Joseph Epstein schreibt: >>Arthur Evelyn Waugh, sicherlich der witzigste Erzähler des vergangenen Jahrhunderts, im Zweiten Weltkrieg, herauskommend aus einem Bunker während einer deutschen Bombardierung Jugoslawiens, blickte zum Himmel, von dem es feindliche Bomben regnete und bemerkte: “Wie alles Deutsche, stark übertrieben.“<<
Ebenso Vera Lengsfeld, eine deutsche CDU-Politikerin und Publizistin, die ihren Antikommunismus unnötig übertreibt, und das Schlimme am Stalinismus mit Legenden und Mythen versucht noch schlimmer zu machen, als ob das Schlimme nicht ausreichen würde, um es als Schlimm zu sehen. Umgekehrt schmückt sie alles Antikommunistische zu Heldentum und Heiligtum aus, als ob eine sachliche Schilderung des antikommunistischen Widerstands nicht ausreichen würde. Sie stilisiert die Proteste der DDR-Bürgerrechtler zu einer Revolution, die gar keine war, denn das DDR-Regime ist einfach aufgrund der Machterosion im Ostblock in sich zusammengefallen, wie ein Soufflé in kalter Luft. Erfolgreich gekämpft gegen das kommunistische Regime haben andere, nicht die DDR-Bürgerrechtler, vorwiegend die polnische Solidarność-Bewegung. Und den ukrainischen SS-Freiwilligen KZ-Wächter Demjaniuk entschuldigt sie als einen Traumatisierten durch sowjetische Unterdrückung der Ukraine, und daher für Judenhaß, weil Bolschewiki bekannterweise Juden waren, unschuldig, weil sozusagen unzurechnungsfähig. Vera Lengsfeld äußert sich verharmlosend zum Fall Iwan Demjanjuk: „Das Kriegsende vorspielt unter den heutigen Topthemen keine Rolle. Eher schon die bevorstehende Auslieferung von Iwan Demjanjuk, dem Mittäterschaft am Tod von tausenden Häftlingen vorgeworfen wird. In der stalinistischen Sowjetunion war der Mann Traktorfahrer. Er hat also die stalinistische Willkür gegenüber der ländlichen Bevölkerung miterlebt. Dann wurde er Soldat. An der Front hat er mitansehen müssen, wie die Soldaten der Roten Armee verheizt wurden. Als er gefangengenommen wurde, wusste er, dass seine Familie daheim verhaftet und in die Lager deportiert werden würde. Nach einem stalinistischen Gesetz war nicht nur der kriegsgefangene Soldat ein Verräter, sondern eben auch seine Familie. Er hat sich dann von den Nazis anwerben lassen und als Aufseher in Vernichtungslagern gearbeitet. Als „Iwan der Schreckliche“ soll er dort unzählige Gräueltaten begangen haben. Die Israelis haben ihn dafür zum Tode verurteilt, nach sieben Jahren Haft wegen Mangel an Beweisen freigelassen. Demjanjuk kehrte nach Amerika zurück. Was bleibt vom Leben, wenn die frühere Existenz von den beiden totalitären Diktaturen so vollständig zerrieben wurde? Nun will ihn die deutsche Justiz und man wird das Gefühl nicht los, sie will ein Exempel statuieren, um von ihrem Versagen bei der juristischen Bewertung der Verbrechen der beiden totalitären Diktaturen des letzten Jahrhunderts abzulenken.“
Frau Lengsfeld publiziert auf der Achse der Guten, wo ich bisher keinen einzigen kritischen Text zur Etablierung des jetzigen faschistischen Regimes der Maidan-Putschisten gelesen habe, jedoch immerwieder Sticheleien gegen Putin und gegen Rußland.
Im Prozeß der Transformation der kommunistischen in demokratischen Gesellschaften, kamen in Ungarn, Litauen, Lettland, Estland, Polen und Ukraine klerikal-nationale und faschistische Kräfte an die Macht, die ebensolche Verbrecher und Kriminelle zu Nationalhelden und Heiligen umgedeutet haben, wenn diese gegen Kommunisten, Russen, Juden, usw. gekämpft haben. So wurde in der Ukraine der faschistische Massenmörder Stepan Bandera zum Nationalhelden und Nationalheiligen, in Polen der Erbauer des faschistischen, imperialistischen und antisemitischen Vorkriegspolens Josef Pilsudski, der fahnenflüchtige eidbrüchige Spion und Verräter der militärischen Staatsgeheimnisse Ryszard Kukliński, oder der Spion und Terrorist Witold Pilecki. Die Umdeutung der Verbrechen in Heldentaten diente auch als Grundlage für juristische Freisprüche, die früher Verurteilten wurden jetzt freigesprochen, da sie gegen „die kommunistische Okkupation und Fremdherrschaft“ gekämpft hätten. So verwandelt sich Sabotage, Spionage, Mord und Verrat in gute Tat.
So gesehen wären Bin Laden, ISIS-Kämpfer, Nazi-Verbrecher, usw. aus der Sicht ihrer Anhänger auch Helden.
Wenn so ein Pilecki den Vater von Frau Lengsfeld, der ein Oberst des Ministeriums für Sicherheit der DDR war, oder auch ihren Ehemann, den IM Donald, ermordet hätte, würde sie Pilecki auch in diesem Fall für einen Helden halten? Dann würde sie sich der Pavlik Morozov Auszeichnung verdient machen, dessen Büste jedes Komsomol-Gebäude geschmückt hat, weil der Morosow seinen eigenen Vater wegen Versteckens von Getreide angezeigt und somit umgebracht hatte.
Der prozess gegen sog. Witold-Gruppe des Witold Pilecki began vor dem Militätischen Regionalgericht in Warschau am 03 Mürz 1948. Pilecki wurde angeklagt des illegalen Grenzübertritts, Benutzung gefälschter Personaldokumente, fehlende Registrierung in der Regionalen Kommandatur RKU, illegalen Besitz von Schußwaffen, Spionagetätigkeit für die Exilarmee von gen.Anders und vorbereitung der Attentante auf eine Gruppe von leitenden Beamten des Ministeriums für Sicherheit MBP. Pilecki gestand vor Gericht alle Vorwürfe der Anklage, wobei er sogar seinen Stolz darüber zum Ausdruck brachte, gestand jedoch die Vorbereitung der Attentate nicht.
Witold Pilecki hat sich nicht[i]freiwillig nach Auschwitz von Deutschen einliefern lassen, wie Frau Lengsfeld und die polnische Nationallegende behaupten.
[i] Witold Pilecki. Konfrontacja z legendą o „ochotniku do Auschwitz” / Witold Pilecki. Confrontation with the legend of the “volunteer to Auschwitz”, Holocaust. Studies and Materials (10/2014), Author Name: Cuber-Strutyńska, Ewa;, Language: Polish, Issue: 10/2014
(„Rotmeister Witold Pilecki, Ritter des Christentums, Patron der Helden des Kampfes mit dem Totalitarismus“)
Die Organisatoren der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz haben die Kinder von Pilecki nicht eingeladen. Ewa Cuber-Strutyńska, Autorin des Artikels >>Witold Pilecki. Die Konfrontation mit der Legende vom „Freiwilligen nach Auschwitz.“<<, schreibt, dass Pilecki nicht – wie allgemein anerkannt, – der Initiator der eigenen Einlieferung in das Konzentrationslager Auschwitz war. Pilecki führte Befehle seiner militärischen Vorgesetzten aus, er war kein Freiwilliger. Es gab auch andere, die solchen Befehlen folgend ins KZ Auschwitz kamen. Es muß betont werden, daß zum damaligen Zeitpunkt weder die Befehlsgeber, noch die Befehlsnehmer sich dessen bewußt waren, in welche Gefahr sie sich begaben, als sie nach Ausschwitz gingen. Die Heldenverehrung und Heiligenanbetung des Witold Pilecki wurde zunächst massiv von polnischen Fußbalfans betrieben, die traditionell nationalistisch-klerikal, antirussisch und antisemitisch eingestellt sind.
Während des Fußballspielsvom 3 V 2012 Slask Wroclaw gegen Jagiellonia Bialystok haben die Fans Slaska eine Hommage an Pilecki hergestellt, sein Porträt unterzeichnet „Freiwillig nach Auschwitz“, zusammen mit dem Zitat: „Auschwitz mit ihnen war eine Kleinigkeit“.
Im Jahr 2013 anlässlich des 65. Jahrestages des Todes von Pilecki haben Fans der Fußballklubs Zawisza Bydgoszcz und Łódź Widzew und Legia Warschau eine Kundgebung in Milanówek organisiert. Der Kult um Pilecki wächst immerweiter, zuletzt wird bereits seine Heiligsprechung gefordert.
Im KZ Auschwitz gab es andere Widerstandsgruppen, auch kommunistische, um den küftigen Premierminister Polens Cyrankiewicz, für Frau Lengsfeld nicht erwähnenswert, denn beim Wort „Kommunisten“ sieht sie rot, „brutale Kapos“, keine Widerstandskämpfer. Politische Offiziere der Roten Armee sind für Frau Lengsfeld lediglich Henker der fahnenflüchtigen Sowjetsoldaten. Sie weiß nicht, daß die Politischen Offiziere, Kommunisten, deswegen mit einem Befehl von Hitler zur sofortigen Liquidierung nach einer Gefangennahme bestimmt waren, weil sie maßgebend für die Kampfmoral der Roten Armee mitverantwortlich waren. Frau Lengsfeld kennt den Unterschied zwischen einem Politruk (polititscheskij rukovoditiel) und NKWD nicht. Politische Offiziere hatten nicht als ihre Aufgabe, flüchtende Rotarmisten zu erschießen, das war die Aufgabe des NKWD. Und in fast allen Armeen der Welt werden Frontsoldaten im Krieg beim Angriff, wenn sie fliehen, wegen Feigheit vor dem Feinde zum Tode verurteilt oder standrechtlich erschossen, nicht nur in der Roten Armee. Vielleicht nicht die Bundeswehsoldaten, die in solchem Fall wohl eine Traumapsychotherapie machen und eine Erwerbsunfähigkeitsrente bekommen.
Der Warschauer Aufstand von 1944 war ein Verbrechen an der Bevölkerung Warschaus, der Befehl zum Aufstand wurde von dem ständig besoffenem Oberbefehlshaber der polnischen Untergrundarmee Armia Krajowa (AK) Bór-Komorowski gegeben, trotz des klaren Gegenbefehls des militärischen Oberkommando aus London, einen solchen Aufstand nicht durchzuführen.[i] Zu dieser Zeit war Warschau überfüllt mit zurückweichenden deutschen Truppen, die AK hatte jedoch kaum Waffen und kaum Munition. Es war eine wahnsinnige Entscheidung, auf Wunschdenken und Illusionen basierend, ohne Rücksicht auf die Realität. Der Höhepunkt dieses Wahnsinns war die Entscheidung, den Warschauer Aufstand auszurufen. Obwohl heroisch, hatte der Aufstand nicht die geringste Chance auf Erfolg. Die verursachten Verluste: der Tod von ca. 200.000 Polen, die Vernichtung der Hauptstadt- zusammen mit unbezahlbaren Kulturschätzen – und völlige zerstörung der AK. Es war ein spektakulärer, sinnloser Selbstmord. Stalin Vorwürfe zu machen, wie Frau Lengsfeld es tut, ist idiotisch: warum sollte Stalin den Aufständischen helfen? Hat die AK mit der Roten Armee zusammen kämpfen wollen? Auf keinen Fall! Für die AK war die Rote Armee der erklärte Feind, den es zu bekämpfen galt. Polnische Armee hat beim Ausbruch des zweiten Weltkriegs 1939 zunächst heranrückende Rote Armee angegriffen, während des Krieges hat die AK sowjetische Soldaten gemordet, wo sie ihnen habhaft werden konnte. Und nicht nur Sowjetsoldaten, auch Juden und jüdische Partisanen. Den Aufstand im Warschauer Ghetto 1943 hat die AK nicht unterstützt, AK hat den jüdischen Aufständischen, die lieber im Kampf als in der Gaskammer sterben wollten, kaum Waffen gegeben, und wenn, dann zum 10-100-fachen Preis verkauft. Warum macht Frau Lengsfeld den britischen Vorgesetzten der AK nicht den Vorwurf, den Aufstand nicht unterstützt zu haben? Die Briten haben ihrer AK keine militärische Unterstützung gewährt. Also warum sollte Stalin dem Feind der Sowjetunion, der AK, ohne irgendwelche Absprachen, militärisch helfen? War die Rote Armee zu Diensten der Herren von der AK? Und wieso macht Frau Lengsfeld den Alliierten keine Vorwurf, daß sie Jahre abgewartet und zugeschaut haben, wie Rotarmisten im Kampf gegen die Deutschen ausbluten, bis sie dann endlich 1944 der Invasion zugestimmt haben, als der Krieg dank der Rote Armee bereits entschieden war?
Gestern präsentierte uns das Staatsfernsehen ZDF den Film „Warschau ’44“. Bereits im vorangehenden „heute journal“ wiederholte „Qualitätsjournalist“ Claus Kleber die Mär von Stalins Verrat am Warschauer Aufstand. Der polnische Kinofilm von Jan Komasa erwähnt sie nur am Rande, doch die anschließende Dokumentation zum Thema wälzt sie um so mehr aus. Auch wenn lediglich rund eine Million Zuschauer den Film sahen, und nur 0,71 Millionen die Dokumentation, ist diese Demagogie Anlaß genug, an dieser Stelle einen rz-Artikel von 2005 erneut zu veröffentlichen.
Der Verrat des Aufstands von Warschau
Der Aufstand:
Anfang August 1944 kam es in Warschau zum Aufstand, der am 1. Oktober zu Ende war. Nach acht Wochen blutigster Kämpfe gegen die übermächtigen Nazi-Truppen, denen 300.000 Menschen zum Opfer fielen, mußten die Aufständischen kapitulieren.
Die Legende:
Die Regierung der polnischen Obristen in ihrem sicheren Londoner Exil benutzten dieses Katastrophe für ihre antikommunistische Propaganda gegen die Sowjetunion.
General BorKomorowski, Kommandant der „Armija Krajowa“, und das Mitglied der Exilregierung Mikolajczyk erklärten, daß die UdSSR Schuld an der Niederlage der Aufständischen sei.
Stalin habe den Warschauer Aufstand verraten.
Stalin opferte die nationalen Kräfte des polnischen Volkes den Nazis, um nach dem Sieg über das faschistische Deutschland eine prokommunistische Regierung in Polen errichten zu können.
Deshalb stoppte die Rote Armee vor den Toren Warschaus ihren Vormarsch und wartete ab, bis der Aufstand niedergeschlagen war.
Auch dieser schmutzige und antikommunistisch motivierte Vorwurf, der zusammen mit den Lügen über die sogenannte „polnische Teilung durch Hitler und Stalin“ und dem angeblichen „sowjetischen Massaker von Katyn“ (sh. auch: Dossier Stalin) die drei Hauptargumente für die von der Reaktion behauptete polenfeindliche Politik der UdSSR darstellt, wurde zu jener Zeit von niemandem geglaubt. Erst später, zu einer Zeit, als es politisch nützlich erschien, wurde dieser Vorwurf wieder ausgegraben und – wider besseren Wissens – als absolute Wahrheit in die Welt gesetzt.
Um die Wahrheit wirklich zu erkennen, müssen wir wieder die Vorgeschichte, den genauen Verlauf und die Bedeutung dieses Aufstands im Zusammenhang mit den Aktivitäten der Roten Armee betrachten.
Die Tatsachen:
Am 4. August 1944 sendet der britische Premier W. Churchill eine Botschaft an Stalin, die er als dringend, geheim und persönlich deklariert. Er schreibt: „Auf dringendes Ersuchen der polnischen Untergrundarmee werfen wir, falls das Wetter günstig ist, ungefähr 60 Tonnen Kriegsmaterial und Munition über dem südwestlichen Stadtteil Warschaus ab, in dem, wie mitgeteilt wird, ein polnischer Aufstand gegen die Deutschen im Gange ist. Die Polen erklären ferner, daß sie um russische Hilfe bitten, die sehr nahe scheint. Sie werden von anderthalb deutschen Divisionen angegriffen. Das könnte für ihre eigenen Operationen von Nutzen sein.“1
Stalin antwortet am folgenden Tag: „Ihre Botschaft hinsichtlich Warschaus habe ich erhalten. Ich halte die Ihnen von den Polen übermittelte Information für stark übertrieben und für nicht sehr vertrauenswürdig. Zu einer solchen Schlußfolgerung kann man schon deshalb kommen, weil sich die polnischen Emigranten gewissermaßen die Einnahme von Wilna durch irgendwelche Einheiten der Armija Krajowa zugeschrieben haben und das sogar im Rundfunk bekannt gaben. Das entspricht aber natürlich in keiner Weise den Tatsachen. Die Armija Krajowa der Polen besteht aus einigen Abteilungen, die sich fälschlicherweise als Divisionen bezeichnen. Sie haben weder Artillerie, Flugzeuge noch Panzer. Ich kann mir nicht vorstellen, wie solche Abteilungen Warschau einnehmen wollen, das die Deutschen mit vier Panzerdivisionen, darunter die Division ,Hermann Göring‘, verteidigen.“2
Am 12. August schreibt Churchill abermals an Stalin: „Ich habe eine erschütternde Botschaft von den Polen in Warschau empfangen, die nach zehn Tagen noch immer gegen beträchtliche deutsche Streitkräfte, die die Stadt in drei Teile aufgespalten haben, kämpfen. Sie bitten flehentlich um Maschinengewehre und Munition. Können Sie ihnen nicht noch etwas mehr Hilfe leisten, da die Entfernung von Italien so sehr groß ist?“3
Stalins Antwort vom 16. August: „Nach der Unterredung mit Herrn Mikolajczyk habe ich dem Oberkommando der Roten Armee befohlen, im Raum von Warschau intensiv Waffen abzuwerfen. Es ist auch ein Verbindungsmann mit dem Fallschirm abgesetzt worden, der – wie das Oberkommando meldet – seinen Auftrag nicht erfüllen konnte, weil er von den Deutschen getötet wurde. Im weitern habe ich mich näher mit der Warschauer Angelegenheit vertraut gemacht und bin zu der Überzeugung gelangt, daß die Aktion in Warschau ein unüberlegtes, furchtbares Abenteuer darstellt, das die Bevölkerung große Opfer kostet. Das hätte vermieden werden können, wenn das sowjetische Oberkommando vor Beginn der Warschauer Aktion informiert worden wäre und die Polen mit ihm Verbindung unterhalten hätten.“4
Sechs Tage später, in Beantwortung eines weiteren Hilferufs, den Churchill und Roosevelt gemeinsam an Stalin sandten, schreibt dieser: „Ihre und Präsident Roosevelts Botschaft über Warschau habe ich erhalten. Ich möchte dazu meine Meinung äußern. Früher oder später wird die Wahrheit über die Verbrecherbande, die das Warschauer Abenteuer anzettelte, um die Macht an sich zu reißen, allen bekannt werden. Diese Elemente haben das Vertrauen der Warschauer ausgenutzt und viele praktisch wehrlose Menschen den deutschen Kanonen, Panzern und Flugzeugen ausgeliefert. Es ist eine Lage entstanden, bei der jeder neue Tag nicht den Polen für die Befreiung Warschaus, sondern den Hitlerfaschisten nutzt, die in unmenschlicher Weise die Einwohner Warschaus ausrotten. Vom militärischen Gesichtspunkt aus ist die entstandenen Situation, die die besondere Aufmerksamkeit der Deutschen auf Warschau lenkt, sowohl für die Rote Armee wie für die Polen außerordentlich unvorteilhaft. Dennoch tun die sowjetischen Truppen, die in der letzten Zeit auf neue beachtliche Versuche der Deutschen gestoßen sind, Gegenangriffe durchzuführen, ihr möglichstes, um diese Gegenangriffe der Hitlerfaschisten zurückzuschlagen und bei Warschau zu einer neuen großangelegten Offensive überzugehen. Es kann keinen Zweifel geben, daß die Rote Armee keine Anstrengungen scheuen wird, um die Deutschen bei Warschau zu zerschlagen und Warschau für die Polen zu befreien. Das wird die beste und wirksamste Hilfe für die polnischen Antifaschisten sein.“5
Stalin nennt die Organisatoren dieses Aufstands eine Verbrecherbande. Warum? Um diese Frage zu beantworten, muß man die Vorgeschichte des Aufstands betrachten.
Im Januar 1944 war in Warschau der Volkskongreß von Polen (Krajowa Rada Narodowa) zusammengetreten. Das war die Vereinigung aller Gruppen, Parteien und Personen, die den Kampf gegen die Faschisten führten, und in der die Kommunistische Arbeiterpartei Polens führend beteiligt war. Zum Volkskongreß gehörten auch die Sozialistische Partei Polens, zahlreiche oppositionelle Organisationen der polnischen Bauernpartei, parteilose Persönlichkeiten und Gruppen von Intellektuellen und Künstlern, sowie auch militärische Untergrundorganisationen, darunter auch verschiedenen Einheiten der Armija Krajowa, die unter dem Befehl der Londoner Exilregierung standen. Einer der dort gefaßten Beschlüsse war der, alle Kräfte zu Schaffung einer einheitlichen Volksarmee (Armija Ludowa) einzusetzen.
Der Volkskongreß arbeitete auch mit dem 1943 in der UdSSR von Exilpolen gegründeten „Bund der polnischen Patrioten“ zusammen, sowie mit der in den Reihen der Roten Armee kämpfenden „Polnischen Armee in der UdSSR“.
Aus dem Volkskongreß entstand dann das „Polnische Komitee der nationalen Befreiung“, das am Tag der Befreiung Lublins durch die Rote Armee sein Manifest von Lublin verkündete und auch Lubliner Komitee genannt wird.
Die politische Einstellung der polnischen Obristenregierung in London kommt dadurch zum Ausdruck, daß sie den Hauptgegner bereits vor dem Kriege in den Kommunisten ausgemacht hatte, den polnischen wie denen der Sowjetunion. Sie zogen den Einmarsch Hitlers einem Bündnis mit der UdSSR vor.
Diese Leute sahen jetzt die Gefahr, daß sich in Polen ohne sie eine echte Volksbewegung gegen die Nazi-Okkupanten entwickelte, an der auch noch die verhaßten Kommunisten beteiligt waren. Selbst A. Werth, von dem bekannt ist, daß er keine Sympathien für den Kommunismus empfindet, kommt angesichts der Sachlage zu folgendem Schluß: „Es ist keine Frage, daß der Warschauer Aufstand den letzten verzweifelten Versuch darstellte, Polens Hauptstadt von den sich zurückziehenden Deutschen zu befreien und gleichzeitig zu verhindern, daß das Lubliner Komitee in Warschau Fuß faßte und sich dort – nach dem Einzug der siegreichen Sowjetarmee – endgültig etablierte.“6
Aus diesem Grund gaben die Londoner Obristen faktisch sofort nach dem Manifest des Lubliner Komitees den Befehl zum Warschauer Aufstand. Sie wußten was sie taten.
Das Oberkommando der Rote Armee wurde bewußt nicht informiert, eine Koordination war somit unmöglich. Die Kommandierenden der Roten Armee, darunter Stalin, erfuhren erst durch die Nachricht der britischen Regierung von diesem Aufstand.
Zum Zeitpunkt des Beginns des Warschauer Aufstands begann die Rote Armee gerade mit der Durchführung der neuen Befehle vom 28. Juli. Diese Befehle beinhalteten folgendes:
Die 3. Weißrussische Front sollte bis zum 2. August 1944 Kowno erobern und nach Ostpreußen vorstoßen, die 2. Weißrussische Front über Lomscha nach Westpreußen vorrücken und die 1. Weißrussische Front unter dem Kommando Rokossowskijs sollte Brest erobern und versuchen, bis zum 8. August das Ostufer der Weichsel zu erobern, vor allem Praga, das an diesem Ufer gegenüber von Warschau lag. Südlich von Warschau sollte sie mehrere Brückenköpfe am Westufer der Weichsel errichten.
Die Obristen in London beriefen sich später scheinheilig auf den in der „Prawda“ veröffentlichten Artikel „Auf nach Warschau“ der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS. Aufgrund dieses Artikels hätten sie den Befehl zum Aufstand gegeben. Statt den angeblichen Partner zu informieren, die Aktion zu koordinieren, pochten diese Herren im Nachhinein auf einen Zeitungsartikel. Auch wenn er in der „Prawda stand, so drücke ich mich noch höflich aus, wenn ich dieses Verhalten lächerlich nenne.
Auch ist nicht zu übersehen, daß dieser Feldzug der Roten Armee schwerer wurde als angenommen, da der deutsche Widerstand wesentlich stärker war als erwartet.
In der ersten Augusthälfte 1944 hatten im Raum östlich Warschaus die Deutschen die Luftherrschaft zurückerobert. Sie flogen vom 1. bis zum 13. August genau 3.316 Lufteinsätze, die Rote Armee nur 3.170. Das deutsche Oberkommando verstärkte seine Truppen bei Praga um eine Infanterie- und vier Panzerdivisionen. Bei der Panzerschlacht vor Praga verlor die Rote Armee 500 Panzer.
In seinen „Erinnerungen eines Soldaten“ schreibt der faschistische deutsche Panzergeneral Guderian, daß die Rote Armee im August und September 1944 nicht in der Lage gewesen sei, Warschau zu nehmen, denn die Wehrmacht hatte dort alle Kräfte konzentriert. Die faschistische Führung in Berlin wußte sehr wohl, daß Warschau den Weg nach Berlin öffnete. Deshalb hatte Hitler, so Guderian, den Befehl gegeben, „Warschau um jeden Preis zu halten“.7
Trotz der äußerst schwierigen Situation, trotz der Tatsache, daß dieser Aufstand ein Abenteuer war, versuchte die Rote Armee alles, um den Aufständischen zu Hilfe zu kommen. Das angebliche „Stillhalten“ der Roten Armee bis Mitte September – ein Stillhalten, das erstaunlicherweise mit der Einnahme Pragas endete – kostete der Roten Armee 160.000 tote und schwerverwundete Sowjetsoldaten.
Als die Lage der Aufständischen nahezu unhaltbar geworden war, gelang es dem sowjetische Oberkommando am Ostufer der Weichsel einen Schutzring mittels Artilleriefeuer zu errichten, der den Aufständischen die Flucht erleichtern sollte. Diesen Fluchtweg nutzten aber nur einige Zehntausend.
Nach der verlustreichen Einnahme von Praga im September und dem von der Wehrmacht zurückgeschlagenen Versuch, Brückenköpfe auf dem Westufer der Weichsel zu errichten, die eine direkte Kontaktaufnahme zu den Aufständischen ermöglicht hätten, verstärkten die Sowjetarmee und die in ihren Reihen kämpfende polnische Armee, unter dem Kommando des Generals Berling, ihre Anstrengungen. Vom 14. September bis zur Kapitulation der Aufständischen am 1. Oktober 1944 flog die Rote Armee mehr als 2.000 Lufteinsätze, wobei über dem Gebiet der Aufständischen pausenlos Waffen, Lebensmittel und sonstige Nachschubgüter abgeworfen wurden.
Selbst Churchill muß in seinen hetzerischen Memoiren zugeben, daß ab 10. September sowjetische Granaten den Osten Warschaus, wo die Deutschen massiert waren, konzentriert trafen, daß seit dem 14. September zahllose Sowjetflugzeuge Hilfsgüter und Waffen brachten.8
Daß die Haltung und Meinung der Sowjetführung richtig war, bestätigten auch zwei Offiziere der Armija Krajowa, die Warschau am 29. Juli 1944 verlassen hatten, um nach Moskau zu fahren, wo sie Mikolajczyk, das Mitglied der Londoner Exilregierung, der sich gerade in Moskau aufhielt, treffen wollten.
Das Ziel dieser Reise war es, von dem Vertreter der Exilregierung im Namen zahlreicher Offiziere von Abteilungen der Armija Krajowa die Rücknahme des Befehls zum Aufstand zu erreichen.
Bei einer Pressekonferenz des Lubliner Komitees am 26. August 1944 berichteten diese beiden Offiziere: „Bereits am 25. Juli hatten sie von General BorKomorowski den Befehl erhalten, sich für den Aufstand bereit zu halten. Nach Auffassung dieser beiden Offiziere hatte kein Zweifel daran bestehen können, daß die Aufständischen Warschau unmöglich halten konnten, es sei denn, sie schlugen erst im letzten Augenblick zu, das heißt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Russen praktisch bereits in der Stadt waren. Unglücklicherweise hatten die beiden Oberste fast 14 Tage gebraucht, um Lublin zu erreichen, und als sie endlich eintrafen, war es zu spät. Einer von ihnen, Oberst Rawicz, berichtete, das Hauptquartier habe den Befehl zum Aufstand bereits gegeben, als die Russen noch 35 Kilometer vor Warschau standen. Er und viele andere Offiziere hätten die Erteilung des Aufstandsbefehls für Wahnsinn gehalten, solange die Russen die Weichselbrücken nicht erreicht hätten. ,Wir rechneten nicht mit einem Einmarsch der Russen vor dem 15. August. Aber der Mann auf der Straße – und sie wissen, wie mutig und romantisch die Warschauer sind – war überzeugt, die Russen würden schon am 2. August in der Stadt sein, und begeistert machte er mit…‘ Rawicz schien sehr bewegt, als er von der Vernichtung Warschaus sprach. Tränen standen in seinen Augen, als er seine Frau und Tochter erwähnte, die in dem brennenden Inferno zurückgeblieben waren. Seiner Schätzung nach hatten bereits 200000 Menschen in Warschau den Tod gefunden.“9
Die Zahl der Opfer, wie man heute weiß, war noch weit höher.
Sie alle, die so mutig gekämpft hatten, die ihr Leben im Kampf gegen die bestialische Besatzung von Wehrmacht, SS und Gestapo geopfert haben, fielen, weil die Regierung der Obristen auf ihrem Rücken den Kampf um die Macht in Polen nach dem Sieg über die deutschen Faschisten führte.
Daß die polnischen Obristen in London diejenigen waren, die mit dem Leben der Warschauer spielten, ergibt sich auch aus einem Brief Stalins an Churchill und Roosevelt, den er am 8. August 1944 verfaßte.
Darin wird deutlich, daß die polnische Exilregierung, durch ihren Vertreter Mikolajczyk, bei dem Treffen mit den Vertretern des Lubliner Komitees in Moskau eine Zusammenarbeit verhindert hat, trotz der weitreichenden Vorschläge der Repräsentanten des Komitees, die der Exilregierung in einer gemeinsamen polnischen Regierung sogar die Führung, das Amt des Ministerpräsidenten angeboten hatten. „Ich möchte Sie über die Begegnung mit Mikolajczyk, Grabski und Romer informieren. Die Unterredung mit Mikolajczyk hat mich davon überzeugt, daß er über die Lage in Polen ungenügend unterrichtet ist. Dabei hatte ich den Eindruck, daß Mikolajczyk nicht dagegen ist, daß Wege zur Vereinigung der Polen gefunden werden. Da ich es für unmöglich halte, den Polen irgendeine Lösung aufzuzwingen, habe ich Mikolajczyk vorgeschlagen, daß er und seine Kollegen sich mit den Vertretern des Polnischen Komitees der Nationalen Befreiung treffen sollten, um mit ihnen gemeinsam ihre Probleme zu erörtern, vor allem die Frage der baldigen Vereinigung aller demokratischen Kräfte Polens auf dem befreiten polnischen Territorium. Diese Begegnungen haben stattgefunden. Ich bin darüber durch beide Seiten informiert worden. Die Delegation des Nationalkomitees hatte vorgeschlagen, der Tätigkeit der polnischen Regierung die Verfassung von 1921 zugrunde zu legen, und billigte im Falle des Einverständnisses der Gruppe Mikolajczyk vier Ministersitze zu, darunter das Amt des Ministerpräsidenten für Mikolajczyk. Mikolajczyk konnte sich jedoch nicht entschließen, dem zuzustimmen. Leider haben diese Begegnungen noch nicht zu den gewünschten Resultaten geführt. Trotzdem waren sie aber von positiver Bedeutung, denn sie gaben sowohl Mikolajczyk wie auch Morawski und dem soeben aus Warschau eingetroffenen Bierut die Möglichkeit, sich gegenseitig ausführlich über ihre Auffassungen zu informieren, insbesondere darüber, daß sowohl das Polnische Nationalkomitee wie auch Mikolajczyk den Wunsch zum Ausdruck bringen, zusammenzuarbeiten und in dieser Richtung nach praktischen Möglichkeiten zu suchen. Man kann dies als erste Etappe in den Beziehungen zwischen dem polnischen Komitee und Mikolajczyk und seinen Kollegen bezeichnen. Wollen wir hoffen, daß es in Zukunft besser vorangeht.“10
Diese Hoffnung Stalins, die er auf die Tatsache begründete, daß sich diese Vertreter immerhin getroffen hatten, war leider vergeblich.
Die Exilregierung verweigerte die Zusammenarbeit. Den Aufstand, den sie schon vor diesem Treffen befohlen hatte, und seine blutige Niederschlagung durch die Nazis, sollten später als Argument gegen die UdSSR dienen.
Es ist eine ungeheure Lüge, wenn angesichts der gewaltigen Opfer der Roten Armee, ihrer vielfältigen Versuche, Hilfe zu leisten, behauptet wird, sie habe abgewartet, um „den politischen Konkurrenten ermorden zu lassen“. Es ist eine ungeheure Lüge, wenn angesichts der zahlreichen Versuche der Sowjetführung, eine einheitliche polnische Nationalregierung zu unterstützen, behauptet wird, sie habe nur Kommunisten an der Regierung sehen wollen, deshalb habe sie die Warschauer Helden geopfert.
Gerade andersherum liegen die Tatsachen: Es war die Exilregierung in London, diese Interessenvertretung der polnischen Feudalen und der englischen und französischen Monopolkapitalisten, die nur Antikommunisten in einer polnischen Regierung sehen wollte und deshalb dieses blutige Abenteuer befahl, den Warschauer Aufstand.
Klaus Wallmann sen.
Fußnoten:
1) Briefwechsel Stalins mit Churchill, Attlee, Roosevelt und Truman, S. 308, Berlin 1961
2) a.a.O., S.309
3) a.a.O., S.312
4) a.a.O., S.314
5) a.a.O., S.316
6) Alexander Werth, Rußland im Kriege 1941-1945, S. 589, München 1965
7) Guderian, Erinnerungen eines Soldaten, S. 588/589, Heidelberg 1951
8) W. Churchill, Memoiren, Bd. 6, 1. Buch, S. 177f.
9) A. Werth, a.a.O., S. 587
10) Briefwechsel, S. 310
Wieso bedauert Frau Lengsfeld nicht, daß die sehr gut ausgerüstete polnische Armee in den ersten Wochen nach Kriegsanfang am 01 September 1939 eher geflohen als gekämpft hat? Daß die polnische Regierung samt der Armeebefehlshaber und der höheren Offiziere über Rumänien nach Frankreich und England geflohen ist, anstatt gegen die Deutschen zu kämpfen? Als sowjetische Truppen am 17. September 1939 die Grenze überschritten, hatte die polnische Regierung bereits aufgehört zu existieren. Das bedeutet, dass Polen zu dem Zeitpunkt kein Staat mehr war. Als Molotow dem polnischen Botschafter Grzybowski an jenem Tag die sowjetische Note überreichte, sagte dieser zu Molotow, dass er nicht wisse, wo seine Regierung sich jetzt aufhalte, man habe ihm aber geraten, mit ihr über Bukarest Kontakt aufzunehmen. Vgl.: polish_state_collapsed.html. Tatsächlich hatten die letzten Mitglieder der polnischen Regierung die Grenze zu Rumänien am 17. September 1939 überschritten und hatten sich noch am gleichen Tag dort internieren lassen. Vgl.: Meldung von United Press auf Seite 4 der New York Times vom 18. September mit einer Datumszeile aus Cernauti/Rumänien, siehe: polish_leaders_flee.html. Ohne Regierung hatte Polen als Staat nach internationalem Recht aufgehört zu existieren. Diese Tatsache wird von Antikommunisten abgestritten oder – häufiger noch – einfach übergangen, weil es für sie unangenehm ist. Ohne eine Regierung – die polnische Regierung wurde in Rumänien interniert – gab es niemand mehr, mit dem man verhandeln konnte. Es gab niemand mehr, dem die Polizei, die kommunalen Verwaltungen oder das Militär gegenüber verantwortlich wären. Polnische Botschafter im Ausland vertraten nicht mehr ihre Regierung, weil es keine mehr gab. Das Geheimprotokoll zum Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt hatte seine Gültigkeit verloren, weil es von Einflußsphären in einem Staat handelte, genannt Polen. Spätestens am 15. September 1939 nahm die deutsche Regierung die Haltung ein, dass Polen nicht mehr als Staat existiere. Weil Polen als Staat nicht mehr existierte, fand das Geheimprotokoll keine Anwendung mehr. Deshalb hätten die Deutschen, wenn sie gewollt hätten, direkt zur sowjetischen Grenze weiter marschieren können. Oder, falls die Sowjetunion keine Truppen geschickt hätte, hätten sie die Schaffung von Marionettenstaaten, darunter einem profaschistischen ukrainischen Staat auf die Sprünge helfen können, was Hitler getan hätte und was heute Frau Merkel tut. Angesichts dieser Situation stand die Sowjetunion vor zwei Alternativen:
Entweder die Rote Armee in die Westukraine und in den westlichen Teil Weißrußlands zu entsenden, um dort das Machtvakuum zu füllen, oder zuzulassen, daß Hitler die Naziarmee direkt an die sowjetische Grenze geschickt hätte.
Weil der polnische Staat nicht mehr existierte, war auch der sowjetisch-polnische Nichtangriffsvertrag hinfällig. Die Rote Armee war deshalb in der Lage, die Grenze zu Polen zu überschreiten, ohne eine Aggression gegen Polen zu verüben. Durch die Entsendung ihrer Truppen konnte die UdSSR die Oberhoheit über das Gebiet reklamieren und so verhindern, dass jemand anders es konnte, z. B. ein pronazistischer ukrainischer Staat (wie heute) oder die Nazis selbst. Legitimität ergibt sich aus der Existenz eines Staates und den gab es in Polen nicht mehr.
Deshalb war auch die polnische Armee keine legitime Armee mehr, sondern nur noch eine Gruppe von bewaffneten Männern, die ohne Legitimität handelten. Angesichts dieser fehlenden Legitimität hätte die polnische Armee sofort ihre Waffen niederlegen und kapitulieren sollen. Natürlich hätten sie weiter kämpfen können, aber dann als Partisanen und nicht mehr als legitime Armee. Aber Partisanen haben keinerlei Rechte, außer nach den Gesetzen derjenigen souveränen Regierung, der sie unterstehen. Polnische Armee hatte jedoch keine Lust zu kämpfen. Sie ist geflohen.
Die polnische Regierung hat ihre Armee ohne Führung und ohne Kommunikation gelassen, so daß den Soldaten nichts anderes übriggeblieben ist, als in die Sowjetunion zu fliehen. Wo sie weiterhin von ihrer Londoner Regierung gegen die Sowjets angestachelt wurden, so daß die nun in der Sowjetunion internierten Soldaten sich sowohl geweigert haben, gegen die Deutschen zu kämpfen, als auch zu arbeiten. Polnische Soldaten haben sich einfach hingesetzt und verlangten, von den Sowjets versorgt zu werden. Bis ihr genialer nach Frankreich geflüchteter Oberbefehlshaber General Sikorski, nachdem es real keine polnische Armee gegeben hat, Befehle für den Kampf gegen die Sowjetunion ausgegeben hat, wodurch die in der Sowjetunion internierten polnischen Soldaten zu feindlichen Soldaten geworden sind, was dann die Ermordung ihrer Offiziere in Katyn mitverursacht hat, die im Jahre 1943 entdeckt worden ist. Im November 1941, also nach dem Einmarsch der Deutschen om Juni 1941 in die Sowjetunion, hat er durch Oberst Mitkiewicz an den Oberbefehlshaber der AK Grot-Rowecki folgenden Befehl übermittelt: „Der Einmarsch der Roten Armee muss, als feindlichen Akt, mit bewaffneten Widerstand von unserer Seite aus begegnet werden. Daher als Oberbefehlshaber gebe ich folgenden Befehl: bewaffneter Widerstand muss so stark wie möglich die polnisch-sowjetische Grenze vom Juli 1939 markieren. Wichtig ist es, die inneren Bereiche von Vilnius (Vilna) und Lemberg (Lwiw, Lwow) zu verteidigen „.
Ende Juni 1941 notierte der tellvetretende Chef des polnischen Generalstabs (in London) OberstLeonMitkiewicznach der Rückkehr ausAmerika: „Im Hauptsitz des Generalstabs in London fand ich die Stimmung derErwartung–ich will nichtsagen, dass siefröhlich war–, dass in ein paar Wochen, Russland jeden Fallkaputt sein wird,unddass Deutschlandim Triumph den Krieggegen Russlandin Moskau beenden und die Sowjetmacht stürzen wird. „ Diese Stimmungder Freude, die Mitkiewicznicht aufschreiben woiite, warallgemein bei Polen verbreitet, die der Wehrmacht Daumen gehalten haben, daß diese Rußland und die Sowjetunion triumphal besiegt..
Sikorski hat in folgenden Jahren immerwieder bei Hitler antichambriert, mit dem Anliegen, Herr Hitler möchte mit Polen gemeinsam gegen die Sowjetunion kämpfen. Aber Herr Hitler wollte die wendigen Polen als Vasalen nicht haben. Und Churchill ist das Andienen von Sikorski bei Hitler zu bunt geworden und ließ Sikorski mit einem Flugzeug ins Meer fallen, wobei der englische Pilot der Maschine nicht mitgefallen ist, sondern durch ein Wunder unvereletzt den Absturz überlebte. Honi soit qui mal y pense. Frau Lengsfeld wird es nicht schmecken, aber ihre antikommunistischen Märchen und Legenden halten der Wirklichkeit nicht stand. Und die polnischen Hurrapatrioten und Schreipolen verschweigen geflissentlich, daß ihr Land durch den Beschluß des eigenen Parlaments, des Sejm, geteilt und von der Landkarte Europas verschwunden ist.
Der 1918 wiederentstandene Staat Polen brachte es fertig, in den ersten vier Jahren seiner neuen Existenz Streit und Kriege mit fast allen seiner Nachbarn zu beginnen. Und seit seiner Wiederentstehung in 1918 hat Polen offiziell nur einem Staat den Krieg erklärt, und zwar Japan in 1941. Die gut erzogenen Japaner haben jedoch die polnische Kriegserklärung einfach abgelehnt, was uns heute epische Berichte über heldenhaften Kampf der AK gegen Japanerund Auftritte polnischer Fußbalfans in weiß-roten Samuraiuniformen schreiend „Tora! Tora!“ erspart.
Wenn Frau Lengsfeld scheibt, daß sie Ekelgefühle empfindet, wenn sie meine Zeilen liest, dann kann sie nachvollziehen, was viele empfinden, wenn sie ihre Texte lesen. Für seine Gefühle ist jeder selbst verantwortlich.
In polnischen Archiven in London – der Studien der polnischen Untergrundbewegung, im Polnischen Institut und im Museum namens gen Władysław Sikorski – werden aufbewahrt zahlreiche Unterlagen, Berichte, Erklärungen und Aufzeichnungen, welche die Situation und die Stimmung im (von Deutschen) besetzten Polen beschreiben. Die wichtigsten von ihnen wurden von Vertretern der (polnischen) Militär- und Zivilbehörden unterzeichnet, von geeigneten konspirativen Strukturen., und schließlich von Kurieren und Abgesandten. Andere stammen von Privatmenschen, denen es gelungen war, Vertreter des konspirativen Untergrunds zu kontaktieren und ihnen zu übermitteln einmal oder mehrmals, gesammelte Unterlagen, Briefe oder Aufrufe. Eine weitere Kategorie von Belegen sind Aufzeichnungen der Gespräche mit Menschen, die aus dem besetzten Polen kamen, angefertigt durch Mitarbeiter polnischer diplomatischer Vertretungen oder Spionageorganisationen. Unter ihren Gesprächspartnern waren geflohene Zwangsarbeiter, Menschen die in Konzentrationslagern waren, die aus deutscher Kriegsgefangenschaft geflohen sind, usw. Ein solches Dokument ist hier präsentierte Notiz, eine Niederschrift mündlicher Mitteilung eines namentlich nicht bekannten Holländers. Alles, was wir über ihn wissen, ist, dass er im Gefängnis in Berlin und im Gefängnis der Kriminalpolizei in Warschau wegen Drogenhandels saß, und dass er von dort freigelassen oder freigekauft wurde.
Weder der Ort noch das genaue Datum der Niederschrift seines Berichtes ist uns bekannt (im Archiv ist auch das Original in niederländischer Sprache aufbewahrt.) Die Mehrzahl der hier erwähnten Dokumente aus dem besetzten Polen enthält vielfältige Informationen über die Lage der Juden, über polnisch-jüdische Beziehungen; manche betreffen ganz oder zum großen Teil die Judenfrage. Das war der Fall beim bekannten Bericht abgesandt aus kirchlichen Kreisen kurz nach dem Ausbruch des Deutsch-Sowjetischen Krieges.(die neueste Lesung dieses Dokuments:
Szarota, Sprawozdanie kościelne z Polski za czerwiec i połowę lipca 1941 roku. Próba analizy dokumentu [w:] idem, Karuzela na placu Krasińskich. Studia i szkice z lat wojny i okupacji, Warszawa 2007, s. 198–216.)
Z.B. 04.06.1943 eine Mitarbeiter der polnischen Spionage führte in Lissabon ein Gespräch mit einem geflohenen Kriegsgefangenen französischer Abstammung, aus Ostpreßen, das zahlreiche Informationen über jüdische Themen enthielt, darunter gehörte Erzählungen über das Verbrennen von Juden in Scheunen im Sommer 1941. (siehe (zob. SPP, A2.3.7.1.2, Wywiad obronny 1943, Pismo szefa wywiadu mjr. Żychonia do Szefa Oddziału Specjalnego Naczelnego Wodza, 19 II 1943 r., k. 46–49).
Das einzige Gefängnis, das der Kripo unterstellt war, war das Gefängnis im Stadteil Mokotow (Warschau).
Diese Berichte wurden zum Teil von bekennenden Antisemiten verfasst, die Mehrzahl erwähnt starken Antisemitismus in polnischer Gesellschaft. Nicht anders handelt es sich bei dem hier präsentierten Bericht. Dieses kleine Dokument ist durch die Person des Autors – eines unbeteiligten Beobachters, aber auch unter dem Aspekt, daß die Quellen seines Wissens über Ansichten polnischer Gesellschaft über Juden vermutlich aus Gesprächen mit den mit ihm inhaftierten Mitgliedern oder Sympathisanten antideutscher Konspiration, die er „polnische Patrioten“ nennt. In zitierten Meinungen zeigt sich das ganze Spektrum antisemitischer Motive, es fällt jedoch das Fehlen des Sterotyps des „Judeobolschewismus / Zydokomuny“, oder von Bezügen zur Situation auf den nach 17.09.1939 von den Sowjets besetzten Gebieten in Ostpolen / Kresach Wschodnich. Sichtbar ist dagegen der inspirierende Einfluß der nationalsozialistischer antisemitischer Politik. Wir entscheiden nicht inwieweit die in diesem Text gemachten Beobachtungen repräsentativ wären.
Beobachtungen innerer politischer Stimmungen in Polen in Warschau aus der Zeit vor Februar 1942.
Unter polnischen Patrioten existieren diverse Konzepte, die als Folge verschiedener Ereignisse, die während der deutschen Besatzung auf dem polnischen Territorium stattfanden, entstanden. Man muß feststellen, daß ohne Zweifel die Haltung der Ukrainer viel Schlimmes einrichtete, weil sie am Meisten für die Sache der Deutschen arbeiten und zum gewissen Teil rächen sie sich für Verfolgungen, die sie seitens der polnischen Regierung vo4 1939 erlitten haben. Sie kenne Polen perfekt, aus alle Gesichtspunkten und dank dessen genießen sie viele Begünstigungen von den Deutschen, nicht nur politische sondern auch wirtschaftliche Begünstigungen. Vor allem bekommen sie Konzessionen für Monopole von Spirituosen, Tabak, usw., die sie polnischer Bevölkerung zu überhöhten Preisen verkaufen. Unter den Agenten der Gestapo befinden sich eine sehr hohe Anzahl von Ukrainern, die sich durch Erpressung u.Ä. bereichern Das Verhalten der Volksdeutschen ist ziemlich bekannt, so daß Hinzufügung von Einzelheiten überflüssig ist. Unter ihnen sind zum gro0en Teil Menschen, die von Deutschen bereits vor dem Krieg vorbereitet worden sind. Aus polnischer Sichtsind sie mehr fair als Gegner, als Ukrainer, die kein politisches „Ideal“ besitzen, das für die Volksdeutschen das Großreich darstellt,sondern die sich einfach bereichern wollen, in der Hoffnung irgendwann einen mehr oder weniger unabhängigen Staat zu haben (wie Slowakei).
Das größte Problem, das polnische Patrioten beschäftigt, ist die Judenfrage.
Z.B. IPMS, A.9.III 2a/5, Kwestia żydowska w Polsce – w czasie wojny, b.d., bez podpisu
(jest to tzw. sprawozdanie Suryny). Analiza dokumentu, zob. J. Lewandowski, Sprawozdanie
Suryny vel Dębickiego [w:] Rozdział wspólnej historii. Studia z dziejów Żydów w Polsce
ofiarowane profesorowi Jerzemu Tomaszewskiemu w siedemdziesiątą rocznicę urodzin, red.
Żyndul, Warszawa 2001, s. 279–286.Materiały
Viele Menschen sagen jetzt, daß selbstverständlich die Deutschen Barbaren sind und lösen die Judenfrage auf eine ziemlich brutale Weise, aber auch wenn die Alliierten bald nach Polen kommen sollten und die polnische Regierung auf ein Neues in Polen entstehen würde, muß man in jedem Fall auf eine effektive Weise die Judenfrage lösen. Die größte Befürchtung polnischer Patrioten ist, daß nach dem Krieg die Macht der Juden noch stärker sein wird, als zuvor und daß insbesondere auf dem Gebiet der Wirtschaft ponische Massen nichts zu sagen haben werden und daß sie wieder durch das jüdische Kapital ausgebeutet werden, das aus den USA oder England kommen wird. Söhne der polnischen Bauern, die keine Arbeit in der Landwirtschaft finden werden, sollen kleine (und später auch große) Händler im Lande werden, und auf diese Weise soll eine wohlhabende Mittelklasse entstehen. Selbstverständlich wird dazu die Eliminierung der Juden aus der Wirtschaft und Handel im größtmöglichen Ausmaß notwendig sein, Polnische Patrioten behaupten, daß die polnische Gesellschaft nicht deswegen so sehr gelitten hat, damit nach so vielen Entbehrungen aufs Neue zum Objekt der Ausbeutung zu werden. Die Stimmung gegen Juden ist sehr feindlich. Obgleich die Methoden, die von Deutschen bei der Regulierung der Judenfrage als ziemlich brutal angesehen werden, doch sieht es nach der Lösung dieses Problems – vielleicht auf eine weniger brutale Weise – jedoch mit mehr oder weniger derselben Ergebnis, wie es die Deutschen erzielen wollen. Andererseits ist die Haltung der Juden gegenüber polnischen Patrioten sehr gut bekannt! Viele Juden arbeiten für Deutsche und das nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch, und nicht nur um eigene Haut zu retten (solche Fälle sind bekannt, ziemlich seltene. Sondern um sich an Polen zu bereichern.Viele Juden arbeiten in der Gestapo, viele beim Zoll, viele letztendlich machen hervorragende Geschäfte mit deutschen Händlern. Man muß die Verhältnisse kennen, die im Warschauer Ghetto „herrschen“! Juden stellen sich keinen polnischen Staat nach dem Krieg vor, in dem Reichtümer mehr oder weniger mit gewisser Gerechtigkeit zwischen der ganzen Bevölkerung verteilt wären; sie sind überzeugt und bezwecken nur die Macht des Monopols im Wirtschaftsleben, um über andere zu herrschen und andere auszubeuten.Die Augen der Mehrheit der Patrioten sind weit geöffnet und viele von ihnen spricht über den Krieg innerhalb Polens – gegen die Juden – nachdem der Okkupant verjagt sein wird. Der Geist in Polen ist hart wie Granit gewordne und egal welche Regierungaus dem Außland dort entstehen wird – von Sikorski oder ein anderer – begegnet er und findet eine Atmosphäre, die ehrliches und effektives Regieren erfordern wird, das in erster Linie die Judenfrage effektiv lösen wird, daseine Wirtschaftpolitik einfphren wird, dank deren die Landesreichtümer ehrlich verteilt weden und die Übermacht der Juden endgültig liquidiert wird.
Quelle: IPMS, A9.III.2a/29 II, MSW, Wiadomości z Kraju
Dariusz Libionka: größte Sorge „polnischen Patrioten“
Dariusz Libionka, Największe zmartwienie „polskich patriotów”
Dariusz Libionka, historyk, adiunkt w IFIS PAN, kierownik działu naukowego Państwowego Muzeum na Majdanku.
MATERIAŁY: Największe zmartwienie „polskich patriotów” (wstęp i oprac. Dariusz Libionka)
Translated Title: MATERIALS: The Biggest Worry of “Polish Patriots” (prefaced and edited by Dariusz Libionka)
Publication: Holocaust. Studies and Materials (5/2009)
Author Name: Libionka, Dariusz;
Language: Polish
Issue: 5/2009
Page Range: 460-463
No. of Pages: 4
Summary: This document from the archives of the Polish Institute and Sikorski Museum in London, is a record of the observations made by an unknown Dutchman in a Warsaw prison in early 1942. According to documents a major concern of “Polish patriots” was to solve “the Jewish issue” in Poland after the Allied victory in the war. The document is an interesting contribution to the knowledge of Poles’ moods during the occupation.
Keywords: Polish-Jewish relations; anti-Semitism; World War II; Warsaw
Vera Lengsfeld 12.06.2015
Herr Bielicki,
wenn man schon kommentiert, sollte man die Fakten kennen.
Pilecki hat die Vorwürfe immer bestritten und ist Anfang der 90er Jahre vollständig rehabilitiert worden. In Polen spricht man heute vom Justizmord, der an P. verübt wurde.
Der Warschauer Aufstand verblutete deshalb , weil die Rote Armee an der Weichsel stehen blieb und zusah, wie die Nazis den Aufstand blutig niederschlugen.
Danach wurde übrigens ein großer Teil der überlebenden Warschauer nach Auschwitz gebracht.
Die polnische Nation “verblödet” zu nennen, nachdem die Sowjets gemeinsam mit den Nazis die polnische Intelligenz systematisch ausgerottet haben, ist ekelerregend.
Den Kommunisten den Hauptanteil am Sieg über die Nazis zuzusprechen ist reine Propaganda. Erst kam der Hitler- Stalin- Pakt, nach dem Stalin Ostpolen und die baltischen Staaten okkupierte und sowjetisierte.
Die Rote Armee bestand auch nicht aus Kommunisten( das waren die Politoffiziere), sondern aus blutjungen Rekruten, die brutal verheizt wurden, indem man sie teilweise ohne Waffen gegen die deutschen Stellungen jagte. wenn sie zurückwichen, wurden sie von ihren Politoffizieren erschossen.
Aus Stalins Sicht gab es keine sowjetischen Kriegsgefangenen, sondern nur Verräter, nach der Befreiung der KZs durch die Rote Armee kamen sie in die sowjetischen Lager.
Die kommunisten haben übrigens immer mal wieder mit den Nazis paktiert, z. b. beim Berliner Verkehrsarbeiterstreik. Und in den KZs warten kommunistische Kapos zuverlässige , mörderische Helfer der SS, nicht nur in Auschwitz, sondern auch in Buchenwald, wo die roten Kapos ebenso berüchtigt wie gefürchtet waren.
Pilecki, ein britischer Armeeangehöriger, vom britischen Geheimdienst nach Polen geschickt, um bewaffnete Sabotageakte und Terroranschläge zu organisieren und durchzuführen, bildete im Nachkriegspolen ein Terrornetz samt Waffenverstecken auf, plante und führte Sabotage und Terrorakte gegen Vertreter des polnischen Staates durch. Vertritt Frau Lengsfeld die Ansicht, daß diese Mordanschläge seligzusprechen sind, weil sie Kommunisten galten?
Es waren vorwiegend Kommunisten, die den Kampf gegen deutsche Faschisten geführt und gewonnen haben. Und Pilecki wurde wegen der Terrorakte, die er geplant und durchgeführt hat, zu Tode verurteilt, so wie jeder solcher Terrorist in einem anderen Staat verurteilt worden wäre, in dem die Todesstrafe galt.
Nicht die damalige polnische Justiz war in diesem Fall eines Mordes schuldig, sondern Pilecki und seine Todeskommandos. Andrzej Wajda zeigt diesen Konflikt in seinem wunderbaren Film “Asche und Diamant”.
Der Warschauer Aufstand von 1944 war ein Verbrechen an polnischer Bevölkerung Warschaus, verübt durch den ständig betrunkenen Kommandanten der Armia Krajowa in Warschau, Bor-Komorowski, der trotz des Verbots eines solchen Aufstands durch die polnische Exilregierung in London, im Suff diesen sinnlosen Kampf befohlen hat, der zigtausende Polen das Leben gekostet und Warschau der Vernichtung durch Deutsche preisgab.
Frau Lengsfeld vergaloppiert sich in ihrem Kommunistenhaß.
Denn wenn wir fantasieren, daß Amerikaner und nicht die Sowjets das völlig zerstörte, landwirtschaftlich geprägte, und durch die deutsche Besatzung verblödete Polen befreit hätten, dann wäre Polen heute keine Industrienation, sondern auf dem Niveau von Haiti.
Dies ist das Buch eines weitgehend unbekannten Helden. Ja, Held. Ich benutze dieses vielfach missbrauchte und aus der Mode gekommene Wort für einen außergewöhnlichen Mann, der nur deshalb nicht so bekannt ist wie Maximilian Kolbe, der freiwillig für einen Mithäftling in den Tod ging, weil er 1948 im kommunistischen Polen Opfer eines Justizmordes wurde.
Witold Pilecki , zuletzt Rittmeister der Armia Krajowa, der polnischen Heimatarmee, wurde im Mai 1901 in einer Kleinstadt in Karelien geboren, ging in Vilnius und Orjol zur Schule und schloss sich sehr jung den polnischen Pfadfindern an, weil sein Geld für ein Kunststudium nicht reichte.
Er kämpfte 1919/20 gegen die Eroberung Polens durch die Bolschewiki und wurde danach Offizier der Vereinigung für nationale Sicherheit.
Nach dem Einmarsch der Nazis in Polen half Pilecki beim Aufbau einer militärischen Widerstandsorganisation mit und ging in den Untergrund.
Obwohl er Familienvater war, meldete er sich freiwillig, als jemand gesucht wurde, der sich verhaften und nach Auschwitz deportieren lassen sollte, um im Lager eine Widerstandsorganisation aufzubauen.
Allerdings war ihm nicht klar, dass er nicht in einem normalen Gefangenenlager, sondern in einer Hölle landen würde, in der die gewohnten zivilisatorischen Standards nicht galten. Pilecki baute zielstrebig die gewünschte Organisation auf, schickte immer wieder Berichte über die Zustände im Lager nach draußen, die bis zur polnischen Exilregierung in London gelangten, ohne dass es jemals zu einem Einsatz gegen das Lager kam. Frustriert musste Pilecki erfahren, dass man ihn und seine tapferen Männer draußen abgeschrieben hatte. Es lohne sich nicht, wegen ein paar Skeletten den Aufstand zu befehlen. „So gingen also hier anständige Menschen in den Tod , und gaben ihr Leben, damit in der Außenwelt niemand verraten wurde, während weit schwächere Menschen, als wir es waren, uns lässig als Skelette bezeichneten.“
Pilecki half mehreren Häftlingen, aus dem Lager zu entkommen, lehnte für sich aber lange eine Flucht ab, weil er seine Aufgabe erfüllen wollte.
Erst als seine Organisation, die sich inzwischen über das ganze Lager erstreckte und in allen Arbeitskommandos mit mindestens einer Fünfergruppe vertreten war, durch Deportationen polnischer Häftlinge in andere Konzentrationslager fast zerschlagen wurde, entschloss er sich zur Flucht, nicht ohne seinem militärischen Vorgesetzen vorher Meldung gemacht zu haben. Dieser erwiderte überrascht: „…kann man sich denn so einfach aussuchen, wann man nach Auschwitz kommt und wann man wieder geht?“„Man kann schon“, antwortete Pilecki, der sich ab sofort mit aller Energie den Fluchtvorbereitungen widmete und kurz darauf mit zwei Haftkameraden erfolgreich ausbrach.
Statt zu seiner Familie zurückzukehren, was er gefahrlos hätte tun können, denn Pilecki war mit falschen Papieren ins Lager eingeliefert worden, blieb er im Untergrund. Beim Warschauer Aufstand 1944 hielt Pilecki praktisch im Alleingang zwei Wochen die deutschen Panzer an einer Ausfallstraße auf.Nachdem Polen kommunistisch geworden war, kämpfte Pilecki gegen die neuen Diktatoren. Er wurde 1948 als „Spion“ verhaftet, wochenlang gefoltert und dann von einem Militärgericht zum Tode verurteilt.
Sein Grab konnte nie gefunden werden.
Pilecki schrieb insgesamt drei Berichte über seinen Aufenthalt in Auschwitz, den kürzesten noch auf der Flucht, als er einige Tage Station in einem sicheren Haus machte, den längsten 1945 in Italien, wohin er versetzt worden war.Dieser Bericht wurde zuerst in Polen, dann in Amerika, schließlich auch in der Schweiz herausgegeben.Während der Autor in Polen und Amerika posthum hohe Ehrungen erfuhr, blieb sein Bericht in Deutschland weitgehend unbeachtet.
Er passt nicht ins antifaschistische Geschichtsbild, das weitgehend von Mythen beherrscht ist. Zu diesen Mythen gehört, dass die Häftlinge solidarisch gegen die SS vereint waren.Auschwitz ist so sehr zur Metapher geworden, dass die Lagerealität dahinter verschwindet.
Weitgehend unbekannt ist, dass Auschwitz ursprünglich als Vernichtungslager für Polen eingerichtet wurde. Diese Vernichtung wurde, besonders in den Anfangsjahren, mit aller Brutalität betrieben. Als ein SS- Mann, der gerade eine Häftling ermordet hatte, die entsetzten Blicke der anderen Insassen sieht, sagt er: „Was gucken Sie so, dies ist ein Vernichtungslager“. Pilecki hörte bei dieser Gelegenheit diesen Begriff zum ersten Mal.
Funktionshäftlinge, sogenannte Kapos waren aktiv an der Vernichtung beteiligt. Pilecki schildert mehrere besonders grausame Kapos, meist deutsche Kriminelle oder Kommunisten, die in ihren Bereichen eine tödliche Schreckensherrschaft ausübten. Nicht nur die Kapos waren gefährlich, auch die Zwangsarbeit und der Hunger trugen zur Sterberate bei. Pilecki, ein körperlich überaus fitter Elitesoldat, der Überlebenstechniken beherrschte und Entbehrungen gewohnt war, hatte Mühe, am Leben zu bleiben. Die Akademiker starben wie die Fliegen.
Erstaunlich, dass Pilecki immer wieder die Kraft aufbringt, während der anstrengenden Appelle die Natur zu genießen, den Sonnenuntergang zu bewundern. Er schildert, wie seine Sinne geschärft wurden. Er nimmt Blütenduft von weit entfernt stehenden Jasminsträuchern wahr.
Er hilft schwächeren Kameraden. Er verschafft halb verhungerten „Muselmännern“ bessere Arbeitsplätze mit mehr Verpflegung oder einen Aufenthalt in der Krankenstation, damit sie neue Kraft schöpfen können. Daneben baut er zielstrebig seine Widerstandsgruppen auf, wobei er systematisch Häftlinge ansprechen und gewinnen muss. Es spricht für Pileckis gute Menschenkenntnis, dass er dabei über Jahre nie verraten wurde. Etliche seiner Mitstreiter gerieten in die Fänge der SS, verrieten aber auch unter Folter nichts von den Widerstandsgruppen.
Wie sah der Widerstand aus? Neben den regelmäßigen Berichten nach draußen wurden während der Appelle die Mäntel der SS mit Thyphus- Läusen kontaminiert. Mit Erfolg. Der Thyphus raffte dutzende SS- Männer dahin. Besonders bestialische Kapos wurden umgebracht. Die Briefkästen, die von der SS an jeder Baracke angebracht worden waren, damit Denunzianten ihre Mitgefangenen bequem denunzieren konnten, wurden regelmäßig kontrolliert und gefährliche Denunzianten beseitigt.
Pilecki schildert die systematische Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener, den Aufbau, Betrieb und schließlich die Liquidierung des ersten Frauenlagers. Er beschreibt die Ankunft hunderter Warschauerinnen, die am Morgen durch das Lager marschieren, die Gefangenen anlächeln und am Abend mit abgeschnittenen Köpfen oder Brüsten auf Schubkarren zum Krematorium gekarrt werden. Stundenlang lässt ihn der Blick eines Zehnjährigen nicht los, der vor der Gaskammer mit anderen Neuankömmlingen auf seine Tod wartet und unter den vorbeimarschierenden Häftlingen anscheinend seinen Vater sucht. Pilecki schickte immer wieder Nachrichten über die Vergasung der Juden, beginnend mit den ersten Versuchen bis zur Fabrikmäßigen Routine, nach draußen.
Mitten im Bericht steht, Freunde, denen er sein Manuskript zu lesen gegeben hatte, kritisierten, dass er sich zu oft bei der Schilderung der alltäglichen Lagergrausamkeit wiederhole. Pilecki entgegnet richtig, dass sich der Horror täglich wiederholt hätte und die Leser das ertragen müssten, so wie die Häftlinge die Realität ertragen mussten.
Mit dem Beginn der „Endlösung der Judenfrage“, der regelmäßigen Ankunft von Transporten aus ganz Europa, verbessert sich die Situation im Stammlager beträchtlich.
Viele Dinge, die von den zur Vergasung geschickten Menschen zurückgelassen wurden, finden Eingang ins Lager. Von der Reiseverpflegung bedient sich zuerst die SS- Kantine, der Rest wandert in die Häftlingsküche. Der Hunger ist vorbei. Viele Häftlinge sind so wohlgenährt, dass deutsche Militärärzte, die 1943 die Transporttauglichkeit polnischer Häftlinge untersuchen müssen, über deren gute körperliche Verfassung staunen.Kapos und SS gehen in Kaschmir und Seide gekleidet, aber auch die normalen Häftlinge dürfen im Lager nun Zivil und Schuhe statt Holzpantinen tragen, haben warme Decken auf ihren Pritschen.
Obwohl die SS die Sachen der zu ermordenden Juden genau untersucht hat, kommt jede Menge Gold, Geld und Schmuck ins Lager. In den Suppentöpfen schwimmt Gold, das in Brot oder Kuchen versteckt war, in den Schuhen finden sich Geldscheine und Ringe.Es beginnt ein florierender Handel mit Gold, Diamanten und Schmuck unter den Häftlingen. Als Pilecki einen Häftling aus der Gerberei, wo die restlichen Sachen der Vergasten verbrannt werden, fragt, ob er mit ihm fliehen will, stellt sich heraus, das der über ein Kilo Gold verfügt.
Pilecki nimmt sich nie etwas von diesen unverhofften Reichtümern. Er will mit Dingen, an denen Blut klebt, nichts zu tun haben. Erst als er fliehen will, nimmt er von Kameraden Geld an, das er draußen brauchen wird.
Wenn man sieht, wie detailreich seine Schilderung der Zustände in Auschwitz sind und weiß, dass dies alles schon weit vor Ende des Krieges der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, erstaunt es um so mehr, dass Auschwitz und Birkenau von den Alliierten nicht angegriffen wurden. Pilecki erlebt nur einen kleinen Luftangriff der Sowjets. Die panische Reaktion der SS, die er schildert, zeigt, wie wirkungsvoll die Vernichtungsmaschine hätte gestoppt oder wenigstens verlangsamt werden können.
Die Frage, warum das nicht geschah, ist bis heute selten gestellt und noch nie beantwortet worden.
Im Jahr 1917 waren nur 20 Prozent der Einwohner Kiews Ukrainer. Und der Rest von ihnen waren Russen, Polen und Juden. Im östlichen Teil der Ukraine, zum Beispiel in Charkow, gab es noch mehr Russen. So gab es nur einen kleinen Teil der Nationalisten auf der Seite des Parlaments in den Städten. Und das Dorf unterstütze das nicht. Eine katastrophale Situation der Nahrungsmittelversorgung brachte die Stadt dazu, das Dorf auszurauben. Hungersnot (Holodomor) fing nicht erst mit den Bolschewiki an, sondern schon früher. Wirtschaftliche Instrumente funktionierten nicht mehr. Rada begann, Lebensmittel zu fordern, aber das Dorf wollte kein Brot abgeben. Und das Dorf rebellierte. Als Folge lehnte die Bauernschaft, die Grundlage der Ukrainischen Nationalen Republik, die Republik ab. Der Zentralrat verlor alles, weil er es versäumte den Bauern das Nötige zu geben. Und die Bauern wollten, daß ihr Recht auf das Land, das sie von Grundbesitzern und anderen wohlhabenden Landbesitzern nahmen (raubten), gesetzlich bestätigt wird. Erst am letzten Tag des Januars 1918 verabschiedet Rada schließlich das Gesetz über die Verwendung des von Bauern geraubten Landes, ohne Entschädigung. Sie hofften so die Sympathie der Bauern zu gewinnen. Aber es war zu spät. Die Rebellion gegen die Rada hatte in Kiew bereits begonnen.
Die Hungersnöte der Ukraine waren auch durch die Vernichtung der Lebensmittel durch die Bauern verursacht, die oft lieber selbst nichts zu essen hatten, als daß sie ihre Ernte weggaben.
Die manichäische Sichtweise auf die Geschichte und die Gegenwart Rußlands hilft niemandem.
Ebenso gibt es unzählige, sehr ehrliche, russische Filme über die Zeit des Stalinismus, berühmt innerhalb und außerhalb Rußlands.
Hierzu zählen solche Filme, wie “Die Sonne die uns täuscht” von Nikita Sergeevič Michalkov, “Der Tschekist” von Alexander Rogoschkin, noch in der Sowjetunion gedreht, und viele andere.
Filme, die es wagen, die Schecken der Stalinzeit ungeschönt zu zeigen, haben es im Kino offensichtlich schwer. Das war schon bei „Mitten im Sturm“ so, einem Film über das Leben von Eugenia Ginzburg, trotz herausragender darstellerischer Leistungen von Emily Watson und Ulrich Tukkur.
Das scheint sich bei „Kind 44“ zu wiederholen. Den Bestseller von Tom Rob Smith zu verfilmen, war sicherlich eine Herausforderung, an der Ridley Scott scheiterte. Daniel Espinosa übernahm und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Schon die Eingangsszene zeigt mehr über die von Stalin befohlene und unter dem Kommando von Nikita Chrusctschow exekutierte Hungersnot in der Ukraine, als man in Deutschland gewöhnlich erfährt.
Auf dem Höhepunkt des Holodomor, als 25 000 Menschen pro Tag starben, flieht ein Junge aus einem ukrainischen Kinderheim, in dem Kinder auf nackten Betten in Lumpen dem Verhungern preisgegeben sind. Er wird von einer im Wald kampierenden KGB- Truppe aufgegriffen, die das Ausbrechen aus den Hungergebieten verhindern soll. Weil der Kommandeur den Mut des Jungen bewundert, wird der nicht erschossen, sondern bekommt etwas zu essen. „Wie heißt Du?“ „Ich weiß es nicht mehr.“ „Dann bekommst du einen neuen Namen. Leo, wie Löwe“.
Leo Demidow ( Tom Hardy- genial!) wird dann Mitglied des KGB und jagt Sowjetfeinde. Dass er aus nicht ganz so hartem Holz geschnitzt ist, wie seine Genossen, zeigt sich, als er die Erschießung zweier Mädchen verhindert, bei deren Eltern sich ein Dissident versteckt hatte. Das trägt ihm den tödlichen Hass seines Untergebenen Wassili ( Joel Kinnaman- kongenial!)ein. Bald darauf wird Leo befohlen, seine eigene Frau Raissa( Naomi Rapace- wunderbar!) zu überführen. Er weigert sich, seine Frau zu verraten, wird dafür mit ihr verhaftet und nach einer Scheinhinrichtung zur Strafe in eine der aus dem Boden gestampften Industriemoloche á la Magnitogorsk geschickt. Sie bekommen ein Zimmer in einem schrecklich überfüllten Steinbau und sind damit noch privilegiert, denn die stolzen Erbauer der im Westen enthusiastisch gerühmten Industriegiganten hausen zu Hunderten in Holzbaracken, wo sie lediglich durch aufgehängte Tücher so etwas wie Privatsphäre herstellen können. Zu Recht bezeichnet bezeichnet Demidow den Ort als „Höllenloch“. Hier wird ein Junge ermordet. Alle Umstände entsprechen denen eines Mordes am Sohn seines Freundes Alexej in Moskau, den Demidow hatte überzeugen müssen, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe. Denn: Morde gibt es nicht im Sowjetparadies, sondern nur bei den Imperialisten.
Mit Hilfe seines neuen Vorgesetzten bei der Miliz ,Nesterow, erfährt Demidow, dass es entlang der Bahnstrecke Moskau- Rostow insgesamt 44 solcher Morde gegeben hat. Alles Jungen zwischen 9 und 15 Jahren. Demidow beschließt, den Mörder zu stellen. Beim Versuch, in Moskau die einzige Zeugin heimlich zu befragen, gerät Demidow wieder ins Visier des KGB. Es jagt ihn sein Erzrivale Wassili, der nicht nur Demidows Position in Moskau eingenommen hat, sondern auch gern der Nachfolger bei Demidows Frau werden will. Das ganze ist Spannung und Action pur, wenn auch eher ungewöhnlich realistisch, etwa, wenn der Wachsoldat eines Gulag- Transportes, in den Demidow und Rasissa zwischendurch landen, zwei Kriminelle anweist, Demidow während der Fahrt zu töten.
Solche Szenen haben sich in der Sowjetunion massenhaft abgespielt. Der beklemmende Realismus ist es, was den Kulturminister Russlands bewogen hat, den Film als „untragbar“ zu bezeichnen und die Aufführung in Russland zu untersagen. Ein Grund mehr, ihn sich anzuschauen.
Am Ende stellt Demidow den Mörder in Rostow. Es stellt sich heraus, dass der Mann auch aus dem Hungergebiet der Ukraine stammt. Im Buch handelt es sich sogar um Demidows jüngeren Bruder. Im Film ist Vlad ein Kind des Heimes, aus dem Leo entflohen ist. Der Mörder ist gefasst, Leo wird rehabilitiert und darf die Leitung einer zu gründenden Mordkommission in Moskau übernehmen, aber erst, nachdem er anerkannt hat, dass Vlad ein aus dem Lager entkommener deutscher Agent war, denn: Mörder gibt es nicht im Sowjetparadies, nur imperialistische Agenten.
Die Handlung basiert auf wahren Ereignissen um den ukrainischen Serienmörder Andrei Romanowitsch Tschikatilo, der mindestens 53 Menschen ermordete.
„Das Kriegsende vor spielt unter den heutigen Topthemen keine Rolle. Eher schon die bevorstehende Auslieferung von Iwan Demjanjuk, dem Mittäterschaft am Tod von tausenden Häftlingen vorgeworfen wird. In der stalinistischen Sowjetunion war der Mann Traktorfahrer. Er hat also die stalinistische Willkür gegenüber der ländlichen Bevölkerung miterlebt. Dann wurde er Soldat. An der Front hat er mitansehen müssen, wie die Soldaten der Roten Armee verheizt wurden. Als er gefangen genommen wurde, wusste er, dass seine Familie daheim verhaftet und in die Lager deportiert werden würde. Nach einem stalinistischen Gesetz war nicht nur der kriegsgefangene Soldat ein Verräter, sondern eben auch seine Familie. Er hat sich dann von den Nazis anwerben lassen und als Aufseher in Vernichtungslagern gearbeitet. Als „Iwan der Schreckliche“ soll er dort unzählige Gräueltaten begangen haben. Die Israelis haben ihn dafür zum Tode verurteilt, nach sieben Jahren Haft wegen Mangel an Beweisen freigelassen. Demjanjuk kehrte nach Amerika zurück. Was bleibt vom Leben, wenn die frühere Existenz von den beiden totalitären Diktaturen so vollständig zerrieben wurde? Nun will ihn die deutsche Justiz und man wird das Gefühl nicht los, sie will ein Exempel statuieren, um von ihrem Versagen bei der juristischen Bewertung der Verbrechen der beiden totalitären Diktaturen des letzten Jahrhunderts abzulenken.“ (Hervorhebung von uns)
Zum einen wird das Schicksal von Familienangehörigen Demjanjuks, die infolge „stalinistische(r) Willkür“ deportiert worden seien, umstandslos mit dem Schicksal der jüdischen (und nicht-jüdischen) Opfer nationalsozialistischer Völkermord-Verbrechen gleichgestellt, an deren Ausführung Demjanjuk mitwirkte (was auch Lengsfeld nicht bestreitet). Somit nivelliert die Autorin die Singularität des NS-Judenmords in einer Weise, die noch über die Auslassungen eines Martin Hohmann in diesem Zusammenhang hinausgeht. Zum anderen jedoch ordnet Lengsfeld – was weitaus gravierender ist – den Täter Demjanjuk allen Ernstes den Opfern des Stalinismus UND des Nationalsozialismus zu.
In der Logik eines „perversen Antikommunismus“ (Ralph Giordano), wie ihn Lengsfeld nicht erst seit dem 8. Mai dieses Jahres artikuliert hat, könnte etwa der Fall Gregor Gysi als Analogon zum Fall Demjanjuk betrachtet werden: Eine Reihe von Gysis Familienangehörigen fiel der Nazi-Diktatur zum Opfer, und in einer anderen „totalitären Diktatur“ trat Gysi als „Täter“ hervor. Würde Lengsfeld Gysi (dessen Handlungen – nota bene – nur in der Logik eines rasenden Antikommunismus mit jenen Demjanjuks auch nur im entferntesten vergleichbar sind!) etwa mitleidvoll bescheinigen, seine Existenz sei von zwei „totalitären Diktaturen“ „vollständig zerrieben“ worden? Natürlich nicht! Würde sich irgendein Parteifreund Gysis derart äußern, wäre Lengsfeld unter den ersten, die dies als Beweis für eine pro-totalitäre Haltung der „Linkspartei“ anführten.
Die gleichen Maßstäbe sollten an die ungeheuerlichen Äußerungen Lengsfelds zum Fall des Hitlerschen Schlächters Demjanjuk angelegt werden – Äußerungen, wie sie sich bislang ausschließlich in neonazistischen Publikationen, etwa der „Deutschen National-Zeitung“ Gerhard Freys, fanden.
Eine „Achse des Guten“, deren Engagement für bürgerliche Freiheit gegenüber religiösen Fanatikern und Ökologisten/Environmentalisten wir außerordentlich schätzen, darf sich nicht zum Sprachrohr einer Exkulpierung der willigen Vollstrecker Hitler-Deutschlands machen. Wer Demjanjuk für ein „Opfer“ zweier totalitärer Diktaturen erklärt, hat sich aus dem Konsens der wirklichen Antitotalitaristen herauskatapultiert.
Wir wären Ihnen außerordentlich verbunden, wenn Sie uns darüber in Kenntnis setzen könnten, welche Konsequenzen Sie aus der Veröffentlichung der genannten Äußerungen Lengsfelds ziehen.
[i] Witold Pilecki. Konfrontacja z legendą o „ochotniku do Auschwitz” / Witold Pilecki. Confrontation with the legend of the “volunteer to Auschwitz”, Holocaust. Studies and Materials (10/2014), Author Name: Cuber-Strutyńska, Ewa;, Language: Polish, Issue: 10/2014
[ii]Obled ’44 / Wahnsinn `44 (Polnisch) Taschenbuch – Januar 2013 von Piotr Zychowicz (Autor)
Nur Zeitzeugen und Kennern der frühen Nachkriegsgeschichte wird die „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“ (KgU) heute noch etwas sagen. Das war in der Hochzeit des Kalten Krieges in beiden deutschen Staaten anders. Namentlich im noch nicht durch die Mauer geteilten Berlin kannte wohl fast jeder die berühmt-berüchtigte Organisation. Sie siedelte im Grenzbereich zwischen politischem Widerstand gegen die Etablierung der DDR, Sabotagetruppe, Spionageabteilung und extrem antikommunistischer pressure group in Westdeutschland.
Enrico Heitzer hat für seine Dissertation die Zentralkartei der KgU und Akten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) auswerten können. Im Abgleich dieser Dokumente gelangt der Autor zu einer überaus dichten, überzeugenden Rekonstruktion des durch viele Legenden verschleierten Faktischen.
Wie es sich für einen ordentlichen Historiker gehört, sind seine Darstellung und Interpretation nüchtern, ist sein Sachurteil abgewogen und das Werturteil zurückhaltend.
Die vier Großkapitel des Buches behandeln die Organisation, das Personal, die Aktivitäten in Ost wie West bis zum Ende der KgU 1958/59. Die Organisationsgeschichte beginnt während der sowjetischen Blockade Westberlins auf „Kundgebungen gegen die Gewaltherrschaft“ und erreicht, wie der Ost-West-Konflikt überhaupt, seine erste große Zuspitzung während des Koreakrieges 1950-1953. Neben überzeugten, unbedingten Gegnern des Sowjetsystems, die sich dabei nachdrücklich auf den Widerstand gegen das NS-Reich beriefen, sollen sich entlassene Häftlinge sowjetischer Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), geflohene Zwangsarbeiter, Vertriebene und Deportierte zur Mitarbeit gemeldet haben.
Die KgU füllte mit einem zunehmend perfektionierten Suchdienst in Westberlin, der zur Anlaufstelle unzähliger Hilfesuchender aus der SBZ/DDR wurde, eine empfindliche Lücke. Denn keine der im Osten geduldeten humanitären Einrichtungen wie das Deutsche Rote Kreuz durfte Nachforschungen über Verhaftete anstellen. Der KgU-Suchdienst legitimierte so die Organisation im Westen. Als Gutachterstelle im Bundesnotaufnahmeverfahren für Übersiedler aus der DDR nahm sie sogar quasi hoheitliche Funktionen wahr.
Finanziert wurde die KgU durch Spenden aus der Wirtschaft und Zuwendungen westdeutscher staatlicher Stellen – vor allem aber durch amerikanische Institutionen: die Armeegeheimdienste, die Ford Foundation und, zunehmend beherrschend, die CIA. Die KgU avancierte rasch zum vielleicht wichtigsten deutschen Instrument der westlichen Liberation Policy. Als reine Marionette darf man sich die Vereinigung indessen nicht vorstellen; Führung und Mitarbeiter verfolgten eigene Ziele und sahen sich eher als Bündnispartner Washingtons im „Kampf gegen die Unmenschlichkeit“. Unter den Mitarbeitern der KgU fanden sich zwar Personen wie der langjährige Vorsitzende Ernst Tillich, die vom NS-Regime verfolgt worden waren oder in Verbindung mit dem 20. Juli 1944 gestanden hatten. Doch nachweislich dominierten ehemalige Nazis. Bei den bis zu 600 V-Leuten der KgU in der DDR unterscheidet Heitzer Menschen mit freiheitlich-demokratischem Wertebezug von solchen mit außerdemokratischen Motiven, wiederum mit hoher NS-Belastung, die besonders zu militanten Aktionen neigten.
Bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit im Westen kooperierte die KgU mit anderen antikommunistischen Organisationen, wie den Landsmannschaften der Vertriebenen, aber auch mit dem 1952 als rechtsradikal verbotenen Bund Deutscher Jugend. Die Zusammenarbeit mit Rechtsaußen, so wäre Heitzer zu ergänzen, diente wohl auch dem Ziel, Vorbehalten in diesem Spektrum gegen Westintegration und US-Orientierung entgegenzuwirken. Jedenfalls trat die KgU nachdrücklich für die Wiederbewaffnung ein, forderte eine Generalamnestie für NS-Täter und einen „Schlussstrich unter die Vergangenheit“ – eine selbst im restaurativen Klima der frühen 1950er Jahre weitgehende Forderung. Der Antitotalitarismus der KgU beinhaltete nicht allein eine prinzipielle Gleichsetzung der DDR mit dem „Dritten Reich“, sondern wurde überwiegend so akzentuiert, dass die SED-Diktatur weitaus schlimmer sei.
Über Rundfunkanstalten, so in einem jahrelang vom RIAS Berlin ausgestrahlten „Spitzelwarn“-Programm, und in jährlich bis zu 1300 Veranstaltungen mit rund 150 000 Teilnehmern brachte ein Rednerteam von „fähigen, professionellen Kalten Kriegern“ (CIA) die KgU-Thesen unter die Leute. Zudem fühlte sich die Gruppe berufen, wie ein staatlicher Inlandsgeheimdienst gegen „Spitzel“, „Ostagenten“ und linksgerichtete Organisationen zu ermitteln – und diese „Erkenntnisse“ an die offiziell zuständigen Dienste weiterzugeben. Später richteten auch Bundeswehr, Polizei und Verfassungsschutz immer wieder Anfragen an die KgU, wenn es um die politische Zuverlässigkeit von Bewerbern für den öffentlichen Dienst ging.
Ausführlich widmet sich Heitzer den Subversions- und Sabotageaktivitäten der KgU in der DDR: Störungen durch fingierte Instruktionen, Einladungen und Kündigungsschreiben, Fluchthilfe und Gefangenenbefreiung, Einschüchterung von Partei- und Staatsfunktionären. Das waren mehr als Nadelstiche, so auch das durchgehende Urteil der CIA. Es gab Überfälle auf Wachposten der Volkspolizei mit Körperverletzung, aber keine bewaffneten Aktionen. Sprengstoffattentate auf Strommasten, Brücken und Eisenbahnzüge, die einzelne Personen geplant hatten, scheiterten an vorzeitigen Verhaftungen. Allerdings kam es mehrfach zu Brandanschlägen, und es wurde buchstäblich Sand ins Getriebe von Maschinen und Fahrzeugen gestreut.
Zum spannendsten Teil von Heitzers Untersuchung gehört jener über die Einbindung der KgU in die amerikanisch-britischen Stay-behind-Planungen. Diese sahen eine Art Partisanenkrieg hinter den feindlichen Linien gegen die konventionell deutlich überlegene Sowjetarmee vor, sollten im Kriegsfall Teile Westeuropas überrannt worden sein. Diese Formationen rekrutierten sich großteils aus rechtsradikalen Antikommunisten, die auch die Liquidierung von prominenten Sozialdemokraten ins Auge fassten.
In der zweiten Hälfte der 50er Jahre erlebte die KgU einen schrittweisen Niedergang. Sie hatte sich schnell von einer dem Anspruch nach überparteilichen Assoziation zu einer nur noch nach rechts offenen, obsessiv antikommunistischen Weltanschauungsgemeinschaft entwickelt. Und im Westen schwand die Akzeptanz für solche Formen der Auseinandersetzung mit dem Osten. 1959 wurde sie schließlich von der CIA abgewickelt.
Einen höchst relevanten Anteil an der Ausschaltung der KgU hatte das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS), das einen erheblichen Teil seiner Mittel in deren Bekämpfung investierte: Heitzer zählt über tausend Verurteilungen zu meist hohen Zuchthausstrafen durch das Sowjetische Militärtribunal und ostdeutsche Gerichte, viele Inhaftierte kamen indessen noch im Lauf der 1950er Jahre wieder frei. Mindestens 126 Personen mit Verbindungen zur KgU wurden hingerichtet. Allerdings brachten diese rigorosen Strafen die KgU nicht so sehr in Bedrängnis wie die teilweise erfolgreiche Unterwanderung und die „Zersetzungs“-Operationen des MfS.
Ein Aspekt, den Heitzer teils behandelt, teils nur andeutet, sei abschließend hervorgehoben: Für die stalinistischen Hardliner in der DDR war die KgU nicht nur ein gehasster und gefürchteter Gegner, sondern auch ein Lieblingsfeind. Diese Art Opposition diente als Schreckbild und disziplinierte kritische Unterströmungen. Elementare freiheitliche Regungen und sozialer Protest der Arbeiterschaft, der im Juni-Aufstand von 1953 kulminierte, konnten so diskreditiert und kriminalisiert werden. Ohne Übertreibung kann man zudem feststellen, dass SED-Spitze und die KgU einen gemeinsamen Feind hatten: die Sozialdemokratie in der Zeit vor dem Godesberger Parteitag. Sie verstand sich als gesamtdeutsche Alternative zur Bonner wie zur Pankower Regierung und verfügte über eine beträchtliche, aber verborgene Anhängerschaft in der DDR bis weit in die SED hinein. Gesellschaftspolitisch vertrat die SPD einen „dritten“ Weg und setzte bei der äußeren Sicherheit auf blockunabhängige Lösungen. Dafür wurde sie von den Matadoren der „freien Welt“ wie jenen des „Weltfriedenslagers“ misstrauisch beäugt. Heitzer gebührt das Verdienst, diese Frontstellungen differenziert und präzise nachzuzeichnen.
Enrico Heitzer, Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU): Widerstand und Spionage im Kalten Krieg 1948-1959 (Zeithistorische Studien, Band 53), Köln 2014, 550 S., 64,90 Euro.
In ihrem Artikel Kuba – Das Ende der Diktatur? geißelt die Kommunistenjägerin Frau Vera Lengsfeld das furchtbar undemokratische Regime auf Kuba, das Menschenrechte, Meinungsfreiheit unterdrückt. Aber sie selbst zensierte meinen Kommentar zu ihrem o.g. Text, den sie nicht erscheinen ließ. Das erlebe ich oft, daß die Menschenrechtsaktivisten, Menschenrechte in ihrem Machtbereich unterdrücken.
Also, ich habe in meinem Kommentar lediglich geschrieben:
„Na dann vergleichen wir mal das furchtbare kommunistische Kuba mit dem furchtbar demokratischem Haiti:
Haiti
Kuba
Einwohner (in 1000)
10.317
11.266
Jährliches Bevölkerungswachstum (in %)
1,4
-0,1
Städtische Bevölkerung
56
75,1
Lebenserwartung (in Jahren)
63
79
Anzahl der Geburten (auf 1000 Personen)
26
9,6
Fruchtbarkeitsrate (Geburten pro Frau)
3,2
1,5
Anzahl der Todesfälle (auf 1000 Personen)
8,7
7,6
Kindersterblichkeit (auf 1000 Lebendgeburten)
76
6
Säuglingssterblichkeit (auf 1000 Lebendgeburten)
56,5
4,3
Bevölkerung über 65 Jahre
4,5
13,3
Bevölkerung unter 15 Jahre
35,4
16,6
Sanitärzugang
24
93
Trinkwasserzugang
62
94
Schüler (Grundschulen)
22
96
Schülerinnen (Grundschulen)
23
97
Alphabetisierungsrate Frauen (über 15 Jahre; in %)
44,6
99,83
Alphabetisierungsrate Männer (über 15 Jahre; in %)
53,36
99,84
Bruttonationaleinkommen (in Mio. US-$)
8.521
67.241
Bruttoinlandsprodukt (in Mio. US-$)
8.459
68.234
Bruttonationaleinkommen pro Kopf (in PPP-$)
1.710
18.520
Bruttonationaleinkommen pro Kopf (in US-$)
810
5.890
Armut
58,7
–
Landwirtschaft: Anteil am BIP (in %)
27,4
5
Industrie: Anteil am BIP (in %)
17,3
20,5
Dienstleistung: Anteil am BIP (in %)
55,3
74,5
Gesundheitsausgaben
7,9
10
Verteidigungsausgaben
0,1
3,3
Entwicklungshilfe (in % des BNE)
16
0,1
Entwicklungshilfe pro Kopf (in US-$)
125,34
7,79
Erwerbspersonen (in 1000)
4.314
5.331
Erwerbstätigk. Landwirtschaft
65,6
19,7
Erwerbstätigk. Dienstleistung
22,8
63,2
Erwerbstätigk. Industrie
8,8
17,1
Frauenerwerbsquote (in % der Erwerbspersonen)
47,5
38,2
Arbeitslosigkeit (in % aller Erwerbspersonen)
7
2,4
Arbeitslosenrate Männer
6,1
2,2
Arbeitslosenrate Frauen
8
2,9
Exportgüter
u.a. Textilien, Öle, Kakao, Mangos, Kaffee
v.a. Erze, medizinische u. pharmazeutische Erzeugnisse, Zucker, Tabakprodukte
Unter diesem Titel fand gestern in der Gedenkbibliothek für die Opfer des Stalinismus in Berlin eine ganz besondere Veranstaltung statt, ein Live- Telefonat mit dem bekannten kubanischen Bürgerrechtler Antonio Rodriles. Die Veranstaltung war seit Monaten geplant und fand zufällig am Vorabend der geplanten, aber kurzfristig wieder abgesagten, Kubareise von Außenminister Steinmeier statt. Die Idee dazu stammte von Boris Luis Santa Coloma, ehemals Dolmetscher für Castro, dann Mitarbeiter der Kubanischen Botschaft in der DDR, seit fast 30 Jahren Emigrant.
Während die kubanische Diktatur- die längste in der Geschichte des latainamerikanischen Subkontinents- von Europäern und Amerikanern hofiert wird, werden in Kuba immer noch die elementarsten Rechte aller Bürger von den herrschenden Militärs und Parteifunktionären mit Füßen getreten. Das hat sich auch nach der spektakulären Annäherung des US- Präsidenten Obama an Kuba und die damit verbundene Aufhebung der wirtschaftlichen Blockade und die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen nicht geändert. Zwar sind nach den amerikanisch- kubanischen Vereinbarungen einige wenige politische Gefangene medienwirksam entlassen worden, aber von einer Anerkennung der Opposition ist man weit entfernt. Im Gegenteil. In einem Brief an Obama bestand Raoul Castro darauf, dass es keine „Einmischung in die inneren Angelegenheiten“ geben dürfte. Mit dieser Formel haben die sozialistischen Staaten stets eine Diskussion über ihre permanente Verletzung der Menschenrechte abgewehrt.
Es ist aber nicht hinnehmbar, wenn Kuba nach der „Öffnung“ lediglich als vielversprechendes Neuland für hungrige Investoren betrachtet wird.
Besonders der ansonsten glücklose Präsident Obama, dessen offensichtliches Bestreben es ist, wenigstens mit der Annäherung an Kuba in die Geschichtsbücher einzugehen, hat die Pflicht, Druck auf die kubanischen Kommunisten zu machen und demokratische Grundrechte für alle Kubaner zu fordern. Aber auch die EU ist gefordert.
Sie haben sich danach spontan entschlossen, den Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung vom jüngsten Angriff auf die kubanische Opposition zu unterrichten. Aber auch Achse-Leser können etwas tun: Schreiben Sie eine Protestmail an die Kubanische Botschaft schicken und fordern Sie ein Ende der Repressalien gegen die Opposition.
Es sind dieselben, die behaupten, das Geschlecht wäre nicht biologisch angeboren, sondern nur ein sozialer Konstrukt, und zugleich daß die Homosexualität kein sozialer Konstrukt wäre, sondern biologisch angeboren.
Der religiöse Rassismus der Islamisten, der den völkischen Rassismus der Nazis ersetzt hat, erklärt Allah zum Führer und die Jihadisten zu seiner privilegierten Kampftruppe: Wenn man so will, zu Allahs SS. Der Zusammenhalt dieser Kampftruppe wird über die Jenseitserwartung von Hölle und Paradies, also über das Instrument der religiösen Angst, sichergestellt. Diese Selbstbildfantasie der Islamisten ist mit ihrer (zumeist antijüdischen) Feindbildfantasie untrennbar verknüpft. – Matthias Küntzel
Kein Nazifaschist hat je wirklich geglaubt, er bezöge die Ermächtigung seiner Ansprüche aus dem Teutoburger Wald; keiner seiner demokratischen Erben hat jemals tatsächlich gedacht, ihnen erwüchse Legitimität im Resultat des “Lernens aus der Geschichte”; niemals war ein Sozialist der Ansicht, es sei die famose “Befreiung der Arbeit” und nicht vielmehr das Recht auf Beute, was seine Politik im Interesse der Arbeiterklasse motivierte. Und keinesfalls erwächst den Palästinensern irgendein Recht aus der Tatsache, daß sie zuerst da waren. Einer Gesellschaft, der Hunger kein Grund ist zur Produktion, kann auch das Leiden kein Grund sein zur Solidarität. Es ist die Ideologie, die mit der Unmittelbarkeit des Leidens agitiert, die aus dessen fragloser Evidenz Sinn zu schlagen sucht, sei es im Sinne von Caritas oder Amnesty International, sei es im Sinne der Freunde des palästinensischen Volkes für den Israelhaß der Antisemiten wie für den Islamfaschismus dieses Volkes. Ariel Scharon jedenfalls, der Zionist und praktische Antifaschist, ist dem aufgelösten Rätsel der Geschichte näher als die deutsche Linke, deren “Antifaschismus” sich als Aufstand der Anständigen à la Gerhard Schröder oder als Solidarität mit dem palästinensischen Volk ausagiert. (…) Im Wesen Israels als des ungleichzeitigen Staates der Juden liegt es aber nicht nur, Reaktion auf den Verrat an Aufklärung und Weltrevolution, nicht nur, Notwehrversuch gegen den Nazifaschismus und Asyl zu sein. Sondern eben auch, daß die üblichen Muster der bürgerlichen Rollenverteilung – hier das Gewaltmonopol des bürgerlichen Staates im allgemeinen und dort die Personen, die die Regierungsausübung im besondern besorgen – für den israelischen Staates aufgrund seiner Konstitutionsbedingungen keine Geltung mehr hat. Was sich unter anderem darin zeigt, daß diese “Kritiker” der israelischen Regierungspolitik für den faschistischen Mob und die Behörden, die Selbstmordattentäter belohnen, Verständnis aufbringen (Folge von Besatzung und Ausbeutung), dagegen für den Versuch, die militärische Infrastruktur der Gegner Israels zu zerschlagen, am liebsten die Begriffe Auslöschung oder Ausrottung der palästinensischen Bevölkerung im Munde führen. Wie hinter der treudoofen Frage, ob es nicht möglich sein müsse, Spekulanten als das zu bezeichnen, was sie sind, ohne gleich als antisemitisch zu gelten, so verbirgt sich hinter der treulinken Frage, ob nicht auch in Israel, weil es sich auch dort um eine bürgerliche Gesellschaft handele, Faschismus möglich sei, die Erkenntnis dieser Fusion in verquerer und verschrobener Gestalt. Verquer, weil ja gerade erklärt werden sollte, wie Israel, dieser Fusion zum Trotz, eine parlamentarische Demokratie ist und bleibt; verschroben, weil diese Einheit von Staat und Regierung im Übergang von einem unerträglichen Alten (die Vernichtungsdrohung) zum noch nicht erreichten Neuen (die herrschaftslose Gesellschaft) ja doch den Inbegriff dessen ausmacht, was einmal als “Diktatur des Proletariats”, als Emanzipationsgewalt und organisierte politische Macht der Revolution, auch und gerade auf den roten Fahnen stand. In Anbetracht der Grundidee des Staates Israel, vor dem Hintergrund der linken Staatsmythen, betreffend die “Diktatur des Proletariats”, muß jede Beurteilung der Handlungen der Regierungsvertreter auch die völlig andere Qualität dieses Staates, verglichen mit allen anderen, deutlich werden lassen. (…)
Wenn diese Linke über Israel schwadroniert, dann hört sich das nicht minder grausig an.Dabei liegt der Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus und dem Vernichtungswillen gegen die zum Staat gewordene bürgerliche Gesellschaft der Juden, gegen Israel, eigentlich auf der Hand:Der sogenannte Antizionismus stellt nichts anderes dar als die geopolitische, globalisierte Reproduktion des Antisemitismus, das heißt die Erscheinungsform, die er in Weltmarkt und Weltpolitik nach Auschwitz annehmen muß. Der Antizionismus ist der aus den kapitalisierten Gesellschaften in die Welt herausgekehrte Antisemitismus. So ist Israel der Jude unter den Staaten; die Verdammung des Zionismus als eines “Rassismus” durch die UNO gibt es zu Protokoll. Das macht: die moralische Verurteilung der menschlichen Unkosten der Konstitution bürgerlicher Staatlichkeit allein am Beispiel Israels führt vor Augen, was die Welt der Volksstaaten vergessen machen will – daß die Zentralisation der politischen Gewalt über Leben und Tod keineswegs die natürliche Organisationsform der Gattung Mensch darstellt, sondern Ausdruck eben von Herrschaft und Ausbeutung. Dabei ist Israel – und das macht die Kritik an diesem Staat so perfide und muß deshalb immer wieder gesagt werden – der einzige Staat dieser Welt, der für sich eine nicht zu bezweifelnde Legitimität beanspruchen kann. Israel, das ist der ungleichzeitige Staat, der entstanden ist sowohl als Reaktion auf das Dementi aller Versprechungen der bürgerlichen Nationalrevolution, sowohl als Antwort auf den stalinistischen Verrat an der kommunistischen Weltrevolution als auch als zu spät gekommene Notwehr gegen den Massenmord an den europäischen Juden. (…) Israel ist das Schibboleth jener doch so naheliegenden Revolution; es ist der unbegriffene Schatten ihres Scheiterns. Israel ist das Menetekel, das zum einen (und ganz unfreiwillig) die kategorischen Minimalbedingungen des Kommunismus illustriert, und das zum anderen sämtliche Bestialitäten zu demonstrieren scheint, zu denen der bürgerlich-kapitalistische Nationalstaat fähig ist. Wer Israel nicht begriffen hat, wer den Haß auf diesen Staat, den Antizionismus, und wer den Antisemitismus, das heißt den Vernichtungswillen sowohl gegen die in diesem Staat lebenden als auch gegen die kosmopolitisch verstreuten Juden, nicht begriffen hat als das, was Antisemitismus wesentlich darstellt: den bedingungslosen Haß auf die Idee einer in freier Assoziation lebenden Gattung, der hat den Kommunismus nicht als das “aufgelöste Rätsel der Geschichte” begriffen. –
Der ostentative Muslimeifer aber, der sich im Alltag mancher ‚Allahu-Akbar‘-Brüller vielleicht doch sehr in Grenzen hält, findet im blanken Judenhass unverhoffte Nahrung, wo ihnen unter unendlich öden Koranrezitationen und geistlosen, absurden Vorschriften längst das bisschen ungeglaubten Glaubens zwischen den Fingern zerrann und ihr Muslimsein kaum je mehr ist als das typisch dauerbeleidigte, immer schon jeder Verantwortung ledige Gruppengefühl. Überhaupt will jeder Eifer – insbesondere der aktuelle, rasende Eifer des weltweit angreifenden Islam – den Stachel eines weniger drohenden als hinterrücks längst geschehenen Glaubensverlustes kompensieren.“ Mit anderen Worten: Muslime wurden nicht für ihr abstraktes Muslimsein kritisiert, sondern dafür, was – global betrachtet – die Mehrheit konkret darunter versteht: Die von Gott gegebene Ermächtigung zu Terror, Entrechtung, Antisemitismus.Wer differenziert, sollte nicht unerwähnt lassen, dass Osama bin Laden, Hassan Nasrallah und wie all die schrecklichen Figuren so heißen, in der muslimischen Welt als Helden gefeiert werden – und zwar nicht von einer minoritären Sekte, sondern von Millionen Muslimen, auch in Deutschland. (,,) Der unfreiwillige und verborgene Essentialismus der Postmoderne macht das Begreifen unmöglich, weil er die Beziehung zwischen Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem nicht mehr zu thematisieren vermag. Wenn nur noch Vielfalt herrscht und Einzelnes und Allgemeines gewaltsam auseinandergerissen werden, bleibt die Verstandesleistung des begreifenden Subjekts auf der Strecke und die scheinbar ursprüngliche Differenz wird zum Mythos. Nicht nur dem Begriff des Allgemeinen, das ja ein noch einzulösendes ist, wird Gewalt angetan, auch dem Besonderen, dessen Unglück darin besteht, nur ein Besonderes zu sein, und das sich, weil es kein versöhnendes Ganzes gibt, dem schlecht-Allgemeinen, dem Racket nämlich, anschließen muss. – JAN HUISKENS
„Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.“ – Bettina Röhl
„Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. […] Je tiefer man ahnt, daß man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, daß man über die Apparatur verfügt.“ (Theodor W. Adorno, Philosophie und Lehrer, AGS 10.2, 491)
„Vieles, was im Sinne von Foucaults »Mikrophysik der Macht« populär werden sollte; also die Erkenntnis, daß Macht nicht pyramidal hierarchisch, sondern durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche hindurch wirkt, findet sich bereits in der Medizinkritik der Kritischen Theorie. Daß diese Thesen häufig übersehen wurden, mag daran liegen, daß sich Horkheimers entscheidende Äußerungen über Medizin und Psychiatrie nicht in den breit rezipierten Hauptwerken finden, sondern über die Gesamtausgabe verstreut sind. Wiemer suchte sie zusammen und zeigt, wie Horkheimer anhand der Medizin einen wesentlichen Charakterzug des modernen Kapitalismus ausmachte. Mediziner funktionieren laut Horkheimer wie fast jede wirtschaftliche Gruppe im Sinne eines Rackets. »Ein Racket«, erklärt er, »ist eine unter sich verschworene Gruppe, die ihre kollektiven Interessen zum Nachteil des Ganzen durchsetzt.« Allgemein betrachtet heißt das, daß sich die Klassengesellschaft in eine »neofeudale« Struktur verwandelt hat, innerhalb der Interessenverbände »nach dem Prinzip der Selbsterhaltung und der Machtakkumulation« funktionieren. Diesen Wandel macht Horkheimer an den Medizinern fest; und alles, was Horkheimer in seiner Kritik aussparte, von den Krankenversicherungen bis zum Pfusch in Krankenhäusern, wird von Carl Wiemer polemisch auf den neuesten Stand gebracht“ – Max Horkheimer
„Ein Shitstorm hat auch seine positive Seite. Da politisch korrekte Gülle meist in Richtung Originalität, Kreativität und Intelligenz geworfen wird, fliegt sie oft genug auf Leute, die zu lesen wirklich lohnt.“ – Evidenz-basierte Ansichten:
They are the samewho claimthe sex/genderwould not bebiologicallyinnate, butonlyasocialconstruct, andat the same timethathomosexualitywas not asocialconstruct, butbiologicallyinnate.
„Reasonandrationalityarechance-less than everinthistotallymediatisedworld. An unpleasanttype„Sniper“ terrorizedsociety. Hiscurrent weapon: Thephobiaaccusation.“ – Bettina Röhl
„AShitstormhas also itspositiveside. Aspolitically correctmanure it isusuallythrowninthe direction oforiginality, creativity and intelligence, she fliesoftentopeople whoare really worth to read.“ – Evidenz-basierte Ansichten
„Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. […] Je tiefer man ahnt, daß man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, daß man über die Apparatur verfügt.“ (Theodor W. Adorno, Philosophie und Lehrer, AGS 10.2, 491)
„Vieles, was im Sinne von Foucaults »Mikrophysik der Macht« populär werden sollte; also die Erkenntnis, daß Macht nicht pyramidal hierarchisch, sondern durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche hindurch wirkt, findet sich bereits in der Medizinkritik der Kritischen Theorie. Daß diese Thesen häufig übersehen wurden, mag daran liegen, daß sich Horkheimers entscheidende Äußerungen über Medizin und Psychiatrie nicht in den breit rezipierten Hauptwerken finden, sondern über die Gesamtausgabe verstreut sind. Wiemer suchte sie zusammen und zeigt, wie Horkheimer anhand der Medizin einen wesentlichen Charakterzug des modernen Kapitalismus ausmachte. Mediziner funktionieren laut Horkheimer wie fast jede wirtschaftliche Gruppe im Sinne eines Rackets. »Ein Racket«, erklärt er, »ist eine unter sich verschworene Gruppe, die ihre kollektiven Interessen zum Nachteil des Ganzen durchsetzt.« Allgemein betrachtet heißt das, daß sich die Klassengesellschaft in eine »neofeudale« Struktur verwandelt hat, innerhalb der Interessenverbände »nach dem Prinzip der Selbsterhaltung und der Machtakkumulation« funktionieren. Diesen Wandel macht Horkheimer an den Medizinern fest; und alles, was Horkheimer in seiner Kritik aussparte, von den Krankenversicherungen bis zum Pfusch in Krankenhäusern, wird von Carl Wiemer polemisch auf den neuesten Stand gebracht“ – Max Horkheimer
Psychokratie – eine neue Nomenklatura in Deutschland
Es gibt zweierlei Ethik, die Ethik der Moral und die Ethik der Verantwortung.
Die Ethik der Moral begnügt sich mit dem Alarmismus der permanenten Gefahr des nahenden Weltuntergangs und ruft zur immer stärkeren Finanzierung der Wanderprediger auf, die heute als Psychotherapeuten durch die Medienlandschaft ziehen.
Die Ethik der Verantwortung überlegt die realen Möglichkeiten der psychotherapeutischen Hilfe, auch die Grenzen dessen, was der Behandler und der Patient in einer Psychotherapie leisten und erreichen können.
In regelmäßigen Zeitabständen schlagen Vertreter der psychokratischen Nomenklatura Alarmglocken, daß das Heil der Menschheit gefährlich bedroht sei und daß Tätigkeitsfelder der Psychotherapeuten ausgeweitet werden müssen, damit sie die Leidenden dieser Welt durch ihren Ruach (Atem Gottes) von der Pein des Daseins befreien können. „Traumatisierung“ heißt die Erbsünde heute, die überall lauert, und die ein Psychotherapeut heilen könne, alleine durch seinen guten Willen, denn von Indikation, Methode, Wirksamkeit wird unter Psychotherapeuten gar nicht mehr diskutiert. „Jedem alles und zwar sofort!“ – heißt die Devise, und immer mehr Psychotherapeuten dafür immer mehr vom Mammon. Denn nur wenn es ums Geld geht, wird Kommunikation unter Psychotherapeuten lebhaft. Wenn Deutsche von Moral reden, dann geht es ihnen ums Geld. Wenn jeder jeden wird heiraten können, bald auch Individuen sich selbst, wenn sie sich nur stark genug selbst lieben, oder ihr geliebtes Haustier, mit dem schon manche heute Sex treiben, dann kann ein Psychotherapeut jeden psychotherapieren, auch wenn der Patient sich mit dem Psychotherapeuten nicht verbal verständigen kann, keinerlei Bildung hat, ein Analphabet ist und von Reflektion und Meinungsaustausch noch nie gehört hat. Everything goes! Halleluja! Die Psychotherapie in Deutschland ist zu einer religiösen Sekte geworden und eine ihrer Propheten ist Petra Bühring, die Redakteurin des Deutschen Ärzteblattes. Zuletzt hat sie zwei Apostelbriefe veröffentlicht, „Psychotherapeutische Versorgung: Mehr Flexibilität für alle“ in PP 14, Ausgabe Juni 2015, Seite 241 und „Gesundheitsversorgung von Migranten: Asylbewerber haben Anspruch auf Psychotherapie“ in PP 14, Ausgabe Juni 2015, Seite 246.
Dabei zeigt die TK-Studie, daß immer mehr Menschen mit der Diagnose Depression krankgeschrieben werden. Von 2000 bis 2013 nahmen die Fehlzeiten in Unternehmen aufgrund von Depressionen um fast 70 Prozent (sic! ) zu. Aber das reicht den Psychotherapeuten immer noch nicht, es müssen noch Flüchtlinge, Bundeswehrsoldaten, diese und solche und jene Gruppen in die Behandlungszuständigkeit der Psychotherapeuten verschleppt werden, immer mehr und immer mehr – und das Geld der Krankenkassen dafür natürlich auch, denn wo kämen wir hin, wenn jemand seine Behandlung, mindestens zum Teil, selbst bezahlen müßte? Nein, im Raubtiersozialismus muß der Staat alles zahlen, nix Selbstverantwortung!
Dem gegenüber möchte ich hier erinnern, daß eine Psychotherapie nur eine solche ist, wenn der Psychotherapeut erklären kann, was er und sein Patient in einer Psychotherapie denn konkret machen, wozu und mit welchen Mitteln, und wie lange es voraussichtlich dauern und wieviel das Ganze kosten wird? Diese einfache Frage geht aber in dem kosmischen Überschwang der guten Absicht unter. Gut gemeint ist aber schlecht gemacht. Mit den Mitteln der ambulanten psychodynamischen Psychotherapie (TfP, PA) sollen unbewußte neurotische Konflikte und ihre krankhaften Folgen geklärt und aufgehoben werden. „Trauma“ ist einfach ein schweres Erlebnis, es fängt also mit dem Geburtstrauma an, so daß die ganze Menschheit nach dem Prinzip der „Traumabehandlung“ behandelt werden müßte, wenn es nach Frau Bühring und ihresgleichen ginge. Mit dem Trick des „Traumas“, wird die Ursache des neurotischen Leidens aus dem geistigen Inneren des Individuums in die äußere Welt verschoben, der Mensch ist im Konzept des Traumas lediglich wie eine Billiardkugel, die von Aussen angestoßen wird, und hat keine Verantwortung mehr für sein Leiden, er ist einfach nur noch ein Opfer und Bührings sind seine himmlischen Retter. Nix Psychotherapie, nur noch eine Sekte mit Heilungsritualen, mit Kammern als Betroffenheits- und Empörungskanzeln und den Krankenkassen, also wir alle als Solidargemeinschaft, die diese psychokratischen Wanderprediger bezahlen sollen. Ich bin mit Psychoschmalzvertretern nicht solidarisch.
Helmut Remschnidt schrieb in „Psycho-Boom: Alle entdecken die Seele“ im Deutschen Ärzteblatt 2013; 110(13): A-604 / B-537 / C-537: „Was wir brauchen, ist wieder die Zusammenführung erprobter Therapiemaßnahmen und die Ausgliederung jener, für die es keinerlei Wirksamkeitsnachweise gibt. Was wir brauchen, ist eine ärztliche Ausbildung, die notwendiges Spezialwissen und die Verpflichtung zur Übersicht zu vereinbaren weiß.“
Petra Bühring fordert die Ausweitung der Psychotherapie auf Gebiete außerhalb der Richtlinienpsychotherapie, wohlwissend daß dann eine solche Behandlungsfreiheit grenzenlos wäre. Gottseidank setzen (aber wie lange noch?) Psychotherapierichtlinien und die damit verpflichteten Kontrolleure (sog. Gutachter) dem realitätsfernen megalomanen Anspruch der Psychotherapeuten Grenzen, gegen welche diese immerwieder anrennen.
Zur Erinnerung:
„Schicksalhafte Ereignisse, biographische Schwellensituationen, Fehlverhalten des sozialen Umfelds des Patienten, frühkindliche Traumatisierungen, Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz, Belastungen durch Organminderwertigkeiten usw. – solche Faktoren im weiten Bedingungsfeld der Biographie eines Patienten erbringen allein durch ihr Vorhandensein nicht schon den Nachweis der psychischen Ätiologie einer neurotischen Störung, deren Behandlung damit ausreichend begründet wäre.“ (Siehe Faber/Haarstrick Kommentar Psychotherapie-Richtlinien 9., aktualisierte und ergänzte Auflage, S.17)
„Die vorwiegend strukturell geprägten Persönlichkeitsstörungen, ohne konflikthafte neurotische Aktualproblematik, gehören nicht zum Indikationsbereich der Psychotherapie, weil sie nicht als „seelische Krankheit“ gelten können. Wohl aber können vorwiegend strukturelle Störungen zum Indikationsbereich der psychosomatischen Grundversorgung und vor allem der Psychiatrie gehören und dort in der vertragsärztlichen Versorgung einer verbalen Intervention zugänglich sein.“ (R: C § 21, besonders § 21a 1). (Siehe Faber/Haarstrick Kommentar Psychotherapie-Richtlinien 9., aktualisierte und ergänzte Auflage, S.20)
Gerd Rudolf weist in Forum der Psychoanalyse 2013/3 darauf hin, „dass nicht jedes aktuelle Lebensunglück und gar jede biografische Belastung zwangsläufig eine Traumatisierung bedeutet, dass ferner nicht jede Opferselbstzuschreibung gleichbedeutend ist mit einer posttraumatischen Störung und dass vor allem ein unkritisches therapeutisches Eingehen darauf eher das Risiko einer therapeutischen Schädigung als die Chance eines therapeutischen Nutzens beinhaltet. Wenn mittlerweile in einem erheblichen Teil der tiefenpsychologischen Anträge – und der verhaltenstherapeutischen Anträge ebenso – die genannten Probleme auftauchen, dann liegen die bedenklichen Folgen nicht in den „Nöten der Gutachter“, sondern in der Gefährdung von inadäquat behandelten Patienten; ein Thema, vor dem man nicht die Augen verschließen sollte, wenn man an der Qualität des psychotherapeutischen Versorgungssystems interessiert ist.“
Der psychotherapeutischen Tätigkeit würde es gut tun, wenn Psychotherapeuten mehr sachlich und konkret über die realen Möglichkeiten und Notwendigkeiten ihres Berufes diskutieren würden, anstatt daß sie eigene tatsächliche oder angebliche Kompetenz universal als das einzig denkbar heilende für jede Not marktschreierisch propagieren und dafür immer mehr staatliche Gelder fordern.
diese dumme Situation der ungebremsten Nachfrage bei gebremsten Geldmitteln trifft doch die somatische Medizin in viel größerem Umfang als die wirtschaftlich wesentlich unbedeutendere Psychotherapie.
Warum sollen aber die Psychotherapeuten, die nicht zu einer „zwei.Minuten-Abfertigung“ ausweichen können, die Misere alleine ausbaden?
Die Sprechzimmer der somatischen Medizin quellen über von Menschen, denen nichts fehlt außer Lust auf Arbeit oder ein Gesprächspartner zuhause, oder denen wir Ärzte immer mehr normale Gesundheitszustände als krankhaft verkaufen sollen, weil gerade wieder ein neuer Wirkstoff erfunden wurde. Gerade kommt mit der „female sexual dysfunction“ die nächste für ein Arzneimittel erfundene Krankheit auf uns zu. Genauso, wie der Somatiker seine „Verdünnerscheine“ hat, gibt es auch beim Psychotherapeuten Fälle, die „leicht“ und mit wenig Aufwand behandelt werden können, aber dennoch eine ganze Stunde in Anspruch nehmen… seien sie den Psychotherapeuten doch gegönnt, auch somatische Mediziner sind froh, wenn nicht jeder Ratsuchende wirklich schwer krank ist.
Geschrieben von Initiative Sozialistisches Forum, Joachim Bruhn, Wolfgang Pohrt, Achim Szepanski, Heinz Gess
Über Psychowaren, Psychomarkt, Psychoherrschaft, kollektiven Narzissmus und die Ideologie des Sozialwesens als therapeutischer Hilfs- und Beratungsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit in der Krise
Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt der herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist Opium des Volkes. Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertals, dessen Heiligenschein die Religion ist.“ (Marx, MEW 1, S. 378 ff.)
Jeder dieser Sätze lässt sich ohne Abstriche auf die therapeutische Gutmenschenpraxis im Allgemeinen und jede ihrer Varianten im Besonderen beziehen. Man setze an Stelle von „Religion“ in dem obigen Zitat „therapeutische Gutmenschenpraxis, „New Age“; „humanistische Psychologie“, „transpersonale Psychologie“ oder „analytische Tiefenpsychologe“ und erhält wieder neue wahre Sätze und dieselbe richtige Kritik.
Das ist ein klarer und deutlicher Hinweis darauf, dass angeblich postmoderne therapeutische Ideologien und ihre psychoreligiösen Überhöhungen, wie sie in der „transpersonalen Psychologie“ und im „New Age“ mit Anleihen aus ostasiatischen Religionen (Buddhismus, Taoismus und Hinduismus) von der Kulturindustrie fabriziert und an Mann/Frau gebracht werden, in der modernen spätkapitalistischen Gesellschaft das funktionale Äquivalent für „die Rel igion“ sind. Sie sind in der spätkapitalistischen Welt weit mehr als Islam und das Christentum die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, das illusorische Glück der Massen vereinzelter Einzelner, „Opium des Volkes“. Ihre Kritik ist im Keim die Kritik jener spätkapitalistischen Verhältnisse, deren Heiligenschein sie sind und die begründete Forderung einen Zustand aufzugeben, der der therapeutischen Gutmenschenillusionen bedarf.
So wichtig dieser Hinweis von Marx ist, so wenig reicht er doch aus. Er muss ausgeführt werden, um sich in der Wirklichkeit zu bewähren. Dazu gehört, dass nicht nur das Alte der therapeutischen Ideologien erkannt, sondern auch begriffen wird, warum die alten Religionen sich in der voll entwickelten kapitalistischen Gesellschaft verändern und einen Funktionswandel durchmachen müssen, der sie selbst zu psychoreligiösen Seelenmassage ohne bestimmten Inhalt werden lässt oder am Ende durch die ideologische therapeutisch Praxis und ihren pseudoreligiösen Überbau gänzlich ersetzt. Eben das leisten die im Folgenden wieder neu veröffentlichten Aufsätze aus: „Initiative Sozialistisches Forum, Diktatur der Freundlichkeit, Über Bhagwan, die kommende Psychokratie und Lieferanteneingänge zum wohltätigen Wahnsinn, Freiburg: ça ira 1984“Initiative Sozialistisches Forum
Die Entstehung der Psychokratie aus dem Selbstwiderspruch
der bürgerlichen GesellschaftJoachim Bruhn
Unter Zwischenmenschen
Bhagwan Shree Rajneesh und die Verwandlung der bürgerlichen Gesellschaft zur therapeutischen Hilfsgemeinschaft auf GegenseitigkeitAchim Szepanski
Psychoware – der pornographische Blick ins fungible SubjektWolfgang Pohrt
Die Produktion des Charismas in der therapeutischen Gemeinschaft.Hinzu füge ich einen Essay von mir selbst:Heinz Gess
Der „Neue Mensch“ bei Bhagwan, Bahro und Wilhelm ReichHeinz GessLink zum Artikel (PDF): „Die therapeutische Gutmenschenpraxis als ideologische Praxis und Emanzipationsersatz in Warenform „. Klicken Sie bitte hier.
Die Enttäuschung an der Realität, die Verzweiflung an der Möglichkeit realer Befriedigungen führt zur Flucht aus der Realität.
Wenn es um den Schutz der Gesundheit, zumindest im Westen, geht, dann gibt es noch Zivilcourage, sogar unter Studenten. „Sorry, but you can’t smoke on Campus“, wies ein Kommilitone einen jungen Mann höflich zurecht, der sich verdeckt dabei filmen ließ, wie er auf dem Universitätsgelände der University of California in Berkeley, die ISIS-Fahne schwenkend, eine Zigarette rauchte. Abgesehen von diesem kurzen Intermezzo ließ man ihn jedoch gewähren und ging wortlos an ihm vorbei. Dies änderte sich jedoch schlagartig, als der junge Mann die ISIS-Fahne gegen die des jüdischen Staates eintauschte. Nun hagelte es wüste Beschimpfungen und Drohungen, das Übliche aus dem Arsenal der „Israelkritiker“: „Kid-Killers, Thieves, Genocide“ und dergleichen mehr. (1)Wer nun meint, von dieser Performance nicht auf die Wirklichkeit schließen zu können, sieht sich eines Besseren belehrt, wenn er nur einen Blick über den Kanal nach England wirft. Am 16. Oktober 2014 berichtete die Haaretz von der Insel nämlich folgendes: „Die nationale Studentenvereinigung des vereinigten Königreichs hat einen Antrag, der den Islamischen Staat verurteilt, mit der Behauptung zurückgewiesen, dieser sei islamophob.“ Gegen diesen Antrag hatte eine Studentin der postkolonialen Theorie und der Sprache (vermutlich Anglistik) in Birmingham, die Abgeordnete schwarzer Studenten, Malia Bouattia, mobilisiert. Die Studentenvereinigung verlautbarte schließlich Folgendes: „Wir anerkennen, dass die Verurteilung von ISIS zu einer Rechtfertigung von Krieg und offener Islamophobie gekommen zu sein scheint. […] Diese Rhetorik verschlimmert den Gegenstand, um den es geht, und im Wesentlichen ist es ein weiterer Angriff auf diejenigen, die wir zu verteidigen beabsichtigen. […] Die Kampagne Schwarzer Studenten innerhalb der nationalen Studentenvereinigung unterstützt Black communities auf dem ganzen Globus kompromisslos gegen Imperialismus und westliche Einmischung, die, wie die Geschichte zeigt, viel zu oft zum Leid der Schwarzen geführt hat.“ (2) Auf derselben Sitzung der nationalen Studentenvereinigung wurde die europaskeptische Partei UKIP verurteilt und zu einem Boykott des jüdischen Staates aufgerufen.
Wilde und Neurotiker
Fast gleichzeitig regte sich gegen die „weißen“ Zumutungen auch Widerstand am renommierten linken Goldsmiths-College in London. Die streng bekopftuchte studentische Abgeordnete für Erziehungswissenschaften, Sarah El-alfy, forderte dort ihre Kommilitonen in der studentischen Vollversammlung der Universität dazu auf, dem eingebrachten Antrag, doch einen offiziellen Gedenktag des Holocaust an der Uni einzuführen, und zwar neben denen für die Opfer des Stalinismus, des Holodomors, also der Stalinschen Aushungerung der ukrainischen Bevölkerung, sowie des Genozids an den Armeniern eine Abfuhr zu erteilen, weil ein solches Ansinnen „eurozentrisch“ und „kolonialistisch“ wäre. El-alfy fügte hinzu: „Gedenktage sollten nicht bloß auf eine Liste europäischer geschichtlicher Ereignisse reduziert werden. […] Angesichts unserer langen Geschichte sich für Diversität und die Anerkennung zahlreicher Kämpfe einzusetzen und in Anbetracht der Tatsache, dass derzeit der Monat der schwarzen Geschichte [Black History Month] ist, fühle ich, dass der Antrag nicht weit genug ging.“ Ihrer Aufforderung wurde flugs mit einer durchaus totalitären Mehrheit von 60 zu 1 Stimmen entsprochen. Ein besonders sensibler Student wird mit den Worten zitiert: „Der Antrag würde Leute dazu zwingen, sich an Sachen zu erinnern, an die sie sich möglicherweise nicht erinnern möchten.“ (3)
Derartigen Aussagen und Reaktionsweisen mit dem dezenten Hinweis auf die historischen Tatsachen begegnen, beispielsweise darauf aufmerksam machen zu wollen, dass die Annahme von homogenen „black communities around the world“ ein rassisches Phantasma darstellt, und dass die westliche Einmischung die Sklaverei nicht eingeführt, sondern abgeschafft und dem wesentlich umfangreicheren arabo-muslimischen Sklavenhandel – zwar zögerlich, aber immerhin – den Riegel vorgeschoben hat, oder klarzustellen, dass die Opfer des Stalinismus doch größtenteils im Gulag vernichtet wurden, die am anderen Ende der Welt, nämlich in Sibirien gelegen waren, dass auch eine von einem palästinensischen Moslem geleitete muslimische SS-Division das Morden in Bosnien übernahm und dieser Amin al-Husseini zudem ganz persönlich die Vernichtung der ungarischen Juden in die Hand nahm, oder dass der Genozid an den Armeniern sich doch östlich der territorialen Grenze Europas am Bosporus ereignete, oder höflich nachzufragen, was diese Vernichtungen denn überhaupt mit der „Anerkennung zahlreicher Kämpfe“ zu tun hätten, ginge völlig ins Leere. Denn man hat es bei den zitierten Äußerungen mit Phänomenen zu tun, die psychologischer Natur sind: Hier zählt, wie Freud sagt, ausschließlich die „neurotische Währung, d.h. nur das intensiv Gedachte, mit Affekt Vorgestellte, dessen Übereinstimmung mit der Realität nebensächlich ist.“ (4)
Im zweiten Teil seiner – in den Augen dieser auf den postmodernen Hund gekommenen Studenten, sicherlich ganz und gar verdammenswerten, weil eurozentrischen – Schrift Totem und Tabu, die den – worauf der österreichische Psychoanalytiker Saama Mani aufmerksam gemacht hat – gänzlich dezentrierenden, weil universalen Untertitel Einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und Neurotiker trägt, geht Freud der Lösung des Rätsels des Tabu nach und spricht dabei folgende, jeden echten Eurozentriker wohl zutiefst beleidigende Vermutung aus: „Es darf uns ahnen, dass das Tabu der Wilden Polynesiens doch nicht so weit von uns abliegt, wie wir zuerst glauben wollten, dass die Sitten- und Moralverbote, denen wir selbst gehorchen, in ihrem Wesen eine Verwandtschaft mit diesem primitiven Tabu haben könnten und dass die Aufklärung des Tabu ein Licht auf den dunkeln Ursprung unseres eigenen ‚kategorischen Imperativs‘ zu werfen vermöchte.“
In der Frage nach der psychologischen Genese dessen also, was nicht nur in der europäischen Philosophie der Aufklärung mit zum höchsten der Kulturideale gerechnet werden darf, dem kategorischen Imperativ der Kantschen Vernunft- bzw. Moralphilosophie, macht Freud eine „Verwandtschaft“ mit dem „primitiven Tabu“ aus. „Weit davon entfernt also dem europäischen Menschen eine zentrale Stellung seiner Kultur unter allen anderen Kulturen zu attestieren, schreibt Totem und Tabu jene Kränkung [gemeint ist die dritte, streng genommen, vierte der Menschheit nach Kopernikus, Darwin und Marx; P.W.] mit den Mitteln der Ethnopsychoanalyse fort. Kränkt die individuelle Psychoanalyse das Subjekt durch Konfrontation mit dessen innerem Ausland, […] also dem Unbewussten, kränkt der ethnopsychoanalytische Ansatz von Totem und Tabu die Zivilisierten, respektive die Europäer, indem er ihnen vor Augen führt, wieviel sie mit den Wilden, jenen Bewohnern des äußeren Auslands, gemein haben.“ (5)
Sowenig also wie die Psychoanalyse kategorisch in krank und gesund trennt, sowenig postuliert sie einen kategorischen, sondern bloß graduellen Unterschied zwischen den Wilden, Primitiven und den „zivilisierten Völkern“. Und gerade weil sie damit gemäß dem latenten Geschichtsoptimismus in Totem und Tabu an der aufklärerischen Vorstellung der einen Menschheit und ihrer einen Geschichte festhält, registriert sie auch den hierarchischen Abstand ebendieser „zivilisierten Völker“ zu den „tiefstehenden Kulturen“. (6) Aber, und das ist zugleich das selbstreflexive Programm einer Dialektik der Aufklärung vor dem Zivilisationsschwund, sie ist von einer erheblichen Skepsis getragen hinsichtlich der Resistenzkraft eben dieser „zivilisierten Völker“ gegen die zunehmende Kulturfeindschaft, d.h. die massenpsychologischen Regressionen, wie sie kurz nach Veröffentlichung der Schrift im ersten Weltkrieg, im völkischen Wahn der Deutschen und der daraus resultierenden Vernichtung und gegenwärtig im politischen Islam sich dann auch manifestierten.
Freuds Rede von der Möglichkeit einer den Kulturprozess stets begleitenden und womöglich unterminierenden Regression, wonach das einzelne Individuum wie auch kollektive Gruppen jederzeit auf einen historisch bereits überwundenen, früheren narzisstischen Entwicklungsstand zurückfallen können, der sich durch magisches Wunschdenken, phantastische Verkennung der Realität, Allmacht der Gedanken, also Paranoia, auszeichnet, impliziert zugleich notwendig immer ihren Gegenbegriff: den des Fortschritts. Und damit, was sowohl individuell als „normale“ Subjektwerdung bzw. wenn diese massiv gestört wird, als Ziel einer erfolgreichen psychoanalytischen Therapie, wie auch kollektiv für gelingende Kulturentwicklung zu gelten hätte: die Befähigung zur kritischen Selbstbesinnung, zur realistischen Urteils-, Liebes- und Arbeitsfähigkeit, kurz: die (Wieder-)Herstellung von Reife und Autonomie. (7)
Aus den Augen, aus dem Sinn
Dass Freud hier Onto- wie Phylogenese parallel führt bzw. ineinander übersetzt, hat den Zweck, darzulegen, wie prekär sowohl gesellschaftlicher Fortschritt, etwa die Vermittlung der Herrschaft durch das Recht (8), als auch individuelle Reifungsprozesse hin zu einer ersehnten Stärkung bzw. Reifung des Ichs bislang geblieben sind und angesichts der Übermacht objektiver gesellschaftlicher Verhältnisse, denen das Individuum ziemlich schutz- und hilflos, im derzeit besten Fall als Arbeitskraftbehälter bloß funktional angehängt ist, auch bleiben müssen. Wenn man Freuds Ontologie des falschen Zustands, seinen ahistorischen, funktionalen Begriff der bürgerlichen Gesellschaft (9), in der Partial- und Allgemeininteresse als bereits versöhnt unterstellt werden, weshalb er auch unumwunden ein handelndes Kollektivsubjekt der Gattung unterstellt, nicht teilt, gilt es dennoch, die kritischen Einsichten der Psychoanalyse und die Potenzen, die sie auch bei Freud aufweist, gegen manche Beschränkung ihres Autors zu wenden, was die Kritische Theorie, vor allem bei Adorno und Marcuse, dann ja auch getan hat.
Wenn manche heute im Westen aber zunehmend eine „heilige Scheu“ – so Freuds Übersetzung des polynesischen Wortes Tabu – an den Tag legen, des Holocausts zu gedenken, während sie sich gleichzeitig über die Barbarei derjenigen ausschweigen, die diesen zu wiederholen sich anschicken, oder wie die Gender-Professorin Antje Lann Hornscheidt von der HU in Berlin, die magisches Denken mit Wissenschaft verwechselt, nicht als Mann oder Frau, sondern als „verehrtx Profx“ angesprochen werden wollen (10), dann wären diese bizarren Phänomene samt der ihnen unterlegten Theorien vor dem Hintergrund der dynamischen Einsichten Freuds als klassischer Fall einer den Tabus und Zwangshandlungen zugrundeliegenden infantilen Gefühlsambivalenz aufzufassen. Denn offensichtlich an diesen „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt“-Infantilismen ist, dass hier ein primitives Vermeidungsverhalten am Werk ist, das alle Züge magischen Denkens trägt, setzt es doch konsequent psychologische Gesetze an die Stelle natürlicher.
Und zwar insofern, als sich in der Weigerung, reale Sachverhalte auch nur auszusprechen, das „Haupt- und Kernverbot bei der Neurose“ offenbart, das, wie beim Tabu auch, die Berührung umfasst, woraus sich sein Name „Berührungsangst, délire de toucher“ ableitet. Freud macht darauf aufmerksam, dass der Bedeutungsumfang dieser Berührungsangst auch den der „übertragenen Rede“ annehmen kann, im Sinne von „in Berührung kommen.“ Die „Gedankenberührung“ wird aus diesem Grund wie auch der unmittelbare, leibliche Kontakt perhorresziert. Wie kleine Kinder also, die sich versteckt zu haben glauben, wenn sie sich nur die Augen zuhalten, glauben die zwanghaften britischen Studenten oder auch die deutschx feministischx Sprachkämpfx, einen Beitrag zur Bekämpfung des Bösen, in ihren Augen also des Westens oder der Heteronormativität zu leisten, indem sie bestimmte Sprachhandlungen unterlassen, so als ob die Fakten, die historische Wahrheit oder auch das biologische Geschlecht erst mit ihrer Benennung in die Welt kämen.
Wenn es also stimmt, was Freud sagt, dass es nahe liegt „die Hochschätzungen und Überschätzungen der psychischen Aktionen bei den Neurotikern und Primitiven in Beziehung zum Narzissmus zu bringen und sie als wesentliches Teilstück desselben aufzufassen“, wir also „im Nachweis der Allmacht der Gedanken bei den Primitiven ein Zeugnis für den Narzissmus erblicken dürfen, so können wir den Versuch wagen, die Entwicklungsstufen der menschlichen Weltanschauung mit den Stadien der libidinösen Entwicklung des Einzelnen in Vergleich zu ziehen. Es entspricht dann zeitlich wie inhaltlich die animistische Phase dem Narzissmus, die religiöse Phase jener Stufe der Objektfindung, welche durch die Bindung an die Eltern charakterisiert ist, und die wissenschaftliche Phase hat ihr volles Gegenstück in jenem Reifezustand des Individuums, welcher auf das Lustprinzip verzichtet hat und unter Anpassung an die Realität sein Objekt in der Außenwelt sucht.“ (11)
Natürlich ist die Einteilung der Menschheitsgeschichte dem Drei-Stadien-Gesetz des Positivismus Auguste Comtes (12) abgeschaut und reflektiert offenkundig das lineare Fortschrittsmodell der Aufklärung des selbstbewussten, revolutionären Bürgertums Frankreichs. Aber im Gegensatz zum Positivismus weiß Freud, dass die früheren Stufen nicht ein für allemal überwunden wurden, sondern eine stets präsente Virtualität behalten – mit den bekannten katastrophischen Konsequenzen. In Zeiten des phantastischen Sturzes des Positivismus käme es deshalb zunächst darauf an, die bewusstseinsunabhängige, reale Außen- bzw. Objektwelt vor den illusionären Wunschphantasien kollektiv regredierender Narzissten zu retten. (13)
Get real
Das reife, materialistische Moment, wonach Wissenschaft erst einsetzt, wenn man eingesehen hat, dass man die Welt nicht kennt und darum nach Wegen suchen muss, um sie kennenzulernen, dass man also nach wirklichen, nicht vorgestellten Kausalitäten in den Naturwissenschaften, Geschichtswissenschaften, der Medizin, der Psychologie oder Soziologie fahnden muss, um sich bestenfalls einen kritischen Begriff von Individuum und Gesellschaft machen zu können, um Wege zu finden, das perennierende Leiden abzuschaffen oder wenigstens zu minimieren, gerät zunehmend auch unter Beschuss einer postmodernen Gegenaufklärung, einer sozialen Dekonstruktion bzw. genauer: Destruktion der Wissenschaft mit üblen Konsequenzen. Und zwar in erster Linie für die postkolonialen Subalternen, für deren vorgebliche Rettung vor dem imperialistischen und eurozentrischen Westen der ganze obskurantistische Hokuspokus überhaupt erst erfunden wurde.
Meera Nanda, eine inzwischen in den USA lebende, ganz und gar antiimperialistisch gesinnte Molekularbiologin und Wissenschaftsautorin aus Indien, der man immerhin zugutehalten muss, dass sie an den Voraussetzungen des Denkens (14) rigoros festhält, hat 1997 in einem Artikel (15) für das marxistische US-Journal Monthly Review herausgearbeitet, wie die Ideologeme westlicher, postmoderner, sozial-konstruktivistischer Anti-Wissenschaft zwar weltweit wirken, im konkreten Beispiel aber durch sogenannte neo-gandhianische „indigene Wissenschaftsbewegungen“, die sich aus den Hindunationalisten der BJP (16) rekrutieren, aufgegriffen werden. Diese bringen behauptete kulturelle Eigenheiten gegen Bemühungen um eine vernünftige Unterrichtung in den ländlichen Gebieten und urbanen Slums Indiens durch die people’s science movements (17) in Anschlag.
Deren Aufklärungskampagnen „bringen die Bildung in den modernen wissenschaftlichen Vorstellungen, vor allem denen, die aus der modernen ,westlichen‘ Biologie stammen, voran […] Evolutionstheorie, die Gesetze der Physik nach Newton und beziehen diese auf das Alltagsleben der Menschen unter Zurhilfenahme aller verfügbaren kulturellen Mittel: über Klassenräume, bis hin zu Kunstmärkten, Liedern, Straßeneckentheatern und Wissenschaftsprozessionen“. Beispiele dieser Bildungstätigkeit umfassen Astronomiekurse, die die Laufbahn eines der Erde nahekommenden Kometen erklären oder solche, die über einen Parasiten aufklären, der eine nationale Panik hinsichtlich eines „Fluches“, der auf grünem Gemüse liege, auslöste.
Die indigenen Gegenbewegungen auf der anderen Seite, die die indische Lebensweise (18), also religiösen Obskurantismus, Kastensystem und Unterjochung der Frauen, konservieren wollen, stemmen sich vehement gegen diese Unternehmungen und „erschaffen vollkommen neue Wissenschaften, in denen selbst die Naturgesetze unterschiedlich sind, da sie ihre Legitimierung als Tatsachen aus einer Weltsicht ableiten, die organisch und authentisch auf den ,way of life‘ der Menschen bezogen ist, die in diesen Gesellschaften leben.“ So haben beispielsweise hinduistische „revivalist parties“ in den Bundesstaaten, in denen sie an die Macht kamen, die moderne Mathematik durch eine „offensichtlich falsche Version ,Vedischer Mathematik’“ ersetzt. Wie unschwer zu bemerken, zählt das Nicht- bzw. Falschrechnenkönnen sicherlich nicht zu den besten Voraussetzungen für mittellose indische Subalterne, um sich den brutalen Zwängen des Weltmarktes stellen zu können bzw. zu müssen.
Gemein sind den indisch-indigenen wie auch den westlich-sozial-konstruktivistischen Ideologen für Volksverdummung jedenfalls die wesentlichen Annahmen des „Strong Programme“ der Soziologie der Wissenschaften nach David Bloor und Barry Barnes (19): „dass die physische ‚Wirklichkeit‘ nicht weniger als die soziale ‚Wirklichkeit‘ im Grunde ein soziales und linguistisches Konstrukt ist; dass wissenschaftliches ‚Wissen‘, weit davon entfernt objektiv zu sein, die dominanten Ideologien und Machtbeziehungen der Kultur reflektiert und verschlüsselt, die es hervorgebracht hat; dass die Wahrheitsansprüche der Wissenschaft inhärent theoriegeladen sind und dass der Diskurs der scientific community, trotz seines unbestreitbaren Werts, keinen privilegierten epistemologischen Status beanspruchen kann im Hinblick auf die gegenhegemonialen Narrative, die von dissidenten oder marginalisierten Gemeinschaften ausgehen.“ (20)
Oder um diesen Quatsch mit den Worten der Kulturpsychologen Kenneth und Mary Gergen (21) zuzuspitzen: „Es gibt keine besondere Konfiguration von Worten oder Sätzen, die in einzigartiger Weise mit dem verbunden ist, was wir entweder die Welt ‚da draußen‘ oder ‚hier drinnen‘ nennen. Wir mögen wünschen darin übereinzustimmen, dass ‚etwas existiert‘, aber was auch immer ‚existiert‘, stellt keine Ansprüche an die Konfiguration der Phoneme oder Sätze, die Menschen gebrauchen, um darüber zu sprechen. Aus diesem Grund entziehen wir jeder Person oder Gruppe das Privileg einen überlegenen Wissensanspruch bezüglich dessen, was existiert, zu erheben. Im Hinblick auf die Wahrheit (einer Passung von Wort und Welt) oder Vernunft (das Arrangement der Wörter selbst), kann keine Wissenschaft, Religion, Philosophie, politische Partei oder andere Gruppe ultimate Überlegenheit beanspruchen. Positiver ausgedrückt: ‚Die Welt kontrolliert nicht, was wir aus ihr machen.’“ (22)
„Die Welt kontrolliert nicht, was wir aus ihr machen“ – Pippi Langstrumpf käme sicherlich zu keinen anderen Schlüssen. Resultat dieser magischen kosmischen Harmonie ist indessen, konsequent zu Ende gedacht, dass es keinen Unterschied zwischen dem Wahn und seiner Kritik, zwischen Himmler und Adorno, mehr gibt bzw. geben kann. Die Annahme etwa, dass die Juden die Welt regieren, weswegen man alle Gewalt aufbieten, um diese „Gegenrasse“ zu vernichten, und dabei selbst natürlich „anständig“ bleiben muss, ist hiernach eine Sichtweise, die genauso „gültig“ wie ihr Gegenteil ist. Womit dann allerdings auch das Konzept des „gültig seins“, d.h. der Geltung, und dem, was daran hängt, also Sprache, Logik und Wahrheit jeglichen Sinn verlieren. Das Denken zerstört sich mit den Mitteln des Denkens selbst.
Und das hat Tradition; man werfe nur einen Blick in Die deutsche Ideologie, Marxens Auseinandersetzung mit Max Stirner und den deutschen Sozialisten, oder auf die Idealisten der deutschen, politischen Romantik wie Herder und Konsorten. Diese hatten, worauf Alain Finkielkraut einmal hingewiesen hat, bereits der Philosophie der Aufklärung vorgeworfen, sich arrogant im Geist über das Sein zu erheben, anstatt demütig anzuerkennen, dass „es“, also der Volksgeist, immer schon in uns bzw. uns denkt. Diese Niederlage des Denkens, so der Titel seines Essays, wird heute zwar ein wenig postmodern aufgehübscht, der Sache nach aber inzwischen global fortgeführt. Gegen den universalistischen Geist, die Vernunft, bringen die postmodern gestimmten Ewiggestrigen die Sprechorte, d.h. die Situiert- sowie Positioniertheit und damit die Perspektiven der nicht mehr urteilenden, aber dafür umso mehr empfindenden Subjekte in Stellung und tragen in lässiger Unbekümmertheit dazu bei, die „Schreie der Rebellion und des Leidens [zu] unterdrücken, sobald die Knute [nur] eine bejahrte, eine angestammte, eine historische Knute ist“ (Marx). Wenn man diese Entwicklung als das denunzieren will, was sie ist, ein selbst- und fremdgefährdendes Delirium, wird man nicht darum herumkommen, am Projekt der Aufklärung festzuhalten und immer wieder zu betonen, dass, wie der dänische Semiotiker Frederik Stjernfelt einmal lapidar festgehalten hat, „[d]ie Feier des menschlichen Opfers, des Krieges, der Steinigungen und des Abschneidens von Händen [und Köpfen, P.W.] [nicht] ein Wertmaßstab und das Streben nach Kunst, Wissenschaft und Demokratie ein anderer [ist], wobei es unmöglich [sei] zu behaupten, dass der eine dem anderen überlegen ist.“ (23)
Hilfloser Humanismus
Freuds in Die Zukunft einer Illusion geäußerter, zaghafter Hoffnung auf eine „Erziehung zur Realität“ sind damit Grenzen gesetzt, die gesellschaftlicher, nicht individueller Natur sind. Auch wenn er das Problem – die Kulturfeindschaft aufgrund irrationaler Triebopfer – realistisch bestimmt (24), zieht er jedoch die falschen, weil elitären Schlüsse. Bereits in seiner vor dem ersten Weltkrieg veröffentlichten Schrift Die zukünftigen Chancen der psychoanalytischen Therapie artikuliert Freud, worauf Johann August Schülein in seiner Studie aufmerksam macht, „tiefere Einsichten in die gesellschaftliche Wirklichkeit als jedes formaldemokratische Ausgehen vom sog. ‚mündigen Bürger’“ (25). Dort schreibt Freud treffend: „Über die Bedeutung der Autorität brauche ich Ihnen nicht viel zu sagen. Die wenigsten Kulturmenschen sind fähig, ohne Anlehnung an andere zu existieren oder auch nur ein selbständiges Urteil zu fällen. Die Autoritätssucht und innere Haltlosigkeit der Menschen können Sie sich nicht arg genug vorstellen.“ (26)
Später, in Die Zukunft einer Illusion, äußert er sich hinsichtlich der Schicksalsfrage der Menschheit, „ob und wieweit es gelingt, die Last der den Menschen auferlegten Triebopfer zu verringern, sie mit den ebenso verbleibenden zu versöhnen und dafür zu entschädigen“ dann auch folgendermaßen: „Nur durch den Einfluss vorbildlicher Individuen, die sie [gemeint sind die Massen, P.W.] als ihre Führer anerkennen, sind sie zu den Arbeitsleistungen und Entsagungen zu bewegen, auf welche der Bestand der Kultur angewiesen ist.“ Freud bewegt sich somit im Teufelskreis einer selbst geschaffenen Antinomie: denn wie soll es gelingen, „die kulturfeindliche Mehrheit von heute zu einer Minderheit herabzudrücken“ (27), wenn das Heilmittel dagegen doch von Anfang an zugleich die Ursache der Kulturfeindschaft war, der Teufel also mit dem Beelzebub ausgetrieben werden soll?
So rational Adornos Einsicht auch ist, der von Freud als Existential postulierten Lebensnot bzw. Ananke, die „heute in ihrer gesellschaftlichen Gestalt als überholt durchsichtig wird“ (28), von Freud aber nicht gesellschaftlich gedacht und damit – ganz der Bürger – zum Schicksal hypostasiert wird, wie folgt zu begegnen: „Wird jedoch in einer Gesellschaft, in der Hunger angesichts vorhandener und offensichtlich möglicher Güterfülle jetzt und hier vermeidbar wäre, gleichwohl gehungert, so verlangt das Abschaffung des Hungers durch Eingriff in die Produktionsverhältnisse“ (29) – so sehr stellt sich aber auch für Adorno das nämliche Dilemma, die entscheidende Frage nach dem Subjekt dieses Eingriffs, denn „während die Kultur zwar misslungen ist, und misslungen ist aus ihrer eigenen Schuld, die an ihr gerächt wird, ist die unmittelbare Barbarei, die durch ihr Misslingen herbeigeführt wird, dann immer noch das Schlimmere. Es ist ein metaphysischer Fehlschluss, […] dass man deshalb, weil die Kultur misslungen ist, weil sie also das nicht gehalten hat, was sie verspricht; weil sie Freiheit, weil sie Individualität, weil sie wahre Allgemeinheit den Menschen vorenthalten hat, weil sie also ihrem eigenen Begriff nicht genügt hat, dass sie deshalb nun zum alten Eisen zu werfen und frisch-fröhlich durch die zynische Herstellung der Machtverhältnisse unmittelbar zu ersetzen sei. Es ist einer der gefährlichsten Irrtümer […], anzunehmen, dass etwas deshalb, weil es nicht das ist, was es verspricht, weil es noch nicht sein eigener Begriff ist, auch schlechter sei als das Gegenteil der puren Unmittelbarkeit, das es zerstört.“ (30)
Nicht erst um das „Ich“ des Marxschen Imperativs, das „geschichtlich erst erstarkt sein [muss], um über die Unmittelbarkeit des Realitätsprinzips hinaus die Idee dessen zu konzipieren, was mehr ist als das Seiende“ (31) steht es schlecht, sondern, wie dargelegt, auch um das, was im Stande der Unfreiheit den Rückfall in die Barbarei zu verhindern hätte; den einzigen Fortschritt, den er noch avisierte, und der nicht erst mit dem Genozid in Ruanda ausgeblieben ist und bis dato ausbleibt, fasste er in bereits erwähnter Vorlesung wie folgt: „Ich glaube, wenn Sie zunächst einmal unter Fortschritt denken: dass es besser wird, dass keine Angst mehr ist – dann haben Sie ja gewiss nicht eine zeitlose und absolute Definition von Fortschritt, aber doch die konkrete Gestalt, in der dieser Begriff heute allenfalls erscheinen kann. Denn Fortschreiten heute heißt ja wirklich nichts anderes, als die totale Katastrophe vermeiden und verhindern; und ich würde sagen, wenn sie nur verhindert und vermieden wird, dann ist das eigentlich bereits der Fortschritt um das Ganze.“ (32)
Zur Voraussetzung einer Staats- und Kapitalkritik, die ihren Namen verdient, gehört es, nicht von der psychischen und ideologischen Verfasstheit der Staatssubjekte zu abstrahieren, denn die gelingende Realisierung der versöhnten Gesellschaft hängt an der Urteilsfähigkeit reifer, nicht pathisch projizierender Individuen. Zu dieser Reife zählt vor allem die illusionslose Bestandsaufnahme der wirklichen Verhältnisse, die Ablehnung halluzinatorischer Wunschbefriedigungen und Allmachtsvorstellungen. Dass diese nüchternen, selbstreflexiven Eigenschaften historisch am männlichen bürgerlichen Individuum der Aufklärung gewonnen wurden, spricht nicht gegen diese Eigenschaften, wie es eine phantastische Privilegien- und Aufklärungskritik verkommener Diskurslumpen will, sondern bloß gegen deren gesellschaftliche Partikularisierung. Das also wäre im Kern der Zusammenhang und Widerspruch von Genese und Geltung.
S. Freud: Totem und Tabu, Studienausgabe, Bd. 9, 375.
Vortrag von Saama Mani: Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten – und unsere eigene auch nicht, 10. November 2014, Wien. Nachzuhören unter: http://m.buechereien.wien.at/de/programm/podcasts/101 Eine Aufsatzsammlung mit gleichem Titel erscheint dieser Tage.
Freud: Totem, a.a.O., 315.
„Die Psychoanalyse geht genauso wie der gesunde Menschenverstand oder die Philosophie von Plato und Aristoteles bis Diderot davon aus, dass der erwachsene Mensch eine Vielzahl von äußeren Zwängen internalisiert hat, die einen integralen Bestandteil seiner Psyche bilden. Aus der psychoanalytischen Perspektive hat der erwachsene Mensch seine Omnipotenzphantasien aufgegeben, hat akzeptiert, dass Wörter nicht das meinen, was sie nach seinem Willen meinen sollten, hat erkannt, dass es andere Menschen gibt, deren Wünsche meistens im Gegensatz zu den eigenen stehen usw.“ Was die Psychoanalyse neben Politik und Pädagogik zu einem „unmöglichen Beruf“ macht, ist, wie Cornelius Castoriadis in diesem Zusammenhang weiter ausführt (Psychoanalyse und Politik, in: Psyche, 1996 Heft 09/10, 907 f.) dem Umstand geschuldet, dass die auf diesen Feldern Tätigen stets eine Autonomie supponieren bzw. sich dieser bedienen müssen, die faktisch (noch) nicht besteht.
Vgl. hierzu etwa Theodor W. Adornos Ausführungen: „Zunächst einmal genügt es mir für den Begriff der Freiheit – ich meine: der politischen Freiheit, nicht der Freiheit des Willens – vollkommen anzugeben, dass frei ein Zustand ist, in dem ich nicht, wenn es um halb sieben morgens schellt, vermuten muss, dass entweder die Gestapo oder die GPU oder eine andere ähnliche Institution mich abführen kann, ohne dass ich das Recht des Habeas Corpus dagegen geltend machen könnte.“ (Adorno: Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit, 2006, 197 f.)
Freud fasst das Verhältnis von Kultur und Gesellschaftsorganisation folgendermaßen: „Die menschliche Kultur ruht auf zwei Stützen, die eine ist die Beherrschung der Naturkräfte, die andere die Beschränkung unserer Triebkräfte. Gefesselte Sklaven tragen den Thron der Herrscherin […] Wehe, wenn sie befreit würden; der Thron würde umgeworfen, die Herrin mit Füßen getreten werden. Die Gesellschaft weiß dies und – will nicht, dass davon gesprochen wird. Aber warum nicht? Was könnte die Erörterung schaden? Die Psychoanalyse hat ja niemals der Entfesselung unserer gemeinschädlichen Triebe das Wort geredet; im Gegenteil gewarnt und zur Besserung geraten. Aber die Gesellschaft will von einer Aufdeckung dieser Verhältnisse nichts hören, weil sie nach mehr als einer Richtung ein schlechtes Gewissen hat. Sie hat erstens ein hohes Ideal an Sittlichkeit aufgestellt – Sittlichkeit ist Triebeinschränkung –, dessen Erfüllung sie von allen ihren Mitgliedern fordert, und kümmert sich nicht darum, wie schwer dieser Gehorsam dem Einzelnen fallen mag. Sie ist aber auch nicht so reich oder so gut organisiert, dass sie den Einzelnen für sein Ausmaß an Triebverzicht entsprechend entschädigen kann. Es bleibt also dem Individuum überlassen, auf welchem Wege es sich genügend Kompensation für das ihm auferlegte Opfer verschaffen kann, um sein seelisches Gleichgewicht zu bewahren. Im ganzen ist es aber genötigt, über seinen Stand zu leben, während ihn seine unbefriedigten Triebansprüche die Kulturanforderungen als ständigen Druck empfinden lassen. Somit unterhält die Gesellschaft einen Zustand von Kulturheuchelei, dem ein Gefühl von Unsicherheit und ein Bedürfnis zur Seite gehen muss, die unleugbare Labilität durch das Verbot der Kritik und Diskussion zu schützen. […] Die Psychoanalyse deckt die Schwächen dieses Systems auf und rät zur Änderung desselben. Sie schlägt vor, mit der Strenge der Triebverdrängung nachzulassen und dafür der Wahrhaftigkeit mehr Raum zu geben […] Infolge dieser Kritik ist die Psychoanalyse als ‚kulturfeindlich‘ empfunden und als ‚soziale Gefahr‘ in den Bann getan worden. Diesem Widerstand kann keine ewige Dauer beschieden sein; auf die Länge kann sich keine menschliche Institution der Einwirkung gerechtfertigter kritischer Einsicht entziehen.“ (Ges. Werke XIV, Die Widerstände gegen die Psychoanalyse, 106 f.)
Antonia Baum: Gendergerechte Sprache. Sagen Sie bitte Profx zu mir, FAZ 17.11.2014 http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/profx-als-geschlechte rgerechte-sprache-fuer-professoren-13268220.html zu Hornscheidt im Besonderen siehe auch meinen Artikel in Bahamas 56/2008.
Freud: Totem, a.a.O.
Vgl. Auguste Comte: Die Soziologie. Die positive Philosophie im Auszug, Stuttgart 1974. Comtes drei Stadien bilden die „kindliche“ Religion, die „jungenhafte“ Metaphysik und schließlich die „männliche“ positive Wissenschaft.
Dass dieser kritische Realitätsbezug in der (psychoanalytischen) Wissenschaft durchaus auch überschwängliche Züge tragen kann, darauf machte Otto Fenichel einmal aufmerksam: „Wir, weder panvolle Säuglinge und Schizophrene noch animistische Okkultisten und mystische Schwärmer, wir Logiker, wir haben uns im harten Kampf das neue Kriterium der ‚bw. Realitätsprüfung‘ geschaffen. Und damit uns Leid nicht erdrückt in durch dieses Kriterium bedingtem Lustverzicht, einem hohen Lustlohn dieses ursprünglichen Lustverzichts, eine neue Ethik, die keine andere Aufgabe stellt als die: Über Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit nur nach Einsicht zu entscheiden, und als die: Beim einmal Erkannten bleiben, solange die Gründe fortbestehen, die zur Erkenntnis bewogen haben, aber auch immer bereits sein, alle Gründe neu zu kritisieren. Diese neue Tugend, diese Tugend des Erwachsenen und des Überwinders alles reinen Lustprinzips, sie ist es, die nach Nietzsche „die jüngste aller Tugenden ist, die da heißt ‚Redlichkeit’“. Vielleicht wird man dies bedenkend, ermessen, dass der, der Verstand überall hin trägt, wohin überhaupt er sich tragen lässt, nicht auf der Flucht ist vor dem Verstanddisparaten, sondern vielleicht heißer und wahrhaftiger darum ringt, als der, der zweifelsfrei leichtfertig seiner Intuition Glauben schenkt. Dass die Erwägung nicht immer „Nüchternheit“ ist, sondern manchmal tieferer Rausch als der allzu billige, den der Gedankenlose am Bergesgipfel erlebt. Dass das Erlebnis des logischen Denkens nicht unheiliger ist als das eines lyrischen Gedichts, so dass ich schließen will, ein Wort Beer-Hoffmanns über die Gottessehnsucht variierend: Und näher seinem Trone steht mein Hassen als alle Liebe seiner Cherubim.“ (Psychoanalyse und Metaphysik. Eine kritische Untersuchung, in: Aufsätze Band I, FfM 1985, 29) Max Horkheimer ist diesbezüglich ganz ähnlicher Auffassung, wenn er in seinem Aufsatz Zum Problem der Wahrheit in der Zeitschrift für Sozialforschung IV/1935 etwa schreibt: „Von der Entschiedenheit, mit der die Menschen aus ihren Erkenntnissen Konsequenzen ziehen, von der Aufgeschlossenheit, mit der sie ihre Theorien der Wirklichkeit anpassen und verfeinern, kurz von der kompromisslosen Anwendung der als wahr erkannten Einsicht hängt zum großen Teil Richtung und Ausgang der geschichtlichen Kämpfe ab. […] Nicht ‚die‘ Geschichte besorgt die Korrektur und weitere Bestimmung der Wahrheit, so dass nun das erkennende Subjekt aus dem Bewusstsein heraus, dass auch seine differenzierte Wahrheit, welche die anderen aufgehoben in sich enthält, nicht die ganze sei, bloß zuzusehen brauchte, sondern die Wahrheit wird vorwärtsgetrieben, indem die Menschen, die sie haben, unbeugsam zu ihr stehen, sie anwenden und durchsetzen, ihr gemäß handeln, sie gegen alle Widerstände aus zurückgebliebenen, beschränkten, einseitigen Standpunkten zur Macht bringen. Der Prozess der Erkenntnis schließt ebensosehr das reale geschichtliche Wollen und Handeln wie das Erfahren und Begreifen ein. Dieses kann ohne jenes gar nicht vorwärtskommen. […] Nietzsche hat gesagt, eine große Wahrheit ‚will kritisiert, nicht angebetet sein‘. Dies gilt für die Wahrheit überhaupt. Er hätte hinzufügen können, dass zur Kritik nicht bloß das negative skeptische Moment, sondern ebensosehr die innere Unabhängigkeit [also die angestrebte Reife bzw. Autonomie, die der Freudschen Psychoanalyse vorschwebt, P.W.] gehört, das Wahre nicht fallen zu lassen, sondern in seiner Anwendung fest zu bleiben, wenngleich es einmal vergehen mag. Zum Prozess der Erkenntnis gehört beim Individuum nicht bloß Intelligenz, sondern auch Charakter und bei einer Gruppe nicht bloß Anpassung an die wandelnde Realität, sondern die Kraft, ihre eigenen Ansichten und Ideen zu behaupten und durchzusetzen.“
Als da wären, auf der Objektseite: die Existenz einer geistunabhängigen Welt, die für den menschlichen Geist erkennbare Qualitäten, Strukturen und Kausalitäten aufweist, sowie auf der Subjektseite: das allen Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehende Vermögen der (einen, unteilbaren) Vernunft.
Meera Nanda: Cautionary Tales from the Third World. Against social De(con)struction of Science, Monthly Review März 1997, 1–20. Kurzversion, nach der im Folgenden auch zitiert wird, online unter: https://www.andrew.cmu.edu/course/76-101AA/readings/nanda.htm
Bharatiya Janata Party ist eine indischen Hindu-Volkspartei und stellt gegenwärtig die Regierung.
Etwa der „Kerala Sastra Sahitya Parishad (KSSP) with 40,000 active members and nearly 1500 science clubs in small towns and villages in the state of Kerala. There are many other science-based, consciousness raising groups, some of them recognized nationally for their innovative educational methods in science, especially the central-India based Eklavya and the now closed Kishore Bharati, which in 1972 formed the nucleus of the Hoshangabad Science Teaching Program (HSTP), a program that has now spread to more than 500 schools.“
Über den Verbrecher Gandhi ist in dieser Zeitschrift von Peter Siemionek in der Nr. 53/2007 bereits alles Nötige zusammengetragen worden. Verblüffend ist, dass selbst eine hartgesottene Antiimperialistin wie Arundhati „blame the West“ Roy in jüngster Zeit auch am Heiligenschein dieses Nationalhelden massiv kratzt. So hat sie bspw. das Vorwort zu dem letztes Jahr bei Verso neu aufgelegten sehr lesenswerten und wichtigen Buch Annihilation of Caste von B.R. Ambedkar geschrieben, dem historischen Gegenspieler Gandhis, der mit der Schrift 1936 das Kastensystem und den Hinduismus scharf attackiert hat. Siehe in diesem Zusammenhang bspw. auch ihren Artikel hier: http://www.prospectmagazine.co.uk/features/indias-shame
Barnes, B., D. Bloor, and J. Henry: Scientific Knowledge: A Sociological Analysis, Chicago 1996.
Es kann durchaus vorkommen, dass verschiedene Theorien zu einem gegebenen Zeitpunkt um die Beschreibung und Erklärung desselben Phänomenbereichs konkurrieren, doch wird sich auf lange Sicht diejenige durchsetzen, die über eine größere Erklärungstiefe als die konkurrierenden verfügt, also erklären kann, warum andere Theorien die falschen Annahmen machen, die sie machen, oder weshalb diese auch zu den entsprechenden falschen Schlußfolgerungen kommen, zu denen sie kommen. Marxens Kritik des Fetischismus, der der bürgerlichen klassischen als auch neo-klassischen Ökonomietheorie sowie dem handlungsanleitenden Alltagsbewusstsein der Menschen unterliegt, ist hier bestes Beispiel. In die gleiche Richtung zielt auch eine Bemerkung Albert Einsteins: „The development of physics has shown that at any given moment, out of all conceivable constructions, a single one has always proved itself decidedly superior to all the rest. Nobody who has really gone deeply into the matter will deny that in practice the world of phenomena uniquely determines the theoretical system, in spite of the fact that there is no logical bridge between phenomena and their theoretical principles. […] Can we ever hope to find the right way? Nay, more, has the right way any existence outside our illusions? […] I answer without hesitation that there is, in my opinion, a right way and that we are capable of finding it.“ (Einstein: Ideas and Opinions, New York 1954, 226, 274, zit. nach Carl Ratner: Macro Cultural Psychology. A political philosophy of mind, Oxford/New York 2012, 79)
K. Gergen/M. Gergen: Toward a cultural constructionist psychology. In M. Hildebrand-Nilshon, C.W. Kim, D. Papadopoulos (Hg.): Kultur (in) der Psychologie: über das Abenteuer der Kultur in der psychologischen Theorienbildung. Heidelberg, 2002, 47–64.
Gergen/Gergen 2002, 51 zit. nach Ratner 2012, 35 f.
Frederik Stjernfelt: Secularism is a Fundamentalism! The Background to a Problematic Claim, In Telos 148 (Fall 2009)
„Man hat mit der Tatsache zu rechnen, dass bei allen Menschen destruktive, also antisoziale und antikulturelle Tendenzen vorhanden sind und dass diese bei einer großen Anzahl von Personen stark genug sind, um ihr Verhalten in der Gesellschaft zu bestimmen. Dieser psychologischen Tatsache kommt eine entscheidende Bedeutung für die Beurteilung der menschlichen Kultur zu. Konnte man zunächst meinen, das Wesentliche an dieser sei die Beherrschung der Natur zur Gewinnung von Lebensgütern und die ihr drohenden Gefahren ließen sich durch eine zweckmäßige Verteilung derselben unter den Menschen beteiligen, so scheint jetzt das Schwergewicht vom Materiellen weg auf’s Seelische verlegt. Es wird entscheidend, ob und inwieweit es gelingt, die Last der den Menschen auferlegten Triebopfer zu verringern, sie mit den notwendig verbleibenden zu versöhnen und dafür zu entschädigen.“ (Die Zukunft einer Illusion, 328)
J.A. Schülein: Das Gesellschaftsbild der Freudschen Theorie, Frankfurt 1975, 173.
Freud: Ges. Werke VIII, 109
Freud: Die Zukunft.einer Illusion, Ges. Werke, XIV, 328 f. bzw. 330.
T.W. Adorno: Veblens Angriff auf die Kultur, 1977, Ges. Schriften 10.2, 95
Ders.: Einleitung zum Positivismusstreit, 1969, Ges. Schriften 8, 347. Das Problem ist nämlich nicht ein zuviel, sondern ein zuwenig an Rationalität (im Sinne eines Interesses aller), weshalb es Horkheimer und Adorno auch darum ging, alle Argumente der Gegenaufklärung zur Stärkung der Aufklärung zu verwenden: „Die Dialektik der Aufklärung, die in der Tat den Preis des Fortschritts, all das Verderben mitbenennen muss, das Rationalität als fortschreitende Naturbeherrschung bereitet, wird gewissermaßen zu früh abgebrochen, nach dem Modell eines Zustands, dessen blinde Geschlossenheit den Ausweg zu versperren scheint. Krampfhaft, willentlich wird verkannt, dass das Zuviel an Rationalität, über das zumal die Bildungsschicht klagt und das sie in Begriffen wie Mechanisierung, Atomisierung, gern auch Vermassung registriert, ein Zuwenig an Rationalität ist.“ (Vernunft und Offenbarung, Ges. Schriften 10.2, 611)
T.W. Adorno: Metaphysik. Begriff und Probleme, FfM 2006 [1965], 200
Sie kennen das sicher. Von Betriebsfeiern, von Familienfesten. Zu später Stunde, vollalkoholisiert, werden Sie plötzlich von dieser Gefühlssülze übergossen, die Sie schon immer so eklig fanden. Dieses lauwarm Gefühlte, von dem Sie wissen, dass es so verlogen ist wie unabwendbar. Und Sie möchten nur noch nach Hause.
In gleicher Weise werden wir tagtäglich behelligt und penetriert von einem Moralkartell: schrecklich unausgelastete Menschen, die tagein, tagaus die Medien und das Netz durchforsten nach einem Satz, einem Wort, das sich der Deutungshoheit dieser Narren widersetzt. Es kommt diesen Zensoren bei ihren täglichen Kontrollgängen sehr entgegen, dass sie von konkretem Wissen weitgehend unbelastet und völlig humorbefreit sind. Eine Psychostruktur, die allen Lageraufsehern zu Eigen ist und dazu beiträgt, den Aufenthalt in Zwangslagern so unerfreulich zu machen.
In einem solchen intellektuellen Zwangslager leben wir zwischenzeitlich. Interessanterweise errichten es gerade diejenigen, die inflationär Begriffe wie „Vielfalt“ – gerne im Zusammenhang mit „Kultur“ und „Toleranz“ – abspulen, auch schon mal als „Diversity“ und natürlich der immer gern genommenen „Multikulturalität“. Und die immer „achtsam sind“ und „total wertschätzend“.
Gelebte „Vielfalt“ – sollte man meinen – bedeutet, dass abseits des eigenen Kanons jede Menge anderer und gegenteiliger Ansichten geäußert werden dürfen. Schließlich wäre es genau dies, was eine Gesellschaft „bunt“ und lebendig hält.
Nicht so, wenn Einfältige bestimmen, was vielfältig sein darf. Weil ihnen Freiheit zuwider ist, ahnden sie humor- und gnadenlos jeden Verstoß gegen das, was sie als moralischen Maßstab diktieren. Was den Horden vergangener Tage der Stürmer war, ist den heutigen der Shit-Storm. Der Shit-Storm heißt Shit-Storm, weil die Stürmer Shit absondern. Und genau wie bei ihren Vorgängern bleibt danach eine eklige braune Schicht zurück.
Das krude Rechtsverständnis der Shit-StürmerInnen ist hinlänglich bekannt. Dieter Nuhrs kabarettistischer Hinweis auf die speziell griechische Auslegung von Kreditverträgen konnte natürlich nicht geliked werden. Zum einen, weil der kalte Kapitalismus nicht durchkommen darf mit dem herzlosen Eintreiben verliehenen Geldes. Noch mehr aber, weil den StürmerInnen – die nicht selten in selbstdefinierten Rechtsräumen leben: besetzten Häusern oder unter Vollbetreuung durch Staatsknete – schon der Abschluss eines Baukredites als Fraternisierung mit dem Schweinesystem undenkbar wäre. Es wäre so bürgerlich wie all diejenigen, die sie verachten, und von denen sie so gut leben. Das Leben ungezählter „Autonomer“ beweist ja hinlänglich: Geld fließt auch ohne Verpflichtungen.
Das immer gleiche und vorhersehbare Geflenne und Gegreine des Moralkartells ist eine Farce nicht weniger als das erbärmliche Bild, dass die Entscheider auf allen Seiten in der Griechenland-Frage abgegeben haben. Aber es ist wie bei jedem noch so mittelmäßigen Zirkus: Solange das Publikum nicht mit den Füssen abstimmt, wenn statt des Clowns nur ein Hanswurst auftritt, solange wird eben weiter gespielt.
Und dann kommt es wie erlebt: Am Ende der Aufführung stürmen Liliputaner die Manege.
Be patient, work hard, follow your passions, take chances and don’t be afraid to fail.
Атеисты всех стран, соединяйтесь!
„И жить торопиться, и чувствовать спешит“ –
Цитата из стихотворения П.А. Вяземского Первый снег (1822). Поставлена А.С. Пушкиным эпиграфом к 1-й главе Евгения Онегина
„Wir wollen schnell leben und eilig empfinden“ –
(Übersetzung: JSB). Zitat aus einem Gedicht von P.A.Vjazemskij Erster Schnee (1822). Verwendet von A.S.Puschkin in erstem Kapitel von Eugen Onegin (1833).
„Statt der Dialektik erfolgte das Leben, und das Bewußtsein mußte es verarbeiten, das es etwas ganz anderes ist.“ – Verbrechen und Strafe (Fjodor Dostojewski)“ (Übersetzung JSB.)
Die Erkenntnis ist kein fertiges Ding, sondern ein dialektischer Prozeß, in dem eine neue Erkenntnis nur durch Negation und Aufhebung einer bestehenden Erkenntnis gebildet werden kann. Die gegenwärtige Gesellschaft und vor allem ihre selbsternannten „Eliten“ verhindern, diffamieren und bekämpfen andere als gerade herrschende, etablierte Meinungen und verwandeln damit lebendige Erkenntnis in eine tote, verdinglichte Ideologie, die damit vom Wissen zum Unwissen, zum Fetisch wird. Das gilt für alle institutionalisierten lediglich eigene Macht selbst akkumulierenden Bürokratien, die Politik, die Wissenschaft, die Psychologie, Psychotherapie, Psychoanalyse und andere.
Die Psychoanalyse muß sich hüten, erbaulich sein zu wollen.
Nicht die Flutwelle der Ankömmlinge, sondern die hier Ansäßigen sind traumatisiert.
„Der Nationalsozialismus lebt nach, und bis heute wissen wir nicht, ob bloß als Gespenst dessen, was so monströs war, daß es am eigenen Tode noch nicht starb; oder ob es gar nicht erst zum Tode kam; ob die Bereitschaft zum Unsäglichen fortwest in den Menschen wie in den Verhältnissen, die sie umklammern.“ (Theodor W. Adorno, 1959)
Deutsche neigen zur Wahnbildung einer „Willkommenskultur“ zwecks Angstverdrängung ihres schwachen ICHs angesichts des Islamofaschismus, ihr Autoritärer Charakter (Adorno) erträgt Ambivalenzen nicht.
Der Mensch ist ein Text, der eine wie von Marcel Proust, der andere wie aus der Apotheker Umschau. In einer Beziehung wird immer ein Buch geschrieben, ein Gedicht, ein Essay, eine Erzählung, ein Roman, ein Polizeiprotokoll, eine Bankbillanz, ein Einkaufszettel, eine Notiz – je nachdem. Liebe ist Hermeneutik, beide Texte gemeinsam zu lesen und gegenseitig in Einem mieinander weiterzuschreiben. Sex ist dabei die Typografie und das Papier, das Aussehen das Cover, die Illustrationen.
Der Mensch ist ein sich aus sich selbst heraus fortschreibender (eo ipso) Text, und Psychoanalyse (falls sie eine solche ist) ist Hermeneutik dieses Textes, im psychoanalytischen Prozeß wird der Text verstanden und unter Mitwirkung des Analytikers vom Analysanden weitergeschrieben, weitergestaltet.
»Die Sprache ist [.] ein Werkstück, und jeder kann auf sie draufhauen« (Elfriede Jelinek)
In seinem Vortrag „Marxismus und Dichtung“, gelesen 1935 auf dem Congrès pour la Défense de la Culture in Paris, schreibt Bloch, dass im sozialistischen Denken als dem einzig orientierenden, mancher marxistischer Dichter meint, „…er sei durch die Kälte dieser Berührung behindert. Das Innen kommt nicht gut dabei weg, das Gefühl und die sorgsame Lust, es zu sagen, werden nicht immer zur Kenntnis genommen. Jede Blume gilt dann als Lüge, und der Verstand scheint nur als trocken, oder, wenn er Saft hat nur als Säure erlaubt.“[1]
[1] [1] Ernst Bloch: Literarische Aufsätze. Frankfurt a. Main 1985, S. 138.
Wer keine Lebensfreude hat, der hat Moral.
Deutschland ist eins der am meisten, wenn nicht das am meinsten durchtherapierte Land der Welt, Psychotherapie, Selbsterfahrung, Coaching, psychologische Seminare überall, vom Flüchtling bis Bankvorstand. Deutschland ist das Land der Betreuten und der Betreuer, der Behandelten und der Behandler, der Patienten und ihrer Therapeuten. Kein Wunder, daß auch in der Politik Deutschland die Rolle eines Psychotherapeuten für den Rest der Welt, für ihren Patienten, beansprucht. Nach so viel Psychotherapie müssten Deutsche die Vernünftigsten, die Mutigsten und die Zufriedensten in der Welt sein, anstatt die Irrationalsten, die Ängstlichsten und die Unzufriedensten. Wieso ist es so?
Es ist so, weil Deutsche Selbsterkenntnis mit Selbstsucht und Tiefsinnigkeit mit Selbstbezogenheit verwechseln und was sie für Psychotherapie und Selbsterkenntnis halten, lediglich eine Bestärkung eigener narzistischer Opferrolle ist, mit Erklärungen, daß für das eigene Schicksal nur andere verantwortlich, also schuldig seien, vorwiegend die Mutter, der Kapitalismus, die Amerikaner und die Juden (Israel, Zionisten). Reflektion niergendwo, überall nur Beschuldigungs- und Betreuungsindustrie. Das ist, was Deutsche für Psychotherapie halten, das ist die herrschende Psychokratie in Deutschland, ein Werkzeug der Volksverdummung. Nirgendwo Aufklärung, nirgendwo Reflektion, die Unwissenheit ist Stärke, rot-rot-grüner Anton Reiser überall, Theodor Wiesengrund nirgends mehr.
Man ist das, was man in der Welt wahrnimmt und in seinem Leben macht. Wer sich mit sich selbst beschäftigt, beschäftigt sich mit gar nichts, außer daß man sein narzisstisches Selbst aufbläst.
Wenn 1.000.000 Menschen an ein Kalb mit 3 Köpfen glauben , dann nennt man es Religion, wenn 10.000 Menschen an ein Kalb mit 3 Köpfen glauben, dann nennt man es eine Sekte, wenn 1 Mensch an ein Kalb mit 3 Köpfen glaubt , dann nennt man es Paranoia.
Die Linken und Grünen sind heute der Staat, sie feiern sich selbst und ihre Politik unter den knatternden Fahnen. Der Protest der Jugend kommt deswegen von Rechts.
Da die Herrschenden heute sich Links und Grün nennen, kann Opposition nur Rechts heißen.
Zur Psychoanalyse, psychoanalytischer Psychotherapie, tiefenpsychologisch fundierter (psychoanalytisch orientierter) Psychotherapie gehören als zentrales Thema gesellschaftliche Probleme. Es geht nicht immer nur um die Mutterbrust, sondern auch um Konflikte in der Gesellschaft, in der der Mensch lebt und von der er formiert und deformiert wird.
Die real existierende Psychoanalyse in Deutschland ist ein politisch korrekter institutionalisierter Kastrat, der jedes konflikthafte Thema meidet, verhindert, zensiert, kontroverse Psychoanalytiker mundtot macht. Was Carl Müller-Braunschweig, Felix Boehm, Schultz-Hencke, Ernest Jones eingebrockt und Annemarie Luise Christine Dührssen für die nächsten 1000 Jahre dingfest festgebacken hat, ist für die Katze. „Zwar war Freuds Psychologie des Unbewußten längst von deutschen Mandarinen »verwissenschaftlicht« und die Psychoanalytische Bewegung durch Hitlers Terror zum Stillstand gebracht worden. Doch auch in den aktuellen Theorie- und Praxis-Gestalten der reimportierten, medizinalisierten und konventionalisierten Psychoanalyse glomm noch der Funke der Freudschen Ideologiekritik.“ – (Helmut Dahmer, In: Konkret 02/92, S. 52.) Die Medizinalisierung und Technokratisierung der Psychoanalyse machte sie zum toten Ding, zum Fetisch im saturierten Strukturalismus, der weder die Postmoderne noch den Dekonstruktivismus erfahren hat.
Ich haben nach vielen Auseinandersetzung mit der herrschenden Psychokratie verstanden: das Psychokraten-Racket präsentiert sich aktuell als selbstveredelte Omertà mit Enigma-Chiffriermaschine und Vertuschungshoheit, Verschweigeprivileg, Bemäntelungsbefugnis, Lizenz zum Retouchieren, Zensieren, Relativieren. Aufdeckende Methoden in der Psychotherapie sind damit verbannt und werden bald verboten. Nihil novi sub sole. Unwissenheit ist Stärke.
Rackets – nach Adorno mafiaartige bürorkatische alienähnliche selbt machtakkumulierende Verwaltunsorgane, mächtiger als Kapitalismus.
Die Welt ist nicht von Oberlehrern geschaffen. Ihr wesentliches Element ist das noch ungelebte Wirkliche. – Ernst Bloch
Materialismus ist, die Welt ohne vorgefaßte idealistische (religiöse) Schrullen zu betrachten.
Die stärkste alles beherrschende, selbstakkumulierende Macht ist nicht mehr der Kapitalismus, sondern die Bürokratie, die Rackets der Verwaltung.
Islam ist eine gewaltverherrlichende faschistische menschenverachtende Antikultur
Die Natur macht das Ei und das Kind, Gott macht den Hahn und den Mann.
„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ – Karl Marx
Der Bescheidene weiß bescheid.
Deutsche erkennen die Verkommenheit der Ankommenden nicht, weil sie die Eigene verdrängen. Das macht Angst.
Intelligenz und Charakter sind angeboren, vererbt, wie Augenfarbe, Nase, Füße, usw.
Seit 2001 bestimmt eine einzige Religion die Debatte: Der Islamofaschismus.
Es gibt keinen richtigen Islam im falschen.
Das Gutmenschen-Syndrom : die Gedankenlosigkeit, die Ignoranz, die Heuchelei (Hypokrisie) und die Verleumdungssucht.
Der Blick aufs Leben ist übergegangen in die Ideologie, die darüber betrügt, daß es keines mehr gibt. (Adorno)
Was nicht anfaßbar ist, wird unfaßbar, das Unberühbare wird zum Fetisch.
Der Mensch ist nicht nur ein gesellschaftliches und psychisches Wesen, er ist auch ein natürliches, biotisches Wesen.
Der kategorische Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. (Karl Marx)
Ohne daß die Massen, und zwar gerade wegen ihrer sozialen Integration, ihr gesellschaftliches Schicksal irgend mehr in der Hand hätten als vor 120 Jahren, entraten sie nicht nur der Klassensolidarität, sondern des vollen Bewußtseins dessen, daß sie Objekte, nicht Subjekte des gesellschaftlichen Prozesses sind, den sie doch als Subjekte in Gang halten. (Adorno) Die Beziehung zwischen objektivierten Subjekten und subjektivierten Objekt kennzeichnet die gesellschaftliche Struktur der kapitalistischen Gesellschaft. Aber um das zu begreifen, müsste man das andere Kapital lesen. (Paul Stegemann)
Nur der Tod ist vorhersehbar, das Leben nicht.
Empörungskollektive behindern die Erkenntnis.
CYNIC, n. A blackguard whose faulty vision sees things as they are, not as they ought to be. – Ambrose Bierce [pseudonym Grile Dod]
Reiche sind Arme mit viel Geld
Deutsche Psychoanalyse verwechselt Leblosigkeit mit Abstinenz und Beziehungslosigkeit mit Sachlichkeit.
Die ersten sechs Generalbundesanwälte der BRD waren sämtlich ehemals Mitglieder der NSDAP.
Wer nicht klar schreiben kann, der kann auch nicht klar denken.
Islam eine totalitäre Ideologie der Unterwerfung, der religiös verbrämten Machtergreifung. Täter sind Muslime, Muslime sind Sympatisanten der Täter.
Dreams unite, ideas divide.
Politik: Widerwertigkeit einer zum Staat gewordenen Kloake.
„Sooft ich eine politische Rede höre oder lese, was die uns Regierenden schreiben, bin ich entsetzt, seit Jahren nichts zu vernehmen, was einen menschlichen Klang hätte. Es sind immer die gleichen Worte, die die gleichen Lügen berichten. Und daß die Menschen sich damit abfinden, daß der Zorn des Volkes diese Hampelmänner noch nicht zerschmettert hat, ist für mich der Beweis, daß die Menschen ihrer Regierung keinerlei Bedeutung zumessen und daß sie spielen, ja wahrhaftig mit einem ganzen Teil ihres Lebens und ihrer sogenannten lebenswichtigen Interessen spielen.“ – Albert Camus
Für Antisemitismus braucht man keine Juden, man braucht nur Antisemiten.
Jeder ist anders. Wirklich. Einheitliche Front ist eine Illusion, eine Täuschung, eine Lüge. Konflikte und Koalitionen werden in Masken ausgetragen. Realität ist anders. Angela Merkel ist an Andreas-Lubitz-Syndrom erkrankt und fliegt Deutschland gegen die Wand.
„Die Wilden sind nicht bessere Menschen“ – Adorno
Der „autoritäre Charakter“ mit seiner narzisstischen Kränkung und seinem Sado-Masochismus, offenbart eine reaktionäre „Furcht vor der Freiheit“.
Ex Oriente Tenebris
Um Menschen zu verstehen, muß man den Sinn fürs Absurde haben.
Faschismus hat die Seiten gewechselt
Fakten können Vorurteile (bzw. Nachurteile) schüren.
Morbus Germanicus: Jemand belästigt jemand, man weiß nicht wer, man weiß nicht wen, alles sei nur ein sozialer Konstrukt.
»Der Nationalsozialismus lebt nach, und bis heute wissen wir nicht, ob bloß als Gespenst dessen, was so monströs war, daß es am eigenen Tode noch nicht starb, oder ob es gar nicht erst zum Tode kam; ob die Bereitschaft zum Unsäglichen fortwest in den Menschen wie in den Verhältnissen, die sie umklammern.« (- Adorno GS 10.2, 554)
„The only reason people do work for airlines is because the Nazi party is no longer hiring.“ – Iliza Shlesinger Die beste Therapie ist das Wissen
Angela Merkel in BILD-Zeitung, 29. November 2004 auf die Frage, welche Empfindungen Deutschland in ihr weckt: „Ich denke an dichte Fenster! Kein anderes Land kann so dichte und so schöne Fenster bauen.“
„Wenn ein Truthahn nach tausend Tagen geschlachtet wird, erscheint der Todestag dem Truthahn als unvorhersehbar, nicht aber dem Metzger.“ – Nassim Nicholas Taleb
Die FAZ, das intellektuelle Flagschiff der Republik hat sich zu Merkel mit der Breitseite gewendet. Dummköpfe, in Deutschland „Eliten“ genannt, werden diesen Ausdruck für eine freundliche Geste halten, für eine deutche Übersetzung des „Always Look on the Bright Side of Life“. In den geistigen Anal-Phabetismus dieser „Eliten“ sind die „Flüchtlinge“ ohne Weiteres integrierbar, einer geht immer noch herein. „Wart Pac pałaca, a pałac Paca“, sagen dazu die Polen, “ der eine taugt sowenig wie der andere“. Steht doch diesem Staat eine Frau ohne Eigenschaften vor, die den von Robert Musil beschriebenen Zerfall kurz vor 1914 (huch, was war denn da?) repräsentiert und betreibt.
„Das deutsche Volk kann Revolution machen nur noch gegen sich selbst.“ – Ulrich Sonnemann
„Weil das Notwendige nicht getan werden will, eröffnet sich der Spielplatz der Selbstverwirklichung; wem Vernunft als dogmatisch gilt, der hat jedenfalls Verstand genug, seine Halluzinationen auf Punkt und Komma zum totalen System der Sozialreform auszuarbeiten. Die materialistische Kritik hatte zwar 1848 versucht, sich einen Überblick zu verschaffen, denn „Ökonomisten, Philantrophen, Humanitäre, Verbesserer der Lage der arbeitenden Klassen, Wohltätigkeitsorganisierer, Abschaffer der Tierquälerei, Mäßigkeitsvereinsstifter“ wetteiferten schon damals darum, den „wahren“ deutschen Sozialismus (der besten, größten, stärksten in der Welt Philantropie, nämlich der deutschen, à la Merkel) auf Touren zu bringen.“ – Joachim Bruhn
»Kann sein«, fuhr er in seiner Schilderung der Zukunft Österreichs fort, »daß uns, wenn wir mit den Türken Krieg führen, die Deutschen in den Rücken falln, weil die Deutschen und die Türken zusammenhalten. Wir können uns aber mit Frankreich verbünden, das seit dem Jahr einundsiebzig auf Deutschland schlecht zu sprechen is. Und schon wirds gehn. Es wird Krieg geben, mehr sag ich euch nicht.« – sagte Schwejk.
„Es gibt doch tatsächlich eine verständige Definition der Widervernunft als solcher, statt den Massenmord als den irren Versuch scharfsinniger Rindviecher zu entziffern, die paradoxe, an sich selbst unbegreifliche Identität des Kapitals als automatisches Subjekt zu liquidieren und es als fixe Qualität zu verdinglichen, als Versuch daher des volksgemeinschaftlichen Mordkollektivs, das Kapital als naturale Eigenschaft sich einzuverleiben, d.h. das „Geldrätsel“ zu lösen, indem man G — G‘ (Geld macht Geld Anm.JSB) zum Wesen des Deutschtums erhob. Weil das Mordkollektiv vom Wahn inspiriert war, in der jüdischen „Gegenrasse“ sei das Geheimnis endlos gelingender Akkumulation quasi genetisch inkorporiert, so daß es des kollektiven Raubmords bedürfe, dieses Geheimnis den Juden aus dem Leib zu reißen und den Deutschen einzuverleiben, weil es ihre negative Utopie ausmacht, sich in den „Kapitalfetisch“ zu verwandeln und sich selbst als „reiner Automat“69 darzustellen: daher konnte der Versuch, das „Tausendjährige Reich“ der definitiven Abschaffung aller Vermittlung und der Selbstdarstellung des Deutschtums als des automatischen Fetischs schlechthin nur in der barbarischen Einheit von Verstandesdiktatur und Apokalypse münden. Der Nationalsozialismus war in dieser Perspektive „nichts anderes als“ der Versuch des Subjekts, sich selbst zu rassifizieren, um das Kapital unmittelbar als natürliche „Eigenschaft“ sich anzueignen, d.h. sein „Naturrecht“ auf die so endlos wie krisenfrei gelingende Akkumulation zu verwirklichen : eben das ist der (ja, auch: Lust-) Gewinn, den das Kollektiv aus Verfolgungswahn und Massenmord einstrich. Das war die Geschichte des Nationalsozialismus als Produktionsverhältnis, das ist der Grund dafür, daß die Deutschen nie deutscher waren als am 9. Mai 1945, daß sie seitdem die absolute Transzendenz ihrer Geschichte niemals werden vergessen können, bis endlich die „Emanzipation der Deutschen zu Menschen“(Marx) doch noch revolutionär gelingen möge. Es ist diese Überbietung jedweder Vermittlung im Mord an den Juden, die seitdem „aufgearbeitet“, bzw. voller Sehnsucht rekapituliert wird. Der öffentliche ,Diskurs‘ über den NS gleicht nicht nur einer nicht enden wollenden Trauerrede — wenn etwa die FAZ jammert, Hitler habe „das Selbstbewußtsein der einfachen Menschen gestärkt und seine Arbeitsleistung gewürdigt. Der Sinn für das Allgemeinwohl, dessen Träger der Staat ist, wurde wieder geweckt.“ — , sondern dieser ‚Diskurs‘ ist nichts anders als die Selbstdressur in die doch noch gelingen mögende Erfüllung des Hitlerschen Vermächtnisses. Es ist sein „Politisches Testament“ vom 29. April 1945, das seitdem abgearbeitet wird, sein letzter Wille, dem „internationalen Judentum und seinen Helfern“ den totalen Krieg zu erklären und dafür immer wieder aufs Neue im deutschen Staat die so klassenübergreifende wie die Klassen in sich aufhebende Volksgemeinschaft zu verschweißen, d.h. das Mordkollektiv, daß in erlogener präventiver Notwehr dagegen sich erheben solle, daß „die Völker Europas wieder nur als Aktienpakete dieser internationalen Geld- und Finanzverschwörer angesehen werden.“ Die restlose Verschmelzung der Individuen als Körper mit ihrer gesellschaftlichen Subjektfunktion hat stattgefunden, die deutsche Utopie war schon einmal Wirklichkeit gewesen: das ist der Grund für das allseits festgestellte Ausbleiben einer jeden Panik und Hysterie in der größten Krise des Kapitals seit 1929, der Grund auch dafür, das die konformistischen Revolteure etwa der Bewegung gegen das Stuttgarter Bahnhofsgrab selig identisch und zur Melodie von „Freude, schöner Götterfunken“ singen können: „Wir sind das Volk, wir sind das Geld.“ Das Urvertrauen in den Souverän ist ungebrochen (wenn nur diese Regierung nicht wäre!). (…) Der Warenhüter, das (juristische) Subjekt, in die Antinomie von Bourgeois und Citoyen, deren Synthese der Souverän in der Gestalt negativer Versöhnung ist, wie sie zuerst in der Form des Soldaten erscheint: kasernierte Mordenergie, bedingungslose Bereitschaft zum Töten und Getötetwerden, damit die Dezision (Entscheidung Anm.JSB) über Leben und Tod in letzter Instanz. (…) Im Normalzustand der Akkumulation ist der Souverän als Bedingung der Möglichkeit der Existenz von Staatsapparaten unsichtbar. Aber die Souveränität als reines Verhältnis von Befehl und Kommando, als die bedingungslose Pflicht zum Opfer und als unbedingte Freiheit zum Morden, wie sie im allgemeinen Menschen präsent ist, tritt in der großen Krise hinter den Staatsapparaten hervor und aus ihnen heraus, hebt die Gewaltenteilung auf und setzt sich absolut als „frei aus sich selbst Anfangendes“, als so ableitungs- und begründungs- wie rechtfertigungsloses „Ich will.“ (Hegel)
Die Begriff des Nationalsozialismus ist demnach, d.h., wie ihn auch der Materialist Johann Georg Elser praktisch zu fassen suchte, in der Perspektive zu entwickeln, daß Hitler als Erscheinung des allgemeinen Deutschen, als der Souverän, hinter den Staatsapparaten hervortrat und als Person unmittelbar alles, was deutsch ist, verkörperte. Darin nun konvergieren die Kritik der politischen Ökonomie und gewisse Einsichten der Psychiatrie, denn eine barbarische Gesellschaft kann nur von einem Subjekt repräsentiert und ausagiert werden, das seiner psychischen Konstitution zufolge nichts anderes als ist als eben: die negative Aufhebung des Subjekts, d.h.: ein Barbar sondergleichen. (…) Die Gestalt des unmittelbar allgemeinen Deutschen, der in einer Person inkarnierten Souveränität, ist der archimedische Punkt, zu dessen Begriff die materialistische Kritik dringend ihrer Belehrung durch Psychiatrie und Psychoanalyse bedarf. (…)
In der Konsequenz der unmittelbaren Erscheinung des allgemeinen Deutschen erblüht ein grandioses Verschmelzungserlebnis von Masse und Macht: das Glück vermittlungsloser Identität in der verkehrten Gesellschaft. Es ist, „als ob“ die Utopie des wahren deutschen Sozialismus, „man könne allen Waren den Stempel unmittelbarer Austauschbarkeit aufdrücken“, d.h. „alle Katholiken zu Päpsten machen‘, sich in der Volksgemeinschaft realisiert hat. Das Verhältnis von Volk und Führer mündet, je intensiver der Mordwille sich ausagiert, in zwar geborgter, gleichwohl fugenloser Identität, zumindest solange, wie auch nur ein Jude noch am Leben ist und die Jagd weitergehen darf bzw.: muß. (Darum ist Israel den Deutschen Verheißung und Schrecken zugleich, eben: „Das letzte Tabu deutscher Außenpolitik“90, d.h. Objekt von Angstlust par excellence.) Der Nazifaschismus war ein Traum — das ist der Profit, den Babi Jar und Treblinka den Deutschen abgeworfen haben, denn im Massenmord hatten sie sich die absolute Transzendenz einmal schon angeeignet. Die gern beschwatzte „Unfähigkeit zu trauern“ gründet darin, daß man die Verschmelzung niemals wird vergessen können und den Staat als den Garanten sine qua non ihrer möglichen Wiederkehr versteht, d.h. als Versprechen. Es ist die Hoffnung auf das organisierte Pogrom, was gegen Panik immun macht.
Das bedeutet nicht, daß dem System des erst pazifizierten, dann oberflächlich parlamentarisierten Wahns der deutschen Ideologie keine bemerkenswerten Einsichten in die Zukunft der Krise möglich sind, auch wenn dessen Lautsprecher nicht wissen, was sie denken, bevor sie hören, was sie sagen oder lesen, was sie schreiben — so der FAZ-Kolumnist Frank Schirrmacher, der, mutmaßlich den Einflüsterungen Dietmar Daths erlegen, dies zu bedenken gibt: „Wer meint, daß die aktuelle Vernichtung des Grundvertrauens in die Rationalität ökonomischen Handelns ohne Folgen bleibt, wird sich spätestens bei den nächsten Wahlen enttäuscht sehen. Über Nacht ist die Welt des Geldes fiktionalisiert worden. Die Flucht in die Verstaatlichung, die von den Banken selbst angeführt wird ist der Bankrott der Metaphysik des Marktes.“ So verständig schreibt kein „Neues Deutschland“. Und weiter: „Jetzt, da völlige Unklarheit darüber herrscht, was ist und was nicht ist, kann nur der Staat noch dezisionistisch darüber verfügen, daß etwas und nicht vielmehr nichts existiert.“ Noch ist nicht von Juden, sondern vom Geldwert die Rede, aber jeder weiß, was gemeint ist, nämlich die Erklärung des obersten Volkswirts in der Wolfsschanze. In derlei traumwandlerischen, aber zielsicheren Inszenierungen des Staatlichkeitswahns wird die sehnsüchtige Erinnerung an wie die tätige Hoffnung auf das (neuerliche) Erscheinen des unmittelbar allgemeinen Deutschen beschworen, denn wenn schon die aktuellen „Notstandsgesetze“ nichts weniger bedeuten als eine „Revolution von oben“ — wo ist dann der Kyffhäuser, wo wartet der authentisch deutsche Revolutionär? Es ist diese unheimliche Sehnsucht, die die Linkspartei mit der Rechtspartei trotz aller, oberflächlich betrachtet, verschiedener Terminologie lange schon eint, bevor sie nun, im sich warmlaufenden „Extremismus der Mitte“, zur Volksfront sich finden werden, zugleich der Grund dafür, warum ein ausgemachter Prä-Faschist wie der „Professor für BWL an der FH Worms“, Max Otte, den Horst Köhler und die Sarah Wagenknecht in einem Atemzug und fürs haarscharf Gleiche loben kann, für deren Programm „Werden Sie ,Volkskapitalist‘!“ und für ihren Appell: „Gebt das Geld in unsere Hände!„93 Denn wer, wenn nicht wir, ist das Geld? (…) Der Traum der deutschen Ideologie ist die Verwandlung der Volksgenossen in die lebendige Münze. In diesen Verschmelzungsphantasien läuft sich die neuerliche Transformation des bürgerlichen wie des proletarischen Besitzindividuums langsam warm in das, was Johann Most treffend die „Eigentumsbestie“94 genannt hat, d.h. die selbstbewußt zynische Verschmelzung der Individuen als homogene Subjekte mit der Akkumulation. Die gesellschaftliche Mitte, d.h. der Angelpunkt der falschen Gesellschaft wie der Nullpunkt ihres Bewußtseins zugleich, hat längst G — G‘ als ihr Naturrecht proklamiert und sinnt jetzt auf Rache dafür, daß niemand „den echten Wert der Bilanzen“‚ kennt. Denn, so Marx, „in dem zinstragenden Kapital ist die Vorstellung vom Kapitalfetisch vollendet, die Vorstellung, die dem … Geld die Kraft zuschreibt, durch eine eingeborene geheime Qualität, als reiner Automat, in geometrischer Progression Mehrwert zu erzeugen, so daß es … allen Reichtum dieser Welt für alle Zeiten als ihm von Rechts wegen gehörig und zufallend schon längst diskontiert hat.“96 Das ist die historische Mission der Eigentumsbestie, daß es den Fetischismus und die Naturalisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse nicht länger, wie es der akademische Marxismus glauben machen möchte, als die nur historische „zweite Natur“, d.h. bloße Kulisse und Simulation des „als ob“ dulden mag, sondern als die erste, rassische Qualität des Deutschtums setzen und sich einverleiben will.
„Aller Reichtum dieser Welt für alle Zeiten“, und dies von Staats und „von Rechts wegen“, sagt Marx, d.h. eben: das tausendjährige Reich glücklich gelingender Akkumulation im endlich doch noch vollbrachten Endsieg vollendeter Selbstrassifizierung. (…) Wo alle darum kämpfen, ein kleines Licht in einer großen Finsternis zu sein, wo ein jeder seine Utopie „vorlebt“, da treibt man sich gegenseitig in die allgemeine Umnachtung und hat sein Spaßvergnügen dabei “ – Joachim Bruhn
„Rasse heute ist die Selbstbehauptung des bürgerlichen Individuums, integriert im barbarischen Kollektiv.“ – Max Horkheimer/Theodor W. Adorno
Der Mensch ist nur noch eine staatsnotwendige Fiktion und als solche ist er das natürliche Material des Staates, der homogenisierte Lehm, der gelehmte Homo, aus dem die Staatspyramiden entstehen.
Zum Lernen muß man alleine sein. Wer nicht alleine sein kann, kann nicht lernen. Beziehuhngssüchtige, die ständig in Gruppen sein wollen, die ständig Kontakte suchen, auch elektronisch, im Internet, Handy, Kneipe, in sonstigen Gemeinschaften, Communities, werden zu Loosern, wenn sie es nicht bereits sind. Der Mensch ist ein Idividuum, er will jedoch lieber wie ein Regenwurm in einem Wurmhaufen vegetieren. Wo ein Wir ist, verschwindet das Ich. Aber nur ein Ich kann denken, das Wir kann lediglich fühlen, wie Würmer, die nur aus Bäuchen bestehen. Dann gibt es eine Volksgemeinschaft, die nicht denken kann, aber auf ihr Bauchgefühl stolz ist. Die Folge vom Bauchgefühl ist, was hinten herauskommt. Und darauf, was hinten herauskommt sagt der Deutsche, kommt es ja an. Und hinten kommt bestenfalls nur heiße Luft und Scheiße heraus.
“I think it’s very healthy to spend time alone. You need to know how to be alone and not be defined by another person.” ― Oscar Wilde
Das Leben: zum Teil Freiheit, zum Teil Sicherheit
Totale Freiheit, totale Sicherheit bringen nur den Tod.
„Nie waren die Deutschen deutscher als am 9. Mai 1945, und deshalb war der Nazi-Faschismus keine Enthüllung und keine Offenbarung, sondern ein Produktionsverhältnis im durchschlagendsten Sinne: die Produktion der Barbarei als einer qualitativ neuen, dem Kapital im doppelten Sinne des Wortes entsprungenen Gesellschaftlichkeit. Der Antisemitismus erschöpft sich keineswegs ,schon‘ darin, eine Verfolgungs- und Vernichtungspraxis zu initiieren, d.h. die sog. „Endlösung“, sondern er war zugleich die Produktion des Deutschen an und für sich, d.h. die Transformation der Bevölkerung in das deutsche Volk, d.h. dessen tatsächliche Enderlösung. Die entscheidende Frage ist also, was eigentlich das Mordkollektiv davon gehabt hat, was sein Movens war, die Tat zu begehen, und wie es sich selber begierig, lustvoll und leidenschaftlich in der Verfolgung und Ermordung der Juden als etwas substantiell Neues konstituiert hat — und wie das, was schließlich konstituiert worden ist, in der Gegenwart als die zum „Tausendjährigen Reich“ noch fehlenden 988 Jahre fortwest und die Bedingung der Möglichkeit dessen ist, daß die Krise, wie sie seit Jahren in den schwarzen Messen des nationalökono -mischen Okkultismus abgefeiert wird, von den Landsleuten so überaus gelassen, fast stoisch schon, hingenommen wurde und wird.“ – Joachim Bruhn
Die Kontrolle über die unkontrollierte Masseneinwanderung haben sich Einwanderer erkämpft.
Es gilt die Gesinnung, nicht die Realität«Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus.‘ Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus.» – Ignazio Silone
«Antifa ist die linke Ausprägung des Faschismus. Sie ist also selbst das, was sie vorgibt zu bekämpfen.»
Sklaven träumen nicht davon, freie Menschen, sondern Sklavenhalter zu werden.
„Wer widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern zum Schweigen gebracht.“ – Norbert Bolz
„Die Sprache ist im Guten wie im Schlechten nicht mehr Medium der Erkenntnis, sondern der kulturellen Hegemonie. (..) Wo sich statt Antagonismen Spannungsfelder auftun, hat der Geist bereits kapituliert. (…) Eine Welt, in der alle einander wechselseitig als kompatibel anerkennen und stets »das Gemeinschaftliche im Auge behalten«, kann schwerlich etwas anderes als die Hölle auf Erden sein. (…) Die Beliebigkeit ist also nicht harmlos, sondern hat hier wie auch sonst ein bestimmtes Ziel: die Zerstörung individueller Urteilskraft zugunsten einer Logik der »Anerkennung«, in der jeder Lüge Recht gegeben und jede triftige Erkenntnis in die Schranken ihres »Standorts« verwiesen wird.“ – Magnus Klaue
„Hochverrat ist eine Frage des Datums“ – Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
Die Skandalisierung eines Skandals ist eine in deutschen Medien meisterhaft beherrschte Disziplin.
„Es ist eine alte Weisheit, dass Macht stets die Verführung mit sich bringt, sie zu missbrauchen.“ – Wolfgang Schmidbauer
„C.G.Jung war ein psychoanalytischer Faschist, ein faschistisch schäumender Psychoanalytiker. “ – Ernst Bloch
„Die tatsächlich bestehenden und einsichtigen Leuten schon längst bekannten Verschiedenheiten der germanischen und jüdischen Psychologie sollen nicht mehr verwischt werden, was der Wissenschaft nur förderlich sein kann“ (…) „Die Gesellschaft (die Internationale Allgemeine Ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie (IAÄGP). Anm.JSB) setzt von allen ihren schriftstellerisch und rednerisch tätigen Mitgliedern voraus, daß sie Adolf Hitlers grundlegendes Buch ›Mein Kampf‹ mit allem wissenschaftlichen Ernst durchgearbeitet haben und als Grundlage anerkennen. Sie will mitarbeiten an dem Werke des Volkskanzlers, das deutsche Volk zu einer heroischen, opferfreudigen Gesinnung zu erziehen.“ C.G.Jung
„Ich weiß nicht, was passieren muss, bis endlich was passiert.“ „Ulrike Maria Stuart“ von Elfriede Jelinek
„Auch der sublimste erkenntnistheoretische Idealismus führt unweigerlich zum Solipsismus, zur Vergottung des Ichs, einer Elite, einer Rasse und endet schließlich im blutigsten Imperialismus.“ John F. Rottmeister
„Alles, was noch nicht gewesen ist, ist Zukunft, wenn es nicht gerade jetzt ist.“ – Angela Merkel
Psychoanalyse ist eine Erhebung über die Situation. Von oben hat man bessere Aussicht.
„Kritische Theorien, wie die Freudsche, artikulieren eine Erfahrung, die mit den jeweils herrschenden Denk- und Wahrnehmungsweisen unvereinbar ist. Gerade in dem, was der Konvention als unbrauchbar, als Abfall gilt und wovon in Wissenschaft und Lebenspraxis methodisch abgesehen wird, entdecken die Revolutionäre der Denkart das Neue, das ei¬ne bestehende Einrichtung des Lebens in Frage stellt. Indem sie an das Ausgegrenzte und erfolgreich Vergessene erinnern, markieren sie den Mangel der Ordnung, die über dem Grab der verworfenen Alternativen triumphierend sich erhebt. Und das dem Status quo verschworene Kollektiv stempelt solche Alchimisten, die aus Dreck Gold zu machen schei¬nen, stets zu Außenseitern6 . Aus der Erfahrung dessen, was den vorherrschenden, institutionalisierten Zwecken widerstrebt, erschüttern die Neuerer deren fraglose Geltung.“ – Helmut Dahmer
Die Umwälzung nach 1945 führte nicht zur Überwindung des Nationalsozialismus als Ideologie der deutschen Volksgemeinschaft, sondern rief lediglich die eitle Illusion hervor, daß mit der Kritik am Nationalsozialismus das nationalsozialistische Dünken selbst und seine innere Konflikthaftigkeit mit dem Judentum überwunden sei.
„Wie es Tatbestände gibt, die die Sinne in die Irre führen, wie im Fall der optischen Täuschung, so gibt es welche, die die unangenehme Eigenschaft haben, dem Intellekt Schlüsse zu suggerieren, die gleichwohl falsch sind.“ – Christoph Türcke
Das Geschlecht ist ein sozialer Konstrukt? Berg, Tal, See und das Meer auch!
Bereits Marx diagnostizierte den Deutschen das Umkippen von Ideologie in Wahn und Lüge. Wie gegenwärtig der Fall ist, neigen die Deutschen zu Ausbrüchen des kollektiven Wahns, der Massenpsychose mit zunehmendem Realitätsverlust. Der Wahn ist kurz, die Reue lang, pflegte meine Großmutter zu sagen.
Nach dem I. Psychosputnik-Gesetz verwandelt sich der frei florierende Zynismus ab gewissem Verdichtungsgrad seiner Intensität in hochprozentige Heuchelei, analog zu einer atomaren Kernschmelzereaktion. Diesen Prozess der zunehmenden Zynismuskonzentration mit anschliessender Explosion der Heuchelei kann man sehr deutlich gegenwärtig in Deutschland beobachten. Das Denken ist weggeblasen, pulverisiert, das (Hoch)Gefühl ist voll an seine Stelle getreten.
»Indem (der gesunde Menschenverstand) sich auf das Gefühl, sein inwendiges Orakel, beruft, ist er gegen den, der nicht übereinstimmt, fertig; er muß erklären, daß er dem weiter nichts zu sagen habe, der nicht dasselbe in sich finde und fühle; – mit anderen Worten, er tritt die Wurzel der Humanität mit Füßen. Denn die Natur dieser ist, auf die Übereinkunft mit anderen zu dringen, und ihre Existenz nur in der zustande gebrachten Einheit der Bewußtseine. Das Widermenschliche, das Tierische besteht darin, im Gefühle stehenzubleiben und nur durch dieses sich mitteilen zu können.« – G.W.F. Hegel, Phänomenologie des Geistes
„Die Verschleierung eigener Positionen durch Zitate und Zitatselektion dient dazu, eigene Positionen unkenntlich zu machen.“ – Ursula Kreuzer-Haustein
„Die Neurose ist das Wappen der Kultur.“ – Dr. Rudolf Urbantschitsch, Seelenarzt; „Sehr schön, aber es laufen derzeit schon weit mehr Heraldiker als Adelige herum.“ – Karl Kraus, Schriftsteller
„Zuerst verlieren die Menschen die Scham, dann den Verstand, hernach die Ruhe, hierauf die Haltung, an der vorletzten Station das Geld und zum Schluß die Freiheit.“ – Karl Kraus
„Ausbeutung heißt Beute machen, sich etwas durch Gewalt aneignen, was nicht durch eigene Arbeit geschaffen wurde, sich etwas nehmen, ohne Gleichwertiges zurückzugeben“ – Maria Mies
»Die Psychoanalyse ist eine Panne für die Hierarchie des Denksystems« – Pierre Legendre
Psychoanalyse entwickelt sich nicht weiter, weil sie nicht angewandt wird, es wird nur über sie gesprochen.
»Sie wissen, daß der Kampf des wissenschaftlichen Geistes gegen die religiöse Weltanschauung nicht zu Ende gekommen ist, er spielt sich noch in der Gegenwart unter unseren Augen ab … Die erste Einwendung, die man hört, lautet, … die Wissenschaft ist zur Beurteilung der Religion nicht zuständig. Sie sei sonst ganz brauchbar und schätzenswert, solange sie sich auf ihr Gebiet beschränkt, aber die Religion sei nicht ihr Gebiet, da habe sie nichts zu suchen … Die Religion darf nicht kritisch geprüft werden, weil sie das Höchste, Wertvollste, Erhabenste ist, was der menschliche Geist hervorgebracht hat, weil sie den tiefsten Gefühlen Ausdruck gibt, allein die Welt erträglich und das Leben lebenswürdig macht … Darauf braucht man nicht zu antworten, indem man die Einschätzung der Religion bestreitet, sondern indem man die Aufmerksamkeit auf einen anderen Sachverhalt richtet. Man betont, daß es sich gar nicht um einen Übergriff des wissenschaftlichen Geistes auf das Gebiet der Religion handelt, sondern um einen Übergriff der Religion auf die Sphäre des wissenschaftlichen Denkens. Was immer Wert und Bedeutung der Religion sein mögen, sie hat kein Recht, das Denken irgendwie zu beschränken, also auch nicht das Recht, sich selbst von der Anwendung des Denkens auszunehmen … Eine auf die Wissenschaft aufgebaute Weltanschauung hat außer der Betonung der realen Außenwelt wesentlich negative Züge, wie die Bescheidung zur Wahrheit, die Ablehnung der Illusionen« (Freud, 1933, S. 182 ff. und S. 197).
„Freuds »Religions«-Kritik galt den »Neurosen« genannten Privatreligionen (Heiraten, romantische Liebe, Gier, Ethik und Moral, etc. Anm. JSB) ebenso wie den kollektiven (Nation, Gutmenschen, Sport, etc. Anm. JSB);“ – Helmut Dahmer
Freud prognostizierte, die bestehende Gesellschaft werde an einem Übermaß nicht absorbierbarer Destruktivität zugrundegehen. (sofern nicht »Eros« interveniere (Eros ist nicht Ficken, sondern Caritas. Anm. JSB)).
„Wer dem Kult der »Werte« frönt, kann unsanft erwachen, wenn im Kampf der Klassen und Parteien, von dem er sich fernhält, Gruppen obsiegen, auf deren Programm eine »Umwertung der Werte«, z. B. die Aufwertung von »Unwerten« steht.“ – Helmut Dahmer
»Hinsichtlich der allgemeinen nervlichen Belastung wirkte die Lage im Dritten Reich auf den psychischen Zustand des Volkes ziemlich ambivalent. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß die Machtergreifung zu einer weitverbreiteten Verbesserung der emotionalen Gesundheit führte.Das war nicht nur ein Ergebnis des Wirtschaftsaufschwungs, sondern auch der Tatsache, daß sich viele Deutsche in erhöhtem Maße mit den nationalen Zielen identifizierten. Diese Wirkung ähnelte der, die Kriege normalerweise auf das Auftreten von Selbstmorden und Depressionen haben. (Das Deutschland der Nazizeit verzeichnete diese Erscheinung zweimal: nämlich 1933 und 1939.) Aber gleichzeitig führte das intensivere Lebensgefühl, das von der ständigen Stimulierung der Massenemotionen herrührte, auch zu einer größeren Schwäche gegenüber dem Trinken, Rauchen und Vergnügungen« – Richard Grunberger
Von Anfang an hatte Hitlers Regime auch den Anstrich der Rechtmäßigkeit
„Die psychiatrischen Truppen der »kaiserlichen deutschen Psychiatrie« (Alexander und Selesnick, 1966, S. 214) jedoch, die 1914 ins Feld zogen, bekriegten immer noch die Krankheit, den äußeren Eindringling in ein gesundes System, und nicht die Neurose, das innere Ungleichgewicht zwischen Psychodynamik, Umwelt und Geschichte.“ – Geoffrey C. Cocks (Diese Einstellung herrscht bis heute in der deutschen Psychotherapie und findet explosionsartige Vermehrung im KOnzept der sog. „Traumatisierung“. Anm- JSB)
Der Plural hat kein Geschlecht.
„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.“ -Albert Einstein
„Der psychoanalytische Beitrag zur Sozialpsychologie der jüngsten Vergangenheit (und Gegenwart Anm.JSB) und ihrer Verarbeitung ist heute ebenso unerwünscht wie die Libidotheorie zu Anfang des Jahrhunderts.“ – I.Kaminer
»Ein böses und nur durch Unkenntnis gerechtfertigtes Mißverständnis ist es, wenn man meint, die Psychoanalyse erwarte die Heilung neurotischer Beschwerden vom >freien Ausleben< der Sexualität. Das Bewußtmachen der verdrängten Sexualgelüste in der Analyse ermöglicht vielmehr eine Beherrschung derselben, die durch die vorgängige Verdrängung nicht zu erreichen war. Man kann mit mehr Recht sagen, daß die Analyse den Neurotiker von den Fesseln seiner Sexualität befreit.« – Sigmund Feud, Gesammelte Schriften«, Band XI, S. 201 ff.)
Liebe: nur bestenfalls eine Mutter akzeptiert ihr Kind, so wie es ist, ansonsten muß man Erwartungen anderer erfüllen, um akzeptiert zu werden.
Früher galt als mutig, wer ein Revolutionär war, heute reicht es schon, wenn einer seine Meinung behält.
“Jeder fünfte Bewohner des Westjordanlandes ist ein israelischer Siedler”, greint die Generaldelegation Palästinas heute auf ihrer Homepage. Und jeder fünfte Bewohner Israels ist ein palästinensischer Araber. So what?
Nonkonformistische Attitüde und affirmative Inhalte – einer Kombination, die schon immer die linksdeutsche Ideologie gekennzeichnet hat. – Stephan Grigat
Es sind dieselben, die behaupten, das Geschlecht wäre nicht biologisch angeboren, sondern nur ein soziales Konstrukt, und zugleich daß die Homosexualität kein soziales Konstrukt wäre, sondern biologisch angeboren.
„Es gibt zwei Dinge“, so wußte Hitler schon 1923, „die die Menschen vereinigen können: gemeinsame Ideale und gemeinsame Kriminalität“ .
Nach der gewaltsamen Beendigung des Mordens durch die Alliierten waren die Deutschen (und sind es bis heute geblieben) noch deutscher als zuvor.
„Der Staat sind wir“: Dies Credo der Sozialdemokratie Ferdinand Lassalles war die Wahrheit der Volksgemeinschaft, und der Nazismus war die vermittlungslose Basisdemokratie der Deutschen.
Die Demokratie der Bürger ist die interessierte Demutsadresse an den autoritären Staat.
„Die deutsche Nation ist das Apriori dieser seltsamen Wissenschaft, die
vorgibt, nichts zu kennen als Quellen, Quellen und nochmals Quellen, nichts als das
lautere Plätschern der Tatsachen und das ungetrübte Sprudeln der Empirie. Die
Quelle aber ist der Historie, was der Jurisprudenz das Indiz: Spielmaterial, bloße
Illustration des Systemzwangs zum Rechtsfrieden, d.h. empirische Legitimation der
vorab existenten letzten Instanz, an der jede Berufung aufhört und jede Revision
endet. Egal, wer Recht hat, solange nur Recht ist; was immer die Quellen sagen,
ein Beweis gegen die Nation wird sich daraus nie und nimmer folgern lassen.“ (…)
„Historische Wahrheit wird nach dem Modell von Meinungsumfragen vorgestellt;
kein Sample jedoch wird je repräsentativ genug sein,
um der deutschen Nation als solcher die Taten der Nazis zuzurechnen.
Die juristische Methode dieser seltsamen Wissenschaft, die sich die Behandlung der
Geschichte anmaßt, weiß so überaus sorgfältig zwischen Intention und Resultat zu
scheiden, daß der einzig noch mögliche Weg historischer Wahrheitsgewinnung, der
allerdings leider ausgeschlossen ist, Psychoanalyse wäre.“ – Joachim Bruhn
Da die Psychoanalyse heute auch nur noch ein korruptes Racket ist, würde sie nicht helfen.
Der Himmel, wenn er sich schon öffnet, zitiert sich am liebsten selbst.
Je verkommener eine menschliche Kreatur, desto eher fühlt sie sich beleidigt, respektlos behandelt, in ihrer Ehre verletzt.
Der religiöse Rassismus der Islamisten, der den völkischen Rassismus der Nazis ersetzt hat, erklärt Allah zum Führer und die Jihadisten zu seiner privilegierten Kampftruppe: Wenn man so will, zu Allahs SS. Der Zusammenhalt dieser Kampftruppe wird über die Jenseitserwartung von Hölle und Paradies, also über das Instrument der religiösen Angst, sichergestellt. Diese Selbstbildfantasie der Islamisten ist mit ihrer (zumeist antijüdischen) Feindbildfantasie untrennbar verknüpft. – Matthias Küntzel
Kein Nazifaschist hat je wirklich geglaubt, er bezöge die Ermächtigung seiner Ansprüche aus dem Teutoburger Wald; keiner seiner demokratischen Erben hat jemals tatsächlich gedacht, ihnen erwüchse Legitimität im Resultat des “Lernens aus der Geschichte”; niemals war ein Sozialist der Ansicht, es sei die famose “Befreiung der Arbeit” und nicht vielmehr das Recht auf Beute, was seine Politik im Interesse der Arbeiterklasse motivierte. Und keinesfalls erwächst den Palästinensern irgendein Recht aus der Tatsache, daß sie zuerst da waren. Einer Gesellschaft, der Hunger kein Grund ist zur Produktion, kann auch das Leiden kein Grund sein zur Solidarität. Es ist die Ideologie, die mit der Unmittelbarkeit des Leidens agitiert, die aus dessen fragloser Evidenz Sinn zu schlagen sucht, sei es im Sinne von Caritas oder Amnesty International, sei es im Sinne der Freunde des palästinensischen Volkes für den Israelhaß der Antisemiten wie für den Islamfaschismus dieses Volkes. Ariel Scharon jedenfalls, der Zionist und praktische Antifaschist, ist dem aufgelösten Rätsel der Geschichte näher als die deutsche Linke, deren “Antifaschismus” sich als Aufstand der Anständigen à la Gerhard Schröder oder als Solidarität mit dem palästinensischen Volk ausagiert. (…) Im Wesen Israels als des ungleichzeitigen Staates der Juden liegt es aber nicht nur, Reaktion auf den Verrat an Aufklärung und Weltrevolution, nicht nur, Notwehrversuch gegen den Nazifaschismus und Asyl zu sein. Sondern eben auch, daß die üblichen Muster der bürgerlichen Rollenverteilung – hier das Gewaltmonopol des bürgerlichen Staates im allgemeinen und dort die Personen, die die Regierungsausübung im besondern besorgen – für den israelischen Staates aufgrund seiner Konstitutionsbedingungen keine Geltung mehr hat. Was sich unter anderem darin zeigt, daß diese “Kritiker” der israelischen Regierungspolitik für den faschistischen Mob und die Behörden, die Selbstmordattentäter belohnen, Verständnis aufbringen (Folge von Besatzung und Ausbeutung), dagegen für den Versuch, die militärische Infrastruktur der Gegner Israels zu zerschlagen, am liebsten die Begriffe Auslöschung oder Ausrottung der palästinensischen Bevölkerung im Munde führen. Wie hinter der treudoofen Frage, ob es nicht möglich sein müsse, Spekulanten als das zu bezeichnen, was sie sind, ohne gleich als antisemitisch zu gelten, so verbirgt sich hinter der treulinken Frage, ob nicht auch in Israel, weil es sich auch dort um eine bürgerliche Gesellschaft handele, Faschismus möglich sei, die Erkenntnis dieser Fusion in verquerer und verschrobener Gestalt. Verquer, weil ja gerade erklärt werden sollte, wie Israel, dieser Fusion zum Trotz, eine parlamentarische Demokratie ist und bleibt; verschroben, weil diese Einheit von Staat und Regierung im Übergang von einem unerträglichen Alten (die Vernichtungsdrohung) zum noch nicht erreichten Neuen (die herrschaftslose Gesellschaft) ja doch den Inbegriff dessen ausmacht, was einmal als “Diktatur des Proletariats”, als Emanzipationsgewalt und organisierte politische Macht der Revolution, auch und gerade auf den roten Fahnen stand. In Anbetracht der Grundidee des Staates Israel, vor dem Hintergrund der linken Staatsmythen, betreffend die “Diktatur des Proletariats”, muß jede Beurteilung der Handlungen der Regierungsvertreter auch die völlig andere Qualität dieses Staates, verglichen mit allen anderen, deutlich werden lassen. (…)
Wenn diese Linke über Israel schwadroniert, dann hört sich das nicht minder grausig an.Dabei liegt der Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus und dem Vernichtungswillen gegen die zum Staat gewordene bürgerliche Gesellschaft der Juden, gegen Israel, eigentlich auf der Hand:Der sogenannte Antizionismus stellt nichts anderes dar als die geopolitische, globalisierte Reproduktion des Antisemitismus, das heißt die Erscheinungsform, die er in Weltmarkt und Weltpolitik nach Auschwitz annehmen muß. Der Antizionismus ist der aus den kapitalisierten Gesellschaften in die Welt herausgekehrte Antisemitismus. So ist Israel der Jude unter den Staaten; die Verdammung des Zionismus als eines “Rassismus” durch die UNO gibt es zu Protokoll. Das macht: die moralische Verurteilung der menschlichen Unkosten der Konstitution bürgerlicher Staatlichkeit allein am Beispiel Israels führt vor Augen, was die Welt der Volksstaaten vergessen machen will – daß die Zentralisation der politischen Gewalt über Leben und Tod keineswegs die natürliche Organisationsform der Gattung Mensch darstellt, sondern Ausdruck eben von Herrschaft und Ausbeutung. Dabei ist Israel – und das macht die Kritik an diesem Staat so perfide und muß deshalb immer wieder gesagt werden – der einzige Staat dieser Welt, der für sich eine nicht zu bezweifelnde Legitimität beanspruchen kann. Israel, das ist der ungleichzeitige Staat, der entstanden ist sowohl als Reaktion auf das Dementi aller Versprechungen der bürgerlichen Nationalrevolution, sowohl als Antwort auf den stalinistischen Verrat an der kommunistischen Weltrevolution als auch als zu spät gekommene Notwehr gegen den Massenmord an den europäischen Juden. (…) Israel ist das Schibboleth jener doch so naheliegenden Revolution; es ist der unbegriffene Schatten ihres Scheiterns. Israel ist das Menetekel, das zum einen (und ganz unfreiwillig) die kategorischen Minimalbedingungen des Kommunismus illustriert, und das zum anderen sämtliche Bestialitäten zu demonstrieren scheint, zu denen der bürgerlich-kapitalistische Nationalstaat fähig ist. Wer Israel nicht begriffen hat, wer den Haß auf diesen Staat, den Antizionismus, und wer den Antisemitismus, das heißt den Vernichtungswillen sowohl gegen die in diesem Staat lebenden als auch gegen die kosmopolitisch verstreuten Juden, nicht begriffen hat als das, was Antisemitismus wesentlich darstellt: den bedingungslosen Haß auf die Idee einer in freier Assoziation lebenden Gattung, der hat den Kommunismus nicht als das “aufgelöste Rätsel der Geschichte” begriffen. –
Der ostentative Muslimeifer aber, der sich im Alltag mancher ‚Allahu-Akbar‘-Brüller vielleicht doch sehr in Grenzen hält, findet im blanken Judenhass unverhoffte Nahrung, wo ihnen unter unendlich öden Koranrezitationen und geistlosen, absurden Vorschriften längst das bisschen ungeglaubten Glaubens zwischen den Fingern zerrann und ihr Muslimsein kaum je mehr ist als das typisch dauerbeleidigte, immer schon jeder Verantwortung ledige Gruppengefühl. Überhaupt will jeder Eifer – insbesondere der aktuelle, rasende Eifer des weltweit angreifenden Islam – den Stachel eines weniger drohenden als hinterrücks längst geschehenen Glaubensverlustes kompensieren.“ Mit anderen Worten: Muslime wurden nicht für ihr abstraktes Muslimsein kritisiert, sondern dafür, was – global betrachtet – die Mehrheit konkret darunter versteht: Die von Gott gegebene Ermächtigung zu Terror, Entrechtung, Antisemitismus.Wer differenziert, sollte nicht unerwähnt lassen, dass Osama bin Laden, Hassan Nasrallah und wie all die schrecklichen Figuren so heißen, in der muslimischen Welt als Helden gefeiert werden – und zwar nicht von einer minoritären Sekte, sondern von Millionen Muslimen, auch in Deutschland. (,,) Der unfreiwillige und verborgene Essentialismus der Postmoderne macht das Begreifen unmöglich, weil er die Beziehung zwischen Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem nicht mehr zu thematisieren vermag. Wenn nur noch Vielfalt herrscht und Einzelnes und Allgemeines gewaltsam auseinandergerissen werden, bleibt die Verstandesleistung des begreifenden Subjekts auf der Strecke und die scheinbar ursprüngliche Differenz wird zum Mythos. Nicht nur dem Begriff des Allgemeinen, das ja ein noch einzulösendes ist, wird Gewalt angetan, auch dem Besonderen, dessen Unglück darin besteht, nur ein Besonderes zu sein, und das sich, weil es kein versöhnendes Ganzes gibt, dem schlecht-Allgemeinen, dem Racket nämlich, anschließen muss. – JAN HUISKENS
„Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.“ – Bettina Röhl
„Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. […] Je tiefer man ahnt, daß man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, daß man über die Apparatur verfügt.“ (Theodor W. Adorno, Philosophie und Lehrer, AGS 10.2, 491)
„Vieles, was im Sinne von Foucaults »Mikrophysik der Macht« populär werden sollte; also die Erkenntnis, daß Macht nicht pyramidal hierarchisch, sondern durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche hindurch wirkt, findet sich bereits in der Medizinkritik der Kritischen Theorie. Daß diese Thesen häufig übersehen wurden, mag daran liegen, daß sich Horkheimers entscheidende Äußerungen über Medizin und Psychiatrie nicht in den breit rezipierten Hauptwerken finden, sondern über die Gesamtausgabe verstreut sind. Wiemer suchte sie zusammen und zeigt, wie Horkheimer anhand der Medizin einen wesentlichen Charakterzug des modernen Kapitalismus ausmachte. Mediziner funktionieren laut Horkheimer wie fast jede wirtschaftliche Gruppe im Sinne eines Rackets. »Ein Racket«, erklärt er, »ist eine unter sich verschworene Gruppe, die ihre kollektiven Interessen zum Nachteil des Ganzen durchsetzt.« Allgemein betrachtet heißt das, daß sich die Klassengesellschaft in eine »neofeudale« Struktur verwandelt hat, innerhalb der Interessenverbände »nach dem Prinzip der Selbsterhaltung und der Machtakkumulation« funktionieren. Diesen Wandel macht Horkheimer an den Medizinern fest; und alles, was Horkheimer in seiner Kritik aussparte, von den Krankenversicherungen bis zum Pfusch in Krankenhäusern, wird von Carl Wiemer polemisch auf den neuesten Stand gebracht“ – Max Horkheimer
„Ein Shitstorm hat auch seine positive Seite. Da politisch korrekte Gülle meist in Richtung Originalität, Kreativität und Intelligenz geworfen wird, fliegt sie oft genug auf Leute, die zu lesen wirklich lohnt.“ – Evidenz-basierte Ansichten
Eine Frau wird als Frau geboren. ein Mann muß erst ein Mann werden.
Keine Paternalisierung, sondern fortschreitende Maternalisierung. Die Feminisierung und Genderisierug marginalisiert und zerstört die Vaterposition in den modernen »Gesellschaften«, die Vaterrolle erlitt allgemeine Degradierung, die Kanonisierung der Homosexulität im Speziellen und der sexuellen Diversität im Allgemeinen tilgt die noch übriggebliebenen Spuren einer Männlichkeit restlos aus, die nur noch als Schimpfwort der angeblichen „Paternalisierung“ im Jargon der Medien herumgeistert.
Post-Pop-Epoche: der Sieg der Mode über die Sitten.
„Wir brauchen schadhafte Gebäude, durch deren geborstene Wände man hindurch sehen kann, um wenigstens einen Anfang zum Denken zu gewinnen.“ – Victor Tausk
„Was man in römischer Zeit das »Abendland« und später »Europa« nennen wird, ist die politische Konsequenz des individualistischen Martyriums, das ein gesprächsfreudiger Stadtstreicher auf sich nahm, um die Legitimität des im universalistischen Dialekt vorgebrachten Neuen gegen die entkräfteten lokalen Sitten zu demonstrieren.“ – Peter Sloterdijk
„Was nützt einem die Gesundheit wenn man ansonsten ein Idiot ist.“ – Theodor Adorno
„Ich bin eine Feministin. Das bedeutet, daß ich extrem stark behaart bin und daß und ich alle Männer haße, sowohl einzelne als auch alle zusammen, ohne Ausnahmen.“– Bridget Christie
„Die Tragödie isolierter persönlicher Leidenschaften ist für unsere Zeit zu fade. Aber weshalb? Weil wir in einer Epoche der sozialen Leidenschaften leben. Die Tragödie unserer Epoche ist der Zusammenstoß der Persönlichkeit mit dem Kollektiv.“ – LeoTrotzki 1923
Pilecki, ein britischer Armeeangehöriger, vom britischen Geheimdienst nach Polen geschickt, um bewaffnete Sabotageakte und Terroranschläge zu organisieren und durchzuführen, bildete im Nachkriegspolen ein Terrornetz samt Waffenverstecken auf, plante und führte Sabotage und Terrorakte gegen Vertreter des polnischen Staates durch. Vertritt Frau Lengsfeld die Ansicht, daß diese Mordanschläge seligzusprechen sind, weil sie Kommunisten galten?
Es waren vorwiegend Kommunisten, die den Kampf gegen deutsche Faschisten geführt und gewonnen haben. Und Pilecki wurde wegen der Terrorakte, die er geplant und durchgeführt hat, zu Tode verurteilt, so wie jeder solcher Terrorist in einem anderen Staat verurteilt worden wäre, in dem die Todesstrafe galt.
Nicht die damalige polnische Justiz war in diesem Fall eines Mordes schuldig, sondern Pilecki und seine Todeskommandos. Andrzej Wajda zeigt diesen Konflikt in seinem wunderbaren Film “Asche und Diamant”.
Der Warschauer Aufstand von 1944 war ein Verbrechen an polnischer Bevölkerung Warschaus, verübt durch den ständig betrunkenen Kommandanten der Armia Krajowa in Warschau, Bor-Komorowski, der trotz des Verbots eines solchen Aufstands durch die polnische Exilregierung in London, im Suff diesen sinnlosen Kampf befohlen hat, der zigtausende Polen das Leben gekostet und Warschau der Vernichtung durch Deutsche preisgab.
Frau Lengsfeld vergaloppiert sich in ihrem Kommunistenhaß.
Denn wenn wir fantasieren, daß Amerikaner und nicht die Sowjets das völlig zerstörte, landwirtschaftlich geprägte, und durch die deutsche Besatzung verblödete Polen befreit hätten, dann wäre Polen heute keine Industrienation, sondern auf dem Niveau von Haiti.
Dies ist das Buch eines weitgehend unbekannten Helden. Ja, Held. Ich benutze dieses vielfach missbrauchte und aus der Mode gekommene Wort für einen außergewöhnlichen Mann, der nur deshalb nicht so bekannt ist wie Maximilian Kolbe, der freiwillig für einen Mithäftling in den Tod ging, weil er 1948 im kommunistischen Polen Opfer eines Justizmordes wurde.
Witold Pilecki , zuletzt Rittmeister der Armia Krajowa, der polnischen Heimatarmee, wurde im Mai 1901 in einer Kleinstadt in Karelien geboren, ging in Vilnius und Orjol zur Schule und schloss sich sehr jung den polnischen Pfadfindern an, weil sein Geld für ein Kunststudium nicht reichte.
Er kämpfte 1919/20 gegen die Eroberung Polens durch die Bolschewiki und wurde danach Offizier der Vereinigung für nationale Sicherheit.
Nach dem Einmarsch der Nazis in Polen half Pilecki beim Aufbau einer militärischen Widerstandsorganisation mit und ging in den Untergrund.
Obwohl er Familienvater war, meldete er sich freiwillig, als jemand gesucht wurde, der sich verhaften und nach Auschwitz deportieren lassen sollte, um im Lager eine Widerstandsorganisation aufzubauen.
Allerdings war ihm nicht klar, dass er nicht in einem normalen Gefangenenlager, sondern in einer Hölle landen würde, in der die gewohnten zivilisatorischen Standards nicht galten. Pilecki baute zielstrebig die gewünschte Organisation auf, schickte immer wieder Berichte über die Zustände im Lager nach draußen, die bis zur polnischen Exilregierung in London gelangten, ohne dass es jemals zu einem Einsatz gegen das Lager kam. Frustriert musste Pilecki erfahren, dass man ihn und seine tapferen Männer draußen abgeschrieben hatte. Es lohne sich nicht, wegen ein paar Skeletten den Aufstand zu befehlen. „So gingen also hier anständige Menschen in den Tod , und gaben ihr Leben, damit in der Außenwelt niemand verraten wurde, während weit schwächere Menschen, als wir es waren, uns lässig als Skelette bezeichneten.“
Pilecki half mehreren Häftlingen, aus dem Lager zu entkommen, lehnte für sich aber lange eine Flucht ab, weil er seine Aufgabe erfüllen wollte.
Erst als seine Organisation, die sich inzwischen über das ganze Lager erstreckte und in allen Arbeitskommandos mit mindestens einer Fünfergruppe vertreten war, durch Deportationen polnischer Häftlinge in andere Konzentrationslager fast zerschlagen wurde, entschloss er sich zur Flucht, nicht ohne seinem militärischen Vorgesetzen vorher Meldung gemacht zu haben. Dieser erwiderte überrascht: „…kann man sich denn so einfach aussuchen, wann man nach Auschwitz kommt und wann man wieder geht?“„Man kann schon“, antwortete Pilecki, der sich ab sofort mit aller Energie den Fluchtvorbereitungen widmete und kurz darauf mit zwei Haftkameraden erfolgreich ausbrach.
Statt zu seiner Familie zurückzukehren, was er gefahrlos hätte tun können, denn Pilecki war mit falschen Papieren ins Lager eingeliefert worden, blieb er im Untergrund. Beim Warschauer Aufstand 1944 hielt Pilecki praktisch im Alleingang zwei Wochen die deutschen Panzer an einer Ausfallstraße auf.Nachdem Polen kommunistisch geworden war, kämpfte Pilecki gegen die neuen Diktatoren. Er wurde 1948 als „Spion“ verhaftet, wochenlang gefoltert und dann von einem Militärgericht zum Tode verurteilt.
Sein Grab konnte nie gefunden werden.
Pilecki schrieb insgesamt drei Berichte über seinen Aufenthalt in Auschwitz, den kürzesten noch auf der Flucht, als er einige Tage Station in einem sicheren Haus machte, den längsten 1945 in Italien, wohin er versetzt worden war.Dieser Bericht wurde zuerst in Polen, dann in Amerika, schließlich auch in der Schweiz herausgegeben.Während der Autor in Polen und Amerika posthum hohe Ehrungen erfuhr, blieb sein Bericht in Deutschland weitgehend unbeachtet.
Er passt nicht ins antifaschistische Geschichtsbild, das weitgehend von Mythen beherrscht ist. Zu diesen Mythen gehört, dass die Häftlinge solidarisch gegen die SS vereint waren.Auschwitz ist so sehr zur Metapher geworden, dass die Lagerealität dahinter verschwindet.
Weitgehend unbekannt ist, dass Auschwitz ursprünglich als Vernichtungslager für Polen eingerichtet wurde. Diese Vernichtung wurde, besonders in den Anfangsjahren, mit aller Brutalität betrieben. Als ein SS- Mann, der gerade eine Häftling ermordet hatte, die entsetzten Blicke der anderen Insassen sieht, sagt er: „Was gucken Sie so, dies ist ein Vernichtungslager“. Pilecki hörte bei dieser Gelegenheit diesen Begriff zum ersten Mal.
Funktionshäftlinge, sogenannte Kapos waren aktiv an der Vernichtung beteiligt. Pilecki schildert mehrere besonders grausame Kapos, meist deutsche Kriminelle oder Kommunisten, die in ihren Bereichen eine tödliche Schreckensherrschaft ausübten. Nicht nur die Kapos waren gefährlich, auch die Zwangsarbeit und der Hunger trugen zur Sterberate bei. Pilecki, ein körperlich überaus fitter Elitesoldat, der Überlebenstechniken beherrschte und Entbehrungen gewohnt war, hatte Mühe, am Leben zu bleiben. Die Akademiker starben wie die Fliegen.
Erstaunlich, dass Pilecki immer wieder die Kraft aufbringt, während der anstrengenden Appelle die Natur zu genießen, den Sonnenuntergang zu bewundern. Er schildert, wie seine Sinne geschärft wurden. Er nimmt Blütenduft von weit entfernt stehenden Jasminsträuchern wahr.
Er hilft schwächeren Kameraden. Er verschafft halb verhungerten „Muselmännern“ bessere Arbeitsplätze mit mehr Verpflegung oder einen Aufenthalt in der Krankenstation, damit sie neue Kraft schöpfen können. Daneben baut er zielstrebig seine Widerstandsgruppen auf, wobei er systematisch Häftlinge ansprechen und gewinnen muss. Es spricht für Pileckis gute Menschenkenntnis, dass er dabei über Jahre nie verraten wurde. Etliche seiner Mitstreiter gerieten in die Fänge der SS, verrieten aber auch unter Folter nichts von den Widerstandsgruppen.
Wie sah der Widerstand aus? Neben den regelmäßigen Berichten nach draußen wurden während der Appelle die Mäntel der SS mit Thyphus- Läusen kontaminiert. Mit Erfolg. Der Thyphus raffte dutzende SS- Männer dahin. Besonders bestialische Kapos wurden umgebracht. Die Briefkästen, die von der SS an jeder Baracke angebracht worden waren, damit Denunzianten ihre Mitgefangenen bequem denunzieren konnten, wurden regelmäßig kontrolliert und gefährliche Denunzianten beseitigt.
Pilecki schildert die systematische Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener, den Aufbau, Betrieb und schließlich die Liquidierung des ersten Frauenlagers. Er beschreibt die Ankunft hunderter Warschauerinnen, die am Morgen durch das Lager marschieren, die Gefangenen anlächeln und am Abend mit abgeschnittenen Köpfen oder Brüsten auf Schubkarren zum Krematorium gekarrt werden. Stundenlang lässt ihn der Blick eines Zehnjährigen nicht los, der vor der Gaskammer mit anderen Neuankömmlingen auf seine Tod wartet und unter den vorbeimarschierenden Häftlingen anscheinend seinen Vater sucht. Pilecki schickte immer wieder Nachrichten über die Vergasung der Juden, beginnend mit den ersten Versuchen bis zur Fabrikmäßigen Routine, nach draußen.
Mitten im Bericht steht, Freunde, denen er sein Manuskript zu lesen gegeben hatte, kritisierten, dass er sich zu oft bei der Schilderung der alltäglichen Lagergrausamkeit wiederhole. Pilecki entgegnet richtig, dass sich der Horror täglich wiederholt hätte und die Leser das ertragen müssten, so wie die Häftlinge die Realität ertragen mussten.
Mit dem Beginn der „Endlösung der Judenfrage“, der regelmäßigen Ankunft von Transporten aus ganz Europa, verbessert sich die Situation im Stammlager beträchtlich.
Viele Dinge, die von den zur Vergasung geschickten Menschen zurückgelassen wurden, finden Eingang ins Lager. Von der Reiseverpflegung bedient sich zuerst die SS- Kantine, der Rest wandert in die Häftlingsküche. Der Hunger ist vorbei. Viele Häftlinge sind so wohlgenährt, dass deutsche Militärärzte, die 1943 die Transporttauglichkeit polnischer Häftlinge untersuchen müssen, über deren gute körperliche Verfassung staunen.Kapos und SS gehen in Kaschmir und Seide gekleidet, aber auch die normalen Häftlinge dürfen im Lager nun Zivil und Schuhe statt Holzpantinen tragen, haben warme Decken auf ihren Pritschen.
Obwohl die SS die Sachen der zu ermordenden Juden genau untersucht hat, kommt jede Menge Gold, Geld und Schmuck ins Lager. In den Suppentöpfen schwimmt Gold, das in Brot oder Kuchen versteckt war, in den Schuhen finden sich Geldscheine und Ringe.Es beginnt ein florierender Handel mit Gold, Diamanten und Schmuck unter den Häftlingen. Als Pilecki einen Häftling aus der Gerberei, wo die restlichen Sachen der Vergasten verbrannt werden, fragt, ob er mit ihm fliehen will, stellt sich heraus, das der über ein Kilo Gold verfügt.
Pilecki nimmt sich nie etwas von diesen unverhofften Reichtümern. Er will mit Dingen, an denen Blut klebt, nichts zu tun haben. Erst als er fliehen will, nimmt er von Kameraden Geld an, das er draußen brauchen wird.
Wenn man sieht, wie detailreich seine Schilderung der Zustände in Auschwitz sind und weiß, dass dies alles schon weit vor Ende des Krieges der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, erstaunt es um so mehr, dass Auschwitz und Birkenau von den Alliierten nicht angegriffen wurden. Pilecki erlebt nur einen kleinen Luftangriff der Sowjets. Die panische Reaktion der SS, die er schildert, zeigt, wie wirkungsvoll die Vernichtungsmaschine hätte gestoppt oder wenigstens verlangsamt werden können.
Die Frage, warum das nicht geschah, ist bis heute selten gestellt und noch nie beantwortet worden.
Im Jahr 1917 waren nur 20 Prozent der Einwohner Kiews Ukrainer. Und der Rest von ihnen waren Russen, Polen und Juden. Im östlichen Teil der Ukraine, zum Beispiel in Charkow, gab es noch mehr Russen. So gab es nur einen kleinen Teil der Nationalisten auf der Seite des Parlaments in den Städten. Und das Dorf unterstütze das nicht. Eine katastrophale Situation der Nahrungsmittelversorgung brachte die Stadt dazu, das Dorf auszurauben. Hungersnot (Holodomor) fing nicht erst mit den Bolschewiki an, sondern schon früher. Wirtschaftliche Instrumente funktionierten nicht mehr. Rada begann, Lebensmittel zu fordern, aber das Dorf wollte kein Brot abgeben. Und das Dorf rebellierte. Als Folge lehnte die Bauernschaft, die Grundlage der Ukrainischen Nationalen Republik, die Republik ab. Der Zentralrat verlor alles, weil er es versäumte den Bauern das Nötige zu geben. Und die Bauern wollten, daß ihr Recht auf das Land, das sie von Grundbesitzern und anderen wohlhabenden Landbesitzern nahmen (raubten), gesetzlich bestätigt wird. Erst am letzten Tag des Januars 1918 verabschiedet Rada schließlich das Gesetz über die Verwendung des von Bauern geraubten Landes, ohne Entschädigung. Sie hofften so die Sympathie der Bauern zu gewinnen. Aber es war zu spät. Die Rebellion gegen die Rada hatte in Kiew bereits begonnen.
Die Hungersnöte der Ukraine waren auch durch die Vernichtung der Lebensmittel durch die Bauern verursacht, die oft lieber selbst nichts zu essen hatten, als daß sie ihre Ernte weggaben.
Die manichäische Sichtweise auf die Geschichte und die Gegenwart Rußlands hilft niemandem.
Ebenso gibt es unzählige, sehr ehrliche, russische Filme über die Zeit des Stalinismus, berühmt innerhalb und außerhalb Rußlands.
Hierzu zählen solche Filme, wie “Die Sonne die uns täuscht” von Nikita Sergeevič Michalkov, “Der Tschekist” von Alexander Rogoschkin, noch in der Sowjetunion gedreht, und viele andere.
Filme, die es wagen, die Schecken der Stalinzeit ungeschönt zu zeigen, haben es im Kino offensichtlich schwer. Das war schon bei „Mitten im Sturm“ so, einem Film über das Leben von Eugenia Ginzburg, trotz herausragender darstellerischer Leistungen von Emily Watson und Ulrich Tukkur.
Das scheint sich bei „Kind 44“ zu wiederholen. Den Bestseller von Tom Rob Smith zu verfilmen, war sicherlich eine Herausforderung, an der Ridley Scott scheiterte. Daniel Espinosa übernahm und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Schon die Eingangsszene zeigt mehr über die von Stalin befohlene und unter dem Kommando von Nikita Chrusctschow exekutierte Hungersnot in der Ukraine, als man in Deutschland gewöhnlich erfährt.
Auf dem Höhepunkt des Holodomor, als 25 000 Menschen pro Tag starben, flieht ein Junge aus einem ukrainischen Kinderheim, in dem Kinder auf nackten Betten in Lumpen dem Verhungern preisgegeben sind. Er wird von einer im Wald kampierenden KGB- Truppe aufgegriffen, die das Ausbrechen aus den Hungergebieten verhindern soll. Weil der Kommandeur den Mut des Jungen bewundert, wird der nicht erschossen, sondern bekommt etwas zu essen. „Wie heißt Du?“ „Ich weiß es nicht mehr.“ „Dann bekommst du einen neuen Namen. Leo, wie Löwe“.
Leo Demidow ( Tom Hardy- genial!) wird dann Mitglied des KGB und jagt Sowjetfeinde. Dass er aus nicht ganz so hartem Holz geschnitzt ist, wie seine Genossen, zeigt sich, als er die Erschießung zweier Mädchen verhindert, bei deren Eltern sich ein Dissident versteckt hatte. Das trägt ihm den tödlichen Hass seines Untergebenen Wassili ( Joel Kinnaman- kongenial!)ein. Bald darauf wird Leo befohlen, seine eigene Frau Raissa( Naomi Rapace- wunderbar!) zu überführen. Er weigert sich, seine Frau zu verraten, wird dafür mit ihr verhaftet und nach einer Scheinhinrichtung zur Strafe in eine der aus dem Boden gestampften Industriemoloche á la Magnitogorsk geschickt. Sie bekommen ein Zimmer in einem schrecklich überfüllten Steinbau und sind damit noch privilegiert, denn die stolzen Erbauer der im Westen enthusiastisch gerühmten Industriegiganten hausen zu Hunderten in Holzbaracken, wo sie lediglich durch aufgehängte Tücher so etwas wie Privatsphäre herstellen können. Zu Recht bezeichnet bezeichnet Demidow den Ort als „Höllenloch“. Hier wird ein Junge ermordet. Alle Umstände entsprechen denen eines Mordes am Sohn seines Freundes Alexej in Moskau, den Demidow hatte überzeugen müssen, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe. Denn: Morde gibt es nicht im Sowjetparadies, sondern nur bei den Imperialisten.
Mit Hilfe seines neuen Vorgesetzten bei der Miliz ,Nesterow, erfährt Demidow, dass es entlang der Bahnstrecke Moskau- Rostow insgesamt 44 solcher Morde gegeben hat. Alles Jungen zwischen 9 und 15 Jahren. Demidow beschließt, den Mörder zu stellen. Beim Versuch, in Moskau die einzige Zeugin heimlich zu befragen, gerät Demidow wieder ins Visier des KGB. Es jagt ihn sein Erzrivale Wassili, der nicht nur Demidows Position in Moskau eingenommen hat, sondern auch gern der Nachfolger bei Demidows Frau werden will. Das ganze ist Spannung und Action pur, wenn auch eher ungewöhnlich realistisch, etwa, wenn der Wachsoldat eines Gulag- Transportes, in den Demidow und Rasissa zwischendurch landen, zwei Kriminelle anweist, Demidow während der Fahrt zu töten.
Solche Szenen haben sich in der Sowjetunion massenhaft abgespielt. Der beklemmende Realismus ist es, was den Kulturminister Russlands bewogen hat, den Film als „untragbar“ zu bezeichnen und die Aufführung in Russland zu untersagen. Ein Grund mehr, ihn sich anzuschauen.
Am Ende stellt Demidow den Mörder in Rostow. Es stellt sich heraus, dass der Mann auch aus dem Hungergebiet der Ukraine stammt. Im Buch handelt es sich sogar um Demidows jüngeren Bruder. Im Film ist Vlad ein Kind des Heimes, aus dem Leo entflohen ist. Der Mörder ist gefasst, Leo wird rehabilitiert und darf die Leitung einer zu gründenden Mordkommission in Moskau übernehmen, aber erst, nachdem er anerkannt hat, dass Vlad ein aus dem Lager entkommener deutscher Agent war, denn: Mörder gibt es nicht im Sowjetparadies, nur imperialistische Agenten.
Die Handlung basiert auf wahren Ereignissen um den ukrainischen Serienmörder Andrei Romanowitsch Tschikatilo, der mindestens 53 Menschen ermordete.
Sehr geehrter Herr Broder,
sehr geehrter Herr Maxeiner,
sehr geehrter Herr Miersch,hiermit protestieren wir aufs schärfste gegen die geschichtsrevisionistischen Ausführungen Vera Lengsfelds, die auf Ihrer „Achse des Guten“ erschienen sind (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/doppeltagebuch_1989_2009_8_mai/). Vera Lengsfeld äußert sich hier, wie folgt, zum Fall Iwan Demjanjuk:
„Das Kriegsende vor spielt unter den heutigen Topthemen keine Rolle. Eher schon die bevorstehende Auslieferung von Iwan Demjanjuk, dem Mittäterschaft am Tod von tausenden Häftlingen vorgeworfen wird. In der stalinistischen Sowjetunion war der Mann Traktorfahrer. Er hat also die stalinistische Willkür gegenüber der ländlichen Bevölkerung miterlebt. Dann wurde er Soldat. An der Front hat er mitansehen müssen, wie die Soldaten der Roten Armee verheizt wurden. Als er gefangen genommen wurde, wusste er, dass seine Familie daheim verhaftet und in die Lager deportiert werden würde. Nach einem stalinistischen Gesetz war nicht nur der kriegsgefangene Soldat ein Verräter, sondern eben auch seine Familie. Er hat sich dann von den Nazis anwerben lassen und als Aufseher in Vernichtungslagern gearbeitet. Als „Iwan der Schreckliche“ soll er dort unzählige Gräueltaten begangen haben. Die Israelis haben ihn dafür zum Tode verurteilt, nach sieben Jahren Haft wegen Mangel an Beweisen freigelassen. Demjanjuk kehrte nach Amerika zurück. Was bleibt vom Leben, wenn die frühere Existenz von den beiden totalitären Diktaturen so vollständig zerrieben wurde? Nun will ihn die deutsche Justiz und man wird das Gefühl nicht los, sie will ein Exempel statuieren, um von ihrem Versagen bei der juristischen Bewertung der Verbrechen der beiden totalitären Diktaturen des letzten Jahrhunderts abzulenken.“ (Hervorhebung von uns)
Zum einen wird das Schicksal von Familienangehörigen Demjanjuks, die infolge „stalinistische(r) Willkür“ deportiert worden seien, umstandslos mit dem Schicksal der jüdischen (und nicht-jüdischen) Opfer nationalsozialistischer Völkermord-Verbrechen gleichgestellt, an deren Ausführung Demjanjuk mitwirkte (was auch Lengsfeld nicht bestreitet). Somit nivelliert die Autorin die Singularität des NS-Judenmords in einer Weise, die noch über die Auslassungen eines Martin Hohmann in diesem Zusammenhang hinausgeht. Zum anderen jedoch ordnet Lengsfeld – was weitaus gravierender ist – den Täter Demjanjuk allen Ernstes den Opfern des Stalinismus UND des Nationalsozialismus zu.
In der Logik eines „perversen Antikommunismus“ (Ralph Giordano), wie ihn Lengsfeld nicht erst seit dem 8. Mai dieses Jahres artikuliert hat, könnte etwa der Fall Gregor Gysi als Analogon zum Fall Demjanjuk betrachtet werden: Eine Reihe von Gysis Familienangehörigen fiel der Nazi-Diktatur zum Opfer, und in einer anderen „totalitären Diktatur“ trat Gysi als „Täter“ hervor. Würde Lengsfeld Gysi (dessen Handlungen – nota bene – nur in der Logik eines rasenden Antikommunismus mit jenen Demjanjuks auch nur im entferntesten vergleichbar sind!) etwa mitleidvoll bescheinigen, seine Existenz sei von zwei „totalitären Diktaturen“ „vollständig zerrieben“ worden? Natürlich nicht! Würde sich irgendein Parteifreund Gysis derart äußern, wäre Lengsfeld unter den ersten, die dies als Beweis für eine pro-totalitäre Haltung der „Linkspartei“ anführten.
Die gleichen Maßstäbe sollten an die ungeheuerlichen Äußerungen Lengsfelds zum Fall des Hitlerschen Schlächters Demjanjuk angelegt werden – Äußerungen, wie sie sich bislang ausschließlich in neonazistischen Publikationen, etwa der „Deutschen National-Zeitung“ Gerhard Freys, fanden.
Eine „Achse des Guten“, deren Engagement für bürgerliche Freiheit gegenüber religiösen Fanatikern und Ökologisten/Environmentalisten wir außerordentlich schätzen, darf sich nicht zum Sprachrohr einer Exkulpierung der willigen Vollstrecker Hitler-Deutschlands machen. Wer Demjanjuk für ein „Opfer“ zweier totalitärer Diktaturen erklärt, hat sich aus dem Konsens der wirklichen Antitotalitaristen herauskatapultiert.
Wir wären Ihnen außerordentlich verbunden, wenn Sie uns darüber in Kenntnis setzen könnten, welche Konsequenzen Sie aus der Veröffentlichung der genannten Äußerungen Lengsfelds ziehen.
Es sind dieselben, die behaupten, das Geschlecht wäre nicht biologisch angeboren, sondern nur ein sozialer Konstrukt, und zugleich daß die Homosexualität kein sozialer Konstrukt wäre, sondern biologisch angeboren.
„Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.“ – Bettina Röhl
„Ein Shitstorm hat auch seine positive Seite. Da politisch korrekte Gülle meist in Richtung Originalität, Kreativität und Intelligenz geworfen wird, fliegt sie oft genug auf Leute, die zu lesen wirklich lohnt.“ – Evidenz-basierte Ansichten:
They are the samewho claimthe sex/genderwould not bebiologicallyinnate, butonlyasocialconstruct, andat the same timethathomosexualitywas not asocialconstruct, butbiologicallyinnate.
„Reasonandrationalityarechance-less than everinthistotallymediatisedworld. An unpleasanttype„Sniper“ terrorizedsociety. Hiscurrent weapon: Thephobiaaccusation.“ – Bettina Röhl
„AShitstormhas also itspositiveside. Aspolitically correctmanure it isusuallythrowninthe direction oforiginality, creativity and intelligence, she fliesoftentopeople whoare really worth to read.“ – Evidenz-basierte Ansichten:
Manchmal hauen Dich Dinge um, die unfassbar, aber wahr sind. Mein gestriger Beitrag über den Hobby-Bildforensiker Eliot Higgins und dessen Unsinn war kaum geschrieben, da ruderten SPIEGEL und n-tv schon zurück. Chapeau, dass dies überhaupt geschehen ist. Ein Armutszeugnis aber dafür, dass mir als Hobby-Nichtbildforensiker sofort aufgefallen ist, dass da einer einen ganz großen Mist verzapft. Meine Beschwerde bei der ARD wurde einen Tag später schon beantwortet, aber da hatten die noch immer den Schuss nicht gehört. Bereits im August letzten Jahres schrieb Ralf Sotscheck in der taz:
Brown Moses ist Eliot Higgins, ein arbeitsloser Engländer aus Leicester ohne Fremdsprachenkenntnisse. Der 34-Jährige hat ein abgebrochenes Medienstudium hinter sich, seinen Job bei einer Wohltätigkeitsorganisation für obdachlose Asylbewerber hat er vor zwei Jahren verloren. So kümmert er sich zu Hause um die knapp dreijährige Tochter, während seine türkische Frau in einem Postamt arbeitet. Nebenbei surft er im Internet.
Dieser Lebenslauf klingt bei der ARD so:
Bellingcat ist eine investigative Gruppe um den früheren Finanz- und Verwaltungsfachmann Eliot Higgins. Die Gruppe betreibt eine gleichnamige Internet-Plattform, auf der sie die Ergebnisse ihrer Analysen veröffentlicht. … Ihre Analysen gelten unter Experten als zuverlässig und präzise.
Wirklich, es handelt sich um den selben Mann! So schnell geht Karriere, wenn man auf der richtigen Seite steht. Ein weiterer “Experte” ist Timmi Allen, den die junge Welt so beschreibt:
Als Verfasser der »forensischen Analyse« wird in dem Papier selbst ein Timmi Allen genannt, der am Montag nicht nur in der »Aktuellen Stunde« des WDR-Fernsehens ausführlich zu Wort kam, sondern auch für die ZDF-Nachrichtensendung »Heute« am heimischen Arbeitsplatz interviewt wurde. Hinter dem als »investigativer Journalist« (WDR) bzw. »Internetaktivist« (ZDF) Eingeführten verbirgt sich Olaf Neitsch – ein Mann mit vielfachen Begabungen und einer bewegten Vergangenheit, wie jW-Recherchen ergaben. (Hier dazu mehr)
Man ist ja im Netz einiges gewohnt, aber dass das Niveau der Berichterstattung unserer Qualitätsmedien so schlimm im freien Fall ist, nee! Ein Lichtblick war Florian Harms vom SPIEGEL. Sein Was wir aus der Berichterstattung über den Bellingcat-Report lernenlässt hoffen. Da schreibt er u.a. Selbstkritisch müssen wir festhalten: Diese professionelle Skepsis im Umgang mit der Quellenlage, das Hinterfragen der Quelle hätten wir bereits in den vorherigen Artikeln stärker zum Ausdruck bringen sollen. Wir lernen daraus und nehmen uns vor, dies in künftigen Fällen zu beherzigen. Denn wir wollen Sie, liebe Leserinnen und Lesern, so aufrichtig und transparent wie möglich über die Weltgeschehnisse informieren. Jegliche Hoffnung habe ich verloren, als im o.g. ARD-Bericht das las: In diesem Jahr erhalten Higgins und Bellingcat den Sonderpreis des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises, einer der renommiertesten deutschen Auszeichnungen für Journalisten. Ihr habt Euch nicht verlesen! Die Couch-Potato wurde am 15. April mit dem Sonderpreis des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises geehrt. Die Laudatio liest sich lustig:
„Ihre Methode der weltweiten Vernetzung öffentlich zugänglicher Quellen und ihre kompetente und verantwortungsvolle Auswertung ist beste journalistische Aufklärung auf dem Schlachtfeld moderner Propaganda- und Verunsicherungskriege.”
Nein, die Jury des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises hat fürwahr kein glückliches Händchen, wenn man die Preisträger der letzten Jahre so betrachtet (mich wundert nur, wie der Oliver Welke da reingerutscht ist): Jörg Armbruster, Marcel Mettelsiefen, Golineh Attai, Marietta Slomka Wenn man aber diese “Galerie” so sieht, dann fällt auf: Der Eliot passt da hundertprozentig rein. Das einzige was da nicht passt, ist der Name des Preises. Der Hanns-Joachim würde sich im Grab rumdrehen, wenn er wüsste, wie mit seinem Namen Schindluder getrieben wird und was man heute Journalismus nennt. Vielleicht sollte man den Preis in Jo-Goe-Preis umtaufen? Mein bescheidener Vorschlag: Der o.g. Olaf Neitsch, alias Timmi Allen, wäre auch ein würdiger Preisträger. Zum Abschluss noch ein Karrieretipp für junge Leser: Macht was ihr wollt, haltet Euch aber auf der richtigen Seite. Ihr könnt jeden Mist schreiben, Hauptsache es verletzt nicht die Interessen der NATO oder andere westliche Werte. Macht was abstruses. Gründet mit ein paar Anderen (darunter unbedingt auch Frauen mit Migrationshintergrund und verschiedenen Hautfarben) ein internationales Komitee für Humanität und Gerechtigkeit, das sich auch für Homoehe und was weiß ich noch alles einsetzt, verfasst Schriften gegen den bösen Putin, lobt die Pussy Riots, macht in Weißrussland mal ein Happening und kassiert anschließend bei NSA, BND und anderen Medien ab. Ihr werdet sehen: Der Werner Schulz schlägt Euch für den Lutherpreis oder den Sacharowpreis vor und auch der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis rückt dann bald in greifbare Nähe. Nur eines dürft ihr nicht: Unser schönes kapitalistisches System nicht ganz so toll finden und darüber vielleicht auch noch investigativ berichten. Dafür gibt’s leider — nichts. Nebenbei: Journalistisch saubere Arbeit ist eher hinderlich! Von Vorteil ist eine gefakte Entführung. Man sollte aber aufpassen, dass es nicht rauskommt. http://www.altermannblog.de/hanns-joachim-friedrichs-sonderpreis-fuer-couch-potato/#comment-5404
Es sind dieselben, die behaupten, das Geschlecht wäre nicht biologisch angeboren, sondern nur ein sozialer Konstrukt, und zugleich daß die Homosexualität kein sozialer Konstrukt wäre, sondern biologisch angeboren.
„Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.“ – Bettina Röhl
„Ein Shitstorm hat auch seine positive Seite. Da politisch korrekte Gülle meist in Richtung Originalität, Kreativität und Intelligenz geworfen wird, fliegt sie oft genug auf Leute, die zu lesen wirklich lohnt.“ – Evidenz-basierte Ansichten:
They are the samewho claimthe sex/genderwould not bebiologicallyinnate, butonlyasocialconstruct, andat the same timethathomosexualitywas not asocialconstruct, butbiologicallyinnate.
„Reasonandrationalityarechance-less than everinthistotallymediatisedworld. An unpleasanttype„Sniper“ terrorizedsociety. Hiscurrent weapon: Thephobiaaccusation.“ – Bettina Röhl
„AShitstormhas also itspositiveside. Aspolitically correctmanure it isusuallythrowninthe direction oforiginality, creativity and intelligence, she fliesoftentopeople whoare really worth to read.“ – Evidenz-basierte Ansichten:
CO2 ist ein starkes Treibhausgas, sagt das IPCC. Dazu bräuchte man nur den Verlauf des CO2 und der Temperatur in den letzten 100 Jahren anschauen: Beides stieg an. Fertig ist der Beweis.
Abbildung rechts: Verlauf von CO2 (grün und blau) und globaler Temperatur (rot) während der vergangenen 110 Jahre. Quelle: IPCC-nahe WebseiteSkeptical Science.
Überzeugt? Tyler Vigen hat in der großen weiten Welt der Statistiken nach ähnlichen Korrelationen gesucht und wurde fündig. Auf seinerWebseite “Spurious Correlations” hat er die interessantesten Korrelationen zusammengestellt. Unter den dort aufgeführten 30.000 Beispielen findet sich auch die folgende Kurve. Hätten Sie gedacht, dass die Anzahl der in Schwimmbecken ertrunkenen Unfallopfer bestens mit der Anzahl von Filmen korreliert, in denen der Schauspieler Nicolas Cage mitwirkt?
Interessant auch das nächste Chart. Dort erkennt man eine ziemlich gute Korrelation zwischen dem Alter von Miss America und der Anzahl von Mordfällen bei denen heißer Dampf und andere heiße Objekte eine Rolle gespielt haben:
Sehr überzeugend auch die folgenden beiden Kurven. Es scheint einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Anzahl weltweiter nichtkommerzieller Weltraum-Raketenstarts mit den Soziologie-Promotionsabschlüssen in den USA zu geben:
Spielverderber könnten nun einwerfen, dass Korrelation nicht gleich Kausalität bedeutet. Ein interessanter Gedanke. Gäbe es statt dem CO2 vielleicht noch einen anderen denkbaren Hauptantrieb für den globalen Temperaturanstieg im 20. Jahrhundert? In der Tat. Der Verlauf der Temperatur hat einen auffällig ähnlichen Verlauf wie die Sonnenaktivität, ausgedrückt in der Stärke des Sonnenmagnetfeldes (siehe Abbildung).
Abbildung: Entwicklung der Sonnenaktivität während der letzten 150 Jahre am Beispiel der Sonnenflecken und des Sonnenmagnetfeldes (nachMufti & Shah 2011). Abbildung aus unserem Buch “Die kalte Sonne”.
Falls Sie nun Lust an der Thematik gefunden haben, sei Ihnen Tyler Vigens Buch “Spurious Correlations” empfohlen, das im Mai 2015 erschien und auf Amazon erstanden werden kann.