-Heroes

Personal Impressions

by Isaiah Berlin
Viking, 219 pp., $13.95

Among men of learning in history and philosophy Isaiah Berlin is probably the most captivating expositor of ideas in the English-speaking world. The subject of Personal Impressions is men and women inhabited by intellects that blend with or distort their characters and become important personal visions. Berlin is an impressionist only in the sense that his impressions are argued and cut deep. He entices us to keep up with his fast conversation. As Noel Annan says in his long and searching introduction to this collection of Berlin’s memoirs of such figures as Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt, Chaim Weizmann, L.B. Namier, Felix Frankfurter, Maurice Bowra, Einstein, Aldous Huxley, the Oxford philosophers, and, in Russia, of Pasternak and Akhmatova:

Nobody in our time has invested ideas with such personality, given them a corporeal shape and breathed life into them more than Isaiah Berlin; and he succeeds in doing so because ideas for him are not mere abstractions. They live—how else could they live?—in the minds of men and women, inspiring them, shaping their lives, influencing their actions and changing the course of history. But it is men and women who create these ideas and embody them.

“Life,” Berlin has said, “may be seen through many windows, none of them necessarily clear or opaque, less or more distorting than any of the others.” He makes his stand on pluralism—a word which has been debased by those of us who cannot make up our minds and find everything “relative.” For him, as Noel Annan says, pluralism means “acceptance of a multitude of ideals appropriate in different circumstances and for men of different callings.” And later on he adds, “for unless society acknowledges that men both do and should live according to different ideals, the men and women within it will not be free.” Berlin is indeed a man of passion—as the essay on Chaim Weizmann shows—and indeed of something approaching compassion in dealing with the disposition of a cantankerous and distinguished historian like Namier. The portrait studies in this book are critical impressions: they seek to separate the praiseworthy impulse from what is dubious, but not in the bland conventions of the Memorial Service.

Berlin’s sense of humor—sometimes extravagantly Russian—preserves a frank delight in human contradiction. He is really concerned with the essences or forces that formed outstanding people, and though he is a man of praise he is sharply aware of the difference between the awful, the bad, or the downright evil. All this is conveyed in a conversational style famous for its long, caravanning sentences, “clause upon clause” (as Noel Annan says), “the predicate lengthening out into a profusion of participles.” Or perhaps he should be compared to Seurat peppering his canvases with

a fusillade of adjectives, epithets, phrases, analogies, examples, elucidations and explanations so that at last a particular idea, a principle of action, a vision of life, emerges before our eyes in all its complexity; and no sooner have we comprehended it than he begins using the same methods to create a conflicting or, it may be, a complementary vision of life, so that by contrast we may understand the first conception better. He will always use two words where one will not do.

His writing has all the élan of conversation.

Style is a major key. Prose style and, above all, style of character, play a complementary part in his examinations of his people. Herbert Read once attacked Churchill’s prose, saying his eloquence was false and artificial, the images “stale, the metaphors violent…a volley of rhetorical imperatives…and an aggrandisement of the self.”

But Berlin understands that the manner of the 1914 generation had greatly changed. He understands Read’s hostility but disagrees. Churchill’s style, he says, was a deliberate return to a “formal mode…which extends from Gibbon and Dr. Johnson to Peacock and Macaulay, a composite weapon created by Churchill in order to convey his particular vision.” There was no “escapism” in it. It was the vehicle of a romantic vision of history that reflected the formation of his own vision. He saw history and life as a pageant; the moments of comedy were necessarily uttered in the formal mock-heroic manner, for example in phrases when he says he views this or that aberration “with stern or tranquil gaze,” or that any “chortling” over the failure of a chosen scheme “will be viewed with great disfavor by me.” Watch Berlin’s own remarkable and sinuous style examining Churchill’s:

[Churchill’s] eye is never that of the neatly classifying sociologist, the careful psychological analyst, the plodding antiquary, the patient historical scholar. His poetry has not that anatomical vision which sees the naked bone beneath the flesh, skulls and skeletons and the omnipresence of decay and death beneath the flow of life. The units out of which his world is constructed are simpler and larger than life, the patterns vivid and repetitive like those of an epic poet, or at times like those of a dramatist who sees persons and situations as timeless symbols and embodiments of eternal, shining principles. The whole is a series of symmetrically formed and somewhat stylised compositions, either suffused with bright light or cast in darkest shadow, like a legend by Carpaccio, with scarcely any nuance, painted in primary colours, with no half tones, nothing intangible, nothing impalpable, nothing half spoken or hinted or whispered: the voice does not alter in pitch or timbre.

The long essay proceeds to an elaborate comparison of the temperaments of Churchill and Roosevelt. Both were romantics; Churchill’s imagination was formed by the nineteenth century, Roosevelt’s by the twentieth. He was “optimistic, episcopalian, self-confident, cheerful, empirical, fearless, steeped in the ideas of social progress,” and he believed in improvisation. Churchill “believed in institutions, and the permanent character of races and classes and types of individuals.” And Churchill’s private office was run in a sharply disciplined manner but—splendid under-statement—“his habits, though unusual, were regular,” whereas Roosevelt was all for flexibility. His bureaucracy was “somewhat chaotic.” He maddened institutional authority “but it is doubtful whether he could have achieved his ends in any other way.” And a fundamental pluralist judgment concludes these two éloges: it is possible to reject the strait-jacket of doctrine and “to reconcile individual liberty” in the end “with the indispensable minimum of organizing and authority.”

Isaiah Berlin’s habit of qualification and re-qualification does not leave him afloat in impartiality. He feels and illuminates the passions he admires and nowhere so strongly as in the portrait of Chaim Weizmann. As a historian Berlin knows why the isolating situation of the Eastern European Jews was a potent source of Zionism and, with some irony, he puts aside the view of Marx and Tolstoy who believed that the impersonal forces of history are more decisive than “great men.” Weizmann had the distinguishing mark of greatness: “active intervention makes what seemed highly improbable in fact happen”—in his case the creation of the state of Israel. I have never read so full and lucid a study of the rise of Zionism and its social and psychological ironies and conflicts, though I am certainly not equipped to offer an opinion on the cold-shouldering of Weizmann’s cause by post-Churchillian British governments. The almost tragic irony of this hero’s case is that Weizmann, both as a scientist and as a man, quite simply adored England and, as Berlin says, invested “far more of his emotional capital in his friendship for England than, I think, he realised.” He was a great charmer.

He valued especially the tendency toward instinctive compromise, whereby sharp edges are not indeed planed away, but largely ignored by both sides in a dispute if they threaten to disrupt the social structure too widely, and break down the minimum conditions for common life.

And when Britain disappointed him, he wondered whether British imagination and appetite for life were dying: his followers began to look on his Anglophile policy as bankrupt and he became a tragic figure. Western statesmen often saw him as an inexorable ancient prophet, a man who craved virtue, and they often feared that an interview with him might “prove altogether too much of a moral experience.” He admired courage, dependability, and practical judgment; the stock subject of mocking skeptical Jewish humor distressed him. The settlement was to be the cure of the neuroses of the ghetto. But Weizmann was without pathos and for Berlin he was the first totally free Jew of the modern world—an eloquent conclusion that reveals a strain of romanticism or, at any rate, a response to the visionary which is aroused in many of Berlin’s subjects.

The most edgy of Berlin’s semi-heroes is the historian L.B. Namier, who worshiped Weizmann until the inevitable quarrel. With whom did Namier not quarrel! A hypnotic dazzling non-stop talker, Namier drew breath by making a “mooing sound” which blocked the gaps between his sentences and so prevented interruption. He loathed historians who invoked the influence of ideas—Marx above all, whom he described as “a typical Jewish half-charlatan”—put his faith in Freud and psychological influences, and spoke with the controlled ferocity of one who hated doctrine with the tenacity of the doctrinaire. He worshiped the English aristocracy, whom he regarded as above all the resistance to Zionism, but pursued British officials with relentless personal contempt. Berlin suspects Namier of having daydreams of being the D’Annunzio of the movement. Like Marx, he “fascinated and oppressed his interlocutors.” This most distinguished man was a bore from whom people fled and it was really not surprising that he was never given a Chair at Oxford, although he was greatly honored elsewhere. Yet—and this is the heart of Berlin’s alert sympathy for this ponderous man—Berlin was not bored by him. He saw that Namier had the Romantic pride and yet as a historian was a deflater; that for years he had lived in bitter personal unhappiness; he was unworldly and innocent, easily deceived, though he mellowed after his happy second marriage. The conclusion is that Namier was an amateur: a “man who thinks more of himself than about his subject.” His conversion to Christianity of course ended his friendship with Weizmann.

The portraits of the Oxford philosophers which follow are of distinguished men who may be only names to the general reader, but there is a similar mixture of personality and debate in Berlin’s studies of them. The most impressive narratives in this book are of Berlin’s visits to the Soviet Union in 1945 and 1956. He had not seen Russia since he left as a boy of ten in 1919. The spell of his boyhood language reawakened his love of Russian literature, especially of its poetry, and brought him an intimacy with Pasternak and Akhmatova, the two survivors of what he calls the “second Renaissance” in Russian literature which had begun in the Nineties.

Their vivid portraits are the high moments of this essay. Both were tormented, alone, and suffered from the persecution, ostracism, and suspicion of Stalin and the Party. Pasternak had once been described as looking like an Arab on his horse:

…he had a dark, melancholy, expressive, very racé face…. He spoke slowly, in a low tenor monotone, with a continuous, even sound, something between a humming and a drone, which those who met him almost always remarked; each vowel was elongated as if in some plaintive, lyrical aria in an opera by Tchaikovsky, but with more concentrated force and tension.

Tension is the key word, for he was often defensive or prickly in the course of his many meetings with Berlin, who admired one of his early books, The Childhood of Lüvers. Pasternak said that he was sure Berlin’s real opinion was that it was modernist and selfconscious.

“No, no, don’t deny it, you do think this and you are absolutely right. I am ashamed of them—not of any of my poetry, but of my prose…. But now I am writing something entirely different, something new, quite new, luminous, elegant, well-proportioned, classically pure and simple…and this will be my last word, and most important word, to the world.”

He was drafting what was later to become Dr. Zhivago. The droning talk would often overflow, the lucid passages would become wild. It reminded Berlin of the talk of Virginia Woolf who, too, “made one’s mind race and obliterated one’s normal vision of reality in the same exhilarating and, at times, terrifying way.” Pasternak was deep in Proust, Ulysses, and Rilke, and talked of a host of others in these literary conversations, which always took place before a polished desk without a book or a scrap of paper on it. From time to time he became ecstatic and prophetic: he told the now well known story of Stalin’s telephone call asking whether Pasternak was present on the occasion when Mandelstam had recited his lampoon on the tyrant. Pasternak ignored the question and replied that Stalin and he must meet at once, for everything depended on it, “they must speak of ultimate issues about life and death.” Stalin wanted a plain Yes or No to his question and rang off.

Pasternak was very sensitive to the charge of accommodating himself to the Party and was afraid that his survival was thought to be due to this. He taunted Berlin for being bemused and not seeing that everything in Russia was disgusting and an “abominable pigsty.” Pasternak was an insistent Russian patriot, to the extent of feeling himself in the “true tradition” which culminated with Slavophils—“not to the liberal intelligentsia, which, as Tolstoy maintained, did not know what men lived by.” Pasternak’s desire to be thought of as a writer with deep Russian roots was even obsessive. He described himself as an idiosyncratic Christian and his attitude to his Jewish origins was negative. Berlin’s earlier discussions of the tensions between the Zionists and the assimilated Jews in the essays on Weizmann, Namier, and Einstein come to mind here, but Pasternak avoided the subject: “he was not embarrassed by it, but he disliked it: he wished the Jews to assimilate, to disappear as a people.”

Akhmatova, who lived in Leningrad, and he were devoted friends, often in dispute, especially about Chekhov. For Pasternak, Chekhov was unlike all other Russian writers, who preached too much. He was “a pure artist…he is our answer to Flaubert.” Akhmatova said that Chekhov’s universe was “drab; the sun never shone, no swords flashed, everything was covered by a horrible grey mist…a sea of mud…a travesty.”

The meetings with Akhmatova are the most emotional and moving in this book. The first meeting was interrupted by the grotesque appearance of Randolph Churchill on the scene, a farce that was to turn, as is only too familiar in Soviet life, into a disastrous occasion. There was further persecution of the poet by the secret police. (Randolph Churchill had been followed to her house when he was trying to get in touch with Berlin, and was drunk as usual; Berlin, being a temporary employee of the British embassy, was assumed, as all people in foreign embassies were, to be a spy.)

Akhmatova was living in the upper room of the palace that had belonged to the Sheremetev family, but most of the furniture had been sold or looted during the siege and the severe looking gray-haired poet rose to meet him and talk, as he says, like a “princess in exile.” On the second visit she recited some of her poems, saying, “Poems like these, but far better than mine, were the cause of the death of the best poet of our time, whom I loved and who loved me”—and broke down in tears, but whether she spoke of Gumilev or Mandelstam Berlin could not say. Then she read Requiem and spoke of the awful years 1937-1938 when her husband and son were sent to prison camps. (She was later to be denounced by Zhdanov as “half nun, half harlot,” in the course of his condemnation of the “formalists” and decadents. Very soon she was denouncing Chekhov’s “mud-coloured world”—as Pasternak had said she would—and attacked Tolstoy’s Anna Karenina.

Why should Anna Karenina have to be killed? As soon as she leaves Karenin,…she suddenly becomes a fallen woman in Tolstoy’s eyes, a traviata, a prostitute. Of course there are pages of genius, but the basic morality is disgusting…. Tolstoy is lying: he knew better than that. The morality of Anna Karenina is the morality of Tolstoy’s wife, of his Moscow aunts.

The visit lasted long into the night and went on late into the morning of the following day. She spoke of Leningrad as the graveyard of her friends and of the unrelieved tragedy of her life; but there was no talk of flight or emigration; whatever happened to her she would stay in Russia. The day Berlin left Leningrad uniformed men were placed outside the entrance to her staircase and a microphone was screwed into the ceiling of her room to frighten her. In 1965 when she was allowed to go to Oxford to receive an honorary degree she told him of the consequences of his visit.

She blamed her disgrace on Stalin’s paranoia and said that the fact of Berlin’s visit “had started the cold war, quite literally, and changed the history of mankind.” Was paranoia feeding on paranoia? It was present in Dostoevsky, one remembers, and she worshiped Dostoevsky. Was she a visionary or a fantasist? Berlin makes an important distinction. Her suspicions of poisonings, her belief that her meeting with him had been decisive for the cosmos, had no apparent justification in fact, but they were not senseless. They were intuitive:

They were elements in a coherent conception of her own and her nation’s life and fate, of the central issues which Pasternak had wanted to discuss with Stalin, the vision which sustained and shaped her imagination and her art.

Yet on the literary and social scene in St. Petersburg before the First World War she spoke sharply and with realism. She did not speak publicly—or to Berlin himself—a single word against the Soviet regime. It is characteristic of Berlin that here he thinks of Herzen, who had said that almost all Russian literature was one “uninterrupted indictment of Russian reality.” There was no self-pity in her. Hatred, insults, contempt, misunderstanding, persecution she could stand, she told her friends, but not interest mingled with compassion. She was proud. A minor but not irrelevant matter: she changed her mind about Chekhov when she read Ward No. 6.

 
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