Kategorie-Archiv: Wiedervereinigung

Von einem kleinem Land – Gedanken zu 25 Jahren Wiedervereinigung

Von H.-Georg Lützenkirchen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Als 1989 in dem kleinen Land, das sich Deutsche Demokratische Republik nannte, die Bürgerinnen und Bürger den zivilen Aufstand probten, gerieten für die meisten Menschen in der Bundesrepublik völlig unerwartet vergessene Städte und Landschaften wieder ins Blickfeld, die Leipzig, Dresden, Rostock, Weimar hießen oder sich „Berlin, Hauptstadt der DDR“ nannten. Klingende Namen für die wenigen, die sich noch einen Rest Erinnerung bewahrt hatten. War nicht Weimar die Stadt der Klassiker, in der auch Johann Wolfgang von Goethe gelebt hatte? Und warum nannte man eigentlich die Republik in den Jahren von1918 bis 1933 „Weimarer Republik“? Kaum noch jemand kannte wirklich die Städte, Landschaften und die Menschen, die dort lebten. Sachsen, Thüringen, Brandenburg – war das einmal Deutschland?

Die ewig greise Führung des kleinen Landes wollte einerseits das andere und bessere Deutschland entstehen lassen, mochte andererseits aber nicht dauernd an das ‚alte‘ Deutschland denken, geschweige denn an eine Idee von „Wiedervereinigung“. Dieser Begriff, mit dem man im Westen formal einem Anspruch auf Einheitsdeutschland aufrechterhielt, während sich in der Realität kaum noch jemand dafür interessierte, war für die DDR-Führung eine latente Bedrohung. Anfangs war man das Thema noch mit sozialistischem Optimismus angegangen: Stolz sang man in den ersten Jahren der Republik die „deutsche Nationalhymne“ zur Musik Hans Eislers und einem Text von Johannes R. Becher: „Auferstanden aus Ruinen/ und der Zukunft zugewandt,/ laß uns dir zum Guten dienen,/ Deutschland, einig Vaterland“. Das war ein gesamtdeutsches Zeichen, dem der Westen nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte. Dort stimmte man erst nach vielem Hin und Her mit verdruckster Miene „Einigkeit und Recht und Freiheit/ für das deutsche Vaterland“ an, aber zuweilen erklang – wie aus Versehen – auch immer mal „Deutschland, Deutschland über alles“. Das kleine Land war da deutlich mutiger.

Aber als das mit dem Sozialismus in den folgenden Jahren doch nicht so voranging, wie erhofft, und statt seines Sieges ein Kalter Krieg auf Dauer die beiden deutschen Staaten in Ost und West getrennt zu haben schien, verabschiedete man sich vom „einig Vaterland“. Fortan wurde die Hymne der DDR nur noch instrumental gespielt. „Deutschland, einig Vaterland“ sang man nicht mehr. Allmählich, so hoffte man in den Greisengremien von Partei und Staat, würde es aus dem Bewusstsein verschwunden sein. Wie auch die einstmals deutschen Länder, deren Wiedergründung nach 1945 die Sowjets noch eingeleitet hatten. Im Interesse eines neuen sozialistischen Staatsaufbaus hatte man sie aufgelöst: Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und die ehemals preußischen Provinzen Brandenburg und Sachsen-Anhalt gab es nun nicht mehr. Aufgeteilt war das kleine Land nun in 14 Bezirke. Wo also lag Weimar? Nicht in Thüringen, sondern im „Bezirk Erfurt“.

Um aber bis 1989 in den Bezirk Erfurt einreisen zu können, musste ein interessierter Bundesbürger beträchtliche Mühen auf sich nehmen. Das kleine Land pflegte einen überbordenden  Bürokratismus auf allen Ebenen staatlichen Handelns. Gestempelte Dokumente und die Würdigung derselben durch strenge Beamte waren von ungeheurer Bedeutung und vermittelten eine Obrigkeit, die dem westdeutschen Zeitgenossen, der sich ihr ausgesetzt sah, mehr verwunderte als beängstigte. Das gab es wirklich noch? Grimmige Grenzbeamte mit Waffe im Anschlag, unnahbare Volkspolizisten und systematisch schlecht gelaunte Beamte in überheizten Amtsstuben – alle traten in jener martialischen Manier auf, die einmal Kennzeichen des deutsch-preußischen Obrigkeitswahns waren, wie ihn schon Heinrich Mann im „Untertan“ vorgeführt hatte. Und wohnte nicht auch dem Auftritt der Staatsmacht in jenen letzten Jahren des kleinen Landes ein ähnliches Moment der Lächerlichkeit inne? Eine bängliche Verunsicherung war bei den Amtsträgern jedenfalls immer spürbar, eingebettet in einen tiefsitzenden kollektiven Minderwertigkeitskomplex, der – einmal mehr – durch formalisierte Autorität kompensiert werden sollte. Was eignete sich dazu besser – auch darin erinnerte das kleine Land bis zuletzt an ein ehemaliges Deutschland – als ein schneidiges Militär? Niemand praktizierte den preußischen Paradeschritt, den Stechschritt, so perfekt wie die Wachsoldaten in Ostberlin.

Das kleine Land war grotesk überbewaffnet. Ende der 1980er-Jahre, so erfährt man in dem von Rüdiger Wenzke, Historiker beim Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, herausgegebenen Band „,Damit hatten wir die Initiative verlorenʻ. Zur Rolle der bewaffneten Kräfte in der DDR 1989/90“, kam „auf 43 DDR-Bürger ein hauptamtlicher Waffenträger“. Von ihnen gehörten 187.440 der Nationalen Volksarmee (NVA) an, die Grenztruppen der DDR zählten 39.600 Mann, das Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ des Ministeriums für Staatssicherheitsdient (MfS), benannt nach dem Gründer der sowjetischen Geheimpolizei Tscheka, zählte 10.180 Waffenträger. Weitere 10.728 Mann waren den 21 Volkspolizei-Bereitschaften zugeteilt. Damit nicht genug: Im Fall des Falles sollten die „Kampfgruppen der Arbeiterklasse“ – auch „Betriebskampfgruppen“ genannt – die Vorherrschaft des Proletariats verteidigen. Was für eine Aufgabe! Und von wem genau drohte jetzt Gefahr für die arbeitende Klasse? Etwa von den eigenen Bürgerinnen und Bürgern, die den Aufstand probten?

Das hatte das kleine Land schon einmal erlebt. Woraufhin damals, 1953, Bertolt Brecht den Regierenden in dem Gedicht „Die Lösung“ empfohlen hatte : „Nach dem Aufstand des 17. Juni / Ließ der Sekretär des Schriftstellerverbands / In der Stalinallee Flugblätter verteilen / Auf denen zu lesen war, daß das Volk / Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe / Und es nur durch verdoppelte Arbeit / Zurückerobern könne. Wäre es da / Nicht doch einfacher, die Regierung / Löste das Volk auf und / Wählte ein anderes?“ Sie tat es nicht, und nun stand da wieder dieses aufmüpfige Volk und demonstrierte. Die Beiträge in Wenzkes Band beschreiben, dass weder Nationale Volksarmee, noch die paramilitärischen „Volkspolizei-Bereitschaften“ und die „Kampfgruppen“ wussten, was zu tun sei. Sie reagierten desorientiert und – in ihrer Logik – hilflos auf die Geschehnisse des zivilen Aufstandes. Ihre Hilflosigkeit bestätigte den ausgelaugten Charakter des gesamten Systems. Niemand wusste mehr, welch höheren Zielen man verpflichtet sein sollte. Die ewig gleichen Floskeln der alten Männer an der Spitze des kleinen Landes vom sozialistischen Fortschritt hatten längst alle Überzeugungskraft verloren. Wofür also die Waffen ergreifen?

Als man höheren Ortes darüber nachdachte, die Kampfgruppen gegen Demonstrierende in Leipzig und Dresden in Stellung zu bringen, verwahrten sich diese dagegen, als „Knüppelgarde“ missbraucht zu werden. Man brachte Einheiten der NVA in Stellung. Über einen solchen Einsatz, dessen tatsächliche Umstände Rüdiger Wenzke in einem Beitrag seines Bandes beschreibt, liest man in Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“. Der junge Christian Hoffmann, Soldat der NVA, wird im Oktober 1989 mit seiner Einheit zur Unterstützung überforderter Polizeikräfte, die am Dresdner Bahnhof tausenden Demonstranten gegenüberstehen, abkommandiert. Wie seine Kameraden zweifelt der Soldat am Sinn des Einsatzes, folgt aber dem Einsatzbefehl. Da entdeckt er unter den Demonstranten seine Mutter und sieht, wie sie von Polizisten zusammengeknüppelt wird. Er bricht zusammen. Der Einsatz ist beendet. Die Schwerter also waren stumpf. Zu Pflugscharen freilich wurden sie auch nicht …

Denn der demokratische Aufbruch der mutigen Bürgerinnen und Bürger des kleinen Landes mündete in der Wiedervereinigung mit einer Bundesrepublik, die zunächst schauen wollte, welche Schwerter eventuell doch noch zu gebrauchen wären. Solch krämerischer Eifer war Resultat der einige Jahre zuvor vom Kanzler ausgerufenen „geistig-moralischen Wende“. Sie propagierte eine kleinkarierte Besitzstandswahrung gegen alle möglichen imaginierten Bedrohungen – seien sie von links anrückend, von ‚Fremdenfluten‘ ausgelöst oder von ‚Asylanten‘ bewusst intendiert. Bestens schuf die geistig-moralische Wende Voraussetzungen für die neoliberale Ideologie von der Freiheit des Profits. Aus der aufgeklärten Trias von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die einstmals den demokratischen Rechtsstaat konstituierte, filterte diese Ideologie die Gleichheit und Brüderlichkeit aus, so dass nur die Freiheit, eine spezielle Freiheit des globalen Wirtschaftens, übrig blieb – ohne hinderlich regulierende Eingriffe eines Staates: eine Freiheit von der Politik! Und genau so interpretierte man den Bürgeraufstand in dem kleinen Land: nicht als Befreiung von den Zumutungen einer grotesk-sozialistischen Altherrenherrschaft, sondern als Eroberung der Freiheit zum Kapitalismus. Woraus folgte: Kein eigener Weg! Kin neuer demokratischer Sozialismus! Übernahme des Kapitalismus! Beitritt des kleinen Landes zur BRD! Integration seiner Institutionen, auch Armee und Polizei, in die bundesrepublikanischen Strukturen!

Es hätte auch die andere Option gegeben: die Beendigung des Provisoriums Grundgesetz und die Wiedervereinigung mit einer neuen Verfassung. Tatsächlich Schwerter zu Pflugscharen … Das wäre ein anspruchsvoller Weg gewesen – indes mag man sich angesichts der von den Anforderungen der geistig-moralischen Wende vernebelten Politikerhirne und einer blind besoffenen Wiedervereinigungseuphorie gar nicht vorstellen wollen, was in eine neue deutsche Verfassung alles Eingang gefunden hätte. Dann vielleicht doch erst einmal weiter mit dem bescheiden bewährten Provisorium Grundgesetz …

„Günter, der Zug ist abgefahren!“ argumentierte in jenen Tagen vor Fernsehkameras gestenreich ein erregter Rudolf Augstein im Gespräch mit Günter Grass, der vergeblich Argumente gegen die forsche DDR-Vereinnahmung vorzubringen gedachte. Einheit über alles? Jetzt und sofort! Auf den Demonstrationen in Leipzig und anderswo rief man jedenfalls nicht mehr „Wir sind das Volk“, sondern es dröhnte laut und fordernd „Wir sind ein Volk“. Vorsänger waren nicht selten aus der Bundesrepublik kommende ‚Gäste‘, die aus den Kofferräumen ihrer Autos massenweise deutschnationales Propagandamaterial hievten, um es an die Demonstranten zu verteilen. Und so folgte auf die demokratische „Wende“ der verordnete Mauerfall und plötzlich war sie da, die Wiedervereinigung. Aber wie kleinkariert und missmutig wurde sie umgesetzt. Nicht die idealistischen Protagonisten der Wende bestimmten den Wiedervereinigungsalltag, sondern smarte Wessis und bieder-clevere Ossis, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort aus der Wiedervereinigung ein lohnendes Geschäft zu machen wussten. Lerne: Geiz ist geil, wenn er dir einen profitablen Vorteil bringt! Und Leute wie Enrico Türmer aus Ingo Schulzes Roman „Neue Leben“ lernten schnell. Türmer hinterließ bedeutungsschwere voluminös ausufernde Aufzeichnungen, die, wie der ‚Herausgeber‘ dieser Aufzeichnungen Ingo Schulze mitteilt, „das Panorama jener Zeit“ entfalten. Was für ein Panorama: eine Abfolge mittelmäßiger, freilich mit großer Geste gestalteter Ereignisse, an deren Ende der demokratische Aufbruch in der bundesrepublikanischen Normalität ankommt: Es muss sich rechnen! Wie es geht, damit es sich rechnet, das erklärt bereitwillig der Investor aus dem Westen. Türmer, beinahe Revoluzzer, beinahe Künstler, beinahe Journalist ist am Ende Herausgeber eines billigen Anzeigenblättchens. Dann Ende. Aus. Pleite. Tschüssikowski. War da was? Ja, Schulzes meisterlich konstruiertes Buch verrät uns wahrhaft viel über das kleine Land in diesen großen Zeiten und wie es einfach so verschwand …

Inzwischen ist ein Vierteljahrhundert vergangen. Immer noch gibt es viele Bundesbürger, die ‚den Osten‘ aus eigener Anschauung nicht kennen. Immer noch sind die Lebensgeschichten, die man sich anfangs gegenseitig erzählen wollte, unerzählt. Und „Ost-West-Gespräche“ nach dem Motto „Was ich Dir immer schon mal sagen wollte“, wie sie Markus Decker im gleichlautenden Buch zusammengestellt hat, sind nach wie vor nicht selbstverständlich. Sind sie nötig? Deckers Gespräche mit mehr oder weniger prominenten Menschen, von denen man zuweilen gar nicht weiß, ob sie echte „Ossis“ oder „Wessis“ sind oder nur stellvertretend als solche auftreten, weil sie einen Job in Dresden oder Köln haben, beantworten diese Frage nicht eindeutig. Die hier zum Gespräch antreten, sind SchauspielerInnen, JournalistInnen, Kabarettisten, politische AmtsträgerInnen, DramaturgInnen, politische BildnerInnen, Militärs, WissenschaftlerInnen oder MusikerInnen. Sie alle haben die Wiedervereinigung als historische Chance begriffen, konnten und wollten sie in Berlin, Hamburg, Dresden, Rostock, Köln oder Leipzig kritisch begleitend gestalten. Aber in dem ehemals kleinen Land, dort, wo nach der DM-Euphorie bald schon wieder der Euro knapp wurde, leben die zurückgebliebenen Menschen, deren Geschichten bis heute nicht erzählt sind. Sie bergen einen eigenwilligen Teil der Geschichte des kleinen Landes und wie man in ihm lebte. Man wird sich diese Geschichten anhören müssen, wenn man ernsthaft die Einheit vollenden will.

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=21121

Titelbild

Ingo Schulze: Neue Leben. Die Jugend Enrico Türmers in Briefen und Prosa. Roman.
Berlin Verlag, Berlin 2005.
790 Seiten, 24,00 EUR.
ISBN-10: 3827000521
ISBN-13: 9783827000521

Weitere Informationen zum Buch

Titelbild

Uwe Tellkamp: Der Turm. Geschichte aus einem versunkenen Land. Roman.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 2008.
976 Seiten, 24,80 EUR.
ISBN-13: 9783518420201

Weitere Informationen zum Buch

Titelbild

Rüdiger Wenzke (Hg.): »Damit hatten wir die Initiative verloren«. Zur Rolle der bewaffneten Kräfte in der DDR 1989/90.
2., durchgesehene Aufl, Jan. 2015.
Ch. Links Verlag, Berlin 2014.
258 Seiten, 35,00 EUR.
ISBN-13: 9783861538097

Weitere Informationen zum Buch

Titelbild

Markus Decker: Was ich dir immer schon mal sagen wollte. Ost-West-Gespräche.
SP Wiedervereinigung DDR.
Ch. Links Verlag, Berlin 2015.
286 Seiten, 18,00 EUR.
ISBN-13: 9783861538462

Weitere Informationen zum Buch

Ami stay here! – Wiedervereingtes Deutschland, wiedervereinigtes Europa

Hermann L. Gremliza
Heute gehört uns Europa. Und morgen?
’nen Platz an der Sonne erlangen? / Nicht leicht. / Denn wenn er erreicht, / ist sie untergegangen. Karl Kraus
Jetzt auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen.« Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, freute sich mächtig. Der hundertjährige Kampf der Deutschen um die Eroberung Europas schien siegreich zu enden.
Was war ihnen nicht alles schiefgegangen, seit das kaiserliche Deutschland das Ziel in seinem Ersten Weltkrieg (siebzehn Millionen Tote) verfehlt hatte? Erst waren die Deutschen von ihren Nachbarn in Quarantäne gesteckt worden. Aufs schrecklichste aus dieser befreit, war die Nazion in ihren nächsten, den Zweiten Weltkrieg (sechzig Millionen Tote) gezogen, dessen Ende sie sich reichlich verdient hatte.
Eingedenk des Mißerfolgs mit der Isolierung und weil für das letzte Gefecht gegen den Kommunismus auf derart einschlägig erfahrene Kombattanten nicht zu verzichten war, versuchte der geplagte Kontinent diesmal, die Deutschen durch Umarmung zu entwaffnen. Es dauerte, bis die ihre Chance be- und ergriffen: Europa zu umarmen, bis sie es im Schwitzkasten hätten.
Was folgte, war die Epoche der deutschen Mimikry als Musterknabe des »Westens«, der »freien Welt«, des »Abendlands«, der das Maul nicht allzu weit aufriß und andere für sich sprechen ließ. Wer sich einfand, den Feind von gestern zu entsühnen, wurde – man war ja doch das Land der Dichter und Denker geblieben, die kulturelle Instanz des Kontinents – von so hochgeschwollenen Einrichtungen belohnt wie dem »Aachener Karlspreis für Verdienste um die Europäische Einigung« für besonders anstellige Premiers, Präsidenten und Könige wie Juan Carlos I., François Mitterrand, Václav Havel oder Tony Blair.
Und doch hörten die weniger Dummen unter den Nachbarn nie auf, die deutsche Gefahr zu wittern. 1989, beim Fall der Mauer, brach die britische Premierministerin Thatcher in den spontanen Seufzer aus: »Zweimal haben wir die Deutschen geschlagen, jetzt sind sie wieder da.« Frankreichs Präsident Mitterrand bekniete den letzten Vorsitzenden der SED, einen gewissen Gregor Gysi, doch bitte die Wiedervereinigung der Deutschen zu hintertreiben. Zu spät.
Weitere zwölf Jahre später, als die »Frankfurter Allgemeine« anläßlich des deutschen Überfalls auf Jugoslawien klagen mußte, Frankreich und Großbritannien hätten diesen »großserbischen Staat« eingerichtet, um »Deutschland, Österreich und Ungarn zu bestrafen und am Boden zu halten«, und Springers »Welt am Sonntag« stöhnte, für Franzosen und Briten seien »die Serben vor allem die alten Alliierten gegen Deutschland, und ›Jugoslawien‹ vor allem ein antideutsches Bollwerk im Südosten Europas«, hatte Deutsch-Europa die seligen Sieger zweier Weltkriege längst in der Armbeuge.
Heute ist Europa eine deutsche Exportkolonie, regiert mit Hilfe eines Juniors, der sich, ein wenig selbstironisch wohl schon, noch immer die Grande Nation nennt. Was ein spanischer Arbeitsloser zu fressen bekommt, ein portugiesischer Lehrer verdient, wann ein Franzose in Rente geht und Irland der Dispo gestrichen wird, wessen öffentliches Eigentum an welchen – deutschen – Kapitalisten zu privatisieren ist, wie lange ein griechischer oder italienischer Ministerpräsident im Amt bleiben darf und von wem er ersetzt werden muß, wer sein Volk nach dessen Meinung fragen und wann er Wahlen abhalten darf, wird in Berlin entschieden und von Hiwis in Brüssel wie dem EURatspräsidenten van Rompuy verkündet: »Italien braucht Reformen und keine Wahlen.« Itaker, wegtreten!
Mitunter wird die ehemalige Sekretärin für Agitation und Propaganda der Freien Deutschen Jugend nun mit Bismarck verglichen, was außerhalb Deutschlands keine Schmeichelei ist, hinter ihrem Rücken aber auch gern mit einem andern: »Der Führer hat uns einbestellt«, soll, »Spiegel online« zufolge, »ein Diplomat aus einem Nachbarland Deutschlands« gesagt haben, als er und seine Kollegen beim Europa-Berater der Bundeskanzlerin antreten mußten. Selbst der intellektuell so bescheidene wie national unbedenkliche Helmut Schmidt meint, daß Merkels Berlin ein Zentrum »schädlicher deutschnationaler Kraftmeierei« geworden sei.
Des Volkes Mehrheit meint das ganz und gar nicht. Schmidts deutschnationaler Parteifreund Dohnanyi forderte den Kanzler a.D. ziemlich rüde auf, sich bei seiner Nachfolgerin zu entschuldigen. Gleichgesinnte Redner wie der Vorsitzende der CSU-Gruppe im Europaparlament verlangen, Großbritannien müsse »sich entscheiden, ob es weiterhin als 27. Mitgliedsstaat der Europäischen Union seine Zukunft selbst gestalten oder lieber als 51. Bundesstaat der USA Befehle aus Washington empfangen will« (statt aus Berlin). Auch Deutschlands gefürchteter Arbeiterführer Sommer ist nicht von schlechten Großeltern: Der britische Premier David Cameron, sagte er, »führt sich auf als Schutzpatron der Spekulanten«. Die Eurogegner in der FDP aber tragen T-Shirts mit dem Aufdruck »EUdSSR« – Europa, die Union sozialistischer Sowjetrepubliken.
Wo immer die Stimme des Volkes sich hören läßt, haben Europa und der Euro als Deutschlands Unglück die Rolle der Juden übernommen. So gern nämlich die Deutschen Europa ausbeuten und kommandieren, so wenig hat sie ihr Neid und ihr Haß auf die alten Feinde verlassen: auf die Südländer, die nichts im Sinn haben als Dolce Vita und Bunga Bunga, auf die leichtlebigen Franzosen, auf das perfide Albion, das uns mit gerafftem Kapital piesackt und im Zweifel an die Wall Street verrät. Kalt bis an ihre Mördergrube hinan haben sie den Versuch der Briten, Italiener und Franzosen verfolgt, mit ihrer libyschen Militäroperette, der gleichwohl echte Menschen zum Opfer gefallen sind, einen Saisonerfolg zu ertrotzen, während eine Transall der Bundeswehr in die rauchenden Trümmer von Bengasi ein Spezialkommando absetzte, bestehend aus dem Staatssekretär des Bundesministeriums der Wirtschaft, dem Geschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft und Vertretern von zwanzig deutschen Unternehmen, um abzuräumen, was die Verbündeten erst zu erobern hofften.
Als die deutsche Kanzlerin Anfang Dezember Europa antreten ließ, salutierten 26 Nationen. Allein die 27., das von Thatcher und Blair entindustrialisierte und zu einem Wettbüro herabgewirtschaftete Großbritannien, versagte sich – eine Dummheit, die sich wohltuend von der servilen Schlaumeierei der 26 abhob. Die Frage der Macht wäre also vorerst geklärt. Nicht so die ökonomische: Was will Berlin mit einem Europa, dessen Bewohner sich den herrlichen Exportpofel nicht mehr leisten können, mit dem Deutschland seinen Reichtum erwirtschaftet? Oder denkt das nationale Kapital schon weiter, an ein Europa als Union der Dumpinglöhne, das mit billigen Qualitätsprodukten die Märkte Asiens, Afrikas und Lateinamerikas plattmacht? War es das, was Angela Merkel im Kopf hatte, als sie posaunte: »Unsere soziale Marktwirtschaft muß in der ganzen Welt verankert werden«?
Sein könnte aber auch, und Indizien gibt es, daß andere Europäer den Gürtel nicht so ergeben enger schnallen wie die deutsche Frau und ihr kleiner Mann, es also zu Unruhen, Streiks, Generalstreiks gar kommt, womöglich grenzüberschreitenden, weil vereint in der europäisch- gemeinschaftlichen Wut auf die Diktatur der Boches, der Krauts, der Moffen, cabezas cuadradas, des tyske pak und so weiter. Schon heute gewinnt, wenn irgendwo in Europa gewählt wird, von zwei Kandidaten immer der eine, egal ob links oder rechts, der – anders als der erbarmungswürdige Sozialdemokrat Zapatero – noch nicht im Fernsehen gezeigt wurde, wie er Angela Merkel die Schleppe trägt.
So keimt die vage Hoffnung, die Deutschen könnten sich zum dritten Mal in hundert Jahren übernommen haben.
Konkret 01/12, S. 9
line-wordpress-long
wve
Hermann L. Gremliza
Ami stay here
Deutschland, Deutschland über alles zu setzen, ihm einen »Platz an der Sonne« zu erstreiten, wie es Wilhelms Reichskanzler von Bülow zur letzten Jahrhundertwende versprochen hatte, ist zweimal, 1914/18 und 1939/45, mißlungen. Aber auch aller elenden Dinge sind drei: Ganz ohne Schlieffen-Plan und Unternehmen Barbarossa sieht sich US-Präsident Bush bereits genötigt, die Bundesrepublik einen »Partner in leadership« zu nennen, spricht der »Spiegel« – man soll die Nachbarn nicht zur Unzeit reizen – von einer »Mittelmacht de luxe«, die sich »auf eine Führungsrolle in der Beletage des europäischen Hauses« einrichte. Das »halbe Käsebrötchen«, als das Klaus Pohl die BRD in seinem »Milliardenspiel« gerade noch verspottet hat, ist auf dem Weg zur Weltmacht.
Geebnet wird er von einem Mann, dessen Titel dergleichen eher zu unterbinden als zu fördern versprach: dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Er und seine Begleiter haben auf ihrem Triumphzug durch die BRD einen »Schlußstrich unter die Vergangenheit« gezogen und den Rechtsnachfolgern der Belagerer von Leningrad nicht Zusammenarbeit, nein: »Freundschaft« angeboten. »Unsere neue Sicht internationaler Fragen«, schrieb Gorbatschows »Deutschland-Berater« Nikolai Portugalow, werde es »den Deutschen« erlauben, »ihre nationalen Interessen viel wirksamer zu verteidigen«. (Wenn auch nicht mehr in einem »heiligen Verteidigungskrieg«.) Im Westen wie im Osten – »ist doch das Schicksal der Deutschen untrennbar mit dem einen Europa vom Atlantik bis zum Ural verbunden« (und nicht mehr bloß von der Maas bis an die Memel). Die DDR gibt’s als no name-Produkt zum Discountpreis dazu, indem »wir die historische Dimension aller Fragen, die mit der deutschen Nation und ihrer künftigen staatlichen Existenz zusammenhängen, ausdrücklich anerkennen«. Einen Kritiker der Bonner Großmachtpolitik wie den US-Kolumnisten William Safire nennt Gorbatschows Mann den »Deutschen-Hasser« und »keifenden Thersites«. Wenn Schönhuber wüßte, was Thersites ist, könnte er das gesagt haben.
(Nebenbei, lieber Nikolai: Sind die Erfolge, die deine Partei in den siebzig Jahren seit der Oktoberrevolution im Umgang mit »nationalen Fragen« errungen hat, wirklich so umwerfend, daß Ihr Euch an den Geschäften anderer Patridioten beteiligen solltet? Ihr wollt, höre ich, den »Wolgadeutschen« vielleicht wieder ein autonomes Gebiet einräumen; paßt bloß auf, daß die Euch, wenn Ihr die Meßcheten aus den usbekischen Pogromen dorthin evakuiert, nicht mit »Türken raus«-Plakaten empfangen.)
Als wäre »Deutschen-Hasser« nicht die einzige moralisch vertretbare Haltung, die ein Beobachter dieser widerwärtigen Nation einnehmen kann. Er haßt ja nicht die Bürger der BRD oder der DDR, sondern den stinkenden Kadaver »Deutschland« und jene »Deutschen«, die ihn ausbuddeln und wiederbeleben wollen. Von diesen gibt es in der Bundesrepublik mehr, als selbst ein Thersites beschimpfen könnte. Eine Woche, nachdem Gorbatschow den von ihnen verlangten »Schlußstrich unter die Vergangenheit« gezogen und »den Deutschen« Freundschaft angetragen hat, bedankten sich die Bayern mit 15 Prozent für die neuen Braunen. Und es werden noch weit mehr, wenn die letzten Reste von Furcht vor dem Ausland schwinden.
Gorbatschow hat ihnen Mut gemacht. Es war stets nur Irrtum oder Propaganda, wenn aus dem Wahlverhalten und der offiziellen Politik ihrer rechten Staatsparteien geschlossen wurde, »die Deutschen« seien zu aufgeklärten bürgerlichen Demokraten mutiert. Sie sind geblieben, was sie waren, und hatten immer bloß Schiß vor politischen und wirtschaftlichen Sanktionen. Nur in dem, was sie sich zu sagen trauen, nicht in dem, was sie denken, unterscheiden sich Schönhuber und Dregger. Bis heute haben Kohl, Waigel oder Geißler zu den Parolen der »Republikaner« nicht einen inhaltlichen Einwand zu formulieren vermocht – zu »radikal« seien sie halt. Und wiederum ist es nur die Furcht vor den Reaktionen der westlichen Nachbarn, die schwarzbraune Koalitionen (noch) verbietet: Könnte ja sein, daß die Unterwerfung West- und Südeuropas unter ein auch von Schönhuber repräsentiertes BRD-Kapital weniger reibungslos verliefe.
Gorbatschow verlangt, wohin er kommt, »neues Denken«. Tun wir ihm den Gefallen: Die Truppen, die 1945 das Deutsche Reich besetzten, taten das nicht, um »die Deutschen« vom Nazismus zu befreien, sondern um die tödliche Politik zu beenden, die von Deutschland gegen sie getrieben worden war. Die Truppen der USA, Großbritanniens und Frankreichs blieben bis heute, nicht um den demokratischen Rechtsstaat BRD zu schützen – dafür haben sie noch nie und nirgends auch nur eine Kugel vergeudet – sondern um erstens von hier aus den Sozialismus zu bekämpfen und zweitens »die Deutschen« unter Kontrolle zu halten.
Die erste Aufgabe haben die Sozialisten inzwischen selbst übernommen, und so gewinnt die andere, von der öffentlich nie die Rede war, neue Bedeutung. Frau Thatcher hat es zuerst ausgesprochen, als sie die Unverzichtbarkeit alliierter Atomraketen in der BRD mit der Bemerkung begründete, die Deutschen sollten merken, daß sie den Zweiten Weltkrieg begonnen haben. Der wirtschaftliche Riese soll politisch der Schrumpfgermane bleiben, mit dem allein die Nachbarn und der Rest der Welt es aushalten können.
Ami go home ist längst zum Votum nicht nur Schönhubers und deutschtümelnder Grüner, sondern auch der etablierten Rechten avanciert. Alfred Dregger, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der es den US-Amerikanern bis heute nachträgt, daß sie nicht vor den Gräbern von SS-Mördern knien wollten, hat angekündigt, die Haltung zur Rolle und Präsenz der USA in Europa könne revidiert werden, wenn ein System der europäischen Sicherheit geschaffen werde, und »für diesen vernünftigen Gedanken« wird er aus Moskau heftig gelobt; man habe ihn »auch von anderen Persönlichkeiten gehört«.
Ami go home ist schließlich, auch 44 Jahre »danach«, immer noch: die Befreiung von den Befreiern vom Faschismus und von den Weltherrschaftsplänen »der Deutschen«. Das Bewußtsein, wie zukunftsträchtig diese Vergangenheit sein könnte, ist im alternativen Talk-Show-Geschwätz über den Durchbruch der Bundesrepublik zu einer »neuen politischen Kultur« fast versintert: Was sind schon Schönhubers paar unbelehrbare Männeken im Vergleich zu den Massen, die der multikulturelle Dezernent mobilisiert (der freilich auch schon die Ausländer in solche aufteilt, die »unsere Kultur« mit Gyros bereichern und deshalb bleiben sollen, und in andere, die – aber bis er das deutlicher sagt, braucht’s noch ein paar Wochen).
Das Kalkül »der Deutschen« leuchtet ein: Die BRD, die Westeuropa fast schon im Sack hat, nimmt sich nun Osteuropas an. Die Sowjetunion, Polen, Ungarn, denen es heute nicht gut geht, aber bei weitem nicht so dreckig, wie es ihnen in zehn Jahren gehen wird, stellen dem deutschen Kapital Rohstoffe, Märkte und billige Arbeitskräfte zur Verfügung, damit es seine Beletage im »europäischen Haus« (daß einmal ein Nachfolger Lenins mit einer solchen Latrinenparole hausieren gehen würde!) ausstaffieren kann. Die andern beziehen peu à peu die Räume im Souterrain des »europäischen Hauses«. Und dann darf der Rest der Welt am deutschen Unwesen genesen.
Die DDR? Gibt’s dann schon lang nicht mehr: »Wenn die Deutschen (!) von eventueller Wiedervereinigung im Rahmen Europas sprechen, dann betrachte ich das als ein positives Moment… Die Bundesrepublik kann unser Partner nur für den Fall sein, daß sie gemeinsam mit uns den Weg zur Errichtung des gesamteuropäischen Hauses beschreitet, das eigentlich ein System der europäischen Sicherheit darstellt. Wird ein solches System geschaffen, dann wird auch eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten zu einer Frage, die nur sie selbst angeht. Die ‚deutsche Frage‘ kann nur im Rahmen des ‚gesamteuropäischen Hauses‘ gelöst werden.« Sie ist nämlich noch offen, meint der Vizedirektor des Instituts für Europa der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in der Botschafts-Zeitschrift »Sowjetunion heute«, und er heißt keineswegs Herbert Czaja, sondern Wladimir Schenajew.

Die USA waren und sind, spätestens seit dem Korea-Krieg, die bei weitem aggressivste imperialistische Macht; ihre Opfer zahlen nach Millionen; wer, wie ich, ihr mörderisches, verhaßtes Militär auffordert, in der BRD zu bleiben und die Reste des Besatzungsrechts nicht aufzugeben, sondern notfalls mit aller Macht wahrzunehmen, muß Schlimmeres fürchten: eine große Koalition der Wähler von Kohl, Mayer-Vorfelder, Schönhuber und Gorbatschow, den Abriß der Mauer, die Wiedervereinigung, »die Deutschen« und Deutschland, Deutschland über alles. Ami stay here!

konkret 07/89, S. 8

line-wordpress-long
Hermann L. Gremliza
Wir sind wieder mehr
September 1989. Ein nationaler Herbst. Die Deutschen, vierzig Jahre zuvor von einer zivilisierteren Welt in verträgliche Portionen zerlegt, kommen zu sich: »Kater Willi: Nach DDR-Flucht neues Leben in Hamburg – Nun schnurrt er wieder, Gott sei dank« (»Morgenpost«); »Sie küssen die Freiheit« (»Bild«); »Ungarns Kommunisten: Sie dürfen wieder an Gott glauben« (»Hamburger Abendblatt«); »Unsere Ideen haben weltweit gesiegt« (Bundeskanzler Kohl).
Auf den ersten Blick: sie sind vollends meschugge geworden; auf den zweiten: sie haben sich endlich das Recht genommen, von Oswiecim (Auschwitz) nichts mehr hören zu müssen. Freiheit statt Sozialismus in den Grenzen von 1937 in einem Europa ohne Grenzen – das scheint möglich, das haben sie sich träumen lassen. Daß am deutschen Wesen die Welt genesen wird – darauf kommt es ihnen an, das erhebt sie über die Konkurrenz, die westlichen »Händlernationen«, das ist ihnen noch in der fünften Generation »unheimlich wichtig«: daß sie die Welt nicht des schnöden Mammons wegen erobern und auspressen, sondern um sie zu reinigen und zu heilen, mit dem Recht des moralisch Besseren, nicht dem des bloß Stärkeren. Deutschland, die verfolgende Unschuld (K.K.), macht sich wieder auf die Socken.
Und so darf es nicht sein, daß das Gesindel, das da im Trabbi rübermacht, um den Run auf den tiefergelegten 3er BMW anzutreten, den das ortsansässige Gesindel schon fährt, nichts anderes will als alle die andern, obwohl doch nichts dagegen spräche, warum sollten sie nicht, wer würfe den ersten Brilli auf Angela?
»Warum Angela (18) die DDR verließ: Als Angela 16 Jahre wird, empfiehlt ihr die Kaderleitung eine Ausbildung als Lehrerin. Sie ist begeistert. Doch sehr bald merkt die Studentin, daß der Beruf nicht ihren Vorstellungen entspricht. ‚Ich wußte ja überhaupt nicht, was mich erwartet. Berufsberatung und die Möglichkeit, während der Schulzeit ein Praktikum zu machen, gibt es bei uns nicht.’« Und dann die Mode: »Das Zeug liegt zwar massenhaft in den Regalen, aber so häßlich, daß es keiner anziehen will. Schicke Pullis oder Jeans gibt es nur im Exquisit-Laden…«
Neineinein, so profan, so »materialistisch« können deutsche Brüder und Schwestern nicht sein. Sie sind einer schändlichen Diktatur entronnen, ihrem Gewissen gefolgt, dürstend nach Freiheit; ihre Flucht ist Anklage. Und wenn sie, durch kommunistische Zwangserziehung und das ZDF-Werbefernsehen dem deutschen Wesen doch geringfügig (aber nur vorübergehend) entfremdet, freimütig den Wunsch nach schickeren Pullis, schnelleren Autos und weiteren Reisen als Grund für die Übersiedlung bekennen, muß der Bundeskanzler sie sogleich moralisch aufrüsten: Wage keiner, von »Wirtschaftsflüchtlingen« zu sprechen, denn auch das Streben nach Wohlstand sei »ein Menschenrecht«. Was natürlich nichts für die »Ausländerproblematik« und die vor dem Hungertod geflohenen »Scheinasylanten« besagt – der Kanzler sprach von deutschen Menschen, nicht von Kanaken. Rassismus pur.
Keiner widerspricht, alle sind dabei. Seit dem Bau der Mauer ist über die DDR nicht so einstimmig bösartig geredet worden wie in diesen Herbsttagen 1989. Bei Bildausfall könnte man nicht mehr sagen, wen man gerade hört – den sozialliberalen Wetterkarten-Onkel oder den Vorsitzenden der schlesischen Landsmannschaft, Schönhuber oder die Talkshow-Modistin, die einst den knieenden Willy umschwärmte, den Verehrer von Tucholsky oder den Verleger von Konsalik. Sie kennen keine Parteien mehr, sie kennen nur noch Brüder und Schwestern. Fällt der Name Honecker, verfestigt sich die Gemeinsamkeit der Demokraten zur Verschworenheit der Volksgemeinschaft.
Warum? Warum gerade jetzt? Geht es den DDR-Bürgern heute schlechter als vor Jahren? Im Gegenteil. Ist Stalin in Berlin/Ost auferstanden? Nicht daß ich wüßte. Werden die Knäste mit Oppositionellen gefüllt? Die Zahl politischer Häftlinge ist kleiner denn je. Werden Kirchen abgerissen? Leider nein. Alles Böse, was sich über die DDR sagen läßt, hätte sich mit mehr Recht sagen lassen, als die sozialliberale Bundesregierung den zweiten deutschen Staat anerkannte. Und doch wird erst heute wieder vom Generalsekretär der CDU ein »Verräter« genannt, wer noch mit den »Unterdrückern« redet. Warum?
Weil sie den Mantel Gottes durch die Geschichte rauschen hören und den Zipfel erwischen wollen. Polen ist offen, Ungarn, die Sowjetunion auch. Drum Koppel umgeschnallt, Gott mit uns bzw. Jesus lebt, auf zum dritten Ritt nach Osten, zur doppelten Revanche für Stalingrad: Die deutsche Bourgeoisie kriegt, was sie immer wollte, die Töchter und Söhne schütteln die Schuld der Väter ab, indem sie, die Besseren im Troß der Stärkeren, die Freiheit bringen; Schuldgefühle gegenüber Kommunisten beseitigt man am einfachsten dadurch, daß man die Kommunisten beseitigt. (Nach dem Rezept des von einem Bettler angeflehten Reichen, der, den Tränen nahe, seinen Diener bittet: Schmeiß den Kerl raus – er bricht mir das Herz!)
Jesus lebt, und er schnurrt auch wieder, Gott sei dank. Ob aber auch Marx wirklich so mausetot ist, wie der Herz-Jesu-Marxist Blüm sich das wünscht, und der Marxismus-Leninismus, »die Schande unserer Zeit« (»FAZ«), endgültig ausgemerzt? Der Schaum vor den Mündern der Redner, die fein genug erzogen sind, über Tote nichts Schlechtes zu sagen, verrät, daß sie Gründe haben, die Nachricht vom Tod ein wenig übertreiben zu sollen.
Einer davon, und der ihnen peinlichste, ist die DDR, das heißt: die störrische Führung der SED, die sich, entgegen der sonst bei Kommunisten so beliebten Salami-Taktik, kein Scheibchen vom ungarischen Vorbild abschneiden will. (Daß sie auch sonst sich nicht bewegt, in entgegengesetzter Richtung, wäre ein Thema unter Kommunisten und gehört also nicht hierher.) Unter den Staaten des Warschauer Pakts ist die DDR der ökonomisch erfolgreichste und, nach der Sowjetunion, der politisch gewichtigste. Gelänge es der SED, bis zur absehbaren Pleite der polnischen und ungarischen Abenteuer durchzuhalten, könnte ihr Beispiel die Realisierung des Konkursgewinns gefährden, auf den die Investoren spekulieren. Schlösse sie sich hingegen dem gelobten und geforderten Trend an, gäbe es kein Zurück, für niemand.
Deshalb die Eile – jetzt (oder vielleicht nie) muß die SED in die Knie! – , deshalb die Hektik, der Geifer, die Erhebung des Wunschs nach schicken Pullis in den Rang eines Menschenrechts. Es sind, beim Barte seines Propheten, nicht die besonderen Schönheiten ihres realen Sozialismus, die der DDR jetzt eine historische Mission zuweisen; es sind Mauer und Stacheldraht, es ist das real existierende Hindernis für den Endsieg »unserer Ideen, europa- und weltweit«.
Steht anderes im Weg? Vielleicht die Erinnerung der Westmächte an ihre Erfahrungen mit deutschen Siegern; gewiß nicht eine bundesdeutsche Opposition, die in der Lage oder auch nur willens wäre, den Griff ihrer Landsleute zur Weltmacht zu vereiteln. Was einmal Linke oder neue Linke hieß, hat längst die Vorzüge des vormals »Schweinesystems« entdeckt und daß, wer jetzt kein Haus kauft, vielleicht keines mehr kriegt. Die Deutschen sind ein pünktliches Volk. Den Anschluß ans Vaterland haben sie noch nie verpaßt.
konkret 10/89, S. 8
line-wordpress-long
Hermann L. Gremliza
United Krauts
Genosse Schliefke (Teltow): … Auch der Genosse David handelte korrekt, wenn er der Einladung des Kronprinzen folgte. Die Sozialdemokratie ist eine revolutionäre Partei – sie muß deshalb auch, wenn es die veränderten Verhältnisse erfordern, mit alten Traditionen brechen –
Ein Zwischenrufer: Bei Hof ?
Schliefke: – ich meine mit ihren eigenen Traditionen! Sie muß in ihren eigenen Reihen revolutionieren. Sie ist eben eine durch und durch revolutionäre Partei.
Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit
Die letzten Tage der Menschheit ziehen sich. Feindselig wie 1914, da ihr Kaiser nur noch Deutsche kannte, stehen sich die Parteien gegenüber, aber auch reifer: Sie brauchen keinen, der es ihnen sagt – sie kennen sich von selbst nicht mehr. Zur äußersten Rechten ruft der Nazi Franz SS. die fast sofortige Wiedervereinigung des Deutschen Reiches aus, von der äußersten Linken schleudert die christliche Revolutionärin Antje Vollmer-Luxemburg die Bitte zurück, nichts zu überstürzen. Im weiten Raum zwischen den beiden Extremen stoßen sich die Unversöhnlichkeiten, über die nur eine gewisse Unübersichtlichkeit hinwegtröstet, indem der Alfred Dregger, der die Ausladung des Ministerpräsidenten der DDR verlangt, Horst Ehmke heißt, und der Steinkühler, der ein gutes Wort für ein volkseigenes Kombinat einlegt, sich als Wolff im Schafspelz bzw. v. Amerongen entpuppt, wenn er von Gerhard Aust oder Lea Löwenthal herausgefordert wird.
»Wir bekennen uns zu Deutschland«: Ist das schon das letzte, international-sozialistische Wort des Willy Brandt oder der erste Satz, den ein anderer Autor seines Memoiren-Verlegers in das neue Programm der nationalsozialistischen Partei hineingeschrieben hat? Mit Gewißheit läßt sich sagen, daß eine »positive Haltung zum eigenen Volk« auf dem grünen Mist des »Netzwerk«-Gründers Joseph Huber gewachsen ist, während man der Klage, »mit dem Nationalgefühl als einem Bindemittel moderner Gesellschaften« könnten »viele Sozialdemokraten und die meisten Grünen so wenig anfangen wie Puritaner mit Sex«, den spießigen »Republikaner«-Muff geradezu anriecht. (Wie sich die Sinne doch täuschen lassen.) Und auch zwischen den publizistischen Antipoden der Republik, der »TAZ«, die ihrem Freund Willy Brandt ein »fast schon provozierendes Selbstbewußtsein« attestiert und täglich »die erste deutsche Revolution« besingt, und der »FAZ«, die täglich die »friedliche deutsche Revolution« besingt und ihren Feind als einen »zu erstaunlicher Form auflaufenden Ehrenvorsitzenden Brandt« beschimpft, klaffen Welten von Grammatik- und Satzzeichenfehlern.
Die 17 Millionen Brüder und Schwestern an westdeutschen Fernsehgeräten, die noch vor Wochen scharf auf die »Tagesschau« gewesen waren, am 12. Januar aber schon den ersten Kanal voll hatten und, unter Zurücklassung einer lächerlichen Einschaltquote für das Neueste von der Revolution, zu den »Drombuschs« in den zweiten flüchteten, könnten sich fragen, wo denn all die schönen Kontroversen sind, mit denen die schwarzen, gelben, braunen, roten und grünen Männchen und Frauchen das Publikum zur Alf-losen Sendezeit einst unterhalten haben, wo sind sie geblieben?
Ihnen ließe sich, wenn sie hören wollten oder lesen könnten, sagen, daß die vormals festgestellte Uneinigkeit der Parteien ja vor allem darin bestanden hatte, daß jeder eine andere Rolle bei der Befreiung der Welt vom Kommunismus zugewiesen war: Die einen sollten am liebsten einmarschieren wollen und beschränkten sich widerwillig aufs Totrüsten, auf Boykott und Subversion; die andern sollten mit einem demokratischen Sozialismus oder mit einer ökologischen Basisdemokratie oder irgendeiner anderen Banane locken – Hauptsache: die Kommunisten kommen weg. Nun sind sie weg, jeder sieht, daß ihnen nichts anderes folgt als das, was sie verfolgt hat, und mit ihnen verschwindet die bunte Vielfalt der Verfolger.
(Es ist wie nach dem gewonnenen Krieg: dem abgemusterten Soldaten sieht keiner mehr an, ob er bei der Marine, bei der Kavallerie oder an der Gulaschkanone gekämpft hat. Nur manchmal, wenn sie, endlich in Zivil, zum Kameradschaftsabend in der Talkshow zusammentreffen, erkennt man noch an den Gesten der Subordination, daß Otto Wolff der General der Luftlandetruppen gewesen sein muß und Egon Bahr der hilfswillige PK-Leutnant. Die MarketenderInnen werden nicht mehr eingeladen.)
Einigkeitundrechtundfreiheiheit. Alle singen mit, erstens, weil sie es so gewollt haben, und zweitens, weil auch die wenigen, die es ungern tun, wissen, daß sie sonst vielleicht bald wimmern oder sogar brummen, mindestens aber nix mehr werden. Denn es gibt keine Freiheit für die Feinde der Freiheit! Voraussetzung der Freiheit ist, sagt Kohl, sagt Lambsdorff, sagt Vogel, sagen alle, der einige, freie Markt. Voraussetzung für den einigen, freien Markt ist, sagt Schiller der andere, das freie Unternehmertum. Das Recht des freien Unternehmertums ist, sagen Marx und Haussmann, die Akkumulation von Kapital. Keine Freiheit, sagt die Logik, für die Feinde des Kapitals!
Jeder hat das Recht, mit allen andern über diese Freiheit einig zu sein. Freiheit ist, wenn die Kommunisten im Knast sitzen oder wenigstens keinen Job kriegen. Polen und Ungarn sind schon kommunistenfrei, Rumänien wird es per Volksabstimmung (über ein Verbot der Kommunisten und, weils irgendwie dazugehört: über die Wiedereinführung der Todesstrafe) werden, demnächst die Tschechoslowakei, Bulgarien und, so um den 7. Mai, die DDR, deren einst führende Partei in dem Bemühen, das Schlimmste, das Vierte Reich der Deutschen, zu verhindern, lieber in opportunistischen Windungen sich stranguliert, bis auch sie, nach dem bekannten Vorbild, eben eine durch und durch revolutionäre Partei geworden ist, als jene außerparlamentarische Opposition zu bilden, aus der allein eine Politik gegen Einigkeitunrechtunfreiheit noch sinnvoll wird agieren können, und die Last der Verantwortung für die Existenz des zweiten deutschen Staats jenen Damen und Herren (Gorbatschow, Thatcher, Bush, Mitterand) zurückzureichen, deren Politik daran mitgewirkt hat, den United Krauts eine neue Chance zu geben, und die sich jetzt, ganz entspannt im Dort und Gestern, darauf beschränken, in Gesprächen unter vier Augen den Vorsitzenden der SED heimlich zum Durchhalten zu animieren. (Ein bißchen billig, nicht wahr, François?).

Ein solcher Rückzug gäbe den gescheiterten Revolutionären auch Zeit, über das einzige große Verbrechen nachzudenken, das sie – neben den vielen kleinen und größeren Fehlern, vermeidbaren dummen und unvermeidlichen – begangen haben: eine Bevölkerung, ja man muß schon sagen: ein Volk zu hinterlassen, das in einigen seiner öffentlichen Manifestationen täglich und besonders montags beweist, daß es die Brüder und Schwestern hüben an Dummheit, Feigheit, Raffgier, Fremdenhaß und Chauvinismus noch übertrifft. Vieles davon stammt aus großer deutscher Zeit – Psyche verändert sich noch träger als Bewußtsein – , zu vieles aber auch nicht. Wer nicht weiß, vielleicht nicht einmal wissen will, warum dem Kommunismus dies geschah und von wem, soll in Zukunft anderes vertiefen und ausbauen als Beziehungen zur Partei, zum Beispiel seine Liebe zur volkstümlichen Musik und seine Datsche, oder einfach, wie wir Westler sagen: sich verpissen. Freundschaft!

konkret 02/90, S. 8

line-wordpress-long
 Hermann L. Gremliza
Nation in Not
Die Einheizer der Nation haben Stress: Die Deutschen (West) sorgen sich mehr um ihre Prämiensparzinsen als um die baldige Vereinigung mit ihren Brüdern und Schwestern Leider ist auch das hin Grund zur Schadenfreude
Als der Kreis »Radikale Linke« vor einem Jahr Kritik an seinem ersten Entwurf einer politischen Grundlage sammelte, blieb ein Satz fast gänzlich unbestritten: daß die Bundesrepublik in eine Epoche rosa-grüner Besoffenheit eingetreten sei. Diese Annahme war falsch, die Epoche, die mit der Westberliner Koalition begann, ist kein Jahr alt geworden; mit dem Kollaps des realen Sozialismus war die Rolle der ökopazifistischen Alternative hier so ausgespielt wie dort. Als vor einem halben Jahr die Frankfurter Demonstration gegen die Wiedervereinigung vorbereitet wurde, war ebenso unbestritten von nationaler Besoffenheit und von Deutschtümelei die Rede. Wieder falsch. Wie es, gut ein halbes Jahr nach der realen Besoffenheit unterm Brandenburger Tor, in der Wirklichkeit der Bundesrepublik aussieht, sagt uns in diesen Tagen die bürgerliche Presse:
Zum Beispiel der Chefredakteur der Illustrierten »Stern«: Wo bleibt denn das »Das kriegen wir hin, wir haben schon ganz anderes geschafft, das wäre doch gelacht!« aus den Anfangstagen der Einheit? Der kleinkarierte Mief ist dabei, sich der Einheit zu bemächtigen. Einverstanden, wir können froh sein, daß der befürchtete neue Nationalismus (noch) nicht über uns hereingebrochen ist. Er ist aber prächtig ersetzt worden durch das Zetern um die Groschen.
Zum Beispiel der Chefredakteur der Wochenzeitung »Die Zeit«: Hinter der Kritik am Staatsvertrag verberge sich nichts anderes als der Sozialneid der Stammtische und die Besitzstandsmentalität der beati possedentes in der Bundesrepublik.
Zum Beispiel die Westberliner Kinder-FAZ: Auch vom westdeutschen Mann auf der Straße drohen weniger Euphorie und Überschwang als Ressentiments und marktwirtschaftlich geschultes Mißtrauen gegenüber den Brüdern und Schwestern.
Alle drei beklagen den Mangel an sog. Nationalgefühl, denunzieren dessen Abwesenheit als Zeichen einer minderwertigen Gesinnung, als Zetern um den Groschen, Besitzstandsmentalität und Kleinkrämergeist. Nach einer Emnid-Umfrage von Ende Mai, welche politischen Aufgaben sie für »besonders wichtig« halten, nennen von den befragten BRD-Bürgern: 77 Prozent den Umweltschutz, 68 Prozent die Drogenbekämpfung, 54 Prozent das sog. »Ausländerproblem« und ganze 28 Prozent die deutsche Einheit. Kurz vor der Erfüllung des »nationalen Traums«, der Wiedervereinigung, der Gründung des Vierten Reichs, scheint der deutsche Nationalismus in Nöten, jedenfalls in der BRD. Warum?
Ganz allgemein ist Nationalismus in einem modernen Industriestaat, also jenseits von Stammesgesellschaften, ein ideologisches Programm, das den Beherrschten, dem »kleinen Mann auf der Straße«, dem Stammtischbruder, nicht aus ihren unmittelbaren Interessen ablesbar ist und auch nicht gemacht werden kann. Nationalismus fingiert als ein höheres gemeinsames, ein volksgemeinschaftliches Interesse, das es real in einer Klassengesellschaft nicht gibt.
Diese Fiktion eines gemeinsamen Interesses muß immer wieder durch Propaganda erneuert werden, beispielsweise durch das tägliche Absingen einer nationalistischen Schnulze auf allen Fernsehkanälen oder durch Intellektuelle, die einer Bevölkerung, deren 90-Prozent-Mehrheit nicht weiß, wie man Goethe schreibt, einredet, sie bilde eine Kulturnation oder sei das Volk der Dichter und Denker. Das Vaterland ist eine Erfindung, an die die Armen glauben sollen, damit es ihnen leichter fällt, dran glauben zu müssen. Die Sorge um seine und seiner Kinder Ernährung hat noch keinen Schuster dazu gebracht, sich freiwillig nach Verdun oder auch bloß verdrossen nach Stalingrad zu melden.
Soweit die gesellschaftlich Herrschenden selbst die nationale Propaganda betreiben, hat diese an Wirksamkeit von 1870/71 über 1914, 1933 und 1939 bis 1989 erheblich eingebüßt: Einer Klasse, die im Fall, daß im feindlichen Ausland drei Prozent mehr zu holen sind, das Vaterland flieht, wird selbst im glaubensstarken Deutschland nicht mehr so recht geglaubt, wenn sie ans Nationalgefühl appelliert. Dafür braucht sie a) den Sport, Boris und Steffi und den guten Kaiser Franz, aber auch das laßt nach, und b), viel wichtiger, eine Opposition, die als sozialpolitische Vertreterin der beherrschten Klasse(n) die vaterländische Lüge mit »Glaubwürdigkeit« versieht: Ohne die Liberalen hätte Bismarck 1870/71 keine nationale Kriegsbegeisterung entfachen können, ohne Sozialdemokraten Wilhelm 11. nicht 1914, und Hitler 1933 nicht ohne eine deutsche Linke, die sich in der nationalistischen Agitation gegen das Versailler Diktat von keinem übertreffen ließ und – in Form der SPD-Fraktion – am 17. Mai 1933 im Reichstag nach der außenpolitischen Erklärung des Führers und Reichskanzlers zusammen mit der NSDAP das Deutschlandlied anstimmte. Eine Cover-Version dieses Titels wurde dann im November 1989 im Bundestag eingespielt, wieder mit der SPD und nun auch mit den Grünen.
So ist es gar nichts Neues, sondern es bestätigt bloß die historische Erfahrung, daß auch 1989/90 (und in der Vorbereitung dieses Datums) die nationalen Töne vor allem die Linke beizusteuern hat: Von den Alternativen, die die »deutsche Frage« dadurch offengehalten hatten, daß sie den realen Sozialismus der DDR zum Problem der westdeutschen Linken erklärten und sozusagen um der Schönheit eines besseren Sozialismus willen den zweiten deutschen Staat nicht anerkannten, vom Sohnemann Peter, der die »nationale Frage von links« schon vor Jahren inszenierte, über eine Friedensbewegung, welche den eigentlichen Schrecken da atomaren Rüstung darin erblickte, daß ihr Einsatz zuerst die Deutschen treffen würde, vom Vater Willy, der rassistisch-biologistisch zusammenwachsen lassen will, was zusammengehört, und damit besser als Schönhuber das »Ausländerproblem« als eines von Leuten definiert, die nicht zusammengehören, bis hin zu den Feuilletonisten des Fortschritts, den Augsteins und Hartungs.
Warum ist ihr nationalistisches Engagement dennoch in Nöten, warum macht der nationale Fusel, den sie austeilen, nur sie selbst besoffen, den kleinen Mann und den Stammtisch aber nicht? Weil das Nationale und das Soziale, im Nationalsozialismus schon nur noch gewaltsam zusammengezwungen, so offenkundig auseinanderfallen (ein Erlebnis, das spätestens beim dritten Besuch der DDR-Verwandten in vier Wochen zum Alptraum wird), daß keine Propaganda in der Lage ist, die Stimme des Interesses, oder, wie Theo sagt, den Sozialneid der beati possedentes, zum Schweigen zu bringen.
Diese Diagnose wird bestätigt durch den Niedergang der neuen national-sozialistischen Partei: Noch vor einem Jahr waren die REPs auf dem Weg von 10 zu 20 Prozent der Wählerstimmen; heute, da ihre deutschnationalen Parolen von Augstein und anderen Bundesverdienstmännern verbreitet werden, geben die Demoskopen ihnen noch zwei Prozent. Dafür hätten sie nun gute Chancen in der DDR: Dort ist der Eindruck, das Nationale falle mit dem Sozialen zusammen, noch zu erwecken, jedenfalls solange, als große Teile der DDR-Bevölkerung glauben, die Wiedervereinigung werde die BRD zwingen, in der dann ehemaligen DDR die gleichen Lebensbedingungen zu schaffen wie in der heutigen BRD. Daß dies nicht so kommen muß, könnten die Beispiele Norditalien/Mezzogiorno oder England/Schottland lehren.
Natürlich haben die einstigen REP-Wähler sich um keinen Deut verändert, sind sie, zurückkehrend zu CDU, SPD, FDP, den Grünen oder den Nichtwählern, dieselben geblieben. Aber es ist so naheliegend wie falsch, ihre Abkehr von den REPs damit zu erklären, daß sie an anderem Ort ihre nationalistischen Ressentiments besser aufgehoben finden. Die Nation, und das belegt die Studie, die Wolfgang Pohrt zur Zeit erstellt, interessiert die Wähler der Republikaner einen Dreck. Sie sind, obwohl treu-deutsch-doof, nicht deutschtümelnd, sondern Liebhaber von sog. Negermusik, und der Ausländer, den sie noch mehr fürchten als den Türken, ist der Sachse aus Siebenbürgen oder aus Chemnitz. (Nebenbei: Wen freut der Gedanke, daß dieses Kaff wieder den zu ihm passenden Namen trägt, nicht?)
Der deutsche Sozialcharakter, der natürlich nicht erbbiologisch, sondern durch gemeinsame historische Erfahrung erworben ist, zeichnet sich gerade nicht durch ein übertriebenes Zusammengehörigkeitsgefühl aus, sondern durch dessen Gegenteil: Weil jeder reichlich Gelegenheit hatte, sich an Verbrechen zu beteiligen oder von ihnen zu profitieren, hat er auch Entdeckung zu fürchten durch den lieben Nächsten, den er deshalb fürchtet und haßt und mit dem zusammen er es nur im Ausnahmezustand aushalten kann, im sentimentalen oder alkoholischen Exzeß, betroffen oder besoffen. Am Morgen danach heißt das Vaterland wieder Wüstenrot, wird der heilige Verteidigungskrieg im Wohngebiet, am Arbeitsplatz oder auf dem Sozialamt geführt.
Daß die Nation den Deutschen/West im Normalfall ziemlich wurst ist, bedeutet freilich nicht, daß ihr Sozialverhalten deshalb weniger aggressiv wäre: Ihre Abneigung gegenüber dem Nationalen gilt ja nicht dessen Versprechen, die Eigenen auf Kosten anderer zu bereichern, sondern im Gegenteil: Das Nationale scheint die individuelle Bereicherung (jedenfalls auf absehbare Zeit) zu behindern und den sozialen Besitzstand zu gefährden. Blüms aufs nationale Sentiment zielender Appell, die deutsche Einheit sei nicht zum Nulltarif zu haben, wurde als Drohung verstanden und bei den Wahlen in NRW und Niedersachsen entsprechend quittiert.
Dennoch: kein Grund für Schadenfreude und Hoffnungen. Denn die herrschende Klasse, deren Haushaltsbücher etwas weitsichtigere Spekulationen erlauben, und die ja weiß, daß die Verwertungsbedingungen für das Kapital durch die Erschöpfung der Dritten Welt und den Bankrott des Ostblocks sich so verschlechtert haben, daß – wie Pohrt zurecht meint – jetzt ein mittelschwerer Weltkrieg angesagt wäre, wird sozusagen ersatzweise das Vierte Deutsche Reich auch gegen den Willen der Wähler durchsetzen. Die Selbstverständlichkeit, mit der alle Kommentatoren der Bürgerpresse die DDR, den immerhin zehntgrößten Industriestaat der Erde, mit dem kriegszerstörten Deutschland von 194S verglichen, verrät mehr über die ökonomische Notwendigkeit ihrer Eroberung, als die Autoren sagen wollen. Und die fast hysterische Ablehnung einer Volksabstimmung über die Wiedervereinigung durch die Propagandisten des »Selbstbestimmungsrechts für das deutsche Volk« zeigt, wie sie die Lage einschätzen. (Daß das Verlangen nach einer solchen Volksabstimmung dennoch zurückgewiesen werden muß, weil es ein völkisches Recht der Deutschen voraussetzte, über die Größe ihres Staates selbst zu bestimmen, soll zur Vermeidung von Mißverständnissen gleich dazugesagt sein.)
Gegen den Willen heißt zunächst einmal: auf Kosten. Wie hoch die hier und dort sein werden. weiß keiner genau. auch die sogenannten Experten handeln nach dem Motto: Augen zu und durch! Nur wer sie zu tragen haben wird, kann als bekannt vorausgesetzt werden. Und daß sie von oben nach unten durchgebucht werden: vom westdeutschen Kapital auf die westdeutschen Angestellten und Arbeiter, auf die westdeutschen Frauen, auf die Rentner, auf die ostdeutschen Arbeiter und Bauern, auf die Frauen, auf die Rentner, auf die Ausländer: zunächst auf die Türken hier und die Polen dort.
In einem Land, dessen Geschichtsschreibern der Verlust des Arbeitsplatzes und Mieterhöhungen immer als entschuldigende Begründung für Rassismus und Pogrome gegolten haben und noch gelten, darf man sich auf alles gefaßt machen. Denn erst, wenn die inneren sozialen Konflikte einerseits auf einen inneren Feind – auf wen wohl? – und vor allem, weil der nicht mehr so sehr viel hergibt und ein Jude namens Gysi doch nicht Beleg genug ist für eine jüdische Verschwörung, nach außen abgelenkt werden müssen; wenn die Rolle, welche die französischen Truppen im Rheinland bis 1933 für den Erfolg der nationalistischen und nationalsozialistischen Propaganda spielten, die auf dem Gebiet der heutigen DDR stationierten Truppen der Roten Armee übernommen haben; wenn, was damals die Reparationszahlungen waren, demnächst die noch von der DDR eingegangenen Lieferverpflichtungen an die Sowjetunion und andere osteuropäische Entwicklungsländer sein werden – dann wird die nationalistische Propaganda wieder die Resonanz finden, die sie heute noch vergeblich sucht, wird das habeigezwungene gemeinsame Soziale sich wieder mit dem Nationalistischen zusammenzwingen lassen.
Was gäbe es dagegen zu tun?, Mitmachen, um Schlimmeres zu verhindern, wie die approbierte deutsche Opposition rät? Mir scheint, das Schlimmste, was zu verhindern wäre, sind Illusionen, die sich die Nachbarn in Ost und West von den wundersam gewandelten Deutschen machen. Solche Illusionen verbreitet natürlich die staatsloyale Linke, aber auch andere tun es, ungewollt, wenn sie mit Demonstrationen und Kongressen oder mit der Herausgabe einer Zeitschrift wie KONKRET den Eindruck erwecken, es gebe in diesem Land eine nennenswerte, womöglich sogar einflußreiche antivölkische Opposition, die mehr ist als eine Gruppe »hypermarginalisierter Outlaws«, wie das Blatt der Massenbewegung SOST die »Radikale Linke« nennt. Dieser auch integrierenden, auch Illusionen weckenden Funktion wäre freilich nur durch die Einstellung aller politischer Tätigkeit ganz zu entgehen. Immerhin stellt diese Einsicht aber die Aufgabe, zugunsten keines wie auch immer gearteten »breiten Bündnisses« die Kritik zu domestizieren und – nach dem Vorbild der Friedensbewegung – die Quantität wieder einmal der Qualität zu opfern.

Also: Nein zu Deutschland, nicht obwohl wir wissen, daß es nicht zu verhindern ist, und bis zum letzten Augenblick noch so tun wollen als ob, sondern weil wir es wissen und es auch sagen, hier und den Nachbarn, vor denen wir unsere politische Ohnmacht nicht verbergen und denen wir mitteilen wollen: daß auf das, was sich in Deutschland die Linke nennt, im Fall des Falles kein Verlaß ist; daß ihre Neinsager nicht zählen und ihre Jasager, angeführt von der SPD und noch ein Weilchen begleitet von den Grünen, nicht beiseite stehen werden, wenn das Vaterland ruft.

Konkret 07/90, S. 26

 line-wordpress-long
Wvereinigen
Hermann L. Gremliza
Viertes Reich, fünfter Gang
»Irgendwelche Reminiszenzen« halte er im »Jahre eins« nach der Wiedervereinigung für nicht mehr in die politische Landschaft passend.
Wolfgang Bötsch, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag, laut dpa auf die Frage, ob es nicht Gründe für eine Zurückhaltung Deutschlands im jugoslawischen Krisengebiet gebe
Wer zu spät kommt… Daß ein Volk, dessen Blitzkrieg unübersetzt in die Wörterbücher der Nachbarn eingegangen ist wie the kindergarten und le berufsverbot, sich das nicht zweimal sagen lassen würde, war vorauszusehen. Und doch hat wohl keiner seiner näheren und ferneren Nachbarn für möglich gehalten, daß die Deutschen ab sofort Politik als Fortführung ihrer unübersetzbaren Autobahn mit anderen Mitteln betreiben würden: ohne jedes Tempolimit, nichts achtend als das eigene Vorankommen, ohne Rückblick in den Spiegel, und der übrigen Welt, so sie dem Hupen und Auffahren nicht weicht, mit der Faust drohend oder den Vogel zeigend.
Das Vierte Reich gibt Vollgas. Der Sowjetunion schreiben seine Politiker täglich dreimal vor, in welche Portionen sie sich zu zerlegen und welche Gesetze sie sich zu geben hat. Japan und die USA, die das Deutschland-Magazin »Spiegel« en passant »innen- und finanzpolitisch verrottet« nennt, bekommen täglich dreimal gesagt, wie sie den Wandel in Osteuropa zu verstehen und was sie dafür zu bezahlen haben, da die Deutschen wegen der Hilfe für die Landsleute »an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit sind« und die letzten paar Mark für Infrarot-Nachtsichtgeräte und Hubschrauber zur Sicherung der Ostgrenze gegen Asylantenpack zusammenkratzen müssen. Den Westeuropäern aber bläst ein multimedialer Spielmannszug den Marsch, an dessen Spitze, als Tambourmajor, die »Frankfurter Allgemeine« den Takt angibt:
An der Katastrophe haben der holländische Außenminister van den Broek und seine Mitarbeiter maßgeblichen Anteil… Von Anfang an haben sie sich derart einseitig auf die Seite der Gegner selbständiger jugoslawischer Teilstaaten gestellt, daß sich ernsthaft nach der Ermächtigung für ein solches Handeln fragen läßt. Man vermutet, der »jugoslawische Integralismus« der Holländer sei mit den Vereinigten Staaten abgestimmt… Wird der Alleingang der Holländer und ihrer Verbündeten in der EG nicht bald gestoppt, können die Folgen auch für die Gemeinschaft schwerwiegend sein… Neben den Holländern bestehen (auf der Bewahrung Jugoslawiens) besonders ausdrücklich die Spanier und die Briten, teilweise auch Italiener und Franzosen… Die deutsche Politik hat sich allzulang einer aktiven Minderheit innerhalb der EG gebeugt.
Engländer, Franzosen, Holländer, Italiener und Spanier, mögen ihnen auch die verrotteten Amis beistehen, sind eine Minderheit in der Europäischen Gemeinschaft – gegenüber einer deutschen Mehrheit, die sich lang genug gebeugt hat und deren Leitartikler keiner Gleichschaltung bedürfen, um wie im Traum das treffende Wort zu finden: Ermächtigung. Wie, die Franzosen erlauben sich, Zicken zu machen? Den entsprechenden Auftrag erledigen Springers »Hamburger Abendblatt« und Bertelsmanns »Spiegel« Schulter an Schulter:
Mitterrand sieht sich auf der Verliererstraße. Erfolglos hatte er sich gegen das Tempo bei der Vereinigung Deutschlands gestemmt… Mitterrand ist der politische Kompaß abhanden gekommen. Bei der deutschen Wiedervereinigung, beim Putsch der Moskauer Betonköpfe, in der Jugoslawien-Krise – er steuerte immer den falschen Kurs… »Ewig steht der Präsident mit dem Fuß auf dem Bremspedal«, kritisierte Libération, »um den rasanten Lauf der Geschichte zu mildern.« (»Libération«, die einzige publizistische Zeugin des »Spiegel«, ist das französische Vorbild der Kinder-»FAZ«.)
Gebremst wird nur für Tiere. Wenn Letten, Litauer und Esten, einst die besten Kumpane deutscher Nazis beim Schlachten roter Schweine, unabhängige Staaten ausrufen, um sogleich ihre NS-Verbrecher zu rehabilitieren und die Vertreibung der russischen und polnischen Minderheiten vorzubereiten, scheißt das Vierte Reich im Jahre eins auf Reminiszenzen und beeilt sich, zwecks Erneuerung »traditionell enger Beziehungen« noch vor den Russen und den Amerikanern seine Botschafter an die Front zu schicken, darunter, wie in allen Blättern und auf allen Kanälen gelobt wird, zwei Angehörige »alter baltendeutscher Familien«, einen Herrn von und einen Grafen.
Wenn die Russen Leningrad in St. Petersburg umbenennen, hält sich die deutsche Presse für ermächtigt, Kaliningrad sofort in Königsberg umzutaufen, und eins der gleichgesinnten Blätter konstatiert, zwanzig Jahre nach dem Moskauer Vertrag, unbefangen und unwidersprochen, daß »Ostpreußen seit 1945 unter sowjetischer Verwaltung steht«. Wenn am Brenner südtiroler Lodengruppen aufmarschieren, nennt die »Zeitung für Deutschland« deren Führerin Eva Klotz »die Tochter des legendären Freiheitskämpfers der sechziger Jahre«, als hätte das Alto Adige in den Sechzigern unter einem blutigen italienischen Diktator gelitten und nicht unter deutschvölkischen, von alten österreichischen und reichsdeutschen Nazis finanzierten und bewaffneten Terrorbanditen.
Und wenn, wie die nördlichen, auch die alten südöstlichen Verbündeten des Dritten Reichs dort weitermachen wollen, wo ihre Väter und Großväter aufgehört haben, entzieht der Herausgeber Reißmüller ihren früheren und künftigen Opfern den Arier- bzw. Europäerausweis: »Jugo-Serbien ist eine gänzlich uneuropäische Macht. In der heutigen Staatenwelt ähnelt ihm am ehesten der Irak; die serbischen… Führer haben zur Wahrheit ein orientalisches Verhältnis. Deshalb darf für Serbien auf alle absehbare Zeit kein Platz in der Europäischen Gemeinschaft sein.«
Aktuelle Rassenkunde. Keiner widerspricht, was hier steht, steht auch dort, und nur Art und Häufigkeit der Satzfehler und syntaktischen Havarien zeigen an, ob man in der Allgemeinen, der Rundschau oder der Alternative blättert. Und wie stets suchen sie die Defekte des eigenen Kollektivs einem Gegner anzudichten:
An der Propagandafront konzentrieren die Serben ihren Haß jetzt ganz auf die Deutschen… Der antideutsche Sturmlauf offenbart den Informationsrückstand einer Nation, deren Weltbild jahrzehntelang durch staatliche Desinformation geprägt wurde. Mitteleuropa ist für die Mehrheit der Serben ein von den Deutschen kontrollierter Machtblock, der nach der Herrschaft über ganz Südosteuropa giert.
So sehr kann monatelanger Einsatz an der Propagandafront verblöden, daß der Redakteur des »Spiegel« es nicht mehr merkt, wenn er den Mond zur beleuchteten Scheibe erklärt. Was die staatlich desinformierte Mehrheit der Serben glaubt, glaubt freilich nicht sie allein, denn ein paar Absätze später ist der Mond, ohne daß es dem Redakteur auffiele, wieder eine Kugel:
Umsichtige nichtdeutsche Journalisten bekleben neuerdings die Windschutzscheiben ihrer Mietautos mit den Kennzeichen-Kürzeln ihrer Heimatländer – um nicht für Deutsche gehalten zu werden.
Sie scheinen es nicht zu merken, daß die Welt, die ja vorläufig leider zu größeren Teilen noch von Nichtdeutschen bevölkert bleiben wird, nach nur wenigen Monaten Viertem Reich die deutschen Einheitsjournalisten so satt hat wie die Regierungen in Washington, London, Paris, Den Haag, Brüssel, Rom und Madrid den sächsischen Praeceptor Hans-Mundi Genscher, jenen bei den Deutschen derzeit beliebtesten Politiker, dessen allgemeine Unbeliebtheit außerhalb der Landesgrenzen jüngst sogar dem Redaktionsatlantiker der »FAZ« aufgefallen ist: »Der Bonner Außenpolitiker glaubt, besser als alle anderen Verbündeten zu wissen, wie man die Sowjetunion behandeln muß, und wird dabei zum Zensor der Verbündeten, der mit kleinen, versteckten Hieben dazu beiträgt, daß sie ihm nicht trauen, selbst da, wo er es verdiente.«
Keiner traut ihnen, und keiner traut sich, es mit dem erwachenden Deutschland sich zu verderben. Die Regierungen im Osten wollen und können keine Mark (die sie nicht kriegen werden) riskieren, die im Westen fürchten, die ökonomischen Folgen ihrer Kritik könnten »schwerwiegend« sein.
So könnte es denn geschehen, daß die Welt ihre bekannte Entschlossenheit, aus der Geschichte nichts lernen zu wollen, so weit treibt, daß sie den Deutschen mit ihrem Vierten Reich eine dritte Chance gibt.
Konkret 10/91, S. 8
line-wordpress-long
Hermann L. Gremliza
Die Krauses als Krupps
Ich sah, daß man Worte wie Keuschheit und Reinheit, moralische Grundsätze, sittliches Verhalten und Nächstenliebe im Munde führen und dabei sein schmutziges Einkommen aus den baufälligen Mietskasernen des Negerviertels ziehen konnte – schmutzstarrenden Bruchbuden, die man nicht einmal Schweinen als Behausung angeboten hätte.
Thomas Wolfe
Irgendwer würde von der Wiedervereinigung was haben, das war gewiß, und daß es weder die Leipziger Armleuchter noch die vietnamesischen Vetragsarbeiter wären, ließ sich denken. Profitieren sollten die Krupps, ein Synonym für die großen Kapitalisten und kleinen Spekulanten aus dem Westen, und die Krauses, dies aber nicht ein Synonym für die Massen ostdeutscher Arbeiter und Bauern, sondern der Name einer einzelnen Familie aus dem Mecklenburgischen, an der sich die Wünsche und Hoffnungen von sechzehn Millionen Doppelzentner Heldenvolk aufs wunderbarste erfüllen sollten.
Herr Günther Krause und Frau Heidrun haben getan, was ihre Mitbürger auch gern getan hätten und nicht gekonnt haben. In den drei Jahren nach der friedlichen Konterrevolution haben sie größeren privaten Reichtum erworben als das ganze Politbüro der SED in vierzig Jahren. Herr Krause, der Bundesminister, bringt zu jedem Monatsende 30.000 Mark plus Spesen nach Hause, Frau Krause, die Grundbesitzerin, zieht von seinen Geschäftspartnern für einen zum Büro umgewidmeten Stall monatlich 19.000 Mark Miete ein und verkauft auch mal für die eine oder andere Million einen Teil eines Ackers, den Herr Krause, der Gemeinderat, zum Bauland erklären läßt. Wenn Krause, der Sohn, schwach in Englisch ist, bringen Vati und Mutti ihn auf Kosten der Luftwaffe (180.000 Mark) nach San Francisco zur Schule. Frau Krause, die Gattin des Ministers, erlöst beim Kauf eines 50.000 Mark teuren Autos, mit dem der 16jährige Sohn des Ministers in Börgerende den Schulweg unsicher machen will, auf Vorlage eines Diplomatenpasses einen Rabatt von 25 Prozent, was aber schon deshalb not tut, weil das Rostocker Arbeitsamt für die Putzfrau der Krauses nur 700 von den 800 Mark Monatslohn übernimmt und das Haushaltsgeld durch die Monatsmiete von 780 Mark für das von Krause, dem Staatssekretär der DDR, kurz vor der Wende requirierte Anwesen am Müggelsee fast so sehr angegriffen ist, daß die Familie in Versuchung geraten könnte, ihr Budget mit Provisionen für die preiswerte Vergabe von Konzessionen für Autobahnraststätten aufzufüllen, die Krause, der Verfasser des Staatsvertrags, in den letzten Tagen der DDR vergeben hat.
Es wird jedoch, das darf man Herrn Krause glauben, »alles nach Recht und Gesetz« zugegangen sein, und auch zwischen seinem Engagement bei der Privatisierung eines DDR-Baukonzerns und den Millionen, die seine Frau von den frisch Privatisierten erlöst hat, dürfte es, wie der Minister versichert, »keinen anfechtbaren Zusammenhang« geben, sondern nur einen unanfechtbaren. Die Krauses werden sich nicht anders verhalten haben als die Krupps, die ihnen vierzig Jahre lang als Vorbilder freien Unternehmertums hinübergefunkt worden waren – ein bißchen hektischer und ruppiger vielleicht, wie man das von Leuten kennt, die neu im Geschäft sind, aber strikt nach den Gesetzen der freien Marktwirtschaft und, weil in den Grenzen, die das Strafrecht zieht, ohne jenes schlechte Gewissen, das viele Kollegen Krauses nötigt, den halben Arbeitstag mit der Camouflage ihrer Nebeneinkünfte zu verbringen.
Warum dann aber trifft die Krauses eine Entrüstung, als hätten sie kleine Kinder gegrillt? Frau Matthäus-Meier von der SPD spricht dem Minister »die charakterliche Eignung« ab, die »Bild-Zeitung« verlangt seine Entlassung, die »Berliner Zeitung« seinen Rücktritt, »der politischen Hygiene wegen«, ein Hamburger Wochenblatt schimpft ihn die »Personifizierung des neudeutschen Raffke, gierig, prinzipienlos, egoistisch«, ein Herausgeber der »FAZ« greift wie im Traum in die Sprache, in die ein Herausgeber der »FAZ« stets wie im Traum greift, wenn er sich von einem Kumpan bis aufs Blut distanzieren möchte: »Was Krause zeigt, ist Chuzpe«, und der Gemeindepfarrer von Börgerende klagt, »der alte Grundsatz, daß Gemeinnutz vor Eigennutz geht«, habe seine Wirkung verloren.
Der alte Grundsatz war die Parole einer Bewegung, die zur Wiederherstellung der politischen Hygiene der Nation das Land von gierigen, prinzipienlosen Raffkes zu reinigen versprach, aber das braucht ein deutscher Gemeindepfarrer sechzig Jahre später nicht zu wissen, um doch, traumhaft sicher wie ein Fack, das in die Zeit passende Wort zu finden. Wieder ist die Verwertung des Kapitals so schwierig, daß seine christlichen Medizinmänner schon feindlichste Götter anrufen. Denn ginge der Gemeinnutz tatsächlich vor Eigennutz, wäre die private Aneignung des gesellschaftlichen Produkts ja abgesagt, das herrschende System over and out. So war es natürlich nie gemeint, und wie es gemeint war und ist, konnte man damals bei Hugenberg lesen wie heute bei Springer: »Jenseits von Werteverfall und Normenbeliebigkeit steht fest, daß ein freiheitliches System wie das unsere sofort zusammenbrechen würde, wenn alle seine Glieder wert- und vorbildfrei den Spielraum nutzen und ausfüllen würden, den ihnen die Gesetze lassen.«
Solange die Kapitalverwertung funktioniert, ist jeder Beteiligte verpflichtet, bei Strafe der Pleite oder des Rauswurfs jede sich bietende Chance zu nutzen. Wer den größten Erfolg hat, ist der Wertvollste und das Vorbild – in den Siebzigern waren es »die Japaner« (namenlos), in den Achtzigern Rausschmeißer wie Iacocca und Lopez, die jeden Spielraum genutzt und ausgefüllt haben, den ihnen die Arbeits- und Sozialgesetze ließen. Doch seit materielle Erfolge kaum mehr zu erringen sind, ist der Bedarf an Idealen steil angestiegen. Die Renner sind Solidarität, Patriotismus, Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit, Bescheidenheit. Die hohen Kurse, zu denen die ideellen Werte gehandelt werden, zeigen an, wie tief die materiellen stehn.
Was soll es bedeuten, daß die in Redaktionen versammelte Lumpenbourgeoisie, die noch keinen Veilchenstrauß zum Muttertag gekauft hat, den sie nicht von der Steuer hätte absetzen können, Ehrenkodici für Politiker erschwitzt und dafür dreimal mehr Zeilen und Sendeminuten verbraucht als für Deutschlands dritten Kriegseintritt in diesem Jahrhundert? Es bedeutet, daß da jemand glaubt, er werde von der Moralisierung der Politik etwas haben. Das glauben zwar auch die Journalisten, die aber so wenig wie die Leipziger Kerzenhalter wissen, wer sie gerade für sich leuchten läßt. Die Bourgeoisie, die diese nicht nur intellektuell bankrotte Meinungsmacherei bezahlt, tut es, weil sie erkannt hat, daß die Moralisierung der Politik ihr in der Stunde der Not das so lange entbehrte Mittel, mit dem das nicht mehr verwertbare Kapital entsorgt werden kann, zurückzugeben verspricht: den Krieg. Physisch möglich gemacht hat ihn die Kapitulation der sozialistischen Staaten, um ihn psychisch erträglich zu machen, müssen aus Politikern, die nichts sind als bezahlte Vertreter von Interessen, selbstlose, »glaubwürdige« Apostel der Menschheit und ihrer unveräußerlichen Rechte werden – solchen wird man folgen, heute nach Sarajevo, morgen nach Berg-Karabach.
Einen Bosnien-Boom, vergleichbar dem Korea-Boom, der die Ökonomie der USA für ein Jahrzehnt saniert hat, können die Awacs-Einsätze nicht bringen. Wenn es aber gelänge, die Moralisierung der Politik gegen die eigenen, eigenhändig korrumpierten Streibls, Waigels, Schwätzers, Stoibers undsoweiter durchzusetzen – denn es ist zwar süß und ehrenvoll, für das Vaterland zu sterben, nicht aber für den Amigo – , wenn also moralische Aufrüstung den Politikern jene »Glaubwürdigkeit« gäbe, nach der die Bürgerpresse verlangt, könnte auch Größeres in Angriff genommen werden.
Noch gibt es auch andere Hoffnung. Einer Umfrage zufolge »kennt mehr als die Hälfte der 18- bis 25jährigen keinen vertrauenswürdigen Politiker mehr«. Das ist doch was. Und dann ist da die Familie des Ministers Günther Krause. Solange er durchhält, ragt sie wie ein Fels der Aufklärung aus der Schlammflut öffentlicher Moral.
Konkret 05/93, S. 9
line-wordpress-long
Hermann L. Gremliza
Kampfgruppe Großer Wurf
Es ist der Zeitpunkt gekommen – die Nachkriegszeit ist mit der deutschen Einheit endgültig zu Ende gegangen – dieses Ereignis als einmaliges Ereignis einzuordnen.
Steffen Heitmann
Aber warum diese (Carl) Schmitt-Renaissance gerade jetzt? Mir scheint, in Zeiten großer Umbrüche suchen die Menschen verschüttete Eingänge zu einer großen und erlösenden Erkenntnis.
Rudolf Augstein
Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß die Bundesrepublik am Ende scheitert.
Arnulf Baring
Nachdem jetzt das Schlagwort »Antifaschismus« nicht mehr alle auf die Knie zwingt, beeindrucken manche Anlagen Mussolinis durch ihren großen Wurf.
»Frankfurter Allgemeine«
Gerade mal dreieinhalb Jahre alt geworden sind die submissesten Versprechen, mit denen es der Bundesregierung gelang, die Ängste der Siegermächte vor einem größeren Deutschland zu zerstreuen. Nichts, nicht das Geringste werde sich an der Politik der Bundesrepublik ändern, an ihrem Bekenntnis zur westlichen Demokratie, ihrer Treue zum Bündnis und ihrer Absage an den Nationalismus. Zum Beweis werde das neue Deutschland seine politische Macht noch schneller als geplant in der Europäischen Gemeinschaft aufgehen lassen.
Frau Thatcher hat es schon damals nicht geglaubt. Ob sie geahnt hat, wie schnell die Deutschen ihr Recht geben würden? Daß schon zum dritten Jahrestag der Wiedervereinigung der bayerische Ministerpräsident Europa eine »Kopfgeburt« nennen würde, die nicht mehr in die »neue Lage« passe? Daß Kanzler Kohl, bis gestern »der letzte Europäer« genannt, die Formel »Vereinigte Staaten von Europa« aus seinen Redemanuskripten streichen und mit den Worten abwinken würde: »Wir sind ja alle mal als Idealisten gestartet«? Daß der »Spiegel«, das Magazin dieses neuen Deutschland, das Resümee zöge: »Für Deutschland, das aus der Randlage in die Mitte Europas gerückt wurde, macht das sture Weiterwerkeln am westeuropäischen Haus keinen Sinn mehr. Der Bauplan muß geändert werden«? Daß brave Christdemokraten, die an den Schwur von 1990 erinnern, vom Generalsekretär der brandenburgischen CDU zum »Chor der linken, am Bestand der alten Bundesrepublik reaktionär Festhaltenden« geschlagen werden?
Geht man den »Bestand der alten Bundesrepublik« durch, begegnet einem nichts, was einen CDU-Funktionär in Rage bringen sollte. Die herrschende Klasse hat die Gesellschaft, die Ökonomie, den Staat und seine Abteilungen (Justiz, Polizei, Verwaltung) sicher im Griff, die traditionellen Organisationen der beherrschten Klasse treten nur noch als Claque auf (wenn sie nicht, äußerster Fall deutscher Revolution, dem Fabrikherrn drohen, für ihr Recht auf Lohnarbeit zu verhungern). Was am »Bestand der alten Bundesrepublik« stört, ist aber eben ihr Bestand, ist die von den Siegermächten entlang der Marken: Faschismus und Krieg gezogene Grenze politischen Redens und Handelns, deren Anerkennung einst die Voraussetzung gewesen ist für die Rückkehr der Westdeutschen in Welthandel und Weltpolitik. Wann immer sie versuchten, die gesetzten Grenzen zu übertreten, wurden sie durch Erinnerung zur Ordnung gerufen – durch französische und englische Filme, durch US-Fernsehserien, durch Gedenktage und Denkmale. Nach links, in den Sozialismus, wollten sie nicht, nach rechts durften sie nicht. Der status quo war ihr Schicksal. Es war leicht zu ertragen, solange er ständig wachsenden Wohlstand zu bedeuten schien.
Daß Zeiten und Umstände nahten, die diesen »Bestand der alten Bundesrepublik« und seine Grenzen als unerträglich eng erscheinen ließen, merkte zuerst der Nachwuchs. Die Zeitung der Söhne und Töchter, der als Minensuchhund der Bourgeoisie manche Verdienste und manches Verdienst anzurechnen sind, hat schon früh ihre Duftmarken an einen der beiden Grenzsteine deutscher Politik gesetzt, besonders eindrucksvoll im April 1989, als in der »Tageszeitung« ein zweiseitiges Interview mit einem emeritierten Kommunarden unter der redaktionellen Ankündigung erschien: »Die fehlgeschlagene Gottsuche der Nazis und der heillose Antifaschismus der Linken«. Neben dem »heillosen« wurden wahlweise auch der »altbackene«, der »orthodoxe« und der »verordnete Antifaschismus« denunziert und zugleich die »Nation von links« in die Diskussion gebracht.
An diese Vorarbeiten der Kinder können die Herren Eltern jetzt anknüpfen, da summa summarum sechs Millionen Deutsche arbeitslos sind und sogar die Wirtschaftsweisen begriffen haben, daß daran nicht einmal ein unerwarteter Aufschwung etwas ändern würde. Was materiell nicht zu kurieren ist, muß ideell gepackt werden. Nicht, wie der Nachwuchs meinte, mit einem ökologischen Umbau der Industriegesellschaft, sondern mit einem ideologischen und ordnungspolitischen Umbau der Bundesrepublik – durch Lohnsenkung zur Verteidigung des »Standorts Deutschland«, durch Schaffen statt Raffen (»Da auf der Rechten der produzierende und nicht der fordernde Teil der Bevölkerung angesiedelt ist, sieht sich genau der Teil unseres Volkes, der den Wohlstand schafft, heute politisch nicht mehr repräsentiert«, sagt Baring, der Redner des völkischen Bauchs), Deutschmark statt Europa, Zerschlagung des Sozialstaats und Ausbau der Polizei, Deutschland den Deutschen, Ausländer raus. Nicht mehr die »Tageszeitung« sondern die »Welt am Sonntag« führt jetzt den Diskurs über das Heillose und die Gottsuche an:
Tabuisiert sind Begriffe wie »Nation«, »deutsche Normalität« oder »Geopolitik«, aber auch ganze gesellschaftliche Problemfelder werden nach dem Willen der politisch Korrekten ausgegrenzt, mit Denk- und Diskursverbot belegt. Kein Nachdenken (oder gar politisches Handeln) zum Thema »Ausländerkriminalität«, kein öffentliches Räsonieren über die totalitären Aspekte des militanten Feminismus, über eine Strafrechtspraxis, die der »Resozialisierung« die Gerechtigkeit opfert, über eine rigidere Aids-Prophylaxe, die Infizierte kenntlich macht, um Opfer zu schützen, über die biologischen, phylogenetischen und sozialpsychologischen Prämissen von Mutterschaft, Fremdenabwehr oder nationalem Wehrwillen. Wo die Grenze zu diesen Tabus überschritten wird, droht Exkommunikation, das Totschlag-Etikett »faschistoid«.
Die Rede von den Tabus und dem Totschlag-Etikett ist natürlich bloß eine rhetorische Figur, deren ständige Wiederholung (und implizite Widerlegung) in den Blättern der großen Konzerne dazu dient, das Angriffskommando Herrschender als Hilferuf Unterdrückter auszugeben. Denn überall ist Tabubruch, überall werden Nazis und Faschisten (Horthy, Schmitt, Jünger) wiederentdeckt. »Ohne die Eingriffe des Faschismus wären die Verkehrsprobleme in Mailand unerträglich«, schreibt, aus Angst vorm Totschlag-Etikett, die Samisdat-Zeitung »Frankfurter Allgemeine«, die zugleich im Untergrund die »Erkenntnis« verbreitet, »daß die Besinnung auf die NS-Vergangenheit keine verbindlichen politischen Maßstäbe für Gegenwart und Zukunft erbringt«, und aus dieser Abkehr von der Vergangenheit die Lehre zieht, in ihrer Tiefdruckbeilage zum Sonntag einen Pornoverleger, den sie zu Zeiten der alten Bundesrepublik nicht mit der Kneifzange angefaßt hat, eine ganze Seite über die »Lebenslüge Antifaschismus« vollschmieren zu lassen.
Der Angriff auf den »Bestand der alten Bundesrepublik« soll der deutschen Politik eine Option zurückgewinnen. Ob und wann welche Variante deutschen Faschismus’ Lebenswahrheit wird, ist ungewiß. Ein wenig hängt es auch davon ab, wie lange die Nachbarn auf Lob- und Schönredner des neuen Deutschland hereinfallen wie auf diesen:
Sie stellen es so dar, als ob das, was sich heute in Deutschland abspielt, die Kultur bedrohe, die Zivilisation bedrohe, als ob eine Horde Wilder die Ideale schlechthin der Menschheit bedrohe, aber… der Mensch ist älter als die französische Revolution, schichtenreicher als die Aufklärung dachte.
Was sich liest wie eine Gemeinschaftsproduktion von H. Enzensberger, B. Strauß und M. Walser, ist schon einmal gesprochen worden: als Kritik an den Antifaschisten, die nicht bis zu ihrem Totschlag in Deutschland geblieben waren, im Berliner Rundfunk, 1933, von Gottfried Benn.
Konkret 12/93, S. 9
line-wordpress-long
4Reich
Hermann L. Gremliza
Deutschland, Euro Gnaden
Warum das übrige Europa der deutschen Politik gegen Jugoslawien gefolgt sei, könne »der Stammtisch mit dem Wimpel ›Nie wieder Deutschland‹« doch nur erklären, indem er die eigene Weltsicht mit der Behauptung immunisiere, Deutschland habe die anderen schon so unterjocht, daß sie alles machen müssen, was es will. Das hat Georg Fülberth in der zweiten Kriegsausgabe dieser Zeitschrift behauptet. Der Stammtisch schuldet eine Antwort:
Sie beginnt mit der Erinnerung, daß die anderen, Frankreich und Großbritannien allen voran, dem deutschen Vorsatz, Jugoslawien zu zerstückeln, mit etwa dem gleichen Enthusiasmus begegnet waren wie der Vereinigung Deutschlands kurz zuvor, und der daran geknüpften Frage, wie die bereitwillige Begeisterung gerade der Franzosen und der Briten, zu dem einst gehaßten Zweck und ohne Rücksicht auf die einst gemeinsam gegen Deutschland formulierte Uno-Charta sogar einen Angriffskrieg zu führen, entstanden sein mag. Sind die beiden in sich gegangen? Sind sie schlauer geworden?
Es haben die Regierenden gewechselt, in Frankreich vom Sozialisten Mitterrand zum Sozialisten Jospin, in Großbritannien von der Konservativen Thatcher erst zum Konservativen Major, dann zum Sozialdemokraten Blair. War das der Grund? Aber in Frankreich war es Mitterrand selber, der die französische Politik auf deutschen Kurs brachte, weil er von dem mächtigen Nachbarn nicht noch einmal so schmählich vorgeführt werden wollte wie mit seinem zaghaften Widerstand gegen die Wiedervereinigung. Jospin weiß, daß er sich eine Revision dieser Entscheidung nicht leisten könnte. Margret Thatcher hatten die britischen Unternehmer gestürzt, weil die Premierministerin (ihr Motto: »Die Deutschen sollen merken, daß sie den Zweiten Weltkrieg verloren haben«) sich geweigert hatte, Großbritannien als Juniorpartner Deutschlands in Europa zu etablieren. Ihr Nachfolger Major war wohl willens, aber zu unbeweglich, der gewünschten Politik eine Mehrheit zu schaffen, so daß die britische Bourgeoisie (wie kurz darauf die deutsche) einen Mann der anderen Partei erkor, der (wie jener) die Gewähr bot, allzeit zu allem bereit zu sein, was man ihm sagt, der aber zugleich ein beträchtliches Geschick bewies, Unterwerfungen als Triumphe zu feiern und seine Arbeit als Butler in der Uniform Lord Nelsons anzutreten: Wenn England schon mußte, was es nicht gewollt hatte, dann in vorderster Front, noch vor den Deutschen. Schön, wenn man dann noch Atommacht ist, wie die USA, und an deren Seite jeden Tag beim Bombenschmeißen auf den Irak ein bißchen Weltmacht spielen darf, um zu überspielen, was jeden Tag in der Zeitung steht:
Daß Brüssel Sitz der Europäischen Zentralbank werden soll, und Frankfurt es wird; daß ein Franzose ihr Chef werden soll, und Wim Duisenberg, der Kandidat der Deutschen, es wird; daß der deutsche Kanzler die Entscheidung, Bodo Hombach zum Vizekönig des Generalgouvernements Balkan zu ernennen, ganz alleine trifft und verkündet; daß alle andern Europäer murren, und alle andern Europäer ja sagen; daß alle Verlage, auch die deutschen, erwarten, der zuständige Kommissar Karel Van Miert werde sich mit der Forderung, die Buchpreisbindung aufzuheben, durchsetzen, er es nicht kann und der deutsche Kulturminister Naumann mitteilt, warum: »Die Europäische Kommission unter Jacques Santer hat damit Augenmaß bewiesen«, und das sei auch auf die Initiativen aus Deutschland zurückzuführen. Zuletzt habe Bundeskanzler Schröder in einem Schreiben an Santer darum gebeten …
Die Europäische Union einigt sich darauf, die Autohersteller an den Kosten für die Entsorgung ihrer Rostlauben zu beteiligen. Deutschlands grüner Umweltminister kippt die Vorlage. Warum er das kann, erklärt die »Frankfurter Allgemeine«: »Zugleich verdichteten sich die Anzeichen dafür, daß sich nach der erfolgreichen Intervention von Volkswagen-Chef Ferdinand Piëch bei Bundeskanzler Schröder auch die Regierungen Spaniens und Großbritanniens anschickten, der Regelung die Zustimmung zu verweigern. Der spanische Autohersteller Seat ist eine VW-Tochtergesellschaft, der britische Hersteller Rover gehört zu BMW.«
Die EU-Kommission entscheidet, daß die Westdeutsche Landesbank 1,6 Milliarden Mark unerlaubter Beihilfe zurückzahlen muß. Sie muß nicht – dank einer höheren Gewalt, wie das Deutschland-Magazin »Spiegel« (»Mit dem neuen Selbstbewußtsein der 68er, die der Gnade der späten Regierung teilhaftig wurden, tritt Rot-Grün nun in Europa auf«) voller Nationalstolz meldet: »Noch während der Verhandlungen über die Atomkraftwerke in Kiew entschied Gerhard Schröder: Den Brüsseler Anordnungen sei nicht zu folgen, nichts werde gezahlt …«
Von der Bitte des ebenfalls vom deutschen Kanzler ausgesuchten Präsidenten der EU-Kommission, Romano Prodi, ihm andere deutsche Kommissionskandidaten vorzuschlagen als annonciert, nimmt Schröder nicht einmal Notiz. Prodi muß das rot-grüne Gespann Verheugen/Schreyer nehmen wie nicht bestellt. Die Finnen, Nachfolger der Deutschen in der EU-Präsidenschaft, weigern sich, Deutsch von einer der offiziellen EU-Sprachen, die es ist, zur dritten Amtssprache zu erheben? Der deutsche Kanzler ordnet an, Sitzungen des Ministerrats in Helsinki zu boykottieren. »Berlin«, schreibt die französische Tageszeitung »Libération«, »hat die große Artillerie herausgeholt, um die deutsche Sprache zu verteidigen.«
Wovon die kuschenden Regierungen voll sind, des geht ihr intellektueller Troß über. De la prochaine guerre avec L’Allemagne heißt der Titel eines kürzlich erschienenen Buchs von Philippe Delmas, Vorstandsmitglied des von Deutschland dominierten Airbus-Konzerns. Springers »Hamburger Abendblatt« ist konsterniert: »Krieg mit Deutschland? In Frankreich ist das – man mag es glauben oder nicht – ein Buchthema. Und obwohl vorausgesetzt werden kann, daß der Autor bewußt übertreibt, sollte diese Absicht allein zu denken geben.« Zur selben Zeit schlägt in der »Sunday Times« (Auflage 1,34 Millionen) deren Starautor AA Gill vor, am Brandenburger Tor ein großes Schild aufzustellen: »Amnesie macht frei«. In Buchenwald habe er, Gill, verstanden, »warum wir die Deutschen hassen«. Ihr Verbrechen stehe »jenseits der Vergebung«. Zu dieser Nachricht stößt ihr Hamburger Bote nur noch den wehleidigen Seufzer aus: »Die Briten können es nicht lassen.« Wie sollten sie es können, wenn sie in der »Bildzeitung« lesen müssen, unter wessen Befehl ihre Streitkräfte gestellt werden und in welchem Ton: »Ein deutscher General sorgt künftig für Ordnung im Kosovo! General Klaus Reinhardt soll noch in dieser Woche offiziell zum Oberbefehlshaber der Kfor-Friedenstruppen (45.000 Mann) berufen werden.«
Aber natürlich ist es nicht, noch nicht, die Bundeswehrmacht, bei deren Anblick die Nachbarn sich verkriechen. Den Briten hat es der scheidende EU-Kommissar für Währungsfragen, Yves-Thibault de Silguy, schriftlich gegeben: Wenn Großbritannien sich den Luxus erlaube, das Pfund als »kleine Satelliten-Währung des Euro« beizubehalten, werde es dafür sowohl wirtschaftlich wie politisch einen hohen Preis bezahlen. Wer ihn kassieren wird, ist nach einem Blick auf eine einzige Seite des Wirtschaftsteils der »Frankfurter Allgemeinen« an einem einzigen Tag (26. Juli) unzweifelhaft:
· Über den Zusammenschluß der Deutschen Telekom mit der spanischen Telefónica heißt es da: »Der Verzicht der Telekom, Telefónica zu übernehmen, klingt nicht nur im Hinblick auf deren hohen Börsenwert intelligent. Mit der internationalen Allianz umgehen beide Partner geschickt spanische Widerstände, die bei einem Verkauf des national führenden Unternehmens zu erwarten gewesen wären … Immerhin handelt es sich um das größte Unternehmen des Landes mit einem Jahresumsatz von zuletzt 34 Milliarden DM und einem Börsenwert von rund 90 Milliaden DM.« Das ist jetzt, wie Chrysler nach der Fusion mit Daimler, unser.
· »Im vergangenen Jahr verbesserte sich die Weltmarktposition Deutschlands nach Angaben des DIHT spürbar. Der Weltmarktanteil stieg von 10,1 auf 10,6 Prozent.« Zusammen mit nur zwei Staaten seines europäischen Commonwealth, Frankreich (6,0) und Italien (4,5), bringt es Euro-Deutschland auf bereits fünf Prozentpunkte mehr als die USA mit ihren 16,5 Prozent.
· »Europäische Luftfahrtindustrie vor einer Neuordnung – Aus einer Fusion von Aerospatiale-Matra und Dasa entstünde nach Boeing der zweitgrößte Luftfahrt- und Rüstungskonzern der Welt mit einem Umsatz von rund 46 Milliarden DM.« Zur gleichen Zeit wird gemeldet, daß Airbus seinen US-Konkurrenten Boeing bei Bestellungen im ersten Halbjahr 1999 mit 242 zu 104 hinter sich gelassen und bei der Gesamtzahl aller Aufträge mit 1.413 zu 1.577 fast mit ihm gleichgezogen hat.

Ob wir es nun Unterjochung, Dominanz oder bloß Hegemonie nennen, was die andern Deutschland gefügig macht: Einen Anlaß, seinen Wimpel »Nie wieder Deutschland« auf Halbmast zu setzen, hat unser Stammtisch nicht.

Konkret 09/99, S. 9

line-wordpress-long
Hermann L. Gremliza
Die Weltmacht zu Erlangen
Ein deutscher Wegweiser
Seit gestern gehört uns Deutschland und heute Europa, wie wir aber an die ganze Welt kommen, darüber müssen wir noch reden. Daß man damit seine Zeit, die doch nur vom Geschäft abgeht, nicht selber vertut, hat man seine Leute. Wozu denn gibt es, beispielsweise, eine Universität ausgerechnet in dem für nichts als Namenswitze prädestinierten Erlangen, und dort einen Lehrstuhl für Neuere Geschichte. Der war zur Zeit des Kanzlers Helmut Kohl besetzt mit dem Professor Michael Stürmer, der in Leitartikeln der »FAZ« dem Kanzler durch Lob und sanften Tadel dessen, was er tat, Mitteilung machte, was er zu tun hatte. Wenn Bismarck, der Eiserne Kanzler, gemeint hatte, man solle nur immer darauf achten, ob man den Herrgott durch die Weltgeschichte schreiten sieht, dann zuspringen und sich an seines Mantels Zipfel klammern, war Professor Stürmer des Fetten Kanzlers Zipfel.
Mit Kohl verließ auch Stürmer sein Amt, was zur Folge hatte, daß er von der offiziellen »FAZ«, wo gesagt wird, was zu geschehen hat, zur gemütlichen »Welt« gehen mußte, wo er seit einiger Zeit am Donnerstag jeder Woche sagen darf, warum, was geschieht, doch sehr unzulänglich ist:
Die Führungseliten sind überfordert. Deutschland, klug geführt, europäisch denkend und im Innern gesund, könnte die Holding des Unternehmens Europa sein. Innerhalb der Pax Americana könnte dieses Europa von gleich zu gleich mit Washington reden. Nur, dank Berlin, existiert es nicht. So ist nicht auszuschließen, daß zum dritten Mal in einem Jahrhundert die Deutschen ihre europäische Chance verpassen.
Das war Stürmers Beitrag zu jener Woche, in der Außenminister Joschka Fischer das Buch Der Auftritt. Deutschlands Rückkehr auf die Weltbühne vorstellte, verfaßt von einem Gregor Schöllgen, der, bitte, was ist?: amtierender Professor für Neuere Geschichte an der Universität Erlangen. Dessen Erkenntnisse faßt der Verlag in die Sätze:
Das war nicht vorhersehbar: Innerhalb eines guten Jahrzehnts haben zwei revolutionsartige Schübe Deutschland in eine Schlüsselstellung katapultiert. Der Zusammenbruch der alten Weltordnung und Deutschlands Wiedervereinigung ließen 1989/90 in Europas Mitte erneut eine wirtschaftlich und politisch bedeutende Macht entstehen. Kaum hatten sich die Deutschen und ihre Nachbarn daran gewöhnt, erklärte Kanzler Schröder im Herbst 2002, in der Irak-Krise den »deutschen Weg« einschlagen zu wollen. Erstmals läßt ein Bundeskanzler keinen Zweifel daran aufkommen, wo die deutsche Außenpolitik gemacht wird: in Berlin.
Gerhard Schröder, heißt das, ist der erste, den Kurt Schumachers Verdikt über Konrad Adenauer, er sei ein »Kanzler der Alliierten«, nicht mehr trifft, und somit der seit 1949 erste deutsche Bundeskanzler. Das verdrießt besonders, weil Schöllgen, wie es sich für einen Professor aus Erlangen ziemt, von aller und also auch von Springers »Welt« bislang »üblicherweise der Rechten zugeschlagen« werden konnte, bedeutet es doch eine Beleidigung so untadeliger Patrioten wie Ludwig Erhard, Kurt-Georg Kiesinger (der bei Springers aber heute schon als »Hans-Georg Kiesinger« vergessen ist) und Helmut Kohl.
Schöllgen der Rechten zuzuschlagen, war kein Irrtum. Auch jetzt beklagt er die »krasse Unterfinanzierung der Bundeswehr«, walsert er über die Schuld von Versailles am Nazireich und lobt Europas »zivilisatorische Kompetenz, seine kulturelle Vielfalt, aber auch den Umgang mit der eigenen Geschichte«, die keinen »Vergleich zu scheuen« brauchten, jedenfalls nicht denjenigen mit den USA«. Vielleicht wegen deren Negermusik. (Auch seine Dummheit ist milieugerecht: Den Sozialdemokraten dichtet er eine »ausgeprägt pazifistische Tradition« an, die sich bekanntlich in der Gewährung von Kriegkrediten wie in der Bombardierung von Belgrad bewährt hat; Milosevic läßt er »einen Vernichtungsfeldzug gegen die albanische Minderheit im Kosovo« führen, wo die Albaner drei Viertel der Bevölkerung stellten; Kriege fallen vom Himmel: »Mit dem Zusammenbruch der alten Weltordnung hielten die Geschichte und mit ihr der Krieg wieder Einzug in die Welt … Das Jahr 1991 brachte erstmals wieder seit einem halben Jahrhundert Kriege und Bürgerkriege nach Europa … » Wer stellt das Jahr vors Kriegverbrechertribunal?)
Der Irrtum war und ist, Schröder irgendeiner Linken zuzuschlagen. Er ist Bundeskanzler. Er ist, heißt das, angestellt, die Verwertungsbedingungen des nationalen Kapitals zu optimieren, im Land und in der Welt. Kanzler unterscheiden sich nicht dadurch, daß der eine das tut und der andere nicht, sondern daß der eine dabei mehr Geschick zeigt als der andere. »Deutschlands Rückkehr auf die Weltbühne«, von der Schöllgen nicht genug kriegen kann, dient dem Zugriff auf Rohstoffe und Märkte wie dem Schutz investierten Kapitals. Alle sind dafür. Umstritten ist, wie weit deutsche Politik dabei schon wieder gehen kann und soll.
Die alte Rechte, beispielhaft vertreten durch Kohls Stürmer, will Deutschland noch einige Zeit unter den Fittichen des American Eagle mästen, bevor es – als »Holding des Unternehmens Europa« – die politischen Kampfhandlungen eröffnet. Die neuere Rechte hält die Zeit schon heute für reif, wobei Schröder das Heute bereits bei seiner ersten Wahl gekommen sah, Schöllgen und andere seiner Hofsänger es aber erst gemerkt haben, als der Kanzler »den entscheidenden Schritt« getan hat, »um Deutschland aus der Abhängigkeit von Amerika zu lösen«.
»Wie oft«, klagt Schöllgen, »hatte man sich seit den fünfziger Jahren auf die Lippen beißen müssen«, doch endlich habe Schröder »instinktsicher Witterung« aufgenommen und »in der Volksstimmung ein verbreitetes Unbehagen an der amerikanischen Außenpolitik« registriert. Enthusiastisch zitiert Schöllgen immer wieder Schröders diesbezügliche Appelle an das gesunde Volksempfinden: »Dieses Deutschland, unser Deutschland, ist ein selbstbewußtes Land … Wir reagieren nicht auf Druck … Das hat mit unserem Selbstbewußtsein zu tun … Wir haben uns auf den Weg gemacht, auf unseren deutschen Weg … Über die existentiellen Fragen der deutschen Nation wird in Berlin entschieden und nirgendwo anders.«
Schöllgen, der, wie nicht oft genug hervorgehoben werden kann, Professor in Erlangen ist, erspart jener Mehrheit der deutschen Eliten, der im Vorfeld des Irakkriegs, als Schröder in Verdacht geriet, den Mund etwas zu voll genommen zu haben, die Manschetten flatterten, ihre damaligen Ängste vorzuhalten. Nicht einmal ihr Lautsprecher Olaf Henkel findet mit seinem Ultimatum, sofort das Verhältnis mit Washington in Ordnung zu bringen, Erwähnung. Auf das Lamento über die Isolation, in die Schröder Deutschland sogar in Europa gebracht habe, erinnert allein Schöllgens Frage: »Wie sollte Deutschland die Rolle der europäischen Gegenmacht zu den USA, in welche die Republik gleichsam über Nacht geraten war, überzeugend und ohne schwere Folgeschäden ausfüllen?«
Im Herbst 2003 scheint es so, als habe Schröder alles richtig gemacht. Den Irakkrieg haben, wie nicht nur von ihm erwartet, viele gewonnen: die Kurden, Saddam Husseins politische Gefangene, die Franzosen, die Deutschen. Die USA, deren Führungseliten weit überfordert sind, verlieren ihn jeden Tag ein bißchen mehr. Den Ordinarius für Neuere Geschichte an der Universität Erlangen haben sie schon verloren. Ein böses Zeichen.
Gregor Schöllgen: Der Auftritt. Deutschlands Rückkehr auf die Weltbühne. Propyläen, 176 Seiten, 18,50 Euro
Literatur-Konkret 2003, S. 15
line-wordpress-long
Hermann L. Gremliza
Ab nach rechts bei Rot
Über Segen und Fluch der DDR.
Sag mir, wo die Errungenschaften sind, wo sind sie geblieben? Daß die materiellen verschwänden, der ordentlich beheizte, jedermann und jeder Frau zugängliche Ausbildungs-, Studien- und Arbeitsplatz, die Zweiraumwohnung zur Monatsmiete von 37 Mark 56, der Elternschaftsurlaub und die Betriebskrippe, durfte keinen der Heldenstadt-Helden, die über jahrzehntelange Indoktrination mit den Lehren der Herren Marx und Engels geklagt haben, überraschen.
(Wunder freilich gibt es immer wieder, und eines der wunderlichsten sind die Massen ehemaliger Bürger der ehemaligen DDR, trottend hinter jenen Pfaffen, denen sie vor fünfzehn Jahren aus dem real existierenden Sozialismus in die realer existierende Bredouille gefolgt sind. In entsprechend engen Grenzen hält sich das Mitleid, zumal das Prinzip des bürgerlichen Rechts, wonach Unkenntnis der Gesetze – auch derer des Marktes – nicht vor Strafe schützt, ein durchaus sympathisches ist.)
Eine real existierende Errungenschaft immerhin hat überlebt, und nicht zufällig ist es jene, die mir am ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat schon zu einer Zeit verhaßt war, als ich ihre symbolische Bedeutung, daß den Bürgern auch bei Rot erlaubt sei, nach rechts abzubiegen, noch nicht erkannt hatte: der grüne Pfeil. Inzwischen haben die Automänner in den Rathäusern westdeutscher Städte die Eignung dieser Verkehrsregel zum Totfahren von Schulkindern erkannt und die Gelegenheit ergriffen.
Was aber ist mit den geistigen, den ideologischen Errungenschaften? Wie es in den Köpfen der ehemaligen Arbeiter und Bauern des ehemaligen ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaats brummt, fünfzehn Jahre nach dem Ende der DDR, ist jetzt jeden Montag den Sprechchören abzuhören, mit denen Demonstranten durch Leipzig und Magdeburg ziehen und in denen die letzten Illusionen über den gewesenen Staat und seinen Sozialismus verwehen. Spät, zu spät faßt mancher Zeitgenosse Zuneigung zum »Todesstreifen« und zur Stasi, die Deutschland vierzig Jahre lang geteilt, die Schwestern und Brüder unter Kuratel gehalten haben.
Bert Brecht hatte, als im Frühling 1953 zum erstenmal versucht wurde, was im Herbst 1989 gelingen sollte, der Regierung seines Staates den Rat gegeben, dieses Volk aufzulösen und sich ein neues zu wählen. Ob der Dichter sein Wort so sarkastisch hatte verstanden wissen wollen, wie es das Feuilleton bis heute versteht? Andere seiner Worte über die Aufständischen (»Ihre Losungen sind verworren und kraftlos, eingeschleust durch den Klassenfeind«) ließen eine andere Deutung zu.
Tatsächlich wäre es nach 1945 und also auch nur acht Jahre später um nichts weniger gegangen als die Auflösung eines Volks von Nazis, Wehrmachts- und Volkssturmmännern, Hitlerjungen und BDM-Mädchen, seine Abstrafung und seine Umerziehung zu einem neuen, ganz anderen. Die größten Verbrecher waren, das ist wahr, schlau genug gewesen, in den von ihresgleichen bereits wieder beherrschten Westen zu fliehen. Und so erging – weil man ja das Ja der Massen brauchte, der Nationalsozialismus bloß eine Variante des Faschismus war und der Faschismus eine Variante der Kapitalherrschaft, also Proleten bzw. kleine Leute seiner Verbrechen nicht schuldig, sondern zu ihnen nur gezwungen oder, schlimmstenfalls, verführt – der Beschluß, die vielen kleinen zu exkulpieren.
Er wurde zur Lebenslüge der DDR und sollte sich rächen. Ihr verdankte sie, die sich in dieser Sache vierzig Jahre lang von niemandem hineinreden ließ, und auch von ihrem größten Dichter nicht (Peter Hacks: »Mit der Partei geht zu leben. Mein Wunsch, hätt ein Recht ich zu wünschen, / Wäre, daß sie vielleicht etwas parteilicher wär«), ihren Untergang in völkischer Aufwallung, und wir verdanken ihr die Hoheit der Naziglatzen über die nächtlichen Marktplätze Mecklenburg-Vorpommerns oder die Beliebtheit des Mitteldeutschen Rundfunks.
Und zuletzt die Erhebung im Auftrag des Statistischen Bundesamts, nach der nur 49 Prozent der Ostdeutschen die Demokratie für die beste Staatsform halten, aber 76 Prozent der Meinung sind, daß Sozialismus eine gute Idee sei, die nur schlecht ausgeführt worden ist. Was das Herz der Populisten höher schlagen läßt, sind alles andere als Gründe zur Freude, jedenfalls für den, der nicht vergessen hat, wie jener Sozialismus, den das »Wir sind ein Volk«-Volk, solange er währte, für nicht nur die beste, sondern auch die bestausgeführte Staatsform gehalten hat, mit Vornamen hieß.
Die Anpassung an die Vorurteile und Instinkte des vorhandenen »Volks«, die Bedienung seiner seelischen Bedürfnisse und, nicht zuletzt, seiner ästhetischen Vorlieben für NS-Ufa-Filme und »Volksmusik«, die Verherrlichung seines Spießergemüts als »sozialistische Moral«, die allesamt zu verzeihen vielleicht die Gewißheit erlaubte, daß anders die Existenz der DDR und also die Teilung Deutschlands nicht zu erhalten sei, erweisen sich nun, anderthalb Jahrzehnte nach dem Scheitern des guten Vorsatzes, als ideeller Sondermüll. Und niemandem ist die Frage zu verwehren, ob es zum Zwecke der Abwehr jenes Westens, der im Kampf gegen den Kommunismus zu jedem Mittel griff, wirklich erlaubt war, völkisch-kleinbürgerlichen Haß auf die Moderne zu schüren.
Hochverrat ist eine Frage des Datums (Talleyrand). Der Erfolg heiligt die Mittel. Der Mißerfolg verflucht sie. Kommunisten, die mehr gewollt haben, als die Welt richtig zu interpretieren, könnten sagen, sie hatten keine Wahl. Nachdem das Proletariat Westeuropas sich dem Roten Oktober verweigert hatte, blieben nur Bündnisse mit Kräften, die sehr oft sehr notdürftig zu »fortschrittlichen« ernannt werden mußten, oder Kapitulation. Aber dann: Haben solche Bündnisse den Untergang, den sie hinauszuschieben halfen, nicht um so sicherer herbeigeführt?
»Fragen über Fragen!« endete hier der Lokalzeitungsredakteur, der glückliche, um sich im Morgenblatt wieder den berechtigten Sorgen und Ängsten der Ostdeutschen zuzuwenden, die zwar weniger Geld verdienen, aber mehr Verständnis. Ihre mitten in einem, ja in dem Projekt der Moderne, im Kommunismus, vormoderne, gegenaufklärerische Zurückgebliebenheit hatte sich ja schon vor dem Ende der DDR einiger Beliebtheit auch westlicher Beobachter erfreut, als sie in den »Nischen« des Realsozialismus jene Idyllen entdeckten, die im Kapitalismus längst plattgemacht oder, marxistisch gesprochen: aufgehoben waren. In den Städten und Städtchen der DDR-Provinz, unberührt von Tchibo, Karstadt, der Deutschen Bank und Beate Uhse, finde man noch richtig echtes, unverfälschtes Deutschland, schwärmte mir Mitte der Achtziger nach seiner Rückkehr aus Sachsen der sozialdemokratische Bürgermeister einer westdeutschen Millionenstadt ins Ohr.
Materiell hat die Wiedervereinigung den deutschen Fiskus ein Mehrfaches dessen gekostet, was sie den Ostdeutschen gebracht hat. Ideell aber hat Deutschland das längst wieder rein. Beim Marsch auf dem »deutschen Weg« des Kapitalismus, den Kanzler Schröder im Wahlkampf proklamiert hat, sind die Ostdeutschen starke Bataillone. Wer natürlich die Prozente der PDS in Sachsen oder Brandenburg für Kennziffern sozialistisch-kommunistischer oder auch nur irgendwie linker An- und Absichten hält, geht großen Siegen entgegen.
Literatur-Konkret 2004, S. 9
line-wordpress-long
wiederverinigen
WV-Konjugation
Hermann L. Gremliza
Eiskalter Nachkrieg
Die USA waren und sind, spätestens seit dem Korea-Krieg, die bei weitem aggressivste imperialistische Macht; ihre Opfer zählen nach Millionen; wer, wie ich, ihr mörderisches, verhaßtes Militär auffordert, in der BRD zu bleiben und die Reste des Besatzungsrechts nicht aufzugeben, sondern notfalls mit aller Macht wahrzunehmen, muß Schlimmeres fürchten: eine große Koalition der Wähler von Kohl, Meyer-Vorfelder, Schönhuber und Gorbatschow, den Abriß der Mauer, die Wiedervereinigung, »die Deutschen« und Deutschland, Deutschland über alles. Ami stay here!
Der Appell, der im Juli 1989 an dieser Stelle stand, verhallte ungehört. Die Regierenden der USA hatten Besseres zu tun, als die einsame Stimme eines Hamburger Kommunisten wahrzunehmen, der über Gods own country so despektierlich redete. Sie hörten auf ihre Freunde, auf Kohl und Brandt und die »FAZ«.
Das haben sie nun davon. Berauscht von der Vorstellung, das »Reich des Bösen« (Ronald Reagan) endgültig von der Weltkarte zu streichen, haben sie sich mit der Liquidierung der Nachkriegsordnung einen Gegner erschaffen, der sie insgeheim schon heute nach dem verschwundenen sich zurücksehnen läßt. Er besitzt, wovon dieser nur prahlte, ökonomisch, technisch, auch militärisch. (Zu welch jämmerlichem Haufen die Rote Armee längst heruntergekommen war, kann den beobachtenden Diensten nicht verborgen geblieben sein.) Und nun haben sich die USA durch ein tölpelhaftes politisches Personal auch noch in einen Konflikt manövrieren lassen, aus dem sie, wenn alles schlechtgeht, nicht einmal, wie noch in Vietnam, durch eine ehrenhafte Kapitulation sich werden befreien können.
In alle Welt hatten die Deutschen posaunt, daß sie keinen Krieg wünschten gegen den Irak. Dabei wünschte die Berliner Regierung nichts dringlicher als den Krieg – geführt von den USA, gegen den Willen der sogenannten Völkergemeinschaft und ohne Legitimation durch die Vereinten Nationen; einen Krieg, in dem alle außer den Irakern, die wenigstens ihren Folterherrn loswurden, verlieren sollten, insonders die USA und Israel, und niemand etwas gewinnen konnte außer Deutsch-Europa und Al-Qaida (auch als Synonym für den ganzen islamistischen Islam).
Was die USA können, und besser als alle andern, haben sie in Jugoslawien und Afghanistan gezeigt: draufhauen und abhauen. Das hat dort genügt, wo sie Alliierte hatten, die genug Geld und Leute schickten, um den Nachkrieg zu führen und an dessen Scheitern Mitschuld zu übernehmen. Bushs »Koalition der Willigen« aber ist eine der allzu Billigen: hier ein Prime Minister, der über seine politischen, ökonomischen und intellektuellen Verhältnisse lebt, dort dreitausend arbeitslose Polen unter Waffen, für deren Einsatz die EU noch schmerzhafte Gebühren kassieren wird, und drumherum, zwischen Litauen und Pakistan ein paar Maulhelden, die keinen Mann und keinen Groschen schicken. Bleibt Berlusconi, mit dem Bush wirklich ein besonderes Schnäppchen erjagt hat: Erst klammert er sich, ein gnädiges Lächeln erhoffend, an den deutschen Kanzler, der ihn am Abend zuvor in der Arena von Verona durch stürmische Umarmung von Romano Prodi, Berlusconis Gegner, abgestraft hatte, dann stellt sich Bushs Williger aller Welt als Parteigänger Benito Mussolinis vor, der niemand umgebracht, sondern seine Gegner nur »ferienhalber« in die Verbannung geschickt habe. (Zur Erinnerung: Bei der Eroberung Libyens hatte Berlusconis Duce Giftgas eingesetzt. Von den zehntausend Juden, die er nach Deutschland deportierte, haben keine fünf Prozent überlebt. Einem Bewunderer Mussolinis kann es also ganz recht sein, wenn Hamas und – man muß wohl sagen: – ihr Arafat heute besser dastehen als seit Jahren.)
Knapp achtzig Milliarden Dollar mehr pro Jahr hat Bush für seinen Krieg beim Kongreß beantragt, und der weiß nicht, bei welchem Gläubiger er noch was kriegt. Für seinen Weg vor die Vereinten Nationen, die er im Frühjahr noch verhöhnte, empfiehlt die deutsche Friedenspresse (hier die »Süddeutsche Zeitung«) dem Präsidenten deshalb äußerste Bescheidenheit:
Diesmal müßte er sich eigentlich kleinmütig geben, weist seine Jahresbilanz doch Verluste aus … Der Irak ist nicht befriedet, geschweige denn im Aufschwung … Amerika erfährt einen dramatischen Ansehensverlust in allen Weltregionen. Es droht zum Führer ohne Gefolgschaft zu werden.
Ganz wie es Schröder und Fischer sich erträumt haben. Der Leitartikler von Springer, der durch eine Klausel des Anstellungsvertrags zur Solidarität mit den USA verpflichtet ist, rät Bush dringend zur Umkehr:
Hinter der Kurskorrektur Washingtons steht nicht nur innenpolitischer Druck, sondern auch das unausgesprochene Eingeständnis, im Irak nicht mehr so recht weiterzuwissen. Dies verschafft am Potomac der Einsicht zunehmend Gewicht, daß sich die US-Strategie des Alleingangs und des Ausscherens aus dem transatlantischen Konsens, wie sie seit dem Anschlag auf das World Trade Center verfolgt wurde, am Ende doch nicht auszahlt. Amerika bewegt sich auf die UN und damit auch auf seine »abtrünnigen« Partner zu und wird dies durch den Zwang der Ereignisse weiter tun müssen.
Drastischer noch der US-Wissenschaftler Minxin Pei vom Carnegie Endowment for International Peace, wiederum bei Springer:
Wenn die USA nicht in der Lage sind, die Probleme in der Bronx und in Harlem oder in den Slums von Washington D. C. in den Griff zu bekommen, warum sollten sie dann Probleme wie Armut, schlechtes Government und Kriminalität in Haiti, Kambodscha oder im Irak in den Griff bekommen?
Die USA stehen, was ihre wirtschaftlichen und organisatorischen Ressourcen angeht, lange nicht mehr so glänzend da wie 1945, als sie das Problem schlechtes Government in Deutschland in den Griff genommen und bekommen haben. Es waren aber nicht zuerst ihre Dollars, die damals halfen, es war ihre Bereitschaft, die Einführung der Demokratie den vorhandenen, zur Führung von Wirtschaft und Verwaltung ausgebildeten Eliten anzuvertrauen: die Konzerne dem Freundeskreis des Reichsführers SS, die Polizeiführung den Beamten der Gestapo, die Dienststellen den Leitern der Einsatzgruppen, die Armee den Offizieren der Wehrmacht, die Gerichte den Leuten vom NS-Rechtswahrerbund, die Presse den Mit- und Zuarbeitern von Goebbels’ Propagandaministerium und der Propagandakompanien, die bald den Grundstock so mancher Springer-Redaktion bildeten. Daß sie diesem Erfolgsrezept im Irak heute nicht konsequent folgen, ist der ehrenwerteste unter den Gründen ihres Scheiterns. Die Deutschen hätten nicht gezögert.
Sie brauchten es nicht, sie haben den Krieg auch so gewonnen. Vor ein, zwei Monaten haben kleingläubige Kommentatoren noch darum gebangt, ob Minister Rumsfeld seinem deutschen Kollegen je wieder die Hand geben werde. Heute erwidert Struck, wenn er nach deutscher Hilfe im Irak gefragt wird, aufs pampigste: »Keine Soldaten, kein Geld … Wir müsse den Amerikanern nicht irgendwelche Geschenke anbieten.« Erst müsse, sagt sein Kanzler, die politische Macht im Irak den UN und dann den Irakern zurückgegeben werden.
Aber wie sie die USA zu dem Krieg, gegen den sie auftrat, animiert hatte, wird die deutsche Regierung die Übertragung der Verantwortung der USA für den Irak an die UN, die sie fordert, so lange wie möglich hintertreiben. Jeder Tag, den die USA dort bleiben, verlieren sie nicht nur Leute, sondern auch sehr viel Geld und Ansehen, also Macht. Und die wächst ihren Gegnern zu. Wer Amerika haßt, muß diesen Krieg lieben.
Konkret 10/03, S. 9

line-wordpress

Remember: Do X! Don´t do Y!

Protect innocent, respect life, defend art, preserve creativity!

What´s Left? Antisemitism!

http://www.jsbielicki.com/jsb-79.htm

Psychoanalytische Arbeitsstation

refuse-service

DJ Psycho Diver Sant – too small to fail
Tonttu Korvatunturilta Kuunsilta JSB
Tip tap tip tap tipetipe tip tap heija!
http://www.psychosputnik.com
http://www.saatchionline.com/jsbielicki
https://psychosputnik.wordpress.com/

They want 1984, we want 1776

They are on the run, we are on the march!

Be patient, work hard, follow your passions, take chances and don’t be afraid to fail.
I think for food

molon labe

Hochverrat ist eine Frage des Datums (Talleyrand).

Die Skandalisierung eines Skandals ist eine in deutschen Medien meisterhaft beherrschte Disziplin.

„Es ist eine alte Weisheit, dass Macht stets die Verführung mit sich bringt, sie zu missbrauchen.“ – Wolfgang Schmidbauer

„C.G.Jung war ein psychoanalytischer Faschist, ein faschistisch schäumender Psychoanalytiker. “ – Ernst Bloch

„Die tatsächlich bestehenden und einsichtigen Leuten schon längst bekannten Verschiedenheiten der germanischen und jüdischen Psychologie sollen nicht mehr verwischt werden, was der Wissenschaft nur förderlich sein kann“ (…) „Die Gesellschaft (die Internationale Allgemeine Ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie (IAÄGP). Anm.JSB) setzt von allen ihren schriftstellerisch und rednerisch tätigen Mitgliedern voraus, daß sie Adolf Hitlers grundlegendes Buch ›Mein Kampf‹ mit allem wissenschaftlichen Ernst durchgearbeitet haben und als Grundlage anerkennen. Sie will mitarbeiten an dem Werke des Volkskanzlers, das deutsche Volk zu einer heroischen, opferfreudigen Gesinnung zu erziehen.“ C.G.Jung

„Ich weiß nicht, was passieren muss, bis endlich was passiert.“
„Ulrike Maria Stuart“ von Elfriede Jelinek

„Auch der sublimste erkenntnistheoretische Idealismus führt unweigerlich zum Solipsismus, zur Vergottung des Ichs, einer Elite, einer Rasse und endet schließlich im blutigsten Imperialismus.“ John F. Rottmeister

„Alles, was noch nicht gewesen ist, ist Zukunft, wenn es nicht gerade jetzt ist.“ – Angela Merkel 

Psychoanalyse ist eine Erhebung über die Situation. Von oben hat man bessere Aussicht.

„Kritische Theorien, wie die Freudsche, artikulieren eine Erfahrung, die mit den jeweils herrschenden Denk- und Wahrnehmungsweisen unvereinbar ist. Gerade in dem, was der Konvention als unbrauchbar, als Abfall gilt und wovon in Wissenschaft und Lebenspraxis methodisch abgesehen wird, entdecken die Revolutionäre der Denkart das Neue, das ei¬ne bestehende Einrichtung des Lebens in Frage stellt. Indem sie an das Ausgegrenzte und erfolgreich Vergessene erinnern, markieren sie den Mangel der Ordnung, die über dem Grab der verworfenen Alternativen triumphierend sich erhebt. Und das dem Status quo verschworene Kollektiv stempelt solche Alchimisten, die aus Dreck Gold zu machen schei¬nen, stets zu Außenseitern6 . Aus der Erfahrung dessen, was den vorherrschenden, institutionalisierten Zwecken widerstrebt, erschüttern die Neuerer deren fraglose Geltung.“ – Helmut Dahmer

Die Umwälzung nach 1945  führte nicht zur Überwindung des Nationalsozialismus  als Ideologie der deutschen Volksgemeinschaft, sondern rief lediglich die eitle Illusion hervor, daß mit der Kritik am Nationalsozialismus das nationalsozialistische Dünken selbst und seine innere Konflikthaftigkeit mit dem Judentum überwunden sei.

„Wie es Tatbestände gibt, die die Sinne in die Irre führen, wie im Fall der optischen Täuschung, so gibt es welche, die die unangenehme Eigenschaft haben, dem Intellekt Schlüsse zu suggerieren, die gleichwohl falsch sind.“ – Christoph Türcke

Das Geschlecht ist ein sozialer Konstrukt? Berg, Tal, See und das Meer auch!

Bereits Marx diagnostizierte den Deutschen das Umkippen von Ideologie in Wahn und Lüge. Wie gegenwärtig der Fall ist, neigen die Deutschen zu Ausbrüchen des kollektiven Wahns, der Massenpsychose mit zunehmendem Realitätsverlust.
Der Wahn ist kurz, die Reue lang, pflegte meine Großmutter zu sagen.

Nach dem I. Psychosputnik-Gesetz verwandelt sich der frei florierende Zynismus ab gewissem Verdichtungsgrad seiner Intensität in hochprozentige Heuchelei, analog zu einer atomaren Kernschmelzereaktion. Diesen Prozess der zunehmenden Zynismuskonzentration mit anschliessender Explosion der Heuchelei kann man sehr deutlich gegenwärtig in Deutschland beobachten. Das Denken ist weggeblasen, pulverisiert, das (Hoch)Gefühl ist voll an seine Stelle getreten.

»Indem (der gesunde Menschenverstand) sich auf das Gefühl, sein inwendiges Orakel, beruft, ist er gegen den, der nicht übereinstimmt, fertig; er muß erklären, daß er dem weiter nichts zu sagen habe, der nicht dasselbe in sich finde und fühle; – mit anderen Worten, er tritt die Wurzel der Humanität mit Füßen. Denn die Natur dieser ist, auf die Übereinkunft mit anderen zu dringen, und ihre Existenz nur in der zustande gebrachten Einheit der Bewußtseine. Das Widermenschliche, das Tierische besteht darin, im Gefühle stehenzubleiben und nur durch dieses sich mitteilen zu können.« – G.W.F. Hegel, Phänomenologie des Geistes

„Die Verschleierung eigener Positionen durch Zitate und Zitatselektion dient dazu, eigene Positionen unkenntlich zu machen.“ – Ursula Kreuzer-Haustein

„Die Neurose ist das Wappen der Kultur.“ – Dr. Rudolf Urbantschitsch, Seelenarzt; „Sehr schön, aber es laufen derzeit schon weit mehr Heraldiker als Adelige herum.“ – Karl Kraus, Schriftsteller

„Zuerst verlieren die Menschen die Scham, dann den Verstand, hernach die Ruhe, hierauf die Haltung, an der vorletzten Station das Geld und zum Schluß die Freiheit.“ – Karl Kraus

„Ausbeutung heißt Beute machen, sich etwas durch Gewalt aneignen, was nicht durch eigene Arbeit geschaffen wurde, sich etwas nehmen, ohne Gleichwertiges zurückzugeben – Maria Mies

»Die Psychoanalyse ist eine Panne für die Hierarchie des Denksystems« – Pierre Legendre

Psychoanalyse entwickelt sich nicht weiter, weil sie nicht angewandt wird, es wird nur über sie gesprochen.

»Sie wissen, daß der Kampf des wissenschaftlichen Geistes gegen die religiöse Weltan­schauung nicht zu Ende gekommen ist, er spielt sich noch in der Gegenwart unter unseren Augen ab … Die erste Einwendung, die man hört, lautet, … die Wissenschaft ist zur Be­urteilung der Religion nicht zuständig. Sie sei sonst ganz brauchbar und schätzenswert, solange sie sich auf ihr Gebiet beschränkt, aber die Religion sei nicht ihr Gebiet, da habe sie nichts zu suchen … Die Religion darf nicht kritisch geprüft werden, weil sie das Höch­ste, Wertvollste, Erhabenste ist, was der menschliche Geist hervorgebracht hat, weil sie den tiefsten Gefühlen Ausdruck gibt, allein die Welt erträglich und das Leben lebenswür­dig macht … Darauf braucht man nicht zu antworten, indem man die Einschätzung der Religion bestreitet, sondern indem man die Aufmerksamkeit auf einen anderen Sachver­halt richtet. Man betont, daß es sich gar nicht um einen Übergriff des wissenschaftlichen Geistes auf das Gebiet der Religion handelt, sondern um einen Übergriff der Religion auf die Sphäre des wissenschaftlichen Denkens. Was immer Wert und Bedeutung der Religion sein mögen, sie hat kein Recht, das Denken irgendwie zu beschränken, also auch nicht das Recht, sich selbst von der Anwendung des Denkens auszunehmen … Eine auf die Wissen­schaft aufgebaute Weltanschauung hat außer der Betonung der realen Außenwelt wesent­lich negative Züge, wie die Bescheidung zur Wahrheit, die Ablehnung der Illusionen« (Freud, 1933, S. 182 ff. und S. 197).

„Freuds »Religions«-Kritik galt den »Neurosen« genannten Privatreligionen (Heiraten, romantische Liebe, Gier, Ethik und Moral, etc. Anm. JSB) ebenso wie den kollektiven (Nation, Gutmenschen, Sport, etc. Anm. JSB);“ – Helmut Dahmer

Freud prognostizierte, die bestehende Gesellschaft werde an einem Übermaß nicht absorbierba­rer Destruktivität zugrundegehen. (sofern nicht »Eros« interveniere (Eros ist nicht Ficken, sondern Caritas. Anm. JSB)).

„Wer dem Kult der »Werte« frönt, kann unsanft erwachen, wenn im Kampf der Klassen und Parteien, von dem er sich fernhält, Gruppen obsiegen, auf deren Pro­gramm eine »Umwertung der Werte«, z. B. die Aufwertung von »Un­werten« steht.“ – Helmut Dahmer

»Hinsichtlich der allgemeinen nervlichen Belastung wirkte die Lage im Dritten Reich auf den psychischen Zustand des Volkes ziemlich ambivalent. Es unterliegt kaum einem Zwei­fel, daß die Machtergreifung zu einer weitverbreiteten Verbesserung der emotionalen Ge­sundheit führte. Das war nicht nur ein Ergebnis des Wirtschaftsaufschwungs, sondern auch der Tatsache, daß sich viele Deutsche in erhöhtem Maße mit den nationalen Zielen identifizierten. Diese Wirkung ähnelte der, die Kriege normalerweise auf das Auftreten von Selbstmorden und Depressionen haben. (Das Deutschland der Nazizeit verzeichnete diese Erscheinung zweimal: nämlich 1933 und 1939.) Aber gleichzeitig führte das intensi­vere Lebensgefühl, das von der ständigen Stimulierung der Massenemotionen herrührte, auch zu einer größeren Schwäche gegenüber dem Trinken, Rauchen und Vergnügungen« – Richard Grunberger

Von Anfang an hat­te Hitlers Regime auch den Anstrich der Rechtmäßigkeit

„Die psychiatrischen Truppen der »kaiserlichen deutschen Psychiatrie« (Alexander und Selesnick, 1966, S. 214) jedoch, die 1914 ins Feld zogen, bekriegten immer noch die Krankheit, den äußeren Eindringling in ein gesundes System, und nicht die Neurose, das innere Ungleichgewicht zwischen Psychodynamik, Umwelt und Geschichte.“ – Geoffrey C. Cocks (Diese Einstellung herrscht bis heute in der deutschen Psychotherapie und findet explosionsartige Vermehrung im KOnzept der sog. „Traumatisierung“. Anm- JSB)

Der Plural hat kein Geschlecht.

„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.“ -Albert Einstein

„Der psychoanalytische Bei­trag zur Sozialpsychologie der jüngsten Vergangenheit (und Gegenwart Anm.JSB) und ihrer Verar­beitung ist heute ebenso unerwünscht wie die Libidotheorie zu Anfang des Jahrhunderts.“ – I.Kaminer

»Ein böses und nur durch Unkenntnis gerechtfertigtes Mißverständnis ist es, wenn man meint, die Psychoanalyse erwarte die Heilung neurotischer Beschwerden vom >freien Ausleben< der Sexualität. Das Bewußtmachen der verdrängten Sexualgelüste in der Analyse ermöglicht vielmehr eine Beherrschung derselben, die durch die vorgängige Verdrängung nicht zu erreichen war. Man kann mit mehr Recht sagen, daß die Analyse den Neurotiker von den Fesseln seiner Sexualität befreit.« – Sigmund Feud, Gesammelte Schriften«, Band XI, S. 201 ff.)

Dummheit ist, wenn jemand nicht weiß, was er wissen könnte.

Dummheit äußert sich heute als empörter Moralismus.

Liebe: nur bestenfalls eine Mutter akzeptiert ihr Kind, so wie es ist, ansonsten muß man Erwartungen anderer erfüllen, um akzeptiert zu werden.

Früher galt als mutig, wer ein Revolutionär war, heute reicht es schon, wenn einer seine Meinung behält.

“Jeder fünfte Bewohner des Westjordanlandes ist ein israelischer Siedler”, greint die Generaldelegation Palästinas heute auf ihrer Homepage.
Und jeder fünfte Bewohner Israels ist ein palästinensischer Araber.
So what?

Werte ohne Einfühlungsvermögen sind nichts wert.

Manche Menschen fühlen physischen Schmerz, wenn sie ihre gewohnten Vorstellungen zugunsten der Realität korrigieren sollen, sie wenden ihre gesamte Intelligenz mit Unterstützung ihrer Agressivität auf, um die Realität nicht zu erkennen und ihr Selbstbild unverändert beizubehalten.

Immer mehr fühlen, immer weniger denken – Der Mensch unterscheidet sich vom Tier nicht durch Gefühle, denn Säugetiere haben die gleichen Gefühle, wie der Mensch: Trauer, Angst, Wut, Liebe, sondern durch sein Denken. Wenn er denkt, falls er denkt.

Political correctness ist, wenn man aus Feigheit lügt, um Dumme nicht zu verärgern, die die Wahrheit nicht hören wollen.

„Sagen Sie meiner Mutter nicht, daß ich in der Werbung arbeite. Sie denkt, ich bin Pianist in einem Bordell.“ – Jacques Seguela

BILD: FAZ für Hauptschüler

Wer „ich will frei sein“ sagt, und es sagen viele, der ist ein Idiot. Denn das höchste was der Mensch als Freiheit haben kann, ist die Freiheit, seine Pflicht frei zu wählen.

“Im Streit um moralische Probleme, ist der Relativismus die erste Zuflucht der Schurken.“ Roger Scruton

Nonkonformistische Attitüde und affirmative Inhalte – einer Kombination, die schon immer die linksdeutsche Ideologie gekennzeichnet hat. – Stephan Grigat

Es sind dieselben, die behaupten, das Geschlecht wäre nicht biologisch angeboren, sondern nur ein soziales Konstrukt, und zugleich daß die Homosexualität kein soziales Konstrukt wäre, sondern biologisch angeboren.

Antisemitismus ist, wenn man Juden, Israel übelnimmt, was man anderen nicht übelnimmt.

„Es gibt zwei Dinge“, so wußte Hitler schon 1923, „die die Menschen vereinigen können: gemeinsame Ideale und gemeinsame Kriminalität“ .

Nach der gewaltsamen Beendigung des Mordens durch die Alliierten waren die Deutschen (und sind es bis heute geblieben) noch deutscher als zuvor.

„Der Staat sind wir“: Dies Credo der Sozialdemokratie Ferdinand Lassalles war die Wahrheit der Volksgemeinschaft, und der Nazismus war die vermittlungslose Basisdemokratie der Deutschen.

Die Demokratie der Bürger ist die interessierte Demutsadresse an den autoritären Staat.

„Die deutsche Nation ist das Apriori dieser seltsamen Wissenschaft, die

vorgibt, nichts zu kennen als Quellen, Quellen und nochmals Quellen, nichts als das

lautere Plätschern der Tatsachen und das ungetrübte Sprudeln der Empirie. Die

Quelle aber ist der Historie, was der Jurisprudenz das Indiz: Spielmaterial, bloße

Illustration des Systemzwangs zum Rechtsfrieden, d.h. empirische Legitimation der

vorab existenten letzten Instanz, an der jede Berufung aufhört und jede Revision

endet. Egal, wer Recht hat, solange nur Recht ist; was immer die Quellen sagen,

ein Beweis gegen die Nation wird sich daraus nie und nimmer folgern lassen.“ (…)

„Historische Wahrheit wird nach dem Modell von Meinungsumfragen vorgestellt;

kein Sample jedoch wird je repräsentativ genug sein,

um der deutschen Nation als solcher die Taten der Nazis zuzurechnen.

Die juristische Methode dieser seltsamen Wissenschaft, die sich die Behandlung der

Geschichte anmaßt, weiß so überaus sorgfältig zwischen Intention und Resultat zu

scheiden, daß der einzig noch mögliche Weg historischer Wahrheitsgewinnung, der

allerdings leider ausgeschlossen ist, Psychoanalyse wäre.“ – Joachim Bruhn

Da die Psychoanalyse heute auch nur noch ein korruptes Racket ist, würde sie nicht helfen.

 Der Himmel, wenn er sich schon öffnet, zitiert sich am liebsten selbst. 

Je verkommener eine menschliche Kreatur, desto eher fühlt sie sich beleidigt, respektlos behandelt, in ihrer Ehre verletzt.

Der Nicht-Antisemit ist ein Antisemit, der nach der derzeitigen deutschen Rechtsprechung, Israel, Juden diffamiert, diskriminiert, delegitimiert, jedoch nicht expressis verbis das Ziel der dritten Reichs, den Holocaust, die Judenvernichtung, befürwortet.

Aus Deutschland erreicht mich „tiefe Sorge um den Friedensprozess“. Vorsicht: Wo ist es im Nahen und Mittleren Osten derzeit so friedlich und vergleichsweise gewaltarm wie in Israel? Wo leben Araber derzeit sicherer als in Israel? Wo haben sie besseren Zugang zu Bildung, Arbeit, Konsum und medizinischer Versorgung? – Götz Aly

Islam ist weniger eine Religion und mehr eine totalitäre Gesellschaftsordnung, eine Ideologie, die absoluten Gehorsam verlangt und keinen Widerspruch, keinerlei Kritik duldet und das Denken und Erkenntnis verbietet. Der wahre Islam ist ganz anders, wer ihn findet wird eine hohe Belohnung erhalten.

Der religiöse Rassismus der Islamisten, der den völkischen Rassismus der Nazis ersetzt hat, erklärt Allah zum Führer und die Jihadisten zu seiner privilegierten Kampftruppe: Wenn man so will, zu Allahs SS. Der Zusammenhalt dieser Kampftruppe wird über die Jenseitserwartung von Hölle und Paradies, also über das Instrument der religiösen Angst, sichergestellt. Diese Selbstbildfantasie der Islamisten ist mit ihrer (zumeist antijüdischen) Feindbildfantasie untrennbar verknüpft. – Matthias Küntzel

Wahnsinn bedeute, immer wieder das gleiche zu tun, aber dabei stets ein anderes Resultat zu erwarten.

Gutmenschen sind Menschen, die gut erscheinen wollen, die gewissenlos das Gewissen anderer Menschen zu eigenen Zwecken mit Hilfe selbst inszenierter Empörungen instrumentalisieren.

Irritationen verhelfen zu weiteren Erkenntnissen, Selbstzufriedenheit führt zur Verblödung,

Wenn ein Affe denkt, „ich bin ein Affe“, dann ist es bereits ein Mensch.

Ein Mensch mit Wurzeln soll zur Pediküre gehen.

Wenn jemand etwas zu sagen hat, der kann es immer sehr einfach sagen. Wenn jemand nichts zu sagen hat, der sagt es dann sehr kompliziert.

Sucht ist, wenn jemand etwas macht, was er machen will und sucht jemand, der es macht, daß er es nicht macht und es nicht machen will.

Sollen die Klugen immer nachgeben, dann wird die Welt von Dummen regiert. Zu viel „Klugheit“ macht dumm.

Wenn man nur das Schlechte bekämpft, um das Leben zu schützen, bringt man gar nichts Gutes hervor und ein solches Leben ist dann nicht mehr lebenswert und braucht nicht beschützt zu werden, denn es ist dann durch ein solches totales Beschützen sowieso schon tot. Man kann so viel Geld für Versicherungen ausgeben, daß man gar nichts mehr zum Versichern hat. Mit Sicherheit ist es eben so.

Zufriedene Sklaven sind die schlimmsten Feinde der Freiheit.

Kreativität ist eine Intelligenz, die Spaß hat.

Wen die Arbeit krank macht, der soll kündigen!

Wenn Deutsche über Moral reden, meinen sie das Geld.

Ein Mensch ohne Erkenntnis ist dann  lediglich ein ängstlicher, aggressiver, unglücklicher Affe.

Denken ist immer grenzüberschreitend.

Der Mob, der sich das Volk nennt, diskutiert nicht, sondern diffamiert.

Legal ist nicht immer legitim.

Wer nicht verzichten kann, lebt unglücklich.

Sogenannte Sozial-, Kultur-, Geisteswissenschaften, Soziologie, Psychologie, Psychotherapie, Psychoanalyse, sind keine Wissenschaften mehr, sondern immanent religiöse Kultpropheten, organisiert wie Sekten. Es sind Sozio-, Pädago- und Psychokratien, Rackets, die Erkenntnis nicht fördern, sondern verhindern.

Ohne eine starke Opposition atrophiert jede scheinbare Demokratie zur Tyrannei, und ebenso eine Wissenschaft, zur Gesinnung einer Sekte.

Man kann alles nur aus gewisser Distanz erkennen, wer sich ereifert, empört, wer mit seiner Nase an etwas klebt, der hat die Perspektive verloren, der erkennt nichts mehr, der hat nur noch seine Phantasie von der Welt im Kopf. So entsteht Paranoia, die sich Religion, und Religion als Politik, sogar als Wissenschaft nennt.

Islamisten sind eine Gefahr, deswegen werden sie als solche nicht gesehen. Juden sind keine Gefahr, deswegen werden sie als solche gesehen. So funktioniert die Wahrnehmung von  Feiglingen.

Humorlose Menschen könner nur fürchten oder hassen und werden Mönche oder Terroristen.

Menschen sind nicht gleich, jeder einzelne Mensch ist ein Unikat.

Erkenntnis gilt für alle, auch für Muslime, Albaner, Frauen und Homosexuelle.

Islam gehört zu Deutschland, Judentum gehört zu Israel.

Der Konsensterror (Totalitarismus) ist in Deutschland allgegenwärtig.

Es wird nicht mehr diskutiert, sondern nur noch diffamiert.

Es ist eine Kultur des Mobs. Wie es bereits gewesen ist.

Harmonie ist nur, wenn man nicht kommuniziert.

Man soll niemals mit jemand ins Bett gehen, der mehr Probleme hat, als man selbst.

>>Evelyn Waugh, sicherlich der witzigste Erzähler des vergangenen Jahrhunderts, im Zweiten Weltkrieg, herauskommend aus einem Bunker während einer deutschen Bombardierung Jugoslawiens, blickte zum Himmel, von dem es feindliche Bomben regnete und bemerkte: “Wie alles Deutsche, stark übertrieben.“<< Joseph Epstein

Man muß Mut haben, um witzig zu sein.

Dumm und blöd geht meistens zusammen.

Charlie Hebdo: solche Morde an Juden sind euch egal, mal sehen wie”angemessen”  ihr reagiert, wenn (wenn, nicht falls) eure Städte von Islamisten mit Kasam-Raketen beschossen werden.

Christopher Hitchens großartig: „In einer freien Gesellschaft hat niemand das Recht, nicht beleidigt zu werden.“

Je mehr sich jemand narzisstisch aufbläht, desto mehr fühlt er sich beleidigt und provoziert.

“Das Problem mit der Welt ist, daß die Dummen felsenfest überzeugt sind und die Klugen voller Zweifel.” – Bertrand Russel

Das Problem mit den Islamisten in Europa soll man genauso lösen, wie es Europa für den Nahen Osten verlangt: jeweils eine Zweistaatenlösung, die Hälfte für Muslime, die andere Hälfte für Nicht-Muslime, mit einer gemeinsamen Hauptstadt.

Was darf Satire? Alles! Nur nicht vom Dummkopf verstanden werden, weil es dann keine Satire war.

Islamimus ist Islam, der Gewalt predigt.

Islam ist eine Religion der Liebe,und wer es anzweifelt, ist tot.

Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke. Der Islam ist die friedliche Religion der Liebe George Orwell 2015

Islam ist verantwortlich für gar nichts, Juden sind schuld an allem.

Islamisten sind Satanisten. Islamismus ist eine Religion von Idioten.

Leute fühlen sich immer furchtbar beleidigt, wenn man ihre Lügen nicht glaubt.

Jeder ist selbst verantwortlich für seine Gefühle.

Die Psychoanalyse geht niemanden außer den Psychoanalytiker und seinen Patienten etwas an, und alle anderen sollen sich verpissen.

“Zeit ist das Echo einer Axt
im Wald.
Philip Larkin, Gesammelte Gedichte

Wenn jemand wie Islamisten sein Ego endlos aufbläht, dann verletzt er seine eigenen Gefühle schon morgens beim Scheißen.

„Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft: Reichtum ohne Arbeit Genuß ohne Gewissen Wissen ohne Charakter Geschäft ohne Moral Wissenschaft ohne Menschlichkeit Religion ohne Opfer Politik ohne Prinzipien.“
―Mahatma Gandhi

„Wo man nur die Wahl hat zwischen Feigheit und Gewalt, würde ich zur Gewalt raten.“
―Mahatma Gandhi

Warum zeigt sich Allah nicht? Weil er mit solchen Arschlöchern nichts zu tun haben will.

„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus’. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus’.”  – Ignazio Silone

Politische Korrektheit verlangt eine Sprache für ein Poesiealbum.

Psychoanalyse ist frivol, oder es ist keine Psychoanalyse.

Bunte Vielfalt, früher: Scheiße

Was der Mensch nicht mehr verändern, nicht mehr reformieren kann, ist nicht mehr lebendig, sondern sehr tot. Was tot ist, das soll man, das muß man begraben: Religion, Ehe, Romantizismus, etc.

Romantik ist scheiße.

Die Realität ist immer stärker als Illusionen.

Deutschland gestern: der Wille zur Macht.
Deutschland heute: der Wille zur Verblendung.
Deutschland morgen: 德國

Deutsche Psychoanalyse? Großartig, wie deutscher Charme, deutscher Humor und deutscher Esprit.

Der Widerstand fängt mit einer eigenen, anderen Sprache als die der Diktatur.

Smart phones for stupid people.

Ein Linker kann, muß aber nicht dumm sein.

Wenn man ganzen Staaten nicht übel nimmt, wenn sie mit Millionen Opfern Selbstmord begehen, warum dann einem Co-Piloten mit 149 Toten?

Nur die Reinheit der Mittel heiligt den Zweck.

Ein extremer Narzißt ist ein potentieller Terrorist, und jeder Terrorist ist ein extremer Narzißt.

Islamisierung bedeutet Verblödung.

…der hiesige Autoritarismus (ist) einer ohne Autorität und der hiesige Konventionalismus einer ohne Konventionen. Schon bei den Nazis war nicht das Wort des Führers Befehl, sondern sein Wille, den der kongeniale Volksgenosse erahnte. Nie hätte der Nationalsozialismus funktioniert, hätte den Deutschen jede ihrer Missetaten bei Strafandrohung befohlen werden müssen. Anders, als es das Wort vom „Befehlsnotstand“, von der „Gleichschaltung“ oder vom „Führer“ selber glauben machen will, herrschte das NS-System durch Gehorsam ohne Befehl. (W. Pohrt, Der Weg zur inneren Einheit)

Der faschistische Sozialpakt existiert im bundesdeutschen Postfaschismus weiter als eine im Resultat aufgehobene Voraussetzung, die unmittelbar keine Spur ihrer gewaltförmigen Durchsetzung mehr an sich trägt: umso besser kann diese Tatsache verleugnet und der Nationalsozialismus als das Verbrechen einiger Irrer, als „Unrechtsstaat“, als „das Schlimmste, das Menschen einander je angetan haben“ exorziert werden. Diese Lebenslüge der BRD ist das Fundament aller demokratischen „Vergangenheitsbewältigung“, jenes kollektiven Beschweigens des Nationalsozialismus, das durchaus auch die Form enervierender Redseligkeit annehmen kann. Weil das postfaschistische Deutschland in institutioneller wie personeller Hinsicht in Kontinuität zu seinem Vorgänger steht, muß ausnahmslos jeder Versuch einer Vergangenheitsbewältigung innerhalb des sich weiterschleppenden Systems zur symbolischen Distanzierung, zum substanzlosen Gestus geraten. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Deutschen einen schier unerschöpflichen Vorrat an größeren und kleineren Entlastungslügen angelegt, aus dem sie sich je nach Gelegenheit und Bedarf bedienen. Danach war das nationalsozialistische System wahlweise das Werk von Hitler höchstpersönlich, einer kleinen Verbrecherclique und ein paar Helfershelfern oder des Monopolkapitals und seiner Schergen. Otto Normalvergaser jedenfalls hat „von alledem nichts gewußt“, war „im Grunde auch dagegen“ oder „konnte gar nicht anders handeln“, weil „Befehlsnotstand“ herrschte und man im Falle des Zuwiderhandelns sofort „ins KZ gekommen“ wäre. “ (…) „Heute haben die Verbreitung des Gerüchts und die Verbreitung der Neidbeißerei neue, technische Möglichkeiten. Sie können sich über das Internet und diverse Subnetzwerke und Blogs rasend verbreiten und auch auf die Politik einen Druck erzeugen, sich ihnen zu beugen. Die gesellschaftliche Mobilmachung wirkt so wieder auf die Politik zurück. Sie muss sich den entsprechenden Stimmungen beugen, weil sonst die Wiederwahl gefährdet würde. Die Devise »Ich bin ihr Führer, also muss ich ihnen folgen«, bleibt auch im zerfallenen Postnazismus das prinzipienlose Grundprinzip von Herrschaft.“ (…) Spezialisierung und Diversifikation sind die zeitgemäße Erscheinungsform von Vermassung und Uniformität. (…) 1 x 1 materialistischer Kritik: es  muss darum gehen, Erscheinungen in eine Konstellation zu bringen, in der sie lesbar werden. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. Und weil gerade die Entfernung vom Nazismus die Nähe zu ihm verbürgt, waren und sind das diejenigen, die in Personensache am wenigstens mit Nazifaschistischem in Verbindung zu bringen sind, die Linksradikalen, die Linksliberalen, die Linken, die Antifaschisten, die entschiedensten Schrittmacher dafür, dass der anfangs noch gar nicht wirklich übergreifende postnazistische Fundamentalkonsens tatsächlich totalisiert und auf die Höhe der Zeit gebracht werden konnte. Die Nazis und die Rechten hingegen waren für diesen Vorgang nur von unterordnetem Belang. Sie standen immer schon für eine in ihrer konkreten Ausprägung gestrige Gesellschaftsformation und deshalb ging von ihnen auch nie eine ernsthafte Gefahr eines neuen Faschismus aus. Diese Totalisierung der Gemeinschaft der Demokraten, die hauptsächlich die Linke mit herbeigeführt hat, ist allerdings identisch und das zeigt sich heute mit ihrem Zerfall. Dieser wiederum ist im Selbstwiderspruch der postnazistischen Vergesellschaftung angelegt, in der der bereits erwähnte nazistische Kurzschluss von Staaten Subjekt im Modus permanenter Mobilmachung in den politökonomischen Formen im Doppelsinne aufgehoben ist. Seiner Substanz nach anerkannt und aufbewahrt, wie vorerst suspendiert und seiner Verlaufsform nachgezügelt. Also statt den Blockwarten gab es Aktenzeichen XY, da durfte sich jeder dann auch telefonisch dran beteiligen, aber richtige Jagdszenen gab es in der alten Bundesrepublik nicht oder nur in Ausnahmefällen. Taxiert selbst zu Zeiten der Prosperität jeder insgeheim seinen Erwerb als verkappte Arbeitslosenunterstützung, so mobilisiert die Krise der postnazistischen Vergesellschaftung erst Recht die Sehnsucht nach der alten Staatsunmittelbarkeit. Johannes Agnoli schrieb dazu schon in der Transformation der Demokratie 1966: „Der präfaschistisch liberale Ruf nach dem starken Staat wiederholt sich postfaschistisch neoliberal“. Und damit gerät das ganze System des autoritären Etatismus und geraten letzten Endes die politökonomischen Vermittlungen als solche wieder ins Visier des Volkszorns und es war wiederum die Linke, die noch zu Zeiten, wo keine Krise in Sicht war, im sinistren Tram nach Liquidation der Vermittlungen die Zunge gelöst und ihm neue fantasievolle und kreative, wie es so schön heißt, Äußerungsformen zur Verfügung gestellt hat. Sie war das Laboratorium, in dem die allgemeine Mobilmachung eingeübt und jener darauf zugeschnittenen neue und zugleich sehr alte Sozialcharakter herangebildet wurde, indem sich mittlerweile eine Mehrheit spontan wieder erkennt. Derjenige Sozialcharakter, der nach dem Motto „Ich leide, also bin ich“ sich einerseits unter Berufung auf die höchst unverwechselbare Diskriminierung, die ihm angeblich wiederfährt, zur kleinsten existierenden Minderheit erklärt, sich gleichsam nach dem Muster verfolgter und in ihrer Kultur bedrohter Völker begreift und andererseits als Gegensouverän seine private, warnhafte Feinderklärung allen anderen oktroyieren möchte und diesem Zweck entweder vorhandene gesellschaftliche Organisationen zu Rackets umfunktioniert, neue Rackets gründet oder andere Rackets mit ins Boot holt. Der einstige demokratische Fundamentalkonsens wird dadurch einerseits ins einzelne Subjekt zurückverlagert und andererseits vermittlungslos verallgemeinert. Aus der formell kollektiven Feinderklärung der Mitte gegen die Extreme, das war der Normalfall in der Bundesrepublik bis weit in die 80er Jahre, Terroristenhasse, einige werden sich noch daran erinnern. Aus dieser kollektiven Feinderklärung der gesellschaftlichen Mitte gegen die Extreme wird also die pluralisierte Feinderklärung alle gegen alle, die getrennt vereint sich zusammenrotten und auf diese Weise zerfällt die Gemeinschaft der wehrhaften Demokraten und reorganisiert sich zugleich hin zu zerfallen. Ein Zitat von Wolfgang Port in einem anderen Zusammenhang macht es sehr schön deutlich: „Wie durch höhere Gewalt sondern sich die Langen von den Kurzen, die Weiblichen von den Männlichen, die Alten von den Jungen, die Dicken von den Dünnen ab“ und das Resultat ist eine Segregation und Ghettoisierung durch welche die Metropolen, einem riesigen Freiluftgefängnis mit seinen Unterabteilungen für Männer und Frauen, Jugendliche, Kranke, Alte, Port schreibt etc., man könnte noch Schwule und Lesben und Migranten und was weiß ich noch alles ergänzen, Protestanten, Katholiken, Ossis, Wessis, immer ähnlicher werden. Neu ist, dass dieses Freiluftgefängnis als eine kulturelle Einrichtung und seine Insassen als Kulturbotschafter begriffen werden und es ist diese nahezu flächendeckende Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mehrheit und der einzelnen Individuen in ihr, die in der Postmoderne ihr bewusstloses Selbstbewusstsein und ihre Legitimation erfährt und im antirassistischen PC-Sprech sich ihren Ehrenkodex schafft, ihre Omertà, die sich an ihresgleichen und die verbliebenen Kritiker draußen richtet, Islamophobie ist ihr derzeit aktuellstes Schlagwort. Dieser Vorgang, diese Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mitte und ihr Zerfall ist also die Bedingung der neuen Haltung Ausländern und Migranten gegenüber, an denen die Deutschen projektiv ihre ersehnte Regression auf den Stamm illustrieren. Was ihnen umso leichter gelingt, als manch ihrer Repräsentanten und Lobbyisten sich anschicken, genau dem Bilde zu gleichen, das die Deutschen sich seit jeher von ihnen machten und wofür sie von ihnen jetzt nach kollektiv und offiziell ins Herz geschlossen werden. Der mittlerweile zur Dauereinrichtung erklärte Karneval der Kulturen ist nichts anderes als ein Zerfallsprodukt der postfaschistischen Demokratie, mehr noch, er ist diese Gemeinschaft in einer zugleich flexibilisierten und pluralisierten und kollektivierten Gestalt. In dieser Völkerfamilie, die die Deutschen gerne auf der ganzen Welt hätten, wären da nicht Israel und die USA als Störenfriede und die sie aus Mangel an Realisierungschancen deshalb erstmal bei sich zuhause einrichten, geht es dabei zu, wie in jeder guten Familie: Die einzelnen Mitglieder sind einander spinnefeind und die Widersprüche und Konflikte, die daraus resultieren, gehören auch voll und ganz dieser Vergesellschaftung an, sind von ihr konstituiert und dazu gehört ein fein dosiertes Spiel mit Fremdheit und Nähe, das von allen Beteiligten auch weiterhin gepflegt wird, weil damit ein moralisches Plus bei der Gefolgschaft eingefahren werden kann. (…) Der zweite Weltkrieg war ein kulturindustrielles Massenevent. (…) Eine neue Barbarei sei stets zu befürchten, wird sich nicht aus dem Geist Nationalsozialismus unmittelbar speisen, sondern im Gewande von demokratischem Antifaschismus von Lernen aus der Geschichte und political correctness daher kommen.(…) Abwehr des offenen Faschismus durch dessen demokratische Entnazifizierung und Eingemeindung. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. (…) Die postnazistische Demokratie hat  die nationalsozialistische Mobilmachung des „gesunden Volksempfindens“ zwar nicht abgeschafft, sondern nur sistiert – sie hat es aber andererseits auch in die Latenz abgedrängt und damit gebremst, indem sie es in die mediatisierende Form des bürgerlichen Repräsentationsprinzips zwängte.  (…) „Rassismus“ ist ein ideologisches Stichwort eines anti-rassistischen Rackets, das jeden Realitätsbezugs entbehrt, das seine Mitglieder vielmehr nur als Ausweis von Gesinnungsfestigkeit und Ehrbarkeit vor sich hertragen und das ihnen als probates Mittel dient, um nach Willkür und freiem Ermessen festzulegen, wer gerade als „Rassist“ zu gelten hat. Und dieses „anti-rassistische“ Racket, das sind heutzutage fast alle: längst ist die Gegnerschaft zum Rassismus keine Domäne der Linken mehr, sondern offizielle Staatsraison und common sense aller Ehrbaren und Wohlmeinenden, und das ist die erdrückende Mehrheit.  (…) Von der moralisierenden Aufdringlichkeit und der enervierenden Verlogenheit einmal abgesehen, ist die Ehrfurcht, die „anderen Kulturen“ entgegengebracht wird und die Unterwürfigkeit, mit der ihre Träger geradezu als Heilsbringer verehrt werden, keine Gegenposition zum Rassismus, sondern dessen logische wie historische Voraussetzung, die im Rassismus und allen naturalisierenden Ideologien als ein Moment überlebt: deren Grundmuster ist die projektive Bekämpfung dessen, was man selbst gern möchte, aber nicht erreichen kann, und deshalb gehört zur Diskriminierung der Neger wegen ihrer „Faulheit“ die Bewunderung für den „Rhythmus, den sie im Blut haben“ und die Achtung vor ihrer „sagenhaften Potenz“; somit ist der „Anti-Rassismus“ nichts weiter als die notwendige Kehrseite des Rassismus selbst, die sich von diesem abgespalten hat und gegen ihre eigene Grundlage wendet. Historisch jedenfalls geht die Wertschätzung fremder Kulturen ihrer späteren, „rassisch“ legitimierten Abqualifizierung voran und sie ist auch logisch deren Voraussetzung: Christoph Columbus etwa beschreibt in seinen Tagebüchern die Eingeborenen, die er 1492 auf den Bahamas, Cuba und schliesslich Haiti angetroffen hat, folgendermaßen: sie sind „ängstlich und feige“, „sehr sanftmütig und kennen das Böse nicht, sie können sich nicht gegenseitig umbringen“, „sie begehren die Güter anderer nicht,“ und er resümiert: „Ich glaube nicht, dass es auf dieser Welt bessere Menschen oder ein besseres Land gibt.“ (7)  (…) Protestantische Innerlichkeit: gemäß der Devise, dass vor der schlechten Tat der schlechte Gedanke und das schlechte Wort kommen, die man demzufolge austreiben muss, damit alles besser wird. (…) So kommt es, dass es heute der Anti-Rassismus ist, der, unter dem Vorwand, heldenhaft gegen einen in Wahrheit nicht existenten „Rassismus“ zu kämpfen, Respekt und Toleranz noch für die rückständigsten und unmenschlichsten Sitten und Gebräuche einfordert und damit selbst als Protagonist und Fürsprecher einer Verrassung der restbürgerlichen Gesellschaft fungiert.  (..) Die unterschiedliche Pigmentierung der menschlichen Haut ist eine objektive Gegebenheit, keine bloße Erfindung. (…) Rasse heute ist die Selbstbehauptung des bürgerlichen Individuums, integriert im barbarischen Kollektiv. (…) Der nervige Sozialcharakter des Gutmenschen ist offenbar eine fast zeitlose Erscheinung und in den verschiedensten Lebensbereichen anzutreffen, die Wahrscheinlichkeit, ihm in fortschrittlichen sogenannten „politischen Zusammenhängen“ zu begegnen, ist besonders hoch: werden doch hier traditionell die altruistischen Tugenden – das Mitgefühl, die Solidarität, Selbstlosigkeit etc. – besonders hoch angeschrieben und deshalb sind sie das geeignete Betätigungsfeld für Sozialcharaktere, die sich als Ersatz für ihr eigenes ungelebtes Leben vorzugsweise mit dem Leiden anderer als Fetisch verbinden. (…) Es sind aber gerade die höchsten Tugenden, die die niedersten Instinkte decken, wie schon Marx wusste: „Bis jetzt hat der Mensch sein Mitgefühl noch kaum ausgeprägt. Er empfindet es bloß mit dem Leiden, und dies ist gewiss nicht die höchste Form des Mitgefühls. Jedes Mitgefühl ist edel, aber das Mitgefühl mit dem Leiden ist die am wenigsten edle Form. Es ist mit Egoismus gemischt. Es neigt zum Morbiden […] Außerdem ist das Mitgefühl seltsam beschränkt […] Jeder kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühl empfinden, aber es erfordert […] das Wesen eines wahren Individualisten, um auch am Erfolg eines Freundes teilhaben zu können. (…) Und da jeder demonstrative Altruismus nicht nur einen kleinlichen Egoismus bemäntelt, sondern auch mit dem Anspruch des Idealisten einhergeht, erzieherisch auf das Objekt seiner Zuwendung einzuwirken, ist er die adäquate Ideologie von Rackets, und auch das ist Wilde nicht entgangen: Barmherzigkeit, so schreibt er, sei die „lächerlich unzulängliche Art der teilweisen Rückerstattung oder ein sentimentales Almosen, gewöhnlich verknüpft mit dem skandalösen Versuch des rührseligen Spenders, auf (das) Privatleben (der Armen) Einfluss zu nehmen. (…) Im totalisierten Zugriff auf die ihr Unterworfenen ist die sozialistische Bewegung bis auf den heutigen Tag ebenfalls als ein Racket des Tugendterrors anzusprechen, betrachtet sie es doch als ihre Aufgabe, das Proletariat oder das gerade angesagte Subjekt seiner „wahren Bestimmung“ zuzuführen und d.h. es im Sinne der von ihm zu realisierenden Ideale zu erziehen – und das bedeutet stets noch: ihm die Untugenden und Laster auszutreiben, die der Vorhut als Male der individualistischen Bürgerwelt erscheinen: etwa Alkoholabusus, Faulenzerei, „zerrüttete“, „unsittliche“ Verhältnisse zwischen den Geschlechtern etc. Und um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen die selbsternannten Vertreter der Klasse die von ihnen verfochtenen Tugenden in eigener Person glaubwürdig verkörpern und deshalb in einer noch rigideren Weise als der gemeine Bürger sich als Subjekte zurichten, d.h. ihre Individualität dem Allgemeinen (dem Kollektiv, der Klasse, dem Frieden etc.) opfern, um totale Identität mit ihm zu erlangen. Wenn Identität letzten Endes den Tod bedeutet, dann hat die Bemühung um sie vorzeitige Erstarrung und prämortale Leblosigkeit zur Folge – von daher die bis in die Gegenwart zu beobachtenden verhockten, verkniffenen und lauernden Mienen aller professionellen Menschheitsbeglücker, ihre rigide Zwangsmoral und durchgängige Humorresistenz, die immergleichen offiziösen Phrasen, die sie dreschen, die tödliche Langeweile, die von ihnen und ihrem penetranten Sendungsbewusstsein ausgeht, und ihr chronisches Beleidigtsein, wenn sie beim Gegenüber auch nur den Hauch eines Zweifels an ihrer aufgetragenen Gutartigkeit zu erspüren glauben. Und zu alldem glauben diese Leute sich auch noch ermächtigt, diese ihre trostlose Existenz zur verbindlichen Richtschnur für alle anderen zu erklären.“ – Clemens Nachtmann

„Die rebellische Haltung, vor einem Jahrzehnt noch das Privileg von Einzelgängern, ist heute Ausdruck des Konformismus. Man will dazugehören, nicht als Schlappschwanz gelten“ – Horkheimer

„Die Demokratie ist nichts weiter als die Herrschaft des Knüppels über das Volk durch das Volk für das Volk. (…) Es gibt drei Arten von Despoten: den Despoten, der den Leib knechtet, den Despoten, der die Seele knechtet und den Despoten, der Leib und Seele zugleich knechtet. Der erste heißt Fürst. Der zweite heißt Papst. Der dritte heißt das Volk. (..) Wer das Volk führen will, ist gezwungen, dem Pöbel zu folgen“ (…) „Man hört immer wieder, der Schulmeister sterbe aus. Ich wünschte beileibe, dem wäre so. Aber der Menschentypus, von dem er nur ein und gewiss noch der harmloseste Vertreter ist, scheint mir wahrhaftig unser Leben zu beherrschen; und wie auf ethischem Gebiet der Philanthrop die größte Plage ist, so ist es im Bereich des Geistes derjenige, der so sehr damit beschäftigt ist, andere zu erziehen, dass er nie Zeit gehabt hat, an seine eigene Erziehung zu denken […] Wie schlimm aber, Ernest, ist es, neben einem Menschen zu sitzen, der sein Leben lang versucht hat, andere zu erziehen! Welch eine grausame Tortur! Was für eine entsetzliche Borniertheit, die unvermeidlich aus der fatalen Gewohnheit resultiert, anderen seine persönlichen Überzeugungen mitteilen zu wollen! Wie sehr dieser Mensch durch seine geistige Beschränktheit auffällt! Wie sehr er uns und fraglos auch sich selbst anödet mit seinen endlosen Wiederholungen und seiner krankhaften Besserwisserei! Wie sehr er jedes Anzeichen geistigen Wachstums vermissen lässt! Wie verhängnisvoll ist der Kreis, in dem er sich unablässig bewegt.“ – Oscar Wilde
„Was die Menschheitsbeglücker in Wahrheit bewirken, ist ihr eigener moralischer Selbstgenuss in der angemaßten oder tatsächlichen Herrschaft über andere, aber gerade nicht die praktische Lösung der Dinge, um die es ihnen vorgeblich so selbstlos zu tun ist: „In den Augen des Denkers allerdings liegt der wahre Schaden, den das moralische Mitgefühl anrichtet, darin, dass es unser Wissen begrenzt und so verhindert, dass wir auch nur eines unserer sozialen Probleme lösen.“ (Wilde) Das Selbstopfer fürs Kollektiv erweist sich nicht nur als die wahre Selbstsucht, sondern auch als gegen die Gattung gerichtet: „Denn die Entwicklung der Gattung hängt von der Entwicklung des Individuums ab, und wo die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit als Ideal abgedankt hat, ist das Absinken des intellektuellen Niveaus, wenn nicht gar dessen gänzliches Verschwinden die unmittelbare Folge.“ (Wilde) Und das vorgeblich so praktische und zielorientierte Tun erweist sich als in Wahrheit konfus und unpraktisch: denn es verlässt den Bannkreis des Notwendigen und Zwanghaften nicht, ja, es bestärkt dessen Macht umso mehr, je auftrumpfender und verblendeter es sich in seiner moralischen Selbstgerechtigkeit verhärtet und alle Selbstaufklärung abwehrt. Solange die Gesellschaft den Individuen als fremde äußere Macht entgegentritt, verkehrt sich die gute Intention regelmäßig in ihr Gegenteil und ist menschliches Handeln „nur blindes Tun, abhängig von äußeren Einflüssen und angetrieben von einem dunklen Impuls, von dem es selbst nichts weiß. Es ist seinem Wesen nach unvollkommen, weil es vom Zufall begrenzt wird, und unwissend über seine eigentliche Richtung, befindet es sich zu seinem Ziel stets im Widerspruch […] Jede unserer Taten speist die große Maschine des Lebens, die unsere Tugenden zu wertlosem Staub zermahlen oder aber unsere Sünden in Bausteine einer neuen Kultur verwandeln kann.“ (…) Die Misere des Sozialismus von seinen Anfängen bis heute war und ist stets zuverlässig abzulesen an seiner Verachtung aller autonomen, zweckfreien, in sich begründeten und eben darin gesellschaftlich bestimmten Kunst, weil sie die – prekäre und unvollständige – Emanzipation des Individuums von Blut, Scholle, Rasse, Kollektiv vorausträumt und ihr Ausdruck verleiht. Die Kunst, die sozialistische Bewegungen oder Regimes dann hervorbringen und fördern, eine Kunst, die „Partei ergreifen“, „Stellung beziehen“ und „gesellschaftliche Verantwortung“ dokumentieren soll, zerstört jedoch sich selbst und ihre Voraussetzungen. (…) „Kunst ist Individualismus und der Individualismus ist eine verstörende und zersetzende Kraft. Gerade darin liegt sein unermesslicher Wert. Denn was er aufzubrechen versucht, ist die Einförmigkeit des Typischen, die Sklaverei der Konvention, die Tyrannei der Gewohnheit und die Erniedrigung des Menschen auf das Niveau einer Maschine. (…) alle Künste sind amoralisch, ausgenommen die niederen Formen der sinnlichen oder belehrenden Kunst, die uns zu guten oder schlechten Taten anstiften wollen“ (…) Selbstsucht strebt immer danach, der gesamten Umwelt ein Einheitsmaß aufzuzwingen“ „Selbstlosigkeit bedeutet, andere Leute in Ruhe zu lassen, sich nicht in ihr Leben einzumischen […] Die Selbstlosigkeit weiß die unendliche Vielfalt als etwas Kostbares zu schätzen, sie akzeptiert sie, lässt sie gewähren und erfreut sich an ihr.“ (…) „Die erste Pflicht im Leben ist, so künstlich wie möglich zu sein. Die zweite Pflicht ist noch unbekannt.“(Wilde)
Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus.  (…) Massen laufen zur Deutschen Ideologie über, wenn Politik und Staat ihnen diesen Weg nicht versperren (…) Der Vernünftige braucht keinen Dialog mit Leuten zu führen, die sich nicht von Grund auf von denjenigen distanzieren, die Juden oder, was dasselbe ist, den Zionismus für ihr und anderer Leute Unglück verantwortlich machen. Er denunziert desgleichen jede Verhandlungsbereitschaft denen gegenüber, die, bevor sie sich als Staatsbürger und Marktsubjekte definiert haben, als Angehörige einer Religions- oder Volksgemeinschaft anerkannt werden wollen. (…) Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus. (…) Antideutsch denken und handeln heißt demzufolge, die politischen Vermittlungs- und Repräsentationsformen in Gesellschaft und Staat, die auf der Trennung von freien und gleichen Warenbesitzern einerseits und am Allgemeinwohl orientierten Staatsbürgern andererseits beruht, gegen die zu verteidigen, die diese Teilung zugunsten eines autoritären Volksstaates überwinden wollen, dessen Subjekte von nichts anderem als von seinen Wohlfahrtsleistungen abhängig sind. Wer in diesem Sinne das Etikett „antideutsch“ nicht auch auf sich bezieht, mißachtet zumindest die Gefährlichkeit der – selbstredend nicht auf Deutschland und deutsche Staatsbürger beschränkte, sondern immer schon weltweit grassierende – Deutschen Ideologie, deren historischer Kern darin besteht, daß auf ihr Konto nicht nur „normale“ kapitalbedingte Ausbeutung und Herrschaft, nicht nur die dem Kapital aus Prinzip immanenten Kriege und nicht nur der ihm in seinen Grund eingeschriebene Antisemitismus gehen, sondern fördert das Überleben einer Ideologie, der zudem noch die historisch und empirisch nicht zu leugnende Tatsache eingeschrieben ist, daß die deutsche Fassung der Beziehung von Staat und Gesellschaft die Auslöschung der Menschheit in zwei Weltkriegen im allgemeinen und den eliminatorischen Antisemitismus im besonderen beinahe total verwirklicht hätte. In der Existenz des Staates Israel manifestiert sich der Einspruch gegen den historisch bewiesenen Vernichtungswahn Deutscher Ideologie praktisch und empirisch. – Manfred Dahlmann

„Wird Freiheit mit Zügellosigkeit verwechselt, entsteht Rücksichtslosigkeit.
Am Schluss Gleichmacherei.
Ihr seid aber nicht alle gleich.
Noch nie wart ihr alle gleich.
Ihr lasst es euch aber einreden.
So werdet ihr immer respektloser, ungenießbarer gegeneinander.
Vergeudet in Kleinkriegen eure Zeit, als hättet ihr ein zweites Leben.
Weil ihr tatsächlich alles verwechselt.
Behauptungen mit Beweisen.
Gerechtigkeit mit Maß.
Religion mit Moral.
Desinteresse mit Toleranz.
Satire mit Häme.
Reform mit Veränderung.
Nachrichten mit Wirklichkeit.
Kulturunterschiede haltet ihr für Softwarefragen und ihre Analyse ersetzt ihr mit Anpassung.
Ihr habt die Maßstäbe verloren.
Der Gordische Knoten ist ein Keks gegen eure selbstverschuldete Wirrsal.

Man geht immer fehl, sucht man den Ursprung menschlicher Handlungen außerhalb der Leidenschaft des menschlichen Herzens …

Der Separatismus gendert sich in die Köpfe, sitzt in Regierungen.
Männer sind keine Männer mehr. Frauen keine Frauen, sondern ‚Menschen mit Menstruationshintergrund’, Quote ist Trumpf.
Auf gar keinen Fall sollen Mann und Frau sich noch als zwei Teile eines Ganzen begreifen. Damit die Geschlechter noch mehr aneinander verzweifeln.
Bis alle in destruktiver Selbstbezogenheit stecken.
Am Ende: Mann ohne Eier. Frau ohne Welt.

Auf die Erschöpfung des Mannes wird aber nur die Erschöpfung der Frau folgen, das sage ich euch.
Auf die Verstörung der Kinder folgt die Zerstörung der menschlichen Schöpfung.“– Hans Dieter Hüsch

Es gibt zweierlei Ethik: die moralische, der die Realität egal ist und die der Verantwortung, die reale Folgen der ethischen Forderungen berücksichtigt. Die erste ist gut gemeint, die zweite ist gut gemacht.

Was dem einen seine Souveränität, ist dem anderen seine Eigenmächtigkeit.

Das Schöne am Euro war, dass die Gewinner immerzu gewinnen konnten, ohne dass ihnen gleich die Quittung präsentiert wurde. Denn sie verdienen ja am Ausland, was heißt, eigentlich ein im Maße des Verdienens zunehmend schlechtes Geld – das ist durch den Euro aufgehoben worden: Man konnte ständig an einer anderen Nation verdienen, ohne dass das Geld dieser Nation darunter gelitten hat, weil sie gar kein eigenes hat. Der Wert dieses Geldes repräsentiert nicht die Leistungsfähigkeit dieser Nation. So hat der Euro von dem innereuropäischen Verdienen aneinander sogar noch gelebt; er hat vor der Krise absurderweise nur den Konkurrenzerfolg der Gewinner repräsentiert.

— Das ist ja mit der Idylle charakterisiert. Dass zunächst mal alle Seiten Gewinner des neu eingeführten Euro waren. Auch die, die ihre vergleichsweise Weichwährung gegen den Euro getauscht haben und damit auf einen Schlag Kredit zu ganz anderen Konditionen und Möglichkeiten hatten. Insofern waren die späteren Verlierer erst mal auch Gewinner.

Kein Nazifaschist hat je wirklich geglaubt, er bezöge die Ermächtigung seiner Ansprüche aus dem Teutoburger Wald; keiner seiner demokratischen Erben hat jemals tatsächlich gedacht, ihnen erwüchse Legitimität im Resultat des “Lernens aus der Geschichte”; niemals war ein Sozialist der Ansicht, es sei die famose “Befreiung der Arbeit” und nicht vielmehr das Recht auf Beute, was seine Politik im Interesse der Arbeiterklasse motivierte. Und keinesfalls erwächst den Palästinensern irgendein Recht aus der Tatsache, daß sie zuerst da waren. Einer Gesellschaft, der Hunger kein Grund ist zur Produktion, kann auch das Leiden kein Grund sein zur Solidarität. Es ist die Ideologie, die mit der Unmittelbarkeit des Leidens agitiert, die aus dessen fragloser Evidenz Sinn zu schlagen sucht, sei es im Sinne von Caritas oder Amnesty International, sei es im Sinne der Freunde des palästinensischen Volkes für den Israelhaß der Antisemiten wie für den Islamfaschismus dieses Volkes. Ariel Scharon jedenfalls, der Zionist und praktische Antifaschist, ist dem aufgelösten Rätsel der Geschichte näher als die deutsche Linke, deren “Antifaschismus” sich als Aufstand der Anständigen à la Gerhard Schröder oder als Solidarität mit dem palästinensischen Volk ausagiert. (…) Im Wesen Israels als des ungleichzeitigen Staates der Juden liegt es aber nicht nur, Reaktion auf den Verrat an Aufklärung und Weltrevolution, nicht nur, Notwehrversuch gegen den Nazifaschismus und Asyl zu sein. Sondern eben auch, daß die üblichen Muster der bürgerlichen Rollenverteilung – hier das Gewaltmonopol des bürgerlichen Staates im allgemeinen und dort die Personen, die die Regierungsausübung im besondern besorgen – für den israelischen Staates aufgrund seiner Konstitutionsbedingungen keine Geltung mehr hat. Was sich unter anderem darin zeigt, daß diese “Kritiker” der israelischen Regierungspolitik für den faschistischen Mob und die Behörden, die Selbstmordattentäter belohnen, Verständnis aufbringen (Folge von Besatzung und Ausbeutung), dagegen für den Versuch, die militärische Infrastruktur der Gegner Israels zu zerschlagen, am liebsten die Begriffe Auslöschung oder Ausrottung der palästinensischen Bevölkerung im Munde führen. Wie hinter der treudoofen Frage, ob es nicht möglich sein müsse, Spekulanten als das zu bezeichnen, was sie sind, ohne gleich als antisemitisch zu gelten, so verbirgt sich hinter der treulinken Frage, ob nicht auch in Israel, weil es sich auch dort um eine bürgerliche Gesellschaft handele, Faschismus möglich sei, die Erkenntnis dieser Fusion in verquerer und verschrobener Gestalt. Verquer, weil ja gerade erklärt werden sollte, wie Israel, dieser Fusion zum Trotz, eine parlamentarische Demokratie ist und bleibt; verschroben, weil diese Einheit von Staat und Regierung im Übergang von einem unerträglichen Alten (die Vernichtungsdrohung) zum noch nicht erreichten Neuen (die herrschaftslose Gesellschaft) ja doch den Inbegriff dessen ausmacht, was einmal als “Diktatur des Proletariats”, als Emanzipationsgewalt und organisierte politische Macht der Revolution, auch und gerade auf den roten Fahnen stand. In Anbetracht der Grundidee des Staates Israel, vor dem Hintergrund der linken Staatsmythen, betreffend die “Diktatur des Proletariats”, muß jede Beurteilung der Handlungen der Regierungsvertreter auch die völlig andere Qualität dieses Staates, verglichen mit allen anderen, deutlich werden lassen. (…)

Wenn diese Linke über Israel schwadroniert, dann hört sich das nicht minder grausig an. Dabei liegt der Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus und dem Vernichtungswillen gegen die zum Staat gewordene bürgerliche Gesellschaft der Juden, gegen Israel, eigentlich auf der Hand: Der sogenannte Antizionismus stellt nichts anderes dar als die geopolitische, globalisierte Reproduktion des Antisemitismus, das heißt die Erscheinungsform, die er in Weltmarkt und Weltpolitik nach Auschwitz annehmen muß. Der Antizionismus ist der aus den kapitalisierten Gesellschaften in die Welt herausgekehrte Antisemitismus. So ist Israel der Jude unter den Staaten; die Verdammung des Zionismus als eines “Rassismus” durch die UNO gibt es zu Protokoll. Das macht: die moralische Verurteilung der menschlichen Unkosten der Konstitution bürgerlicher Staatlichkeit allein am Beispiel Israels führt vor Augen, was die Welt der Volksstaaten vergessen machen will – daß die Zentralisation der politischen Gewalt über Leben und Tod keineswegs die natürliche Organisationsform der Gattung Mensch darstellt, sondern Ausdruck eben von Herrschaft und Ausbeutung. Dabei ist Israel – und das macht die Kritik an diesem Staat so perfide und muß deshalb immer wieder gesagt werden – der einzige Staat dieser Welt, der für sich eine nicht zu bezweifelnde Legitimität beanspruchen kann. Israel, das ist der ungleichzeitige Staat, der entstanden ist sowohl als Reaktion auf das Dementi aller Versprechungen der bürgerlichen Nationalrevolution, sowohl als Antwort auf den stalinistischen Verrat an der kommunistischen Weltrevolution als auch als zu spät gekommene Notwehr gegen den Massenmord an den europäischen Juden. (…) Israel ist das Schibboleth jener doch so naheliegenden Revolution; es ist der unbegriffene Schatten ihres Scheiterns. Israel ist das Menetekel, das zum einen (und ganz unfreiwillig) die kategorischen Minimalbedingungen des Kommunismus illustriert, und das zum anderen sämtliche Bestialitäten zu demonstrieren scheint, zu denen der bürgerlich-kapitalistische Nationalstaat fähig ist. Wer Israel nicht begriffen hat, wer den Haß auf diesen Staat, den Antizionismus, und wer den Antisemitismus, das heißt den Vernichtungswillen sowohl gegen die in diesem Staat lebenden als auch gegen die kosmopolitisch verstreuten Juden, nicht begriffen hat als das, was Antisemitismus wesentlich darstellt: den bedingungslosen Haß auf die Idee einer in freier Assoziation lebenden Gattung, der hat den Kommunismus nicht als das “aufgelöste Rätsel der Geschichte” begriffen. –

 Der ostentative Muslimeifer aber, der sich im Alltag mancher ‚Allahu-Akbar‘-Brüller vielleicht doch sehr in Grenzen hält, findet im blanken Judenhass unverhoffte Nahrung, wo ihnen unter unendlich öden Koranrezitationen und geistlosen, absurden Vorschriften längst das bisschen ungeglaubten Glaubens zwischen den Fingern zerrann und ihr Muslimsein kaum je mehr ist als das typisch dauerbeleidigte, immer schon jeder Verantwortung ledige Gruppengefühl. Überhaupt will jeder Eifer – insbesondere der aktuelle, rasende Eifer des weltweit angreifenden Islam – den Stachel eines weniger drohenden als hinterrücks längst geschehenen Glaubensverlustes kompensieren.“ Mit anderen Worten: Muslime wurden nicht für ihr abstraktes Muslimsein kritisiert, sondern dafür, was – global betrachtet – die Mehrheit konkret darunter versteht: Die von Gott gegebene Ermächtigung zu Terror, Entrechtung, Antisemitismus. Wer differenziert, sollte nicht unerwähnt lassen, dass Osama bin Laden, Hassan Nasrallah und wie all die schrecklichen Figuren so heißen, in der muslimischen Welt als Helden gefeiert werden – und zwar nicht von einer minoritären Sekte, sondern von Millionen Muslimen, auch in Deutschland. (,,) Der unfreiwillige und verborgene Essentialismus der Postmoderne macht das Begreifen unmöglich, weil er die Beziehung zwischen Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem nicht mehr zu thematisieren vermag. Wenn nur noch Vielfalt herrscht und Einzelnes und Allgemeines gewaltsam auseinandergerissen werden, bleibt die Verstandesleistung des begreifenden Subjekts auf der Strecke und die scheinbar ursprüngliche Differenz wird zum Mythos. Nicht nur dem Begriff des Allgemeinen, das ja ein noch einzulösendes ist, wird Gewalt angetan, auch dem Besonderen, dessen Unglück darin besteht, nur ein Besonderes zu sein, und das sich, weil es kein versöhnendes Ganzes gibt, dem schlecht-Allgemeinen, dem Racket nämlich, anschließen muss. – JAN HUISKENS

„Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.“ – Bettina Röhl

„Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. […] Je tiefer man ahnt, daß man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, daß man über die Apparatur verfügt.“ (Theodor W. Adorno, Philosophie und Lehrer, AGS 10.2, 491)

„Vieles, was im Sinne von Foucaults »Mikrophysik der Macht« populär werden sollte; also die Erkenntnis, daß Macht nicht pyramidal hierarchisch, sondern durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche hindurch wirkt, findet sich bereits in der Medizinkritik der Kritischen Theorie. Daß diese Thesen häufig übersehen wurden, mag daran liegen, daß sich Horkheimers entscheidende Äußerungen über Medizin und Psychiatrie nicht in den breit rezipierten Hauptwerken finden, sondern über die Gesamtausgabe verstreut sind. Wiemer suchte sie zusammen und zeigt, wie Horkheimer anhand der Medizin einen wesentlichen Charakterzug des modernen Kapitalismus ausmachte. Mediziner funktionieren laut Horkheimer wie fast jede wirtschaftliche Gruppe im Sinne eines Rackets. »Ein Racket«, erklärt er, »ist eine unter sich verschworene Gruppe, die ihre kollektiven Interessen zum Nachteil des Ganzen durchsetzt.« Allgemein betrachtet heißt das, daß sich die Klassengesellschaft in eine »neofeudale« Struktur verwandelt hat, innerhalb der Interessenverbände »nach dem Prinzip der Selbsterhaltung und der Machtakkumulation« funktionieren. Diesen Wandel macht Horkheimer an den Medizinern fest; und alles, was Horkheimer in seiner Kritik aussparte, von den Krankenversicherungen bis zum Pfusch in Krankenhäusern, wird von Carl Wiemer polemisch auf den neuesten Stand gebracht“  – Max Horkheimer

 

„Ein Shitstorm hat auch seine positive Seite. Da politisch korrekte Gülle meist in Richtung Originalität, Kreativität und Intelligenz geworfen wird, fliegt sie oft genug auf Leute, die zu lesen wirklich lohnt.“ – Evidenz-basierte Ansichten

Eine Frau wird als Frau geboren. ein Mann muß erst ein Mann werden.
Keine Paternalisierung, sondern fortschreitende Maternalisierung. Die Feminisierung und Genderisierug marginalisiert und zerstört die Vaterposition in den modernen »Gesellschaften«, die Vaterrolle erlitt allgemeine Degradierung, die Kanonisierung der Homosexulität im Speziellen und der sexuellen Diversität im Allgemeinen tilgt die noch übriggebliebenen Spuren einer Männlichkeit restlos aus, die nur noch als Schimpfwort der angeblichen „Paternalisierung“ im Jargon der Medien herumgeistert.

„Es kommt in der Psychotherapie darauf an – mit temporärer Unterstützung – sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Wer mit einem Selbstbild lebt, für das die temporär klärende Rolle des Therapeuten eine unerträgliche Kränkung ist, der muß eben versuchen, alleine zurechtzukommen.“ – Hans Ulrich Gumbrecht

Post-Pop-Epoche: der Sieg der Mode über die Sitten.

„Wir brauchen schadhafte Gebäude, durch deren geborstene Wände man hindurch­ sehen kann, um wenigstens einen Anfang zum Denken zu gewinnen.“ – Victor Tausk

„Was man in römischer Zeit das »Abendland« und später »Europa« nennen wird, ist die politische Konsequenz des individualistischen Martyriums, das ein gesprächsfreudiger Stadtstreicher auf sich nahm, um die Legitimität des im universalistischen Dialekt vorgebrachten Neuen gegen die entkräfteten lokalen Sitten zu demonstrieren.“ – Peter Sloterdijk

„Was nützt einem die Gesundheit wenn man ansonsten ein Idiot ist.“ – Theodor Adorno

„Ich bin eine Feministin. Das bedeutet, daß ich extrem stark behaart bin und daß und ich alle Männer haße, sowohl einzelne als auch alle zusammen, ohne Ausnahmen.“Bridget Christie

„Die Tragödie isolierter persönlicher Leidenschaften ist für unsere Zeit zu fade. Aber weshalb? Weil wir in einer Epoche der sozialen Leidenschaften leben. Die Tragödie unserer Epoche ist der Zusammenstoß der Persönlichkeit mit dem Kollektiv.“ –  LeoTrotzki 1923

line-wordpress

Stupidity is demonstrated by people lacking the knowledge they could achieve

Stupidity manifests itself as outraged moralism

Love: only, and not always, a mother loves her child, just as it is, otherwise you have to meet the expectations of others, to be accepted.

Values without empathy are worth nothing

Some people feel physical pain when they should correct their accustomed ideas in favor of reality, they turn all their intelligence with the support of their aggression, for not to recognize the reality and maintain their self-image

More and more feel, think less and less Man does not differ from animals by feelings, because mammals have the same feelings, like man, sadness, fear, anger, love, but by his thought. When he thinks, if he thinks.

Political correctness can be defined as the telling of a lie out of the cowardice in an attempt to avoid upsetting fools not willing to face up to the truth

“In arguments about moral problems, relativism is the first refuge of the scoundrel.” Roger Scruton

They are the same who claim the sex/gender would not be biologically innate, but only a social construct, and at the same time that homosexuality was not a social construct, but biologically innate.

Antisemitism is when one blames the Jews or Israel for issues, he does not blame others

„There are two things,“ said Hitler in 1923, „which can unite people: common ideals and common crime“

After the violent termination of Murder by the Allies were the German (and have remained so to this day) more german than before.

The depraved human creature, the more she feels insulted, disrespected, offended in their honor.

Islam is less a religion and more a totalitarian society, an ideology that demands absolute obedience and tolerates no dissent, no criticism, and prohibits the thinking, knowledge and recognition. True Islam is totally different, the one who will find it will receive a very high reward.

Craziness is, when one always does the same but expects a different outcome

If a monkey thinks “I am a monkey”, then it is already a human

A man with roots should go for a pedicure

Self smugness leads to idiocy, being pissed off leads to enlightenment

If someone has something to say, he can tell it always very easily. If someone has nothing to say, he says it in a very complicated way

Addiction is, when somebody does something he wants to do, yet seeks someone who can make it so he won’t do it and doesn’t want to, either.

If the clever people always gave in, the world would be reigned by idiots. Too much “cleverness” makes you stupid.

If one only fights evil to protect life, one produces nothing good at all and such a life then becomes no longer worth living and thus requires no protection, for it is already unlived due to such a total protection. One can spend so much money on insurance, that one has nothing left to insure. Safety works in the same way.

Happy slaves are the worst enemies of freedom.

Creativity is an intelligence having fun.

If working makes you sick, fuck off, leave the work!

If Germans talk about morality, they mean money.

A man without an insight is just an anxious, aggressive, unhappy monkey.

Thinking is always trespassing.

The mob, who calls himself the people, does not discuss, just defames.

Legal is not always legitimate.

Who can not do without, lives unhappy.

So called social, culture sciences, sociology, psychology psychotherapy, psychoanalysis, are not anymore scientific, but immanent religious cult-prophets, organized as sects.

Without a strong opposition any apparent democracy atrophies to a tyranny, and as well a science , to an attitude of a religious sect.

You can recognize everything from a certain distance only, who is zealous, outraged, who sticks his nose in something, this one has lost the perspective, he recognizes anything more, he has only his imagination of the world in his head. This creates paranoia, which is called religion, and a religion as politics, even as a science.

Islamists are a real danger, therefore they will not be seen as such. Jews are not a danger, therefore they are seen as such. It is how the perception by cowards functions.

People without a sense of humor are able only to fear or to hate and become monks or terrorists.

People are not equal, each single person is unique.

Insight applies to everyone, including Muslims, Albanians, women and homosexuals.

Islam belongs to Germany, Judaism belongs to Israel.

The totalitarian Terror of consensus is ubiquitous in Germany.
There are no discussions anymore, but defamations only.
It is a culture of the mob. As it has already been.
Harmony is only if you do not communicate.

One should never go to bed with someone who has more problems than you already have.

>>Evelyn Waugh, surely the wittiest novelist of the past century, in World War II, coming out of a bunker during a German bombing of Yugoslavia, looked up at the sky raining enemy bombs and remarked, “Like everything German, vastly overdone.”<< Joseph Epstein

One has to be brave, to have a wit.

Stupid and dull belong mostly together.

Charlie Hebdo: you don´t care if such murders are comitted to Jews, we will see how “adequate” you will react when (when, not if), Islamists will begin to bombard your cities with Kasam missiles.

Christopher Hitchens: In a free society, no one has the right not to be offended.

The more someone narcissistic inflates , the more he feels insulted and provoked.

“The trouble with the world is that the stupid are cocksure and the intelligent are full of doubt.” – Bertrand Russell

 The problem with the Islamists in Europe should be solved exactly as Europe requires to the Middle East: a two-state solution, a half for muslims and the another half for not-muslims , with a common capital.

What may satire? Everything! Except be understood by the fool, because then it was not a satire.

Islamimus is Islam preaching violence.

Islam is a religion of love, and he who doubts is dead.

War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength. Islam is a peaceful religion of love – George Orwell 2015

Islam is not responsible for anything, Jews are guilty of everything.

Islamists are satanists. Islamism is a religion of idiots.

If someone inflates endless his ego, as Islamists do, then he hurts his own feelings already in his morning own shit.

The seven deadly sins of modern society. Wealth without work pleasure without conscience, knowledge without character business without morality Science without humanity, worship without sacrifice Politics without principles
-Mahatma Gandhi

“Where there is only a choice between cowardice and violence, I would advise violence.”
-Mahatma Gandhi

Heroes of today know nothing, can not and do not want anything. They just look like heroes, that’s all.

It may be that early fathers ate their children. Today, the mothers will eat anything, fathers, children and the rest. Everything Mommy, anyway!

Germany yesterday: the will to power.
Germany today: the will to blindness.
Germany tomorrow:

German psychoanalysis? Great, like German charm, German humor and German wit.

The resistance starts with its own language other than that of the dictatorship.

Smart phones for stupid people.

A leftist can, but do not have to be stupid.

If you do not blame states, when they commit suicide with millions victims , so why to blame a co-pilot with 149 dead?

Only the purity of the means justify the end.

A German is a person who can speak no lie, without actually believe Adorno

„Reason and rationality are chance-less than ever in this totally mediatised world. An unpleasant type Sniperterrorized society. His current weapon: The phobia accusation.“ – Bettina Röhl
„A Shitstorm has also its positive side. As politically correct manure it is usually thrown in the direction of originality, creativity and intelligence, she flies often to people who are really worth to read.“ Evidenz-basierte Ansichten
A woman is born as a woman. a man has to become a man.
No paternalization but advancing maternalization. The feminization and genderization marginalized and destroyed the father position in the modern „societies,“ the father role suffered general degradation, the canonization of homosexuality in particular and the sexual diversity generally wipes out the still remaining traces of masculinity completely out,  only as an insult haunts the alleged „paternalization“ in the jargon of mass media.
PostPop era: the triumph of fashion over the morals.
„We need damaged buildings, so you can see through their cracked walls to win at least one viewpoint to start to begin to think. Victor Tausk
„What good is health if you are an idiot then?“ – Theodor Adorno
„What one must be judged by, scholar or no, is not particularised knowledge but one’s total harvest of thinking, feeling, living and observing human beings.“ (…) „While the practice of poetry need not in itself confer wisdom or accumulate knowledge, it ought at least to train the mind in one habit of universal value: that of analysing the meanings of words: of those that one employs oneself, as well as the words of others. (…) what we have is not democracy, but financial oligarchy. (…) Mr. Christopher Dawson considers that “what the non-dictatorial States stand for today is not Liberalism but Democracy,” and goes on to foretell the advent in these States of a kind of totalitarian democracy. I agree with his prediction. (…) That Liberalism is something which tends to release energy rather than accumulate it, to relax, rather than to fortify. (…) A good prose cannot be written by a people without convictions. (..) The fundamental objection to fascist doctrine, the one which we conceal from ourselves because it might condemn ourselves as well, is that it is pagan. (..) The tendency of unlimited industrialism is to create bodies of men and women—of all classes—detached from tradition, alienated from religion and susceptible to mass suggestion: in other words, a mob. And a mob will be no less a mob if it is well fed, well clothed, well housed, and well disciplined. (…) The rulers and would-be rulers of modern states may be divided into three kinds, in a classification which cuts across the division of fascism, communism and democracy. (…) Our preoccupation with foreign politics during the last few years has induced a surface complacency rather than a consistent attempt at self-examination of conscience. (…) What is more depressing still is the thought that only fear or jealousy of foreign success can alarm us about the health of our own nation; that only through this anxiety can we see such things as depopulation, malnutrition, moral deterioration, the decay of agriculture, as evils at all. And what is worst of all is to advocate Christianity, not because it is true, but because it might be beneficial. (…) To justify Christianity because it provides a foundation of morality, instead of showing the necessity of Christian morality from the truth of Christianity, is a very dangerous inversion; and we may reflect, that a good deal of the attention of totalitarian states has been devoted, with a steadiness of purpose not always found in democracies, to providing their national life with a foundation of morality—the wrong kind perhaps, but a good deal more of it. It is not enthusiasm, but dogma, that differentiates a Christian from a pagan society.“ (…)  It would perhaps be more natural, as well as in better conformity with the Will of God, if there were more celibates and if those who were married had larger families. (…) We are being made aware that the organisation of society on the principle of private profit, as well as public destruction, is leading both to the deformation of humanity by unregulated industrialism, and to the exhaustion of natural resources, and that a good deal of our material progress is a progress for which succeeding generations may have to pay dearly. I need only mention, as an instance now very much before the public eye, the results of “soil-erosion”—the exploitation of the earth, on a vast scale for two generations, for commercial profit: immediate benefits leading to dearth and desert. I would not have it thought that I condemn a society because of its material ruin, for that would be to make its material success a sufficient test of its excellence; I mean only that a wrong attitude towards nature implies, somewhere, a wrong attitude towards God, and that the consequence is an inevitable doom. For a long enough time we have believed in nothing but the values arising in a mechanised, commercialised, urbanised way of life: it would be as well for us to face the permanent conditions upon which God allows us to live upon this planet. And without sentimentalising the life of the savage, we might practise the humility to observe, in some of the societies upon which we look down as primitive or backward, the operation of a social-religious-artistic complex which we should emulate upon a higher plane. We have been accustomed to regard “progress” as always integral; and have yet to learn that it is only by an effort and a discipline, greater than society has yet seen the need of imposing upon itself, that material knowledge and power is gained without loss of spiritual knowledge and power. “ – T.S.Eliot
“I am a feminist. All this means is that I am extremely hairy and hate all men, both as individuals and collectively, with noexceptions.” – Bridget Christie