Kategorie-Archiv: Political Cowardness

Das Dritte Reich und die DDR waren Wertegemeinschaften – wir sollen uns tunlichst davon fernhalten

Von Giuseppe Gracia. Politiker reden im Moment gern von „Wertegemeinschaft“ oder „Leitkultur“. Als wolle man uns in bewegten Zeiten mit harmonisierenden Werten und Ansichten beglücken. Was bedeutet der Versuch, politische Programme mit Verweis auf höhere Werte verbindlich ans Gewissen der Bürger zu binden und Alternativen als ethisch minderwertig abzukanzeln?

 

Von Giuseppe Gracia.

Im Klassiker „L’etranger“ von Albert Camus (1942) wird der Fremde, eine Figur von verstörender Ehrlichkeit, hingerichtet: letztlich nicht deshalb, weil er auf jemanden schiesst, sondern weil er an der Beerdigung seiner Mutter nicht weint und sich auch sonst weigert, mehrheitsfähige Gefühle und Ansichten an den Tag zu legen. Er verstösst gegen die moralische Konformität, das wird ihm zum Verhängnis.

Wie sieht es heute aus mit dem Zwang zur moralischen Konformität? Kürzlich sprach die Publizistin Cora Stephan hier von „Denkverboten statt Debatte„. Sie beschreibt das Phänomen einer sich verengenden Meinungsäusserungsfreiheit in Europa, bei Reizthemen wie Islam, Migrationspolitik oder Gender. Tatsächlich scheinen nicht wenige Leute das Gefühl zu haben, irgendwo da draussen gäbe es eine fürsorgliche Aufklärungs-Gendarmerie, die zwar nicht über totalitäre Strukturen verfügt, doch aber über eine massenmediale Schwarmintelligenz.  Was bedeutet das für unser Selbstverständnis als säkulare Gesellschaft? Säkularismus meint ja nicht nur die Trennung von Staat und Religion, von Gesetzgebung und persönlicher Weltanschauung. Sondern die Erkenntnis, dass eine liberale Gesellschaft allen Mitgliedern eine gedanklich-moralische Sphäre der Freiheit garantieren muss. Das geht nicht ohne Trennung von Macht und Moral.

Und dennoch reden Politiker im Moment gern von „Wertegemeinschaft“ oder „Leitkultur“. Als wolle man uns in bewegten Zeiten mit harmonisierenden Werten und Ansichten beglücken. Der Mitte-Links-Block tut dies gewöhnlich mit einem merkwürdig missionarischen Relativismus, der zwar nichts wissen will von einer zivilisatorischen Überlegenheit des Westens, aber trotzdem danach strebt, möglichst viele in diesen Westen hinein zu erziehen. Im bürgerlichen Mitte-Block dominiert ein geglätteter Pragmatismus zwecks Machterhalt, verkauft als angebliche Vernunft der Mehrheit. Während man im rechten Block von der Wiedergeburt einer patriotischen Gesinnungsgemeinschaft träumt – von einer Gemeinschaft, die auch als gedanklicher Grenzzaun gegen fremdländische Identitätsverwirrungen taugt.

Das Dritte Reich war eine Wertegemeinschaft – wir sollten uns davon fernhalten

Was ist davon zu halten? Was bedeutet der Versuch, politische Programme mit Verweis auf höhere Werte verbindlich ans Gewissen der Bürger zu binden und Alternativen als ethisch minderwertig abzukanzeln? Dazu der Philosoph Robert Spaemann 2001: „Es ist gefährlich, vom Staat als ‚Wertegemeinschaft‘ zu sprechen, denn die Tendenz besteht, das säkulare Prinzip zu Gunsten einer Diktatur der politischen Überzeugungen zu untergraben. Das Dritte Reich war eine Wertegemeinschaft. Die Werte – Nation, Rasse, Gesundheit – hatten dem Gesetz gegenüber immer den Vorrang. Das Europa von heute sollte sich von diesem gefährlichen Weg fernhalten.“

Und wie sieht es mit unseren Medien aus? Gewiss ist die Rede von der „Lügenpresse“ übertrieben und führt in den Nebel der Verschwörungstheorien. Trotzdem darf man feststellen, dass einige Medienschaffende, sei es beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder in der Presse, . Statt für Meinungsfreiheit kämpfen sie lieber gegen die „Hetze“ politischer Gegner. Statt einen Pluralismus der Anschauungen zuzulassen schüchtern sie lieber mit der Diskriminierungs-Keule ein – Seite an Seite mit Politikern und ausgewählten Sozialingenieuren. Das Ziel ist offenbar nicht mehr die Vermittlung umstrittener Sachverhalte, sondern die Formung eines moralisch erwünschten Volkskörpers.

Nur folgerichtig, wenn es dann zur journalistisch verpackten Propaganda für gesinnungsverwandte Regierungsprogramme kommt, wie eine aktuelle Studie der Hamburg Media School zeigt. Die Auswertung von 34 000 Pressebeiträgen zwischen 2009 und 2015 zum Thema Flüchtlinge ergab: 82 Prozent der Beiträge waren positiv, nur 6 Prozent hinterfragten kritisch die Flüchtlingspolitik der Regierung. Leider gibt es keinen Grund zur Annahme, dass eine solche Regierungsnähe nur in deutschen Medien oder nur beim Thema Migration vorkommt. So wenig wie die Verfolgung des sogennaten „Hate speech“ nur bei Facebook stattfindet.

Die Kirchen dienen sich dem Staat als Moralinspender an

Dazu erklärt die Amerikanische Anwaltskammer sinngemäss: Äussert sich jemand heutzutage über eine Gruppe von Menschen, die sich deswegen beleidigt fühlt, ist das bereits „Hate Speech“. Mit anderen Worten: es werden Gefühle und Anschauungen kriminalisiert und aus der Öffentlichkeit verbannt, mit Regierungsbeteiligung. Ein Beispiel aus Deutschland ist Bundesjustizminister Heiko Maas: dieser arbeitet seit 2015 mit Facebook und anderen Organisationen an „Vorschlägen für den nachhaltigen und effektiven Umgang mit Hasskriminalität“. Das geht in Richtung einer Mind Police, die ihre Einsatzwagen bestimmt nicht nur durch die sozialen Medien fahren lassen wird.

Dass diese Probleme zur Zeit durch einen anti-säkularen Islam verschärft werden, ist bekannt. Aber wie verhalten sich eigentlich die christlichen Kirchen? Im Moment empfehlen sie sich der Gesellschaft weniger durch den Anspruch, den geoffenbarten Willen Gottes kundzutun und die Auferstehung von den Toten zu bezeugen, als durch das Angebot, die Gesellschaft durch Wertevermittlung zu stabilisieren. Also auch hier eine Liebschaft zwischen Macht und Moral? Es sieht leider danach aus, wenn man sich dem Staat als zivilreligiöser Moralinspender anbietet.

Und dann gibt es ja auch bei den Christen das Lager der Fundamentalisten, die den Säkularismus überhaupt ablehnen und die Moderne dämonisieren. Das ist eine tragische Entwicklung. Nicht nur deshalb, weil damit der freiheitliche Staat ohne genuin christliche Verteidigung bleibt. Sondern auch deshalb, weil Jesus selbst die Unterscheidung zwischen Gott und Kaiser gemacht hat, zwischen weltlicher Macht und persönlicher Weltanschauung.

Christen, die das ernst nehmen, könnten für die Verteidigung des Rechtsstaates heute sehr wertvoll sein. Sie müssen den Säkularismus nicht als Gegensatz zum Christentum oder als Feind des Glaubens sehen, sondern als Kind aus der gleichen Familie. Dazu erklärt der Oxford-Professor Larry Siedentop im Buch „Die Erfindung des Individuums„, wie das christliche Denken den Weg zum Liberalismus nicht nur geebnet, sondern überhaupt erst ermöglicht hat und warum der Säkularismus aufgrund seiner religiösen Wurzeln gerade von Christen verteidigt werden sollte.

Ein Stein, den wir im Einsatz für die Freiheit immer wieder hochrollen müssen

So scheint die Trennung zwischen Macht und Moral immer weniger Verbündete zu finden. Sei es aufgrund eines Staates, der sich als Wertegemeinschaft versteht, oder aufgrund der Volkstherapeutik einer humanistisch erleuchteten Elite. Aber vielleicht gehört es gerade zum Wesen der individuellen Freiheit, dass ihre Verteidgung so anspruchsvoll ist. Denn der Einsatz für diese Freiheit schliesst stets die Freiheit dessen mitein, der mir Widerstand leistet, der mich ärgert und abstösst. Das bedeutet laufende Toleranzzumutungen und eine Pflicht zur Selbstdisziplinierung.

Natürlich darf man sich in einer Demokratie wünschen, dass die Mehrheit der Menschen, die zum Gesetzesgehorsam verpflichtet sind, die Wertintuitionen teilen, die den Gesetzen zugrunde liegen. Sonst haben auf die Dauer die Gesetze selber keinen Bestand. Aber diese Intuitionen zu teilen, kann nicht selbst wiederum erzwungen oder zur Bürgerpflicht erhoben werden. Denn das wäre ein Verrat an der Freiheit, die es ja gerade zu verteidigen gilt. Eine Verteidigung, die ohne Generallösungen auskommen muss und nie aufhört.

Das bringt uns zu Albert Camus zurück. Im „Mythos von Sysiphos“ (1942) beschreibt er, wie Sysiphos von den Göttern dazu verdammt wurde, auf dem Rücken eines unbesiegbaren Berges auf Ewig einen Stein hochzurollen, nur um ihn jedes Mal wieder hinabrollen zu sehen. Camus sieht darin ein Sinnbild der Existenz: den ebenso absurden wie grossen Kampf um die Freiheit. Camus schlägt vor, dass wir uns Sysiphos als glücklichen Menschen vorstellen, weil er trotz seiner Lage nicht aufgibt und dadurch grösser wird als sein Schicksal. Eine bis heute treffende Parabel. Zumindest dann, wenn wir uns vorstellen, dass unser aktuelles Ringen um die Trennung von Macht und Moral sich so anfühlt wie dieser Stein, den wir im Einsatz für die Freiheit immer wieder hochrollen müssen, auf den Berg menschlicher Schwächen und Bedrohungen.

Giuseppe Gracia ist freier Autor und Infobeauftrager des Bistums Chur

Siehe auch:

Dieses unser Land gehört wieder einmal selbsternannten Eliten, diesmal den neuen Moralisten.

https://psychosputnik.wordpress.com/2016/07/18/dieses-unser-land-gehoert-wieder-einmal-selbsternannten-eliten-diesmal-den-neuen-moralisten/

und

Psychokratie – eine neue Nomenklatura in Deutschland

https://psychosputnik.wordpress.com/2015/06/13/psychokratie-eine-neue-nomenklatura-in-deutschland/

Sprachregelungen und -klamauk haben die Realitätswahrnehmung ersetzt

Science-Slams: Die Wanderbude der Show-Wissenschaft. Glanz und Elend der Political Correctness.

Mit dem Sommersemester starten wieder Science-Slams an den Universitäten. Was als bürgernahe Wissenschaft gilt, zeugt eher von akademischer Torschlusspanik.

22.04.2015, von Magnus Klaue

Die Beliebtheit des sogenannten Schreibens nach Gehör an deutschen Schulen wird begleitet von einer Verachtung der stillen Arbeit, die als ineffizient und autoritär verrufen ist. In Gegenwart anderer schweigend und konzentriert einen Text zu lesen oder zu verfassen ist aber nicht mehr die einzige Zumutung, von der Pädagogen die Schüler befreien wollen. Als ähnlich anmaßend werden Vorträge und Referate wahrgenommen, erlegen sie den Zuhörern doch ebenfalls Phasen stiller, konzentrierter Rezeption auf. Um die Schüler von solch zeitraubenden Zwängen zu entlasten, ist Anfang dieses Jahres erstmals das an den Universitäten bereits etablierte Format des Science-Slams an deutschen Oberschulen erprobt worden. Innerhalb von zehn Minuten durften Jugendliche verschiedener Bundesländer, nachdem sie ein „Coaching“ absolviert hatten, im Rahmen diverser „Tage der offenen Tür“ ihre liebsten Schulthemen als „Performances“ präsentieren.

Miriam Schmitt und Michael Metzger von „Policult“, einer Veranstaltungsagentur für Science-Slams, beschreiben das Spektakel als Gegenentwurf zum Frontalunterricht: „Irgendjemand hat irgendeinen Text gelesen und das dann mehr schlecht als recht zusammengefasst, im schlimmsten Fall noch abgelesen.“ Science-Slammer hingegen dürfen sich kreativ kostümieren und Bilder, Videos, Haustiere und andere Requisiten mitbringen, um die Hierarchie zwischen Vortragendem und Publikum zu durchbrechen. Der Ablauf der Slams an den Universitäten ist ähnlich wie an den Schulen: Akademiker, meist Nachwuchswissenschaftler, präsentieren in einer Zeitspanne von drei bis zehn Minuten in populärwissenschaftlicher Sprache einen Gegenstand ihres Fachs. Alle Slams sind als Wettbewerbe angelegt, über die gelungenste Darbietung entscheidet das Publikum. Auch das soll dazu beitragen, der Wissenschaft ihren autoritären Nimbus zu nehmen.

Ob die Stilisierung des Slammers zum Kurzzeitstar weniger autoritär ist als das übliche Vortragsformat, kann bezweifelt werden. Neben dem angeblichen Abbau von Hierarchien wird die größere Anschaulichkeit und Verständlichkeit als Argument für die Science-Slams angeführt. Populär sind die Slams in den Naturwissenschaften, weil die erwünschte Anschaulichkeit dort mit Experimenten zwangloser als in anderen Disziplinen demonstriert werden kann. Die Sieger der deutschsprachigen Meisterschaften im Science-Slam waren bislang durchweg Naturwissenschaftler. Doch auch die Geisteswissenschaften öffnen sich dem Format. Auf dem Deutschen Historikertag im vergangenen Herbst in Göttingen fand der erste „History-Slam“ statt, die Frankfurter Goethe-Universität veranstaltete zu ihrem 100. Geburtstag einen „Goethe-Slam“. Im Evangelischen Erwachsenenbildungswerk in Dortmund haben schon Theologen über Luthers Zwei-Welten-Lehre und Historiker über den Kalten Krieg geslammt.

Es ist kein Zufall, dass der Science-Slam nicht aus den Fachdisziplinen heraus, sondern unter dem Label der Bürgerarbeit in der Verwaltungswissenschaft entstanden ist. Verbreiter des Formats in Deutschland sind der Poetry-Slammer Alex Dreppec, der 2006 in Darmstadt den ersten Science-Slam organisierte, und Markus Weißkopf, Geschäftsführer der Berliner Initiative „Wissenschaft im Dialog“. Dreppec ist Psychologe und hat über „Verstehen und Verständlichkeit wissenschaftlicher Texte“ promoviert. Weißkopf studierte Politik und Management und berät als Verwaltungswissenschaftler Universitäten bei der Verbesserung ihrer Wissenschaftskommunikation. Mit der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ setzt er sich für mehr „Interaktion mit dem Publikum“ und eine Kommunikation „auf Augenhöhe“ mit „der Bevölkerung“ ein.

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Das klingt innovativ und bürgernah, ist aber viel mehr Symptom der Torschlusspanik, mit der insbesondere Nachwuchswissenschaftler auf ihre prekären Zukunftsaussichten reagieren. Akademische Disziplinen, die sich ihrer Traditionen und Möglichkeiten halbwegs gewiss sind und deren institutioneller Fortbestand gesellschaftlich nicht in Frage steht, legitimieren sich nicht vor „der Bevölkerung“, sondern vor der scientific community, die weder erlesen noch elitär sein muss, mit dem jeweiligen Fach aber durch ein gemeinsames Vorverständnis verbunden ist. Das Bedürfnis, sich direkt vom Publikum die Legitimation der eigenen Arbeit abzuholen, kommt erst auf, wenn die ökonomische Grundlage und geistige Substanz jener Arbeit in Frage gestellt sind.

Indessen ist bereits der Poetry-Slam Erbe einer viel älteren Tradition: der Stegreifbühne, auf der sich bis ins frühe zwanzigste Jahrhundert fahrende Dichter, Sänger und Komiker den Lebensunterhalt zusammenspielen konnten. Der ökonomische Druck, der diese Tradition ins Leben rief, lebt in den Slams fort – mit dem Unterschied, dass deren Protagonisten sich diese Kontinuität nicht bewusst machen, sondern die Notwendigkeit, sich vor versammeltem Publikum zum Clown zu machen, als akademischen Fortschritt verkaufen. Die Geistesfeindlichkeit der Science-Slams wird so verständlich als Ausdruck der Gleichgültigkeit gegenüber einer Arbeit, die ökonomisch um jeden Preis erhaltenswert, intellektuell aber als Last erscheint.

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redaktion-bahamas.org

Bahamas – Aktuell

Vortrag und Diskussion in Darmstadt

Mittwoch, den 13. Januar 2016, um 18:30 Uhr
Schlosskeller

Bildung als Unterhaltung

Zum Science Slam als Format postmoderner Wissenschaftskommunikation

Mit Magnus Klaue

Schil­lers Dik­tum „Der Mensch spielt nur, wo er in vol­ler Be­deu­tung des Wor­tes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ ver­wirk­licht sich heute in einer Weise, die sei­nen Wahr­heits­ge­halt ir­re­pa­ra­bel zer­rüt­tet. Die in Päd­ago­gik- und Coa­ching-Rat­ge­bern ven­ti­lier­te An­sicht, dass „spie­le­ri­sches Ler­nen“ nach­hal­ti­ger und hu­ma­ner sei als die bür­ger­li­chen Bil­dungs­an­stal­ten mit ihren star­ren Au­to­ri­tä­ten, hat ge­hol­fen, einen Lehr- und For­schungs­be­trieb her­vor­zu­brin­gen, in dem Leute, die sich selbst so wenig wie ein­an­der ernst neh­men, mit Bier­ernst und Ver­bis­sen­heit daran ar­bei­ten, ein­an­der in Schau­kämp­fen zu über­bie­ten. Weil alle wis­sen, dass in­sis­ten­tes Den­ken das aka­de­mi­sche Image des­je­ni­gen, dem es un­ter­läuft, lang­fris­tig schä­digt, dass aber der un­ge­lieb­te Be­trieb die ein­zi­ge Mög­lich­keit ist, die Sub­sis­tenz zu si­chern, fol­gen alle dem von Ador­no in Mi­ni­ma Mo­ra­lia be­schrie­be­nen Prin­zip „Hin­un­ter und immer wei­ter“, wo­nach noch „in der kleins­ten Ge­mein­schaft […] das Ni­veau dem Sub­al­terns­ten ihrer Mit­glie­der“ ge­horcht: „Seit­dem die Welt den Men­schen die Rede ver­schla­gen hat, be­hält der Un­an­sprech­ba­re recht.“ Un­an­sprech­ba­re aber zeich­nen sich da­durch aus, dass sie hem­mungs­los reden. Maß­stab für die Be­ur­tei­lung sol­cher Rede ist nicht ihre im­ma­nen­te Trif­tig­keit oder die Ad­äquanz von Spra­che und Sache, son­dern ihre Kom­mu­ni­ka­bi­li­tät. Doch der Be­griff der Kom­mu­ni­ka­ti­on hat sich seit der Epo­che Ador­nos ver­än­dert. Er be­zeich­net nicht mehr ein­fach den in­stru­men­tel­len As­pekt von Spra­che, ihre Brauch­bar­keit im Dienst der Mit­tei­lung, son­dern ihre Fä­hig­keit, die­je­ni­gen, an die sie sich rich­tet, „mit­zu­neh­men“, „an­zu­spre­chen“, „ein­zu­be­zie­hen“, und wie sonst die Stich­wor­te des au­to­ri­tä­ren Po­pu­lis­mus lau­ten. Des­halb ist das Den­ken zu­neh­mend ge­zwun­gen, sich in Spiel, Per­for­mance, Un­ter­hal­tung zu ver­wan­deln und sich ei­ge­ne Büh­nen zu schaf­fen, auf denen es ver­meint­lich un­mit­tel­bar „den Men­schen“ ge­gen­über­tre­ten kann. Ge­ra­de durch solch fal­sche Mi­me­sis aber be­gibt es sich sei­nes spie­le­ri­schen Mo­ments, der Frei­heit zur Sache und zum Aus­druck, die es zum Den­ken ma­chen, und wird zum Ex­or­zis­mus des Geis­tes. Der Vor­trag soll das an der jüngs­ten Schrumpf­form die­ser Ent­wick­lung ent­fal­ten, den Sci­ence Slams, die der­zeit als an­ge­sag­te Form der „Wis­sen­schafts­kom­mu­ni­ka­ti­on“ gel­ten.Eine Veranstaltung des AStA der TU-Darmstad
Das sogenannte Ich

Magnus Klaue

Die meisten Linken hierzulande ähneln sich darin, dass sie weder lesen noch schreiben können. Wie sie sich aber das Vergnügen an ihren ebenso vorhersehbaren wie folgenlosen »Mobilisierungen« nicht durch die Enttäuschung darüber verderben lassen, dass jeder abgefeierte Aufstand sich früher oder später als zeitgemäße Form der Regression entpuppt, so gerät ihre redundante Gesinnungstextproduktion durch ihren habituellen Analphabetismus nie ins Stocken. Weit davon entfernt, die Sprache gleich anderen Öffentlichkeitsarbeitern als unbegriffene, aber nützliche Hirn- und Mundspülung zu verwenden, sich ihr also mit lässigem Pragmatismus zu nähern, wollen sie sie sogar verbessern, um sie möglichst geschlechter- und schichtengerecht zu gestalten. Wie bei allen ihren Projekten geht es ihnen auch bei solchem Sprachreformismus statt um Wahrheit nur um Politik. Sprache gilt ihnen nicht als Ausdrucksform, in der sich die Erfahrung einer widersprüchlichen Wirklichkeit kristallisiert, sondern als »Konstruktion«, an der so lange herumzulaborieren sei, bis sie der vermeintlich korrekten Gesinnung entspricht, deren sprachlichen Niederschlag man dann mit jener Realität verwechselt, die man längst nicht mehr zur Kenntnis nimmt. Den konformierenden Dissidenten erkennt man daran, dass er auf die zarteste Regung verwirklichter Freiheit eher verzichten kann als auf seinen Klamauk.

Anders als die Beschwörung verändernder Praxis suggeriert, ist dieses Sprachverständnis durch und durch idealistisch. Weil Sprache nicht als Form des Ausdrucks verstanden wird, deren Triftigkeit oder Hohlheit an ihr selbst aufzuweisen wäre, sondern als Modus der Konstruktion von Realität, verschmelzen in der linken Sprachpolitik Paranoia und Willkür. Einerseits wähnt man sich, da man Sprache nicht anders zu denken vermag denn als alles und jedes überhaupt erst konstituierendes Zwangssystem, von diversen »Diskursen« und »Dispositiven« umstellt oder wenigstens »adressiert«. Andererseits glaubt man, mittels der Sprache, da sie doch wirklichkeitskonstituierende Kraft habe, gleich auch die Gesellschaft verändern zu können, die sie spricht, und frönt einem Regelungswahn, der noch vor 50 Jahren das Privileg deutschnationaler Sprachreiniger gewesen ist. Mit diesen gemein haben die progressiven Sprachwächter zumindest die Annahme, dass die Sprache und ihre Verwendung permanent auf die Korrektheit der ihr zugrunde liegenden Gesinnung überprüft werden müßten. Die Frage, weshalb all die geschlechtergerecht sprechenden Menschen sich im Alltag untereinander genauso roh und geistlos verhalten wie je, kommt gar nicht mehr auf. Das Bemühen um die korrekte Sprache hat die Sehnsucht nach dem besseren Leben erstickt.

Während Sprachpolitik sich nur dafür interessiert, wozu Sprache dienen kann, nimmt Sprachkritik die Sprache in dem ernst, was sie wirklich sagt. Gäbe es heute noch Sprachkritik, würde sie sich beispielsweise der Frage widmen, was es sozialpsychologisch bedeutet, dass Menschen ganze Arbeitskreise zwecks Optimierung der sprachlichen »Repräsentation« ihrer sexuellen, ethnischen oder sozialen Identität gründen, oder weshalb lesbische, schwule, transsexuelle und bisexuelle Menschen es als politischen Erfolg statt als Erniedrigung auffassen, sich in einem Wort zusammengeschweißt zu finden, das wie der Kurztitel einer neuen Castingshow klingt: LGBT. Sie würde sich überdies fragen, welche gesellschaftliche Disposition in der Tatsache zum Ausdruck kommt, dass der progressive Politsprech von Metaphern der Medienwelt, von Optionen, Netzwerken und Schnittstellen, durchzogen ist, oder weshalb Menschen, die früher soziale Kämpfe führten, sich heute zu politischen Akteuren depotenzieren. Doch der akribische Blick fürs Oberflächliche, der im rhetorischen Abhub der Wirklichkeit die Wahrheit über sie entdeckt, ist der Bereitschaft gewichen, alle sprachlichen Skrupel im Kampf um die Deutungshoheit fahrenzulassen. Die Sprache ist im Guten wie im Schlechten nicht mehr Medium der Erkenntnis, sondern der kulturellen Hegemonie: Wenn kein Karl Kraus mehr über sie richtet, verwandeln sich alle eingebildeten Kritiker in kleine Antonio Gramscis.

Das Verschwinden der Sprachkritik ist indes kein bloßes Verfallsphänomen, sondern hat seinen objektiven Grund im Schwinden der Möglichkeit von Freiheit, das es den Individuen kaum noch erlaubt, sich auch nur augenblicksweise für etwas anderes als den beliebigen Vertreter einer beliebigen Meinung zu halten. Die Resignation angesichts der gesellschaftlich erzeugten Beliebigkeit befördert nicht die Dezenz (Takt, Feingefühl, Zurückhaltung Anm.JSB), sondern den Größenwahn. Weil, was man sagt, ohnehin niemals Anspruch auf Wahrheit anmelden kann und nichts als Ausdruck eines partikularen »Sprechorts« ist, muss man sich auch nicht mehr an Widersprüchen messen, sondern kann jedem Einwand mit dem Hinweis auf dessen »Situiertheit« begegnen. In welchem Maße dieser hybride Relativismus längst auch dort herrscht, wo der sprachkritische Impuls noch vorhanden ist, läßt sich an Matthias Dusinis und Thomas Edlingers Buch In Anführungszeichen studieren, das im Untertitel nicht zufällig Glanz und Elend der Political Correctness heißt und an die Stelle der Sprachkritik einen unentschiedenen Liberalismus setzt.

Seinen Ausgang nimmt das Buch von der treffenden Beobachtung, dass fast alle Menschen heute buchstäblich in Anführungszeichen sprechen: »Sie heben die Hände in die Höhe und biegen Zeige- und Mittelfingerspitzen synchron zweimal nach unten … Ein tauber Beobachter könnte die gewunkenen Gänsefüßchen dahingehend interpretieren, dass sich der Sprecher von sich selber distanzieren möchte: Ich, das sogenannte.« Was wie eine Geste bescheidener Selbstrelativierung aussieht, bezeugt in Wahrheit die Konvergenz von Entselbstung und Anmaßung. Weil sie das Ich der anderen wie das eigene nur noch als sogenanntes, gleichsam zitiertes kennen, glauben die Menschen, um so rücksichtsloser mit eigenen wie fremden Meinungen verfahren zu können. Die Selbstrelativierung schlägt um in Selbstüberhöhung: »Anführungszeichen sind … ein funktionales Element einer Opferrhetorik, in der die berechtigten Forderungen auf (!) Anerkennung zu Floskeln moralischer Selbstüberhöhung erstarren können.« Indessen deutet die windschiefe Diktion bereits darauf hin, dass auch die Autoren selbst nicht von jenem Zwang zur Relativierung frei sind, der nicht mehr zwischen Wahrheit und Lüge, sondern nur noch zwischen »berechtigten Forderungen« und Übertreibungen – und daher letztlich gar nicht mehr – zu unterscheiden erlaubt. Dazu paßt ihr Vorhaben, nicht etwa den Widerspruch, sondern die »Spannungsfelder« zwischen »Respekt und Skepsis, Stolz und Scham, Märtyrerpathos und Handlungsunfähigkeit« zu untersuchen, auf welche die Rhetorik der Anführungszeichen verweise. Wo sich statt Antagonismen Spannungsfelder auftun, hat der Geist bereits kapituliert.

Konsequent bieten die Autoren zwar eine beeindruckende Materialsammlung zu Themen und Formen der Political Correctness, bereden diese jedoch nur, statt sie auf den Begriff zu bringen. Sich einen Begriff von der Unwahrheit politisch korrekter Sprache zu machen, würde implizieren, auch deren mittlerweile ebenso beliebtes Gegenstück, die Rhetorik politischer Unkorrektheit, der Lüge zu überführen, wie sie die Diktion libertärer Korrektheitskritiker prägt. Doch denen sind Dusini und Edlinger selbst zu nahe, um sie kritisieren zu können. Statt die Norm der Korrektheit im Namen einer urteilenden, der Sache gerecht werdenden Sprache zu verabschieden, schimpfen sie nur auf die vermeintlichen Übertreibungen, in welchen politischen Milieus auch immer sie diese vermuten. Dadurch verwandelt sich ihre Sprachkritik am Ende in eine Spielart spätbürgerlicher Anerkennungspolitik. So geißeln sie die »totale Dialogbereitschaft« gegenüber ethnischen Gruppen, verharmlosen aber das Kopftuch zum »feuchten Traum der Islamophobiker«. Genderaktivisten werfen sie die Kultivierung ihrer Empörung vor, Antideutsche, die jenen Opferkult sehr früh kritisiert haben, rügen sie dafür, sich »auf die energische Zurückweisung verborgener deutscher Interessen im Weltgeschehen spezialisiert« zu haben. Über Frauenfußball und Dreadlocks machen sie sich lustig, Dildos und den Slutwalk finden sie okay. Mit Kritik hat dieses Vergeben von Pro- und Contra-Punkten schon deshalb nichts zu tun, weil es die Widersprüche überspielt, statt sie zu pointieren.

Ob sie im konkreten Fall nun im Recht sind oder nicht, stets erscheinen die Ansichten der Autoren zufällig, ohne der Konsequenz eines Gedankens zu folgen. Staatliche Erlasse zwecks Optimierung der Sprachgerechtigkeit wie den 2010 erstellten »Leitfaden für diskriminierungsfreie Sprache, Handlungen, Bilddarstellungen« des österreichischen Ministeriums für Arbeit und Soziales lehnen sie ab, weil diese die Gesellschaft als »voll von potentiellen, sich überidentifizierenden Adressaten von Diskriminierungen« erscheinen ließen. Andererseits bezeichnen sie die Regeln der Political Correctness ihrerseits im Leitfadendeutsch als »Kompaß«, den »manche immer feiner einjustieren wollen, während andere ihn bloß noch Verrücktspielen sehen«, und dekretieren: »Gleichzeitig aber muss, wenn das eigene Gesicht sich vor Zorn zu röten beginnt und trotzdem das Gemeinschaftliche im Auge behalten werden will, die Anerkennung meines Maßes mit der Anerkennung aller anderen Selbstbezüge kompatibel gemacht werden.« Eine Welt, in der alle einander wechselseitig als kompatibel anerkennen und stets »das Gemeinschaftliche im Auge behalten«, kann schwerlich etwas anderes als die Hölle auf Erden sein.

Besonders deutlich zeigt sich die Beliebigkeit der Argumentation dort, wo Dusini und Edlinger sich mit Israel beschäftigen. Während sie bei ihrer Kritik postfeministischer Sprachpolitik so aggressiv werden, dass der Verdacht naheliegt, der wahre Gegenstand ihrer Abscheu sei eher das weibliche Geschlecht als das Genderdeutsch, verfallen sie beim »Nahostkonflikt« in jenen Jargon, den sie zuvor noch anprangerten: »Der Nahostkonflikt verdeutlicht nicht nur, wie nationale und kulturelle Narrative zwischen Europa und dem arabisch-israelischen Raum anhand der Opfer/Täter-Dichotomie politische Leidenschaften mobilisieren. Er offenbart auch, dass die verkürzte Rede von kollektiven Identitäten die Wirklichkeit … verfehlt … Postidentitäre, emanzipative Bewegungen betonen hingegen die Fluidität und Pluralität des gesellschaftlichen Standorts, von dem aus die jeweiligen Akteure sprechen und handeln.« Am Ende des Nahostkapitels steht eine Utopie von Jerusalem »als geteilte und gleichzeitig doppelte Hauptstadt zweier in ihren Opferstigmatisierungen gefangenen Gesellschaften«, in der »die Selbstentfremdung zur Bedingung von Selbstachtung« geworden wäre. Die Viktimisierungsrhetorik, die die Autoren am Feminismus beanstanden, treiben sie selbst auf die Spitze. Wo der jüdische Staat zwanglos im »israelisch-arabischen Raum« verschwindet, scheint die Unterscheidung zwischen Terroristen und ihren Opfern hinfällig geworden zu sein.

Die Beliebigkeit ist also nicht harmlos, sondern hat hier wie auch sonst ein bestimmtes Ziel: die Zerstörung individueller Urteilskraft zugunsten einer Logik der »Anerkennung«, in der jeder Lüge Recht gegeben und jede triftige Erkenntnis in die Schranken ihres »Standorts« verwiesen wird. Dass Israel im Namen dieser besseren Welt ebenso zurückgepfiffen wird wie jeder sich zum Ganzen aufspreizende Geltungsanspruch, versteht sich von selbst. Damit aber wird der Anspruch auf Erkenntnis, in dem sich Kritik von Politik unterscheidet, zugunsten purer Taktik preisgegeben. Anders als Gerechtigkeit ist Wahrheit unteilbar. Sofern sie nicht allen ganz gehört, hat sie keine Wirklichkeit; das hat sie mit der Freiheit gemein. Weil Kritik darauf zielt zu zeigen, weshalb alle gegeneinander im Recht und an sich selbst im Unrecht sind, ist ihr Medium eher die Einseitigkeit als eine vorgetäuschte Vielfalt, die jedem zustimmt und damit jeden um das Ganze bringt. Die Kritik trifft die Sache nur, wo sie übertreibt, daher wird sie, sofern sie gelingt, der Ungerechtigkeit geziehen. Und doch regen sich allein in der Überempfindlichkeit der Kritik noch Spuren dessen, worin das Ich über seine Benennung hinausreicht. Nur weil die Menschen sich gar nicht mehr wünschen, etwas anderes als Sogenannte zu sein, weisen sie jede Erinnerung daran als Anmaßung zurück.

Zuerst in: In Anführungszeichen. Glanz und Elend der Political Correctness
Suhrkamp,Berlin 2012

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The Alex Jones Show. Political Correctness; Better Known As Centralized Power

 

 

Date: 10/12/2015

On this Monday, October 12 edition of the Alex Jones Show, we look at a report British defense officials have instructed fighter pilots to attack Russian jets and a subsequent denial by the British government it has decided “to shoot down Vladimir Putin’s jets.” We also cover Obama’s remarks that he would win the presidency again if he ran despite the Constitution’s Twenty-second Amendment limiting terms. We also cover Obama’s comment that Donald Trump will never be president despite widespread support for the candidate in the polls. On today’s worldwide transmission, we talk with the former governor of Minnesota, Jesse Ventura. Earlier this month Jesse said he favors the prospect of Donald Trump destroying the GOP and Bernie Sanders taking down the establishment Democrat party.

 

Die Häßlichkeit der linken Kameradschaftscommunities (Wehrsportgruppen off- und online)

Die Häßlichkeit der linken Kameradschaftscommunities (Wehrsportgruppen off- und online)

Antikapitalistisches Kameradschaftstreffen in Heiligendamm-Bahamas und ihr Demobilisierungsversuch

ID 17116

Für über 100.000 Leute war es keine Frage, ob sie gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 protestieren und randalieren werden…Nun war mit Justus Wertmüller jemand im CoraxStudio, der genau darauf keine Lust hatte. Mehr noch, für den Bahamas Redakteur ist die radikale Linke hässlich…warum nur – fragten wir uns und ließen ihn reden. Zusammen mit Jörg Depta.

Audio 14:46 min, 14 MB, mp3 mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)

Upload vom 27.05.2008 / 21:07

Beitragsart: Interview Sprache: deutsch Redaktionsbereich: Serie: G8 – Radioforum – Raise-your-voice

Autoren: tagesaktuelle redaktion Radio: corax, Halle im www  Produktionsdatum: 29.05.2007

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Mod.: Ich würde dich eigentlich mal fragen, Justus, was ist denn so hässlich an die­ser radikalen Linken?

Wertmüller: Na ja, fangen wir doch einfach mal mit den Äußerlichkeiteni an. Der innere Kern der radikalen Linken besteht ja nun aus relativ verwahrlosten Elendsgestalten, denen man gar nicht zutrauen würde, dass sie einen solch erheblichen Avantgarde-Einfluss auf die Geschehnisse in der Republik hat. Bei der radikalen Linken ist alles stehen geblieben, was auch schon, als es noch neu war, nicht so besonders war. Immer noch trägt man diese schrecklichen Dreadlock-Wursthaare, immer noch ist man auf dem veganen Trip, immer noch ist man auf dem Kreativtrip, obwohl man zu nichts in der Lage ist, weder in der Kunst noch im Schreiben noch im Reden noch in der Beziehung. Immer noch hält man sich für etwas Besseres, obwohl einem das psychische und physische Elend grinst. So gesehen ist natürlich die radikale Linke, also alles jenes, was sich autonom, antifa, nehmen wir mal diese beiden Dinge oder ExKa-Grüppler oder was es da noch so gibt, die Antirassisten und Antisexisten, natürlich nicht zu vergessen, die von ganz besonderer Hässlichkeit sind, etwas Abstoßendes und schon deswegen eigentlich ein Personenkreis, zu dem man auf Abstand gehen sollte.

Mod.: Gut, ich weiß ja nicht, wo du deine Erfahrungen gemacht hast. Also bei mir sieht das ein bisschen aus, ich sehe das, glaube ich, nicht so schrecklich wie du und möchte das auch nicht völlig verteufeln, auch wenn es natürlich ein paar Sachen gibt, die man nicht unbedingt erstrebenswert findet in der radikalen Linken, aber das ist doch eine sehr heterogene Masse und nichts Homogenes, wo man als radikale Linke reden kann. Also ich verstehe so diesen Hass von dir auf diese, wie du auch geschrieben hast, Wursthaarträger, die du ja unappetitlich findest, ich verstehe nicht, wo das so von dir herkommt, also wo sich das bei dir gebildet hat.

Wertmüller: Ich würde das nicht hassen nennen. Würde das einen Grad schlimmer bezeichnen. Ich nenne es Verachtung. Ich nenne es ein verachtenswertes Volk. Ich will das auch sagen, wenn du sagst, die wären heterogen, dann mag das sein in ihrer Selbstdarstellung und wie sie dann outfittechnisch manchmal in etwas auseinander driftende Gruppen und Fraktionen zerfallen. Was sie aber zu einer sehr streng homogenen Einheit macht, ist erstens, der immer lauter hallende Ruf, sich um Gottes Willen nicht gegenseitig zu kritisieren, was die Linke früher mal ausgemacht hat und was teilweise ja auch noch ein Vorteil war, dass man sich wenigstens gestritten hat. Das tut man heute nicht mehr, man hat ein gemeinsames Ziel. Was heißt schon No Global, was heißt schon Attack, was heißt schon Heiligendamm. Es ist ein fanatischer, durch nichts irre zu machender Hass auf die vereinigten Staaten von Amerika und alles, was damit zusammenhängt. Es ist damit verbunden, der antizionistische Vernichtungswunsch und es ist wiederum damit verbunden der Wunsch nach homogenen, nach Ethnien gegliederten Gemeinschaften, die in der ganzen Welt, so ist ja die No-Global-Ideologie jedes für sich, also volksgemeinschaftlich, autoritär und etatistisch ein Reich der Gleichheit in Armut, Kärglichkeit und unter Zwang stiften soll. Das macht sie auch so bezeichnend ähnlich zu ihren scheinbaren Hauptfeinden und das sind ja nun die Nazis. Die bezeichnen sich doch immer als antifaschistisch. Jetzt in Heiligendamm, aber nicht erst jetzt, aber da wird das nochmal ganz deutlich, dass zwischen Nazis und ich rede jetzt von den jüngeren Nazis, zum Beispiel den jungen Nationaldemokraten und der No-Global-Linken in ihrer ganz überwiegenden Mehrheit, da gibt es fast keine Ausnahme, eigentlich kaum mehr ein Blatt dazwischen geht. Ich kann das an einem Accessoire verdeutlichen: Beide angeblich so spinnefeindlichen Fraktionen tragen das Bluttuch der Judenvernichtung mit aller größter Selbstverständlichkeit, das Palästinensertuch. Damit ist eigentlich schon alles über die Gemeinsamkeit von zwei gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm mobilisierenden Fraktionen, hier die radikale antiglobalisierungskritische Linke, dort die radikale globalisierungskritische Rechte.

Mod.: Korrigiere mich bitte, aber du wirfst halt sozusagen der radikalen Linken vor, dass sie in sich ein antisemitischen Vernichtungswillen trägt, habe ich das richtig verstanden?

Wertmüller: Sie trägt den in sich, würde es aber so nicht sagen. Sie drückt es in Form der vornehmsten deutschen Diskurseigenschaft vor, sie nennt das Israelkritik und sie nennt das natürlich auch Solidarität mit den unterdrückten Völkern, hier den palästinensischen. Beides zusammen geht auf den Vernichtungswunsch gegen den jüdischen Staat hinaus. Beides zusammen geht sehr wohl auf den Generalverdacht gegen sich in die Debatte einmischende Juden, auch hier in Deutschland zum Beispiel, ein. Ich erinnere nur an die Niederträchtigkeiten, die jetzt vor einigen Tagen anlässlich einiger Äußerungen von Ralph Giordano gegen ihn von der Linken losgegangen sind, der nun, nur weil er sehr zurecht sich gegen einen Moscheemonsterbau in Köln ausgesprochen hat, als Quasinazi und Schlimmeres denunziert wird von der sicherlich immer globalisierungskritischen Linken.

Mod.: Ich verstehe schon… Also ich verstehe es überhaupt nicht, muss ich sagen, aber ich versuche deine Gedankengänge irgendwie nachzuvollziehen und deswegen denkst du, dass dieser Protest, der in Heiligendamm und Rostock stattfinden wird, absolut sinnlos ist oder warum? Warum denkst du das denn, dass man nicht durchaus dieses Wirtschaftssystem, was es ja halt ist, das halt Ungerechtigkeit schafft und ich weiß nicht, ob du das leugnen möchtest oder nicht, dass dieses Wirtschaftssystem nicht auch kritisiert werden darf. Das verstehe ich nicht, warum du das so ablehnst. Das heißt ja, du möchtest für die Gesellschaft, wie sie jetzt gerade besteht, dieses System als solches erhalten?

Wertmüller: Ich möchte es jedenfalls nicht eintauschen gegen etwas Schlechteres, gegen eine verkommene Vorform in neuem Gewand. Die Heiligendammprotestler, ob sie junge Nazis oder junge Linke sind, ob sie die junge Freiheit lesen oder die junge Welt, sind sich ja darin einig, dass sie Antikapitalisten seien. Nun wäre uns tatsächlich weiterhin eine zu übende Disziplin, die würde aber erstens ein Mindestmaß an Kenntnis voraussetzen und dieses Mindestmaß an Kenntnis, dass man bitte nicht auf Lenin, bitte nicht auf Mao und bitte nicht auf No-Global- oder No-Logo-Sprüche hin konstruieren sollte. Darauf also aufruhend müsste sie beinhalten, dass den Kapitalismus zu kritisieren, nur ein Recht hat, wer nicht hinter ihn zurück, sondern über ihn hinaus will. Wer also in der Lage und bereits ist, zu begreifen, dass die kapitalistische Welt, die kapitalistische Wirtschaftsform und der ihr angemessene Staatsform, also die bürgerliche Republik, die bis jetzt am höchsten entwickelte und befördert hat zwischen Menschen am weitesten ausgreifende und ihre Anlagen am meisten vervollkommnende Vergesellschaftungsform je gewesen ist. Es geht darum, die Hässlichkeiten, die Scheußlichkeiten, die verratenen Versprechungen der Republik und ihres ökonomischen Systems des Kapitalismus anzugreifen aus der Position heraus, dass genau das, was der Kapitalismus durch seine Ideologen, durch seine Philosophen, durch seine Kritiker versprochen hat, dass das einzulösen wäre und nicht, dass hässliche Formen der negativen Kollektivität, der Versuch die Menschheit in eine Viehherde zu verwandeln, in der alle gleich sind, jeder nach seiner Kultur, jeder nach seiner Tradition, in dem nichts Darübergehendes, nicht Verallgemeinerbares ist, das was man sehr zurecht und wenn ich mir den Vorwurf ein Eurozentrist zu sein damit zuziehe, dann nehme ich das sehr gerne in Kauf. Es ginge darum, die Zivilisation und es gibt nur eine und die ist westlich, die ist dezidiert westlich von der Herkunft der Aufklärung, von der Kritik an der Aufklärung, die auch nicht gegen sie, sondern über sich hinaustreibt, ist, von der Vorstellung von Zivilisation als eine menschheitsumfassenden kosmopolitanen Aufgabe, die sich nicht niederzwingen lässt von Gewalt- und Terrorreligionen, wie der Islam, der sich nicht niederzwingen lässt von dem Islamischen oder Faschistischen, sprich Neonazis oder pseudokommunistischen Antiimperialismus, der nicht in den Kategorien von Völkern denkt, nicht in den Kategorien von Gemeinschaften, sondern der die Vervollkommnung des je einzelnen im sehr freiwilligen Miteinander und Kooperation mit anderen. Es geht zunächst wirklich um das Individuum, um den Individualismus, es geht um den Luxus, es geht um die Vervollkommnung in der künstlichen Welt, die der Mensch sich als ein nicht mehr nur naturhaftes Wesen geschaffen hat. Das bekämpft die Linke, ich kann es anhand der radikalen Linken nochmal sehr, sehr schön auf den Punkt bringen, auch was Globalisierungskritik überhaupt heißt. Vor einigen, vor zwei Wochen, nein vor einer guten Woche in Kreuzberg wurden mal wieder sogenannte Luxuslimousinen angegriffen, zum Glück brannten die dann nicht und die Täter haben als die Pissspur wieder unterm Baum, als Graffiti an der Wand Folgendes zurückgelassen: Gegen Reichtum in Kreuzberg. Wer so etwas sagt, wer so etwas fordert, wer auf so eine wahnsinnige Idee kommt, den Reichtum zu verteufeln, statt ihn einzufordern, ist für mich erstens von einem Faschisten kaum mehr zu unterscheiden und zweitens als ein Ge-sprächspartner, ein Diskussionspartner, gar als ein Kombatant im gleichen kommunistischen Unternehmen nicht diskutabel, sondern ist zu bekämpfen.

Mod.: Lieber Justus, das klingt für mich, muss ich sagen, wirklich recht wirr. Ich kann es schwer nachvollziehen, obwohl ich ja denke, dass die Kritik an vielen Kritiksachen, die gerade ausgeübt wird, durchaus berechtigt ist, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass du dich mit deiner Position in eine Ecke stellst, wo du ziemlich alleine stehst und wo ich mich frage eigentlich, warum machst du das eigentlich und wer sind eigentlich noch die Leute, mit denen du zusammenarbeiten möchtest und zusammenarbeiten kannst.

Wertmüller: Also ich bin offen gestanden nicht gewöhnt, wenn ich zum Interview gebeten werde, mich als Wirrkopf beschimpfen zu lassen. Ich würde mir das also wünschen, dass das unterbleibt, sonst gehe ich nämlich. Ganz abgesehen davon ist es ja bekannt, dass die Antideutschen und das ist ja zum Glück sehr viel mehr als die Redaktion und die ja nun doch in vielen Tausenden zu zählenden Leser der Zeitschrift Bahamas, dass die Antideutschen also als Abbruchunternehmen der Linken längst am Start sind. Die Antideutschen bestehen ja aus Leuten, die, sei es das es bei mir schon ziemlich lange her ist, heißt, dass es bei der Mehrheit der Freunde, Genossen oder wie man sie nennen möchte, die ja noch sehr jung sind, erst kurz zurückliegt, sie kommen ja alle aus der radikalen Linken. Sie haben ja alle ihre einschlägigen Erfahrungen gemacht und sie haben alle festgestellt, dass sie Lebenszeit verschwendet haben, dass sie mit Verrückten und Wahnsinnigen umgegangen sind, dass sie selber bis über beide Ohren in diesem Morast dringesteckt sind, aus dem sie sich dann eben herausgearbeitet haben und vor dem Hintergrund bin ich ganz, ganz optimistisch, dass das ja nicht mehr zu bestreitende moralische, inhaltliche, praktische oder wie auch immer man die Existenz der Linken, dieses Scheitern, diese Katastrophe, die sie ja nun eigentlich längst hinter sich hat, natürlich dazu führt, dass die Linke in der traditionellen Form, wie anscheinend du oder dieser Sender hier es vertritt, bald zu existieren aufgehört wird. Es wird auf der einen Seite die antideutsche Kritik geben und es wird auf der anderen Seite eine grüne Islam, rot Stalo, Mao, wie auch immer, kommunistisch und braun, junge Nationaldemokraten, Volksgemeinschaft geben.

Mod.: Ich glaube Justus, ich wollte dich auch gerade nicht böse angreifen. Es tut mir leid, dass du dich jetzt so angegriffen fühlst. Also selbst zu Corax muss ich sagen, das ist hier ein sehr heterogener Haufen. Hier kann man nicht von einer Einheit sprechen und ich glaube auch, das wäre sehr schlimm und das einzige, ich würde nochmal darauf zurückkommen, mit wem siehst du denn für dich, also auch als Bahamas-Redaktion, wer sind denn noch die Gruppen, mit denen ihr gerne zusammenarbeiten möchtet in Deutschland?

Wertmüller: Ich kenne gar keine. Schau, das unterscheidet uns ja nur als Antideut­sche, Bahamas oder andere, ja nun mal schon ganz grundsätzlich von der Linken, wir diskutieren nicht, wir denken nicht in Organisierungskategorien. Also es muss irgendwie Verletzung der Organisation und dann werden wir es gemeinsam dann irgendwie bewaffnet oder wie auch immer schaffen und das große Ding wuppen, dass sie dann Revolution nennen. Es würde mir völlig reichen und so ist es ja jetzt schon, lose Zirkel respektive auch Einzelpersonen, die als beständig miteinander korrespondierende Kritiker, diskutierende, korrespondierende Kritiker sich miteinan­der ins Benehmen setzen. Erstens: Warum sie sich miteinander ins Benehmen set­zen, um eine antifaschistische Aufgabe, die das Wort wenigstens einmal verdient, zunächst mal nur anzugehen, nämlich der Kampf gegen die antisemitische Interna­tionale, wie wir das nennen, die wie gesagt von der Sozialdemokratie, jetzt aber wirklich weit über Deutschland hinaus sondern ganz Old-Europe, begreift, was Sozialdemokratie über die grünen Alternativen bis zu den Linksradikalen einerseits und die jeweiligen Bewegungen der autochthonen Völker, was jetzt Communityvertreter sein sollten oder irgendwelche quasi faschistische Regime, die jetzt hofiert werden, wie das in Venezuela eines Hugo Chávez, der gerade die einzigen freien Radiosender abgeschafft hat, um also gegen diese Verschwörung, nein Verschwörung ist das falsche Wort, ich nehme es zurück, um gegen dieses informelle Bündnis, das sich wahrscheinlich am schönsten in Form der Vereinigten Nationen, die UN, auszeichnet, wo es bekanntlich darum geht, in erster Linie sich zusammenzutun mit den schlimmsten Terrorregimen, Iran angefangen, von den großen Brüdern China und Russland gefeatured, zunächst mal rhetorisch, aber zunehmend praktisch einen Weltkrieg gegen die Zivilisation anzuzetteln, an dessen vorderster Front erstmal der politische Islam marschiert, wo aber hinten drein sozusagen eben die gesamte linke Intelligenz mit ihrem Anhang aus Westeuropa usw. dann dranhängt.

 

[1] Äußerlichkeiten: Mit diesem einfachen Wort rekurriert Wertmüller auf Adornos geniale Entdeckung, daß ohne Berücksichtigung der ästhetischen Empfindung das ganze Denken des Mensch blind wie frischgeborene Kätzchen ist. Denn das Leben ist immer konkret, und ohne die Empfindung, die ja immer sinnlich ist, kann der Mensch endlos seine paranoiden Systeme (wie z.B. Antisemitismus, Genderismus, sexuelle Diversität, Islamismus, sinnentleerte Psychokratieen, etc. etc.) entwickeln, die keinerlei Entsprechung im Konkreten haben, also einfach nichtexistent sind. Denn alles, was tatsächlich existiert, zeigt sich, äußert sich, der Sinn des Lebens ist nichts anderes, als sich zu äußern. Das macht jede Mücke und jede Blume. Nur der Mensch versteckt sich in seiner Angst und in seinen Lügen, die meistens auch Selbstlügen sind. Some grow up and some grow down. Und Haß ist häßlich, und Leben ist schön. Das ist doch eine sehr einfache und sehr effektive Handhabe, oder? Nur daß das Schöne nicht immer dekorativ sein muß, und nicht daß, was uns mancher Museumsdirekto auftischt, um Kasse zu machen. (Eine Gemeinsamkeit mit Max Hollein ist reinzufällig.)

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Ästhetik und Kulturindustrie nach Adorno – Ein Vortrag von Marc Grimm

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DER SPIEGEL 12/1971

PHILOSOPHEN / ADORNO Nutzlose Kunst

Am Ende seines Lebens fühlte sich Adorno wie Hebbels Meister Anton, dessen letzte Worte lauten: „Ich verstehe die Welt nicht mehr.“ Der Frankfurter Philosoph verstand sie nicht mehr, weil er, der radikale Gesellschaftskritiker, sich gegen die Radikalität jener Neuen Linken zur Wehr setzen mußte, deren gesellschaftskritischen Elan er selbst mitentfacht hatte.

So wurden dem im August 1969 Verstorbenen die letzten Lebensjahre zur Qual: Protestierende Studenten, darunter viele seiner Schüler, überschütteten ihn, der mit Max Horkheimer die Frankfurter Schule und ihren kritischen Marxismus begründet hatte, mit Hohn und Spott. Eine Berliner Kommilitonin wollte ihm 1967 bei einer Diskussion unter dümmlicher Anspielung auf seinen Spitznamen „Teddy“ ein rotes Gummibärchen überreichen; Flugblätter kursierten: „Er soll sich alleine zu Tode adornieren!“; sein Frankfurter Institut für Sozialforschung wurde 1968 von Studenten besetzt und durch die vom Rektor herbeigerufene Polizei geräumt; junge Oben-ohne-Damen sprengten im April 1969 seine Vorlesung, „Adorno als Institution ist tot“, hieß diesmal das Flugblatt.

Das Zerwürfnis zwischen Adorno und seinen Studenten war entstanden, als sie von ihm Rezepte für Ihre Rebellion, sein unvermitteltes Engagement in der Situation verlangten. „Erhebung über die Situation“, wie Adorno mit Horkheimer die Philosophie verstand, war für die Linken pure Selbstbefriedigung.

Adorno hingegen kritisierte die Demonstrationen der Studenten als Barrikaden-Spiel: „Schwache, Verängstigte fühlen sich stark, wenn sie rennend sich an den Händen halten. Das ist der reale Umschlagspunkt in Irrationalismus.“

Für irrational hielt der Philosoph vor allem die kunstfeindlichen Parolen und Happenings der Studenten. Gegen diese „Amusie“ der Neuen Linken polemisiert er in seinem unvollendeten Hauptwerk, der „Ästhetischen Theorie“, das seine Frau Gretel Adorno und sein Schüler Rolf Tiedemann im Spätherbst 1970 herausgegeben haben*.

Kunst, vor allem die moderne, autonom gewordene Kunst, ist für Adorno subversive „Bewegung gegen die Gesellschaft“. Sie stellt jede Art von Herrschaft in Frage, denn sie ist als „Gedächtnis des akkumulierten Leidens“ die „bewußtlose Geschichtsschreibung“ der Menschheit. Gerade in einer unbarmherzigen Welt ist sie der Sprengstoff“ weil sie an Not und Unterdrückung erinnert, weil sie ausspricht, was aus der Welt und den Menschen geworden ist.

Zwar sei, meint Adorno, die Kunst auch „soziales Faktum“ und daher schuldhaft in die unversöhnte Welt sozialer Kämpfe und Leiden, in die Ideologie positiver Herrschaft verstrickt. Aber wollte sie sich wegen dieser Schuld selbst abschaffen, so „leistete sie erst recht der sprachlosen Herrschaft Vorschub und wiche der Barbarei“: „Die Abschaffung der Kunst in einer halbbarbarischen und auf die ganze Barbarei sich hinbewegenden Gesellschaft macht sich zu deren Sozialpartner.“

Insofern paktieren die radikalen Linken als kunstverachtende „Neotroglodyten“, als neue Höhlenbewohner, gerade mit denjenigen, die sie eigentlich stürzen wollen: mit den Managern und Bürokraten der verwalteten Welt. Auch für sie sei die Kunst überlebt.

Aber auch mit den geschmähten Veranstaltern der Kulturindustrie stimmen die revolutionären Linken, so Adorno, darin überein, daß sie Kunst praktisch nutzbar machen wollen. Zwar verwenden sie nicht wie die Kulturmanager Kunst als Mittel des Profits, aber als Mittel politischer Agitation und Aktion und heben damit die Autonomie der Kunst auf: jene Autonomie, durch die Kunst als absoluter Protest subversiv jede — kapitalistische wie sozialistische — Gesellschaftsform als Herrschaft des totalen Nutzens negiert.

Adorno distanziert sich deshalb von dem Aktionismus der Apo, die Kunst radikal politisieren will, die von der „Schönheit der Straßenschlachten“ schwärmt oder Revolution als eine

* Theodor W. Adorno: „Ästhetische Theorie“. Suhrkamp Verlag, Frankfurt; 548 Seiten; 32 Mark.

„Gestalt des Schönen“ bejubelt. Das sei nichts anderes als „schlechter Ästhetizismus kurzatmiger Politik“.

Dieser Ästhetizismus sei zugleich ein „Erschlaffen ästhetischer Kraft“ und lasse sich auf die „Empfehlung von Jazz und Rock and Roll anstelle von Beethoven“ ein, einen Gegensatz, „gegen den manche Musikerohren bereits taub zu werden beginnen“.

Ebenso wirft er den Jazz-Fans vor, sie würden die vorgeblich „unverschandelten Qualitäten“ der Pop-Produkte nicht als Waren der Kulturindustrie durchschauen: „Sie sind synthetisch von eben jenen Mächten aufbereitet, denen angeblich die große Weigerung gilt: erst recht verschandelt.“

Dem Philosophen der großen Weigerung, Herbert Marcuse, der In seinem Buch „Der eindimensionale Mensch“ zum Widerstand gegen die Konformisten-Kultur aufgerufen hatte“ hielt Adorno entgegen: „Rabiate Kulturkritik ist nicht radikal“, und er verspottete die Abstraktheit der großen Weigerung, die pauschal Kultur verwirft, als Weg zum „Antikulturbund“. Marcuse gab nach Adornos Tod zu, daß ihn dessen Sätze „manchmal in Raserei gebracht“ hätten: „Aber ich glaube, das sollten sie*.“

Zwar nennt auch der radikale Kritiker Adorno die Kultur „Müll“, aber Kunst, die zu ihr gehört, ist für ihn „doch ernst als Erscheinung der Wahrheit“, einer Wahrheit, die das Absurde einer von Herrschaft entstellten Welt ausspricht.

Für Adorno gibt es deshalb keine Versöhnung zwischen Kunst und Herrschaft. Er sieht auch Im vermeintlich Versöhnung spiegelnden sozialistischen Realismus ein „Diktat“, das künstlerische Produktivkraft „gebrochen“ habe: „Lieber keine Kunst mehr als sozialistischer Realismus.“

Wahrhaft realistisch — und keineswegs abstrakt oder dekadent — dünkte ihn daher Samuel Beckett, dem er die „Ästhetische Theorie“ hatte widmen wollen. Becketts „kindisch-blutige Clownsfratzen“, so Adorno, sagten die „historische Wahrheit“ darüber, was aus den Menschen geworden sei; wahrhaft kindisch sei hingegen der sozialistische Realismus, weil er so tue, als ob im Sozialismus Unterdrückung beseitigt sei, weil er „Versöhnung“ vorspiegle.

Zwar ist auch für Adorno die Idee der Kunst „Bild der Versöhnung“, aber nur deshalb, weil sie unversöhnlich ist gegen die unversöhnte Welt — gegen eine Welt also, in der Gewalt herrscht.

Ihren Protest gegen Herrschaft drückt sie in ihrer Form, nicht ihrem Inhalt aus. Neue Kunst ist „soziale Kritik zur Form erhoben“, während sie sich von jedem „manifesten sozialen Inhalt“ distanziert, zu ihm keine Stellung mehr nimmt. In einer Welt des totalen Nutzens sind alle Inhalte gleichgültig geworden, die Form selbst wird zum Politikum: „Die neugriechischen Tyrannen wußten, warum sie

* Hermann Schweppenhäuser (Hrsg.): „Theodor W. Adorno zum Gedächtnis“. Suhrkamp Verlag, Frankfurt; 244 Selten; 20 Mark.

Becketts Stücke verboten, in denen kein politisches Wort fällt.“

Auch In Becketts berühmtestem Stück „Warten auf Godot“ fällt kein politisches Wort. Adorno jedoch sieht in der stummen Schlußszene — die drei Landstreicher treten auf der Stelle — ein präzises Bild für die Situation der gegenwärtigen Gesellschaft, die sich Fortschritt nur vorspiegelt, ohne von der Stelle zu kommen.

In der Nutzlosigkeit dieses stummen Gestus wird laut Adorno der emphatische Wahrheitsgehalt moderner Kunst deutlich: ihre Nutzlosigkeit. Denn gerade als nutzlose ist sie der absolute Protest in einer Welt des totalen Nutzens. Je totaler die Gesellschaft zum „einstimmigen System“ sich entwickelt, desto mehr werden die Kunstwerke, die diese Entwicklung ausdrücken, zum Protest gegen die Gesellschaft, zum Ausdruck der Sehnsucht nach einer versöhnten Welt.

Kunst, die zum Nutzen des politischen Protests, wie es die Neue Linke will, oder zum Nutzen eines bestehenden Gesellschaftssystems, wie im sozialistischen Realismus, verwendet wird, verliert ihre Autonomie und ist für Adorno daher keine Kunst mehr. Kunst deutet immer auf eine andere Welt hin, sie ist „die imaginäre Wiedergutmachung der Katastrophe Weltgeschichte“, Erinnerung an die Möglichkeit von Freiheit.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43345711.html

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Heft Nr. 52 / December 2003 „Liebe“78

Juliane Rebentisch

Die Liebe zur Kunst und deren Verkennung Adornos Modernismus

Rebentisch1

Yves Saint Laurent (Kampagne 2003)

In Kunst und Liebe gibt es Gebiete, in denen die ihnen beiden konstitutive Eigengesetzlichkeit ihre Gültigkeit einbüßt: in der Warenförmigkeit ­ und in der Prostitution. Und diese beiden Begriffe spielten in Adornos „Ästhetischer Theorie“ schon deshalb eine besondere Rolle, weil er das Kunstwerk in einem dialektischen Feld zwischen Konsum und Anerkennung sah, das er auch in Bezug auf Liebe zur Anwendung brachte. Juliane Rebentisch untersucht Adornos Übertragung der Beschreibung von Prostitution auf den Autonomieverlust des Kunstwerks.

Wahrhaft autonome Kunst, das ist der ethische Kerngedanke der modernen Ästhetik, unterscheidet sich von der Ware dadurch, dass man sie nicht konsumieren, sondern allein anerkennen kann. Darin ähnelt sie nicht nur einem anderen Subjekt eher als einem dinglichen Objekt. Das Verhältnis zu ihr ist überdies einem Ideal von Liebe nachgebildet, bei der die erste Phase bloßer Verliebtheit überwunden, die rosa Brille euphorisch hemmungsloser Projektion auf den anderen abgelegt ist und dieser bedingungslos als anderer angenommen wird. Liebe existiert diesem Ideal zufolge nur unter den Bedingungen solcher Bedingungslosigkeit: sofern sie den anderen nicht zum Besitz macht, ihn weder idealisiert (das Idol der Persönlichkeit ist die Spiegelung von Besitz, sagt Adorno [1]) noch zum Eigentum erklärt. Am Beginn wahrer Liebe steht demnach eine Erfahrung von Unverfügbarkeit ­ der andere ist nicht für mich. Das negative Gegenstück hierzu ist der käufliche Liebesdienst. Denn dieser besteht nicht zuletzt darin, dass sich die Prostituierte dem Kunden als Screen für dessen Projektionen zur Verfügung stellt. Eben deshalb ist sie für diesen auch, anders als die Geliebte, austauschbar. Als Tabula rasa subjektiver Projektionen ist sie nichts als „sein“ Objekt.

In genauer Entsprechung wird diese Unterscheidung, die von Geliebter und Prostituierter, in der „Ästhetischen Theorie“ Adornos auf die kunst- kritische von autonomer Kunst auf der einen und bloßen „Kulturwaren“ auf der anderen Seite übertragen. In dem Maße, wie sich die Kunstwerke den Projektionen ihrer Betrachter „ausliefern“, kommen sie zu bloßen Dingen, zu Kulturwaren herunter. Aber nicht nur das: Indem sie den Betrachtern, wie Adorno sprechend formuliert, „zu Willen sind“, „betrügen“ sie diese zugleich. [2] Denn die in der Projektion realisierte Verschmelzung von Betrachter und Kunstwerk ist nur das Symptom einer tiefer liegenden Distanz, einer grundlegenden Entfremdung zwischen Subjekt und Objekt. Aus den ver- dinglichten Kunstwerken vernimmt der Betrachter, wie der Freier bei der Prostituierten, letztlich nur das „standardisierte Echo seiner selbst.“ [3] Damit wird das Subjekt im Moment seiner Verfügung über das Objekt aber um eine Erfahrung betrogen, in der Subjektivität sich regte, weil sie sich von Ande-rem anrühren lässt, [4] statt an der ewigen Rückkoppelung mit dem vermeintlich Eigenen abzustumpfen.

Dass Kunst diesen ­ nach Adorno von der Kulturindustrie in Gang gesetzten und ausgebeuteten ­ Mechanismus brechen, das ebenso asymmetrische wie entfremdete Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt aufheben muss, dies ist für Adorno, und in diesem Motiv trifft er sich mit so unterschiedlichen Figuren wie Stanley Cavell, Michael Fried, Hans-Georg Gadamer oder Martin Heidegger, die entscheidende Bestimmung ihrer Autonomie. Damit Kunst sich nicht an die Verfügung durch die Subjekte ausliefert (und diese dadurch zugleich betrügt), muss, so schließt der ästhetische Diskurs der Moderne relativ einstimmig, in den Kunstwerken selbst etwas wie Subjektivität gegenwärtig sein. Dies ist auch der tiefere, nämlich ethische Grund für die modernistische Kritik an aller Kunst, die ihre Objekthaftigkeit hervorkehrt, sei es  die von Tony Smith, von Marcel Duchamp oder von John Cage. Die modernistische Idee, dass im authentischen Kunstwerk selbst etwas wie Subjektivität gegenwärtig sein muss, darf allerdings nicht so verstanden werden, dass sich im Kunstwerk die empirische Subjektivität des Künstlers ausdrückt. Denn die Vorstellung, dass das Kunstwerk lediglich Ausdruck des Künstlersubjekts sei, reproduzierte ja das Problem der subjektiven Verfügungsgewalt über das Objekt auf der Ebene der Produktion. Das ist auch der tiefere, nämlich ebenfalls ethische Grund für die moderne Kritik an der Genieästhetik.

Bei Adorno (darin unterscheidet er sich natürlich nicht unwesentlich von Heidegger) artikuliert sich die Kritik der Genieästhetik als Kritik der Unmittelbarkeit. Entsprechend sieht er auch etwa das Verdienst der Surrealisten weniger in deren Selbst(miss)verständnis, dem zufolge surrealistische Kunst unmittelbarer Ausdruck des Unbewussten ihrer Produzenten sei, als darin, dass der Surrealismus registriert, wie das Subjekt bis ins Innerste durch die Gesellschaft geprägt ist, in der es lebt. Surrealistische Collagen sind für Adorno denn auch nicht „Bilder eines Inwendigen als vielmehr Fetische ­ Warenfetische ­ an die einmal Subjektives, Libido sich heftete“: Pornografie. [5] So, wie Adorno übrigens auch die Idee einer vermeintlichen Ursprünglichkeit weiblicher Sexualität immer wieder als zutiefst ideologisch zurückweist (in einem Brief an Erich Fromm formuliert Adorno, der einzige Ausweg aus der allgegenwärtigen Fetischisierung von Sexualität in der Warengesellschaft sei vermutlich der sexuelle Fetischismus), [6] so ist für Adorno auch die bürgerliche Vorstellung, dass Kunst wie ein Klischee von Liebe „rein spontan, unwillkürlich, unbewußt“ sein soll, nichts als Ideologie. [7] Moderne Kunst kann sich Adorno zufolge weder dadurch erhalten, dass sie sich zum Refugium des Irrationalen in einer durchrationalisierten Welt erklärt, noch dadurch, dass sie sich in Gefilden jenseits der Ware wähnt. Im Gegenteil: „Emphatische Moderne“, schreibt er, „schärft sich durch deren Erfahrung hindurch.“ [8]

Soll Kunstproduktion der Logik der Verdinglichung und der mit ihr verbundenen Entfremdung von Subjekt und Objekt dennoch entkommen, so kann dies Adorno zufolge mithin nicht durch die Prätention von Unmittelbarkeit, sondern nur vermittels eines Mehr an Mittelbarkeit geschehen, eines Mehr nämlich an Technik und Rationalität. Der moderne Künstler ist nach Adorno das äußerste Gegenteil des Universalgenies: ein technisch höchst spezialisierter Arbeiter. Allein die „Steigerung des Spezialistentums zur Universalität, die verrannte Intensivierung der arbeitsteiligen Produktion“, schreibt er (mit Valéry), „enthält das Potential einer möglichen Gegenwirkung gegen jenen Zerfall der menschlichen Kräfte“ in der bürgerlichen Gesellschaft, den Adorno im psychologischen Vokabular seiner Zeit immer wieder als „Ichschwäche“ kritisiert. [9] Nicht durch vermeintlich unmittelbaren Ausdruck, sondern durch eine Selbstbeschränkung seiner Individualität vermag der Künstler Adorno zufolge etwas zu schaffen, das seine empirische Subjektivität transzendiert und gerade dadurch der Idee einer versöhnten Subjektivität die Treue hält. Denn diese Selbstbeschränkung ist eine doppelte. Sie besteht zum einen in der bis zum „Opfer der Individualität“ [10] vorangetriebenen technischen Spezialisierung des Künstlers, zum anderen aber darin, dass der Künstler seine technischen Fertigkeiten in den Dienst einer Eigenlogik des Materials stellt ­ statt es zum Objekt bloßer Materialbeherrschung zu machen. Wenn der technisch avancierte Künstler gleichsam interpassiv „einer von der Sache erzwungenen Gesetzmäßigkeit“ folgt, dann kann, so glaubt Adorno, auch das Wesen des Kunstwerks nicht mehr „nach dem Muster des Privateigentums“ schlicht dem gutgeschrieben werden, der es hervorgebracht hat. [11] Es steht ­ wie ein Subjekt eher denn wie ein Objekt ­ für sich.

Zugleich aber, und spätestens hier setzen die Probleme mit Adornos Konzeption ein, ist die so gedachte Quasi-Subjektivität des Kunstwerks eine Subjektivität von dezidiert allgemeiner, nicht bloß individueller Geltung. Kunst produziert der Künstler Adorno zufolge ja nicht dadurch, dass er genialisch seine individuelle Subjektivität ausdrückt, sondern dadurch, dass er sie durch Selbstbeschränkung transzendiert: objektivierend ins Kunstwerk transponiert. Weshalb für Adorno auch das sich spontan in der Improvisation artikulierende „Jazz-Subjekt“ ebenso suspekt ist wie der sich scheinbar des subjektiven Eingriffs in die Kunstproduktion überhaupt enthaltende Cage. Beide gelten ihm gleichermaßen ­ die Sprache verrät die normalisierende Dimension des ästhetischen Universalismus ­ als ästhetisch „impotent“, als Symptome eines Zeitalters der „Ichschwäche“. [12] Sie verspielen ihm zufolge gleichsam vorab jenes versöhnende Moment an Kunst, das er für deren Essenz hält. Allein durch eine in der Produktion gelungene Vermittlung von Subjekt und Objekt bewahrt sich nach Adornos Konzeption im Kunstwerk nämlich die utopische Idee einer überindividuell wahren, das heißt von Herrschaftsansprüchen ebenso wie von Selbstunterwerfung befreiten Subjektivität. In diesem Sinne wird der Künstler nach Adorno zum „Statthalter des gesellschaftlichen Gesamtsubjekts“. [13]

Das zentrale Problem mit dieser universalistischen Konzeption liegt allerdings weniger in dem ihr latent zugrunde liegenden Gender Plot (die Ware ist weiblich, das Wahre ist hetero-männlich) denn in der Struktur ihrer universalistischen Pointe selbst. Am deutlichsten wird dies wohl im Blick auf Adornos Begriff ästhetischer Rezeption. Ästhetische Subjektivität nach Adorno meint die des Kunstwerks ­ mit derjenigen der konkreten Hörer oder Betrachter hat der Begriff bei ihm dezidiert nichts zu tun. [14] Kunst ist hier nicht für andere, nicht für ein Publikum. Ästhetische Erfahrung besteht Adorno zufolge mithin auch nicht in der Projektion auf, sondern in der Entäußerung an das Kunstwerk. Darin liegt denn auch schließlich das quasi-erotische Moment in der modernistischen (Liebes-)Beziehung zur Kunst. [15] Die Identifikation, die das Subjekt in der ästhetischen Erfahrung nach Adorno idealerweise vollzieht, ist nicht eine, die das Kunstwerk sich, sondern die sich dem Kunstwerk gleichmacht. [16] Das, was Adorno mit Hegel zuweilen auch „Dabeisein“ nennt, „setzt den Rezipierenden als empirisch-psychologische Person zugunsten seines Verhältnisses zur Sache außer Aktion“. [17] Nun ist diese Vorstellung nicht nur objektivistisch, insofern sie voraussetzt, dass sich die durch den Künstler zu leistende Vermittlung von Technik und Material, von Subjekt und Objekt so objektivieren lässt, dass sie als „Bestimmung der Sache selbst“ auch von den Rezipienten als „eigenes Desiderat“ wahrgenommen werden kann. [18] Diese Vorstellung ist zudem deshalb problematisch, weil sie voraussetzt, dass dies alle Rezipienten gleichermaßen tun werden. Im ästhetischen Dabeisein kommen die Subjekte überein. Und zwar nicht nur in dem Sinne, dass sie alle prinzipiell eine der Struktur nach vergleichbare Erfahrung machen (wie bei Kant), sondern in dem weiter gehenden Sinne, dass sie gewissermaßen in ihrer Subjektivität übereinkommen, ästhetisch am Vorschein des „Gesamtsubjekts“ partizipieren. Entsprechend seiner Vorstellung, dass sich im Kunstwerk dialektisch die Utopie einer versöhnten Menschheit bewahrt, spricht denn auch nach Adorno aus der überindividuellen Subjektivität autonomer Kunst ein Wir, und zwar „desto reiner, je weniger es äußerlich einem Wir und dessen Idiom sich adaptiert“. [19] Adornos Antwort auf das ethische Problem eines asymmetrischen Subjekt-Objekt-Verhältnisses gipfelt in einer Erneuerung der Schiller’schen Idee von einer ästhetisch erwirkten Einheit des Menschen. [20]

Es ist offensichtlich, dass sich die Kunst der letzten drei bis vier Dekaden einer solchen Theorie sperrt. So arbeitet sie etwa mit expressiven Gesten ebenso wie sie im Gefolge der Minimal Art ihre Objekthaftigkeit betont ­ in beiden Richtungen scheint sich Kunst heute, folgte man Adorno, einer überaus „ichschwachen“ Produktionsweise zu verdanken. Dazu kommt, dass sie dem Betrachter und seinen Projektionen offenbar eine für die jeweiligen Werke konstitutive Funktion zuweist. Sie liefert sich, so könnte man meinen, geradezu entschlossen an die Betrachter aus. Aus Adornos Perspektive wäre Kunst damit endgültig zur Hure der Kulturindustrie verkommen. Allerdings steht zu vermuten, dass dieses reichlich düstere Bild Ausdruck einer Krise weniger der Kunst denn eine ihrer modernistischen Theoretisierung ist. Dann aber wäre etwa die direkte Adressierung konkreter Betrachter, deren „Einbeziehung“ in die zeitgenössische Kunst, nicht einfach als Verfallssymptom abzutun, sondern zum Anlass zu nehmen, die Frage nach dem Begriff des ästhetischen Subjekt-Objekt-Verhältnisses neu zu stellen. [21]

Kunst heute ist nicht nur dezidiert für ein Publikum. Als politisch engagierte adressiert sie darüber hinaus auch dessen konkrete Zusammensetzung. Politisch engagierte Werke teilen das Publikum entlang der Linien von Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, ethnischer Herkunft und/oder Klassenzugehörigkeit. Je nach Situierung im Netz dieser Identitätskoordinaten werden die Rezipienten die feministisch, queer, postkolonial, sozialistisch und/oder subkulturell motivierten Werke unterschiedlich erfahren. Damit stehen diese in äußerster Opposition zum Schiller’schen Kunstideal. Sofern hier von ästhetischer Erfahrung gesprochen werden kann, ist sie wesentlich individuell und widerspricht schon auf dieser Ebene der Idee des ästhetischen Dabeiseins. Dies gilt aber nicht nur hinsichtlich des Gehalts, sondern auch hinsichtlich der Struktur dieser Erfahrung. Denn der meisten Kunst heute korrespondiert ja tatsächlich deutlich eine Erfahrung, bei der der Betrachter auf sich und die Aktivität seiner eigenen Bedeutungsproduktion oder -projektion zurückgeworfen wird.

Was aber aus der Perspektive Adornos sich nur als Entfremdung vom Objekt und damit auch vom Selbst verstehen lässt, ließe sich in der Tradition nach Kant auch als genuin ästhetische Form des Objekt- und Selbstbezugs begreifen. Aus dieser Perspektive brächte die zeitgenössische Kunst durch ihre verschiedenen Strategien, den „impliziten Betrachter“ [22] an sich selbst zu thematisieren, Grundzüge ästhetischer Erfahrung heraus, die durch die modernistische Reduktion der ästhetischen auf eine ethische Erfahrung verdrängt werden: ihren projektiv-performativen ebenso wie ihren selbstreflexiven Aspekt. ­ Nun liegt allerdings umgekehrt natürlich der Verdacht nahe, dass eine solche Argumentation lediglich den Subjektivismus reinstalliert, gegen den Adorno seinen begrifflichen Apparat ursprünglich in Stellung gebracht hatte. Dagegen wäre erstens einzuwenden, dass das Subjekt hier in einem Verhältnis zum Objekt gedacht wird, das konstitutiv experimentell ­ und das heißt: gerade nicht verfügend ist. Die ästhetischen Objekte gehen, und darin liegt aus einer erfahrungstheoretischen Perspektive ihre Autonomie, nie in unseren Projektionen auf, vielmehr ziehen sie sich immer wieder vor diesen zurück ­ und konfrontieren uns durch diesen Entzug mit uns selbst. Zudem aber wäre angesichts der Erfahrung zeitgenössischer Kunst zu spezifizieren, dass sich die so konzipierte Selbstreflexion, anders als bei Kant, der das Objekt auf einen bloßen Anlass und die ästhetische Erfahrung auf die Selbstreflexion einer abstrakten Subjektivität und ihrer Vermögen reduzierte, ausdrücklich im Modus des Objektbezugs vollzieht. Und zwar in einer Weise, in der die je konkrete empirische Subjektivität der Rezipienten nicht transzendiert, sondern auf spezifische Weise reflektiert wird.

Dies wird in der Erfahrung gesellschaftspolitisch engagierter Werke besonders evident. Aus diesen empfängt das erfahrende Subjekt nicht einfach politische Botschaften, wie es ein ästhetisch stumpfes Missverständnis zeitgenössischer Kunst will, sondern an ihnen wird das erfahrende Subjekt vielmehr mit den eigenen sozialen und kulturellen Hintergrundannahmen konfrontiert. Sofern die Objekte dem Betrachter gleichsam mit Bedeutungen entgegenzukommen scheinen, die weder vom Betrachter intentional hineingelesen wurden noch aber am Kunstwerk einfach objektiv vorfindlich sind, wird der am Werk entbundene Prozess der Bedeutungsproduktion und -subversion zu etwas wie einem „Eingedenken der Gesellschaft im Subjekt“ führen ­ zu einer Erfahrung, in der den Betrachtern die eigenen sozialen und kulturellen Hintergrundannahmen im Modus des ästhetischen Scheins eigentümlich fremd entgegentreten. Entgegen Adornos universalistischer Konzeption ästhetischer Erfahrung setzt hier das ästhetische Verhältnis zum Objekt offensichtlich nicht „den Rezipierenden als empirisch-psychologische Person zugunsten seines Verhältnisses zur Sache außer Aktion.“ [23] Vielmehr handelt es sich hier um eine Erfahrung der Entäußerung an die „Sache“ des jeweiligen Werks, ohne dass sich diese Entäußerungserfahrung jedoch je in der objektiven Universalität bloßen „Dabeiseins“ beruhigen könnte. Sofern man hinsichtlich einer solchen Erfahrung überhaupt von einem quasi-erotischen Moment sprechen will, wäre dieses nicht abzutrennen von der Logik der Projektion und den individuellen, immer schon von Gesellschaftlichem durchzogenen Ökonomien des Begehrens, die ihr unterliegen. Das transformative Potenzial einer solchen Erfahrung liegt mithin nicht darin, dass solche Aspekte konkreter „Ichschwäche“ in ihr ethisch aufgehoben, sondern dass sie reflexiv distanziert werden. Die spezifisch objektbezogen-performativ-selbstreflexive Gestalt, die das Subjekt in der so verstandenen ästhetischen Erfahrung annimmt, taugt daher konsequenterweise auch nicht zum Inbegriff einer zur Ethik befreiten Subjektivität. Vielmehr ist sie der Schauplatz einer spezifisch ästhetischen Operation der Reflexion, die sich weder auf theoretische noch aber auf praktische Erkenntnis reduzieren lässt. Die ästhetische Erfahrung steht so auch nicht mehr Modell für Formen erkennender oder ethischer Subjektivität, sondern autonom neben den Sphären der theoretischen und der praktischen Vernunft.

Aufgrund ihres expliziten Widerstands gegen den modernistischen Universalismus sind es interessanterweise gerade die politisch engagierten Werke, die besonders nachdrücklich zu einer Neufassung ästhetischer Subjektivität herausfordern, die sie von ihrer modernistischen Ethisierung freisetzt und in ihrer Spezifik thematisiert. Dieser genuin ästhetische Einsatz impliziert nun aber keine einfache Abkehr von der Frage, was Kunst mit der Utopie einer versöhnten Menschheit zu tun haben könnte. Vielmehr rückt er sie von einem ethisch-ästhetischen an einen politischen Ort: Kunst wirkt, wenn überhaupt, nicht deshalb in die Gesellschaft zurück, weil in ihrer Erfahrung selbst sich „etwas wie ein Gesamtsubjekt“ [24] konstituierte, sondern deshalb, weil sie die empirischen Subjekte potenziell mit der gesellschaftlichen Schicht an sich selbst konfrontiert. Dass dies für gesellschaftlich unterschiedlich situierte Subjekte zu unterschiedlichen Erfahrungen führt, schlägt sich notwendig, so immer wieder auch in dieser Zeitschrift, in Form einer Politisierung im ästhetischen Diskurs nieder. Das aber heißt: Das ästhetische Wir, auf das jedes ästhetische Urteil zielt, ist konstitutiv umstritten. Indem die avancierteste Kunst heute darauf insistiert, dass Kunst der politischen Perspektivierung bedarf, bewahrt sie mithin weniger die abstrakte Utopie einer versöhnten Menschheit denn das Bewusstsein dafür, dass es für deren Realisierung mehr brauchte als Kunst oder Liebe.

Anmerkungen
[1]  Vgl. den Aphorismus „Moral und Zeitordnung“, in: Theodor W. Adorno, Minima Moralia, GS 4, Frankfurt/M. 1979, S. 87­89, hier: S. 89.
[2]  Theodor W. Adorno, Ästhetische Theorie, GS 7, Frankfurt/M. 1970, S. 33.
[3] Ebd.
[4] Vgl. ebd, S. 490.
[5]  Theodor W. Adorno, „Rückblickend auf den Surrealismus“, in: ders., Noten zur Literatur, GS 11, Frankfurt/M. 1974, S. 101­105, hier: S. 104.
[6]  Vgl. Adorno an Erich Fromm in: Theodor W. Adorno/Max Horkheimer, Briefwechsel,  Bd. I, 1927­1937, Frankfurt/M. 2003, S. 539­545, hier: S. 543.
[7]  Ebd., S. 402.
[8]  Adorno, Ästhetische Theorie, a.a.O., S. 443.
[9]  Theodor W. Adorno, „Der Artist als Statthalter“, in: ders., Noten zur Literatur, a.a.O.,  S. 114­126, hier: S. 119.
[10]  Ebd., S. 118.
[11]  Ebd., S. 122.
[12]  Vgl. hierzu die in ihrer sexuellen Metaphorik expliziten Passagen in Theodor W. Adorno, „Über Jazz“, in: ders., Musikalische Schriften IV, GS 17, Frankfurt/M. 1982, S. 74­108, hier bes.: S. 97­100.
[13]  Adorno, „Der Artist als Statthalter“, a.a.O., S. 126.
[14]  „Der Begriff des musikalischen Subjekts“, schreibt Adorno in „Vers une musique informelle“, wäre „in sich zu differenzieren. Mit potentiellen Hörern hat er überhaupt nichts zu tun, alles mit dem Menschenrecht auf das, was Hegel Dabeisein nannte; dem Recht darauf, daß Subjektivität in Musik selbst, als Kraft ihres immanenten Vollzugs gegenwärtig ist“. Theodor W. Adorno, „Vers une musique informelle“, in: ders., Musikalische Schriften I-III, GS 16, Frankfurt/M. 1978, S. 493­540, hier: S. 539.
[15]  Vgl. Adorno, Ästhetische Theorie, a.a.O., S. 490.
[16]  Vgl. ebd., S. 33.
[17]  Ebd., S. 361.
[18]  Vgl. Adorno, „Vers une musique informelle“, a.a.O., S. 539.
[19]  Adorno, Ästhetische Theorie, a.a.O., S. 250.
[20]  Für eine Kritik an Adorno in diesem Punkt vgl. auch Christoph Menke, „Subjekt, Subjektivität“, in: Ästhetische Grundbegriffe, Bd. 5, hrsg. von Karlheinz Barck u.a., Stuttgart, im Druck.
[21]  Vgl. hierzu ausführlich: Juliane Rebentisch, Ästhetik der Installation, Frankfurt/M. 2003.
[22]  Vgl. Wolfgang Iser, Der implizite Leser. Kommunikationsformen des Romans von Bunyan bis Beckett, München 1972.
[23]  Adorno, Ästhetische Theorie, a.a.O., S. 361.
[24]  Vgl. ebd., S. 359.

https://www.textezurkunst.de/52/die-liebe-zur-kunst-und-deren-verkennung-adornos-/

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Blockupy Frankfurt

Wo Kapitalismuskritik oder gar Antikapitalismus draufsteht, ist mit ziemlicher Sicherheit (die Wahrscheinlichkeit beträgt ca. 99%) nichts als deutsche Ideologie drin, also der Appell an den Staat oder die Staatengemeinschaft, endlich den Staat des ganzen Volkes in Szene zu setzen, statt nur der des Kapitals zu sein und die Lösung der Krise „des Kapitals“, das mit uns allen nichts mehr zu tun hat, sondern lediglich durch 1% der Bevölkerung, die es zu liquidieren gelte, repräsentiert wird, in die eigene Hand zu nehmen. Eine solche Linke, die weder vom Kapital noch vom Souverän einen Begriff hat, flüchtet sich also zwangsläufig in die Arme des autoritären Staates.

Exemplarisch für einen solchen autoritären Antikapitalismus steht die Occupy-Bewegung, die auch nachdem sich der mediale Hype gelegt hat, ihre Thesen fröhlich unter das Volk bringt und so die autoritäre Krisenlösung vorzubereiten hilft, die in Zukunft noch gebraucht werden wird. Unter dem Namen Blockupy Frankfurt versammeln sich in Deutschland die üblichen Globalisierungsgegner und regressiven Kapitalismuskritiker wie „Attac-AktivistInnen, Gewerkschaften, antirassistische Netzwerke, Parteien wie Die Linke, Occupy-AktivistInnen, Erwerbsloseninitiativen, studentische Gruppen, Nord-Süd-, Friedens- und Umweltinitiativen, die Linksjugend [‘solid], die Grüne Jugend sowie linksradikale Zusammenschlüsse wie die Interventionistische Linke und das Ums-Ganze-Bündnis“, über deren Agenda Karl Marx bereits wusste: „In der Tat steht das internationale Bekenntnis des Programms noch unendlich tief unter dem der Freihandelspartei.“

Der antiinternationalistische und antiuniversalistische Charakter linker Protestbewegungen bringt allerdings nicht nur einen bedingungslosen Etatismus mit sich, sondern führt in der Konsequenz auch in die totale Affirmation des Kapitalverhältnisses. Wie das geht, beweist Blockupy Frankfurt in dem uns zufällig in die Hände gefallenen Aufruf zum „Widerstand im Herzen des europäischen Krisenregimes 
31. Mai und 1. Juni 2013“, der keineswegs zufällig auf das den Häusern Bertelsmann und Springer entlehnte, als Nationalstaat-Werbeparole konzipierte Motto  „Wir sind Blockupy“ endet. Bereits in der Beschreibung der Lage wird deutlich, dass „die Krise“ und deren „Bewältigung“ in den Köpfen von Blockupy-AktivistInnen, zur Gesellschaft vollkommen äußerliche Phänomene sind, die mit der Krise der Gesellschaft und des Einzelnen nicht zusammenhängen. Vielmehr erscheinen diese Vorgänge als ein Ausfluss von Machenschaften, die von dunklen Mächten in Szene gesetzt werden:

Am 31. Mai und 1. Juni 2013 wollen wir den Widerstand gegen die Verarmungspolitik von Regierung und Troika – der EZB, der EU-Kommission und des IWF – in eines der Zentren des europäischen Krisenregimes tragen: an den Sitz der Europäischen Zentralbank (EZB) und vieler deutscher Banken und Konzerne – den Profiteuren dieser Politik.

Die Verarmungs- und Privatisierungsprogramme, die schon vor Jahrzehnten den Ländern des Globalen Südens aufgezwungen wurden, sind jetzt in Europa angekommen. Die deutsche Agenda 2010 war nur ein Modellprojekt für das, was in noch dramatischerem Umfang gegenwärtig insbesondere in Südeuropa durchgesetzt wird. Diese Verelendung wird sich – auch hier – noch weiter verschärfen, wenn wir uns nicht wehren: Es droht der weitere Abbau sozialer und demokratischer Rechte. Damit soll die Zahlungsfähigkeit für die Renditeerwartungen der großen Vermögen erhalten bleiben und durch die Verbilligung und Prekarisierung von Lohnarbeit die „ökonomische Wettbewerbsfähigkeit“ Deutschlands und (Kern-)Europas auf dem kapitalistischen Weltmarkt gesteigert werden.

Der Gedanke, dass Spar- und Privatisierungsprogramme, Verelendung breiter Bevölkerungsschichten, Verbilligung der Lohnarbeit, Abbau sozialer Rechte im Sinne einer „ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit“ aus der Logik des Kapitalverhältnisses und seiner Krisentendenz bereits logisch folgen, ist solchen Antikapitalisten fremd. Beharrlich schweigt man sich darüber aus, während man umso lauter die Profiteure und politischen Akteure anklagt. Weswegen das so ist, zeigt der unmittelbar folgende Satz, den frau sich auf der Zunge zergehen lassen muss:

Gemeinsam mit den Menschen im Süden Europas sagen wir: „Don’t owe, don‘t pay!“ (Wir schulden nichts, wir zahlen nichts!) und wehren uns dagegen, dass die Sanierung des Kapitalismus in Europa auf dem Rücken der Lohnabhängigen, der Erwerbslosen, der Rentner_innen, der Migrant_innen und der Jugendlichen ausgetragen wird.

Ginge es um die Herstellung menschenwürdiger Lebensverhältnisse und hätte man von der Kritik der politischen Ökonomie auch nur wenige Seiten überflogen, hätte man schreiben müssen, dass der Kapitalismus erstens nicht zu sanieren ist, zweitens nicht saniert werden soll (egal auf wessen Kosten!) und drittens zwangsläufig auf Kosten der ihm unterworfenen Subjekte fortexistiert. Blockupy Frankfurt ruft aber dazu auf, den Kapitalismus zu sanieren, und zwar auf Kosten der Kapitalisten – eine Idee, die wahnsinnig und ultrarealistisch zugleich ist, die den autoritären Staat beschwört, die Sache der Kapitalakkumulation selbst in die Hand zu nehmen und die Schädlinge auszumerzen.

In der Hoffnung, dass es so weit nicht kommen wird, erhält Blockupy Frankfurt die Auszeichnung „Wutbürger_in der Woche“.

https://abgwb.wordpress.com/wutburger_innen-archiv/406-2/

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Bonner Intifada

Wie es einem Haufen von Israelfeinden beinahe gelungen wäre, in Bonn den Vortrag eines Bahamas-Redakteurs zu sprengen, und weshalb es kein Zufall ist, dass der entsprechende Versuch gerade in der früheren Bundeshauptstadt unternommen wurde.


VON MATHEUS HAGEDORNY


Bonn ist eine Stadt von geradezu betörender Langeweile. Seitdem sie durch den Regierungsumzug ihrer weltpolitischen Bedeutung beraubt wurde, versucht sie als Sitz von UN-Büros, deutschen Weltkonzernen, NGOs und Rest-Bundesministerien, diese narzisstische Kränkung zu überwinden. Und es geht den Bonnern nicht schlecht damit. Doch einige können nicht verwinden, dass das Schicksal Deutschlands und der Welt woanders bestimmt wird, und machen unbeirrt weiter. Für notorische „Israelkritiker“, ewige Nine-Eleven-Skeptiker, radikale Muslime und andere antisemitische Weltenrichter zum Beispiel ist die Stadt ein bequemes Pflaster, weil die hiesige „Et kütt, wie et kütt“-Gleichgültigkeit perfekte Bedingungen für einschlägige Avantgardebewegungen bietet.

Und so macht sich beispielsweise niemand etwas daraus, dass das antizionistische Institut für Palästinakunde mit seinem Sitz in der Richard-Wagner-Straße eine der großartigsten Steilvorlagen für beißenden Spott liefert, die Bonner Friedensdemonstration am 11. September 2010 vor allem haufenweise verschwörungsideologische Bekenntnisse zutage förderte und der deutschlandweit ersten muslimischen Wählervereinigung, die sich die unbescheidene Parteibezeichnung BIG gegeben hat, ein umtriebiger Multifunktionär namens Haluk Yildiz vorsteht, der am kriegerischen Djihadismus einiger seiner Bonner Schäfchen rein gar nichts auszusetzen hat. Angesichts einer derart abgebrühten Bonner Öffentlichkeit verwundert es kaum, dass auch die im Zuge der Affäre um die „Free Gaza“-Flotte aufflammenden Hasstiraden gegen Israel, wie sie sich in Bonn am 31. Mai 2010 während einer Kundgebung auf dem Münsterplatz entluden, niemanden zu stören scheinen, zumindest, solange sich in diese sehr deutsche Angelegenheit kein unbedarfter Amerikaner einmischt, der sich die darauf folgenden Schläge natürlich selbst zuzuschreiben hat.

Diese Bönnsche Wurstigkeit, die solche Milieus duldet respektive erst ermöglicht, bringt andererseits auch manches Erträgliche mit sich: Im Rahmen des autistischen Universitätsbetriebs, der von der konsequenzlosen Vergleichung zahlloser Expertisen lebt, kann manch abweichende Stellungnahme und Kritik, die ganz bewusst mehr als nur eine begründete Einzelmeinung sein will, zeitweilig eine Nische finden. So wurde es beispielsweise dem AStA-Referat für Politische Bildung in den letzten Monaten gestattet, Referenten einzuladen, die ihren Gegenstand nicht als Experten und Bescheidwisser liebevoll bewirtschaften, sondern unmöglich machen wollen. Kurzum: Es gab den zarten Versuch, Gesellschaftskritik einem größeren Publikum in der Universität zugänglich zu machen.

Im Zuge dessen wurde zum Beispiel das deutsch-europäische Appeasement gegenüber dem iranischen Terrorregime ebenso kritisiert wie das sinnentleerte Gefasel in der deutschen Bildungsdebatte. Die Vorträge erreichten ein breites Publikum und regten im Nachgang – wie gewünscht – oft kontroverse und zumeist lehrreiche Diskussionen an. In diesem Sinne sollte auch die Veranstaltung, von deren Verlauf im Folgenden berichtet wird, vonstatten gehen.


Tumulte gegen den Intellekt

Am Abend des 12. November 2010 waren knapp 200 Menschen in den Hörsaal 17 des Hauptgebäudes der Universität Bonn gekommen, um an der Veranstaltung „Der Sarrazin-Komplex – Warum seine Kritiker im Unrecht und seine Thesen trotzdem verkehrt sind“ teilzunehmen. Diese Debatte und die in ihr angesprochenen Probleme waren für viele bislang anscheinend nicht zufriedenstellend behandelt worden. Der eingeladene Referent, Justus Wertmüller, Redakteur der Zeitschrift Bahamas, wollte sich ganz bewusst des Bekennertums in der Causa Sarrazin enthalten und sowohl den ehemaligen Bundesbank-Vorstand als auch dessen Kritiker einer kritischen Würdigung unterziehen.

Dass nicht alle bereit waren, den Vortrag anzuhören und sich in der anschließenden Diskussion mit dem Referenten auseinanderzusetzen, wurde bereits im Vorfeld deutlich. Schon vor Beginn des Vortrags wurde das Mikrofon von einem jungen Mann – über den noch ausführlicher zu sprechen sein wird – unerlaubt beansprucht, um Wertmüller ohne Begründung unter anderem als „Rassisten“ zu titulieren (1). Nach dieser Initialzündung versuchten mehrere Personen, dem Referenten mit Zwischenrufen die Veranstaltung ebenso zu verunmöglichen wie dem interessierten Publikum. Der Wortschatz dieser Störer bestand lediglich aus den zunehmend aggressiver gerufenen Vokabeln „Rassist“, „Kriegstreiber“ und – immer wieder –„Imperialist“. Justus Wertmüller versuchte zunächst, auf die Schreihälse nicht einzugehen, doch diese ließen nicht locker.

Weil der Referent die Erwartungshaltung der zahlreich anwesenden Antiimperialisten enttäuschte und sein Vortrag wider deren Erwarten keinen Anlass für die Bestätigung der Verleumdungen bot, griff der bereits erwähnte Anstifter der Störaktion, Simon Ernst mit Namen, zur ultimativen Schmähung: Wertmüller, rief er, sei ein „Gelehrter“. Dieses geistfeindliche Ressentiment, das seinem Urheber im Saal vor allem Gelächter eintrug, bekommt eine besonders bittere Note, weil Ernst sich seit mehreren Jahren als Avantgarde der Bildungsproteste in Bonn und sogar über Deutschland hinaus inszeniert (2) und erfolgreich darin ist, junge Menschen, die sich beispielsweise im Rahmen des „Bildungsstreiks“ gegen eine immer stärkere Zurichtung und Disziplinierung in Schule und Studium wenden, für seine autoritären Anwandlungen zu gewinnen.

Mehrfache deutliche Ermahnungen zur Ruhe führten nicht zur Mäßigung, sondern wurden vielmehr als Ermutigung verstanden, die Belästigungen zu intensivieren. Die Veranstalter vom AStA-Referat für Politische Bildung waren nicht bereit, diese beabsichtigte Verhinderung ihrer Diskussionsveranstaltung hinzunehmen, forderten die Störer mehrfach auf, den Saal zu verlassen, und alarmierten zwecks Durchsetzung des Hausrechts schließlich die Polizei. Daraufhin entstand ein Tumult, bei dem eine anwachsende Menschenmenge handgreiflich versuchte, Wertmüller zum Schweigen zu bringen und die Mikrofone an sich zu reißen. Notwendig wurde die Hinzuziehung der Staatsmacht umso mehr, als einer der Angreifer einen Laserpointer zum Einsatz brachte, um den Vortragenden zu blenden. Den AStA-Referenten für Politische Bildung der Fachhochschule Köln, der sich mit einigen anderen Gästen schützend vor Wertmüller gestellt hatte, traf ein Laserstrahl ins Auge; er musste daraufhin im Krankenhaus behandelt werden. Dort diagnostizierte die diensthabende Ärztin Verbrennungen der Bindehaut. Auf ihre Empfehlung hin erstattete der Verletzte Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung; die Polizei ermittelt. (3)


„Antideutsche klatschen“

Erst das Eintreffen der Polizei verhinderte eine weitere Eskalation. Anschließend konnte der Vortrag fortgesetzt werden. Eine etwa 30 Personen umfassende Störergruppe kehrte allerdings nach dem Abrücken der Polizei in die Nähe des Hörsaals zurück. Nachdem einigen von ihnen der erneute Zutritt zum Hörsaal verweigert worden war, ertönte von außen der Schlachtruf: „Intifada bis zum Sieg!“ – eine Parole also, mit der zur Vernichtung des jüdischen Staates und darüber hinaus zur restlosen Liquidierung aller politischen, sexuellen und religiösen Abweichler unter den Palästinensern aufgerufen wird. Man gab damit die Stoßrichtung der militanten Aktion ganz unverhohlen preis. War bei Simon Ernsts ungebetenem Eingangsstatement noch ominös davon die Rede, beim mit Israel solidarischen Justus Wertmüller handle es sich um einen kriegstreiberischen „Antideutschen“, so wurde die antisemitische Weltanschauung nun in ihrer vollen Tragweite sichtbar: Wer sich mit dem jüdischen Staat solidarisiert, kann nur ein Feind der Deutschen sein, lautete die Botschaft. Diese Ideologie begründet eine Feindbildpflege, die durch die im Hörsaal eifrig verklebten Sticker mit der gewaltverherrlichenden Parole „Antideutsche klatschen“ pointiert wurde. Zur Illustration seiner intellektuellenfeindlichen Zielrichtung bildet der Aufkleber einen Brillenträger ab, dem mit der Faust ins Gesicht geschlagen wird. Dass ausgerechnet diese vermeintlichen Vorkämpfer des Friedens den Referenten Justus Wertmüller einen „Kriegstreiber“ hießen, verrät den Charakter ihres Pazifismus.

Nicht minder ressentimentgetränkt gestaltete sich die Erklärung der Roten Antifa Köln vom 13. November 2010, die in gewisser Hinsicht als Gründungsmanifest dieser bis dato völlig unbekannten Gruppierung gelesen werden kann. In ihr wird Wertmüller vorgeworfen, ein „Philosemit“ zu sein und durch seine Antisemitismuskritik „provozierende Thesen“ zu verbreiten. Am Tumult im Bonner Hörsaal nahmen außer ihr auch Mitglieder der Ruhrgebiets-Sektion der Roten Antifa NRW teil, die sich in den letzten Jahren durch antisemitisch und frauenfeindlich motivierte Übergriffe einen Namen gemacht hat. An diesem Abend also fanden die Glorifizierung des antisemitischen Palästinensertums, die Verfemung von Intellektuellen, Kritikunfähigkeit und Gewaltverherrlichung – das heißt: bestimmende Momente des linken deutschen Antiimperialismus – zusammen.

Es ist wohl der bereits genannten Bönnschen Gleichgültigkeit zu verdanken, dass der Pöbelprimus Simon Ernst vor Ort seit Jahren nicht nur in Schüler- und Studentenprotesten mitwirken, sondern sogar als Vorstand der ver.di-Jugend NRW-Süd arbeiten kann, obwohl er mindestens seit 2007 zahlreiche antisemitische Aktivitäten entfaltet hat. Zu den Betätigungsfeldern dieses antiimperialistischen Handlungsreisenden gehört nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit linken Antisemiten aus dem Umfeld des Internationalistischen Zentrums B5 in Hamburg, das die gewaltsame Verhinderung einer Vorführung von „Pourquoi Israël“, Claude Lanzmanns filmischem Plädoyer für den jüdischen Staat, zu verantworten hatte. Wie sehr es Ernst umtreibt, keine Verfügungsgewalt über das jüdische Leben im Nahen Osten zu haben, gab er als Redner der eingangs erwähnten antiisraelischen Kundgebung in Bonn zu Protokoll: „Es fällt auf, wie sicher sich dieser Staat ist bei seinen Verbrechen, wie sicher er glaubt, vor den Augen der ganzen Welt morden zu können.“ Bereits 2007, als er Felicia Langer in ihrer Funktion als Kronzeugin des deutschen Israelhasses an die Bonner Universität einlud, begegnete er der geäußerten Kritik an Langers Antizionismus mit einem verschwörungsideologischen Gedankengebäude über „geschickt lancierte Fragen“ einer durch „Sprachpsychologie“ geschulten „Israel-Lobby“ im Saal.

Es ist verstörend, dass es Simon Ernst und seine zahlreichen Kombattanten vermochten, dumpfen, antiintellektuellen Hass gegen Justus Wertmüller zu entfalten, der im Gegensatz zu diesen deutschen Ideologen tatsächlich etwas zur Kritik der Ausländerfeindlichkeit und des Leistungswahns beizutragen hat. Die antiimperialistische Agitation im Hörsaal hingegen hat nur Raum für einen blindwütigen Furor geschaffen, der einen verletzten Gast und die zeitweilige Unterbrechung des Vortrags zur Folge hatte. Wer die bisherigen Veranstaltungen des Bonner AStA-Referats für Politische Bildung aufmerksam beobachtet hat, wird festgestellt haben, dass jeder noch so aberwitzige Diskussionsbeitrag zugelassen und nicht abwürgt wurde. Eben auf diese weitgehende Toleranz der Veranstalter bauten die Störer, weshalb insbesondere Simon Ernst erst dann seine großsprecherischen Kapriolen dämpfte und den Rückzug antrat, als er realisierte, dass die Polizei tatsächlich auflaufen wird.


Ochlokratie und Emanzipation

Zu einer zivilisierten Aussprache jedenfalls wollte es dieser Mob in keinem Fall kommen lassen; vielmehr verlegte er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten auf argumentfreie Diffamierung und Gewalt. Diese Taktik entstammt der alten Schule des Denunziantentums: Wenn man mit genügend Dreck wirft, wird schon irgendetwas hängen bleiben. Statt überhaupt zuzuhören, was Wertmüllers – bis dato unveröffentlichter – Vortrag inhaltlich zu vermitteln hat, sollte von Beginn an ein Klima der Angst und Unsicherheit erzeugt werden, das eine Diskussion verunmöglicht, zumindest aber nachhaltig beeinträchtigt. Auch nach dem Polizeieinsatz verblieben Störer im Saal, von denen einer die Glaubwürdigkeit seines Engagements gegen Diskriminierung dadurch zu erkennen gab, dass er während seines lautstarken Abgangs den Referenten mit der behindertenfeindlichen Beleidigung „Spasti“ bedachte.

Wie man den Tonaufnahmen (4) entnehmen kann, waren die Störer zu keinem Zeitpunkt imstande, ihre Anwürfe am Vortrag plausibel zu machen; sie ergingen sich daher in verleumderischer, aggressiver und zuletzt offen antisemitischer Pöbelei. Es zeugt von einem durchaus bedrohlichen autoritären Geist im Modus der Rebellion, sich ernsthaft anzumaßen, in Übereinstimmung mit einer kleinen Gruppe selbstgerechter „israelkritischer“ Kampfgefährten eine Aussprache zu sabotieren, die ein großes öffentliches Interesse findet. Gerade weil sich unter den Störern mehrere Anhänger der Bonner „Bildungsstreik“-Bewegung befanden, die Simon Ernst und Seinesgleichen in ihrem geistfeindlichen Sinne formen möchten, muss die Frage gestellt werden, inwiefern die innerhalb des „Bildungsstreiks“ aufgestellte Forderung nach „radikaler Demokratisierung“ zu verstehen ist. Die Vorgänge im Zuge dieser Veranstaltung werfen zudem die Frage auf, ob die übrigen Teilnehmer dieser Proteste es auch in Zukunft dulden werden, dass sich unter ihnen Personen befinden, die „radikale Demokratie“ in Form einer Ochlokratie – also als schrankenlose Herrschaft eines aufgehetzten Pöbels – praktizieren wollen. Wer das geistige und praktische Elend des nachbürgerlich-kapitalistischen (Aus-)Bildungsbetriebs überwinden will, darf nicht zulassen, dass ein traditionell mit dem Antisemitismus verquickter Antiintellektualismus das bisher erreichte Maß an zivilen Umgangsformen zunichte macht, wie es aus Anlass von Justus Wertmüllers Vortrag ein weiteres Mal versucht wurde.

Anmerkungen
(1) Zu Wertmüllers Kritik an Sarrazin siehe „Frei nach Thilo Sarrazin – Leistung und Intelligenz in der Beamtenrepublik Deutschland“, erschienen in der Bahamas Nr. 59.
(2) Simon Ernst ist Förderer einer Gruppe, die im November 2009 in Bonn die Erfolgswelle des deutsch-österreichischen Bildungsstreiks so betitelte: „Wien, Deutschland, und dann die ganze Welt.“ Der eingängige Name dieser bis heute aktiven Vereinigung lautet: „Bonner Jugendbewegung“.
(3) An dieser Stelle ergeht die Bitte an Zeugen des Vorfalls, sich mit Täterbeschreibungen, Audio-, Foto- oder Videoaufnahmen an das AStA-Referat für Politische Bildung (polbil@asta.uni-bonn.de) oder direkt an die Polizei zu wenden.
(4) Die gesamte Veranstaltung ist in zwei Teilen hier online anzuhören: [1], [2].
Das Bild zeigt das Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz. Fotomontage: Lizas Welt.

http://lizaswelt.net/2010/11/23/bonner-intifada/

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redaktion-bahamas.org

Der größte Kommunist im ganzen Land
Ein Nachruf auf Hermann Ludwig Gremliza – und die deutsche Linke

 

Alles ging noch ganz gut bis zum 11.9.2001. Die Bahamas zerdepperte gutes altes kommunistisches Porzellan, liebgewonnene Sammeltassen und Teller mit Aufschriften wie „Klassenkampf“, „Solidarität der Völker“, „Kampf dem Imperialismus“, „Kampf dem Zionismus“, „Das Kapital hat Name und Anschrift“ und bekam dafür von den zünftigen Kommunisten sogar noch eine Zwei minus für Analyse, aber nicht mehr als ein noch Ausreichend fürs Betragen. Nach dem 11.9.2001 wurde klar, dass zusammengeklebtes Geschirr sogar eine noch haltbarere Zier ist als das ganzheitliche Modell von früher und alles war wieder wie neu: Anstelle der Kapitalisten bekämpft man jetzt die globalisierte Kapitalherrschaft  und hält sich dabei noch zugute, keine „verkürzte Kapitalismuskritik“ zu betreiben, statt Klassenkampf gibt es nun widerständige Praxen, statt von Völkern spricht man von Multitudes, die in der Vorstellung der neu-alten Kommunisten im Kampf gegen die Herrschaft zu allem fähig sind. Seither stehen die Kommunisten wirklich an der Spitze der deutschen Volksbewegung – lange vor Oskars Aufstieg mit der Linkspartei. Zwar braucht man sie nicht wirklich, weil das Volk und seine Sprecher auch ohne kommunistische Avantgarde wissen, dass man sich im Kampf gegen die Kapitalherrschaft hinter einem Westwall verschanzen müsse, der nicht mehr wie früher nur Großdeutschland und seine Komplizen, bzw. die von ihm besetzten Länder, sondern ganz Europa vor seinem einstigen Befreier, den Vereinigten Staaten von Amerika zu schützen hat. Aber gerade ihre Entbehrlichkeit garantiert den Kommunisten ihren Handlungsspielraum: Weil man sie nicht wirklich braucht, können sie weiter machen wie bisher und dem nationalen Vollzug mit enorm antikapitalistischen Vorschlägen vorauseilen, die von den „Herrschenden“ vorläufig noch in der Schublade „Visionen“ abgelegt werden. Dies hat nicht zuletzt den Vorteil, dass man sich weiterhin als radikaler Staatsfeind selber abfeiern kann, wenn man sich zusammen mit der Hamburgerin Ulla Jelpke von der Linkspartei einen lächerlichen Prozess gegen ein paar politisch motivierte Kleinkriminelle anschauen geht, denen vorgeworfen wird, sie hätten beschleunigen wollen, was die Mehrheit im Land sich ohnehin herbeiwünscht.

Weiße Rasse – schwarze Klasse

Hervorstechendes Kennzeichen des neuen Kommunismus ist, dass er vom historischen Vorbild die autoritäre Grundkonzeption, die dekretorische Willkür im Umgang mit Begriffen, die Verachtung von Sprache und Wahrheit übernimmt, aber im Unterschied zu diesem auf eine Art und Weise, die als aufgeklärt und fortschrittlich durchgeht, den Übergang zum Volkstumskampf ganz offen vollzieht. Der von einer Volkskommunistin wie Jutta Ditfurth einst auf dem Konkret-Kongreß 1993 als Rassist geschmähte Christoph Türcke hatte Linken ihres Schlages damals schon prophezeit, dass die Rede von der Rasse als bloßem „sozialen Konstrukt“ über kurz oder lang notwendig dazu führen werde, dass man die Gesellschaft als eine rassifizierte, ihre Akteure als Rassen und soziale Konflikte als Rassenkampf auffassen und diese Inflation des Rassenbegriffs noch als antirassistische, widerständige Handlung abfeiern werde. Wer oder was „Ethnie“ ist, wer fortschrittlich und wer der Schuldige ist, das bestimme ich nach freiem Ermessen – das ist das Grundprinzip des neuen Antikapitalismus. Wie das geht, macht die Kölner Gruppe Somost in einem Leserbrief „Zur Sache Justus W. vs. Salih“ in Konkret 10/08 vor: Sie weiß zu berichten, dass Salih als Köln-Kalker, der im Januar 2008 öffentlich und teilweise gewalttätig von seinen Kumpanen zum Opfer der rassistischen Scheißdeutschen hochstilisiert worden war, von einem „weißen Jugendlichen erstochen worden war. Höchstwahrscheinlich [!] […] in Notwehr auf einen Angriff Salihs“ hin, . Noch im Frühjahr galt der „weiße Jugendliche“ als Deutscher, was er der Staatsangehörigkeit nach auch ist, und Täter. Seit man aber weiß – weil es nicht nur in der Kölner Lokalpresse, die man noch totschweigen konnte, sondern auch in der Bahamas zu lesen war – dass er unzweifelhaft in Notwehr gehandelt hat und so richtig deutsch nicht ist, sondern nur ein Russlanddeutscher, mithin einer von jenen, um deren Integration in die Gesellschaft es auch nicht so gut bestellt ist, hat man sich bei Somost überlegt, wie man einen aus Russland, der sich höchst­wahrscheinlich gegen einen Raubüberfall gewehrt hat, weiterhin verunglimpfen könnte. So wurde aus dem deutschen Mörder ein Weißer – was in der rassenkundlich versierten Szene so viel wie Täter bedeutet.

Die von Somost wissen also genau, wer von Natur aus schuldig ist und wer zum widerständigen Subjekt der nicht-weißen „Multitude“ gehört. Deren Abfeierung bedeutet de facto nichts anderes als die schnöde Affirmation krimineller Banden und ihrer ungeschriebenen, durch keinerlei Vermittlung gemilderten Disziplin, die sie nach innen und nach außen durchzusetzen sich mühen. Was früher einmal „Sieg im Volkskrieg“ hieß, findet heute seine adäquate Fortsetzung im Eintreten von Kommunisten für kulturell befreite Zonen hier und weltweit: „Widerstand, der das Ziel hat, die Gewalt des Krieges, die Kriegswirtschaft und das Militär anzugreifen“, sei legitim, formulierte ein Angeklagter zum Auftakt eines Prozesses am 25.9.2008 in Berlin gegen ihn und zwei weitere Männer, die versucht haben sollen, in Brandenburg an der Havel Bundeswehrfahrzeuge anzuzünden, und denen darüber hinaus vorgeworfen wird, eine kriminelle Vereinigung namens Militante Gruppe gegründet zu haben. Mit dem Krieg, dessen Gewalt Widerstand entgegenzusetzen sei, war der afghanische Bürgerkrieg gemeint, in dem auch deutsche Soldaten als Teil einer amerikanisch geführten UNO-Truppe sich auf Seiten der afghanischen Regierung engagieren. Afghanistan soll nach Ansicht dieser Kommunisten endlich wieder den Afghanen gehören, also den Taliban und den Clanchefs. Wenig Phantasie gehört dazu, um zu folgern, dass dieselben Leute sich wünschten, über von Zivilisation befreite Zonen auch in Deutschland etwas unbefangener zu diskutieren und etwa zunächst zwei der drei Kreuzberger Brüder Hatun Sürücüs als Opfer rassistisch motivierter Vorverurteilungen nachträglich zu rehabilitieren, was sich bislang nur mutige Einzelgänger getraut haben, wie zum Beispiel Professor Schiffauer von der Viadrina-Universität, der als entlastender Prozess-Gutachter tätig gewesen ist und zum Dank dafür am 10.9.2008 von jungen klassenkämpferischen Kommunisten der Gruppe T.O.P in Berlin zum Vortrag vor 150 Leuten geladen wurde, darunter nicht wenigen, die noch vor kurzem mit Israelfahnen auf Demonstrationen gegangen sind.

Nun gibt es einen, der in Sachen Rassentheorie nie so weit gehen würde wie einige Kölner Antifas, die aus „schwarzer“ Rasse revolutionäre Klasse machen wollen, aber ihnen die Hand zum Mitmachen gereicht hat, seit er die Verhinderung der offenbar bevorstehenden Vernichtung – nicht etwa Israels oder der Juden – sondern der „Kanaken“ in Köln-Kalk und anderswo zum obersten kommunistischen Ziel erklärt hat. Er ist einer, der sich bisher mal reingeritten und dann wieder rausgewurstelt hat, der sich antisemitische Krawallakte gegen Freunde Israels und Amerikas 2004 in Hamburg live angeschaut, aber darüber Stillschweigen verhängt hat und zum scheinbaren Ausgleich frohgemut Israel seine Solidarität erklärte, die er tags darauf widerrief, weil er einen antizionistischen Scharfmacher gefunden hat, der es mit Adorno gehabt haben soll. Den Kerl komplimentierte er dann, wiederum schweigend, hinaus, weil der sich mit Querfrontpolitikern in Köln getroffen hatte, um sich zuletzt in der Position der Äquidistanz gegenüber Israel und seinen Feinden und Ayaan Hirsi Ali und ihren Verfolgern auszuruhen. Er ist es nie gewesen, war für Kritik stets offen, natürlich nur für solche in emanzipatorischer Absicht, und hätte immer so weiter gemacht, wenn die Bahamas den Betriebsfrieden nicht gestört und ihm nachgewiesen hätte, dass er längst mit den Multitudes aller Länder und damit der Mehrheit im Land paktiert. Seither hält es Hermann Ludwig Gremliza nicht mehr und er schnappt nach der Bahamas, die er bislang so tapfer ignoriert hat.

Herr Scharang verkündet die Ankunft des heiligen Ludwig

Alles ist ihm seit dem Frühjahr 2002 misslungen, als ich mir scheinbar noch unentschieden in der Bahamas die Frage stellte: „Konkret kaputt?“. Nachdem ich im August 2008 eine Gegendarstellung in seinem Express erzwungen und damit sein Lebenswerk in Frage gestellt habe, schart er seine letzten Spezis um sich und lädt sie zum intellektuellen Selbstmord ein. Den Schriftsteller Michael Scharang, dessen großer Roman „Auf nach Amerika“ (1992) gegen seinen Urheber Zeugnis ablegt, hat er in großer Not um eine Liebesgabe gebeten, die besonders niederschmetternd ausgefallen ist, weil Scharang ausgerechnet Karl Kraus gegen mich ins Feld führt, was Gremliza aus guten Gründen, die in der Bahamas nachzulesen sind, schon lange nicht mehr wagt. Der Wiener Schriftsteller legte Hand an sich und nicht an Justus W., als er ihm unterstellte, er „winde“ sich als Teil einer „Lumpenbourgeoisie“, „in rasender Verzweiflung, viel­leicht doch noch von den Herrschenden gebraucht zu werden, auf einem nichtexistierenden Markt, in der Hoffnung, dass seine Verrenkungen, die er für solche des Geistes hält, wahrgenommen werden“ (Leserbrief in Konkret 10/08). Nicht genug, dass die Unterstellung, ich wände mich „in Verzweiflung, von den Herrschenden gebraucht zu werden“, noch nicht einmal als Österreichisch durchgeht – er hat sich auch schrecklich in seinem Satz verwickelt, in dem ich mich am gleichen nichtexistenten Ort mal „in Verzweiflung, gebraucht zu werden“ winde und dann „in der Hoffnung, wahr genommen zu werden“ verrenke, als wäre das nicht das gleiche. Was tut man nicht alles, um die doch etwas zu schlichte und vor allem zu kurze Botschaft, Justus W. schleime sich bei den Herrschenden ein, die ihn gar nicht haben wollten, gescheit, ja, aufwendig klingen zu lassen.

Aber selbst das hätte er noch überlebt – es war ja nur von mir und nicht von Karl Kraus die Rede. Doch ein bisschen mehr als folgsam nachzutreten war er seinem Ruf als Dichter und Kritiker dann doch schuldig: „Brecht, dem Kämpfer, war der Geist das Wort“ heißt es im ersten Buch Michael, das die Ankunft des Erlösers Ludwig verkündet, der von Bertolt Brecht und Karl Kraus, die in „schöner […] Arbeitsteilung […] eng verbunden und tief getrennt ihre Arbeit machten“, gesalbt ward und heute alles auf einmal macht: „Das Lehrstück, die Satire, den Essay, die sprachverliebte poetische Glosse und die Polemik gegen die Menschenverachtung, die sich aufwendig [?] als Verachtung der Sprache zu erkennen gibt, ehe sie sich zum simplen Totschlag bequemt [??].“ Dass Brecht, obwohl er zunehmend zum ordinären Parteikommunisten mit Sicherheitsabstand zur wirklichen Partei und noch größerem zum Vaterland der Werktätigen sich wandelte (,das er im Frühsommer 1941 in Todesängsten Richtung Wladiwostok zum rettenden Schiff gen Amerika durchquert hatte), „trotz und mit allem, womit er bewusst seinem dichterischen Wert entgegenwirkt“ (1) ein großer Dichter sei, hat Karl Kraus mehrfach betont. Weiter ging die Wertschätzung, von einer „Zusammenarbeit“ ganz zu schweigen, schon deshalb nicht, weil Kraus den Dichter Brecht immer gegen seine literarische Umgebung, der er sich ideologisch und oft genug auch poetisch immer mehr gleichmachte, hervorgehoben hat. Mit Blick auf „die bürgerliche Gedankenwelt, wie sie sich in den Werken der Shakespeare, Goethe, Gogol, Raimund, Nestroy und Offenbach darstellt“, kam Kraus zu dem so gar nicht nach „Arbeitsteilung“ klingenden Ergebnis, „dass die bürgerliche Gedankenwelt, selbst dort, wo sie tief unter dem Niveau der genannten Schöpfer liegt, Leistungen hervorbrachte, die berghoch über alles ragen, was die sozialistische, in sozusagen deutscher Sprache, bis heute produziert hat (wenn man Brechts eigentlichen Sprachwert rechtens von ihr ablöst, aber dafür die Gehirnschande aller Kampfliteratur und ‚proletarischer Satire‘ gründlich berücksichtigt).“ (2) Wenige Monate vor Erscheinen des Fackel-Heftes, aus dem dieses Zitat stammt, hatte Brecht die Gehirnschande begangen, mit einem Schmähgedicht als Kampfliterat gegen Kraus, den „guten Unwissenden“ aufzutreten, in dem es heißt:

„Er rühmte die Mörder. Er beschuldigte die Ermordeten.

Dem Hungernden zählte er die Brotkrumen nach, die sie erbeutet hatten.

Den Frierenden erzählte er von der Arktis.

Denen, die mit den Stöcken der Pfaffen geprügelt wurden

Drohte er mit den Stahlruten des Anstreichers.

So bewies er

Wie wenig die Güte hilft, die sich nicht auskennt (…)“ (3)

So erging es einem, der in den führenden SP-Genossen, die allen Ernstes noch nach dem 30.1.33 den Anschluss Österreichs ans deutsche Reich nicht aus dem Programm streichen wollten, keine Antifaschisten zu erkennen vermochte, wohl aber Kollaborateure mit den Nazis, und der den Arbeiteraufstand vom Februar 1934 gegen die herrschenden, von Dollfuß geführten Austrofaschisten offen kritisierte, die bis zu Mussolinis Schwenk den Anschluss ans Dritte Reich mit verhinderten, und der die österreichischen Sozialdemokraten mitverantwortlich für den Tod von fast 200 Arbeitern machte:

„Der da auszog gegen die Unterdrückung, selber satt

Wenn es zur Schlacht kommt, steht er

Auf der Seite der Unterdrücker.“

Wenn er sich nimmer auskennt, der satte Unwissende, also gegen die Doktrinen des Stalinismus verstößt, dann wird ihm mit dem Gestus des Auskenners und Bescheidwissers heimgeleuchtet, wird er gemäß der infamen Lehre „reich und reich gesellt sich gern“ des gleichzeitig entstandenen grotesk-peinlichen Parabelstücks über die Judenverfolgung in Deutschland, „Die Rundköpfe und die Spitzköpfe“ nicht mit dem Geist und auch nicht mit dem Wort bekämpft, sondern degradiert in den Stand der Mehrwertmullahs, die schon in „Menschenverachtung“ gemacht haben, „ehe sie sich zum simplen Totschlag“ bequemten. Michael Scharang hat einen hohen Preis dafür bezahlt, dass er, den Kampfliteraten gebend, einem beigesprungen ist, der anders als drei Berliner Antiimps oder ein paar Kölner Antifaschisten, die nicht wissen, was sie daher stammeln, die Sabotage der Kommunisten am Kommunismus über das Jahr 1989 hinaus exemplarisch verkörpert.

Sprachverliebte Hetze

Obwohl ja die antirassistischen Kim il Pots seit Jahren durchs Netz pfeifen, dass auf Seiten der Unterdrücker, ja, Mörder von Salih aus Kalk satt und sich anbiedernd der Mehrwertmullah steht und derselbe samt Konsorten längst als Antisemit geoutet wurde, hat Hermann Ludwig Gremliza lange den Mund gehalten und außer einigen homophoben Invektiven gegen die wunderlichen Gewänder des Papstes und einem nicht minder zwielichtigen Verweis auf Daniel Küblböck die Bahamas tapfer ignoriert, was nicht gut gehen konnte.

Weiter zu schweigen, um sich die endgültige Blamage zu ersparen, hätte bedeutet, bei so überragenden Kommunisten wie Jutta Ditfurth, die für Uli Krug schon ein Standgericht zusammengerufen hat, in den Verdacht zu geraten, satt lächelnd die Salihs auf den Barrikaden von Köln verbluten zu lassen, wie einst der angebliche Kompagnon von Bertolt Brecht die Arbeiter von Wien. Es hat ihm alles nichts mehr geholfen, weil er sich jahrelang nicht mehr ausgekannt hat, was ihn gelegentlich dazu verleitet hatte, zwischen den Stahlruten der Mullahs und den Stöcken des amerikanischen Präsidenten zu unterscheiden, also auch zwischen Elendskapitalismus ohne und Elendskapitalismus mit Sharia und Djihad. Wollte er weiterhin als größter Kommunist im Land gelten, musste er tun, wovor er lange zurückgeschreckt war und bündeln, was in einem Nebensätzchen hier und einem Aperçu dort längst schon durch seine Lehrstücke und sprachverliebten Glossen herumirrte: Die Brücke vom Salih zum Itzig musste geschlagen, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus gleichgesetzt werden, auf dass der „Hauch von Gas“ (Uli Krug), der aus den toten Trakten bundesrepublikanischer Gefängnisse von tagebuchführenden Gefangenen herbeihalluziniert wurde, sich mit dem Gestank verbrannten Menschenfleisches aus den Kaminen von Auschwitz vermische und auf diese Weise ein moralischer Mehrwert für den deutschen Kommunismus akkumuliert werde.

Im Juli dieses Jahres hat er es nicht mehr ausgehalten und alles musste heraus. Im „Express“, also dort, wo alle möglichen Gestalten früher wegen schlechtem Deutsch, falschen Zitaten und anderer ideologisch motivierter Angriffe auf die Wahrheit kurz, aber zumeist treffend der Lächerlichkeit preisgegeben wurden, erschien etwas auffällig Längliches, ja, um mit dem Wiener Dichter zu sprechen, sogar Aufwändiges:

„Justus W., im Laufe der Jahre wie viele seiner Genossen zum Pfaffen der Kapitalherrschaft, ihrer Polizei und ,Bildzeitung‘ gereift, wirft noch einmal ein Schäufelchen Kot auf Ulrike Meinhof, die ,völkische Antisemitin‘, der er ihr Gerede von ,Israels Nazi-Faschismus‘ und ,Israels Himmler‘ (Moshe Dayan) vorhält – die Halluzinationen einer im Toten Trakt mit vollständiger Isolierung Gefolterten, die, ein paar Jahre zuvor und ganz bei Sinnen, die deutsche Linke zur Solidarität mit Israel ermahnt hatte. Wozu hingegen andere schon in ihrer gut beheizten Wohnstube fähig sind, führt der zum Mehrwertmullah konvertierte Exkommunist an sich selber vor. Über einen Mann aus Köln-Kalk, der einen türkischen Jugendlichen namens Salih mit seinem Messer tödlich verletzt hat, schreibt er:

Unvorhergesehen war für Salih, dass man als junger deutscher Kalker schon weiß, wer da nachts auf Beute ausgeht und diesmal der Überfallene, der schon mehrfach unbewaffnet Opfer eines Salih geworden war, mit einem Messer herumfuchtelte …

,Ein Salih‘ ist das Singularetantum für jeden Kanaken, wie im ,Völkischen Beobachter‘ ,ein Itzig‘ für jede Judensau. Und weiter geht’s:

Ein deutscher Feuerwehrmann, der ein kleines Kind, das ihm aus dem dritten Stock des brennenden Gebäudes zugeworfen wurde, geschickt aufgefangen hatte, wurde z.B. von der ,Hürriyet‘ deshalb gelobt, weil seine Eltern Türken sind und er damit auch einer zu sein hat.

Man glaubt ihm aufs Wort – wer kann schon Türkisch? Zwar gibt ,Hürriyet‘ sich schon dadurch als chauvinistisches Drecks­blatt zu erkennen, dass sie Springers ,Bild‘-Chef Kai Dieckmann in ihren Beirat berufen hat, allerdings hat das Blatt in diesem Fall die gesamte Ludwigshafener Polizei für ihren Einsatz gelobt, bevor sie in einem weiteren Bericht tatsächlich erwähnte, dass der rettende Polizist Hakki Paker heiße, und ,türkischstämmig‘ sei. An Justus W. lernen heißt lernen, wo Polemik (oder Kommunismus) endet und Hetze (oder Faschismus) beginnt.“ (Gremlizas Express, 8/08)

Eine erste Antwort wurde ihm im eigenen Blatt gegeben auf eben jener Seite, die bis zum Septemberheft 2008 vielen Lesern als ein Höhepunkt der Sprachkritik galt:

Gegendarstellung

In KONKRET Heft 8 / August 2008 in der Rubrik Gremlizas Express wird mit Nennung des Namens Justus W. folgender Satz als Zitat ausgewiesen:

Unvorhergesehen war für Salih, dass man als junger deutscher Kalker schon weiß, wer da nachts auf Beute ausgeht und diesmal der Überfallene, der schon mehrfach unbewaffnet Opfer eines Salih geworden war, mit einem Messer herumfuchtelte…

Dieses Zitat ist falsch.

Tatsächlich habe ich Folgendes geschrieben:

Unvorhergesehen war für Salih, dass man als junger ,deutscher‘ Kalker schon weiß, wer da nachts auf Beute ausgeht und diesmal der Überfallene, der schon mehrfach unbewaffnet Opfer eines Salih geworden war, mit einem Messer herumfuchtelte…

Berlin, den 6.8.2008

Justus Wertmüller“ (Gremlizas Express, 9/08)

Dem satten Karl Kraus ist Vergleichbares in 37 Jahren Fackel und mehr als 10.000 Seiten eigenen Textes voller Zitate nicht unterlaufen. Ihm war das Zitat heilig, und wenn er den Zitierten noch so sehr verachtet hat – zur Fälschung war er schon deshalb nicht fähig, weil es die unwiderrufliche Entwertung seines Werks bedeutet hätte, und zwar nicht auf dem Markt, auf dem er in den letzten Jahren seines Lebens so wenig nachgefragt war, dass aus dem Nachlass kaum mehr als die Bestattungskosten bestritten werden konnten, sondern vor dem eigenen Wahrheitsanspruch, den er noch auf dem Totenbett bekräftigte, als er gegenüber einer Freundin darauf insistierte, niemandem Unrecht getan zu haben.

Wer kann schon Türkisch?

Bevor er mich um einen „ertmüller“ kürzer gemacht hat, habe ich ihn nicht etwa meinerseits beraubt, sondern bereichert und dem geheimnisvollen L. ein „udwig“ angefügt – als symbolische Würdigung eines Lebenswerks, in dem für Polemik (oder Kommunismus) kein Platz mehr ist, seit das Singularetantum „Atta“ für alle Mitglieder einer Hamburger Schule der praktischen Imperialismuskritik steht, auch für jene, denen die Eltern nicht mit dem Glaubensstärke signalisierenden Mohammed schon im Säuglingsalter den Heilsauftrag verpasst hatten. Noch vor wenigen Jahren, als Gremliza noch nicht mit den Kalker Barrikaden-Salihs für Gerechtigkeit gestritten hatte, wäre mir das als Indiskretion und Verleumdung erschienen. Der Verfassungsschutz, dessen Angestellte längst wieder unverkrampft der deutschen Sache nützlich sind, und nicht mehr das Hohelied der Westbindung singen müssen, hatte in dem 2004 erschienen Buch „Extremismus in Deutschland“ hämisch die Frucht einer kleinen Recherche präsentiert und gegen den Willen des Herausgebers das L. kassiert und vom „‚Bellizist(en)‘ und ‚konkret‘-Herausgeber Hermann Ludwig Gremliza“ gesprochen. Im gleichen Buch hat ein früherer Konkret-Autor und Antisemitismus-Spezialist vor „Wortführern wie Hermann Gremliza (Konkret) und Julius Werthmüller (Bahamas)“ gewarnt, die gemeinsam „ihren Israel-Kult, ungeachtet ihres Dissenses in Detailfragen“ betrieben. Darauf hat die Redaktion im Editorial der Bahamas Nr. 47 geantwortet: „Was den Ludwig und den Julius ungeachtet ihres Dissenses in Detailfragen eint, ist der Abscheu vor den Kreaturen einer staatlichen Agentur für Gesinnungsschnüffelei, die ausgerechnet dann, wenn den Hauptamtlichen nichts mehr einfällt, mit einem erweiterten Verfassungsschutzbericht gegen Wortführer in die Bresche springen, die Zweifel an der Zuverlässigkeit der Volksgenossen äußern“.

Das war einmal. Wo es keine Geheimnisse mehr gibt und keine Überraschung ins Haus steht, also dort, wo ein deutscher Reiseunternehmer türkischer Herkunft, der anderswo den Beitrag der türkischen Frau zur deutschen Wirtschaft in ihrer überdurchschnittlichen Gebärfreudigkeit erkannt hatte, im Interview mit Konkret (8/08) als Stimme der Freiheit daherschwadroniert wie sonst nur das chauvinistische Drecksblatt gleichen Namens (Hürriyet), damit der natürlich völlig unbegründete Verdacht, die Türkei verwandle sich in eine islamisch-kemalistische Autokratie, ausgeräumt ist, braucht man sich nichts mehr vorzumachen, auch kein „L.“ mehr für einen Ludwig. Wo der führende Kommunist Hermann heißt und Kolumnen schreibt, bleibt für den Polemiker und Liebhaber der sprachverliebten Glosse, die vom falschen Zitat zu getürktem Türkisch voranschreitet, nur noch der Ludwig übrig.

Wie war das noch mit dem Ludwigshafener Lebensretter, der von mir irrtümlich in einer Fußnote als deutscher Feuerwehrmann ausgegeben wurde, obwohl er doch deutscher Polizeibeamter ist? Ist er in der Hürriyet vom 5.2.2008 jetzt als „türkischstämmig“ (türk kökenli) oder türkisch (Türk) präsentiert worden? Tatsächlich war im Kleingedruckten eines Artikels zu lesen, dass das Kleinkind Onur von „dem türkischstämmigen deutschen Polizisten Hakki Paker gerettet“ worden sei. Ich habe zwar geschrieben, dass es egal sei, welche Staatsbürgerschaft einer hat, der Hakki heißt, weil er, ob er will oder nicht, in ein Volkskollektiv eingemeindet werden soll, dessen berufene Sprecher in der Diaspora wie z. B. der Konkret-Interview-Partner Vural Öger, bejubeln, was unter laizistischen Türken als Ausweis der Rückschrittlichkeit gilt: zahlreiche Kinder und immer neue Moscheen zum Beispiel. Aber ich schließe mich trotzdem dem Herausgeber an und rufe aus: Und weiter geht’s: Über die Botschaften bunter Zeitungen, das sollte man als geschulter Kritiker der Bild-Zeitung doch gelernt haben, gibt die Überschrift überzeugender Auskunft als jedes Wort im nachfolgenden Text. Und die schrie in der Hürriyet vom 5.2.2008 in fetten Lettern aus: „Bebegi Türk polis kurtardi.“ (4) Zu Deutsch heißt das immer noch: „Das (oder besser: dieses) Baby rettete ein türkischer Polizeibeamter.“ Mit Überschriften, in denen dem „Türk polis“ gehuldigt wurde, warteten zur gleichen Zeit übrigens auch die Tageszeitungen Tercüman, Aksam, Yeni Safak und Sabah auf.

Aber wer kann schon Türkisch? Für die deutschen Gänsefüßchen, die gerade dort verloren gehen mussten, wo etwas richtig entlarvend Antideutsches gegen einen Antideutschen, etwas mit „Judensau“ und Völkischem Beobachter herauskommen sollte, kann er nicht seine Praktikanten für die schlampige Recherche haftbar machen, sondern nur den inneren Ludwig, der für sich ganz wie der L. von früher nicht nur in Anspruch nimmt, deutsch zu können, sondern auch Karl Kraus verpflichtet zu sein.

Wo Polemik beginnt

Leicht ist es ist nicht, im Stande des Ludwigs leben zu müssen, als Sprachkritiker blamiert, als Kolumnen schreibender Kommunist zwischen Elsässer und Ebermann hin und her geworfen, den Einflüsterungen des Mehrwertmullahs widerstehend Ulrike, der einzigen Braut zu huldigen, die heute aus dem Munde des Mediums Jutta zu ihm spricht. Aber irgendwie geht’s schon. Ich werde ihn jedenfalls nicht schaffen und nie mehr bewirken, als ihm zu schaffen zu machen. Ich kann ihn unwidersprochen öffentlich einen Geschichtsfälscher nennen, wenn er Mussolinis Faschisten mit Hitlers Nationalsozialisten gleichsetzt und ihnen unterstellt, was sie nicht getan haben, sie hätten die italienischen Juden den Deutschen ausgeliefert und ins Gas geschickt (Bahamas 43, S. 70). Ich kann ihm in Sachen Glasauge, Hinkebein und Modell Analita recht liebloser Körperschau und entsprechend ergebnisorientierter Vorlieben beim Gebrauch des Körpers zeihen (Bahamas 42, S. 67), aber Konkret schweigt, Rechtsanwalt Oliver Tolmein schreibt mir nicht und keiner wundert sich, warum das keine Folgen hat. Ich führe Karl Kraus gegen ihn ins Feld, weise nach, dass er Privatpost ohne Zustimmung der Briefeschreiber veröffentlicht hat (Bahamas 45, S. 54) , dass er einen israelischen Feind Israels, aus dem es herausspricht wie aus Ludwig (!) Watzal, zum jüdischen Kronzeugen gegen Israel hat aufbauen helfen (Bahamas 42, S. 65) – und er schweigt, ohne dass es ihm schadet.

Das geht nur, weil sein Publikum ebenfalls schweigt und schweigend mitfühlt. Offenbar gibt es eine gefühlte Solidarität, deren Protagonisten immer dann mit mir hadern, wenn ich ihn blamiere, ihm aller­dings öffentlich unter Hinterlassung ihres Namens niemals recht geben würden. Obwohl ich niemals einen erklärten Kommunisten nur deswegen einen Faschisten nennen würde, weil er das Kapital vom Staat regiert sehen will, habe ich gegen die Feststellung „An Justus W. lernen heißt lernen, wo Polemik (oder Kommunismus) endet und Hetze (oder Faschismus) beginnt“, wenig einzuwenden. Zwar kann man an mir nichts lernen, sondern höchstens an meiner Bemühung des Hamburger Presserechts gegen verschwundene Gänsefüßchen als einer Maßnahme gegen Press-Hetze – demonstrieren läßt sich in der Sache Gremliza gegen Justus W. allerdings, in welchem Verhältnis Polemik und Hetze zueinander stehen.

Zum Argumententausch gedeiht eine Kontroverse nie, in der ein Polemiker Partei ist, denn wo der Kritiker polemisch auftritt, gibt es nichts mehr auszutauschen. Wenn heute noch behauptet wird, es habe zwischen 1911 und 1932 eine Polemik zwischen Karl Kraus und Alfred Kerr gegeben, dann ist das schon eine Verleumdung, und zwar des Polemikers Kraus. Auf der einen Seite steht immer ein Lügner, ein Verleumder, ein Polterer und auf der anderen der Kritiker. Einer ereifert sich, bläst sich auf, mimt den Empörten und fühlt sich als Florett-Fechter, wenn er mit dem Dreschflegel hantiert und ist doch längst damit befasst, aus hoffnungsloser Defensive heraus mal die Autorität, mal den Mob gegen eine Kritik aufzuhetzen, der er mit Argumenten nicht gewachsen ist. Doch nicht ihm, sondern seinem Gegenüber, dem Polemiker, wird regelmäßig zum Vorwurf gemacht, er reagiere unsachlich, habe sich nicht mehr im Griff und wäre deshalb dafür verantwortlich, dass ein fürs Publikum Gewinn bringender fairer Wettstreit nicht zustande käme, weil alles von Persönlichem, ja Kränkendem überlagert sei.

Als man noch wusste, dass Poltern nicht deutsche Manneszier, sondern rüpelhaftes, autoritäres Verhalten ist, schrieb Gotthold Ephraim Lessing gegen einen Hamburger Hauptpastor, der in Buch- und Zeitschriftenform Bannflüche gegen alle Abweichungen von der reinen lutherischen Lehre veröffentlicht hatte: „Ich muß, ich muß entbrennen – oder meine Gelassenheit selbst, meine Kälte selbst, machen mich des Vorwurfs wert.

Wie, Herr Hauptpastor? Sie haben die Unverschämtheit, mir mittelbare und unmittelbare feindselige Angriffe auf die christliche Religion Schuld zu geben? Was hindert mich, in die Welt zu schreiben, daß alle die heterodoxen Dinge, die Sie itzt an mir verdammen, ich ehedem aus Ihrem eigenen Munde gehört und gelernt habe? Was hindert mich? Eine Unwahrheit wäre der anderen wert. Daß ich Ihre Stirn nicht habe: das allein hindert mich. Ich unterstehe mich nicht zu sagen, was ich nicht erweisen kann, und Sie – Sie tun alle sieben Tage, was Sie nur einen Tag in der Woche tun sollten. Sie schwatzen, verleumden und poltern; für Beweis und Eviction mag die Kanzel sorgen.“ (5).

In Sachen Polemik gibt es immer nur Lessing gegen einen lutherischen Dogmatiker, Heine gegen einen deutschen Jakobiner mit nationalen Tugenden, Marx gegen reihenweise deutsche Sozialisten und Karl Kraus gegen den deutschnationalen „Friedmenschen“ Alfred Kerr, der im Weltkrieg in schlechten Reimen Blut und Eisen gespuckt hat. Das gilt auch dann, wenn ein Herausgeber, dessen Medienmacht gering ist, gegen einen Kritiker hetzt, der nach der Meinung seines Wiener Kronzeugen „im Register der Schmach einen festen Platz hat“. Dem Gegenüber des Polemikers versagt das Wort, ist die Verleumdung beständiges Hilfsmittel, und der drohende und schimpfende Sprachgestus gibt nur noch vor, wenigstens auf Orthodoxie und damit kanonisierte Wahrheit sich zu berufen, während längst blinder Dogmatismus die zweifelnde Gemeinde einschwören soll, auf deren autoritären Charakter meist erfolgreich spekuliert wurde und wird.

Wo Polemik versagt

Polemik, die nicht durch die Erfahrung persönlicher Kränkung motiviert wäre, ist undenkbar. Und im entbrannten Vortrag von Beweisen und Evictionen gegen den Verursacher der Kränkung ist diese aufbewahrt und bewältigt zugleich: aufbewahrt, weil die Polemik aus der präsenten Kränkungserfahrung ihre Vehemenz bezieht, ansonsten sie zu harmlos-feinsinnigem Geplänkel geriete; bewältigt, weil die Empörung sich stilisiert und sachlich vermittelt artikuliert, ansonsten sie, wie sich bereits an Lenins einschlägigen Schriften ablesen läßt, zu Gezeter und Gepolter geriete. Als Polemiker tritt der entbrannte Kritiker auf, der gekränkt ist, weil ihn das nichtswürdige Agieren des Kontrahenten genauso empört wie der von ihm ausgehende und über seine Person hinausweisende Anschlag auf die Wahrheit. Gegen den Hauptpastor der linken Gemeinde muss ich mich mit Lessing fragen, „was hindert mich, in die Welt zu schreiben, dass all die heterodoxen Dinge, die Sie jetzt an mir verdammen, ich ehedem aus ihrem eigenen Mund gehört und gelernt habe?“, um mit Lessing zu antworten: „Ich unterstehe mich nicht zu sagen, was ich nicht erweisen kann“. Ich habe es aufgegeben, einem kommunistischen Herausgeber die Ersprießlichkeiten der Wahrheit, die Rettung seines Namens vor dem Schimpf unter fragwürdiger Beweisführung über früher von ihm Erreichtes, hinter das er nun zurückgefallen sei, schmackhaft zu machen. Denn es ist nicht wahr. Ich habe am „Express“ manches gelernt, als ich vor langer Zeit einmal einige Jahrgänge Konkret nur auf diese Rubrik hin gelesen habe, ohne zu erkennen, dass der zweifellos hochpeinliche Theo Sommer von der Zeit, über den Gremliza Jahrzehnte lang seine Witze gerissen hat, schon in seinen besten Jahren für nicht viel mehr stand als unzulängliches Deutsch an herausgehobener Stelle in einer Wochenzeitung, deren andere Autoren es zumeist besser konnten. Darüber hinaus war an den Abfertigungen Theo Sommers und anderer kaum mehr dran als die stets falsch begründete Gewissheit, dass auch die Bundesrepublik des Jahres 1980 eine schlechte Welt war, überlagert von dem unverbesserlichen Bescheidwissen, dass es sich bei USA und Nato jedenfalls um Teufelszeug handele. Gelernt habe ich immerhin einiges über Stilblüten – über den Zusammenhang von Nato, westlichem Bündnis und schlechtem Deutsch dagegen nichts. Vor wenigen Jahren dachte ich noch, ich könnte ihn unter Verweis auf die heterodoxen Dinge über den politischen, journalistischen und schriftstellerischen Betrieb, dem er immer angehörte und den er jetzt mit schlechten Gründen an mir verdammt, Dinge, die ich doch nicht zuletzt von ihm gelernt zu haben glaubte, auf einen Weg zurückbringen, der seiner nie war. So wie ein Hauptpastor Goeze in stilleren Zeiten im Rahmen der lutherischen Orthodoxie mancher Einsicht zugänglich war, der er sich im Streit mit Lessing wohl schämen musste, blitzten aus Gremlizas Produktion zuweilen Einsichten auf, deren Tragweite man nicht ermessen und deren logische Konsequenzen man nicht an Ort und Stelle ziehen musste. Heute ist klar zu erkennen: sie waren die Dreingabe, nicht die Hauptsache. In ruhigen Zeiten, in denen die Feinderklärungen unerschütterlich feststanden und jeder seinem Lager angehörte, wurde es für einen etwas gewitzteren Publizisten allmählich langweilig, immer in Treue fest zu den Seinen zu stehen, weshalb Gremliza in seine Auslese publizierten Sprachmülls immer wieder auch linke oder linksradikale Stimmen aufgenommen hatte, während in der Zeit keineswegs nur sprachferne Atlantiker wie Theo Sommer sich verlautbarten, sondern zunehmend auch korrektes Deutsch schreibende Ökologen, Dritte-Welt-Kenner und andere im Widerstand gegen das transatlantische Bündnis stehende Europäer.

Nach 1989 fand die nach dem Sieg der Sowjetunion über Deutschland einzige humane Großtat aller Regimes des realen Sozialismus, nämlich unter weitgehendem Verzicht auf letzte Gefechte sich von der Bühne der Geschichte getrollt zu haben, keineswegs Anerkennung bei deutschen Sozialisten. Sie nannten sich nicht deshalb ab 1990 alle Kommunisten, um die seit spätestens Mitte der Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts so schmählich verratene Verbesserung des Menschengeschlechts in kommunistischer Absicht endlich ohne Zuhilfenahme von Stahlruten oder Stöcken auf den Weg zu bringen. Den Realsozialismus kritisierte man nicht, weil er zu autoritär war, sondern weil er es in den Augen der Linken nicht genug war, also nicht wegen der entsetzlichen Umerziehungs- und Mordanstalten der Sowjetunion, deren Alltag Solschenizyn in seinem genialen Kurzroman „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“ beschrieben hat, sondern wegen seines als schmählich und kapitulantenhaft empfundenen Abtretens. Auch wenn es in den Jahren zwischen 1990 und 2001 zeitweilig so aussehen wollte, als ob über den Kommunismus endlich ohne Lenin und Stalin, Mao und Frantz Fanon verhandelt werden und die Befreiung der Menschen endlich wieder eine Sache menschlichen Zuschnitts werden könnte – der Bruch mit den autoritären Sozialismuskonzeptionen ist in Wirklichkeit nicht nur nicht gelungen, er war gar nicht vorgesehen. Das kurze Intermezzo der Pro-Israel-Kampagne, die diese Zeitschrift, auch hier einigen Versprechern des Hamburger Herausgebers scheinbar folgend, in den Jahren 2000 (Beruf Palästinenser) bis 2002 (der unheimliche Aufmarsch) angezettelt hatte, endete im Frühjahr 2003 mit dem Irak-Krieg jäh und unwiederbringlich. Längst schon rasselten in den Phantasien der Ideologen zu befreiende Völker mit Ketten, gegen die sie nur einzuwenden haben, dass sie von kolonialer Machart seien, tummelten Klassen und Rassen sich im Jargon aller Kommunisten, auch dann, wenn die einen bis heute etwas von den JüdInnen und ihrem besonderen Schicksal raunen und andere Israelfahnen auf Demonstrationen entrollen, auf denen vor Islamophobie gewarnt wird.

Aus dem Manifest des deutschen Kommunismus

Die Israel-Solidarität hat sich als zu schweres Gewicht um den Hals des Herausgebers und aller deutschen Kommunisten guten Willens erwiesen. Sie verlangt einem mehr ab als ein bekennerhaftes Wort, sie fordert den ganzen Kritiker, der immerhin zu begründen hätte, worum Gremliza sich herumwindet: dass jede von außen geübte Kritik an Israel als im Kern antisemitischer Anschlag auf den jüdischen Staat und mit ihm auf die westliche Zivilisation zu gelten hat. Hinter Israel steht nicht jener Kommunismus, dessen Künder mit Serkan aus München oder Salihs Brüdern aus Köln ins Geschäft zu kommen sich mühen, unter deren Stiefelabsätze oder vor deren Fäuste immer auch jene Träger des Namens Serkan oder Salih geraten, die den autochthonen Abzockern die Brüderschaft aufkündigen. Weil „ein Salih“ nicht für jeden „Kanaken“ steht, sondern durchaus verallgemeinernd für die Zugehörigkeit zu einer Bruderschaft, deren Mitglieder sich gegenseitig und mehr noch solche, die nicht dazugehören, abzocken, steht das Singularetantum Salih weder für angeborene noch für zugeschriebene Eigenschaften einer bestimmten Gruppe, sondern als Ausdruck der von ihren Mitgliedern freiwillig angenommenen Verhaltensweisen, die ihnen häufig sehr wohl zur Eigenschaft werden.

Der Ausländerfeind ist sich sicher, dass nicht Salih und seine Brüder, sondern ganz verallgemeinernd Ali, verschiedene schlechte Eigenschaften von Natur und Herkunft hat, zuvörderst die, an allem Schuld zu sein. Ali kann mal als Jobkiller, mal als unheilbar arbeitsscheu präsentiert werden, mal als schmutzig, dann wieder als sauberkeitsfanatischer Wasserverschwender. Ali ist gerissener Händler, der uns alle mit plumpen Tricks hereinlegen will, dann wieder verächtlicher Anbieter des letzten Schunds, der es nie zu etwas bringen wird. Mal hat er viele Kinder, um uns zu überfremden, mal sind die Kinder schlicht sein Unglück, weil man so nicht zu Wohlstand kommt, und als mehr oder weniger kriminell gilt er je nachdem, ob er einen deutschen Kalker oder nur einen „deutschen“ Kalker abzieht. Zusammengefasst: Der Ausländerfeind mag ihn nicht, aber er erkennt auch keine bestimmten schlechten Eigenschaften am Ali, denn alle auf einmal sind keine. Der Ausländerfeind ist vor allem davon überzeugt, dem Ali nicht nur überlegen zu sein, sondern auch gegen ihn zu bestehen. Alis Verbindungen, das weiß man, reichen nicht weiter als nach Anatolien, und dort gibt es keine Schätze. Der Itzig, die „Judensau“ unterscheidet sich beim Antisemiten, der deutsch und eingeboren sein kann, aber gerne auch jung, islamisch und ausländischer Herkunft, vom Ali des Ausländerfeinds durch sogenannte jüdische Eigenschaften, die ihren Ursprung im Geld haben sollen, von dessen gleichermaßen wundersamen wie gemeinschädigenden Mehrung ohne reelle Arbeit er mehr verstehe als jeder andere. Das gelinge ihm, weil er geheimnisvolle Verbindungen nicht etwa in eine bestimmte Region – denn die bestreitet man ihm energisch – sondern in Bankzentralen und Schatzämter, Handelszentren und zur Börse weltweit unterhalte, von wo aus er Regierungen und Armeen beauftrage, alles zu unternehmen, was dem fleißigen Arbeitsmann und Mittelständler, also „uns allen“ schade.

Während sich selbst ostzonale Nazis inzwischen angewöhnt haben, zwischen dem Ali, der weg müsse, und dem Spremberger Döner-Imbiss-Betreiber Ali Demirel zu unterscheiden, also zwischen den generell schlechten Ausländern, die verfolgt werden und gar nicht so wenigen konkreten, die er kennt und großzügig unter seinen Schutz stellt, ist der Antisemit keineswegs gewillt, zwischen einheimischen und abstrakten Juden zu unterscheiden – auch dann nicht, wenn es ihm vorläufig noch fern liegt, sie anzugreifen.

Dass es so ist, bestätigen die weiterhin guten und unter der Hand weitergetuschelten Kenntnisse über die Verwandtschaftsverhältnisse eines Menschen, in dessen Ahnenreihe ein Jude vorgekommen sein soll, während eine türkische Mutter, besser Großmutter, einen jungen Deutschen aus Kalk oder anderswo interessanter machen, als wenn seine Vorväter nicht weiter als bis Köln-Mühlheim zurückverfolgt werden können. Das wissen mit Gremliza auch die Mehrheit seiner Leser, und dass Ali der Itzig von heute sei, glaubt im Grunde keiner.

Der irre Weg von Salih und seinen Brüdern über die Zwischenstufe „jeder Kanake“ zu „dem“ Juden, der von der Bahamas zum Völkischen Beobachter führen soll, verschlägt Gremliza nicht wie seine antirassistischen Bündnispartner, die wirklich mit Gangstern packeln wollen, in die nächtlichen Straßen von Köln-Kalk, sondern in die paranoide Welt deutscher Antiimperialisten, deren Ikone ich Kot aufs Grab geworfen haben soll.

Salih und Ulrike – zwei jüdische Opfer

Man könnte sich darauf einigen, dass die monatelange Isolation Ulrike Meinhofs im sogenannten Toten Trakt eine Form der Folter war, aber unter keinen Umständen zu vergleichen ist mit dem Weg, den die europäischen Juden, beginnend im Ghetto oder im Sammellager bis zur Selektion, die sie in die Gaskammern brachte, wie Primo Levi es in „Ist das ein Mensch?“ beschrieben hat. Man könnte hinzufügen, dass die Halluzinationen eines Menschen in Situationen besonderer Not, einerlei, ob sie durch die Folgen von Isolationshaft oder durch eine Psychose hervorgerufen werden, immer auch Unverarbeitetes des noch freien oder gesunden Menschen offenbaren. Ulrike Meinhof war keine Antisemitin aus Passion. Sie hat sich sogar einmal bemüht, wenn auch ohne Folgen für ihren weiteren Weg, Israels Existenzrecht zu verteidigen (6), was ohne Folgen für ihren weiteren Weg bleiben musste, denn sie hatte sich bereits zwei Jahre zuvor in Konkret 03/1965 festgelegt, als sie die Bombardierung Dresdens und die Vernichtung der Juden in Au­schwitz auf eine Stufe der „Barbarei und Unmenschlichkeit“ „der Regierenden“ gegen die Völker gestellt hatte. Das Bedürfnis, als Intellektuelle  endlich einmal dem „Volke dienen“ zu dürfen, wie der Titel der zweiten RAF-Erklärung nicht zufällig lautete, hat sie notwendig zur Antisemitin werden lassen. Aus einer Bewegung kommend, die den Antisemitismus offiziell als zu wehrendes Übel im Katalog hatte, die aber nicht anders konnte, als sich die „Argumente“ ihrer Gegner zu eigen zu machen, weil sie eine Kapitalistenherrschaft anprangerte, wo es um eine Kritik der kapitalen Vergesellschaftung gegangen wäre, war sie schon volkstümlich gestimmt, als sie sich in den 50er Jahren für den Frieden, also gegen die Westbindung der Bundesrepublik unter Konrad Adenauer an der Seite der USA, engagierte. Damals schon ging es darum, gegen das vorhandene deutsche Volk eine vermeintlich fortschrittliche deutsche Volksbewegung in Stellung zu bringen – ein Vorhaben, bei dem die Mittäterschaft der Volksgenossenschaft am Nationalsozialismus zwangsläufig ausgeblendet werden mußte. Als 1964 der Auschwitzprozess eröffnet wurde, ging es um Opfer, über die auch Kommunisten nicht recht reden wollten, Opfer, denen als bestimmter Gruppe weit Schlimmeres angetan worden war als zum Beispiel den deutschen Kommunisten, die doch als Speerspitze des Antifaschismus an der Seite der roten Armee, den Status, Opfer des Nationalsozialismus zu sein, mög­lichst nur für sich und das leidgeprüfte, verführte deutsche Volk verbuchen wollten. Ulrike Meinhof war vom Schicksal der Juden zweifellos tief beeindruckt und wohl auch mitgenommen, auch im Jahr 1972 im toten Trakt – und doch agierte sie als völkische Antisemitin bei der Niederschrift einer RAF-Erklärung genauso wie als Protokollantin ihrer Phantasien. Sie hat sich „eingefühlt“ und den Abstand verwischt, sie musste zwanghaft die eigene Situation überhöhen und rationalisieren, gebärdete sich als Jüdin, die ins Gas geführt werden sollte und dadurch als arische Staatsanwältin gegen jene, die dem wirklichen Zyklon B noch entkommen sind. Sie hat ein Lehrstück geschrieben, das im Unterschied zu Bertolt Brechts „Die Rundköpfe und die Spitzköpfe“ in dem Wissen entstand, dass der Gemeinplatz von den Reichen, die sich immer gegen das Volk verbündeten, aufs furchtbarste blamiert ist, seit sich das nichtjüdische deutsche Volk mit den nichtjüdischen Reichen gegen alle Juden verbündet hatte. Das unterm Imperialismus leidende und gegen ihn sich erhebende Volk, das Meinhof wie alle Antiimperialisten für ihr politisches Konzept braucht, ist nur als ein an den Juden leidendes zu haben – das bestätigt sie mit ihren Halluzinationen, in denen das eigene Schicksal als ein kollektives, völkisches imaginiert wird und von den ermordeten Juden der Opferbonus und die Leidensprämie abgestaubt und Meinhof selbst, stellvertretend für das geknechtete deutsche Volk, zuerkannt wird.

Zum Fluch des Parteikommunismus nach 1945 gehörte neben dem vollständigen Missverstehen des Nationalsozialismus die Eifersucht auf die von ihm am schlimmsten Heimgesuchten, Leuten zumeist, die noch nicht einmal im Widerstand gewesen waren und doch durch ihr Zeugnis ein schlimmes Licht auch auf Volk und Arbeiterklasse warfen – also das, was Eike Geisel einmal „Opfersehnsucht und Judenneid“ nannte. Vielleicht kommt es deshalb bei Gremlizas österreichischem Kronzeugen Scharang vor allem auf „Brecht, den Kämpfer“ an, hinter den Kraus in der ominösen „Arbeitsteilung“, in der er mit Brecht „seine Arbeit machte“, als Mann ohne Eigenschaften, der jedenfalls nicht gekämpft hat, zurücktritt. Dabei wird dieser „Judenneid“ nicht mehr im Abfeiern des kämpfenden palästinensischen Volkes gegen die jüdischen Siedlerkolonialisten ausagiert – das traut man sich nicht zuletzt wegen Interventionen dieser Zeitschrift nicht mehr; heute ist es die Einführung des bedrohten Migranten, des zum Verdammten dieser Erde stilisierten Salihs, der dem kämpfenden Palästinenser aus den Phantasien eingesperrter und freier Antiimperialisten der frühen 70er Jahre so auffällig gleicht.

Freunde haben in Konkret 09/08 gegen Gremliza einen Leserbrief untergebracht, in dem sie ihm „Hetze gegen einen ehemaligen Autor“ vorwarfen, „der ein anderes Verständnis von kommunistischer Kritik hat als der Herausgeber.“ Damit liegen sie dann doch falsch. Solange einer wie Hermann Ludwig Gremliza als Kommunist durchgeht, wird es immer auch Kommunisten geben, die eine andere Vorstellung von der antikolonialen Befreiung der Salihs weltweit und sicherlich auch über Israel haben als er (das entsprechende antisemitische Geschmier des Papyrossa-Verlags wird dann in Konkret 10/08 als Annonce abgedruckt) – und selbst wenn es sich nur um eine Nuance handeln würde, wäre die Differenz zwischen Manfred Dahlmann, Stephan Grigat, Philipp Lenhard, Horst Pankow, Thomas von der Osten Sacken, Gerhard Scheit und mir auf der einen Seite und Gremliza auf der anderen eine ums Ganze. Mit dem Kommunismus verhält es sich genauso wie mit der Wahrheit: beide sind unteilbar, und zitatenfälschende Ideologen und Kritiker spielen nicht im selben Stück. Solange unter Gremlizas Regie sprachverliebte Lehrstücke zur Aufführung gelangen, in denen die „Judensau“ Salih über Köln wie weiland Ulrike über den Toten Trakt bekundet: „meine auschwitzphantasien da drin waren realistisch“, gilt für alle Kommunisten in Deutschland das gleiche, was hinter dem Leserbrief von Dahlmann u.a. eingerückt worden war, um sie zu blamieren: „,So gesehen ist natürlich die radikale Linke, also alles jenes, was sich autonom, antifa oder Ex-K-Grüppler (nennt), die Antirassisten und Antisexisten nicht zu vergessen, die von ganz besonderer Hässlichkeit sind, etwas Abstoßendes und schon deshalb ein Personenkreis, zu dem man auf Abstand gehen sollte.‘ Aus einem Interview mit Justus W. – Die Red.“

Justus Wertmüller (Bahamas 56/2008)

Anmerkungen:

1) Die Fackel, Nr. 868–872, März 1932, S. 36

2) Die Fackel, Nr. 890–905, Ende Juli 1934, S. 52

3) „Über den schnellen Fall des guten Unwissenden“, zitiert nach, Bertolt Brecht: Die Gedichte, Frankfurt/Main, 1981, S. 501

4) http://hurarsiv.hurriyet.com.tr/goster/haber.aspx?id=8173038&p=2

5) Lessing: Anti-Goeze, zweiter Beitrag, 1778. Werke und Briefe. Hg. v. Wilfried Barner. Bd. 9. Frankfurt am Main 1993, S. 152

6) Die Behauptung Gremlizas, Meinhof hätte, als sie „noch ganz bei Sinnen“ gewesen sei, „die deutsche Linke zur Solidarität mit Israel ermahnt“, ist erklärungsbedürftig. In Konkret 7/1967 schrieb sie wie Gremliza heute: „Die Solidarität der Linken mit Israel kann sich nicht von den Sympathien der USA und der BILD-Zeitung vereinnahmen lassen, die nicht Israel gilt, sondern eigenen…“ Israel gegenüber feindlichen Interessen? Nein, ,,eigenen der Linken gegenüber feindlichen Interessen“ gelten diese Sympathien. Damals war Moshe Dayan auch noch nicht „Israels Himmler“, sondern ein ganz normaler Faschist: „Die Solidarität der Linken schließt auch einen Mann wie Moshe Dayan ein, wenn er ermordet werden sollte, nicht aber seinen Rechtsradikalismus, seine Eroberungspolitik; so wie sie selbstverständlich [!] mit dem arabischen Nationalismus sympathisiert, nicht aber mit Nassers…“ antisemitischen Vernichtungsphantasien? Weit gefehlt: „nicht aber mit Nassers Kommunistenverfolgung.“ Meinhof war 1967 schon, was Gremliza seit spätestens 2007 gegenüber Israel und seinen Feinden geworden ist – äquidistant: „Die Frage nach vernünftigen, stabilen, politischen Lösungen droht gegenwärtig von pro- und anti-israelischem Freund-Feind-Denken erdrückt zu werden, dem auch die Linke erliegt …“. Zwar ist die Sowjetunion tot, aber die Gemeinsamkeit aller Linken ist zweifelsfrei wichtiger als Israel. Meinhof: „… dem auch die Linke erliegt, wo sie sich zwischen sowjetischer und israelischer Politik entscheiden zu müssen glaubte und davon doch nur auseinanderdividiert wird.“

http://www.redaktion-bahamas.org/auswahl/web56-3.html

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Ein tragischer Joachim Gauck und nochmal Beate Klarsfeld

Sich als „Nazijägerin“ mit dem Bundesverdienstkreuz ehren lassen zu wollen und gleichzeitig zuzusehen, wie ein ganz anderer Antisemitismus aus Parallelgesellschaften in Deutschland und in ganz Europa heraus, ohne adäquate und mutige Missbilligung hingenommen wird, offenbart ein gieriges Herz der Beate Klarsfeld nach Ruhm. Aber es offenbart vor allem einen irrlichternden und geschichtslosen Bundespräsidenten.

Die Tragik der Entscheidung des Bundespräsidenten Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse an die „Nazi-Jägerin“ Beate Klarsfeld zu verleihen, offenbart ein Stück weit die Tragik der deutschen Politik insgesamt. Joachim Gauck enttäuscht nicht das erste Mal als Bundespräsident. Ohne historisch saubere Einordnung schickt der Bundespräsident die deutsche Öffentlichkeit in die Irre.

Alte Nazi-Täter mit den Mitteln des Rechtsstaates zu überführen und abzuurteilen, ist eine der vornehmsten Aufgaben der deutschen Justiz. Sich im Vorfeld daran zu beteiligen Nazi-Täter aufzuspüren, wie es im Kontext heißt, und diese den Strafverfolgungsbehörden bekannt zu machen, ist eine ehrenvolle Aufgabe. Spielen der engere und der weitere Sachzusammenhang und die Motivlage der Nazi-Jäger deswegen keine Rolle mehr? Sie spielen, wie immer im Leben, eine entscheidende Rolle.

Die heutige Linkspartei, die Rechtsnachfolgerin der PDS, ihrerseits Rechtsnachfolgerin der stalinschen SED, hat Klarsfeld bekanntlich auf ihren Schild gehoben und diese als Bundespräsidentenkandidatin 2012 ins Rennen geschickt. Und in den letzten Jahren hat die Linkspartei mächtig gedrängelt, dass Klarsfeld das Bundesverdienstkreuz bekomme.

Wie die Westlinke und deren Erben ticken, scheint der frühere Leiter der Stasi-Aufklärungsbehörde, deren Chef und zeitweiliger Namensgeber Joachim Gauck war, bis heute nicht richtig verstanden zu haben. Die 1989 untergegangene DDR, die bis heute in vielen Köpfen und auch in der Linkspartei, wenn auch notdürftig verdeckt, immer noch als der eigentlich bessere Staat auf deutschem Boden herumspukt, war ein antidemokratischer, ein antisozialistischer Anti-Rechtsstaat.

Die Westlinke: geschmeidig vom Regen in die Traufe

Dass sich nach der Nazidiktatur eine neue Diktatur auf deutschem Boden entwickeln konnte, war das Werk des Völkermörders Josef Stalin. Von ihm setzte sich die New Left, die Westlinke, die Neue Linke, links von der SPD und in deren linken Flügel, Stichwort Jusos, festverankert mit viel Jahrmarktgeschrei ab. Die Westlinke sprang dabei geschmeidig vom Regen in die Traufe und eiferte dem wahrscheinlich effektivsten Völkermörder der Menschheitsgeschichte, Mao Tse Tung, geradezu hündisch hinterher. Stalin war fortan im linken Lager der Böse und Mao Tse Tung die Lichtgestalt der Neuen Linken, die geradezu mondiale, um nicht zu sagen kosmische Lichtgestalt.

Das allerdings hat die Westlinke, und noch weniger die Linkspartei, je veranlasst Stalinismustäter-Jäger hervorzubringen. Im Gegenteil, Stalins Täter und Stalins Taten, immerhin die Taten des eigenen Staatsgründers und des eigenen Lagers, wurden und werden weiterhin gedeckt und vertuscht. Die Opfer des Stalinismus werden aktiv, frei von jedem Schutz des Bundespräsidenten, angegriffen, diffamiert, totgeschwiegen. Wer sich regt und droht Aufklärung zu leisten, wurde früher, auch in der DDR, aus dem Verkehr gezogen, ermordet, hingerichtet oder später mit dem bösesten Rufmord überzogen und bis zur Existenzvernichtung ausgeschaltet. Und das gilt im Prinzip bis heute.

Hier könnte Putin einen positiven Beitrag zur Geschichte leisten und den Westen, in dem die Westlinke die politischen Grundweichen in die grundfalsche Richtung stellte, beschämen. Die russische Führung würde sich und der Welt einen großen Dienst erweisen, würde sie Stalins Verbrechen, die nicht vor dem zweiten Weltkrieg und auch nicht nach dem zweiten Weltkrieg endeten, sondern erst mit dessen Tod, sachlich und konkret aufarbeiten.

Katja Kippings 68er-Startschuss-Legende

Zurück zum Fall Klarsfeld: Die Linkspartei in Gestalt ihrer heutigen Vorsitzenden Katja Kipping tönte im März 2012, als während Klarsfelds Bundespräsidentschaftskandidatur die umfangreichen Stasi-Connections von Klarsfeld oberflächlich ruchbar wurden: „Mit ihrer Ohrfeige haben Sie den Startschuss für die 68er-Bewegung gegeben.“

Dass Kipping etwas von linker Propaganda versteht und sich persönlich ins rechte Licht zu rücken weiß, ist ebenso offensichtlich wie ihre sachpolitische und historische Ahnungslosigkeit. Wenn überhaupt, war es Karl-Heinz Kurras, der in der Uniform eines Westberliner Polizisten am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnsorg erschoss und damit die schon brodelnde 68er-Bewegung auslöste. Was die 68er und die sich auf die Schenkel klopfende DDR ja auch vierzig Jahre lang gemeinsam als Startschuss der 68er-Bewegung gefeiert haben.

Bis im Mai 2009 herauskam: Kurras war ebenfalls von der DDR finanziert und munitioniert als spätes Werkzeug Stalins. Verkauft wurde er vierzig Jahre lang, mit Unterstützung der DDR, von der gesamten 68er-Bewegung und deren Kindern und Kindes Kindern als symptomatische Nazi-Unperson Westdeutschlands, der in seiner Person eklatant bewiesen hätte, dass die Bundesrepublik insgesamt ein Nazistaat wäre, den es galt abzuschaffen und radikal zu bekämpfen.

Als im Mai 2009 Kurras als Stasi-Mann enttarnt wurde, machte es in den deutschen Medien und in der deutschen Gesellschaft und katastrophaler Weise auch in der deutschen Politik ein paar Mal Blubb Blubb und alle alten Gewissheiten waren wieder da, ganz so, als wäre nichts geschehen.

Die peinlichen 68er und ihre peinliche 68er-Bewegung

Die peinliche 68er-Bewegung, die peinlicherweise das Koordinatenkreuz dieser Bundesrepublik zerstört und die Reste auch noch verdreht hat, schüttelte sich kurz ein bisschen angenervt und sitzt schon wieder in ihren behaglichen und unverdienten Rentnerstübchen.

Bereits im Juni 1968, so lehren die bis über beide Ohren persönlich verstrickten Deutungsgewaltigen wie der notorische 68er-Forscher Wolfgang Kraushaar aus dem Hamburger Reemtsma-Institut, sei die Luft aus der „Bewegung“ rausgewesen. Die Schüsse auf Rudi Dutschke waren gerade einige Woche her, der Pariser Mai, der einen gewissen Daniel Cohn-Bendit ins europäische Rampenlicht spülte, waren schon über die Bühne gegangen. Und der Anti-Vietnam-Kongress in Berlin vom Februar des Jahres war schon Kalter Kaffee. Die Kommune 1 war Kalter Kaffee und der erste Kaufhausbrand ( Baader-Ensslin) war Kalter Kaffee. Und dann kam Katja Kippings „Startschuss der 68er-Bewegung“ in Gestalt der Klarsfeldschen Ohrfeige am 7. November 1968. Verblödeter kann man Geschichte nicht fälschen.

Klarsfeld hat mit dem Entstehen der 68er-Bewegung nicht das Geringste zu tun, wie sie auch mit der „Enttarnung“ des von ihr wiederholt öffentlich „Nazi, Nazi, Nazi“ genannten Kurt-Georg Kiesinger nichts zu tun hatte.

Kiesinger wurden trotz intensivster Bemühungen keine Nazitaten nachgewiesen. 

Seine Mitgliedschaft in der NSDAP und sein Job in der Presseabteilung des Außenministeriums waren lange vorher bekannt und auch schon in der Öffentlichkeit diskutiert worden. Klarsfelds Wirken war nicht Conditio für das Bekanntwerden irgendeiner Tatsache Kiesinger betreffend. Ihre Ohrfeige allerdings war conditio sine qua non für die Begründung ihres zweifelhaften Ruhms und sie war Conditio für eine anhaltende Bemakelung Kiesingers und eine anhaltende Bemakelung der alten Bundesrepublik.

Anhaltende Bemakelung der Bundesrepublik

Esoterisch ausgedrückt hat Klarsfeld ein Stück des Ruhmes von Kiesinger übernommen, für Nichts, absolut gar nichts, jedenfalls nichts Positives, das Klarsfeld geleistet hätte. Willfähriges eigennütziges Werkzeug der DDR der Anti-West-Agitation zu spielen, mag der eine oder andere gar als Niedertracht empfinden. Den Holocaust zu instrumentalisieren, ist stets per se verwerflich und ist immer eine Missachtung der Opfer des Naziregimes.

Klarsfelds Ohrfeige fiel in die Zeit, in der die Westlinke und die 68er im Speziellen frenetische Applaudierer der damals im sozialistischen Kampf gegen Israel stehenden Palästinenser, Stichwort PLO, Ostberlin-Moskau, Kalaschnikow- waren. Die Frankfurter Schüler, Daniel Cohn-Bendit und Joschka Fischer, bewegten sich wie Maos Fische im Kampf der Westlinken gegen die “neuen Nazis” in Gestalt der Israelis. Allzu weit her war es mit der Fürsorge für die Menschen, die vor den Nazis nach Israel geflüchtet waren, also nicht.

Klarsfeld selber gab sich zwar proisraelisch, kooperierte aber de facto mit der antiisraelischen DDR und speziell mit dem antiisraelisch und auch antijüdisch eingestellten SED-Polibüromitglied Albert Norden, selbst jüdischer Abstammung, in dessen Aufgabenbereich auch die antiisraelische Propaganda der DDR fiel. Für ihren Kampf gegen Kiesinger arbeitete sie mit Nazigrößen aus der DDR bestens zusammen.

Ein hoher Prozentsatz der SED-Mitglieder waren alte NSDAP-Mitglieder. Klarsfeld sah sich wie Albert Norden dem großen Ziel des Sozialismus verpflichtet, der alle Menschheitsprobleme auflösen würde, wie sie selber in einem „Interview“ mit DDR-Propagandamedien (und andere Medien gab es in der DDR nicht) sehr gestelzt und mühselig einstudiert zum Besten gab.

Klarsfeld über ihre Ohrfeige, „die Deutschland brauchte“

Am 14. November 1968 gab es diesen einstudierten Propaganda-Dialog zwischen einem DDR-Sprecher und Klarsfeld im DDR-Radio zu hören: „Beate Klarsfeld über die Ohrfeige, die Deutschland brauchte: Es brauchte sie, damit die Schuld bewiesen wird, der Millionen, die grausam, gierig, feige und blind folgend geglaubt haben, dass sie uns auf ewig den echten Sinn des Wortes „Ehre des deutschen Volkes“ verbergen könnten. Es brauchte sie, um zu rächen die Toten von Stalingrad, Russen, die ihr Vaterland verteidigten und die deutsche Jugend, die man zu täuschen versucht hatte und deren Tränen zu Eis erstarrten, wenn sie an die ihrigen dachten, die für sie verloren waren. Es brauchte sie für den Rauch, der aus den Kaminen der Todesfabriken in Ausschwitz stieg und dessen Geruch den Deutschen anhaften wird bis zu dem Tag, an dem alle Deutschen die Leiden derer, die hinter Stacheldraht saßen, mitempfinden werden (….)“

In anmaßender Selbstüberschätzung und völliger Verkennung ihrer eigenen Realität sah sie 25 Jahre nach Hitlers Selbstmord ihre lächerliche Ohrfeige an einem Bundeskanzler, dem bis heute keine Nazitaten nachgewiesen wurden, als erfolgreichen Widerstandskampf mit befreiender Wirkung für Deutschland West.

Ihren selbstattestierten Heldenmut bringt sie heute zum Ausdruck, in dem sie behauptet, sie hätte aus Anlass der Ohrfeige auf dem damaligen CDU-Parteitag „erschossen“ worden sein können. Die Gefahr bestand tatsächlich nicht. Wer in der DDR ein öffentliches Stalinbild mit einer Blume bemalte, musste allerdings mit lebensbedrohlichem Kerker rechnen. In der Bundesrepublik ließ sich Klarsfeld wegen ihrer Ohrfeige durch den Rechtsanwalt Horst Mahler verteidigen. Bei korrekter Lesart war die Ohrfeige gegen Kiesinger von Beginn an eine lang geplante DDR-Aktion mit einem dolosen Werkzeug namens Klarsfeld.

Für die DDR handelte es sich um deren Kalten Krieg gegen die Bundesrepublik, an dem sich Klarsfeld nach Kräften beteiligte. Diktatur gegen Demokratie. Verkorkster Kommunismus gegen eine sich bemühende soziale Marktwirtschaft. Eine Pro-israelisch eingestellte Bundesrepublik gegen eine anti-israelisch eingestellte DDR.

Klarsfeld versagte dem Nazi-Jäger der DDR, Bernd Heller, die Ehre

Dem mutigen DDR-Bürger Bernd Heller, der sich als wahrhaft mutiger Nazijäger in der DDR betätigte, und dieserhalb in Bautzen eingeknastet wurde, versagte die Bundespräsidentenkandidatin von 2012 ausgerechnet der Linkspartei, Beate Klarsfeld, die Ehre. Fragen nach ihrer Stasi-Connection beantwortete sie 2012 aggressiv nicht. Worin denn ganz genau ihre Aufklärungsleistungen in späteren Jahren bestanden haben, ohne deren Existenz verurteilte Nazitäter nicht verurteilt worden wären, mag Joachim Gauck offenbar nicht benennen.

In dem teuersten deutschen Film aller Zeiten, namens „Der Baader-Meinhof-Komplex“ aus dem Jahr 2008, wollten sich die persönlich involvierten Bernd Eichinger und Uli Edel ein persönliches Denkmal setzen und der von der DDR nach Kräften unterstützten 68er-Bewegung die Ehre erweisen. Mit dem Auffliegen des erwähnten Karl-Heinz Kurras als Stasi-Agent implodierte „Der Baader-Meinhof-Komplex“, der auf dem Fall des vermeintlichen Nazis Kurras, der Benno Ohnesorg erschießt, als Gründungsmythos für den 68er-Widerstand aufgebaut war.

Dem gewalttätigen Staat Bundesrepublik West wollte die 68er-Bewegung mit ihrer durch nichts zu rechtfertigenden Gewalt entgegentreten. In diesem Fahrwasser fuhr Klarsfeld und natürlich war ihr bekannt, dass die 68er-Bewegung für die NS-Verbrechen, die sie immer dann, wenn sie es für passend hielt, thematisierte, kein tieferes Interesse aufbringen mochte. Und natürlich war ihr bekannt, dass die 68er-Bewegung eine Kopie der völkermörderischen Kulturrevolution Mao Tse Tungs war, die sich zur selben Zeit in China abspielte.

In diesem historischen Kontext Kiesinger zu ohrfeigen war in Wahrheit eine besondere Form von Populismus und hatte nichts, aber auch wirklich nichts mit Widerstand zu tun. Und auch nichts mit Aufklärung. Das Gedächtnis an den Holocaust wach zu halten, um nie wieder einen Holocaust zu haben – das ist keine besondere Intelligenzleistung. Aber sich als Nazi-Jäger unbedingt mit dem Bundesverdienstkreuz ehren lassen zu wollen und gleichzeitig zuzusehen, wie ein ganz anderer Antisemitismus auch heraus aus Parallelgesellschaften in Deutschland und in ganz Europa ohne adäquate und mutige Missbilligung durch die Gaucks, Merkels, Hollandes und Co. hingenommen wird, offenbart ein gieriges Herz der Beate Klarsfeld nach Ruhm und Geltung.

http://www.rolandtichy.de/kolumnen/bettina-roehl-direkt/ein-tragischer-joachim-gauck-und-nochmal-beate-klarsfeld/

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Was du in anderen entzünden willst, muss in dir selbst brennen
Der Algerier Augustinus, Theologe und Ketzerverfolger in Hippo

Also, das ist mir heute Nacht eingefallen: Es gibt ja so Dinge, die in meinen Kreisen nicht nur verboten sind, sondern so verboten, dass sie Kindern gegenüber gar nicht erwähnt werden. Das sind illegale Drogen, Glücksspiel und Prostitution. Niemand sagt zu uns, dass man nicht ins Spielcasino darf. Das tut man einfach nicht. Entsprechend verrucht fühlte man sich dann, wenn man in den 90er Jahren im Babalu tanzen war, einer ehemaligen Rotlichtbar, in der sich damals die Jeunesse Doree der norditalienischen Metropole München drängte. Als ich vor ein paar Jahren im Casino von Monte Carlo speiste, kam ich mir mächtig verdorben vor. Und meine Gemälderestauratorin hat ihr Atelier ebenfalls in einem früher äusserst verrufenen Haus der Stadt. Es ist ein prickelndes Gefühl, 270 Jahre alte Adlige in so einen früheren Animierbetrieb zu tragen, wo dann ihr Teint aufgefrischt wird.

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Heute Nacht ist mir dann allerdings eingefallen, dass mir meine Eltern auch nie verboten haben, anderer Leute Eigentum mittels Brandmitteln zu entzünden. Eine eigens durchgeführte Recherche nun hat ergeben, dass sie mir dafür auch nie ein Placet erteilt hätten. Nachdem meine Erziehung vorbildlich war, darf ich daraus ableiten, dass ein derartiges Verhalten wirklich, absolut und ohne Ansehen der Umstände stets unhöflich ist, sich aus sich selbst verbietet und ganz ehrlich, wer ein gutes Buch hat, der kann doch auch lesen. Allerdings musste ich nun gestern vernehmen, dass Unholde im sächsischen Freital das Auto des Fraktionsvorsitzenden der Linken ihrer Gemeinde angezündet haben, was nicht nur etwas über ihre Bibliothek, sondern auch mutmasslich etwas über ihre Befindlichkeit angesichts der Zuwanderung ausdrückt: In Freital wird von sog. „besorgten Bürgern“ versucht, eine Unterkunft für Asylbewerber zu verhindern. Und wer anderer Meinung ist, wird unter Druck gesetzt. Nun eben wohl auch vermittels eines Brandanschlags gegen ein Auto.

Autos sind, so habe ich in letzter Zeit allerdings von Ignoranten ohne Erfahrung mit der Mille Miglia häufig gelesen, nichts wert. Da sollte man sich nicht so haben, sagte man etwa bei Twitter und Grünen angesichts von Bloccupy, obwohl damals auch Menschen – Polizisten nämlich – in Autos sassen. Man hörte so etwas auch bei den Flora-Krawallen und vor allem bei den vielen Brandanschlägen gegen Autos in Berlin. Linke Zeitgenossen finden die empörten Reaktionen auf solches Treiben angesichts des Rechtsextremismus völlig verfehlt – und es sind eben jene Zeitgenossen, denen das Wort „Rechtsterrorismus“ leicht von den Lippen geht, wenn ein Auto eines Linkenpolitikers in Freital brennt. Der ideologische Heizwert eines Autos ist also nie gleich, sondern rührt von der Einstellung des Halters her: Ist es das Autos eines B.Z.-Autors Schupelius, sieht man bei Indymedia gute Gründe für den Anschlag und brüstet sich, hat Schupelius doch Kritisches zur Migration geschrieben. In Freital dagegen ist es ganz anders. Umgekehrt sehen sich die dortigen Gewalttäter mutmasslich ebenfalls eher im Recht, und vielleicht schütteln sie sich wiederum vor Abscheu angesichts dessen, was man Schupelius angetan hat.

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Ich wurde, wie gesagt, gut erzogen und zwar nicht so, dass ich, wie es das alte Herkommen empfiehlt, beiderlei Herrschaften darauf hinweise, wie weh es tut, wenn eine dicke Platzpatrone im Drilling einen traditionellen Hagel von grobem Salz und gehackten Sauborsten in primäre Körperteile von Sachbeschädigern treibt. Das machen wir hier schon lang nicht mehr und ich weiss davon auch leider nur aus Erzählungen meiner nicht immer so friedfertigen Familie. Daher möchte ich nun den Versuch unternehmen, die beiden Gruppen, die so gern Autos anzünden und sich beschweren, wenn es das falsche Gefährt ist, ein wenig Verständnis für einander zu lehren. Weil, es ist doch so: Der Nazi, nennen wir den um Brandbeschleuniger besorgten Bürger einmal traditionell, der Nazi also hasst Asylbewerber. Die nämlich nehmen ihm in seinen Augen den Job weg, verunstalten seine Heimat, verdrängen ihn aus seiner wenig erbaulich eingerichteten Wohnung, machen laute, fremdartige Musik, essen komische Dinge, haben teure Smartphones und sind eigentlich von der Obrigkeit nur hier angesiedelt worden, um sein Volk, das hier schon immer war und immer das Sagen hatte, zu demütigen und zu unterdrücken. Ein Volk, das nicht mehr aufzumucken wagt, aber er, der Nazi schreitet zur Tat und setzt ein flammendes Fanal. Denn diese Fremden wollen nicht nur von dem profitieren, was andere hier aufgebaut haben, sondern es auch zerstören.

Der andere, der rotlackierte Nazi, um einmal einen historisch gewachsenen Begriff zu verwenden, sitzt also in Berlin und lebte bislang ganz gut von Solikonzerten, den Überweisungen seiner Eltern, Bafög, irgendeiner umgeleiteten Förderung zum Kampf gegen Nazis und Aufträge seiner bei der ARD arbeitenden Freunden oder wie solche Leute eben leben. Die finden nun, dass es in ihrem Kiez zu einer massiven Migrationsbewegung kommt. Leute, die ihm und seinesgleichen die Räume für die finanzierende Aktionen nehmen, Leute, die Heimat der Alteingesessenen mit einer perversen Neigung zur Sauberkeit verunstalten, Leute, die sie aus ihren dank Mietstreik und Dauerprozess billigen Wohnungen verdrängen, Leute, deren Kinder sehr laut Violinkonzerte von Mozart hören, Leute mit nichtveganem Nichtvolxküchengeschmack, Leute mit teuren Smartphones, und sie kommen nur her, weil die Obrigkeit sie hier ansiedelt, um das Volk der Freiheit, das hier schon immer war und immer das Sagen hatte, zu demütigen und zu unterdrücken. Ein Volk, das nicht mal mehr am Ersten Mai eine anständige Randale gegen das Schweinesystem hinbekommt, aber er, der rotlackierte Nazi schreitet zur Tat und setzt ein flammendes Fanal. Denn diese Fremden wollen nicht nur von dem profitieren, was andere hier aufgebaut haben, sondern es auch zerstören.

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Ich lese berufsbedingt oft im Internet Texte, denen ich mich nicht anschliessen kann, und wir reden leider auch viel zu wenig über Gemälderestaurierung und Petersburger Hängung, und zu oft, leider, über unerfreuliche Entwicklungen. Eigentlich müsste ich mich qua Herkunft von beiden besagten Gruppen ebenfalls verfolgt fühlen, aber privat habe ich keine Angst, denn sie sind vermutlich zu beschränkt, auch nur eine Fahrkarte an den Tegernsee zu lösen. Wäre ihre Intelligenz auch nur auf dem Niveau eines deutschen Schäferhundes oder einer Giftnatter auf dem Leuchtenden Pfad, würde ihnen auffallen, dass sie nicht nur Repräsentanten der anderen Weltsicht gleichermassen die Autos anzünden, sondern in der Begründung auch zeigen, dass ihre Interessen deckungsgleich sind: Sie finden, dass sie im Recht sind, sie fühlen sich aber durch Veränderungen bedroht, die möglicherweise die Welt ganz anders betrachten, und zünden deshalb etwas an. Beide empfinden sich als Opfer, das in Notwehr handeln muss und darf. Beide haben Verständnis dafür, dass es das Auto der anderen erwischt, und hätten gern ihren VW Golf II Diesel behalten. Und beide hören auf ihren Solikonzerten Musik, deren Text gebrüllt und gewaltverherrlichend ist, lehnen den Staat ab und stehen Drogen nicht ablehnend gegenüber. Ja, sie könnten sich sogar mit wenigen Worten Veränderung gegenseitig die Bekennerschreiben und Vorwürfe formulieren. Und weil das Anzünden von Autos nicht immer ganz ungefährlich ist, in der Nacht und häufig blau wie eine Strandhaubitze, könnten sie doch auch ihre eigenen Autos in Brand setzen und es dann der Gegenseite zuschreiben.

In der gewonnenen Zeit könnten sie auch mal wieder für Mutter einen Strauss Feldblumen pflücken, einen roten Johannisbeerkuchen oder braune Muffins backen und sich überlegen, ob ein paar hübsche Antiquitäten ihr Wohnumfeld nicht freundlicher gestalten. Oder einen Spielplatz aufräumen. Es gibt da jede Menge Synergien im politischen Kampf, da hat man viel Zeit für anderes, und nicht auszuschliessen ist, dass man sich nach dem vierten Bier und dem dritten Joint doch ganz prächtig versteht und zusammen die Titelmelodie der Biene Maja intoniert. Sehen wir den Tatsachen ins Auge, egal ob Demokrat oder Totalitärer, Benzin brennt immer gleich, und es ist ihm egal, welches Fahrzeug es verzehrt. Wenn man Adressen tauscht, kann man das vielleicht auch direkt unter Freunden machen und die Linkenpolitiker und den Schupelius in Ruhe lassen. Ich stimme vermutlich beiden Meinungen gar nicht zu, ich bin nämlich für die Zerschlagung Deutschlands, Bayern in den Grenzen von 979 bis zur Adria und für die offizielle Wiedereinführung der ohnehin schon vorhandenen Leibeigenschaft, nur halt mit friedlichen Mitteln ohne Brandanschläge. Dennoch würde ich gern andere Meinungen hören, weil sie mich interessieren, und jedes öffentlich geäusserte Argument besser als ein verbranntes Fahrzeug ist. Egal wer der Halter auch immer sein mag.

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Abgesehen davon wird den Leuten mit den Kanistern ohnehin wenig anderes übrig bleiben, denn die Gentrifizierung in Berlin treibt die Autonomen so oder so vor die Stadt zu ihren Noch-Feinden, und da kann es nicht schaden, sich frühzeitig zu integrieren. Das klappt auch in Bayern recht gut: Die Münchner treiben bei uns am Tegernsee zwar die Preise für gebrauchte Lederhosen nach oben, aber auch, wenn wir über sie schimpfen, lassen wir sie kommen und zünden ihre Autos nicht an.

Denn mit denen fahren sie am Ende auch wieder weg.

Von Don Alphonso

https://blogs.faz.net/stuetzen/2015/07/28/der-brandanschlag-als-mittel-der-sozialen-kommunikation-5434/

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Alain Badiou Der Freitag Ausgabe 4213 |
Was unsere Feinde am meisten hassen

Rollback Die Ohnmacht und die Sprachlosigkeit der europäischen Linken lassen sich nur durch eine Wiederentdeckung des Kommunismus überwinden

Ich beginne mit einem Gefühl, einem Affekt. Vielleicht ist er nicht angebracht, aber angesichts dessen, was mir an Informationen zur Verfügung steht, verspüre ich ein Gefühl allgemeiner politischer Ohnmacht. Und das, was derzeit in Griechenland geschieht, sorgt für eine Art Konzentrat dieses Gefühls. Natürlich sind der Mut und taktischer Einfallsreichtum linker und antifaschistischer Demonstranten Grund zur Freude. Solche Dinge sind absolut notwendig. Neu aber sind sie in keiner Weise. Es handelt sich vielmehr um unveränderliche Merkmale, die jede Massenbewegung beseelen: die Idee der Gleichheit oder Massendemokratie, der Mut zu spontanen Reaktionen und so weiter. Wir haben dies 1968 in Frankreich nicht anders erlebt als jüngst auf dem Tahrir-Platz in Kairo. Es muss diese Phänomene schon zu Zeiten von Spartakus und Thomas Münzer gegeben haben.

Lassen Sie uns, vorläufig, einen anderen Ausgangspunkt nehmen. Griechenland hat eine lange Geschichte von universalem Wert – ein Land des Widerstandes gegen mehrere aufeinanderfolgende Formen der Repression und Besatzung. Dort war die kommunistische Bewegung einst sehr stark, was auch mit ihrem Vermögen zum bewaffneten Kampf zusammenhing. In Griechenland revoltiert die Jugend heute in beispielhafter Weise gegen die EU-Diktate. Man hat es mit einer Gesellschaft zu tun, in der die klassischen Kräfte der Reaktion gleichfalls bestens organisiert sind und couragierten Volksbewegungen gegenüberstehen. Ein Land mit gewiss respekteinflößenden faschistischen Organisationen, aber auch mit einer Linksallianz wie Syriza, die – geführt von Alexis Tsipras – über entschlossene Wähler wie militante Anhänger verfügt.

Alles, was in Griechenland geschieht, hat den Anschein, als sei die von seiner eigenen Krise entfesselte Dominanz des Kapitalismus durch nichts zu brechen. Als ob es unter der Ägide von Ad-hoc-Ausschüssen und servilen Regierungen keine Alternative gäbe, als unpopulären Dekreten der europäischen Bürokratie Folge zu leisten. Der Widerstand dagegen wirkt teils so, als wolle er diese Prozesse nur verzögern, anstatt eine politische Alternative anzubieten.

Fluch der Selbstaufgabe

Deshalb müssen wir nicht nur den großen Mut des griechischen Volkes mit aller uns zur Verfügung stehender Kraft unterstützen, sondern auch darüber nachdenken, was gedacht und getan werden muss, damit dieser Mut nicht vergeblich bleibt. Denn auffällig – in Griechenland, aber nicht minder in Frankreich – sind die Ohnmacht und das Unvermögen der Linken, auch nur den geringsten Rückzug jener ökonomischen und politischen Kräfte zu erzwingen, die nichts unversucht lassen, die Bevölkerung permanent den Gesetzen eines extremen Liberalismus zu unterwerfen. Nicht genug damit, dass die Linke kaum vom Fleck kommt – zugleich gewinnen faschistische Kräfte an Boden und schwingen sich mit ihrem xenophoben Nationalismus zum Anführer der Opposition gegen die Dekrete der EU-Administration auf.

Nach meinem Gefühl besteht der Hauptgrund dieser linken Ohnmacht nicht in der Trägheit der Menschen oder darin, dass eine Mehrheit die „notwendigen Übel“ unterstützt. Es fehlt vielmehr an einem neuen Denken, das die Massen ergreifen könnte, und an einer Rhetorik des Protestes, die ein ungewohntes Vokabular zutage fördert. Die politischen Begriffe, die von den Aktivisten verwendet werden, bleiben – so wie sie sind – weitgehend wirkungslos. Die Gründe liegen auf der Hand.

Nach den radikalen, ungestümen Bewegungen der sechziger und siebziger Jahre gab es eine lange Phase des politischen und ideologischen Rollbacks. Das Vertrauen in die Wirkungsmächtigkeit der grundlegendsten Begriffe emanzipatorischer Politik wurde systematisch zerstört. Das galt für Termini wie „Klassenkampf“, „Generalstreik“, „Revolution“ oder „Massendemokratie“, um nur einige zu nennen. Der Schlüsselbegriff „Kommunismus“, der seit Mitte des 19. Jahrhunderts aus der politischen Debatte nicht wegzudenken war, fiel einer historischen Verleumdungskampagne sondergleichen zum Opfer. Dass die Gleichsetzung von Kommunismus und Totalitarismus mittlerweile als völlig natürlich erscheint und einmütig akzeptiert wird, ist ein Indikator dafür, wie sehr die Revolutionäre in den Achtzigern gescheitert sind.

Natürlich können wir nicht auf eine scharfe und ernsthafte Kritik der Entwicklung verzichten, die es in den sozialistischen Staaten, besonders der Sowjetunion, gab. Doch die Kritik sollte die unsere sein und der eigenen Theorie und Praxis dienen, anstatt zu einer Art von mürrischem Verzicht zu führen, der das politische Kind mit dem historischen Bade ausschüttet. Das hat zu einem erstaunlichen Phänomen geführt. In einer Epoche wie der jetzigen, die für die Linke von kapitaler Bedeutung ist, haben wir praktisch uneingeschränkt den Standpunkt des Gegners übernommen. Und diejenigen, die das nicht taten, haben einfach die alte Rhetorik beibehalten, als wenn nichts geschehen wäre. Von allen Siegen unseres Feindes hat dieser symbolische Sieg die größte Tragweite.

Früher, in Zeiten der „alten Kommunismen“, machten wir uns über das lustig, was wir langue de bois oder die Sprache der Klischees nannten – leere Worte und wichtigtuerische Phrasen. Eine der großen Stärken der offiziellen Ideologie heute besteht genau darin, dass ihr eine langue de bois zur Verfügung steht, die in allen Medien und ohne Ausnahme von jedem Regierungsvertreter gesprochen wird. Wer würde glauben, dass Begriffe wie „Demokratie“, „Freiheiten“, „Menschenrechte“, „ausgeglichenes Budget“ oder „Reformen“ etwas anderes sind als Elemente einer omnipräsenten langue de bois? Die authentischen Linken, denen eine Strategie der Emanzipation fehlt, sind hingegen die wirklich Sprachlosen! Und sympathische Parolen der Bürgerrechtsbewegung werden uns nicht retten: „Nieder mit diesem und jenem!“ oder „Zusammen sind wir stark“oder „Widerstand!“ Das mag genügen, um für den Augenblick kollektive Affekte heraufzubeschwören, und taktisch sehr hilfreich sein. Doch taugt diese Sprache nicht für eine Diskussion über die Zukunft emanzipatorischer Praxis.

Kollektive Affekte

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Kraft des Aufstands, seinem Umfang und dem Mut dazu. Aber ebenso in seiner Disziplin und den positiven Aussagen, zu denen er in der Lage ist. Nur so eröffnet sich eine positive strategische Zukunft. Sie offenbart Möglichkeiten, die bisher unter der Propaganda des Feindes unsichtbar blieben. Hier liegt der Grund, warum eine mitreißende Massenbewegung nicht aus sich heraus eine politische Vision hervorbringt. Wird eine Bewegung durch individuelle Affekte gefestigt, trägt das stets negativen Charakter. Slogans in Griechenland wie „Nieder mit dem Kapitalismus“ oder „Stoppt die Entlassungen“ oder „Nieder mit der Troika“ bewirken streng genommen nichts anderes, als die Bewegung mit der Negativität ihrer Affekte zu verschweißen. Bestimmtere Negationen wie „Nieder mit Mubarak“ können zwar zu einem Ergebnis führen, weil ihr Ziel klar benannt ist, aber sie sind nie in der Lage, die Politik zu bestimmen, die dieses Ergebnis zur Folge haben wird. Ägypten und Tunesien liefern den Beweis. Reaktionäre religiöse Parteien ernten die Früchte einer Bewegung, zu der sie keinen wirklichen Bezug haben.

Politik ist immer das Resultat von positiven Vorschlägen und Vorstellungen, nicht von Negation und Ablehnung – sie ist ein Gedanke in Aktion, der auf unbekannte Möglichkeiten hinweist. Schlagworte wie „Widerstand!“ sind sicherlich geeignet, Menschen zu vereinen, aber sie sind auch ein Zeichen politischer Schwäche. Es ist nicht der negative Affekt des Widerstandes, der einen Rückzug der reaktionären Kräfte erzwingt, die heute versuchen, jede Form des Denkens und Handelns zu zersetzen, wenn sie nicht auf Gefolgschaft hinausläuft. Dies kann nur die Disziplin einer gemeinsamen Idee leisten, die sich auf eine homogene Sprache stützt.

Eine solche Sprache zu rekonstruieren, ist von entscheidendem Wert. Zu diesem Zweck habe ich versucht, all das wieder einzuführen und neu zu bestimmen, was am Begriff „Kommunismus“ hängt. Das Wort bezeichnet drei grundlegende Dinge: Zunächst die analytische Beobachtung, der zufolge die Freiheit, mit deren Fetischisierung wir alle vertraut sind, in den heutigen Gesellschaften vollends vom Begriff des Eigentums beherrscht wird. „Freiheit“ ist nichts anderes als die Freiheit, uneingeschränkt zu konsumieren. Das Recht, zu tun und zu lassen „was man will“, wird allein am Ausmaß dieses Konsums gemessen. Einer, der jede Möglichkeit zum Erwerb verloren hat, genießt keinerlei Freiheiten mehr. Das konnte man einst nur allzu gut an den vagabonds erkennen, die englische Liberale im Zeitalter des aufstrebenden Kapitalismus bedenkenlos erhängen ließen.

Freie Assoziation

Aus diesem Grund erklären Karl Marx und Friedrich Engels im Kommunistischen Manifest, alle Forderungen des Kommunismus könnten in gewisser Weise auf eine einzige reduziert werden: die Aufhebung des Privateigentums.

Des Weiteren vertritt „der Kommunismus“ die historische Hypothese, dass die Freiheit von Eigentum und Gesellschaften nicht notwendigerweise durch eine mächtige Oligarchie aus Geschäftsleuten, Politik, Polizei, Militär und Medien beherrscht werden muss. Vielmehr ist eine Gesellschaft möglich, in der die Produkte der Arbeit vergesellschaftet werden, die großen Widersprüche der Ungleichheit verschwinden und Entscheidungen, die alle angehen, auch von allen getroffen werden. Marx nannte das „freie Assoziation“.

Schließlich bezeichnet „Kommunismus“ die Notwendigkeit einer internationalen politischen Organisation. Das heißt, jenseits des jeweiligen Staates handeln zu können und die Wirklichkeit in eine Richtung zu lenken, die sich ergibt, wenn die aktive Subjektivität all derer, die bereit sind, den vorhandenen Zustand zu verändern, mit Prinzipien verknüpft wird.

Der Begriff „Kommunismus“ meint somit den gesamten Prozess, in dem Freiheit von ihrer Unterwerfung unter das Eigentum befreit wird. Dass deshalb das Wort „Kommunismus“ von unseren Feinden besonders hartnäckig bekämpft wird, hat damit zu tun, dass sie einen Prozess nicht ertragen können, der in der Tat ihre Freiheit zerstören würde. Wenn es das ist, was unsere Feinde am meisten hassen, dann müssen wir mit der Wiederentdeckung des Kommunismus beginnen.

All dies mag uns weit von Griechenland weggeführt haben. Aber Politik entsteht nun einmal, indem die Disziplin von Ideen und die Überraschung der Umstände zusammentreffen. Ich wünsche Griechenland und uns allen, dass es zum universalen Schauplatz einer solchen Begegnung werden möge.

Gekürzte Fassung eines Artikels aus der Zeitschrift Radical Philosophy

Alain Badiou, geboren 1937 in Marokko, gehört zu den führenden Theoretikern der europäischen Linken. Nach den Mai-Unruhen 1968 in Frankreich befasste er sich unter anderem mit einer Adaption des Maoismus auf die Verhältnisse westlicher Industriestaaten. 1985 gründete er die Union des Communistes de France marxiste-léniniste (UCFML), die sich einer Revision der Einwanderungspolitik ebenso verschrieb wie einer Erneuerung der französischen Gewerkschaftsbewegung. Badiou bemüht sich stets um den Brückenschlag zwischen Politik und Philosophie

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Siehe auch:

 

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Remember: Do X! Don´t do Y!

Protect innocent, respect life, defend art, preserve creativity!

What´s Left? Antisemitism!

http://www.jsbielicki.com/jsb-79.htm

Psychoanalytische Arbeitsstation

DJ Psycho Diver Sant – too small to fail
Tonttu Korvatunturilta Kuunsilta JSB
Tip tap tip tap tipetipe tip tap heija!
http://www.psychosputnik.com
http://www.saatchionline.com/jsbielicki
https://psychosputnik.wordpress.com/

They want 1984, we want 1776

They are on the run, we are on the march!
I think for food

molon labe

Dummheit ist, wenn jemand nicht weiß, was er wissen könnte.

Dummheit äußert sich heute als empörter Moralismus.

Werte ohne Einfühlungsvermögen sind nichts wert.

Manche Menschen fühlen physischen Schmerz, wenn sie ihre gewohnten Vorstellungen zugunsten der Realität korrigieren sollen, sie wenden ihre gesamte Intelligenz mit Unterstützung ihrer Agressivität auf, um die Realität nicht zu erkennen und ihr Selbstbild unverändert beizubehalten.

Immer mehr fühlen, immer weniger denken – Der Mensch unterscheidet sich vom Tier nicht durch Gefühle, denn Säugetiere haben die gleichen Gefühle, wie der Mensch: Trauer, Angst, Wut, Liebe, sondern durch sein Denken. Wenn er denkt, falls er denkt.

Political correctness ist, wenn man aus Feigheit lügt, um Dumme nicht zu verärgern, die die Wahrheit nicht hören wollen.

Wer „ich will frei sein“ sagt, und es sagen viele, der ist ein Idiot. Denn das höchste was der Mensch als Freiheit haben kann, ist die Freiheit, seine Pflicht frei zu wählen.

“Im Streit um moralische Probleme, ist der Relativismus die erste Zuflucht der Schurken.“ Roger Scruton

Es sind dieselben, die behaupten, das Geschlecht wäre nicht biologisch angeboren, sondern nur ein sozialer Konstrukt, und zugleich daß die Homosexualität kein sozialer Konstrukt wäre, sondern biologisch angeboren.

Antisemitismus ist, wenn man Juden, Israel übelnimmt, was man anderen nicht übelnimmt.

„Es gibt zwei Dinge“, so wußte Hitler schon 1923, „die die Menschen vereinigen können: gemeinsame Ideale und gemeinsame Kriminalität“ .

Nach der gewaltsamen Beendigung des Mordens durch die Alliierten waren die Deutschen (und sind es bis heute geblieben) noch deutscher als zuvor.

„Der Staat sind wir“: Dies Credo der Sozialdemokratie Ferdinand Lassalles war die Wahrheit der Volksgemeinschaft, und der Nazismus war die vermittlungslose Basisdemokratie der Deutschen.

Die Demokratie der Bürger ist die interessierte Demutsadresse an den autoritären

Staat.

„Die deutsche Nation ist das Apriori dieser seltsamen Wissenschaft, die

vorgibt, nichts zu kennen als Quellen, Quellen und nochmals Quellen, nichts als das

lautere Plätschern der Tatsachen und das ungetrübte Sprudeln der Empirie. Die

Quelle aber ist der Historie, was der Jurisprudenz das Indiz: Spielmaterial, bloße

Illustration des Systemzwangs zum Rechtsfrieden, d.h. empirische Legitimation der

vorab existenten letzten Instanz, an der jede Berufung aufhört und jede Revision

endet. Egal, wer Recht hat, solange nur Recht ist; was immer die Quellen sagen,

ein Beweis gegen die Nation wird sich daraus nie und nimmer folgern lassen.“ (…)

„Historische Wahrheit wird nach dem Modell

von Meinungsumfragen vorgestellt; kein Sample jedoch wird je repräsentativ

genug sein, um der deutschen Nation als solcher die Taten der Nazis zuzurechnen.

Die juristische Methode dieser seltsamen Wissenschaft, die sich die Behandlung der

Geschichte anmaßt, weiß so überaus sorgfältig zwischen Intention und Resultat zu

scheiden, daß der einzig noch mögliche Weg historischer Wahrheitsgewinnung, der

allerdings leider ausgeschlossen ist, Psychoanalyse wäre.“ – Joachim Bruhn

Da die Psychoanalyse heute auch nur noch ein korruptes Racket ist, würde sie nicht helfen.

 

Je verkommener eine menschliche Kreatur, desto eher fühlt sie sich beleidigt, respektlos behandelt, in ihrer Ehre verletzt.

Der Nicht-Antisemit ist ein Antisemit, der nach der derzeitigen deutschen Rechtsprechung, Israel, Juden diffamiert, diskriminiert, delegitimiert, jedoch nicht expressis verbis das Ziel der dritten Reichs, den Holocaust, die Judenvernichtung, befürwortet.

Aus Deutschland erreicht mich „tiefe Sorge um den Friedensprozess“. Vorsicht: Wo ist es im Nahen und Mittleren Osten derzeit so friedlich und vergleichsweise gewaltarm wie in Israel? Wo leben Araber derzeit sicherer als in Israel? Wo haben sie besseren Zugang zu Bildung, Arbeit, Konsum und medizinischer Versorgung? – Götz Aly

Islam ist weniger eine Religion und mehr eine totalitäre Gesellschaftsordnung, eine Ideologie, die absoluten Gehorsam verlangt und keinen Widerspruch, keinerlei Kritik duldet und das Denken und Erkenntnis verbietet. Der wahre Islam ist ganz anders, wer ihn findet wird eine hohe Belohnung erhalten.

Der religiöse Rassismus der Islamisten, der den völkischen Rassismus der Nazis ersetzt hat, erklärt Allah zum Führer und die Jihadisten zu seiner privilegierten Kampftruppe: Wenn man so will, zu Allahs SS. Der Zusammenhalt dieser Kampftruppe wird über die Jenseitserwartung von Hölle und Paradies, also über das Instrument der religiösen Angst, sichergestellt. Diese Selbstbildfantasie der Islamisten ist mit ihrer (zumeist antijüdischen) Feindbildfantasie untrennbar verknüpft. – Matthias Küntzel

Wahnsinn bedeute, immer wieder das gleiche zu tun, aber dabei stets ein anderes Resultat zu erwarten.

Gutmenschen sind Menschen, die gut erscheinen wollen, die gewissenlos das Gewissen anderer Menschen zu eigenen Zwecken mit Hilfe selbst inszenierter Empörungen instrumentalisieren.

Irritationen verhelfen zu weiteren Erkenntnissen, Selbstzufriedenheit führt zur Verblödung,

Wenn ein Affe denkt, „ich bin ein Affe“, dann ist es bereits ein Mensch.

Ein Mensch mit Wurzeln soll zur Pediküre gehen.

Wenn jemand etwas zu sagen hat, der kann es immer sehr einfach sagen. Wenn jemand nichts zu sagen hat, der sagt es dann sehr kompliziert.

Sucht ist, wenn jemand etwas macht, was er machen will und sucht jemand, der es macht, daß er es nicht macht und es nicht machen will.

Sollen die Klugen immer nachgeben, dann wird die Welt von Dummen regiert. Zu viel „Klugheit“ macht dumm.

Wenn man nur das Schlechte bekämpft, um das Leben zu schützen, bringt man gar nichts Gutes hervor und ein solches Leben ist dann nicht mehr lebenswert und braucht nicht beschützt zu werden, denn es ist dann durch ein solches totales Beschützen sowieso schon tot. Man kann so viel Geld für Versicherungen ausgeben, daß man gar nichts mehr zum Versichern hat. Mit Sicherheit ist es eben so.

Zufriedene Sklaven sind die schlimmsten Feinde der Freiheit.

Kreativität ist eine Intelligenz, die Spaß hat.

Wen die Arbeit krank macht, der soll kündigen!

Wenn Deutsche über Moral reden, meinen sie das Geld.

Ein Mensch ohne Erkenntnis ist dann  lediglich ein ängstlicher, aggressiver, unglücklicher Affe.

Denken ist immer grenzüberschreitend.

Der Mob, der sich das Volk nennt, diskutiert nicht, sondern diffamiert.

Legal ist nicht immer legitim.

Wer nicht verzichten kann, lebt unglücklich.

Sogenannte Sozial-, Kultur-, Geisteswissenschaften, Soziologie, Psychologie, Psychotherapie, Psychoanalyse, sind keine Wissenschaften mehr, sondern immanent religiöse Kultpropheten, organisiert wie Sekten. Es sind Sozio-, Pädago- und Psychokratien, Rackets, die Erkenntnis nicht fördern, sondern verhindern.

Ohne eine starke Opposition atrophiert jede scheinbare Demokratie zur Tyrannei, und ebenso eine Wissenschaft, zur Gesinnung einer Sekte.

Man kann alles nur aus gewisser Distanz erkennen, wer sich ereifert, empört, wer mit seiner Nase an etwas klebt, der hat die Perspektive verloren, der erkennt nichts mehr, der hat nur noch seine Phantasie von der Welt im Kopf. So entsteht Paranoia, die sich Religion, und Religion als Politik, sogar als Wissenschaft nennt.

Islamisten sind eine Gefahr, deswegen werden sie als solche nicht gesehen. Juden sind keine Gefahr, deswegen werden sie als solche gesehen. So funktioniert die Wahrnehmung von  Feiglingen.

Humorlose Menschen könner nur fürchten oder hassen und werden Mönche oder Terroristen.

Menschen sind nicht gleich, jeder einzelne Mensch ist ein Unikat.

Erkenntnis gilt für alle, auch für Muslime, Albaner, Frauen und Homosexuelle.

Islam gehört zu Deutschland, Judentum gehört zu Israel.

Der Konsensterror (Totalitarismus) ist in Deutschland allgegenwärtig.

Es wird nicht mehr diskutiert, sondern nur noch diffamiert.

Es ist eine Kultur des Mobs. Wie es bereits gewesen ist.

Harmonie ist nur, wenn man nicht kommuniziert.

Man soll niemals mit jemand ins Bett gehen, der mehr Probleme hat, als man selbst.

>>Evelyn Waugh, sicherlich der witzigste Erzähler des vergangenen Jahrhunderts, im Zweiten Weltkrieg, herauskommend aus einem Bunker während einer deutschen Bombardierung Jugoslawiens, blickte zum Himmel, von dem es feindliche Bomben regnete und bemerkte: “Wie alles Deutsche, stark übertrieben.“<< Joseph Epstein

Man muß Mut haben, um witzig zu sein.

Dumm und blöd geht meistens zusammen.

Charlie Hebdo: solche Morde an Juden sind euch egal, mal sehen wie”angemessen”  ihr reagiert, wenn (wenn, nicht falls) eure Städte von Islamisten mit Kasam-Raketen beschossen werden.

Christopher Hitchens großartig: „In einer freien Gesellschaft hat niemand das Recht, nicht beleidigt zu werden.“

Je mehr sich jemand narzisstisch aufbläht, desto mehr fühlt er sich beleidigt und provoziert.

“Das Problem mit der Welt ist, daß die Dummen felsenfest überzeugt sind und die Klugen voller Zweifel.” – Bertrand Russel

Das Problem mit den Islamisten in Europa soll man genauso lösen, wie es Europa für den Nahen Osten verlangt: jeweils eine Zweistaatenlösung, die Hälfte für Muslime, die andere Hälfte für Nicht-Muslime, mit einer gemeinsamen Hauptstadt.

Was darf Satire? Alles! Nur nicht vom Dummkopf verstanden werden, weil es dann keine Satire war.

Islamimus ist Islam, der Gewalt predigt.

Islam ist eine Religion der Liebe,und wer es anzweifelt, ist tot.

Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke. Der Islam ist die friedliche Religion der Liebe George Orwell 2015

Islam ist verantwortlich für gar nichts, Juden sind schuld an allem.

Islamisten sind Satanisten. Islamismus ist eine Religion von Idioten.

Leute fühlen sich immer furchtbar beleidigt, wenn man ihre Lügen nicht glaubt.

Jeder ist selbst verantwortlich für seine Gefühle.

Die Psychoanalyse geht niemanden außer den Psychoanalytiker und seinen Patienten etwas an, und alle anderen sollen sich verpissen.

“Zeit ist das Echo einer Axt
im Wald.
Philip Larkin, Gesammelte Gedichte

Wenn jemand wie Islamisten sein Ego endlos aufbläht, dann verletzt er seine eigenen Gefühle schon morgens beim Scheißen.

„Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft: Reichtum ohne Arbeit Genuß ohne Gewissen Wissen ohne Charakter Geschäft ohne Moral Wissenschaft ohne Menschlichkeit Religion ohne Opfer Politik ohne Prinzipien.“
―Mahatma Gandhi

„Wo man nur die Wahl hat zwischen Feigheit und Gewalt, würde ich zur Gewalt raten.“
―Mahatma Gandhi

Warum zeigt sich Allah nicht? Weil er mit solchen Arschlöchern nichts zu tun haben will.

„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus’. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus’.”  – Ignazio Silone

Politische Korrektheit verlangt eine Sprache für ein Poesiealbum.

Psychoanalyse ist frivol, oder es ist keine Psychoanalyse.

Bunte Vielfalt, früher: Scheiße

Was der Mensch nicht mehr verändern, nicht mehr reformieren kann, ist nicht mehr lebendig, sondern sehr tot. Was tot ist, das soll man, das muß man begraben: Religion, Ehe, Romantizismus, etc.

Romantik ist scheiße.

Die Realität ist immer stärker als Illusionen.

Deutschland gestern: der Wille zur Macht.
Deutschland heute: der Wille zur Verblendung.
Deutschland morgen: 德國

Deutsche Psychoanalyse? Großartig, wie deutscher Charme, deutscher Humor und deutscher Esprit.

Der Widerstand fängt mit einer eigenen, anderen Sprache als die der Diktatur.

Smart phones for stupid people.

Ein Linker kann, muß aber nicht dumm sein.

Wenn man ganzen Staaten nicht übel nimmt, wenn sie mit Millionen Opfern Selbstmord begehen, warum dann einem Co-Piloten mit 149 Toten?

Nur die Reinheit der Mittel heiligt den Zweck.

Ein extremer Narzißt ist ein potentieller Terrorist, und jeder Terrorist ist ein extremer Narzißt.

Islamisierung bedeutet Verblödung.

…der hiesige Autoritarismus (ist) einer ohne Autorität und der hiesige Konventionalismus einer ohne Konventionen. Schon bei den Nazis war nicht das Wort des Führers Befehl, sondern sein Wille, den der kongeniale Volksgenosse erahnte. Nie hätte der Nationalsozialismus funktioniert, hätte den Deutschen jede ihrer Missetaten bei Strafandrohung befohlen werden müssen. Anders, als es das Wort vom „Befehlsnotstand“, von der „Gleichschaltung“ oder vom „Führer“ selber glauben machen will, herrschte das NS-System durch Gehorsam ohne Befehl. (W. Pohrt, Der Weg zur inneren Einheit)

Der faschistische Sozialpakt existiert im bundesdeutschen Postfaschismus weiter als eine im Resultat aufgehobene Voraussetzung, die unmittelbar keine Spur ihrer gewaltförmigen Durchsetzung mehr an sich trägt: umso besser kann diese Tatsache verleugnet und der Nationalsozialismus als das Verbrechen einiger Irrer, als „Unrechtsstaat“, als „das Schlimmste, das Menschen einander je angetan haben“ exorziert werden. Diese Lebenslüge der BRD ist das Fundament aller demokratischen „Vergangenheitsbewältigung“, jenes kollektiven Beschweigens des Nationalsozialismus, das durchaus auch die Form enervierender Redseligkeit annehmen kann. Weil das postfaschistische Deutschland in institutioneller wie personeller Hinsicht in Kontinuität zu seinem Vorgänger steht, muß ausnahmslos jeder Versuch einer Vergangenheitsbewältigung innerhalb des sich weiterschleppenden Systems zur symbolischen Distanzierung, zum substanzlosen Gestus geraten. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Deutschen einen schier unerschöpflichen Vorrat an größeren und kleineren Entlastungslügen angelegt, aus dem sie sich je nach Gelegenheit und Bedarf bedienen. Danach war das nationalsozialistische System wahlweise das Werk von Hitler höchstpersönlich, einer kleinen Verbrecherclique und ein paar Helfershelfern oder des Monopolkapitals und seiner Schergen. Otto Normalvergaser jedenfalls hat „von alledem nichts gewußt“, war „im Grunde auch dagegen“ oder „konnte gar nicht anders handeln“, weil „Befehlsnotstand“ herrschte und man im Falle des Zuwiderhandelns sofort „ins KZ gekommen“ wäre. “ (…) „Heute haben die Verbreitung des Gerüchts und die Verbreitung der Neidbeißerei neue, technische Möglichkeiten. Sie können sich über das Internet und diverse Subnetzwerke und Blogs rasend verbreiten und auch auf die Politik einen Druck erzeugen, sich ihnen zu beugen. Die gesellschaftliche Mobilmachung wirkt so wieder auf die Politik zurück. Sie muss sich den entsprechenden Stimmungen beugen, weil sonst die Wiederwahl gefährdet würde. Die Devise »Ich bin ihr Führer, also muss ich ihnen folgen«, bleibt auch im zerfallenen Postnazismus das prinzipienlose Grundprinzip von Herrschaft.“ (…) Spezialisierung und Diversifikation sind die zeitgemäße Erscheinungsform von Vermassung und Uniformität. (…) 1 x 1 materialistischer Kritik: es  muss darum gehen, Erscheinungen in eine Konstellation zu bringen, in der sie lesbar werden. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. Und weil gerade die Entfernung vom Nazismus die Nähe zu ihm verbürgt, waren und sind das diejenigen, die in Personensache am wenigstens mit Nazifaschistischem in Verbindung zu bringen sind, die Linksradikalen, die Linksliberalen, die Linken, die Antifaschisten, die entschiedensten Schrittmacher dafür, dass der anfangs noch gar nicht wirklich übergreifende postnazistische Fundamentalkonsens tatsächlich totalisiert und auf die Höhe der Zeit gebracht werden konnte. Die Nazis und die Rechten hingegen waren für diesen Vorgang nur von unterordnetem Belang. Sie standen immer schon für eine in ihrer konkreten Ausprägung gestrige Gesellschaftsformation und deshalb ging von ihnen auch nie eine ernsthafte Gefahr eines neuen Faschismus aus. Diese Totalisierung der Gemeinschaft der Demokraten, die hauptsächlich die Linke mit herbeigeführt hat, ist allerdings identisch und das zeigt sich heute mit ihrem Zerfall. Dieser wiederum ist im Selbstwiderspruch der postnazistischen Vergesellschaftung angelegt, in der der bereits erwähnte nazistische Kurzschluss von Staaten Subjekt im Modus permanenter Mobilmachung in den politökonomischen Formen im Doppelsinne aufgehoben ist. Seiner Substanz nach anerkannt und aufbewahrt, wie vorerst suspendiert und seiner Verlaufsform nachgezügelt. Also statt den Blockwarten gab es Aktenzeichen XY, da durfte sich jeder dann auch telefonisch dran beteiligen, aber richtige Jagdszenen gab es in der alten Bundesrepublik nicht oder nur in Ausnahmefällen. Taxiert selbst zu Zeiten der Prosperität jeder insgeheim seinen Erwerb als verkappte Arbeitslosenunterstützung, so mobilisiert die Krise der postnazistischen Vergesellschaftung erst Recht die Sehnsucht nach der alten Staatsunmittelbarkeit. Johannes Agnoli schrieb dazu schon in der Transformation der Demokratie 1966: „Der präfaschistisch liberale Ruf nach dem starken Staat wiederholt sich postfaschistisch neoliberal“. Und damit gerät das ganze System des autoritären Etatismus und geraten letzten Endes die politökonomischen Vermittlungen als solche wieder ins Visier des Volkszorns und es war wiederum die Linke, die noch zu Zeiten, wo keine Krise in Sicht war, im sinistren Tram nach Liquidation der Vermittlungen die Zunge gelöst und ihm neue fantasievolle und kreative, wie es so schön heißt, Äußerungsformen zur Verfügung gestellt hat. Sie war das Laboratorium, in dem die allgemeine Mobilmachung eingeübt und jener darauf zugeschnittenen neue und zugleich sehr alte Sozialcharakter herangebildet wurde, indem sich mittlerweile eine Mehrheit spontan wieder erkennt. Derjenige Sozialcharakter, der nach dem Motto „Ich leide, also bin ich“ sich einerseits unter Berufung auf die höchst unverwechselbare Diskriminierung, die ihm angeblich wiederfährt, zur kleinsten existierenden Minderheit erklärt, sich gleichsam nach dem Muster verfolgter und in ihrer Kultur bedrohter Völker begreift und andererseits als Gegensouverän seine private, warnhafte Feinderklärung allen anderen oktroyieren möchte und diesem Zweck entweder vorhandene gesellschaftliche Organisationen zu Rackets umfunktioniert, neue Rackets gründet oder andere Rackets mit ins Boot holt. Der einstige demokratische Fundamentalkonsens wird dadurch einerseits ins einzelne Subjekt zurückverlagert und andererseits vermittlungslos verallgemeinert. Aus der formell kollektiven Feinderklärung der Mitte gegen die Extreme, das war der Normalfall in der Bundesrepublik bis weit in die 80er Jahre, Terroristenhasse, einige werden sich noch daran erinnern. Aus dieser kollektiven Feinderklärung der gesellschaftlichen Mitte gegen die Extreme wird also die pluralisierte Feinderklärung alle gegen alle, die getrennt vereint sich zusammenrotten und auf diese Weise zerfällt die Gemeinschaft der wehrhaften Demokraten und reorganisiert sich zugleich hin zu zerfallen. Ein Zitat von Wolfgang Port in einem anderen Zusammenhang macht es sehr schön deutlich: „Wie durch höhere Gewalt sondern sich die Langen von den Kurzen, die Weiblichen von den Männlichen, die Alten von den Jungen, die Dicken von den Dünnen ab“ und das Resultat ist eine Segregation und Ghettoisierung durch welche die Metropolen, einem riesigen Freiluftgefängnis mit seinen Unterabteilungen für Männer und Frauen, Jugendliche, Kranke, Alte, Port schreibt etc., man könnte noch Schwule und Lesben und Migranten und was weiß ich noch alles ergänzen, Protestanten, Katholiken, Ossis, Wessis, immer ähnlicher werden. Neu ist, dass dieses Freiluftgefängnis als eine kulturelle Einrichtung und seine Insassen als Kulturbotschafter begriffen werden und es ist diese nahezu flächendeckende Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mehrheit und der einzelnen Individuen in ihr, die in der Postmoderne ihr bewusstloses Selbstbewusstsein und ihre Legitimation erfährt und im antirassistischen PC-Sprech sich ihren Ehrenkodex schafft, ihre Omertà, die sich an ihresgleichen und die verbliebenen Kritiker draußen richtet, Islamophobie ist ihr derzeit aktuellstes Schlagwort. Dieser Vorgang, diese Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mitte und ihr Zerfall ist also die Bedingung der neuen Haltung Ausländern und Migranten gegenüber, an denen die Deutschen projektiv ihre ersehnte Regression auf den Stamm illustrieren. Was ihnen umso leichter gelingt, als manch ihrer Repräsentanten und Lobbyisten sich anschicken, genau dem Bilde zu gleichen, das die Deutschen sich seit jeher von ihnen machten und wofür sie von ihnen jetzt nach kollektiv und offiziell ins Herz geschlossen werden. Der mittlerweile zur Dauereinrichtung erklärte Karneval der Kulturen ist nichts anderes als ein Zerfallsprodukt der postfaschistischen Demokratie, mehr noch, er ist diese Gemeinschaft in einer zugleich flexibilisierten und pluralisierten und kollektivierten Gestalt. In dieser Völkerfamilie, die die Deutschen gerne auf der ganzen Welt hätten, wären da nicht Israel und die USA als Störenfriede und die sie aus Mangel an Realisierungschancen deshalb erstmal bei sich zuhause einrichten, geht es dabei zu, wie in jeder guten Familie: Die einzelnen Mitglieder sind einander spinnefeind und die Widersprüche und Konflikte, die daraus resultieren, gehören auch voll und ganz dieser Vergesellschaftung an, sind von ihr konstituiert und dazu gehört ein fein dosiertes Spiel mit Fremdheit und Nähe, das von allen Beteiligten auch weiterhin gepflegt wird, weil damit ein moralisches Plus bei der Gefolgschaft eingefahren werden kann. (…) Der zweite Weltkrieg war ein kulturindustrielles Massenevent. (…) Eine neue Barbarei sei stets zu befürchten, wird sich nicht aus dem Geist Nationalsozialismus unmittelbar speisen, sondern im Gewande von demokratischem Antifaschismus von Lernen aus der Geschichte und political correctness daher kommen.(…) Abwehr des offenen Faschismus durch dessen demokratische Entnazifizierung und Eingemeindung. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. (…) Die postnazistische Demokratie hat  die nationalsozialistische Mobilmachung des „gesunden Volksempfindens“ zwar nicht abgeschafft, sondern nur sistiert – sie hat es aber andererseits auch in die Latenz abgedrängt und damit gebremst, indem sie es in die mediatisierende Form des bürgerlichen Repräsentationsprinzips zwängte.  (…) „Rassismus“ ist ein ideologisches Stichwort eines anti-rassistischen Rackets, das jeden Realitätsbezugs entbehrt, das seine Mitglieder vielmehr nur als Ausweis von Gesinnungsfestigkeit und Ehrbarkeit vor sich hertragen und das ihnen als probates Mittel dient, um nach Willkür und freiem Ermessen festzulegen, wer gerade als „Rassist“ zu gelten hat. Und dieses „anti-rassistische“ Racket, das sind heutzutage fast alle: längst ist die Gegnerschaft zum Rassismus keine Domäne der Linken mehr, sondern offizielle Staatsraison und common sense aller Ehrbaren und Wohlmeinenden, und das ist die erdrückende Mehrheit.  (…) Von der moralisierenden Aufdringlichkeit und der enervierenden Verlogenheit einmal abgesehen, ist die Ehrfurcht, die „anderen Kulturen“ entgegengebracht wird und die Unterwürfigkeit, mit der ihre Träger geradezu als Heilsbringer verehrt werden, keine Gegenposition zum Rassismus, sondern dessen logische wie historische Voraussetzung, die im Rassismus und allen naturalisierenden Ideologien als ein Moment überlebt: deren Grundmuster ist die projektive Bekämpfung dessen, was man selbst gern möchte, aber nicht erreichen kann, und deshalb gehört zur Diskriminierung der Neger wegen ihrer „Faulheit“ die Bewunderung für den „Rhythmus, den sie im Blut haben“ und die Achtung vor ihrer „sagenhaften Potenz“; somit ist der „Anti-Rassismus“ nichts weiter als die notwendige Kehrseite des Rassismus selbst, die sich von diesem abgespalten hat und gegen ihre eigene Grundlage wendet. Historisch jedenfalls geht die Wertschätzung fremder Kulturen ihrer späteren, „rassisch“ legitimierten Abqualifizierung voran und sie ist auch logisch deren Voraussetzung: Christoph Columbus etwa beschreibt in seinen Tagebüchern die Eingeborenen, die er 1492 auf den Bahamas, Cuba und schliesslich Haiti angetroffen hat, folgendermaßen: sie sind „ängstlich und feige“, „sehr sanftmütig und kennen das Böse nicht, sie können sich nicht gegenseitig umbringen“, „sie begehren die Güter anderer nicht,“ und er resümiert: „Ich glaube nicht, dass es auf dieser Welt bessere Menschen oder ein besseres Land gibt.“ (7)  (…) Protestantische Innerlichkeit: gemäß der Devise, dass vor der schlechten Tat der schlechte Gedanke und das schlechte Wort kommen, die man demzufolge austreiben muss, damit alles besser wird. (…) So kommt es, dass es heute der Anti-Rassismus ist, der, unter dem Vorwand, heldenhaft gegen einen in Wahrheit nicht existenten „Rassismus“ zu kämpfen, Respekt und Toleranz noch für die rückständigsten und unmenschlichsten Sitten und Gebräuche einfordert und damit selbst als Protagonist und Fürsprecher einer Verrassung der restbürgerlichen Gesellschaft fungiert.  (..) Die unterschiedliche Pigmentierung der menschlichen Haut ist eine objektive Gegebenheit, keine bloße Erfindung. (…) Rasse heute ist die Selbstbehauptung des bürgerlichen Individuums, integriert im barbarischen Kollektiv. (…) Der nervige Sozialcharakter des Gutmenschen ist offenbar eine fast zeitlose Erscheinung und in den verschiedensten Lebensbereichen anzutreffen, die Wahrscheinlichkeit, ihm in fortschrittlichen sogenannten „politischen Zusammenhängen“ zu begegnen, ist besonders hoch: werden doch hier traditionell die altruistischen Tugenden – das Mitgefühl, die Solidarität, Selbstlosigkeit etc. – besonders hoch angeschrieben und deshalb sind sie das geeignete Betätigungsfeld für Sozialcharaktere, die sich als Ersatz für ihr eigenes ungelebtes Leben vorzugsweise mit dem Leiden anderer als Fetisch verbinden. (…) Es sind aber gerade die höchsten Tugenden, die die niedersten Instinkte decken, wie schon Marx wusste: „Bis jetzt hat der Mensch sein Mitgefühl noch kaum ausgeprägt. Er empfindet es bloß mit dem Leiden, und dies ist gewiss nicht die höchste Form des Mitgefühls. Jedes Mitgefühl ist edel, aber das Mitgefühl mit dem Leiden ist die am wenigsten edle Form. Es ist mit Egoismus gemischt. Es neigt zum Morbiden […] Außerdem ist das Mitgefühl seltsam beschränkt […] Jeder kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühl empfinden, aber es erfordert […] das Wesen eines wahren Individualisten, um auch am Erfolg eines Freundes teilhaben zu können. (…) Und da jeder demonstrative Altruismus nicht nur einen kleinlichen Egoismus bemäntelt, sondern auch mit dem Anspruch des Idealisten einhergeht, erzieherisch auf das Objekt seiner Zuwendung einzuwirken, ist er die adäquate Ideologie von Rackets, und auch das ist Wilde nicht entgangen: Barmherzigkeit, so schreibt er, sei die „lächerlich unzulängliche Art der teilweisen Rückerstattung oder ein sentimentales Almosen, gewöhnlich verknüpft mit dem skandalösen Versuch des rührseligen Spenders, auf (das) Privatleben (der Armen) Einfluss zu nehmen. (…) Im totalisierten Zugriff auf die ihr Unterworfenen ist die sozialistische Bewegung bis auf den heutigen Tag ebenfalls als ein Racket des Tugendterrors anzusprechen, betrachtet sie es doch als ihre Aufgabe, das Proletariat oder das gerade angesagte Subjekt seiner „wahren Bestimmung“ zuzuführen und d.h. es im Sinne der von ihm zu realisierenden Ideale zu erziehen – und das bedeutet stets noch: ihm die Untugenden und Laster auszutreiben, die der Vorhut als Male der individualistischen Bürgerwelt erscheinen: etwa Alkoholabusus, Faulenzerei, „zerrüttete“, „unsittliche“ Verhältnisse zwischen den Geschlechtern etc. Und um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen die selbsternannten Vertreter der Klasse die von ihnen verfochtenen Tugenden in eigener Person glaubwürdig verkörpern und deshalb in einer noch rigideren Weise als der gemeine Bürger sich als Subjekte zurichten, d.h. ihre Individualität dem Allgemeinen (dem Kollektiv, der Klasse, dem Frieden etc.) opfern, um totale Identität mit ihm zu erlangen. Wenn Identität letzten Endes den Tod bedeutet, dann hat die Bemühung um sie vorzeitige Erstarrung und prämortale Leblosigkeit zur Folge – von daher die bis in die Gegenwart zu beobachtenden verhockten, verkniffenen und lauernden Mienen aller professionellen Menschheitsbeglücker, ihre rigide Zwangsmoral und durchgängige Humorresistenz, die immergleichen offiziösen Phrasen, die sie dreschen, die tödliche Langeweile, die von ihnen und ihrem penetranten Sendungsbewusstsein ausgeht, und ihr chronisches Beleidigtsein, wenn sie beim Gegenüber auch nur den Hauch eines Zweifels an ihrer aufgetragenen Gutartigkeit zu erspüren glauben. Und zu alldem glauben diese Leute sich auch noch ermächtigt, diese ihre trostlose Existenz zur verbindlichen Richtschnur für alle anderen zu erklären.“ – Clemens Nachtmann

„Die rebellische Haltung, vor einem Jahrzehnt noch das Privileg von Einzelgängern, ist heute Ausdruck des Konformismus. Man will dazugehören, nicht als Schlappschwanz gelten“ – Horkheimer

„Die Demokratie ist nichts weiter als die Herrschaft des Knüppels über das Volk durch das Volk für das Volk. (…) Es gibt drei Arten von Despoten: den Despoten, der den Leib knechtet, den Despoten, der die Seele knechtet und den Despoten, der Leib und Seele zugleich knechtet. Der erste heißt Fürst. Der zweite heißt Papst. Der dritte heißt das Volk. (..) Wer das Volk führen will, ist gezwungen, dem Pöbel zu folgen“ (…) „Man hört immer wieder, der Schulmeister sterbe aus. Ich wünschte beileibe, dem wäre so. Aber der Menschentypus, von dem er nur ein und gewiss noch der harmloseste Vertreter ist, scheint mir wahrhaftig unser Leben zu beherrschen; und wie auf ethischem Gebiet der Philanthrop die größte Plage ist, so ist es im Bereich des Geistes derjenige, der so sehr damit beschäftigt ist, andere zu erziehen, dass er nie Zeit gehabt hat, an seine eigene Erziehung zu denken […] Wie schlimm aber, Ernest, ist es, neben einem Menschen zu sitzen, der sein Leben lang versucht hat, andere zu erziehen! Welch eine grausame Tortur! Was für eine entsetzliche Borniertheit, die unvermeidlich aus der fatalen Gewohnheit resultiert, anderen seine persönlichen Überzeugungen mitteilen zu wollen! Wie sehr dieser Mensch durch seine geistige Beschränktheit auffällt! Wie sehr er uns und fraglos auch sich selbst anödet mit seinen endlosen Wiederholungen und seiner krankhaften Besserwisserei! Wie sehr er jedes Anzeichen geistigen Wachstums vermissen lässt! Wie verhängnisvoll ist der Kreis, in dem er sich unablässig bewegt.“ – Oscar Wilde
„Was die Menschheitsbeglücker in Wahrheit bewirken, ist ihr eigener moralischer Selbstgenuss in der angemaßten oder tatsächlichen Herrschaft über andere, aber gerade nicht die praktische Lösung der Dinge, um die es ihnen vorgeblich so selbstlos zu tun ist: „In den Augen des Denkers allerdings liegt der wahre Schaden, den das moralische Mitgefühl anrichtet, darin, dass es unser Wissen begrenzt und so verhindert, dass wir auch nur eines unserer sozialen Probleme lösen.“ (Wilde) Das Selbstopfer fürs Kollektiv erweist sich nicht nur als die wahre Selbstsucht, sondern auch als gegen die Gattung gerichtet: „Denn die Entwicklung der Gattung hängt von der Entwicklung des Individuums ab, und wo die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit als Ideal abgedankt hat, ist das Absinken des intellektuellen Niveaus, wenn nicht gar dessen gänzliches Verschwinden die unmittelbare Folge.“ (Wilde) Und das vorgeblich so praktische und zielorientierte Tun erweist sich als in Wahrheit konfus und unpraktisch: denn es verlässt den Bannkreis des Notwendigen und Zwanghaften nicht, ja, es bestärkt dessen Macht umso mehr, je auftrumpfender und verblendeter es sich in seiner moralischen Selbstgerechtigkeit verhärtet und alle Selbstaufklärung abwehrt. Solange die Gesellschaft den Individuen als fremde äußere Macht entgegentritt, verkehrt sich die gute Intention regelmäßig in ihr Gegenteil und ist menschliches Handeln „nur blindes Tun, abhängig von äußeren Einflüssen und angetrieben von einem dunklen Impuls, von dem es selbst nichts weiß. Es ist seinem Wesen nach unvollkommen, weil es vom Zufall begrenzt wird, und unwissend über seine eigentliche Richtung, befindet es sich zu seinem Ziel stets im Widerspruch […] Jede unserer Taten speist die große Maschine des Lebens, die unsere Tugenden zu wertlosem Staub zermahlen oder aber unsere Sünden in Bausteine einer neuen Kultur verwandeln kann.“ (…) Die Misere des Sozialismus von seinen Anfängen bis heute war und ist stets zuverlässig abzulesen an seiner Verachtung aller autonomen, zweckfreien, in sich begründeten und eben darin gesellschaftlich bestimmten Kunst, weil sie die – prekäre und unvollständige – Emanzipation des Individuums von Blut, Scholle, Rasse, Kollektiv vorausträumt und ihr Ausdruck verleiht. Die Kunst, die sozialistische Bewegungen oder Regimes dann hervorbringen und fördern, eine Kunst, die „Partei ergreifen“, „Stellung beziehen“ und „gesellschaftliche Verantwortung“ dokumentieren soll, zerstört jedoch sich selbst und ihre Voraussetzungen. (…) „Kunst ist Individualismus und der Individualismus ist eine verstörende und zersetzende Kraft. Gerade darin liegt sein unermesslicher Wert. Denn was er aufzubrechen versucht, ist die Einförmigkeit des Typischen, die Sklaverei der Konvention, die Tyrannei der Gewohnheit und die Erniedrigung des Menschen auf das Niveau einer Maschine. (…) alle Künste sind amoralisch, ausgenommen die niederen Formen der sinnlichen oder belehrenden Kunst, die uns zu guten oder schlechten Taten anstiften wollen“ (…) Selbstsucht strebt immer danach, der gesamten Umwelt ein Einheitsmaß aufzuzwingen“ „Selbstlosigkeit bedeutet, andere Leute in Ruhe zu lassen, sich nicht in ihr Leben einzumischen […] Die Selbstlosigkeit weiß die unendliche Vielfalt als etwas Kostbares zu schätzen, sie akzeptiert sie, lässt sie gewähren und erfreut sich an ihr.“ (…) „Die erste Pflicht im Leben ist, so künstlich wie möglich zu sein. Die zweite Pflicht ist noch unbekannt.“(Wilde)
Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus.  (…) Massen laufen zur Deutschen Ideologie über, wenn Politik und Staat ihnen diesen Weg nicht versperren (…) Der Vernünftige braucht keinen Dialog mit Leuten zu führen, die sich nicht von Grund auf von denjenigen distanzieren, die Juden oder, was dasselbe ist, den Zionismus für ihr und anderer Leute Unglück verantwortlich machen. Er denunziert desgleichen jede Verhandlungsbereitschaft denen gegenüber, die, bevor sie sich als Staatsbürger und Marktsubjekte definiert haben, als Angehörige einer Religions- oder Volksgemeinschaft anerkannt werden wollen. (…) Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus. (…) Antideutsch denken und handeln heißt demzufolge, die politischen Vermittlungs- und Repräsentationsformen in Gesellschaft und Staat, die auf der Trennung von freien und gleichen Warenbesitzern einerseits und am Allgemeinwohl orientierten Staatsbürgern andererseits beruht, gegen die zu verteidigen, die diese Teilung zugunsten eines autoritären Volksstaates überwinden wollen, dessen Subjekte von nichts anderem als von seinen Wohlfahrtsleistungen abhängig sind. Wer in diesem Sinne das Etikett „antideutsch“ nicht auch auf sich bezieht, mißachtet zumindest die Gefährlichkeit der – selbstredend nicht auf Deutschland und deutsche Staatsbürger beschränkte, sondern immer schon weltweit grassierende – Deutschen Ideologie, deren historischer Kern darin besteht, daß auf ihr Konto nicht nur „normale“ kapitalbedingte Ausbeutung und Herrschaft, nicht nur die dem Kapital aus Prinzip immanenten Kriege und nicht nur der ihm in seinen Grund eingeschriebene Antisemitismus gehen, sondern fördert das Überleben einer Ideologie, der zudem noch die historisch und empirisch nicht zu leugnende Tatsache eingeschrieben ist, daß die deutsche Fassung der Beziehung von Staat und Gesellschaft die Auslöschung der Menschheit in zwei Weltkriegen im allgemeinen und den eliminatorischen Antisemitismus im besonderen beinahe total verwirklicht hätte. In der Existenz des Staates Israel manifestiert sich der Einspruch gegen den historisch bewiesenen Vernichtungswahn Deutscher Ideologie praktisch und empirisch. – Manfred Dahlmann

„Wird Freiheit mit Zügellosigkeit verwechselt, entsteht Rücksichtslosigkeit.
Am Schluss Gleichmacherei.
Ihr seid aber nicht alle gleich.
Noch nie wart ihr alle gleich.
Ihr lasst es euch aber einreden.
So werdet ihr immer respektloser, ungenießbarer gegeneinander.
Vergeudet in Kleinkriegen eure Zeit, als hättet ihr ein zweites Leben.
Weil ihr tatsächlich alles verwechselt.
Behauptungen mit Beweisen.
Gerechtigkeit mit Maß.
Religion mit Moral.
Desinteresse mit Toleranz.
Satire mit Häme.
Reform mit Veränderung.
Nachrichten mit Wirklichkeit.
Kulturunterschiede haltet ihr für Softwarefragen und ihre Analyse ersetzt ihr mit Anpassung.
Ihr habt die Maßstäbe verloren.
Der Gordische Knoten ist ein Keks gegen eure selbstverschuldete Wirrsal.

Man geht immer fehl, sucht man den Ursprung menschlicher Handlungen außerhalb der Leidenschaft des menschlichen Herzens …

Der Separatismus gendert sich in die Köpfe, sitzt in Regierungen.
Männer sind keine Männer mehr. Frauen keine Frauen, sondern ‚Menschen mit Menstruationshintergrund’, Quote ist Trumpf.
Auf gar keinen Fall sollen Mann und Frau sich noch als zwei Teile eines Ganzen begreifen. Damit die Geschlechter noch mehr aneinander verzweifeln.
Bis alle in destruktiver Selbstbezogenheit stecken.
Am Ende: Mann ohne Eier. Frau ohne Welt.

Auf die Erschöpfung des Mannes wird aber nur die Erschöpfung der Frau folgen, das sage ich euch.
Auf die Verstörung der Kinder folgt die Zerstörung der menschlichen Schöpfung.“– Hans Dieter Hüsch

Es gibt zweierlei Ethik: die moralische, der die Realität egal ist und die der Verantwortung, die reale Folgen der ethischen Forderungen berücksichtigt. Die erste ist gut gemeint, die zweite ist gut gemacht.

Was dem einen seine Souveränität, ist dem anderen seine Eigenmächtigkeit.

Das Schöne am Euro war, dass die Gewinner immerzu gewinnen konnten, ohne dass ihnen gleich die Quittung präsentiert wurde. Denn sie verdienen ja am Ausland, was heißt, eigentlich ein im Maße des Verdienens zunehmend schlechtes Geld – das ist durch den Euro aufgehoben worden: Man konnte ständig an einer anderen Nation verdienen, ohne dass das Geld dieser Nation darunter gelitten hat, weil sie gar kein eigenes hat. Der Wert dieses Geldes repräsentiert nicht die Leistungsfähigkeit dieser Nation. So hat der Euro von dem innereuropäischen Verdienen aneinander sogar noch gelebt; er hat vor der Krise absurderweise nur den Konkurrenzerfolg der Gewinner repräsentiert.

— Das ist ja mit der Idylle charakterisiert. Dass zunächst mal alle Seiten Gewinner des neu eingeführten Euro waren. Auch die, die ihre vergleichsweise Weichwährung gegen den Euro getauscht haben und damit auf einen Schlag Kredit zu ganz anderen Konditionen und Möglichkeiten hatten. Insofern waren die späteren Verlierer erst mal auch Gewinner.

Kein Nazifaschist hat je wirklich geglaubt, er bezöge die Ermächtigung seiner Ansprüche aus dem Teutoburger Wald; keiner seiner demokratischen Erben hat jemals tatsächlich gedacht, ihnen erwüchse Legitimität im Resultat des “Lernens aus der Geschichte”; niemals war ein Sozialist der Ansicht, es sei die famose “Befreiung der Arbeit” und nicht vielmehr das Recht auf Beute, was seine Politik im Interesse der Arbeiterklasse motivierte. Und keinesfalls erwächst den Palästinensern irgendein Recht aus der Tatsache, daß sie zuerst da waren. Einer Gesellschaft, der Hunger kein Grund ist zur Produktion, kann auch das Leiden kein Grund sein zur Solidarität. Es ist die Ideologie, die mit der Unmittelbarkeit des Leidens agitiert, die aus dessen fragloser Evidenz Sinn zu schlagen sucht, sei es im Sinne von Caritas oder Amnesty International, sei es im Sinne der Freunde des palästinensischen Volkes für den Israelhaß der Antisemiten wie für den Islamfaschismus dieses Volkes. Ariel Scharon jedenfalls, der Zionist und praktische Antifaschist, ist dem aufgelösten Rätsel der Geschichte näher als die deutsche Linke, deren “Antifaschismus” sich als Aufstand der Anständigen à la Gerhard Schröder oder als Solidarität mit dem palästinensischen Volk ausagiert. (…) Im Wesen Israels als des ungleichzeitigen Staates der Juden liegt es aber nicht nur, Reaktion auf den Verrat an Aufklärung und Weltrevolution, nicht nur, Notwehrversuch gegen den Nazifaschismus und Asyl zu sein. Sondern eben auch, daß die üblichen Muster der bürgerlichen Rollenverteilung – hier das Gewaltmonopol des bürgerlichen Staates im allgemeinen und dort die Personen, die die Regierungsausübung im besondern besorgen – für den israelischen Staates aufgrund seiner Konstitutionsbedingungen keine Geltung mehr hat. Was sich unter anderem darin zeigt, daß diese “Kritiker” der israelischen Regierungspolitik für den faschistischen Mob und die Behörden, die Selbstmordattentäter belohnen, Verständnis aufbringen (Folge von Besatzung und Ausbeutung), dagegen für den Versuch, die militärische Infrastruktur der Gegner Israels zu zerschlagen, am liebsten die Begriffe Auslöschung oder Ausrottung der palästinensischen Bevölkerung im Munde führen. Wie hinter der treudoofen Frage, ob es nicht möglich sein müsse, Spekulanten als das zu bezeichnen, was sie sind, ohne gleich als antisemitisch zu gelten, so verbirgt sich hinter der treulinken Frage, ob nicht auch in Israel, weil es sich auch dort um eine bürgerliche Gesellschaft handele, Faschismus möglich sei, die Erkenntnis dieser Fusion in verquerer und verschrobener Gestalt. Verquer, weil ja gerade erklärt werden sollte, wie Israel, dieser Fusion zum Trotz, eine parlamentarische Demokratie ist und bleibt; verschroben, weil diese Einheit von Staat und Regierung im Übergang von einem unerträglichen Alten (die Vernichtungsdrohung) zum noch nicht erreichten Neuen (die herrschaftslose Gesellschaft) ja doch den Inbegriff dessen ausmacht, was einmal als “Diktatur des Proletariats”, als Emanzipationsgewalt und organisierte politische Macht der Revolution, auch und gerade auf den roten Fahnen stand. In Anbetracht der Grundidee des Staates Israel, vor dem Hintergrund der linken Staatsmythen, betreffend die “Diktatur des Proletariats”, muß jede Beurteilung der Handlungen der Regierungsvertreter auch die völlig andere Qualität dieses Staates, verglichen mit allen anderen, deutlich werden lassen. (…)

Wenn diese Linke über Israel schwadroniert, dann hört sich das nicht minder grausig an. Dabei liegt der Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus und dem Vernichtungswillen gegen die zum Staat gewordene bürgerliche Gesellschaft der Juden, gegen Israel, eigentlich auf der Hand: Der sogenannte Antizionismus stellt nichts anderes dar als die geopolitische, globalisierte Reproduktion des Antisemitismus, das heißt die Erscheinungsform, die er in Weltmarkt und Weltpolitik nach Auschwitz annehmen muß. Der Antizionismus ist der aus den kapitalisierten Gesellschaften in die Welt herausgekehrte Antisemitismus. So ist Israel der Jude unter den Staaten; die Verdammung des Zionismus als eines “Rassismus” durch die UNO gibt es zu Protokoll. Das macht: die moralische Verurteilung der menschlichen Unkosten der Konstitution bürgerlicher Staatlichkeit allein am Beispiel Israels führt vor Augen, was die Welt der Volksstaaten vergessen machen will – daß die Zentralisation der politischen Gewalt über Leben und Tod keineswegs die natürliche Organisationsform der Gattung Mensch darstellt, sondern Ausdruck eben von Herrschaft und Ausbeutung. Dabei ist Israel – und das macht die Kritik an diesem Staat so perfide und muß deshalb immer wieder gesagt werden – der einzige Staat dieser Welt, der für sich eine nicht zu bezweifelnde Legitimität beanspruchen kann. Israel, das ist der ungleichzeitige Staat, der entstanden ist sowohl als Reaktion auf das Dementi aller Versprechungen der bürgerlichen Nationalrevolution, sowohl als Antwort auf den stalinistischen Verrat an der kommunistischen Weltrevolution als auch als zu spät gekommene Notwehr gegen den Massenmord an den europäischen Juden. (…) Israel ist das Schibboleth jener doch so naheliegenden Revolution; es ist der unbegriffene Schatten ihres Scheiterns. Israel ist das Menetekel, das zum einen (und ganz unfreiwillig) die kategorischen Minimalbedingungen des Kommunismus illustriert, und das zum anderen sämtliche Bestialitäten zu demonstrieren scheint, zu denen der bürgerlich-kapitalistische Nationalstaat fähig ist. Wer Israel nicht begriffen hat, wer den Haß auf diesen Staat, den Antizionismus, und wer den Antisemitismus, das heißt den Vernichtungswillen sowohl gegen die in diesem Staat lebenden als auch gegen die kosmopolitisch verstreuten Juden, nicht begriffen hat als das, was Antisemitismus wesentlich darstellt: den bedingungslosen Haß auf die Idee einer in freier Assoziation lebenden Gattung, der hat den Kommunismus nicht als das “aufgelöste Rätsel der Geschichte” begriffen. –

 Der ostentative Muslimeifer aber, der sich im Alltag mancher ‚Allahu-Akbar‘-Brüller vielleicht doch sehr in Grenzen hält, findet im blanken Judenhass unverhoffte Nahrung, wo ihnen unter unendlich öden Koranrezitationen und geistlosen, absurden Vorschriften längst das bisschen ungeglaubten Glaubens zwischen den Fingern zerrann und ihr Muslimsein kaum je mehr ist als das typisch dauerbeleidigte, immer schon jeder Verantwortung ledige Gruppengefühl. Überhaupt will jeder Eifer – insbesondere der aktuelle, rasende Eifer des weltweit angreifenden Islam – den Stachel eines weniger drohenden als hinterrücks längst geschehenen Glaubensverlustes kompensieren.“ Mit anderen Worten: Muslime wurden nicht für ihr abstraktes Muslimsein kritisiert, sondern dafür, was – global betrachtet – die Mehrheit konkret darunter versteht: Die von Gott gegebene Ermächtigung zu Terror, Entrechtung, Antisemitismus. Wer differenziert, sollte nicht unerwähnt lassen, dass Osama bin Laden, Hassan Nasrallah und wie all die schrecklichen Figuren so heißen, in der muslimischen Welt als Helden gefeiert werden – und zwar nicht von einer minoritären Sekte, sondern von Millionen Muslimen, auch in Deutschland. (,,) Der unfreiwillige und verborgene Essentialismus der Postmoderne macht das Begreifen unmöglich, weil er die Beziehung zwischen Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem nicht mehr zu thematisieren vermag. Wenn nur noch Vielfalt herrscht und Einzelnes und Allgemeines gewaltsam auseinandergerissen werden, bleibt die Verstandesleistung des begreifenden Subjekts auf der Strecke und die scheinbar ursprüngliche Differenz wird zum Mythos. Nicht nur dem Begriff des Allgemeinen, das ja ein noch einzulösendes ist, wird Gewalt angetan, auch dem Besonderen, dessen Unglück darin besteht, nur ein Besonderes zu sein, und das sich, weil es kein versöhnendes Ganzes gibt, dem schlecht-Allgemeinen, dem Racket nämlich, anschließen muss. – JAN HUISKENS

„Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.“ – Bettina Röhl

„Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. […] Je tiefer man ahnt, daß man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, daß man über die Apparatur verfügt.“ (Theodor W. Adorno, Philosophie und Lehrer, AGS 10.2, 491)

„Vieles, was im Sinne von Foucaults »Mikrophysik der Macht« populär werden sollte; also die Erkenntnis, daß Macht nicht pyramidal hierarchisch, sondern durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche hindurch wirkt, findet sich bereits in der Medizinkritik der Kritischen Theorie. Daß diese Thesen häufig übersehen wurden, mag daran liegen, daß sich Horkheimers entscheidende Äußerungen über Medizin und Psychiatrie nicht in den breit rezipierten Hauptwerken finden, sondern über die Gesamtausgabe verstreut sind. Wiemer suchte sie zusammen und zeigt, wie Horkheimer anhand der Medizin einen wesentlichen Charakterzug des modernen Kapitalismus ausmachte. Mediziner funktionieren laut Horkheimer wie fast jede wirtschaftliche Gruppe im Sinne eines Rackets. »Ein Racket«, erklärt er, »ist eine unter sich verschworene Gruppe, die ihre kollektiven Interessen zum Nachteil des Ganzen durchsetzt.« Allgemein betrachtet heißt das, daß sich die Klassengesellschaft in eine »neofeudale« Struktur verwandelt hat, innerhalb der Interessenverbände »nach dem Prinzip der Selbsterhaltung und der Machtakkumulation« funktionieren. Diesen Wandel macht Horkheimer an den Medizinern fest; und alles, was Horkheimer in seiner Kritik aussparte, von den Krankenversicherungen bis zum Pfusch in Krankenhäusern, wird von Carl Wiemer polemisch auf den neuesten Stand gebracht“  – Max Horkheimer

 

„Ein Shitstorm hat auch seine positive Seite. Da politisch korrekte Gülle meist in Richtung Originalität, Kreativität und Intelligenz geworfen wird, fliegt sie oft genug auf Leute, die zu lesen wirklich lohnt.“ – Evidenz-basierte Ansichten

Eine Frau wird als Frau geboren. ein Mann muß erst ein Mann werden.
Keine Paternalisierung, sondern fortschreitende Maternalisierung. Die Feminisierung und Genderisierug marginalisiert und zerstört die Vaterposition in den modernen »Gesellschaften«, die Vaterrolle erlitt allgemeine Degradierung, die Kanonisierung der Homosexulität im Speziellen und der sexuellen Diversität im Allgemeinen tilgt die noch übriggebliebenen Spuren einer Männlichkeit restlos aus, die nur noch als Schimpfwort der angeblichen „Paternalisierung“ im Jargon der Medien herumgeistert.

„Es kommt in der Psychotherapie darauf an – mit temporärer Unterstützung – sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Wer mit einem Selbstbild lebt, für das die temporär klärende Rolle des Therapeuten eine unerträgliche Kränkung ist, der muß eben versuchen, alleine zurechtzukommen.“ – Hans Ulrich Gumbrecht

Post-Pop-Epoche: der Sieg der Mode über die Sitten.

„Wir brauchen schadhafte Gebäude, durch deren geborstene Wände man hindurch­ sehen kann, um wenigstens einen Anfang zum Denken zu gewinnen.“ – Victor Tausk

„Was man in römischer Zeit das »Abendland« und später »Europa« nennen wird, ist die politische Konsequenz des individualistischen Martyriums, das ein gesprächsfreudiger Stadtstreicher auf sich nahm, um die Legitimität des im universalistischen Dialekt vorgebrachten Neuen gegen die entkräfteten lokalen Sitten zu demonstrieren.“ – Peter Sloterdijk

„Was nützt einem die Gesundheit wenn man ansonsten ein Idiot ist.“ – Theodor Adorno

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Stupidity is demonstrated by people lacking the knowledge they could achieve

Stupidity manifests itself as outraged moralism

Values without empathy are worth nothing

Some people feel physical pain when they should correct their accustomed ideas in favor of reality, they turn all their intelligence with the support of their aggression, for not to recognize the reality and maintain their self-image

More and more feel, think less and less Man does not differ from animals by feelings, because mammals have the same feelings, like man, sadness, fear, anger, love, but by his thought. When he thinks, if he thinks.

Political correctness can be defined as the telling of a lie out of the cowardice in an attempt to avoid upsetting fools not willing to face up to the truth

“In arguments about moral problems, relativism is the first refuge of the scoundrel.” Roger Scruton

They are the same who claim the sex/gender would not be biologically innate, but only a social construct, and at the same time that homosexuality was not a social construct, but biologically innate.

Antisemitism is when one blames the Jews or Israel for issues, he does not blame others

„There are two things,“ said Hitler in 1923, „which can unite people: common ideals and common crime“

After the violent termination of Murder by the Allies were the German (and have remained so to this day) more german than before.

The depraved human creature, the more she feels insulted, disrespected, offended in their honor.

Islam is less a religion and more a totalitarian society, an ideology that demands absolute obedience and tolerates no dissent, no criticism, and prohibits the thinking, knowledge and recognition. True Islam is totally different, the one who will find it will receive a very high reward.

Craziness is, when one always does the same but expects a different outcome

If a monkey thinks “I am a monkey”, then it is already a human

A man with roots should go for a pedicure

Self smugness leads to idiocy, being pissed off leads to enlightenment

If someone has something to say, he can tell it always very easily. If someone has nothing to say, he says it in a very complicated way

Addiction is, when somebody does something he wants to do, yet seeks someone who can make it so he won’t do it and doesn’t want to, either.

If the clever people always gave in, the world would be reigned by idiots. Too much “cleverness” makes you stupid.

If one only fights evil to protect life, one produces nothing good at all and such a life then becomes no longer worth living and thus requires no protection, for it is already unlived due to such a total protection. One can spend so much money on insurance, that one has nothing left to insure. Safety works in the same way.

Happy slaves are the worst enemies of freedom.

Creativity is an intelligence having fun.

If working makes you sick, fuck off, leave the work!

If Germans talk about morality, they mean money.

A man without an insight is just an anxious, aggressive, unhappy monkey.

Thinking is always trespassing.

The mob, who calls himself the people, does not discuss, just defames.

Legal is not always legitimate.

Who can not do without, lives unhappy.

So called social, culture sciences, sociology, psychology psychotherapy, psychoanalysis, are not anymore scientific, but immanent religious cult-prophets, organized as sects.

Without a strong opposition any apparent democracy atrophies to a tyranny, and as well a science , to an attitude of a religious sect.

You can recognize everything from a certain distance only, who is zealous, outraged, who sticks his nose in something, this one has lost the perspective, he recognizes anything more, he has only his imagination of the world in his head. This creates paranoia, which is called religion, and a religion as politics, even as a science.

Islamists are a real danger, therefore they will not be seen as such. Jews are not a danger, therefore they are seen as such. It is how the perception by cowards functions.

People without a sense of humor are able only to fear or to hate and become monks or terrorists.

People are not equal, each single person is unique.

Insight applies to everyone, including Muslims, Albanians, women and homosexuals.

Islam belongs to Germany, Judaism belongs to Israel.

The totalitarian Terror of consensus is ubiquitous in Germany.
There are no discussions anymore, but defamations only.
It is a culture of the mob. As it has already been.
Harmony is only if you do not communicate.

One should never go to bed with someone who has more problems than you already have.

>>Evelyn Waugh, surely the wittiest novelist of the past century, in World War II, coming out of a bunker during a German bombing of Yugoslavia, looked up at the sky raining enemy bombs and remarked, “Like everything German, vastly overdone.”<< Joseph Epstein

One has to be brave, to have a wit.

Stupid and dull belong mostly together.

Charlie Hebdo: you don´t care if such murders are comitted to Jews, we will see how “adequate” you will react when (when, not if), Islamists will begin to bombard your cities with Kasam missiles.

Christopher Hitchens: In a free society, no one has the right not to be offended.

The more someone narcissistic inflates , the more he feels insulted and provoked.

“The trouble with the world is that the stupid are cocksure and the intelligent are full of doubt.” – Bertrand Russell

 The problem with the Islamists in Europe should be solved exactly as Europe requires to the Middle East: a two-state solution, a half for muslims and the another half for not-muslims , with a common capital.

What may satire? Everything! Except be understood by the fool, because then it was not a satire.

Islamimus is Islam preaching violence.

Islam is a religion of love, and he who doubts is dead.

War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength. Islam is a peaceful religion of love – George Orwell 2015

Islam is not responsible for anything, Jews are guilty of everything.

Islamists are satanists. Islamism is a religion of idiots.

If someone inflates endless his ego, as Islamists do, then he hurts his own feelings already in his morning own shit.

The seven deadly sins of modern society. Wealth without work pleasure without conscience, knowledge without character business without morality Science without humanity, worship without sacrifice Politics without principles
-Mahatma Gandhi

“Where there is only a choice between cowardice and violence, I would advise violence.”
-Mahatma Gandhi

Heroes of today know nothing, can not and do not want anything. They just look like heroes, that’s all.

It may be that early fathers ate their children. Today, the mothers will eat anything, fathers, children and the rest. Everything Mommy, anyway!

Germany yesterday: the will to power.
Germany today: the will to blindness.
Germany tomorrow:

German psychoanalysis? Great, like German charm, German humor and German wit.

The resistance starts with its own language other than that of the dictatorship.

Smart phones for stupid people.

A leftist can, but do not have to be stupid.

If you do not blame states, when they commit suicide with millions victims , so why to blame a co-pilot with 149 dead?

Only the purity of the means justify the end.

A German is a person who can speak no lie, without actually believe Adorno

„Reason and rationality are chance-less than ever in this totally mediatised world. An unpleasant type Sniperterrorized society. His current weapon: The phobia accusation.“ – Bettina Röhl
„A Shitstorm has also its positive side. As politically correct manure it is usually thrown in the direction of originality, creativity and intelligence, she flies often to people who are really worth to read.“ – Evidenz-basierte Ansichten
A woman is born as a woman. a man has to become a man.
No paternalization but advancing maternalization. The feminization and genderization marginalized and destroyed the father position in the modern „societies,“ the father role suffered general degradation, the canonization of homosexuality in particular and the sexual diversity generally wipes out the still remaining traces of masculinity completely out,  only as an insult haunts the alleged „paternalization“ in the jargon of mass media.
PostPop era: the triumph of fashion over the morals.
„We need damaged buildings, so you can see through their cracked walls to win at least one viewpoint to start to begin to think. Victor Tausk
„What good is health if you are an idiot then?“ – Theodor Adorno

8./9. Mai – Tag der Befreiung von den Deutschen – Happy bedinungslose Kapitulation!

День Победы, Victory Day, Tag des Sieges: Happy bedinungslose Kapitulation!

ДЕНЬ ПОБЕДЫс Днём Победы!

– Этих слов ждали четыре года ! С Великой ПОБЕДОЙ НАС ВСЕХ ! Они шли на смерть,но шли не умирать, а защитить НАС, ныне живущих !!!! Вечная благодарность Воинам- Победителям в этой страшной войне!

 

 

 

Shana Tova - 2011 © by Julian S. Bielicki 120x90cm oil in canvas

Shana Tova – 2011 © by Julian S. Bielicki 120x90cm oil in canvas

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Wer das Volk führen will, ist gezwungen, dem Pöbel zu folgen“ / „If you want to lead the people, you are forced to follow the mob“- Oscar Wilde

Für mich ist der 8 und der 9 Mai der Tag der Befreiung. Für andere, der Teufel weiß was. Seit 70 Jahren ist der Führer tot, aber die Volksgemeinschaft lebt weiter, samt ihrer Paranoia, Juden- und Russenhaß, Tugendterror (Terror war schon immer ein Terror der Tugend), Gewalt unter dem Vorwand der Empörung, Heuchelei. Das vorgeblich Neue, ist nichts weiter als das Alte, das nicht vergehen mag. Ein guter Deutscher fängt den Tag mit seiner Darmentleerung, um “Auschwitz zu vermeiden”, was ihn nicht daran hindert, Israel Pest und Cholera zu wünschen. um “Auschwitz zu vermeiden” war Joschka Fischer maßgebend verantwortlich für die (völkerrechtswidrige) Bombardierung Serbiens im Rahmen des Kosovokrieges vom 24. März bis 10. Juni 1999, um “Auschwitz zu vermeiden” wurde vor einem Jahr ein faschistisches Putsch-Regime mit Gewalt unter maßgeblichen Beteiligung von Angela Merkel in Kiew installiert. Die postfaschistische Volksgemeinschaft wurde von dem rot-rot-grünen Top-Down-Gutmenschentum-Verordnungswesens (schwarz gibt’s ja nicht mehr) bis in die letzte Ritze der deutschen Gesellschaft durchgesetzt und herrscht mit Hilfe des Ministeriums für Betroffenheit und Bestürzung, mit unzähligen Organen und Unterdrückungs-Apparaten der Sozio-, Psycho- und Pädagokratie. Die Klassenherrschaft nahm die Form der Volksgemeinschaft an. „Die rebellische Haltung, vor einem Jahrzehnt noch das Privileg von Einzelgängern, ist heute Ausdruck des Konformismus. Man will dazugehören, nicht als Schlappschwanz gelten“, schreibt Horkheimer 1968. Über die Ideologie des neuen alten, anti-autoritär auftretenden Liberalismus ist damit auch alles gesagt. Adornos und Horkheimers Polemik gegen die Studentenbewegung ist von der geradezu prophetischen Einsicht getragen, daß demokratisch gesonnener anti-autoritärer Protest nichts anderes freisetzen wird als wiederum nur die alte Ordnung, aber nun ohne alle Hemmungen.“ – Clemens Nachtmann

(..) daß die postnazistische Demokratie die nationalsozialistische Mobilmachung des „gesunden Volksempfindens“ zwar nicht abgeschafft, sondern nur sistiert hat – daß sie es aber andererseits auch in die Latenz abgedrängt und damit gebremst hat, indem sie es in die mediatisierende Form des bürgerlichen Repräsentationsprinzips zwängte. „ (…) „Nicht der angelsächsische liberale Kapitalismus, sondern der Nazifaschismus ist es, der, wie die heute beliebten Slogans heißen, „Ellenbogengesellschaft“ und „Kapitalismus pur“ verwirklicht: als kollektiver Amoklauf einer zerfallenden, in die Asozialität treibenden Gesellschaft.“ (…)Der faschistische Sozialpakt existiert im bundesdeutschen Postfaschismus weiter als eine im Resultat aufgehobene Voraussetzung, die unmittelbar keine Spur ihrer gewaltförmigen Durchsetzung mehr an sich trägt: umso besser kann diese Tatsache verleugnet und der Nationalsozialismus als das Verbrechen einiger Irrer, als „Unrechtsstaat“, als „das Schlimmste, das Menschen einander je angetan haben“ exorziert werden. Diese Lebenslüge der BRD ist das Fundament aller demokratischen „Vergangenheitsbewältigung“, jenes kollektiven Beschweigens des Nationalsozialismus, das durchaus auch die Form enervierender Redseligkeit annehmen kann. Weil das postfaschistische Deutschland in institutioneller wie personeller Hinsicht in Kontinuität zu seinem Vorgänger steht, muß ausnahmslos jeder Versuch einer Vergangenheitsbewältigung innerhalb des sich weiterschleppenden Systems zur symbolischen Distanzierung, zum substanzlosen Gestus geraten. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Deutschen einen schier unerschöpflichen Vorrat an größeren und kleineren Entlastungslügen angelegt, aus dem sie sich je nach Gelegenheit und Bedarf bedienen. Danach war das nationalsozialistische System wahlweise das Werk von Hitler höchstpersönlich, einer kleinen Verbrecherclique und ein paar Helfershelfern oder des Monopolkapitals und seiner Schergen. Otto Normalvergaser jedenfalls hat „von alledem nichts gewußt“, war „im Grunde auch dagegen“ oder „konnte gar nicht anders handeln“, weil „Befehlsnotstand“ herrschte und man im Falle des Zuwiderhandelns sofort „ins KZ gekommen“ wäre.“ (…) „

Aufklärungsarbeit in Deutschland

Dem – soweit man ihn hierzulande voraussetzen kann – unbefangenen Beobachter muß dieses Gespinst an Rechtfertigungen sich so darstellen, als hätten Millionen Deutsche kollektiv verabredet, sich dumm zu stellen und aus diesem Sich-dumm-stellen ein kohärentes System gezimmert, um auszutesten, ob irgendjemand es vielleicht als diskussionswürdige Aussage behandeln würde. Unterstellt werden kann jedenfalls, daß nur die wenigsten Deutschen den Quatsch von wegen „nichts gewußt“ etc., den sie sich und anderen erzählen, auch wirklich glauben. In Wirklichkeit ist jedem klar, daß der Nationalsozialismus, anders als Diktaturen traditionellen Zuschnitts, ohne massenhaftes Mitmachen nicht funktioniert hätte; jeder weiß, daß er sein Scherflein zum Funktionieren eines verbrecherischen Ganzen beigetragen hat und jeder weiß auch genau, daß er dies im Interesse des postfaschistischen Ganzen besser verheimlicht: „Das Funktionieren der Bundesrepublik verdankt sich unter anderem dem Umstand, daß einer vom anderen, selbst wenn er es gewollt hätte, nicht wissen sollte, wie groß sein Anteil an den faschistischen Verbrechen gewesen war“. (1) Weil die Entlastungslügen so durchsichtig sind und ein jeder insgeheim weiß, wie es sich genau verhält und dies daher umso tatkräftiger verleugnen muß, entsteht eine besonders verhärtete und gegen Aufklärung resistente Form des Bewußtseins. Horkheimer charakterisierte diese Mischung aus Gewitztheit und Zwanghaftigkeit einmal folgendermaßen: „Immer wieder zu formulieren: das Schuldbekenntnis der Deutschen… war ein famoses Verfahren, das völkische Gemeinschaftsempfinden in die Nachkriegsperiode hinüberzuretten. Das Wir zu bewahren war die Hauptsache … Das Schuldbekenntnis hieß vielmehr, ,wir‘ und die Nazis gehören zusammen, der Krieg ist verloren, ,wir‘ müssen Abbitte tun, sonst kommen wir nicht rasch genug wieder hoch. Erst wenn die Sieger Konsequenzen ziehen wollten, griff man zur unverschämten Lüge und behauptete das Gegenteil der Schuld, ,wir‘ haben davon nichts gewußt, anstatt ,wir‘ wollen es nicht wissen. Selbst noch das ,Ich‘ stand für das ,Wir‘. Ich war kein Nazi, im Grunde waren wir‘s alle nicht. Das Wir ist die Brücke, das Schlechte, das den Nazismus möglich machte.“ (2)

Geschäftsgrundlage der antifaschistischen Volkspädagogen, der Mahner und Warner wider das Vergessen und die Anfänge, denen zu wehren sei, war und ist dagegen die Annahme, die Deutschen seien etwas begriffsstutzig oder hätten sich in einen Irrtum verrannt, den man dadurch ausräumen könne, daß man sie mit seriöser Darstellung der historischen Fakten konfrontiere. Konsequent mußten die antifaschistischen Pädagogen die Ausflüchte der Landsleute für ernsthafte Behauptungen nehmen, die man Schritt für Schritt widerlegen könne. Da das Aufklärungsbemühen dergestalt von einer falschen Voraussetzung lebt, mußte es zu einer fast so gespenstischen und skurrilen Veranstaltung werden, wie es das allgemeine Sich-dumm-stellen immer schon war. Einmal abgesehen davon, daß der antifaschistische Lerneifer erst einsetzte, als garantiert alle das Zeitliche gesegnet hatten, die man für ihre Untaten belangen hätte müssen – was ihn als Ersatzhandlung vor allem verdächtig macht, ist die Tatsache, daß er stets als sensationelle Erkenntnis ausposaunen muß, was eine – im doppelten Sinne des Wortes – furchtbare Trivialität sondergleichen ist: daß die Ärzte, die Juristen, die Soziologen, die Historiker, kurz: alle fröhlich mitgemacht haben.

So zieht das verhärtete Bewußtsein der Durchschnittsdeutschen noch seine vermeintlich radikalsten Opponenten in seinen Bann: auch sie müssen sich dumm stellen, um ihr Geschäft weiterbetreiben zu können. Ihr Grundsatz ist die These, daß über den Nationalsozialismus noch lange nicht alles und vor allem nicht das Wesentliche gesagt wurde und daher noch unendlich großer Forschungsbedarf bestehe. Das verleiht Zähigkeit und Ausdauer und ermöglicht einem, Banalitäten als Offenbarung zu verhökern: „Die seit 1992 u.a. von Christopher Browning, David Bankier und Daniel Goldhagen veröffentlichten Studien markieren insofern einen Durchbruch, als sie den Fokus auf die Analyse der gewöhnlichen deutschen TäterInnen und das öffentliche Bewußtsein in Nazi-Deutschland legen. Diese Studien widerlegen erstmals das entlastende Märchen vom Befehlszwang. Sie weisen nach, daß die Deutschen die Juden freiwillig quälten, folterten und ermordeten.“ (jungle world 28/1998, S.15, Hvhb. cl.) Für Matthias Küntzel und seinen Co-Autoren, von denen diese Sätze stammen, war die Lektüre von Goldhagens „Hitlers willige Vollstrecker“ eine Offenbarung. Über die Botschaft, die da überbracht werden soll, sind sie sich allerdings selber nicht ganz im Klaren. Die unbedingte Ablehnung jedweder Theoretisierung der Massenvernichtung koexistiert bei ihnen ganz friedlich mit dem Wunsch nach einer wasserdichten Supertheorie. Da wird einerseits mit dem abgegriffensten Empör-Vokabular aus dem Wörterbuch des Gutmenschen ausgerufen: „Schon die Ermordung eines einzigen jüdischen Kindes aus der Warenform ableiten zu wollen, ist respektlos und zynisch zugleich.“ An anderer Stelle heißt es: Joachim „Bruhns Argumentation, die deutsche Spezifik, d.h. Auschwitz auszuklammern und die rassistische Denkform des rassistischen Mörders aus Solingen“ – einer rassistischen Stadt im rassistischen Deutschland, so könnte die Kraftmeierei weitergehen – „allein aus der Warnform abzuleiten mußte zwangsläufig bei einer Argumentation landen, die ihn zum Verteidiger des“ – damit es ja keiner vergißt – „rassistischen Mörders und der ,eigentlichen‘ Intentionen von Christian R. machte.“ Was sie immer schon über die „Wertkritiker“ von der bahamas und der ISF sagen wollten – jetzt wo sie endlich wissen, daß selbst „die Ermordung eines einzigen jüdischen Kindes“ von Übel war, trauen sie sich endlich. Weil sie nie verstanden haben, daß eine kritische Theorie der Gesellschaft nicht durch heulsusenhafte Beschreibung der Verbrechen, die die gesellschaftlich produzierten Subjekte verübt haben, ersetzt werden kann, streuen sie den Verdacht, daß all diejenigen, die sich den Mühen der Nacherzählung verweigern, herzlose Technokraten der Vernunft seien, Leute also, die in ihrer Respektlosigkeit und ihrem „Zynismus“ alle Merkmale des Schreibtischtäters aufweisen. Kein der Wertkritik Verdächtiger kam aber je auf die Schnapsidee, die Massenvernichtung der Juden, also die Tat selbst oder die Ermordung auch nur eines einzigen jüdischen Menschen direkt „aus der Warenform abzuleiten“. Die absurde Unterstellung, daß Joachim Bruhn ein Buch mit dem Titel „Was deutsch ist

„Adornos bittere Bemerkung, ein Deutscher sei ein Mensch, der keine Lüge aussprechen könne, ohne sie tatsächlich zu glauben, war ein Tropfen auf den heißen Stein des gesunden Volksempfindens. Was als Kritik gemeint war und als Intervention, ist zur “Frankfurter Schule” verkommen und biedert sich an. Die linken Intellektuellen haben das Einfache, das nur schwer zu machen ist – die staaten- und klassenlose Weltgesellschaft – theoretisch liquidiert, damit sie sich endlich, im Verein mit dem Klassenfeind von einst, um die “nationale Identität” sorgen dürfen. Deutschsein, das ist wieder, nach der Methode Goebbels/Weizsäcker, Schicksal und Auftrag zugleich. Und dabei bereitet es doch in Wahrheit gar keine geistige Mühe, auf die Frage, was deutsch ist, die Auskunft zu erteilen: Herrschaft, Verwertung, Vernichtung.“

geschrieben haben soll, in dem dann ausgerechnet die „deutsche Spezifik ausgeklammert“ sei, kann nur aufstellen kann, wer das Buch in böser Absicht gelesen hat. (3) Diese Mischung aus bekennendem Pathos und Denunziation hat aber System. Es soll ein Verdikt gesprochen werden, das da lautet: angesichts von Auschwitz ist jegliche Form von Gesellschaftstheorie apologetisch. Von Objektivität zu sprechen, zu begründen, nach Konstitutionsbedingungen zu fragen, zu schließen, abzuleiten – für Küntzel et al. ist das alles eins, nämlich das, was Betroffenheitslinke immer schon an Theorie gehaßt haben: „Determinismus“, „Objektivismus“, „schematischer Ökonomismus“, „Ableitungsakrobatik“ und vor allem: „ein erstklassiger Freispruch für die VollstreckerInnen. – Clemens Nachtmann

…der hiesige Autoritarismus (ist) einer ohne Autorität und der hiesige Konventionalismus einer ohne Konventionen. Schon bei den Nazis war nicht das Wort des Führers Befehl, sondern sein Wille, den der kongeniale Volksgenosse erahnte. Nie hätte der Nationalsozialismus funktioniert, hätte den Deutschen jede ihrer Missetaten bei Strafandrohung befohlen werden müssen. Anders, als es das Wort vom „Befehlsnotstand“, von der „Gleichschaltung“ oder vom „Führer“ selber glauben machen will, herrschte das NS-System durch Gehorsam ohne Befehl. (W. Pohrt, Der Weg zur inneren Einheit)

 

Mehr auf:

Gehorsam ohne Befehl – Vom Tellerwäscher zum Außenminister
“Wir sind der Schwarm!”
„Warum sind Deutsche so schnell dabei israelische Flaggen zu entfernen?
„Die Maske Antizionismus“
„Der Film „Im Labyrinth des Schweigens“ – Trailer, Rezension und Texte zum Film“

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«Der Westen schreibt die Geschichte um» | Die Weltwoche, Ausgabe 19/2015

Angela Merkel, François Hollande und auch Schweizer Politiker boykottieren die Moskauer Feiern zum 70. Jahrestag des Kriegsendes. Für Kremlberater Alexei Puschkow ist die Ukraine-Krise nur ein Vorwand. Es gehe dem Westen um Geschichtsklitterung.

Von Wolfgang Koydl

«Der Trend läuft gegen die Amerikaner»: Aussenpolitiker Puschkow.Bild: Fjodor Sawinzew

Eigentlich ist ihm das diplomatische Handwerk in die Wiege gelegt worden. Alexei Konstantinowitsch Puschkow wurde 1954 als Sohn eines sowjetischen Diplomaten und einer Sinologin in Peking geboren. Da schien es nur folgerichtig, dass er an der MGIMO studierte, der angesehenen Hochschule des sowjetischen Aussenministeriums in Moskau, wo er heute unterrichtet. In den heis­sen Jahren der Perestroika wurde er Redenschreiber von Kremlchef Michail Gorbatschow, bevor er in den Journalismus wechselte. Dort kam ihm zugute, dass er sich selten diplomatisch, sondern meist recht unverblümt ausdrückt – auch noch, als er 2011 ins russische Parlament und zum Vorsitzenden des mächtigen aussenpolitischen Ausschusses gewählt wurde. Im Gespräch mit der Weltwoche im obersten Stock des Duma-Gebäudes nahe dem Roten Platz gab er sich jedoch konzi­liant und eher besorgt. Der Schlüssel für eine friedliche Lösung der Ukraine-Krise liegt seiner Meinung nach in Berlin und Paris.

Alexei Konstantinowitsch, vor siebzig Jahren feierte die ganze Welt den Sieg über Hitler-Deutschland. Diese Woche gedenkt die Welt dieses Sieges allerdings eher getrennt. Die meisten westlichen Führer kommen nicht zu den Feiern nach Moskau. Was ist falsch gelaufen?

Als Begründung wurden die Krise in der Ukraine und die Spannungen zwischen Russland und der euro-atlantischen Gemeinschaft angegeben. Aber das ist in meinen Augen nur ein Vorwand und kein überzeugender Grund, nicht nach Moskau zu kommen und das Andenken jener zu ehren, die ihr Leben für den Sieg opferten – in Russland waren das 27 Millionen Menschen. Jeder redliche Mensch anerkennt die Rolle, die Russland damals gespielt hat.

Wenn die Ukraine-Krise nur ein Vorwand ist, was ist dann der eigentliche Grund?

Es ist die Absicht einiger westlicher Länder, angeführt von den Vereinigten Staaten, die Geschichte umzuschreiben. Bisher wurde allgemein anerkannt, dass der Sieg über den Faschismus der gemeinsamen Anstrengung Russlands und der Westmächte zu verdanken war. Diese Lesart wird zwar nicht total in Abrede gestellt, aber sie wird derzeit im Westen einer Überprüfung unterzogen.

Woran wollen Sie das erkannt haben? Keiner bezweifelt doch, dass die Westmächte und die UdSSR gemeinsam gegen Deutschland kämpften.

Das erkennt man deutlich an Äusserungen in diversen osteuropäischen Ländern, im Baltikum, in Polen, in der Ukraine. Sie wollen eine neue Geschichte schreiben. Nehmen Sie die Bemerkung des ukrainischen Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk bei seinem Besuch in Berlin. Er sagte, dass die Sowjetunion in die Ukraine und in Deutschland einmarschiert sei. Was meint er damit? Eine Invasion Deutschlands durch die UdSSR, nachdem Deutschland in der Sowjetunion und in ganz Osteuropa einmarschiert war? Und selbst wenn es wirklich eine sowjetische Invasion Deutschlands gewesen wäre – was haben dann die Amerikaner, die Briten, die Franzosen getan? Das ist ein Mix aus ­Unsinn und antirussischer Paranoia mit dem Ziel, die Geschichte umzuschreiben.

Die historischen Tatsachen sind doch unbestritten. Was soll es da Neues zu entdecken geben?

Die baltischen Staaten waren aktiv an den Aktivitäten von Nazideutschland gegen die Sowjetunion beteiligt. Es gab lettische und estnische SS-Divisionen. Sie handelten wie deutsche SS-Formationen, es gab keinen Unterschied. Ausserdem nahmen die Balten an der Verfolgung der Juden teil. Die meisten der 70 000 Juden, die im Getto von Riga umkamen, wurden von Letten ermordet. Die Deutschen beaufsichtigten die Operationen nur und gewährten den Letten freie Hand. Die drei baltischen Republiken haben eine Menge von Geheimnissen, die sie gerne vergessen würden. Das gilt auch für Polen. Warschau schloss 1934 einen Nichtangriffs- und Kooperationsvertrag mit Berlin. Das vergessen sie, wenn sie uns den Pakt mit Hitler vorwerfen. Polen war an der Aufteilung der Tschechoslowakei beteiligt, es schnappte sich Teschen im Norden, wo 300 000 Menschen lebten.

Aus welchen Gründen auch immer – der Westen glänzt bei den für Moskau so wichtigen Feiern zum 70. Jahrestag des Sieges durch Abwesenheit. Noch nicht einmal die neutrale Schweiz schickt einen hochrangigen Vertreter.

Ich will keine scharfen Worte gegen die Schweiz aussprechen, denn ich glaube, dass sich die Schweiz in einer ziemlich schwierigen Situation befindet. Sie ist Teil der westlichen Gemeinschaft. Sie kann es sich nicht leisten, ein Dissident zu sein. Es liegt auch gar nicht in ihrem Charakter, gegen eine ­Gemeinschaft aufzubegehren, der sie angehört. Soweit die Schweiz die Ereignisse in der Ukraine beeinflussen konnte, war sie ein positiver und vernünftiger Partner. Ich ­glaube nicht, dass sie das Mächtegleich­gewicht verändern kann. Die Schweiz kann versuchen, eine positive Rolle zu spielen, und ich denke, sie hat es auch versucht, trotz ihrer begrenzten Möglichkeiten. Ihre Bemühungen wurden in Moskau bemerkt.

Die Europäische Union stellt sich auf den Standpunkt, dass es ihr in der Ukraine um den Schutz westlicher Werte geht.

Das sind nur leere Worte. Wir sehen ein zunehmend nationalistisches Europa. Wenn ein rumänischer Präsidentschaftskandidat sagt, dass die Republik Moldau bis 2018 Teil Rumäniens sein wird – was soll das? Das ist purer Nationalismus. Aber niemand in der EU sagt ein Wort. Eine ganze Reihe dieser osteuropäischen Nationen pflegt eine ­Mischung aus neuem Nationalismus und alten geopolitischen Ambitionen. Eine Zeitlang mussten sie die zurückstellen, aber nun, da ihnen die Nato, die USA und Grossbritannien den Rücken stärken, fühlen sie sich frei, wieder offen darüber zu sprechen. Warschau hat meiner Meinung nach nie Abschied genommen von der Idee eines Grosspolen. Und in der Ukraine hat das Parlament ein Gesetz verabschiedet, das jene Kräfte rehabilitiert, die an der Seite Hitlers kämpften. Aber wenn die westlichen Mächte diese schlimmsten Instinkte unterstützen – nun, das ist es, was man dann bekommt.

Übertreiben Sie da nicht ein wenig?

Es ist doch offenkundig, dass das gemein­same Erbe der Nachkriegszeit – der gemeinsame Sieg über den Faschismus – im Westen immer mehr angezweifelt wird. Dieses Erbe wurde nicht einmal in den Jahren des Kalten Krieges in Frage gestellt, ja, ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass dieses gemeinsame Erbe den Ausbruch eines heissen Krieges in Europa mit verhindert hat. Jetzt gibt es Stimmen, die sagen, dass die Sowjetunion genauso verantwortlich war für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wie ­Nazideutschland. Und wenn ich höre, dass man in Deutschland den Buchhalter von Auschwitz vor Gericht stellt, dann frage ich mich: Warum beachtet niemand, was in der Ukraine geschieht, wo Tausende ­Nazis mit Fackeln marschieren?

Wo steht Deutschland in diesem Bild? Die Deutschen hatten ja immer ein spezielles Verhältnis zu Russland.

Deutschland war unser Hauptpartner in der EU, zunächst einmal als Handelspartner. Vor der Krise betrug das Handelsvolumen etwa 100 Milliarden Dollar, etwas mehr als ein Fünftel des gesamten Handels mit der EU. Auch politisch ist Deutschland das führende Land in der EU. Deshalb war es sehr wichtig für den Dialog, für die strategische Partnerschaft zwischen Russland und der EU. Ich glaube, dass sich Deutschland hat mitreissen lassen vom Wunsch, den Einfluss der EU auf die Ukraine aus­zuweiten. Das besondere Verhältnis zwischen Berlin und Moskau ist zum Opfer dieser Politik geworden.

Deutschland? Das Assoziierungsangebot kam doch von der EU?

Das ganze Assoziierungsgeschäft war schlecht gemanagt. Wir boten Dreiergespräche über die möglichen Konsequenzen dieses Abkommens an: Moskau, Brüssel und Kiew. Denn das Abkommen schafft eine Freihandelszone zwischen der EU und der Ukraine. Gleichzeitig hatte die Ukraine eine Freihandelszone mit Russland. Es kann aber nicht zwei Freihandelszonen zur selben Zeit geben. Oder man braucht eine spezielle Übereinkunft. Wenn man sich für die EU entscheidet, muss man eine Regelung mit Russland finden. Aber aus Berlin, aus Brüssel, vom Europäischen Parlament hörten wir nur: «Das geht euch nichts an. Wir machen das untereinander aus, nur wir und die Ukrainer.» Nachdem sie es noch zwei-, dreimal versucht hatten, sagten sich die Russen: «Gut, wenn das eure Sache ist, dann wird Russland die Vereinbarung über die Freihandelszone mit der Ukraine revidieren.» Aber als Antwort von der EU haben wir gehört: «Nein, nein, wir wollen, dass ihr weiter ukrainische Produkte zu denselben Bedingungen kauft wie bisher.» Ich verstehe schon, warum die Europäer das wollten. Sie wollten eine Assoziierung, aber wir sollten dafür bezahlen. Aber das ist unmöglich: Die Ukraine kann nicht zugleich zu zwei Freihandelszonen gehören. So etwas gibt es nicht. Nun hat die EU auch noch die Verantwortung dafür übernommen, für die Ukraine zu bezahlen. Die Amerikaner werden es nicht tun. Sie zahlen nur für das Militär.

Ist die Ukraine wirklich so wichtig für die USA? Oder verfolgen sie eine andere Agenda?

Für die USA ist die Ukraine nur als Gegen­gewicht zu Russland wichtig. Im Übrigen interessiert sie Washington nicht. Da Russland eine Reihe von politischen Aktionen der USA und deren Politik in Syrien nicht unterstützen wollte und gegen die «orange Revolu­tion» war, die von aussen finanziert wurde, entschied sich die Obama-Administration, vom Dialog mit Moskau zur Politik eines neuen kalten Krieges überzugehen. Darüber hinaus sehen wir die Vorbereitung auf den Beitritt der Ukraine und Georgiens zur Nato als Bedrohung unserer eigenen Sicherheit an.

Das ist bekannt. Aber es sieht nicht so aus, als ob die USA ihre Politik überdenken würden. Sie erwarten das eher von Russland.

Die USA befinden sich in einer Phase verzweifelter Expansion. Früher war es nur Expansion, jetzt ist es verzweifelte Expansion. Der Grund dafür: Die USA verlieren in interna­tionalen Angelegenheiten an Gewicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 45 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes in den USA erwirtschaftet, jetzt sind es 18,19 Prozent. Die Amerikaner sind zwar immer noch die grösste Macht der Erde, aber der Trend läuft gegen sie. Es gilt das Gesetz vom Aufstieg und Fall grosser Mächte. Wir sehen einen Aufstieg Chinas. Aber auch andere Mächte bezweifeln den Anspruch Amerikas, die Welt zu regieren: Brasilien, Russland, Indien, der Iran und einige andere. Deshalb versuchen die Amerikaner, ihre geopolitischen Positionen zu konsolidieren. Diese verzweifelte Expansion verleitet Amerika zu unüberlegter Politik, sei es gegenüber Russland, sei es im Nahen Osten. Der Islamische Staat ist eine unmittelbare Folge amerikanischer Politik in Syrien. Oder Libyen. Es herrschte dort eine Diktatur, aber es gab auch Stabilität. Und es gab keinen Terrorismus. Was ist es heute? Ein Niemandsland, mit Auswirkungen auf Europa. Einerseits wegen der Flüchtlingsströme, andererseits bin ich sicher, dass es der IS ernst meint mit seinen Drohungen, Terroristen nach Europa einzuschleusen.

Glaubt man dem amerikanischen Geostrategen George Friedman, dann liegt das in Amerikas Interesse. Er schreibt, dass es ­immer US-Politik gewesen sei, überall Instabilität zu schaffen.

Ja, man spricht von kontrolliertem Chaos. Aber dieses Chaos kann fatale Folgen für die Amerikaner haben. Sie mögen es eine Zeitlang kontrollieren, aber langfristig wird es ihre Vorherrschaft herausfordern. Es ist eine sehr gefährliche, sehr riskante Politik, denn das Chaos kann – und wird – ausser Kontrolle geraten. Man sieht jetzt schon die Konsequenzen dieser Politik. Ich höre, dass die Länder der arabischen Welt Moskau bitten, in die Region, nach Nordafrika, zurückzukehren. Ägypten etwa wünscht sich wieder einen verlässlichen Verbündeten. Sie trauen den Amerikanern nicht mehr.

Bei der Vereinbarung über das iranische Atomprogramm hat Russland freilich an einem Strick mit den Amerikanern ge­zogen. Warum?

Die USA und Russland haben einige gemeinsame Interessen. Zu ihnen gehört die Nichtverbreitung von Nuklearwaffen. Ich glaube, dass die Amerikaner trotz des Chaos, das sie schaffen, nicht wünschen, dass Atomwaffen über die ganze Welt verbreitet werden.

Was gewinnt Russland aus dem Iran-Deal?

Wir wollen, dass der Nahe Osten atomwaffenfrei bleibt. Sicher, jeder weiss, dass Israel ­Nuklearwaffen hat. Aber je mehr Nuklearmächte es gibt, desto gefährlicher ist es. Und vergessen Sie nicht, diese Region liegt südlich unserer Grenzen. Wenn der Iran die Bombe hat, werden die Saudis eine sunnitische Bombe haben wollen. Dann sagen die Türken: «Sind wir etwa schlechter?», und dann kommen die Ägypter. Das ist der erste Grund. Der zweite: Wir wollen keinen neuen grossen Krieg im Nahen Osten. Die Lage ist instabil genug. Das hat direkte Auswirkungen auf uns, das macht uns verletzlich. Der radikale Islam kann den Nordkaukasus destabilisieren, und er kann über Afghanistan in Zentralasien eindringen. Wir wollen nicht, dass ­Zentralasien in Flammen aufgeht. Die Amerikaner spielen ein gefährliches Spiel, weil sie sich durch zwei Ozeane geschützt glauben. Aber Amerika ist auch eine eurasische Macht, Amerika ist anwesend in Eurasien durch ­Militärbündnisse von Westeuropa bis hin zu Japan und durch zahlreiche Stützpunkte. Daher können sich die USA auf die Ozeane nicht verlassen. Sie können verletzlich sein, auch ausserhalb ihrer Grenzen. Dass sie gefährdet sind, hat man ja schon gesehen, etwa als der US-Botschafter in Libyen ermordet wurde.

In dieser Angelegenheit ist die damalige ­Aussenministerin Hillary Clinton heftig kritisiert worden. Nun kandidiert sie für die Präsidentschaft. Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Wen hätte Moskau lieber im Weis­sen Haus? Hillary Clinton oder einen Republikaner?

Unabhängig von der Parteizugehörigkeit würden wir jemanden vorziehen, der die Versuche, Russland zu isolieren, beendet. Wenn das zufällig Hillary Clinton ist, dann werden wir mit ihr sehr glücklich sein. Wenn es Jeb Bush ist, dann wären wir recht glücklich mit ihm. Wen wir wirklich ungern im Weissen Haus sehen würden, wäre jemand mit harten Ansichten, der etwa für militärisches Vor­gehen im Iran plädiert. Jemanden wie Ted Cruz oder Marco Rubio. Die haben keine Erfahrung, und sie haben eine sehr primitive Weltsicht. Die glauben einzig und allein, dass Amerika die Welt beherrschen sollte.

Kommen wir zurück zur Lage in der Ukraine. Im Moment ist sie ruhig, aber angespannt. Was geschieht als Nächstes?

Komplizierte Verhandlungen oder Wiederaufnahme der Kampfhandlungen durch ­Kiew.

Sehen Sie Anzeichen für komplizierte Verhandlungen?

Nein, und das beunruhigt mich. Nebenbei bemerkt, macht man sich darüber auch in Frankreich Sorgen. Ich bin gerade aus Paris zurück. Dort sorgt man sich, dass Kiew neue Bedingungen stellt, die das Minsker Abkommen auf den Kopf stellen. Die Ukraine will dieses Abkommen nicht demonstrativ aufkündigen, denn das würde im Westen Irritationen auslösen. Uns macht Sorgen, dass ­Kiew neue Waffen und Kämpfer in der Ost­ukraine konzentriert. Wir glauben, dass Kiew eine Offensive plant. Die ersten beiden Offensiven sind fehlgeschlagen, deshalb glaube ich nicht, dass sie die Kontrolle über die Ostukraine militärisch wiedergewinnen werden. Aber die Kriegspartei in Kiew ist sehr stark, und Präsident Poroschenko, der als Mann des Friedens gilt, handelt und redet, als ob er zur Kriegspartei gehörte. Er hofft, dass er mit US-Militärhilfe einen militärischen Sieg erringt. Unsinn. Übrigens sagen auch amerikanische Experten, dass die militärische Option keine Lösung bringen, sondern die politische ­Option töten wird.

Was kann man tun, um Verhandlungen in Gang zu bringen?

Ich erwarte nichts von den Amerikanern. Jetzt haben sie auch Militärausbilder geschickt. Alles, was sie tun, fliesst in die Militärhilfe.

Was bleibt?

Die Europäische Union sollte Druck auf ­Kiew ausüben. Kiew hängt vollständig am Tropf des Westens. Die Ukraine ist wirtschaftlich und finanziell ein schwarzes Loch. Wenn sie nicht den Fünf-Milliarden-Dollar-Kredit des IWF bekommen hätte, wäre sie heute bankrott.

Dann müsste Europa aber gegen amerikanische Interessen handeln.

Nein, denn die USA können nicht öffentlich sagen, dass sie gegen das Minsker Abkommen sind. Das sähe schlecht aus. Aber es ist ­bekannt, dass sie den Ministerpräsidenten ­Jazenjuk unterstützen, der in Kiew die Kriegspartei anführt.

Sie meinen also, Washington würde den ­Europäern freie Hand lassen?

Die Amerikaner sind in dieser Weltgegend nicht völlig frei. Sie hängen auch von Europa ab. Als Angela Merkel nach Washington fuhr und Obama sagte, dass sie und die anderen Europäer absolut gegen US-Waffenlieferungen an Kiew seien, hörte er ihr zu. Denn er will keinen Bruch in der Nato. Wenn Europa standfest bleibt, gibt es eine Chance auf Frieden. Aber er kommt nicht von selbst. Wenn Angela Merkel und François Hollande die Fortsetzung des Krieges in der Ostukraine mit all den negativen Folgen für die europäische Sicherheit vermeiden wollen, dann müssen sie Druck auf Kiew ausüben, damit Kiew auf die militärische Option verzichtet. Dann müssen wir langsam zum politischen Prozess kommen. Einen anderen Weg gibt es nicht.

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2015-19/der-westen-schreibt-die-geschichte-um-die-weltwoche-ausgabe-192015.html

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Befreiung von den Deutschen

Heute vor siebzig Jahren wurde nicht Deutschland vom Nationalsozialismus befreit, sondern die zivilisierte Welt von der deutschen Barbarei. Die Deutschen, die bis zum Schluss hinter ihrem geliebten Führer standen, mussten mit massiven militärischen Mitteln zur Kapitulation gezwungen werden, und sie empfingen die Alliierten nicht mit Blumen, sondern mit Argwohn, unendlichem Selbstmitleid und dem Gefühl, um den Endsieg betrogen worden zu sein. Für sie war der 8. Mai 1945 der Tag der Niederlage, und so haben sie es auch selbst gesehen. Sehr zu Recht übrigens, denn befreit werden kann nur, wer sich zuvor in einer Form von Gefangenschaft befunden hat. Die übergroße Mehrheit der Deutschen hat das volksgemeinschaftliche Projekt des Nationalsozialismus und seine Menschheitsverbrechen jedoch begrüßt, getragen oder zumindest geduldet. Wer also davon spricht, der 8. Mai sei auch für die Deutschen ein Tag der Befreiung, macht erstens zwischen ihnen und den Nazis einen Unterschied, den es nicht gab, und zweitens Täter zu Opfern. Genau das ist in der Regel auch der Sinn dieser Übung.

Lange Zeit war es in der Bundesrepublik nur eine kleine Minderheit, die darauf bestand, den 8. Mai als Tag der Befreiung zu sehen. Sie rückte damit etwas ins öffentliche Bewusstsein, das die Mehrheit partout nicht wissen wollte: dass es überhaupt Befreite gab, dass die Deutschen gar nicht die Opfer waren, als die sie sich so gerne sahen, und dass sie den Krieg verloren hatten. Wer den Aspekt der Befreiung in den Mittelpunkt stellte, positionierte sich gegen den postnazistischen Mainstream der Geschichtsklitterer, Relativierer und Beschweiger, gegen den Mythos von der sauberen Wehrmacht und der Stunde Null und gegen die Lüge, von nichts gewusst zu haben. Wer vom Tag der Befreiung sprach, klagte die Täter als solche an, solidarisierte sich mit den Befreiern und Befreiten (oder gehörte selbst zu ihnen) und dementierte das Gerede vom unterschiedslosen Schrecken, den der Krieg über die Menschheit bringe.

Es war eine Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, die vor 30 Jahren schließlich einen Paradigmenwechsel einleitete. Weizsäcker sagte, der 8. Mai habe »uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft«, und man dürfe »nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen«. Diese Ursache liege vielmehr »in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte«. Der frühere Wehrmachtsoffizier, ab 1941 selbst aktiv am Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion beteiligt, hatte erkannt, dass das postnazistische deutsche Selbstbewusstsein einer neuen Strategie bedurfte: Weg von der störrischen Relativierung, Aufrechnung und Schlussstrich-Mentalität, die nur außenpolitischen Schaden anrichtete, hin zu einer offensiven und demonstrativen »Vergangenheitsbewältigung«, die genügend moralischen Gewinn abwerfen sollte, um sich von den Fesseln der Nachkriegszeit lösen zu können, ohne Misstrauen zu erregen.

Anfangs gab es dagegen noch Widerstände, doch das Modell Weizsäcker hat sich durchgesetzt. Das antifaschistische Bekenntnis dient und ermächtigt inzwischen dazu, den Zeigefinger auf Befreier und Befreite zu richten, die schließlich auch ihre Leichen im Keller hätten. Mehr noch: Es hat den Typus des »Gerade wir als Deutsche«-Deutschen hervorgebracht. »Mit den Verbrechen, die Deutschland an den Juden und an der Menschheit beging, hat es sich eigenem Selbstverständnis gemäß das Vorrecht, die Auszeichnung und die Ehre erworben, fortan besondere Verantwortung zu tragen«, schrieb der Publizist Wolfgang Pohrt bereits vor vielen Jahren. »Zwei angezettelte Weltkriege böten, so meint man weiter, die besten Startbedingungen, wenn es um den ersten Platz unter den Weltfriedensrichtern und Weltfriedensstiftern geht – frei nach der jesuitischen Devise, dass nur ein großer Sünder das Zeug zum großen Moralisten habe. Je schrecklicher die Sünde, desto tiefer die Buße und Reue, je tiefer die Buße und Reue, desto strahlender am Ende die moralische Überlegenheit.«

Ein weithin sichtbares Zeichen dafür ist das Holocaust-Mahnmal in Berlin, eine Touristenattraktion, zu der man »gerne hingeht«, wie es Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder so unnachahmlich formulierte. Zum fünften Jahrestag der Einweihung dieses größten Gedenkmonuments der Welt – das es ohne den größten Massenmord der Geschichte gar nicht gäbe – wurde ein »Bürgerfest« veranstaltet, auf dem unter anderem der Historiker Eberhard Jäckel eine Rede hielt, in der er ungewollt deutlich machte, wie Recht Eike Geisel hatte, als er 1988 schrieb, die Erinnerung sei in Deutschland »die höchste Form des Vergessens«. »In anderen Ländern beneiden manche die Deutschen um dieses Denkmal«, sagte Jäckel mit hörbarem Stolz in der Stimme. »Wir können wieder aufrecht gehen, weil wir aufrichtig bewahren. Das ist der Sinn des Denkmals, und das feiern wir.« Die Shoa ist für die Deutschen also nicht nur gut ausgegangen, sie hat sich sogar ausgezahlt und – folgt man einem ihrer bekanntesten Historiker – für Eifersucht im Rest der Welt gesorgt, wo man keine Massenvernichtung ins Werk gesetzt hat und heute deshalb nicht mit einem solch epochalen Bauwerk aufwarten kann.

Dass der 8. Mai heute staatsoffiziell als Tag der Befreiung gesehen wird, hat noch einen weiteren Grund: Es leben kaum noch Täter, denen das wehtun könnte, und im kollektiven deutschen Familiengedächtnis war Opa ohnehin kein Nazi. Vor einigen Jahren stieß ich auf Feldpostbriefe meines Großvaters mütterlicherseits, Jahrgang 1911, gestorben 1989. Mitglied der NSDAP war er nicht, an seiner nationalsozialistischen Gesinnung konnte dennoch kein Zweifel bestehen. Dass die Deutschen grauenvolles, mörderisches Unrecht begingen, war ihm vollauf bewusst. Genau deshalb wollte er, dass der Krieg weiter- und siegreich zu Ende geführt wird. Denn andernfalls, so schrieb er, werde die Rache von Juden, Russen und Polen furchtbar sein. Was er ihnen diesbezüglich konkret unterstellte, war exakt das, was die Deutschen den Juden, Russen und Polen antaten. Eine klassische Projektion also. Er hat sich, wie meine Großmutter, bis zum Ende seines Lebens als Opfer gesehen – von Hitler betrogen, von den Polen vertrieben, von den Juden ausgenutzt. Befreit wurde am 8. Mai 1945 nicht er, befreit wurden jene, die er, wie die weitaus meisten seiner Landsleute, lieber tot als lebendig sehen wollte.

Zuerst veröffentlicht auf Fisch + Fleisch.

http://lizaswelt.net/2015/05/08/befreiung-von-den-deutschen/

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Blutrausch der Beliebigkeit

Der amerikanische Historiker Timothy Snyder ist neuer Träger des »Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken«. Vergeben wird diese Auszeichnung alljährlich von der Heinrich-Böll-Stiftung und der Stadt Bremen. Snyder habe »einen neuen Blick auf den Zweiten Weltkrieg geworfen«, heißt es in der Begründung der Jury. Doch so neu ist die Nivellierung der deutschen Verbrechen, die Snyder in seinem Werk Bloodlands betreibt, gar nicht. Torsten Schulz hat sich die Preisverleihung angesehen.


VON TORSTEN SCHULZ


Wie liest sich das?

»Beim Massaker von Oradour-sur-Glane wirkten Hitler und de Gaulle auf perverse Art zusammen; beide ignorierten das Kriegsrecht und eskalierten den Konflikt hinter der Front.«

NPD-Parolen, revisionistischer Stammtisch, Wehrmachts-Traditionsverein? Aber nicht doch – hier erklärt schließlich ein Professor der Yale University den Zweiten Weltkrieg neu. Setzen Sie nur für de Gaulle Stalin und für Oradour den Partisanenkampf in Weißrussland ein, und Sie haben eine wesentliche These aus Timothy Snyders Machwerk Bloodlands in seinen eigenen Worten: Der Partisanenkampf war illegitim. Nein, keineswegs nur das, was Wehrmacht und SS darunter verstanden – die Auslöschung ganzer Ortschaften vom Säugling bis zum Greis nämlich –, sondern ebenso auch der Widerstand dagegen.

Für diese Umdeutung ausgerechnet des Vernichtungsfeldzuges an der Ostfront in einen »Konflikt« letztlich wirtschaftlicher Natur – »Die von Hitler und Stalin angestrebten Transformationen waren ökonomisch«, lautet Snyders Resümee – hat die Stadt Bremen mit einem Festakt am 6. Dezember des vergangenen Jahres ihren einschlägig ausgerichteten »Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken« für das Jahr 2013 verliehen. Im Vorjahr hatte der Senat eine zu Recht weitgehend unbekannte Historikerin aus Israel ausgezeichnet, um mit ihrer Schützenhilfe (und im Verein mit der Heinrich-Böll-Stiftung) der Partnerstadt Haifa zu unterstellen, an ihr hafte bis heute der Makel der Vertreibung ihrer arabischen Ureinwohner. Diesmal wurde die willkürliche Definition einer räumlich-zeitlichen Todeszone prämiert, in der Stalins Terror und die Vernichtung der Juden Europas, unter anderem, so zur Deckung gebracht werden, dass sie wie »in einem blutigen Knäuel ineinandergeflossen« erscheinen (Gerd Koenen in seiner Laudatio).

Was die Stifter des Preises so für Snyder eingenommen hat, gibt Antonia Grunenberg für den Vorstand des Trägervereins schon in der Begrüßung unumwunden zu verstehen: Die zugrunde liegende Behauptung der »Wechselwirkungen von verschiedenen Genoziden« soll ein Geschichtsbild konstruieren helfen, auf dessen Basis dann »die Völker Europas einander ihre Leidensgeschichten erzählen« können. Was daran nicht passt, muss eben passend gemacht werden. Zum einen gilt es also, durch entsprechende Fokussierung zu suggerieren, die stalinistischen Kampagnen gegen angebliche politische Gegner und die sowjetische Hungerkatastrophe 1932/33 seien »Genozide« – vergleichbar mit den nationalsozialistischen – gewesen, auch wenn die Opfer sich genauso wenig einem ethnisierenden Muster zuordnen lassen wie die Täter einem anderen.

Zum anderen muss das singuläre Projekt der Vernichtung der Juden Europas innerhalb dieser »Genozide« verortet werden, was wiederum eine Annäherung über entsprechende Auslassungen und Beschränkungen nötig macht. Die Schnittmenge definiert das Territorium besagter Bloodlands: Polen, Weißrussland, die Ukraine und die baltischen Staaten sowie ein schmaler, nicht eindeutig abgegrenzter Streifen im Grenzbereich der Russischen Föderation – nach Snyder »einfach der Schauplatz, wo Europas brutalste Regime ihre Morde begingen«. »15 Millionen Tote durch Hunger, Massenvergasungen« – diese Klammer benutzt Karol Sauerland als Vertreter der Jury dann in seiner Begründung für die Preiswürdigkeit der Montage schon ganz selbstverständlich. Und: »Der massenhafte Tod durch Hunger war eine sowjetische Erfindung.« Bremen legt den »Historikerstreit« der 1980er Jahre neu auf, diesmal als Monolog. Was war demnach wohl ursprünglicher, die Kollektivierung der Landwirtschaft in der Sowjetunion oder der deutsche »Generalplan Ost«? Na also!

Dass diese Ideen in der Fachwelt nach wie vor nicht ganz unwidersprochen dastehen, ist den Ausrichtern der Veranstaltung wohl bewusst. Mit »Diskreditierungen, ja, Anfeindungen« sei zu rechnen, ist sich Senator Lohse sicher. Eine fachliche Bewertung stehe ihm, als Naturwissenschaftler, nicht zu. Dabei wäre es durchaus ein Ausgangspunkt, skeptisch zu werden, wenn ein Geisteswissenschaftler zum Taschenrechner greift, um die Opfer der Shoa im wahrsten Sinne des Wortes auseinander zu dividieren: »Von den rund drei Millionen polnischen Juden, die im Holocaust ermordet wurden, starben nur etwa sieben Prozent in Auschwitz«, lautet die Rechnung, die Snyder in Bloodlands aufmacht. Nur etwa sieben Prozent – das scheint nicht wirklich viel, oder?

Demgegenüber sei aber eine »große Zahl« der Todesopfer keine Juden: »Etwa 74.000 nichtjüdische Polen und 15.000 sowjetische Kriegsgefangene starben in Auschwitz durch Hinrichtung oder Zwangsarbeit.« Wie viel sind wohl 89.000 bezogen auf die Gesamtzahl der 1,3 Millionen dorthin Deportierten? Jetzt dürfen Sie raten. Sieben Prozent, das kann viel oder wenig sein, je nachdem, wie der Professor die Zahl verwenden muss, um die Singularität der Vernichtung der europäischen Juden zu relativieren. Seine Wissenschaft ist anscheinend von der Sorte, die zuerst ihre Ergebnisse kennt, dann das Datenmaterial zusammenträgt, um sie zu belegen, und zuletzt die Maßstäbe entwickelt, die daran anzulegen wären. Das gilt für die Zahlenfuchserei um Details der logistischen Ausgestaltung der »Endlösung« wie für das Konzept Bloodlands in toto.

Timothy Snyder hat ein Gebiet gesucht, in dem Nazis Massenverbrechen verübt haben und Stalinisten auch – und dann genau das gefunden. Ein Zirkelschluss, der allerdings noch einen ganzen Strauß von Ausnahmen und Vernachlässigungen erfordert, um das beabsichtigte Bild zu erzeugen. Der Nordkaukasus beispielsweise wird genauso ausgeklammert wie alle übrigen Gebiete zwischen der Ostgrenze der deutschen Besatzung und jener der imaginären Blutlande. Sie hätten auch schlecht in den »gemeinsamen europäischen Rahmen« gepasst, der im Nachwort postuliert wird. In ihm soll erklärtermaßen über die Beschreibung des Ablaufs von Gräueltaten »die europäische Geschichte ihr zentrales Ereignis« erhalten.

Die Ermordung Hunderttausender Juden durch die rumänische Regierung hat darin allerdings keinen Platz. Die Verbrechen der Ustascha in Jugoslawien haben es auch nicht. Die Deportation ausgebürgerter Juden in die Ukraine, die Horthys Ungarn aus eigener Initiative anstrengte, wird erwähnt, wenn auch nicht so bezeichnet, die Deportation der ungarischen Juden ab Mai 1944 innerhalb weniger Wochen nach Auschwitz fälschlich den Pfeilkreuzlern – »Pfahlkreuzler« in der deutschen Ausgabe des Buches – zugeschrieben, die tatsächlich erst am 15. Oktober des Jahres an die Macht kamen. Die Pogrome, die sie auf ungarischem Territorium veranstalteten, kommen nicht vor. Der Nachkriegs-Pogrom im polnischen Kielce auch nicht. Der ganze Komplex »Vernichtung durch Arbeit« findet sich nur zwischen den Zeilen, wenn zum Beispiel nichtjüdische Auschwitz-Opfer gesucht sind. Praktisch für den deutschen Rezipienten: Sein Land ist nicht blutig, der Horror weit weg. Todesmärsche? Endphaseverbrechen? Fehlanzeige. Snyder zeigt nicht historische Zusammenhänge auf, er zerschneidet sie. Zivile Opfer auf der Flucht oder durch Vertreibung berücksichtigt er, soweit es sich um Deutsche handelt, sowjetische verschweigt er.

Wer von Bloodlands ernsthaft eine tiefere Einsicht in die Mechanismen der Massenvernichtung erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht. Die vielbeschworene »Kette eskalierender Massenmorde, die nur durch gegenseitige Wechselwirkung zu verstehen sind« (Laudator Koenen), besteht im Kern in folgendem behaupteten Zusammenhang: Stalin habe Hitler zunächst nicht aufhalten können und ihm damit die sowjetischen Kriegsgefangenen zur Ermordung ausgeliefert. Das Unvermögen der Nazi-Streitkräfte, die Sowjetunion vollständig zu zerstören, soll dann erst den Ausschlag für die planmäßige Vernichtung der Juden Europas gegeben haben – eine bloße Ersatzhandlung gewissermaßen. Der Zweck von Treblinka wäre es demnach gewesen, »ein schrumpfendes Rassenimperium von seiner jüdischen Bevölkerung zu säubern und so einen kleinen Sieg und seine grausigen Früchte zu ernten«. Das ist die Sichtweise, die Snyder mit Verweis auf den Kriegsverlauf nahe legen möchte.

Es kann schwerlich die der Nazi-Führung gewesen sein: Zum Zeitpunkt der Planung der Anlage und noch zu dem ihrer Inbetriebnahme im Juli 1942 war der deutsche Machtbereich keineswegs im Schrumpfen begriffen. Obendrein veranschlagt Snyder die Zahl der Opfer hier verhältnismäßig sehr niedrig mit »etwa 780.863«. Er hat es sich einfach gemacht und lediglich zwei Quellen addiert, die wesentliche ist das vom britischen Geheimdienst abgefangene sogenannte Höfle-Telegramm, das für sich schon auf eine Zahl von mindestens 713.555 Ermordeten zum Stichtag 31.12.1942 hinweist. Da war gerade erst der letzte Versuch gescheitert, die Einkesselung der 6. Armee in Stalingrad aufzubrechen. Nach Snyders eigener Rechenweise kann Treblinka kaum das darstellen, wofür er es ausgibt. Dafür wartet er mit einer erstaunlich konkreten Aufzählung auf, worin die »Früchte« dieser Vernichtungsanstalt bestanden haben sollen:

»Eine Leiche lässt sich verbrennen, um Wärme zu erzeugen, oder sie kann die Mikroorganismen füttern, um den Boden zu düngen. Selbst menschliche Asche düngt. Nach dem Abriss von Treblinka benutzten die Deutschen die Ziegel der Gaskammern, um ein Bauernhaus zu bauen, und machten das Mordterrain zu Feldern. Ein paar Trawniki-Männer waren bereit, als Bauern dazubleiben. Hierin lag eine düster wörtliche Version der Nazifantasie von der Erlösung des Landes durch die Vernichtung der Juden. Leichen und Asche der Juden sollten den Boden für Getreide düngen, das Deutsche essen sollten.«

Diese Passage verrät mehr über die Fantasie Timothy Snyders als über das Wesen und die Funktion eines Vernichtungslagers. Ein deutlich größerer Erkenntnisgewinn für den Leser hätte sich aus dem Umstand ziehen lassen, dass die Mörder, solange die Scheiterhaufen nicht zufriedenstellend brannten – also mindestens noch bis Anfang des Jahres 1943 –, durchaus bereit waren, erhebliche Mengen ihres andernorts dringend benötigten Benzins für die Beseitigung ihrer Opfer aufzuwenden.

Wer es nicht lassen kann, ein rationales Motiv in der Irrationalität der Shoa zu suchen, bekommt dagegen eine einmalige Erklärung präsentiert, was die Deutschen mit der Ermordung von Hunderttausenden an den Schauplätzen der »Aktion Reinhardt« bezweckt haben müssen: Sie wollten offenbar die Atmosphäre mit Menschen heizen und ein paar ukrainischen Wachleuten eine kleine Farm stiften. Den Beleg für die steile These, Bełżec, Sobibór, Treblinka seien eigentlich als Getreidefelder für deutsche Verbraucher konzipiert gewesen, spart sich Snyder mit dem lapidaren Nachsatz:

»Doch es sollte nie eine Ernte geben.«

Der Autor, der eine eigentümliche Neigung an den Tag legt, mit oberflächlichen Betrachtungen in die Irre zu leiten, ist hier in seinem Element. Selbstredend war das Bauernhaus bloße Tarnung, die Trawniki-Männer waren auch keine Bauern, sondern weiterhin Wachen, die den Tatort zu sichern hatten, auf den Feldern wuchsen Lupinen. Wassilij Grossmann, der in Bloodlands oft genug erwähnt wird, nahm die Szenerie so wahr:

»Dieses traurige Ödland wurde von dem deutschen Reichsführer-SS Heinrich Himmler ausgesucht und für geeignet befunden, hier eine Richtstätte für die ganze Welt zu schaffen. Das menschliche Geschlecht hat ihresgleichen von den Zeiten vorgeschichtlicher Barbarei bis in unsere harten Tage nie gekannt.«

So soll es aber gerade nicht erscheinen. Die Leichtigkeit, mit der sein Blendwerk in Bremen offene Türen eingerannt hat, scheint Timothy Snyder selbst nicht ganz geheuer zu sein. Er scherzt zunächst, ob in Bloodlands noch irgendetwas steht, das nicht schon gesagt wurde. Dann lädt er sein Publikum ein auf ein eigenartig zaghaftes Gedankenspiel:

»Stellen Sie sich vor, Sie sind Polizist. Sie sind zu einem Mietshaus gerufen worden. Darin liegt eine fünfköpfige Familie, allesamt ermordet. Und noch eine weitere Familie von fünf, auch umgebracht, offenbar von demselben Täter. Und dann noch vier weitere Opfer eines anderen Täters. [Links und rechts in den Nachbargärten liegen auch noch welche, aber da schauen Sie jetzt bitte mal nicht hin!, T.S.] Was schreiben Sie in Ihrem Bericht? Offensichtlich muss es einen Zusammenhang geben…«

Der Zusammenhang ist eben der, dass so die Verbrechen Nazi-Deutschlands nivelliert und die seiner Verbündeten unter den Teppich gekehrt werden.

Verlassen wir das Reich der Analogien. Versetzen Sie sich für einen Moment in die Rolle eines sowjetischen Staatsanwalts. Wir schreiben das Jahr 1945, Sie sind mit der Untersuchung eines ungeheuerlichen Verbrechens betraut worden. Dem Anschein nach sind ihm tatsächlich praktisch ausschließlich Angehörige einer Familie zum Opfer gefallen, auch wenn Ihre Vorgesetzten das nicht gerne an die große Glocke hängen und die exakten Verwandtschaftsverhältnisse kaum mehr zu ermitteln sind. Grob geschätzt geht es um eine Million Menschen. Die Täter haben sie akribisch in diversen Ländern Europas aufgespürt, mit erheblichem logistischen Aufwand an diesen Ort verfrachtet, in eigens dafür vorbereiteten Anlagen vergast, ihre Körper verbrannt und die Asche in der Gegend verstreut. Ein paar haben sie zurückbehalten, um sie sich zusammen mit anderen in einer Fabrik für synthetischen Kautschuk zu Tode schuften zu lassen.

300 Kilometer Luftlinie entfernt, Richtung Nordosten, arbeiten Kollegen seit einigen Monaten an einem ähnlichen Fall. Dort gibt es zwar keine Kautschukfabrik, selbst grundlegende Voraussetzungen dafür fehlen, aber als Täter kommen nur Mitglieder derselben Bande in Frage. Das Schema, nach dem sie ihre Opfer ausgewählt haben, ist das gleiche, auch wenn sie sich dabei vorwiegend an Menschen aus der weiteren Umgebung gehalten haben. Sie haben sie vergast, verbrannt, die Asche untergegraben und ein Bauernhaus darauf gebaut. Snyders Studie können Sie nicht kennen, Sie halten sich an die Übereinstimmungen, statt nach Unterschieden zu suchen. Sie werden zu dem Schluss kommen, dass Sie es mit ein und demselben Verbrechen zu tun haben und die beiden Beispiele exemplarisch in einer Anklage gegen die Hauptverantwortlichen zusammenfassen. Und Ihnen, der Sie den Bürgerkrieg und die Intervention, Hungersnot, Stalins Säuberungen und den Großen Vaterländischen Krieg überstanden haben, erschließt sich von selbst, dass es sich hierbei um einen Schrecken ganz eigener Art handelt.

Wenn im Namen Hannah Arendts Jahr um Jahr das »politische Denken« belohnt wird, zielt das regelmäßig auf dieses spezifisch deutsche Ärgernis: die Anklage von Nürnberg. Darum ging die Auszeichnung im Vorjahr an eine Historikerin, die die »verheerenden Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die jüdische Demografie« als Mosaiksteinchen im perfiden Wirken zionistischer Stadtplaner betrachtet. Und wenn Ralf Fücks für die grüne Heinrich-Böll-Stiftung »eine gewisse Linie« in der Reihe der Preisträger konstatiert, »die sich fortsetzt«, dann kommt ihm dabei zuvorderst einer in den Sinn: Tony Judt, zu Lebzeiten ein guter Freund Snyders und Hannah-Arendt-Preisträger mit seiner Geschichte vom Zweiten Weltkrieg als der »Katastrophe, in die Europa sich gestürzt hatte«.

Doch er muss auch etwas loswerden, das ihn sichtlich schmerzt, denn da geht es um das Ticket, auf dem die Veranstalter unterwegs sind: Gewalt gab es ja »nicht nur gegen Individuen«, nein, auch die Zivilgesellschaft sei »zerschlagen worden in dieser Interaktion von Nationalsozialismus und Stalinismus«. Die Menschen Osteuropas, die eher um Erstere trauern, dürften sich über den Hinweis freuen, dass sie bis heute nicht in der Lage sind, ihre Angelegenheiten so zivilisiert zu regeln, wie man sich das in Bremen längst zugute hält.

http://lizaswelt.net/2014/02/02/blutrausch-der-beliebigkeit/

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Freispruch für Deutschland

In der Debatte über die Berufung von Jakob Augstein auf eine Liste des Simon Wiesenthal Centers haben sich die Grenzen des Unsäglichen in Bezug auf die »Israelkritik« erneut verschoben. Noch die übelsten Tiraden gegen den jüdischen Staat sind – so meint eine ganz große Koalition von FAZ bis taz und von CDU bis Linkspartei – schlimmstenfalls grenzwertig, keinesfalls aber antisemitisch.

Es fängt schon mit simplen Fehlern im Rüstzeug an. Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit sollten sich als Prinzipien für jeden Journalisten eigentlich von selbst verstehen, doch ist es damit hierzulande oftmals nicht allzu weit her, auch diesmal nicht. Denn was soll das Simon Wiesenthal Center (SWC) getan haben, folgt man führenden deutschen Medien, die sich in dieser Frage nahezu wortgleich äußern? Es habe den Publizisten Jakob Augstein »auf eine Liste der zehn schlimmsten Antisemiten der Welt gesetzt«, glaubt der Tagesspiegel, »auf Platz 9 seiner jährlichen Liste der schlimmsten Antisemiten gesetzt«, meint die Tagesschau, »auf Platz neun einer Liste der weltweit zehn schlimmsten Antisemiten gesetzt«, behauptet die Frankfurter Rundschau, »zu einem der schlimmsten Antisemiten der Welt erklärt«, beteuert die Zeit, »auf Platz neun der Liste der zehn schlimmsten Antisemiten« nominiert, ist die FAZ überzeugt, »auf einer Rangliste der schlimmsten Antisemiten der Welt auf Platz neun gesetzt«, schreibt Spiegel Online, »auf Platz neun der gefährlichsten Antisemiten weltweit verortet«, erklärt die taz. Knapp daneben ist auch vorbei, kann man da nur konstatieren.

Die besagte Liste umfasst in Wahrheit nämlich die »2012 Top Ten Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs« – also die zehn aus Sicht des SWC erwähnenswertesten antisemitischen respektive antiisraelischen Verunglimpfungen des vergangenen Jahres –, ist also wesentlich eher eine Sammlung markanter Zitate als ein Fahndungsaufruf. Und das Ziel ist es dabei offenkundig auch weniger, eine Rangliste entlang der machtbedingten Gefährlichkeit der Urheber dieser Zitate zu erstellen, als vielmehr, plakativ zu verdeutlichen, wie beängstigend groß das Spektrum des Judenhasses weltweit ist und wie sich der massenkompatible Antisemitismus in den einzelnen politischen Lagern äußert, selbst bei vermeintlich unverdächtigen, seriösen Akteuren. So erklärt sich auch, warum bei der Erstveröffentlichung der »Top Ten« im Jahr 2010 die renommierte amerikanische Journalistin Helen Thomas, immerhin dienstältestes Mitglied des White House Press Corps, auf dem ersten Platz landete und ein Jahr später der griechische Komponist und Politiker Mikis Theodorakis, eine Ikone der Linken, Dritter wurde. Ebenfalls in den letzten Jahren dabei: ein Mitglied der EU-Kommission, ein populärer Filmregisseur, ein prominenter Pastor und sogar die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter.

Auch zwei Deutsche schafften es schon vor Augstein mit antisemitischen Äußerungen in die »Top Ten« des SWC: Thilo Sarrazin im Jahr 2010 und Hermann Dierkes zwölf Monate später. Darüber echauffiert hat sich damals allerdings kaum jemand: Bei dem einen interessierten sich die Medien erheblich mehr für dessen Äußerungen zum Islam, und der andere ist ein derartig bockbeiniger Desperado, dass ihn außerhalb der Linkspartei kaum jemand verteidigen mochte. Augsteins Nominierung dagegen sorgt nun für eine Welle der Empörung in nahezu sämtlichen Medien und in fast allen politischen Lagern (selbst beim Zentralrat der Juden in Deutschland, der augenscheinlich nach dem Motto »Lieber mit der Rotte heulen als im Abseits stehen« verfährt). Nicht wenige glauben, dem SWC allerlei Ratschläge erteilen zu müssen, wie es seine »Top Ten« zu gestalten und welche Kriterien es dafür zugrunde zu legen habe. In Abwandlung von Karl Luegers Diktum »Wer Jude ist, bestimme ich« heißt es nun: »Wer Antisemit ist, bestimmen wir« – und nicht etwa eine jüdisch-amerikanische Organisation, deren Namensgeber, ein Überlebender der Shoa, die »Suche nach Gerechtigkeit für Millionen unschuldig Ermordeter« zu seiner Lebensaufgabe gemacht hatte.


Das Gerücht über die Juden

Dabei gibt es beste Gründe, Augstein einen Antisemiten zu nennen, wie insbesondere Henryk M. Broder in der Welt, Rainer Trampert in Konkret und Stefan Gärtner in der Titanic (sic!) überzeugend nachgewiesen haben. »Die fantasierte jüdische Weltherrschaft«, so resümiert Trampert, »die Weltkriegsgefahr, die Aufregung über eine Fiktion und die Gleichgültigkeit gegenüber realen Kriegen und Kriegstoten, die Insinuationen, dass Israel hinter dem Mohammed-Film, dem Krieg in Syrien und der iranischen Bombe stecke und die Toten in den innerarabischen Machtkämpfen zu verantworten habe, die Wiederholung der Lüge vom Juden, der aus dem Antisemitismus Profit schlage, diese ganze Sammlung perfider Projektionen zeigt eine Verblendung, die mit einer Kritik an Aspekten israelischer Politik nichts mehr zu tun hat.« Hinzu gesellt sich noch der altbekannte Trick, »sich als Verfolgte[r] darzustellen«, wie Adorno analysierte, »sich zu gebärden, als wäre durch die öffentliche Meinung, die Äußerungen des Antisemitismus heute unmöglich macht, der Antisemit eigentlich der, gegen den der Stachel der Gesellschaft sich richtet, während im Allgemeinen die Antisemiten doch die sind, die den Stachel der Gesellschaft am grausamsten und am erfolgreichsten handhaben«. Oder, um es mit Stefan Gärtner zu formulieren: »Dass die Juden uns den Mund verbieten, ist das Gerücht über die Juden, das nach Adorno der Antisemitismus ist. Wer glaubt, dass es wahr sei, ist ein Antisemit. Augstein ist einer.«

Dass er nun trotzdem nahezu unisono freigesprochen wird, liegt maßgeblich daran, dass diejenigen, die sich zu seinen Anwälten aufschwingen, keinen Begriff vom (modernen) Antisemitismus haben und sich in Bezug auf Israel in der Regel kaum bis gar nicht von Augstein unterscheiden. »Die meisten wollen Augsteins antisemitisches Potenzial schlicht nicht erkennen, weil sie es mit ihm teilen«, schreibt Jennifer Nathalie Pyka zu Recht. Augsteins Auslassungen über den jüdischen Staat und seine Regierung hält beispielsweise der Zeit-Autor Frank Drieschner bloß für »triviale Feststellungen«, Nils Minkmar befindet in der FAZ, sie entstammten »keinem vagen Ressentiment«, sondern entsprächen »der Wahrheit«, und Christian Bommarius urteilt in der Frankfurter Rundschau, Augstein nehme sich »lediglich die Freiheit, die Regierung Netanjahu dafür zu kritisieren, wofür sie alle Welt kritisiert« – so, als wäre der fundamentale Unterschied zwischen Kritik und Ressentiment eine Frage von Mehrheiten. Henryk M. Broder hat die Unfähigkeit und den Unwillen, im Volkssport namens »Israelkritik« eine moderne und gefährliche Form von Judenhass zu erkennen, bereits im November 2011 auf den Punkt gebracht: »Für Antisemitismus gibt es in Deutschland seit 1945 einen klaren Maßstab: den Holocaust. Alles darunter ist eine Ordnungswidrigkeit.« Wenn nicht sogar ein Menschenrecht.

Und da Broder vom Simon Wiesenthal Center gewissermaßen als Gewährsmann für Augsteins Antisemitismus geführt wird, stürzen sich nun nicht wenige wie die Hyänen auf ihn. Niemand davon unternimmt auch nur den Versuch, Broders präziser und hellsichtiger Kritik mit Argumenten zu begegnen; an die Stelle einer inhaltlichen Auseinandersetzung treten teilweise hasserfüllte Beschimpfungen, die Bände sprechen. Der »Antisemitismusexperte« Klaus Holz etwa bezeichnet Broder im Deutschlandradio als »Pöbler«, Nils Minkmar nennt ihn in der FAZ den »Bud Spencer unter den deutschen Kommentatoren«, Joachim Petrick hält ihn in Augsteins Freitag für einen »hochtrabend dahergaloppierenden ruchlosen Rüstungslobbyisten des militärisch-psychiatrisch-pharmazeutischen Industriekomplexes der USA«. Für Christian Bommarius, Autor der Frankfurter Rundschau, ist der jüdische Publizist gar ein moderner Goebbels, der froh sein kann, dass er »bis heute frei herumläuft«. Es blieb Rabbi Abraham Cooper, dem stellvertretenden Direktor des SWC, vorbehalten, nüchtern klarzustellen: »Wir haben nicht mit Broder gesprochen, er hatte keinen Einfluss auf die Entscheidung. Aber ein Großteil unserer Mitglieder kennt Augstein nicht, deswegen wollten wir Broders Perspektive dazunehmen. Er ist ein in der jüdischen Gemeinde weltweit respektierter Wortarbeiter, und anders als wir ist er vor Ort in Deutschland. Augstein hat auf seine Kritik übrigens nie reagiert, das halte ich für sehr vielsagend.«


Die Grenzen des Unsäglichen

Apropos vielsagend: Kaum jemandem scheint aufgefallen zu sein, dass bereits die faktische Existenz einer ganz großen deutschen Koalition gegen das SWC und für Jakob Augstein, die von der FAZ bis zur taz und von der CDU bis zur Linkspartei reicht, einen Beweis dafür darstellt, wie falsch, um nicht zu sagen demagogisch die allenthalben – und natürlich auch von Augstein selbst – zu vernehmende Behauptung ist, der Antisemitismusbegriff werde inflationär verwendet und damit schändlich missbraucht. Ganz im Gegenteil ist durch die massive öffentliche Intervention zugunsten eines prominenten israelfeindlichen Publizisten – und genau das war ihr Ziel – die Grenze des Sagbaren (genauer: des Unsäglichen) noch einmal verschoben worden. Wer künftig behauptet, Israel führe »die ganze Welt am Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs«, gefährde den Weltfrieden und pferche Palästinenser in einem Lager namens Gaza zusammen, kann sich im Falle von Kritik bequem auf den Freispruch für Augstein berufen – der ein kollektiver Freispruch für Deutschland ist und zudem einem Persilschein für die gesamte »Israelkritik« gleichkommt. Selbst am Zentrum für Antisemitismusforschung ist man schließlich der Ansicht, dass derartige Äußerungen vielleicht »grenzwertig« sind, aber nicht antisemitisch (was das ganze Elend perfekt macht, doch keineswegs überraschend kommt).

Betrachtet man die gegenwärtige Debatte geschichtspolitisch, dann gesellt sich noch ein weiterer, nicht unwichtiger Aspekt hinzu: Nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Mauthausen hat Simon Wiesenthal alles daran gesetzt, nationalsozialistische Täter einem juristischen Verfahren zuzuführen, während sie in Deutschland geschützt und gedeckt wurden, Pensionen erhielten und wieder teilweise höchstrangige Ämter bekleiden durften. Als die meisten Altnazis nicht mehr lebten und es den Deutschen, nachdem sie sich wiedervereinigt hatten, schließlich auch noch gelang, einen finanziellen Schlussstrich unter die NS-Zeit zu ziehen, begannen sie, Mahnmale zu bauen, staatliche Gedenkveranstaltungen auszurichten, sich selbst für geläutert zu erklären und schließlich den moralischen Profit aus ihrer »Vergangenheitsbewältigung« einzufordern – wozu es auch gehört, die »Israelkritik« als »Lehre aus der Geschichte« zu verkaufen. Dass man diese Masche beim Simon Wiesenthal Center durchschaut, aus guten Gründen misstrauisch bleibt und auch deshalb regelmäßig Deutsche in die »Top Ten« der erwähnenswertesten antisemitischen Verunglimpfungen beruft, nehmen die Nachfahren und Erben der Täter dem Zentrum erkennbar übel.

Umso erfreulicher, dass man beim SWC nun Augsteins Nominierung bekräftigt und verteidigt. »Ich habe großes Verständnis dafür, dass Henryk M. Broder Augstein wegen dessen Agitationen mit Julius Streicher vergleicht«, sagt Efraim Zuroff, der Direktor der Jerusalemer Dependance dieser Einrichtung. »Augstein misst beim Thema Israel mit zweierlei Maß, macht aus Tätern Opfer, klammert den Terror der Hamas vollkommen aus. Seine Äußerungen sind ganz und gar empörend, diffamierend und ekelhaft.« Und Rabbi Abraham Cooper fordert: »Augstein sollte sich bei seinen Lesern und dem jüdischen Volk entschuldigen.« Dass er das nicht tun wird, darf als sicher gelten – so sicher, wie das SWC auch am Ende dieses Jahres wieder reichlich Auswahl haben wird, wenn es darum geht, die Ausfälle eines deutschen »Israelkritikers«, der kein Antisemit sein will, in die »Top Ten« zu hieven.

Lesetipp: »Die Verhältnisse in Deutschland«, veröffentlicht auf dem Weblog Verbrochenes.

http://lizaswelt.net/2013/01/05/freispruch-fuer-deutschland/

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Der Vatermord der Grassdeutschen

Über die medialen Anstrengungen zur Rettung der »Israelkritik«.


VON BORIS YELLNIKOFF


Deutschland empört sich. Und alles ist gut.

Ein nobelbepreister greiser Dichter, kein Geringerer als ein Säulenheiliger der Nation, vergeht sich an Sprache und Staatsräson, und eine Welle der Empörung schlägt ihm entgegen. Das Land – sein Land! –, es zeigt sich undankbar, trotzdem er so tatkräftig und wortreich half: bei der »Wiedergutwerdung der Deutschen«*. Doch diesmal ist der alte Mann zu weit gegangen: Nun klingt er wieder wie der junge, der er einmal war, als die Runen der SS an seinem Kragen prangten.

Zu Grass’ »Gedicht« ist unterdessen in allen Medien alles gesagt worden. All der Aufwand mit all den Kommentaren, Interviews und Feuilletons war gleichwohl unnötig. Denn über Grass war keine neue Erkenntnis zu gewinnen. Als er vor mehr als zehn Jahren sich schon einmal »israelkritisch« bis zur Einstaatenlösung exponierte, stellte Paul Spiegel fest, mit seinen Auslassungen stelle sich Grass »auf eine Stufe mit den radikalen Feinden Israels«. Wenig später weitete Spiegel den Blick von Grass auf die Grassdeutschen: »Hinter dem Ruf nach Frieden verschanzen sich die Mörder.« Und die da rufen, sind ihre Büttel und Lakaien. Damit war alles Nötige erkannt und gesagt.

Wohl gibt es in diesen Tagen einige gelungene Repliken. Bei Henryk M. Broder beispielsweise nimmt es nicht wunder, wenn Klarheit und Deutlichkeit regieren. Josef Joffe hat irgendwann einmal Freud gelesen und bringt das jetzt in Stellung. Auch Frank Schirrmacher seziert mürbes Denken und Dichten mit scharfem Skalpell, aber der hat länger schon ein Problem mit Grass. Und dass der zum Konservatismus konvertierte Jan Fleischhauer sich mit dem renitenten alten Linken anlegt, ist erwartungskonform. Sie haben ja auch Recht: Mit seinem »Machwerk des Ressentiments«, so Schirrmacher, sucht Grass »seinen Frieden mit der eigenen Biografie« zu machen.

Was ihnen entgeht: Günter Grass könnte eigentlich egal sein. Ein alter Mann redet wirr, das tat er öfter schon, na und? Was Antisemitismus ist, definiere ich, sagt der Antisemit. Was Lyrik ist, definiere ich, sagt der Lyriker. Grass definiert beides. Nichts daran ist neu. Dass er dennoch für so wichtig erachtet wird, liegt am Resonanzboden, durch den ihm einst der Aufstieg zur »moralischen Instanz« ermöglicht wurde und der sich nun im medialen Overkill gegen ihn wendet. Und eben dieser Overkill ist verwunderlich. Geschenkt, dass die meisten Grass-Kritiker längst nicht Broders oder Joffes Qualitäten haben. Doch das hat Gründe: Sieht man sich nicht allein an, dass sie Grass widersprechen, sondern wie und mit welcher Verve, erkennt man schnell eine Art nationaler Selbstvergewisserung: nicht über die Sache – die Kritik an Israel, die sei möglich, legitim, notwendig, ja angeraten –, doch über den Ton, und der macht die Musik.


Tonsetzer

Zwei Beispiele zum Beleg: Mit Donnern setzt Sebastian Hammelehle auf Spiegel Online ein und nennt das Grass-Elaborat einen »lyrischen Erstschlag« ­– »und das von deutschem Boden«. Das sitzt; Hammelehle nimmt offenbar übel. Vor allem dies: Kritik an Israel, da irre Grass, sei gar nicht antisemitisch. »Müsste man sie im Zweifelsfall nicht eher antiisraelisch oder vielleicht antizionistisch nennen?«, fragt er. Das scheint des Kritikers große Sorge. Und auch noch das: Sich dergestalt zu äußern, sei gar nicht verboten. Hammelehle wirft Grass »die Frivolität des Tabubruchs« vor, als wolle er sich und seinen Deutschen das längst Erreichte nicht nehmen lassen, nämlich ungehindert von äußeren wie inneren Zensoren sagen zu können, was einem auf der Leber liegt: »Erst kürzlich konnte der SPD-Chef Sigmar Gabriel doch ganz unbehelligt von ›Apartheid‹ in Hebron schwadronieren. Wurde er bestraft? Nein.«

Empirisch richtig, normativ falsch, doch letzteres ficht Hammelehle nicht an. Dabei müht er sich persönlich durchaus um die Staatsräson, sieht Israel »von Feinden umzingelt« und hat auch nichts gegen deutsche U-Boote für den jüdischen Staat. Doch wie es in ihm trotzdem denkt, kann er nur schlecht verbergen: »Ob es in absehbarer Zeit, wie im Gedicht unterstellt, zu einem Atomangriff kommt, mit dem Israel das ›iranische Volk auslöschen könnte‹, ist keineswegs sicher.« Keineswegs sicher. So räumt er kulant eine Restwahrscheinlichkeit ein, dass Israel keinen atomaren Erstschlag plant, und auch keine 75 Millionen Iraner zu vernichten trachtet. Jetzt einen »Faktencheck« zu bemühen, wäre zwar medientypisch, aber absurd: Wo es so denkt, sind Fakten obsolet.

Deutlicher noch wird Stefan Reinicke, aber der schreibt auch für die taz: »Richtiges Motiv, falscher Ton«. Er kritisiert zunächst die Form, denn »Leitartikel in Lyrikform sind immer Mogelei«, und fordert eine »klare Beweisführung«. Einen »atomaren Erstschlag Israels auf Iran« gäben dann selbst die »schlimmsten Untergangsszenarien« nicht her. Ende der Beweisführung, es folgt die Offenbarung: »Nein, Grass ist kein Antisemit, und sein Motiv, vor dem drohenden Militärschlag Israels gegen Iran zu warnen, ist legitim. Man muss dieses Anliegen gegen den egomanen Autor verteidigen – und erst recht gegen Kritiker, die mit dem Verdikt ›Antisemitismus‹ Israel gegen jede scharfe Kritik imprägnieren.« Der Dissens ist lediglich einer in der Form, und Grass schadet nur dem gemeinsamen Anliegen: »Im schlimmsten Fall nutzt er damit ausgerechnet den Falken, die den israelischen Angriff wollen.« Reinicke geht es somit um nicht weniger als die Rettung der »Israelkritik« vor einem unkontrollierbar gewordenen Alten, der die Sache zu desavouieren droht.


Selbstbeschwörung

So also argumentieren nicht wenige vorgebliche Kritiker von Grass, von seinen offenen Apologeten ganz zu schweigen – um die soll es hier allenfalls am Rande gehen. Sie werden zahlreicher und in den Medien vernehmbarer. Sie sind des Volkes wahre Stimme – das zeigen die Reaktionen in Leserbriefen, Onlineforen und Höreranrufen. Doch in der öffentlichen Debatte geben immer noch die Antigrassisten den Ton an. Und dieser klingt in seiner Monotonie nach Selbstbeschwörung:

  • Außenminister Guido Westerwelle hält es für absurd, »Israel und Iran auf eine gleiche moralische Stufe zu stellen«. (Wenn Westerwelle zugleich konstatiert, Deutschland setze sich »für eine atomwaffenfreie Zone im gesamten Nahen und Mittleren Osten ein«, dann klingt darin ein Motiv von Grass an, dann kann das durchaus als Drohung in Richtung Israel verstanden werden.)
  • Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz, stellt fest: »Grass verwechselt Ursache und Wirkung«; »mit seinem politischen Urteil liegt er völlig daneben«. (Polenz’ Engagement für Waldorfpädagogik, »moderaten Islamismus« und freundschaftliche »Israelkritik« ist gleichwohl Legende.)
  • Rolf Hochhuth schließlich schämt sich »als Deutscher« und unterstellt Grass, er sei schlicht der SS-Mann geblieben, der er einst freiwillig wurde. (Hochhuth ist jener »Antifaschist«, der in der Jungen Freiheit den Holocaustleugner David Irving als einen »fabelhaften Pionier der Zeitgeschichte« bezeichnete.)

Die Liste der Empörten aus Politik und Kulturbetrieb ließe sich beliebig verlängern. Wenn aber die Räson der Merkel, das Eintreten für das Existenzrecht Israels, von solch bundesrepublikanischer Selbstverständlichkeit wäre, wie es gerade in Anbetracht der Unzahl sendungsbewusster Antigrassisten erscheint, dann wäre das Ausmaß der Empörung unnötig. Die Vehemenz der Grass-Kritiker erscheint in diesem Lichte unsouverän. Das hat Gründe.


Exorzismus

Zum einen scheint es bei den Besseren der Kritiker ein autosuggestives Moment zu geben: Die Gewissheit nämlich, Deutschland stünde in der Not zu Israel, ist zu fragil. Den wiedergutgewordenen Deutschen wird allenfalls zweifelnd Glauben geschenkt. Das ist vernünftig. Noch größere Einmütigkeit als gegen Grass gab es nämlich, als es einmal konkret wurde – gegen Israel: Am 1. Juli 2010 kannte der Bundestag keine Parteien mehr und votierte einstimmig für eine Resolution, in der »die unmittelbare, bedingungslose und dauerhafte Öffnung von Zugängen zu Gaza« gefordert wurde; die Gaza-Blockade sei zu beenden, und zwar sofort. Das war die unzweideutige Parteinahme gegen Israel und sein Interesse, arabische Terrorbanden am freien Güter- und Personenverkehr zu hindern; das war, auf seine Konsequenz hin gedacht, ein Kapitulationsaufruf an den jüdischen Staat. Eine Grass-Kritik, die das nicht mitdenkt und den Konsens der hohlen Phrase beschwört, der in der Praxis nichts bedeutet, ist bestenfalls wishful thinking.

Zum anderen scheinen die Schlechteren der Kritiker, jene, die sich um die Rettung der »Israelkritik« mühen – und das ist die Mehrheit –, erschrocken, weil sie sich in Grass selbst wiedererkennen. Darum betreiben sie einen doppelten Exorzismus: Es wird der alte Nazismus, der in seiner Sprache aufscheint, ebenso ausgetrieben wie das, was sich in seiner Sprache bis zur Kenntlichkeit entstellt: So meint man es selbst ja gar nicht, und schon gar nicht in dieser Diktion. Das ist durchsichtig: Da die von Nazideutschland angestrengte »Endlösung« unvollendet blieb, bildet seitdem der wehrhafte Zionist das peinigende Gegenbild zu jenem schicksalsergebenen Juden, der dem in der Barbarei gescheiterten Westen überhaupt noch erträglich erscheint. Darauf gründet sich ein doppeltes psychologisches Bedürfnis: zu brechen mit dem alten Antisemitismus, und sei es der Form halber, und zugleich seinen Frieden zu machen. Und da dieser nicht mit Israel gelingen kann – der real existierende Judenstaat ist immer auch lebendige Erinnerung an sechs Millionen Ermordete –, dann eben als Frieden gegen Israel.**

Diese beiden Bedürfnisse werden versöhnt im sprachlich Maß haltenden und moralisch einwandfreien Pazifismus der Äquidistanz; man »kritisiert« Israel als »Freund« ja nur zu dessen angeblich eigenem Besten, und man tut dies in einer durch die NS-Vergangenheit unbelasteten Sprache. Günter Grass hat diese Versöhnung aufgekündigt; das ist sein Vergehen. Wenn nämlich der Alte nun in altem Jargon gegen Israel tönt, dann befindet er sich außerhalb des Cordon sanitaire, der im postnazistischen Diskurs errichtet wurde. Im Grunde findet er aber nur zurück zu jener Sprache, die unverstellt den Blick darauf zulässt, was eigentlich gemeint ist.

Einigkeit existiert zwischen den tonangebenden falschen Kritikern und den sich langsam aus der Deckung wagenden wahren Freunden von Grass darüber, dass man zur Tagesordnung zurückkehren müsse. Und auf dieser steht unvermindert Israel – als deutsche Obsession. Schluss also mit einer »Diskussion, die einem wenig sagt über das, was im Nahen Osten passiert«, mit diesem Selbstgespräch »so voller Wehleidigkeit, Selbsthass und mühsam unterdrückter Aggression«. Zurück dafür zum Judenstaat, der künftig von seinem Hausrecht Gebrauch machen und Grass die Einreise verweigern will. Das mag ein symbolischer Akt sein, aber er bedeutet für den Antisemiten, dass man auf dessen vorgebliche Verbundenheit – Grass gibt ja in seinem Elaborat vor, ein Freund Israels zu sein und dies auch bleiben zu wollen – keine einzige Agora gibt. (Diese kleine Münze ist ohnehin schon seit langem aus dem Verkehr gezogen.) Dies hält man hierzulande für unangemessen respektive überzogen, und eben jene Medien, die sich gerade noch über Grass echauffierten, lassen nun ihre guten Juden die Entscheidung Israels verdammen – ob durch Avi Primor (die Entscheidung sei »übertrieben und populistisch«), Moshe Zimmermann (»Zensur« sei am Werk, die »nicht untypisch für Israel« sei) oder Tom Segev (»Damit rückt Israel sich in die Nähe Irans«). So geht »Israelkritik« heute – willkommen zurück in der deutschen Realität.


Kunstsimulation

Eines noch zum Versagen der Grass-Kritik, weil sie es nicht wirklich ernst meint: Was der »Dichter« da fabrizierte, als Lyrik weiter gelten zu lassen, und sei es als schlechte, ist ein Anschlag auf die Kunst. Dieser Anschlag ist nicht minder perfide als das öffentlich-rechtlich erklärte Anliegen des Alten, sich mit seiner Schundproduktion in eine Reihe von Walther von der Vogelweide über Heinrich Heine bis Bertolt Brecht zu stellen. (Dass er sich in einem Atemzug mit Erich Fried nennt, ist allerdings berechtigt.) Wenn es noch eines letzten Beweises bedurft hätte, dass engagierte Kunst nichts anderes ist als Engagement für Weltanschauliches im Tarnmantel einer Kunstsimulation (und damit eine Lüge) und dass die Tarnung notwendig versagt, sodass pure Ideologie erscheint, dann hat Grass diesen erbracht. Form follows function, und darum gilt: Eine Kritik, die beim greisen Dichterdenker nicht Form und Inhalt in ihrer jeweiligen Unerträglichkeit aufeinander bezieht, macht sich mit dem vorgeblich Kritisierten auf halber Strecke schon gemein. Während der Alte denkend als erledigt gilt, soll er allenfalls noch dichten dürfen. Am Ende seines Interviews wünscht sich der dauergrinsende Tom Buhrow von Grass dann auch, was nur ein nächstes Grauen wäre: einen neuen Roman.

Da also die Kritik an Grass so überlaut, übermächtig und im Argument oft so labil ist und da sie in der politischen Praxis wenig zu bedeuten hat, gibt sie unfreiwillig ihr Wesen preis. Sie zieht eine Demarkationslinie zu Grass, zum Unsäglichen, um zu salvieren, was sich im Ton mäßigt, auch wenn es Gleiches meint. Die neue Zeit hat ihren neuen Jargon, da stört das desavouierte Raunen des Alten. Wir erleben: den überfälligen Vatermord der Grassdeutschen.

Deutschland empört sich. Doch nichts ist gut.


Anmerkungen
* Eike Geisel prägte einst die Wendung von der »Wiedergutwerdung der Deutschen«. Aber Geisel ist tot, und weil er sie nicht freundlich meinte und obendrein noch Recht hatte, will kaum jemand sich noch an ihn erinnern.
** Man müsste an dieser Stelle den israelischen Psychoanalytiker Zvi Rex zitieren, dass nämlich die Deutschen den Juden Auschwitz nie verzeihen. Aber das wird dieser Tage schon oft genug getan, nur meist ohne darauf abzuheben, was das recht eigentlich bedeutet.

Zum Foto: Von Günter Grass gestiftetes, mit einem Graffito versehenes Denkmal. Göttingen, 7. April 2012.

http://lizaswelt.net/2012/04/09/der-vatermord-der-grassdeutschen/

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Was gesagt werden muss

Gedicht für Günter (unterstufenlyrisch)

Mit letzter Tinte ächzt der Alte
in ungereimter Poesie:
Dass die sich nicht mehr schlachten lassen,
verzeihe ich den Juden nie.

Der Jude will Atomraketen.
Der Jude will den Weltenkrieg.
Der Jude will uns alle meucheln.
Am Ende droht des Juden Sieg!

Da muss man doch was machen können,
und wenn nicht wir, dann der Iran.
Mahmud, mein alter Mullahkumpel!
I shout it out loud: Yes, you kann!

Der Günter fühlt sich ganz verwegen,
der Greis ist wieder jung, vital.
Die Lösung einst ging zwar daneben,
versuchen wir’s halt noch einmal!

So denkt’s im deutschen Dichterdenker.
Er rülpst und rotzt es aufs Papier.
Sein Wahn kennt keine Einsamkeit.
In Deutschland gilt: Vom Ich zum Wir.

Boris Yellnikoff
(der für dieses Gedicht den Nobelpreis verlangt)

http://lizaswelt.net/2012/04/04/was-gesagt-werden-muss/

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Karneval der Empörten

In Magdeburg wurde anlässlich einer Nazi-Demo und der Proteste dagegen vollends ununterscheidbar, wer auf welcher Seite steht.


VON TJARK KUNSTREICH UND JOEL NABER


Die Häftlingsuniformen reichten nicht, auch die Gesichter hatten sie sich grau angemalt, um die Wohlstandsrosigkeit zu kaschieren: Eine Gruppe von Demonstranten, die gegen den Nazi-Aufmarsch in Magdeburg am 14. Januar protestieren wollten, hatte sich da etwas ganz Besonderes ausgedacht. Allerdings waren sie nicht barfuß unterwegs oder in Holzschuhen; so sieht man auf dem Foto oben die Markenschuhe, die Authentizität hat schließlich ihre Wettergrenzen. Wer nun vermutet, dass es sich hier um besonders radikale Gegner handelte, die zu jeder Form der Verhinderung eines Aufmarsches der Nazis bereit gewesen wären, hat weit gefehlt. Nicht nur, dass man sich schlicht auf die Straße legte, um sich wegtragen zu lassen. Um den Anschein allzu großer Identifikation mit den Opfern des Nationalsozialismus gar nicht erst aufkommen zu lassen, legten diese Leute eine Erklärung in Form eines Transparents vor, auf dem stand: »FÜR DAS ERINNERN – Wir trauern um jeden Menschen, den wir an den Faschismus verlieren«.

Erinnern an was? Und wer ist das »Wir«, das Menschen an den Faschismus verliert? Die Selbstverständlichkeit, mit der man sich an die Stelle der Opfer setzt und die schon für sich genommen pervers ist, setzt sich reibungslos fort in der Nonchalance, mit der im selben Moment die Opfer des Nationalsozialismus durch die Nazis ersetzt werden, »die wir an den Faschismus verlieren«. Was suggeriert das anderes als: Wir könnten uns doch, im ERINNERN, so gut verstehen! Diese Ergänzung des Nazi-Gedenkens an die Bombardierung Magdeburgs steht in der schlechten Tradition des DDR-Antifaschismus, der schon immer die Opfer der Vernichtung vereinnahmte und damit zugleich zum Verschwinden brachte – doch es geht noch eine Stufe weiter: Das kämpferische Moment der Kommunisten ist der Identifikation mit der den Opfern zugedachten Passivität gewichen, die als Unschuld imaginiert wird.

Ehemalige KZ-Häftlinge haben zu verschiedenen Gelegenheiten ihre Uniformen wieder angezogen – manchmal auch solche Überlebende, die nicht im KZ waren –, um beispielsweise gegen Berufsverbote zu protestieren oder für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter zu demonstrieren. Schon das war fragwürdig, aber es war die Sache der Überlebenden. Allerdings war ihr Erscheinen vor dem Majdanek-Prozess oder anlässlich von IG-Farben-Aktionärsversammlungen Ausdruck ihres Interesses und ihrer Anliegen – gegen eine Gesellschaft, die die Tatsache, dass sie diese Uniformen einst trugen, verleugnete. Mit dem Tod der Überlebenden hat sich diese Form des moralischen Appells gegen das Vergessen erledigt. Nicht erledigt hat sich dagegen offenbar die Attraktivität des Opferstatus – die obszöne Verkleidung bringt schlafwandlerisch die neueuropäische Moral der Empörten zum Ausdruck, die sich von den Altnazis gestört fühlt, aber sie instinktiv auf ihrer Seite zu wissen wünscht. Denn an Gemeinsamem – dem ERINNERN an die Schrecken des alliierten Bombenkriegs und an die Gegenwart der fortdauernden Schrecken des globalisierten Kapitalismus – mangelte es doch nicht.

Dass sich das in Magdeburg abspielt, jener Hochburg der Vereinigung von west- und ostdeutschem Antiimperialismus, ist kein Zufall: Von allem war die Rede vor diesem Nazi-Aufmarsch, nur nicht vom Antisemitismus und vom Hass auf Israel. Wer davon spräche, würde im Handumdrehen Demonstranten wie Gegendemonstranten vereint gegen sich sehen. Die europäische Unschuld, die heute lieber morden lässt, statt selbst zu morden, fühlt sich von den bösen ewiggestrigen Nazis, denen man zumindest zugestehen muss, dass sie negativ die Wahrheit der europäischen Geschichte repräsentieren, eben so sehr gestört, wie sie sie zur Selbstvergewisserung braucht. In wenigen Wochen wird sich das Gleiche in Dresden abspielen, eine Selbstversicherung für deutsche Antifaschisten, die ohne Nazis in eine Identitätskrise gerieten – nicht von ungefähr sah man auf der Seite der Gegendemonstranten kein Transparent, das die Lüge von den »alliierten Mördern« angegriffen hätte. Denn darin ist man sich einig: Deutsche Opfer sind keine Täter.

http://lizaswelt.net/2012/01/16/karneval-der-empoerten/

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Der Hass auf die Freiheit

Nine-Eleven und der Furor gegen den Individualismus – drei Thesen. Dokumentation eines Vortrags von Tilman Tarach, gehalten im Rahmen der Freiburger Thementage Antisemitismus am 10. September 2011 und hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors.


VON TILMAN TARACH


I.

Nicht nur Osama bin Laden und seine heimlichen sowie offenen Sympathisanten sehnten sich die Zerstörung New Yorks herbei. Schon über Adolf Hitler schrieb Albert Speer in seinen Spandauer Tagebüchern: „Ich erinnere mich, wie er sich in der Reichskanzlei Filme vom brennenden London, vom Feuermeer über Warschau, von explodierenden Geleitzügen vorführen ließ und welche Gier ihn dann jedes Mal erfasste. Nie aber habe ich ihn so außer sich gesehen wie gegen Ende des Krieges, als er wie in einem Delirium sich und uns den Untergang New Yorks in Flammenstürmen ausmalte. Er beschrieb, wie sich die Wolkenkratzer in riesige, brennende Fackeln verwandelten, wie sie durcheinander stürzten, wie der Widerschein der berstenden Stadt am dunklen Himmel stand, und er meinte, wie aus einer Ekstase zurückfindend, Saur solle den Entwurf Messerschmidts für einen vierstrahligen Fernbomber sofort in die Wirklichkeit umsetzen.“ [1]

Nun ist Speer zwar ein zweifelhafter Zeuge, aber es existiert auch eine Karte aus dem Jahr 1944, die einen deutschen Angriff auf Manhattan und die zu erwartenden Zerstörungen skizziert. [2] Das Zitat und die Karte erinnern in geradezu unheimlicher Weise an 9/11, und in der Tat kann der Angriff auf die Twin Towers als späte Erfüllung eines leidenschaftlichen nationalsozialistischen Wunsches verstanden werden. Allerdings wird die ideologische Nähe der Attentäter von 9/11 zum Nationalsozialismus weitgehend geleugnet.

Osama bin Laden hatte sich schon in seiner Schulzeit der Muslimbruderschaft angeschlossen, deren Gründer Hassan al-Banna ein glühender Bewunderer Mussolinis und Hitlers war, die „ihre Völker zu Einheit, Ordnung, Erneuerung, Macht und Ruhm“ geführt hätten. Auch von Hitlers Rundfunkreden und den Deutschen war al-Banna begeistert, wohingegen er die „Verwestlichung“ und „Verweichlichung“ der Ägypter kritisierte, die leider von einer „Liebe zum weltzugewandten Leben und einem Hass auf den Tod“ erfasst worden seien. [3]

Die Parole „Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod“ ist bekannt geworden durch die Madrid-Attentäter aus dem Jahr 2004, in Wahrheit jedoch gehört sie zum Standardrepertoire der antiwestlichen islamistischen Verlautbarungen. Bin Laden äußerte sich schon 1996 in einer an die Amerikaner gerichteten Fatwa wie folgt über seine jungen Anhänger: „Diese jungen Männer lieben den Tod, so wie ihr das Leben liebt.“ [4] Dass insbesondere die Juden „eher das Leben lieben“, wohingegen „wir“ – die Palästinenser – „eher den Tod lieben“, hört man in den palästinensischen Gebieten mitunter von ganz normalen Bewohnern (auch Ulrich W. Sahm berichtet dies), und auch verschiedene hochrangige Hamas-Vertreter gaben Ähnliches bereits zum Besten, etwa Fathi Hamad und Ismail Haniya.

Der wichtigste geistige Pate bin Ladens war der Ägypter Sayyid Qutb, einer der bedeutendsten islamistischen Theoretiker der Muslimbruderschaft. In seinem 1950 veröffentlichter Aufsatz Unser Kampf mit den Juden schrieb Qutb beispielsweise: „Allah hat Hitler gebracht, um über sie zu herrschen; […] und Allah möge (wieder) Leute schicken, um den Juden die schlimmste Art der Strafe zu verpassen; damit wird er sein eindeutiges Versprechen erfüllen.“

Was nun Osama bin Laden betrifft, so haben sich weite Teile der europäischen Gesellschaft noch nicht einmal zu dem sprichwörtlichen schrecklichen Verdacht durchgerungen, er könnte etwas gegen Juden gehabt haben. Der diesbezügliche, ziemlich ausführliche deutsche Wikipedia-Eintrag beispielsweise erwähnt dessen Antisemitismus mit keiner Silbe, obwohl er in bin Ladens Ideologie eine zentrale Stellung einnahm und seine Texte vor antisemitischer Hetze nur so strotzen. „Der jüdische Feind ist der Aggressor, der Verderber der Religion und der Welt“, erklärte er 1994; ein Jahr später bezeichnete er die „Palästinafrage“ als „die Mutter aller muslimischen Anliegen“. Im November 2001 sagte er in einer Video-Botschaft: „Wie sollen die armen Mütter von Palästina ertragen, dass ihre Kinder vor ihren Augen den Unterdrückern, den jüdischen Polizisten zum Opfer fallen, mit der Unterstützung der USA, mit Flugzeugen und Panzern der USA? Wer zwischen Amerika und Israel unterscheidet, ist der wahre Feind der Umma.“ Und in seinem „Brief an Amerika“ vom November 2002 schrieb er: „Euer Gesetz ist das Gesetz der Reichen und Mächtigen, die in ihren Parteien Hof halten und Wahlkampagnen durch ihre Geschenke finanzieren. Hinter ihnen stehen die Juden, die eure Politik, eure Medien und eure Wirtschaft kontrollieren.“ (Auch dies könnte aus der Feder der Nationalsozialisten stammen, die ja hinter den Alliierten ebenfalls nur Juden sahen.) In seinem Brief „an die Völker Europas“ schließlich erklärte bin Laden im April 2004: „Präsident Bush und die anderen Regierungsvorsitzenden, die großen Medienkonzerne, die Vereinten Nationen, die zwischen den militärischen Führern und der mächtigen Generalversammlung ihre Gesetze erlassen – sie alle sind nur Agenten der Täuschung und Ausbeutung. Diese und andere Gruppen sind eine tödliche Gefahr für die gesamte Welt, und die gefährlichste und komplexeste ist die Lobby der Zionisten.“ [5]

Personen aus dem Hamburger Umfeld von Mohammed Atta, dem wohl bedeutendsten der 19 Attentäter des 11. September, attestierten diesem unumwunden ein „nationalsozialistisches Weltbild“. Die Juden waren für ihn die „Strippenzieher der Medien, der Wirtschaft, der Politik“, und natürlich steckten sie auch hinter den Kriegen am Golf, auf dem Balkan, in Tschetschenien und so weiter. Atta wünschte sich einen Gottesstaat vom Nil bis zum Euphrat, das heißt: die Zerstörung Israels. Die Juden, so Atta, wollten letztlich den Islam ausrotten, und das „Zentrum des Weltjudentums“ befinde sich in New York. [6] Schon Abdul Rahman Yasin, der am 1993er-Anschlag auf die Twin Towers beteiligt war, hatte sich in den Wahn hineingesteigert, die Mehrzahl der im World Trade Center arbeitenden Menschen seien Juden.

Gleichwohl erntet man insbesondere innerhalb großer Teile der politischen Linken bestenfalls Kopfschütteln, wenn man den antisemitischen Charakter von 9/11 benennt; nicht selten wird ein solcher Hinweis gar empört zurückgewiesen, als Denunziation des wackeren Kämpfers Osama bin Laden nämlich, der doch zumindest „objektiv“ als Antiimperialist zu gelten habe. Das antisemitische Weltbild der Täter wird also verleugnet oder verharmlost – so wie insbesondere die politische Linke in der Weimarer Republik den Antisemitismus der Nazis allzu leichtfertig bagatellisiert hatte (als „Nebenwiderspruch“ beispielsweise). Und die Interviews bin Ladens sowie die sonstigen antisemitischen Äußerungen der Gotteskrieger werden kaum zur Kenntnis genommen, so wie in der Weimarer Zeit die Europäer einschließlich der Linken es kaum für nötig befanden, Mein Kampf zu lesen und zu skandalisieren.


II.

Der Hassschwerpunkt aller Antisemiten ist gegen die Idee der Emanzipation des Individuums von den Zwängen der Natur und vor allem der Gesellschaft gerichtet; Judenfeinde sind stets Feinde der individuellen Freiheit und der Geistes. Nicht das Subjekt mit all seinen Bedürfnissen steht im Vordergrund, sondern ein religiöses oder nationales Kollektiv: Was früher die Christenheit war, ist heute die Umma oder die mit der Scholle verwachsene, gleichsam naturwüchsige Volksgemeinschaft. Das zeigt sich auch an den gängigen antizionistischen Parolen: Es ist eher selten die Rede von der „Freiheit für die Palästinenser“, weitaus häufiger wird die „Freiheit für das palästinensische Volk“ gefordert. Antisemiten sind geprägt von der Angst vor dem Verlust der Nestwärme der eigenen Gemeinschaft, von der Angst vor der Freiheit und der mit der Freiheit stets verbundenen Unsicherheit und Notwendigkeit der intellektuellen Anstrengung. Die Delegation jeder Entscheidung an eine Autorität bzw. an ein Kollektiv jedoch führt zur intellektuellen Verwahrlosung.

Antisemiten haben infolgedessen eine regelrechte Knechtsgesinnung gegenüber ihrem eigenen, paternalistisch strukturierten Kollektiv, und zur Selbstversicherung werden regelmäßig die Juden als (vermeintlich) religiöses – oder Israel als nationales – Gegenkollektiv wahrgenommen und gehasst (aber zugleich heimlich beneidet), denn sie werden als gleichschaltungsresistent imaginiert und erinnern den Antisemiten unbewusst an seine eigene armselige Existenz in seiner freiwilligen Unterwerfung unter seine eigene Gemeinschaft. Es ist, als würde die gesichtslose, dem Herdentrieb folgende graue Maus den Juden vorwerfen: „Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod!“

Dies alles gilt jedoch nicht nur in Bezug auf Israel, sondern tendenziell auch in Bezug auf Amerika. Bezeichnend ist schon die vor allem im isla­mi­schen Raum häufig anzutreffende Bezeichnung der USA als „großer Satan“ (neben dem „kleinen Satan“ Israel), denn gerade die Figur des Satans ist es, die einen in Versuchung führt, die also insgeheim eine (freilich verleug­nete) Attraktivität ausstrahlt. Amerika steht bei den Gotteskriegern und ihren europäischen – heimlichen oder bekennenden – Freunden im Verdacht, die Moderne zu repräsentieren, den „seelenlosen“ Materialismus, die Gleichstellung der Frau, die geistige sowie sexuelle Libertinage und die individuellen Freiheitsrechte. Und in diesem Verdacht standen die USA seit ihrer Entstehung; er besteht gänzlich unabhängig von einer möglicherweise guten oder schlechten amerikanischen Außenpolitik.

Überdies beäugt manch ein Blut-und-Boden-Obsku­rantist die Vereinigten Staaten schließlich auch deshalb miss­trauisch, weil sie keine „Blutsnation“ sind, also nicht wirklich auf einer gemeinsamen Ab­stam­mung (oder wenigstens auf einer gemeinsamen Religion) beruhen und nicht „mit ihrer Scholle verwachsen“ sind – anders als manche europä­ische und vor allem arabische Staaten, deren „Volksge­meinschaften“ als natur­wüchsig und autoch­thon wahrgenommen und den „künstlichen“, multi­kulturellen, mit­unter als „jü­disch versippt“ halluzinierten USA gegenübergestellt werden. Es ist ja gerade das Merkmal der Künstlichkeit, das beson­ders gerne auch gegen Israel in Anschlag gebracht wird, wie schon der beliebte, abfällige Begriff „zionistisches Gebilde“ belegt.

Der aggressive Wunsch der Antisemiten, die Juden als Störenfriede der eigenen Friedhofsruhe loszuwerden, verdichtet sich letzten Endes im Verlangen nach Elimination. Es handelt sich dabei um den von Freud beschriebenen unbewussten Vorgang der Projektion; Antisemiten sind daher in der Regel nicht dazu fähig, ihre Empfindungen zu reflektieren. Beim Antisemitismus handelt es sich also um nicht weniger als eine Massenpsychose.

Um die eigene Aggressivität zu kaschieren, werden dabei die Juden stets als Angreifer halluziniert. Früher hieß es in diesem Zusammenhang „Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei Juden!“, heute wird Israel zum Aggressor gemacht, zu dem Staat, der wie kein anderer den Weltfrieden bedrohe und Palästinenser quäle, obwohl doch Israel seit über 60 Jahren bedroht und angegriffen wird und obwohl die Palästinenser, die in Israel leben – also die israelischen Araber – unvergleichlich mehr Rechte und Freiheiten haben als die Palästinenser in jedem arabischen Staat.

Aber seit dem 8. Mai 1945 gibt es in Deutschland keine Antisemiten mehr, es gibt nur noch „Israelkritiker“. Doch so wie der Antisemitismus in Adornos berühmt gewordenen Diktum als „das Gerücht über die Juden“ beschrieben wurde, so ist der Antizionismus das Gerücht über Israel.


III.

Die Juden, die so genannten Volksfeinde, die Schwulen, die Intellektuellen, aber auch alle anderen, die im Verdacht stehen, das eigene Glück zum Handlungsmaßstab zu machen, wirkten „zersetzend“ – so heißt es. „Zersetzen“ bedeutet hier, ein Kollektiv in seine Einzelteile aufzulösen. Wer sich dem Kollektiv nicht unterwirft, wer alleine durch seine Existenz beweist, dass man sich sozialem Druck nicht beugen muss, der gilt nicht selten als (Volks-)Verräter oder fremdgesteuerter Spion. Diesen Vorwurf mussten nicht nur linke Dissidenten immer wieder fürchten, sondern beispielsweise auch palästinensische Araber, die sich dann doch lieber für ein eigenes gutes Leben einsetzten statt für den Tod der Juden. Tausende von ihnen wurden in den letzten Jahrzehnten ermordet, unter dem Vorwurf, sie seien Kollaborateure mit Israel.

Aber auch anderen wird vorgeworfen, Agenten in fremdem Dienst zu sein. Die aus Bangladesch stammende Schriftstellerin Taslima Nasrin etwa wurde von fanatisch-muslimischer Seite verdächtigt, eine jüdische Spionin zu sein, weil sie Islamkritik betreibt und sich für Frauenrechte einsetzt. Und die Vertreter sowohl der linken als auch der rechten Opposition gegen Stalin wurden regelmäßig als „Agenten des Imperialismus“ oder einer jüdischen Weltverschwörung denunziert. Vergleichbare Anwürfe wurden immer wieder auch gegen Karl Marx, Sigmund Freud oder Theodor W. Adorno erhoben und ebenso – beispielsweise in den unsäglichen „Protokollen der Weisen von Zion“ – gegen die Anhänger der Französischen Revolution. Im Grunde haben wir ein analoges Phänomen schon beim europäischen Hexenwahn, denn auch die als Hexen bezeichneten Frauen wurden als von einer höheren, fremden Macht – dem so genannten Teufel – gesteuert betrachtet. Und wer heute insbesondere innerhalb eines linken sozialen Umfelds solidarisch mit Israel ist, dem wird ebenfalls nicht selten unterstellt, fremdgesteuert zu sein: Früher rief man ihm „Judenknecht“ nach, heute gilt er bevorzugt als „Imperialistenknecht“ oder als „Marionette der israelischen Regierung“.

In das kleine Hirn dieser Leute passt der Gedanke also nicht, dass man aus Überzeugung und Gründen der Vernunft eine Position einnimmt, die doch so weit entfernt ist von dem, worauf man sich stillschweigend geeinigt hat; denn zumindest der latente Antisemitismus ist ja, wenn man so will, ein konstanter Bestandteil der europäischen Kultur. Nicht sein kann, was nicht sein darf – deswegen gilt man dann den zur Reflexion unfähigen Kleingeistern als Agent einer als übermächtig imaginierten Institution. Die eigene, unabhängig von irgendwelchen Massen angeeignete Erkenntnis wird also als fremdbestimmt denunziert, und die Ressentiments und niedrigsten Instinkte aus dem Bodensatz der Gesellschaft werden als ureigenste Identität gefeiert. Kurz: Das Eigene gilt als fremd, das Fremde gilt als Eigenes.

Anmerkungen:
[1] Albert Speer: Spandauer Tagebücher, Berlin 1993, S. 126f. (Eintrag vom 18.11.1947).
[2] Die Karte stammt ursprünglich aus der Arbeit des für die Nationalsozialisten arbeitenden Luftfahrttechnikers Eugen Sänger, im Original zugänglich im Archiv des Deutschen Museums München (Nachlass Sänger, NL 230 und Vorl. Nr. 0121).
[3] Vgl. Efraim Karsh: Imperialismus im Namen Allahs. Von Muhammad bis Osama Bin Laden, München 2007, S. 313f.; Matthias Küntzel: Djihad und Judenhaß. Über den neuen antijüdischen Krieg, Freiburg 2002, S. 23.
[4] Hans-Gerhard Kippenberg/Tilman Seidensticker (Hg.): Terror im Dienste Gottes. Die „geistliche Anleitung“ der Attentäter des 11. September 2001, Frankfurt am Main/New York 2004, S. 96.
[5] Zitate aus Marwan Abou-Taam/Ruth Bigalke (Hg.): Die Reden des Osama bin Laden, Kreuzlingen/München 2006, S. 36, 48, 116, 141, 150.
[6] Der Spiegel 36/2002, S. 117.

Zum Foto: Palästinenser feiern die Terroranschläge von Nine-Eleven. Gaza, 11. September 2001.

http://lizaswelt.net/2011/09/28/der-hass-auf-die-freiheit/

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„Gerade wir als Deutsche“

Das Schuldbekenntnis heißt vielmehr, wir und die Nazis gehören zusammen, der Krieg ist verloren, wir müssen Abbitte tun, sonst kommen wir nicht rasch genug wieder hoch. Erst wenn die Sieger Konsequenzen ziehen wollten, griff man zur unverschämten Lüge und behauptete das Gegenteil der Schuld, „wir haben nichts davon gewusst“, anstatt „wir wollen es nicht wissen“. Selbst noch das Ich stand für das Wir. Ich war kein Nazi, im Grunde waren wir’s alle nicht. Das Wir ist die Brücke, das Schlechte, das den Nazismus möglich machte. Der Unterschied zwischen dem Einzelnen und dem Kollektiv wird eingeebnet, wer ihn bewahrt, steht draußen, gehört nicht zu ‚uns’. […] Wer in der Politik und vielen anderen Sparten von sich selbst spricht und die Landsleute als ‚sie’ bezeichnet, erscheint, auch wenn die Hörenden es nicht realisieren, ihnen als Verräter – nur im Zufallsfall als anständiger Mensch. (Max Horkheimer: Notizen 1950 bis 1969 und Dämmerung: Notizen in Deutschland, Frankfurt/Main 1974)

Er zählt zwar schon 85 Lenze, aber dass er sich aufs Altenteil zurückgezogen hätte, kann man von Alfred Grosser wirklich nicht behaupten. Im Gegenteil: Er verfolgt eine regelrechte Mission, die darin besteht, den Deutschen die „Israelkritik“ als ultimative Lehre aus dem Holocaust schmackhaft zu machen. Praktischerweise ist der diesbezügliche Appetit der Angesprochenen ohnehin nahezu zügellos, weshalb sie den Publizisten und Politikwissenschaftler überaus gerne als jüdischen Ehrengast zu Tisch bitten, neuerdings auch und gerade bei Festbanketten wie etwa am 9. November des vergangenen Jahres in Frankfurt am Main. Dafür wiederum ist Grosser so dankbar, dass er keine Gelegenheit auslässt, seine geschichtspolitischen Kochrezepte unters (deutsche) Volk zu bringen. Und so fand sich kurz vor dem Jahreswechsel in der FAZ unter der Überschrift „Die deutsche Kollektivschuld ist wieder da“ aufs Neue ein exquisiter Beitrag zur Haute Cuisine der Vergangenheitsbewältigung.

Grosser hatte nämlich im Deutschen Historischen Museum zu Berlin die Ausstellung „Hitler und die Deutschen“ besucht und war anschließend „voller Empörung über die Grundeinstellung des Ganzen“, die da gelautet habe: „Das deutsche Volk war kollektiv schuldig.“ Der Widerstand werde „in seinen verschiedenen Formen bagatellisiert“, außerdem wisse man „doch heute, wie viele nichtjüdische Deutsche jüdischen Deutschen geholfen haben“. Überhaupt sei die Frage, wer von den Verbrechen Kenntnis gehabt habe, noch immer „schwer zu beantworten“, und längst gebe es Beweise, die zeigten, „wie gering die Kriegsbegeisterung gewesen ist und wie klein die Rolle der Judenfeindlichkeit war“. Kurzum: „Als jemand, der seit Kriegsende versucht, ‚den’ Deutschen der Hitler-Zeit Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, bin ich, wie schon gesagt, empört.“

Diese Zuschrift druckte die Zeitung für Deutschland fraglos mit dem größten Vergnügen ab, denn inmitten der ganzen Leserbriefe früherer Wehrmachtskommandeure und „Heimatvertriebener“ macht sich ein Freispruch durch einen seinerzeit Verfolgten natürlich besonders gut. Dabei bedient Grosser lediglich uralte und -zigfach widerlegte Legenden. Die Kollektivschuldthese beispielsweise wurde von den besiegten Deutschen selbst erfunden und sodann den Alliierten in die Schuhe geschoben – damit man sich anschließend als Opfer inszenieren und, wie Max Horkeimer schon in den 1950er Jahren schrieb, „das völkische Gemeinschaftsempfinden in die Nachkriegsperiode hinüberretten“ konnte. Denn: „Das Wir zu bewahren, war die Haupt­sache. Die Anderen sind nicht die Nazis, sondern die Amerikaner und der Widerstand.“ Dieser Widerstand wiederum kann kaum bagatellisiert werden, weil er – bei allem Respekt – schlichtweg marginal gewesen ist, auch wenn die „Opa war kein Nazi“-Generation noch das bereitwilligste Mitmachen bei der Vernichtung nachträglich in einen Akt der Auflehnung verdreht und so das Paradoxon eines Nationalsozialismus ohne Nationalsozialisten geschaffen hat.

Dass „viele nichtjüdische Deutsche jüdischen Deutschen geholfen haben“, stimmt hingegen – allerdings in einer ganz anderen Hinsicht als der von Grosser gemeinten: Die Erstgenannten, Hitlers willige Vollstrecker, haben Letzteren zuvorderst dabei geholfen, erst ihren gesamten Besitz und anschließend ihr Leben loszuwerden. Schon deshalb ist auch die absurde Frage, wer im „Dritten Reich“ vom Judenmord gewusst hat, nur so zu beantworten, wie es Nathan Gelbart in einem Gastbeitrag für die Achse des Guten getan hat: „Sicher, das plötzliche Verschwinden Hunderttausender jüdischer Nachbarn mit nichts als einem Köfferchen in der Hand konnte für den objektiven Betrachter der damaligen Zeit nur einen Kurzurlaub auf Usedom bedeuten. Und die anschließende Belegung ihrer Wohnungen samt Mobiliar durch die arischen Nachbarn belegte die These der unmittelbar bevorstehenden Rückkehr der Besitzer mit großem Nachdruck. Auch der öffentliche Abtransport Hunderttausender Juden in Güterwaggons Richtung Osten und die leere Rückreise derselben hat nur eine kleine, privilegierte und informierte Minderheit Böses annehmen lassen.“

Was es sonst noch dazu und zu der angeblich nur geringen Kriegsbegeisterung sowie der vermeintlich bloß kleinen Rolle der Judenfeindlichkeit zu sagen gibt, hat der damalige amerikanische Nachrichtenoffizier Saul K. Padover bereits 1946 in seinem buchstäblich entwaffnenden Bericht „Experiment in Germany“ ausgeführt. Es ist gewiss kein Zufall, dass es geschlagene 53 Jahre dauerte, ehe sein Buch ins Deutsche übersetzt wurde und unter dem Titel „Lügendetektor – Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45“ endlich auch hierzulande erhältlich war.

Warum Alfred Grosser selbst elementarste historische und gegenwärtige Tatsachen wahlweise nicht zur Kenntnis nimmt oder verdreht, sei dahingestellt; in jedem Fall kassiert er, wie Henryk M. Broder treffend formulierte, eine „Ehren-Dividende“ aus dem „Verlangen der Deutschen, sich mit sich selber auszusöhnen“: „Er ist der Zauberer, der das schlechte Gewissen der Deutschen gegenüber den Juden in ein Gefühl der moralischen Überlegenheit verwandelt – indem er den Deutschen attestiert, dass sie sehr wohl das Richtige aus Auschwitz gelernt haben, im Gegensatz zu deren Opfern, die durch alle Examina in der bekanntesten Weiterbildungsanstalt der Nazis gerauscht sind.“ Genau das ist es auch, was Grosser hierzulande zu einem der gefragtesten Interviewpartner und Autor macht, wann immer es um die Verbindung zwischen der deutschen Geschichte und dem jüdischen Staat geht.

Dabei erfüllt er die Bedürfnisse fast aller politischer Strömungen in Deutschland, von den Konservativen bis zu den Linken. Und das betrifft sowohl seine Einlassungen zum Thema Nationalsozialismus als auch seine „Israelkritik“, die längst zur fraktionsübergreifenden conditio sine qua non geworden ist, zu einem (volks)gemeinschaftsstiftenden Anliegen. Was Wolfgang Pohrt* anlässlich des ersten Libanonkrieges 1982 noch als eine Haltung charakterisierte, die vor allem für sich progressiv dünkende Menschen typisch sei, gilt mittlerweile weit über dieses Lager hinaus: „Im Lichte israelischer Untaten besehen verliert […] Auschwitz sowohl seine Einmaligkeit als auch seine Schrecklichkeit. Und der Verdacht muss keimen: So außergewöhnlich völkermörderisch, wie die Israelis nun sind, war Auschwitz vielleicht nur ein kleiner Fehler.“ Was diesem Verdacht zugrunde liegt, analysierte Pohrt so: „Weil gerade die Linken hier weder den Nationalsozialismus noch Auschwitz begriffen haben, weil sie Ersteren mit einem besonders tyrannischen Regime und Letzteres mit einem besonders grausamen Blutbad verwechseln, deshalb haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben, das Unrecht, welches sie anderswo entdecken, könne Deutschland entlasten.“

Und beim Entdecken blieb und bleibt es nicht, wie Pohrt wusste; vielmehr fühlten sich die Täter und ihre Nachfahren nicht etwa trotz, sondern gerade wegen der deutschen Geschichte ganz besonders zum Einschreiten berufen. So entstand der Typus des „Gerade wir als Deutsche“-Deutschen: „Mit den Verbrechen, die Deutschland an den Juden und an der Menschheit beging, hat es sich eigenem Selbstverständnis gemäß das Vorrecht, die Auszeichnung und die Ehre erworben, fortan besondere Verantwortung zu tragen. Der Massenmord an den Juden verpflichte, so meint man, Deutschland dazu, Israel mit Lob und Tadel moralisch beizustehen, damit das Opfer nicht rückfällig werde. Zwei angezettelte Weltkriege böten, so meint man weiter, die besten Startbedingungen, wenn es um den ersten Platz unter den Weltfriedensrichtern und Weltfriedensstiftern geht – frei nach der jesuitischen Devise, dass nur ein großer Sünder das Zeug zum großen Moralisten habe. Je schrecklicher die Sünde, desto tiefer die Buße und Reue, je tiefer die Buße und Reue, desto strahlender am Ende die moralische Überlegenheit.“ Wenn dann noch leibhaftige Juden wie Alfred Grosser ihren Segen erteilen, umso besser.

Die Inanspruchnahme jüdischer Kronzeugen beschränkt sich inzwischen übrigens nicht mehr auf diejenigen, die eine saftige „Israelkritik“ zu bieten haben; vielmehr stürzt man sich begierig auch auf solche, die die Ausweisung der Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg für ein Menschheitsverbrechen halten. Im Spielfilm „Habermann“ beispielsweise inszeniert der slowakische Regisseur Juraj Herz dieses Ereignis bewusst wie die Judenverfolgung, weil er beides allen Ernstes sowohl für gleichartig als auch für gleichrangig hält. Nachfragen oder Kritik wehrt er offenherzig ab: „Ich kann mir das erlauben. Ich war im Konzentrationslager. Ungefähr sechzig Mitglieder aus meiner erweiterten Familie sind dort gestorben.“ Kein Wunder also, dass „Habermann“ im vergangenen Jahr bei den Bayerischen Filmpreisen gleich zwei Auszeichnungen abräumte: den für die beste Regie und den für den besten Hauptdarsteller. Juraj Herz bringe das Thema „sensibel, ehrlich und klar auf die Leinwand“, lobte die Jury, die darüber hinaus befand: „So mutig und kunstvoll muss Geschichte erzählt werden.“ Da wird nicht nur Erika Steinbach spitze Schreie der Verzückung ausgestoßen haben.

* Sämtliche Zitate von Wolfgang Pohrt entstammen der von Klaus Bittermann herausgegebenen Zusammenstellung von Aufsätzen dieses Autors, „Gewalt und Politik. Ausgewählte Reden und Schriften 1979-1993“, die soeben in der Edition Tiamat erschienen ist.

Zum Foto siehe den Beitrag von Jan-Philipp Hein: „Grüße aus dem Lager“.

http://lizaswelt.net/2011/01/05/gerade-wir-als-deutsche/

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 Antifaschismus von rechts

„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: «Ich bin der Faschismus» Nein, er wird sagen: «Ich bin der Antifaschismus».“ Oder auch kürzer: „Der neue Faschismus wird sagen, er sei der Antifaschismus“ – diese Kalenderweisheit für Forentrolle ist bereits in dieser oder ähnlicher Formulierung Zehntausendfach im Netz wiederholt worden.

Von Patrick Gensing

Ob der angebliche Urheber Ignazio Silone diesen Satz tatsächlich so geäußert hat, lässt sich nicht wirklich zweifelsfrei belegen. Von Intention und Kontext wollen wir gar nicht erst anfangen. (1) Dennoch gehört diese „Wahrheit“ mittlerweile fest zu der Diskussionssimulation im Netz: Sie reiht sich ein und passt perfekt zu anderen „Fakten!“, mit denen eine bestimmte Realität mit einem absoluten Anspruch definiert werden soll.

“Die Drohungen sind real”

Zu den Merkmalen dieser Definitonsstrategien gehört es, anderen genau das vorzuwerfen, was man selbst tut: Das Einfordern von Objektivität beispielsweise – während man selbst gnadenlos selektiv Artikel, Informationsfetzen und Zitate heraussucht, die das eigene Weltbild scheinbar oder tatsächlich stützen. Ähnlich verhält es sich mit der Forderung nach „echter“ Meinungsvielfalt sowie „offener“ Diskussionskultur: In vielen Foren und Netzdiskussionen gehört es zum schlechten Ton, ständig über angebliche Zensur zu klagen und eine fehlende Ausgewogenheit zu kritisieren, gleichzeitig lassen die Meister der Wortergreifung keinerlei Widerspruch zu oder beleidigen Menschen mit anderen Meinungen geübt und wortreich.

Durch rabiate Sprache, subtilen wie offenen Drohungen werden Andersdenkende bestenfalls abgeschreckt und wahrscheinlich eingeschüchtert, auch wenn man sich das nicht eingestehen möchte. “Die Drohungen sind real”, brachte es Anne Wizorek auf den Punkt, “und die Ängste sind es auch”. (2)

Struktureller Faschismus

Sinn einer Diskussion ist es eigentlich, die Meinungen und Beiträge anderer TeilnehmerInnen wahrzunehmen und in die eigene Argumentation einzubauen, indem man auf die Gedanken eingeht und begründet, warum sie bedenkenswert, falsch oder schlicht Unsinn sind. In Zeiten von Sarrazin und “Das ist Fakt!”-Sagern ein fast schon naiv wirkender Zugang, oder? Klaus Theweleit bringt die fatale Entwicklung der rechten Diskussionskultur auf den Punkt, wenn er schreibt:

Die “Beweisrede”, die nichts anderes weiter sein will als eine Beweisrede des “Rechthabens” im eigenen Standpunkt und nichts weiter im Schilde führt als eben diese Rechtfertigung der eigenen Handlungen, ist gewalttätig. […] Wer eine Stunde lang redet, um eigene Standpunkte zu untermauern und seine Handlungen zu rechtfertigen, ist strukturell ein Faschist; unabhängig davon, was er “inhaltlich” sagt. (3)

Insbesondere im Netz hat sich eine willkürliche Definition von Meinungsfreiheit ausgebreitet, die keine klaren Grenzen kennt – außer die eigene Norm: Und so werden Beleidigungen und Diskriminierungen gegen unliebsame Minderheiten zu legitimen „Meinungen“ umgedeutet, die sie eben aber nicht sind.

Diese Phänomene und Prozesse waren nie und bleiben nicht auf das Netz beschränkt – weil keine Trennung von virtuellem und realen Leben existiert. Der öffentliche Raum im Reallife liegt allerdings oft brach – und im Netz tobt eine Schlacht darum, wer wo was noch sagen kann. Nicht, weil der „böse“ Staat überall zensieren würde, sondern weil faschistischer Hatespeech Minderheiten – seien es Feministinnen, Juden, Schwarze, Muslime, Homosexuelle, Sinti – die sich im neuen digitalen öffentlichen Leben äußern und vielleicht sogar Gehör verschaffen, wieder verdrängen und zum Schweigen bringen soll: durch Drohungen und Pöbeleien. Es geht um Defintionsmacht sowie Hegemonie. Und Ruhe.

Der “Sturm auf den Reichstag”

Die neurechten politischen Milieus, die sich im Netz gefunden und teilweise weiter radikalisiert haben, fordern aber auch zunehmend im „realen“ Leben die demokratische Öffentlichkeit heraus: Am 9. Mai war es eine Front aus Verschwörungsfreaks, klassischen Rechtsextremen und anderen politischen Irrlichtern, die zum „Sturm“ auf den Reichstag blasen wollten. Der Sturm fiel aus: Rund 350 Gestalten fanden sich vor dem Bundestagsgebäude ein; zuvor hatten Zehntausende Facebook-Profile ihr Kommen angekündigt.

"Sturm auf den Reichstag" (Copyright: Oliver Feldhaus)
“Sturm auf den Reichstag” (Copyright: Oliver Feldhaus)

Auch wenn der Sturm ein laues Lüftchen war: Die demokratische Gesellschaft wird sich weiter mit diesem Milieu beschäftigen müssen. Wir erleben derzeit eine Phase des Experimentierens; ob Mahnwachen, Hogesa, Endgame oder auch die zahlreichen -gidas: Die Freunde des strukturellen Faschismus zeigen einen beachtlichen Einfallsreichtum, was die Namen und Aktionsformen sowie Bündnisse angeht.

Und wie auch immer sich das Kind gerade nennt: die Feindbilder all dieser Grüppchen und Einzelkämpfer mit imaginärer Armee im Hintergrund gleichen sich: So wie auch für den selbst erklärten Tempelritter und dutzendfachen Mörder Anders Breivik steht der Feind im Westen (auch wenn der Feind gleichzeitig im Nahen Osten verortet wird); der norwegische Rechtsterrorist schrieb in seinem Copy-and-Paste-Manifest vom Kampf gegen die Elite aus Liberalen und Kulturmarxisten, die sich zum Komplizen der “Islamisierung” gemacht hätten, bzw. diese erst eingeleitet hätten.

Gemeint ist damit die multikulturelle oder multiethische Gesellschaft – vor allem in den Großstädten, gemeint sind „Gutmenschen“, die für die Rechte von Minderheiten eintreten und gemeint sind Liberale sowie Progressive, die eine kosmopolitische Zukunft anstreben.

“Ethnischer Protektionismus”

Mit diesen Feindbildern knüpfen Breivik, der NSU aber auch islamistische Fanatiker (wobei hier die völkische Komponente keine Rolle spielt, die Kategorisierung von Freund und Feind wird anders konstruiert) nahtlos an den historischen Faschismus an. Breivik versucht diese Einordnung auszuhebeln, indem er schreibt, er orientiere sich an Japan oder den asiatischen Tigerstaaten, die sich gegen Masseneinwanderung und für einen „ethnischen Protektionismus“ entschieden hätten – und dennoch wirtschaftlich höchst erfolgreich seien.

Andere Rechtsradikale verweisen auf das Modell von Viktor Orban in Ungarn oder eben Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Und gerade das Bündnis mit Russland gegen den Westen ist zum geeigneten Taschenspielertrick geworden, um sich als Kämpfer gegen den “westlichen Imperialismus und Faschismus” zu gerieren. Anetta Kahane merkte zum 9. Mai treffend an: “Alle, die Putins Selbstherrlichkeit gegenüber den westlichen Demokratien bejubelten, seien zu Siegern geworden – „einschließlich der neuen Nazis“.” (4)

Von ehemaligen Elchen

Übrigens war der eingangs erwähnte Silone keineswegs ein dogmatischer Sozialist, er wurde beispielsweise mit dem Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft ausgezeichnet. Für alle die, die ausschließlich Fakten verkünden, vermeintlich unpolitische Objektivität auf Basis des „gesunden Menschenverstands“ einfordern und sich auf den italienischen Antifaschisten berufen, bleibt das sicherlich nebensächlich. Aber es ist zentral: Wer für die universellen Menschenrechte eines jeden einzelnen Menschen eintritt, handelt antifaschistisch – nicht der, der besonders laut Linksfaschist, Feminazi oder SAntifa brüllt. So gesehen passt das angebliche Zitat Silones ironischerweise doch ganz gut, um politische Phänomene der Gegenwart zu beschreiben…

(1) Siehe auch: Wikipedia zu Silone
(
2) Anne Wizorek am 6. Mai 2015 auf der Republica in Berlin
(3) zitiert nach: Klaus Theweleit: “Das Lachen der Täter: Breivik u.a.”, S. 140
(4) Berliner Zeitung vom 10. Mai 2015

http://www.publikative.org/2015/05/11/antifaschismus-von-rechts/

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Bei der Gedenkveranstaltung im Reichstag zum 8. Mai 1945 zeigte das Deutsche Fernsehen leere Sitzreihen. Jetzt ist das im Deutschen Bundestag ein gewohntes Bild, für das es gute Gründe gibt. Das wissen vor allem diejenigen, die gewöhnlich mit Häme darüber berichten.

Am 8 Mai 2015 war das höchst ungewöhnlich, weil bei Veranstaltungen dieser Art selbst die Bundestagsverwaltung durch gut gekleidete Mitarbeiter sicherstellt, dass entsprechende Bilder über vollständige Anteilnahme das Haus verlassen. Wussten die Angeordneten, was sie mit den Reden erwarten würde? Bei dem Einheitsbrei der Qualitätsmedien, der uns seit Jahr und Tag vorgesetzt wird, um das deutsche Volk in Wallung gegen Moskau zu bringen, ist bei der nachträglichen Kommentierung der Reden doch auffallend, wie intensiv diese mit „umstritten“ belegt worden sind. Das hätte man vorher wissen können. Nicht nur Professoren zeichnen sich, wie jüngst eine bekannte Wiener Journalistin festgestellt hat, dadurch aus, daß sie bei geschichtlichen Ereignissen, die Jahrzehnte zurückliegen, jedenfalls Anstand zeigen, während in der Gegenwart es Zeitgenossen schwer fällt, Rückgrat zu beweisen.

War es das, was die Abgeordneten davon abhielt, ins Plenum zu gehen? Oder ist es in diesen Tagen einfach zu viel, was ihnen und dem ganzen deutschen Volk zugemutet wird? Den wenigsten von Ihnen wird dabei durch den Kopf gegangen sein, wie dramatisch sich die Zeiten geändert haben, alleine wenn sie an den Roten Platz in Moskau und die demonstrative Abwesenheit der westlichen kalten und heißen Krieger bei der zu erwartenden Militärparade denken würden. Wie haben sich doch auf dem Roten Platz die Bilder geändert. Vor Jahr und Tag wurden dort Musikkorps der Deutschen Bundeswehr von einem begeisterten Publikum willkommen geheißen. Nach dem Elend der Kriege war es ungewöhnlich, wie herzlich die Kommentatoren auf dem Roten Platz die deutschen Soldaten begrüßten und wie sie es sich nicht nehmen ließen, die jahrhundertealte gute Zusammenarbeit zwischen Russen und Deutschen hervorzuheben. Und heute? Welchen Auftrag hatte der Herr Bundespräsident bei seiner „Waffen-und Einsatzrede“ vor gut einem Jahr in München?

Haben die Abgeordneten, die es vorgezogen haben, in den Restaurants des Reichstagsgebäudes, in ihren Büros oder gar zu Hause zu bleiben, nicht mehr über das Herz gebracht, sich die Regierungsbank anzusehen und sich die Titelblätter amerikanischer Nachrichtenmagazine über die Frau Bundeskanzlerin als die angeblich mächtigste Frau der Welt zu Herzen zu nehmen? Und diese Titelbilder mit der deutschen Wirklichkeit zu vergleichen? Selbst in der souveränitätsbeschränkten Bonner Republik wurde zu keinem Zeitpunkt so unter Beweis gestellt, wie ohnmächtig ein deutscher Regierungschef vorgeführt werden sollte. Seit 2008 ist offenkundig, dass die amerikanische NSA in Deutschland und Europa macht, was sie will. Wir müssen sogar den Eindruck hinnehmen, daß der eigene BND von den Freunden gekidnappt worden sein könnte, um gnadenlos hinter alles zu kommen, was sich abschöpfen lässt. Wer hat dabei noch den Bundeskanzler Helmut Schmidt vor Augen, der die gefährliche sowjetische Raketenrüstung im Bündnis zum Unwillen vieler zum Thema machen konnte? Oder Helmut Kohl, der sein zehn-Punkte-Programm unter dem Gesichtspunkt der nationalen Interessen formulierte und vorher nicht im oval office antichambriert hatte?

Heute hat vorgeführte Ohnmacht einen Namen und den trägt leider unsere Bundeskanzlerin. Es ist die Ohnmacht aller Deutschen und reduziert sich nicht auf eine Person. Dieser Eindruck wird noch dadurch verschlimmert, dass seitens des deutschen Regierungsspitzenpersonals der Eindruck erweckt wird, endlich froh darüber zu sein, das Parlament in einer merkwürdigen Aufklärungsfunktion zu sehen. Dabei quellen die Zeitungsseiten nur so von Berichten über, wie nachhaltig das Kanzleramt eine Aufklärung torpediert. Die ganzen Jahre wurde eine Ausspäh-Sau nach der anderen durch das Dorf gejagt und zu keinem Zeitpunkt hat man im Kanzleramt es für nötig erachtet, nach dem Rechten zu sehen und sicherzustellen, dass die eigene Verfassung gilt? Wie deppert muss man sich anstellen?

Breschnew sel. hat 1968 als er die nach ihm benannte Doktrin von der begrenzten Souveränität der Staaten des Warschauer Paktes in Polen deklarierte, noch daran gedacht, bei negativen Entwicklungen in den „Bruderstaaten“ sich ein sowjetisches Interventionsrecht herausnehmen zu können. Da setzte selbst im damaligen Moskauer Denken ein gewisses Eigenleben der Staaten des Warschauer Vertrages voraus. Heute scheint man im Weißen Haus in Washington einen ganzen Flügel des imposanten Gebäudes nach Breschnew benennen zu wollen und wir warten alle förmlich darauf, dass Präsident Obama oder Oberpräsident McCain den ehemaligen Sowjetführer zum Säulenheiligen der westlich Allianz ernennen. Wie anders sollte man das bewerten, was die Freunde sich beim Ausspähen ganzer Völker, darunter auch des deutschen Volkes erlauben? NATO-Staaten spähen einander nicht aus? Weit gefehlt, wenn man nicht nur Herrn Snowden glauben will. Die Menschen im Lande stellen sich schon darauf ein, abgeschnüffelt zu werden und verhalten sich entsprechend. Das Denken der Kaltenbrunners, Heydrichs und Mielkes feiert fröhliche Urstände.

Die amerikanischen Planungen stellen Breschnew weit in den Schatten, wie das Aushebeln der europäischen und deutschen parlamentarischen Demokratie anbetrifft. TTIP soll das über die berüchtigten Anwalts-Schiedsgerichte und die in der Öffentlichkeit diskutierte Vorlagepflicht für beabsichtigte Gesetzesvorhaben sicherstellen. Wir dürfen dann zwar noch Steuern zahlen oder bei immer größer werdender Altersarmut noch Konsumenten sein, aber die Erinnerung an den Staatsbürger, gar den Staatsbürger in Uniform, das soll alles verblassen. Nachdem man mit willigen Balten, Polen, Ukrainern und anderen einen neuen Riegel zum Ausschluss der Russen aus Europa quer über den Kontinent errichtet hat, planiert man die politischen Systeme in den westeuropäischen Staaten so nachhaltig, dass sie amerikanischen ökonomischen und politischen Interessen nie mehr im Wege stehen werden. Gleichzeitig lässt man in den baltischen Staaten und anderen, von der Ukraine ganz zu schweigen, Politiker dergestalt von der Leine, dass einem angst und bange werden kann. Was haben diese Leute eigentlich davon, den Eindruck zu erwecken, als könnten sie ein militärisches Losschlagen gegen Moskau nicht schnell genug herbeisehnen? Haben Sie total vergessen, dass sie und andere die heutige politische Landkarte in Europa dem Verhandeln mit Moskau und nicht einem nuklearen Inferno zu verdanken haben? Wenn der Hitler-Stalin-Pakt den Weg zum Krieg ermöglicht hat, dann gilt das auch für die maßlose Rhetorik in östlichen Nachbarstaaten und der dort stattfindenden Ausbildung von Umsturzkräften.

Diese konsequent und über Jahrzehnte betriebene amerikanische Politik wird nicht betrieben, ohne sich die Bundeswehr faktisch unter den Nagel zu reißen, wenn man an die Pläne der großkoalitionären Regierung in Berlin denkt, ein Bundeswehr-Ermächtigungs-gesetz durch das Parlament zu bringen. In der Bonner Republik sollte die Parlaments-Diskussion über Spannungs-und Verteidigungsfall alle Einsatzfragen für die Bundeswehr einer vorherigen öffentlichen Diskussion unterziehen. Ein Armeeverständnis von „Thron und Altar“ sollte es nicht mehr geben. Diese öffentliche vorherige Preisgabe der eigenen Vorstellungen soll es demnächst nicht mehr geben, wenn der NATO-Wille und damit der Wille des amerikanischen Präsidenten dem Deutschen Bundestag vorgesetzt werden soll und Krieg oder Platzen der NATO die Alternativen sind. Breschnew wird im Nachhinein eines

Besseren zu belehren sein. So, wie das in Washington gemacht wird, schafft man sich ein europäisches Vorfeld, dem außer Parieren nichts anderes übrigbleibt. Schöne und neue Welt.

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70. Jahrestag des Kriegsendes Wer nicht feiert, hat verloren (I)

 Von 

Im Tiergarten in Berlin am sowjetischen Ehrenmal wird es zum 70. Jahrestag des Kriegsendes eine Kundgebung mit Musik geben.  Foto: imago/Rudolf Gigler

Blumen nicht vergessen! Zum 70. Jahrestag des Kriegsendes sollte sich ganz Berlin der besonderen Bedeutung der Roten Armee bei der Befreiung Berlins erinnern.

Am Sonnabend, den 9. Mai, wird der 70. Jahrestag des Kriegsendes gefeiert, beginnend um 14.00 Uhr im Tiergarten. Anders als für den Ersten Weltkrieg steht für den Zweiten Weltkrieg die Schuldfrage fest: Die Deutschen, sie allein, haben diesen Krieg angezettelt, ständig ausgeweitet, mit immer wilderer Vernichtungswut geführt und zum fürchterlichsten Zerstörungswerk der modernen Geschichte gemacht. Nur härteste Gewalt konnte sie zur bedingungslosen Kapitulation zwingen, unterzeichnet in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst von Sowjetmarschall Schukow und Hitlers Generalfeldmarschall Keitel.

Die alliierten Armeen befreiten die Europäer von der beispiellosen deutschen Eroberungs-, Raub-, Versklavungs- und Mordmaschinerie – in Betrieb gehalten von 18 Millionen Wehrmachtsoldaten, von fast allen deutschen Männern, die laufen konnten, aus fast allen deutschen Familien. Die Sieger und Befreier schenkten den Europäern eine bessere Zukunft – auch den damals noch uneinsichtigen Deutschen. Deren Nachfahren wissen, dass die blutige Niederlage ihrer Väter, Großväter oder Urgroßväter das größte geschichtliche Glück ist, das ihnen zuteilwerden konnte. Dafür gilt es zu danken, zumal in Berlin, dem geistigen und organisatorischen Zentrum all dieser Schrecken.

Vor dem sowjetischen Ehrenmal im Berliner Tiergarten: Ein Panzer vom Typ T-34/76, der in der Schlacht um Berlin im Zweiten Weltkrieg im Einsatz war.  Foto: dpa

Wie in dieser Kolumne vor einigen Wochen angeregt, wird es im Tiergarten am sowjetischen Ehrenmal (errichtet auf der einstigen preußischen Siegesallee, gleich am Brandenburger Tor) eine Kundgebung mit Musik geben.

Alle Berliner sind aufgefordert, am 9. Mai dort Blumen niederzulegen, einfach als Ausdruck persönlichen Mitgefühls, als Gruß an alle heute auf dem Gebiet der einstigen Sowjetunion und in anderen Ländern lebenden Familien, deren Angehörige in diesem deutschen Aggressionskrieg gefallen oder verhungert sind, als Erinnerung an Millionen Zivilisten, die Haus und Hof verloren, zur Zwangsarbeiter verschleppt, erniedrigt, in die Flucht gejagt, erschossen oder vergast wurden: Allein 27 Millionen sowjetische Tote und viele Millionen mehr, deren Lebensglück Deutsche zertrümmerten.

Auch wegen der politischen West-Ost-Spannungen ist das Ehrenmal im Tiergarten erst um 14.00 Uhr zugänglich. Zuvor werden die Offiziellen Russlands und dann – getrennt – Weißrusslands ihr Gedenken hinter Absperrungen durchführen. Schade zwar, aber die Verhältnisse, sie sind nun einmal so. Um 14.00 Uhr geht es dann pünktlich los: Grigory Kofman aus St. Petersburg wird das Trauerlied für die hinter dem Ehrenmal beerdigten 2000 gefallenen Rotarmisten singen, sprechen wird Matthias Platzeck (Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums), aufspielen die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot, gegründet 1985 im Prenzlauer Berg, unter anderem mit: „Der Fuehrer’s Face“ (Spike Jonze, 1942/43), „Der Graben“ (Kurt Tucholsky, 1926), „Moskau lässt grüßen“ (Ein Liebeslied von Anna Achmatova, 1917). Wer die Bläser, Gitarristen und Sängerinnen der Band nicht kennt, sollte sie kennenlernen.

Noch Fragen? Am Nachmittag kann im Treptower Park weitergefeiert und getanzt werden oder sonst wo. Jede gute Idee ist willkommen. Fest steht jedoch: Wer am 9. Mai nicht feiert, der hat schon verloren! (Blumen nicht vergessen!)

http://www.berliner-zeitung.de/meinung/70–jahrestag-des-kriegsendes–wer-nicht-feiert–hat-verloren–i-,10808020,30478456.html

 

Wer nicht feiert, hat verloren (II)

 Von Berliner Zeitung

Im Tiergarten in Berlin am sowjetischen Ehrenmal wird es zum 70. Jahrestag des Kriegsendes eine Kundgebung mit Musik geben.  Foto: imago/Rudolf Gigler

Kann man die Soldaten der Roten Armee zum 70. Jahrestag des Kriegsendes feiern, obwohl sie auch für Verbrechen und Vergewaltigungen nach Kriegsende verantwortlich sind? Ja, findet unser Kolumnist Götz Aly. Man sollte es sogar.

Unser Aufruf, den 70. Jahrestag des Kriegsendes zu feiern und als Zeichen des Mitgefühls für die gefallenen Soldaten Blumen am sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten niederzulegen, stößt auf freundliches Echo. Die Feier findet am Sonnabend, den 9. Mai, um 14.00 Uhr statt. Doch wendet die Leserin Ute H., und nicht nur sie, zusammengefasst dieses ein: „Meine Oma, meine Großtante und zwei meiner Tanten wurden auf der Flucht von den Soldaten der Roten Armee wie viele andere eingeholt, vergewaltigt und zum Bleiben gezwungen.“ Frau H. hat Recht. Hunderttausende deutsche, österreichische und ungarische Frauen, auch befreite Jüdinnen, wurden von sowjetischen Soldaten vergewaltigt. Dabei sind Tausende, meist ältere Männer ermordet worden, die den Frauen zu Hilfe eilten; zum Beispiel der damals 66-jährige liberale SPD-Politiker und Gewerkschaftsführer Anton Erkelenz, als er am 24. April 1945 in Berlin-Zehlendorf seine Haushälterin vor Rotarmisten beschützen wollte. Ehre seinem Andenken!

Wer das Kriegsende feiert, muss keine Geschichtsklitterung im Stile Putins oder der SED betreiben. Individuelles Leid lässt sich für die Betroffenen nicht gegen anderes Leid aufwiegen. Hier versagen alle Argumente von Ursache und Wirkung. Für die Nachgeborenen gilt das nicht. Nehmen wir das Beispiel des griechischen Arztes Errikos Levi. Diesen hatten Deutsche 1944 nach Auschwitz verschleppt. Nach höllischen Fahrten und Märschen landete er schließlich im vorpommerschen Bodden-Städtchen Barth und berichtete später: „Hier wurden wir am 30. April 1945 befreit. Die deutschen Bewacher flohen in Panik. Die Russen plünderten die Stadt zwei Tage lang und vergewaltigten alle Frauen, junge und alte. Ich war sehr krank, aber die Russen versorgten mich und machten mich gesund.“ Nur nebenbei: Im Sinne heutiger politischer Ordnung waren die Befreier, Retter und Vergewaltiger nicht nur „die Russen“, ebenso Georgier, Ukrainer, Letten, Litauer, Polen, Armenier – Soldaten eben aller Sowjetvölker. Sie alle retteten Errikos Levis und Millionen andere Verfolgte und Bedrohte – nicht zuletzt befreiten sie die Deutschen aus ihrer mörderischen, am Ende selbstmörderischen Verblendung.

Was immer man gegen Soldaten der Roten Armee sagen mag, fest steht: Sie führten einen (durchaus verrohenden) Verteidigungskrieg auf Leben und Tod. Die damalige deutsche Regierung wollte 50 Millionen Sowjetbürger vertreiben, viele zehn Millionen verhungern lassen, viele Millionen gezielt ermorden, die restlichen Menschen versklaven und zwangssterilisieren, die gesamte Kultur und Staatlichkeit im Raum der Sowjetunion zerstören. Nur entfernt vergleichbare Pläne gab es von Seiten der alliierten Befreier nicht.

Wie Sie, verehrte Frau H., schreiben, waren damals sämtliche Männer Ihrer Familie im Krieg. Können Sie nicht einfach sagen: Bei allem Leid meiner Familie führten mein Vater und meine Onkel einen ganz und gar ungerechten Krieg, und 70 Jahre danach will ich all den Familien in Europa, in den USA und in der Sowjetunion mein Mitgefühl ausdrücken, die unter diesem von Deutschland begonnen Krieg gelitten haben. Kommen Sie doch auch am 9. Mai um 14.00 Uhr zum Sowjetischen Ehrenmal. Näheres unter: www.berlin-feiert-die-befreiung.de (Blumen nicht vergessen!)

http://www.berliner-zeitung.de/meinung/70–jahrestag-des-kriegsendes–wer-nicht-feiert–hat-verloren–ii-,10808020,30538136.html

70. Jahrestag des Kriegsendes Wer nicht feiert, hat verloren (III)

 Von Berliner Zeitung

Im Tiergarten in Berlin am sowjetischen Ehrenmal wird es zum 70. Jahrestag des Kriegsendes eine Kundgebung mit Musik geben.  Foto: imago/Rudolf Gigler

Wer des 70. Jahrestages des Kriegsendes gedenken will, kommt an dem segensreichen Wirken des russischen Stadtkommandanten von Berlin, Nikolai Bersarin, nicht vorbei.

Auf zu den Feiern des 9. Mai! 1991 forderte die SPD in Friedrichshain, Bersarinplatz und -straße rückzubenennen, weil „Nacht-und-Nebel-Umbenennungen der SED“ von 1947 zu tilgen seien. Die Straße heißt wieder Petersburger Straße. Immerhin: Dort, in St. Petersburg, wurde Bersarin 1904 geboren, und zum Glück entging der Bersarinplatz dem politischem Putzzwang. Wer also war der Umstrittene?

Am 27. April 1945 eroberte die 5. Sowjetische Stoßarmee den Alexanderplatz. Anderntags wurde deren Befehlshaber, Generaloberst Nikolai Erastowitsch Bersarin, zum Stadtkommandanten von Berlin ernannt. Noch hockte der Führer in seinem Bunker, erteilte Befehle und las das selbstmörderische Gespensterblatt „Der Panzerbär“. Am 28. April heiratete er mitternachts, diktierte sein Testament, setzte sich am 30. April die Pistole an den Kopf und drückte ab.

Am 2. Mai erging der Befehl Nr. 01 des sowjetischen Stadtkommandanten: „Wiederherstellung des zivilen Gesundheitswesens …; Schutz aller Lebensmittelbetriebe und -magazine …; Versorgung der kranken Kinder und der Neugeborenen mit Milch …; Sicherung der sanitär-epidemischen Wohlfahrt.“ Ersparen wir uns erste Wehrmachtsbefehle in Minsk, Kiew oder Smolensk und zitieren konservative Historiker: Ernst Nolte charakterisierte den Russlandfeldzug 1963 als „den ungeheuerlichsten Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg der Neuzeit“; nach Andreas Hillgruber (1965) sollte die Wehrmacht „jede Erinnerung an eine russische Großstadt beseitigen“.

Götz Aly, Historiker.

Götz Aly, Historiker.
Foto: Berliner Zeitung

Wie anders Bersarin! Er führte am 19. Mai 1945 den neuen Berliner Magistrat ins Amt ein, verlangte „die Wiederherstellung von Wohnungen“ und erklärte: „Wir sind hierhergekommen, um ein für alle Mal die Hitlerbande zu vernichten. Alle Zerstörungen, die Sie in Deutschland haben, sind Kleinigkeiten, gemessen an den Zerstörungen, die wir erfahren haben.“ Am 6. Juni besprachen er, Gustaf Gründgens und Paul Wegener die Wiedereröffnung des Deutschen Theaters. Mit „Nathan der Weise“ fand sie am 9. September statt. Bersarin fehlte.

Am 16. Juni war er in Alt-Friedrichsfelde um fünf Uhr früh mit dem Motorrad in einen LKW-Konvoi gerast und sofort tot. Die Anwohner wussten, wie gerne der General morgens mit seiner Zündapp KS 750 durch die leeren Straßen donnerte. Ich finde, ihm gebührt ein kleines Denkmal, und zwar am Lustgarten, kurz vor der Schlossbrücke: Ein von den Schrecken gezeichneter, freundlich gesinnter Russe per Motorrad unterwegs auf dem langen Weg nach Westen – ein Weg, den Napoleon, Wilhelm II. und Hitler immer wieder verlegt hatten. Ernst Lemmer, 1946 Mitbegründer der CDU, bezeugte: „Bersarin stellte keine politischen Fragen, sondern wollte von uns hören, was geschehen solle, um die schweren Schäden zu beseitigen“; sein Handeln galt dem „Wohl der Berliner Bürger“.

Liebe Leserinnen und Leser, kommen Sie am 9. Mai um 14.00 Uhr zum sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten. Ohne staatliches Zeremoniell, sehr persönlich, werden wir dort der Opfer des deutschen Vernichtungskrieges gedenken, deren heutige Nachfahren grüßen, Freiheit und Frieden feiern. (Blumen nicht vergessen!) Das hat es im Berliner Westen noch nie gegeben. Am späteren Nachmittag geht es dann – östlich-traditionell-verwestlicht – im Treptower Park weiter.

http://www.berliner-zeitung.de/meinung/70–jahrestag-des-kriegsendes–wer-nicht-feiert–hat-verloren–iii-,10808020,30613310.html

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Remember: Do X! Don´t do Y!

Protect innocent, respect life, defend art, preserve creativity!

What´s Left? Antisemitism!

http://www.jsbielicki.com/jsb-79.htm

DJ Psycho Diver Sant – too small to fail
Tonttu Korvatunturilta Kuunsilta JSB
Tip tap tip tap tipetipe tip tap heija!
http://www.psychosputnik.com
http://www.saatchionline.com/jsbielicki
https://psychosputnik.wordpress.com/

They want 1984, we want 1776

They are on the run, we are on the march!

I think for food

molon labe

Dummheit ist, wenn jemand nicht weiß, was er wissen könnte.

Dummheit äußert sich heute als empörter Moralismus.

Werte ohne Einfühlungsvermögen sind nichts wert.

Manche Menschen fühlen physischen Schmerz, wenn sie ihre gewohnten Vorstellungen zugunsten der Realität korrigieren sollen, sie wenden ihre gesamte Intelligenz mit Unterstützung ihrer Agressivität auf, um die Realität nicht zu erkennen und ihr Selbstbild unverändert beizubehalten.

Immer mehr fühlen, immer weniger denken – Der Mensch unterscheidet sich vom Tier nicht durch Gefühle, denn Säugetiere haben die gleichen Gefühle, wie der Mensch: Trauer, Angst, Wut, Liebe, sondern durch sein Denken. Wenn er denkt, falls er denkt.

Political correctness ist, wenn man aus Feigheit lügt, um Dumme nicht zu verärgern, die die Wahrheit nicht hören wollen.

“Im Streit um moralische Probleme, ist der Relativismus die erste Zuflucht der Schurken.“ Roger Scruton

Antisemitismus ist, wenn man Juden, Israel übelnimmt, was man anderen nicht übelnimmt.

Der Nicht-Antisemit ist ein Antisemit, der nach der derzeitigen deutschen Rechtsprechung, Israel, Juden diffamiert, diskriminiert, delegitimiert, jedoch nicht expressis verbis das Ziel der dritten Reichs, den Holocaust, die Judenvernichtung, befürwortet.

Aus Deutschland erreicht mich „tiefe Sorge um den Friedensprozess“. Vorsicht: Wo ist es im Nahen und Mittleren Osten derzeit so friedlich und vergleichsweise gewaltarm wie in Israel? Wo leben Araber derzeit sicherer als in Israel? Wo haben sie besseren Zugang zu Bildung, Arbeit, Konsum und medizinischer Versorgung? – Götz Aly

Islam ist weniger eine Religion und mehr eine totalitäre Gesellschaftsordnung, eine Ideologie, die absoluten Gehorsam verlangt und keinen Widerspruch, keinerlei Kritik duldet und das Denken und Erkenntnis verbietet. Der wahre Islam ist ganz anders, wer ihn findet wird eine hohe Belohnung erhalten.

Wahnsinn bedeute, immer wieder das gleiche zu tun, aber dabei stets ein anderes Resultat zu erwarten.

Gutmenschen sind Menschen, die gut erscheinen wollen, die gewissenlos das Gewissen anderer Menschen zu eigenen Zwecken mit Hilfe selbst inszenierter Empörungen instrumentalisieren.

Irritationen verhelfen zu weiteren Erkenntnissen, Selbstzufriedenheit führt zur Verblödung,

Wenn ein Affe denkt, „ich bin ein Affe“, dann ist es bereits ein Mensch.

Ein Mensch mit Wurzeln soll zur Pediküre gehen.

Wenn jemand etwas zu sagen hat, der kann es immer sehr einfach sagen. Wenn jemand nichts zu sagen hat, der sagt es dann sehr kompliziert.

Sucht ist, wenn jemand etwas macht, was er machen will und sucht jemand, der es macht, daß er es nicht macht und es nicht machen will.

Sollen die Klugen immer nachgeben, dann wird die Welt von Dummen regiert. Zu viel „Klugheit“ macht dumm.

Wenn man nur das Schlechte bekämpft, um das Leben zu schützen, bringt man gar nichts Gutes hervor und ein solches Leben ist dann nicht mehr lebenswert und braucht nicht beschützt zu werden, denn es ist dann durch ein solches totales Beschützen sowieso schon tot. Man kann so viel Geld für Versicherungen ausgeben, daß man gar nichts mehr zum Versichern hat. Mit Sicherheit ist es eben so.

Zufriedene Sklaven sind die schlimmsten Feinde der Freiheit.

Kreativität ist eine Intelligenz, die Spaß hat.

Wen die Arbeit krank macht, der soll kündigen!

Wenn Deutsche über Moral reden, meinen sie das Geld.

Ein Mensch ohne Erkenntnis ist dann  lediglich ein ängstlicher, aggressiver, unglücklicher Affe.

Denken ist immer grenzüberschreitend.

Der Mob, der sich das Volk nennt, diskutiert nicht, sondern diffamiert.

Legal ist nicht immer legitim.

Wer nicht verzichten kann, lebt unglücklich.

Sogenannte Sozial-, Kultur-, Geisteswissenschaften, Soziologie, Psychologie, Psychotherapie, Psychoanalyse, sind keine Wissenschaften mehr, sondern immanent religiöse Kultpropheten, organisiert wie Sekten.

Ohne eine starke Opposition atrophiert jede scheinbare Demokratie zur Tyrannei, und ebenso eine Wissenschaft, zur Gesinnung einer Sekte.

Man kann alles nur aus gewisser Distanz erkennen, wer sich ereifert, empört, wer mit seiner Nase an etwas klebt, der hat die Perspektive verloren, der erkennt nichts mehr, der hat nur noch seine Phantasie von der Welt im Kopf. So entsteht Paranoia, die sich Religion, und Religion als Politik, sogar als Wissenschaft nennt.

Islamisten sind eine Gefahr, deswegen werden sie als solche nicht gesehen. Juden sind keine Gefahr, deswegen werden sie als solche gesehen. So funktioniert die Wahrnehmung von  Feiglingen.

Humorlose Menschen könner nur fürchten oder hassen und werden Mönche oder Terroristen.

Menschen sind nicht gleich, jeder einzelne Mensch ist ein Unikat.

Erkenntnis gilt für alle, auch für Muslime, Albaner, Frauen und Homosexuelle.

Islam gehört zu Deutschland, Judentum gehört zu Israel.

Der Konsensterror (Totalitarismus) ist in Deutschland allgegenwärtig.

Es wird nicht mehr diskutiert, sondern nur noch diffamiert.

Es ist eine Kultur des Mobs. Wie es bereits gewesen ist.

Harmonie ist nur, wenn man nicht kommuniziert.

Man soll niemals mit jemand ins Bett gehen, der mehr Probleme hat, als man selbst.

>>Evelyn Waugh, sicherlich der witzigste Erzähler des vergangenen Jahrhunderts, im Zweiten Weltkrieg, herauskommend aus einem Bunker während einer deutschen Bombardierung Jugoslawiens, blickte zum Himmel, von dem es feindliche Bomben regnete und bemerkte: “Wie alles Deutsche, stark übertrieben.“<< Joseph Epstein

Man muß Mut haben, um witzig zu sein.

Dumm und blöd geht meistens zusammen.

Charlie Hebdo: solche Morde an Juden sind euch egal, mal sehen wie”angemessen”  ihr reagiert, wenn (wenn, nicht falls) eure Städte von Islamisten mit Kasam-Raketen beschossen werden.

Christopher Hitchens großartig: „In einer freien Gesellschaft hat niemand das Recht, nicht beleidigt zu werden.“

Je mehr sich jemand narzisstisch aufbläht, desto mehr fühlt er sich beleidigt und provoziert.

“Das Problem mit der Welt ist, daß die Dummen felsenfest überzeugt sind und die Klugen voller Zweifel.” – Bertrand Russel

Das Problem mit den Islamisten in Europa soll man genauso lösen, wie es Europa für den Nahen Osten verlangt: jeweils eine Zweistaatenlösung, die Hälfte für Muslime, die andere Hälfte für Nicht-Muslime, mit einer gemeinsamen Hauptstadt.

Was darf Satire? Alles! Nur nicht vom Dummkopf verstanden werden, weil es dann keine Satire war.

Islamimus ist Islam, der Gewalt predigt.

Islam ist eine Religion der Liebe,und wer es anzweifelt, ist tot.

Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke. Der Islam ist die friedliche Religion der Liebe George Orwell 2015

Islam ist verantwortlich für gar nichts, Juden sind schuld an allem.

Islamisten sind Satanisten. Islamismus ist eine Religion von Idioten.

Leute fühlen sich immer furchtbar beleidigt, wenn man ihre Lügen nicht glaubt.

Jeder ist selbst verantwortlich für seine Gefühle.

Die Psychoanalyse geht niemanden außer den Psychoanalytiker und seinen Patienten etwas an, und alle anderen sollen sich verpissen.

“Zeit ist das Echo einer Axt
im Wald.
Philip Larkin, Gesammelte Gedichte

Wenn jemand wie Islamisten sein Ego endlos aufbläht, dann verletzt er seine eigenen Gefühle schon morgens beim Scheißen.

„Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft: Reichtum ohne Arbeit Genuß ohne Gewissen Wissen ohne Charakter Geschäft ohne Moral Wissenschaft ohne Menschlichkeit Religion ohne Opfer Politik ohne Prinzipien.“
―Mahatma Gandhi

„Wo man nur die Wahl hat zwischen Feigheit und Gewalt, würde ich zur Gewalt raten.“
―Mahatma Gandhi

Warum zeigt sich Allah nicht? Weil er mit solchen Arschlöchern nichts zu tun haben will.

„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus’. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus’.”  – Ignazio Silone

Politische Korrektheit verlangt eine Sprache für ein Poesiealbum.

Psychoanalyse ist frivol, oder es ist keine Psychoanalyse.

Bunte Vielfalt, früher: Scheiße

Was der Mensch nicht mehr verändern, nicht mehr reformieren kann, ist nicht mehr lebendig, sondern sehr tot. Was tot ist, das soll man, das muß man begraben: Religion, Ehe, Romantizismus, etc.

Romantik ist scheiße.

Die Realität ist immer stärker als Illusionen.

Deutschland gestern: der Wille zur Macht.
Deutschland heute: der Wille zur Verblendung.
Deutschland morgen: 德國

Deutsche Psychoanalyse? Großartig, wie deutscher Charme, deutscher Humor und deutscher Esprit.

Der Widerstand fängt mit einer eigenen, anderen Sprache als die der Diktatur.

Smart phones for stupid people.

Ein Linker kann, muß aber nicht dumm sein.

Wenn man ganzen Staaten nicht übel nimmt, wenn sie mit Millionen Opfern Selbstmord begehen, warum dann einem Co-Piloten mit 149 Toten?

Nur die Reinheit der Mittel heiligt den Zweck.

Ein extremer Narzißt ist ein potentieller Terrorist, und jeder Terrorist ist ein extremer Narzißt.

Islamisierung bedeutet Verblödung.

Copy-shop als psychoanalytische Methode heute.
Die Psychoanalyse heute ist lediglich die Nachahmung einer vermeintlichen Psychoanalyse, die es so nie gegeben hat, also unbewußte Karikatur, Totemmaske ihrer selbst.
Die Revolution frißt ihre Väter, nicht ihre Kinder.
Jeder verdient eine zweite Chance. Eine zweite, nicht eine zwölfte, zweiundzwanzigste oder einhundertzweite.
In Polen haben amerikanische Geheimdienstler ihre Gefangenen gefoltert, während vor polnischen Gerichten Prozesse gegen polnische Geheimdienstler liefen, die polnische Gefangene gefoltert haben.
Besser irgendwelche Sitten, als gar keine Sitten.
Direkte Gewalt gegen strukturelle Gewalt – lediglich eine Rationalisierung der eigenen Lust als Rechtfertigung für eigene wilde, triebhafte Gewalt. Wer strukturelle Gewalt von Institutionen eines demokratischen Rechtstaates delegitimiert und direkte Gewalt gegen diese Institutionen legitimiert, der gibt jeglicher denkbaren Form von Gewalt freie Hand, denn jede Gewalt kann moralisch begründet werden. Der Teufel ist ein Moralist. Und ein Gewalttäter. Aufrufe zur Gewalt sind in Deutschland strafbar.
National Sozialistische Deutsche Arbeiter Partei (NSDAP) war links,, ihr Kampf gegen Kommunisten und Sozialisten war nicht ideologisch, sondern es war ein Konkurrenzkampf unter Gleichen.
Wer sich für Kunst nicht interessiert, wem Kunst nichts bedeutet, der interessiert sich ebensowenig für Menschen, dem bedeuten Menschen nichts. Denn Kunst ist Ausdruck menschlicher Gefühle, Kunst ist Liebe. Das Erkennen der Realität wird nicht durch Verstand angestossen, sondern durch Empathie, durch Einfühlungsvermögen in das Sinnliche, also durch die Ästhetik. Der Verstand alleine erkennt gar nichts, der Verstand alleine drischt blindlings leeres Stroh und nennt sich zu Unrecht Wissenschaft. Ein solcher Verstand verbraucht sich in der einzigen Leistung, unter Auslassung oder Heranbiegung von Fakten in jedem Fall immer eigene moralische Überlegenheit zu konstruieren.
Manche Menschen schauen in den Spiegel und sagen: „Die Welt ist schrecklich, die Welt ist böse“, und fangen an, dieses Böse in der Welt, aber nicht in sich, zu verfolgen, zu vernichten, auszumerzen. Also andere Menschen, das Andere menschliche, was sie nicht sein wollen, zu exterminieren, zu liquidieren.

…der hiesige Autoritarismus (ist) einer ohne Autorität und der hiesige Konventionalismus einer ohne Konventionen. Schon bei den Nazis war nicht das Wort des Führers Befehl, sondern sein Wille, den der kongeniale Volksgenosse erahnte. Nie hätte der Nationalsozialismus funktioniert, hätte den Deutschen jede ihrer Missetaten bei Strafandrohung befohlen werden müssen. Anders, als es das Wort vom „Befehlsnotstand“, von der „Gleichschaltung“ oder vom „Führer“ selber glauben machen will, herrschte das NS-System durch Gehorsam ohne Befehl. (W. Pohrt, Der Weg zur inneren Einheit)

Der faschistische Sozialpakt existiert im bundesdeutschen Postfaschismus weiter als eine im Resultat aufgehobene Voraussetzung, die unmittelbar keine Spur ihrer gewaltförmigen Durchsetzung mehr an sich trägt: umso besser kann diese Tatsache verleugnet und der Nationalsozialismus als das Verbrechen einiger Irrer, als „Unrechtsstaat“, als „das Schlimmste, das Menschen einander je angetan haben“ exorziert werden. Diese Lebenslüge der BRD ist das Fundament aller demokratischen „Vergangenheitsbewältigung“, jenes kollektiven Beschweigens des Nationalsozialismus, das durchaus auch die Form enervierender Redseligkeit annehmen kann. Weil das postfaschistische Deutschland in institutioneller wie personeller Hinsicht in Kontinuität zu seinem Vorgänger steht, muß ausnahmslos jeder Versuch einer Vergangenheitsbewältigung innerhalb des sich weiterschleppenden Systems zur symbolischen Distanzierung, zum substanzlosen Gestus geraten. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Deutschen einen schier unerschöpflichen Vorrat an größeren und kleineren Entlastungslügen angelegt, aus dem sie sich je nach Gelegenheit und Bedarf bedienen. Danach war das nationalsozialistische System wahlweise das Werk von Hitler höchstpersönlich, einer kleinen Verbrecherclique und ein paar Helfershelfern oder des Monopolkapitals und seiner Schergen. Otto Normalvergaser jedenfalls hat „von alledem nichts gewußt“, war „im Grunde auch dagegen“ oder „konnte gar nicht anders handeln“, weil „Befehlsnotstand“ herrschte und man im Falle des Zuwiderhandelns sofort „ins KZ gekommen“ wäre. “ (…) „Heute haben die Verbreitung des Gerüchts und die Verbreitung der Neidbeißerei neue, technische Möglichkeiten. Sie können sich über das Internet und diverse Subnetzwerke und Blogs rasend verbreiten und auch auf die Politik einen Druck erzeugen, sich ihnen zu beugen. Die gesellschaftliche Mobilmachung wirkt so wieder auf die Politik zurück. Sie muss sich den entsprechenden Stimmungen beugen, weil sonst die Wiederwahl gefährdet würde. Die Devise »Ich bin ihr Führer, also muss ich ihnen folgen«, bleibt auch im zerfallenen Postnazismus das prinzipienlose Grundprinzip von Herrschaft.“ (…) Spezialisierung und Diversifikation sind die zeitgemäße Erscheinungsform von Vermassung und Uniformität. (…) 1 x 1 materialistischer Kritik: es  muss darum gehen, Erscheinungen in eine Konstellation zu bringen, in der sie lesbar werden. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. Und weil gerade die Entfernung vom Nazismus die Nähe zu ihm verbürgt, waren und sind das diejenigen, die in Personensache am wenigstens mit Nazifaschistischem in Verbindung zu bringen sind, die Linksradikalen, die Linksliberalen, die Linken, die Antifaschisten, die entschiedensten Schrittmacher dafür, dass der anfangs noch gar nicht wirklich übergreifende postnazistische Fundamentalkonsens tatsächlich totalisiert und auf die Höhe der Zeit gebracht werden konnte. Die Nazis und die Rechten hingegen waren für diesen Vorgang nur von unterordnetem Belang. Sie standen immer schon für eine in ihrer konkreten Ausprägung gestrige Gesellschaftsformation und deshalb ging von ihnen auch nie eine ernsthafte Gefahr eines neuen Faschismus aus. Diese Totalisierung der Gemeinschaft der Demokraten, die hauptsächlich die Linke mit herbeigeführt hat, ist allerdings identisch und das zeigt sich heute mit ihrem Zerfall. Dieser wiederum ist im Selbstwiderspruch der postnazistischen Vergesellschaftung angelegt, in der der bereits erwähnte nazistische Kurzschluss von Staaten Subjekt im Modus permanenter Mobilmachung in den politökonomischen Formen im Doppelsinne aufgehoben ist. Seiner Substanz nach anerkannt und aufbewahrt, wie vorerst suspendiert und seiner Verlaufsform nachgezügelt. Also statt den Blockwarten gab es Aktenzeichen XY, da durfte sich jeder dann auch telefonisch dran beteiligen, aber richtige Jagdszenen gab es in der alten Bundesrepublik nicht oder nur in Ausnahmefällen. Taxiert selbst zu Zeiten der Prosperität jeder insgeheim seinen Erwerb als verkappte Arbeitslosenunterstützung, so mobilisiert die Krise der postnazistischen Vergesellschaftung erst Recht die Sehnsucht nach der alten Staatsunmittelbarkeit. Johannes Agnoli schrieb dazu schon in der Transformation der Demokratie 1966: „Der präfaschistisch liberale Ruf nach dem starken Staat wiederholt sich postfaschistisch neoliberal“. Und damit gerät das ganze System des autoritären Etatismus und geraten letzten Endes die politökonomischen Vermittlungen als solche wieder ins Visier des Volkszorns und es war wiederum die Linke, die noch zu Zeiten, wo keine Krise in Sicht war, im sinistren Tram nach Liquidation der Vermittlungen die Zunge gelöst und ihm neue fantasievolle und kreative, wie es so schön heißt, Äußerungsformen zur Verfügung gestellt hat. Sie war das Laboratorium, in dem die allgemeine Mobilmachung eingeübt und jener darauf zugeschnittenen neue und zugleich sehr alte Sozialcharakter herangebildet wurde, indem sich mittlerweile eine Mehrheit spontan wieder erkennt. Derjenige Sozialcharakter, der nach dem Motto „Ich leide, also bin ich“ sich einerseits unter Berufung auf die höchst unverwechselbare Diskriminierung, die ihm angeblich wiederfährt, zur kleinsten existierenden Minderheit erklärt, sich gleichsam nach dem Muster verfolgter und in ihrer Kultur bedrohter Völker begreift und andererseits als Gegensouverän seine private, warnhafte Feinderklärung allen anderen oktroyieren möchte und diesem Zweck entweder vorhandene gesellschaftliche Organisationen zu Rackets umfunktioniert, neue Rackets gründet oder andere Rackets mit ins Boot holt. Der einstige demokratische Fundamentalkonsens wird dadurch einerseits ins einzelne Subjekt zurückverlagert und andererseits vermittlungslos verallgemeinert. Aus der formell kollektiven Feinderklärung der Mitte gegen die Extreme, das war der Normalfall in der Bundesrepublik bis weit in die 80er Jahre, Terroristenhasse, einige werden sich noch daran erinnern. Aus dieser kollektiven Feinderklärung der gesellschaftlichen Mitte gegen die Extreme wird also die pluralisierte Feinderklärung alle gegen alle, die getrennt vereint sich zusammenrotten und auf diese Weise zerfällt die Gemeinschaft der wehrhaften Demokraten und reorganisiert sich zugleich hin zu zerfallen. Ein Zitat von Wolfgang Port in einem anderen Zusammenhang macht es sehr schön deutlich: „Wie durch höhere Gewalt sondern sich die Langen von den Kurzen, die Weiblichen von den Männlichen, die Alten von den Jungen, die Dicken von den Dünnen ab“ und das Resultat ist eine Segregation und Ghettoisierung durch welche die Metropolen, einem riesigen Freiluftgefängnis mit seinen Unterabteilungen für Männer und Frauen, Jugendliche, Kranke, Alte, Port schreibt etc., man könnte noch Schwule und Lesben und Migranten und was weiß ich noch alles ergänzen, Protestanten, Katholiken, Ossis, Wessis, immer ähnlicher werden. Neu ist, dass dieses Freiluftgefängnis als eine kulturelle Einrichtung und seine Insassen als Kulturbotschafter begriffen werden und es ist diese nahezu flächendeckende Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mehrheit und der einzelnen Individuen in ihr, die in der Postmoderne ihr bewusstloses Selbstbewusstsein und ihre Legitimation erfährt und im antirassistischen PC-Sprech sich ihren Ehrenkodex schafft, ihre Omertà, die sich an ihresgleichen und die verbliebenen Kritiker draußen richtet, Islamophobie ist ihr derzeit aktuellstes Schlagwort. Dieser Vorgang, diese Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mitte und ihr Zerfall ist also die Bedingung der neuen Haltung Ausländern und Migranten gegenüber, an denen die Deutschen projektiv ihre ersehnte Regression auf den Stamm illustrieren. Was ihnen umso leichter gelingt, als manch ihrer Repräsentanten und Lobbyisten sich anschicken, genau dem Bilde zu gleichen, das die Deutschen sich seit jeher von ihnen machten und wofür sie von ihnen jetzt nach kollektiv und offiziell ins Herz geschlossen werden. Der mittlerweile zur Dauereinrichtung erklärte Karneval der Kulturen ist nichts anderes als ein Zerfallsprodukt der postfaschistischen Demokratie, mehr noch, er ist diese Gemeinschaft in einer zugleich flexibilisierten und pluralisierten und kollektivierten Gestalt. In dieser Völkerfamilie, die die Deutschen gerne auf der ganzen Welt hätten, wären da nicht Israel und die USA als Störenfriede und die sie aus Mangel an Realisierungschancen deshalb erstmal bei sich zuhause einrichten, geht es dabei zu, wie in jeder guten Familie: Die einzelnen Mitglieder sind einander spinnefeind und die Widersprüche und Konflikte, die daraus resultieren, gehören auch voll und ganz dieser Vergesellschaftung an, sind von ihr konstituiert und dazu gehört ein fein dosiertes Spiel mit Fremdheit und Nähe, das von allen Beteiligten auch weiterhin gepflegt wird, weil damit ein moralisches Plus bei der Gefolgschaft eingefahren werden kann. (…) Der zweite Weltkrieg war ein kulturindustrielles Massenevent. (…) Eine neue Barbarei sei stets zu befürchten, wird sich nicht aus dem Geist Nationalsozialismus unmittelbar speisen, sondern im Gewande von demokratischem Antifaschismus von Lernen aus der Geschichte und political correctness daher kommen.(…) Abwehr des offenen Faschismus durch dessen demokratische Entnazifizierung und Eingemeindung. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. (…) Die postnazistische Demokratie hat  die nationalsozialistische Mobilmachung des „gesunden Volksempfindens“ zwar nicht abgeschafft, sondern nur sistiert – sie hat es aber andererseits auch in die Latenz abgedrängt und damit gebremst, indem sie es in die mediatisierende Form des bürgerlichen Repräsentationsprinzips zwängte.  (…) „Rassismus“ ist ein ideologisches Stichwort eines anti-rassistischen Rackets, das jeden Realitätsbezugs entbehrt, das seine Mitglieder vielmehr nur als Ausweis von Gesinnungsfestigkeit und Ehrbarkeit vor sich hertragen und das ihnen als probates Mittel dient, um nach Willkür und freiem Ermessen festzulegen, wer gerade als „Rassist“ zu gelten hat. Und dieses „anti-rassistische“ Racket, das sind heutzutage fast alle: längst ist die Gegnerschaft zum Rassismus keine Domäne der Linken mehr, sondern offizielle Staatsraison und common sense aller Ehrbaren und Wohlmeinenden, und das ist die erdrückende Mehrheit.  (…) Von der moralisierenden Aufdringlichkeit und der enervierenden Verlogenheit einmal abgesehen, ist die Ehrfurcht, die „anderen Kulturen“ entgegengebracht wird und die Unterwürfigkeit, mit der ihre Träger geradezu als Heilsbringer verehrt werden, keine Gegenposition zum Rassismus, sondern dessen logische wie historische Voraussetzung, die im Rassismus und allen naturalisierenden Ideologien als ein Moment überlebt: deren Grundmuster ist die projektive Bekämpfung dessen, was man selbst gern möchte, aber nicht erreichen kann, und deshalb gehört zur Diskriminierung der Neger wegen ihrer „Faulheit“ die Bewunderung für den „Rhythmus, den sie im Blut haben“ und die Achtung vor ihrer „sagenhaften Potenz“; somit ist der „Anti-Rassismus“ nichts weiter als die notwendige Kehrseite des Rassismus selbst, die sich von diesem abgespalten hat und gegen ihre eigene Grundlage wendet. Historisch jedenfalls geht die Wertschätzung fremder Kulturen ihrer späteren, „rassisch“ legitimierten Abqualifizierung voran und sie ist auch logisch deren Voraussetzung: Christoph Columbus etwa beschreibt in seinen Tagebüchern die Eingeborenen, die er 1492 auf den Bahamas, Cuba und schliesslich Haiti angetroffen hat, folgendermaßen: sie sind „ängstlich und feige“, „sehr sanftmütig und kennen das Böse nicht, sie können sich nicht gegenseitig umbringen“, „sie begehren die Güter anderer nicht,“ und er resümiert: „Ich glaube nicht, dass es auf dieser Welt bessere Menschen oder ein besseres Land gibt.“ (7)  (…) Protestantische Innerlichkeit: gemäß der Devise, dass vor der schlechten Tat der schlechte Gedanke und das schlechte Wort kommen, die man demzufolge austreiben muss, damit alles besser wird. (…) So kommt es, dass es heute der Anti-Rassismus ist, der, unter dem Vorwand, heldenhaft gegen einen in Wahrheit nicht existenten „Rassismus“ zu kämpfen, Respekt und Toleranz noch für die rückständigsten und unmenschlichsten Sitten und Gebräuche einfordert und damit selbst als Protagonist und Fürsprecher einer Verrassung der restbürgerlichen Gesellschaft fungiert.  (..) Die unterschiedliche Pigmentierung der menschlichen Haut ist eine objektive Gegebenheit, keine bloße Erfindung. (…) Rasse heute ist die Selbstbehauptung des bürgerlichen Individuums, integriert im barbarischen Kollektiv. (…) Der nervige Sozialcharakter des Gutmenschen ist offenbar eine fast zeitlose Erscheinung und in den verschiedensten Lebensbereichen anzutreffen, die Wahrscheinlichkeit, ihm in fortschrittlichen sogenannten „politischen Zusammenhängen“ zu begegnen, ist besonders hoch: werden doch hier traditionell die altruistischen Tugenden – das Mitgefühl, die Solidarität, Selbstlosigkeit etc. – besonders hoch angeschrieben und deshalb sind sie das geeignete Betätigungsfeld für Sozialcharaktere, die sich als Ersatz für ihr eigenes ungelebtes Leben vorzugsweise mit dem Leiden anderer als Fetisch verbinden. (…) Es sind aber gerade die höchsten Tugenden, die die niedersten Instinkte decken, wie schon Marx wusste: „Bis jetzt hat der Mensch sein Mitgefühl noch kaum ausgeprägt. Er empfindet es bloß mit dem Leiden, und dies ist gewiss nicht die höchste Form des Mitgefühls. Jedes Mitgefühl ist edel, aber das Mitgefühl mit dem Leiden ist die am wenigsten edle Form. Es ist mit Egoismus gemischt. Es neigt zum Morbiden […] Außerdem ist das Mitgefühl seltsam beschränkt […] Jeder kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühl empfinden, aber es erfordert […] das Wesen eines wahren Individualisten, um auch am Erfolg eines Freundes teilhaben zu können. (…) Und da jeder demonstrative Altruismus nicht nur einen kleinlichen Egoismus bemäntelt, sondern auch mit dem Anspruch des Idealisten einhergeht, erzieherisch auf das Objekt seiner Zuwendung einzuwirken, ist er die adäquate Ideologie von Rackets, und auch das ist Wilde nicht entgangen: Barmherzigkeit, so schreibt er, sei die „lächerlich unzulängliche Art der teilweisen Rückerstattung oder ein sentimentales Almosen, gewöhnlich verknüpft mit dem skandalösen Versuch des rührseligen Spenders, auf (das) Privatleben (der Armen) Einfluss zu nehmen. (…) Im totalisierten Zugriff auf die ihr Unterworfenen ist die sozialistische Bewegung bis auf den heutigen Tag ebenfalls als ein Racket des Tugendterrors anzusprechen, betrachtet sie es doch als ihre Aufgabe, das Proletariat oder das gerade angesagte Subjekt seiner „wahren Bestimmung“ zuzuführen und d.h. es im Sinne der von ihm zu realisierenden Ideale zu erziehen – und das bedeutet stets noch: ihm die Untugenden und Laster auszutreiben, die der Vorhut als Male der individualistischen Bürgerwelt erscheinen: etwa Alkoholabusus, Faulenzerei, „zerrüttete“, „unsittliche“ Verhältnisse zwischen den Geschlechtern etc. Und um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen die selbsternannten Vertreter der Klasse die von ihnen verfochtenen Tugenden in eigener Person glaubwürdig verkörpern und deshalb in einer noch rigideren Weise als der gemeine Bürger sich als Subjekte zurichten, d.h. ihre Individualität dem Allgemeinen (dem Kollektiv, der Klasse, dem Frieden etc.) opfern, um totale Identität mit ihm zu erlangen. Wenn Identität letzten Endes den Tod bedeutet, dann hat die Bemühung um sie vorzeitige Erstarrung und prämortale Leblosigkeit zur Folge – von daher die bis in die Gegenwart zu beobachtenden verhockten, verkniffenen und lauernden Mienen aller professionellen Menschheitsbeglücker, ihre rigide Zwangsmoral und durchgängige Humorresistenz, die immergleichen offiziösen Phrasen, die sie dreschen, die tödliche Langeweile, die von ihnen und ihrem penetranten Sendungsbewusstsein ausgeht, und ihr chronisches Beleidigtsein, wenn sie beim Gegenüber auch nur den Hauch eines Zweifels an ihrer aufgetragenen Gutartigkeit zu erspüren glauben. Und zu alldem glauben diese Leute sich auch noch ermächtigt, diese ihre trostlose Existenz zur verbindlichen Richtschnur für alle anderen zu erklären.“ – Clemens Nachtmann

„Die rebellische Haltung, vor einem Jahrzehnt noch das Privileg von Einzelgängern, ist heute Ausdruck des Konformismus. Man will dazugehören, nicht als Schlappschwanz gelten“ – Horkheimer

 „…der hiesige Autoritarismus (ist) einer ohne Autorität und der hiesige Konventionalismus einer ohne Konventionen. Schon bei den Nazis war nicht das Wort des Führers Befehl, sondern sein Wille, den der kongeniale Volksgenosse erahnte. Nie hätte der Nationalsozialismus funktioniert, hätte den Deutschen jede ihrer Missetaten bei Strafandrohung befohlen werden müssen. Anders, als es das Wort vom „Befehlsnotstand“, von der „Gleichschaltung“ oder vom „Führer“ selber glauben machen will, herrschte das NS-System durch Gehorsam ohne Befehl.“ (W. Pohrt, Der Weg zur inneren Einheit)
„Die Demokratie ist nichts weiter als die Herrschaft des Knüppels über das Volk durch das Volk für das Volk. (…) Es gibt drei Arten von Despoten: den Despoten, der den Leib knechtet, den Despoten, der die Seele knechtet und den Despoten, der Leib und Seele zugleich knechtet. Der erste heißt Fürst. Der zweite heißt Papst. Der dritte heißt das Volk. (..) Wer das Volk führen will, ist gezwungen, dem Pöbel zu folgen“ (…) „Man hört immer wieder, der Schulmeister sterbe aus. Ich wünschte beileibe, dem wäre so. Aber der Menschentypus, von dem er nur ein und gewiss noch der harmloseste Vertreter ist, scheint mir wahrhaftig unser Leben zu beherrschen; und wie auf ethischem Gebiet der Philanthrop die größte Plage ist, so ist es im Bereich des Geistes derjenige, der so sehr damit beschäftigt ist, andere zu erziehen, dass er nie Zeit gehabt hat, an seine eigene Erziehung zu denken […] Wie schlimm aber, Ernest, ist es, neben einem Menschen zu sitzen, der sein Leben lang versucht hat, andere zu erziehen! Welch eine grausame Tortur! Was für eine entsetzliche Borniertheit, die unvermeidlich aus der fatalen Gewohnheit resultiert, anderen seine persönlichen Überzeugungen mitteilen zu wollen! Wie sehr dieser Mensch durch seine geistige Beschränktheit auffällt! Wie sehr er uns und fraglos auch sich selbst anödet mit seinen endlosen Wiederholungen und seiner krankhaften Besserwisserei! Wie sehr er jedes Anzeichen geistigen Wachstums vermissen lässt! Wie verhängnisvoll ist der Kreis, in dem er sich unablässig bewegt.“ – Oscar Wilde
Was die Menschheitsbeglücker in Wahrheit bewirken, ist ihr eigener moralischer Selbstgenuss in der angemaßten oder tatsächlichen Herrschaft über andere, aber gerade nicht die praktische Lösung der Dinge, um die es ihnen vorgeblich so selbstlos zu tun ist: „In den Augen des Denkers allerdings liegt der wahre Schaden, den das moralische Mitgefühl anrichtet, darin, dass es unser Wissen begrenzt und so verhindert, dass wir auch nur eines unserer sozialen Probleme lösen.“ (Wilde) Das Selbstopfer fürs Kollektiv erweist sich nicht nur als die wahre Selbstsucht, sondern auch als gegen die Gattung gerichtet: „Denn die Entwicklung der Gattung hängt von der Entwicklung des Individuums ab, und wo die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit als Ideal abgedankt hat, ist das Absinken des intellektuellen Niveaus, wenn nicht gar dessen gänzliches Verschwinden die unmittelbare Folge.“ (Wilde) Und das vorgeblich so praktische und zielorientierte Tun erweist sich als in Wahrheit konfus und unpraktisch: denn es verlässt den Bannkreis des Notwendigen und Zwanghaften nicht, ja, es bestärkt dessen Macht umso mehr, je auftrumpfender und verblendeter es sich in seiner moralischen Selbstgerechtigkeit verhärtet und alle Selbstaufklärung abwehrt. Solange die Gesellschaft den Individuen als fremde äußere Macht entgegentritt, verkehrt sich die gute Intention regelmäßig in ihr Gegenteil und ist menschliches Handeln „nur blindes Tun, abhängig von äußeren Einflüssen und angetrieben von einem dunklen Impuls, von dem es selbst nichts weiß. Es ist seinem Wesen nach unvollkommen, weil es vom Zufall begrenzt wird, und unwissend über seine eigentliche Richtung, befindet es sich zu seinem Ziel stets im Widerspruch […] Jede unserer Taten speist die große Maschine des Lebens, die unsere Tugenden zu wertlosem Staub zermahlen oder aber unsere Sünden in Bausteine einer neuen Kultur verwandeln kann.“ (…) Die Misere des Sozialismus von seinen Anfängen bis heute war und ist stets zuverlässig abzulesen an seiner Verachtung aller autonomen, zweckfreien, in sich begründeten und eben darin gesellschaftlich bestimmten Kunst, weil sie die – prekäre und unvollständige – Emanzipation des Individuums von Blut, Scholle, Rasse, Kollektiv vorausträumt und ihr Ausdruck verleiht. Die Kunst, die sozialistische Bewegungen oder Regimes dann hervorbringen und fördern, eine Kunst, die „Partei ergreifen“, „Stellung beziehen“ und „gesellschaftliche Verantwortung“ dokumentieren soll, zerstört jedoch sich selbst und ihre Voraussetzungen. (…) „Kunst ist Individualismus und der Individualismus ist eine verstörende und zersetzende Kraft. Gerade darin liegt sein unermesslicher Wert. Denn was er aufzubrechen versucht, ist die Einförmigkeit des Typischen, die Sklaverei der Konvention, die Tyrannei der Gewohnheit und die Erniedrigung des Menschen auf das Niveau einer Maschine. (…) alle Künste sind amoralisch, ausgenommen die niederen Formen der sinnlichen oder belehrenden Kunst, die uns zu guten oder schlechten Taten anstiften wollen“ (…) Selbstsucht strebt immer danach, der gesamten Umwelt ein Einheitsmaß aufzuzwingen“ „Selbstlosigkeit bedeutet, andere Leute in Ruhe zu lassen, sich nicht in ihr Leben einzumischen […] Die Selbstlosigkeit weiß die unendliche Vielfalt als etwas Kostbares zu schätzen, sie akzeptiert sie, lässt sie gewähren und erfreut sich an ihr.“ (…) „Die erste Pflicht im Leben ist, so künstlich wie möglich zu sein. Die zweite Pflicht ist noch unbekannt.“(Wilde)
Ein Deutscher sei ein Mensch, der keine Lüge aussprechen könne, ohne sie tatsächlich zu glauben – Adorno
Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus.  (…) Massen laufen zur Deutschen Ideologie über, wenn Politik und Staat ihnen diesen Weg nicht versperren (…) Der Vernünftige braucht keinen Dialog mit Leuten zu führen, die sich nicht von Grund auf von denjenigen distanzieren, die Juden oder, was dasselbe ist, den Zionismus für ihr und anderer Leute Unglück verantwortlich machen. Er denunziert desgleichen jede Verhandlungsbereitschaft denen gegenüber, die, bevor sie sich als Staatsbürger und Marktsubjekte definiert haben, als Angehörige einer Religions- oder Volksgemeinschaft anerkannt werden wollen. (…) Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus. (…) Antideutsch denken und handeln heißt demzufolge, die politischen Vermittlungs- und Repräsentationsformen in Gesellschaft und Staat, die auf der Trennung von freien und gleichen Warenbesitzern einerseits und am Allgemeinwohl orientierten Staatsbürgern andererseits beruht, gegen die zu verteidigen, die diese Teilung zugunsten eines autoritären Volksstaates überwinden wollen, dessen Subjekte von nichts anderem als von seinen Wohlfahrtsleistungen abhängig sind. Wer in diesem Sinne das Etikett „antideutsch“ nicht auch auf sich bezieht, mißachtet zumindest die Gefährlichkeit der – selbstredend nicht auf Deutschland und deutsche Staatsbürger beschränkte, sondern immer schon weltweit grassierende – Deutschen Ideologie, deren historischer Kern darin besteht, daß auf ihr Konto nicht nur „normale“ kapitalbedingte Ausbeutung und Herrschaft, nicht nur die dem Kapital aus Prinzip immanenten Kriege und nicht nur der ihm in seinen Grund eingeschriebene Antisemitismus gehen, sondern fördert das Überleben einer Ideologie, der zudem noch die historisch und empirisch nicht zu leugnende Tatsache eingeschrieben ist, daß die deutsche Fassung der Beziehung von Staat und Gesellschaft die Auslöschung der Menschheit in zwei Weltkriegen im allgemeinen und den eliminatorischen Antisemitismus im besonderen beinahe total verwirklicht hätte. In der Existenz des Staates Israel manifestiert sich der Einspruch gegen den historisch bewiesenen Vernichtungswahn Deutscher Ideologie praktisch und empirisch. – Manfred Dahlmann
„Nein, ihr habt nichts zu tun mit den Arbeitern. Mit Schweißgeruch. Mit Menschen in Maschinenhallen oder an Fließbändern. Mit Möbelpackern oder Heizungsmonteuren. Mit Schützenvereinen und Angelsportclubs. Mit Hauptschülern und sonntäglichen Kirchgängern. Nein, das Volk liegt euch nicht.“ Das ist die Argumentation der wahrhaften, der lafontainistisch-leninistischen Sozialdemokratie – die konsequente Steigerung von Arbeiter, Schweiß, Schützenverein und Alfred Tetzlaff immer weiter hinauf bis ins Volk hinein als dem ultimativen Gully allen deutschen Wahns. – Joachim Bruhn
Dummheit, nicht Denken, Ideologien, Moralismus, führen zum radikalen handeln. radikales Denken verhindert radikales Handeln.
Weltanschauungen sind Vokabelmischungen – Walter Serner
„Es kommt in der Psychotherapie darauf an – mit temporärer Unterstützung – sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Wer mit einem Selbstbild lebt, für das die temporär klärende Rolle des Therapeuten eine unerträgliche Kränkung ist, der muß eben versuchen, alleine zurechtzukommen.“ – Hans Ulrich Gumbrecht

„Wird Freiheit mit Zügellosigkeit verwechselt, entsteht Rücksichtslosigkeit.
Am Schluss Gleichmacherei.
Ihr seid aber nicht alle gleich.
Noch nie wart ihr alle gleich.
Ihr lasst es euch aber einreden.
So werdet ihr immer respektloser, ungenießbarer gegeneinander.
Vergeudet in Kleinkriegen eure Zeit, als hättet ihr ein zweites Leben.
Weil ihr tatsächlich alles verwechselt.
Behauptungen mit Beweisen.
Gerechtigkeit mit Maß.
Religion mit Moral.
Desinteresse mit Toleranz.
Satire mit Häme.
Reform mit Veränderung.
Nachrichten mit Wirklichkeit.
Kulturunterschiede haltet ihr für Softwarefragen und ihre Analyse ersetzt ihr mit Anpassung.
Ihr habt die Maßstäbe verloren.
Der Gordische Knoten ist ein Keks gegen eure selbstverschuldete Wirrsal.

Man geht immer fehl, sucht man den Ursprung menschlicher Handlungen außerhalb der Leidenschaft des menschlichen Herzens …

Der Separatismus gendert sich in die Köpfe, sitzt in Regierungen.
Männer sind keine Männer mehr. Frauen keine Frauen, sondern ‚Menschen mit Menstruationshintergrund’, Quote ist Trumpf.
Auf gar keinen Fall sollen Mann und Frau sich noch als zwei Teile eines Ganzen begreifen. Damit die Geschlechter noch mehr aneinander verzweifeln.
Bis alle in destruktiver Selbstbezogenheit stecken.
Am Ende: Mann ohne Eier. Frau ohne Welt.

Auf die Erschöpfung des Mannes wird aber nur die Erschöpfung der Frau folgen, das sage ich euch.
Auf die Verstörung der Kinder folgt die Zerstörung der menschlichen Schöpfung.“ – Hans Dieter Hüsch

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Stupidity is demonstrated by people lacking the knowledge they could achieve

Stupidity manifests itself as outraged moralism

Values without empathy are worth nothing

Some people feel physical pain when they should correct their accustomed ideas in favor of reality, they turn all their intelligence with the support of their aggression, for not to recognize the reality and maintain their self-image

More and more feel, think less and less Man does not differ from animals by feelings, because mammals have the same feelings, like man, sadness, fear, anger, love, but by his thought. When he thinks, if he thinks.

Political correctness can be defined as the telling of a lie out of the cowardice in an attempt to avoid upsetting fools not willing to face up to the truth

“In arguments about moral problems, relativism is the first refuge of the scoundrel.” Roger Scruton

Antisemitism is when one blames the Jews or Israel for issues, he does not blame others

Islam is less a religion and more a totalitarian society, an ideology that demands absolute obedience and tolerates no dissent, no criticism, and prohibits the thinking, knowledge and recognition. True Islam is totally different, the one who will find it will receive a very high reward.

Craziness is, when one always does the same but expects a different outcome

If a monkey thinks “I am a monkey”, then it is already a human

A man with roots should go for a pedicure

Self smugness leads to idiocy, being pissed off leads to enlightenment

If someone has something to say, he can tell it always very easily. If someone has nothing to say, he says it in a very complicated way

Addiction is, when somebody does something he wants to do, yet seeks someone who can make it so he won’t do it and doesn’t want to, either.

If the clever people always gave in, the world would be reigned by idiots. Too much “cleverness” makes you stupid.

If one only fights evil to protect life, one produces nothing good at all and such a life then becomes no longer worth living and thus requires no protection, for it is already unlived due to such a total protection. One can spend so much money on insurance, that one has nothing left to insure. Safety works in the same way.

Happy slaves are the worst enemies of freedom.

Creativity is an intelligence having fun.

If working makes you sick, fuck off, leave the work!

If Germans talk about morality, they mean money.

A man without an insight is just an anxious, aggressive, unhappy monkey.

Thinking is always trespassing.

The mob, who calls himself the people, does not discuss, just defames.

Legal is not always legitimate.

Who can not do without, lives unhappy.

So called social, culture sciences, sociology, psychology psychotherapy, psychoanalysis, are not anymore scientific, but immanent religious cult-prophets, organized as sects.

Without a strong opposition any apparent democracy atrophies to a tyranny, and as well a science , to an attitude of a religious sect.

You can recognize everything from a certain distance only, who is zealous, outraged, who sticks his nose in something, this one has lost the perspective, he recognizes anything more, he has only his imagination of the world in his head. This creates paranoia, which is called religion, and a religion as politics, even as a science.

Islamists are a real danger, therefore they will not be seen as such. Jews are not a danger, therefore they are seen as such. It is how the perception by cowards functions.

People without a sense of humor are able only to fear or to hate and become monks or terrorists.

People are not equal, each single person is unique.

Insight applies to everyone, including Muslims, Albanians, women and homosexuals.

Islam belongs to Germany, Judaism belongs to Israel.

The totalitarian Terror of consensus is ubiquitous in Germany.
There are no discussions anymore, but defamations only.
It is a culture of the mob. As it has already been.
Harmony is only if you do not communicate.

One should never go to bed with someone who has more problems than you already have.

>>Evelyn Waugh, surely the wittiest novelist of the past century, in World War II, coming out of a bunker during a German bombing of Yugoslavia, looked up at the sky raining enemy bombs and remarked, “Like everything German, vastly overdone.”<< Joseph Epstein

One has to be brave, to have a wit.

Stupid and dull belong mostly together.

Charlie Hebdo: you don´t care if such murders are comitted to Jews, we will see how “adequate” you will react when (when, not if), Islamists will begin to bombard your cities with Kasam missiles.

Christopher Hitchens: In a free society, no one has the right not to be offended.

The more someone narcissistic inflates , the more he feels insulted and provoked.

“The trouble with the world is that the stupid are cocksure and the intelligent are full of doubt.” – Bertrand Russell

 The problem with the Islamists in Europe should be solved exactly as Europe requires to the Middle East: a two-state solution, a half for muslims and the another half for not-muslims , with a common capital.

What may satire? Everything! Except be understood by the fool, because then it was not a satire.

Islamimus is Islam preaching violence.

Islam is a religion of love, and he who doubts is dead.

War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength. Islam is a peaceful religion of love – George Orwell 2015

Islam is not responsible for anything, Jews are guilty of everything.

Islamists are satanists. Islamism is a religion of idiots.

People feel always terrible offended if you do not believe their lies.
Everyone is responsible for his feelings.
Psychoanalysis is nobody’s business except the psychoanalyst and his patient, and everybody else can fuck off.
“Time is the echo of an axe
Within a wood.”
― Philip Larkin, Collected Poems

If someone inflates endless his ego, as Islamists do, then he hurts his own feelings already in his morning own shit.

The seven deadly sins of modern society. Wealth without work pleasure without conscience, knowledge without character business without morality Science without humanity, worship without sacrifice Politics without principles
-Mahatma Gandhi

“Where there is only a choice between cowardice and violence, I would advise violence.”
-Mahatma Gandhi

 Why Allah does not shows himself? Because he does not want  to do anything with such assholes.
When fascism returns, he will not say, ‘I am the fascism‘. No, he will say, ‘I am the anti-fascism Ignazio Silone.
Political correctness requires a language for a poetry album.
 Psychoanalysis is frivolous, or it is not psychoanalysis.
Colorful diversity, earlier: shit.
What can not any longer be changed, can not any longer be reformed, it is no longer alive, but very dead (instead). What is dead should be, has to be buried: religion, marriage, Romanticism, etc.
Romantic sucks.
 The reality is always stronger than illusions.
 A delusion is characterized by increasing loss of reality, and can be attested to today’s leaders in Germany and the mass media. Loss of reality describes the mental state of a person who is not (any longer) be able to understand the situation in which it is located. So you are ruled by madmen and manipulated by the mass media.
Totalitarianism can only be defeated if one has the courage to call things by their right names, just as they are. Political correctness prevents it promotes totalitarianism and political cowardice and political lie.
The Extinction: Islam is like the sun, who comes too close to him, will burn itself and will flare the rest of the world with him.
Islam does not want any submission! Islam wants victory, destruction and annihilation.
The world was not created just for you.
Time needs time.
What has God with us when he freely admits the devil more and more territories?
It’s not the biggest fear when you look into an abyss, but to note that the abyss looks back at you.
I is different.
Muslim´s headscarf is less annoying than German mothers with their pushchairs.
Prostheses people – look like women and men, but they are not.
Global governance the political repair operation begins to repair before something was created.
The extremely increased, ostensibly critical, actually demonizing, German interest in Israel and Jews is perverse.
The Nonanti-Semite is by the current German law an anti-Semite who defames, discriminates, delegitimizes Israel, Jews, , but do not supports expressis verbis the aim of the Third Reich, the Holocaust, the extermination of the Jews.

Heroes of today know nothing, can not and do not want anything. They just look like heroes, that’s all.

It may be that early fathers ate their children. Today, the mothers will eat anything, fathers, children and the rest. Everything Mommy, anyway!

Germany yesterday: the will to power.
Germany today: the will to blindness.
Germany tomorrow:

German psychoanalysis? Great, like German charm, German humor and German wit.

The resistance starts with its own language other than that of the dictatorship.

Smart phones for stupid people.

A leftist can, but do not have to be stupid.

If you do not blame states, when they commit suicide with millions victims , so why to blame a co-pilot with 149 dead?

Only the purity of the means justify the end.

An extreme narcissist is a potential terrorist, and every terrorist is an extreme narcissist.
Islamization means dementia.
Copy-shop as a psychoanalytic method today.
Psychoanalysis today is merely an imitation of a putative psychoanalysis, it has never existed, an unconscious cartoon, totem mask of itselves.
The revolution devours its fathers, not its children.

Everyone deserves a second chance. A second, not a twelfth, twenty-second or one hundred second.

In Poland, American intelligence officials  have tortured their prisoners, while the Polish courts ran trials of Polish intelligence officesr who tortured Polish prisoners.

Better have any manners, than no manners at all.
Direct violence against structural violence only a rationalization of their own desire as justification for their own wild, instinctual violence. Who delegitimizes structural violence of institutions of a democratic state and legitimizes direct violence against these institutions  gives any conceivable form of violence free hand, for any violence can be morally justified. The devil is a moralist. And a perpetrator of violence. Calls for violence are illegal in Germany.
National Socialists German Worker Party (NSDAP) was left, its fight against communists and socialists was not ideological, but it was a competition among equals.
Those who are not interested in art, to whom art means nothing, those are not interested in people, to those  people mean nothing. Because art is an expression of human feelings, art is love.
Some people look in the mirror and say, „The world is terrible, the world is evil,“ and begin to pursue this evil in the world, but not in themselves, destroy, eradicate. So other people, the other humans, what they do not want to be,  to exterminate, to liquidate.

1 x 1 materialist criticism: the aim must be to make appearances in a situation in which they are legible. (…) A new barbarism is always to be feared, is not directly powered from the spirit of National Socialism, but in the guise of democratic anti-fascism of learning from history and political correctness come along. (…) Defence of the open fascism by its democratic denazification and incorporation. (…) The Second World War was a culture industry Massenevent.(..) Specialization and diversification are a contemporary manifestation of massification and uniformity. (…) 

The different pigmentation of human skin is an objective fact, not a mere invention. (…) Breed today is the self-assertion of the bourgeois individual, integrated in the barbaric collective. (Clemens Nachtmann)

„Democracy is nothing more than the rule of the stick over the people by the people for the people. (…) There are three types of despots: the despot who enslaves the body, the despot who enslaves the soul and the despot who enslaves both body and soul. The first is called Prince. The second is called the Pope. The third is called the people. (..) If you want to lead the people, you are forced to follow the mob. (…) The first duty in life is to be as artificial as possible. The second duty is still unknown. Oscar Wilde

A German is a person who can speak no lie, without actually believe Adorno

Stupidity, not thinking, ideologies, moralism, lead to radical acting. radical thinking prevents radical action.
Worldviews are vocabulary mixtures Walter Serner
The main reason of a psychotherapy is – with temporary support of the psychotherapist –. to take his own destiny in own hands.  Who lives with a self-image that the temporary clarifying role of the therapist is an intolerable insult, he must to try to cope with his life alone.“Hans Ulrich Gumbrecht

„Wir sind der Schwarm!“

schwarm-baikalenten

Der zweite Weltkrieg war ein kulturindustrielles Massenevent. (…) Eine neue Barbarei sei stets zu befürchten, wird sich nicht aus dem Geist Nationalsozialismus unmittelbar speisen, sondern im Gewande von demokratischem Antifaschismus von Lernen aus der Geschichte und political correctness daher kommen. (…) Abwehr des offenen Faschismus durch dessen demokratische Entnazifizierung und Eingemeindung. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. (…) Die postnazistische Demokratie hat  die nationalsozialistische Mobilmachung des „gesunden Volksempfindens“ zwar nicht abgeschafft, sondern nur sistiert – sie hat es aber andererseits auch in die Latenz abgedrängt und damit gebremst, indem sie es in die mediatisierende Form des bürgerlichen Repräsentationsprinzips zwängte.   – (Clemens Nachtmann)

„Die rebellische Haltung, vor einigen Jahrzehnten noch das Privileg von Einzelgängern, ist heute Ausdruck des Konformismus. Man will dazugehören, nicht als Schlappschwanz gelten“ – (Max Horkheimer)

 „…der hiesige Autoritarismus (ist) einer ohne Autorität und der hiesige Konventionalismus einer ohne Konventionen. Schon bei den Nazis war nicht das Wort des Führers Befehl, sondern sein Wille, den der kongeniale Volksgenosse erahnte. Nie hätte der Nationalsozialismus funktioniert, hätte den Deutschen jede ihrer Missetaten bei Strafandrohung befohlen werden müssen. Anders, als es das Wort vom „Befehlsnotstand“, von der „Gleichschaltung“ oder vom „Führer“ selber glauben machen will, herrschte das NS-System durch Gehorsam ohne Befehl.“ (Wolfgang Pohrt)
Wer ein Volk führen will, muß dem Mob folgen
Siehe auch:

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Von Matthias Heitmann, 26.09.2015

Deutschlands politische Kultur droht nach 25 Jahren Einheit in einem Einheitsbrei aus Verunsicherung, Verängstigung und Vertrauensverlust zu versinken.

„Unser Land wir überschwemmt. Die Dämme werden brechen, und wir werden sie nicht stabilisieren können. Auch der Einsatz von Soldaten wird nicht helfen. Und das alles, weil wir so ignorant und so untätig waren. Das musste sich ja rächen!“

Geht es hier um die Klimaerwärmung, um eine neue Oderflut oder um die Flüchtlingsströme? Alles ist vorstellbar. Das ist das Schöne an emotionalen Untergangsszenarien: Sie sind in völlig unterschiedlichen Zusammenhängen verwendbar. Und sie können von Menschen wortgleich genutzt werden, die ansonsten so gar nicht einer Meinung sind.

Was für das ökologische und sich irgendwie als „links“ und „progressiv“ verstehende politische Spektrum die Klimaerwärmung und das Steigen des Meeresspiegels ist, ist für Konservative, Rechtsliberale und selbsterklärte Patrioten das Anschwellen der Flüchtlingsströme. Auf beides wird ähnlich reagiert: Panik und Angst fressen nicht nur die Seele, sondern auch den Verstand. Der heute dominante Ismus beginnt weder mit Sozial- noch mit Konservat-, sondern schmückt sich mit der antipolitischen und alternativlosen Vorsilbe: Alarm.

Im Alarmismus werden alte politische Lagergrenzen überrannt. Egal, um welches Thema es geht, er findet überall Anknüpfungspunkte: Es ist mittlerweile üblich, generell vom Schlimmsten auszugehen. Wer das nicht tut, läuft Gefahr, als naiver Beschwichtiger und verantwortungsloser Leugner verschrien zu werden. In nahezu allen halbwegs kontroversen Themenbereichen werden heute Andersdenkende als „Leugner“ bezeichnet – egal, ob es um Asyl, Artensterben, Biotechnologie, Holocaust, Islamisierung, Kernkraft, Klima, Krieg der Kulturen, Kriminalität, Umweltzerstörung, Rassismus oder um die Wirtschaftskrise geht.

In dieser Kultur des permanent lauernden Shitstorms sind ernsthafte „Debatten“ und „Auseinandersetzungen“ nur Rituale weltvergessener Zeitverschwendung. Als Obergrenze realistischen Handelns ist das Verhindern von Dammbrüchen festgelegt. Und das geht per definitionem nur über „Nulltoleranz“. In diesem Bestreben finden ehemalige politische Gegner einen gemeinsamen Stil sowie einen gemeinsamen Ort: „die politische Mitte“. Hier laufen die Überbleibsel alter und gescheiterter Ideologien zusammen; sie machen diese „Mitte“ zu einem Ort des menschlichen Scheiterns, zum Friedhof der Politik.

Diese Friedhofsstimmung ist der Kern des modernen misanthropischen Dogmas, dem auch die Opferkultur und die Misstrauenskultur entspringen. In diesem Denken gilt der Mensch als Problem und nicht als die Lösung. Daher können Ziele nur über das Regulieren, über das Begrenzen von Spiel- und Bewegungsräumen sowie über das Beschneiden von Freiheit und von Mündigkeit erreicht werden.

Der Hauptfeind des Alarmismus ist derjenige, der Besonnenheit walten lässt und sich nicht in den Panikchor der Schwarz-Weiß-Denker einreiht. Besonnenheit ist keineswegs ein Synonym für Langsamkeit und Nichtstun, und auch nicht für Ideenlosigkeit und Führungsschwäche. All diese Makel können wir heute bei denjenigen beobachten, die sich Verantwortungs- und Entscheidungsträger nennen: Weder tragen sie das eine noch das andere, denn dazu wären tatsächliche Standpunkte und Haltungen vonnöten. Über deren Fehlen können auch virtuose Versuche des Themenverschnürens nicht hinwegtäuschen, auch nicht der jüngst Kanzlerin Angela Merkel zugesprochene, die allen Ernstes den Klimaschutz als „Schlüssel zur langfristigen Vermeidung von Fluchtursachen“ ins Spiel zu bringen versucht haben soll.

Dabei wäre wirkliche Besonnenheit bei allen Themen und Fragestellungen gleichermaßen und separat angebracht: Wer die Aufnahme von Flüchtlingen (zu Recht!) gutheißt und diese nicht per se als Bedrohung sieht, sollte auch bei anderen Themen Vertrauen in Robustheit, Kreativität und Veränderungsfähigkeit der Gesellschaft setzen. Willkommenskultur und das gleichzeitige Predigen des durch die destruktive Menschheit verursachten ökologischen Weltuntergangs passen einfach nicht zusammen. Wer hingegen den Alarmismus der Umwelt- und Klimapolitik (zu Recht!) geißelt, sollte ihm nicht bei der Flüchtlingsthematik auf den Leim gehen und hysterisch von Flüchtlingsflut, Überfremdung, gesellschaftlicher Überforderung und der durch die Armee der Gutmenschen unterstützte Islamisierung Europas palavern.

Um die Werte der Aufklärung muss an allen Fronten gerungen werden, und sie müssen auch an allen Fronten gleichermaßen verteidigt werden – und zwar sowohl gegenüber Angreifern als auch gegenüber Feiglingen. Das ist die tatsächliche Bedeutung der Idee der Toleranz, sie ist das Gegenteil von blinder Akzeptanz und ängstlicher Unterwerfung. Aus dieser Haltung heraus kann auch der Angstkultur entgegengetreten werden, die zu unreflektierten Opfer-, überzogenen Abwehr- und unbegründeten Zurückhaltungen führt. So verstanden, kann die Herausforderung, vor der Europa heute steht, tatsächlich der Ausgangspunkt für positive Veränderungen sein.

Matthias Heitmann ist freier Journalist und Autor des kürzlich erschienenen Buches „Zeitgeisterjagd. Safari durch das Dickicht des modernen politischen Denkens“. Seine Website findet sich unter http://www.zeitgeisterjagd.de

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  30.04.2015   auf Achgut.com

Politik ohne Staat

 

Ende August 2014 machte das Kanzleramt mit einer Stellenausschreibung Schlagzeilen: Gesucht wurden Psychologen, Anthropologen und Verhaltensökonomen. Dabei ging es nicht um irgendein Projekt, sondern um Stellen in Stab „Politische Planung“. Es geht also durchaus um das, was man die „Richtlinien der Politik“ nennt, deren Bestimmung die Aufgabe des Bundeskanzlers bzw. der Bundeskanzlerin ist. Vielleicht ist sogar mehr im Spiel – eine schleichende Umdefinition dessen, was unter Politik überhaupt zu verstehen ist. Wenn hier Wissenschaftler Einzug halten, die sich mit „der Gesellschaft“ oder „dem Menschen“ beschäftigen, bedeutet das etwas. Mitnichten geht es darum, die Entwicklung der öffentlichen Meinung zu studieren und sich damit dem Volkssouverän zuzuwenden. Denn Psychologie, Anthropologie und Verhaltensökonomie interessieren sich nicht für das Souveräne der Menschen, sondern für die Faktoren, die ihr Verhalten beeinflussen (und mit denen man ihr Verhalten beeinflussen kann). Sie interessieren sich sozusagen für das Unsouveräne – für die Bedürfnisse und Ängste, die unauffällig und untergründig vorhanden sind und die das Verhalten prägen, ohne dass die Menschen sich dessen bewusst sind. Eine Politik, die auf diesem Register zu spielen weiß, hat eine außerordentliche Macht. Sie entzieht sich dem Verhältnis von Volkssouveränität und rechtsstaatlich begrenzter Macht auf Zeit. Sie ist der Versuch einer Gesellschaftssteuerung.

Wenn man in diesen Tagen hört, dass die Bundesregierung einen Dialog „Gut leben in Deutschland“ veranstaltet, sollte man an die Psychologen, Anthropologen und Verhaltensökonomen im Kanzleramt denken. Und wenn Frau Merkel dabei ein „Wir sind neugierig“ bekundet, dann richtet sich die Neugier nicht so sehr auf das, was die Gesprächsteilnehmern ausdrücklich formulieren, sondern auf das, was ihre Empfindlichkeiten verrät. Es geht auch nicht einfach um Verbesserungen für das Land (zum Beispiel um eine Reformagenda 2020), sondern um die subtilere Botschaft „Sie sind wichtig“, „Wir kümmern uns um sie“. Dabei ist die Ausmalung des guten Lebens nur die rosige Seite der Verhaltenssteuerung. Zum Arsenal der Steuerung, deren sich die Kanzlerin häufig bedient, gehört auch die tiefdunkle Drohung. Ein Satz wie „Scheitert der Euro, scheitert Europa“ (zu dem auch der Nachsatz gehört: „Nur die europäische Einigung hat einen neuen Krieg verhindert“) arbeitet mit Angstgefühlen der Menschen. Wie man hört, kann Frau Merkel ganze Auditorien gestandener Unternehmensführer allein dadurch beeindrucken, dass sie leise das Szenario antippt, dass die Deutschen wieder die Bösen in Europa würden („Das kann niemand wollen“).

Bei vielen Kritikern des Merkelismus gibt es die Vorstellung, es handele sich um eine Form absolutistischer Selbstherrlichkeit. Die Kanzlerin wäre demnach so etwas wie Katharina die Große oder Ludwig XIV. Aber dies Bild einer besonders hoch über der Gesellschaft thronenden Position – das Feindbild linker Staatskritik – trifft nicht das, was hier geschieht. Die Politikform, die mit dem Merkelismus zur Macht gelangt, steht der Gesellschaft viel näher. Sie steht den Menschen viel enger auf den Füßen. Sie ist Gesellschaftsbegleitung – und damit ist sie im Grunde staatsfern. Sie ist eine Politik ohne Staat. Bei Ausbruch der Finanzkrise traten zwei Personen vor ein Mikrofon – Frau Merkel und Herr Steinbrück – und erklärten „Wir garantieren die Sicherheit der Spareinlagen der Bürger“. Mit was denn bitte? Bei jeder ernsthaften Garantie müsste sofort die Frage beantwortet werden, mit welchen staatlichen Mitteln hier etwas garantiert werden kann. Fehlanzeige. Es ging um „Psychologie“. Oder die handstreichartige Durchsetzung der Energiewende: Das Fukushima-Ereignis genügte, um das Energieprogramm, mit dem Merkel die Wahlen gewonnen hatte, auf den Kopf zu stellen. Sie berief sich dabei auf die damalige – demoskopisch festgestellte – Stimmung der Bevölkerung. Die Kanzlerin setzte sich über das Votum des Volkssouveräns hinweg, im Namen einer sozialpsychologischen Befindlichkeit der Bevölkerung. Auch die Außen- und Europapolitik, die eher Befindlichkeiten beschwört, als auf Verträgen zu bestehen, gehört dazu. Insofern sind die neuen Bürger-Dialoge und der Einzug von Verhaltensforschern ins Kanzleramt konsequent. Sie gehören zu der neuen Politik ohne Staat.

Für die Führung eines modernen Landes ist diese Gesellschaftsbegleitung freilich zu wenig. Sie hat ein ähnliches Problem wie die Nachfrage-Stimulation in der Marktwirtschaft, die bekanntlich eine unternehmensschädigende Ökonomie ist. In der politischen Sphäre ist die Frage nach dem „guten Leben“ auch so ein Appell an die „Nachfrage“. Sie fragt nicht nach den Leistungen, die ein Staatswesen vernünftigerweise erbringen kann, und nach den Gemeingütern, mit denen es den Bürgern eine Stütze und Entlastung geben kann. Sie neigt zur pauschalen Förderung – man denke an die hilflosen Ansätze zur Förderung der Geburtenrate oder zur Erhöhung des Wirtschaftswachstums durch billiges Geld. Sie löst keine Strukturprobleme, führt aber zur Überschuldung. Schlimmer noch: Sie führt, mit ihrer kurzatmigen Allgegenwart, zur allmählichen Erlahmung.

Die nachfrageorientierte Politik des guten Lebens bedeutet auch einen Abschied von der vielbeschworenen „wertorientierten“ Politik. Es geht um Zufriedenheit, dafür braucht man keine Werte. Es reichen Bedürfnisse. Man kann dann auch keine Aufgabe „für das Land“ finden – sondern nur etwas für das Leben „im“ Land in Aussicht stellen. Insofern spricht die Bezeichnung des Bürgerdialogs (Gut leben in Deutschland) für sich: Von einer Weiterentwicklung Deutschlands ist nicht mehr die Rede. Eine solche größere Perspektive wird den Deutschen nicht mehr zugetraut. Sie sollen eine selbstbezogene Herde sein, die sich nur noch fragt, was „gut für sie“ ist – und nicht mehr, was „gut für das Land“ ist. Die Frage nach dem Land muss in der neuen Glücks- und Angstpolitik fremd klingen. Ja, sie muss als ein geradezu unmenschliches Ansinnen erscheinen. Der Stolz der Bürger auf ihr Land und die Lust, daran mitzubauen, hat in der Optimierung des Lebens keinen Platz.

An dieser Stelle wird deutlich, wie weit die neue Politikform sich von der parlamentarischen Demokratie entfernt hat. Eine repräsentative Demokratie braucht den Maßstab des Landes, an diesem Maßstab muss es seine Gesetzgebung orientieren. Eigentlich käme es darauf an, den Bürger in die Entscheidungsprobleme des Regierens einzuführen. Sonst bleibt ihm nur die Rolle des wünschenden (und furchtsamen) Deppen. Der mündige Citoyen beginnt erst dort, wo er gelernt hat, in den Spielräumen eines gegebenen Staatswesens seine eigenen Urteile zu fällen. Das ist in der Unmittelbarkeit eines Dialogs nicht möglich. Es bedarf der repräsentativen Form des Parlaments und einer gehobenen Blickhöhe und Debattenkultur.

Es bedarf auch der politischen Parteien, die Mittler zwischen Staat und Gesellschaft sind. Mit ihren Eckwerten, ihrem Stil, ihrem Personal und ihrer Tradition können sie mehr bieten als die Nachfrage der Bürger gegenüber dem Staat zu mobilisieren. Sie können regierungsfähige „Angebote“ formulieren, die auf die (begrenzten) Möglichkeiten eines Staates zugeschnitten sind. Das gilt besonders für die großen Volksparteien. Glückspolitik, Verhaltenssteuerung und Dialog-Marketing suggerieren einen Weg in die Politik, der die Synthese-Aufgabe der Volksparteien übergeht. So untergräbt der Merkelismus die Volkspartei CDU/CSU.

Genau hier findet sich aber auch – erfreulicherweise – eine Bruchstelle der Politik ohne Staat. Die Wünsch-Dir-Was-Politik entwertet die Mehrheitsbildung, doch gerade die CDU/CSU lebt von dem Nimbus, dass sie den großen Stimmenblock bildet, der für eine stabile Mehrheitsbildung unumgänglich ist. Verschwindet die Bedeutung einer geführten Mehrheit, verschwindet die Sonderrolle der CDU/CSU als Volkspartei. Gibt es nur noch ein allgemeines Sammelbecken der Wünsche und ein Stimmgewirr von Nachfrage-Parteien, wird sie besonders viel verlieren. Die Sonderstellung, die Christdemokratie in der Geschichte der Bundesrepublik hatte, wird dann verschwinden. Es ist auch fraglich, ob die christdemokratische Gestalt der mehrheitsbildenden Volkspartei überhaupt weiterleben kann. In einigen europäischen Ländern ist sie bereits verschwunden. Die meisten Versuche, wieder zu einer „Politik mit Staat“ zu kommen, setzen nicht mehr christdemokratisch an.

In Merkel-Deutschland scheint ein solches Szenario fern, doch sollte man sich nicht täuschen: Es genügt, dass 10-20% der Wähler der CDU/CSU von der Stange gehen, um ihre Fähigkeit als Mehrheitsbildner grundsätzlich zu erschüttern. Bleiben diese Wähler in ihrer Verweigerung fest, so können sie politisch „hebeln“ und eine Bedingung stellen: Eine mehrheitsführende bürgerliche Volkspartei wird es in Deutschland erst wieder geben, wenn diese Partei sich republikanischer aufstellt. Diese Hebelmöglichkeit würde anregend für die Arbeit an einer Alternative wirken. Ein definitiver Abschied von der christdemokratischen Politikform wäre nicht mehr nur eine theoretische Möglichkeit. Gewiss lässt ein solches Szenario uns, die wir gegenüber allem schnellen Verabschieden skeptisch sind, zurückschrecken. Bringt ein solcher Abschied nicht die Grundlagen der Bundesrepublik in Gefahr? Diesen Einwand kann man nicht einfach abtun. Aber er verliert sein Gewicht, wenn die Grundlagen schon beschädigt sind. Mit ihrem Abdriften in den Merkelismus hat sich die CDU/CSU von jeder Staatsräson weit entfernt. Und sie entfernt sich jeden Tag noch weiter.

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/politik_ohne_staat

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  auf Achgut.com am 17.04.2015

Marktforschung statt Demokratie

Wenn es sie denn hierzulande noch gäbe, hätte die kritische Öffentlichkeit, hätten die Kommentatoren in der Presse, im Radio und im Fernsehen in dieser Woche Sturm laufen müssen. Doch nicht einmal ein Sturm im Wasserglas wollte aufkommen, statt dessen nur ein müdes Achselzucken, als die Kanzlerin und ihr Stellvertreter am Montag die neue Marketingkampagne der Bundesregierung vorstellten. Unter dem Motto „Gut leben in Deutschland – Was uns wichtig ist“ will die Große Koalition dabei herausfinden, wofür sie die Bürger gewählt haben. Kurzum, was das Volk, als dessen Vertreter die Christ- und Sozialdemokraten nun schon im zweiten Jahr an der Macht sind, denkt, wünscht oder befürchtet, wo ihm der Schuh drückt und wie es sich die Zukunft vorstellt. Zu diesem Zweck sind 150 öffentliche Veranstaltungen geplant, diverse Internet-Foren werden eingerichtet, ein eigene Behörde soll für die Organisation und die Auswertung sorgen.

Eine Schnapsidee ist das Ganze nicht; bürokratisch steht die Aktion auf festen Füßen. Beschlossen wurde sie schon nach der Konstituierung der neuen Regierung auf deren erster Klausurtagung im schönen Barockschloss Meseberg. Und niemandem scheint unterdessen aufgefallen zu sein, dass da etwas nicht stimmt. Keiner der politischen Mandatsträger und keiner ihrer kooptierten Journalisten fragt sich, wie es um die repräsentative Demokratie bestellt sein muss, wenn die Repräsentanten gezielte Marktforschung betreiben müssen, um sich ein Bild von den Vorstellungen des Volkes zu machen, das sie zu vertreten vorgeben.

Statt dass es ihr peinlich wäre, gefällt sich die politische Klasse in der bombastischen Inszenierung des Spektakels. Die Kanzlerin präsentierte es freundlich lächelnd. Sichtlich erheitert gestand sie, „neugierig“ auf die Ergebnisse der Befragung zu sein. Denn: „Wir kennen die Antwort nicht. Und wir geben uns sogar Mühe, nicht zu glauben, dass wir sie kennen.“ Wann hätte man ähnliches von einem deutschen Regierungschef gehört? Wer hätte es bisher gewagt, als gewähltes Oberhaupt einer demokratisch verfassten Gesellschaft so unumwunden einzugestehen, dass er keinen blassen Schimmer von den Vorstellungen des Souveränes, der „Menschen“ unter ihm hat?

Unwillkürlich fühlt man sich an Marie Antoinette erinnert, die dem Volk einst geraten haben soll, Kuchen zu essen, wenn es kein Brot habe. Zweifellos eine anekdotische Zuspitzung, die sich der Phantasie der Nachwelt verdanken mag, aber nichtsdestoweniger ein Gleichnis, das den Realitätsverlust einer politischen Klasse erhellt, die nur mehr um ihrer selbst willen existiert. Eingemauert im Elfenbeinturm ihrer Selbstüberschätzung, merkt sie gar nicht mehr, wie sich mit ihren Inszenierungen selbst desavouiert.

Was die Bundesregierung in den den nächsten Monaten veranstalten will – Sigmar Gabriel nennt es ein großes „Experiment“ – ist nichts weiter als eine Marktstudie. Ein weiterer Schritt hin zur postdemokratischen Gesellschaft. Die Politiker, die dahinter stehen, handeln nicht mehr als Interessenvertreter dieser oder jener Milieus oder gar als Vertreter politischer Grundüberzeugungen, sondern als Manager ihrer Unternehmen, der Parteien, die sich am Markt behaupten müssen.

Dagegen wäre prinzipiell nichts einzuwenden, vielleicht ist das sogar die politische Kultur, auf die wir uns zukünftig einstellen müssen. Mindestens entspräche das der durch und durch kommerzialisierten Konsumgesellschaft. Nur fehlen uns dafür noch die organisatorischen Voraussetzungen. Denn ersten gibt es anders als in der Wirtschaft keine Behörde, die den marktbeherrschenden Zusammenschluss verschiedener Unternehmen untersagt. Schon heute werden ja nicht nur in den Zeiten großer Koalitionen Preisabsprachen zwischen den Parteien getroffen, die dem Bürger die Möglichkeit nehmen, sich für dieses oder jenes Angebot zu entscheiden. Wo alle Parteien wie bei der letzten Bundestagswahl etwa das Gleiche anbieten, entsteht ein politisches Kartell –  alternativlos.

Und zweitens müssten wir, wenn es nur mehr um das Angebot politischer Dienstleistung geht, auch die Möglichkeit und den Mut haben, die Parteien und ihre Manager für begangene Fehler, für Betrug und die Veruntreuung des ihnen anvertrauten Volksvermögens juristisch zur Verantwortung zu ziehen. Wolfgang Schäuble dürfte dann für die Milliarden, die er für den „hoch spannenden Versuch“ (Zitat Schäuble) der Währungsunion aufs Spiel gesetzt hat, keine andere Behandlung erwarten, als sie der Bankrotteur Thomas Middelhoff eben erfährt.

Man kann sich nicht im Ernstfall auf die Vorrechte, die Immunität eines Volksvertreters berufen, der in unserem Namen handelt, und das Volk zugleich wie einen Kunden behandeln. Als solcher hat er eben auch Regressansprüche. Die Kalkulationen müssen offengelegt werden. Im konkreten Fall heißt das, dass die Kosten einer Marktforschung, wie sie die Große Koalition jetzt durchführen will, vorher bekannt sein sollten, bevor die Steuerzahler als Finanzier den Auftrag dazu erteilen.

Dazu aber ist die Bundesregierung nicht bereit, vielmehr versucht sie uns das Vorhaben als einen Ausdruck demokratischer Läuterung zu verkaufen. Dass das so unwidersprochen möglich ist, bestätig, wovon laut einer Umfrage der FU Berlin bereits sechzig Prozent der Bürger ausgehen: Deutschland ist keine Demokratie mehr, nicht im Sinne des Grundgesetzes, an das wir gern weiter glauben würden.

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/marktforschung_statt_demokratie

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  26.04.2015   Achgut.com

Steinmeier: Bella figura

Wozu das alles, dieser rhetorische Qualm, mit dem uns Frank-Walter Steinmeier einnebelt, wann immer sich die Gelegenheit bietet, in schicksalsschwangere Schwermut zu versinken. Dass ihm die Rolle des weisen Bedenkenträgers liegt, wissen wir unterdessen. Rein ästhetisch betrachtet, macht er dabei eine gute Figur. Der nachdenklich geneigte Kopf, das volle Haar, der gedämpfte Tonfall, die wehenden Rockschöße auf der Gangway: alles perfekt, geradezu filmreif. Würde er von Hollywood besetzt, winkte dem Mann womöglich eine Oscar-Nominierung. Wir erlebten großes Kino und müssten uns nicht weiter fragen, was der Auftritt politisch nach sich ziehen könnte, was dahinter steckt.

Allein, der Genosse ist unser Außenminister. Keine Filmgesellschaft zahlt ihm die Gage. Er steht auf der Payroll der Steuerzahler. Sein Gehalt bekommt er dafür, dass er Deutschland in der Welt vertritt, nicht nur auf den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten. Es gibt mithin Gründe genug, die Darstellungen des Frank-Walter Steinmeier ernst zu nehmen, die Persönlichkeit fürsorglich im Auge zu behalten. Sein seelischer Zustand kann uns ebenso wenig egal sein wie seine geistige Zurechnungsfähigkeit. Diese Anteilnahme schuldet jeder Arbeitgeber seinen Angestellten, dann zumal, wenn sich Auffälligkeiten im Verhalten abzeichnen.

Allzu leicht können fixe Ideen den Blick für die Wirklichkeit trüben. Oder wem wäre noch nicht aufgefallen, dass uns der Außenminister unentwegt ermahnt, die Dinge nicht zu einfach zu sehen, nicht beim Atomstreit mit dem Iran, nicht bei der russischen Invasion in der Ostukraine und erst recht nicht beim Gedenken an den Genozid der Armenier durch die Türken. Nie ist Frank-Walter Steinmeier in der Lage, mit klaren Worten zu benennen, was ohnehin auf der Hand liegt. Immer scheint es, als fühle er sich gedrängt, die Probleme, über deren Lösung er nachher verhandeln möchte, erst einmal so zu verfremden, dass er eingreifen muss.

Dass es ein Gebot der diplomatischen Vorsicht sei, den Völkermord an den Armeniern nicht als solchen anzuprangern, um die Türkei nicht vor dem Kopf zu stoßen, wollten ihm am Ende nicht einmal mehr die eigenen Genossen, die Kabinettskollegen und die Abgeordneten des Deutschen Bundestages abnehmen. Zwar war ihnen allen klar, dass das den einen oder anderen Wutausbruch am Bosporus mit sich bringen würde, dass Recep Erdogan das Rumpelstilzchen geben könnte, doch wusste auch jeder, dass es beim Theaterdonner bleiben würde. Schließlich ist die wirtschaftlich aufstrebende Türkei auf wenige Handelspartner so angewiesen wie auf Deutschland.

So viel politische Einsicht, so viel Realitätssinn sollte man eigentlich auch von einem Diplomaten erwarten können, dessen vornehmste Aufgabe es ist, die deutschen Interessen im Ausland zu vertreten. Dazu aber scheint Frank-Walter Steinmeier nur noch eingeschränkt fähig zu sein. Geblendet von der Größe seiner eigenen Persönlichkeit, ergreift jede sich bietende Gelegenheit, um sich selbst als umsichtigen Krisenmanager in Szene zu setzen, am liebsten mit nächtelangen Verhandlungen. Nichts darf sich zu schnell erledigen. Erst die Abfolge der Gipfel garantiert ihm die eigene Existenz, besiegelt durch Verträge, die oftmals das Papier nicht wert sind, auf das sie gekritzelt wurden, wenn sie denn überhaupt existierten.

Die Vereinbarung, die Steinmeier kurz vor der Flucht Wiktor Janukowytschs zwischen ihm und den Aufständischen am Rande des Majdan zustande gebracht heben will, hat bis heute niemand gesehen. Das „Eckpunktepapier“ zur Beilegung des Atomstreits mit dem Iran hat es so, wie es der deutsche Außenminister anpries, nie gegeben. Statt seiner tauchten nachher deutlich von einander abweichende Protokolle der verschiedenen Verhandlungsteilnehmer auf.

Aber natürlich, so einfach, wie wir uns die Sache machen, ist sie nicht. Und wenn sie es wäre, wozu brauchten wir dann Frank-Walter Steinmeier, einen Außenminister wie gemalt.

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/steinmeier_bella_figura#When:14:02:40Z

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  03.05.2015   Achgut.com

„Die alles gleichmachende Gerechtigkeitsgesellschaft ist eine glücklose, eine unsinnliche, unerotische, ganz und gar unfreundliche Gesellschaft.“
Hanns Dieter Hüsch bewegt uns immer noch

Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute … Hanns Dieter Hüsch lebt nicht mehr. Er würde sonst am 6. Mai seinen neunzigsten Geburtstag feiern können. Nun müssen wir ohne ihn feiern und bei der Gelegenheit können wir uns darüber freuen, dass seine Texte noch leben und darin seine Kunst und seine Eigenarten erhalten bleiben.

Eine kleine, öffentliche Geburtstagsfeier findet im Logensaal der Hamburger Kammerspiele statt. Da wird ein neues „Bühnenstück für Hanns Dieter Hüsch“ uraufgeführt, „Und sie bewegt dich noch!“, heißt es. Darin wird aus seinem Leben erzählt und es werden Lieder von ihm dargeboten. Jürgen Kessler, der Hüsch seit 1969 begleitet und eine Werkbiografie erstellt hat, hat die Revue zusammengestellt. In einem Nachwort, das sich direkt an Hüsch im Himmel wendet, versucht er – wenn schon nicht in den Worten von Hüsch selber, so doch in einem Ton, der zu ihm passt – die aktuelle Situation auf Erden zu erklären. Er hat keine guten Nachrichten, er spricht:

„Unsere Welt des poetischen, literarischen Kabaretts ist vergangen, Hanns Dieter, das Lachen und Weinen über das Leben … Man braucht Humor für das, was andere heute für Humor halten. Viele glauben ja, es sei ein Produkt, der Humor, so wie die Komik. Wir hielten ihn für eine Charaktereigenschaft.“

Man könnte auch sagen: für eine Haltung. Und die ist „Typisch Hüsch“ – so heißt eine seiner frühen LPs, die ironischerweise seine eher untypischen, nämlich seine politisch besonders deutlichen Stücke enthält. Jürgen Kessler fragt sich nun, welche typischen Worte Hüsch heute finden würde, wenn er wüsste, was hier los ist. Die aktuelle Stimmungslage fasst er so zusammen:

„Die alles gleichmachende Gerechtigkeitsgesellschaft ist eine glücklose, eine unsinnliche, unerotische, ganz und gar unfreundliche Gesellschaft.“

Das würde Hanns Dieter beunruhigen. So kenne ich ihn. Ich kann mich noch gut erinnern. Nach einem seiner Auftritte in Tübingen saßen wir noch spät im kleinen Kreis zusammen und führten – wie es selten, aber glücklicherweise manchmal eben doch vorkommt – ein ernsthaftes Gespräch, in dem es abseits von Interviewfragen oder vorbereiteten Stellungnahmen darum ging, was er dem Publikum eigentlich mitteilen will, was kurz zusammengefasst seine Botschaft ist. Seine „message“, wie man heute sagen würde.

Er wusste es. Es war ihm ernst. Wir waren überrascht. Ich habe noch deutlich den Tonfall vor Ohren, in dem er offenbarte, worum es ihm ging: um Freundlichkeit. Das war im Grunde das, was er mit seinen Programmen rüberbringen wollte: Freundlichkeit.

Hm? Nicht alle von uns waren damit zufrieden. Sollte das etwa ein neues politisches Programm sein – oder wie, oder was? Einer hatte sogleich ein Zitat von Brecht parat, das ich jetzt nicht auswendig aufsagen kann, das sinngemäß besagt, dass gerade diejenigen, die für eine freundliche Welt sorgen wollten, selber nicht freundlich sein konnten. Hüsch wollte das. Brecht hin, Brecht her.

Damit konnte eine alte Diskussion in eine neue Runde gehen. Einerseits gibt es bekanntlich die Auffassung, dass der Zweck die Mittel heiligt, andererseits gilt der Satz von Hegel, der besagt, dass die Mittel die Wahrheit über den Zweck verraten. So sieht es übrigens auch Christof Stählin, der – das kann ich jetzt auch nicht wörtlich zitieren – schon im Weg das Ziel erkennen möchte.

So einer war Hüsch: ein freundlicher Reisender auf der Suche nach einem freundlichen Land. Ein Leisetreter mit Zwischentönen, der zwischen den Stühlen saß; manchmal aber auch jemand war, dem man gerade den Stuhl unter dem Hintern weggezogen hatte. Leise Stimmen lassen sich leicht niederbrüllen. Er war besonders verletzlich. Er litt noch Jahre später darunter, dass man ihn – wie auch Reinhard Mey – auf dem Chanson-Festival auf der Burg Waldeck in Grund und Boden kritisiert und geradezu „geschlachtet“ hatte – „gegrillt“, wie man heute sagen würde -, weil er nicht links genug war. Noch in den achtziger Jahren war ein Auftritt von Hüsch vor einem studentischen Publikum ein gewisses Risiko. Es war schlecht abzuschätzen, wie das ankommen würde.

Gleichwohl hatte ich den Eindruck, dass nun eine neue Zeit angebrochen war mit neuen, womöglich sanfteren Tönen. Es gab neuerdings Aufkleber „Atomkraft – Nein Danke“. Na also. Ein saloppes „Nein Danke“ klingt doch gleich viel höflicher als „Weg mit!“, „Kampf dem …“ oder „Sieg im Volkskrieg“. Ich hatte eine kleine Sammlung solcher Aufkleber mit fröhlicher Kindersonne, die es damals in verschiedenen Sprachen gab, sogar in Gälisch oder auf Japanisch. In der ‚Alten Kunst’ in Tübingen gab es eine Pizza mit Spiegelei, die „Pizza Atomica“ hieß. Da hatte ein Witzbold mit Filzstift „Nein Danke“ an den Rand geschrieben. In Heidelberg in der ‚Santa Lucia’ gab es sogar eine Pizza mit zwei Spiegeleiern, die „Pizza Gina Lollobrigida“. Das machte alles einen guten Eindruck.

Doch die Zeiten sind vorbei (vielleicht hat es sie sowieso nie gegeben – es gab sie nur in meiner Verklärung). Der Ton ist wieder rauer geworden, der Wind schärfer (vielleicht war er immer so gewesen – es kam mir nur nicht immer so vor). Ich frage mich heute, in welcher Tonne für den Sondermüll das „Danke“ geblieben ist, das mir einst so generös und freundlich vorkam. Das „Danke“ ist weg. Heute wird einfach verboten, was gestern noch erlaubt war. Heute wird per Aufschrei Anklage erhoben und die Anklage enthält bereits die Bestrafung. Heute entscheidet ein strenger Wächterrat, ob etwas akzeptabel ist oder nicht. Es wird nicht mehr diskutiert. Keine Widerrede. Keine Alternative. Basta.

Wer die Energiewende kritisiert, umfährt Tübingen weiträumig. Zwei Spiegeleier auf einer Pizza gelten als sexistisch, in Heidelberg gibt es heute einen „Studentinnenteller“. Rauchen ist sowieso nicht mehr drin, es gilt zero tolerance für alle, die die politisch korrekte Parteilinie auch nur mit den Fußspitzen berühren. Es wird nicht etwa mit Kanonen auf Spatzen geschossen, sondern mit den modernen Waffen des shitstorms, der digitalen Variante der Steinigung in kleiner Dosis, die jemanden sozial töten und persönlich verletzen soll.

Offenbar wollte Eckard Henscheid genau das, als er ihn einst in einem ausufernden Verriss als den „Allerunausstehlichsten“ bezeichnete und im selben Text einräumte, dass er die Stücke von Hüsch gar nicht kannte und dass er sie auch nicht für würdig hielt, sich damit näher zu beschäftigen. Was waren das denn für Töne? Ein kreischender Mega-Superlativ, eine lautstark ausposaunte Beleidigung ad personam, ein vorsätzliches Wehetun-Wollen und der auftrumpfende Verzicht auf das, was man in juristischer Sprache Substantiierung nennt – das klingt nach Alice Schwarzer. Dass es in diesem Fall Töne waren von jemandem, der beanspruchte, qualifiziert zu sein, ein literarisches Urteil abzugeben, machte die Sache um so bitterer.

Hanns Dieter Hüsch hat sehr darunter gelitten und sich gedacht: Nun geht es wieder los. Die Hemmungslosen sind wieder da. Es gibt keine Schutzwälle mehr aus Redlichkeit und Anstand. Mit ihm konnte man es ja machen. Er, der selber freundlich sein, der seinerseits nicht vorschnell austeilen wollte und stets nach einem angemessenen Wort suchte, kriegte es voll ab. Voll in die Fresse. Er war wie der nette Lehrer, an dem die frechen Schüler auslassen, was sie sich sonst nicht trauen.

Sein Eintrag auf Wikipedia liest sich wie eine Erfolgsstory. George Orwell wusste aber schon, dass eine solche Geschichtsschreibung nur von außen gesehen als Abfolge von Triumphen wirkt, von innen gesehen ist es eine Reihe von Kränkungen, Demütigungen und Enttäuschungen. Das alles mit Humor auszuhalten und dabei freundlich zu bleiben, ist bewundernswert. Hier noch ein Auszug aus dem Bühnenstück:

„Wird Freiheit mit Zügellosigkeit verwechselt, entsteht Rücksichtslosigkeit.
Am Schluss Gleichmacherei.
Ihr seid aber nicht alle gleich.
Noch nie wart ihr alle gleich.
Ihr lasst es euch aber einreden.
So werdet ihr immer respektloser, ungenießbarer gegeneinander.
Vergeudet in Kleinkriegen eure Zeit, als hättet ihr ein zweites Leben.
Weil ihr tatsächlich alles verwechselt.
Behauptungen mit Beweisen.
Gerechtigkeit mit Maß.
Religion mit Moral.
Desinteresse mit Toleranz.
Satire mit Häme.
Reform mit Veränderung.
Nachrichten mit Wirklichkeit.
Kulturunterschiede haltet ihr für Softwarefragen und ihre Analyse ersetzt ihr mit Anpassung.
Ihr habt die Maßstäbe verloren.
Der Gordische Knoten ist ein Keks gegen eure selbstverschuldete Wirrsal.

Man geht immer fehl, sucht man den Ursprung menschlicher Handlungen außerhalb der Leidenschaft des menschlichen Herzens …

Der Separatismus gendert sich in die Köpfe, sitzt in Regierungen.
Männer sind keine Männer mehr. Frauen keine Frauen, sondern ‚Menschen mit Menstruationshintergrund’, Quote ist Trumpf.
Auf gar keinen Fall sollen Mann und Frau sich noch als zwei Teile eines Ganzen begreifen. Damit die Geschlechter noch mehr aneinander verzweifeln.
Bis alle in destruktiver Selbstbezogenheit stecken.
Am Ende: Mann ohne Eier. Frau ohne Welt.

Auf die Erschöpfung des Mannes wird aber nur die Erschöpfung der Frau folgen, das sage ich euch.
Auf die Verstörung der Kinder folgt die Zerstörung der menschlichen Schöpfung.“

Nun ja. Bis es soweit ist, haben wir noch Gelegenheit, im Andenken an ihn ein bisschen von der Götterspeise zu löffeln (die Hüsch-Freunde wissen, wie ich das meine) und dabei auf ihn anzustoßen. Übrigens: Auch Christian Kercher hat mit seiner Partnerin Esther Hanna Bürger eine Hommage zusammengestellt: „Hüsch im Himmel“.

Also: am 6. Mai, 20 Uhr in den Hamburger Kammerspielen. „Und sie bewegt dich noch!“ Ein Bühnenstück für Hanns Dieter Hüsch von Jürgen Kessler. Weitere Termine: hier!

Bernhard Lassahn: ‚Frau ohne Welt’, nun auch: Teil 2

Zum gleichen Thema siehe auch Henryk Broder:
Er sang für die Verrückten

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/hanns_dieter_huesch_bewegt_uns_immer_noch

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  03.06.2015   12:00   Achgut.com

Zunächst schleichend und dann schneller hat die europäische Politik immer mehr Regelungskompetenzen an sich gezogen. In permanenter Überdehnung des EU-Vertragsrechts scheren die supranationalen Institutionen Europas – die EU-Kommission, das Europäische Parlament, aber auch der Europäische Gerichtshof (EuGH) – Europa über einen Leisten. Vielfalt war gestern, die Einfalt regiert. Der Ministerrat als Staatenkammer der Mitgliedstaaten und der Europäische Rat der Regierungschefs als intergouvernementale Institutionen verlieren im Gegenzug an Gewicht. Auch der Bedeutungsverlust des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts dokumentiert die Ausweitung der europäischen Rechtsetzung.

Am Rande der demokratischen Legitimität höhlen die europäischen Etatisten und Zentralisten die nationale Souveränität aus. Am augenfälligsten manifestiert sich der nationale Souveränitätsverlust der Mitgliedstaaten in der Euro-Krisenpolitik. Die Haftung für eine unverantwortliche Schuldenpolitik wurde längst vergemeinschaftet. Die Europäische Zentralbank (EZB) monetarisiert mit ihren gigantischen Staatsanleihekäufen ganz nebenbei die Staatsschulden der Euro-Krisenländer. Das Trauerspiel um Griechenland steht für die Machtlosigkeit Deutschlands, das zwar mit 27 Prozent in der höchsten finanziellen Mithaftung steht, aber im Zweifel überstimmt wird.

Europa braucht dringend eine gesellschaftspolitische Grundsatzdebatte über seine langfristige institutionelle Verfassungsordnung. Will Europa eine Konföderation souveräner Mitgliedstaaten bleiben, die Teilaufgaben an die europäische Ebene delegieren oder sollen Vereinigte Staaten von Europa entstehen? Wird das Subsidiaritätsgebot aus dem Lissabon-Vertrag endlich mit Leben erfüllt oder bleibt es bei Sonntagsreden und der zentralen Normierungswut der EU-Bürokratie?

Die Zeit für eine solche Debatte ist jetzt gekommen. Ich halte das bis spätestens Ende 2017 geplante Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU für einen Glücksfall für Europa. Denn die sich herauskristallisierenden Forderungen der Briten betreffen eben nicht nur ihre sehr egoistischen Beitragszahler-Interessen. Die Briten streiten für mehr Subsidiarität und gegen ein zentralstaatliches Regierungsregime der EU-Institutionen. Sie kämpfen für Souveränität und gegen Vergemeinschaftung. Sie halten Prinzipien wie Verantwortung und Haftung hoch. Das angelsächsische Gesellschaftsmodell setzt einen Kontrapunkt zum etatistischen französischen und südeuropäischen Modell. Ohne die Briten und ihre Denke würde gerade Deutschland innerhalb Europas immer stärker auf verlorenem Posten stehen. Das politische Berlin sollte im eigenen Interesse eine London-Connection aufbauen.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/europa_braucht_das_angelsaechsische_momentum

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Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.

Das Leben ist ein großes Theater und das Theater widerspiegelte das wahre Leben. Diese selbstbeweihräuchernde Weisheit der Schauspieler und Gaukler hat in der Menschheitsgeschichte noch nie eine so deskriptive Kraft entfaltet wie in den heutigen massenmedialisierten Zeiten. Es gab noch nie so viel Informationsfreiheit, aber auch noch nie so viel Desinformation wie heute. Es gab nie so viel Meinungsfreiheit wie heute, aber auch noch nie so viel Zensur und Selbstzensur wie heute.

Früher gab es Denkschulen, die Religion und viele Denk-Ge-und Verbote. Heute gibt es den medien-und internetbasierten Mainstream, die wohl gefährlichste und gefräßigste Hydra, die auch die Menschen oder mindestens deren Seelen frisst.

Vernunft und Rationalität sind chancenloser denn je, verschwinden immer mehr und verlieren an Bedeutung. Und das hat vor allem den Grund, dass immer mehr mainstreamkonforme bloße Wahrnehmungen in den Vordergrund drängen, die irrtümlich für Fakten gehalten werden. Es hat sich in den klassischen Medien, in den neuen Medien und im Politik- und Kulturbetrieb eine Kaste von selbsternannten, zum Teil gewichtigen, aber auch vielen kleinen Beurteilern herausgebildet, die wahrscheinlich am zutreffendsten mit dem Bild von Heckenschützen beschrieben werden, die vorzugsweise im Rudel auftreten. Zu deren wichtigsten Waffengattungen gehören die sogenannten Phobien.

Die meist weder in der Sache qualifizierten noch durch irgendetwas legitimierten notorischen Urteiler reagieren auf jede Infragestellung ihrer Person oder ihres Tuns äußerst aggressiv. Schlägt jemand willentlich oder zufällig der verfressenen Hydra einen Kopf ab, wachsen sofort zwei nach. Und das Rudel beißt und bellt zurück.

Fleisch fressen und Bier saufen war rechts

Vor kurzem hieß der Hauptkampfbegriff noch „rechts“. Das wurde langweilig. Schweinefleischfressen und Biersaufen war „rechts“ und sich mit Drogen und Alkohol die Birne zuknallen, Pommes und Currywurst und Veggiefood aus Asien essen, das war „links“. Man sieht, die Unterschiede zwischen Gut und Böse lassen sich objektiv kaum manifest machen. Es kommt eben auf die Attitüde, auf die zur Schau gestellte Haltung, auf den Style, auf den Stallgeruch an.

Auch der Kampfbegriff des „Rassismus“ hat an Schlagkraft verloren. Das liegt nicht daran, dass die Heckenschützen in rassistischen Kategorien denken und Menschen diesermaßen selektieren, nämlich in gute und in böse Menschen, sondern einfach daran, dass die mediale Halbwertszeit abzulaufen droht. Der Begriff des „Antisemitismus“, der noch von alten Schlachtrössern wie Martin Walser und ähnlich im Prinzip Günter Grass, aber auch von ewig gestrigen Rechtsradikalen als omnipotente „politische Keule“ diskreditiert wurde, gehört schon seit zehn Jahren ins Kampfmittelmuseum der Heckenschützen. Die FDP, die mit der Freiheit des Gedankens, den sie so liebt, so ihr Probleme hat, beteiligte sich am Abschuss ihres einstigen Vormannes Jürgen Möllemann noch in sehr feiger Weise unter Verwendung des damals wie ein Geschoss wirkenden Begriffes des Antisemitismus. Das war 2002.

Deutlich festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass Antisemitismus eine Schande ist. Aber es ist eine Schande eigener Art, in diesen Zeiten mit dem Begriff des Antisemitismus Schindluder zu treiben und ihn für eigene Kampfzwecke zu instrumentalisieren. Heute werden Phobien, eigentlich ein Krankheitsbild, in kompletter Denaturierung des Begriffes als „Totschlagargumente“ missbraucht.

Die Islamophobie, die Homophobie und die Xenophobie

Drei Hauptphobien kennen die phoben Heckenschützen: Die Islamophobie, die Homophobie und die Xenophobie. Vor diesen Phobien sprachen die Heckenschützen eher von Islamfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit, Schwulenfeindlichkeit und natürlich von allen anderen Feindlichkeiten, vorneweg der Frauenfeindlichkeit und der Kinderfeindlichkeit. Lasse man sich von der intellektuellen Verblödung, die in solchen Begriffsgeschossen liegt, nicht beirren. Es geht um die böse Absicht. Und die Absicht der Heckenschützen ist primitiv und durchsichtig. Bei der Heckenschießerei geht es um nichts anderes als um eine moralische Selektion und Kategorisierung – und zwar in Menschen, die drin bleiben dürfen und solche, die über den Tellerrand fliegen. Es geht also tatsächlich um eine Art „Abschießen“, nämlich darum andere Menschen in das gesellschaftliche, berufliche, existenzielle Aus zu schießen, aus der Gemeinschaft auszusperren.

Westernliebhaber kennen das. Der Richter im Film, der selber oft ein prototypisches Kind des Wilden Westens ist und sich gelegentlich auch selbst den Posten gemacht hatte, lebte regelmäßig wie die Made im Speck: der richtende Filmrichter hatte aber noch irgendeine Legitimation und schaute wenigstens noch in irgendein Buch, das nicht unbedingt das Gesetzbuch gewesen sein muss und auch mal eine Pistole enthalten konnte, hinein.

Die modernen Heckenschützen richten dagegen ausschließlich nach eigenem Gusto, sie haben keinerlei konsistentes Normensystem im Kopf und jagen morgens den einen in die eine und abends einen anderen in die andere Richtung. Bei ihnen hat sich das Erlegen der auserkorenen Opfer längst verselbstständigt. So kommt es zu absurdesten „Ergebnissen“.

Moderne Heckenschützen haben keinerlei konsistentes Normensystem im Kopf
In der irrlichtenden, der Autorin gleichwohl ans Herz gewachsenen, immer wieder in Fanatismen versinkenden kleinen, aber lautstarken taz erklärte eine Autorin den Lesern vor einiger Zeit, dass die weiße Frau, die sonst gleich dem Rest der Welt unter dem weißen Mann litte, selber zur Rassistin würde, wenn sie einem Mann, der zufällig Moslem ist, den Beischlaf verweigerte.

Ja, gut mag man denken, Verrückte gibt es und Shit happens. Solcherlei Idiotien sind indes nicht die Ausnahme bei den Instrumentalisierern des Begriffes Rassismus, sie sind die Regel.

http://www.rolandtichy.de/kolumnen/bettina-roehl-direkt/aktuelle-totschlagwoerter-islamophobie-homophobie-und-xenophobie/

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  08.06.2015   Achgut.com

Orwell 2015, ein Update

Ich glaub´, ich muss George Orwells „1984“ noch einmal lesen. Als der Roman vor dreißig Jahren in aller Munde war, und natürlich Schullektüre, fehlte mir noch die Erfahrung, um wirklich zu verstehen, was uns der Autor sagen wollte.

Aber jetzt sind wir ja auf einem entsprechenden Weg. Das vorläufig letzte öffentliche Gedankenverbrechen hat Annegret Kramp-Karrenbauer begangen, die Ministerpräsidentin des Saarlandes, als sie für das derzeit angesagte Thema „Homo-Ehe“ nicht die nötige Begeisterung an den Tag legte.

Unabhängig davon, wie man zur Sache selbst steht, ist es offenbar nicht einmal mehr statthaft, durchaus nachvollziehbare Bedenken hinsichtlich der Folgen einer „Ehe für alle“ zu hegen – ganz so, als sei vollkommen auszuschließen, dass gewisse Ethnien unter Berufung auf diese Losung irgendwann daherkommen und Ehen mit Minderjährigen und / oder näheren Verwandten oder auch die Vielehe einfordern könnten. Jedenfalls hat nun eine Berliner Anwältin die Politikerin angezeigt – wegen Beleidigung und Volksverhetzung: „Diese Äußerung ist nicht mehr nur homophob, sondern menschenverachtend und in ihrem Gehalt gleichzusetzen mit den ähnlich verachtenden Äußerungen 1933 – 1945.”

Mit anderen Worten: So schnell ist man ein Nazi, jedenfalls für jene, die konservativ gleich für reaktionär halten und eigentlich jede Meinung, die ihrer eigenen widerspricht, im braunen Sumpf verorten. Als Erster durfte Thilo Sarrazin die Erfahrung machen, für eine kühle ökonomische (und durchaus langweilige) Bestandsaufnahme der deutschen Gegenwart als Rassist, Biologist und Menschenverächter angeprangert zu werden; der rüpelhafte Umgang mit dem Ex-Banker und -Politiker vor allem in den Medien gab die Richtung vor, wie künftig mit ähnlichen Gedankenverbrechern zu verfahren sei.

Zynischerweise wird Kritik an dieser selbst ausgrenzenden und diffamierenden Praxis gern mit dem lapidaren Hinweis abgebügelt, Sarrazin habe doch sein Buch (in dem es übrigens nur nebenbei um wenig segensreiche Einwanderer ging, deutsche Prolls nerven Sarrazin genauso) schreiben dürfen und viel Geld damit verdient. Das stimmt allerdings, und damit darf er sich, wenn er ein dickes Fell hat, darüber hinwegtrösten, dass er für seine öffentlich geäußerte Meinung seinen Job verlor und zur persona non grata gemacht wurde, der jeder Schwachkopf „krude Thesen“ unterstellen darf.

Womit wir bei Bernd Lucke und Frauke Petry wären. Beide wurden kürzlich mit „Nazis raus!“-Rufen bedacht, ersterer im Bordrestaurant eines ICE, letztere in einem Lokal in Göttingen. Bislang hat noch niemand einem der beiden irgendwelche nazistischen Äußerungen nachweisen können, aber offenbar reichen Kritik an unbegrenzter und in mancherlei Hinsicht problematischer Zuwanderung oder auch nur Kritik an der Euro-Politik vollkommen aus, um von geschichtsvergessenem Pöbel mit dem Nazi-Etikett versehen zu werden. Man muss wahrlich kein AfD-Anhänger sein, um diese Entwicklung für hochgradig gefährlich zu halten.

Und der Irrsinn ist längst alltäglich. Der Kabarettist und Comedian Dieter Nuhr darf nach einer Entscheidung des Stuttgarter Landgerichts von einem Salafisten „Hassprediger“ genannt werden, weil er es immer wieder wagt, echte Hassprediger zu verarschen.

Eine Ratgeberkolumnistin beim Anzeigenblättchen „OWL am Sonntag“ wird nach einem Online-Scheißesturm einen Kopf kürzer gemacht, weil der Chefredakteur es nicht schafft, ein paar lärmenden Twitterern zu bescheiden, dass eine harmlose Meinungsäußerung kein Kündigungsgrund sein darf.

Eine Flugbegleiterin der United Airlines wird (straf-)versetzt, weil die gleich in die Welt hinausposaunte Klage einer Muslimin über „diskriminierende Behandlung“ (will heißen: Weigerung, eine Cola-light-Dose ungeöffnet zu übergeben), medial verstärkt, öffentliche Empörung auslöste und die Fluggesellschaft in Rekordzeit zum Einknicken brachte.

„United Airlines versuchte die Angelegenheit zunächst als ,Missverständnis hinsichtlich eine (sic!) Dose Diätlimonade herunterzuspielen´“, meint Spiegel online, um gleich darauf zu frohlocken: „Doch ohne Erfolg.“ Dabei kann man eine Nichtigkeit gar nicht herunterspielen – wohl aber zu absurder Größe aufblasen, was Frau Ahmad hundertprozentig wusste, als sie mit ihrer Pipifax-Geschichte an die Öffentlichkeit ging.

Die Komplizen in den Redaktionen, die das Meinungsklima prägen und damit auch Druck auf die Politik ausüben, funktionieren ja auch tadellos. Der Großteil der Medienschaffenden tickt zweifellos links oder jedenfalls in die Richtung, die man heutzutage für links hält. Früher jedenfalls beschwerte sich der Linke über „Berufsverbote“, wenn Kommunisten nicht in den Staatsdienst eingestellt wurden, heute goutiert er, dass Menschen für eine nicht genehme Meinungsäußerung gefeuert werden. Und warum? Aus dem gleichen Grund, aus dem sich der Rüde an den Eiern leckt: Weil er es kann. Denn jetzt ist er am Ruder.

Wie, jemand kritisiert den politischen Islam? Rassist! Oder Putins aggressives Auftreten? Kriegstreiber! Oder die Zuwanderung Hunderttausender, die möglicherweise auch eine Belastung darstellen können? Kaltherzig, xenophob! Selbst in dem traurigen Haufen älterer Herrschaften, die in Funktionskleidung durch Dresden schlurfen, um gegen „Islamisierung“ zu demonstrieren, vermag ein linksanständiger Deutscher schon eine akute Gefahr für die demokratische Gesellschaftsordnung zu erkennen.

Monatelang warnt und mahnt er, bis sich die dumpfdeutschen Demonstranten endlich wieder in ihre mit Eichenschrankwand ausgestatteten Wohnzimmer zurückziehen. Illner, Maischberger, Plasberg & Co. sorgen derweil dafür, dass in einer Talkrunde auf einen rechtspopulistischen Gedankenverbrecher mindestens vier rechtschaffene Diskutanten kommen, die dem Abweichler tüchtig einheizen, und das Klatschvieh im Studio applaudiert wie bei Honecker selig nur politisch korrekten Aussagen.

Gefragt sind dementsprechend Typen, denen ein Proktologe als Arzt für ganzheitliche Medizin gilt (unhöfliche Zeitgenossen reden derb von Arschlöchern): Ein Uwe Steimle etwa („Wieso zetteln die Amerikaner und Israelis Kriege an und wir dürfen als Deutsche die Scheiße bezahlen?“) oder ein Jürgen Todenhöfer, der den Islamischen Staat nicht nur für total unislamisch, sondern für eine perfide Ausgeburt des Westens hält, und dem selbst in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten jedes erdenkliche Forum zur Verfügung gestellt wird, um Millionen Menschen mit diesem Bullshit zu belästigen.

Geht das nur mir so, dass ich mich angesichts dieses grassierenden Irrsinns frage, was hier schiefgelaufen sein könnte? In einem Land, das sich vor Atomkraft, BSE und Feinstaub fürchtet, und in dem 43.000 vom Verfassungsschutz zur Islamistenszene gezählte Typen, darunter Hunderte Hardcore-Gefährder, kaum jemanden um den Schlaf bringen?

In einem Land, in dem zuweilen durchaus begründete Sorgen der Bürger nicht ernst genommen werden, während Politiker wie Andrea „Pippi“ Nahles Verordnungen erlassen, die das Paternosterfahren regeln? In einem Land, in dem vom Geheimdienst allen Ernstes „Transparenz“ gefordert wird und das die nationale Sicherheit wohl besser bei einem Ströbele aufgehoben wähnt? In einem Land mit über 80 Millionen Einwohnern, dem ein bisschen mehr Meinungsvielfalt und, ja, auch: Streit ganz gut tun würde, in dem aber die Gesellschaft selbst den Tugendterror ausübt, den ein Robespierre noch mit dem Wohlfahrtsausschuss organisieren musste und von dem Orwell sich nicht träumen ließ, dass es dafür durchaus keines totalitären Systems bedürfen könnte?

Ich weiß: Möglicherweise errege ich, weil ich die Stirn habe, mich im Sinne Kants meines eigenen Verstandes zu bedienen und gegebenenfalls „Der Kaiser ist ja nackt!“ zu rufen, den Unmut von GedankenpolizistInnen wie Yasmin Fahimi. Aber Vorsicht, Genossen: Ich habe einen Migrationshintergrund, von dem ich jederzeit rücksichtslos Gebrauch machen kann! Zwar keinen muslimischen, also gewissermaßen nur einen Migrationshintergrund zweiter Klasse, aber dennoch: Kein leichtes Spiel für die Tugendterroristen. Das wird ein Spaß.

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/orwell_2015_ein_update

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Lasst uns die Kontinente tauschen!

Heute ist der Weltflüchtlingstag. Sogar 1914 gab es diesen Tag. Damals hatte der Papst Benedikt XV. den Welttag des Migranten und Flüchtlings unter dem Eindruck des ersten Weltkrieges ausgerufen und er wurde am 19. Januar 1914 zum ersten Mal begangen.

Es ist das Geheimnis von Wikipedia oder des Papstes, dass dieser Tag dann ausgerufen wurde, als der erste Weltkrieg noch gar nicht angefangen hatte. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es das Wort „Migrant“ damals nicht gab. Das zeigt, wenn Kappes oft wiederholt wird, wird er zur Wahrheit. Wer das gugelt, bekommt den gleichen Stuss aus zig Quellen geliefert, die alle nur abgeschrieben, aber nicht nachgedacht haben. Das aber nur am Rande.

Wie gehen wir mit diesem Tag um? Da fragen wir am besten das Ministerium für Betroffenheit und Bestürzung (Idealbesetzung: Claudia Roth). Jedem muss geholfen werden, der auf dem Mittelmeer in irgendeinem Behältnis schwimmt, das nicht vorher durch Kugeln der NATO zerstört worden ist. Toll und durchdacht. Ähnlich wie die derzeitige Debatte über die Unterbringung von Flüchtlingen in meiner Heimatstadt. Jede Wortmeldung beginnt mit „Ich bin dafür, dass man den Flüchtlingen hilft und diese menschenwürdig unterbringt.“ Dann kommt je nach rhetorischer Begabung ein längeres oder kürzeres Zwischenstück und beendet wird das Statement mit: „Der von der Verwaltung vorgeschlagene Ort ist denkbar ungeeignet. Es gibt weitaus bessere (gemeint ist: weiter weg liegendere) Standorte.

Mir ist kein Fall bekannt, wo Anwohner von sich aus, Flüchtlingscontainer in ihrer Nähe aufgestellt haben wollen. Auch ist mir nicht bekannt, dass jemals in Köln Hahnwald, wo die meisten Gutmenschen der Stadt wohnen, oder in Berlin Grunewald Flüchtlinge untergebracht, Moscheen errichtet oder Windräder aufgestellt wurden. Kurzum: Die Verlogenheit bestimmt die Debatte und wenn ich mich jetzt oute, dass ich auch kein Container vor meiner Nase will (weil ich nicht im containersicheren Hahnwald wohne), dann bin ich ehrlich, aber zeitgleich auch ein empathieloser Menschenfeind. Für mich ist die Flüchtlingsdebatte, so wie sie geführt wird, von A bis Z eine Heuchelei, die nicht zielführend ist. Mein Beweis: Alle Parteien, die sich gegen den Zustrom von Flüchtlingen in Europa aussprechen, legen bei allen Wahlen zu.

So gemeckert ist genug, Jetzt unterbreite ich zwei verschiedene Vorschläge, wie mittelfristig die Lage verbessert werden kann:

1) Die NATO und ihr Hauptmitglied USA unterlassen ab sofort das Zusammenbomben von funktionierenden Staaten. Die NGOs, deren einziges Ziel es ist, prowestliche Unruhen zu organisieren und zu finanzieren (5 Mrd. für den Putsch in der Ukraine) werden vom Papst geächtet. Die Länder, die für die Zerstörungen verantwortlich sind, werden zur Wiederaufbauhilfe in gleicher Höhe verpflichtet. Die Ölgelder fließen ausschließlich dem Förderland und nicht den amerikanischen Multis zu. Flüchtlinge werden von den Ländern aufgenommen, die an der Zerstörung der Heimatländer die Verantwortung tragen. Die Konten der Warlords in den kapitalistischen Wellnessoasen (Luxembourg, Schweiz, Bahamas u.v.m.) werden konfisziert (ein Glück, dass ich vorgestern das Bargeld abgeschafft habe). Die Durchführung überwacht ein zu gründender Ethikrat unter dem Vorsitz von Jean Ziegler. Deutsche Mitglieder sind Heiner Geissler, Willy Wimmer und Jürgen Todenhöfer (von der SPD fällt mir niemand ein, der durch kritische Gedanken aufgefallen wäre). Das sind die Kernpunkte zu Befriedung der Welt.

Jetzt mein Alternativvorschlag, der dadurch notwendig wird, weil alle Gutmenschen die grenzenlose Barmherzigkeit ausrufen wollen, d.h. weil Matthäus 11, 28 das Modell zur Lösung allen Elends der Welt wird. Mein geliebter Prof. Stützel hat ökonomische Probleme oft mit dem Global- und Partialsatz betrachtet:

Partialsatz – die Betrachtung für ein einzelnes Wirtschaftssubjekt
Globalsatz – die Betrachtung für die Summe aller Wirtschaftssubjekte
Stützel gebraucht übrigens folgendes Kino-Bild:
Partialsatz – eine Person kann durch Aufstehen ihre Sicht verbessern
Globalsatzalle Personen können durch Aufstehen ihre Sicht nicht verbessern (danke)

Jeder einzelne Migrant kann (wahrscheinlich) durch Erreichen Europas seine ökonomische Lage verbessern. Kommen aber alle N-Wörter nach Europa, wird das wohl eher nicht der Fall sein, es sei denn, wir machen nochmals eine Völkerwanderung. Die Flüchtlinge übernehmen Deutschland. Da die Deutschen seit 1945 Massenmörder auf Bewährung sind, wird Deutschland von der EU als Opferland ausgewählt, d.h. die Deutschen suchen – wie einst unsere Landsleute in Deutsch-Südwest – ihr Glück in Afrika. Dann können wir verwöhnte Zootiere endlich mal in der freien Wildbahn zeigen, was wir noch so drauf haben.

Beispielsweise im Eisenbahnbau: die Eisenbahn im heutigen Namibia wurde innerhalb kürzester Zeit gebaut und heute ist dort – ähnlich wie am Berliner Flughafen – eine ewige Baustelle, die einem die Tränen ins Gesicht treibt, wenn man sieht, wie dort gearbeitet wird. Das wäre mal eine Bewährungsprobe.

Vielleicht ist der Kontinentaltausch segensreich für die Entwicklung der Welt? Ich hausiere gern mit der (gewagten, weil politisch unkorrekten) These, dass es in der Regel allen einheimischen Bewohnern besser ginge, wenn die Kolonien noch da wären. Sehen wir uns die wenigen noch verbliebenen Kolonien an. Mir ist nicht bekannt, dass dort die Bevölkerung eine Unabhängigkeit vom Mutterland wünscht. Sogar in Korsika ist es friedlich und in Schottland fehlte die Mehrheit. Von Réunion, franz. Guyana oder den niederländischen Kolonien ganz zu schweigen. Wäre der, von dem (fast) Kriegsverbrecher Leopold II. ausgebeutete Kongo heute bei Belgien, gäbe es mittlerweile dort bestimmt Straßen, Schulen und die Einheimischen könnten problemlos, als Bürger der EU, nach Brüssel reisen, ohne sich in Lampedusa wie Dreck fühlen zu müssen. Die „Befreiung Afrikas vom Kolonialismus“ ist keine Erfolgsgeschichte und wenn mir persönlich ein Schwarzer in Südafrika ohne Not erzählt hat, dass es den „normalen“ Leuten unter der Apartheit besser ging, dann machte mich das sehr nachdenklich (er hat auch erklärt warum).

Natürlich muss unser Präsident auch seinen Sermon dazu geben. Sortiert in diesem Artikel die Leserbriefe nach „Leserempfehlung“, dann erkennt man, was ich meine.

So jetzt feiern wir diesen Welttag des Migranten und Flüchtlings einfach damit, dass wir ab sofort eine ehrliche Debatte führen. Falls jemand in Düren einen guten Vorschlag zur Unterbringung von Flüchtlingen hat – am besten wäre eine Bürgerinitiative, die das sogar vehement fordert – so bin ich gerne bereit das umgehend unserem Bürgermeister mitzuteilen.

P.S. Mein Urgroßvater hat 1898 mit 5$ Startkapital sein neues Glück in Amerika gesucht (und anscheinend auch gefunden).

http://www.altermannblog.de/lasst-uns-die-kontinente-tauschen/

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Liebes Zentrum für politische Schönheit…

Von Malte Fischer 22.06.15 Achgut.com

…über Schönheit lässt sich streiten. Reden wir über Charakterzüge von Personen, Menschengruppen oder Nationen, ich erachte Bescheidenheit, Vernunft und Mut als schön. Es ist daher logisch, dass ich Eure Aktionen potthässlich finde.

Ihr verwechselt Narzissmus mit Nächstenliebe und Menschlichkeit mit moralischer Überheblichkeit. Ihr feiert Euch selbst als Vorkämpfer der Menschenwürde und diffamiert alle in der Flüchtlingspolitik entscheidenden und handelnden Menschen pauschal als Verbrecher und Mörder. Jedenfalls so lange sie Eure politischen Wahnvorstellungen nicht teilen. Die Toten, um die es Euch dabei angeblich geht, bekommen in Eurer Propagandaschlacht gegen Deutschland und die EU weder Namen, noch Gesicht, noch eine Geschichte. Wozu auch? Die Helden seid sowieso Ihr. Ein totes Kind ist nur eine Requisite in Eurer Medienshow.

Der Rigorismus Eurer Propaganda-Sprache steht in einer unheilvollen deutschen Tradition, die von den Nazis über die RAF bis in unsere Gegenwart reicht. Es ist die antimoderne und antiwestliche Tradition eines politischen Moralismus, die alles Leid der Welt bösen Mächten und sich selbst die Rolle des aufrechten und anständigen Vorkämpfers gegen diese Mächte zuschreibt. Für diese Haltung bedarf es der richtigen Mischung aus Selbstgerechtigkeit und Ahnungslosigkeit. Wer im Schlaraffenschlummerland der späten BRD aufgewachsen ist, mit Kunst und Medien zu tun hat, und sich für einen kritischen Geist hält, ist besonders anfällig.

„Europas Grenzen sind militärisch abgeriegelt. Sie sind jetzt die tödlichsten Grenzen der Welt. Jahr für Jahr sterben Tausende Menschen beim Versuch, sie zu überwinden.“ Wart Ihr in letzter Zeit mal im Grenzgebiet von Syrien und dem Irak oder von Russland und der Ukraine? Davon mal abgesehen ist die Behauptung, Deutschland oder die EU töte an ihren Außengrenzen, eine bösartige Verdrehung der Tatsachen. Schiffe der EU retten täglich etliche Menschen, die von eiskalt kalkulierenden Schlepperbanden fahrlässig in Seenot manövriert werden. Kein verantwortlich handelnder Politiker kann das Dilemma ignorieren, dass jede konzertierte Rettungsaktion dieses tödliche Geschäftsmodell befördert und damit weitere Menschenlebengefährdet. Er kann auch nicht die Augen davor verschließen, dass die Öffnung der EU-Außengrenzen samt Transfer und Versorgung aller einreisewilligen Menschen einen unkontrollierbaren Massenexodus aus Afrika, Südosteuropa und dem Nahen Ostens auslösen könnte, mit gravierenden sozialen Konsequenzen in den Aufnahme- wie in den Herkunftsländern. Wer glaubt, Humanität sei eine Frage des guten Willens und des reinen Herzens, wird hoffentlich nie politische Verantwortung in diesem Land tragen.

„Europa hat den Einwanderern den Krieg erklärt – ein Krieg, dem ausschließlich Zivilisten zum Opfer fallen“. Ganz klar, nicht die Militärdiktatur in Eritrea, nicht Assad oder der IS, nicht Bürgerkriege, Rückständigkeit, Misswirtschaft und Fundamentalismus sind verantwortlich für das Flüchtlingselend. Die Killer sind jene Länder, die jedes Jahr hunderttausende Menschen, die vor den Zuständen in ihrer Heimat fliehen, aufnehmen und versorgen. Was für ein Bullshit. Wer ernsthaft etwas gegen die Ursachen des Leids unternehmen möchte, wird nicht ohne mehr militärisches Engagement Europas in Krisensituationen auskommen, ohne das humanitäre Hilfe vielerorts schlicht nicht denkbar ist. Aber genau das wäre in Euren Augen ja nur eine Fortsetzung des „Kriegs gegen Flüchtlinge“. Wenn Ihr die im Mittelmeer Ertrunkenen mit den Mauertoten an der deutsch-deutschen Grenze vergleicht, offenbart Ihr nur die kaltschnäuzige Respektlosigkeit, mit der Ihr die Opfer von damals wie heute für Eure Propaganda instrumentalisiert. Es ist das eine wenn ein Staat seine Bürger einsperrt und erschießt, wenn sie versuchen, abzuhauen. Es ist etwas völlig anderes wenn ein Staatenbund nicht für Leben und Sicherheit aller garantieren kann, die sich auf den Weg zu ihm machen.

„Die Opfer dieses Krieges werden massenhaft im Hinterland südeuropäischer Staaten verscharrt. Sie tragen keine Namen. Ihre Angehören werden nicht ermittelt“. Ihr unterstellt den Staaten Europas einen verdeckten Genozid. Warum ruft Ihr nicht einfach gleich die hier ankommenden Flüchtlinge dazu auf, möglichst viele von den europäischen Mörderschweinen um die Ecke zu bringen? „Niemand schenkt ihnen Blumen.“ Außer euch natürlich. Ohne Worte.
„Die Toten sind jetzt auf dem Weg nach Deutschland. Die Angehörigen haben jeweils entschieden, was geschehen soll.“ Kein Angehöriger hat sich öffentlich oder irgendwie nachprüfbar geäußert. Genauer gesagt hat sich nicht mal irgendein Flüchtling in irgendeinem Zusammenhang mit Eurer Aktion geäußert. Sie haben wahrscheinlich andere Probleme undsind einfach nicht hirnverbrannt genug, um zu kapieren, was Ihr wollt. In erster Linie fahren deutsche Medien- und Kulturschaffende auf Euren Schuldporno ab. Weil sie genauso schamlos selbstverliebt sind wie Ihr.

„Ihr Tod kann nicht rückgängig gemacht werden.“ Alles knapp darunter kriegt Ihr Helden natürlich hin. „Aber ihre sterblichen Überreste können Europas Mauern zu Fall bringen. Diese Aktion wird Europa in einen Einwanderungskontinent zurückverwandeln.“ Euer Größenwahn ist wahrhaft grenzenlos. Es gebe keinen Grund, Euch überhaupt Beachtung zu schenken, wenn Eure Aktion nur hemmungslos überflüssig wäre. Das ist sie sowieso. Aber sie ist auch Gift für den gesellschaftlichen Frieden und für ein gutes Miteinander von alteingesessener Bevölkerung mit einer stetig wachsenden Zahl von Menschen aus anderen Kulturen.

Wir haben den Menschen in Afghanistan, dem Kosovo oder Somalia manches voraus. Erstklassige medizinische Versorgung, sexuelle Selbstbestimmung, eine zuverlässige Müllabfuhr. Keine Häuserkämpfe in unseren Städten. Es gibt viele gute Gründe, morgens dankbar in Aachen, Hildesheim oder Zwickau aufzuwachen. Egal, ob man dort aufgewachsen oder gestern erst gestrandet ist. Europaweit nehmen Deutschland und Schweden die meisten Flüchtlinge auf. Tausende Bürger engagieren sich mit Spendensammlungen und privaten Hilfsinitiativen. Im globalen wie im historischen Vergleich ist Deutschland heute trotz wachsender Flüchtlingszahlen ein Beispiel an Humanität und Solidarität.

Wer behauptet, wir seien mörderisch gegenüber Schutzsuchenden, fördert nicht Nächstenliebe, sondern Ressentiments auf allen Seiten. Ihr solltet Euren Drang in den Griff bekommen, Euch moralisch über andere Menschen zu stellen. Ihr erntet Trotz und Abwehrreaktionen bei Deutschen, die mit gutem Gewissen von sich behaupten, für die Militärdiktatur in Eritrea keine Verantwortung zu tragen. Ihr ermutigt Zuwanderer zur Nichtachtung unserer Gesetze und unserer Gesellschaft. Moralische Selbstanklagen und die Rhetorik der Gruppen- und Opferidentitäten bereiten in einer noch halbwegs komfortablen wirtschaftlichen Lage fahrlässig das Feld für Verteilungskonflikte und soziale Spannungen.

Wir können uns heute weder die beruflichen Qualifikation noch die Weltanschauungen der Menschen aussuchen, die zu uns kommen. Wir ziehen nicht nur Unternehmer, Ingenieure undSpitzenforscher an. Es kommen viele junge, ungelernte Männer, die nur ihre Kraft und hoffentlich ihren guten Willen mitbringen. Wir tun ihnen keinen Gefallen wenn wir sie mit Opferstatuszuweisungen und Selbstanklagen davon abhalten, ihre Energie in produktive Bahnen zu lenken. Wir bezeugen Menschen aus anderen Kulturkreisen keinen Respekt, wenn wir nicht selbstbewusst zu unseren eigenen Werte und Regeln stehen.

Es ist schwer, sich in einen Menschen zu verlieben, der sich selbst nicht ausstehen kann. Leute mit geringem Selbstwertgefühl geraten deshalb oft an dominante, manipulative, manchmal auch gewalttätige Partner, die diese Schwächen nutzen, um ihre eigene Stärke auszutesten. Oft enden solche Verhältnisse dann unschön. Soll das Zusammenleben von Menschen verschiedener Kulturen in Deutschland gedeihen, müssen wir nicht lernen, andere mehr zu lieben, sondern uns selbst mehr zu achten. Kein Mensch wird eine Gesellschaft respektieren, die sich selbst nicht respektiert. Wer unseren Rechtsstaat mit plumper Propaganda verächtlich macht, sägt an dem Ast, auf dem wir gemeinsam mit allen hierher Zugewanderten sitzen.

Malte Fischer (38) lebt in Berlin, ist seit 2000 Autor und Redakteur für RTL, Pro 7, RBB, WDR mag Bücher, Filme, Serien, Schallplatten und Spaziergänge mit seinem Hund.

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  22.06.2015   Achgut.com

Politische Leichenfledderei

Das sogenannte „Zentrum für Politische Schönheit“ konnte mit Hilfe der Medien wieder einmal aus einem Furz einen Donnerschlag machen. Dabei spielte bei unseren Qualitätsjournalisten keine Rolle, dass die „Aktion“ der „Entschlossenen“ mehr als nur ein Gschmäckle hatte. Das politische Instrumentalisieren von Toten scheint kaum einen Berichterstatter abzuschrecken. Im Gegenteil! Nur der Kollege von der taz hatte Bedenken, der unappetitlichen Show beizuwohnen. Dafür schickte der „Tagesspiegel“ sogar fünf ! Mitarbeiter, die dann online eine „Dokumentation“ ablieferten, bei der sich die Nackenhaare aufstellen.
Aber der Reihe nach: besagtes Zentrum hatte zuletzt bundesweit auf sich aufmerksam gemacht, als es Flüchtlinge aus Afrika dazu anstiftete, die Gedenkkreuze für die Mauertoten am Reichstag zu schänden, um pressewirksame Bilder zu produzieren.
Die Aktion misslang trotz eifrigsten Pressezuspruchs ziemlich gründlich, weil sie auf heftigsten Protest von Verwandten der Mauertoten, Verbänden der politisch Verfolgten und von Politikern stießen.
Diesmal haben sind die „Künstler“ lieber über Leichen gegangen, die sie aus einem Massengrab gezogen und angeblich identifiziert haben wollen.
Also wurde vorige Woche auf dem muslimischen Friedhof zu Berlin, eine Syrierin begraben, als „Opfer der Abschottung Europas“. Die Familie, der von den italienischen Behörden als „unbekannt“ klassifizierten Frau, soll sich in Deutschland aufhalten, erschein aber nicht zum Begräbnis.  Von den etwa hundert Anwesenden waren etwa 50 Journalisten, der Rest „Aktivisten“, die nur zum geringen Teil in Schwarz erschien, was bei einer Trauerfeier angemessen gewesen wäre.
Es ging aber eben nur um ein Politspektakel, egal um welchen Preis. Ein „Ehrentribüne“, die eher einem Schafott ähnelte, sollte auf die abwesenden „Verantwortlichen“ für die Toten im Mittelmeer hinweisen- die Bundesregierung.
Angeregt durch die eifrige, kritiklose Berichterstattung, die es fertig brachte, jede Verlautbarung der Pächter der „Politischen Schönheit“ unkommentiert und unhinterfragt wiederzugeben, fanden sich am letzten Sonntag um die 5000 Menschen zur Fortsetzung der Politposse ein.
Das verkündete Ziel war die Grünfläche vor dem Kanzleramt, die in eine Massengrabstätte verwandelt werden sollte. Als das nicht gestattet wurde, nahm man sich den Rasen vor der Westseite des Reichstags vor.
Angeführt von einem muslimischen Leichenwagen, zogen die willigen Vollstrecker der Ziele des Zentrums vor das Parlament. Ein Zaun, der die Grünanlage schützen sollte, wurde „friedlich“ zum Einsturz gebracht . Laut Tagesspiegel „ein extrem ergreifender Moment“. Dann wurden mit „Schaufeln, Skateboards und mit bloßen Händen“, wie der Tagesspiegel getreu dokumentiert, hunderte „Gräber“ ausgehoben, das heißt die Anlage systematisch zerstört.
Unsere kritischen Journalisten sahen darin kein Problem, schließlich ging es ja um eine gute Sache.
Die Polizei schaute dem Treiben tatenlos zu. Es scheint die politische Rückendeckung gefehlt zu haben. Erst am Abend wurde zur Räumung der Wiese aufgefordert.
Nur die Hardcore- Aktivisten, die der Aufforderung nicht folgten, wurden abgeführt. Dabei sollen auch Journalisten, die unbedingt hautnah dabei sein wollten, um die polizeiliche Willkür nicht zu verpassen, gestreift worden sein, was sie flugs auf Twitter kundtaten und die gewünschte Aufregung bei den Unterstützern erzeugten, die lieber auf dem heimischen Balkon geblieben waren, das Geschehen aber auf ihrem Handy verfolgten. #dietotenkommen war der Gefragteste an diesem Tag.
Skandal: „Kleine Gruppen behelmter Polizisten drangen schon ab 16.30 Uhr in die Menschenmenge ein, um Einzelne festzunehmen, zunächst jedoch häufig erfolglos. Einige Beamte traten bei ihren Aktionen auf frisch ausgehobene Gräber.“
Welche Gräber? Haben Journalisten, die so etwas schreiben, noch alle ihre fünf Sinne beisammen? Und warum erfolglose Versuche von Festnahmen? Weil alle Demonstranten absolut friedlich waren, wie der Tagesspiegel behauptet? Das es sich beim fröhlichen Graben um eine illegale Aktion gehandelt hat, bei der Schäden von mehreren zehntausend Euro entstanden, wird in keinem Bericht erwähnt.
Die Demontage des Rechtsstaates durch Taten, die als „ziviler Ungehorsam“ verniedlicht werden, spielt ebenfalls keine Rolle.
Schlimmer noch, die eigentlich politischen Verantwortlichen für die Toten im Mittelmeer: die afrikanischen Diktatoren und Warlords, die Terroristen des IS, die kriminellen Schleuser, werden durch solche Aktionen entlastet.
Es gibt ganz sicher jede Menge zu kritisieren an der chaotischen Flüchtlingspolitik der deutschen und europäischen Politiker. Manche politischen Entscheidungen fühlen sich an wie ein Förderprogramm für Schleuserbanden. Das wäre ein Thema.
Nicht aber die Behauptung, Europa wäre schuld am Tod von Flüchtlingen im Mittelmeer. Das wird zwar täglich wiederholt, nicht nur von den Dunkelmännern des Zentrums für Politische Schönheit, aber dadurch nicht wahrer.
Es geht auch nicht um Wahrheit, es geht nicht mal um das Schicksal der Flüchtlinge, es geht, das hat Burckhard Müller- Ulrich richtig formuliert, um Terror, Terror gegen den Rechtsstaat.
Die „Künstler“ sind die Totengräber der Demokratie und die Journalisten, die sie kritiklos besingen, ihre willigen Helfer.

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  21.06.2015   Achgut.com

Leichenspielscharen in Gräberlaune

Natürlich hat niemand im Ernst damit gerechnet, daß es einer wildgewordenen Künstlertruppe erlaubt sein werde, am Bundeskanzleramt mit Baggern vorzufahren, den Boden aufzustemmen und ein „Friedhofsfeld der Superlative“ anzulegen. Die Meldung, daß der geplante Leichenzug polizeilich verboten wurde, ist also keine. Bemerkenswert hingegen ist die Tatsache, daß 5000 Leute in Berlin ruckzuck zur Stelle sind, wenn es darum geht, auf grünen Wiesen Gräber zu errichten, und sich prima dabei finden.

Der Tod ist eben doch ein Meister aus Deutschland, und wenn gerade nicht genug Tote zur Hand sind, dann macht man sich auf und karrt sie heran, denn anderswo gibt es noch reichlich. Auch viele Journalisten sind darob ganz aus dem Totenhäuschen, stammeln was von Radikalität und Mut und gezielter Provokation und widmen der wildgewordenen Künstlertruppe Gehör, Druckzeilen und Sendezeit. Was ist da los? Offenbar hat sie alle der Titel des Theaterstücks verhext: „Die Toten kommen“. Denn das klingt nach dem Horror, den man aus unzähligen Zombie-Filmen kennt. „Die Toten kommen“ – und im Unterschied zu gewöhnlichem Theater spielt die wildgewordene Künstlertruppe mit echten Leichen.

Das ist für unsere Zivilisation im Jahr 2015 zwar etwas relativ Neues, aber historisch beispiellos ist die Inszenierung von Toten zu politischen Zwecken keineswegs. Gerade im Syrienkrieg verbreiten sämtliche Seiten Bilder von hypnotischer Gräßlichkeit, deren tatsächlichen Hintergrund niemand überprüfen kann. Auch die palästinensische Propaganda beruht immer wieder auf kamerawirksam vorgezeigten Leichen, wobei die Todesumstände bedenkenlos umgedichtet werden. Und vielleicht erinnert sich noch jemand an das während des Umsturzes in Rumänien vor einem Vierteljahrhundert vielfotografierte Massengrab im Temesvar, mit dem ein Massaker bewiesen werden sollte, das nicht stattgefunden hatte: es handelte sich bloß um gerichtsmedizinisch obduzierte Leichen.

Der morbide Schauder, den die Nähe, die Erwähnung, der Anblick von Toten auslösen, verleiht demjenigen, der das organisiert, eine im wahrsten Sinne ungeheure Autorität. Es gibt keine stärkere Selbstermächtigung im Diskurs als die Berufung auf den Tod. Nicht von ungefähr liest man Bücher von krebskranken Autoren mit außerliterarischer Aufgewühltheit: solche Texte handeln von realem Schmerz und Schrecken, und davor verblaßt jedes Argument.

Deshalb ist die als Kunstaktion geschminkte Bestattungsdemo in Berlin nicht bloß makaber und geschmacklos, sondern totalitär und terroristisch. Im Mantel der Moral – es geht ja um die jeden Bürger überfordernde Flüchtlingsproblematik – reißen ein paar künstlerische Niemande die Macht an sich, über die letzten Dinge, die Transzendenz, den Leib, der mehr ist als ein Körper, zu befinden. Darin verrät sich die gleiche zynische Selbstgefälligkeit, mit der sich Attentäter herausnehmen, andere Menschen zu beschädigen, um eigene Ideen durchzusetzen. Kein Wunder, daß der Kopf der wildgewordenen Berliner Künstlertruppe die Kaufhausbrandstifter von 1968 Andreas Baader und Gudrun Ensslin „genial“ findet.

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Anerkannte Flüchtlinge und Asylbewerber reisen zu Zehntausenden ins Ausland, viele davon in die alte Heimat, wo sie angeblich verfolgt sind. Merken Sie etwas?

Philipp Gut weltwochw.ch Ausgabe 26/2015

Wer in der Schweiz Asyl erhält oder hier bleiben darf, auch wenn er keine Asylgründe geltend machen kann, der ist in seiner Heimat entweder an Leib und Leben bedroht, oder es ist unzumutbar, dass er zurückkehrt. Das ist der Kern des Asylgesetzes.

Mit Erstaunen nimmt man deshalb zur Kenntnis, dass anerkannte Flüchtlinge, aber auch vorläufig Aufgenommene und Asylbewerber in Massen auf Reisen gehen – viele von ihnen bewilligt von den Schweizer Behörden. Die meisten dürften nicht an der Côte d’Azur verweilen, sondern in ihren Herkunftsländern, wo sie angeblich politisch verfolgt und bedroht sind.

Fast alle Gesuche bewilligt

Die Zahlen: Zwischen 2010 und 2014 haben im Kanton Zürich 8931 anerkannte Flüchtlinge ein Reisegesuch gestellt. Fast alle davon, nämlich 8608, wurden bewilligt. Hinzu kommen 3281 Auslandreisen von Asylbewerbern und vorläufig Aufgenommenen. In der ganzen Schweiz wurden im selben Zeitraum insgesamt 61 892 solcher Reisen bewilligt. Das entspricht der Bevölkerung der Stadt Luzern und einer Bewilligungsquote von 97 beziehungsweise 84 Prozent. Wer will, darf also praktisch ungehindert herumreisen. Zuständig dafür ist das Berner Staatssekretariat für Migration.

An der Spitze der Reisewilligen im Kanton ­Zürich liegen Somalier und Eritreer. Aber auch die Iraker, Syrer und Afghanen, in deren ­Herkunftsländern Bürgerkrieg herrscht, sind stark vertreten. Das überrascht. Der Verdacht drängt sich auf, dass viele dieser Personen in ihre ­Heimat fahren und dort Ferien verbringen oder Verwandtenbesuche absolvieren.

Heimaturlaube in Syrien und Eritrea

Recherchen zu konkreten Fällen bestätigen die Vermutung. Beispiel eins: Ein im Kanton Zürich lebender Eritreer, der schwer krank war, reiste in sein Herkunftsland, um seine Verwandten zu sehen. Die Reisekosten übernahm ein Hilfswerk. So edel das Motiv in diesem Fall sein mag, so stossend bleibt die Tat­sache, dass ein Mann Asyl erhielt, der jederzeit gefahrlos heimreisen kann. Beispiel zwei: Ein Syrer, der in einer andern Zürcher Gemeinde wohnhaft ist, reiste unbehelligt in das Bürgerkriegsland. Zurück kehrte er mit seiner Frau, so dass die Behörden eine grössere Wohnung für die beiden organisieren mussten.

Das Staatssekretariat für Migration sieht in dieser regen Reisetätigkeit kein Problem und spricht bloss von «Einzelfällen». Realitätsnäher dürfte die Annahme sein, dass die meisten dieser Personen in der Schweiz eine Bleibe ­erhielten, ohne ernsthaft verfolgt zu sein.

http://www.weltwoche.ch/index.php?id=554350

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  29.06.2015   Achgut.com

Der Professor und die Frauen, Teil zwei

Die political correctness (pc) hat in der akademischen Welt Englands nun ihren abschließenden Gipfel erreicht. Sollten wir sie „Politische Überkorrektheit“ (PÜ) nennen? Oder „Politische Beklopptheit“ (PB)? Am besten wohl „Diktatur der Intoleranten und Humorlosen (DIH).

Auf das University College of London (UCL), eine bisher hoch angesehene akademische Einrichtung, würde jede dieser Bezeichnungen passen wie maßgeschneidert. Zumal ihr Präsident, Michael Arthur, jetzt öffentlich verkündet hat, dass die Universität einen Professor, dessen man sich aus all den oben erwähnten Gründen entledigt hat, nicht wieder aufnehmen wird.

Der Fall, der seit über einer Woche die akademische Welt Großbritanniens beschäftigt, hatte damit begonnen, dass die Universität den Nobelpreisträger Professor Tim Hunt ungehört aus ihren heiligen Hallen verbannt hat, weil er auf einer Dienstreise in Südkorea angeblich bezweifelt hat, dass Frauen für die Naturwissenschaften die notwendigen charakterlichen Qualifikationen mitbringen: „Sie stören den Betrieb und neigen zu Tränen.“

Inzwischen ist die ganze Rede des geschassten Biologen bekannt geworden und nun ist völlig klar, dass Tim Hunt, wie er von Beginn an gesagt hat, seine „frauenfeindlichen“ Worte als Scherz gemeint hat. Um dann vor seinem weiblichen Publikum weiter zu sagen: „Und nun im Ernst: Ich beschwöre Sie, werden Sie Naturwissenschaftlerinnen, trotz solcher Monster wie ich es eines bin.“ Der „Frauenfeind“ beschwor also die Frauen, Wissenschaftlerinnen zu werden. Na, so was.

War das Ganze ein guter Witz? Geschmackssache. Aber wären schlechte Witze strafbar, wir säßen alle im Gefängnis. Eine frauenfeindliche Äußerung war das, was Tim Hunt gesagt hat, jedenfalls nur in den Ohren der Professoren und Professorinnen der UCL, deren Denkapparat sich da etwas verhakt haben muss. Und zwar dauerhaft. Denn sie bestehen ja immer noch auf dieser verdrehten Interpretation des geschassten Kollegen. Obwohl man es inzwischen wirklich besser wissen könnte, wenn man wollte.

Zunächst hatte die Hochschule (wie wir Journalisten) nicht die ganze Rede gesehen und sich sofort auf der Welle einer weltumrundenden Twitter-Empörung vorschnell des Mannes entledigt. Und zwar wirklich mit Überschallgeschwindigkeit: Professor Hunt war noch im Flugzeug auf der Rückreise aus Südkorea, da hat schon ein flotter Offizieller seine Frau daheim angerufen, die ebenfalls eine Professur an der UCL hat, und gedroht: „Entweder Ihr Mann tritt zurück oder wir schmeißen ihn raus.“

Das war weder die feine englische noch die feine akademische Art. Professor Hunt war am Boden zerstört. Sein Ruf schien vernichtet. Aber nur vorübergehend. Denn er erhielt Unterstützung von vielen akademischen Seiten. In der Welt der internationalen Wissenschaft war er innerhalb weniger Tage rehabilitiert und wurde als Opfer einer menschenverachtenden Diktatur der politisch Korreken bedauert.  Dutzende Nobelpreisträger, noch mehr nicht ganz so hoch ausgezeichnete Professoren und sogar ein paar mutige Feministinnen tadeln in unterschiedlich strengen Worten die abstoßende Rauswurf-Aktion der Londoner Universität.

Ein Professor war besonders streng. Er hielt dem University College vor, sich eines Professors wegen einer ungeschickten Äußerung kalt zu entledigen und gleichzeitig Millionenbeträge aus Saudi Arabien zu akzeptieren, wo „Frauen nicht Auto fahren dürfen und Blogger eingesperrt und ausgepeitscht werden“. Der Professor nannte dies nicht nur Heuchelei sondern auch Prostitution.

Man kann also sagen: Die Londoner Uni hat dieser Tage eine hundsmiserable Presse. Und sie ist in einer verteufelten Lage. Denn was kann sie tun? Hätte sie einlenken sollen? Der vielfachen Forderung folgen, den hinausgeekelten Professor wieder zurückzuholen? Dann hätte man ja zugeben müssen, dass man sich geirrt hat. Dass man zugeschlagen hat, ehe man wusste, was der Mann eigentlich verbrochen hat. Nämlich nichts. Man wäre in den Verdacht einer unwissenschaftlichen Überstürzung geraten. Und schlimmer noch: Was, wenn der Nobelpreisträger gesagt hätte: Ihr könnt mich mal. Eine solche Alma Mater kann mir gestohlen bleiben.

Nein, man blieb beim Rauswurf. Augen zu und durch. Zu einer ordentlichen politischen Überkorrektheit (PÜ) gehört schließlich nicht nur die Humorlosigkeit sondern auch die Unfehlbarkeit.

Das Erstaunlichste an dieser Geschichte: Der entsetzliche Bierernst der politisch Korrekten droht, wie es scheint, inzwischen selbst den Briten ihren weltberühmten Humor auszutreiben. Damit erweist sie sich als eine wahrhaft gefährliche Ideologie. Wenn schon die Briten keine krummen Scherze mehr machen dürfen, wer traut sich dann noch? Wie soll man in anderen Ländern, in denen der Humor nicht zum Nationalcharakter gehört, dem Druck der lachfaltenfreien Korrektheitsdiktatoren widerstehen?

Ein Lichtblick: Der Fall UCL zeigt, dass man mit humorfeindlicher Meinungszensur auch furchtbar auf dem Bauch landen kann. Die Londoner Universität ist keine glückliche Universität mehr. Sie steckt tief im Schlamm ihrer eigenen Borniertheit und hat sich selbst am meisten bestraft.

Das ist ein tröstlicher Gedanke, der hoffentlich über den Kanal zu uns aufs ebenfalls von PÜ, PB und DIH bedrohte Festland herüberschwappt.

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  21.07.2015   Achgut.com

Wenn der Mob tobt

Am 16. Juli zeigte “Galileo” auf PRO 7 einen Beitrag darüber, was Deutsche über Israelis und Israelis über Deutsche wissen: “Germany meets Israel”. Es war eine lustige, harmlose Reportage, in der niemand vorgeführt und keiner verletzt wurde. Kaum online verschwand der Beitrag wieder von der PRO7-Homepage. Ein Zuschauer wunderte sich, fragte bei der Zuschauerredaktion nach und bekam die folgende Antwort:

Auf unserer Facebookseite nahm die Diskussion in den Kommentaren leider eine sehr drastische Richtung ein. Die Kommentare wurden zunehmend rassistisch und es wurden sogar Drohungen unter den Usern ausgesprochen, so dass wir eingreifen mussten und daher den Beitrag vollständig gelöscht haben.

Ein weiteres Kapitel in der endlosen Geschichte “Wenn der Mob tobt”. Seltsam, dass er dann besonders heftig tobt, wenn es um Israel geht. Das hat natürlich nichts mit der deutschen Vergangenheit zu tun, es ist nur der Ausdruck einer besonderen Sensibilität gegenüber einem Land, zu dessen Gründung Deutschland wesentlich beigetragen hat.

Immerhin: PRO 7 hat den Beitrag wieder online gestellt. Hier.

 

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/wenn_der_mob_tobt1

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Kommentar: Die neue Masseneinwanderung | Die Weltwoche, Ausgabe 30/2015

Armutsmigration mit Folgen.Bild: TNT-Graphics

Es ist ein einsamer Rekord: Allein diesen Juni ­haben in der Schweiz 2199 Eritreer Asyl verlangt. Verglichen mit dem Mai entspricht dies beinahe einer Verdreifachung und verglichen mit dem April nahezu einer Verzehnfachung. Auch gegenüber dem Juni des letzten Jahres sind mehr als doppelt so viele eritreische ­Asylanten in die Schweiz gekommen. Dabei sind die Zahlen schon 2014 steil gestiegen.

Die Asylprobleme der Schweiz sind vor ­allem ein Eritreer-Problem. Die Zunahme aller Ge­suche im Juni um über siebzig Prozent gegenüber dem Mai ist fast ganz auf den Ansturm von Eritreern zurückzuführen. Ebenso verhält es sich bei der Zunahme der Gesuche im ganzen zweiten Quartal gegenüber den ersten drei ­Monaten im Jahr 2015: Ohne Eritrea wären die Asylgesuche fast konstant geblieben. Mittlerweile machen Eritreer unter allen Asylsuchenden 58 Prozent aus. Somit kommen aus dem kleinen Land in Ostafrika weit mehr Asylanten als aus der ganzen übrigen Welt. Insgesamt ­befanden sich Ende Juni fast 50 000 Asyl­bewerber und sogenannt vorläufig Aufge­nommene in der Schweiz – über 5000 mehr als vor einem Jahr. Ohne Eritreer wäre diese Zahl innert Jahresfrist sogar leicht gesunken.

Während die Schweiz um die Umsetzung der Zuwanderungsinitiative ringt, greift also eine Masseneinwanderung ganz anderen Kalibers um sich: eine Armutsmigration, die sich zu einer grossen Belastung entwickelt. ­Eritreer kommen aus einer völlig fremden Kultur. Die meisten von ihnen schaffen den Sprung in die Schweizer Arbeitswelt trotz aller Integrationsbemühungen nie.

Welche finanzielle Belastung dieser Ansturm für die Schweizer Volkswirtschaft bedeutet, kann nur geschätzt werden. Im ersten Halbjahr 2015 kamen im Durchschnitt pro Tag 21 eritreische Asylanten an. Erhalten wie bisher neunzig Prozent von ihnen ein Bleiberecht und landen gemäss Erfahrungszahlen von diesen wiederum rund neunzig Prozent in der Sozialhilfe, so werden von diesen 21 Eritreern 16 dauerhaft auf Kosten des Staats leben. Bei geschätzten 20 000 Franken Sozialhilfekosten pro Jahr und Person und einer angenommenen Bezugsdauer von zwanzig Jahren entstehen dem Steuerzahler somit zusätzliche Kosten von über sechs Millionen Franken – mit jedem Tag, an dem die Behörden untätig bleiben.

Gefragt wäre jetzt resolutes Handeln von ­Simonetta Sommaruga, die für das Asylwesen zuständig ist. Die Bundespräsidentin müsste mit Hochdruck darauf hinarbeiten, dass eri­treische Migranten zurück in ihr Land gebracht werden können. Mittlerweile pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass die Verhältnisse in Eritrea nicht annähernd so schlimm sind wie behauptet. Doch stattdessen beharrt Sommaruga, selber ehemalige Präsidentin des Entwicklungshilfswerks Swissaid, stur auf dem Standpunkt, alle Ankömmlinge aus Eri­trea seien schutzbedürftige Flüchtlinge.

Bundesbehörden lenken ab

Entsprechend lenkt das Staatssekretariat für Migration von den Problemen ab. Im Vergleich zu Gesamteuropa falle die Zunahme der Gesuche «moderat» aus, beschwichtigte es. «Der Anteil der Schweiz an allen Asyl­gesuchen in Europa hat sich seit 2012 mehr als halbiert.» Wenn andere Länder noch grös­sere Schwierigkeiten haben, nützt das der Schweiz aber nichts.

Bundesbern bringt immer neue Ausreden. Die Zunahme im zweiten Quartal sei überdurchschnittlich ausgefallen, «da die warme Witterung im Mittelmeer früher einsetzte als 2014 [und so die Überfahrten von Migranten begünstigte, d. Red.]». Man wartet noch auf das Argument, der Klimawandel sei schuld an den Zuständen im Asylwesen.

http://www.weltwoche.ch/index.php?id=554570

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  23.07.2015   Achgut.com

Bleib cool am Pool oder: Mit Beschweigen kommen wir nicht weiter

Heute mache ich mich unbeliebt. Ich gestehe: Ich bin ein Willkommenskulturbanause. Man wird mich aus den einschlägigen Ecken für dieses Statement einen Rassisten schimpfen (alternativ: einen Islamophoben, Fremdenfeind, Rechtspopulisten, Flüchtlingshasser, Extremist der Mitte, Nazi in Nadelstreifen, you name it), aber das ist mir langsam Wurscht. Die reflexhafte Entsorgung kritischer Anmerkungen bzw. missliebiger Ansichten zur ungebremsten Einwanderung im „braunen Sumpf“ gehört zur billigen diskursiven Masche der Dauerempörten und dient nur dazu, jede sachliche Debatte im Keim zu ersticken. Kritiker moralisch zur Sau zu machen, ist ja auch leichter, als unhaltbare Zustände argumentativ zu rechtfertigen.

Worum es geht
Ich weiß, dass es tatsächlich Leute gibt, die am liebsten jeden Ausländer rauswerfen würden, Neonazi-Gesocks etc., geschenkt. Aber, bitte: Macht dieser tatsächlich beklagenswerte Umstand die unkontrollierte Zuwanderung (und sie ist längst außer Kontrolle geraten) deshalb sakrosankt? Oder ist es nicht vielmehr so, dass wir uns gerade eine unüberschaubare Anzahl von Personen ins Land holen, die nicht weniger gruselig sein können als die Springerstiefel tragenden Glatzen aus Brandenburg? Man denke nur an die 40.000 Salafisten, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Oder an ganz normale Muslime, die einen ganz normalen muslimischen Antisemitismus kultivieren.

Worum es mir hier geht: eine rationale Bewertung der Zustände und um einen ehrlichen Umgang damit. Während Theo Sommer von der ZEIT eine wohlwollende Studie aus Großbritannien (!) zitiert, in der es um Arbeitsmigranten (!!) aus EU-Ländern (!!!) geht, um uns, die er wohl für ebenso so blöd hält wie sein Finanzamt, mit Verweis auf den demographischen Wandel die „Zuwanderung“ in toto schmackhaft zu machen (als wären Polen, Niederländer oder Spanier das Problem!!!!), treiben mich, kleinlich und spießig wie ich bin, schon länger ein paar ketzerische Fragen um:

Warum wird keine Unterscheidung mehr getroffen zwischen Arbeitsmigranten, Flüchtlingen und politisch Verfolgten?

Wie viele Menschen werden in den nächsten Jahren zu uns kommen oder besser: Wie viele werden bleiben und wie viele gehen müssen?

Wie und wo werden sie behaust, wer kommt für Kost, Logis, Taschengeld und medizinische Versorgung auf?

Wer genau immigriert? Wie sieht es mit dem Familiennachzug aus?

Sind diese Menschen wirklich alle integrationswillig und -fähig?

Und nicht zuletzt: Welche Folgen könnte Einwanderung insbesondere aus islamischen Ländern für die innere Sicherheit haben?

Wenn neben Gentechnikfeinden, Atomkraftgegnern und TTIP-Kritikern noch weitere Bundesbedenkenträger zugelassen sind, dann möchte ich diese Fragen hier stellvertretend für viele aufwerfen. Da bereits 16,5 Millionen Deutsche einen Migrationshintergrund haben, also gut jeder Fünfte, von denen 10 Millionen einen deutschen Pass besitzen (ich bin einer davon), sollte der Multikulti-Bedarf längst gedeckt sein, insbesondere im Hinblick auf massive Probleme, die bereits Zugewanderte geschaffen haben. Gibt es einen Plan, wie man diese gravierenden Missstände in den Griff bekommt? Oder hoffen die gegenwärtig Regierenden, dass die Scheiße erst dann so richtig in den Ventilator gerät, wenn sie längst aus der Verantwortung entlassen sind?

Zwei Punkte, um die sich Politik und die Meinungsmacher in den Medien herumdrücken, sind schlicht nicht von der Hand zu weisen:

Erstens: Die schiere Masse der „Flüchtlinge“ wirft massive finanzielle und logistische Probleme auf, die sich in den kommenden Jahren noch verschärfen werden. Schon jetzt sind Bund, Länder und Kommunen heillos überfordert. Wenn schon Zeltlager in Parkanlagen errichtet werden, mag man sich nicht vorstellen, wie das hier 2018, 2024 oder 2030 aussehen wird..

Zweitens: Mit der massiven Zuwanderung, oft genug illegalen Einwanderung aus der islamischen Welt, importieren wir auch sozialen, religiösen, politischen und gesellschaftlichen Sprengstoff, und das dürfen wir wahrscheinlich wörtlich nehmen.

Wer sich um diese Fakten herumdrückt, handelt schlicht verantwortungslos. Die schrägen Töne bei Pegida et al. interessieren mich nicht die Bohne – die Verantwortlichen müssen hier in die Pflicht genommen werden und, wenn sie schon keine Antworten haben, zumindest eine redliche Debatte über Sinn und Zweck, Management, mögliche Folgen, Grenzen und auch Gefahren der Zuwanderung zulassen, sonst fliegt uns früher oder später vor lauter guter Absicht der ganze Laden um die Ohren.

Muss ich jeden willkommen heißen, der an meine Türe klopft?
Sagen wir es so: Wenn ich eine Party veranstalte, überlege ich, wie viele Gäste ich einlade. Wie viele finden Platz, wie viele kann ich verköstigen? 30 schaff’ ich, bei 50 wird’s verdammt eng, eher eine Stehparty. Bei 100 muss ich passen. Bin ich jetzt für Heiko Maas ein Gästehasser, für den man sich schämen muss? Wahrscheinlich, denn ich nehme mir auch noch heraus, selbst zu bestimmen, wen ich hereinbitte: Freunde, gute Bekannte, Verwandte, vielleicht noch nette Nachbarn – aber nicht jeden Honk von der Straße, schon gar nicht irgendwelche Leute, mit denen ich nichts, aber auch gar nichts gemeinsam habe.

Für die Politik gilt das nicht: Sie nimmt jeden, der es bis auf deutschen Boden schafft, und sei er durch sieben bombensichere Staaten Europas „geflüchtet“, bis er endlich einem Bundesbeamten das Zauberwort „Asyl“ vorsingen kann. Für ganz Deutschland werden in diesem Jahr 550.000 sogenannte Flüchtlinge erwartet. Warum sogenannte Flüchtlinge? Nun, nehmen wir die Balkanstaaten, woher etwa 40 Prozent der Asylbewerber stammen, wo aber bereits seit etlichen Jahren kein Krieg mehr geführt und niemand wirklich verfolgt wird – mit Ausnahme der Sinti und Roma, die es in Serbien und Mazedonien nicht leicht haben. Kein Wunder also, dass die Anerkennungsquote für Asylbewerber südosteuropäischer Herkunft gerade mal 0,2 Prozent beträgt. Das Problem liegt aber darin, dass die 99,8 Prozent, deren Asylbegehren negativ beschieden wurde, dennoch im Land bleiben.

Wobei mir die Menschen vom Balkan immer noch näher stehen als solche aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan. Die kommen zwar tatsächlich aus Kriegsgebieten, sind aber nach aller Erfahrung mit unserer Kultur und Gesellschaft meistens nicht kompatibel. Natürlich ist beileibe nicht jeder einzelne Libanese, Libyer oder Syrer ein Problemfall, in der Masse allerdings schafft insbesondere die Einwanderung von Muslimen jede Menge Konflikte, worauf wir später noch zu sprechen kommen werden.

Eines ist offensichtlich: Die Ankunft von jährlich mehr als einer halben Million Menschen (entspricht ungefähr der Einwohnerzahl Bremens oder Leipzigs), die mutmaßlich dauerhaft bleiben werden, wirft allerlei Probleme auf, die von Politik und Medien bis heute geleugnet oder verharmlost werden. Lehrer, Polizisten, Justizangestellte, Stadtkämmerer und Streetworker, ja eigentlich alle Bürger, die im Alltag damit konfrontiert werden, können ein Lied davon singen, aber auf die mag niemand hören, wenn es gilt, Humanität, Toleranz und Großzügigkeit anzumahnen.

Während es selbstverständlich viele rechtschaffene Zuwanderer gibt, die sich hier ein neues, besseres Leben aufbauen möchten, und denen wir in der Tat helfen sollten, gibt es eben auch andere, die eine gesellschaftliche, finanzielle und logistische Herausforderung und, ja, auch Belastung darstellen. Unterkünfte bauen sich nicht von allein, Arbeitsplätze müssen geschaffen werden, Integration muss von beiden Seiten gewollt und das alles auch noch von irgendjemandem finanziert werden. Um es klar zu sagen: Es kostet Milliarden, keine Peanuts. Wer darauf hinweist, wird allerdings als hartherziger, asozialer Drecksack hingestellt – oder eben gleich als dumpfdeutscher Fremdenhasser. Dass man die durchaus vorhandene Hilfsbereitschaft der Leute damit auf Dauer überstrapaziert, liegt auf der Hand.

Reden wir zuerst, kalt und menschenverachtend, vom Geld.

Wer soll das bezahlen?
Bis zum 7. Juli habe ich, wie andere arbeitende Menschen auch, nur für den Staat geackert. Ich zahle die horrenden Steuern gern, weil eben auch Menschen mit durchgezogen werden müssen, die es allein nicht schaffen. Das ist in Ordnung für mich, auch wenn ich bei dem Gedanken daran, dass ein Teil meines sauer verdienten Geldes an die Palästinensische Autonomiebehörde fließt, die damit die Familien von Terroristen alimentiert, kotzen könnte. Man kann es sich eben nicht aussuchen.

Nicht zu leugnen ist allerdings, dass Bund, Länder und die chronisch klammen Kommunen auf die aktuelle „Flüchtlings“-Welle nur noch einigermaßen kopflos mit durchaus kostspieligen ad-hoc-Maßnahmen reagieren.

Hier stellt NRW mal eben weitere 206 Millionen Euro für Flüchtlinge bereit (1), dort sagt der Bund mal eine weitere Milliarde zu (2). Wir sind schließlich, obwohl mit 2,17 Billionen Euro in der Kreide stehend, „ein reiches Land“, und Minister Schäuble, der sich offenbar eine Herde Dukaten scheißender Goldesel hält, kann nach seinem morgendlichen Bad im Geldspeicher immer wieder neue Kohle locker machen, ganz egal, ob wir die von den Griechen gepumpten 86 Milliarden Euro jemals wieder sehen oder nicht.

Mag auch manche Omi jeden Euro ihrer kargen Rente dreimal umdrehen müssen, wenn sie im Penny-Markt steht: Für Eritreer, Somalis, Syrer und Iraker ist die Staatsknete da. Der mir aus sicherer Quelle kolportierte Fall eines 11-jährigen afghanischen Jungen, der mehrmals im Monat per Taxi von seinem Wohnort in Norderstedt zum Deutschkurs in eine Schule nach Kaltenkirchen chauffiert wird, was die Kommune (also: den Steuerzahler) monatlich mal eben 400 Euro kostet, machte mich vielleicht weniger fassungslos, würde ich nicht gleichzeitig eine alte Dame kennen, die einen dementen Mann hat und demnächst aus ihrer Wohnung ausziehen muss, weil sie die 80 Euro Mieterhöhung nicht mehr stemmen kann. Beinahe jeder wird ähnliche Fälle kennen, und die lassen nur den Schluss zu, dass in diesem Staat was faul ist, ja, zum Himmel stinkt.

Hinzu kommt, dass das mit der Dankbarkeit so eine Sache ist. Eben erwähnter afghanischer Schüler tituliert seine Lehrer jedenfalls gern als „Arschlöcher“, so weit sind seine Deutschkenntnisse schon gediehen. Dann sind da die Flüchtlinge aus Senegal, Mali und Eritrea, die in ihrer Indersdorfer Notunterkunft randalierten (3), u.a. weil sie mit einer warmen Mahlzeit mittags und einer kalten Brotzeit am Abend nicht zufrieden waren, sondern zwei warme Mahlzeiten verlangten („am liebsten jeden Tag Huhn, Reis und Kartoffeln“). Man sollte meinen, dass jemand, dessen Leben anderswo bedroht sein soll, andere Sorgen hat, oder ist so eine Überlegung schon wieder empathielos?

Und da ist die Flüchtlingsfamilie aus Libyen (4), die, irgendwie im süddeutschen Burghausen gestrandet, nicht in eine Gemeinschaftsunterkunft ziehen mochte und auch die vom Ausländeramt angebotenen Wohnungen (66 qm und mehr) ablehnte: Sie forderte, Obacht!, tatsächlich „ein eigenes Haus“. Als die alternativ verlangte Unterbringung in einem Hotel abgelehnt wurde, reiste die Familie, abgestoßen von der skandalös unterentwickelten Willkommenskultur in der bayerischen Provinz, nach München weiter. Verständlich, denn politisch Verfolgte genießen Asylrecht, wie es in Artikel 16a GG heißt. Nur, wie sollen sie das genießen, wenn die ungastlichen Deutschen kein eigenes Haus und zwei warme Mahlzeiten täglich garantieren wollen?

Klinge ich zynisch? Und geizig, weil für jeden einzelnen der etwa 14.000 „minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge“ (also in der Regel: 16- oder 17-jährige Muslime) in Deutschland rund 60.000 Euro jährlich ausgegeben werden (5)? Während gleichzeitig im nahen Umfeld ihrer Unterkünfte die Kriminalitätsrate in die Höhe schiesst? Wie soll man so etwas einer hart arbeitenden Krankenschwester oder Kassiererin bei Aldi schlüssig erklären?

Ja, ich weiß, die von der Kinder- und Jugendhilfe betreuten Flüchtlinge haben mitunter tatsächlich ein schweres Los hinter sich, sind, wie es so oft heißt, „traumatisiert“. Offen bleibt trotzdem die Frage, ob wir uns mit solchen „Zuwanderern“, zumal in dieser Größenordnung, einen Gefallen tun. Mein Vater kam aus einem bitterarmen sardischen Dorf und wuchs mit sieben Geschwistern auf – in Deutschland konnte er sich zum ersten Mal sattessen und auch deshalb, fand er, hatte er Grund, dankbar zu sein, egal wie oft er sonst auf dieses Land schimpfte. Es wäre ihm, bei allen Anfeindungen im damals wirklich noch spießigen Deutschland und auch trotz mancherlei Diskriminierung, nie in den Sinn gekommen, hier als „Gastarbeiter“ kriminell zu werden. Das traf auf so gut wie jeden seiner Generation zu, egal ob aus Italien, Spanien, Portugal, Jugoslawien oder der Türkei. Heute ist das anders, und nicht zuletzt haben wir das gewissen Ethnien zu verdanken.

Wer behauptet, dass die Zuwanderung Hunderttausender bzw. Millionen Allochthoner sich unterm Strich auszahlen wird, glaubt auch, dass die Rente sicher ist oder dass sich alle elf Minuten ein Single über Parship verliebt. Es ist vielmehr so: Abermilliarden in eine in mancherlei Hinsicht fragwürdige Zuwanderung zu investieren, könnte sich als desaströses Geschäftsmodell entpuppen. „Deutschland schafft sich ab“, so formulierte es Thilo Sarrazin. Das ist natürlich hart, und unseren Politikern und Medienschaffenden wird sicher ein sedierender Begriff einfallen. „Selektiver Rückbau“ vielleicht. Hört sich doch ganz gut an.

Wohin mit den Menschen?
Schon jetzt platzen die Erstaufnahmelager aus allen Nähten. Allein in Hamburg stehen jeden Tag weitere 300 Leute auf der Matte, die irgendwo untergebracht werden müssen, und zwar sofort, unverzüglich. Bundesweit sind es viele Tausende, und notfallmäßig werden schon mal Schulen oder Turnhallen requiriert, Ex-Kasernen oder auch, wie in Osnabrück, ein ehemaliges Bundeswehrkrankenhaus. Containerdörfer und Zeltlager schießen wie Pilze aus dem Boden. Sogar der Parkplatz vorm HSV-Stadion wurde – „Erweiterung der Erstaufnahmeeinrichtung Schnackenburgallee“ – zum Campingplatz umfunktioniert, wobei mehr Fläche beschlagnahmt wurde als mit dem Verein abgesprochen. Schon werden Parkanlagen ins Visier genommen.

„Die Stadt wird sich verändern“, meinte Sozialsenator Scheele kürzlich, und das darf man getrost als Drohung auffassen, denn schon jetzt ist die Stadt, in die ich vor 25 Jahren übersiedelte, nicht mehr dieselbe. Und sie war damals schon ziemlich international, so wie das Ruhrgebiet, aus dem ich ursprünglich komme. Heute packt mich, wenn ich durch die City meiner Heimatstadt gehe, das nackte Grausen, und wenn die Hamburger Innenstadt demnächst so aussehen soll wie die Gegend um den Harburger Bahnhof, Billstedt oder Wilhelmsburg, dann gute Nacht. Genau das will uns Scheele aber zumuten. Man werde, egal wo man aus dem Haus trete, künftig keine tausend Schritte nach links oder rechts tun können, ohne auf eine Flüchtlingsunterkunft zu stoßen. Das hat er wirklich so gesagt.

Mehr als fragwürdig, auf welche Begeisterung ein solches Szenario bei den Autochthonen stoßen mag. Ich vermute mal: auf herzlich wenig (und das, obwohl man hier immer schon bereitwillig Menschen aus aller Herren Länder aufgenommen hat).

Nicht zuletzt aufgrund der großen Zahl. Manche Stadtteile sind schon jetzt mit Zuwanderern überversorgt, anderen, wie dem feinen Harvestehude, steht die Bereicherung noch bevor. Dort widersetzen sich die Villenbewohner rund um die Sophienterrasse dem Umbau des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes zum Flüchtlingswohnheim derzeit mit rechtlichen Mitteln.

Tatsächlich passen die Zugereisten aus Syrien und dem Irak in diese Gegend wie Florian Silbereisen in die „aspekte“-Redaktion. Allein: alle hätten ihren Beitrag zu leisten, da ist die Behörde unerbittlich. Und entschlossen, den Pöseldorfer Großbürgern notfalls auch gegen deren Willen endlich zur Behebung kultureller Defizite zu verhelfen.

Gern organisiert man so etwas inzwischen am Bürger vorbei – der wird dann am Ende eben vor vollendete Tatsachen gestellt. Wie in Lübeck, wo man den 1700 Bewohnern der Bornkamp-Siedlung eine Erstaufnahmestelle für 600 Flüchtlinge vor die Nase setzen wollte; dort, wo eigentlich mal ein Sportplatz vorgesehen war. Ätsch!

Es sind vor allem die Städte, die vor der Herausforderung stehen, immer mehr Migranten versorgen zu müssen, da sie, wie die neue Präsidentin des Städtetags Eva Lohse (CDU) kürzlich dem SPIEGEL erzählte, „fast nur noch alleinstehende Männer zugewiesen bekommen“; und die zieht es nicht in entvölkerte Gegenden Mecklenburg-Vorpommerns, sondern dahin, wo die Musik spielt. In den Gemeinschaftsunterkünften geht’s dann zu wie einst auf der Neuköllner Rütli-Schule, mehr als einmal wurden junge männliche Flüchtlinge von anderen jungen männlichen Flüchtlingen umgebracht, so wie ein 17-jähriger afghanischer Schüler in der Hamburger Nelson-Mandela-Schule von einem anderen afghanischen Schüler. Ja, auch so kann Zuwanderung aussehen. So wie es unter Deutschen gute Menschen und Arschlöcher gibt, ist es auch bei den Migranten. Überraschung.

Wenn man dann noch lesen muss, dass in Niederkassel eine achtköpfige Familie aus ihrem Haus geworfen wird, weil die Gemeinde dort 25 Flüchtlinge unterbringen will (6), braucht man sich über einen gewissen Unmut in der Bevölkerung nicht zu wundern. Das offiziell gern gemalte rosarote Bild von der idealtypischen Flüchtlingsfamilie aus Syrien (Vater: Arzt, Mutter: Teresa, dazu ein paar niedliche, lernbegierige Kinder) entspricht eben nicht den Alltagserfahrungen der Menschen. Die empfinden das Beschönigen und Ignorieren der offensichtlichen Probleme zunehmend als unerträgliche Verarsche. Mit Recht.

Also – wie soll das in Zukunft laufen? Wenn nächstes Jahr wieder 550.000 Menschen kommen? Oder sogar noch mehr, denn das ist der Trend? Und übernächstes Jahr? Und danach? Die Menschen würden das gerne wissen. Übrigens nicht nur in Deutschland.

Alles kein Problem, oder was?
Hier wird es richtig unangenehm. Hunderttausende Migranten mögen in Ordnung sein, und wären wir in ihrer Lage, würden wir sicher auch nicht anders handeln. Viele Menschen haben das Pech, in Kriegsgebieten oder Elendsvierteln aufzuwachsen, und wollen nur noch weg. Das ist verständlich und man sollte es ihnen nicht zum Vorwurf machen. Es ist nur die Frage, ob wir das verkraften können. Und ob wir einen signifikanten Teil dieser Zuwanderer wirklich brauchen: Jeder weiß, wovon ich spreche, denn die fleißigen und freundlichen Vietnamesen und Thailänder sind nicht das Problem, wohl aber viele der Migranten aus muslimischen Ländern. Nicht der türkische Gemüsehändler und nicht der iranische Änderungsschneider. Aber zum Beispiel der salafistenbärtige Typ mit finsterem Blick und Gewand über Pluderhosen samt vollverschleierter Begleiterin. Wenn ich eines solchen Zuwanderers gewahr werde, verliert der biodeutsche Tennissocken-in-Sandalen-Träger für mich seine Schrecken. Wäre der Salafist nur eine ästhetische Zumutung, ließe sich auch das aushalten, aber sein Charakter ist es, der eine instinktive Abwehrreaktion auslöst. Was Frauen, Schwule und Juden angeht, vertritt dieser Herr garantiert Ansichten, die denen unserer Gesellschaft diametral entgegengesetzt sind.

Er wird nicht zum Elternabend in der Schule erscheinen, wird seine Töchter vom Schwimmunterricht und der Klassenfahrt abmelden. Er wird gegen den Sexualkundeunterricht protestieren, und wenn der Geschichtslehrer das Thema Holocaust anschneidet, werden seine Kinder nichts davon hören wollen, sondern „Und was ist mit Palästina?“ fragen. Am Al-Quds-Tag wird er judenfeindliche Parolen rufen, er wird auf der „Muslim Markt“-Seite der Özoguz-Brüder surfen und möglicherweise hat er sogar Sympathien für die Kopfabschneider des Islamischen Staates. Wie das Vorstandsmitglied des Moscheevereins DITIB in Dinslaken, der gemeinsam mit einem Jugendlichen mit IS-Erkennungszeichen für ein Foto posierte (7).

Brauchen wir so einen hier? Wer hat den überhaupt hergeholt und: warum, um Himmels Willen?! Was mich angeht, so nehme ich im Zweifel lieber die in islamischen Ländern verfolgten Christen auf als Leute, von denen ich nicht weiß, ob sie vor Assad oder dem IS geflohen sind. Und die ihre christlichen Schicksalsgenossen auch mal vom Flüchtlingsboot ins Mittelmeer stoßen (8). Der Islamunterricht an Grundschulen und die Eröffnung einer islamischen Bank gehen mir – und nicht nur mir – gegen den Strich, ebenso wie das Ranwanzen des Bayerischen Rundfunks mit einem Extra-Programm zum „heiligen Monat“ Ramadan. Geht’s noch?

Immer weniger Schüler können schwimmen. „Fast jeder zweite Drittklässler im Problemkiez Neukölln kann nicht schwimmen“, schreibt die WELT (9). „Wo viele Arbeitslose wohnen und der Migrantenanteil hoch ist, sind es 80 Prozent.“ Denn: „Bei Muslimen ist Schwimmen nicht so üblich“. Und deshalb schafft eine Schule Ganzkörperschwimmanzüge für muslimische Mädchen an (10), und der Bezirk initiiert ein Pilotprojekt mit dem Titel “Neuköllner Schwimmbär”, damit Neuköllner Zweitklässler eine Intensivbetreuung genießen. Kostet bei rund vierzig Kindern dann auch mal eben 18.000 Euro, aber das nur nebenbei.

Solche Geschichten und dass weniger muslimische Schüler einen ordentlichen Schulabschluss machen, das ist das eine. Schlimmer sind Zwangsverheiratungen, Ehrenmorde und „Friedensrichter“, mit denen im Fall krimineller Handlungen unsere Justiz weiträumig umfahren wird – und dass „Du Jude!“ inzwischen eine gängige Anmache auf deutschen Schulhöfen ist. Noch schlimmer ist die Tatsache, dass 90 Prozent der jugendlichen Intensivtäter in Berlin Türken und Araber sind; wer weiß, wie viele von denen Gefallen an IS-Hinrichtungsvideos finden, Attentate wie die in London, Madrid, Paris, Toulouse oder Kopenhagen begrüßen oder gar selbst als „Heilige Krieger“ nach Syrien oder in den Irak gehen – einige Hundert sollen es bisher sein. Na, viel Freude dann mit den Rückkehrern. Berichte, dass auch IS-Kämpfer sich unter die „Flüchtlinge“ mischen, sollten eigentlich sämtliche Alarmglocken schrillen lassen.

Wobei die bereits real im Land existierende Gewalt das Problem Nummer eins ist. Kommt es irgendwo zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen zwei „Großfamilien“, so ist jedem, der sich seine Schnürsenkel selbst binden kann, klar, dass hier nicht die Meyers gegen die Schmidts antreten. Gibt es mal wieder eine Massenschlägerei oder auch Messerstecherei im Columbiabad in Berlin-Neukölln, muss man über die Täter nicht lange spekulieren. Das „Culle“, das „berüchtigtste Freibad Deutschlands“ (SZ), wird nicht zufällig Islamabad genannt, denn 90 Prozent der Besucher haben einen Migrationshintergrund: Araber, vor allem Libanesen, und Türken (11). „Wo ist die Ratte, isch ficke sein Leben, walla!“ – das ist der raue, aber herzliche Umgangston dort. Über das Antikonfliktteam, das T-Shirts mit der Aufschrift „Bleib cool am Pool“ trägt, lachen sich die Zielpersonen natürlich krumm und bucklig.

Sind alle so? Natürlich nicht. Ich zum Beispiel kenne gut integrierte Deutsch-Türken, überzeugte Kemalisten, die über jene (Originalton!) „Ghetto-Türken“ lästerten, als gäbe es kein Morgen mehr. Tragisch, dass sie hier von den Leuten eingeholt werden, die sie schon in der Heimat nicht ausstehen konnten. Aber die gibt es nun mal bereits hier, und wir werden sie nicht mehr los. Das sind diejenigen, die bei den letzten türkischen Wahlen zu mehr als 50 Prozent für Erdoğan gestimmt haben – in der Relation mehr, als Türken es in der Heimat taten. Ich kann nicht behaupten, dass mir das diese Leute sympathischer macht.

Müssen wir jetzt noch über die rechtsfreien Räume reden, in denen die Polizei sich schon lange nicht mehr blicken lässt? Über den Schwarzfahrer in der S-Bahn, der den Kontrolleur erst anlügt („Karte vergessen“), dann anherrscht („Fass´ misch nisch an!“) und dann seelenruhig zum Ausgang schlendert, weil die eingeschüchterte Kartoffel sich der offen zur Schau gestellten Bereitschaft zur Gewalt beugt? Über den Miri-Clan in Bremen und die zwölf mafiösen Großfamilien libanesischer, palästinensischer und ostanatolischer Herkunft in Berlin mit 50 bis 500 Mitgliedern, die unzählige Male mit Drogen- und Waffenhandel, mit Erpressung, Raub, Zuhälterei und Mord auffällig geworden sind?

Brauchen wir wirklich noch mehr Leute dieses Schlages? Müssen wir die Probleme totschweigen, nur damit das rechtsextreme Pack keine Munition erhält? Warum halten sich ausgerechnet die Linken bedeckt, wenn ihre Schützlinge auf ihre ureigensten Anliegen – Toleranz bis zum Anschlag, Minderheitenrechte, Gleichberechtigung der Geschlechter, angeblich auch der Kampf gegen den Antisemitismus – pfeifen? Ahnen die überhaupt, dass Muslime von einer „Ehe für alle“ rein gar nichts halten? Welchen Weg wird diese Gesellschaft gehen, wenn wir zulassen, dass sich zahllose Einwanderer nicht an unsere Normen und Werte gebunden fühlen?

Die stets toleranten Dänen haben inzwischen die Reißleine gezogen. Als herauskam, dass drei Viertel der muslimischen Zuwanderer von der Stütze leben, also von der arbeitenden Bevölkerung alimentiert werden, und als dann Mitte Februar ein Islamist ein Attentat auf ein Kulturzentrum verübte und am Tag darauf vor der Synagoge ein Wachmann erschossen wurde, war der Spaß irgendwann vorbei. „Ihr seid nichts Besonderes!“ rief ZEIT online den vermeintlich weit nach rechts abgedrifteten Dänen nach den letzten Wahlen zu, als hätten die Leute aus Daffke oder aus irgendwelchen finsteren nationalistischen Motiven ihre Wahlentscheidung getroffen. Dabei haben sie einfach nur die Nase voll. Ihre in aller Welt berühmte Toleranz war aufs Schäbigste ausgenutzt und missbraucht worden, und jetzt war Schluss mit unlustig, ob der Nachbar im Süden nun „Rechtspopulismus“ wittert oder nicht. Fragt sich nur, wann dem selbst mal ein Licht aufgeht.

(1)
http://www.rp-online.de/politik/nrw-zusaetzlich-206-millionen-euro-fuer-fluechtlinge-aid-1.5086906
(2)
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-11/fluechtlinge-bundesrat-kommunen-finanzierung
(3)
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/markt-indersdorf-ein-gefuehl-von-ohnmacht-1.2500137
(4)
http://mobil.wochenblatt.de/nachrichten/altoetting/regionales/Fluechtlingsfamilie-naechtigt-vor-Burghauser-Polizeidienststelle;art22,317036
(5)
http://www.welt.de/regionales/bayern/article143892728/Hohe-Kosten-fuer-unbegleitete-minderjaehrige-Fluechtlinge.html
(6)
http://www.express.de/bonn/kommunen-in-not-stadt-wirft-achtkoepfige-familie-aus-ihrem-haus,2860,30882436.html
(7)
http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/islamisten-dinslaken-100.html
(8)
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-04/fluechtlinge-muslime-christen-boot-mittelmeer-verbrechen
(9)
http://www.welt.de/regionales/berlin/article141919327/Bei-Muslimen-ist-Schwimmen-nicht-so-ueblich.html
(10)
http://www.spiegel.de/schulspiegel/burkini-lehrerin-ueber-ganzkoerperschwimmanzuege-fuer-muslime-a-921160.html
(11)
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/42180/Nass-und-Gewalt

 

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/bleib_cool_am_pool_oder_mit_beschweigen_kommen_wir_nicht_weiter

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  24.07.2015   Achgut.com

“Suchen Sie sich eine Frau und heiraten Sie”

In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts konnte man häufig Kontaktanzeigen mit einem Text wie diesem lesen: „Togolese, 28 J., Stud.Masch.bau, sucht deutsche Frau für zweckgeb. Eheschließung, Alter /Aussehen egal, 3000.- DM Belohnung“.

Um eines gleich vorwegzunehmen: Ich habe nichts gegen Männer anderer Herkunftsländer und Hautfarben. Es geht mir auch nicht um all die gelungenen Integrationsgeschichten und glückliche bikulturellen Ehen. Es geht darum, dass der Multikultitraum häufig ein unschönes Ende findet, wenn europäische Partner ohne ihr Wissen in eine Ehe gelockt werden, damit ihr Partner einen dauernden Aufenthaltsstatus in einem Land der europäischen Union erlangt. Inzwischen kennt man auf den Ausländerbehörden längst diese bewährte Taktik, und Paare mit dem Verdacht auf eine sogenannte Scheinehe werden inquisitorischen Interviews unterzogen.

Aber nicht überall ist man so penibel: „Suchen Sie sich eine Frau und heiraten Sie, dann können Sie bleiben.“ Das hat ein Wirtschaftsflüchtling aus dem Senegal nach eigener Aussage von einem Beamten gehört, und zwar gleich bei seinem ersten Kontakt mit einer deutschen Behörde. Das dürfte nichts sein, was der junge Mann nicht schon längst wüsste. Eine Europäerin zu heiraten und, im besten Fall, mit ihr ein Kind zu zeugen, ist die idiotensichere Methode, in einem europäischen Land dauerhaft Fuß zu fassen. In einem senegalesischen Internetforum werden zahlreiche Möglichkeiten aufgezählt, wie man am sichersten nach Europa kommt. Neben der Methode, mit einem Studentenvisum einzureisen und dann nicht mehr zurückzukehren oder in Frankreich Asyl als verfolgter Homosexueller zu beantragen, eine Vorstellung, die einem Senegalesen so abstrus vorkommen muss, dass extra betont wird, dies sei wirklich kein Witz („ce n’est pas une blague“) gilt als der sicherste Weg, sich eine alte europäische Schlampe („vieille salope“) aufzureißen und zu heiraten. Das sei kein großes Problem, denn die Naivität dieser Frauen sei krass („Leur naïveté est crasse“).

Wenn man einmal genauer das Elend unter die Lupe nimmt, in das europäische Lebenspartner durch die böse Falle einer Scheinehe geraten können, dann wirkt die Kontaktanzeige aus den Achtzigern geradezu erfrischend prägnant und ehrlich.

Enttäuschte Hoffnungen, mit den Füßen getretene Gefühle, finanzieller Ruin, psychische Zuammenbrüche, traumatisierte Kinder und jahrelange verbale und körperliche Gewalt zählen zu dem hohen Preis, den europäische Partner, mehrheitlich Frauen, im schlimmsten Fall zahlen müssen.

Die Naivität deutscher Beamter kann in diesem Zusammenhang auch nur als krass bezeichnet werden. Eine Ehe ist eine Ehe, scheint man zu glauben, die Beziehung zwischen Männern und Frauen sind überall auf der Welt gleich und die kaum wahrnehmbaren Unterschiede sind nur reizvolle kulturelle Eigenheiten, die unsere Welt so schön bunt und vielfältig machen.

Yayi Bayam Diouf, Präsidentin der Women’s Association against Illegal Migration, Senegal, sieht das allerdings wesentlich nüchterner. Ihr eigener Sohn ist bei einem illegalen Auswanderungsversuch im Mittelmeer ertrunken, und seitdem setzt sie sich besonders für die Aufklärung von Frauen ihres Landes ein, damit diesen das Elend der Armut und des Abrutschens in die Prostitution, die häufigsten Probleme von illegal eingewanderten Afrikanerinnen, erspart bleiben.

Diouf schätzt die Heirat mit einem Mann aus ihrem Land realistisch ein: Ein Senegalese kommt aus einer patriarchal geprägten Gesellschaft; die Männer haben das Sagen und treffen die Entscheidungen, sind aber ansonsten am Familienleben nicht beteiligt. Eine Paarbeziehung in Europa ist in der Regel etwas völlig anderes. Eine partnerschaftliche Beziehung auf gleicher Augenhöhe mit gleichen Rechten und Pflichten, eine Heirat aus Liebe oder gar aus einer kurzen Leidenschaft heraus ist in weiten Teilen Afrikas oder der arabischen Welt vollkommen undenkbar. Man heiratet aus äußerst pragmatischen Gründen: Männer heiraten, um eine Anlaufstelle zu haben, wo sie jederzeit Unterkunft, Verpflegung und Sex bekommen, und Frauen heiraten, um dauerhaft versorgt zu sein. Kinder gelten nach wie vor als Altersvorsorge und werden daher auch in möglichst großer Zahl produziert.

Dass man gerade in Deutschland Asylsuchenden jeden Mist abkauft, solange er nur auf der Mitleidsschiene daherkommt, hat sich längst herumgesprochen. „Ich bin durch die Wüste gegangen, ich war in Libyen, als der Krieg ausbrach, ich war auf dem Boot nach Italien, aber nirgends war es so schlimm wie hier“, behauptet ein jugendlicher Asylsuchender und meint damit allen Ernstes ein deutsches Asylantenheim. Bei Scheidungsverfahren und Sorgerechtsklagen machen Frauen in der Regel prompt die wenig überraschende Erfahrung, dass sich Behörden und Juristen komplett auf die Seite der Männer schlagen und dass diesen weit eher geglaubt wird als den deutschen Ehepartnerinnen.

So glauben eben auch viele europäische Frauen zunächst den gänzlich ungewohnten Liebesschwüren der schönen Exoten. Auch wenn viele sich wundern, dass afrikanische und arabische Männer schon nach einer absurd kurzen Kennlernphase mit Liebeserklärungen, Heiratsanträgen und Forderungen nach einem gemeinsamen Kind herausrücken, sind sie in der Regel hoch entzückt über derartigen Gefühlsüberschwang. (Wäre ich ein deutscher Mann, ich würde sofort anfangen zu üben, denn kandierte Komplimente und schwülstige Liebesbekundungen scheinen bei dem Wunsch, eine Frau möglichst schnell flachzulegen, außerordentlich zielführend zu sein).

Ein Übriges tut das schon im Kindergarten eingeimpfte schlechte Gewissen. Der arme Mann kommt schließlich aus der dritten Welt, es geht ihm schlecht, was irgendwie unsere Schuld ist, und deswegen muss man ihm unbedingt helfen. Mit allen verfügbaren Mitteln. In den meisten Fällen könnten die Frauen vermutlich nicht einmal plausibel erklären, warum seine Armut die Schuld der Europäer sein soll; es hat alles, wie jeder weiß, irgendwie mit der ehemaligen Kolonialgeschichte und mit der heutigen Globalisierung zu tun, und notfalls reicht allein die Tatsache, dass man in einem reichen Land nun mal wesentlich besser dasteht als in einem armen völlig aus.

Diese Denke verschwindet bei manchen Frauen nicht einmal, wenn der Mann schon zum zweiten Mal wegen Gewalttätigkeiten der Wohnung verwiesen wurde und der größte Teil ihres Vermögens in seiner Heimat verschwunden ist. Denn eines darf man nie vergessen: Aus diesem Grund und keinem anderen ist er hier, sofern es sich um einen reinen Wirtschaftsflüchtling handelt.

Und auch das muss an dieser Stelle festgehalten werden: Ich halte es für absolut nachvollziehbar und völlig gerechtfertigt, durch Emigration seine Lebensbedingungen verbessern zu wollen. Aber mit Sicherheit nicht auf Kosten seiner Mitmenschen, zumal in diesem Falle sogar noch außerordentlich wohlmeinender Mitmenschen. In der Internetplattform http://www.1001-geschichte.de können Frauen und Männer mit entsprechenden Problemen sich austauschen, konkrete Beratung, Vermittlung von Anwälten und schwarze Listen finden, auf denen Namen von besonders schrägen Vögeln einsehbar sind.

Es gibt mittlerweile einen feststehenden Begriff für diese Art, Lebensunterhalt und Aufenthaltsstatus über eine Paarbeziehung zu sichern: Bezness, eine Zusammenziehung der Wörter Beziehung und Business. Die Verlaufsformen dieser Scheinehen ähneln sich alle auf die eine oder andere Weise. Häufig, aber durchaus nicht immer, ist der Mann jünger als die Frau, sprüht vor Charme und lullt sie mit Komplimenten ein, bis sie nicht mehr klar denken kann. Schnell kommt in der Regel die Forderung nach Heirat, als bewährtes Druckmittel fungiert die drohende Abschiebung. Ebenso rasant wird der Kinderwunsch geäußert. Da die Männer häufig über keine Deutschkenntnisse und keine verwertbare Ausbildung verfügen, kriegen sie selten mehr als schlecht bezahlte Jobs für ungelernte Arbeitskräfte. Das Geld, das sie damit verdienen, verbrauchen sie für sich selbst oder schicken es an die Familie.

Fast alle Frauen berichten davon, dass sie während ihrer gesamten Ehe fast ausschließlich für Miete, Essen Kleidung und sonstige Anschaffungen aufkommen mussten, dem Mann komplett Sprachkurse, Führerschein und Kraftfahrzeug finanzierten und darüber hinaus immer wieder große Aufwendungen für seine Familie locker gemacht werden mussten. Skrupel scheinen die Männer dabei keine zu plagen. Eine Krankenschwester in der Ausbildung berichtet zum Beispiel, dass sie für ihren Freund aus dem Senegal nicht nur eine Wohnung bezahlt, sondern auch, dass er ausschließlich Designerkleidung trägt, die sie ihm kaufen muss.

Und auch das hat seinen guten Grund: In den Ländern, aus denen Asylbewerber kommen, ist das Konzept eines Sozialstaates eine vollkommen unbekannte Größe. Hilft man einem in Not geratenen Mitmenschen entweder aus religiösen oder persönlichen Gründen, z.B. wenn es sich um gute Freunde, enge Nachbarn und natürlich Familienmitglieder handelt. Alles andere ist so undenkbar, das es intellektuell beinahe nicht zu erfassen ist.

Als Ayaan Hirsi Ali noch als Asylbewerberin in den Niederlanden im Heim saß, konnte sie schlicht nicht begreifen – und an Intelligenz herrscht bei Hirsi Ali weiß Gott kein Mangel – warum völlig fremde Menschen, die sie nie zuvor gesehen hatte und nicht das geringste von ihr wussten, ihr ein Dach über dem Kopf, Kleidung, Verpflegung und, kaum zu glauben, sogar Taschengeld gaben. Im Herkunftsland würde man Menschen, die so etwas Irres tun, für vollkommen durchgeknallt halten.

In der Regel läuft alles irgendwie, bis ein Kind da oder nach dreijähriger Ehe der Aufenthalt gesichert ist. Von da ab, berichten viele Frauen, sei es gewesen, als hätte ihr Mann einen Schalter umgelegt: Er kam kaum noch nach Hause, redete kaum noch mit ihr, neigte zu Verbalinjurien und, im schlimmsten Fall, zu körperlicher Gewalt. In vielen Fällen entdeckten Frauen, dass sie nicht die einzigen Frauen des Mannes waren, ja, dass er sogar mit mehreren Frauen gleichzeitig verheiratet war. Etwa dreißig Prozent aller arabischstämmigen Männer sollen, in der Regel heimlich, mehrere Ehefrauen haben. Es mag eine „bestürzende Geschichte“ und offensichtlich auch eine völlig unvermutete sein, bedeutet aber seit Jahren schon bittere Realität für viele europäische Frauen.

Natürlich fragt man sich zwangsläufig, warum viele Europäer sich auf derartig ruinöse Beziehungen einlassen. Nun, Liebe macht bekanntlich blind und blöd. Das ist das Eine. Die andere Seite der Medaille aber ist die Tatsache, dass man sich häufig aus Gründen der politischen Korrektheit bockbeinig weigert, die Konsequenzen wahrzunehmen, die aus schwerwiegenden religiösen und kulturellen Differenzen die erwachsen können. Und das kann auf die Dauer fatale Folgen haben.

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/suchen_sie_sich_eine_frau_und_heiraten_sie

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Die nordrhein-westfälische Polizei fürchtet die Entstehung rechtsfreier Räume in Ballungszentren. Wie aus einem vertraulichen Papier des Duisburger Präsidiums hervorgeht, droht der Staatsmacht die Kontrolle über Problembezirke der Stadt zu entgleiten. Die Pflicht der Polizei, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, sei in bestimmten Gegenden „langfristig nicht gesichert“ und „akut gefährdet“, heißt es nach SPIEGEL-Informationen in der Analyse.

Es gebe Bezirke, in denen Banden bereits ganze Straßenzüge für sich reklamierten. Anwohner und Geschäftsleute würden eingeschüchtert und schwiegen aus Angst. Straßenbahnlinien nähmen die Menschen abends und nachts „als Angsträume wahr“. Polizisten und vor allem weibliche Beamte sähen sich einer „hohen Aggressivität und Respektlosigkeit“ gegenüber.

Mittelfristig werde sich an der Lage auch nichts ändern, so der Bericht. Dem stünden unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit, die Perspektivlosigkeit von Zuwanderern ohne Qualifikationen für den deutschen Arbeitsmarkt und ethnische Spannungen unter den Migranten entgegen. Die Duisburger Polizei will nun mehr Präsenz auf der Straße zeigen und Straftäter konsequenter verfolgen.

„40 oder 50 Mann an der Backe“

Fachleute warnen seit geraumer Zeit davor, dass sich Problemstadtteile zu No-go-Areas entwickeln könnten. Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, sagte SPIEGEL ONLINE schon vor Jahren: „In Berlin oder im Duisburger Norden gibt es Stadtteile, in denen sich die Kollegen kaum noch trauen, ein Auto anzuhalten – weil sie wissen, dass sie dann 40 oder 50 Mann an der Backe haben.“ Diese Übergriffe seien fast schon „ein gezieltes Kräftemessen mit dem Staat, in dem sich die Verachtung der Täter für unsere Gesellschaft ausdrückt“

Erst Anfang des Monats hatten Mitglieder einer Großfamilie in Duisburg-Marxloh zwei Polizisten angegriffen und verletzt. Der Attacke war die Aufnahme eines Verkehrsunfalls vorausgegangen, in deren Verlauf die Beamten schnell von Dutzenden Männern umringt wurden. Ein Sprecher des Düsseldorfer Innenministeriums sagte nach dem Vorfall, es gebe keine No-go-Areas in Nordrhein-Westfalen.

Die Banden treffen in der Praxis jedoch häufig auf eine vielfach überforderte Polizei. So beschrieb ein Duisburger Wachdienstleiter vor einiger Zeit in einem Brief an seine Polizeipräsidentin die Lage auf der Straße. Darin hieß es: „Stärke zeigen ist nicht möglich. Situationen in Bereichen mit hohem Migrantenanteil entgleiten immer mehr.“ Denn dort werde die Polizei insbesondere von den Jugendlichen nicht akzeptiert. Das Risiko für die Beamten, angegriffen zu werden, steige auch deshalb, weil wegen der „katastrophalen Personalsituation“ immer mit einem Minimum an Kräften gearbeitet werden müsse.

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/nordrhein-westfalen-polizei-warnt-vor-rechtsfreien-raeumen-a-1045222.html

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  18.07.2015   Achgut.com

Vergewaltigungen und der fünfte Mann

Sind Sie für oder gegen ein Hotpants-Verbot an Schulen? Eine heiße Frage. Ein heißes Thema. Es geht um ein „gesundes Schulklima“, wie es an einer Schule hieß.

Aber mehr noch geht es darum – wie es an anderer Schule hieß, – gewisse „Diskrepanzen“ zu berücksichtigen, weil in der Turnhalle Asylbewerber, überwiegend sunnitische Muslime, untergebracht waren.

Wenn wir es richtig heiß haben wollen, müssen wir einen Blick nach Norwegen werfen: In den letzten Jahren hatten sich in Oslo Fälle von Vergewaltigungen gehäuft, bei denen nichtwestliche Ausländer als Täter identifiziert wurden. Im Jahre 2011 waren es doppelt so viele Vergewaltigungen wie im Vorjahr. Deshalb spricht man von einer regelrechten „Vergewaltigungs-Epidemie

Zu einhundert Prozent sind die Täter keine Norweger, weshalb die Taten auch „orientalische“ Vergewaltigungen genannt werden. Die jungen Frauen färben sich nun sicherheitshalber die Haare schwarz und trauen sich nur noch in Gruppen auf die Straße. Die politisch korrekte Berichterstattung steckt in einer Zwickmühle, weil sie sich entweder dem Vorwurf ausgesetzt sieht, zum Fremdenhass beizutragen oder das Leid der Frauen zu bagatellisieren.

Dass so etwas passiert, liegt nicht an der Haarfarbe, am Minirock oder an den Hotpants. Der Angriff gilt den bedauernswerten Mädchen nicht nur im Einzelfall. Sie werden zugleich als Repräsentanten des westlichen Lebensstils angegriffen. Die Verachtung der muslimischen Männer richtet sich gegen ein Gesamtbild, das sich aus vielen Mosaiksteinen zusammensetzt, zu denen Lady Gaga, Pussy Riot, die Femen und andere Heldinnen der Schamlosigkeit gehören, aber auch Feministen, die Männer hassen, Abtreibung propagieren Schlampenparaden veranstalten und sich Parolen auf die nackte Brust schreiben.

Man muss sich nicht in der Nähe eines Schulhofs aufhalten, um einen Eindruck von den Sitten der westlichen Frau zu erhaschen. Es genügt, mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen oder das Fernsehen einzuschalten, in dem Stars wie Lady Bitch Ray gefeiert werden. Vom Internet ganz zu schweigen. Sex, Sex, Sex überall. Neuerdings auch im Kindergarten. Vergewaltigungen scheinen in unseren Breitengraden etwas Alltägliches zu sein. Feministen haben ausgerechnet, dass alle sieben Sekunden eine Frau vergewaltigt wird. Deshalb musste es auch unbedingt Frauenparkplätze geben, damit wenigstens in Parkhäusern die Vergewaltigungen zurückgehen.

Nein. Darum geht es nicht. Sicherheit wird auf diese Weise nicht geschaffen. Es wird die Angst vergrößert. Frauenparkplätze und andere Schutzräume, die „nur für Frauen“ eingerichtet werden, sind Hysterie-Tankstellen, die bestätigen, dass die Ängste berechtigt sind. Die Angst vor Gespenstern gilt damit als Beweis für die Existenz von Gespenstern. Es wird unwidersprochen verkündet, dass alle Männer Vergewaltiger sind, „auch die netten“, wie Alice Schwarzer extra betont hat. Von den Universitäten in Amerika hören wir, dass es da eine regelrechte „Vergewaltigungskultur“ geben soll. So ist unsere Kultur.

Was macht das für einen Eindruck? Der muslimische Zuwanderer spürt, was hier los ist; er bemerkt die Verlorenheit der hiesigen Frauen, die kein Vertrauen haben und die niemanden mehr – auch nicht sich selbst – respektieren. Vergewaltigt werden sie sowieso. Es gibt keinen anderen Zusammenhang mehr, in den ihre Sexualität eingebettet sein könnte. Sie sind Frauen ohne Welt. Sie haben keine Traditionen, die sie respektieren. Ehe und Familie sind ungültig geworden. Sie respektieren die Alten nicht. Sie haben keine Ehre. Keine Sitte. Keine Moral. Keinen Glauben. Keine Treue. Keine Verpflichtung. Keine Verantwortung. Keine Bindung. Keinen Bruder. Kein Kind. Keinen Mann. Keinen Vater.

Und damit auch keinen Schutz. Stellen wir uns den umgekehrten Fall vor: Ein norwegischer Tourist vergewaltigt eine Frau in einem islamischen Land. Vermutlich würden er noch in selbiger Nacht gelyncht werden. Wäre er in einem Land, in dem Schusswaffen frei verfügbar sind, hätte er vier Kugeln im Kopf: eine vom Vater, eine vom Bruder, eine vom Ehemann, eine vom Sohn.

Die westliche, weiße Frau dagegen hat sich von allen losgesagt: „Väter sind Täter“, lautet die feministische Parole. Auch die Brüder wurden ausgemustert. Nach den inzwischen verbindlich gemachten Sprachregelungen, die Luise Pusch vorgegeben hat, heißt es: „alle Menschen werden Schwestern“. Der Ehemann – falls es überhaupt jemals einen gab – ist entsorgt, ein mögliches Kind wurde abgetrieben.

Die Trennung ging von den Feministen aus. Männer konnten sich dagegen nicht wehren. Heute hat ein Vater keine Autorität mehr, er darf nicht einmal erfahren, ob er wirklich der Vater ist; die Frau hat heute ein – wie es heißt – Recht auf „geschützten Mehrverkehr“, womöglich darf er sich der elterlichen Wohnung nur noch bis auf fünfzig Metern nähern. Ein Ehemann hat keine Möglichkeit, eine Scheidung und den Verfall der ganzen Familie zu verhindern. Einen Bruder haben die vielen Einzelkinder sowieso nicht – Kinder auch nicht.

So bleibt einer Frau der fünfte Mann, der gefährliche (aber auch faszinierende) Fremde. Es bleibt ihr außerdem die Solidarität mit Feministen. Und es bleibt ihr die Sehnsucht nach einem starken Staat – nach einem totalitären Staat. Die westliche, weiße Frau hat sich dem „großen Bruder“ anvertraut, der tatsächlich mehr und mehr so geworden ist, wie ihn George Orwell beschrieben hat: ein Überwachungsstaat, der „doublethink“ eingeführt hat, und Männer in ihrem Sinne überwacht und zur Kasse bittet.

Der Staat ist großer Bruder und Vater zugleich. Deshalb sagt man auch, dass sich die westliche Frau „Vater Staat“ an die Brust geworfen hat. Er soll ein möglichst strenger und mächtiger Vater-Ersatz sein. Er bemüht sich ja. Er hat eine imposante Frauen-Bevorzugungs-Bürokratie aufgebaut, die sich allerdings in erster Linie darum kümmert, sich selbst zu erhalten. Vater Staat fördert alles, was die Geschlechtertrennung weiter vorantreibt und verspricht den alleinstehenden Frauen neue Karriere-Chancen, um eigenes Geld zu verdienen und auf eigenen Füßen zu stehen – bis sie im Alter merken, dass Alleinsein nicht glücklich macht und das Geld nicht reicht.

Es wird kein gutes Ende nehmen. Der Staat kann einer Frau die vier Männer, von denen sie sich losgesagt hat, nicht ersetzen. Er kann sie im Ernstfall nicht einmal schützen. Das merken die jungen Frauen – nicht nur in Norwegen: Polizei und Presse halten sich bedeckt, und im Schatten der Political Correctness können die orientalischen Vergewaltiger ungestraft agieren. Für die Frauen ist es ein weiterer Beweis dafür, dass die Männer auf der ganzen Linie versagt haben. Alle. Sie sind böse. Sie sind Verbrecher. Sie taugen auch nicht als Beschützer.

In Alexis Sorbas von Nikos Kazantzakis wird beschrieben, wie fremde Männer in ein Dorf kommen und die jungen Mädchen darauf mit Angstreflexen reagieren und weglaufen. Warum? Sie haben eine tief sitzende Panik geerbt, aus Zeiten, als Piraten die schutzlosen Inseln überfielen und Menschen raubten, entführten und versklavten. Das war nicht nur auf Kreta so, sondern auch in Irland und Island, wo man bis heute – um das Trauma zu verarbeiten – an Gedenktagen Szenen aus solchen Dramen nachspielt und die Verstecke aufsucht, in denen sich die Frauen einst in Sicherheit gebracht hatten. Die feministische Vergewaltigungs-Propaganda nutzt die alte Angst und benennt einen neuen – allerdings falschen – Feind: den Ehemann, den Vater. Damit stürzt die ängstliche Frau ins Bodenlose.

Zu einer Vergewaltigung gehören mehr als zwei. Als im Zweiten Weltkrieg Soldaten aus Russland und aus der Ukraine ins Deutsche Reich einfielen und massenhaft Frauen vergewaltigten, taten sie das nicht allein deshalb, weil sie so lüstern gewesen wären und es auf die deutsche, blonde, unschuldige Frau abgesehen hätten – so wie es die Propaganda ausgemalt hat.

Sie taten es, weil sie den deutschen Mann hassen gelernt hatten und alles vernichten wollten, was diesem lieb und teuer war. In Berichten aus früheren Kriegen kommt das noch deutlicher heraus: Ein Sieger, der die Frau des Besiegten vergewaltigt, siegt damit zum zweiten Mal. Gemeint ist bei so einem Verbrechen nicht nur die Frau allein, sondern auch ihr Mann, dem damit eine weitere Niederlage zugefügt wird. Die Attraktivität der Frau spielt eine untergeordnete Rolle.

Wichtiger als ihr Reiz ist die Verachtung, die einer Frau entgegenschlägt. Der Vergewaltiger drückt nicht etwa Zuneigung aus, sondern Ablehnung. Nicht Verehrung, sondern Geringschätzung. Was Oslo erlebt, ist nicht etwa ein Krieg des Mannes gegen die Frau, wie es uns die feministische Propaganda weismachen will, die gewohnheitsmäßig falsch verallgemeinert. So nicht. Es ist ein Krieg der Kulturen: Der orientalische Vergewaltiger vergreift sich ausschließlich an westlichen Frauen, nicht an orientalischen.

Er kann sehr wohl unterscheiden. Er vergreift sich gezielt an dem Typus Frau, der seine Werte verlacht und bedroht; ein Typus, der, wie er meint, sowohl von Männern als auch von geschützter, exklusiver Sexualität in der Ehe nichts wissen wolle. Keusche Jungfrauen dagegen wären potentielle, schützenswerte Heiratskandidatinnen. Es ist außerdem ein Krieg des orientalischen Mannes gegen den westlichen Mann, bei dem der Vergewaltiger zum Rächer und Eroberer zugleich wird.

Der weiße, westliche Mann wird für Vergewaltigungen beschuldigt, die oftmals keine sind. Und denen, die wirklich welche sind, muss er tatenlos zuschauen. Er ist in einer wahrlich tragischen und traurigen Lage. Er durchleidet das, was in dem Buch Schande beschrieben wird. Dort ist der Schauplatz Südafrika. Der Held wird beschuldigt, ein Vergewaltiger zu sein. Er verliert dadurch seine berufliche Existenz, obwohl es in Wahrheit eine unbedeutende Affäre mit Einverständnis der Frau war. Schließlich kommt es in dem Buch von John M. Coetzee doch noch zu einer richtigen Vergewaltigung: Seine Tochter fällt vor seinen Augen einem Schwarzen zum Opfer. Er selbst wird verletzt, der Vergewaltiger versengt seine Augenbrauen. Am Ende hat der schwarze Mann nicht nur die Tochter, sondern auch den Besitz des weißen Mannes erobert.

Es deutet sich an, dass wir solche Dramen auch in unseren Landen erleben werden – in anderer Besetzung, in anderen Variationen, in kleinen und in größeren Dosierungen. Mit und ohne Hotpants.

Bernhard Lassahn: Frau ohne Welt

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/vergewaltigungen_und_der_fuenfte_mann

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Skandinavische Vergewaltigungen, skandinavische Scheuklappen

 

Bruce Bawer, FrontPageMag.com, 22. August 2013

Der königliche Palast von Norwegen, mitten im Herzen von Oslo, ist von einem schönen kleinen Park umgeben, der Slottsparken heißt. Er hat Rasen, Blumenbeete und einen plätschernden Back, über den ein Steg führt. Hinter dem Palast gibt es eine kleine Hütte, in der Mitglieder der Palastwache ihre tote Zeit mit Nickerchen und Fernsehen verbringen.

Ein weniger bezauberndes Merkmal des Parks ist, dass er auch die Kulisse für verschiedene Vergewaltigungen ist – nicht weniger als fünf davon allein in der Zeit von Juni bis Oktober 2011. Es ist so schlimm geworden, dass das Radisson Hotel – das sich vom Park aus gerade mal eine Minute zu Fuß vom Palast auf der anderen Straßenseite befindet – begann seinen Gästen Vergewaltigungsalarme mitzugeben, die sie tragen sollten, wenn sie einen Spaziergang machten.

Das Zeitungsprofil eines der Slottsparken-Vergewaltiger von 2011 bietet ein ziemlich repräsentatives Bild der Art von Individuum, das die meisten dieser Verbrechen begeht. Der Täter war ein junger Iraker, der 2003 als Asylbewerber nach Norwegen kam. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, aber – wie es Standardpraxis ist – wurden ihm trotzdem erlaubt zu bleiben. Drei Jahre später vergewaltigte er brutal eine 18-jährige vor dem Rathaus von Oslo und wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. 2009, nach seiner Entlassung, wurde seine Ausweisung angeordnet; er klagte dagegen; 2010 verlor er sein Verfahren. Trotzdem wurde ihm wieder erlaubt zu bleiben. Ein Jahr später, immer noch in Oslo, vergewaltigte er eine Frau außerhalb des königlichen Palastes.

Ein muslimischer Asylbewerber; ein Vorstrafenregister; ein bedeutungsloser Ausweisungsbefehl: im heutigen Skandinavien gehören diese zu den Standard-Angaben im Lebenslauf vieler Vergewaltiger.

Ja, die skandinavische Polizeiarbeit könnte, wie ich früher feststellte – besser sein. Viel besser. Besonders in Oslo, wo die Polizei bedauerlicherweise unterbesetzt und mit zu geringen Mitteln ausgestattet ist. Sieht man die Beamten bei der Arbeit, dann kann man den Eindruck bekommen, dass sie immer noch mit einem Handbuch von vor einem halben Jahrhundert ausgebildet werden, als Oslo so verschlafen, wohlerzogen und ausländerfrei war wie Andy Griffiths Mayberry. Letzten September beschwerte sich ein Vergewaltigungsopfer öffentlich, dass die Cops sechs Monate warteten, bis sie die Zeugenaussage ihres dreizehnjährigen Sohnes aufnahmen. Solche Geschichten sind alltäglich. Und nicht nur in Oslo: Diese verträumte Herangehensweise der Gesetzeshüter ist ein gewohntes Phänomen überall in den nordischen Ländern, wo das einzige wirkliche Verbrechen – so scheint es manchmal – darin besteht, zu irgendetwas ein Gefühl von Dringlichkeit zu zeigen.

Doch die Vergewaltigungszahlen in Skandinavien sind kein Fehler der Polizei. Wie inzwischen jeder ohne Scheuklappen weiß, handelt es sich hierbei um eine Geschichte gescheiterter Einwanderungspolitik und Islam, der Verachtung von Ungläubigen lehrt – besonders unverschleierte Frauen. So wie die muslimische Bevölkerung Skandinaviens angewachsen ist, sind es auch die Vergewaltigungsstatistiken.

Als ich vor zwei Jahren über die Vergewaltigungskrise in Oslo schrieb, hatten dessen Vergewaltigungsstatistiken die von Stockholm und Kopenhagen in den Schatten gestellt und der Stadt den Titel „Skandinaviens Vergewaltigungshauptstadt“ eingetragen. Seitdem sind allerdings die Vergewaltigungsfälle in Schweden jäh angestiegen. Daniel Greenfield berichtete im Januar: „Schweden hat jetzt die zweithöchste Anzahl der Vergewaltigungen weltweit, nach Südafrika, das mit 53,2 pro 100.000 sechsmal höher liegt als die Vereinigten Staaten. Statistiken legen inzwischen nahe, dass jede vierte schwedische Frau vergewaltigt werden wird.“ (Eine weitere Studie aus jüngster Zeit setzt Schweden auch an Nummer 2, hat aber Lesotho auf dem ersten Platz.)

Im Verlauf der letzten sieben Jahre hat sich die Zahl der Vergewaltigungen in Schweden beinahe verdreifacht. Während der ersten sieben Monate diesen Jahres wurden in Stockholm eintausend Vergewaltigungen angezeigt – ein Sprung von 16 Prozent gegenüber dem letzten Jahr. In dreihundert Fällen waren die Opfer Mädchen unter 15 Jahren. Diesen Monat berichtete die dänische Zeitung Den Korte Avis, dass Vergewaltigung inzwischen in Schweden – wo die öffentliche Diskussion über Einwanderungsprobleme praktisch verboten ist – mindestens fünfmal üblicher ist als in Dänemark, wo das Thema seit Jahren offen diskutiert wird (was zu sanften Reformen führte, was die bien pensant-Schweden und -Norweger die Dänen als rassistisch kritisieren).

Es gibt überwältigende Anhaltspunkte dafür, dass Vergewaltiger in Schweden – wie die in Dänemark und Norwegen – in unverhältnismäßiger Zahl Muslime sind. Die schwedische Regierung sammelt Statistiken zu solchen Angelegenheiten, will sie aber nicht veröffentlichen. Wenn es in Schweden tabu ist die steigende Zahl der muslimischen Bevölkerung zu diskutieren, stellte Den Korte Avis fest, dann ist es noch mehr tabu, diese zur steigenden Zahl der Vergewaltigungen in Verbindung zu bringen. Eine unabhängige Studie kommt allerdings zu dem Schluss, dass 85 Prozent der Vergewaltiger in Schweden im Ausland geboren wurden – in erster Linie in Nordafrika, dem Nahen Osten und Südasien.

So wie sich die Vergewaltigungskrise Skandinaviens intensiviert hat, sind neue Merkmale entstanden. Zum einen hat sie sich aus den Städten in die Provinzen verbreitet. Es hat eine Anstieg der Arten von Vergewaltigung gegeben – beispielsweise Gruppenvergewaltigungen – die man vorher in Skandinavien so wie nicht kannte. Die heutigen Vergewaltigungen tendieren darüber hinaus dazu gewalttätiger zu sein als die der Vergangenheit.

Dann gibt es die zunehmende Zahl von Kinder-Vergewaltigungen- nicht nur Vergewaltigung von Kindern, sondern auch Vergewaltigung durch Kinder. Letzten November vergewaltigte in Malmö ein 17-jähriger afghanischer „Flüchtling“ brutal ein 14-jähriges Mädchen. (Der Staatsanwalt hätte eine Ausweisungsanordnung fordern können, entschied sich aber nur für die übliche – kurze – Gefängnisstrafe). Im Januar wurde in der selben Stadt ein 13-jähriges Mädchen von einer Gruppe aus vier Jungs vergewaltigt. Zwei der Täter wurden den Sozialdiensten übergeben, weil sie erst 13 und damit zu jung für Strafverfolgung waren; die anderen zwei, beide 15, wurden verhaftet und angeklagt, was ihren Rechtsanwalt empörte: Wie kann der Staat Kinder vor Gericht stellen!

Die Entschlossenheit, mit der die skandinavischen kulturelle Elite sich um die Wahrheit zu Vergewaltigung und Islam drückt, ist eisern. Früher in diesem Jahr veröffentlichte der norwegische Soziologe Preben Z. Møller „The Struggle over Rape“ (Der Kampf wegen Vergewaltigung), in der er „kulturelle“ Erklärungen für Vergewaltigungen zurückwies und argumentierte – als wäre das eine neue Idee! – dass Vergewaltigung ein Produkt von Armut und sozialer Ausgrenzung ist, „ein Weg für das Individuum in eine brutale Welt zu passen“. Wie sollen dann die anschwellenden Vergewaltigungszahlen in Schweden erklärt werden, das sich als Vorbild wirtschaftlicher Gleichheit und sozialer Inklusion betrachtet? Wie kann man die Korrelation zwischen den Vergewaltigungsdaten und den Einwanderungsdaten erklären? Doch der Humbug, mit dem Typen wie Møller hausieren gehen, machen sich die mächtigen Skandinavier zu eigen, die es vorziehen sich um die Wahrheit zu drücken statt sich damit zu befassen.

Und es sind nicht nur die Skandinavier. The Economist, der die Islamisierung Europas seit Jahren weißwäscht, nannte die hohen Vergewaltigungszahlen in Schweden „ein ziemliches Rätsel“; es hieß dort, „die wahrscheinlichste Erklärung“ dafür sei, dass „schwedische Frauen besonders selbstbewusst darin sind sexuelle Übergriffe anzuzeigen, während Frauen andernorts schweigen“. Natürlich wird die Tatsache, dass Schweden den zweithöchsten Prozentsatz an Muslimen hat, nicht erwähnt.

So läuft das. Derweil wurde wieder in Oslo letzten Freitag auf einer schicken Straße in der Innenstadt eine Frau vergewaltigt. Am selben Abend vergewaltigte ein Mann, der als „Afrikaner“ beschrieben wurde, eine Frau in Oslos vornehmem Viertel Grünerløkka brutal. (Nach Pakistanern sind Somalier Norwegens größte nicht westliche Einwanderergruppe.) Nach einem weiteren „afrikanischen“ Mann wird wegen der Vergewaltigung einer Frau in der idyllischen Telemark-Stadt Kongsberg gefahndet. Und, oh ja, am Wochendende davor gab es eine weitere Vergewaltigung im Slottsparken. Vielleicht ist es an der Zeit, dass die königliche Familie sich der Tatsache stellt, dass die Nachbarschaft den Bach runter geht und umzieht. Aber wohin?

https://heplev.wordpress.com/2013/08/27/skandinavische-vergewaltigungen-skandinavische-scheuklappen/

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  • Die Zahl der Kinder, die Asyl suchen, ist in den letzten zehn Jahren explodiert. Es wird angenommen, dass die Gründe dafür darin liegen, dass Kindern viel schneller Asyl gewährt wird als Erwachsenen und dass Schweden das Alter dieser „Kinder“ nicht überprüft. Flüchtlingen wird außerdem erlaubt ihre gesamte Familie nach Schweden zu holen, sobald sie die Aufenthaltsgenehmigung haben.
  • Schwedische Journalisten tun alles in ihrer Macht stehende, um dieses Bild der „Flüchtlingskinder“ aufrechtzuerhalten.
  • Ich riskiere meinen Job damit, dass ich euch das erzähle. … Viele von uns sind vom Staat dazu verpflichtet zu schweigen. Es ist z.B. berufliches Fehlverhalten die Einreisebehörden mit Informationen über jemanden zu kontaktieren, der auf seinem Asylantrag lügt. – „Isak“, ein Angestellter in einer Einrichtung für unbegleitete Kinder.
  • In den letzten Jahren haben gewalttätige Vorfälle in den Heimen, in denen die „Kinder“ leben, Überhand genommen.
  • Die unbegleiteten Flüchtlingskinder sind die nächste große Millionen-Dollar-Industrie in Schweden. Mit Durchschnittskosten von 2.000 Kronen (gut 200 Euro) pro Kind und Tag kosteten die 7.000 Flüchtlings-„Kinder“, die letztes Jahr nach Schweden kamen, 5,1 Milliarden Kronen (fast 550 Millionen Euro).

Eine der am schnellsten wachsenden Flüchtlingsgruppen in Schweden sind die sogenannten „unbegleiteten Flüchtlingskinder“. Die Zahl der Kinder, die Asyl suchen, ist in den letzten zehn Jahren explodiert. Es wird angenommen, dass die Gründe dafür darin liegen, dass Kindern viel schneller Asyl gewährt wird als Erwachsenen und dass Schweden das Alter dieser „Kinder“ nicht überprüft. Flüchtlingen wird außerdem erlaubt ihre gesamte Familie nach Schweden zu holen, sobald sie die Aufenthaltsgenehmigung haben – selbst wenn man bei der Ankunft angegeben hat allein auf der Welt zu sein.

Alleine im Juni kamen 1.500 Asyl suchende Kinder nach Schweden; die Behörden suchen händeringend nach Unterkünften für sie.

Asyl suchende Kinder sind in der schwedischen Migrantenwelt eine relativ neue Erscheinung. Die frühesten Zahlen stammen aus dem Jahr 2004, als 338 nach Schweden kamen. Zehn Jahre später war die Zahl auf 7.049 gestiegen, ein Wert, der dieses Jahr aller Wahrscheinlichkeit mach übertroffen wird.

Die Kinder kommen zumeist aus Syrien, Eritrea, Afghanistan und Somalia; da aber nur sehr wenige irgendwelche Ausweispapier haben, wissen die Behörden nicht wirklich, woher sie kommen.

Das Problem ist, dass sie weder unbegleitet, noch Flüchtlinge, noch Kinder sind. In vielen Fällen sind sie beträchtlich älter als 18 Jahre (was man auf Bildern klar sehen kann); und meistens handelt es sich um sehr aggressive junge Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren. Jeder weiß, dass ihre Chancen Asyl zu erhalten drastisch zunehmen, wenn sie behaupten jünger als 18 zu sein.

Der offizielle schwedische Begriff „unbegleitete Flüchtlingskinder“ ist verführerisch. Er lenkt die Gedanken auf 7-jährige in zerlumpter Kleidung, die einen zerschlissenen Teddybär in der Hand halten – ein barfüßiges Kind in der Welt.

Ältere Schweden denken zwangsläufig an die schwedischen Anstrengungen den nach Schweden strömenden Kindern des finnischen Winterkriegs am Anfang des Zweiten Weltkriegs zu helfen. 1939/40 wurden rund 9.000 finnische Kinder in schwedischen Pflegeheimen untergebracht, während die Finnen im Winterkrieg zwei Monate nach Beginn des Zweiten Weltkriegs gegen die einfallende Sowjetunion kämpften. Ein paar Tage nach dem Ende des Krieges im März 1940 begannen die Behörden die Kinder nach Finnland zurückzubringen. Bis Mitte Juni waren praktisch alle wieder in Finnland.

Schwedische Journalisten tun alles in ihrer Macht stehende, um dieses Bild der „Flüchtlingskinder“ aufrechtzuerhalten. Eines der groteskeren Beispiele stammt aus dem Jahr 2011, als ein Reporter der kostenlosen Tageszeitung City aus Malmö ein Wohnprojekt für junge Männer besuchte und einen Stoff-Eisbär in die Arme von Ahmad Farid aus Afghanistan legte. Ahmad sollte 16 Jahre alt sein, sah aber beträchtlich älter aus. Damit man ihn als wehrloses Kind wahrnehmen, nutzten die Journalisten das Stofftier als Requisite. Aber nicht einmal die Schweden sind derart naiv. Das Bild ist eines der Bilder, die in den alternativen Medien am häufigsten als Beweis für das genutzt wird, was als „die Fälschung der unbegleiteten Flüchtlingskinder“ genannt wird.

Warum also sollten Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren sich entscheiden als Kinder zu posieren und in Pflegeheime und Schulen für Teenager gesteckt zu werden? Die Antwort lautet: Anträge der „Kinder“ werden im Schnellverfahren erledigt und 75% erhalten in Schweden eine permanente Aufenthaltsgenehmigung.

Ein weiteres Beispiel für die Unfähigkeit schwedischer Journalisten Kinder von Erwachsenen zu unterscheiden, kommt von der Zeitung Kristianstadsbladet. 2012 erzählte die Zeitung die Geschichte vom „schnellsten 14-jährigen in Schweden“, Saad Alsaud, der den Rekord im für schwedische 14-jährige 100m-Sprint halten soll (11,82 Sekunden für 100m). Im Bild kann man den „14-jährigen“ mit tatsächlichen Kindern im Alter von etwa 10 Jahren rennen sehen – nur sieht er mehr wie ihr Vater aus als nur ein paar Jahre älter als sie.

Saad Alsaud (linkes Bild, Mitte), ein unbegleitetes „Flüchtlingskind“, im Jahr 2012, als er Schwedens schnellster „14-jähriger“ sein sollte. 2011 teilte ein Zeitungsreporter aus Malmö einen Teddybären und ein paar Lacher mit dem „16-jährigen“ Ahmad Farid (rechts Bild), einem unbegleiteten „Flüchtlingskind“ aus Afghanistan.

Es wird als für Kinder unzumutbar angesehen, dass sie länger als sechs Monate auf eine Entscheidung warten müssen, ob sie bleiben dürfen oder nicht; damit ist es, wenn man Asyl beantragt, ein riesiger Vorteil zu behaupten jünger als 18 Jahre zu sein. Da Kinder nicht in normalen Flüchtlingsunterkünften untergebracht werden können, landen sie entweder bei schwedischen Pflegefamilien oder in Einrichtungen für junge Menschen mit sozialen Problemen wie Drogenmissbrauch. Das kostet den schwedischen Steuerzahler bis zu 5.000 Kronen (ca. 530 Euro) pro Person und Tag. In einigen Fällen haben Landkreise 70.000 Kronen (7.450 Euro) pro Monate für ein Einzimmer-Apartment gezahlt.

Ein Angestellter in einer der Einrichtungen für „unbegleitete Kinder“ sprach anonym mit alternativen Medien über den Betrug. „Isak“ (ein Pseudonym) hatte dies zu sagen, als er im September mit Dispatch International sprach:

„Ich riskiere meinen Job damit, dass ich euch das erzähle. … Viele von uns sind vom Staat dazu verpflichtet zu schweigen. Es ist z.B. berufliches Fehlverhalten die Einreisebehörden mit Informationen über jemanden zu kontaktieren, der auf seinem Asylantrag lügt. Stellen Sie sich vor in dieser Lage zu sein! Fragen Sie sich, ob Sie die finanzielle Versorgung Ihrer Familie und die eigene Karriere riskieren würden, wenn gefragt wird, warum ich so lange geschwiegen habe. Das ist der Grund, dass so wenige etwas sagen. Intern aber redet die Mehrheit der Betreuer in den Asylantenheimen miteinander über die Tatsache, dass die „Kinder“ in Wirklichkeit Erwachsene sind, wie das völlig normal ist. Wenn aber jetzt das, was ich sage, irgendwie Aufmerksamkeit bekommt, können Sie sicher sein, dass eine Boulevardzeitung jemanden aus der Minderheit der Betreuer finden und mit ihm reden wird, der sich des Ausmaßes dieser Täuschung noch nicht bewusst ist – das sieht man nicht, bis man ein paar Jahre in dem Geschäft gearbeitet hat; man erkennt nur allmählich, was hier los ist. Das ist ein Prozess.“

Allein im Juni kamen 1.500 „Kinder“ in Schweden an – die höchste Zahl aller Zeiten für einen einzelnen Monat. Eilig werden mehrere neue Wohnhäuser eröffnet, während im Urlaub befindliche Mitarbeiter gezwungen werden sofort zur Arbeit zurückzukommen, um sich um die Neuankömmlinge zu kümmern. In Götheborg ist die Lage besonders drängend; die Stadt hat in diesem Jahr bisher 403 neue Kinder bekommen.

Louise Parbring, vorübergehend Integrationsdirektorin in Götheborg, sagte der Zeitung GT zur Lage: „Das ist eine extreme Zunahme, weit höher als wir uns je vorstellen konnten. Wir haben eine unglaublich drängende Situation in der Stadt, wenn wir uns nicht mit ihnen treffen und uns um sie kümmern.“ Daher hofft Parbring, dass die Einwohner Götheborgs ihre Häuser öffnen. „Wir brauchen Familien, die sich ihrer annehmen. Und Freiwillige für verschiedene Aktivitäten in den Häusern wären gut.“

Doch die Probleme betreffen nicht nur die Gelder der Steuerzahler und unterbrochene Ferien der Mitarbeiter. In den letzten Jahren haben gewalttätige Vorfälle in den Heimen, in denen die „Kinder“ leben, Überhand genommen. Im Dezember 2014 berichtete selbst das schwedische Fernsehen, das ansonsten dafür bekannt ist sein Bestes zu geben, um die Wahrheit zu verschleiern, über einen 15-jährigen aus Afghanistan, der die Mitarbeiter und Mitbewohner verprügelte und bedrohte. Er hatte unter anderem einen 14-jähigen gewürgt und dessen Kopf in eine Schüssel Eiskrem gestoßen. Zudem versuchte er die Mädchen in dem Heim zu belästigen; mehrere von ihnen hatten derart Angst vor ihm, dass sie wegliefen.

Schließlich bekam der 15-jährige in ein eigenes Apartment und ist jetzt bei der örtlichen Polizei gut bekannt.

Einige „Kinder“ verlassen die Heime freiwillig. Vor ein paar Jahren verschwanden elf Kinder aus Notgårdshemmet in Ludvika; es heißt, sie waren „mit dem Essen und den fehlenden Transport- und Freizeitmöglichkeiten“ unzufrieden. Der Vorfall veranlasste die Zeitung Dalarnas Tidning der Sache auf den Grund zu gehen und sich anzusehen, wie die Zustände für die „Kinder“ wirklich aussehen. Leben sie wirklich unter solch schlimmen Umständen, dass wegzulaufen eine logische Reaktion ist? Bo Sundqvist, Kreisleiter der Kultur- und Freizeitverwaltung und für Integrationsfragen zuständig, hatte dies zu sagen:

In Notgårdshemmet hat jeder ein eigenes Zimmer mit Bett, Tisch und Stuhl. Sie bekommen jeden Monat eine Busfahrkarte; Fahrräder und Computer stehen im Heim auf Leihbasis zur Verfügung. Aber für Dinge wie Handys müssen sie bezahlen.“

Der Reporter schrieb:

Zusätzlich zu Unterkunft und Verpflegung bekommen sie rund 1.900 Kronen (200 Euro) im Monat. Davon sind 1.050 Kronen reguläre Kinder- oder Schülerbeihilfe, die restlichen 855 Kronen sind ein Sonderzuschuss für unbegleitete Kinder, denen die Eltern fehlen.

Die Behauptung des Reporters, dass sie keine Eltern haben, ist allerdings nicht ganz richtig. Wenden wir uns wieder an Ahmad aus Afghanistan, der Burschen mit dem Stoffbären. Ahmad sagte City, dass er und seine Familie in Kabul „bedroht wurden“ und dass seine Familie sich entschied „einen Schleuser zu bezahlen, um den damals 16-jährigen Ahmad in Sicherheit zu bringen. Sicherheit hieß: nach Europa.“

Und hier hört Ahmads Erinnerung auf. City erklärt lakonisch, dass Ahmad sich nicht erinnern kann, wie lange die Reise dauerte, auch nicht an den Namen der Stadt, in der er ankam, als er den Zug im Hauptbahnhof von Malmö verließ. Er wusste aber genau, wohin er wollte: Zur Einreisebehörde von Celsiusgatan, wo er einen Asylantrag stellte. Die Zeitung drückt sich um die Frage, wie das möglich war. Andere Länder haben erfolgreich Methoden genutzt, um das Alter von Menschen festzustellen, die behaupten Kinder zu sein, aber diese Praxis wird heute in Schweden als in die Privatsphäre eingreifend und „schlecht“ betrachtet. Gerade erst zeigte eine Erhebung in Dänemark, dass 72% der Asyl suchenden „Kinder“ in Wirklichkeit Erwachsene waren. Die Tatsache, dass Dänemark diese Kontrollen durchführt, könnte erklären, warum im letzten Jahr nur 818 Kinder dort Asyl suchten; im Vergleich dazu waren es in Schweden 7.049. Finnland und Norwegen führen ebenfalls Alterstests durch und schätzen, dass 66% der Getesteten älter als 18 Jahre sind.

Im September 2014 schrieb die Gesellschaftskolumnistin Merit Wager:

„Dass es eine solch große Diskrepanz zwischen Schweden und anderen nordischen Ländern gibt, was das Alter unbegleiteter ‚Kinder‘ angeht, erscheint höchst unwahrscheinlich.“

Wager zitierte Anders Thomas, der seit acht Jahren für die Einreisebehörde arbeitet:

„Es war eine bizarre Erfahrung hier zu sitzen und ’16-jährige‘ zu recherchieren, die offensichtlich eher meinem Alter entsprachen. Damals hatte man die Möglichkeit eine Altersfeststellung durchzuführen; das ist heute nicht mehr so, wo ziemlich alle, die behaupten Kinder zu sein, hereingelassen werden. Was geschieht, wenn diese erwachsenen Männer mit 16 bis 17 Jahre alten Schülern die Sekundarschule beginnen?“

2013 schrieb Wager in ihrem Blog, dass bis zu 86% derer, die nach Schweden kommen und behaupten „Kinder“ zu sein, Erwachsene sein dürften. In dem Jahr wurden 134 Asylsuchende auf ihr Alter hin untersucht – und bei 116 stellte sich heraus, dass sie älter als 18 waren. Die anderen 1.072 „Kinder“ wurden nie getestet. Wager schrieb:

„Die Kosten für die 86 Prozent der als ‚Kinder‘ Asyl suchenden Erwachsenen ‚Unbegleiteten‘ sind riesig, rechnet man die von den Einreisebehörden gelieferten Zahlen hoch und wendet das auf alle an, die behaupten jünger als 18 zu sein. Es gibt keinen Zweifel, dass wir hier von Hunderten Millionen Kronen jährlich reden. Nicht für diese 116, aber wenn wir annehmen, dass die Zahl von 86 Prozent der angeblich Minderjährigen, die nach Schweden kommen (Stand vom September 2013, insgesamt waren es 2.558), richtig ist, dann sind die Zahlen schwindelerregend. Schwindelerregend!

Die Zahlen sind allerdings schwindelerregend. In einem Artikel vom November 2014 in der Boulevardzeitung Expressen gibt Pressesprecher Fredrik Bengtsson von der Einwanderungsbehörde zu, dass die unbegleiteten Flüchtlingskinder die nächste große Millionen-Dollar-Industrie in Schweden sind. Und die Menschen, die von diesen „Kindern“ profitieren, sind in vielen Fällen Privatunternehmer, die Wohnraum zur Verfügung stellen. Mit Durchschnittskosten von 2.000 Kronen (gut 200 Euro) pro Kind und Tag kosteten die 7.000 Flüchtlings-„Kinder“, die letztes Jahr nach Schweden kamen, 5,1 Milliarden Kronen (fast 550 Millionen Euro).

Die neueste aufrüttelnde Geschichte eines unbegleiteten Flüchtlingskindes betrifft einen 17-jährigen, der 2013 als „Anker“ nach Schweden geschickt wurde. Seine Familie soll rund $11.000 gezahlt haben, um ihn nach Schweden zu schicken; nachdem er seine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhielt, wollten sie ihren Plan ausführen, dass der Rest der Familie nachkommt. Aber der 17-jährige war nicht damit zufrieden, dass seiner Familie nur erlaubt wurde nachzukommen. Er fand, die schwedischen Steuerzahler müssten auch für ihre Reise aufkommen. Er schickte die Rechnung für die Flugtickets ans Sozialamt, insgesamt 25.000 Kronen (2.650 Euro). Das wurde abgelehnt. Nicht entmutigt, klagte der 17-jährige gegen die Entscheidung – und gewann.

Die relativ neue Situation ist die von Kindern – tatsächlich minderjährige Kinder – aus Marokko. Doch da in Marokko kein Krieg herrscht, haben die Kinder keinen Asylgrund. Allerdings laufen sie oft, bevor ihr Antrag abgelehnt wird, aus den Flüchtlingsheimen weg, um durch die Straßen Stockholms zu streunen. Letztes Jahr suchten 381 marokkanische Kinder Asyl in Schweden. Es sind gewöhnlich Straßenkinder aus Tanger oder Casablanca, die früh anfingen Drogen zu nehmen und allesamt den Behörden misstrauen.

Die in Stockholm arbeitenden Polizisten Christian Frödén und Mikael Lins sagten dem schwedischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender SVT am 10. Mai 2015:

Eine niedrige Schätzung lautet, dass wir 200 Kinder aus Marokko haben, die abends und nachts durch die Innenstadt streifen und Verbrechen begehen. Sie sind neun Jahre oder älter. In vielen Fällen rauchen sie Haschisch und sind absolut ohne Verständnis für die schwedische Haltung zu Drogen.“

Die marokkanischen Jungen begehen Verbrechen wie Diebstahl, kleine Diebstähle, Taschendiebstähle und Raubüberfälle, aber die Behörden wissen nicht, wie sie mit diesen Kindern umgehen sollen, die die vom schwedischen Staat angebotene Hilfe ablehnen.

„Wir können sie in Einrichtungen einsperren, aber das geht nur kurzfristig, um individuelles Leben zu retten. Ich glaube, wir brauchen nationale Koordination, um dieses Problems Herr zu werden“, sagt Christian Frödén.

Die Einreisebehörde erköärt, dass sie vor hat sich mit anderen europäischen Ländern zu beraten und „vielleicht einige neue Arten Heime für diese Kinder zu schaffen“.

Wie üblich fordert Schweden, dass seine Steuerzahler ihre Geldbeutel öffnen. Den Behörden liegt es fern ein Machtwort zu sprechen und marokkanischen Straßenkindern sowie erwachsenen Männern, die sich als Kinder ausgeben, Asyl zu verweigern, was die Zahl der Asylanträge von „unbegleiteten Kindern“ auf der Stelle senken würde.

http://de.gatestoneinstitute.org/6220/fluechtlingskinder-schweden

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Alle Menschen sind gleich, nur Asylbewerber sind gleicher

Wenn zwei dasselbe tun, dann ist es in einem Fall sexistisch, im anderen aber politisch korrekt. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach.

Fall Nummer 1: Eine Schulleiterin im Schwarzwald hat jetzt eine Kleiderordnung erlassen. Schülerinnen sollen – Hitze hin, Hitze her – keine bauchfreien Tops, keine Hotpants, keine Miniröcke tragen. Wer sich nicht daran hält, bekommt von der Schule ein T-Short in Übergröße verpasst, damit das „gesunde Schulklima“ nicht leide.

Die Reaktion: Große Empörung, vor allem im Internet, Sexismus-Vorwürfe, die Mädchen würden ihrer individuellen Rechte beraubt; weil Männer in Frauen Sexobjekte sähen, müssten die jungen Damen schwitzen. Mädchen würden diskriminiert, weil die Jungen ihre kurzen Hosen unbehelligt tragen dürften. Und so weiter und so fort. Was halt in einem Land so alles erregt diskutiert wird, das offenbar keine ernsthaften Probleme hat.

Die “Scharia-Schulregel”

Fall Nummer 2: Ein Schulleiter in Bayern bittet in einem Elternbrief, darauf zu achten, dass ihre Töchter sich „angemessen“ kleideten. Also keine „durchsichtigen Tops oder Blusen, kurze Shorts oder Miniröcke“. Die Begründung ist aber nicht das Schulklima, sondern etwas ganz anderes: In der Dreifachturnhalle sind seit kurzem rund 200 syrische Asylbewerber untergebracht. Deshalb sieht der Schulleiter hier ein Problem. Da es sich hier um viele überwiegend sunnitische Muslime handle, befürchtet der Pädagoge „Diskrepanzen“.

Die Reaktion: Betroffene Eltern regten sich über „Scharia-Schulregel“ auf, die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete mit viel Verständnis für den Schulleiter und beklagte, was der Mann sich alles anhören müsse. Ansonsten blieben die Medien ruhig. Was wiederum nicht wirklich überraschend ist. Wer das Wohl von Asylbewerbern im Auge hat, darf mit medialem Wohlwollen rechnen, ganz gleich, was er tut.

Man kann sich natürlich wundern, dass ein Rektor offenbar durchsichtige Blusen bei pubertierenden Mädchen für die angemessene Kleidung hält, solange damit keine „Diskrepanzen“ bei Asylbewerbern ausgelöst werden. Man könnte sich auch fragen, ob dieser Oberpädagoge die männlichen Turnhallen-Bewohner allesamt für Sittenstrolche hält, die beim Anblick nackter Mädchenbeine oder nur knapp bedeckter Hinterteile in einen Erregungszustand geraten, der das Schlimmste befürchten lässt. Doch das sind Nebensächlichkeiten.

Es geht um etwas anderes. Der Brief des bayerischen Schulleiters ist typisch dafür, wie deutsche Gutmenschen den Umgang mit Flüchtlingen „korrekt“ geregelt sehen wollen: Die Deutschen haben sich anzupassen, die Deutschen haben andere Sichtweisen und Gebräuche zu respektieren, die Deutschen haben zu tolerieren, was andere für richtig halten. Dann, und nur dann, sind wir Deutschen gute Gastgeber und praktizieren eine vorbildliche „Willkommenskultur“ (was immer das auch sein mag).

Wer hat sich an wen anzupassen?

Man kann die Sache auch anders sehen. Da kommen Menschen zu uns, die in ihrer alten Heimat viel durchgemacht haben: politische Verfolgung, rassistische Diskriminierung, Krieg, Flucht und Vertreibung. Ebenso kommen Menschen zu uns, die zwar „Asyl“ sagen, in Wirklichkeit aber „nur“ bessere Chancen für sich und ihre Familien suchen, (was verständlich, aber nicht im Sinne des Gesetzes ist). Sie alle erwarten, dass wir sie unterbringen, sie kleiden, sie ernähren, sie medizinisch versorgen, dass wir ihnen das Recht einräumen, bei uns zu bleiben und die Möglichkeit, mit staatlicher Unterstützung ein neues Lebens beginnen. Soweit die Erwartungen und Forderungen an uns.

Aber dürfen wir nicht auch eine Gegenleistung erwarten? Dürfen wir nicht davon ausgehen, dass die Neuankömmlinge akzeptieren und respektieren, dass sie – sehr bewusst – Zuflucht in einem anderen Kulturkreis gesucht haben, in einem Land mit anderen Sitten und Gesetzen, mit einem eigenen Verständnis von Toleranz? Und dürfen wir nicht erwarten, ja verlangen, dass diejenigen, die bei uns bleiben wollen, tolerant genug sind, um den „German way of life“ zu respektieren?

Wie immer man zu durchsichtigen Blusen und knallengen Höschen an heißen Tagen stehen mag: Asylbewerber können nicht der Grund für eine neue Kleiderordnung sein. Es sei denn, wir änderten das Grundgesetz: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, sofern er nicht gegen die Ansichten und Wünsche von Zuwanderern verstößt.“ Das wäre verrückt – aber im politisch-korrekten Sinne wenigstens konsequent.

http://www.rolandtichy.de/kolumnen/mueller-vogg-gegen-den-strom/alle-menschen-sind-gleich-nur-asylbewerber-sind-gleicher/

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Flüchtlinge: Sprachverwirrung als Mittel der Politik

 

Beide Forderungen sind legitim: die Zahl derer, die bei uns leben wollen, nach geltendem Recht zu begrenzen, oder mehr oder weniger alle willkommen zu heißen, die ihre Zukunft bei uns sehen. Aber wir sollten wissen, worüber wir reden und streiten: über Asylbewerber, Schutzsuchende nach der Genfer Konvention, Kriegsflüchtlinge, Wirtschaftsflüchtlinge oder Zuwanderer bzw. Migranten.

Diese begriffliche Klarheit fehlt. Weil man mit Begriffen Politik machen kann, haben die Befürworter einer mehr oder weniger grenzenlosen Freizügigkeit das Wort Asylbewerber durchgehend durch den Begriff Flüchtlinge ersetzt. Denn Flüchtling klingt sympathischer als Asylbewerber. Zum Asyl gehört auch der Begriff des Asylmissbrauchs. Flüchtling ist dagegen positiv besetzt: Wer fliehen muss, muss halt fliehen, ist in jedem Fall ein Opfer. Eine weitere Differenzierung ist aus der Sicht der „Lasst-alle-zu-uns-kommen“-Fraktion da nicht nötig, nein, sogar hinderlich.

Wirtschaft reitet Flüchtlings-Welle

Es sind nicht nur die rot-grünen Gutmenschen in der Politik, die so reden. In unseren Rundfunksendern und Zeitungen wird fast ausschließlich von Flüchtlingen gesprochen und geschrieben. Man ahnt, warum diese „Nachrichten“-Sprache verwendet wird. Unsere Wirtschaftsverbände stimmen ebenfalls in den „Flüchtlings“-Chor mit ein. Die Wirtschaft beschwört zwar mit guten Argumenten einen sich abzeichnenden Fachkräftemangel. Sie war aber bisher nicht willens, einen Teil ihres Bedarfs durch ein gezieltes Zuwanderungs-Marketing abzudecken. Stattdessen reiten der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) oder die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) lieber auf der Flüchtlingswelle mit. Frei nach dem Motto: Uns interessiert kein Aufenthaltsrecht, uns interessieren nur Arbeitskräfte.

Bei der Differenzierung zwischen Asylbewerbern, Flüchtlingen und Zuwanderern geht es um mehr als um semantische Feinheiten. Es macht schon einen Unterschied, ob ich einen Ankömmling aus dem Westbalkan als Flüchtling oder Migrant bezeichne. Der Flüchtling ist gekommen, weil sein Heimatland ihn nicht schützen kann oder will. Migranten hingegen verlassen ihr Land aus eigenem Antrieb – meistens, um ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Während der Flüchtling unsere Hilfe und unseren Schutz verdient, ist der Arbeitsmigrant aus sicheren Herkunftsländern wie Serbien, Mazedonien, Bosnien und Herzegowina schlichtweg ein illegaler Einwanderer. Aber illegal klingt nicht so sympathisch; also wird aus dem Illegalen ein Flüchtling.

Eigentlich ist es gar nicht so schwierig, zwischen Asylbewerbern, Flüchtlingen und arbeitsuchenden Zuwanderern zu unterscheiden. Politisch Verfolgte genießen bei uns nach Artikel 16a Grundgesetz Schutz. Das trifft aber nur auf ein bis zwei Prozent aller hier Schutzsuchenden zu. Knapp 40 Prozent sind Wirtschaftsflüchtlinge aus sicheren Herkunftsländern. Deren Wunsch nach einem besseren Leben in unserem Land ist verständlich, hat aber keine rechtliche Basis. Diese Zuwanderer sagen Asyl und meinen Sozialhilfe. Sie versuchen, ein Recht zu erschleichen, das ihnen nicht zusteht.

Fast 50 Prozent derer, die ohne Visum zu uns kommen, haben nach der Genfer Konvention und dem Humanitären Völkerrecht gute Chancen, als Flüchtlinge anerkannt zu werden. Das ist dann der Fall, wenn sie befürchten müssen, wegen ihrer „Rasse“, ihrer Religion, ihrer Nationalität, ihrer politischen Überzeugung oder ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe in ihren Heimatländern verfolgt zu werden. Zur Aufnahme und zum Schutz sind wir zudem bei Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlingen verpflichtet. Unstrittig ist aber auch: Weder die Genfer Konvention noch andere internationale Abkommen verpflichten Staaten, Wirtschaftsflüchtlinge aufzunehmen.

Um es auf den Punkt zu bringen: Wer in seiner Heimat weder verfolgt wird noch kriegerischen Auseinandersetzungen samt ihren Folgen ausgesetzt ist, ist kein Flüchtling. Asylanträge solcher Zuwanderer haben deshalb keinerlei Aussicht auf Erfolg. Diese knapp 40 Prozent illegale Zuwanderer belasten unsere Aufnahmeeinrichtungen, kosten den Steuerzahler viel Geld und verzögern die Verfahren der knapp 50 Prozent mit sehr guten Aussichten auf eine Aufenthaltsgenehmigung. Die Kapazitäten, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für unbegründete Anträge aufwenden muss, fehlen für „echte“ Flüchtlinge aus Syrien oder dem Irak.

Keine Kraft für echte Flüchtlinge

Vor diesem Hintergrund ist der bayerische Vorstoß, Asylbewerber ohne Aussicht auf ein Bleiberecht künftig separat unterzubringen, schnell zu überprüfen und gegebenenfalls schnell wieder abzuschieben, kein Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit, wie uns die „Lasst-alle-zu-uns-kommen“-Fraktion weismachen will. Obwohl viele rot-grüne Bundespolitiker unverzüglich Abscheu und Empörung geäußert haben, ist die Reaktion rot-grüner Landesregierungen eher positiv. In den Kommunen, die sich letztlich um Asylbewerber wie illegale Zuwanderer kümmern müssen, stößt der bayerische Vorschlag ebenfalls auf Zustimmung.

BAMF-Präsident Manfred Schmidt hat es auf den Punkt gebracht: Die hohe Zahl der aussichtslosen Fälle „bindet Kräfte, die wir brauchen, um uns um Menschen aus Krisenregionen zu kümmern.“ Ein differenzierter Umgang mit Asylbewerbern, Flüchtlingen und Arbeitsmigranten setzt indes sprachliche Klarheit voraus. Wer klare Worte scheut, scheut auch klare Entscheidungen. Oder er will sein eigentliches Ziel vernebeln: die Öffnung der Bundesrepublik für alle und jeden, die sich – aus welchen Gründen auch immer – hier ein besseres Leben versprechen.


In der ersten Fassung hatte es geheißen: „Fast 60 Prozent derer, die ohne Visum zu uns kommen, haben nach der Genfer Konvention und dem Humanitären Völkerrecht gute Chancen, als Flüchtlinge anerkannt zu werden.“ Die „bereinigte Schutzquote“ lag im ersten Halbjahr 2015 nach Angaben des BAMF bei 47 Prozent.

http://www.rolandtichy.de/kolumnen/mueller-vogg-gegen-den-strom/fluechtlinge-sprachverwirrung-als-mittel-der-politik/

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FRANCE-GB-SCIENCES-CHANNEL

afp Der Ärmelkanal trennt England (oben links) vom europäischen Kontinent – hier wurde der bulgarische Segler aufgegriffen

Beim Ansturm von Flüchtlingen auf den Tunnel unter dem Ärmelkanal ist auf der französischen Seite erneut ein Mensch ums Leben kommen. Die Behörden registrierten allein in der Nacht zum Mittwoch 1500 Versuche von Flüchtlingen, von der französischen Seite aus in den Eurotunnel zu gelangen.

Ein Flüchtling aus dem Sudan im Alter zwischen 25 und 30 Jahren sei tödlich verunglückt, als er auf einen Zug zu gelangen versuchte, von dem ihm ein Lastwagen entgegenkam. Es war der neunte derartige Todesfall am Eurotunnel seit Anfang Juni.

1500 Versuche von Flüchtlingen den Kanal zu queren

Die Behörden registrierten allein in der Nacht zum Mittwoch 1500 Versuche von Flüchtlingen, von der französischen Seite aus in den Eurotunnel zu gelangen. Dies muss nicht mit der Zahl der beteiligten Flüchtlinge übereinstimmen, weil etliche Flüchtlinge mehrmals am Tag versuchen, in den Eurotunnel – und damit letztlich nach Großbritannien – zu gelangen. Nach Schätzungen der Polizei hielten sich im Umfeld der Zufahrt zum Eurotunnel zuletzt zwischen 500 und tausend Flüchtlinge auf.

„Lage sehr beunruhigend“

Die britische Innenministerin Theresa May kündigte am Dienstag nach einem Treffen mit ihrem französischen Kollegen Bernard Cazeneuve in London an, sieben Millionen Pfund (zehn Millionen Euro) zusätzlich für die Grenzsicherung bereitzustellen. Der britische Premierminister David Cameron bezeichnete die Lage am Eurotunnel bei einem Besuch in Singapur am Mittwoch als „sehr beunruhigend“.

Die Betreibergesellschaft Eurotunnel verstärkte zuletzt die Sicherheitsmaßnahmen in dem Gebiet um den Tunneleingang auf französischer Seite. Wegen der Mehrausgaben – und wegen Zugausfällen und Verspätungen infolge des Flüchtlingsansturms – hat das Unternehmen vergangene Woche von Frankreich und Großbritannien 9,7 Millionen Euro an Entschädigungen verlangt.

Eurotunnel: Seit Januar 37.000 Flüchtlinge abgefangen

Die Betreibergesellschaft des Eurotunnels unter dem Ärmelkanal hat nach eigenen Angaben seit Jahresbeginn 37.000 Mal Flüchtlinge auf dem Weg zum Tunnel abgefangen. DieFlüchtlinge, die von Frankreich nach Großbritannien gelangen wollen, seien den französischen Behörden übergeben worden, erklärte Eurotunnel am Mittwoch. In tausenden Fällen sei Anzeige erstattet worden. Durch den Flüchtlingsansturm gerate Eurotunnel inzwischen „jede Nacht“ unter einen „Druck“, den keine Betreibergesellschaft aushalten könne. Das Unternehmen rief Großbritannien und Frankreich deswegen zu einer „angemessenen Antwort auf“.

Eurotunnel beteuerte am Mittwoch, die Sicherheitsmaßnahmen bereits drastisch verschärft und dafür allein im ersten Halbjahr 13 Millionen Euro ausgegeben zu haben. In einem am Dienstagabend bekanntgewordenen Brief an Eurotunnel-Chef Jacques Gounon hatte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve der Unternehmensleitung vorgeworfen, angesichts der „sich verschlimmernden Situation“ nicht die notwendigen Maßnahmen ergriffen zu haben. Unter anderem müsse mehr Sicherheitspersonal eingesetzt werden, um das riesige Gelände um den Tunneleingang zu sichern.

Video: Asylanträge werden nicht mehr bearbeitet – So rechtfertigt Österreich, dass es keine Flüchtlinge mehr aufnehmen will

 

FOCUS Online/Wochit So rechtfertigt Österreich, dass es keine Flüchtlinge mehr aufnehmen will
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  • 40 Jahre nachdem das schwedische Parlament einstimmig beschloss, das vormals homogene Schweden in ein multikulturelles Land umzuwandeln, haben Gewaltverbrechen um 300 Prozent und Vergewaltigungen um 1472 Prozent zugenommen. Schweden ist inzwischen an Nummer zwei der Länder mit der höchsten Rate an Vergewaltigungen und wird nur von dem im südlichen Afrika gelegenen Lesotho übertroffen.
  • Bezeichnenderweise erwähnen die Berichte nicht die Herkunft der Vergewaltiger. Darüber hinaus muss man wissen, dass Einwanderer der zweiten Generation als Schweden gezählt werden.
  • In erstaunlich vielen Fällen haben die schwedischen Gerichte Sympathien für die Vergewaltiger gezeigt und Verdächtige freigesprochen, die behaupteten, ein Mädchen habe Sex mit sechs, sieben oder acht Männern haben wollen.
  • Der Internetradiosender Granskning Sverige hat einmal die Mainstreamzeitungen Aftonposten und Expressen angerufen und gefragt, warum sie Täter als „schwedische Männer“ bezeichnet hatten, obwohl es sich in Wirklichkeit um Somalier ohne schwedische Staatsangehörigkeit handelte. Die Journalisten zeigten sich zutiefst beleidigt, als sie gefragt wurden, ob sie irgendeine Verantwortung fühlten, schwedische Frauen zu warnen, sich von bestimmten Männern fernzuhalten. Einer der Journalisten fragte, warum dass in seiner Verantwortung liegen solle.

1975 hat das schwedische Parlament einstimmig beschlossen, das vormals homogene Schweden in ein multikulturelles Land umzuwandeln. 40 Jahre später zeigen sich die dramatischen Folgen dieses Experiments: Die Zahl der Gewaltverbrechen ist um 300 Prozent gestiegen. Schaut man auf die Zahl der Vergewaltigungen, ist der Anstieg sogar noch gravierender. 1975 wurden bei der Polizei 421 Vergewaltigungen angezeigt, 2014 waren es 6620. Das ist eine Zunahme um 1472 Prozent.

Schweden liegt nun weltweit auf Platz zwei, was die Zahl der Vergewaltigungen in Relation zur Größe der Bevölkerung betrifft. Laut einer Studie von 2010 wird Schweden mit 53,2 Vergewaltigungen pro 100.000 Einwohner nur von dem winzigen Lesotho im südlichen Afrika mit 91,6 Vergewaltigungen pro 100.000 Einwohner übertroffen.

Zahlen zufolge, die der Schwedische Nationalrat für Verbrechensprävention (Brottsförebyggande rådet, bekannt als Brå) – eine Agentur, die dem Justizministerium untersteht – vorgelegt hat, haben im Jahr 2011 29.000 schwedische Frauen Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet (was darauf hindeutet, dass weniger als 25 Prozent der Vergewaltigungen zur Anzeige gebracht werden).

Vergewaltigung im Ländervergleich, Zahl der von der Polizei registrierten Taten (Fälle auf 100.000 Einwohner) – laut UNO (2012)
Rate der Vergewaltigungen auf 100.000 Einwohner, Länder im Vergleich (ausgewählte Länder mit den höchsten und niedrigsten Werten), Statistik des United Nations Office on Drugs and Crime von 2012 (Bild: Wikimedia Commons).

Seltsame Erklärungen

Statt etwas gegen das Problem der Gewalt und der Vergewaltigungen zu unternehmen, mühen sich schwedische Politiker, Behörden und die Medien, die Fakten wegzuerklären. Hier sind einige ihrer Erklärungen:

  • Die Schweden neigen heutzutage stärker dazu, Verbrechen anzuzeigen.
  • Das Gesetz wurde geändert, so dass nun mehr Sexualdelikte als Vergewaltigung gewertet werden.
  • Schwedische Männer kommen mit dem höheren Maß an Gleichstellung der Geschlechter nicht zurecht und reagieren mit Gewalt gegen Frauen (die vielleicht phantasievollste Entschuldigung).

Ein lange genährter feministischer Mythos ist, dass der gefährlichste Ort für eine Frau ihr eigenes Zuhause sei – dass die meisten Vergewaltigungen von einem Bekannten begangen würden. Diese Behauptung wurde in dem Bericht des Brå zurückgewiesen:

„In 58 Prozent der Fälle war der Täter dem Opfer völlig unbekannt. In 29 Prozent der Fälle war der Täter ein Bekannter, und in 13 Prozent der Fälle war der Täter jemand, der dem Opfer nahe stand.“

Brå berichtet, dass es im Hinblick auf das Risiko einer Vergewaltigung keine großen Unterschiede gibt zwischen Frauen schwedischer und ausländischer Herkunft. Bezeichnenderweise erwähnen die Berichte nicht die Herkunft der Vergewaltiger.

Beispiellos

1975, in jenem Jahr, als Politiker beschlossen, dass Schweden multikulturell wird, betrug die schwedische Bevölkerung 8.208.442 Einwohner. Bis 2014 stieg sie auf 9.743.087 – ein Anstieg um 18,7 Prozent. Dieses Wachstum ist allein auf die Einwanderung zurückzuführen, denn schwedische Frauen gebären im Durchschnitt nur 1,92 Kinder, verglichen mit den 2,24 Kindern von Einwanderinnen. Man sollte jedoch im Kopf behalten, dass in den Statistiken Einwanderer der zweiten Generation als Schweden gezählt werden.

Schwedens jüngstes Bevölkerungswachstum ist beispiellos. Niemals zuvor in der Geschichte des Landes hat die Zahl der Einwohner so schnell zugenommen. Schweden ist nun das am schnellsten wachsende Land Europas.

Die Einwanderer kamen in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren vorwiegend aus muslimischen Ländern wie dem Irak, Syrien und Somalia. Könnte diese Masseneinwanderung eine Erklärung sein für den explosionsartigen Anstieg der Vergewaltigungen in Schweden? Es ist schwierig, hierauf eine präzise Antwort zu geben, weil es das schwedische Gesetz den Einwohnermeldeämtern verbietet, die Herkunft oder Religion zu erfassen. Eine mögliche Erklärung ist, dass Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten im Durchschnitt eine völlig andere Sicht auf Frauen und Sexualität haben als Skandinavier. Und trotz der Versuche des schwedischen Establishments, die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass jeder, der einen Fuß auf schwedischen Boden setzt, genauso wird, wie diejenigen, die seit Dutzenden von Generationen dort leben, sprechen die Tatsachen eine andere Sprache.

Die letzte statistische Erhebung der Kriminalität von Immigranten im Vergleich mit derjenigen von Schweden wurde 2005 durchgeführt. Die Ergebnisse werden so gut wie nie erwähnt. Nicht nur dass: Jeder, der es wagt, sich auf sie zu beziehen – etwa in den sozialen Medien –, wird bösartig angegriffen.

Verunglimpfung ethnischer Gruppen

Im Zusammenhang mit den vielen Vergewaltigungen, die auf dem Kairoer Tahrir-Platz während des „arabischen Frühlings“ verübt wurden, rief Michael Hess, ein Kommunalpolitiker der Schweden-Demokratischen Partei, die schwedischen Journalisten dazu auf, sich mit der Sicht des Islams auf Frauen vertraut zu machen. Hess schrieb: „Wann werdet ihr Journalisten begreifen, dass das Vergewaltigen und Misshandeln von Frauen, die sich weigern, islamischen Lehren zu gehorchen, tief in der Kultur des Islam verwurzelt ist. Es gibt eine enge Verbindung zwischen den in Schweden verübten Vergewaltigungen und der Zahl der Einwanderer aus den MENA-Ländern [Middle East and North Africa].“

Diese Bemerkung brachte Hess eine Anklage wegen „Verunglimpfung ethnischer Gruppen“ [hets mot folkgrupp] ein, was in Schweden eine Straftat ist. Im Mai vergangenen Jahres wurde er zu einer Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe verurteilt – die Strafe wurde deshalb auf Bewährung erlassen, weil er nicht vorbestraft war. Gegen das Urteil wurde vor einer höheren Instanz Berufung eingelegt.

Michael Hess hat viele Jahre lang in muslimischen Ländern gelebt und ist mit dem Islam und seiner Sicht auf Frauen sehr gut vertraut. Während des Prozesses legte er Beweise dafür vor, wie das Gesetz der Scharia mit Vergewaltigung verfährt, und Statistiken, um zu zeigen, dass Muslime bei Vergewaltigungen in Schweden unter den Tätern stark überrepräsentiert sind. Das Gericht urteilte jedoch, dass Tatsachen irrelevant seien:

„Das Gericht [Tingsrätten] merkt an, dass die Frage, ob die Behauptungen von Michael Hess wahr sind oder Michael Hess als wahr erscheinen, für diesen Fall nicht von Bedeutung sind. Michael Hess‘ Äußerungen müssen nach ihrem Zeitpunkt und ihrem Zusammenhang beurteilt werden … Zum Zeitpunkt des Vergehens bezog sich Michael Hess weder auf bekannte Forschungen noch auf islamische Quellen. Erst im Zusammenhang mit seiner Anklage versuchte Michael Hess Studien und religiöse Schriften zu finden, die ihn unterstützen. Das Gericht stellt darum fest, dass Michael Hess‘ Äußerungen offensichtlich nicht Teil einer sachlichen [saklig] oder verlässlichen [vederhäftig] Diskussion waren. Michael Hess‘ Äußerungen müssen deshalb als ein Ausdruck der Geringschätzung gegenüber Einwanderern mit islamischem Glauben betrachtet werden.“

Statistische Belege

Was kann man aus den verfügbaren Statistiken schließen?

Als Teil der Beweismittel, die Michael Hess vor Gericht präsentiert hat, machte er Gebrauch von allen Statistiken über die Kriminalität von Einwanderern in Schweden, die existierten, bevor die statistischen Ämter mit dem Zählen aufhörten. Michael Hess versuchte, Antworten auf zwei Fragen zu finden:

  1. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Vergewaltigungen und der Zahl von Menschen ausländischer Herkunft in Schweden?
  2. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Vergewaltigungen und einigen spezifischen Gruppen von Einwanderern in Schweden?

Die Antwort auf beide Fragen war ein eindeutiges Ja. 21 Forschungsberichte von den 1960er Jahren bis heute kommen einhellig zum selben Schluss: Ob nach der Zahl der rechtskräftig Verurteilten gerechnet oder nach derjenigen, die einer Vergewaltigung verdächtigt wurden, Männer ausländischer Abstammung waren sehr viel stärker repräsentiert als Schweden. Und diese stärkere Repräsentanz von Personen mit ausländischem Hintergrund nimmt weiter zu:

  • 1960-1970er – 1,2 bis 2,6-mal so häufig wie Schweden
  • 1980er – 2,1 to 4,7-mal so häufig wie Schweden
  • 1990er – 2,1 to 8,1-mal so häufig wie Schweden
  • 2000er – 2,1 to 19,5-mal so häufig wie Schweden

Selbst dann, wenn man die Zahlen um Variablen wie Alter, Geschlecht, die soziale Schicht und den Wohnort bereinigt, bleibt eine große Diskrepanz zwischen Immigranten und Schweden.

Forschungsberichte über Verbrechen sind in Schweden zu einer Seltenheit geworden, aber unter den achtzehn Studien, die in den 1990er und 2000er Jahren durchgeführt wurden, beschäftigten sich elf mit Vergewaltigung. Zwei dieser Berichte untersuchten den Zusammenhang zwischen Vergewaltigung und Immigration, und beide bestätigten, dass es eine Verbindung gibt.

Diese Zahlen liegen den Behörden, den Politikern und den Medien vor, doch diese beharren darauf, dass sie die Wirklichkeit nicht widerspiegeln.

Krasse Diskrepanz

Wie kommt es dann, dass im Jahr 2008 Schwedens Nachbarland Dänemark nur 7,3 Vergewaltigungen pro 100.000 Einwohner zu verzeichnen hatte, verglichen mit den 53,2 in Schweden?

Die dänische Gesetzgebung ist nicht sehr verschieden von der schwedischen, und es gibt keinen sichtbaren Grund, warum dänische Frauen weniger geneigt sein sollten, Vergewaltigung zur Anzeige zu bringen, als die schwedischen.

2011 wurden bei der schwedischen Polizei 6.509 Vergewaltigungen angezeigt – aber nur 392 in Dänemark. Die Bevölkerung Dänemarks ist etwa halb so groß wie die Schwedens; also selbst um diese Größe bereinigt ist der Unterschied signifikant.

In Schweden tun die Behörden alles dafür, die Herkunft der Vergewaltiger zu verbergen. In Dänemark gab das offizielle staatliche Statistikamt, Statistics Denmark, 2010 an, dass über die Hälfte der verurteilten Vergewaltiger einen Einwanderungshintergrund hatten.

Ausländer überrepräsentiert

Seit 2000 gab es in Schweden nur eine Studie über die Kriminalität von Einwanderern. Sie wurde 2006 von Ann-Christine Hjelm von der Universität Karlstads durchgeführt.

Es stellte sich heraus, dass im Jahr 2002 85 Prozent derjenigen, die vom Svea Hovrätt, einem Berufungsgericht, zu mindestens zwei Jahren Gefängnis wegen Vergewaltigung verurteilt worden waren, im Ausland geboren oder Einwanderer der zweiten Generation waren.

Ein 1996 veröffentlichter Bericht des Schwedischen Nationalrats zur Verbrechensprävention kam zu dem Schluss, dass Einwanderer aus Nordafrika (Algerien, Libyen, Marokko und Tunesien) mit einer 23-mal so hohen Wahrscheinlichkeit eine Vergewaltigung verüben wie schwedische Männer. Die Zahlen für Männer aus dem Irak, Bulgarien und Rumänien lagen bei 20, 18 und 18. Männer aus dem übrigen Afrika waren 16-mal, Männer aus dem Iran, Peru, Ecuador und Bolivien zehnmal so anfällig, Vergewaltigungen zu begehen wie Schweden.

Gruppenvergewaltigungen

In den letzten Jahrzehnten hat ein neuer Trend Schweden mit voller Wucht getroffen: Gruppenvergewaltigungen (gang rape) – bis dahin weitestgehend unbekannt in der schwedischen Kriminalhistorie. Die Zahl der Gruppenvergewaltigungen ist zwischen 1995 und 2006 sprunghaft gestiegen. Seitdem wurden keine Studien mehr durchgeführt.

Einer der schlimmsten Fälle ereignete sich 2012 in der Kleinstadt Mariannelund, als eine 30-jährige Frau in einem Wohnprojekt für Asylbewerber von acht Männern vergewaltigt wurde. Die Frau war eine Bekannte eines Mannes aus Afghanistan, der seit einigen Jahren in Schweden lebte. Er lud sie ein, mit ihm mitzukommen. Sie folgte. Der Afghane nahm sie mit zu einem Wohnprojekt für Flüchtlinge und ließ sie dort schutzlos. Während der Nacht wurde sie mehrfach von den Asylbewerbern vergewaltigt, und als ihr „Freund“ wiederkam, vergewaltigte er sie ebenfalls. Am folgenden Morgen gelang es ihr, die Polizei zu rufen. Der Staatsanwalt nannte den Fall „das schlimmste Vergewaltigungsverbrechen in der schwedischen Kriminalgeschichte“.

Sieben der Männer wurden zu Haftstrafen zwischen viereinhalb und sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Die Haftzeit wird üblicherweise um ein Drittel reduziert, es wird also nicht lange dauern, bis die Männer zu neuen Übergriffen bereit sein werden –aller Voraussicht nach auf ungläubige Frauen.

In Fäl