Kategorie-Archiv: Mob-Medien

Wer deutsche Medien konsumiert und ihnen glaubt, für den ist eine feindliche Übernahme der USA durch Russland nicht mehr fern.


Deutsche Medien warnen vor der Gefahr

Autor: U. Gellermann
Datum: 22. Mai 2017

Wer deutsche Medien konsumiert und ihnen glaubt, für den ist eine feindliche Übernahme der USA durch Russland nicht mehr fern. Begonnen hatte die russische Invasion, nimmt man das Medien-Szenario ernst, spätestens im letzten US-Wahlkampf: Die Russen hätten demnach der armen Hillary Clinton ihre E-Mails gestohlen und mit der brutalen Veröffentlichung genau dieser Texte die amerikanische Öffentlichkeit zugunsten ihres Konkurrenten Donald Trump beeinflusst. Wie wir alle wissen ging die perfide Strategie auf. Die amerikanischen Wahlberechtigten – über Jahrzehnte mit Fake-News aller Art gefüttert – mussten nun zum Beispiel die Wahrheit über jene miesen Clinton-Tricks lesen, mit denen die Dame Bernie Sanders, ihren Mitbewerber um die Präsidentschafts-Kandidatur ausgeschaltet hatte. So viel hässliche Wirklichkeit konnten die Wähler einfach nicht ertragen.

Auch die hinterhältigen Aktionen des FBI gegen Hillary Clinton waren sicher von den Russen initiiert: Der US-Geheimdienst hatte gegen sie und ihren Mann ermittelt, weil Bill Clinton am allerletzten Tag seiner Präsidentschaft den Börsenmakler und Steuerbetrüger Marc Rich begnadigte, dessen Frau dann prompt großzügig für Clinton spendete. So bekämpften die Russen unter dem Deckmantel der Steuergerechtigkeit die Millionärin Clinton, fraglos um den Milliardär Trump zum Präsidenten zu machen. Doch den wahren Hintergrund der landesverräterischen Verschwörung fasste der West-Berliner TAGESSPIEGEL, stellvertretend für alle deutschen Medien, in einem Kernsatz zusammen: „Der Präsident (Trump) zeigte im Wahlkampf wiederholt eine betont Russland-freundliche Haltung.“ Jeder gute deutsche Redakteur weiß doch, dass Russland der FEIND ist. Und wer freundlich zum FEIND ist, der ist selbst ein FEIND. So einer will doch nur, dass der Russe die USA übernimmt! Das hat schon der Opa des TAGESSPIEGEL-Redakteurs gesagt, nur dass er den Russen damals Iwan nannte und sein Geld in der Propaganda-Kompanie der Wehrmacht verdient hatte.

Doch der Höhepunkt aller Wühlarbeit des Herrn Trump zugunsten der Russen war ein eindeutig illegales Treffen des US-Präsidenten mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow. Denn in der US-Verfassung, irgendwo im Kleingedruckten, steht ganz sicher: Kein amerikanischer Präsident darf sich jemals mit einem russischen Außenminister treffen! Und dann soll Trump bei diesem Treffen auch noch ein düsteres Geheimnis verraten haben: Terroristen könnten tatsächlich Sprengstoffe aller Art in Laptops verstecken. Drauf wären die Russen natürlich nie von allein gekommen. Schon die ernsten Folgen dieser unglaublichen Nachricht müssten dem sinnfreien Westen schwer zu denken geben. Sind doch mehrere Chefredakteure an Lachanfällen erstickt, als sie diese skurrile Story in feierlichem Ernst als echte Nachricht verkauften. Der Chefredakteur der TAGESSCHAU hat überlebt. Obwohl er diesen Satz zum Laptop-Gate ins Netz stellen ließ: „Es handelt sich um die schwerwiegendste Anschuldigung aller Zeiten gegen einen amtierenden US-Präsidenten. Das darf man nicht unterschätzen“, sagt der ehemalige Harvard-Jurist Alan Dershowitz. – Ja, wenn ein „ehemaliger Harvard-Jurist“ das gesagt hat, dann ist Trump schon so gut wie vor Gericht und erledigt.

Schon bald wird auch der letzte deutsche Medienkonsument erkennen, dass in Washington inzwischen russische Außenpolitik gemacht wird. Es könnte zu spät sein wenn die USA in einem feierlichen Akt die Krim zum ewigen Staatsgebiet Russlands erklären und die Japaner zur Anerkennung der Folgen des Zweiten Weltkrieges drängen und damit die Kurilen end­gül­tig den Russen überlassen. Obwohl der Verlust dieser Inseln nun mal der Preis dafür war, dass sich Japan an die Seite des faschistischen Deutschlands gestellt hatte. – Keiner soll sich rausreden können, er sei nicht gewarnt worden. Hatte doch Benjamin Hodges, der Oberkommandierende der US-Landstreitkräfte für Europa und die Nachfolgestaaten der Sowjetunion einschließlich Russlands schon im Jahr 2015 in der TIMES vor einer neuen russischen Invasion in Europa gewarnt. Seit dieser Zeit rüstet die NATO zwar kräftig auf, aber mit einem Putsch zugunsten der Russen durch den gewählten US-Präsidenten hatte man bisher nicht gerechnet. Doch die wachsamen deutschen Medien sehen die drohende Gefahr und sie informieren ihre Kunden.

Zu diesen unbestechlichen Warnern vor der russischen Gefahr gehört nicht zuletzt die ZEIT, eine Zeitung, die ihren höchst gebildeten Lesern jüngst unter der Überschrift „US-Präsident von Putins Gnaden“ ein spannendes Szenario vortrug: Schon 2013 habeTrump „nachweislich in Moskau“ die Wahl der Miss Universe organisiert. So nebenbei habe er den Bau eines Trump Tower in Moskau anvisiert. Da muss sich doch der deutsche Studienrat, also der Durchschnitts-Leser der ZEIT sagen: 1. Die Russen hatten schon zur Sowjet-Zeit einen universellen Anspruch. 2. Die Gewinnerin des Miss Universe-Titels war Gabriela Isler aus Venezuela, eine Frau aus dem Land aus dem auch Hugo Chavez, ein Todfeind der USA, kam. 3. Um die Baugenehmigung für den Moskauer Trump-Tower zu bekommen, hat der Immobilien-Dealer sicher seine Seele an die Russen verkauft. Dass der Turm nie gebaut wurde, ist nur ein Beweis dafür, wie trickreich die Russen ihre Trump-Unterstützung tarnen.

Wer sich nicht vorstellen kann, dass deutsche Medien einen solchen Blödsinn fantasieren wie ihn die ZEIT jüngst zusammenschmierte, muss einfach täglich Fernsehen oder seine Zeitung aufschlagen: Die ZEIT ist nicht die Ausnahme, sie markiert die Regel einer Medienlandschaft, die schon lange in den Modus der Kriegspropaganda hochgeschaltet hat.

http://www.rationalgalerie.de/home/russland-regiert-bald-die-usa.html

rotgrüne Judenhetze


Jared Kushner ist mir ziemlich fern, auch das Milieu, in dem er aufgewachsen ist, das Land, in dem er lebt, ich weiß fast nichts von ihm, außer, dass er im Immobilienhandel – einem mir unbegreiflichen Geschäft – reich geworden ist und heute Schwiegersohn eines Mannes, der kürzlich, zum Ärger vieler, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde. Was ich mit Kushner gemeinsam habe, ist der Umstand, dass ich Jude bin wie er, noch dazu einer, der sein Jude-Sein nicht bedauert und nicht verbergen will.

Und aus diesem Grund, weil ich Jude bin wie Kushner, kann ich nicht ohne leichtes Grausen lesen, wie deutsche Medien den Schwiegersohn und Berater des ihnen unliebsamen amerikanischen Präsidenten darstellen. „Der Einflüsterer“ nannte ihn Die Zeit bereits am 22.November 2016 (als er noch gar keinen Posten im Weißen Haus hatte), die Süddeutsche Zeitung, in phantasieloser Abwandlung, „Der Trump-Flüsterer„. Für den Spiegel ist er „der Schatten„. Zugleich wird Präsident Trump als gefährlich und unberechenbar dargestellt, womit das Bild perfekt wäre. Der als „Einflüsterer“ oder „Schatten“ hinter einer gefährlichen, unberechenbaren Macht stehende Jude ist ein geradezu klassisches Stereotyp des Judenhasses.

Das gilt keineswegs nur für die Vergangenheit. Die Juden als schattenhafte Drahtzieher internationaler Intrigen, als wahre, wenn auch geschickt verborgene Ursache des Übels, das über ahnungslose Völker kommt – wir finden dieses Bild auch heute weit verbreitet, zum Beispiel im tagespolitischen Schrifttum islamischer Länder, in Zeitungen, Zeitschriften, pseudo-religiösen Traktaten oder in den zahllosen arabischen Übersetzungen der „Protokolle der Weisen von Zion“. In ihrer lesenswerten Studie „Kritik des islamischen Antisemitismus“ zitiert die Antijudaismus-Expertin Ulrike Marz unter anderem aus einer Propaganda-Schrift der Revolutionären Garden des Iran: „The Jews, as always, have been the forerunners and planners of conspiracies (…) Many Muslims have been murdered by the hidden hand of the Jews, with similar regimes imposed by them on Islamic countries, and conspiracies have conspired against the dear Islam.“

Zeit, Süddeutsche und Spiegel begnügen sich vorerst damit, eine Aura des Unheimlichen um Jared Kushner zu weben, den „Einflüsterer“ im Weißen Haus. Sie verdächtigen ihn, arbeiten mit Vermutungen, anonymen Quellen, unbewiesenen Behauptungen. Gelegentlich stößt sich ein Leser dieser Medien daran, wie kürzlich im Leserforum von Spiegel Online: „Namenlose Kronzeugen, anonyme Quellen, Konditionalsätze, könnte, hätte, sollte, würde, falls, wenn, angeblich – wirklich sehr seriös!“ Und manchmal, seltener, fällt sogar den SchreiberInnen das Substanzlose ihrer Nachrede auf, wie der Autorin der Zeit, die an einer Stelle ihres „Einflüsterer“-Pamphlets eingestehen muss: „Dass dies auf Betreiben Kushners geschah, lässt sich nicht belegen.“

Belege sind auch nicht das Entscheidende beim Schüren einer Stimmung. Eindrucksvolle Bilder sind gefragt wie das vom Schattenmann und seinem unheimlichen Wirken. Judenhetze beginnt mit der Dämonisierung der zukünftigen Opfer. Diese erste Phase des judenfeindlichen Konstrukts haben die deutschen Leitmedien in ihrer Darstellung Jared Kushners erreicht. Ich hoffe für Deutschland, dass es diesmal dabei bleibt.

Trump wird dämonisiert


Seit Trumps Wahl versinkt die Linke in selbstgerechter Entrüstung. Dabei hat sie jetzt die Chance, sich selber zu erneuern.

«Wenn ich mich nicht für die Unterprivilegierten einsetze, tut es ein anderer»: Orson Welles «Citizen Kane» formuliert die Logik, die auch Donald Trumps Handeln prägt. (Bild: Rue des Archives / Keystone )

«Wenn ich mich nicht für die Unterprivilegierten einsetze, tut es ein anderer»: Orson Welles «Citizen Kane» formuliert die Logik, die auch Donald Trumps Handeln prägt.
(Bild: Rue des Archives / Keystone )

Es ist unangemessen, Donald Trump als Faschisten zu bezeichnen. Aber seine ersten Amtshandlungen als Präsident zeigen, dass Walter Benjamins These, jeder Aufstieg des Faschismus zeuge von einer gescheiterten Revolution, nicht nur noch immer gültig ist, sondern vielleicht sogar relevanter denn je. Die Wahlniederlage war der Preis, den Hillary Clinton für die Ausschaltung von Bernie Sanders zahlen musste. Sie verlor die Wahl nicht, weil sie sich zu sehr nach links bewegte, sondern weil sie zu zentristisch agierte und die Revolte gegen das Establishment nicht auffangen konnte, von der Trump genauso profitierte wie Sanders.

Ein Demonstrant in Portland erklärte, zum ersten Mal in seinem Leben habe er Angst vor seinem Präsidenten. Das zeigt, dass er die wahre Gefahr verkannte. Denn was er eigentlich fürchten müsste, ist der Konsens des linksliberalen Mainstreams, in dem Trump entstehen konnte. Es liegt ein Stück Wahrheit in der Behauptung, Hillary Clinton habe ihre Niederlage der Political Correctness zuzuschreiben – nicht weil die PC im Widerspruch zur Haltung vieler Menschen steht, sondern weil mit der Political Correctness etwas falsch läuft.

Trumps Strategie lautete: verhindern, dass die Enteigneten sich selber für ihre Rechte wehren.

Obwohl die Befürworter der PC von Konservativen als Marxisten beschimpft werden, ist die PC nicht Sache der echten Linken. Sie stellt den Versuch dar, soziale Gegensätze einzuebnen, indem wir die Art und Weise regulieren, wie wir reden. Die Reaktion der Linken auf Trumps Wahl sollte sich deshalb nicht auf selbstgefällige moralische Entrüstung beschränken, sondern in harter Selbstkritik bestehen: Trumps Sieg gibt der Linken die einzigartige Chance, sich selbst zu erneuern.

Die Logik im Widerspruch

Vor wenigen Monaten waren Schwule, Lesben und Transgender Thema auf den Frontseiten der Medien – als ob das grösste Problem der Gesellschaft darin bestünde, wie wir die Geschlechtertrennung auf Toiletten überwinden oder ein Personalpronomen für all jene schaffen, die sich weder als «er» noch als «sie» bezeichnen. Nun sind wir mit dem Rückschlag der Unterdrückten konfrontiert – und mit dem Wahlsieg eines Menschen, der bewusst mit allen PC-Regeln brach, direkt und vulgär.

Trump ist der Paradefall eines «two-spirit capitalist», wie wir ihn im Film «Citizen Kane» kennenlernen. Kane wird dort von einem Vertreter des Grosskapitals angegriffen, weil er eine Zeitung finanziert, die für die Rechte der Unterprivilegierten eintritt. Kane räumt den Widerspruch ein und erklärt die Logik seines Handelns.

Er sei ein gefährlicher Schuft, sagt Kane von sich selber: Aber als Herausgeber des «Enquirer» sei es seine Pflicht, dafür zu sorgen, dass die anständigen Leute in dieser Stadt nicht von einer Gruppe geldgieriger Piraten ausgeraubt würden. Und er selber sei genau der Richtige, um das zu tun, denn er habe Geld und Besitz: «Wenn ich mich nicht für die Interessen der Zu-kurz-Gekommenen einsetze, tut es jemand anderer. Vielleicht jemand ohne Geld und Besitz – und das wäre tatsächlich schlecht.»

Dieser Satz formuliert prägnant, was falsch daran ist, dass sich der Milliardär Donald Trump zum Wortführer der Enteigneten aufwirft: Seine Strategie lautet: verhindern, dass die Enteigneten sich selber für ihre Rechte wehren. Trump ist also weit davon entfernt, einfach widersprüchlich zu sein. Was als Widerspruch erscheint, ist der Kern seines Projekts.

Ödipus-Politik

Der Philosoph Richard Rorty hat früh auf diesen Punkt hingewiesen. In seinem Buch «Achieving Our Country» (dt. «Stolz auf unser Land») sah er bereits vor zwei Jahrzehnten den Konflikt zwischen Identitätspolitik und dem Kampf der Entrechteten klar voraus. Und er sah auch, dass dieser Konflikt einem Populisten mit einer dezidierten Antiidentitätspolitik zur Macht verhelfen könnte.

Wenn die arme, weisse Wählerschaft merke, dass sich das linksliberale Establishment um ihre Notlage foutiere, obwohl es ständig von sozialer Gerechtigkeit rede, dann, schrieb Rorty: «Die ärmeren Wähler würden zu dem Schluss kommen, dass das System versagt habe, und einen starken Mann wählen wollen, der ihnen verspricht, dass unter ihm die feinen Bürokraten, raffinierten Anwälte, überbezahlten Anlageberater und postmodernistischen Professoren nicht mehr das Sagen haben.

[. . .] Eines dürfte sehr wahrscheinlich geschehen: Die Fortschritte der schwarzen und braunen Amerikaner und der Homosexuellen in den letzten vierzig Jahren würden weggefegt. [. . .] Alle Ressentiments, die Amerikaner mit schlechter Schulbildung dagegen haben, dass ihnen die Akademiker gute Sitten vorschreiben wollen, würden ein Ventil finden.»

Rorty war nicht der Einzige, der das antizipiert hat. Aber wie es in der Politik so ist: Das Bewusstsein, dass sich die Dinge in eine gefährliche Richtung entwickeln, verhindert diese Entwicklung nicht nur nicht, es befördert sie manchmal sogar – die Politik ahmt das Schicksal des Ödipus nach. Die Linksliberalen warfen Sanders vor, er untergrabe die Identitätspolitik.

Tatsächlich tat er das Gegenteil: Er beharrte auf einer Verbindung zwischen Klasse, Ethnie und Geschlecht. Man muss Sanders zustimmen, wenn er betonte, Identität an sich sei kein Grund, jemanden zu wählen: «Es genügt nicht, wenn jemand sagt: ‹Ich bin eine Frau, wählt mich.› Was wir brauchen, ist eine Frau, die den Mut hat, gegen die Wall Street anzutreten, gegen die Versicherungsgesellschaften, die Pharmamultis und die Erdölindustrie.»

Die Regenbogenflagge ist weisser, als viele meinen.

Sanders sagte immer, es sei ein Schritt vorwärts, wenn ein Afroamerikaner CEO eines grossen Unternehmens sei. Er sagte zugleich: «Aber wenn er Jobs auslagert oder seine Angestellten ausbeutet, spielt es nicht die geringste Rolle, ob er weiss oder schwarz oder ein Latino ist.» Sanders rührte damit an einen wunden Punkt im offen praktizierten Rassismus innerhalb der schwulen, lesbischen und Transgender-Community (LGBT).

Wie kann ich ein religiöser Eiferer sein, wenn ich selber zu einer unterdrückten Minderheit gehöre? Diese Haltung ist unter weissen LGBT-Leuten verbreitet. Noch viel gefährlicher ist, dass sich die LGBT-Welt weitgehend um weisse schwule Männer dreht und andere ausschliesst. Die Regenbogenflagge ist weisser, als viele meinen.

Kein Wunder, dass Rechtsaussen-Bewegungen versuchen, die Kampagne für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transgender in ihre politische Agenda zu übernehmen – natürlich nur wenn es darum geht, gegen Muslime oder Migranten zu Felde zu ziehen. Auf den Websites weisser amerikanischer Nationalisten werden LGBT-Pride-Wimpel mittlerweile zusammen mit der Konföderiertenflagge verkauft. Doch leere Aufrufe zu allseitiger Solidarität und politischen Bündnissen genügen nicht. Man muss sich der Grenzen der Identitätspolitik bewusst werden, indem man ihr ihren privilegierten Status nimmt.

Nachdenken – die Zeit drängt

Es gibt zwei Antworten auf Trumps Wahlsieg, die keine Lösung bieten, weil sie selbstzerstörerisch sind. Die eine besteht darin, sich so fasziniert wie arrogant über die Dummheit der Wähler aufzuhalten, die nicht merken, dass sie gegen ihre eigenen Interessen votiert haben und auf Trumps Demagogie hereingefallen sind. Die andere besteht im Aufruf zur sofortigen Gegenoffensive, die ein Echo von Trumps antiintellektueller Haltung ist. Judith Butler hat klar festgehalten, dass Trump den Menschen die Gelegenheit gibt, nicht nachzudenken, nicht nachdenken zu müssen. (Sie weiss natürlich genau, dass Hillary Clintons Berufung auf Komplexität aber einen schalen Beiklang hatte: Sie berief sich meist nur darauf, um Forderungen des linken Parteiflügels abzuwehren.)

Die Dringlichkeit der Lage ist keine Ausrede. Gerade wenn die Zeit drängt, muss man nachdenken. Wir sollten keine Angst haben, uns auf Marx zu besinnen: Bisher wollten wir unsere Welt zu schnell verändern. Nun ist die Zeit gekommen, sie selbstkritisch neu zu interpretieren und das linke Selbstverständnis zu hinterfragen. Es gibt einen Witz über Lenin, der jungen Leuten immer sagte: «Lernt, lernt, lernt!» Marx, Engels und Lenin werden gefragt, ob sie lieber eine Ehefrau oder eine Geliebte hätten. Marx sagt: «Eine Frau!» Engels möchte eine Geliebte. Lenin sagt: «Beides. So kann ich meiner Frau sagen, dass ich zu meiner Geliebten gehe, und der Geliebten, ich müsse zu meiner Frau – und dann ziehe ich mich an einen stillen Ort zurück und lerne, lerne, lerne!»

Ist das nicht genau das, was Lenin nach der Katastrophe von 1914 getan hat? Er fuhr in die Schweiz, las Hegels «Logik» und lernte. Das sollten auch wir tun, jetzt, wo wir unter dem Bann von Trumps Wahlsieg stehen – schliesslich ist er nur eine von vielen bösen Überraschungen, die wir in letzter Zeit erlebt haben. Wir müssen uns gegen Defaitismus genauso wehren wie gegen blinden Aktivismus und müssen «lernen, lernen, lernen»: lernen, wie es zu diesem Fiasko der liberaldemokratischen Politik kam.

In den «Notes Towards a Definition of Culture» (dt. «Zum Begriff der Kultur») schrieb T. S. Eliot, es gebe Situationen, in denen man nur die Wahl zwischen Häresie und Unglaube habe. Die einzige Möglichkeit, eine Religion am Leben zu erhalten, bestehe dann in einer sektiererischen Abspaltung von ihrem abgestorbenen Körper. Genau das müssen wir Linken jetzt tun: Die amerikanischen Wahlen von 2016 waren der letzte Schlag gegen Francis Fukuyamas Traum – den endgültigen Sieg der liberalen Demokratie. Der einzige Weg, Trump zu besiegen und das zu retten, was an der liberalen Demokratie wert ist, gerettet zu werden, besteht in einer sektiererischen Abspaltung von ihrem Leichnam. Wir müssen die Gewichte von Clinton zu Sanders verschieben. 2020 sollten sich Trump und Sanders gegenüberstehen.

Erst war Trump für Bild der Idiot vom Dienst, jetzt „rächt er Syriens vergaste Kinder“

Leidet Donald Trump an Alzheimer? Wann hört die Hetze gegen 100%-Schulz endlich auf? Ist der Spiegel rassistisch? Fragen über Fragen, die wir beantworten wollen. Nur eines verstehen wir nicht: Fast alle Terroristen sind polizeibekannt – und laufen frei herum?

„LKW-Vorfall“ in Stockholm. Fahrer selbstverständlich polizeibekannt. Es gilt aber weiter das fünfte Plausibilitätsgesetz der Logiker der ARD („Akademiker Reden Drumherum“): Die Wahrscheinlichkeit, zusammengeschlagen, erstochen oder überfallen zu werden ist 1.000 mal größer, als bei einem Anschlag umzukommen …

♦ Erst war Trump für Bild der Idiot vom Dienst, oft dargestellt mit Fotos, auf denen er leicht grenzdebil rüberkam, jetzt rächt er Syriens vergaste Kinder“, und das beigestellte Foto zeigt einen entschlossenen Präsidenten. Donald Unchained.

Wen wundert‘s, dass unsere Kids so verwirrt sind, dass die Medien auf der Glaubwürdigkeitsskala direkt bei den Pfarrern, Pastoren und Politikern rangieren? Nur 17% der Jugend Europas sagt, dass sie Medien „mehr oder weniger“ vertrauen.

♦ Im Alter betreffen Erinnerungsstörungen öfter das Kurzzeit- als das Langzeitgedächtnis, weiß sogar der regelmäßige Apotheken-Umschau-Leser. Wenn Donald Trump sich eher an ein Date mit Jane Fonda erinnert als an seine Wahlkampfversprechungen („Amerika soll nicht mehr den Weltpolizisten spielen“), und Raketen auf Syrien schießen lässt – wird die Welt womöglich von einem Dementen im Frühstadium regiert? Schließlich fällt bei ihm die Ausrede „Berufspolitiker“, wie etwa bei unserer Kanzlerin, weg (bei ihr und ihren Kommentaren zu Syrien hat ja der Satz „si tacuisses philosophus mansisses“ schon lange keine Bedeutung mehr). Wirklich Sorgen macht, dass die Pressbengels plötzlich Trump zujubeln.

♦ Aus Brüssel vernehmen wir den schweren Vorwurf, die deutsche Politik habe die Armut in unserem Land vergrößert. Das weisen wir entschieden zurück! Schließlich sitzen doch die Gerechtigkeits-Experten der SPD in der Regierung!

♦ Heiko, tun Sie was! Es wird allerhöchste Zeit für ein „Umfragedurchsetzungsgesetz“! „Union baut Vorsprung zur SPD auf sieben Punkte aus.“ Zahlen, die nicht stimmen können – ist das schon Hate Crime? Oder noch Fake News? Und dann das Herumnörgeln an jedem tollen Vorschlag von 100%-Schulz! Seine „Q-Idee vollkommen sinnlos“ hetzt die Welt. Mein Gott, der Mann muss sich doch erst mal einfinden in die Welt der Arbeit. Die ist und war ihm doch zeitlebens völlig fremd!

♦ Gut, dass wenigstens die ARD ein Portal namens „Faktenfinder“ gegen gezielte Falschmeldungen aufbaut. Kommen die Enthüllungen dann immer direkt im Anschluss an die Tagesschau?

♦ Weil wir in der Causa noch nichts vom Presserat gehört haben, Spiegel: Was hast du dir dabei gedacht, bei der Suche nach einem Vergewaltiger ein rassistisches Phantombild zu veröffentlichen. Hätte nicht „Mann mit Machete“ völlig gereicht?

♦ Ebenso entsetzt waren wir über ein Urteil aus Düsseldorf. Lebenslang für Salafisten? Sofort dachten wir an Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, bis wir lasen, der Verurteilte hieße Marco, und der Name war nicht geändert. Das ist natürlich was anderes, Oberlandesgericht!

♦ Haben Sie auch das Gefühl, liebe Leser, dass Siggi sich in seinem neuen Job sauwohl fühlt? Lange hat man ihn nicht mehr so strahlen gesehen wie in London mit dem anderen Komiker, diesem Boris Johnson.

♦ Wir haben extra recherchiert, bis wir ein Foto von Leni Breymaier mit flachen Schuhen gefunden haben, denn nur so macht folgender Satz Sinn: Frau mit flachen Schuhen und breitem Hintern an den Schalthebeln der Macht lobt Merkel als „Frau mit flachen Schuhen und breitem Hintern an den Schalthebeln der Macht“. Ok, das mit der Macht war im ersten Fall etwas übertrieben, Leni ist bloß SPD-Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg und „nebenberufliche Diplom-Feministin“. Und bei ihr war der Merkel-Satz angeblich als Kompliment gemeint …

♦ Von einer bundesweiten Fernbus-Razzia gegen illegale Flüchtlinge berichtet Bild. Fake News! Es gibt gar keine illegalen Flüchtlinge. Wenigstens im Text stand dann auch, das „vorrangige Ziel“ der Razzien sei, „das Dunkelfeld unerlaubter Beförderungen auf dem Landweg aufzuhellen“. Eben! Legal, illegal, scheißegal. Vergessen?

♦ Kein Wunder, dass deutsche Pässe bei der Einreise in die USA keinen Eindruck mehr schinden. Den Amis sind die Adressbuch-Einträge auf dem Smartphone und Konto-Daten wichtiger bei der Entscheidung, wen sie ins Land lassen. Man kann es ihnen nicht verdenken. Gibt‘s deutsche Pässe für jedermann nicht schon an Bahnhofsautomaten?

♦ Endlich hören wir mal wieder was von Til Schweigers Stiftung. Die wollte mal total tolle Flüchtlingsunterkünfte bauen. Jetzt ist vor allem von Aufnähern auf Fußball-Trikots der Bundesliga-Mannschaften die Rede. Verwerflich: Nicht alle Clubs wollen mitmachen! Vermuten Sie, es geht weniger um eine gute Sache als um einen „guten Til“?

♦ Beim G20 Gipfel in Hamburg feiern die Linksradikalen so was wie ihren Reichsparteitag. Aufmärsche, Fahnen. OB Scholz lobt seine Stadt: „Das kann man nicht an vielen Orten machen. Wir in Hamburg sind stolz darauf. Und wir haben viel Polizei.“ Auf die freut sich die Antifa ganz besonders. Da kann man nur schöne Tage wünschen …

♦ London, Birmingham, das lassen sich die Briten ja noch wegnehmen. Aber wehe, einer kommt ihrem Auslands-Felsen Gibraltar nahe, Heimat von Affen, Online-Kasinobetreibern, Telefonbetrügern und obskuren Offshore-Firmen – da gilt noch Rule Britannia, Britannia rule the Waves.

Heiko der Woche (Denuntio Ergo Sum)

Ach komm, Ver.di (mit V wie widerlich), langsam macht ihr euch lächerlich. Jede Woche will ‘ne andere Abteilung den Heiko! Mit Claudia Amier, Betriebsratsvorsitzende bei Fraport, die die Bespitzelung und Diffamierung von Andersdenkenden partout weiter betreiben will, sollte jetzt aber mal Schluss sein. Vielleicht wäre der Heiko auch ein passendes Abschiedsgeschenk für Amier – wir vermuten mal, dass sie außer Stasi nicht viel anderes kann.

Syrisches Giftgas kontaminiert deutsche Hirne

Syrisches Giftgas zur Kontamination hiesiger HirneDamn-Asskiss: Endlich hat mal wieder wer das Giftgas in Syrien ausgebuddelt. Das wurde höchste Zeit, denn viel zu lange ging es in Syrien ohne Gift ab und wollte einfach nicht weiter eskalieren. Vielleicht kam man auch gerade deshalb bei der medialen Vergiftung der Stimmung und der allfälligen Propaganda nicht weiter. Die rote Giftgas-Linie, die bereits Obama gezogen hat, soll jetzt vermutlich an Donald Trump einmal quergecheckt werden. Dazu ist es erforderlich, dass alle Medien unisono schreien “Assad war’s“. Genau das erleben wir dieser Tage und die Presse kann sich gar nicht genug bei der Beschreibung der Gräuel überschlagen.

Einzig um belastbare Fakten ist es in diesen Geschichten schlecht bestellt. Mit Ausnahme der Anzahl der Toten vielleicht. Wer will schon belegbare Fakten, wenn wir die Gräuel viel besser mit plausibel klingenden Spekulationen substituieren können. Bei der Story von “Radkäppchen und der böse Golf” von den Gebrüdern Vau-Weh verhält es sich nicht anders. Demokratisch korrekt legitimiertes Massenmorden geht sowieso ganz anders. Da hätte sich der Assad beispielsweise bei den Cowboys in den USA einmal schlau machen sollen. Idealerweise bei George W. Bush oder auch Barack Hussein Obama. Gegen die beiden letztgenannten Todesengel sind die Despoten aus dem Nahen Osten ausnahmslos Waisenknaben.

Zur Einstimmung einfach mal mit diesem Bericht anfangen: Chemiewaffenangriff auf Chan Schaichun ♦️ Gift für das syrische Volk[SpeiGel auf Linie]. Allein der zweite Teil der Überschrift klingt doch sehr verheißungsvoll, oder? Man darf diesen Slang in Zusammenhang mit dem bei jeder Gelegenheit wiederholtem Mantra: “Assad schlachtet sein Volk” mental verarbeiten. Der größte Teil des Artikels ist mithin Spekulation und Propaganda. Ähnlich verhält es sich bei den übrigen Medien.

Syrisches Giftgas zur Kontaminierung hiesiger HirneDamit die Bombenstimmung hierzulande nicht abreißt und auch die richtigen medialen Toxine die Hirne hiesiger Leser erreichen, wird alsbald noch ein wenig nachgelegt. Russische Erklärung zum Giftgasangriff in Syrien ♦️ Eine Lüge und viele Ungereimtheiten[SpeiGel auf Linie]. Implizit kann man aus der Überschrift bereits herauslesen, dass die Russen nur lügen, wenn sie nicht sogar an der Giftgasattacke beteiligt sind. Auf die Idee zu kommen, dass die Russen einmal die Wahrheit sagen, geht natürlich gar nicht. In einer vorherigen Version des Artikels brachte man es noch besser, indem man stilsicher an “alternative Fakten” anknüpfte, was für sich schon eine richtungsweisende Bewertung ist.

Syrisches Giftgas zur Kontamination hiesiger HirneDas Ganze hat natürlich vitale Ursachen, die man keinesfalls übersehen sollte. Immerhin wird Russland weiterhin massiv als Feind aufgebaut, siehe hierzu die gesamten NATO-Aktivitäten. Unser aktuelles System kann augenscheinlich ohne “lebendiges Feindbild” nicht  existieren. Wir benötigen es, um irgendwann wieder richtig Krieg spielen zu können, wenn sich unser System seinem zyklischen Ende zuneigt. In diesem Zusammenhang wird das Bild der hier in Rede stehenden Berichterstattung schon wieder um einiges runder. Dabei ist es eigentlich relativ egal auf wen unsere Medien eindreschen. Man kann über den bösen Assad berichten, über die Krim, über die Ost-Ukraine … in jedem Fall trifft es den Richtigen, den Zündelmeier aus Moskau. Noch besser kann man den Sachverhalt nur so auf den Punkt bringen: Menschen ermorden offenbar immer dann nicht mehr ok, wenn Giftgas involviert ist[Der Postillon], wer hätte das gedacht?

Syrisches Giftgas zur Kontamination hiesiger HirneWie man Umfragen propagandistisch richtig gestaltet, hat selbst der Spiegel inzwischen kapiert. Immer das schlechte Gewissen anregend, dass man selbst oder seine Vertretung zu wenig für den Frieden in Syrien getan hat, möglicherweise auch zu wenig Gewalt für den Frieden ausgeübt hat. Dann stellt man die Fragen wie beim Spiegel-online. Siehe dazu beigefügtes Bildschirmfoto der Manipulations-Aktion (Link aus dem dritten Absatz). Logischerweise kann man dort mit guten Gewissen niemals auf “Nein” drücken, denn allein philosophisch betrachtet wissen wir, dass niemals genug für den Frieden getan wurde, sonst herrschte ja kein Krieg. Wie war das noch gleich mit den Suggestivfragen? Also dann, auf in den Krieg und all unsere bisherigen Versäumnisse fix nachgeholt.

Was zu diesem Thema besonders auffällig ist, bei den schreibenden Medien als auch bei Rundfunk und Fernsehsendern, ist die Zurückhaltung lediglich in den ersten Sätzen. Dort wird schon nochmal angedeutet, dass nicht vollständig klar ist, wer für die Giftgastoten final verantwortlich ist. Das verliert sich aber nach dem dritten bis vierten Satz vollends und dann kommen solche tollen Fragen “Was bezweckt Assad damit“? Ok, ab da hat man dann auch keine Zweifel mehr, solche Fragen stellt man nur wenn die Schuldfrage geklärt ist. Damit die Absurdität der Darstellung keinen Schaden leidet, muss man Assad noch als paranoid darstellen, dann ist alles verständlich. Auch, dass er Giftgaseinsätze immer gerade dann befehligt, wenn sich die internationale Aufmerksamkeit mal wieder auf Syrien konzentriert. Wenn das kein Beleg für einen größeren psychischen Schaden des Mannes ist, was dann?

Wahrscheinlicher aber ist, dass Assad heimlich zu den sogenannten “Rebellen” übergelaufen ist. Das sind die tollen Kameraden aus rund 40 Nationen, die von Saudi-Arabien und den USA lanciert, den “syrischen Bürgerkrieg” am Laufen halten. Die Syrer selber haben inzwischen gar kein Bock mehr darauf, deshalb bedarf es so vieler “ausländischer Fachkräfte“, um das von außen angestrebte Ziel auch tatsächlich umsetzen zu können. Aus Sicht dieser Klientel macht so ein Giftgaseinsatz ausgesprochen viel Sinn. Ergo hat Assad diesen Typen nur in die Hände spielen wollen. Dadurch lässt sich die internationale Erregung dergestalt steigern, dass alsbald die USA, Frankreich, England und noch viel mehr gutwillige NATO-Nationen endgültig bereit sind auf Assad einzuprügeln. Hurra! Nur so können sie endlich ihre eigenen Ziele für Syrien durchsetzen, woran Assad sie bislang so perfide gehindert hat.

Wo ist eigentlich der Unterschied

Wenn die USA in früheren Zeiten Agent Orange in Vietnam über den Köpfen der Bevölkerung versprühten, dann ist das o.k.? Dort hat man als Andenken an diese glorreiche Zeit bis heute die Missbildungen beim Nachwuchs. Dasselbe Thema gilt für die Gebiete, beispielsweise im Irak oder auch auf dem Balkan, wo die USA freundlicherweise DU-Munition (abgereichertes Uran) verballert haben. Sicher, das ist nicht so schlimm wie Giftgas, weil die betroffenen Menschen dann generationsübergreifend, langsam und qualvoll verrecken. Insoweit ist natürlich auch die Schuldzuweisung, trotz aller wissenschaftlicher Belege recht heikel. Verantwortung haben die USA dafür bis heute nicht übernommen. Weil diese Form der Ausrottung von Menschen besonders günstig ist, haben sich die USA dazu entschlossen auch in Syrien davon Gebrauch zu machen: Pentagon bestätigt Einsatz von Uran-Munition in Syrien[Heise]. Aber Schwamm drüber, wir haben gelernt: Assad ist ist böse und mehr brauchen wir gar nicht zu wissen!

Mithin lässt sich die Frage nach dem Unterschied relativ schnell beantworten. Die USA dürfen fernab von Völker- und Menschenrecht alles tun und lassen was ihnen beliebt oder zumindest ihren Interessen dient. Alle anderen Nationen, die nicht den Vorstellungen der USA und der Schleimer von der Nord-Atlantischen-Terror-Organisation Folge leisten, kommen auf die Abschussliste. Das ist die Liste, auf der neben Saddam Hussein, Muammar al Gaddafi inzwischen auch Baschar al-Assad zu finden ist. Gegen diese Abtrünnigen sind logischerweise alle Mittel erlaubt, im Zweifel auch das Vortäuschen von Giftgasangriffen. Diejenigen allerdings, die auf der Abschussliste stehen, die müssen sich penibel an die Regeln halten. So einfach ist das Spiel. Genau deshalb ist es so immanent wichtig dem Assad einen Regelverstoß anhängen zu können. Das Spiel ist denkbar einfach, wenn man weiß wie der Hase läuft.

Was sind die Ziele (über die man nicht redet)

Syrisches Giftgas zur Kontamination hiesiger HirneLassen wir es dabei, es ist und bleibt neben den Toten in Syrien, ein atemberaubendes bis vergiftendes Wortgemetzel in den hiesigen Medien. Allerdings alles fernab von “Wahrheit“, um die geht es auch nicht mehr, sondern lediglich um Interessen und die Stabilisierung von FeindBILDern. Nur ein Ziel lässt sich bei all diesem Aktionismus nicht mehr herauslesen … “Frieden“, der ist längst zum Vehikel von Interessen verkommen.

Letztlich kann man zu der Überzeugung gelangen, dass die Aufgabe der Propaganda-Medien darin besteht, so kräftig und so viel zu spalten wie es eben geht. Das schürt richtig Hass und motiviert damit sehr viele Menschen zu übermäßigen Adrenalinproduktion. Letztlich steigert es die Kriegsbereitschaft, auch in Europa, ganz enorm, um wiederholt nur für “das Gute” zu töten. Bitte immer daran denken: “Wir sind die Guten“! Wer wollte am Ende nicht einen Giftgasbesitzer am Galgen sehen? Haben wir doch alle noch das herzzerreißende Bild von der Hinrichtung des Saddam Hussein vor Augen. Oder wie wäre es mit der Exekution des Muammar al Gaddafi? Hillary Clinton hätte sich darüber fast totgelacht. Danach hat sie aber dessen Giftgasbestände nach Syrien expedieren lassen, damit selbige dort einer nutzbringenden Verwendung zugeführt werden konnten … vielleicht inszenierte Giftagas-Attacken?

Langfristiges Ziel scheint es zu sein, Syrien in denselben Stand zu versetzen, wie wir den bereits eindrucksvoll in Afghanistan, im Irak und auch in Libyen herstellen konnten. Von diesen Ländern, wird außer Terror und Unruhe, kaum etwas nennenswertes mehr ausgehen (neben den Rohstoffabtransporten). Sie sind somit für die grauen und dunklen Kräfte ausgesprochen gut wie leicht regierbar und “unsere Interessen” absolut gewahrt.


Die Giftgas-USA – Die Lügner machen einfach weiter

Die Giftgas-USA

Die Lügner machen einfach weiter

rationalgalerie.de

Autor: U. Gellermann
Datum: 07. April 2017

„Ich rufe heute alle zivilisierten Nationen auf, sich uns anzuschließen“ speichelte der blonde Mann in die Mikrophone und ließ mal eben dutzende US-Raketen auf einen Flugplatz in einem fremden Land feuern. Nach der Behauptung des notorischen Lügners an der Spitze der USA sei von eben diesem Flugplatz ein Giftgas-Angriff gegen ein sogenanntes Rebellen-Gebiet in Syrien geflogen worden. Beweise? Keine. Völkerrechtliche Legitimation? Wozu? Wir sind die USA und der Rest der Welt ist nichts. Trump macht da weiter, wo viele andere Präsidenten der USA aufgehört haben.

Man hatte es geahnt, als die amerikanische UNO-Botschafterin Nikki Haley im UN-Sicherheitsrat Fotos der Opfer eines Giftgasangriffs in Syrien zeigte und selbst Gift versprühte: „Wenn der UNO-Sicherheitsrat immer wieder dabei versagt, gemeinsam zu handeln, dann gibt es Zeiten im Leben von Staaten, in denen wir gezwungen sind, selbst zu handeln.“ Man hatte es geahnt, dass der Willkürstaat USA mal wieder irgendwo zuschlagen würde, um irgendwas blind zu zerstören. Kenner warteten gespannt auf Fotos von Babys, die Soldaten aus Brutkästen zerrten, wie damals in Kuwait, als die US-Agentur Hill & Knowlton eine perfide Lüge inszeniert hatte, um den Krieg gegen den Irak zu legitimieren. Diesmal gab es keinen US-Außenminister, der vor dem UN-Sicherheitsrat echt gefälschte Beweise vorlegte, um dem Irak Massenvernichtungswaffen anzuhängen, die der nicht hatte. Nur um den nächsten Krieg gegen den Irak zu starten. Diesmal legte die Fake-Regierung Trump nur ein paar dürftige Fotos vor, um dann schnell ihre Raketen auf Syrien abzufeuern.

Die pawloschen deutschen Medien hatten, trotz einer leisen Distanz zu Trump, ihren Futter-Reflex noch nicht verloren: Mit ein paar vorsichtigen Floskeln garniert wie „mutmaßlich“ oder „wahrscheinlich“, war der Schuldige schnell klar: Assad. Da hatte man schließlich Jahre dran gearbeitet. So einen schönen Feind lässt der deutsche Kriegs-Redakteur doch nicht aus den Zähnen. Und brav wies die TAGESSCHAU – das Zentralorgan der Kriegsberichterstatter – auf den nächsten Schuldigen: Der Außenminister der USA Rex Tillerson, „habe schwere Vorwürfe gegen die russische Regierung erhoben. Russland habe in seiner Verantwortung versagt. Er verwies auf Zusagen Russlands, chemische Waffen in Syrien zu sichern und zu zerstören.“ Keine Relativierung, keine sachliche Kommentierung der ARD. Die pure sklavische Weitergabe eines durch nichts bewiesenen Schuldvorwurfs.

Selbst ein deutscher Redakteur hätte sich erinnern können: „Die syrischen Bestände zur Produktion von Chemiewaffen auf dem US-Spezialschiff ‚Cape Ray‘ sind vollständig vernichtet. Die rund 600 Tonnen Chemikalien zur Herstellung des Giftgases Sarin sowie von Senfgas seien schneller als geplant vernichtet worden, teilte US-Präsident Barack Obama mit. Er sprach von einem ‚wichtigen Meilenstein‘ bei den Bemühungen, das Chemiewaffenarsenal des syrischen Regimes vollständig zu zerstören.“ Das reportierte der SPIEGEL am 19.08.2014. Nachdem die USA über Monate mit syrischem Giftgasen gewedelt hatten, um einen militärischen Angriff auf Syrien psychologisch vorzubereiten. Doch nachdem US-Außenminister John Kerry in London erzählt hatte, Assad könnte einen Militär-Einsatz noch verhindern, wenn er binnen einer Woche seine chemischen Waffen der internationalen Gemeinschaft aushändigen würde, griff der kühle und bedachte Außenminister Russlands, Sergej Lawrow, ein: „Wir fordern die syrische Führung auf, die Chemiewaffen nicht nur unter internationale Kontrolle zu stellen, sondern auch später zu vernichten“, sagte Lawrow damals. Außerdem solle sich Syrien der Organisation über das Verbot dieser Waffen anschließen. Gesagt getan: Syrien Präsident Präsident Baschar al-Assad hat im Oktober 2013 mit der Weltgemeinschaft vereinbart, seine Chemiewaffen abzugeben und im Ausland vernichten zu lassen.

In Syrien droht der Frieden: Unter Führung Russlands wird verzweifelt über ein Ende des Kriegs konferiert. Das lässt die internationale Waffenindustrie nicht ruhen. Das bringt die imperialistische USA um den Schlaf. Und prompt, um einen Friedensprozess zu beenden, der kaum begonnen hat, taucht Giftgas auf: Die verlogene USA macht einfach dort weiter, wo die Regierung Obama aufgehört hat.

http://www.rationalgalerie.de/home/die-giftgas-usa.html

Tagesschau: „Auch (…) Tage nach dem mutmaßlichen Chemiewaffen-Angriff auf die syrische Stadt Chan Scheichun ist noch unklar, wer dahinter steckt.“

Was für ein menschenverachtender Giftgas-Angriff. Und was für eine Antwort: Die Rede ist vom amerikanischen Luftangriff gegen das Assad-Regime, den unser deutscher Außenminister eilfertig verteidigt.

Was für ein menschenverachtender Giftgas-Angriff. Und was für eine Antwort: Die Rede ist vom amerikanischen Luftangriff gegen das Assad-Regime, den unser deutscher Außenminister eilfertig verteidigt. Aber dazu gleich.

Trump also doch in Kontinuität zu George W. Bush und Obama?

Ja, man darf, man muss sogar misstrauisch sein, was tatsächlich hinter diesem Giftgasangriff und der US-amerikanischen Antwort steckt. Denn noch vor wenigen Tagen überraschte Nikki Haley, die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, die Welt mit der Mitteilung, man sei nicht mehr an einem Sturz Assads interessiert.

„Die USA sehen den Rückzug des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad von der Macht nicht mehr als vordringliches Ziel an. Die neue US-Regierung setzte andere Prioritäten und konzentriere sich nicht länger darauf, Assad loszuwerden.“

Alles nur zum Schein? Denn das war das genaue Gegenteil der Politik Obamas, der immer drauf bestand, dass es für ihn keine Lösung des Konfliktes mit einem Machthaber Assads geben wird. Haley ging sogar noch weiter, es klang wie ein offensichtlich klares Signal an Assad.:

„Unsere Priorität besteht darin, uns genau anzuschauen, wie wir Dinge geschafft bekommen, mit wem wir zusammenarbeiten müssen, um den Menschen in Syrien wirklich helfen zu können.“

Nun wissen wir spätestens seit Ex-Außenminister Colin Powells „Schandfleck meiner Karriere“, dass die Annahme von Massenvernichtungswaffen das Mittel der Wahl sind, außenpolitische, wirtschaftliche, sowie strategische Ziele auf Kosten von über einer Million ermordeter Menschen auf Basis einer Lüge durchzusetzen. Ein Schandfleck getränkt mit dem Blut auch von Zivilisten, von unschuldigen Frauen und Kindern.

Wir erinnern uns mit Grauen an diese dunklen Jahre der US-Militärschläge. Nein, Trump ist hier bisher nicht aufgefallen als das, was die Welt in ihm sehen will: einen Zerstörer westlicher Werte. Das hatte vor ihm längst George W. Bush mit aller Gewalt, die ihm militärisch zur Verfügung stand, erledigt.

Dass zwischen George W. Bush und Trump ein Obama zwei Amtszeiten überstanden hat, ist sogar irrelevant für die mörderischen Implantierungsversuche einer neuen Weltordnung durch George W. Bush. Und wir dürfen, nein, wir müssen sogar nach Powells Massenvernichtungswaffen-Lüge zu Recht misstrauisch sein, was die Schuldigen dieses Giftgas-Angriffs angeht, bevor der Fall nicht eindeutig geklärt werden konnte.

Halten wir fest (Tagesschau): „Auch (…) Tage nach dem mutmaßlichen Chemiewaffen-Angriff auf die syrische Stadt Chan Scheichun ist noch unklar, wer dahinter steckt.“

Erwartet er einen Kampf der Kulturen?

Es geht hier

nicht

darum, Assad freizusprechen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er oder einer seiner Unterbefehlshaber verantwortlich ist, ist hoch. Aber dann bliebe noch die Frage, auf welchen Befehl hin gehandelt wurde. Wer die Hintermänner sind. Assad dürfte daran jedenfalls kein Interesse gehabt haben. Militärisch war dieser Giftgas-Angiff als solcher völlig bedeutungslos. Auch als Abschreckung oder Drohung taugte er nicht. Und muss nun ausgerechnet der türkische Justizminister Bekir Bozdağ im Verbund mit der WHO als Kronzeuge für die Schuldzuweisung Richtung Damaskus herhalten? Was für ein Licht wirft das auf die WHO?

Der syrische Außenminister Walid al-Muallim jedenfalls bestreitet die Vorwürfe: „Ich betone, dass wir diese Art von Waffen nicht eingesetzt haben und nicht einsetzen werden, weder gegen Zivilisten noch gegen Terroristen.“ Eine internationale Untersuchung sieht er mit Skepsis. Frühere Erfahrungen in dieser Richtung seien „nicht ermutigend“ gewesen. Und was sagt nun Sigmar Gabriel?

„Es war kaum erträglich mit ansehen zu müssen, dass der Weltsicherheitsrat nicht in der Lage war, klar und eindeutig auf den barbarischen Einsatz chemischer Waffen gegen unschuldige Menschen in Syrien zu reagieren. Dass die Vereinigten Staaten jetzt mit einem Angriff gegen die militärischen Strukturen des Assad-Regimes reagiert haben, von denen dieses grausame Kriegsverbrechen ausging, ist nachvollziehbar.“

Was für eine Form von Amnesie ist das eigentlich für einen zum Außenminister umgemodelten Ex-Wirtschaftsminister, ausgerechnet dem Weltsicherheitsrat Handlungsunfähigkeit vorzuwerfen? Nicht vergessen: Unter deutscher Präsidentschaft kam Anfang 2003 eben dieser Weltsicherheitrat zusammen und ein Joschka Fischer, der die Sitzung leitete, erteilte seinem amerikanischen Amtskollegen Colin Powell das Wort.

Ein Joschka Fischer, der später – wieder in Deutschland – wehleidig und vor Erregung bebend klagte: „Excuse me, I am not convinced.“

https://www.tichyseinblick.de/meinungen/wie-sagte-joschka-fischer-excuse-me-i-am-not-convinced/

Krieg in Deutschland: Der Kampf um die Definitionsgewalt

sciencefiles.org

Krieg in Deutschland: Der Kampf um die Definitionsgewalt

Über Michael Klein… concerned with and about science

März 17, 2017

Es herrscht Krieg in Deutschland – Krieg in Worten, noch nicht in Taten. Ziel des Wortkriegs ist es, die Gegner mundtot zu machen. Ziel des Wortkrieges ist es auch, die Definitionsgewalt über die Wirklichkeit zu erreichen. Denn: Diskutiert wird in Deutschland schon lange nicht mehr darüber, was ist, sondern darüber, wie es erscheinen soll.

In diesem Sinne wurde mit den Gender Studies ein Projekt, das sich gegensätzlicher von Wissenschaft nicht mehr unterscheiden könnte, zu Wissenschaft erklärt, Vorteile von Frauen werden regelmäßig als Nachteilen gedeutet (z.B. der Vorteil Kinder für Arbeit zu substituieren). Weil das nicht reicht, werden Nachteile erfunden, wie z.B. das Gender Pay Gap, die Gesellschaft wird in Gute und in Böse geteilt, die Bösen finden sich ausschließlich rechts und sind gewalttätig, die Gewalttäter auf der linken Seite werden entsprechend zu Aktivisten erklärt. Politiker, die von einer Mehrheit gewählt werden, werden als Populisten bezeichnet, dann, wenn sie nicht dem Establishment angehören, gehören sie ihm an, dann sind sie strahlende Wahlsieger. Verluste bei Wahlen werden zu Siegen umgedeutet, ehemalige Stasi-Mitarbeiter werden zu Freiheitskämpfern und Streitern für die Toleranz, Gewalt zum legitimen Mittel, die eigene, natürlich richtige Meinung durchzusetzen, erklärt und vieles mehr.

Deutschland 2017 ist eine postfaktische Gesellschaft, in der ein Teil der Medienschaffenden gemeinsam mit einem Teil des politischen Establishments versucht, die Bevölkerung um Wahrnehmung und Verstand zu reden. Die Mittel, die dabei zum Einsatz kommen, sind immer dieselben: Die Realität wird verdreht und fast schon kunstvoll zu einem Gewirr aus Lügen und falschen Behauptungen verwoben.

Die Wahlen in den Niederlanden sind ein Beispiel dafür.
Geert Wilders, der Chef der PVV wurde sorgfältig zur rechtspopulistischen Gefahr, wenn nicht rechtsextremen Gefahr für die Demokratie aufgebaut, dessen Wahlsieg´ den nächsten Untergang des Abendlands einläuten würde, ähnlich dem BREXIT und dem Wahlsieg von Donald Trump.

Dutch_election_results_1918-2012

Die heraufbeschworene Gefahr einer Machtübernahme von Wilders im Vielparteiensystem der Niederlande, ist natürlich eine rhetorische Finte, denn in den Niederlanden hat noch nie eine Partei alleine regiert. Koalitionsregierungen sind Normalität. Ausgerechnet Wilders und seine PVV sollte das ändern, von einem Ausgangsniveau von 10,1% bei den Wahlen 2012. Gelänge ihm das, es wäre ein wahres Husarenstück, eine Verfünfachung des Stimmenanteils, ein Zugewinn von 40% an Wählerstimmen, es wäre ein Ereignis ohne Parallele in der Geschichte politischer Systeme.

Kurz: Die Gefahr, dass Geert Wilders zum Alleinherrscher wird und tun und lassen kann, was er will, sie war nie vorhanden. Sie wurde von Politikern und ihren Helfershelfern in den Medien inszeniert.

Strohmanntechnik, nennt man diese Form der Manipulation, bei der ein Strohmann aufgebaut wird, um ihn anschließend zu verbrennen.

Und Wilders wurde nun feierlich verbrannt. Er hat die Wahl verloren, obwohl die PVV 3% dazu gewonnen hat. Er hat sie verloren, weil er die Ziele, die für ihn gesteckt wurden, die unrealistischen Ziele, die er nie erreichen konnte, auch nicht erreicht hat. So einfach ist es, Wahlergebnisse umzudeuten und dabei zu unterschlagen, dass es in den Niederlanden ein historisches Beben gegeben hat: Das Pendant zur SPD, die Niederländische Arbeitspartei, sie wurde so gut wie ausgelöscht. Der Juniorpartner in der letzten Regierung ist von 24,8% der Stimmen auf 5,7% reduziert worden. Für Sozialdemokraten gibt es in den Niederlanden keinen Bedarf mehr. Auch die Partei von Regierungschef Mark Rutte musste Federn lassen. Ihr Anteil ist von 26,5% auf 21,3% zurückgegangen. Die Regierungsbildung im neuen Parlament der 11 Fraktionen, sie wird nicht einfach.

Und doch ist die Niederlage der beiden Regierungsparteien, die ein Minus von 24,3% zu verzeichnen haben, zu einem Sieg für die Demokratie umgedeutet worden. Es geht eben nicht um die Wirklichkeit, sondern um die Deutung der Wirklichkeit. Einer, der sich um die Missdeutung der Wirklichkeit sehr verdient macht, ist Ralf Stegner, der Vize-Vorsitzende der SPD. Er ist ein Lehrling der Verdrehung: In einem Zugewinn von 3% sieht er Anzeichen dafür, dass den „Rechtspopulisten die Luft ausgeht“. Das Wahlergebnis ist für Stegner, der bewandert ist in der Sprache des Krieges und des Kampfes, den er wohl notfalls auch mit Waffengewalt führen würde, „ein Signal, dass sich die demokratischen Kräfte gegen den Feind von rechts mobilisieren“. Josef Goebbels hätte das vermutlich nicht viel anders formuliert.“

Offensichtlich glaubt Stegner, mit seinen Verdrehungen einen Blumentopf außerhalb der ideologischen Blase zu gewinnen, in der er sich aufhält. So sicher ist er sich seiner Sache, dass er nicht einmal darauf achtet, sich nicht innerhalb von wenigen Sätzen kategorisch zu widersprechen.

So macht er die Wahl in den Niederlanden zum universellen Wahlakt gegen die rechtspopulistische Weltverschwörung, eine Wahl, die zeige, dass Trump der Höhepunkt eines rechtspopulistischen Höhenfluges gewesen sei, der nun durch die Generalmobilmachung der „demokratischen Kräfte“ zurückgeschlagen werden konnte.

Doch universell ist ihm die Holland-Wahl nur da, wo es ihm in den Kampfplan passt. Dass die Sozialdemokraten in den Niederlanden von der politischen Bühne verschwunden sind, das ist kein universelles Phänomen, obwohl es sich in Großbritannien und Frankreich in ähnlicher Weise beobachten lässt. Nein, die Konsequenz aus den eigenen Prämissen verweigert der Verdrehungs-Lehrling dann, wenn es an die eigene Kappe geht. Natürlich ist die SPD in Deutschland nicht vom europaweiten Abwärtstrend der Sozialisten betroffen. Die SPD habe „eine Vitaminspritze“ bekommen, so Stegner.

Er meint damit Martin Schulz, bei dem sich jedoch die Frage stellt, ob er nicht eine Überdosis an Vitamin für die alte SPD ist, die dadurch künstlich am Leben erhalten wird. Ein Zuviel an Vitaminen führt bekanntlich zu Durchfall, Erbrechen und letztlich dem Tod … dass manche SPD-Politiker bereits an sprachlichem Durchfall leiden und sich des Öfteren verbal erbrechen, kann man nicht leugnen.

Vorhersagbarkeit von Medienkommentaren mit algorithmischer Präzision

achgut.com

Vorhersagbarkeit mit algorithmischer Präzision

Angenommen, in diesem Moment liefe eine Eilmeldung über die Schirme, ein „Mann“ habe wahllos Menschen massakriert, in Berlin, Paris, Brüssel oder sonst wo. Angenommen weiter, es stellte sich rasch heraus, dass dieser Mann nicht Heinz Müller oder Francois Dupont heißt – was, glauben Sie, würde zu dem Fall beinahe ebenso schnell gemeldet? Das lässt sich mit algorithmischer Präzision vorhersagen. Gibt man in den einschlägigen Blättern oben die Meldung von einem Attentat in X, Y, oder Z ein, purzeln unten die Textbausteine aus den Meinungsautomaten.

Der Täter ist ein Einzeltäter. Hatte schon lange psychische Probleme. Als chronischer Straftäter bekannt, weil er, nostra culpa, in Europa nie wirklich integriert wurde. Aber erst im Gefängnis selbstradikalisierte er sich! Und dass er irgendwas mit Allah und Dschihad gerufen hat, Kontakte zu Terrornetzen gehabt haben soll? Unmöglich, sagt sein Vater, er trank ja Alkohol.

Und die allfälligen Kommentare zu der betrüblichen Tat? Noch in der Nacht, spätestens am nächsten Morgen flutschen die  Phrasen aus dem Stehsatz direktemang in die Leitartikel der Qualitätspostillen:

Jetzt bloß nicht alle Muslime unter Generalverdacht stellen! (hier) Ruhe bewahren! Keine Angst! (hier). Nur keinen Hass! (hier). Schärfere Gesetze bringen nichts! (hier) Sind nicht auch wir schuld an den Verzweiflungstaten chancenloser Einwanderer? Und spielen dabei nicht auch die Verbrechen der Kolonialzeit eine Rolle? (hier) Nur nicht in die Falle tappen, welche die Terroristen uns mit jedem Anschlag stellen! Denn genau das ist es ja, was die wollen: dass wir unsere freiheitlichen Werte aufgeben! (hier)

Sorry, geschätzte Programmierer, das mit dem Roboterjournalismus ist zwar eine hübsche Idee. Aber im Schriftleitermilljöh längst Realität. Ganz ohne Algorithmen.

Roboterjournalismus? Brauchen wir nicht, haben wir schon

Nein, ein „Roboterjournalist“ ist keiner dieser mies bezahlten Texteschrubber von Nachrichtenportalattrappen à la „focus.de“, „N24“ oder „t-online.de“, die Agenturmeldungen ausflöhen und zu vorgeblich eigenen Stücken verwursten. Vielmehr handelt es sich beim automatischen Schreiberling um ein noch nicht ganz ausgereiftes IT-Projekt zur Anhäufung medialer Müllhalden ohne viel menschliches Zutun. Irgendwas mit Algorithmen, Datenbanken und –kolonnen (Siehe hier).

Programmentwickler werkeln fleißig an virtuellen Robotniks, die dereinst viele leibhaftige Journos ersetzen sollen. Die finanziellen Vorteile für Inhaber von Content-Schleudern – formerly known as Pressehäuser – klingen in der Tat verführerisch.Nun hat sich der Hamburger Journalistik-Professor Thomas Hestermann in einem Interview  zu den Einsatzmöglichkeiten des algorithmisierten Journalismus geäußert. Welcher weitgehend aus kombinierten Textversatzstücken besteht, ähnlich den Ansagen der fabelhaften Anna vom Tom Tom-Navi.

Hestermann: „Soweit Journalismus in sehr engen Routinen und Textformen arbeitet, können Maschinen heute schon genauso gut und in Zukunft wahrscheinlich besser, schneller und ausdauernder als wir Menschen arbeiten.“ Realistisch sei das aber vorerst – so des Profs gute Nachricht für die derzeit noch in Lohn und Brot stehenden Medienschaffenden – nur für bestimmte Bereiche. Etwa bei Wetter-, Bilanz- oder Sportberichten. Hestermann glaubt: „Guten, phantasievollen Journalismus wird auch in 50 Jahren kein Roboter produzieren.“

Mag sein. Andererseits: Mischt nicht Mr. Robot im redaktionellen Geschehen schon kräftig mit? So jedenfalls kommt es dem lesenden Mittelständler bei vielen Blättern vor. Besonders anlässlich gewisser, sich in immer kürzeren Abständen repetierender, Tatbestände.

Vorhersagbarkeit mit algorithmischer Präzision

Angenommen, in diesem Moment liefe eine Eilmeldung über die Schirme, ein „Mann“ habe wahllos Menschen massakriert, in Berlin, Paris, Brüssel oder sonst wo. Angenommen weiter, es stellte sich rasch heraus, dass dieser Mann nicht Heinz Müller oder Francois Dupont heißt – was, glauben Sie, würde zu dem Fall beinahe ebenso schnell gemeldet? Das lässt sich mit algorithmischer Präzision vorhersagen. Gibt man in den einschlägigen Blättern oben die Meldung von einem Attentat in X, Y, oder Z ein, purzeln unten die Textbausteine aus den Meinungsautomaten.

Der Täter ist ein Einzeltäter. Hatte schon lange psychische Probleme. Als chronischer Straftäter bekannt, weil er, nostra culpa, in Europa nie wirklich integriert wurde. Aber erst im Gefängnis selbstradikalisierte er sich! Und dass er irgendwas mit Allah und Dschihad gerufen hat, Kontakte zu Terrornetzen gehabt haben soll? Unmöglich, sagt sein Vater, er trank ja Alkohol.

Und die allfälligen Kommentare zu der betrüblichen Tat? Noch in der Nacht, spätestens am nächsten Morgen flutschen die  Phrasen aus dem Stehsatz direktemang in die Leitartikel der Qualitätspostillen:

Jetzt bloß nicht alle Muslime unter Generalverdacht stellen! (hier) Ruhe bewahren! Keine Angst! (hier). Nur keinen Hass! (hier). Schärfere Gesetze bringen nichts! (hier) Sind nicht auch wir schuld an den Verzweiflungstaten chancenloser Einwanderer? Und spielen dabei nicht auch die Verbrechen der Kolonialzeit eine Rolle? (hier) Nur nicht in die Falle tappen, welche die Terroristen uns mit jedem Anschlag stellen! Denn genau das ist es ja, was die wollen: dass wir unsere freiheitlichen Werte aufgeben! (hier)

Sorry, geschätzte Programmierer, das mit dem Roboterjournalismus ist zwar eine hübsche Idee. Aber im Schriftleitermilljöh längst Realität. Ganz ohne Algorithmen.

Update des Autors: Dieser Beitrag wurde kurz vor dem Anschlag in London geschrieben. Das „Heute Journal“ des ZDF widmete dem leidigen Vorfall in der britischen Hauptstadt am späten Abend des Tattages (22. März 2017) ein paar Minuten. Aufgeschnappt habe ich in der Sendung vier Mal (könnten auch fünf oder sechs Mal gewesen sein) den Begriff „Einzeltäter“. Schauen wir mal, was die deutsche Medienlandschaft ab dem 23. März an vereinzelten Täterschaften noch so alles aufzubieten hat.

Jedes Argument, das nicht vom Mainstream abgedeckt sei, werde nur noch von der medialen Hysteriemaschine mit Hass beantwortet.

Journalisten treiben die Politik vor sich her, sagt Medienwissenschaftler Norbert Bolz. Ihre Hysteriemaschine dreht Trump, Merkel und Schulz durch den Wolf und produziere eine Pseudowirklichkeit. Das Video zum Text im neuen Heft von Tichys Einblick.

Journalisten treiben die Politik vor sich her, sagt Medienwissenschaftler Norbert Bolz. Ihre Hysteriemaschine dreht Trump, Merkel und Schulz durch den Wolf und produziere eine Pseudowirklichkeit.

„Medien kritisieren nicht mehr die Regierung, sondern ein Phantom“. Der Medienwissenschaftler Norbert Bolz über die deutschen „Gesinnungsjournalisten“, die jetzt einen Ersatzgegner gefunden haben – die zur Gefahr aufgeblasene „Rechte“. Jedes Argument, das nicht vom Mainstream abgedeckt sei, werde nur noch mit Hass beantwortet.

https://www.tichyseinblick.de/video/interview/norbert-bolz-interview-trump-merkel-schulz-hysteriemaschine/

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