Kategorie-Archiv: Verblödung

Das Dritte Reich und die DDR waren Wertegemeinschaften – wir sollen uns tunlichst davon fernhalten

Von Giuseppe Gracia. Politiker reden im Moment gern von „Wertegemeinschaft“ oder „Leitkultur“. Als wolle man uns in bewegten Zeiten mit harmonisierenden Werten und Ansichten beglücken. Was bedeutet der Versuch, politische Programme mit Verweis auf höhere Werte verbindlich ans Gewissen der Bürger zu binden und Alternativen als ethisch minderwertig abzukanzeln?

 

Von Giuseppe Gracia.

Im Klassiker „L’etranger“ von Albert Camus (1942) wird der Fremde, eine Figur von verstörender Ehrlichkeit, hingerichtet: letztlich nicht deshalb, weil er auf jemanden schiesst, sondern weil er an der Beerdigung seiner Mutter nicht weint und sich auch sonst weigert, mehrheitsfähige Gefühle und Ansichten an den Tag zu legen. Er verstösst gegen die moralische Konformität, das wird ihm zum Verhängnis.

Wie sieht es heute aus mit dem Zwang zur moralischen Konformität? Kürzlich sprach die Publizistin Cora Stephan hier von „Denkverboten statt Debatte„. Sie beschreibt das Phänomen einer sich verengenden Meinungsäusserungsfreiheit in Europa, bei Reizthemen wie Islam, Migrationspolitik oder Gender. Tatsächlich scheinen nicht wenige Leute das Gefühl zu haben, irgendwo da draussen gäbe es eine fürsorgliche Aufklärungs-Gendarmerie, die zwar nicht über totalitäre Strukturen verfügt, doch aber über eine massenmediale Schwarmintelligenz.  Was bedeutet das für unser Selbstverständnis als säkulare Gesellschaft? Säkularismus meint ja nicht nur die Trennung von Staat und Religion, von Gesetzgebung und persönlicher Weltanschauung. Sondern die Erkenntnis, dass eine liberale Gesellschaft allen Mitgliedern eine gedanklich-moralische Sphäre der Freiheit garantieren muss. Das geht nicht ohne Trennung von Macht und Moral.

Und dennoch reden Politiker im Moment gern von „Wertegemeinschaft“ oder „Leitkultur“. Als wolle man uns in bewegten Zeiten mit harmonisierenden Werten und Ansichten beglücken. Der Mitte-Links-Block tut dies gewöhnlich mit einem merkwürdig missionarischen Relativismus, der zwar nichts wissen will von einer zivilisatorischen Überlegenheit des Westens, aber trotzdem danach strebt, möglichst viele in diesen Westen hinein zu erziehen. Im bürgerlichen Mitte-Block dominiert ein geglätteter Pragmatismus zwecks Machterhalt, verkauft als angebliche Vernunft der Mehrheit. Während man im rechten Block von der Wiedergeburt einer patriotischen Gesinnungsgemeinschaft träumt – von einer Gemeinschaft, die auch als gedanklicher Grenzzaun gegen fremdländische Identitätsverwirrungen taugt.

Das Dritte Reich war eine Wertegemeinschaft – wir sollten uns davon fernhalten

Was ist davon zu halten? Was bedeutet der Versuch, politische Programme mit Verweis auf höhere Werte verbindlich ans Gewissen der Bürger zu binden und Alternativen als ethisch minderwertig abzukanzeln? Dazu der Philosoph Robert Spaemann 2001: „Es ist gefährlich, vom Staat als ‚Wertegemeinschaft‘ zu sprechen, denn die Tendenz besteht, das säkulare Prinzip zu Gunsten einer Diktatur der politischen Überzeugungen zu untergraben. Das Dritte Reich war eine Wertegemeinschaft. Die Werte – Nation, Rasse, Gesundheit – hatten dem Gesetz gegenüber immer den Vorrang. Das Europa von heute sollte sich von diesem gefährlichen Weg fernhalten.“

Und wie sieht es mit unseren Medien aus? Gewiss ist die Rede von der „Lügenpresse“ übertrieben und führt in den Nebel der Verschwörungstheorien. Trotzdem darf man feststellen, dass einige Medienschaffende, sei es beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder in der Presse, . Statt für Meinungsfreiheit kämpfen sie lieber gegen die „Hetze“ politischer Gegner. Statt einen Pluralismus der Anschauungen zuzulassen schüchtern sie lieber mit der Diskriminierungs-Keule ein – Seite an Seite mit Politikern und ausgewählten Sozialingenieuren. Das Ziel ist offenbar nicht mehr die Vermittlung umstrittener Sachverhalte, sondern die Formung eines moralisch erwünschten Volkskörpers.

Nur folgerichtig, wenn es dann zur journalistisch verpackten Propaganda für gesinnungsverwandte Regierungsprogramme kommt, wie eine aktuelle Studie der Hamburg Media School zeigt. Die Auswertung von 34 000 Pressebeiträgen zwischen 2009 und 2015 zum Thema Flüchtlinge ergab: 82 Prozent der Beiträge waren positiv, nur 6 Prozent hinterfragten kritisch die Flüchtlingspolitik der Regierung. Leider gibt es keinen Grund zur Annahme, dass eine solche Regierungsnähe nur in deutschen Medien oder nur beim Thema Migration vorkommt. So wenig wie die Verfolgung des sogennaten „Hate speech“ nur bei Facebook stattfindet.

Die Kirchen dienen sich dem Staat als Moralinspender an

Dazu erklärt die Amerikanische Anwaltskammer sinngemäss: Äussert sich jemand heutzutage über eine Gruppe von Menschen, die sich deswegen beleidigt fühlt, ist das bereits „Hate Speech“. Mit anderen Worten: es werden Gefühle und Anschauungen kriminalisiert und aus der Öffentlichkeit verbannt, mit Regierungsbeteiligung. Ein Beispiel aus Deutschland ist Bundesjustizminister Heiko Maas: dieser arbeitet seit 2015 mit Facebook und anderen Organisationen an „Vorschlägen für den nachhaltigen und effektiven Umgang mit Hasskriminalität“. Das geht in Richtung einer Mind Police, die ihre Einsatzwagen bestimmt nicht nur durch die sozialen Medien fahren lassen wird.

Dass diese Probleme zur Zeit durch einen anti-säkularen Islam verschärft werden, ist bekannt. Aber wie verhalten sich eigentlich die christlichen Kirchen? Im Moment empfehlen sie sich der Gesellschaft weniger durch den Anspruch, den geoffenbarten Willen Gottes kundzutun und die Auferstehung von den Toten zu bezeugen, als durch das Angebot, die Gesellschaft durch Wertevermittlung zu stabilisieren. Also auch hier eine Liebschaft zwischen Macht und Moral? Es sieht leider danach aus, wenn man sich dem Staat als zivilreligiöser Moralinspender anbietet.

Und dann gibt es ja auch bei den Christen das Lager der Fundamentalisten, die den Säkularismus überhaupt ablehnen und die Moderne dämonisieren. Das ist eine tragische Entwicklung. Nicht nur deshalb, weil damit der freiheitliche Staat ohne genuin christliche Verteidigung bleibt. Sondern auch deshalb, weil Jesus selbst die Unterscheidung zwischen Gott und Kaiser gemacht hat, zwischen weltlicher Macht und persönlicher Weltanschauung.

Christen, die das ernst nehmen, könnten für die Verteidigung des Rechtsstaates heute sehr wertvoll sein. Sie müssen den Säkularismus nicht als Gegensatz zum Christentum oder als Feind des Glaubens sehen, sondern als Kind aus der gleichen Familie. Dazu erklärt der Oxford-Professor Larry Siedentop im Buch „Die Erfindung des Individuums„, wie das christliche Denken den Weg zum Liberalismus nicht nur geebnet, sondern überhaupt erst ermöglicht hat und warum der Säkularismus aufgrund seiner religiösen Wurzeln gerade von Christen verteidigt werden sollte.

Ein Stein, den wir im Einsatz für die Freiheit immer wieder hochrollen müssen

So scheint die Trennung zwischen Macht und Moral immer weniger Verbündete zu finden. Sei es aufgrund eines Staates, der sich als Wertegemeinschaft versteht, oder aufgrund der Volkstherapeutik einer humanistisch erleuchteten Elite. Aber vielleicht gehört es gerade zum Wesen der individuellen Freiheit, dass ihre Verteidgung so anspruchsvoll ist. Denn der Einsatz für diese Freiheit schliesst stets die Freiheit dessen mitein, der mir Widerstand leistet, der mich ärgert und abstösst. Das bedeutet laufende Toleranzzumutungen und eine Pflicht zur Selbstdisziplinierung.

Natürlich darf man sich in einer Demokratie wünschen, dass die Mehrheit der Menschen, die zum Gesetzesgehorsam verpflichtet sind, die Wertintuitionen teilen, die den Gesetzen zugrunde liegen. Sonst haben auf die Dauer die Gesetze selber keinen Bestand. Aber diese Intuitionen zu teilen, kann nicht selbst wiederum erzwungen oder zur Bürgerpflicht erhoben werden. Denn das wäre ein Verrat an der Freiheit, die es ja gerade zu verteidigen gilt. Eine Verteidigung, die ohne Generallösungen auskommen muss und nie aufhört.

Das bringt uns zu Albert Camus zurück. Im „Mythos von Sysiphos“ (1942) beschreibt er, wie Sysiphos von den Göttern dazu verdammt wurde, auf dem Rücken eines unbesiegbaren Berges auf Ewig einen Stein hochzurollen, nur um ihn jedes Mal wieder hinabrollen zu sehen. Camus sieht darin ein Sinnbild der Existenz: den ebenso absurden wie grossen Kampf um die Freiheit. Camus schlägt vor, dass wir uns Sysiphos als glücklichen Menschen vorstellen, weil er trotz seiner Lage nicht aufgibt und dadurch grösser wird als sein Schicksal. Eine bis heute treffende Parabel. Zumindest dann, wenn wir uns vorstellen, dass unser aktuelles Ringen um die Trennung von Macht und Moral sich so anfühlt wie dieser Stein, den wir im Einsatz für die Freiheit immer wieder hochrollen müssen, auf den Berg menschlicher Schwächen und Bedrohungen.

Giuseppe Gracia ist freier Autor und Infobeauftrager des Bistums Chur

Siehe auch:

Dieses unser Land gehört wieder einmal selbsternannten Eliten, diesmal den neuen Moralisten.

https://psychosputnik.wordpress.com/2016/07/18/dieses-unser-land-gehoert-wieder-einmal-selbsternannten-eliten-diesmal-den-neuen-moralisten/

und

Psychokratie – eine neue Nomenklatura in Deutschland

https://psychosputnik.wordpress.com/2015/06/13/psychokratie-eine-neue-nomenklatura-in-deutschland/

Die Verblödung der “Eliten”

Schauen Sie mal bei Wikipedia vorbei: Je politischer das Thema wird, desto ideologisch verfärbter sind die Beiträge, zumindest allzu oft. Und diese ideologische Verfärbung betrifft auch Wikipedia-Artikel über Personen, die eine vom Mainstream abweichende Meinung vertreten oder als Solche gemeinhin gehandelt werden. Eine quellenkritische Lektüre ist also auch bei dem angeblich demokratischsten Lexikon unbedingt angesagt und das wird auch durch das störrische und rechthaberische und politisch motivierte Versagen der Wikipedia-Elite in Gestalt der dortigen „Moderatoren“, die im Hintergrund werkeln, oft genug verstärkt.

Ach ja, die „Eliten“: Bundespräsident Gauck glaubte unlängst, wie an dieser Stelle schon beschrieben, sich mit der abwegigen Feststellung hervortun zu sollen, dass nicht die europäischen „Eliten“ das Problem wären, sondern die europäischen „Bevölkerungen“. Ob „Bevölkerungen“ legitimer Weise als „Problem“ bezeichnet werden dürfen, soll an dieser Stelle, mit einem starken Zweifel versehen, so stehen bleiben. Die Menschheitsgeschichte ist allerdings nicht voll von Problem-Bevölkerungen, sondern von Problem-Eliten.

So richtig edle, göttliche, der reinen Menschlichkeit verpflichtete und dem Wohle des Volkes und jedes einzelnen Menschen sich verpflichtet fühlende und entsprechend handelnde Eliten hat es wahrscheinlich noch nie gegeben. Die Eliten waren immer das Problem, Herr Bundespräsident! Mal mehr, mal weniger. Die psychosoziale Struktur des Menschen führt quasi naturgesetzlich zur Bildung von Eliten, die keineswegs immer aus den fähigsten und besten Menschen bestehen. Jedoch sind Eliten zur Organisation der Gesellschaften, die dort entstehen, wo Menschen sind, unerlässlich.

Es ist mir nicht bekannt, ob Gauck eine andere, eine bessere Bevölkerung haben will. Hätte er einen solchen Traum, wäre er mindestens ungeeignet für sein Amt. Aber der Elitenmensch Gauck würde auch sein Eliten-Sein verlieren, wenn es seine Bevölkerung nicht mehr gäbe. Eine andere Bevölkerung herbei zu reden wiederum, ist dann doch etwas arg irreal, surreal. Was sich Elite-Gauck da geleistet hat, ist allerdings symptomatisch für einen neuen Trend. Gerade in massenmedial verfassten Demokratien sind es die Trends, die die Gesellschaften durchschütteln. Dann reden alle Eliten und deren profilsüchtige Mitläufer nur noch von dem einen Thema, geradeso als wenn es nichts Anderes gäbe.

Die Problem-Eliten und die Trends

Der Trend andere Menschen als „Antisemiten“ öffentlich zu „killen“, also zu denunzieren, in dem Wortverständnis von antijüdisch – man denke an den Fall Möllemann von 2002 – ist vorbei. Die früher noch tabuisierte Israelkritik ist en vogue, ist politisch korrekt. In der muslimischen Welt ist Israel ohnehin eher weniger beliebt. Der Antisemitismusvorwurf ist kein großer Schlachtruf mehr und dies erst recht nicht, seitdem der linke Antisemitismus zu einer schizophrenen gedanklichen Aufspaltung in der Gesellschaft geführt hat. Antisemitismus zieht nur noch dort, wo eigentlich Anti-Arabismus gemeint ist. Gedanklich geht bei den Kampfbegriffen der Eliten alles durcheinander, aber wie man sieht, es geht. Es geht nicht gut, es geht schlecht. Aber keiner merkt‘s.

Auch das große politische Argument „Rechts“ hat entgegen allem Anschein an Bedeutung verloren. Der allgegenwärtige „Kampf gegen Rechts“, also der Kampf der Eliten und ihrer Mitläufer und Profiteure gegen alles, was sich nicht geschmeidig bei den Eliten ranschmeißt, könnte das Mißverständnis beflügeln, als würde ein irgendwie staatsgefährdendes „Rechts“ tatsächlich eine Rolle spielen. Tatsächlich sind viele Menschen, die heute als rechts pauschal bezeichnet werden, profilierte Alt-Linke. Links ist zwar immer noch auf eine sehr dumpfe Art das Licht und die Moral. Aber das linke, das soziale Moment ist mit dem unerkannten Untergang der alten SPD verschwunden.

Die SPD ist von der popkommunistischen Westlinken mit Hilfe der Jusos, der RAF und den radikalisierten verbeamteten Mitläufergenerationen, die den langen Marsch durch die Institutionen erfolgreich absolviert haben, zu einer unsozialen, nörgeligen Besserwisserveranstaltung geworden. Die SPD kann keine Volkspartei mehr sein, weil sie den gesellschaftlichen Schizophrenien zwischen dumpfem Links und dumpfem Rechts nur noch, diese Schizophrenien aufrechterhaltend, hinterherläuft: In den meisten Köpfen der SPD-Wähler ringen zwei Seelen, die heute links oder rechts genannt werden, in derselben Brust miteinander, was zu einer großen Orientierungslosigkeit und einem großen Mangel an Reflektion führt. Die alte Schizophrenie, links reden und rechts leben, ist ja inzwischen seit langem etabliert. Aber es geht um eine neue Form der widerstreitenden Gefühle.

Viele SPD-Wähler und Mitglieder fühlen sich durch die Masseneinwanderung und den Umgang der Regierung damit abgestoßen, sie fühlen sich von der Bildungspolitik der Grünen und der SPD überrumpelt und sie fühlen sich von einer übermächtigen Lagerbindung in einen Zustand des freiwilligen Genötigtseins, alles gut zu finden, was die Regierung macht, überfordert. Die Menschen, viele SPD-Wähler, die sich über Jahrzehnte und ganze Generationen hinweg im linken, im sozialdemokratischen Lager verankert fühlten, haben heute Angst wegen ihrer eigenen Gedanken als rechts zu gelten. Das ist kein Zustand auf den die SPD stolz sein könnte.

Grüne Ideologie gibt immer noch den Takt vor

Die Grünen sind die neuen Spießer. Und die Grünen sind eben auch sehr dumpfe Spießer mit dumpfem Herzen und einem sehr dumpfen Intellekt, der allerdings – und das ist die eigentliche Krux der Gesellschaft – die herrschende Denkströmung fest im Würgegriff hat. Grüne Ideologie gibt immer noch den Takt vor. Natürlich sind die Funktionäre der muslimischen Verbände, die nicht repräsentativ für die in Deutschland lebenden Muslime sind, daran interessiert, aber sie sind nicht die Erfinder des Gesellschaftsspiels der Islamophobie – das Wort ist sehr viel älter als die Grünen.

Allerdings sind die (früheren)Basis-„Demokraten“ mit der grünen Farbe, die sich auch mit allerlei Gewalt, Raubrittern nicht unähnlich, an die Macht im Staate gebracht und längst einen Feudalisierungsprozess durchgemacht haben, diejenigen, die mit den Worthülsen Xenophobie, Islamophobie o. Ä. die gesellschaftlichen Denk- und Empfindungsprozesse kanalisiert haben. Aufsattelnd auf die Homophobie, die in der Hackordnung des Antidiskriminierungsgesetzes nach unten gerutscht ist, haben es die Grünen mit den Phobien. Und als Trendsetter reißen sie die Gesellschaft mit. Im Bundestag sind die Grünen zwar nur eine 9-13 %-Partei, aber Frösche sind auch klein und haben dennoch ein großes Mundwerk. Allerdings beherrschen die Grünen die Kultur und noch viel mehr die Subkulturen. Die außerordentlich mächtigen LSBTTI-Lobbys. (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle, Intersexuelle), die Lobbys der Windmöller und Photovoltaikanbieter und viele andere sind fest in grüner Hand. Und auch die öffentlichen Töpfe, aus denen nicht zuletzt die Privatarmee der Antifa, aber eben auch alle möglichen Forscher und NGOs finanziell bedient werden, sind in grün-roter Hand.

Selbst das immer bedeutender werdende Stiftungswesen, also letzten Endes Geldgebilde mehr oder minder betuchter Kapitalisten, werden regelmäßig grün-rot gemanagt. Wer will schon eine Stiftung ins Leben rufen, die sich mit linker Gewalt in der Bundesrepublik beschäftigt? Oder eine Stiftung, die sich mit der Frage beschäftigt, ob der Bundesjustizminister für seinen Kampf gegen das Böse und für das Gute, das er beides nicht so recht zu definieren vermag, überhaupt zuständig ist.
Dagegen gilt: Warum der weiße Mann seine Frau schlägt und unterdrückt, seine Kinder mißbraucht und über die Kleinfamilie die Gesellschaft und die ganze Welt unterdrückt und phob ist, das ist natürlich viele Stiftungen und Projekte wert. Auch der Rassismus oder sollte man sagen, der Antirassismus, um einen immer noch aktuellen anderen Modetrend zu benennen, ist natürlich eine Erfindung des weißen Mannes, des alten weißen Mannes. Allerdings auch der junge weiße Mann wird ein alter weißer Mann werden.

Eliten sind die greisen Pennäler, die in den Medien den Ton angeben und es sich auf dem Stuhl der Fingerzeiger bequem gemacht haben. Und Eliten sind auch ihre entsprechenden Counterparts in der Politik, in der Kultur, in der Wissenschaft usw., die dort an den Schalthebeln sitzen.

Die Eliten saßen bis vor kurzem, mindestens gefühlt, fest im Sattel und hatten es sich in ihren Erbhöfen bequem breitgemacht. Der Vor-und Einflüsterer, der westlinken Ideologen und damit auch der heutigen grünen Ideologen, war zweifelsfrei der Völkermörder Mao Tse Tung. Diese Tatsache sollte in deutschen Schulen von Klasse 1 bis Klasse 12 mindestens an jedem Monatsanfang einmal im Chor aufgesagt werden, solange bis die Relativierungs- und Geschichtsfälschungs-Mechanismen der herrschenden ideologischen Klassen, also der Eliten, noch in Funktion sind. Und solange, wie die hässliche Fratze der westlinken Ideologien, die all zu viele Mitläuferköpfe beherrschen, ohne dass diese Mitläuferköpfe zu einer Reflektion dieser Tatsache in der Lage wären, nicht heruntergerissen ist, bräuchten sich die aktuell herrschenden Eliten eigentlich nicht die geringsten Sorgen zu machen. Die Gauckschen Eliten sind aber besorgt, sie sind sogar hysterisch besorgt.

 

Die europäischen Eliten sind hysterisch besorgt um ihre Macht

Die Gauckschen Eliten sind besorgt. Sie sind hysterisch besorgt und ihre Macht und um ihre fixen Ideen, ganz ähnlich wie die Queen, die in ihrer gefühlt hundertjährigen Regentschaft ein Vakuum auf dem Platz, den sie besetzt, erzeugt hat. Ein unerkanntes oder höchst bewusst übersehenes Vakuum, das die unkaputtbare englische Gesellschaft gefährlich zerbröselt und gespalten hat. Jetzt ist die alte Dame aufgescheucht und will ihr royales Empire nicht hergeben. Ähnlich wie diese Queen jetzt nach dem Brexitvotum ihrer Untertanen schnell die Schotten, die nach Europa abhauen könnten – mehr um endlich England los zu werden, als weil sie nach Europa wollen – versucht in ihrem Reich zu halten, wollen die aufgeschreckten europäischen Eliten angesichts von denkbaren Austrittsszenarien in Österreich, Ungarn, aber auch anderen Ländern, die „Bevölkerungen“ auf ihren Kurs zwingen.
Sie forcieren derzeit, wie der schon erwähnte Bundespräsident Gauck nicht mehr nur den Kampf der guten (linken) Mehrheit gegen die kleine rechte Minderheit, die stündlich groß und gigantisch geredet wird und nach dem Gerede von der permanent „wachsenden rechten Gefahr“ längst 40-50% der Bevölkerung ausmachen müsste, sondern sie gehen parallel und zunehmend dazu über, die demokratischen Rechte des Volkes, die allerdings in der deutschen Verfassung betonfest geschrieben sind, in Frage zu stellen.

Der neueste Trend, der vor rund fünf Jahren begann und im Wesentlichen von den Grünen erfunden wurde, heißt: Der Souverän des Grundgesetzes, das Volk, wird abgeschafft (nicht physisch glücklicherweise). Der Souverän des Grundgesetzes wird durch einen neuen Typus ersetzt, nämlich durch die Eliten, durch die Elitensouveränität. Der luzide, aber gewiss nicht der allerhellste Daniel Cohn-Bendit mit dem ausgeprägten Gespür für erfolgreiche Provokation und einem guten Selbstinszenierungstalent, fing 2010 plötzlich ganz antigrün davon zu reden, dass die Menschen über Projekte wie Stuttgart 21 abstimmen sollten und dürften, dass sie aber unter keinen Umständen über den Euro, Europa und die Einwanderung mit zu entscheiden hätten. Das sei zum Guten der Bevölkerung so zu handhaben, weil diese nichts von der Einwanderungspolitik oder vom Euro verstünde.

Keine Volkssouveränität mehr, sondern Elitensouveränität?

Die Eliten attestieren sich neuerdings brutal offen Kompetenz, schier maßlose Kompetenz. Sie attestieren sich Durchblick, Vernunft und das absolute Wissen von dem, was für den Erdball und die Menschheit das Beste ist. Dieses neue Bauchgefühl der Eliten, die die Bevölkerung nicht einmal aufzuklären in der Lage sind, was sie selber unter dem Begriff Elite verstehen, ist zur größten Gefahr für die Demokratie in Deutschland, in Europa und im Westen allgemein geworden.
Die Amerikaner haben wenigstens die Regelung, dass auch ein Messias wie Obama nach zwei Amtsperioden Schluss zu machen hat. Mit neuen Personen gibt es zwangsläufig verbunden wenigstens einen geringen Elitenwechsel. Die ewigen Kanzlerschaften in Deutschland sind dagegen ein Fluch.

Merkel muss weg, aber das Trägheitsmoment lässt sie, wo sie ist. Und das Trägheitsmoment wird aktuell de facto unterstützt durch das verfassungsfeindliche Elitenverhalten in Gestalt der Einführung eines Subordinationsverhältnisses zwischen einer wissenden und vielleicht auch habenden Oberschicht und der Masse da Unten. Die Sachverhalte, die politisch entschieden werden müssten, seien viel zu komplex, als das ein Normalo-Idiot sie überhaupt verstehen, geschweige denn sie mitentscheiden könnte, ist eine der Weisheiten, die von den Eliten aus der Mottenkiste geholt wird.

Die Brexitgegner werfen jetzt den Brexitbefürwortern Dummheit, fehlende Kompetenz und sprechen ihnen damit auch die fehlende demokratische Legitimation ab, überhaupt mit abzustimmen. So bloggte Panorama-ARD-Anja-Reschke neulich herum, dass die Menschen von TTIP und EU und auch von Schulpolitik in Hamburg usw. nichts verstünden. Zum einen geht es nicht um irgendein Europa, sondern um das richtige, das schöne, das faszinierende Europa, das die Menschen lieben, mit dem sie sich identifizieren und das sie bindet. Zum anderen fehlt Reschke jede Legitimation, anderen Menschen fehlende Sachkenntnis in einer Materie anzudichten. Versteht Reschke selber etwas von den komplexen Materien? Oder kennt sie nur die üblichen Textbausteine, was man so zu sagen pflegt.

Ich stelle mir einen Selbsttest vor. Die Moderatorin geht morgen in eine gut ausgestattete Bibliothek und schreibt einen erläuternden Fachaufsatz in allgemein verständlichem Deutsch, keinen Besinnungsaufsatz und auch keinen Gesinnungsaufsatz. Jede Wette dass dabei nichts herauskommt?

Das Problem sind immer die Eliten

Schauen Sie mal bei Wikipedia vorbei: Je politischer das Thema wird, desto ideologisch…

Dass die Bundestagsabgeordneten in einer rasant ansteigenden Zahl von Fällen ganz offen nach den Vorgaben der sogenannten „Fachleute“, Wissenschaftler o. Ä. entscheiden, weil sie selber die Materie nicht mehr durchschauen, ist Fakt. Bill Gates, der nach eigenen Worten zuletzt vor mehr als zwanzig Jahren selbst programmiert hat, also in der digitalen Steinzeit, versteht das, was seine Spitzenmitarbeiter anstellen, mit Sicherheit nicht mehr oder nur noch peripher. Wie er das Unternehmen, an dem er beteiligt ist, mitzuführen hat, listig und trickreich und auch mal mit einer Pirouette scheint er indes irgendwie noch halbwegs hinzukriegen.

Die Wahlen westlicher Demokratien basieren auf dem Prinzip des allgemeinen Wahlrechtes und des gleichen Zählwertes jeder Wahlstimme. Jeder, der auch nur – und sei es nur aus Wichtigtuerei – dieses Prinzip in Frage stellt, ist einfach nur ein armer Irrer. Grundweichenstellungen, die zugleich immer Grundwertentscheidungen sind, können auch in einer 100% repräsentativen Demokratie in Ausnahmefällen, die auch Ausnahmen zu bleiben haben, vollkommen legitim und korrekt, auch direkt vom Volk entschieden werden. Jedenfalls dann, wenn die Geschäftsgrundlage der letzten Bundestagswahl faktisch unvorhergesehen entfallen ist.

Masseneinwanderung, wie seit 2014 in Deutschland eingeführt und aktiv betrieben, die jeden Bürger direkt und die Zukunft des Landes betrifft, ist gewiss ein Fall, in dem ein Volksentscheid wohl angezeigter ist, als dass er kontraindiziert wäre.

Das Bundesverfassungsgericht hat 2009 in seiner Entscheidung zum Lissabon-Vertrag, der in Wahrheit ja ein Elitentrick war und die Verfassung des wunderschönen Europa, das man nicht zustande gebracht hat, hinten herum ersetzt, mehr Bedenken gegen das Technokratenkonstrukt Europa angemeldet, als einem aufrechten Europäer lieb sein kann. Dennoch hat das Bundesverfassungsgericht, im Endeffekt gegen geringste angemeldete Wünsche, die europäische Ersatzverfassung mit dem Grundgesetz für vereinbar erklärt und durchgewunken.

Ich komme auf die eingangs zitierte Datensammlung Wikipedia zurück. Dort lese man den Text zum Stichwort Lissabon-Vertrag. Der Text ist nicht sonderlich elegant komponiert, aber er zeigt, dass sich jemand Mühe gegeben hat, dem einfachen Volk zu sagen, was die EU denn überhaupt ist. Und es stellt sich schnell heraus, dass Europa ein wirres, höchst undemokratisches Kunstgebilde ist. Es sind gewiss wenige Menschen, die über ein hohes Maß an Technokratenverstand verfügen müssen und über eine ziemlich verbissene Form von Juristenlust, die das gesamte Konvolut von geschachtelten, verwobenen und höchst selten nachvollziehbaren Europa-Verträgen vollständig durchschauen und alle Einzelheiten parat haben.

Einem Europa, das auf verfassungsrechtliche Verwirrung der Bürger angelegt ist, weil die Technokraten in Jahrzehnten unfähig waren, eine saubere Lösung hinzubekommen, muss sich kein einziger, auch noch so leidenschaftlicher Europäer anvertrauen. Die wirre Rechtsgrundlage Europas und das arrogante Festhalten der Eurokraten an diesem mordsmäßigen Haufen bedruckten Papieres sind der Nährboden, auf dem die Elitenmissverständnisse in eigener Sache gedeihen.

Wer ein besseres Europa will, ist kein Nationalist und Kleinstaatler, sondern der bessere Europäer

Wenn die Eliten den Weg zu einem demokratischen Europa mit ihrem Lissabonkonstrukt samt Anlagenwust jetzt neuerdings mit ihrem Kampf gegen die „Bevölkerungen“, wie Gauck es ausspricht, verteidigen, ist es das legitime Recht der „Bevölkerungen“, ihre Eliten abzuwählen und so das nicht möglich ist, auch in eigenen demokratischen Prozessen Entscheidungen zu erzwingen.

In den USA dauert die Amtszeit, wie gesagt, acht Jahre. In den schweren Zeiten des zweiten Weltkrieges haben die USA davon eine Ausnahme gemacht und die Ausnahme ist auch Ausnahme geblieben. Das muss man natürlich können. Das ist wahre Souveränität einer Demokratie. Das war die Kür.

Ich persönlich traue der deutschen Demokratie eine solche Leistung nicht zu. Aber Gedankenspiele wie die Republik aus der Elitenfalle herauskommt, sind angebracht. Sich über neue Parteien und Gruppierungen zu echauffieren, die im Prinzip zu 100% aus alten Parteien aller Couleur entstanden sind, zeugt von einem primitiven Elitenhass auf die „Bevölkerungen“.

Es gibt kein einziges, aktuell diskutiertes politisches Thema, das alternativlos nur im Mainstream der Eliten zu beantworten wäre. Gleichwohl ersticken die Eliten den demokratischen Prozess nach Kräften. Es ist auch nicht der einzelne Elitenmensch das Problem, um in Gauckscher Diktion zu bleiben, es sind die gruppendynamisierten Prozesse innerhalb der Eliten, die den Einzelnen konditionieren und da die Konditionierung Vorteile verspricht, lassen sich eben auch viele Elitäre allzu gern kompromittieren.

Eben hätschelten die Medien noch die „Schwarmintelligenz“ der Piraten und von Wikipedia. Auch die Schwarmintelliigenz hat in der Geschichte oft fatal versagt.
Eine Verfassung ist ein toter Gegenstand. Sie lebt von den Menschen, die in der Sekunde leben. Die Frage, ob es sich um eine gute oder eine wertlose Verfassung handelt, entscheidet der Grad der Vernunft, mit dem die Menschen die Verfassung mehrheitlich leben. Dieses Leben ist die verfassungsrechtssetzende normative Wirklichkeit und die Eliten sind so auf dem Ruder gelaufen, dass man mit Fug und Recht sagen kann, dass das Grundgesetz regierungsamtlich stark gebeutelt wird.
Die Elitenmacht über die Medien, über die Öffentlichkeit zu verfügen, ist grenzenlos geworden. Und auch dieser Machtrausch trägt dazu bei, dass die Eliten sich in den beschriebenen Irrtum ihrer selbst hineinsteigern.

Der von den Eliten tot gemachte Prozess die Europäer mit einer europäischen Verfassung, die die Menschen mehrheitlich unterstützen, zu vergewissern, muss sofort wieder revitalisiert werden. Die zu niedrige Frustrationsschwelle der Eliten in Sachen europäischer Verfassung kann nicht dazu führen, dass sich die Eliten jetzt anmaßen die Macht in den westlichen Demokratien zu übernehmen.

Die Eliten haben eine viel zu niedrige Frustrationsschwelle

Der Souverän ist, wie das Wort Demokratie schon sagt und wie dieses Wort dort verstanden wird, eine Regierungsform, die vom Mehrheitswillen des Volkes getragen wird. Eliten, denen das nicht passt, müssen sich auf demokratischem Wege um andere Mehrheiten bemühen, aber nicht durch Volksbashing. Der Souverän sind die Bürger, sind die „Bevölkerungen“ und daran ändern auch formal variierende Verfassungen in anderen europäischen Ländern nichts.

Mehr Demokratie wagen, das müssen die antidemokratischen Eliten ruckzuck lernen.
Verdummende Rechthabereliten können unkalkulierbarer werden als offen bösartige Eliten. Und die Medieneliten müssen damit leben, dass sie ihre Produkte auch händeringend an die dumme Brexithälfte der Menschen verkaufen wollen.

Bei der Gelegenheit noch eine Frage: Wer oder was ist Elite? Der Lottomillionär? Der schwerkapitalisierte Zuhälter? Die kapitalrentnernden Erben? Petry, Erdogan oder Merkel? Boris Johnson, Mutter Theresa oder Al Capone? Kaiser Nero, Mao Tse Tung oder Pol Pot? Der Herr Pastor oder der Herr Imam. Margot Honecker? Oder Cindy von Marzahn? Nathalie Wörner? Klein-Erna oder Tünnes und Scheel? Franz Beckenbauer, Kübelböck und Dieter Bohlen? Der Zigarettenhersteller oder der Waschmittelhersteller oder der Manager der Früchte-und Gemüseabteilung von Aldi?

Kiffen macht dumm!

Macht kiffen dumm? (Ja!)

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Multiple Sklerose, Cannabis und Kognition
Quelle: InFo Neurologie & Psychiatrie Quellendetails

 

Fragestellung: Beeinflusst gerauchtes Cannabis bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) und Spastik das kognitive Leistungsspektrum und lassen sich gegebenenfalls morphologische Änderungen im zentralen Nervensystem nachweisen?
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Hintergrund: Viele Patienten (nicht nur mit MS) messen Cannabis eine besondere, sogar heilende Wirkung bei, auch wenn es keine einzige Studie gibt, die eine kausal-therapeutische Bedeutung belegen würde. Tatsächlich ist vor vier Jahren die Kombination aus Delta-9-Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol zur Behandlung der Spastik zugelassen worden, wobei es sich hier um zwei einzelne, hoch aufgereinigte Cannabinoide handelt. Kliniker mit psychiatrischer Erfahrung wissen natürlich, dass Cannabis – in herkömmlicher Form geraucht – bei entsprechender Disposition auch zu schweren Psychosen führen kann. Weniger gut sind kognitive Veränderungen bei dauerhaftem „Genuss“ von Cannabis in gerauchter Form untersucht.

Patienten und Methoden: In dieser Studie haben kanadische Kollegen 20 MS-Patienten, die regelmäßig Cannabis zur symptomatischen Behandlung von Spastik oder Schmerzen rauchten, mit 19 gemachten MS-Patienten verglichen, die kein Cannabis rauchten. Dazu wurden die Patienten zunächst ausführlich im Rahmen einer neuropsychologischen Testbatterie und dann mit einer speziellen, strukturierenden Technik der Magnetresonanztomografie untersucht. Die Bilder wurden in grauer und weißer Substanz segmentiert und mit dem sogenannten Partial-least-square-Verfahren untersucht, einer datengestützten Technik, die untersuchte Hirnregionen mit Verhalten korrelieren kann.

Ergebnisse: In beiden Gruppen zeigte die Partial-least-square-Analyse eine eindeutige Korrelation zwischen den kognitiven Scores aus der neuropsychologischen Testung und dem Volumen der grauen und weißen Substanz. Das Volumen der grauen Substanz in Thalamus, Basalganglien, medio-temporalen und medial präfrontalen Regionen sowie dem Volumen der weißen Substanz in der Fornix korrelierte ebenfalls signifikant mit den kognitiven Scores.

Insgesamt war der Umfang der Hirnvolumenreduktion sowie die Reduktion der kognitiven Scores in der Cannabisgruppe deutlich höher als in der nicht Cannabis rauchenden MS-Gruppe.

Schlussfolgerungen: Die Arbeitsgruppe schließt daraus, dass Cannabis– zumindest in gerauchter Form– nicht nur zu umfangreichen kognitiven Einschränkung führen kann, sondern dass diesen Effekten auch morphologische Änderungen des Hirnparenchyms vorausgehen, die mit modernen MRT-Methoden erkennbar und quantifizierbar sind.

Kommentar von Volker Limmroth, Köln

CAVE mit gerauchtem Cannabis!

Cannabis hat bis heute eine Aura, etwas Magisches und wird immer wieder als Wundermittel betrachtet. Tatsächlich können einzelne aufgereinigte Cannabinoide zur Behandlung der Spastik eingesetzt werden, wobei der analgetische Effekt in allen bisher durchgeführten Studien eher begrenzt ist. Das ist die erste Studie, die sich der Frage widmet, ob gerauchtes Cannabis (das wahrscheinlich über 50 verschiedene Cannabinode freisetzt) zu kognitiven Einschränkungen führen kann und ob diese Effekte gegebenenfalls sogar auf nachweisbaren, morphologischen Änderungen beruhen.

Die Antwort auf diese Fragen ist ein klares JA. Cannabis in gerauchter Form führt bei MS-Patienten verstärkt zu kognitiven Einschränkungen und dabei lassen sich sogar die morphologischen Änderungen nachweisen. Ob diese morphologischen Änderungen allein durch das verrauchte Cannabis selbst oder (auch beziehungsweise wesentlich) durch die bei der Verbrennung des Tabaks freiwerdenden Substanzen erfolgen, muss im Detail noch geklärt werden.

Wichtig ist jedoch: Die Einnahme von Cannabis durch Inhalation im Rahmen der Tabakverbrennung ist nicht sinnvoll, führt zu signifikanten kognitiven Einschränkungen und zur Schädigung der ohnehin schon in Mitleidenschaft gezogenen Hirnsubstanz. Von Cannabisrauchen sollte daher aus medizinischen Gründen dringend abgeraten werden.

Losgelöst von der medizinischen Seite bei MS-Patienten macht die Studie aber auch sonst nachdenklich: Gerauchtes Cannabis ist nicht gut für das Gehirn – das sollte auch klar in die Öffentlichkeit getragen werden. Eine unkontrollierte Freigabe von Cannabis muss nach dieser Studie klar abgelehnt werden.

Prof. Dr. med. Volker Limmroth, Köln-Merheim

Chefarzt der Klinik für Neurologie und
Palliativmedizin Köln-Merheim

Literatur

Romero K, Pavisian B, Staines WR, Feinstein A. Multiple sclerosis, cannabis, and cognition: A structural MRI study. Neuroimage Clin 2015; 8: 140 – 7 [CrossRef][PubMed]

Zeitschrift: InFo Neurologie & Psychiatrie 2016/4
publiziert am: 1.4.2016 0:00 Autor: Prof. Dr. med. Volker Limmroth Quelle: Springer Medizin (2016) DOI: 10.1007/s15005-016-1711-y

http://www.springermedizin.de/macht-kiffen-dumm/6252518.html

Zu einer Vergewaltigung gehören immer Zwei

achgut.com

Drei Beispiele für kultursensibles Verhalten in schwierigen Situationen

Von Thomas Baader.

Eine Aktivistin, die Opfer einer Gruppenvergewaltigung durch Flüchtlinge wurde, wird von ihren Mitaktivisten dazu gedrängt, den Mund zu halten:

A gang of African migrants allegedly raped her there, and her cries for help are said to have gone unheard because of the music. La Stampa reports that the woman, around 30 years of age, would have reported the horrific crime were if not for her fellow left-wing activists, who convinced her that if the truth got out it could damage their utopian dream of a world without borders. But Corriere Della Serra also reports that some of her fellow activists are now accusing the woman of reporting the rape out of „spite,“ because her group was withdrawn from the camp following a separate controversy. Hier

Vergewaltigter Anti-Rassist fühlt sich schuldig dafür, dass sein Vergewaltiger abgeschoben wird:

The self-professed feminist and ‚anti-racist‘ was subjected to a brutal anal attack in his own home. The culprit was subsequently caught and sentenced to more than four years in prison, though he is now free and due to be deported back to his native Somalia. […] All of which has occasioned Hauken to speak out about how guilty he himself feels.  Guilty because he says that he is ‚responsible‘ for the Somali rapist being returned to Somalia. He explains that ‚(I) had a strong feeling of guilt and responsibility. I was the reason that he would not be in Norway anymore, but rather sent to a dark uncertain future in Somalia.‘ He also added that ‚I see him mostly like a product of an unfair world, a product of an upbringing marked by war and despair‘. Hier

Ein Student wird mit vorgehaltener Pistole ausgeraubt und findet, dass er es aufgrund seiner Privililegien als Weißer auch irgendwie verdient hat:

In many major cities like Washington D.C., unfortunately being mugged is a way of life. However, one student at Georgetown University was not only blase about his recent mugging, but actually believes he deserved it because he was „privileged.“ Hier

Siehe auch:

Entschuldige bitte, lieber Vergewaltiger!

Der entmannte deutsche Mann / Die Macht der Möpse

Männer: Abwesenheit von Mut | Die Weltwoche, Ausgabe 8/2016 | Freitag, 26. Februar 2016

Topor-Schneewittchen-1977

Rolan Topor “ Schneewittchen“ 1977

Abwesenheit von Mut

Der politisch korrekte Feminismus 
hat den westlichen Mann entmannt. Umso hilfloser steht er 
der ­muslimischen Massenimmigration gegenüber.

Von Peter Keller

Als die erste Schockwelle vorüber war, blieb ­eine Frage im Raum hängen: Wo war eigentlich der deutsche Mann, als in dieser Silvesternacht Hunderte von Frauen sexuell bedrängt wurden, als ein gewalttätiger Mob vornehmlich junger Araber sich am weiblichen Partyvolk verging? Die Frage war so beschämend, dass die Debatte darüber noch zäher in die ­Öffentlichkeit fand als die politisch unerwünschte Herkunft der Täter (Migranten und Flüchtlinge). Zwar schrieb die Übermutter des deutschen Feminismus, Alice Schwarzer, schon bald über den «blauäugigen Import von Männergewalt, Sexismus und Antisemitismus» aus islamisch geprägten Ländern, aber auch sie kam nicht weg vom üblichen Muster, hier männlicher Täter, dort weibliches Opfer. Der abwesende deutsche Mann blieb vorerst ein Phantom in der Debatte.

Es dauerte einen Monat, bis Eckhard Fuhr in der Welt zerknirscht bekannte: «Der moderne Mann hat in Köln versagt.» Welchen Ärger der testosterongesteuerte Mann bereiten könne, sei seit der Silvesternacht allen klargeworden. Nur stehe Köln eben auch für die Gefahr, die vom «postkonventionellen» Mann ausgehe, also von der Abwesenheit von Mut, Heldentum, Stolz, die es erst möglich machte, dass keinem der Kölner Aggressoren auch nur ein Haar gekrümmt wurde.

Die deutsche Publizistin Cora Stephan fand für die neue westliche Memme eine andere ­soziologische Kategorie: «Der postheroische Mann» (NZZ, 1. 2. 2016). Die jungen muslimischen Täter hätten ein klares Geschlechterbild: «Frauen gelten wenig – oder gar nichts, wenn sie ungläubige ‹Schlampen› sind.» Entsprechend klar sei auch das Selbstbild: Ein Mann habe dafür zu sorgen, dass Mutter, Schwester, Verlobte oder Ehefrau «rein» blieben. «Wer diese Frauen entehrt, hat sich also an der Ehre des Mannes vergriffen, der ‹seine› Frauen nicht hat schützen können.» Aus ­dieser Perspektive seien am Silvester vor allem zahllose Männer entehrt worden, nicht zuletzt die deutsche Polizei. Die Frechheit der Täter liegt in der Verachtung des schwäch­lichen Westens begründet.

«Weder Mann noch Frau»

Alice Schwarzer ist eine der wenigen Feministinnen, die von Anfang an die Gefahr der Islamisierung beim Namen genannt hat. Sie war dabei – man kann es ihr nicht verargen – vor allem von ihren feministischen Überzeugungen geleitet. Nur gehört es zu den ironischen Nebenwirkungen der Frauenbewegung, dass ausgerechnet die Einebnung der Geschlechterunterschiede die Verletzlichkeit unserer ­Gesellschaft befeuert hat. Am Ende des ­Feminismus steht der metrosexuelle Augenbrauenzupfer, der entmännlichte Mann. Wie zum Beweis widmete Alice Schwarzers Zeitschrift Emma ihre erste Ausgabe 2016 dem Gender-Model Tamy, «weder Mann noch Frau», wie es in der Unterzeile heisst. Das ­Cover ziert ein bleiches, androgynes Gesicht. Der politisch korrekte Feminismus hat ein Männchen geboren, das weder in Köln noch anderswo Frauen vor dem Mob zu beschützen vermag.

So klar das Frauen- und Männerbild muslimischer Migranten ist, so unklar ist das westliche Geschlechterverständnis geworden. Cora Stephan fragt sich, wie überlebensfähig unser mittlerweile gewohnter moderner Lebensstil noch sei angesichts einer massenhaften Einwanderung von Menschen mit gegensätz­lichem kulturellem Hintergrund. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Gelingt dem feministisch-korrekten Europa die Entmannung des muslimischen Mannes, bevor dieser über die westliche Memme triumphiert? Oder wird noch rechtzeitig der ritterliche Mann des Abendlandes wiederauferstehen?

Kommentare

  • Alex Kantcheli
  • 26.02.2016 | 15.59 Uhr

Realistisch gesehen ist der typische MannMuslim dem Euro physisch und intellektuell unterlegen. Ein Viertel weist deutliche Anzeichen von Inzucht auf (‚wir geben dir ein unberührtes Mädchen aus unserer Sippe – den anderen kann man nicht trauen, und es stärkt unsere Bande‘). Wegen fehlender Aktivität draussen wird Muslim schnell dicklich und ältlich – mit 50 ist er Pascha und braucht IV. Da mütterlich-fötal induzierte hormonelle Agressivität mit Zahl von Kindern zunimmt, ist er aber jung aufdringlicher. Nenne mir einen berühmten Sportler Abenteurer Weltumsegler Saharadurchquerer im Namen Allahs.

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2016-8/artikel/abwesenheit-von-mut-die-weltwoche-ausgabe-82016.html

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spiegel.de

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Die Macht der Möpse – DER SPIEGEL 34/1974

SPIEGEL ONLINE, Hamburg, Germany

Marie-Luise Scherer über das neue Buch von Esther Vilar

Als menschgewordenes Weichteil mußte die Frau. um in der Wirbel- und Muskelwelt mitzumischen. sich erst mal Konturen durch Mieder verpassen lassen. Schnauzen- und nasenlos ortet sie über ihre gummierten BH-Körbchen die Richtung. aus welcher die Männer einfallen, um sich ihr, dein Mopsgeschöpf. zu unterwerfen.

Im „dressierten Mann“ stellte vor drei Jahren Esther Vilar die Macht der Möpse über Intelligenz und Schönheit fest: In den athletischen Armen phantasievoller Kopfarbeiter forderte eine korsettierte Amöbe ihr Recht auf Schonung.

„Der dressierte Mann“, als Bombe gegen die Feministen getarnt, platzte damals vorschriftsmäßig auf dem Boulevard. Die Anekdoten aus dem Bekanntenkreis der Esther Vilar, wo Frauen sich die Nägel lackieren können, weil Männer sich die Nägel schmutzig machen, wo Frauen aus der Ferne ihres Mittagsschläfchens von den Schweißausbrüchen ihrer Männer am Hochofen profitieren, wurden in einer Gesamtauflage von zwei Millionen in 21 Ländern gelesen.

Während im „Dressierten Mann“ die Frau trotz ihrer Verkrüppelungen immerhin auf dem Bock saß und die Zügel hielt, sitzt sie jetzt, im neuen Buch der Esther Vilar, nur noch im Krankenstuhl*. Und Schwester Esther schiebt den Stuhl, reißt ihn amoklaufend in jede ihr passende Kurve. Bis die 200 Seiten voll sind.

Pünktlich hinein in die Stille einer äußerlichen Kampfpause, in der die Emanzipationsappelle der Kate Millett und Germaine Greer zumindest durch den populären Verzicht auf Büstenhalter befolgt scheinen, in einer Zeit, da Begriffe wie Unterdrückung und Umweltschutz rundgelutschte Wörter sind, rührt Schwester Esther den Patriarchen eine neue Nährlösung an. Geschickt wie damals, nicht hervorragend dumm, eher flüssig und schnell auf der falschen Schiene, setzt sie mit 50 000 Startauflage auf „das gefährlichste Dreieck der Welt“ („Bild“), auf Mann und Frau und Nebenfrau.

Wo die Beschäftigung mit einer komplizierten Materie sonst auch als Schwierigkeit in den Stil eingeht, hat Esther Vilar keine Not. Sie findet nichts schwierig. Sie läßt weg,

* Esther Vilar: „Das polygame Geschlecht — Das Recht des Mannes auf zwei Frauen“. Caan verlag. München; 200 Seiten; 24 Mark

was ihre Vorurteile unrein machen könnte.

Sie nimmt die Frau an sich beim Wickel. Und die stellt sieh für Esther dar als ein gecremtes und massiertes Riesenspielzeug, das hinter den schräggestellten Lamellen del Sonnenjalousie festigende Übungen für die Oberschenkel macht.

Leider zögern diese Übungen das Unglück der alternden Puppe kaum hinaus. Die überdehnte, kosmetisch gestützte Jugend hört mit 30 unerbittlich auf. Das „schutzbedürftige“, durch die Ehe „adoptierte Kind“ des Mannes bekommt das Aussehen eines erwachsenen Menschen. Dann, behauptet Esther, ist Sense mit dem „Brutpflegetrieb“ des Vater-Gatten.

Der naturgesteuerte Brüter bemüht sich um Nachfolge für sein geplatztes Ei, für sein Täubchen, das ihn eines schönen Morgens als Geierhenne auf dem Kopfkissen erschreckt: „Die Zeit seiner Suche nach geeignetem Nachwuchs. entspricht der Schwangerschaft bei der Frau.“

Den von der grassierenden Soziologen-Sprache erschöpften Leser machen solche suggestiven Sätze, auch wenn sie falsch sind, erst mal glücklich. Die zweifelsfreie Esther Vilar sucht keinen Schutz bei der Wissenschaft. Diese schlaue Person baut auf die philosophische Klarheit der Bauernregeln, auf Aphorismen à la Sacha Guitry und Colette.

Mit großen Buchstaben und kurzen Kapiteln füllt „Das Recht des Mannes auf zwei Frauen“ gerade die Zeitspanne, die zwischen einer Valium und ihrer Wirkung liegt.

DER SPIEGEL 34/1974

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41651547.html

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Siehe auch:

Topor-drssierte Man

Esther Vilar

Der dressierte Mann

Vilar hat den Emanzipations-Spieß umgedreht: Herr im Haus ist die Frau. Sie dressiert den Mann mit heimtückischen Tricks zum unterwürfigen Sklaven und schickt ihn dann zum Geldverdienen hinaus ins feindliche Leben. »Als Gegenleistung« stellt sie ihm »ihre Vagina in bestimmten Intervallen zur Verfü­gung«. So schwungvoll bissig, doch nicht ganz ohne Charme, löst Esther Vilar das Uralt-Rätsel um den Mythos Frau und entlarvt ihre Geschlechtsgenossinnen als hartgesottene Ausbeuterinnen, die allein aus ihrer Anatomie gehörig Kapital schlagen (Der Spiegel, Hamburg). Ein brillant geschriebenes, lustiges, provozierendes Buch (Neue Ruhr Zeitung, Essen). Esther Vilar reizt in vielen ihrer ketzerischen Gedanken zum Widerspruch. Aber ehrlich – ja, ehrlich kann man ihr nicht widersprechen (Abendzeitung, München). Man nennt sie den »Karl Marx der Männer« (Kölner Stadtanzeiger). Den Männern zugeflüstert: was die Vilar vom Verhältnis der Frauen untereinander schreibt, ist unbedingt lesenswert (Der Tagesspiegel, Ber­lin). Die erste Männerrechtlerin der literarischen Szene (Titel, Thesen, Temperamente – Deutsches Fernse­hen). Mit Wagnermusik hat die Vilar gemeinsam: der Zuhörer kann sich ihr gegenüber nur mit Not neutral verhalten. Entweder ist er für oder gegen sie. Angesteckt vom Zorn der Autorin, kann der Leser bei der Lektüre lediglich zum Vilaristen oder zum erklärten Feind werden (Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, Hamburg). Wenn es noch Leute gäbe, die zum Vergnügen lesen, müßte dieses Buch ein Bestseller sein (Sebastian Haffner).

Esther Vilar wurde 1935 in Buenos Aires geboren; ihre Eltern waren in Deutschland emigriert. Sie vaga­bundierte durch halb Amerika, Afrika und Europa – als Sekretärin, Fabrikarbeiterin, Verkäuferin, Dolmet­scherin und Vertreterin. Nach Abschluss eines Medizinstudiums kam sie mit einem Stipendium nach Deutschland studierte Soziologie und arbeitete als Assistenzärztin in einem Krankenhaus.

Bisher veröffentlichte sie im Münchner Caann Verlag:

DER SOMMER NACH DEM TOT VON PICASSO (ein Spiel) MANN UND PUPPE (Comic-Roman)

ÜBER DIE MACHT DER DUMMHEIT (Essay)

Schützumschlag

Jan Buchholz und Reni Hinscb Esther Vilar

Der dressierte Mann

Bertelsmann Sachbuchverlag

© by Caann Verlag GmbH, München

Alle deutschsprachigen Rechte bei der Verlagsgruppe Berteismann GmbH/ Berteismann Sachbuchverlag, Gütersloh – Wien 1971

Gesamtherstellung: Mohndruck Reinhard Mohn OHG, Gütersloh

Printed in Germany

ISBN 3 570 08949 5
Inhalt

Vom Glück der Sklaven……………………………………………………………………………………………………………………………………………… 3

Was ist der Mann?………………………………………………………………………………………………………………………………………………………… 3

Was ist die Frau?…………………………………………………………………………………………………………………… 6

Der weibliche Horizont………………………………………………………………………………………………………………………………………………. 8

Das schönere Geschlecht……………………………………………………………………………………………………. 11

Das Universum ist männlich……………………………………………………………………………………………….. 13

Ihre Dummheit macht die Frau göttlich………………………………………………………………………………… 15

Dressurakte………………………………………………………………………………………………………………………… 17

Dressur durch Selbsterniedrigung………………………………………………………………………………………….. 19

Ein Wörterbuch………………………………………………………………………………………………………………….. 21

Frauen sind gefühlsarm……………………………………………………………………………………………………………………………………………… 22

Sex als Belohnung………………………………………………………………………………………………………………. 24

Die weibliche Libido………………………………………………………………………………………………………………………………………………….. 27

Dressur durch Bluff…………………………………………………………………………………………………………………………………………………… 29

Kommersialisierte Gebete……………………………………………………………………………………………………………………………………….. 31

Selbstdressur……………………………………………………………………………………………………………………… 33

Kinder als Geiseln………………………………………………………………………………………………………………………………………………………. 35

Die weiblichen Laster……………………………………………………………………………………………………………………………………………….. 39

Die Weiblichkeitsmaske……………………………………………………………………………………………………………………………………………. 42

Berufswelt als Jagdrevier…………………………………………………………………………………………………………………………………………. 45

Die »emanzipierte« Frau………………………………………………………………………………………………………………………………………….. 47

Was ist Liebe?…………………………………………………………………………………………………………………….. 49

Dieses Buch ist denen gewidmet, die darin nicht erwähnt werden: den wenigen Männern, die sich nicht dressieren lassen, den wenigen Frauen, die nicht käuflich sind – und den Glücklichen, die keinen Markt-

wert haben, weil sie zu alt, zu häßlich oder zu krank sind. E.V.
Vom Glück der Sklaven

Der zitronengelbe MG schleudert. Die junge Frau am Steuer bringt ihn etwas waghalsig zum Stehen, steigt aus und entdeckt, daß der linke Vorderreifen platt ist. Ohne Zeit zu verlieren, trifft sie Vorkehrungen für die Reparatur: Sie blickt den vorbeifahrenden Autos entgegen, als erwarte sie jemand. Auf dieses internati­onal genormte Signal weiblicher Hilflosigkeit (»schwache Frau von männlicher Technik sitzengelassen«) stoppt bald ein Kombiwagen. Der Fahrer erfaßt sofort, was zu tun ist, sagt tröstend: »Das werden wir gleich haben« und bittet die Frau zum Zeichen seiner Entschlossenheit um ihren Wagenheber. Er fragt sie nicht, ob sie das Rad selbst wechseln kann, denn er weiß – sie ist etwa dreißig, modisch angezogen und geschminkt -, daß sie es nicht kann. Als sie keinen Wagenheber findet, holt er seinen eigenen, sein übriges Werkzeug bringt er gleich mit. In fünf Minuten hat er die Sache erledigt und das schadhafte Rad an dem hierfür vorgesehenen Platz verstaut. Seine Hände sind ölverschmiert. Als ihm die Frau ihr besticktes Ta­schentuch anbietet, weist er es höflich zurück. Er hat für solche Fälle immer einen alten Lappen in seinem Werkzeugkasten. Die Frau bedankt sich überschwenglich und entschuldigt sich für ihre »typisch weibli­che« Ungeschicklichkeit. Wenn er nicht gekommen wäre, sagt sie, hätte sie womöglich bis zum Abend hier gestanden. Er entgegnet darauf nichts, aber als sie einsteigt, schließt er galant die Wagentür und gibt ihr über die heruntergekurbelte Fensterscheibe hinweg noch den Rat, den schadhaften Reifen bald ersetzen zu lassen. Sie sagt, sie werde ihren Tankwart noch am gleichen Tag entsprechend anweisen. Dann fährt sie davon.

Während der Mann sein Werkzeug aufräumt und allein zu seinem Wagen zurückgeht, bedauert er, daß er sich jetzt nicht die Hände waschen kann. Auch seine Schuhe, mit denen er während des Radwechsels in feuchtem Lehm gestanden ist, sind nicht mehr so sauber, wie sie es für seine Arbeit – er ist Vertreter – sein sollten. Wenn er seinen nächsten Kunden noch erreichen will, muß er sich beeilen. Er startet den Motor. »Diese Frauen«, denkt er, »- eine blöder als die andere«, und er fragt sich im Ernst, was sie nur angestellt hätte, wenn er nicht gleich zur Stelle gewesen wäre. Er fährt, ganz gegen seine Gewohnheit, unvorsichtig schnell, um die Verspätung wieder aufzuholen. Nach einer Weile fängt er an, leise vor sich hinzusummen. Auf eine gewisse Art ist er glücklich.

Die meisten Männer hätten sich in der gleichen Situation gleich verhalten, die meisten Frauen ebenso: Die Frau läßt den Mann – nur aufgrund der Tatsache, daß er ein Mann ist und sie etwas ganz anderes, nämlich eine Frau – bedenkenlos für sich arbeiten, wann immer es eine Gelegenheit gibt. Mehr als auf die Hilfe eines Mannes zu warten, hätte diese Frau nicht unternehmen können, hat sie doch nichts weiter gelernt, als daß man bei einer Autopanne einen Mann mit der Reparatur beauftragt. Der Mann hingegen, der für einen ihm völlig fremden Menschen eine Dienstleistung rasch, fachkundig und kostenlos erledigt, seine Kleider ruiniert, den Abschluß eines Geschäfts in Frage stellt und sich am Ende noch durch überhöhte Geschwin­digkeit in Gefahr bringt, hätte außer dem Radwechsel noch ein Dutzend anderer Defekte an dem Auto be­heben können und hätte es auch getan, denn dafür hat er es ja gelernt. Und warum soll sich eine Frau mit Reparaturen befassen, wenn die Hälfte der Menschen – die Männer – das so gut kann und auch bereit ist, ihr Können der anderen Hälfte zur Verfügung zu stellen?

Die Frauen lassen die Männer für sich arbeiten, für sich denken, für sich Verantwortung tragen. Die Frauen beuten die Männer aus. Aber die Männer sind stark, intelligent, phantasievoll, die Frauen schwach, dumm und phantasielos. Warum werden trotzdem die Männer von den Frauen ausgebeutet und nicht umgekehrt? Sind Kraft, Intelligenz und Phantasie am Ende gar nicht Voraussetzungen für Macht, sondern für Unter­werfung? Wird die Welt nicht von Könnern regiert, sondern von denen, die zu nichts anderem taugen: von Frauen? Und wenn es so ist – wie bringen es die Frauen dann fertig, daß ihre Opfer sich nicht betrogen und gedemütigt vorkommen, sondern als das, was sie am wenigsten sind – als die Herren? Wie geben sie ihnen dieses Gefühl des Glücks, wenn sie für sie arbeiten, dieses Bewußtsein des Stolzes und der Überlegenheit, das sie zu immer noch größeren Leistungen anspornt?

Warum werden die Frauen nicht entlarvt? Was ist der Mann?

Was ist der Mann? Der Mann ist ein Mensch, der arbeitet. Mit dieser Arbeit ernährt er sich selbst, seine Frau und die Kinder seiner Frau. Eine Frau dagegen ist ein Mensch, der nicht (oder nur vorübergehend) arbeitet. Die meiste Zeit ihres Lebens ernährt sie weder sich selbst noch ihre Kinder, geschweige denn ihren Mann.

Alle Eigenschaften eines Mannes, die der Frau nützen, nennt sie männlich, und alle, die ihr nicht nützen und auch sonst niemandem, nennt sie weibisch. Der äußeren Erscheinung eines Mannes wird deshalb nur dann Erfolg bei den Frauen beschieden sein, wenn sie männlich ist, das heißt, wenn sie ganz auf den einzi­gen Daseinszweck des Mannes, die Arbeit, abgestimmt und dermaßen gestaltet ist, daß er jeder Aufgabe, die man ihm stellen könnte, jederzeit nachkommen kann.

Außer nachts, wenn die meisten Männer buntgestreifte Pyjamas mit nur zwei bis vier Taschen tragen, be­kleiden sich die Männer mit einer Art Uniform in Grau oder Braun aus schmutzabweisendem, dauerhaftem Material. Diese Uniformen oder »Anzüge«, wie man sie nennt, haben mindestens zehn Taschen, in denen der Mann die notwendigsten Hilfsmittel, die er zu seiner Arbeit braucht, immer griffbereit bei sich trägt (die Kleidung der Frau hingegen hat, da eine Frau ja nicht arbeitet, weder am Tag irgendwelche Taschen noch bei Nacht).

Bei geselligen Anlässen ist es dem Mann erlaubt, Kleidung in der empfindlicheren Farbe Schwarz zu tra­gen, denn dort ist die Gefahr der Verschmutzung nicht groß, und außerdem kommt neben Schwarz die far­benprächtige Garderobe der Frau um so besser zur Geltung. Männer in grüner oder gar roter Gesellschafts­kleidung, die man gelegentlich trifft, sind trotzdem gern gesehen: lassen sie doch die anwesenden wirkli­chen Männer um so männlicher erscheinen.

Auch in seiner übrigen Erscheinung hat sich der Mann seiner Situation angepaßt. Seine Haare trägt er so, daß ein viertelstündiger Haarschnitt alle zwei bis drei Wochen zu ihrer Pflege ausreicht. Locken, Wellen oder Tönungen sind unerwünscht, sie würden ihn bei der Arbeit, die er vielfach im Freien verrichten muß oder die ihn zumindest oft ins Freie führt, nur behindern. Und selbst wenn er sie trüge und sie ihm gut stünden, würden sie seinen Erfolg bei den Frauen ganz gewiß nicht vergrößern, denn Frauen beurteilen Männer – ganz anders als Männer Frauen – niemals nach ästhetischen Gesichtspunkten. Männer, die vorü­bergehend individualistischen Haarschnitt tragen, merken das meist nach einiger Zeit von selbst und keh­ren zu einer der zwei bis drei Varianten der männlichen Kurz- oder Langhaar-Standardfrisuren zurück. Das gleiche gilt für Bartträger. Nur Übersensible – meist sind es mehr oder weniger intellektuelle Männer, die durch einen ungezügelten Bartwuchs den Eindruck geistiger Robustheit vortäuschen wollen – tragen über längere Zeit einen Vollbart. Da dies ein nicht unwichtiger Hinweis auf ihre Konstitution und somit auf die besondere Art ihrer Verwertbarkeit ist, wird es von Frauen als brauchbares Erkennungsmerkmal toleriert (es zeigt, auf welcher Ebene sich diese Männer am leichtesten ausbeuten lassen, nämlich bei der neuroti­schen Arbeit der Intellektuellen).

Im allgemeinen jedoch benutzt der Mann morgens drei Minuten lang einen Elektrorasierer, um seinen Bartwuchs im Zaum zu halten, und zur Pflege seiner Haut genügen ihm Wasser und Seife, denn von sei­nem Gesicht wird ja nichts weiter verlangt, als daß er es sauber und ungeschminkt, also für jedermann kon­trollierbar, zur Schau stellt. Zu erwähnen wären noch die Fingernägel des Mannes: Sie sollen für die Arbeit so kurz wie möglich sein.

Ein männlicher Mann trägt – außer seinem Ehering, der anzeigt, daß er bereits von einer besonderen Frau auf eine besondere Art verwertet wird – keinen Schmuck. Die große, plumpe Uhr an seinem Handgelenk -wasserdicht, stoßfest und mit Datumsanzeige -ist wahrhaft kein Luxusgegenstand. Häufig wird sie ihm von der Frau geschenkt, für die er arbeitet.

Wäsche, Oberhemden und Socken des männlichen Mannes sind so genormt, daß sie sich von einem Mann zum anderen höchstens in der Größe unterscheiden. Man kann sie in jedem Laden ohne Zeitverlust erwer­ben. Lediglich bei der Auswahl der Krawatten hätte der Mann eine gewisse Freiheit, aber da er an Freiheit in gar keiner Form gewöhnt ist, überläßt er diese Wahl – wie übrigens die aller anderen Kleidungsstücke auch – der Frau.

Sosehr sich die Männer im Äußeren ähneln – ein Beobachter von einem fremden Stern müßte annehmen, sie legten es darauf an, sich wie ein Ei dem anderen zu gleichen -, ist die Art und Weise, wie sie ihre Männlichkeit, das heißt ihre Verwertbarkeit für die Zwecke der Frauen, unter Beweis stellen, doch sehr verschieden. Sie muß verschieden sein: da die Frauen kaum arbeiten, braucht man die Männer für alles.

Es gibt Männer, die morgens um acht Uhr eine große Limousine vorsichtig aus einer Garage herausmanöv­rieren. Andere fahren eine Stunde früher mit einem Mittelklassewagen zu ihrem Arbeitsplatz, wiederum andere gehen, wenn es draußen noch stockfinster ist, mit einer alten Aktentasche unterm Arm, in der ein Overall und ein paar Frühstücksbrote liegen, zum Bus, zum Zug, in die Untergrundbahn und fahren zu der Baustelle oder Fabrik, bei der sie beschäftigt sind. Ein unbarmherziges Schicksal will es, daß die letzte Gruppe, die Ärmsten unter den Männern, auch noch von den am wenigsten attraktiven Frauen ausgebeutet wird. Denn da es Frauen bei Männern immer nur aufs Geld ankommt und Männern bei Frauen immer nur aufs Aussehen, werden ihnen die begehrenswerten Frauen aus ihrem Milieu immer von den besser verdie­nenden Männern weggenommen.

Es ist ganz gleichgültig, wie ein bestimmter Mann seinen Tag verbringt, eines hat er mit allen anderen ge­meinsam: Er verbringt ihn auf eine demütigende Weise. Und er tut es nicht für sich selbst, zur Erhaltung seines eigenen Lebens – dafür würde eine viel kleinere Anstrengung genügen (Männer legen ohnehin kei­nen Wert auf Luxus) -, er tut es für andere, und er ist maßlos stolz darauf, daß er es für andere tut. Die Fo­tos seiner Frau und seiner Kinder stehen auf seinem Schreibtisch, er zeigt sie bei jeder Gelegenheit herum.

Was immer der Mann tut, wenn er arbeitet – ob er Zahlen tabelliert, Kranke heilt, einen Bus lenkt oder eine Firma leitet -, in jedem Augenblick ist er Teil eines gigantischen, unbarmherzigen Systems, das einzig und allein auf seine maximale Ausbeutung angelegt ist, und er bleibt diesem System bis an sein Lebensende ausgeliefert.

Es mag interessant sein, Zahlen zu tabellieren und Summen mit anderen Summen zu vergleichen – aber wie lang? Ein ganzes Leben lang? Sicher nicht. Vielleicht ist es ein phantastisches Gefühl, einen Bus durch eine Stadt zu dirigieren, aber wenn es Tag für Tag der gleiche Bus auf der gleichen Strecke in der gleichen Stadt ist, jahrein, jahraus? Und bestimmt ist es erregend, Macht über die vielen Menschen einer großen Firma zu haben. Aber wie, wenn man herausfindet, daß man eigentlich eher ihr Gefangener ist als ihr Be­herrscher?

Die Spiele, die wir als Kinder spielten – spielen wir die auch heute noch? Natürlich nicht. Und auch als Kinder haben wir nicht immer das gleiche Spiel gespielt, wir spielten es genau so lang, wie es uns gefiel. Der Mann aber ist wie ein Kind, das ewig das gleiche Spiel spielen muß. Der Grund ist offensichtlich: So­bald er für eines seiner Spiele mehr gelobt wird als für andere, spezialisiert er sich später darauf und bleibt, weil er dafür »begabt« ist und damit am meisten Geld verdienen kann, ein Leben lang dazu verdammt. Wenn er in der Schule gut in Rechnen war, wird er sein Leben mit Rechnen verbringen – als Buchhalter, Mathematiker, Programmierer -, denn dort liegt sein Leistungsmaximum. Er wird rechnen, Zahlen tabellie­ren, Maschinen bedienen, die Zahlen tabellieren, aber er wird niemals sagen können: »Jetzt habe ich ge­nug, mir reicht’s, ich suche mir etwas anderes.« Die Frau, die ihn ausbeutet, wird nicht erlauben, daß er sich wirklich etwas anderes sucht. Er wird vielleicht, angespornt durch diese Frau, in der Hierarchie der Zahlentabellierer in mörderischen Kämpfen aufsteigen, es zum Prokuristen oder zum Bankdirektor brin­gen. Aber ist der Preis, den er für sein Gehalt zahlt, nicht ein bißchen zu hoch?

Ein Mann, der seine Lebensweise ändert – also seinen Beruf, denn leben ist für ihn das gleiche wie arbeiten – gilt als unzuverlässig. Wechselt er mehrmals, wird er von der Gesellschaft ausgestoßen und bleibt allein. Denn die Gesellschaft, das sind die Frauen.

Die Furcht vor einer solchen Konsequenz muß beträchtlich sein: Würde sonst ein Arzt (der als Junge gern mit Kaulquappen und Einmachgläsern hantierte) sein ganzes Leben damit verbringen, nun ekelerregende Geschwüre aufzuschneiden, menschliche Ausscheidungen aller Art zu begutachten und sich Tag und Nacht mit Menschen abzugeben, die so aussehen, daß jeder andere vor ihnen die Flucht ergreift? Würde ein Pianist, der nichts weiter als ein Kind war, das gern musizierte, sonst zum tausendsten Mal jenes Noc­turne von Chopin vorspielen? Würde ein Politiker, der seinerzeit im Schulhof zufällig die Handvoll Tricks herausfand, wie man Menschen führt, und gut damit umgehen konnte, im Erwachsenenalter jahrzehntelang all diese nichtssagenden Phrasen in der Rolle irgendeines .subalternen Funktionärs von sich geben, all die­se Grimassen schneiden und sich all das fürchterliche Gerede seiner ebenso subalternen Konkurrenten ge­fallen lassen? Er hat einmal von einem anderen Leben geträumt! Und selbst wenn er auf diesem Weg der Präsident der Vereinigten Staaten werden sollte: Hat er für diese Stellung dann nicht doch ein bißchen zu­viel bezahlt?

Nein, es ist kaum anzunehmen, daß die Männer, was sie tun, gern und ohne den Wunsch nach Abwechs­lung tun. Sie tun es, weil sie dafür dressiert werden: Ihr ganzes Leben ist nichts als eine trostlose Folge von Dressurkunststückchen. Ein Mann, der diese Kunststückchen nicht mehr beherrscht, der weniger Geld ver­dient, hat »versagt« und verliert alles: seine Frau, seine Familie, sein Heim, den Sinn seines Lebens – jedwede Geborgenheit.

Man könnte natürlich auch sagen: Ein Mann, der nicht mehr genug Geld verdient, ist automatisch frei und könnte sich über das Happy-End freuen. Aber der Mann will nicht frei sein. Er funktioniert, wie wir später noch sehen werden, nach dem Modell der Lust an der Unfreiheit. Lebenslängliche Freiheit wäre für ihn noch schlimmer als lebenslängliche Sklaverei.

Anders formuliert: Der Mann sucht immer jemand oder etwas, dem er sich versklaven kann, denn nur als Sklave fühlt er sich geborgen – und seine Wahl fällt dabei meist auf die Frau. Wer oder was aber ist die Frau, daß er sich ausgerechnet ihr, der er dieses entwürdigende Leben verdankt und von der er darin nach allen Regeln der Kunst ausgebeutet wird, versklavt und daß er sich ausgerechnet bei ihr geborgen fühlt?

Was ist die Frau?

Wir haben gesagt, die Frau sei, im Gegensatz zum Mann, ein Mensch, der nicht arbeitet. Man könnte hier die Definition der Frau schon abschließen – viel mehr läßt sich wirklich nicht über sie sagen -, wäre nicht der Begriff Mensch ein zu umfassender, zu ungenauer Begriff, um Mann und Frau damit gleichzeitig zu definieren.

Das menschliche Dasein bietet die Wahl zwischen einer mehr animalischen – also tierähnlichen, niederen -Existenz und einer geistigen. Die Frau wählt fraglos die animalische. Körperliches Wohlbefinden, ein Nest und die Möglichkeit, darin ungehindert ihren Brutregeln nachzugehen, sind ihr das höchste.

Es gilt als erwiesen, daß Männer und Frauen mit den gleichen geistigen Anlagen geboren werden, daß es also keinen primären Intelligenzunterschied zwischen den Geschlechtern gibt. Ebenso erwiesen ist aber, daß Anlagen, die nicht entwickelt werden, verkümmern: Die Frauen benützen ihre geistigen Anlagen nicht, sie ruinieren mutwillig ihren Denkapparat und gelangen nach einigen wenigen Jahren sporadischen. Ge­hirntrainings in ein Stadium sekundärer, irreversibler Dummheit.

Warum benützen die Frauen ihr Gehirn nicht? Sie benützen es nicht, weil sie, um am Leben zu bleiben, keine geistigen Fähigkeiten brauchen. Theoretisch wäre es möglich, daß eine schöne Frau weniger Intelli­genz besitzt als beispielsweise ein Schimpanse, und daß sie sich dennoch im menschlichen Milieu behaup­tet.

Spätestens mit zwölf Jahren – einem Alter, in dem die meisten Frauen beschlossen haben, die Laufbahn von Prostituierten einzuschlagen, das heißt, später einen Mann für sich arbeiten zu lassen und ihm als Ge­genleistung ihre Vagina in bestimmten Intervallen zur Verfügung zu stellen – hört die Frau auf, ihren Geist zu entwickeln. Sie läßt sich zwar weiterhin ausbilden und erwirbt dabei allerlei Diplome – denn der Mann glaubt, daß eine Frau, die etwas auswendig gelernt hat, auch etwas weiß (ein Diplom erhöht also den Marktwert der Frau) -, doch in Wirklichkeit trennen sich hier die Wege der Geschlechter ein für allemal. Jede Verständigungsmöglichkeit zwischen Mann und Frau wird an diesem Punkt abgeschnitten, und zwar für immer.

Deshalb ist einer der wichtigsten Fehler, die dem Mann bei der Beurteilung der Frau immer wieder passie­ren, daß er sie für seinesgleichen hält, das heißt für einen Menschen, der mehr oder weniger auf der glei­chen Gefühls- und Verstandesebene funktioniert wie er selbst. Der Mann kann das Verhalten seiner Frau von außen beobachten, hören, was sie redet, mit seinen Augen sehen, womit sie sich beschäftigt, aufgrund äußerer Zeichen schließen, was sie denkt – aber bei alldem richtet er sich nach seiner eigenen Wertskala. Er weiß, was er an ihrer Stelle reden, denken, tun würde. Und betrachtet er das – nach seinen Maßstäben -deprimierende Resultat seiner Studien, wird er daraus nur schließen, daß es irgend etwas geben muß, was die Frau daran hindert, das zu tun, was er selbst an ihrer Stelle gern tun würde. Denn er hält sich -und falls sich der Mensch als ein abstrakt denkendes Wesen definiert, mit Recht – für das Maß aller Dinge.

Erfährt er zum Beispiel aus seinen Beobachtungen, daß eine Frau soundsoviel Stunden am Tag mit Ko­chen, Saubermachen und Geschirrspülen verbringt, so wird er daraus nicht folgern, daß diese Tätigkeiten sie befriedigen, weil sie ihrem geistigen Niveau ideal entsprechen. Er denkt, daß es gerade das sein muß, was sie an allem anderen hindert, und bemüht sich, ihr Geschirrspülautomaten, Staubsauger und Fertigge­richte zur Verfügung zu stellen, die ihr diese stupiden Arbeiten abnehmen und sie in die Lage versetzen, ein Leben zu führen, wie er es für sich selbst erträumt.

Doch er wird enttäuscht sein: Statt daß die Frau jetzt anfängt, ein Leben des Geistes zu führen, sich um Politik, Geschichte oder die Erforschung des Weltraums zu kümmern, verwendet sie die gewonnene Zeit darauf, Kuchen zu backen, Unterwäsche zu bügeln, Rüschchen zu nähen oder, wenn sie ganz unterneh­mungslustig ist, die sanitären Einrichtungen des Badezimmers mit Blümchengirlanden zu bekleben.Da der Mann glauben muß (beziehungsweise da die Frau ihn glauben macht – denn welcher Mann legt schon wirklich Wert auf gebügelte Unterwäsche, Blümchenmuster oder Kuchen, der nicht vom Konditor kommt?), das alles brauche man zum Leben, gehöre zumindest zur Kultur, erfindet er den Bügelautomaten für sie, den gebrauchsfertigen Kuchenteig, den industriell verzierten Klosettpapierhalter. Aber die Frau fängt noch immer nicht an, etwas zu lesen, sie kümmert sich noch immer nicht um Politik, und die Erfor­schung des Universums läßt sie absolut ungerührt. Die Zeit, die sie gewonnen hat, kommt ihr gerade recht: Endlich kann sie sich jetzt um sich selbst kümmern. Und weil ihr bekanntlich Sehnsucht nach geistigen Dingen fremd ist, versteht sie darunter natürlich ihre äußere Erscheinung.

Der Mann, der die Frau liebt und nichts sehnlicher wünscht als ihr Glück, macht auch dieses Stadium mit: Er produziert für sie den kußechten Lippenstift, das tränenfeste Augen-Make-up, die Heimdauerwelle, die bügelfreie Rüschchenbluse, die Unterwäsche zum Wegwerfen. Dabei hat er immer noch das gleiche Ziel vor Augen: daß das alles einmal ein Ende nehmen wird, daß alle spezifisch weiblichen, ihm fremden, also »höheren« Lebensbedürfnisse der »von Natur aus empfindlicheren, sensibleren« Frau – wie er glaubt -erfüllt sein werden und sie aus ihrem Leben endlich das macht, was er einzig und allein für lebenswert hält: das Leben eines freien Mannes.

Und er wartet. Da die Frau nicht von allein zu ihm kommt, beginnt er sie in seine Welt zu locken: Er pro­pagiert Koedukation auf den Schulen, um ihr von klein an seinen Lebensstil vorzuführen. Er holt sie mit allen möglichen Ausreden auf seine Universitäten, «m sie in die von ihm entdeckten Geheimnisse einzu­weihen und in der Hoffnung, sie gewänne durch direkte Anschauung Geschmack an den großen Dingen. Er verschafft ihr Zugang auch zu den letzten Ehrenämtern, die er bisher noch exklusiv ausgeübt hat (gibt dabei ihm heilige Traditionen auf), und animiert sie zur Wahrnehmung ihres politischen Wahlrechts, damit sie die von ihm ausgeklügelten Systeme der Staatsverwaltung nach ihren Vorstellungen verändern kann (vielleicht erhofft er sich in der Politik von ihr sogar den Frieden, denn er schreibt ihr ja pazifistisches Cha­risma zu).

Er ist so konsequent und verbissen bei seiner vermeintlichen Aufgabe, daß er nicht merkt, wie lächerlich er sich macht. Lächerlich nach seinen eigenen Maßstäben, nicht nach denen der Frau: Diese ist unfähig, Ab­stand zu gewinnen, und deshalb völlig humorlos.

Nein, die Frauen lachen nicht über die Männer. Sie könnten höchstens eines Tages ärgerlich über sie wer­den. Noch erscheinen die alten Fassaden – Haushalt, Versorgung der Kinder -, mit denen sie ihren Verzicht auf eine geistige Existenz kaschieren, nach außen hin nicht baufällig genug, um den vorzeitigen Abgang der Mädchen aus den Hochschulen und ihren Verzicht auf die anspruchsvolleren Berufe nicht wenigstens pro forma zu rechtfertigen. Wie wird es aber sein, wenn die Hausarbeit noch mehr automatisiert ist, wenn es wirklich genug gute Kindertagesstätten gibt oder wenn die Männer gar entdecken – was eigentlich längt fällig wäre -, daß man zum Leben Kinder überhaupt nicht braucht?

Wenn der Mann nur einmal in seiner blinden Aktivität einhalten und Bilanz ziehen würde, so müßte er feststellen, daß seine Bemühungen um die geistige Belebung der Frau ihn nicht einen Schritt weiterge­bracht haben. Daß die Frau zwar von Tag zu Tag geputzter, gepflegter und »kultivierter« wird, daß sie aber immer nur höhere materielle Ansprüche an ihr Leben stellt und niemals geistige.

Hat sie zum Beispiel seine Art zu denken, die er auf seinen Hochschulen lehrt, je zur Entwicklung eigener Theorien verleitet? Hat sie seine Forschungsinstitute, die er für sie geöffnet hat, jemals für eigene For­schungen in Anspruch genommen? – Es müßte dem Mann allmählich auffallen, daß die Frau all die wun­dervollen Bücher, die er ihr in seinen Bibliotheken zur Verfügung stellt, einfach nicht liest. Daß seine phantastischen Kunstwerke, die er ihr in seinen Museen zeigt, sie bestenfalls zur Imitation anregen. Daß all die Aufrufe zur Selbstbefreiung, die er ihr in Filmen und Theaterstücken auf ihrem eigenen Niveau in ihrer eigenen Sprache nahebringen will, von ihr immer nur nach ihrem Unterhaltungswert beurteilt werden und sie nie, aber auch wirklich nie zur Revolte verleiten.

Es ist ganz logisch, daß der Mann, der die Frau für seinesgleichen hält und dabei mit ansehen muß, was für ein stupides Leben sie neben ihm führt, glaubt, er unterdrücke sie. Doch solange man sich erinnert, ist die Frau nicht mehr zu irgendeiner Unterwerfung unter den Willen des Mannes gezwungen worden, im Gegenteil: Es sind ihr alle Möglichkeiten zur Verfügung gestanden, sich unabhängig zu machen. Wenn sich also die Frau in dieser langen Zeit nicht von ihrem »Joch« befreit hat, dann gibt es dafür nur eine Erklä­rung: Sie hat keins.

Der Mann liebt seine Frau, aber er verachtet sie auch, weil ein Mensch, der morgens auszieht, um voller Energie neue Welten zu erobern – was ihm dann, aus Gründen des Broterwerbs, freilich nur selten gelingt -, einen, der das nicht will, verachtet. Und das ist es, was den Mann vielleicht am meisten dazu bringt, sich um die geistige Entwicklung der Frau zu bemühen: Er schämt sich für sie und glaubt, sie schäme sich auch. Er möchte ihr wie ein Gentleman aus der Verlegenheit helfen.

Was er nicht weiß, ist, daß die Frauen diese Neugier, diesen Ehrgeiz, diesen Tatendrang, die ihm so selbst­verständlich erscheinen, nicht kennen. Wenn sie nicht an der Welt der Männer teilnehmen, dann deshalb, weil sie nicht wollen: Sie haben kein Bedürfnis nach dieser Welt. Die Art Unabhängigkeit der Männer wä­re für sie vollkommen wertlos, sie fühlen sich nicht abhängig. Die geistige Überlegenheit des Mannes schüchtert sie nicht ein, Ehrgeiz in geistigen Dingen kennen sie ja nicht.

Die Frauen können wählen, und das ist es, was sie den Männern so unendlich überlegen macht: Jede von ihnen hat die Wahl zwischen der Lebensform eines Mannes und der eines dummen, parasitären Luxusge­schöpfes – und so gut wie jede wählt für sich die zweite Möglichkeit. Der Mann hat diese Wahl nicht.

Würden sich die Frauen von den Männern unterdrückt fühlen, hätten sie doch ihnen gegenüber Haß oder Furcht entwickelt, wie man dies Unterdrückern gegenüber nun einmal tut – doch die Frauen hassen die Männer nicht, und sie fürchten sie auch nicht. Würden die Männer sie mit ihrem größeren Wissen demüti­gen, so hätten sie – da ihnen alle Mittel zur Verfügung stehen – danach getrachtet, es ihnen gleichzutun. Würden die Frauen sich unfrei fühlen, dann hätten sie sich wenigstens jetzt, in dieser günstigsten Konstel­lation ihrer Geschichte, endlich von ihren Unterdrückern befreit.

In der Schweiz (einem der am höchsten entwickelten Staaten der Welt, in dem die Frauen bis vor kurzem noch kein politisches Wahlrecht hatten) ließ man in einem bestimmten Kanton die Frauen über die Einfüh­rung des Frauenwahlrechts selbst abstimmen – die Mehrheit entschied sich dagegen. Die schweizerischen Männer waren bestürzt, glaubten sie doch in diesem unwürdigen Verhalten das Werk ihrer jahrhunderte­langen Bevormundung zu sehen.

Wie sie sich irren: Die Frau fühlt sich durch den Mann alles andere als bevormundet. Eine der vielen de­primierenden Wahrheiten im Verhältnis zwischen den Geschlechtern ist ganz einfach die, daß in der Welt der Frauen der Mann praktisch nicht existiert. Der Mann ist der Frau nicht wichtig genug, daß sie sich ge­gen ihn auflehnt. Ihre Abhängigkeit von ihm ist ja nur materieller, gewissermaßen »physikalischer« Art. Es ist die Abhängigkeit eines Touristen von seiner Fluggesellschaft, eines Wirts von seiner Kaffeemaschine, eines Autos von Benzin, eines Fernsehgeräts von Strom. Solche Abhängigkeiten bereiten keine Seelenqua­len.

Ibsen, der dem gleichen Irrtum erlegen war wie die anderen Männer, hat sich die Mühe gemacht, mit seiner »Nora« eine Art Befreiungsmanifest für alle Frauen zu schreiben. Aber die Uraufführung des Stückes im Jahr 1880 hat lediglich bei den Männern einen Schock bewirkt. Sie schworen sich, noch verbissener für menschenwürdige Lebensbedingungen der Frau zu kämpfen.

Bei den Frauen selbst übrigens haben sich die Emanzipationsbestrebungen wie üblich in einer modischen Variante erschöpft: Eine Zeitlang gefielen sie sich in der oft belächelten Maskerade der Suffragetten.

Einen ähnlich tiefen Eindruck hat später die Philosophie Sartres auf die Frauen gemacht. Zum Beweis, daß sie alles verstanden hatten, ließen sie sich die Haare bis zur Taille wachsen und trugen dazu Hosen und schwarze Pullover.

Das gleiche widerfuhr kürzlich den Lehren des Kommunistenführers Mao Tse-tung; für die Dauer einer Saison war der »Mao-Look« in Mode.

Der weibliche Horizont

Was immer die Männer anfangen, um den Frauen zu imponieren: In der Welt der Frauen zählen sie nicht. In der Welt der Frauen zählen nur die anderen Frauen.

Wenn eine Frau bemerkt, daß ein Mann sich auf der Straße nach ihr umdreht, freut sie sich natürlich. Ist dieser Mann teuer angezogen oder fährt er gar einen teuren Sportwagen, dann ist die Freude um so größer. Sie ist etwa mit jenem Gefühl vergleichbar, das ein Aktionär bei der Lektüre eines positiven Börsenzettels empfindet. Ob der Mann für die Frau gut aussieht oder nicht, sympathisch oder nicht, intelligent oder nicht, spielt keine Rolle. Dem Aktionär ist es ja auch gleichgültig, mit welchen Farben seine Coupons bedruckt sind.

Erlebt diese Frau hingegen, daß sich eine andere Frau nach ihr umwendet – was wirklich nur im äußersten Fall geschieht, denn die Maßstäbe, nach denen Frauen sich gegenseitig messen, sind viel umbarmherziger als die der Männer -, hat sie ihr Höchstes erreicht. Dafür lebt sie: für die Anerkennung, für die Bewunde­rung, für die »Liebe« der anderen Frauen.

Denn in der Welt der Frauen existieren nur die anderen Frauen: die Frauen, mit denen sie beim Kirchgang, Elternabend oder im Supermarkt zusammentreffen. Die Frauen, mit denen sie sich über die Hecken ihrer Vorgärten hinweg unterhalten. Die Frauen, an denen sie beim Einkaufsbummel in den eleganten Ge­schäftsstraßen oder bei festlichen Abendveranstaltungen scheinbar achtlos vorübergehen. Sie messen sich mit dem, was in deren Köpfen ist, nicht in denen der Männer, ihr Urteil ist für sie ausschlaggebend, nicht das der Männer, und für ein schlichtes Lob aus dem Mund einer anderen Frau verzichten sie gern auf all die unbeholfenen Komplimente ihrer Liebhaber, die doch immer nur dilettantisch sein können. Denn Män­ner haben keine Ahnung, in welcher Welt die Frauen wirklich leben, und übersehen so bei ihren Lobes­hymnen immer alle wichtigen Gesichtspunkte.

Dann wollen die Frauen den Männern also gar nicht gefallen? Vergessen wir nicht, daß die Männer ihre materielle Basis sind. Aber die Bedürfnisse der Männer wären, da sie in Bezug auf Frauen so gut wie aus­schließlich auf Sexsymbole und eine gewisse Verfremdung durch Schminke reagieren, mit viel weniger Aufwand zu befriedigen. Zum Beispiel durch lange Haare, bemalte Lippen, enganliegende Pullover, kurze Röcke, durchsichtige Strümpfe, Stöckelabsätze. Doch die lebenden weiblichen Kunstwerke, die man in den eleganten Einkaufsstraßen von Paris, Rom oder New York trifft, sind den Wünschen und dem Verständnis der Männer weit entrückt. Einen Lidschatten gut zu placieren und abzutönen erfordert eine hohe Kultur;

die Wahl eines bestimmten Lippenstifts, die Technik, ihn optimal, mit Pinseln oder direkt, in Schichten oder nicht in Schichten, aufzutragen, die gewünschten Wirkungen und die unerwünschten Nebenwirkun­gen von falschen Wimpern in ein optimales Verhältnis zu bringen und am Schluß alles in sich und mit dem Kleid, der Stola, dem Mantel, der Beleuchtung abzustimmen, erfordert Spezialistentum. Ein Mann hat da­für keinen Sinn, er hat überhaupt keine Kultur in Bezug auf weibliche Maskerade entwickelt und kann deshalb wandelnde Kunstwerke dieser Art in ihrer ganzen Größe überhaupt nicht adäquat bewerten. Denn dazu braucht man Zeit, Geld und eine unendliche geistige Beschränktheit – Voraussetzungen, die sich aus­schließlich bei Frauen finden lassen.

In anderen Worten: Eine Frau wird einen Mann immer nur so weit beeindrucken wollen, daß er bei ihr bleibt und sie – im weitesten Sinn allerdings – ernährt. Alles was sie sonst noch in sich investiert, zielt auf die anderen Frauen: Außerhalb seiner Funktion als Ernährer mißt die Frau dem Mann keinen Wert zu.

Wenn ein Unternehmen hinter einer Spitzenarbeitskraft her ist, wird es versuchen, sie mit den äußersten Mitteln so lange zu ködern, bis sie weich ist. Es weiß, daß es sich nach Unterzeichnung des Vertrags schadlos halten kann. Es sitzt immer am längeren Hebel. Mit den Frauen ist es das gleiche: Sie lassen ih­rem Mann nur so viel Leine, daß er das Leben an ihrer Seite einer Kündigung des Vertrags gerade noch vorzieht.

Überhaupt kann man eine Frau gut mit einer Firma vergleichen. So wie eine Firma ein neutrales System zur Gewinnmaximierung ist, so ist die Frau ohne persönliche Liebe, Bosheit und ohne Haß mit dem Mann verbunden, der für sie arbeitet. Wenn er sie verläßt, bekommt sie es natürlich mit der Angst zu tun, denn ihre wirtschaftliche Existenz steht ja auf dem Spiel. Aber dies ist eine rationale Angst, sie hat rationale Ursachen und läßt sich ausschließlich rational -ohne daß sich Abgründe auftun könnten – kompensieren. Zum Beispiel dadurch, daß sie einen anderen Mann unter Vertrag nimmt. Diese Angst hat also überhaupt nichts mit den Empfindungen eines Mannes zu tun, der sich in der gleichen Situation in Eifersucht, Min­derwertigkeitsgefühlen oder Selbstmitleid verzehrt.

Da ein Mann eine Frau immer nur wegen einer anderen Frau verläßt und nie, um frei zu sein, gibt es für eine Frau keinen Grund, ihn zu beneiden oder gar eifersüchtig zu werden. Er verbessert ja in ihren Augen seine Position um nichts. Das existentielle Abenteuer, das ihrem Mann durch die neue Liebe zu einer ande­ren Frau widerfährt, beobachtet sie aus der Perspektive eines kleinen Unternehmers, der seinen besten Angestellten an die Konkurrenz verliert und sich nun der Mühe unterziehen muß, einen brauchbaren Ersatz aufzutreiben. Liebeskummer ist also für die Frau bestenfalls das Gefühl, daß ihr ein gutes Geschäft davon-schwimmt.

Deshalb ist es auch absurd, wenn ein Mann zum Beispiel seine Frau für treu hält, nur weil sie ihn nicht mit anderen, in seinen Augen weit attraktiveren Männern seiner Umgebung betrügt. Warum sollte sie das tun, solange er gut für sie arbeitet und sie dadurch die Freuden haben kann, auf die es ihr wirklich ankommt? Die Treue einer Frau hat mit der Treue eines Mannes prinzipiell nichts gemein: Frauen sind, im Gegensatz zu Männern, für das Äußere ihres Partners so gut wie unempfindlich. Flirtet eine Frau mit dem besten Freund ihres Mannes, dann will sie damit bestimmt nur dessen Frau ärgern und nicht ihren Mann, denn nur deren Gefühle sind für sie wichtig (wenn es ihr um den Mann ginge, würde sie das bestimmt nicht so offen zeigen). Die neuen Gruppensexpraktiken sind lediglich eine Variante des in manchen Gesellschaftskreisen überholten Flirts. Auch hier kommt es der Frau nur auf die anderen Frauen an und nicht auf deren Männer. Die Geschichte ist voll von Anekdoten über Könige und Fürsten, die sich mit mehreren Mätressen zugleich vergnügten. Über weibliche Potentaten kursieren solche Histörchen kaum: Eine Frau würde sich beim Gruppensex nur mit Männern zu Tode langweilen; das war schon immer so und wird sich nicht ändern.

Würden die Frauen auf das Aussehen der Männer reagieren, hätte es sich die Werbung längst zunutze ge­macht. Da die Frauen – dank des Geldes, das die Männer für sie verdienen – über eine weit größere Kauf­kraft verfügen als die Männer (darüber gibt es aufschlußreiche Statistiken), würden die Fabrikanten selbst­verständlich versuchen, den Kauf ihrer Produkte durch Fotos und Werbespots von schönen, kräftigen Männern mit ausgeprägten sekundären Geschlechtsmerkmalen zu stimulieren. Aber das Gegenteil ist der Fall: Wohin man sieht, präsentieren die Werbeagenturen schöne Mädchen, die zum Kauf von Pauschalrei­sen, Autos, Waschpulver, Fernsehgeräten oder Schlafzimmereinrichtungen verführen sollen.

Die Filmproduzenten finden erst jetzt allmählich heraus, daß man den Frauen statt der gewohnten beaus genausogut häßliche Liebhaber, wie etwa Belmondo, Walther Matthau oder Dustin Hoffman vorzeigen kann. Die Männer, die in physischer Hinsicht ein sehr niederes Selbstwertgefühl haben und sich nur aus­nahmsweise für schön halten – schön sind in ihren Augen nur die Frauen -, können sich mit häßlichen Schauspielern leichter identifizieren. Solange nur die weiblichen Hauptrollen weiterhin mit schönen Stars besetzt bleiben, konsumieren die Frauen diese Filme ebenso gern wie die mit Rock Hudson, denn wirklich interessieren werden sie nur die darin vorkommenden Frauen.

Dieser Umstand konnte dem Mann eigentlich nur deshalb verborgen bleiben, weil er ständig erlebt, wie eine Frau die andere diffamiert. Wenn er immer wieder hört, wie seine Frau die krumme Nase, den flachen Busen, die X-Beine oder die fülligen Hüften einer anderen kritisiert, muß er logischerweise annehmen, die Frauen könnten sich gegenseitig nicht ausstehen oder fänden sich zumindest ganz und gar reizlos. Doch das ist natürlich eine Fehlinterpretation: Einen Firmeninhaber, der ständig vor seinen Angestellten die Konkurrenzfirma lobt, würde man ja auch für wahnsinnig halten. Er wäre seine besten Angestellten sicher bald los. Politiker müssen die gleiche Art Komödie aufführen und sich gegenseitig öffentlich verteufeln; dabei würde sich Nixon bestimmt viel lieber mit Kossygin oder Fidel Castro auf eine einsame Insel ver­bannen lassen als mit dem hochgelobten Mann von der Straße, der ihm das Mandat verschafft hat. Mit dem Mann von der Straße verbindet ihn so gut wie nichts.

Wenn es sich die Frauen materiell leisten könnten, würden sie sich bestimmt eher mit anderen Frauen zu­sammentun als mit Männern. Nicht etwa, weil sie alle lesbisch wären. Was die Männer die lesbische Ver­anlagung der Frau nennen, hat vermutlich wenig mit dem Geschlechtstrieb der Frauen zu tun. Nein – die beiden Geschlechter haben so gut wie keine gemeinsamen Interessen. Was also sollte die Frauen bei den Männern halten, wenn nicht das Geld? Sie selbst hätten untereinander so viel Gemeinsamkeit, denn der weibliche Intellekt und das weibliche Gefühlsleben sind auf einem primitiven, das heißt allgemeinen Ni­veau stehengeblieben, und es gibt so gut wie keine individualistisch oder außenseiterisch veranlagten Frau­en. Man könnte sich gut vorstellen, was für ein anregendes Leben sie miteinander führen würden – ein pa­radiesisches Leben vielleicht, wenn auch auf einem schauderhaft niedrigen Niveau. Aber wen könnte das schon stören?
Das schönere Geschlecht

Der Mann wäre für einen außerirdischen Betrachter sicher das anbetungswürdigste Wesen auf diesem Pla­neten; jedenfalls steht außer Zweifel, daß er ihn weit attraktiver finden müßte als beispielsweise die Frau. Denn der Frau gegenüber hat er zwei Vorzüge: Er ist schön, und er ist intelligent.

Nur dank einer jahrhundertelangen Verwirrung aller Wertmaßstäbe kann es möglich geworden sein, die Frau als »das schöne Geschlecht« zu apostrophieren. Allein die Tatsache, daß sie dümmer ist als der Mann, würde genügen, diese absurde Behauptung zu widerlegen. Ein dummer Mensch kann niemals schön sein, es sei denn, man legt den kreatürlichen Charakter des Menschen bei der Beurteilung zugrunde. Und es muß betont werden, daß vor allem der Mann selbst den Fehler begeht, die Frau nach Maßstäben zu bewerten, die Mensch und Tier auf die gleiche Stufe stellen. Das ist wohl nötig, denn in der Gruppe homo sapiens hätte sie nicht die geringste Chance.

Der Mann braucht, wie wir noch sehen werden, die Frau, um sich ihr zu unterwerfen. Und um vor sich selbst zu bestehen, läßt er nichts unversucht, sie mit Qualitäten auszustatten, die seine Unterwerfung recht­fertigen. Da sie ihren Geist noch nie unter Beweis gestellt hat, kann er sie nicht gut für geistreich halten (obwohl er mit der Erfindung des Begriffs »weibliche Intuition« auch in dieser Richtung schon Versuche unternommen hat). Also nennt er sie schön.

Ästhetische Maßstäbe erzwingen die Haltung der Subjektivität, jedes ästhetische Urteil ist ein Akt persön­licher Freiheit. Aber die Subjektivität wird leicht zum Alibi, und der Mann läßt sich gern versklaven. Nur weil die Frau sich auf eine Weise herausputzt, die darauf abzielt, alle Blicke auf sich zu lenken, setzt der Mann voraus, sie habe auch einen Grund dazu. Er findet sie schön, weil sie sich selbst schön findet. Und er ist ihr dankbar dafür, daß sie ihm erlaubt, sie schön zu finden.

Sie unterstützt diesen Anspruch auch noch mit einem Trick: Da sich das höchste Ideal der Frau – ein Leben ohne Arbeit und Verantwortung – mit dem eines Kindes deckt, imitiert sie das Kind. Kinder sind »rührend« hilflos, sie haben einen lustigen kleinen Körper mit lustigen kleinen Gliedmaßen, über ihren lustigen klei­nen Fettpolstern spannt sich makellose, junge, zarte Haut. Sie können leicht zum Lachen gebracht werden, benehmen sich überhaupt possierlich – sie sind eine Verniedlichungsform des Erwachsenen -, und da sie sich nicht selbst ernähren können, ist es selbstverständlich, daß man für sie sorgt und ihnen alle Schwierig­keiten aus dem Weg räumt. Das ist durch einen biologischen Mechanismus gesichert: Spezies, die ihre Nachkommenschaft zugrunde gehen lassen, sterben aus.

Durch eine raffinierte Kosmetik, die darauf abzielt, ihren Baby-Look zu konservieren und ein hilflos-niedliches Geplapper, in dem Ausdrücke des Erstaunens, der Überraschung und der Bewunderung (»Oh!«, »Ah!«, »Wundervoll! «) die Hauptrolle spielen, versucht sie, ihrer Umwelt so lang wie möglich das süße liebe kleine Mädchen vorzugaukeln. Denn dadurch, daß sie ihr Kindergesicht und eine gewisse Attitüde der Hilflosigkeit bewahrt, appelliert sie an die Beschützerinstinkte des Mannes und veranlaßt ihn, für sie zu sorgen.

Diese Rechnung ist, wie alles, was die Frau selbständig unternimmt, so dumm und kurzsichtig, daß es an ein Wunder grenzt, wenn sie trotzdem aufgeht. Solang sie nämlich das Babygesicht als weibliches Schön­heitsideal propagiert, muß sie sich spätestens mit fünfundzwanzig Jahren in einer Sackgasse wiederfinden. Mit allen Tricks der Kosmetik (in Frauenzeitschriften liest man tatsächlich, die Frau habe beim Denken Denkfalten und beim Lachen Lachfalten zu vermeiden) läßt es sich nicht verhindern, daß sie in diesem Alter das Gesicht einer Erwachsenen bekommt. Aber was soll der Mann, der darauf dressiert wurde, nur süße kleine Mädchen schön, liebenswert und hilfsbedürftig zu finden, mit einer erwachsenen Frau anfan­gen?

Was soll er anfangen mit einer Frau, deren glatte, feste Rundungen zu schwabbeligen Fettklumpen unter einer schlaffen, weißen Hautdecke geworden sind? Deren Stimme nicht mehr kindlich klingt, sondern schrill? Deren Lachen nicht mehr spontan und fröhlich ist, sondern stoßweise und wiehernd? Mit einer Schreckschraube, deren abstoßend dummes Geschwätz jetzt, da es nicht mehr aus Kindermund kommt, an seinen Nerven zerrt und in deren Gesicht die vielen überraschten »Ahs« und »Ohs« immer seltener den Ausdruck naiven Erstaunens hervorzaubern und immer häufiger den des Schwachsinns? Keinerlei eroti­sche Wunschträume wird die kindische Mumie jemals wieder entzünden. Man möchte glauben, endlich sei es aus mit ihrer Macht.

Doch die Rechnung der Frauen geht, wie gesagt, trotzdem auf, und zwar aus zwei Gründen: erstens, weil sie mit Hilfe der Kinder, die sie inzwischen geboren haben, wiederum Schutzlosigkeit vortäuschen können, und zweitens, weil es auf der Welt einfach nicht genug junge Frauen gibt.

Es liegt wohl auf der Hand, daß die Männer, hätten sie nur die Wahl, ihre erwachsen gewordenen Baby-Frauen von Herzen gern gegen jüngere eintauschen würden. Doch weil das zahlenmäßige Verhältnis zwi­schen den Geschlechtern annähernd eins zu eins ist, es also nicht für jeden Mann zu jeder Zeit eine junge Frau geben kann – und weil er zum Leben unbedingt eine Frau braucht -, bleibt er bei der, die er schon hat.

Der Beweis ist leicht zu erbringen. Wenn der Mann tatsächlich wählen kann, wählt er immer die jüngere Frau. Marilyn Monroe oder Liz Taylor waren in dem Augenblick passe, als sich zum ersten Mal ihre Fält­chen nicht mehr vollständig verkleistern ließen: Der Mann hat an der Kinokasse einfach das Billett für eine jüngere gekauft. Wer es sich finanziell leisten kann, wählt nicht nur an der Kinokasse, sondern auch im Leben. Die Manager aus Finanzwelt und Showbusiness tauschen regelmäßig ihre altgedienten Ehefrauen gegen jüngere ein. Da sie gute Ablösungen bezahlen, findet niemand etwas dabei, nicht einmal die Frau selbst (die ist vermutlich froh, den Mann so günstig loszuwerden).

Aber diesen Luxus können sich nur die reichen Männer leisten. Wenn ein armer Schlucker sich aufbläst und in einem Augenblick des Überschwangs und der Verblendung zum zweiten Mal eine junge Frau nimmt, kann er sicher sein, daß er sie bald wieder verliert, weil sein Geld zum Unterhalt von zwei Frauen (und der Kinder, auf denen auch die zweite bestehen wird) nicht ausreicht. Hat eine schöne junge Frau die Wahl zwischen einem älteren und einem jüngeren Mann mit gleichem Einkommen, wird sie auf jeden Fall den jüngeren bevorzugen, und zwar nicht, weil dessen Jugend sie ästhetisch oder sympathisch beeinflussen würde, sondern weil er länger für sie sorgen kann. Die Frauen wissen genau, was sie von einem Mann er­warten, daher wissen sie auch, wie sie sich zu entscheiden haben. – Vermutlich ist es noch nie vorgekom­men, daß eine Frau einen armen zwanzigjährigen Mann einem reichen vierzigjährigen vorgezogen hätte.

Es ist ein großes Glück für die erwachsenen Frauen, daß die Männer sich selbst nicht für schön halten. Da­bei sind die meisten Männer schön. Mit ihrem glatten) von der Arbeit trainierten Körper, ihren kräftigen Schultern, ihren muskulösen Beinen, ihren melodischen Stimmen, ihrem warmen, menschlichen Lachen, ihrem intelligenten Gesichtsausdruck und ihren ausgewogenen – weil sinnvollen – Bewegungen stellen sie alles in den Schatten, was die Frau auch bei rein kreatürlicher Betrachtungsweise jemals sein könnte. Und da sie im Gegensatz zur Frau arbeiten und ihren Körper ständig sinnvoll weiterbenützen, bleibt er auch länger schön als ihrer, der infolge fehlenden Trainings rasch verfällt und nach fünfzig Jahren nichts weiter mehr ist als ein beliebiger Haufen menschlicher Zellen (man beobachte nur einmal auf der Straße die fünf­zigjährigen Hausfrauen und vergleiche ihr Aussehen mit dem gleichaltriger Männer).

Aber die Männer wissen nicht, daß sie schön sind. Es sagt ihnen niemand. Man faselt von der »Anmut« der Frauen, vom »Liebreiz« der Kinder, vom »Zauber« der Tierwelt. Doch wenn vom Mann die Rede ist, dann lobt man höchstens seinen Mut, seine Tapferkeit, seine Entschlossenheit – lauter Eigenschaften, die sich auf seine Verwertbarkeit für die Zwecke der Frauen beziehen und nie auf seine äußere Erscheinung. Es gibt wohl außerhalb der medizinischen Lehrbücher keine Beschreibung des Mannes, die sich lang mit der Form seiner Lippen, der Farbe seiner Augen bei dieser oder jener Beleuchtung, beim kräftigen Wuchs sei­ner Haare, der Zartheit seiner Brustwarzen oder der Ebenmäßigkeit seiner Hodensäcke aufhielte. Und der Mann selbst wäre höchst erstaunt und belustigt, wenn man ihn wegen dieser Merkmale seines Körpers lo­ben würde.

Der Mann ist nicht daran gewöhnt, daß man von seinem Aussehen redet. Die erwachsene Frau, die meist häßlich ist und somit genug Anlaß hätte, sich der Bewunderung des Mannes hinzugeben (und Zeit dazu hätte), sieht ihn nicht. Das ist keine Böswilligkeit oder gar Berechnung, aber für sie ist der Mann eine Art Maschine, die materielle Werte produziert. Eine Maschine beurteilt man nicht nach ästhetischen, sondern nach funktionellen Gesichtspunkten. Der Mann ist der gleichen Ansicht und beurteilt sich ebenso. Die Männer sind viel zu sehr in den Arbeitsprozeß eingespannt und vom permanenten Konkurrenzkampf zer­mürbt, um sich mit Abstand sehen zu können.

Vor allem aber wollen die Männer gar nicht wissen, ob sie schön sind oder nicht. Um ihrem Kampf einen Sinn zu geben, müssen ganz einfach die Frauen die Schönen sein, die Hilflosen, die Anbetungswürdigen. Und deshalb nennen sie sie weiterhin, in Ermangelung einer genaueren Definition für ihre widersprüchli­chen Eindrücke, »das schöne Geschlecht«.
Das Universum ist männlich

Der Mann ist – im Gegensatz zur Frau – schön, weil er – im Gegensatz zur Frau – ein geistiges Wesen ist. Das bedeutet:

  • Der Mann ist neugierig (er will wissen, wie die Welt um ihn herum aussieht und wie sie funktioniert).
  • Der Mann denkt (er zieht Folgerungen aus den Daten, die er vorfindet).
  • Der Mann ist schöpferisch (er macht, aufgrund seiner Kenntnisse über Vorhandenes, etwas Neues).
  • Der Mann fühlt (Auf seiner außerordentlich breiten, außerordentlich vieldimensionalen Gefühlsskala registriert er nicht nur Herkömmliches in feinsten Abstufungen. Er schafft und entdeckt auch neue Ge­fühlswerte und macht sie durch sensible Beschreibungen auch anderen zugänglich oder stellt sie in Bei­spielen künstlerisch dar).

Von allen Qualitäten des Mannes ist seine Neugier sicher die ausgeprägteste. Diese Neugier ist dermaßen verschieden von der Neugier der Frau, daß es unbedingt einiger Erläuterungen bedarf:

Die Frau interessiert sich prinzipiell nur für Dinge, die sie unmittelbar für sich persönlich nutzbringend verwerten kann. Wenn sie zum Beispiel in der Zeitung einen politischen Artikel liest, so ist viel wahr­scheinlicher, daß sie einen Studenten der Politischen Wissenschaften becircen will, als daß sie Anteil am Schicksal der Chinesen, Israelis oder Südafrikaner nimmt. Schlägt sie im Lexikon den Namen eines grie­chischen Philosophen nach, bedeutet das nicht ein plötzliches Interesse an griechischer Philosophie, son­dern daß er zur Lösung eines Kreuzworträtsels fehlt. Studiert sie die Reklame für ein neues Automobil, dann weil sie es haben will und nicht aus einer Art platonischem Interesse an Technik.

Es ist eine Tatsache, daß die meisten Frauen – auch Mütter – überhaupt keine Vorstellung davon haben, wie die menschliche Frucht entsteht, wie sie sich in ihrem Leib entwickelt und welche Stadien sie bis zur Ge­burt durchläuft. Natürlich wäre es völlig überflüssig, wenn sie über diese Dinge Bescheid wüßten, denn sie könnten ja auf die Entwicklung des Fötus ohnehin keinen Einfluß nehmen. Wichtig ist für sie zu wissen, daß eine Schwangerschaft neun Monate dauert, daß man sich unterdessen schonen und bei Komplikationen sofort zum Arzt gehen muß, der selbstverständlich alles wieder in Ordnung bringt.

Die Neugier des Mannes ist dagegen etwas ganz anderes: Sie genügt sich selbst, es ist kein unmittelbarer Nutzeffekt damit verbunden, und sie ist dennoch nützlicher als die der Frau. Man muß nur einmal an einer Baustelle vorbeikommen, an der irgendein neues Arbeitsgerät eingesetzt wird, zum Beispiel eine neue Art Bagger. Es gibt kaum einen Mann – ganz gleich, welcher sozialen Schicht -, der daran vorbeigeht, ohne zumindest einen längeren Blick darauf geworfen zu haben. Viele aber bleiben stehen, sehen zu und unter­halten sich darüber, welche Eigenschaften die neue Maschine besitzt, wie viel sie leistet, warum sie es leis­tet und inwiefern sie sich von herkömmlichen Modellen unterscheidet.

Einer Frau würde es nicht einfallen, an einer Baustelle stehenzubleiben, es sei denn, die Menschenan­sammlung wäre so groß, daß sie glauben müßte, eine prickelnde Sensation (»Arbeiter von Planierraupe zermalmt«) zu versäumen. In einem solchen Fall würde sie sich erkundigen und sich dann sofort abwen­den.

Die Neugier des Mannes ist universell. Es gibt prinzipiell nichts, was ihn nicht interessiert, ob es sich nun um Politik handelt, Botanik, Atomtechnik oder um Gott weiß was. Auch Dinge, die nicht in sein Ressort fallen, wie zum Beispiel das Einwecken von Obst, das Ansetzen eines Kuchenteigs, die Pflege eines Säug­lings, finden sein Interesse. Und einem Mann könnte es nicht passieren, daß er neun Monate schwanger geht, ohne daß er über die Funktion von Plazenta und Ovarien in allen Einzelheiten Bescheid wüßte.

Der Mann beobachtet nicht nur alles, was um ihn herum (und in der Welt überhaupt) passiert, er interpre­tiert es auch. Da er versucht, sich über alles zu informieren, fällt es ihm auch leicht, Vergleiche anzustel­len, im Gesehenen bestimmte Prinzipien zu erkennen und diese nutzbringend anzuwenden – immer mit dem Ziel, etwas ganz anderes, nämlich etwas Neues, daraus zu machen.

Man muß nicht betonen, daß alle Erfindungen und Entdeckungen auf dieser Welt von Männern gemacht worden sind, ob es sich nun um Elektrizität, Aerodynamik, Gynäkologie, Kybernetik, Mechanik, Quanten­physik, Hydraulik oder Abstammungslehre handelt. ‚Auch die Prinzipien der Kinderpsychologie, der Säuglingsernährung oder der Speisenkonservierung wurden von Männern ersonnen. Ja, sogar die Wand­lungen der Damenmode oder etwas derart Banales wie die Entdeckung neuer Speisenfolgen und Ge­schmacksnuancen liegen traditionell in den Händen der Männer. Sucht man ein besonderes Erlebnis für seinen Gaumen, so findet man es im allgemeinen nicht am Familientisch, sondern in einem Restaurant, in dem selbstverständlich das Essen von einem Mann zubereitet wird. Die Geschmackssensibilität der Frauen ist – selbst wenn sie die Absicht hätten, eine neue Speise zu erfinden -derart begrenzt und durch die Zube­reitung der üblichen phantasielosen Alltagsgerichte derart abgenützt, daß sie dazu nicht imstande wären. Es gibt keine weiblichen Gourmets, die Frauen taugen zu überhaupt nichts.

Doch der Mann, der alle geistigen und körperlichen Voraussetzungen für ein reiches, freies, menschen­würdiges Leben in sich vereint, verzichtet darauf und führt statt dessen das Leben eines Sklaven. Denn was macht er mit allen seinen wunderbaren Fähigkeiten? Er stellt sie in den Dienst derer, die diese Fähigkeiten nicht haben. Er nennt sie »die Menschheit« und meint damit die Frauen und die Kinder der Frauen.

Es ist wirklich eine Ironie, daß diejenigen, die dazu befähigt wären, ein ideales Leben zu führen, es nicht wollen, und daß jene, denen sie ein solches Leben durch ihr Opfer ermöglichen, nicht daran interessiert sind. Man hat sich so sehr an diesen stumpfen Mechanismus der einseitigen Ausbeutung einer Menschen­gruppe durch eine Parasitenclique gewöhnt, daß alle Moralbegriffe völlig pervers geworden sind. Es ist für uns selbstverständlich, im männlichen Geschlecht den Sisyphos zu sehen, der auf die Welt kommt zum Lernen, Arbeiten, Kinderzeugen und dessen Söhne wiederum auf die Welt kommen zum Lernen, Arbeiten, Kinderzeugen und immer weiter so, daß wir uns überhaupt nicht mehr vorstellen können, wozu der Mann sonst noch da sein sollte.

Ein junger Mann, der eine Familie gründet und sich hinfort sein ganzes Leben lang, meist in stumpfsinni­gen Tätigkeiten, der Ernährung von Frau und Kindern widmet, gilt als ehrenwert. Einer, der sich nicht bin­det, keine Kinder zeugt, mal hier und mal dort lebt, mal dies und mal jenes tut – weil es ihn interessiert und um sich selbst und nur sich selbst zu ernähren -, und der einer Frau, wenn er sie trifft, als freier Mensch gegenübertritt und nicht in der Uniformität des Sklaven, wird von der Gesellschaft ausgestoßen und ver­achtet.

Es ist deprimierend zu sehen, wie die Männer Tag für Tag all das verraten, wozu sie geboren sind. Wie sie, statt mit ihrem Geist, ihrer Kraft und ihrer ungeheueren Energie Welten zu erschließen, von denen man noch nicht einmal zu träumen wagt – wie sie, statt Gefühle zu erforschen, von deren Vorhandensein man nicht einmal etwas ahnt – wie sie, statt das Leben unendlich reich und lebenswert zu machen (ihr eigenes, von dem die Frauen nichts verstehen), auf all diese ungeheueren Möglichkeiten verzichten und ihren Geist und ihren Körper freiwillig in Geleise zwängen, in denen sie für die abstoßend primitiven Bedürfnisse der Frauen nützlich sind.

Mit dem Schlüssel zu allen Rätseln des Universums in der Hand, begeben sich die Männer aus freien Stü­cken auf das Niveau der Frauen herab und biedern sich ihnen an. Mit ihrem Geist, ihrer Kraft und ihrer Phantasie, die dazu prädestiniert sind, zu machen, was sein könnte, konservieren und verbessern sie das, was schon ist. Und wenn sie etwas erfinden, was es noch nicht gibt, so stets mit dem Alibi, daß es früher oder später ja doch der »ganzen Menschheit« (gemeint ist: der Frau) zugute kommen wird. Sie entschuldi­gen sich noch für ihre Großtaten, entschuldigen sich dafür, daß sie Weltraumfahrt betreiben und zum Mond fliegen, statt noch mehr leiblichen Komfort für die Frauen und deren Kinder zu schaffen. Die müh­seligste Anstrengung bei ihren Neuentdeckungen war noch immer deren Übersetzung in die weibliche Sprache, z.B. mittels Fernsehwerbespots aus Kindergeplapper und süßlichem Liebesgeflüster, mit denen sie die Frauen sanft einladen, sich der neuen Errungenschaften doch ruhig zu bedienen. Denn wegen ihrer erwiesenen Phantasielosigkeit besteht bei der Frau niemals a priori das Bedürfnis nach irgendwelchen Er­findungen – sonst würde sie doch einmal selbst eine machen, wenigstens eine einzige.

Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, daß die Männer alles, was sie tun, im Hinblick auf die Frau tun, daß wir nicht einmal mehr in Betracht ziehen, daß es auch anders sein könnte. Daß zum Beispiel die Kompo­nisten auch einmal etwas anderes komponieren könnten als (Abhängigkeits-)Lieder. Daß Schriftsteller kei­ne Romane und keine (Abhängigkeits-)Lyrik mehr verfassen, sondern Kunst. Wie es wäre, wenn die Maler endlich aufhören würden mit ihren ewigen Frauenakten und Frauenprofilen (gegenstandslos gemalt oder konventionell) und uns endlich etwas Neues sehen ließen, daß wir noch niemals gesehen haben!

Es müßte doch zu machen sein, daß die Wissenschaftler ihre wissenschaftlichen Werke nicht mehr ihren Frauen widmen (die sie doch nie, nie, nie verstehen), daß die Cineasten die Ideen ihrer Filme nicht mehr mit vollbusigen Frauenleibern belasten, daß die Zeitungen Raumfahrtreportagen nicht unbedingt mit großformatigen Fotos blondierter Astronautenfrauen entschuldigten, und auch, daß sich die Astronauten selbst etwas anderes von der Erde in den Raum überspielen ließen als (Abhängigkeits-)Schnulzen.

Wir haben nicht die geringste Ahnung, wie eine Welt aussähe, in der die Männer die Phantasie, die sie darauf verwenden, noch schneller erhitzbare Schnellkochtöpfe, noch weißer waschendes Waschpulver, noch farbfestere Veloursteppiche und noch kußechtere Lippenstifte zu fabrizieren, auf die Lösung wirkli­cher Probleme verwendeten. In der sie, statt Kinder zu zeugen (die wieder Kinder zeugen) und so das Le­ben immer weiter fortzuschieben, selbst lebten. In der sie, statt immer wieder die »rätselhafte« Psyche der Frau erforschen zu wollen – sie erscheint ihnen nur so rätselhaft, weil es dort rätselhafterweise nichts gibt, was erforscht werden könnte -, ihre eigene Psyche erforschten oder sich auf die mögliche Psyche von mög­lichen Lebewesen auf anderen Planeten besännen und sich Wege einfallen ließen, mit diesen Kontakt auf­zunehmen. In der sie, statt Waffen für Kriege herzustellen, die doch kein anderes Ziel haben, als das (nur für Frauen nützliche) Privateigentum zu beschützen, immer effektivere interstellare Raumfahrzeuge kon­struierten, die sie fast so schnell wie das Licht zu anderen Welten trügen und uns von Dingen berichteten, die wir uns nicht einmal träumen lassen. Leider haben die Männer, die über alles nachzudenken befähigt und willens sind, alles, was die Frau betrifft, zum Tabu erklärt. Das Schlimmste ist, daß die Tabus so wirk­sam sind, daß sie niemand mehr erkennt. Die Männer führen, ohne je darüber nachzudenken, die Kriege der Frauen, zeugen die Kinder der Frauen, bauen die Städte der Frauen. Und diese Frauen werden dabei immer fauler, dümmer, materiell anspruchsvoller. Und immer reicher. Durch ein primitives, aber wir­kungsvolles System von direkter Ausbeutung, Heirat, Scheidung, Beerbung, Witwen-, Alters- und Lebens­versicherung bereichern sie sich unaufhaltsam. In den USA, wo der Anteil der berufstätigen Frauen seit Jahrzehnten rückläufig ist, verfügen die Frauen bekanntlich über mehr als die Hälfte des gesamten Privat­vermögens. Nicht viel anders dürfte es in den fortschrittlichen Teilen Europas sein. Bald wird die Frau außer der psychologischen Macht über den Mann auch die absolute materielle Macht über ihn haben.

Der Mann ignoriert das und sucht weiter sein Glück in der Unterwerfung. Sie hätte gewissermaßen eine poetische Rechtfertigung, wenn die Frau wirklich das wäre, wofür er sie hält. Wenn sie dieses zarte, anmu­tige Wesen wäre, diese gütige Fee, dieser Engel aus einer besseren Welt, zu gut für ihn und diese Erde.

Wie ist es nur möglich, daß ausgerechnet die Männer, die sonst alles wissen wollen, vor diesen einfachen Tatsache, die Augen verschließen? Daß sie nicht bemerken, daß an den Frauen, außer einer Vagina, zwei Brüsten und ein paar Lochkarten mit dummen, stereotypen Redensarten, nichts, aber auch wirklich nichts ist? Daß sie Konglomerate von Materie sind, Klumpen ausgestopfter Menschenhaut, die vorgeben, den­kende Wesen zu sein?

Wenn die Männer nur einmal in ihrer blinden Produktivität einhielten und überlegten, so müßten sie doch die Frauen mit ihren Kettchen, Rüschenblüschen und Goldsandalettchen im Handumdrehen entlarvt und mit der ihnen eigenen Intelligenz, Phantasie und Zielstrebigkeit innerhalb von Tagen ein Gerät konstruiert haben, eine Art menschenähnlicher Maschine, die ihnen für die Frau, an der weder außen noch innen etwas originell ist, einen vollwertigen Ersatz bieten würde. Warum fürchten sich die Männer so sehr vor der Wahrheit?

Ihre Dummheit macht die Frau göttlich

Er: „Kennen Sie Ibsen?“

Sie: „Wie macht man es?“

 

Nur Unterdrückte können ein Bedürfnis nach Freiheit entwickeln. Sobald sie frei sind – und vorausgesetzt, sie sind intelligent genug, diese Freiheit mit allen Konsequenzen zu ermessen -, kehrt sich ihr früheres Freiheitsbedürfnis genau ins Gegenteil: Sie bekommen Angst und fangen an, sich wieder nach der Gebor­genheit fester Bindungen zu sehnen.

In seinen ersten Lebensjahren ist ein Mensch immer unfrei. Er ist eingekeilt zwischen den Regeln der Er­wachsenen und, da er selbst noch keine Erfahrung im sozialen Verhalten hat, von diesen Regeln auch voll­kommen abhängig. Er entwickelt deshalb einen starken Freiheitsdrang, wünscht sich nichts sehnlicher, als seinem Gefängnis zu entrinnen, und tut das bei erster Gelegenheit. Ist er dann endlich frei, wird er sich, falls er dumm ist – und Frauen sind dumm in seiner Freiheit sehr wohl fühlen und sie sich zu erhalten su­chen. Ein dummer Mensch denkt nicht abstrakt, verläßt das eigene Terrain nicht und kennt deshalb auch keine Existenzangst. Er fürchtet sich nicht vor dem Tod (er kann ihn sich nicht vorstellen) und fragt nicht nach dem Sinn des Daseins: Alle seine Handlungen erhalten in der Erfüllung seiner Komfortgelüste einen unmittelbaren Sinn, und der genügt ihm. Auch Religionsbedürfnisse sind ihm fremd. Sollten sie trotzdem einmal auftreten, befriedigt er sie umgehend an sich selbst, denn es liegt im Charakter der Dummen, daß sie imstande sind, die eigene Person hemmungslos zu bewundern (hängt eine Frau einer Religion an, dann nur, damit sie in den Himmel kommt – der liebe Gott ist nichts weiter als der Mann, der das für sie bewerk­stelligen soll).

Die Lage des Intelligenten (des Mannes) ist ganz anders: Er empfindet zwar die Befreiung zunächst als unendliche Erleichterung, die grandiosen Perspektiven seiner Unabhängigkeit berauschen ihn, doch sobald er dann von dieser Freiheit Gebrauch machen, also sobald er sich durch eine freie Tat in dieser oder jener Richtung festlegen will, bekommt er es mit der Angst zu tun: Da er abstrakt denken kann, weiß er auch, daß jede seiner Taten die Möglichkeit unendlich vieler Konsequenzen in sich birgt – Folgen, die er trotz seiner Intelligenz nicht alle vorhersehen kann und für die er, da er sich für die Tat frei entscheidet, voll verantwortlich ist.

Wie gern würde er aus Furcht vor negativen Auswirkungen seiner Handlungen überhaupt nichts mehr un­ternehmen! Und weil das nicht möglich ist – der Mann ist zu Taten verurteilt -, fängt er an, sich nach den festen Regeln seiner Kindheit zurückzusehnen, nach jemand, der ihm sagt, was er tun und lassen soll und so seinen jetzt sinnlosen Handlungen (denn sie dienen zwar letztlich dem eigenen Komfortbedürfnis, doch wozu dient er selbst?) wieder einen Sinn gibt und ihm seine große Verantwortung erleichtert. Und er sucht sich einen Gott, der ihm den Gott seiner Kindheit – der seine Mutter war – ersetzt und dem er sich bedin­gungslos unterwerfen kann.

Am liebsten wäre ihm zu diesem Zweck ein zwar strenger, aber auch gerechter, weiser und allwissender Gott, wie etwa der jüdische, christliche oder mohammedanische. Doch da er intelligent ist, weiß er natür­lich, daß es einen solchen nicht geben kann, daß jeder Erwachsene per definitionem sein eigener Gott selbst ist und daß er folglich seine Lust an der Unfreiheit (die Rückkehr in ein der frühkindlichen Abhän­gigkeit ähnliches Stadium bereitet ihm tiefes Wohlbehagen) immer nur an selbsterfundenen Regeln befrie­digen kann -und er macht sich daran, sich solche Regeln (Götter) zu erfinden.

Er tut es unbewußt mit anderen zusammen, er gibt, wie die anderen, seine Einzelerfahrungen zu Protokoll, vergleicht sie mit denen der anderen, erkennt darin Gemeinsames, erfaßt dieses Gemeinsame unbewußt mit den anderen in Regeln, erfindet so Gesetze für künftiges »sinnvolles« (das heißt, für irgend jemand oder etwas außer ihm nützliches) Verhalten und unterwirft sich ihnen freiwillig. Die so entstehenden Systeme werden kollektiv und individuell immer weiter ausgebaut und sind bald so komplex, daß sie der einzelne nicht mehr überblicken kann – sie gewinnen Autonomie und werden »göttlich«. Man kann ihren Gesetzen nur noch vertrauen – ebenso wie man als unerfahrenes Kind den teils sinnvollen, teils sinnlosen Gesetzen der Eltern vertrauen mußte -, kontrollieren kann man sie nicht, und bei ihrer Übertretung droht immer Ausschluß aus der Gemeinschaft und Verlust der Geborgenheit. Marxismus, Nächstenliebe, Rassismus oder Nationalismus sind solche erfundenen Systeme, und Männer, denen es gelingt, ihr Religionsbedürfnis daran zu befriedigen, werden für die Unterwerfung unter eine Einzelperson (Frau) weitgehend immun.

Die weitaus größte Zahl der Männer unterwirft sich jedoch vorzugsweise bewußt den Exklusivgöttern Frauen (sie nennen diese Unterwerfung Liebe), denn diese haben für die Befriedigung ihrer Religionsbe­dürfnisse die günstigsten Voraussetzungen: Die Frau ist immer für den Mann da, sie hat kein eigenes Reli­gionsbedürfnis, ist also insofern tatsächlich »göttlich«. Weil sie ständig Forderungen stellt, fühlt der Mann sich von ihr nie verlassen (sie ist als Gott immer gegenwärtig). Sie macht ihn unabhängig von kollektiven Göttern, die er mit Konkurrenten teilen müßte. Sie erscheint ihm vertrauenswürdig, denn sie gleicht, indem sie seiner Mutter gleicht, dem Gott seiner Kindheit. Sie gibt seinem sinnlosen Leben einen künstlichen Sinn, denn alles, was er tut, gilt jetzt ihrem Komfort, nicht seinem (später auch noch dem Komfort ihrer Kinder). Sie kann als Göttin nicht nur strafen (durch Entzug von Geborgenheit), sondern auch belohnen (durch Gewährung von sexuellem Genuß).

Die wichtigsten Voraussetzungen für ihre Göttlichkeit sind jedoch ihr Hang zur Maskerade und ihre Dummheit. Ein System muß seine Gläubigen entweder durch seine Überlegenheit an Wissen beeindrucken oder diese durch seine Unverständlichkeit verwirren. Da die erste Möglichkeit für die Frauen nicht in Fra­ge kommt, profitieren sie von der zweiten. Ihre Maskerade läßt sie dem Mann fremd und geheimnisvoll erscheinen, ihre Dummheit macht sie für jeden seiner Kontrollversuche völlig unerreichbar. Denn während sich Intelligenz in verständlichen, logischen Handlungen äußert und dadurch meßbar, berechenbar und kontrollierbar wird, entbehren die Handlungen der Dummen jeglicher Vernunft und lassen sich dadurch weder voraussehen noch überprüfen. So ist die Frau, genau wie die Päpste und Diktatoren, durch einen Schutzwall aus Pomp, Maskerade und Geheimniskrämerei ständig vor Entlarvung geschützt; sie kann ihre Macht immer weiter ausbauen und garantiert gerade dadurch dem Mann auf lange Sicht die Befriedigung seiner Religionsbedürfnisse.

Dressurakte

Damit der Mann in seiner Freude an der Unterwerfung sich aber auch tatsächlich der Frau unterwirft und nicht etwa anderen Männern, einer Tierart oder einem der erwähnten Systeme, hat sie in sein Leben eine Reihe von Dressurakten eingebaut, mit deren Einstudierung sie frühzeitig beginnt. Dabei kommt es ihr zustatten, daß er ihr gerade dann am meisten ausgeliefert ist, wenn er sich am leichtesten dressieren läßt: als Kind. Und durch die natürliche Selektion reproduzieren sich gerade jene Frauen, die zur Dressur des Mannes am besten geeignet sind – die anderen können sich ja ohnehin nicht reproduzieren.

Allein die Tatsache, daß der Mann von Anfang an daran gewöhnt ist, eine Frau um sich zu haben, ihre Ge­genwart als »normal« zu empfinden und ihre Abwesenheit als »anormal«, würde genügen, ihn später in einer gewissen Weise von ihr abhängig zu machen. Doch diese Abhängigkeit wäre nicht gravierend, denn ein Leben ohne Frau käme in diesem Fall dann lediglich einem Milieuwechsel gleich. Wer im Gebirge aufgewachsen ist und später im Flachland wohnt, wird sich vielleicht ewig nach dem Gebirge sehnen, aber deshalb wird er noch lange nicht dorthin zurückkehren. Es gibt wichtigeres.

Es läge auch nicht im Interesse der Frau, im Mann nur so eine romantische, untergeordnete Sehnsucht nach Art des Heimwehs zu erzeugen, die nur sonntags und in der Entfernung spürbar ist und zu keinen Konse­quenzen führt. Wichtig ist für sie, daß sie den Mann direkt zur Arbeit erzieht und dazu, daß er ihr alle Früchte dieser Arbeit zur Verfügung stellt. Sie wird deshalb in erster Linie versuchen, eine Reihe von Re­flexen bei ihm zu bedingen, die ihn zur Produktion all jener materiellen Werte veranlassen, die sie braucht. Das erreicht sie dadurch, daß sie ihn von seinem ersten Lebensjahr an nur auf ihre eigene Wertskala dres­siert. Damit bringt sie ihn so weit, daß er zum Schluß seinen Wert mit seiner Nützlichkeit für sie gleich­setzt und sich nur wohl fühlt, wenn er in ihrem Sinne wertvoll ist, das heißt, etwas für sie Wertvolles pro­duziert.

Die Frau selbst wird ihm dabei zu einer Art Skala, an der er zu jedem Zeitpunkt Wert oder Unwert einer bestimmten Tätigkeit ablesen kann. Und wenn er etwas tut, was nach dieser Skala wertlos ist – etwa Fuß­ballspielen -, wird er versuchen, dieses Minus so rasch wie möglich durch erhöhte Aktivität auf einem von der Skala anerkannten Gebiet wettzumachen (aus diesem Grund werden etwa Fußballspiele und andere Sportveranstaltungen bis zu einem gewissen Grad von den Frauen gern toleriert).

Von allen Dressurmethoden, deren sich die Frau bei der Erziehung des Mannes bedient, hat sich das Lob als die brauchbarste erwiesen: Es ist eine Methode, mit deren Anwendung man sehr früh beginnen kann und die noch bis ins hohe Alter ihre Wirksamkeit unvermindert beibehält (im Gegensatz etwa zur Dressur durch Sex, die nur über einen relativ kurzen Zeitraum praktikabel ist). Die Lobmethode ist so effektvoll, daß man bei richtiger Dosierung sogar auf ihren Antagonisten, den Tadel, verzichten kann: Jemand, der an Lob gewöhnt ist, wird sich ohne Lob bereits so vorkommen, als sei er getadelt worden.

Dressur durch Lob hat zum Beispiel folgende Vorteile: Sie macht den Gelobten abhängig (damit das Lob etwas wert ist, muß es von einer höheren Instanz kommen, der Gelobte wird also den Lobenden zu einer höheren Instanz erheben); sie macht ihn süchtig (ohne Lob weiß er bald nicht mehr, ob er etwas wert ist oder nicht, er verliert die Fähigkeit, sich mit sich selbst zu identifizieren); sie steigert seine Leistung (Lob wird zweckmäßig nicht immer wieder für die gleiche Leistung erteilt, sondern für eine jeweils höhere).

Sobald ein männlicher Säugling zum ersten Mal dafür gelobt wird, daß er seine Notdurft nicht im Bett ver­richtet hat, sondern auf einem Töpfchen, wenn er ein gütiges Lächeln und ein paar jener bekannten munter-idiotischen Redensarten als Lob für ein leergetrunkenes Fläschchen erkennt, tritt er in den Teufelskreis. Um wieder in den Genuß des lustvollen Gelobtwerdens zu kommen, wird er bei nächster Gelegenheit ge­nau das zu wiederholen versuchen, was dieses Gefühl hervorgerufen hat. Bleibt das Lob eines Tages aus, ist er unglücklich und tut alles, worin er auch nur die geringste Chance sieht, jenes Glück, nach dem er süchtig geworden ist, aufs neue zu erlangen.

Natürlich ist auch der weibliche Säugling Dressurakten ausgeliefert; während der ersten beiden Lebensjah­re macht die Frau kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern ihrer Kinder. Aber die Dressur bricht beim Mädchen ab, sobald es die Regeln der Hygiene gelernt hat: Die Wege trennen sich, und je weiter die Erziehung fortschreitet, desto mehr wird das kleine Mädchen zur Ausbeuterin erzogen, der kleine Junge zum auszubeutenden Objekt.

Ein wichtiges Mittel dazu ist das Kinderspielzeug. Indem sie den Spieltrieb ihrer kleinen Kinder zuerst fördert und dann ausnützt, lenkt die Frau wie zufällig in die gewünschte Richtung. Dem kleinen Mädchen gibt sie Puppen und Puppenaccessoires: Wagen, Bettchen, Miniaturgeschirr; dem kleinen Jungen alles, was das Mädchen nicht bekommt: Baukästen, Modelle von elektrischen Eisenbahnen, Rennwagen, Flugzeugen. So erhält das weibliche Kind früh Gelegenheit, sich mit seiner Mutter zu identifizieren, die Rolle der Frau zu) erlernen: Es überträgt deren Dressursysteme auf die Puppen, lobt und tadelt, wie es selbst gelobt und getadelt wird, lernt spielerisch die Grundgesetze der Menschenführung. Und weil auch das kleine Mädchen auf Lob angewiesen ist, dieses Lob aber nur für Identifikationen mit der Frauenrolle bekommt, wird es auch später nichts anderes sein wollen als »weiblich«. Seine maßgebende Instanz werden deshalb immer Frauen sein, nie Männer, weil nur Frauen beurteilen können, wie gut es diese Rolle spielt (den Männern wird gelehrt, die Frauenrolle sei minderwertig, sie kommen daher als Lobredner nicht in Frage).

Dem männlichen Kind wird für alles applaudiert, nur nicht für das Spiel mit Miniaturmenschen. Es baut Modelle von Schleusen, Brücken, Kanälen, zerlegt aus Neugier Spielzeugautos, feuert Schüsse aus Spiel­zeugpistolen und übt so alles, was es später zum Unterhalt der Frau einmal brauchen wird. Wenn ein klei­ner Junge ins Schulalter kommt, kennt er bereits die Grundgesetze der Mechanik, Biologie, Elektrotechnik aus eigener Erfahrung, er kann Hütten aus Brettern bauen und in Kriegsspielen verteidigen. Je mehr eigene Initiative er dabei entwickelt, desto sicherer erntet er Lob. Die Frau ist ja daran interessiert, daß er bald mehr weiß als sie – sie selbst könnte sich mit ihren Kenntnissen in einer Welt ohne Männer kaum am Le­ben erhalten -und daß er sich in allem, was Arbeit betrifft, ganz von ihr unabhängig macht. Der Mann ist für sie zwar eine Maschine, aber keine gewöhnliche: Eine solche müßte ja von ihr fachkundig bedient oder zumindest programmiert werden. Wenn eine Frau wüßte, was das ist, würde sie ihn als eine Art Roboter mit Bewußtsein bezeichnen, der fähig ist, sich selbst zu programmieren (und daher, sich weiterzuentwi­ckeln) und sich jeder neuen Situation mit neuem Programm ideal anzupassen (auch die Wissenschaftler arbeiten an der Entwicklung solcher Roboter, die für sie arbeiten, entscheiden und denken und ihnen die Früchte ihrer Aktivität zur Verfügung stellen – freilich Roboter aus unbelebter Materie).

So ist der Mann, noch bevor er sich für die eine oder andere Lebensweise selbständig entscheiden könnte, derart süchtig geworden nach Lob, daß er sich nur noch bei solchen Tätigkeiten wohl fühlt, für die ihm jemand Beifall zollt. Und er wird, weil er süchtig ist, immer mehr Beifall brauchen und daher immer grö­ßere Leistungen in der von der Frau gewünschten Richtung vollbringen müssen. Natürlich könnte der Bei­fall im Prinzip auch von einem Mann kommen, aber die Männer sind – aus eben diesen Gründen – ununter­brochen beschäftigt und stehen gegeneinander in feindseliger Konkurrenz. Deshalb holt sich ein Mann, ’sobald er es sich leisten kann, seinen eigenen, exklusiven Lobredner ins Haus: jemand, den er jederzeit fragen kann, ob er gut und brav war oder nicht, und wie gut und wie brav er war. Die Frau ist, scheinbar zufällig, für diese Rolle die ideale Besetzung – aber sie hat ja alles so inszeniert und nur darauf gewartet, sie zu übernehmen.

Nur selten gelingt es einem Mann – einem erfolgreichen Künstler oder Wissenschaftler etwa – diesen Bann zu brechen und seinen dringend benötigten Beifall auch von Männern zu beziehen. So macht er sich zwar von den Frauen unabhängig, aber nie von der Sucht nach Beifall selbst. Der Beweis dafür ist, daß ein Mann, der auf einem bestimmten Gebiet erfolgreich war und daher auch materiell gesichert ist, sich nie freiwillig in ein anderes begibt, um dort seine Fähigkeiten zu erproben und seine Neugier zu befriedigen. In der Regel arbeitet er – wie zum Beispiel Mirö mit seiner Strichpunkt-Technik, Strauß mit seinen Wal­zern, oder Tennessee Williams mit seinen Frauendramen – immer auf dem Terrain, auf dem er schon ein­mal Lob geerntet hat. Er scheut das Risiko, sein eigener Maßstab zu sein.

Der Verdacht, daß der sogenannte »persönliche« Stil eines Künstlers nichts Positives ist, liegt sehr nah. Ein Autor wie Beckett etwa, der im Lauf von zwanzig Jahren immer GoJot-Varianten produziert, tut das nicht aus Vergnügen (dafür ist er zu intelligent). Er scheut – lobsüchtig – das Risiko wie eine Entziehungskur. Könnte er sich doch von seiner konditionierten Verhaltensweise lösen! Längst hätte er etwas anderes ge­macht, vielleicht Flugzeuge konstruiert (die zuverlässige Mechanik seiner Stücke läßt auf technische Be­gabung schließen), seltene Pflanzen gezüchtet oder zumindest einmal eine Komödie geschrieben (soviel Erfolg verprellt bestimmt die beste Verzweiflung). Vielleicht eine Komödie, in der eine Frau bis zur Taille in einem Erdhügel steckt und nach ihrer Zahnbürste sucht, wie in »Glückliche Tage«. Vielleicht hätte er damit sogar Erfolg beim Publikum. Aber ein solches Experiment wäre für einen nach dem Leistungsprin­zip dressierten Mann natürlich zu riskant. Deshalb schreibt einer wie Beckett lieber weiterhin dramatisch über die Absurdität des Lebenstriebes: denn dafür ist ihm Lob sicher.

Dressur durch Selbsterniedrigung

Manchmal wird ein kritisch eingestellter Mann vielleicht sagen, die Frauen hätten – wegen der Schamlo­sigkeit, mit der sie ihre Ignoranz auf allen Wissensgebieten eingestehen – kein Ehrgefühl. Dabei vergißt er allzu leicht, daß er seine eigenen Begriffe von Ehre, Stolz, Menschenwürde et cetera weiblicher Dressur verdankt. Daß er nur deshalb ehrenhaft, stolz, ritterlich geworden ist, weil er von einer Frau dazu dressiert wurde. Und daß diese Eigenschaften – die seine Männlichkeit ausmachen, auf die er so stolz ist – desto stärker in seinem Charakter verankert sind, je gründlicher diese Dressur an ihm vorgenommen wurde. Er selbst hat nichts dazu getan.

In jedem einschlägigen Psychologie-Lehrbuch steht zu lesen, daß Leistung beim Kind am besten durch Selbstvertrauen gefördert wird. Es ist aber unmöglich, daß ein Kind von sich aus Selbstvertrauen gewinnt: Es wird in ein Milieu hineingeboren, wo ihm alles überlegen ist und es aus eigener Kraft nichts erreichen könnte. Die Frau, die daran interessiert ist, aus einem männlichen Kind einen Menschen zu machen, der nicht nur sich selbst erhält, sondern auch noch andere, wird deshalb mit ihrer Erziehung in erster Linie darauf abzielen, Selbstvertrauen zu züchten. Sie wird die Gefahren des Daseins – soweit sie diese über­haupt selbst erkennt – in seinen Augen bagatellisieren, die Möglichkeit seines eigenen Todes vor ihm ver­heimlichen (zum Beispiel durch die Versprechung eines ewigen Lebens als Belohnung für Wohlverhalten in ihrem Sinn) und so jene schwachsinnig-optimistische Grundstimmung in ihm erzeugen, die es für ihre Dressurakte (und somit für das Leben überhaupt) am besten aufrüsten. Eine der Methoden, das männliche Selbstbewußtsein und damit das Leistungsniveau hochzuschrauben, ist, wie wir schon gesehen haben, das Lob. Eine weitere ist die Selbsterniedrigung der Frau.

Wenn die Frau einem von ihr geborenen Kind nicht wenigstens während seiner ersten Lebensjahre an In­telligenz überlegen wäre, hätte die Menschheit längst aufgehört zu existieren. Doch eine gute Mutter wird immer auf der Hut sein, daß diese anfängliche Überlegenheit ihr Kind nicht in seiner Entwicklung hemmt, sich so eines Tages womöglich noch gegen sie selbst richtet und das Kind länger als unbedingt nötig an ihrem Rockzipfel hängt. Sie wird versuchen, ihrem Kind, besonders wenn es ein Junge ist, sobald wie möglich ein Gefühl der Überlegenheit über sie zu vermitteln. Eine Art Vorschuß auf spätere Leistungen, der ihm sein erstes Selbstvertrauen gibt. Dabei gebraucht sie um so häufiger einen Kunstgriff, je weiter der präsumptive Mann in seiner Entwicklung vorwärts kommt: Sie stellt sich immer noch dümmer, als sie oh­nehin schon ist, und gibt ihm so einen Vorsprung, den er, wenn er ein richtiger Mann werden will (und sie sorgt dafür, daß er es will), nicht mehr verlieren darf.

Da der Wert der Frauen in der Gesellschaft nicht nach ihrer Intelligenz gemessen wird, sondern nach ganz anderen Gesichtspunkten (eigentlich wird überhaupt nichts gemessen: Der Mann braucht sie, und damit genug), können sie es sich leisten, sich so dumm zu stellen und so dumm zu sein, wie es ihnen gerade kommt. In diesem Punkt gleichen die Frauen den Reichen allgemein: Auch bei diesen ist nicht wichtig, ob sie intelligent sind, sondern daß sie reich sind. Wenn Henry Ford II. die geistige Kapazität einer der Stammkundinnen von Tiffany’s hätte, wäre er nicht minder gesellschaftsfähig. Nur sein Chauffeur kann sich das nicht leisten. Ebenso wie ein Reicher kann sich eine Frau jede Blöße geben – und man kann mit Recht behaupten, daß sie sich jede nur mögliche Blöße gibt – ohne daß ihr Nachteile daraus erwachsen. Mit anderen Worten: Eine Frau kann so dumm sein, wie sie nur will – der Mann wird trotzdem zu ihr aufsehen und nicht auf ihre Gesellschaft verzichten wollen.

Ihre Beschwörungsformel lautet ganz einfach: Arbeiten ist männlich, Nichtstun weibisch. Sie verkündet, der Mann sei in einer beneidenswerten Situation, stark und ungebunden, sie dagegen schwach und durch die heilige Bürde des Gebarens ans Haus gefesselt. Sie sei zu wertvoller Arbeit körperlich nicht geeignet.

Der Mann folgt dieser Mythologie willig und hält sie für schmeichelhaft. Er bedenkt nicht, daß auch der Elefant stark ist, stärker als ein Mann zum Beispiel, und daß Männer trotzdem für die meisten Arbeiten besser geeignet sind als Elefanten.

Natürlich verheimlicht die Frau dem Mann, daß sie selbst im Vergleich zu ihm so gut wie nichts tut. Tat­sächlich beschäftigt sie sich ja unentwegt mit irgend etwas. Sie sagt nur, alles, was sie tut, sei im Vergleich zu seiner Arbeit minderwertig. Sie suggeriert ihm, daß die schwachsinnigen Vergnügungen, denen sie sich im Lauf des Tages hingibt (Bügeln, Kuchenbacken, das Heim verschönern), für das Wohl der Familie not­wendige Arbeiten seien und daß er sich glücklich schätzen könne, eine Frau zu haben, die ihm diese nied­rigen Dinge abnimmt. Der Mann, der ja nicht ahnen kann, daß einer Frau solche Beschäftigungen tatsäch­lich Spaß machen, wird sich glücklich schätzen.

Indem die Frau alle Arbeiten in »männlich« und »weibisch«, in »würdig« und »unwürdig« einteilt und so mit Gefühlswerten befrachtet, denen sich nach einiger Zeit niemand mehr entziehen kann, wird sie selbst unkontrollierbar und verschafft sich so in ihrem Machtbereich völlige Narrenfreiheit. Was immer sie tut -es ist ja im Vergleich zu .Männerarbeit sowieso nichts wert; sie selbst sagt es, und warum sollten die Män­ner das nachprüfen wollen?

Natürlich könnte der Mann, wenn er nur wollte, die weibliche Terminologie entlarven, die »männlichen« und »weibischen« Arbeiten »schwer« und »leicht« nennen: Männerarbeit ist meist schwer, Hausarbeit im­mer leicht. Mit den Maschinen, die der Mann dafür erfunden hat, erledigt sich die Arbeit zum Beispiel für einen Vier-Personen-Haushalt mühelos in zwei Vormittagsstunden. Alles, was die Frauen sonst noch tun, ist überflüssig, dient ihrem Vergnügen und zur Erhaltung der idiotischen Statussymbole ihrer Clique (Spit­zengardinen, Blumenbeete, Hochglanzpolitur): Wenn sie es als Arbeit bezeichnen, so ist das nichts weiter als eine unverschämte Zwecklüge.

Hausarbeit ist so leicht, daß sie in psychiatrischen Heilanstalten traditionell von jenen Schwachsinnigen erledigt wird, die zu keiner anderen Tätigkeit mehr taugen. Wenn sich die Frauen beklagen, daß sie für diese Arbeit nicht noch extra Geld bekommen (sie fordern nicht viel, nur etwa den Lohn eines Autome­chanikers!), dann ist das nur ein weiterer Beweis dafür, wie attraktiv diese »Arbeit« für sie ist. Solche For­derungen sind außerdem kurzsichtig, denn sie könnten dazu führen, daß die Frauen eines Tages tatsächlich als Arbeitskraft bewertet und angemessen belohnt würden. Das würde dann offenbaren, wie sehr sie auf Kosten der Männer über ihre Verhältnisse leben.

Doch der Mann ist an die weibliche Terminologie von Kind an gewöhnt und hat kein Interesse, sie zu ent­larven. Er muß den Glauben haben, daß er etwas Großes tut, wenn er Geld für seine Frau verdient. Daß er etwas leistet, wozu eine Frau nicht fähig wäre. Hätte er dieses Gefühl der Überlegenheit nicht, müßte er an der Stumpfsinnigkeit seiner Arbeit verzweifeln. Sobald er den Eindruck hat, etwas zu tun, das ebenso gut eine Frau tun könnte (und hin und wieder finden die Frauen es opportun, diesen Eindruck zu erwecken), versucht er, seine Leistung zu steigern und so den gewohnten Abstand zwischen sich und dem »schwa­chen« Geschlecht wiederherzustellen. Er braucht das für sein Selbstbewußtsein.

Die Analyse des Teufelskreises ist einfach: Die Frauen erfinden Regeln, dressieren die Männer darauf und können sie so beherrschen. Sie selbst halten sich nie an die Regeln der Männer. Die Mannesehre zum Bei­spiel ist ein System, das die Frauen gemacht haben. Sie selbst nehmen sich von diesem System aus ver­zichten für sich auf jede Art Ehre und manipulieren auf diese Weise die Männer. In einem der bekannten Fernsehkrimis mit Emma Peel stehen sich in einer Szene zwei Männer feindselig an einem Billardtisch gegenüber. Jeder hat eine Pistole vor sich liegen, und sie vereinbaren aus Fairneß, daß sie laut bis drei zäh­len und dann aufeinander schießen würden. Der Held nimmt die Pistole schon bei zwei und rettet so sein Leben. Er blieb außerhalb des Systems und konnte so den anderen manipulieren, der sich auch in Lebens­gefahr noch lieber an ein System hielt als an die Vernunft.

Indem die Frau alles verächtlich macht, was sie selbst tut, bringt sie den Mann dazu, den Rest zu überneh­men: also alles, was ihr kein Vergnügen macht (sie war ja als seine Mutter zuerst da und hat die Wahl vor ihm getroffen). Er fühlt sich unglücklich und wertlos, wenn er »Frauenarbeit« verrichtet. Viele Männer stellen sich bei der Hausarbeit sogar absichtlich ungeschickt an, denn ihre Unbeholfenheit wird von den Frauen gefeiert, weil sie so »männlich« ist. Ein Mann, der sich selbst einen Knopf annäht, ist kein »richti­ger« Mann. Hantiert er mit dem Staubsauger, muß irgend etwas mit ihm nicht in Ordnung sein. Mit sol­chen und ähnlichen Argumenten läßt sich der Mann entmündigen (er traut sich alles zu, nur nicht, daß er eine Suppe kochen kann) und sich ohne Widerspruch vom anspruchslosesten Arbeitsplatz der Welt ver­treiben. Erst von einem gewissen Stadium seiner Dressur an kann er dann ohne Gefahr für bestimmte Hausarbeiten als Hilfskraft herangezogen werden (wobei er natürlich die Anweisungen der Frau strikt zu befolgen hat, denn er versteht ja nichts von solchen Dingen). Er wird diese Arbeiten immer als entwürdi­gend empfinden und nie merken, wie angenehm das alles im Vergleich zu seiner eigenen Arbeit ist.

Allein der Stoßseufzer, sie sei einer Arbeit »als Frau« nicht gewachsen, entledigt eine Frau jeder Mühe. Wenn sie zum Beispiel nur hin und wieder in ein Gespräch einfließen läßt – womöglich im Beisein von Zeugen -, ihr Mann könne viel besser Auto fahren als sie, gewinnt sie durch diese einfache Bemerkung einen Chaufeur auf Lebenszeit (die Autobahnen sind voll von Frauen, die sich von Männern chauffieren lassen). Oder wenn eine Frau sagt, »als Frau« könne sie nicht allein ein Lokal (Theater, Konzert) besuchen, dann gibt es zwar für dieses Argument keinen rationalen Grund – Frauen werden in Restaurants so gut und so schlecht bedient wie Männer, und wenn sie nicht »belästigt« werden wollen, wie sie sich ausdrücken, brauchen sie sich nicht so aufreizend zu kleiden – aber sie bekommt durch solche Geständnisse einen La­kaien, der sie wie einen Staatsgast bis vors Portal fährt, für sie einen freien Tisch erkämpft, ihr Menü zu­sammenstellt, sie unterhält und abschließend noch die Rechnung bezahlt. – Oder sie gesteht, von Politik verstünde sie nichts, eine Frau sei einfach zu dumm dafür, und schon findet sich ein Mann, der für sie Ta­geszeitungen und politische Magazine studiert, langwierige Fernsehdiskussionen über sich ergehen läßt, die verschiedenen Argumente anderer Männer gegeneinander abwägt und ihr am Wahltag fix und fertig eine Meinung präsentiert. Sie wählt dann die Partei, die jener Mann aufgrund seiner gewissenhaften Stu­dien in seiner – und somit ihrer – speziellen Situation für die günstigste hält, und entledigt sich der lästigen Wahlpflicht, indem sie die Meinung ihres Mannes verdoppelt und das Endergebnis nicht gefährdet (was ja für ihr persönliches Wohlergehen – denn sie versteht tatsächlich nichts von Politik und weiß das auch -katastrophale Folgen haben könnte).

Eine der phantastischsten Blüten dieser Dressur durch Selbsterniedrigung ist es, wenn eine Frau, die ihre Ta • e unter aradiesischen Bedin • un • en in einer komfortablen Vorortvilla verbrin • in Gesellschaft von Kindern, Hunden und anderen Frauen, ausstaffiert mit Zweitwagen, Fernsehapparat und allen nur mögli­chen Haushaltsgeräten, ihrem Mann (der vielleicht Ingenieur ist oder Rechtsanwalt) sagt, er sei zu benei­den, denn er habe ein »erfülltes« Leben, während sie »als Frau« gezwungen sei, ein menschenunwürdiges Dasein zu führen – wenn sie das einem Mann sagt, der diesen ganzen Plunder mit seinem Leben bezahlt -, und wenn dieser Mann das glaubt.

In der Bibel heißt es, Eva sei aus Adams Rippe gemacht, somit also eine Kopie und weniger wertvoll als dieser: ein typisches Beispiel von Dressur durch Selbsterniedrigung. Man kann fast sicher sein, daß diese Geschichte irgendwann einmal von einer Frau erfunden worden ist. Aufgeschrieben hat sie dann selbstver­ständlich ein Mann (daß Frauen schreiben können, ist jüngeren Datums).

Ein Wörterbuch

Ihre ständige Selbsterniedrigung vor dem Mann hat dazu geführt, daß sich die Frauen in seiner Gegenwart einer Geheimsprache bedienen, die sie zwar selbst untereinander verstehen, zu der aber der Mann keinen Zugang hat, weil er sich an ihren Wortlaut hält. Es wäre deshalb für ihn lohnend, sich den Code zu ver­schaffen und eine Art Wörterbuch anzulegen, in dem er jedes mal, wenn er eine solche Phrase hört, nach­schlagen und deren Sinn in Klartext übersetzen könnte. Hier einige Beispiele (Original mit jeweiliger Übersetzung in die männliche Sprache):

CHIFFRE KLARTEXT
Ein Mann muß mich beschützen können Ein Mann muß mich vor Unbequemlichkeiten schützen können (Wovor könnte er denn eine Frau sonst schützen? Vor Räubern? Vor dem Atomkrieg?).
Ich will mich bei einem Mann geborgen fühlen Mit Geldsorgen muß er mir um alles in der Welt vom Halse bleiben
Zu einem Mann muß ich aufblicken können. Damit er für mich überhaupt in Frage kommt, muß er intelligenter, verantwortungsbewußter, mutiger, stärker, fleißiger sein als ich – was sollte ich denn sonst mit ihm anfangen?
Ich würde meinen Beruf sofort aufgeben, wenn es mein Mann von mir verlangt. Sobald er genug Geld hat, werde ich nie mehr arbeiten.
Ich wünsche mir nichts weiter, als ihn glücklich zu ma- chen. Ich werde mir alle Mühe geben, damit er niemals merkt, wie ich ihn ausnütze.
Ich will ihm alle kleinen Sorgen abnehmen. Ich werde alles tun, damit ihn nichts von der Arbeit ab-
hält.
Ich will nur für ihn da sein. Kein anderer Mann soll für mich arbeiten dürfen.
Ich werde nur noch für meine Familie leben. Nie mehr im Leben werde ich etwas tun. Soll er sich mal anstrengen!
Ich halte nichts von der weiblichen Emanzipation Ich bin doch nicht blöd, ich lasse lieber einen Mann für mich arbeiten.
Wir leben schließlich im Zeitalter der Gleichberechti- Er soll nicht denken, daß er mir Vorschriften machen
gung! kann, nur weil er mein Geld verdient!
Ich bin in diesen Dingen so schrecklich ungeschickt Das ist eine Arbeit, die er mir abnehmen muß. Wozu ist er denn sonst da?
Er weiß einfach alles. Man kann ihn sogar noch als Nachschlagewerk benützen.
Wenn man sich wirklich liebt, braucht man nicht gleich einen Trauschein. Er ist noch etwas widerspenstig, aber im Bett kriege ich ihn schon ‚rum
Ich liebe ihn Er ist eine erstklassige Arbeitsmaschine,
u.s.w

 

Doch solche Phrasen sagen die Frauen selbstverständlich nur zu einem Mann direkt oder wenn er in Hör­weite ist. Sind sie unter sich, sprechen sie von Männern – wenn überhaupt – ganz normal. Etwa so, wie sie von Sachen sprechen würden, oder so, als tauschten sie zusätzliche Bedienungsanweisungen für ein Haus­haltsgerät, von dessen Nützlichkeit ohnehin jeder überzeugt ist.

Wenn eine von ihnen etwa sagt: Diesen Mantel oder jenen Hut kann ich nicht mehr tragen, weil er meinem Freund nicht gefällt, dann ist mit der Erwähnung des Freundes keinerlei Gefühlswert verbunden (höchstens mit der des Hutes oder Mantels). Es bedeutet soviel wie: »Ich tu ihm in Gottes Namen den Gefallen, er macht ja sonst alles, was ich will.«

Wenn Frauen untereinander von den Bedingungen sprechen, zu denen sie sich für einen bestimmten Mann entscheiden würden, dann sagen sie gewiß nicht, daß es einer sein müßte, dem sie sich unterlegen fühlen, der sie beschützt (solches Geschwätz würde Gelächter provozieren) oder zu dem sie aufblicken können. Sie erwähnen vielleicht, daß sie einen Mann mit diesem oder jenem Beruf bevorzugen würden (Berufe stehen für Gehaltshöhe, Alters- und Witwenversorgung, die Fähigkeit, hohe Lebensversicherungsprämien zu zahlen). Oder sie sagen etwa: »Der Mann, den ich heiraten würde, müßte ein paar Jahre älter sein, min­destens einen halben Kopf größer und intelligenter als ich.« Das heißt dann nur soviel wie: Es fällt weniger auf und wirkt natürlicher, wenn an etwas älterer, intelligenterer und kräftiger Mensch einen jüngeren, klei­neren und dümmeren ernährt.

Frauen sind gefühlsarm

Es gibt viele Formen und Varianten weiblicher Dressurmethoden, und es würde zu weit führen, hier auf jede einzelne hinzuweisen. Nur zwei relativ harmlose seien noch einer näheren Betrachtung gewürdigt: die der »guten Manieren« des Mannes, und jene, welche die Unterdrückung seiner Emotionen zum Ziel hat.

Jeder Mann, der bei den Frauen Erfolg haben will (und welcher Mann möchte das nicht?), muß außer Intel­ligenz, Ehrgeiz, Fleiß, Ausdauer möglichst noch eine weitere Qualifikation mitbringen: Er muß wissen, wie man sich in Gegenwart von Frauen zu benehmen hat. Dafür gibt es bestimmte Normen, welche die Frauen eigens zu diesem Zweck erfunden haben: die sogenannten »guten Manieren«. Sie besagen, daß jeder Mann, der etwas auf sich hält, jede Frau zu jeder Zeit wie eine Königin zu behandeln hat und daß umgekehrt jede Frau, die etwas auf sich hält, einem Mann die Gelegenheit geben muß, sie jederzeit wie eine Königin zu behandeln.

Freilich wird eine Frau einen Mann schon allein unter der Voraussetzung heiraten, daß er reich ist. Hat sie
jedoch die Wahl zwischen einem reichen Mann mit schlechten und einen ebenso reichen mit guten Manie-
ren, wird sie natürlich den letzteren bevorzugen. Denn die Beherrschung der Regeln des guten Benehmens bürgt ihr dafür, daß diesem Mann der ideelle Wert der Frau durch eine zusätzliche Reihe bedingter Verhal­tensweisen so sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist, daß er ihn auch später, wenn sie für ihn weniger attraktiv sein wird, nie mehr ernsthaft in Frage stellt. »Beim Lachen wird man fröhlich«, sagen die Psycho­logen, oder »Der Glaube kommt mit dem Beten« Das ist richtig, trifft aber nur für den Mann zu: Wenn er die Frau wie ein höheres Wesen behandelt, wird sie für ihn ein höheres Wesen. Frauen können zwischen Wirklichkeit und Theater viel besser unterscheiden.

Die »guten Manieren« sind nicht, wie die anderen Dressurakte, tiefenpsychologisch verwurzelte Formen der Konditionierung. Sie werden den Kindern relativ spät anerzogen und sind so besonders leicht als Maß­nahmen weiblicher Ausbeutung zu erkennen. Es ist wirklich ein Rätsel, wie so alte Tricks auch heute noch erfolgreich sein können.

Welche Unverfrorenheit gehört doch zum Beispiel dazu, wenn eine Mutter ihrem Teenagersohn für seinen ersten Theaterbesuch mit einer jungen Dame etwa folgende Ratschläge mit auf den Weg gibt: »… du zahlst das Taxi, steigst aus, gehst um den Wagen herum, öffnest die Tür und hilfst der Dame beim Aussteigen … du geleitest sie die Stufen hinauf; dabei gibst du ihr den Arm oder gehst, wenn nicht genug Platz ist, hinter ihr, damit sie bei einem eventuellen Ausgleiten nicht stürzen kann … du öffnest die Türen für sie … hilfst ihr aus dem Mantel … bringst den Mantel zur Garderobe, besorgst ihr ein Programmheft … du gehst voraus und bahnst ihr den Weg durch die Reihen, in der Pause bietest du ihr Erfrischungen an …« Und so weiter. Dabei muß man noch bedenken, welche Qualen das Theater dem Mann an sich schon bereitet, weil es eine überholte Kunstgattung ist und weil so gut wie alle Stücke, die dort gezeigt werden (wie der größte Teil des »kulturellen Lebens« überhaupt), auf das intellektuelle Niveau der Frauen zugeschnitten sind. Er ahnt, daß sowohl er selbst, der die Frau dorthin begleitet, als auch der ganze Lakaienapparat von Intendanten, Schauspielern und Regisseuren, der sie dort erwartet, nur dazu da ist, ihr und ihrer Clique einen Ort zu bieten, an dem sie ihre schwachsinnigen Orgien feiern können – die darin bestehen, daß sie sich vor der Statisterie der schwarzgekleideten Männer gegenseitig ihre grotesken Maskeraden vorführen.

Der frivolste Aspekt der »guten Manieren« ist, daß sie den Mann in die Beschützerrolle zwingen. Das fängt ganz harmlos dort an, wo er hinter der Frau die Treppe hinaufsteigt und auf der Außenseite des Bür­gersteigs geht, und endet bei der Einberufung zum Militär- und Kriegsdienst. »Wenn es die Situation er­fordert«, lautet also eine der Benimmregeln, »so hat der Mann die Frau unter Einsatz seines Lebens vor Unannehmlichkeiten zu bewahren.« – Sobald er alt genug ist, wird er diese Regeln ohne Überlegung befol­gen: Die Dressur ist ihm längst vorausgeeilt, bei jeder Katastrophe wird er zuerst Frauen und Kinder retten, bevor er an sich denkt. Und wenn es sein Leben kostet!

Dabei gibt es wirklich keinen triftigen Grund, weshalb die Rollen nicht ebenso gut vertauscht werden soll­ten. Da die Frau gefühlsarm ist, könnte sie die Eindrücke der Kriegsgreuel viel leichter verkraften als der Mann, bei dem sie nicht selten psychische Dauerschäden hervorrufen. An den Anblick von Blut ist sie durch den Monatszyklus ohnehin gewöhnt, und die heutige Form der Kriegsführung erfordert weder kör­perliche Kraft noch Intelligenz, nur Zähigkeit. In jeder Statistik über die Lebenserwartung kann man nach­lesen, daß Frauen älter werden als Männer, also zäher sind. Eine normal entwickelte Nordamerikanerin, die während ihrer Schulzeit Sport getrieben hat, ist beispielsweise den viel kleineren Vietnamesen an Körper­kräften bestimmt nicht unterlegen. Ein GI kämpft also, wenn er gegen Asiaten Krieg führt, gegen Feinde, die nicht stärker sind als seine Freundinnen aus dem College.

Die erwähnte Gefühlsarmut zeigt sich auch darin, daß die Frau die Emotionen des Mannes unterdrückt, wo sie nur kann, und sich dabei noch in den Ruf bringt, gefühlvoll und sensibel zu sein.

Die Tränendrüsen sind winzige Flüssigkeitsbehälter, die, ähnlich wie die Harnblase, durch Training dazu gebracht werden können, dem Willen zu gehorchen. Es ist einem Erwachsenen möglich, sein Bett nicht zu nässen und nicht zu weinen. Beim männlichen Kind wird diese Dressur (wiederum durch Selbsterniedri­gung der Frau – »Ein Junge weint nicht!«, »Du bist doch kein Mädchen!«) durchgeführt. Beim weiblichen wird sie unterlassen, und dieses lernt das bald zu seinem Vorteil zu nutzen. Sieht ein Mann eine Frau wei­nen, dann wird er niemals denken, daß sie ihre Flüssigkeitsbehälter nicht unter Kontrolle hat: Er wird an­nehmen, sie sei von einem starken Gefühl überwältigt, ja er schließt dessen Stärke direkt aus der Flüssig­keitsmenge, die ihre Tränendrüsen absondern.

Das ist natürlich eine Fehlinterpretation, denn Frauen sind gefühlsarm – schon deshalb, weil sie sich keine Gefühle leisten dürfen. Gefühle könnten sie dazu verführen, einen für ihre Zwecke unverwertbaren Mann zu nehmen (einen, der sich nicht versklaven läßt), oder daß sie die Männer – die ihnen doch eigentlich sehr fremd sein müßten – überhaupt nicht ausstehen könnten und ihr Leben ausschließlich in der Gesellschaft von Frauen zubrächten (tatsächlich gibt es viel weniger homosexuelle Frauen als Männer, und sie sind meist reich oder zumindest finanziell gesichert).

Das alles würde für eine Frau aber bedeuten, daß sie denken, arbeiten, Verantwortung tragen und auf all jene Dinge verzichten müßte, an denen ihr gelegen ist. Weil sie das nicht will, entwickelt sie keine Gefüh­le, spielt jedoch nach außen hin die Gefühlvolle, damit der Mann nicht merkt, wie kalt und berechnend sie in Wirklichkeit ist. Da sie Gefühle immer nur imitiert, behält sie bei diesem Spiel immer einen freien Kopf und ist so in der Lage, die Gefühle ihres Partners für ihren eigenen Vorteil auszunutzen (man kann ein Ge­fühl nur dann berechnen, wenn man nicht zugleich selbst darin verstrickt ist). Dabei genügt es ihr nicht, daß der Mann glaubt, sie fühle sich so stark wie er. Er muß glauben, sie sei »als Frau« noch viel labiler, sensibler, irrationaler und gefühlsbetonter als er, denn nur so kann sie von vornherein jeden Verdacht von sich ablenken. – Die Vorbedingung für diesen Betrug schafft sie durch den soeben beschriebenen Dressur­akt.

Ein richtiger Mann weint nicht, lacht nicht laut (reserviertes Lächeln wirkt auf seine Umgebung sympa­thisch und auf seine Geschäftspartner seriös), zeigt keine Überraschung (er ruft nicht »ahhh …!«, wenn das Licht angeht, oder »ihhh …!«, wenn er mit kaltem Wasser in Berührung kommt). Er läßt sich nicht anmer­ken, wenn er sich anstrengt (sagt nicht »uff… ! «, wenn er eine schwere Kiste getragen hat), und singt nicht, wenn er fröhlich ist.

Und der Mann, der alle diese Gefühlsäußerungen bei der Frau erlebt, denkt nicht daran, daß er selbst seine Gefühle nur deshalb nicht zeigt, weil eben die Frau ihn gelehrt hat, sie nicht zu zeigen. Er nimmt ganz ein­fach an, daß die Gefühle der Frau unendlich viel stärker sein müssen als seine eigenen, wenn sie sie der­maßen unkontrolliert zur Schau stellt.

Ein Mann, der selbst nur dann weint, wenn ihn ein großes Unglück trifft (etwa beim Tod seiner Frau), muß annehmen, daß der Schmerz, den seine Frau empfindet, wenn sie – zum Beispiel einer verdorbenen Ur­laubsreise wegen – in Tränen ausbricht, ebenso stark ist. Und er wird sich einen gefühlsarmen Tölpel schel­ten, weil er diesen Schmerz nicht nachvollziehen kann. Welche Hilfe wäre es deshalb für die Männer, wenn sie wüßten, was für eiskalte, glasklare Gedanken eine Frau haben kann, während ihre Augen von einem Tränenschleier umflort sind!

Sex als Belohnung

Alle Dressuren gehen auf das Zuckerbrot-und-Peitsche-Prinzip zurück. Seine Anwendbarkeit wird von den jeweiligen körperlichen Kräfteverhältnissen zwischen Dompteur und Objekt bestimmt. Doch selbst bei der Dressur kleiner Kinder zeigt sich ein gewisser Trend zugunsten des Zuckerbrots: Es bietet den Vorteil, daß das kindliche Vertrauen in die Erwachsenen erhalten bleibt – die Kinder kommen mit ihren Problemen wei­terhin zu ihren Eltern und lassen sich so noch viel besser manipulieren, als wenn sie geprügelt worden wä­ren.

Hat ein gefangener Delphin einen Dressurakt gut gemacht, wirft ihm der Dompteur einen Fisch zu. Der Delphin ist auf Fütterung angewiesen, er tut dafür, was man von ihm verlangt. Ein Mann dagegen ist in der Lage, sich seine Nahrung selbst zu besorgen: Das Geld geht durch seine Hände. Er wäre also gewisserma­ßen unbestechlich, wenn er nicht noch ein anderes, sehr starkes Bedürfnis hätte, dessen Befriedigung er allein nicht schafft: sein Bedürfnis nach physischem Kontakt mit dem Körper einer Frau. Es ist so stark, und er empfindet bei seiner Realisierung soviel Lust, daß es vielleicht das stärkste Motiv für seine Unter­werfung unter die Frauen ist – ja, vielleicht ist seine Lust an der Unfreiheit nur eine Facette seiner Sexuali­tät. Er muß sein Bedürfnis befriedigen, und die Grundlage der Ökonomie ist noch immer der Tausch. Wer eine Dienstleistung verlangt, muß etwas entsprechend Wertvolles dagegen bieten. Nun verhält es sich so, daß die Männer die exklusive Benutzung der weiblichen Vagina zu Wahnsinnspreisen hochgesteigert ha­ben. Das ermöglicht der Frau einen sehr hohen Grad der Ausbeutung – und er stellt ja auch tatsächlich das konservativste kapitalistische System weit in den Schatten. Kein einziger Mann bleibt davon verschont. Und weil das Weibliche in erster Linie ein soziologisches Phänomen ist und kaum ein biologisches, blei­ben nicht einmal Homosexuelle vor Ausbeutung bewahrt. Der triebschwächere Partner findet bald die Ma­nipulierbarkeit des triebstärkeren heraus, fällt in die Rolle des Ausbeuters – der Frau – und benimmt sich entsprechend: Weiblich sein heißt den schwächeren Sexualtrieb haben.

Genauso, wie sich die Frauen keine großen Gefühle leisten können, verzichten sie auch auf eine ausge­prägte Libido (wie ließe sich sonst erklären, daß ein junges Mädchen sich seinem Freund verweigert, aber trotzdem von Liebe spricht?). Die Frau unterdrückt sie, den Ratschlägen ihrer Mutter folgend, schon wäh­rend der Pubertät im Interesse des Kapitals, das sie später daraus schlagen will. Früher war die »wertvolle« Braut jungfräulich, auch heute noch gilt ein Mädchen mit wenig Liebhabern für »wertvoller« als eines mit vielen. Die Keuschheit des Mannes war noch nie etwas wert (da den Frauen nichts an ihm liegt, liegt ihnen auch nichts an seiner Keuschheit). Ein Junge kann deshalb von einer erwachsenen Frau nur »verführt« werden, niemals vergewaltigt. Ein Mann, der mit einer Minderjährigen das gleiche tut, ist ein Sexualver­brecher, für den der weibliche Mob Zuchthaus fordert.

Ebensogut wie die Frau könnte auch der Mann seinen Sexualtrieb konditionieren – vorausgesetzt, er würde früh genug damit anfangen. Der Beweis sind die Mönche, die weitgehend ohne sexuelle Betätigung aus­kommen (niemand wird ernsthaft behaupten, daß diese große Gruppe von Männern aus Eunuchen besteht). Doch statt ihn unterdrücken zu lernen, läßt der Mann die Entwicklung seines Sexualtriebs fördern, wo es nur geht – selbstverständlich von den Frauen, denn vor allem sie sind an seiner Libido interessiert.

Während ein Mann jederzeit so gekleidet ist, daß sein Anblick auf keinen Fall beim anderen Geschlecht sexuelle Erregung hervorrufen könnte, beginnt die Frau bereits im Alter von zwölf Jahren, sich als Köder herauszu utzen. Sie betont die Rundun • en ihres Busens und ihrer Hüften in en • anlie • enden Kleidun • sstü­cken, macht in durchsichtigen Strümpfen auf die Länge ihrer Beine, auf die Form ihrer Waden und Schen­kel aufmerksam, schminkt Lippen und Augenlider feuchtschimmernd, tönt ihre Haare in leuchtenden Far­ben – und das alles zu keinem anderen Zweck, als damit die Gier des Mannes nach sexueller Betätigung zu erregen und ununterbrochen wachzuhalten. Sie bietet ihm ihre Ware so offen an, als läge sie in einem Schaufenster, und als bedürfe es nur der Überwindung einer winzigen Distanz, um sie zu besitzen. Was Wunder, daß der Mann, durch dieses unverhohlene Kaufangebot in ständige sexuelle Erregung versetzt, bald keinen anderen Gedanken mehr hat als den, genug Geld zu verdienen, um sich in den Besitz der ver­lockenden Ware zu bringen.

Denn ohne Geld oder zumindest ohne Aussicht auf Geld bekommt ein Mann keine Frau und somit keinen Sex. Es gibt zwar in der Beziehung zwischen den Geschlechtern das Kreditwesen – das heißt, daß eine Frau unter Umständen bereit sein wird, solang ihr Mann noch in der Berufsausbildung steckt, ihr eigenes Geld zu verdienen und ihm währenddessen schon -quasi als Vorschuß auf künftige Leistungen – ihren Körper zur Verfügung zu stellen. Aber in diesem Fall sind auch die Zinsen entsprechend hoch (der Beruf, den der Mann während dieser Zeit erlernt, muß so gut dotiert sein, daß sich die Investition der Frau lohnt). Im all­gemeinen gilt der Grundsatz, daß eine Frau um so teurer ist, je ansprechender ihre sekundären Ge­schlechtsmerkmale sind. Deshalb sollte ein Mann, wenn er einem anderen mit einer besonders attraktiven Frau begegnet, nicht deprimiert sein, sondern bedenken, wie teuer diese Frau diesem Mann zu stehen kommt.

Ökonomischer wäre es für den Mann auf jeden Fall, seinen Sexualtrieb bei Prostituierten zu befriedigen, statt sich in eine Ehe zu stürzen (bei Prostituierten im konventionellen Sinn – strenggenommen gehören ja die meisten Frauen in diese Gruppe). Doch da der Mann auch hier wieder nach dem Leistungsprinzip han­delt, auf das er dressiert ist, empfindet er Sex, für den er nicht viel bezahlt hat, als minderwertig. Sein Ge­nuß ist um so größer, je teurer die Frau ist, mit der er schläft. Und wenn er eine begehrte Frau nicht anders bekommt – oder wenn er keine andere Möglichkeit sieht, sie zu behalten -, bietet er den Höchstpreis und führt sie zum Standesamt.

Aus diesem Grund können die Frauen die offene Prostitution ruhig tolerieren. Da ihnen Eifersucht im Sinn des Mannes fremd ist (gelegentlich spielen sie Eifersucht, um ihrem Mann zu schmeicheln), macht es ih­nen nichts aus, Bordelle zu befürworten. Ebensowenig wie es ihnen je etwas ausgemacht hat, außereheli­che Amouren ihres Partners zu ignorieren oder, falls sie zu offensichtlich werden, zu verzeihen. Wie viele Frauen bleiben bei ihrem Mann, wenn er sie betrügt, und wie selten ist das Umgekehrte der Fall. – Ja, die Frau wünscht im Grunde nichts anderes, als daß ihr Mann fremdgeht, denn schlechtes Gewissen oder Dankbarkeit für Toleranz garantieren ihr zusätzliche Vorteile. Am liebsten ist es ihr aber, wenn diese au­ßerehelichen Amouren unter ihrer Kontrolle stattfinden; Partnertausch und Gruppensexpraktiken erschei­nen deshalb immer mehr Frauen als ideale Möglichkeit zur Neutralisierung der sexuellen Phantasie ihrer Männer. Diese Formen außerehelichen Verkehrs sind gratis (das Geld für die Prostituierte fließt in die diversen Haushaltskassen) und bringen keine gesundheitlichen Gefahren mit sich: Da die Beteiligten sich kennen, werden die Regeln der Hygiene besser eingehalten, als wenn jeder Mann für sich anonyme Bor­delle frequentiert (ansteckende Krankheiten sind ja das einzige, was die Frauen bei den sexuellen Abenteu­ern ihrer Männer wirklich befürchten müssen).

Was für eine Ironie, wenn die Männer ausgerechnet die gewöhnlichen Prostituierten so sehr verachten -gehören doch diese zu den wenigen Frauen, die ehrlich zugeben, daß sie mit der Vermietung einer be­stimmten Körperöffnung ihr Geld machen. Prostituierte, Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin, Fotomodell sind Berufe, die nicht von Männern ausgeübt werden. Doch während Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin, Fotomodell mit Netz arbeiten – das Netz ist der Mann, der sie auffängt, wenn sie keine Lust mehr haben -, ist die Prostituierte ohne jede Sicherung. Wird sie müde, steht niemand bereit, der nur auf diesen Augen­blick gewartet hat, und es gibt in unserer Gesellschaft keinen Mann, der sich von einer ehemaligen Prosti­tuierten so ausbeuten ließe wie von einem ehemaligen Fotomodell.

Die Frauen selbst verachten die gewöhnlichen Prostituierten ebenfalls, aber aus einem anderen Grund: Sie verachten sie wegen ihrer Dummheit. Eine Frau, die ihren Körper so ungeschickt verkauft, ist nach dem Intelligenzbarometer der Frauen einfach zu dumm. Sie bewundern nur solche Frauen, die Wucherpreise erzielen und zum Beispiel von einem der Rothschilds, Aga Khans oder Rockefellers geheiratet werden. Den Begriff vom »schmutzigen Gewerbe« haben sie nur zur Abschreckung der Männer geprägt, die viel­leicht sonst doch eines Tages Parallelen ziehen könnten. Das Grundprinzip von Sex als Belohnung ist bei allen Frauen gleich: Sie bieten sich dem Mann an, indem sie ihre Reize betonen, machen ihn lüstern, und wenn er dann brav seine Dressurkunststückchen vorzeigt, schenken sie sich ihm. Und da sie ihn immer und immer wieder aufgeilen, braucht er diese Belohnung immer und immer wieder. Nur Männer von geringer sexueller Potenz können es sich leisten, lang herumzugammeln und auf diese regelmäßigen Belohnungen zugunsten sporadischer zu verzichten. Ein Mann mit ausgeprägter Libido muß noch fügsamer sein als jeder andere – der »dynamische, unternehmungslustige, tatkräftige, begeisterungsfähige junge Mann«, den man in allen Wirtschaftszweigen so sehr begehrt, ist nichts weiter als ein total sexabhängiger Psychopath, der sich seine Ziele in bezug auf die Frauen besonders hoch gesteckt hat. Denn was, wenn nicht die Belohnung durch eine Frau, sollte einen jungen Mann dazu veranlassen, sich mit Begeisterung für den Verkauf eines x-beliebigen Markenartikels einzusetzen, während draußen vor seinem Bürofenster eine ganze Welt voll interessanter Abenteuer auf ihn wartet? Sein Trieb ist so stark, daß er auf die ganze Welt draußen verzich­tet und sich mit dem so schwer erbeuteten Geld eine Frau kauft. Doch nennt er diese Frau dann auch sein »Abenteuer« – sie ist niemals ein Ersatz für das Verlorene: Bei seiner Begegnung mit einer Frau verläuft alles nach dem strengen System von Angebot und Nachfrage, das festen Regeln gehorcht und bei dem Überraschungen selten sind.

Die alte Weisheit, das Schicksal der Frau sei ihre Anatomie, trifft tatsächlich zu, insofern man unter Schicksal etwas Positives versteht. Im negativen Sinn könnte dieser Spruch heutzutage allerdings eher auf den Mann passen, denn während die Frau von ihren anatomischen Besonderheiten profitiert, wo sie nur kann, bleibt er ewig Sklave der seinen. Die Erektion des männlichen Gliedes ist für eine Frau so grotesk, daß es ihr, wenn sie zum ersten Mal davon erfährt, vollkommen unmöglich erscheint, daß es so etwas ge­ben kann. Und wenn sie dann bemerkt, daß es nicht einmal der Gegenwart einer nackten Frau bedarf, um dieses Phänomen – das so simpel ist wie ein Patelar-sehnenreflex – zu erzeugen, sondern daß bereits der Anblick eines Filmes oder einer Photographie dazu genügt, kommt sie aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Es hat wohl nie etwas Absurderes gegeben als die Freudsche Illusion vom Penisneid. Das männliche Glied nebst Hodensäcken erscheint der Frau lediglich als etwas völlig Überflüssiges am sonst so aufgeräumten Körper des Mannes, als etwas beinahe Unordentliches (es ist ihr unverständlich, daß der Penis nach Gebrauch nicht wie die Antenne eines Kofferradios im Körper des Mannes versenkt werden kann), kein kleines Mädchen würde auf die Idee kommen – auch nicht im tiefsten Unterbewußtsein -, einen kleinen Jungen darum zu beneiden (daß es vor ihm benachteiligt wird, empfindet es schon gar nicht, denn es wird ja bevorzugt).

Freud war der Dressur durch weibliche Selbsterniedrigung zum Opfer gefallen, die seine Mutter und später seine Ehefrau – und wohl auch seine Töchter -an ihm durchgeführt hatten. Er verwechselte Ursache und Wirkung: Eine Frau denkt ja nicht, der Mann sei mehr wert als sie selbst, sie sagt es nur. Die Macht der Frau wäre eher ein Grund zum Neid – aber der Mann hat ja Lust an seiner Ohnmacht.
Die weibliche Libido

Die weibliche Sexualität bereitet den Männern Unbehagen. Denn sexuelle Erregbarkeit und Orgasmus las­sen sich bei der Frau – ganz im Gegensatz zum Mann – schwer kontrollieren. Die Männer sind also bei ih­ren Untersuchungen hauptsächlich auf jene Informationen angewiesen, die ihnen die Frauen freiwillig zu­kommen lassen. Und da eine Frau an wissenschaftlich exakten Ergebnissen in keiner Weise interessiert ist und immer nur an den nächstliegenden Vorteil denkt, wird sie immer nur gerade das aussagen, was ihr in dieser oder jener speziellen Situation opportun erscheint. Deshalb führen die vielen Untersuchungen – etwa über die Frigidität der Frau, über ihre Genußfähigkeit beim Geschlechtsakt, ob sie einen mit dem des Man­nes vergleichbaren Orgasmus hat – zu genau entgegen gesetzten Resultaten (es sei unterstellt, daß auch Masters & Johnson die Durchschnittsfrau nicht auf ihren Prüfstand bekamen). Der Mann schwankt daher zwischen der Annahme, die Frau habe überhaupt keinen Sexualtrieb, und alles sei nur Komödie, und der Furcht, sie sei in Wirklichkeit viel potenter als er (und verschweige ihm das aus Mitleid), ständig hin und her. Um sich Gewißheit zu verschaffen, arbeitet er immer neue, noch besser ausgeklügelte Fragen und Fra­gebogen aus, in der selbstverständlichen Erwartung, die Frauen beantworteten sie im Dienst der höheren Sache gewissenhaft. Eine trügerische Erwartung!

Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte: Die Frauen sind zwar nicht wild auf Geschlechtsver­kehr (sonst gäbe es sicher mehr männliche Prostitution), andererseits ist ihnen der Geschlechtsakt auch nicht verhaßt, wie oft behauptet wird.

Die Frau existiert auf einem animalischen Niveau, sie ißt gern, trinkt gern, schläft gern, und auch Sex ge­fällt ihr – vorausgesetzt, sie versäumt dadurch nichts Besseres und muß sich dafür nicht übermäßig an­strengen. Im Gegensatz zum Mann würde sie nie größere Strapazen auf sich nehmen, um einen Partner ins Bett zu bekommen: Wenn sie ihn aber schon in ihrem Bett hat (und wenn sie nicht gerade eine kosmeti­sche Großaktion beabsichtigt oder im Fernsehen ein Programm läuft, das sie gern sehen würde), ist sie -vorausgesetzt, dieser Mann übernimmt die aktive Rolle – dem Geschlechtsverkehr durchaus nicht abge­neigt. Denn auch die schöne Bezeichnung »aktiv« für den männlichen Part und »passiv« für den weibli­chen kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich die Frau auch im Bett – wie sonst überall im Leben -vom Mann bedienen läßt. Auch wenn er dem Mann Lust verschafft, ist der Geschlechtsakt doch letzten Endes nichts weiter als eine Art Service an der Frau, bei dem der Mann der bessere Liebhaber ist, der einer Frau geschickter rascher und länger Lust verschafft.

Weil die Männer zumindest ahnen, daß eigentlich sie diejenigen sind, die während des Geschlechtsakts mißbraucht werden, hatten sie schon immer eine gewisse Angst vor der weiblichen Libido. Man findet diese Angst in vielen Riten vergangener Kulturen, in den philosophischen Werken Schopenhauers, Nietz­sches, in den Romanen Baudelaires, Balzacs, Monther-lants, in den Dramen von Strindberg, Tennessee Williams, O’Neill. Doch seit der Erfindung der Geburtenkontrolle durch Ovulationshemmer – der soge­nannten Anti-Baby-Pille – hat diese Angst hysterische Formen angenommen. Es werden ganze Bücher dar­über geschrieben, ob und wie sehr der Mann die Frau in sexueller Hinsicht fürchten müsse, ganze Zweige der Publizistik leben davon, den Männern Ratschläge für eine überlegene Rolle im Geschlechtsverkehr zu verkaufen.

Denn mit der Erfindung der medikamentösen Empfängnisverhütung hat sich der Mann (natürlich hat er diese Erfindung gemacht) des einzigen Triumphs beraubt, den er bei all seiner sexuellen Abhängigkeit von der Frau noch hatte: Sie war ihm in diesem Punkt in gewisser Weise ausgeliefert. Jetzt ist sie plötzlich auch hier überlegen: Sie kann Kinder haben, soviel, sowenig und von wem sie will (also möglichst von einem Reichen), und auch wenn sie keine Fortpflanzungsabsichten hat, kann sie den Geschlechtsakt voll­ziehen, sooft es ihr vorteilhaft erscheint.

Der Mann kann das nicht. Er hat sich immer den Anschein gegeben, seine sexuelle Potenz sei unendlich groß, und nur die Zurückhaltung der Frau hindere ihn daran, sie unter Beweis zu stellen. Doch heute muß er Farbe bekennen, heute kann sich jede Frau in der erstbesten Illustrierten darüber informieren, wie es um die männliche Potenz bestellt ist. Sie weiß jetzt, wie potent ein Mann in einem bestimmten Alter zu sein hat, ob er nachmittags potenter ist als nachts, ob er vor dem Essen potenter sein sollte als nachher, ob See­oder Gebirgsluft seine Potenz steigern, und wie oft hintereinander er in der Lage sein muß, eine Frau zu befriedigen. Und da die Männer die Statistik nie belügen – der männliche Mann lügt überhaupt nicht, Lü­gen ist für in ein Eingeständnis der Schwäche -, kann sie sich auf diese Daten hundertprozentig verlassen. Anhand der Tabellen, welche die Männer für sie ausgearbeitet haben, kann sie die Potenz eines bestimmten Mannes feststellen. – Nicht nur feststellen, sondern, daß der Geschlechtsverkehr kein Risiko mehr für sie birgt, mit der eines jeden beliebigen anderen vergleichen. Doch sie wird nicht – wie der Mann in seiner Angst glaubt – die Potenzen gegeneinander abwägen und sich für den Potentesten entscheiden. Da sie – wie bereits gesagt wurde – nicht wild ist auf Sex, wird sie (falls die anderen Bedingungen gleich sind) eher den weniger Potenten bevorzugen und mit ihren Intimkenntnissen erpressen.

Denn der Mann ist auf sexuellem Gebiet mehr noch als sonst ein Opfer des Leistungsprinzips, nach dem er dressiert wurde. Er gibt sich selbst Zensuren: dreimal hintereinander = sehr gut, zweimal = gut, einmal = befriedigend. Sexuelles Versagen bedeutet für ihn Versagen auf jedem Gebiet (auch wenn er ein brillanter Wissenschaftler ist, wird er nicht mehr glücklich werden). Die Frau weiß das und sieht darin mehrere Mög­lichkeiten, sich Vorteile zu verschaffen: a) Sie kann so tun, als wisse sie nicht, daß ihr Mann eine geringe Potenz hat, und ihn trotzdem für seine Potenz loben (vermutlich die am meisten verbreitete Methode), b) Sie kann den Mann glauben machen, seine geringe sexuelle Leistungsfähigkeit sei ein großes Handikap, und er könne sich glücklich schätzen, wenn sie trotzdem bei ihm bleibe, c) Sie kann drohen, ihn öffentlich bloßzustellen, wenn er sich ihr nicht genügend versklavt. Und weil der Mann sich noch lieber einen Dieb oder Totschläger schelten läßt als einen Impotenten, wird er sich in jedem Fall beugen und tun, was sie von ihm verlangt.

Die Potenz des Mannes hängt noch mehr als jede andere Körperfunktion von psychischen Faktoren ab, und wenn es einmal angefangen hat, gerät er tatsächlich mit der Zeit in immer größere Potenzschwierigkeiten. Er steigert sich in die Angst, die Frau nicht mehr zu brauchen, denn aufgrund seiner Dressur identifiziert er diese Abhängigkeit mit seiner Männlichkeit. Man muß sich den Widersinn einmal klarmachen: Er tut alles, um sich die Abhängigkeit von der Frau zu erhalten. Aphrodisiaka – früher unter dem Ladentisch verkauft und von Quacksalbern zubereitet – sind längst salonfähig geworden und Bestseller der pharmazeutischen Industrie. Sogar in seriösen Blättern häufen sich die Artikel über Beischlafschwierigkeiten, und Herrenwit­ze – die bekanntlich der männlichen Kastrationsangst entspringen – haben mehr denn je Hochkonjunktur, obwohl ihnen der »Witz« meistens fehlt. Die zahlreichen pornografischen Magazine kauft sich der Mann bestimmt nicht zum Vergnügen – amüsieren würde er sich auf einem anderen Niveau besser -, sondern in der verzweifelten Hoffnung, durch diese starken Reize immer fit zu sein und auf der Höhe seines Männ­lichkeitsmythos zu bleiben.

Und bei alledem ist er wieder einmal das Opfer seiner Gewohnheit, die eigenen Wertmaßstäbe für die Be­urteilung der Frau anzuwenden. Er glaubt, die Frau habe nun, da es eine zuverlässige Verhütungsmethode gibt, nichts anderes mehr im Kopf, als alles Versäumte nachzuholen und nur noch das zu machen, was er -wegen seiner gründlichen Dressur – für das höchste aller Vergnügen hält – Sex. Das ist selbstverständlich ein Irrtum – denn Sex ist zwar ein Vergnügen für die Frau, aber lang nicht das größte. Die Freude, die einer Frau ein Orgasmus verschafft, rangiert auf ihrer Wertskala weit hinter der, die ihr zum Beispiel der Besuch einer Cocktailparty bereitet oder der Kauf von einem Paar auberginefarbenen Lackstiefeln.

Die Angst der Männer, durch die neugewonnene Freiheit der Frauen von diesen sexuell übertroffen oder gar physisch geschwächt zu werden, ist deshalb absurd. Eine Frau wird einen Mann, der für sie sorgt, im­mer nur so weit außer Gefecht setzen, daß er am darauffolgenden Morgen pünktlich in seinem Bürosessel Platz nehmen kann. Weshalb sollte sie in diesem Punkt Risiken eingehen? Selbst eine feurige Geliebte wird, wenn ihrem Mann wegen durchlebter Nächte auch nur der geringste Nachteil in seiner beruflichen Laufbahn entstehen könnte, den Geschlechtsverkehr sofort auf ein ungefährliches Maß reduzieren. Nym­phomanische Frauen gibt es fast nur im Film und im Theater. Gerade weil sie im Leben selten sind, ist das Publikum auf sie neugierig (aus demselben Grund handeln so viele Filme und Romane von extrem reichen Leuten, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung ja auch sehr gering ist).

Wenn die Frauen an der männlichen Potenz interessiert sind, so hauptsächlich wegen der zu zeugenden Kinder. Kinder braucht die Frau – wie wir später noch sehen werden – zur Verwirklichung ihrer Pläne. Vie­le Frauen wären vermutlich froh, wenn die sexuelle Potenz ihres Ehepartners nach der Zeugung von zwei bis drei Kindern versiegen würde, ließen sich doch so für sie eine Unmenge kleiner Komplikationen ver­meiden.

Daß der Frau die körperliche Liebesfähigkeit des Mannes nicht so wichtig ist, beweist auch die Tatsache, daß gutverdienende Männer auch dann unbeirrt geheiratet werden und verheiratet bleiben, wenn sie impo­tent sind (man könnte sich umgekehrt kaum vorstellen, daß Frauen ohne Vagina irgendwelche Aussichten auf die Ehe mit einem normal veranlagten Mann hätten).

 

Dressur durch Bluff

Der starke Sexualtrieb des Mannes, seine hervorragende Intelligenz und sein Verlangen nach einem Sys­tem, das ihm seine große Verantwortung abnimmt (die er aufgrund eben dieser Intelligenz erkannt hat), gestatten der Frau die sinnvolle Verwertung von Institutionen, die eigentlich der Vergangenheit angehören: der Kirchen, Sekten und anderen Glaubensgemeinschaften einer jeglichen Richtung, die sie kaltblütig zur Dressur ihrer kleinen Kinder mißbraucht und deren Heere von Angestellten, die Geistlichen, ihr auch spä­ter, wenn diese Kinder erwachsen sind, als eine Art Polizeitruppe dienen, die darauf achtet, daß ihre Inte­ressen immer gewahrt bleiben. Dabei kommt es ihr zustatten, daß sie selbst, wie wir gesehen haben, weder gläubig noch abergläubisch ist. Auch die Männer glauben später nicht an die Lehren ihrer Kirche (es sei denn, eine Dressur wäre – wie etwa bei einem Priester – besonders gut gelungen), doch wenn man sie die­sen Lehren früh genug zuführt, kann man gewisse Archetypen in ihnen züchten, Maßstäbe für Gut und Böse, die nicht in ihrem Verstand verwurzelt sind, sondern in ihrem Unterbewußtsein, und die sie deshalb nie mehr vergessen können. Und diese Maßstäbe sind ihrem Wesen nach immer Maßstäbe der Frau.

Jedes Glaubenssystem gründet sich auf Dressur, denn es besteht aus einer gewissen Anzahl von Regeln oder Geboten und einem Katalog von Strafen, die der Übertretung dieser Regeln (der sogenannten »Sün­de«) folgen. Natürlich folgen diese Strafen niemals wirklich, denn der Glaube an eine Art Überbewußtsein ist ja ein System ohne reale Basis, und es gibt daher auch niemand, der von einer heimlichen Sünde wissen oder sie bestrafen könnte. Man sagt deshalb, daß Unglücksfälle, die sich sowieso ereignen, wie etwa Erd­beben oder der Verlust eines Freundes (früher, bei noch wenig entwickelten Naturwissenschaften, auch Seuchen, Mißernte, Blitzeinschlag), solche Strafen für begangene Sünden seien und daß man diese durch bedingungslose Unterwerfung unter die Regeln oder durch Buße (eine Art Gehirnwäsche) von sich selbst abwenden könne. Natürlich wird der Mensch in dem Maß, wie er seine Intelligenz entwickelt, diese Fikti­on durchschauen und das Ausbleiben der Strafen verifizieren können. Doch die tief verwurzelte Angst vor den Strafen (das Gefühl der Sünde), das in jenen ersten Jahren in ihm gezüchtet wurde, wird ihn auch als Erwachsenen nach Möglichkeit Handlungen meiden lassen, die in seiner Jugend als »böse« galten. Oder er wird, wenn er sie begeht, zumindest ein schlechtes Gewissen dabei haben.

Eine der Sünden, die sich in beinahe allen diesen Katalogen findet, ist die Freude am Geschlechtsakt, der nicht der Fortpflanzung dient. Und da die Männer – von den Frauen dazu provoziert – immer Lust auf Sex haben, dieser Lust so oft wie möglich nachgeben möchten und dabei nie an Fortpflanzung denken (wäh­rend des Orgasmus empfindet der Mann bestimmt jede Art von Freude, nur nicht die Freude auf das Kind, das er gerade zeugt – er wird also in diesem Augenblick noch mehr betrogen als gewöhnlich), verstoßen sie ständig zumindest gegen eine der Regeln ihres Kinderglaubens und tragen so immer ein Gefühl von Sünde mit sich herum. Die Frauen hingegen, die ihren Trieb konditioniert haben und den Geschlechtsakt meist aus einem bestimmten Grund ausführen, und nicht zu ihrem Vergnügen (Broterwerb, Fortpflanzung, Be­friedigung des Mannes – im letzten Fall also karitativ), begehen dadurch meist keine Sünde; selbst wenn sie darauf Wert legen würden, blieben sie von Gewissensbissen verschont. Im Gegensatz zum Mann, der zwar immer wieder gute Vorsätze faßt, diese jedoch in der Praxis nicht einhalten kann, hätten sie, auch

wenn sie daran glaubten, kein Schuldkonto bei ihrem System. In ihrem Hang zur Selbsterniedrigung, ihrem verstümmelten, unterdrückten Sexualtrieb (und auch in der Selbstverständlichkeit, mit der sie ohne einträg­liche Beschäftigung auskommen und andere für sich arbeiten lassen) ähneln sie jenen Figuren – Jesus, Gandhi -, die sie ihren Männern als Vorbilder anpreisen lassen. Vorbilder, die diese in ihrer Triebbeses­senheit natürlich nie erreichen können und die sie in ihrem Verdacht bestätigen, alle wirklich anbetungs­würdigen Qualitäten seien doch letzten Endes weiblich.

Dabei sind weder die Frauen am Sexualtrieb des Mannes sonderlich interessiert, noch deren Polizei. Das Tabu müßte nicht unbedingt Sex sein, sie haben es nur deshalb gewählt, weil Sex die größte und reinste -vielleicht die einzige – Freude des Mannes ist. Wenn er den gleichen oder einen noch größeren Genuß beim Essen von Schweinefleisch oder beim Rauchen empfände, würden sie natürlich sein Gefühl für Sünde mit der Zigarette oder dem Schweinefleisch koppeln. Hauptsache, er lebt überhaupt in Sünde – in Angst – und bleibt so manipulierbar. Der Katalog wird deshalb auch je nach Alter variiert. Für die Kleinen ist die Lüge Sünde, das Begehren fremden Eigentums oder die unzureichende Ehrerbietung gegenüber Vater und Mutter. Für die Älteren ist es die Lust auf Sex und das Begehren »des Weibes ihres Nächsten«.

Doch wie sollen sie diese Sünden erkennen, wenn sie zunächst weder die Regeln kennen noch das System, in dessen Namen sie errichtet wurden? Wie sollen sie an etwas glauben, daß es nicht gibt, oder sich einer Freude schämen, die niemand schadet? Da alles, was mit religiösem Glauben zu tun hat, dermaßen gegen die Logik verstößt, muß die Dressur in einem Alter durchgeführt werden, in dem man noch nicht logisch denken kann. Sie muß nach Möglichkeit an einem Ort stattfinden, dessen absurde Architektur der Absurdi­tät des Vorgetragenen entspricht und es so etwas weniger unglaubhaft erscheinen läßt. Und wenn möglich, sollten diejenigen, die diese Schulung im alogischen Denken betreiben, anders aussehen als gewöhnliche Menschen. Wenn es zum Beispiel Männer sind, die Frauenkleider tragen oder irgendeine andere Maskera­de, wird die Verwirrung und Einschüchterung der Kinder besser gelingen, und der Respekt, den sie vor diesen Wesen empfinden, wird sie auch bei späteren Begegnungen nie ganz loslassen.

Dabei haben die Frauen von Anfang an dafür gesorgt, daß ihre Lobby, die Geistlichen, ausschließlich aus Männern besteht. Denn erstens könnte es dem weiblichen Image schaden, wenn sie ihre Interessen selbst vertreten würden (man könnte sie womöglich für berechnend halten!), und zweitens wissen sie, daß der Mann nicht allzuviel von ihrem Verstand hält und daß sie deshalb immer nur über die Gefühle auf ihn ein­wirken können. Aber Ratschläge, die ihm ein anderer Mann erteilt – besonders einer, den er von Kind an als Respektperson kennengelernt hat -, wird er anhören und vielleicht sogar befolgen. Daß diese Ratschlä­ge immer den Frauen zugute kommen (sie raten zum Beispiel, bei einer ungeliebten Frau auszuharren oder für Kinder zu sorgen, die sie nicht gewollt haben), entspricht nicht etwa einer Feindseligkeit dieser Lobby gegenüber den »normalen« Männern, sondern ist eine direkte Konsequenz aus deren finanzieller Abhän­gigkeit von den Frauen.

Die Frauen könnten gut ohne Kirchen existieren (sie brauchen sie, wie gesagt, nur zur Dressur von Män­nern und Kindern oder als Kulisse zur Vorführung von Garderoben zu besonderen Gelegenheiten), die Kirche selbst wäre jedoch ohne die Unterstützung der Frauen schnell ruiniert. Wenn es der Frau einfiele, ihre Kinder nur noch außerhalb der Kirchen zu dressieren – was zuweilen schon geschieht -, wenn sie dar­auf verzichteten, das Kirchenschiff als den wirkungsvollsten Rahmen für ein weißes Kleid zu betrachten, und wenn sie sich bei der Trauzeremonie mit der Einschüchterung des Bräutigams durch einen Standesbe­amten begnügten, stünden die Kirchen innerhalb weniger Jahre vollkommen leer (in der Sowjetunion ha­ben die sogenannten »Heiratspaläste« die Kirchen als Kulisse ersetzt). Man würde sie plötzlich als das er­kennen, was sie sind, Relikte aus einer vergangenen Kultur, und ihnen unverzüglich alle staatlichen und privaten Zuwendungen sperren – die doch letzten Endes immer von Männern kommen, denn natürlich zahlt der Mann, da es sonst niemand für ihn tut, seine Peiniger stets selbst. Wenn daher jemand sagt, die Kirchen hätten erwiesenermaßen etwas Magisches an sich, weil sie mit ihren jahrtausende alten Lehren auch heute noch so viele Menschen in ihren Bann zögen, dann ist das ganz einfach eine Fehlinterpretation. Nicht die Kirchen haben dieses Magische, sondern die Frauen. Die Glaubensgemeinschaften sind längst zu Instru­menten der Frauen umgemünzt und tun wohl nie etwas anderes als das, was diese von ihnen verlangen.

Die Leidtragenden sind nicht zuletzt die Repräsentanten der Religionsgemeinschaften selbst. Sie wollen nichts weiter als ein friedliches, kampfloses Leben führen (freilich auf Kosten der männlichen Männer -aber die Frauen tun ja nichts anderes) und werden nun von den Frauen als eine Art Mafia benutzt, mit de­ren Hilfe sie ihre Kinder erschrecken, ihre Partner versklaven, den Fortschritt bremsen. Sie werden ge­zwungen (unter Boykottdrohung), bei besonderen Anlässen in einer lächerlich-weibischen Maskerade auf­zutreten, mit lauter Stimme groteske Lieder zu intonieren und vor einem – manchmal sogar intelligenten -Auditorium Schauermärchen zu verbreiten, die allen modernen theologischen Erkenntnissen widerspre­chen, die sie auf ihren Universitäten gelernt haben und mit denen sie sich vor diesem Auditorium unsäglich blamieren.

Denn mit der modernen Theologie, die dem Zucker-brot-und-Peitsche-Prinzip völlig entsagt, kann man niemand mehr schrecken und selten Leistungen steigern. Was die Frauen brauchen, sind die alten Ge­schichten aus der Mottenkiste von Himmel und Hölle, Engel und Teufel, Paradies und Jüngstem Gericht. Nur wenn der Tod eine Tür zu ewigem Glück oder ewiger Verdammnis ist, an der nach einem Punktsys­tem die auf Erden vollbrachten Leistungen im Sinne der Frau abgerechnet werden, ist er ein brauchbares Dressurmittel. Und wenn man das ewige Leben als etwas Wirkliches hinstellt, zu dessen Erwerb nur Treue und Sklaverei erforderlich sind, dann ist das den Interessen der Frauen viel zuträglicher, als wenn ihre Männer tatsächlich nach der biologischen Unsterblichkeit forschen würden, die womöglich dann doch ein paar Generationen auf sich warten ließe.

Von alledem bleiben die Frauen selbst natürlich ganz unberührt. Sie gehen in ihre Kirchen, wann immer es erforderlich scheint, und bleiben ohne Gewissensbisse fern, wann immer es ihnen paßt. Zu den großen Ze­remonien (die nie etwas anderes sind als Einschüchterungsversuche – Einschüchterungsversuche der Frau­en, nicht der Priester) erwerben sie mit viel Aufwand festliche Toiletten (Brautkleider, Taufkleider, Trau­erkleider, Firmungskleider) und stecken die sie begleitenden Männer in die gewohnten dunklen Anzüge. Sie spielen die Gläubigen, Abergläubischen oder auch die Zweiflerinnen, doch bei allem denken sie über den Glauben selbst nie nach. Die Erwägungen der Männer, ob es physikalische Voraussetzungen dafür gäbe, durch einen Zaubertrick auf dem Meer zu wandeln, Wasser zu Wein zu verzaubern oder durch Zau­berei »unbefleckt« ein Kind zu empfangen, lassen sie kalt. Sie sind, wie immer, auf die Sache selbst nicht neugierig, ihr Interesse liegt bei deren Verwertbarkeit. Und wenn sie auf einen Mann treffen, der einen anderen Glauben hat und zur Bedingung macht, daß sie den ihren aufgeben, tun sie es ohne Zögern.

Kommersialisierte Gebete

Die meisten Männer vergessen, wie gesagt, ihren Kinderglauben. Was bleibt, sind andressierte Verhal­tensmuster, wie etwa die Wahrheitsliebe, die Freude an der Arbeit oder die Lust an der Unfreiheit.

Vom moralischen Standpunkt aus ist das Recht auf Lüge eines jener Menschenrechte, die eigentlich jedem zustehen sollten, denn mit der Lüge kann man allzu dreiste Überwachungsversuche der Gesellschaft ab­wehren und so den eigenen Existenzkampf verringern. Ungünstig ist dabei nur, daß lügen nur dann sinn­voll ist, wenn nicht jeder lügt. Das heißt, damit jemand belogen werden kann, muß er wahrheitsliebend sein und das auch bei anderen voraussetzen. Die Lüge ist also gewissermaßen ein Luxusartikel, sie hat Sel­tenheitswert; und der muß – durch unablässige Verteufelung – im Interesse der Lügner unbedingt erhalten bleiben. Aus diesem Grund ist es so wichtig, daß die Frau den Mann zur Wahrheitsliebe dressiert: Nur wenn er die Wahrheit liebt, kann sie sich diesen Luxus leisten.

Die Wahrheitsliebe des Mannes ist für das Überleben der heutigen Gesellschaftsordnung, in der alle wich­tigen Arbeiten von Männern verrichtet werden, ohnehin Voraussetzung: Auf der Lüge könnte man keine funktionstüchtigen – das heißt logischen – Systeme errichten. In unserem hochentwickelten, arbeitsteiligen Gesellschaftssystem muß einer mit dem anderen zusammenarbeiten und sich auf dessen Daten vollkom­men verlassen können. Würden die Männer lügen – würden sie, nur weil es ihnen in einem Augenblick nützlich wäre, etwa falsche Angaben über die Abfahrtszeiten von Zügen, Kapazitäten von Frachtern oder Benzinvorräten von Flugzeugen an ihre Kollegen melden -, so hätte dies für das gesamte Wirtschaftssys­tem verheerende Konsequenzen; binnen kürzester Zeit entstünde ein komplettes Chaos.

Eine Frau kann ruhig lügen. Da sie nicht in den Arbeitsprozeß eingegliedert ist, schadet ihre Lüge immer nur einem einzelnen Menschen – meist ihrem Mann -, und sie nennt sie, wenn sie zuweilen doch ertappt wird, auch nicht »Lüge« oder »Betrug«, sondern »weibliche List«. Und solange sie nur »weibliche List« anwendet (solange es nichts mit einer körperlichen Untreue zu tun hat – das einzige Delikt, das ihr der Mann nicht verzeihen würde), findet niemand etwas Anstößiges an ihrer Lügerei. Es scheint dem Mann (wegen der an ihm vorgenommenen Dressur durch Selbsterniedrigung der Frau) ganz natürlich, daß eine Frau, schwach und abhängig wie sie ist, solche Listen gebraucht, um ihn, den starken, triebbesessenen Ko­loß (dieses »unselige Tier«), auf den richtigen Weg zu lenken. Und es ist deshalb kein Wunder, daß erfolg­reiche Erfahrungen in dieser Sparte unter den Frauen ganz offen diskutiert und sogar in ihren Gazetten, den Frauenzeitschriften, veröffentlicht werden können. Die Mütter geben sie an ihre Töchter weiter und diese an die ihren. Sie empfinden diesen Erfahrungsaustausch als völlig legitim, denn sie sind ja häufig dazu gezwungen, beide den gleichen Mann auszubeuten (erst den der Mutter, dann den der Tochter), und ihr ganzes Wohlergehen hängt davon ab, wie er pariert.

Natürlich sagen sie einem erwachsenen Mann nicht offen, daß er nicht lügen darf. Sie tun nichts weiter, als mit seiner Lüge Unlustgefühle zu verbinden. Das machen sie – wie wir gesehen haben – entweder über den Umweg der Glaubenssysteme, bei denen auf Lügen fiktive Strafen stehen, oder direkt, durch eine Art per­sönlicher Magie. Wenn eine Frau ihrem Kind sagt: »Lügen ist etwas Böses, du darfst deine Mutter niemals belügen«, dann bekommt das Kind automatisch beim Lügen Gewissensbisse. Sie braucht dieses »Böse« nicht weiter zu begründen, das Kind glaubt es einfach so, es ist darauf angewiesen, ihr zu glauben, und vertraut darauf, daß sie es ihrerseits auch nicht belügt (was natürlich Unsinn ist, denn Mütter belügen ihre Kinder ständig.

Es ist die gleiche Magie, mit der die Frau später ihren Mann überzeugt: »Untreue ist etwas Erbärmliches, du darfst mich nie betrügen«, oder bei den sogenannten »großzügigen« Frauen: »Wenn du mich betrügst, ist es nicht so schlimm, nur verlassen darfst du mich nicht.« Der Mann folgt diesem Befehl – denn es ist ein Befehl -, ohne dessen Berechtigung zu bezweifeln: Er wird eine solche Frau gelegentlich betrügen, doch verlassen wird er sie selten (obwohl doch das Eingeständnis einer solch maßlosen Gleichgültigkeit für ihn ein Signal zum sofortigen Aufbruch sein müßte).

Im Allgemeinen lügt der Mann nur in einer einzigen Situation, nämlich dann, wenn er – seinem starken Geschlechtstrieb folgend – eine Frau, die er liebt, trotzdem mit einer anderen betrogen hat. In diesem Fall bekommt er es dermaßen mit der Angst vor den möglichen Konsequenzen (daß die geliebte Frau etwa Gleiches mit Gleichem vergelten könnte), daß er eher die größten Unlustgefühle in Kauf nimmt, als die Wahrheit zu gestehen. Wenn es aber zum Beispiel darum geht, einen schweren, selbstverschuldeten Auto­unfall zu beichten, einen menschlichen Verrat oder einen verbummelten Arbeitstag, unterdrückt er seine Angst vor Komplikationen und erleichtert sich bei ihr lieber mit einem vollen Geständnis.

Bei der Frau verhält es sich genau umgekehrt: Sie verheimlicht ihrem Mann alles, nur nicht ihr Interesse an einem anderen Mann oder dessen Interesse an ihr. Wenn sich schon ein zweiter oder dritter Mann für sie interessiert, dann muß dieses Interesse auch umgehend kommerzialisiert werden und so einen Sinn be­kommen: Der Mann, dem sie es eingesteht, muß begreifen, daß es notfalls noch andere gibt, die für sie sorgen würden. Das wird augenblicklich seine Produktivität steigern und ihn wieder auf Trab bringen.

Über die männliche Lust an der Unfreiheit wurde in einem anderen Teil dieses Buches berichtet. Sie führt zur Religiosität und zu Gebeten. – Eine Modifikation der kindlichen Gebete sind die Schlager: Der frühere Gott wird kurzerhand direkt durch die viel glaubwürdigere Göttin Frau ersetzt (denn von ihr hängt ja tat­sächlich das Glück des Mannes ab), die Inhalte – Sehnsucht nach Unterwerfung, Bitte um Erhörung, Flehen um Gnade oder ganz einfach Idealisierung – bleiben praktisch gleich. Ob man singt »You’re driving me crazy… « oder »Befiehl du deine Wege…«, ob man singt »Fly me to the moon… « oder »So nimm denn meine Hände…«, kommt auf das gleiche heraus. Manche modernen Schlager besingen auch tatsächlich noch den alten Gott, man merkt dann nur an Formulierungen wie »du läßt alles wachsen« oder dergleichen, daß die Frauen nicht direkt gemeint sind.

Gebete und religiöse Lieder (vertonte Gebete) beschwichtigen die Existenzangst, weil sie immer an ein Überbewußtsein appellieren, von dessen Wohlwollen alles abhängt: Man kann sich gehenlassen, braucht um sein Glück nicht mehr selbst zu kämpfen, alles liegt ja in der Hand des Angebeteten. Je erwachsener der Mann wird, desto größer wird auch seine Angst (von der er jetzt weiß, daß sie begründet ist), und desto größer auch wird sein Verlangen, sich wenigstens für Augenblicke gehenzulassen und in die Allmacht ei­nes anderen zu begeben. Früher haben die intellektuellen Jünglinge Liebesgedichte verfaßt, die als Gebete eine ähnlich beruhigende Wirkung auf sie hatten. Heutzutage ist diese Form der Anbetung überflüssig ge­worden, denn das Angebot an Schlagern – die dunklen Triebe der Männer werden selbstverständlich immer auf deren eigene Kosten kommerzialisiert – wird von Jahr zu Jahr reichhaltiger, und viele Texte, wie bei­spielsweise die der Beatles, genügen jetzt auch höchsten Ansprüchen.

Natürlich gibt es auch Schlager, die den Mann anbeten: Wenn nämlich ein solches vertontes Gebet, das zunächst durch eine Männerstimme zum Hit wurde, nun auch von einer Frau gesungen werden soll. Im allgemeinen besingen die Frauen nicht den Mann, sondern die Liebe (was ihnen, da der Mann sie zur Liebe braucht, letzten Endes doch wieder selbst zugute kommt). Irgendwann müssen sie dabei entdeckt haben, daß es ihnen auch möglich ist, sich selbst zu besingen, ohne dabei allzu sehr aufzufallen. Seither preisen sie unbekümmert ihre eigene Göttlichkeit, ihre Unberechenbarkeit, ihre Grausamkeit oder die Selbstherr­lichkeit, mit der sie sich diesem oder jenem hingeben, ihn dadurch vernichten oder erlösen: »Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, denn das ist meine Welt und sonst gar nichts. Das ist, was soll ich ma­chen, meine Natur, ich kann halt lieben nur und sonst gar nichts. Männer umschwirren mich, wie Motten das Licht, und wenn sie verbrennen, – ja, dafür kann ich nichts!«

So singt Marlene Dietrich im »Blauen Engel«. Wenn die Frauen sich selbst so göttlich finden, wie göttlich müssen sie dann erst sein! Im Leben betreiben sie die Ausbeutung der Männer subtiler als in diesem Film, sie ruinieren sie vor allem nicht so rasch (niemand wird ein Huhn schlachten, das goldene Eier legt), son­dern im Lauf eines ganzen Lebens; daher lachten die Männer über die unglückliche Gestalt des Gymnasi­alprofessors, statt sich darin selbst zu erkennen. Heute singt Nancy Sinatra, etwas abgewandelt:

»These boots are made for walking and that’s what they’re going to do – one of these days these boots will walk an over you.«

– Ein Hit, denn das befriedigt ebensogut die Sehnsucht der Männer nach einer grausamen Göttin wie die Ansprüche der Frauen auf Allmacht.

 

Selbstdressur

Das Ideal eines Dompteurs wäre, ein Tier so weit zu bringen, daß es sich selbst dressiert. Das hat es bisher noch nicht gegeben. Beim Mann verhält es sich anders: Von einem bestimmten Stadium an tut er es (er ist ja viel intelligenter als seine Dompteuse). Wichtig ist dabei nur, daß er Ziel, Belohnung und Strafe immer vor Augen hat.

Wir haben bereits eine Variante dieser Eigendressur in der Idealisierung der Frau durch die Schlagerindust­rie kennengelernt. Die beste Möglichkeit zur Selbstdressur bietet jedoch die Werbewirtschaft; dort ideali­siert er die Frau nicht, weil es ihm masochistische Lust verschafft, sondern weil diese Idealisierung für ihn zu einer Frage des Überlebens wird. Nur die Ausbeuterinnen haben genug Zeit und Geld, seine Produktion zu kaufen und zu konsumieren. Um die Frau in seiner eigenen Vorortvilla mit Kaufkraft zu versehen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als ganze Legionen ebenso kauflustiger Frauen in anderen Vorortvillen zu züchten, die seine Produkte kaufen. Er dreht sich dabei in einem Teufelskreis, und er dreht sich immer schneller, bis ihm der Atem ausgeht und ein anderer seine Rolle übernimmt. Aussteigen und davonlaufen gibt es nicht.

Die Marktforschungsinstitute fahnden vorzugsweise nach unbewußten weiblichen Wünschen (die anderen sind ja längst befriedigt) und verkaufen ihre Trophäen für viel Geld an die Konsumgüterindustrie. Die be­eilt sich, die erkannten »Marktlücken« – als wenn es welche wären – zu schließen. Auch der umgekehrte Weg wird gegangen: Männer produzieren von sich aus einen neuen Artikel, von dem sie sich ausrechnen, daß die Frauen nach einer entsprechenden Werbekampagne Geschmack daran finden könnten. Sie beauf­tragen dann eine Werbeagentur damit, die Sehnsucht nach dem neuen Produkt zu wecken. Sie muß nicht immer erfolgreich sein. Es ist zum Beispiel in keinem europäischen Land gelungen, Fertighäuser nach amerikanischem Vorbild im großen Stil zu verkaufen.

Alle paar Jahre geht wegen dieser kostspieligen Förderung weiblicher Konsumfreudigkeit eine Welle der Entrüstung durch die Reihen der Männer, denn das Klischee von der Frau als Opfer männlicher Ausbeu­tung ist in ihrem Bewußtsein so stark verankert, daß sie noch bei einem so eindeutigen Beweis ihrer eige­nen Ausbeutung mit Blindheit geschlagen sind. Die Frau werde, sagen sie, durch die Werbung manipuliert, ihre Naivität und Gutgläubigkeit (sprich Dummheit) werde in schamloser Weise zu Zwecken der Absatz­steigerung mißbraucht. Diese Männer sollten sich doch besser einmal fragen, wer denn hier manipuliert wird: derjenige, dessen verborgenste Wünsche entdeckt, gehätschelt und befriedigt werden, oder jener, der (um sich die Zuneigung des ersten zu erhalten oder zu erwerben) diese Wünsche entdecken, hätscheln und befriedigen muß? Es galt dem Mann schon immer als höchstes Ziel, die geheimen Wünsche einer geliebten Frau zu erfüllen, »von ihren Augen abzulesen«, wie es in konventionellen Romanen heute noch heißt. Es ist soweit: Es gibt keinen weiblichen Wunsch mehr, der verborgen bliebe, und fast keinen, der nicht durch entsprechende Anstrengung erfüllbar wäre.

Daß so die Frauen notgedrungen immer noch dümmer werden und die Männer immer noch intelligenter -daß sich also der Abstand immer mehr vergrößert, eine Verständigung immer unmöglicher wird -, fällt kaum noch auf. Es ist ein biologisches Grundprinzip, daß Intelligenz sich nur im Wettbewerb entwickelt. Die Frau aber steht außerhalb jeden Wettbewerbs, das Überangebot an Komfort schläfert sie ein und läßt auch die letzten Überbleibsel ihrer geistigen Anlagen verkümmern. Während der Mann, gerade wegen des weiblichen Komfortsbedürfnisses, immer neue Geldquellen erschließen und seine Erfindungsgabe zu im­mer größeren Leistungen anspornen muß, wird seine von steigendem Luxus umgebene Frau von Tag zu Tag stumpfer und gleichgültiger. Und so wird der Begriff der Weiblichkeit, der bisher einfach nur Gebär­fähigkeit und Käuflichkeit bezeichnete, immer mehr zu einem Gütezeichen für Gebärfähigkeit, Käuflich­keit und Schwachsinn.

Wenn Marx recht hat und es tatsächlich zutrifft, daß das Sein das Bewußtsein bestimmt – also zum Beispiel die Antibabypille die Sexualmoral und das Atompatt die Friedensideologien -, dann ist das Bewußtsein der westlichen Frau, deren Lebensbedingungen sich in den letzten zwanzig Jahren grundlegend gewandelt (»verbessert«) haben, in einem akuten Stadium der Veränderung begriffen. Und diese Veränderung – die nur in der vollständigen Verblödung der Frauen enden kann – ist deshalb so gefährlich, weil niemand sie bemerkt. Denn das Image der Frau wird heute nicht mehr von der Frau selbst gemacht, sondern von der Werbung – vom Mann also -, und sobald jemand an ihrem hohen Wert irgendwie zweifeln könnte, stehen hundert zündende Werbeargumente dagegen. Die Frau ist witzig, geistreich, erfinderisch, phantasievoll, warmherzig, praktisch und immer geschickt, sagt die Werbung. Milde lächelnd, wie eine Göttin, serviert sie ihrer dankbaren Kinderschar das neueste Instantgetränk, die Augen ihres Mannes sind anbetend auf sie gerichtet, weil ihm ihr neues Fertiggericht besonders gut schmeckt oder weil sie ihm gerade ein Frottee­handtuch reicht, das durch ein neues Spülmittel noch weicher ist als gewohnt. Dieses Image – das der Mann für den Verkauf seiner Konsumgüter braucht und aus diesem Grund eigens geschaffen hat – wird auf der ganzen westlichen Hemisphäre über alle Massenmedien pausenlos wiederholt und jeden Tag neu ge­festigt. Wie sollte da noch jemand auf die Idee kommen, die Frauen seien in Wirklichkeit dumm, phanta­sielos und unsensibel? Die Frau kann es nicht, und der Mann darf es nicht.

Die Frau ist der Kunde, der Mann der Verkäufer. Einen Kunden gewinnt man nicht, indem man sagt: Das ist etwas Gutes, das mußt du kaufen. Man sagt: Du bist großartig, warum solltest du dich mit minderwerti­gen Dingen umgeben; du hast Komfort verdient, er steht dir zu! Der Mann muß also die Frau, abgesehen von allem anderen, auch noch deshalb loben, weil er sie als Kundin braucht. Es fällt auf, daß er sich hier eines ähnlichen Tricks bedient wie die Frau bei der Dressur an ihm. Doch leider so, daß er sich gegen ihn selbst kehrt: Sie lobt ihn, damit er für sie arbeitet, er lobt sie, damit sie sein Geld ausgibt. Wenn er der Frau seines Nachbarn schmeichelt und ihr dabei einen neuen Teppichboden für ihr Wohnzimmer aufschwatzt, muß er damit rechnen, daß der gleiche Nachbar am nächsten Tag seiner eigenen Frau eine beheizbare Ba­dewanne andreht – denn womit sollte er sonst den Teppichboden bezahlen?

Der Mann sitzt in der Falle, er hat sie sich selbst gebaut: Während draußen der Kampf ums Geld immer härter wird, verblödet ihm zu Hause seine Frau, und seine Wohnung füllt sich von Tag zu Tag mehr mit jenem Plunder und Schnickschnack, mit dem sie die Verblödung der Frauen seiner Konkurrenten finan­ziert. Der Mann, der eigentlich das Schlichte und Funktionale liebt, findet sich jeden Tag mehr in einem Gestrüpp aus Schnörkeln und allerlei Zierat. In seinem Wohnzimmer häufen sich Porzellankatzen, Barho­cker, Glastische, Kerzenständer und seidene Kissen, in seinem Schlafzimmer sind die Wände tapeziert mit Blümchenstoff, in seinen Schränken stehen zwölf Sorten verschiedener Gläser, und wenn er in seinem Ba­dezimmer einen Platz für seinen Rasierapparat sucht, sind alle Borde belegt mit den tausend Cremes und Schminkutensilien seiner kunstgewerblerisch bemalten Frau.

Dabei ist es interessant, daß man auch ihm selbst fast nur solche Produkte verkaufen kann, die irgendwie der Frau zugute kommen: Sportwagen (um Frauen zu ködern), Luxusartikel für die Frau oder Dinge für den Haushalt (also auch für die Frau, der dieser Haushalt de facto gehört – er selbst ist ja ein Heimatloser, der zwischen einem Büro und einem Bungalow hin und her pendelt). Die Frauen selbst würden ihren Män­nern von deren Geld gern auch etwas kaufen, und sie versuchen es auch, wann immer man ihnen dazu Ge­legenheit gibt (sie schenken ihnen Krawatten, bunte Freizeithemden, Aschenbecher, Brieftaschen, so oft es nur geht). Das Problem besteht darin, daß ein Mann so wenig braucht: Seine Kleidung ist genormt und daher billig, sein Konsum an Speisen und Getränken ist schon im Interesse seiner Leistungsfähigkeit be­schränkt, und für den Konsum anderer Güter – außer der Zigarette, die er während der Arbeit raucht – hat er keine Zeit. Alle Anstrengungen der Industrie, Männer zum Konsum von Duftwässern, Haarsprays oder farbenfroher -also modisch kurzlebiger – Kleidung zu überreden, waren bisher mehr oder weniger vergeb­lich. Nur sehr junge Männer (deren Arbeitsproduktivität für die Frauen noch ungenügend ist), Reiche (die ohnehin »geliebt« werden), Künstler (eine Art Amüsiertruppe der Frauen) oder Päderasten gehen nach der jeweils neuesten Dandymode. Es ist zum Beispiel trotz aller Bemühungen der Werbeleute nicht gelungen, den sogenannten »Vatertag« zu etablieren, während der »Muttertag« in jedem Jahr für alle Branchen ein glänzendes Geschäft ist. An dem Tag, an dem sie eigentlich gefeiert werden sollten, gehen die Männer bestenfalls für ein paar Stunden in irgendein Lokal und trinken dort in Ruhe ein Glas Bier.

Es gibt außer Essen, Trinken und Rauchen nur noch eine Tätigkeit, bei der der Mann selbständig konsu­miert: nämlich dann, wenn es darum geht, seinen Sexualtrieb zu befriedigen. Es ist daher kein Wunder, daß inzwischen ganze Wirtschaftszweige darauf spezialisiert sind, diesen Trieb auszubeuten, das heißt, ihn aufzugeilen und seine ohnehin schon große Lust auf Sex zu vervielfachen. Befriedigen muß er diese Lust dann allerdings, zum üblichen Preis, bei einer Frau.

Da diese Unternehmen selbstverständlich in der Hauptsache von Männern betrieben werden, bedeutet dies, daß der Mann (zum Überleben) in der peinlichen Lage ist, seine Geschlechtsgenossen selbst aufgeilen zu müssen. Er züchtet deren Lust auf die Frau mit allen irgendwie dazu geeigneten Mitteln und verführt dabei ebenso gründlich wie Alexander Pawlow bei seiner berühmten Dressur am Hund. So wie dieser die Spei­chelsekretion des dressierten Hundes nicht nur beim Anblick einer Mahlzeit bewirken konnte, sondern bereits auf ein bestimmtes Klingelzeichen hin, kann der Mann die Erektion seiner Geschlechtsgenossen nicht nur durch die Anwesenheit einer Frau, sondern schon durch das Foto eines halbnackten Busens, ei­nen Seufzer auf einer Schallplatte oder einen bestimmten Satz in einem Buch bedingen. Deshalb produziert er solche Anregungen gleich serienmäßig und stellt sie den anderen Männern gegen bares Geld zur Verfü­gung. Dieser Mechanismus kommt natürlich nicht nur der Erotika-Industrie zugute, sondern auch noch allen anderen Industriezweigen, die dem Mann für die Frau etwas verkaufen wollen, denn auch Konsum­güter für Frauen werden ihm mittels attraktiver Frauenbusen leichter verkauft. Er erwirbt ein bestimmtes Buch, geht in einen bestimmten Film oder liest ein bestimmtes Magazin, weil er sich dabei einen Kitzel für seinen Sexualtrieb erhofft, und ganz nebenbei wird so noch seine Lust auf eine Weltreise zu zweit, ein Wochenendhaus in den Bergen oder einen neuen Sportwagen erweckt.

Eines der am besten gemachten Zeugnisse dieser Variante männlicher Selbstdressur ist das amerikanische Herrenmagazin »Playboy«, wo dem Mann zwischen wundervollen Busen, die seine Lust entfachen, und hervorragenden theoretischen Abhandlungen, die ihn unterhalten (und ihm Gelegenheit geben, sich vor dem nächsten Busen von seiner Erektion zu erholen), abwechselnd teure Autos, Spirituosen, überflüssige Kleidung und Tabakwaren angeboten werden. Auf Frauen wirken solche Magazine gespenstisch, doch beim Mann scheint sich der Busenkult inzwischen so weit verselbständigt zu haben, daß ihm jedes Maß für das Groteske seiner Situation abhanden gekommen ist. Die Industrie, die seinen Sexualtrieb ausbeutet, suggeriert ihm so geschickt, daß der weibliche Busen zur Lust des Mannes da ist, daß er darüber ganz ver­gessen hat, wozu die Frauen ihre Brüste wirklich haben. Die Illusion gelingt hundertprozentig, denn seit der Erfindung des vollwertigen Muttermilchersatzes bekommt er kaum noch ein saugendes Baby zu Ge­sicht.

 

Kinder als Geiseln

Daß Kinder über alle Maßen liebenswert sind, ist noch lang keine Rechtfertigung dafür, sie auf die Welt zu bringen: Wer Kinder macht, macht Erwachsene – also Männer und Frauen. Die meisten Männer leben aber als Erwachsene in der Hölle. Und das Glück der Frauen ist dermaßen primitiv und geht zudem so sehr auf Kosten anderer, daß es auch keinen Grund dafür geben kann, Frauen zu machen.

Es entspräche nicht der Wahrheit, wenn man behaupten wollte, nur Frauen seien an der Zeugung von Kin­dern interessiert: Auch Männer wünschen sich Kinder, denn diese gehören zu den zwei bis drei Ausreden, mit denen sie nach außen hin ihre Unterwerfung unter die Frau rechtfertigen können. Die Frau hingegen rechtfertigt damit ihre Faulheit, Dummheit und Verantwortungslosigkeit. So mißbraucht jeder das Kind für seine eigenen Zwecke.

Obwohl die Welt voll ist von halbverhungerten Waisen, bekommt jedes Ehepaar immer wieder seinen ei­genen Nachwuchs. Denn der Mann muß ja einen Grund dafür haben, daß er sich auch später noch, wenn sein sexuelles Begehren längst nachgelassen hat, einer bestimmten Frau versklavt (der Mutter seiner Kin­der) und nicht irgendeiner anderen. Da für ihn die Frau vor allem ein Alibi zur Unterwerfung ist, kann er zur gleichen Zeit immer nur eine gebrauchen (in jeder Industriegesellschaft ist der Mann monotheistisch -das heißt monogam – veranlagt), mehrere Götter (Frauen) würden ihn unsicher machen, seine Identifikati­on mit sich selbst erschweren und ihn in jene Freiheit zurückstoßen, vor der er ständig auf der Flucht ist.

Für die Frau zählen solche Gründe nicht. Da sie nicht abstrakt denkt, hat sie, wie wir gesehen haben, auch keine Existenzangst und kein Bedürfnis nach einem Gott, der ihrer Welt einen höheren Sinn gäbe. Sie braucht nur eine Ausrede dafür, daß ausgerechnet dieser spezielle Mann für sie arbeiten soll (der längst nicht mehr sonderlich gern mit ihr ins Bett geht), und dafür braucht sie Kinder von eben diesem Mann. Angenommen, auf unserem Planeten würde Männerüberschuß herrschen und auf jede Frau kämen bei­spielsweise drei Männer, dann hätte die Frau selbstverständlich keinerlei Hemmungen, sich von jedem der drei ein Kind machen und ihn für dieses Kind (das heißt, für sie selbst) arbeiten zu lassen. Sie könnte dann diese drei Männer gegeneinander ausspielen und dadurch deren Leistungen – und somit ihren eigenen Komfort – enorm steigern. Sie wäre – entgegen der landläufigen Auffassung – zur Polygamie viel eher prä­destiniert als der Mann.

Ein Mann, der mit einer Frau Kinder zeugt, gibt ihr Geiseln in die Hand und hofft, daß sie ihn damit bis in alle Ewigkeit erpressen wird. Nur so hat er in seinem absurden Dasein einen Halt und die sinnlose Sklave­rei, auf die er dressiert wurde, eine Rechtfertigung. Wenn er für Frau und Kind arbeitet, arbeitet er nicht nur für zwei Menschen, von denen der eine nichts tun will, weil er weiblich ist, und der andere nichts tun kann, weil er noch zu klein ist. Er arbeitet für etwas, das mehr ist als diese Frau und dieses Kind: für ein System, das alles umschließt, was arm, hilflos und schutzbedürftig ist auf dieser Welt (das Arme und das Hilflose und das Schutzbedürftige an sich) und das -wie er glaubt – seiner bedarf. Durch Frau und Kind schafft er sich ein Alibi für seine Sklaverei, eine künstliche Rechtfertigung für seine trostlose Existenz, und er nennt dieses System, diese heilige Gruppe, die er sich willkürlich geschaffen hat, seine »Familie«. Die Frau nimmt seine Dienste im Namen der »Familie« freudig entgegen: Sie akzeptiert die Geiseln, die er ihr anvertraut, und macht damit, was er sich wünscht (kettet ihn immer fester an sich und erpreßt ihn bis an sein Lebensende) – und zieht daraus den Nutzen.

Beide, Mann und Frau, haben also nur Vorteile von ihren Kindern (sonst würden sie ja keine zeugen). Der

Mann hat den Vorteil, dadurch seinem Leben rückwirkend einen höheren Sinn zu geben und sich auf ewig versklaven zu dürfen, und die Frau hat alle übrigen Vorteile. Diese Vorteile müssen für sie enorm sein, denn so gut wie jede von ihnen kann wählen zwischen Berufsleben und Kindern, und so gut wie jede wählt die Kinder.

Man könnte hier einwenden, daß die Frauen sich nur deshalb für Kinder entscheiden und nicht für den Be­ruf, weil sie Kinder lieben. Dagegen ist zu sagen, daß eine Frau so großer Gefühle, wie sie eine reine Liebe zu Kindern erfordern würde, gar nicht fähig ist. Der Beweis ist dadurch gegeben, daß so gut wie alle Frau­en sich immer nur um ihre eigenen Kinder kümmern und nie um fremde. Sie nehmen sich nur dann eines fremden Kindes an, wenn sie aus medizinischen Gründen keine eigenen bekommen können (und auch dann erst, wenn alle Versuche gescheitert sind, inklusive künstlicher Befruchtung durch den Samen eines fremden Mannes). Obwohl die Waisenhäuser der ganzen Welt voll sind von reizenden, hilfsbedürftigen Kindern, und obwohl Fernsehen und Zeitungen fast täglich die Zahlen der kleinen Afrikaner, Inder und Südamerikaner veröffentlichen, die den Hungertod gestorben sind, nehmen die Frauen – die doch vorge­ben, Kinder zu lieben – eher noch einen streunenden Hund oder Kater in ihr Heim auf als ein verlassenes Kind. Und obwohl in jedem Nachrichtenmagazin die hohe Rate der Mißgeburten nachzulesen ist, die jähr­lich gezeugt werden (eines von sechzig – Kinder mit Wasserkopf, fehlenden Gliedmaßen, blinde, taube, schwachsinnige Kinder), lassen sie sich dadurch nicht beeindrucken und setzen – als wären sie durch einen bösen Zauber dazu verurteilt – eines nach dem anderen in diese Welt. Wenn eine von ihnen dann solch einen mißgestalteten Menschen geboren hat, fühlt sie sich dadurch nicht in ihrem Egoismus entlarvt und zur Verantwortung gezogen: Als Mutter einer Mißgeburt wird sie in unserer Gesellschaft wie eine Märty­rerin verehrt. Von einer Frau, die ein schwachsinniges Kind geboren hat, spricht man mit dem allerhöchs­ten Respekt, und wenn sie noch kein gesundes Kind hat, wird sie so rasch wie möglich eines bekommen, ein »normales«, das wie die Kinder der anderen Frauen ist, um ihre Gesundheit zu beweisen (und sie zwingt damit dieses gesunde Kind, seine ganze Jugend, sein ganzes Leben in der Gesellschaft eines Schwachsinnigen zu verbringen).

Daß die Frauen Kinder nicht lieben und nur zu ihrem Vorteil mißbrauchen, ist deshalb so schwer zu entlar­ven, weil Schwangerschaft, Geburt und die Betreuung eines sehr kleinen Kindes tatsächlich mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden sind. Doch wie gering sind diese Unannehmlichkeiten gegen das, was sie dafür eintauschen: lebenslange Sicherheit, Komfort und Freiheit von Verantwortung. Was müßte ein Mann auf sich nehmen, um etwas annähernd Gleichwertiges für sich zu erreichen?

Daß eine Schwangerschaft nicht so unangenehm ist, wie es scheint, hat sich inzwischen sogar schon bis zu den Männern herumgesprochen. Manche Frauen fühlen sich während dieser- Zeit besonders wohl, und es ist neuerdings Mode geworden, das sogar offen zuzugeben. Daß sie alle dadurch häßlich und unansehnlich werden, mit klobiger Figur, aufgedunsenem Gesicht, fleckiger Haut, spröden Haaren und geschwollenen Beinen, braucht sie wenig zu kümmern. Sie suchen ja während dieser Zeit keinen Mann, sie haben schon einen, und wenn der mit ansehen muß, wie seine Frau sich vom Schmetterling zur Raupe wandelt, hat er sich das ja selbst zu verdanken. Es ist ja sein Kind, das sie erwartet, er hat sie dermaßen entstellt – welches Recht hätte er da, sie plump und abstoßend zu finden (außerdem ist sie ja gerade dabei, ihm »ihre Jugend zu schenken«)?

Über den Gebärvorgang selbst grassieren noch Gerüchte, die so furchterregend sind, daß der Mann nie auf die Idee kommen kann, eine Frau bekäme ihre Kinder zu ihrem eigenen Vorteil und nicht zu seinem. Die Redensart »Sie schenkte ihm ein Kind«, die früher in den Romanen vorkam, gerät zwar in der Literatur allmählich aus dem Gebrauch, im Bewußtsein der Männer ist sie jedoch immer noch stark genug verwur­zelt, um bei der Geburt ihrer Nachkommenschaft nichts als Schuldgefühle in ihnen zu erzeugen (Schuldge­fühle, wohlgemerkt, gegenüber der Frau, nicht etwa gegenüber dem Neugeborenen!).

Ein Mann müßte sich nur einmal vorstellen, daß er sich durch eine sechsstündige Sitzung bei seinem Zahnarzt eine kleine Lebensrente verdienen könnte – würde er das nicht tun? Natürlich gibt es zuweilen auch schwierige Geburten (sie sind wegen der Narkose weitgehend schmerzlos), im Allgemeinen jedoch ist die Entbindung von einem Kind für eine Frau nicht schlimmer als eine lange Sitzung beim Zahnarzt. Was die Männer von ihren Frauen über den Geburtsvorgang erfahren, sind meist schamlose Übertreibun­gen. Die wüsten Schreie, die häufig durch die Türen der Entbindungszimmer zu ihnen dringen, lassen sich am besten durch fehlenden Stolz und mangelnde Selbstbeherrschung erklären (beides wurde an anderer Stelle ausführlich erläutert). Seit Jahren gibt es die schmerzlose Geburt, bei der Frauen ihre Kinder nach einer Vorbereitungszeit mit Gymnastik und autogenem Training ohne Narkose zur Welt bringen und sich nicht beklagen. Die Frauen täten deshalb gut daran, sich zu verabreden, ob die Entbindung von einem Kind nun weh tut oder nicht. Solang die einen dies erzählen und die anderen jenes, bringen sie sich in Mißkredit und schaden so der gemeinsamen Sache.

Natürlich hat die Frau für das Erzeugen kleiner Menschen noch ein paar andere Gründe als den, daß sie sich damit einen Anstrich von Hilflosigkeit gibt und so ihre Tage bei leichter Arbeit und ohne Vorgesetzte verbringen kann. Zum Beispiel entdeckt sie eines Tages, daß ihr Körper wie ein Automat funktioniert, in den man nur etwas ganz Unscheinbares hineinstecken muß, damit etwas ganz Tolles herausfällt. Es reizt sie natürlich, dieses wundervolle Spiel einmal auszuprobieren. Und wenn sie es einmal gespielt hat, möch­te sie es wieder und wieder spielen (es klappt fast immer – nach genau neun Monaten kommt ein Mensch), sie ist ganz verrückt vor Begeisterung und findet sich wunderbar. Die Bedienung des Automaten ist natür­lich im Grunde so legitim, wie wenn ein Mensch einem anderen den

Schädel einschlägt (und dieser dann automatisch umfällt), nur weil das biologisch möglich ist. – Wenn nicht jedes dieser Spiele mit ihrem Körperautomaten hinterher ein bißchen Mühe für sie bedeuten würde, wäre sie dabei unersättlich. So ist sie gezwungen, sich eine Grenze zu setzen: dort, wo noch ein Kind mehr nur eine Vergrößerung ihres Arbeitspensums mit sich brächte und keine Steigerung von Sicherheit und Komfort.

Diese Grenze ist in der Regel ganz leicht zu fixieren und wird hauptsächlich durch das Stadium der Auto­matisierung des jeweiligen Haushalts bedingt: In hochindustrialisierten Ländern wünscht sich eine Frau durchschnittlich zwei bis drei Kinder. Bei der Nordamerikanerin, deren Haushalt vollautomatisiert ist, liegt das Optimum näher bei drei, bei der Westeuropäerin (der noch einige Haushaltsgeräte fehlen) näher bei zwei. Ein einziges Kind wird selten gewünscht, und mehr als drei Kinder gelten schon fast als asozial we­gen ihres Lärms und des Wäschegeruchs. Ein Einzelkind bringt keinen Vorteil mit sich, nur Nachteile. Eine Frau mit nur einem Kind erscheint nie so schutzlos und ans Haus gefesselt, wie sie sollte. Auch könn­te diesem einen Kind etwas zustoßen – womöglich in einem Alter, wenn die Frau nicht mehr gebärfähig ist -, es gäbe dann keine Ausrede mehr für sie, es sich bequemer zu machen als ihr Mann, und er hätte keine Ausrede mehr, ausgerechnet für sie zu arbeiten. Außerdem hätte ein solches Einzelkind ja keinen Spielka­meraden, die Frau müßte womöglich selbst mit ihm spielen – und wenn es etwas gibt, was Frauen hassen, dann ist es, mit ihren Kindern zu spielen. Während Kinder sich für alles interessieren, nach allem fragen, interessiert sich ja die Frau prinzipiell für nichts (außer für die schwachsinnigen Amüsiermöglichkeiten, die ihr der Haushalt und ihr eigener Körper bieten). Es fällt der Frau deshalb – selbst, wenn sie den besten Willen dazu hat – ausgesprochen schwer, auf die abenteuerliche Welt eines Kindes einzugehen. Sie hat zwar ein Repertoire läppischer Redensarten zur Unterhaltung sehr kleiner Kinder (»Ei, ei, wer kommt denn da?«), doch sobald sie älter sind als zwei Jahre und selbst anfangen zu denken, ist es aus. Das sprichwörtli­che Klischee über die gemeinsamen Interessen von Vater und Sohn (der Vater, der nicht von der elektri­schen Modelleisenbahn seines Sohnes lassen kann) gibt es in Bezug auf Mutter und Sohn nicht, ja nicht einmal in Bezug auf Mutter und Tochter. Wenn sich eine Frau dennoch überwindet und täglich eine halbe Stunde mit ihrem Kind spielt (»… mehr wäre auch schädlich für seine geistige Entwicklung«), erzählt sie es überall herum wie eine Großtat (und das mit Recht, denn ein solches Maß an Selbstüberwindung ist für sie tatsächlich eine Großtat).

Zwei bis drei Kinder erst garantieren materielle Sicherheit, sie lassen die Frau hilflos und erwerbsunfähig erscheinen, und das Risiko, im Alter ohne Kinder (ohne Enkelkinder) dazusitzen, ohne jemand, der ihr für die mütterliche Fürsorge seine Reverenz erweisen könnte, wird geringer. Außerdem können die Kinder miteinander spielen, während sich die Frau ihren »höheren« Vergnügungen, zum Beispiel dem Nähen oder dem Kuchenbacken, hingibt. Die mütterliche Fürsorge besteht in diesem Fall darin, die Kinder zusammen in ein Zimmer zu sperren und dieses erst dann wieder zu betreten, wenn sich eines verletzt und laut genug brüllt.

Hinzu kommt, daß die Erziehung und Dressur von zwei und mehr Kindern viel leichter zu bewerkstelligen ist als die eines einzigen Kindes. Um den Gehorsam eines einzigen Kindes muß man kompliziert werben, man muß sich Methoden ausdenken, um es zu übertölpeln (»zu überreden«, »zur Einsicht zu bringen«), oder man muß es züchtigen (was für die Frau nur lästig sein kann, so daß sie es ihrem Mann überläßt). Mehrere Kinder hingegen erzieht man durch Erpressung. Da sie alle auf die Anerkennung ihrer Mutter angewiesen sind, genügt es, eines von ihnen ein klein wenig zu bevorzugen, damit die anderen sofort alles tun, was sie von ihnen verlangt. Jedes Kind lebt in ständiger Furcht, daß ihm die Mutter ihre »Liebe« ent­ziehen und einem anderen zuwenden könnte, und wenn diese Furcht in der Regel auch keine Zuneigung zwischen Geschwistern entstehen läßt (als ob die Frauen daran interessiert wären!), so fördert sie doch den Wettbewerb und somit die Leistung. Und auch später, wenn diese Kinder längst erwachsen sind, werden sie im Grunde nichts anderes wollen, als sich gegenseitig zu übertrumpfen und vor ihrer Mutter auszuste­chen. Die Söhne befriedigen ihren Ehrgeiz im Beruf, die Töchter überbieten sich gegenseitig in der Anhäu­fung von Besitztümern. Und von Zeit zu Zeit kehren sie alle immer wieder zu ihrer Mutter zurück (die das für Sympathiekundgebungen hält und das Interesse der Geschwister aneinander »Familiensinn« nennt), um auf ihre neuesten Errungenschaften aufmerksam zu machen.

Alle diese Vorteile gelten jedoch nur für eine Zahl von zwei bis drei Kindern. Eine Frau mit mehr als drei Kindern (in unserer heutigen Zeit meistens aus irgendeinem Versehen heraus oder wegen religiöser Bin­dungen des Mannes) hat ein paar Jahre lang tatsächlich ziemlich viel zu tun – wenn auch bei freier Ar­beitseinteilung, ohne Verantwortung für den Lebensunterhalt (Verantwortung für Kinder ist den meisten Frauen ohnehin fremd) und ohne Vorgesetzte. Doch diese erhöhte Aktivität dauert nur so lange, bis das jüngste Kind das Kindergartenalter erreicht hat, und bietet ihr noch einen kleinen Vorteil: Sie kann sicher sein, daß sie ihr Mann, solange die Kinder nicht erwachsen sind, niemals sitzenläßt. Denn ein Mann, der eine Frau mit vier und mehr Kindern verläßt (und sei es auch nur deshalb, weil er diese Frau einfach nicht mehr ausstehen kann), gilt in unserer Gesellschaft praktisch als kriminell.

Wie dem auch sei: Wenn die Kinder das Schul- oder Kinderschulalter erreicht haben, ist auch für die kin­derreiche Frau die meiste Arbeit ihres Lebens getan. Sie hat wieder Zeit und oft auch Geld genug, ihr Le­ben einigermaßen zu genießen. Sie geht zum Friseur, arrangiert Blumen in Vasen, bestreicht Möbel nach den Vorschlägen der Frauenzeitschriften bunt und pflegt ihren kostbaren Körper. In den meisten westlichen Ländern dauert der Schulunterricht fast den ganzen Tag, und in den wenigen, wo es noch keine Ganz­tagsschulen gibt, sind die Männer bereits mit dem üblichen Elan dabei, sie zu errichten. Sie haben auf­grund ihrer Untersuchungen festgestellt, daß Kinder, die nicht den halben Tag lang dem Einfluß ihrer Müt­ter ausgesetzt sind, ihre geistigen Fähigkeiten besser entfalten können und somit später leistungsfähiger sein werden. Die praktische Verwertung dieser Erkenntnis, die sie in keiner Weise als kränkend empfinden (da sie die »Ehre« des Mannes nicht kennen, kann man sie auf diese Art nicht verletzen), liegt also in dop­pelter Hinsicht im Interesse der Frauen.
Die weiblichen Laster

Wenn ein Stapel gebügelter Leintücher ordentlich in einem Schrankfach liegt, wenn ein Braten schön gleichmäßig von allen Seiten bräunt, wenn ein Löckchen auf die gewünschte Weise in die Stirn fällt, wenn das Rosa eines Nagellacks genau zum Rosa eines Lippenstifts paßt, wenn sauber gewaschene Wäschestü­cke im Wind flattern, wenn zehn Paar Schuhe frisch geputzt in Reihen stehen, wenn Fensterscheiben so blank sind, daß sie die Passanten blenden, wenn der Mann pünktlich zur Arbeit gefahren ist und wenn die Kinder friedlich miteinander in der Sonne spielen, dann ist die Welt der meisten Frauen hundertprozentig in Ordnung. In solchen Stunden befinden sie sich auf dem Gipfel ihrer Genußfähigkeit, ihr Glücksgefühl läßt sich durch nichts mehr überbieten. Und damit sie in dieser Hochstimmung bleiben, backen sie rasch noch einen Kuchen, gießen den Gummibaum am Wohnzimmerfenster oder stricken an einem Pullover für ihr Jüngstes. Denn wer nicht arbeitet, hat andere Genüsse als einer, der arbeitet. Eine Frau lümmelt sich nicht mit einer Zeitung auf der Couch herum, ihr Müßiggang ist von dem, was Männer unter Müßiggang verstehen, grundverschieden (und deshalb erscheint sie diesen ja auch so fleißig): Wenn eine Frau nicht arbeiten will, so nicht, weil sie es sich bequem machen und ausruhen möchte – wovon sollte sie sich ausru­hen? -, sondern weil sie unerhört vergnügungssüchtig ist und weil sie für ihre Vergnügungen Zeit braucht. Diese Vergnügungen sind: Kuchenbacken, Wäschebügeln, Kleidernähen, Fensterputzen, Löckchendrehen, Fußnägel lackieren und zuweilen – bei sehr hochentwickelten Frauen, wir werden später noch auf sie zu sprechen kommen – auch Maschineschreiben und Stenografieren. Und damit es nicht auffällt, nennt sie ihre Amüsements im Haus »Hausarbeit«. Körperpflege betreibt sie ohnehin nur zur Freude ihres Partners, und ihre läppischen Vergnügungen in den Vorzimmern der berufstätigen Männer – die darin bestehen, daß sie, in voller Maskerade am Schreibtisch sitzend, deren fertig formulierte Gedanken in ein optisches Medium überträgt – bezeichnet sie als »anregende geistige Tätigkeit«. Auf diese Weise schwelgt sie mit ihrer Clique in einem großen, permanenten Fest, lebt sie in einer Welt der Freiheit, Verantwortungslosigkeit und des rationalen Glücks, von der ein Mann für sich selbst nicht einmal zu träumen wagt und die er allenfalls bei Hippies oder Südseeinsulanern vermuten würde, aber nie in seiner eigenen Umgebung.

Es gäbe natürlich gegen diese unschuldigen Orgien nichts einzuwenden, wenn die Männer wüßten, daß es solche sind. Wenn sie nicht ihr ganzes Leben ruinierten in dem Glauben, die Frauen hätten es noch viel schlechter als sie. Denn auf den Gedanken, daß dies alles die Vergnügungen ihrer Frauen sind, können Männer von allein nicht kommen. Dazu müßten sie begreifen, wie abgrundtief dumm diese Frauen sind: so dumm, daß sie sich nur auf dem allerniedrigsten Niveau und auf ewig gleichbleibende Weise amüsieren können, und ein solches Maß an Dummheit liegt für einen Mann außerhalb jedes Vorstellungsvermögens.

Nicht einmal die Psychologen, die sich doch ständig mit der weiblichen Intelligenz befassen (als Männer interessieren sie sich nun einmal mehr für Frauen als für sich selbst), sind bisher auf die Idee verfallen, daß ihnen die »weibliche« Psyche möglicherweise nur deshalb so sonderbar vorkommt, weil Frauen so blöde sind. Daß ihnen die »weiblichen« Tätigkeiten nur deshalb so unattraktiv erscheinen, weil es ihnen an der zum Verständnis notwendigen Dummheit mangelt. Wenn diese Fachleute mit ihren Untersuchungen etwa feststellen, daß Schulmädchen fast ausschließlich in jenen Fächern reüssieren, in denen man nicht zu den­ken braucht, wo man also, wie beim Sprachenstudium, auswendig lernen kann – dabei kann ein gutes Ge­dächtnis bekanntlich ebensogut ein Symptom für Schwachsinn sein – oder wo, wie in der Mathematik, alles nach strengen Regeln verläuft, die man wiederum auswendig lernt, und daß sie in gewissen anderen (Phy­sik, Chemie, Biologie) weitgehend versagen, dann folgern sie daraus nicht etwa, daß es diesen Mädchen an Intelligenz mangelt, sondern sie sprechen von einer »typisch weiblichen« Intelligenz. Daß diese Art von »Intelligenz« eine erworbene (also nicht angeborene) Art von Dummheit ist, die daher rührt, daß eine Frau durchschnittlich im Alter von fünf Jahren zum letzten Mal einen originellen Gedanken äußert und sich dann unter Anleitung einer total verblödeten Mutter darum bemüht, jede Form von Intelligenzentfaltung abzubremsen, würden diese Psychologen nie begreifen.

Und auch die übrigen Männer mögen sich die grenzenlose Dummheit ihrer Partnerinnen nicht recht einge­stehen: Sie seien zwar nicht besonders gescheit, meinen sie, dafür hätten sie jedoch Instinkt – und sie nen­nen diesen Instinkt, im Unterschied zum tierischen, den weiblichen. Aber leider ist dieser vielgerühmte Instinkt nur ein anderes Wort für statistische Wahrscheinlichkeit: Weil Frauen sich in alles einmischen und zu allem ihre Meinung äußern (da sie dumm sind, merken sie nicht, wie sie sich blamieren), kann es natür­lich nicht ausbleiben, daß sie mit ihren Prognosen zuweilen recht behalten. Die meisten Prognosen sind ohnehin negativ und nie sehr exakt formuliert: »Das kann nur eine Katastrophe geben«, sagen sie, »… von dieser Sache würde ich lieber die Finger lassen«, oder »… mit deinen sogenannten Freunden wirst du nichts als Enttäuschungen erleben.« Solche Prophezeiungen könnte jeder bei jeder Gelegenheit wagen. Und wenn Frauen manchmal tatsächlich klarer sehen als Männer, so deshalb, weil sie im Unterschied zu den Männern ohne Gefühle urteilen.

Dabei ist die Dummheit der Frauen nur eine allzu logische Konsequenz ihrer ganzen Einstellung zum Le­ben: Was könnte eine Frau, die sich schon als Kind dafür entscheidet, später auf Kosten eines Mannes zu leben (alle fünfjährigen Mädchen wollen später heiraten, einen Haushalt führen und Kinder zur Welt brin­gen, und die zehn-, fünfzehn- und zwanzigjährigen wollen es immer noch), mit Intelligenz und den da-

durch bedingten Einsichten wohl anfangen? Sie muß sich doch dafür bereithalten, später ganz auf die Nei­gungen und Interessen jenes Menschen einzugehen, der für sie sorgt (sie muß ihn ja wegen dieser Neigun­gen und Interessen sogar noch loben), und sie hat doch im voraus keine Ahnung, was das für einer sein wird. Was könnte es ihr schon nützen, sich beispielsweise frühzeitig für den Sozialismus zu engagieren (demonstrierende Studentinnen sind immer mit einem demonstrierenden Studenten liiert), wenn sie später womöglich einen wohlhabenden Fabrikanten heiraten wird? Was käme denn dabei heraus, wenn sie aus lauter Sensibilität zur Vegetarierin würde und dann womöglich einem Viehzüchter nach Australien folgen müßte? Und wozu sollte sie sich zum Atheismus bekehren, wenn sie dann vielleicht doch ihr Leben in ei­nem rosenumsponnenen Pfarrhaus verbringt?

Was hätte es Jacqueline Bouvier genützt, wenn sie in ihrer Jugend irgendwelche ideologischen Konzepte entwickelt hätte? Ein Faible für Demokratie jedenfalls wäre ihr nur bei ihrer ersten Heirat mit /. F. K. zus­tatten gekommen, ein Faible für Faschismus nur bei der zweiten. Und da sie eine der »weiblichsten« Frau­en überhaupt ist, legt sie vermutlich auf die Achtung der Männer ohnehin keinen Wert: Im Grunde kommt es ihr nur darauf an, den Frauen zu gefallen und sie zu beeindrucken.

Es ist also besser, wenn eine Frau der Gesellschaft, in ihrer Jugend nur ein bißchen über Kunst, ein bißchen Tischsitten und ein bißchen Sprachen lernt. Wenn sie tatsächlich einmal in die Verlegenheit kommen soll­te, eine Rolle im öffentlichen Leben zu spielen – als Frau eines Mannes, der im öffentlichen Leben eine Rolle spielt -, genügt es vollkommen, wenn sie beteuert, daß eine »echte« Frau vor allem für ihren Mann und für ihre Kinder da sein sollte, und alle Welt wird dies als ein Zeichen größter Bescheidenheit werten und ihr dafür Beifall zollen.

Die Dummheit der Frauen ist so überwältigend, daß alles, womit sie in Berührung kommen, gleichsam wie von ihr durchtränkt wird. Sie fällt nur deshalb nicht mehr auf, weil ihr jeder von der ersten Sekunde seines Lebens an ausgeliefert war und sich so unmerklich an sie gewöhnen konnte. Bisher wurde sie daher von den Männern auch entweder ignoriert oder als typisch weibliche Eigenschaft betrachtet, die niemand stör­te. Doch mit dem Zuwachs an Zeit und Geld ist auch das Unterhaltungsbedürfnis der Frauen gestiegen, was bedeutet, daß diese Dummheit sich nun auch im öffentlichen Leben immer mehr breitmacht. Nicht nur jede Bodenvase, jedes Schlafzimmerbild und jeder Brokatvorhang eines Haushalts, jede Cocktailparty und jede Sonntagspredigt spiegelt sie jetzt wider, auch in den sogenannten Massenmedien beansprucht sie in­zwischen immer mehr Platz. Die Frauensendungen in Hörfunk und Fernsehen nehmen überhand, die Spal­ten mit Gesellschaftsklatsch, Verbrechen, Mode, Horoskop, Kochrezepten werden auch in seriösen Tages­zeitungen immer länger, und die speziellen Publikationsorgane der Frauen kommen jeden Tag zahlreicher und üppiger auf den Markt. Und ganz allmählich wird so nicht nur die private Sphäre der Männer, sondern auch das gesamte öffentliche Leben von dieser Dummheit verseucht.

Es gibt zum Beispiel Publikationen über Politik, Philosophie, Naturwissenschaften, Wirtschaft, Psycholo­gie und solche über Kleidung, Kosmetik, Wohnkultur, Gesellschaftsklatsch, Kochen, Verbrechen, Liebes­affären. Die ersten werden fast ausschließlich von Männern gelesen, die letzten ausschließlich von Frauen, und beiden – Männern sowohl als auch Frauen – erscheint die Lektüre des anderen so abstoßend und öde, daß sie sich lieber zu Tode langweilen, ehe sie sich daran vergreifen. Tatsache ist, daß die Männer sich wirklich dafür interessieren, ob es auf dem Mars primitive Lebensformen gibt oder ob die Argumente der Chinesen im russisch-chinesischen Grenzkonflikt stichhaltiger sind als die der Russen, und daß solche Probleme die Frauen absolut kalt lassen. Sie interessieren sich dafür, wie man braune Häschen stickt, Klei­der häkelt und ob sich eine bestimmte Filmschauspielerin scheiden läßt oder nicht. So leben beide schön voneinander getrennt, jeder mit seinem eigenen Horizont und ohne jemals mit dem anderen in wirkliche Berührung zu kommen. Das einzige Thema, das sie beide interessiert, ist die Frau.

Natürlich bleiben einige Männer trotzdem nicht davor verschont, sich mit den speziellen Frauenpublikationen zu befassen, denn so wie auch die weibliche Mode, die ja die meisten Männer nicht im geringsten inte­ressiert, von männlichen Sklaven gemacht wird (die Frauen sagen dann seelenruhig, sie beugten sich dem Diktat der großen Couturiers), werden auch die Unterhaltungsorgane für Frauen von solchen hergestellt und vertrieben. Und diese Bemühungen können erst dann erfolgreich sein, wenn die Männer sich ganz auf die geistige Ebene der Frau hinabbegeben und herauszubekommen versuchen, was ihr gefällt. Da dies für einen Mann ein beinahe hoffnungsloses Unterfangen ist, läßt er sich dabei von einem Stab weiblicher Re­dakteure beraten, der ihm sagt, was eine Frau gut unterhält. Die Verantwortung für Gestaltung, Verkauf und Auflagensteigerung dieser Organe bleibt ihm jedoch auf alle Fälle.

Diese Blätter unterhalten die Frau (zum Beispiel Ladies‘ Home Journal, McCall’s), befriedigen ihre Klatschsucht (Gente, Movie Life), beraten sie bei der Auswahl ihrer Maskerade (Vogue, Bazaar) und ver­einen manchmal auch diese verschiedenen Elemente in einer einzigen Publikation (Elle, Brigitte, Grazia). Und ihnen allen ist gemein, daß sie den Mann völlig ignorieren (das Hauptthema der Herrenjournale dage­gen ist die Frau). Wenn sie ihn erwähnen, so prinzipiell nur in Zusammenhang mit seinen Vorlieben in bezug auf Frau, Heim oder Speisen (»Tragen Sie in diesem Sommer hautfarbene Unterwäsche, Männer mögen das«, »Ein natürliches Make-up für das erste Rendezvous«, »Stellen Sie Kerzen auf, das stimmt ihn romantisch«, »Drei Gerichte, für die er Sie lieben wird« usw.). Und weil eine solche pauschale Kenntnis seiner Vorlieben nur dem Zweck dienen kann, mit ihrer Hilfe irgendeinen Mann leichter zu ködern oder länger zu fesseln (die Leserinnen dieser Blätter sind allesamt entweder ledig, und somit auf der Suche nach einer Arbeitskraft, oder verheiratet, also darauf angewiesen, die bereits eroberte Kraft zu halten), sind sie letzten Endes doch nichts weiter als Gebrauchsanweisungen. Gebrauchsanweisungen für den immer noch zuverlässigsten Arbeitsroboter der Welt, als den sie den Mann betrachten. Häufig heißen die Überschriften denn auch ganz offen: »So angeln Sie sich den Mann fürs Leben«, »Zehn Dinge, die ihn bei Laune halten« oder »Ratschläge für die ersten drei Ehejahre«. Und diese Anweisungen lesen sich so klar und übersicht­lich, als handle es sich um Tips zum Erwerb eines Wagens oder um Pflegeanleitungen für einen Kaschmir­pullover.

Wegen der Begrenztheit der weiblichen Interessen kommt es in den Redaktionen solcher Blätter natürlich häufig zu Stoffmangel. Dann müssen die Redakteure auf sogenannte Männerthemen zurückgreifen (von denen es ja, da die Männer sich für alles interessieren, genug gibt) und diese durch ein kompliziertes Um­wandlungsverfahren auf das Niveau ihrer Leserinnen zurechttrimmen. Dabei lautet das oberste Gesetz: Jeder Artikel muß den Eindruck erwecken, als handle es sich um einen Bericht über Frauen. Nur unter ei­ner Überschrift wie »Frauen waren mein Ruin« könnte über einen gealterten Boxer berichtet werden, ein Komponist muß während des Interviews zumindest einmal sagen, daß ihn Frauen inspiriert haben und daß ja auch ein schönes Mädchen wie eine Melodie sei – nur noch schöner. Wenn diese Tarnung gut gelingt, ist es durchaus möglich, die entferntesten Themen an die Frauen heranzutragen. Es hat sich herausgestellt, daß man sogar über die Aufgaben eines Verteidigungsministeriums etwas für Frauen schreiben kann, wenn man das Ganze als einen Bericht über das Familienleben des betreffenden Ministers aufzieht (dabei darf natürlich der Platz für die Fotos von Frau und Kindern des Ministers nicht zu knapp bemessen sein), und sogar über fremde Länder läßt sich etwas bringen, wenn man die Reportagen als Artikel tarnt, die das Le­ben einer Frau aus dem Milieu der Leserinnen schildert, die einen Mann aus einem solchen fernen Land geheiratet hat (»Mein Mann ist Japaner, Ägypter, Chilene, Israeli«).

Dieses Prinzip trifft eigentlich auf alle Sparten zu und gilt ganz besonders für die Politik. Da Frauen sich nur für Frauen interessieren und nicht für Männer, kann man ihnen auch aktuelle politische Ereignisse nur dann nahebringen, wenn diese den Eindruck erwecken, als hätten sie eine Frau zum Mittelpunkt. Der Viet­namkrieg etwa wurde erst populär, als die ersten Fotos jener sagenhaften Madame Nhu in der Presse er­schienen, die Probleme der nordirischen Katholiken sind erst seit Bernadette Devlin aktuell, und das Dra­ma um die unfruchtbare Soraya hat wahrscheinlich zum Verständnis der Probleme des Iran mehr beigetra­gen als alle anderen Publikationen über dieses Land zusammengenommen.

Die erste politische Tat eines Machthabers sollte daher seine Heirat mit einer möglichst fotogenen Frau sein. Man kann nur ahnen, welch einen Gewinn es für Länder wie Israel oder Indien bedeutet hätte, wenn

Golda Meir oder Indira Gandhi nach den strengen Maßstäben der Frauen schön gewesen wären, wenn ihre Fotos anstelle der Gracias von Monaco, Sirikits von Thailand oder Farah Dibas von Persien die Titelseiten der Illustrierten geschmückt hätten. Die entsprechenden Reportagen hätten dann Überschriften gehabt wie »Die Juwelen der Golda Meir« oder »Was den Männern an Indira Gandhi so gefällt« – und ganz nebenbei hätte man auch der anderen Hälfte der ‚Weltbevölkerung (der wohlhabenderen Hälfte) immer wieder klar­machen können, daß beispielsweise in Israel der Teufel los ist und in Indien jedes Jahr soundsoviel hun­derttausend Kinder den Hungertod sterben (die man von dem Geld leicht ernähren könnte, das Frauen für Nagellack und Nagellackentferner ausgeben).

Die Weiblichkeitsmaske

Zwischen einer ungeschminkten, kahlen und nackten Frau und einem ungeschminkten, kahlen und nackten Mann gibt es kaum einen Unterschied. Mit Ausnahme jener Organe, die der Fortpflanzung dienen, wird alles, was Mann und Frau voneinander unterscheidet, künstlich erzeugt. Der Mann wird zum Mann durch die Entwicklung seiner Intelligenz und die dadurch mögliche Produktivität (seine Erscheinung bleibt dabei fast unverändert), die Frau wird zur Frau durch graduelle Verdummung und durch die Verwandlung ihres Äußeren, und diese Differenzierung der Geschlechter geschieht ausschließlich auf Veranlassung der Frau.

Ein Mann gilt, wie wir gesehen haben, erst nach einer Reihe weiblicher Dressurakte als »männlich«, die Frau selbst jedoch verwandelt sich in eigener Regie und macht sich »weiblich« mit Hilfe der Kosmetik, Frisierkunst und Garderobe. Diese artifiziell hergestellte Weiblichkeit besteht aus zwei Komponenten: der Betonung der sekundären Geschlechtsmerkmale, die bereits an anderer Stelle beschrieben wurde, und der Verfremdung durch den Maskeneffekt. Denn mit ihren vielfältigen Masken verfolgt die Frau immer nur den Zweck, den Unterschied zwischen sich und einem beliebigen Mann so auffällig wie möglich zu gestal­ten.

Durch die Betonung ihrer Geschlechtsmerkmale wird sie für den Mann begehrenswert, durch die übrige Maskerade wird sie geheimnisvoll für ihn – sie wird das fremde, das schillernde, das »andere« Geschlecht, und daß sie das wird, erleichtert ihm seine Unterwerfung. Mit Hilfe der weiten Skala von Verwandlungs­möglichkeiten, die ihr zur Verfügung stehen – eine »richtige« Frau sieht jeden Tag ein wenig anders aus -, frappiert und überrascht sie den Mann jedes Mal aufs neue. Außerdem gewinnt sie Zeit: Während er hinter ihrem veränderten Äußeren mühsam die Frau vom Tag zuvor wiederfinden muß, kann sie in Ruhe ihre eigenen Pläne realisieren – die darin bestehen, diesen Mann in eine möglichst ausweglose Position zu ma­növrieren – und ihn dabei geschickt von jenem Verwesungsgeruch ablenken, den ihr unter der gefälligen Maskerade dahinfaulender Geist überall verströmt.

Eine Frau betrachtet sich daher immer nur als Rohstoff für eine Frau: Nicht das Material wird beurteilt, sondern was daraus entsteht. Ohne Make-up, Lockenfrisur und Kettchen sind Frauen praktisch noch nicht vorhanden – das erklärt auch, weshalb so viele von ihnen völlig ungeniert mit Lockenwicklern und einge­fettetem Gesicht herumlaufen: Das sind ja noch nicht sie, sie werden erst noch gemacht! -, und diese Fikti­on gelingt ihnen um so leichter, als ihnen dabei ihre Intelligenz nicht im Weg steht.

Damit diese Metamorphose zur Frau gelingt, haben sie von jeher keine Mühe gescheut. Keine kosmetische Prozedur war einer Frau je zu zeitraubend oder kostspielig, wenn es darum ging, jenes Endprodukt herzu­stellen, das sich vom Mann in so auffälliger Weise unterscheidet. Indem sie ihre Haut einfettete, wurde diese immer glatter und immer verschiedener von der des Mannes, indem sie ihre Haare lang trug oder lockig, unterschied sie sich ebenfalls von ihm, und indem sie ihre Augen mit schwarzer Schminke um­rahmte, wurden sie zwar nicht schöner, aber ganz und gar anders als Männer äugen: fremd, geheimnisvoll, beunruhigend.

Das alles war der ursprüngliche Sinn der weiblichen Maskerade, doch er ist inzwischen fast in Vergessen­heit geraten. Da die bürgerliche Frau in den letzten Jahrzehnten durch den von Männern geschaffenen Wohlstand von einer vielbeschäftigten Hausangestellten zu einer Art Kokotte avanciert ist, konnte es nicht ausbleiben, daß sich ihre früher zweckgebundenen Spiele mit ihrer äußeren Erscheinung verselbständigten. Sie hat jetzt Zeit und Geld und möchte sich mehr denn je unterhalten wissen. Und weil das Spiel mit ihrem Körper zu ihren bevorzugten Unterhaltungen zählt (häufig ist es sogar ihr einziges Vergnügen, denn be­sonders wohlhabenden Frauen muß es ja auch noch die Hausarbeit ersetzen), wird es auch von allen Seiten forciert – von den Männern, die ihre .Schminkutensilien produzieren, von denen, die ihre Kleider und Fri­suren entwerfen und produzieren, und von denen, die davon leben, für dieses Spiel immer neue Varianten vorzuschlagen: den Redakteuren von Frauenfunk und Frauenzeitschriften. Dabei hat sich inzwischen tat­sächlich so etwas wie eine ganz eigene Kultur unter den Frauen entwickelt, eine Art Kunstgewerbe, in dessen Schutz sie völlig ungestört und unter sich leben können, und das sie in Höhen (vielmehr Tiefen) führt, wohin ihnen der Mann – mit Ausnahme der darauf spezialisierten Arbeitssklaven – nicht mehr folgen kann.

»Sorgen Sie dafür, daß Ihre Lippenhaut geschmeidig bleibt«, rät beispielsweise eine renommierte Frauen­zeitschrift einer Leserin, die über »zu tiefe« Lippenfalten klagt, »bürsten Sie Ihre Lippen täglich vorsichtig mit einer nassen Zahnbürste, und benutzen Sie mehrmals am Tag Lippenpomade. Nehmen Sie Lippenstifte ohne Perlmuttschimmer, sie setzen sich nicht so leicht in den Falten fest.« »Messen Sie nach«, befiehlt sie allen Frauen, »Ihr Beckenumfang darf Ihre Taillenweite um 25, den Brustumfang höchstens um acht Zen­timeter übersteigen.« »Bürsten Sie Ihre Brauen immer erst in Form, bevor Sie sie nachstricheln. Malen Sie nie einen glatten Bogen, sondern stricheln Sie sorgfältig Härchen für Härchen. Ganz natürlich sieht es aus, wenn Sie direkt neben der Nasenwurzel fast senkrechte Striche malen und wenn Sie zwei Farben mischen, zum Beispiel Grau und Braun.« »Hängen Sie einen Spiegel in Ihre Küche: er hilft Ihnen kontrollieren, ob Sie beim Kochen unbewußt Grimassen schneiden oder Ihre Stirn in Falten legen, und er erinnert Sie auch, wenn Ihre Frisur sich aufgelöst hat.«

Und die Frauen, für jede neue Spielregel dankbar (denn sie haben ja nicht genug Phantasie, selbst solche zu erfinden), führen alles gewissenhaft aus: messen ihren Beckenumfang, bürsten ihre Lippen, stricheln ihre Augenbrauen und hängen sich, zur Vermeidung von Denkfalten, kleine Spiegel in die Küche. Und wenn sie das getan haben, warten schon wieder neue Spielvorschläge: Es gibt heute tatsächlich Frauen, die ihre Brüste täglich zehn Minuten lang in kaltem Wasser baden (»Das macht sie straff«), die sich, ohne krank zu sein, jeden Morgen von Kopf bis Fuß einölen, die ihre Haare alle paar Tage auf mindestens drei­ßig Lockenwickler drehen und die allein für das Make-up ihrer Augen über eine halbe Stunde benötigen. Und da sie dank all dieser, in seinen Augen absurden Tätigkeiten dem Mann immer fremder, immer unbe­rechenbarer -immer weiblicher – erscheinen, sind es häufig gerade diese Frauen, denen er sich am willigs­ten versklavt.

Inzwischen geht das Spiel immer weiter. Wer mitspielen will, wer den Anschluß an die Clique nicht verlie­ren möchte, muß immer neue Regeln beachten, denn die Anforderungen, die die Frauen gegenseitig an sich stellen (die Männer sind aus dem Spiel längst ausgeschieden), werden enorm, die Unterhaltungsmöglich­keiten mit dem eigenen Körper sind ins Unendliche gewachsen und nehmen von Tag zu Tag weiter zu. Dabei ist es natürlich unvermeidbar, daß viele Frauen halbwegs auf der Strecke bleiben und sich wieder vornehmlich den Amüsements des Haushalts zuwenden. Es entstehen, durch das unterschiedliche Ein­kommen der Männer bedingt, Klassenunterschiede zwischen sehr gut, gut und weniger gut maskierten Frauen, wobei die ersteren allen anderen als Idole dienen und ihnen durch ihre perfekte Maskerade, die sie über ihre speziellen Publikationsorgane ständig überwachen, eine Art Ersatzbefriedigung bieten.

Doch auch für die nur mittelmäßig maskierte Frau werden die Spielregeln immer komplizierter: Zum Schwimmen beispielsweise geht sie nur noch mit wasserfestem Spezial-Make-up, sorgfältig enthaarten Beinen und Achselhöhlen, eingefettetem Körper und mit unter der von Gummiblüten übersäten Bademütze aufgedrehten Haaren; vor der Fahrt zum Supermarkt pflegt sie sich zumindest mit mattschimmernder Ta­gescreme, einem Tupfer Rouge und hellbrauner Wimperntusche; bei Beerdigungen nimmt sie zur schwar­zen Mantilla eine besonders helle Teintgrundierung und fast unsichtbaren Lippenstift; und das Schminken und Ankleiden für eine ganz gewöhnliche Cocktailparty, die sie vielleicht nach ein paar Minuten schon wieder verläßt, beansprucht inzwischen Stunden. Wo sie früher einen einzigen Lidschatten auftragen muß­te, nimmt sie jetzt drei (etwa weiß, gold und grün), ihre Lippen pflegt sie mit Lippenpomade, Konturen­stift, Perlmuttstift und Puder, ihre falschen Wimpern werden nicht mehr en bloc aufgeklebt, sondern Wim­per für Wimper (»Das wirkt natürlicher«), und in die eigene Frisur wird immer häufiger ein falsches Haar­teil eingeflochten, das selbstverständlich, genau wie das eigene Haar, immer frisch gereinigt und gelockt sein muß. Allein für das Make-up von Augen und Augenbrauen braucht eine Frau folgendes: ein Band falscher Wimpern, Spezialkleber und Pinzette für das Befestigen dieser Wimpern, Mascarastift, Wimpern-tusche, Eyeliner, Lidschatten (drei Farben), Brauenstifte (zwei Farben), Brauenpuder mit abgeschrägtem Pinsel, Brauenbürstchen, ölhaltige Pads für das Abschminken und Spezialaugen-creme.

Und den Männern, die ihre Göttinnen zwar göttlich mögen (fremd, schillernd, das heißt weiblich), aber nicht mit zusehen wollen, wie sie Stunden um Stunden sklavisch vor dem Spiegel verbringen, wird es bei dieser Entwicklung immer unbehaglicher. Denn genau wie bei der Hausarbeit, die in ihren Augen gegen die menschliche Würde verstößt und von der sie nicht glauben können, daß sie ihren Frauen Vergnügen verschafft, können sie dies auch von der Kosmetik nicht annehmen. Jeder Mann weiß zwar von sich selbst, daß er keinen Wert darauf legt, daß seine Frau zur Pflege ihrer Augenlider drei verschiedene Puderfarben verwendet (genauso, wie er weiß, daß er keine Zimmerpflanzen und keine Spitzenvorhänge an seinem Fenster brauchte), doch er denkt, genau wie bei der Hausarbeit, daß die anderen Männer oder die Gesell­schaft dies von einer Frau verlangen, und er bedauert sie deswegen und fühlt sich für diese Entwicklung persönlich verantwortlich. Da er weiß, daß er und seine Geschlechtsgenossen nur auf das Äußere einer Frau Wert legen, auf Sexsymbole und eine gewisse Verfremdung durch Schminke, die sich jedoch in Grenzen hält (worauf sollen sie bei der Dummheit und Gefühlsarmut der Frau eigentlich sonst Wert le­gen?), folgert er, daß deren unermüdliche Beschäftigung mit ihrem Körper sich nur mit einem Übereifer bei der Erfüllung der männlichen Ansprüche erklären läßt, und fühlt sich schuldbewußt und gerührt. Durch seine primitiven Bedürfnisse mache er die Frau zum Objekt, meint er (zum Lustobjekt), unterdrücke ihre wertvollen Eigenschaften (die ja tatsächlich nirgends zu finden sind!) – und geht damit natürlich wieder einmal haarscharf an der Wahrheit vorbei. Denn daß diese ganze Entwicklung die bisher höchste Stufe weiblicher Kultur ist, daß Frauen sich durch Mode und Kosmetik nicht zu Objekten machen, sondern daß ihre fortwährende Beschäftigung mit diesen Dingen der geistigen Aktivität unendlich primitiver Subjekte entspricht, mag er in seinem eigenen Interesse nicht denken.

Und noch etwas kann er nicht wissen: daß nämlich die Art, wie eine Frau sich sozusagen Tag für Tag völ­lig neu erschafft, wie sie sich durch ihre vielfältigen Maskeraden immer wieder vor sich selbst verfremdet, sie nicht nur amüsiert, sondern auch noch ihr ohnehin sehr schwaches Religionsbedürfnis (das, wie wir im Kapitel über die »Lust an der Unfreiheit« gesehen haben, durch ihre geringe Intelligenz bedingt ist) befrie­digt. Jeder Schritt zu einer solchen Verwandlung erfordert ja ganz neutrale, kritische Selbstbeobachtung

von ihr und zwingt sie praktisch dazu, sich ständig mit den Augen einer fremden Zuschauerin zu sehen und ihr Werk mit deren Maßstäben im Laufe eines Tages tausendmal zu überprüfen. Folglich kann sie sich, wenn die Verwandlung gelingt, wenn die Maskerade den Anforderungen der Fremden entspricht oder die­se sogar noch übertrifft, mit deren Augen auch hemmungslos bewundern. Sie ist durch diesen Trick sozu­sagen in der Lage, sich selbst zu verherrlichen, und bleibt damit vor jedem System, das dazu dient, die menschliche Lust an der Unfreiheit zu befriedigen (Ideologien, Religionen, Verherrlichung eines anderen), weitgehend verschont.

Aus allem, was die Frauen mit sich anstellen, und was immer ihrer Verschönerung dient, ergibt sich für die Männer eine logische Konsequenz: daß Frauen nämlich Männer, selbst wenn sie sie beachten würden, auf keinen Fall schön finden könnten. Es heißt zwar, »ein Mann muß nicht schön sein«, und viele Männer zi­tieren diese Weisheit ganz ohne Hintergedanken sogar noch selbst, aber offensichtlich ist es doch so, daß er nicht nur nicht schön sein muß, sondern daß er, selbst wenn er es wünschte, in den Augen der Frauen nicht einmal schön sein könnte. Wenn die Frauen sich in ihrer albernen Maskerade selbst schön finden (und nichts deutet das Gegenteil an), können sie nicht zugleich die weitgehend ungeschminkten, unifor­mierten Männer schön finden; diese wären in ihren Augen ja bestenfalls Vorstufen zu Menschen, Rohma­terial, Entwürfe. Ein Mann ist daher für die Frau in gewissem Sinn sowieso immer häßlich, und folglich kann sie bei ihrer Wahl sein Äußeres auch völlig ignorieren und sich ganz frei – das heißt nur nach dem Lebensstandard, den er ihr bieten könnte – entscheiden.

Besonders sensible Männer müssen dies in jüngerer Zeit auch selbst empfunden haben und versuchen da­her, nach den Maßstäben der Frau schön zu werden und diese endlich auch einmal durch ihr Äußeres zu beeindrucken. Doch dieser Ausbruchversuch ist inzwischen so gut wie gescheitert: Erstens konnten alle diese Männer unmöglich von heute auf morgen das erreichen, was Frauen in Generationen kultiviert haben (das lange Haar eines Mannes ist nie so seidig, seine Haut nie so zart und seine Garderobe nie so erlesen extravagant wie die einer Frau), zweitens haben die Legionen versklavter Männer diese Verräter sofort aus ihrer Gemeinschaft ausgestoßen und ihnen weitgehend die Verdienstmöglichkeiten gesperrt.

Heute maskieren sich fast nur noch jene – Dichter, Maler, Musiker in Beatbands, Hippies, Schauspieler, Journalisten, Fotografen – die gerade mit dieser Maskerade, als eine Art Hofnarren der Bourgeoisie, ihr Geld verdienen, und fast jeder von ihnen hat auch eine Frau, die dieses Geld sofort wieder verwertet. Beim Dichter ist es die Muse, beim Maler das Modell und bei den jungen Beatmusikern das Groupie, das auf ihre Kosten lebt. Und sollten sich wirklich einmal lange Haare oder Halsketten für Männer allgemein durchsetzen (was durchaus möglich ist, denn alle hundert Jahre gibt es, meist wegen der inzwischen verän­derten Arbeitsbedingungen, auch in der Herrenmode kleine Varianten), dann werden diese langen Haare bei allen genau gleich lang sein, und die Ketten, die sie anstelle der Krawatten tragen, werden ebenso dis­kret und unauffällig sein wie diese.

Berufswelt als Jagdrevier

Die vielen berufstätigen Frauen – Sekretärinnen, Fabrikarbeiterinnen, Verkäuferinnen, Stewardessen -, de­nen man überall begegnet, die sportlichen jungen Mädchen, die in immer größerer Zahl Colleges und Hochschulen bevölkern, könnten einen fast auf die Idee bringen, die Frau habe sich in den letzten zwanzig Jahren grundlegend verändert. Sie könnten einen glauben machen, das moderne junge Mädchen sei fairer als seine Mutter und habe sich – vielleicht von einem großen Mitleid mit seinem Opfer überwältigt – ent­schlossen, nicht mehr die Ausbeuterin des Mannes zu sein, sondern seine Partnerin.

Dieser Eindruck täuscht. Die einzig wichtige Tat im Leben einer Frau ist die Wahl des richtigen Mannes (sie darf sich sonst überall irren, hier nicht), und deshalb trifft sie diese Wahl meist dort, wo sie die männ­lichen Qualitäten, auf die es ihr ankommt, am besten beurteilen kann: beim Studium und bei der Arbeit. Büros, Fabriken, Colleges und Universitäten sind für sie nichts weiter als gigantische Heiratsmärkte.

Welches Milieu sie zum Ködern ihres künftigen Arbeitssklaven tatsächlich wählt, hängt weitgehend vom Einkommen des Mannes ab, der sich vorher für sie versklavt hatte – ihres Vaters. Die Töchter gutverdie­nender Männer suchen sich den Mann zum Heiraten vorzugsweise auf Hochschulen und Universitäten, denn dort bestehen die größten Chancen, einen mindestens ebenso gut verdienenden Mann zu finden (au­ßerdem ist ein Pro-Forma-Studium bequemer als eine – wenn auch vorläufige – Berufstätigkeit). Mädchen aus weniger gutem Hause müssen sich zum gleichen Zweck vorübergehend in einer Fabrik, einem Laden, Büro oder Krankenhaus verdingen. Beide Formen des Engagements sind provisorisch – sie dauern bis zur Hochzeit, in Härtefällen bis zur Schwangerschaft – und haben einen großen Vorteil: Jede Frau, die heute heiratet, hat »dem Mann ihrer Wahl zuliebe« entweder einen Beruf oder ein Studium aufgegeben. Und solche »Opfer« verpflichten.

Berufstätigkeit und Studium der Frau verfälschen also nur die Statistik und dienen außerdem dazu, den Mann noch hoffnungsloser zu versklaven – denn sowohl Beruf als auch Ausbildung sind für Mann und Frau etwas völlig verschiedenes.

Für den Mann geht es im Beruf immer um Leben und Tod. Gerade die ersten Jahre sind meist für seine ganze Zukunft entscheidend – ein Mann, der mit fünfundzwanzig noch nicht auf dem Weg nach oben ist, gilt als hoffnungsloser Fall -, in dieser Zeit entfaltet er alle seine Fähigkeiten, der Kampf mit seinen

Konkurrenten ist ein Kampf bis aufs Messer. Hinter einer Maske großzügiger Kollegialität liegt er ständig auf der Lauer; jedes Zeichen von Überlegenheit eines anderen wird ängstlich registriert, jedes Zeichen von dessen Schwäche muß er sofort zu seinen Gunsten ausnützen. Und bei alldem ist er immer nur ein Rädchen in einem gigantischen Wirtschaftsgetriebe, das ihn nach allen Regeln der Kunst auswertet: Wenn er andere schindet, schindet er sich selbst am meisten, die Befehle, die er gibt, sind Befehle anderer über ihm. Wird er gelegentlich von seinen Vorgesetzten gelobt, geschieht das nie, um ihm eine Freude zu machen, sondern immer mit dem Ziel, ihn noch weiter anzuspornen. Für ihn, der darauf dressiert wurde, stolz und ehrenhaft zu sein, ist jeder Tag im Berufsleben eine endlose Kette von Demütigungen: Er begeistert sich für Marken­artikel, die ihn nicht interessieren, lacht über Witze, die er geschmacklos findet, vertritt Meinungen, die nicht die seinen sind. Und bei alldem darf er sich nicht eine Sekunde lang vergessen: Die kleinste Nachläs­sigkeit kann Degradierung bedeuten, ein einziges falsches Wort kann das Ende der Karriere sein.

Die Frau, um die es bei diesen Kämpfen in erster Linie geht und unter deren Augen sich das alles abspielt, sieht dem gelassen zu. Für sie ist die Zeit ihrer Berufstätigkeit eine Zeit der Flirts, Rendezvous, Neckereien – in der als Vorwand auch noch ein bißchen Arbeit erledigt wird, mit der meist keinerlei Verantwortung verbunden ist. Sie weiß, daß das alles vorübergeht (und falls nicht, dann hat sie wenigstens jahrelang in dieser Illusion gelebt). Die Kämpfe der Männer beobachtet sie deshalb aus sicherer Distanz, gelegentlich applaudiert sie einem der Kämpfer, tadelt oder ermutigt ihn. Und während sie ihnen Kaffee kocht, ihre Post öffnet und ihre Telefongespräche abhört, trifft sie kaltblütig ihre Wahl. Sobald sie den Mann fürs Le­ben gefunden hat, zieht sie sich zurück und überläßt das Terrain dem Nachwuchs.

Beim Studium ist es nicht anders. In den USA findet man auf Colleges und Hochschulen mehr Frauen denn je, doch die Zahl derer, die fertig studieren, ist geringer als vor dem zweiten Weltkrieg. Während die Studentinnen in den Vorlesungen ihre Frühjahrsgarderobe entwerfen, in den Pausen kokettieren und, mit unter durchsichtigen Gummihandschuhen blutrot lackierten Fingernägeln, an Leichen herumsezieren, geht es bei ihren männlichen Partnern immer um alles oder nichts. Einer Frau genügt es, College oder Universi­tät mit einem Verlobungsring abzuschließen, beim Mann reicht nicht einmal ein Diplom. Diplome kann man leicht durch Auswendiglernen erwerben (es gibt wenig Prüfer, die zwischen Wissen und Bluff unter­scheiden können), der Mann aber muß auch begreifen, worum es geht. Von der Fundiertheit seiner Kennt­nisse wird später sein materieller Erfolg abhängen, sein Prestige und häufig sogar das Leben von Men­schen.

Die Frau kennt keinen Kampf. Wenn sie ihr Studium abbricht und einen Universitätsdozenten heiratet, hat sie ohne Anstrengung das gleiche erreicht wie er. Als Ehefrau eines Fabrikanten wird man sie mit noch größerer Ehrerbietung behandeln als diesen (und nicht wie jemand, den man in der gleichen Fabrik besten­falls am Fließband beschäftigen könnte). Als Frau hat sie immer den Lebensstandard und das Sozialpresti­ge ihres Mannes und muß nichts tun, um diesen Standard und dieses Prestige zu erhalten – das tut er. Der kürzeste Weg zum Erfolg ist deshalb für sie immer noch die Heirat mit einem erfolgreichen Mann. Und den bekommt sie weder durch Fleiß noch durch Strebsamkeit oder Ausdauer, sondern einzig und allein durch eine attraktive Erscheinung.

Man hat gesehen, welche Anforderungen die gut dressierten Männer an das Aussehen der Frauen stellen. Die besten Dompteusen bekommen automatisch also ohne sich im geringsten bemühen zu müssen – die erfolgreichsten Kämpfer unter ihnen. Da diese sogenannten »schönen« Frauen auch meist die sind, die es seit ihren Kindertagen am leichtesten hatten und somit noch weniger als die anderen einen Grund zur Ent­wicklung ihrer geistigen Anlagen fanden (Intelligenz entfaltet sich nur im Wettbewerb), ergibt sich die logische Konsequenz, daß sehr erfolgreiche Männer meist abgrundtief blöde Frauen haben (es sei denn, man bewertet das Geschick einer Frau, sich als Köder herauszuputzen, als Intelligenzleistung).

Es ist fast schon ein Klischee, daß ein Mann, der es besonders weit gebracht hat (als Wirtschaftsboß, Fi­nanzmakler, Großreeder, Dirigent), auf dem Gipfel seines Erfolgs (also meist in zweiter oder dritter Ehe) ein Fotomodell heimführt. Männer, die durch Erbschaft reich sind, leisten sich meist schon in erster Ehe ein solches Superweib (das sie dann freilich im Laufe der Jahre von Zeit zu Zeit auswechseln). Fotomodel­le aber sind meist Frauen, die nicht einmal eine abgeschlossene Schulbildung haben und die bis zu ihrer Heirat nichts anderes tun, als graziös vor Kameras zu posieren. Doch da sie »schön« sind, sind sie poten­tielle Reiche.

Und alle diese Frauen »geben aus Liebe eine Karriere auf«. Jedenfalls erzählen sie das dem Mann, und der glaubt es. Der Gedanke, daß er durch seinen Antrag die Frau im letzten Augenblick vor der Mühe eines Abiturs oder Staatsexamens gerettet hat, wäre nicht so schmeichelhaft für ihn, deshalb schiebt er ihn weit von sich und berauscht sich statt dessen an der »kompromißlosen« Liebe, die diese Frau nach ihren eige­nen Angaben für ihn empfindet. Wer weiß, denkt er – immer seinen eigenen Wertmaßstäben folgend -, vielleicht wäre eines Tages aus ihr eine berühmte Chirurgin (gefeierte Primaballerina, brillante Journalis­tin) geworden – und das alles hat sie aufgegeben, für ihn! Die naheliegende Idee, daß sie lieber die Frau eines berühmten Chirurgen, mit dessen Einkommen, dessen Prestige und ohne dessen Arbeit und Verant­wortung ist, kommt ihm nicht. Er nimmt sich vor, ihr das Leben an seiner Seite so angenehm wie möglich zu gestalten, damit sie ihr großes Opfer nie bereuen muß.

Ein geringer Prozentsatz der Studentinnen westlicher Industrienationen (10-20 %) schafft dennoch vor der Heirat ein Hochschuldiplom. Trotz gelegentlicher Ausnahmen sind es meist die weniger attraktiven Frau­en, denen es nicht gelungen ist, während ihrer Studienzeit eine brauchbare Arbeitskraft zu engagieren. Die­ses Diplom erhöht dann automatisch ihren Marktwert, denn eine gewisse Sorte Mann fühlt sich – vorausge­setzt, er hat selbst ein Diplom – durch den Titel seiner Frau persönlich geschmeichelt (wie gescheit muß er sein, daß diese hochgebildete Frau sich für ihn interessiert!). Und wenn seine Koryphäe dann noch eini­germaßen sexy ist, fühlt er sich im siebenten Himmel.

Doch nicht lang. Denn auch die Ärztin, Juristin oder Soziologin wird ihre Karriere für die seine »opfern« oder zumindest zurückstellen. Sie wird in eine Vorortvilla ziehen, Kinder gebären, Blumenbeete anlegen und sein Heim mit dem üblichen Kitsch anfüllen. Nach ein paar Jahren hat sie über diesen Amüsements ihr bißchen auswendiggelerntes Fachwissen vollkommen vergessen und wird im Grund genauso sein wie ihre Nachbarinnen.
Die »emanzipierte« Frau

Es gibt aber auch Frauen über fünfundzwanzig, die berufstätig sind. Das kann verschiedene Gründe haben:

  1. Die Frau ist mit einem »Versager« verheiratet (mit einem Mann; der nicht genug Geld verdient, um ihre Kitschorgien zu finanzieren).
  2. Die Frau ist aus biologischen Gründen kinderlos (einige Männer sehen dann nach dem Abklingen ihrer Leidenschaft keine Veranlassung mehr, sie zu versorgen).
  3. Die Frau ist häßlich.
  4. Die Frau ist emanzipiert.
  5. Die Frau hat Interesse an einem bestimmten Beruf (und verzichtet daher von vornherein auf den eige­nen Sklaven und die eigenen Kinder).

Die Motive für die Berufstätigkeit von a) und b) liegen nahe. Wichtig sind die beiden nächsten Gruppen, denn die häßliche Frau gilt oft als emanzipiert, und das ist falsch. Die Chancen, einem Exemplar der letz­ten Kategorie zu begegnen (einer Frau, die geistigen Interessen zuliebe – oder gar aus Fairness! – auf Kom­fort und Leibeigene verzichtet), sind fast aussichtslos.

Die häßliche Frau (die Frau, die nach dem Geschmack der Männer häßlich ist, weil ihre sekundären Ge­schlechtsmerkmale entweder unvollkommen entwickelt oder ungenügend zur Schau gestellt sind, und weil ihren Gesichtszügen jeglicher Baby-Look fehlt) arbeitet aus dem gleichen Grund wie der Mann: weil es sonst niemand für sie tut. Doch während der Mann mit seinem Gehalt Frau und Kinder ernährt, arbeitet sie immer nur für sich selbst und nie, um mit dem verdienten Geld das Leben eines schönen jungen Mannes zu finanzieren.

Diese Frau ist oft ziemlich intelligent. Anfangs läßt sie zwar wie alle Frauen, dem Beispiel ihrer Mutter folgend und im Vertrauen auf den künftigen Arbeitssklaven, ihre geistigen Anlagen verkümmern. Doch je älter sie wird, desto mehr sieht sie ihre Chancen auf einen solchen Sklaven dahinschwinden. Und eines Tages bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich der letzten Überbleibsel ihrer Intelligenz zu erinnern und daraus das Beste zu machen.

Manche Frauen aus dieser Gruppe bringen es damit sogar sehr weit: als Schriftstellerinnen, Politikerinnen, Journalistinnen, Ärztinnen, Juristinnen kommen sie nicht selten (und gerade, weil sie als intelligente Frau­en so sehr aus dem Rahmen fallen) zu großen Ehren. Damit erweisen sie natürlich der Ausbeuterin in der Vorortvilla unschätzbare Dienste: »Seht ihr«, sagt diese, »wir Frauen könnten auch so manches, wir ver­zichten nur immer zugunsten der Männer.« Und anhand der abschreckenden Beispiele dieser Intelligenz­bestien kann sie dem Sklaven an ihrer Seite immer wieder klarmachen, wie häßlich, hart und uncharmant (wie »unweiblich«) eine große Leistung die Frau macht. Und er wird selbstverständlich die Gehirnampu­tierte in seinem Bett jener anderen immer noch tausendmal vorziehen (reden kann er ja notfalls auch mit Männern).

Auch die Häßliche verzichtet trotz ihres Erfolges nie ganz auf ihren weiblichen Sonderstatus und erwartet mit größter Selbstverständlichkeit, daß ihre Umwelt sie – »als Frau, die erfolgreich war« – wie eine Art Weltwunder betrachtet. Es ist fast obszön, wie sehr gerade diese Frau immer ihre »Weiblichkeit« heraus­streicht. Sie produziert sich vor Presse und Fernsehen, wann immer es geht, läßt ihren schwabbeligen Bu­sen über ihre große Schreibtischplatte hängen und klagt, wie schwer gerade sie, »als Frau«, es in ihrer ho­hen Position habe.

Wie dem auch sei, im Vergleich zur landläufigen Ausbeuterin ist sie einigermaßen respektabel. Daß sie zu ihrer Respektabilität gezwungen wird – man braucht ihr nur ins Gesicht zu sehen, um zu wissen, warum sie so gescheit ist -, ist eine andere Sache. Denn Häßlichkeit ist natürlich kein persönliches Verdienst.

Kompliziert wird es bei der sogenannten emanzipierten Frau. Denn während man die ersten drei Katego­rien der berufstätigen Frauen (die Häßliche allerdings nur, bevor sie Erfolg hat) durch entsprechende Geld­angebote ohne weiteres von ihren beruflichen Plänen abbringen könnte, arbeitet die Emanzipierte nie für Geld. Sie war per definitionem in ihrer Jugend immer attraktiv und hat daher immer einen gutverdienenden Sklaven zur Hand. Emanzipieren kann sich nur die »schöne« Frau: Die häßliche hat, genauso wie der Mann, nichts, wovon sie sich emanzipieren könnte; niemand hat sie je zu korrumpieren versucht, sie hatte nie die Wahl.
Die Emanzipierte hat auch Kinder (allerdings oft nur eins bis zwei), eine komfortable Wohnung und alle Statussymbole ihrer Clique. Doch sie findet ihre Vergnügungen nicht nur im Heim und auf den von ihren Geschlechtsgenossinnen organisierten Maskenbällen: Am besten amüsiert sie sich mit untergeordneten Handlangerdiensten, bei denen sie viel Publikum hat. Man findet sie ätherisch durch Korridore von Verla­gen und Zeitungsredaktionen schwebend, im Vorzimmer der Film-, Fernseh- und Theaterbosse, in der Rol­le der Regieassistentin, der Dolmetscherin, an den Schaltern der Reisebüros, in Juwelier- und Antiquitä­tengeschäften, in Boutiquen. Kurz, überall dort, wo sich reiche und interessante Leute treffen. Das Geld, das sie verdient, verbraucht sie meist restlos für ihre aufwendigen Maskeraden, mit deren Hilfe sie sich an ihrem Arbeitsplatz jeden Tag von neuem wieder in Szene setzt.

Die emanzipierte Frau ist genauso dumm wie die anderen, aber sie möchte nicht für so dumm gehalten werden: Von Hausfrauen spricht sie nur auf die abfälligste Art. Sie glaubt, allein die Tatsache, daß sie eine Arbeit ausführt, die auch eines Mannes nicht unwürdig wäre, mache sie intelligent. Sie verwechselt dabei Ursache mit Wirkung: Die Männer arbeiten ja nicht, weil sie so intelligent sind, sondern weil sie müssen. Ihre Intelligenz könnten die meisten von ihnen erst dann sinnvoll gebrauchen, wenn sie frei von finanziel­len Verpflichtungen wären (so frei wie die Hausfrauen zum Beispiel). In der Regel hätte eine Frau in ihrer Vorortvilla viel bessere Voraussetzungen für ein reges Geistesleben als zwischen Schreibmaschine und Diktiergerät.

Die Arbeit der Emanzipierten ist selten schwierig oder verantwortungsvoll, doch sie lebt in dem Wahn, sie sei sowohl das eine als auch das andere. Diese Arbeit »füllt sie aus«, »regt sie an«, sie könnte »ohne sie nicht existieren«. Doch wirklich angewiesen ist sie auf diese Arbeit nie, sie kann sie jederzeit aufgeben, denn die Emanzipierte arbeitet, im Unterschied zur Häßlichen, nie ohne Rettungsautomatik: Immer gibt es einen Mann, der irgendwo im Hintergrund bereitsteht und bei der ersten Schwierigkeit zu Hilfe eilt.

Daß sie langsamer aufsteigt als ihre männlichen Kollegen, findet sie zwar unfair, doch an deren mörderi­schen Kämpfen nimmt sie deshalb noch lange nicht teil. Das sei eben so: »als Frau«, selbst wenn man »emanzipiert« sei, habe man nicht die gleichen Chancen. Anstatt an Ort und Stelle für eine Veränderung der Tatsachen zu sorgen, rennt sie, geschminkt wie ein Clown und über und über mit Lametta behangen, auf die Versammlungen ihrer Clique und schreit nach Gleichberechtigung. Daß die Frauen selbst – und nicht die Männer – wegen ihrer Interesselosigkeit, ihrer Dummheit, ihrer Unzuverlässigkeit, ihrer Käuf­lichkeit, ihren albernen Maskeraden, ihren ewigen Schwangerschaften (und vor allem wegen ihrer erbar­mungslosen Dressur am Mann) die Schuld an diesen Zuständen trifft, kommt ihr nicht in den Sinn.

Man könnte nun annehmen, die Männer der Emanzipierten hätten es besser als die anderen, weil sie die Verantwortung nicht allein tragen. Das Gegenteil ist der Fall: Die sogenannte emanzipierte Frau macht ihren Mann unglücklich. Denn dieser Mann wurde natürlich, wie alle seines Geschlechts, nach dem Leis­tungsprinzip dressiert und muß ihr deshalb immer ein paar Schritte voraus sein: Die Übersetzerin hat einen Schriftsteller zum Mann, die Sekretärin einen Abteilungsleiter, die Kunstgewerblerin einen Bildhauer, die Feuilletonistin einen Chefredakteur.

Die emanzipierte Frau ist deshalb nie eine Entlastung für ihren Mann: Sie beutet ihn noch mehr aus als die anderen. Je höher sie hinaufkommt, desto unbarmherziger treibt sie ihn an (und manchmal kommt eine solche Frau, durch Zufall oder die Protektion eines Mannes – denn sie ist ja attraktiv – tatsächlich in eine wichtige Stellung). Wenn er nicht selbst eine hohe Position hat, wird jede ihrer Gehaltserhöhungen für ihn zum Trauma, jede ihrer beruflichen Anerkennungen kann ihn in Panik versetzen. Er lebt ständig in Angst, sie könnte ihn eines Tages doch noch überrunden, und findet keinen Augenblick Ruhe. Die fremden Män­ner, die sie täglich trifft, stürzen ihn in wilde Eifersucht. Er fühlt sich überflüssig, sein ganzes Dasein scheint ihm sinnlos, denn er glaubt, daß sie ihn nicht mehr braucht. Das Glück des Sklaven – das einzige Glück, das den Männern nach ihrer Dressur noch erreichbar ist – bleibt ihm versagt.

Und auch ihre Kinder macht die Emanzipierte unglücklich. Denn sie ist ja nicht besser als der Rest, nur anders: Sie vergnügt sich mehr bei einer stupiden Büroarbeit als bei der Versorgung ihrer intelligenten Kinder. Doch auf das Gebären wird sie deshalb noch lang nicht verzichten: Als Frau, sagt sie, brauche man ein Kind, sonst bliebe man sein Leben lang »unerfüllt«.

Die Emanzipierte verzichtet prinzipiell auf nichts: Sie ißt die Torte und den Kuchen auch noch. Damit sie ihrer »anregenden geistigen Tätigkeit« nicht entsagen muß, gibt sie ihre Kinder in Tagesheime und Internate oder läßt sie von jenen Hausfrauen erziehen, die sie so sehr verachtet. Und auch die Hausarbeit macht sie natürlich nicht allein: Sie erledigt sie mit ihrem Mann gemeinsam nach Büroschluß. Dafür darf er sich auch beim Parkettbohnern, Blümchengießen und Silberputzen mit seiner »geistig regen« Frau »anregend« unterhalten. Denn auf den traditionellen Plunder ihrer Sippschaft verzichtet die Emanzipierte natürlich genauso wenig wie auf den Arbeitssklaven und die Kinder.

Um ihrem Anspruch auf die männlichen »Privilegien« Nachdruck zu verleihen (ihren Anspruch auf die gutdotierten Stellungen der Männer, nicht etwa auf die »Privilegien« des Soldaten), organisiert die Eman­zipierte von Zeit zu Zeit sogenannte Emanzipationsbewegungen. Bei solchen Gelegenheiten lenkt sie dann mit viel Gezeter die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf sich, steckt sich Kampfabzeichen an den jeweils neuesten Suffragetten-Look, stellt zur Demonstration ihrer politischen Interessen etwa Kerzen an ihr Wohnzimmerfenster, kneift unter den Augen des Fernsehpublikums Bauarbeitern in die Hinterbacken und macht dergleichen Mätzchen mehr. Regelmäßig befreit sie sich dabei auch von irgendwelchen »Fes­seln«. Und diese »Fesseln« versteht sie (da ihr geistige Fesseln fremd sind) immer ganz wörtlich: Zu Be­ginn dieses Jahrhunderts war es das Korsett, von dem sie sich befreite, in den siebziger Jahren war es der Büstenhalter (damit diese Sensation auch niemandem entgehen konnte, ließ sie ihre Sklaven die durchsich­tige Bluse erfinden), und bei der nächsten Emanzipationswelle wird es vielleicht der unbequeme lange Rock sein, den sie gerade gegen den Willen der Männer mit viel Koketterie in ihren Maskenfundus auf­nimmt. Nur ihre Dummheit, ihre Albernheit, ihre Lächerlichkeit, ihre Verlogenheit, ihre Gefühlskälte und ihr abgrundtief blödes Geschwätz das hat sie bei einer solchen Gelegenheit noch nie abgelegt.

Und selbstverständlich wird sie dem Mann an ihrer Seite, auch wenn sie noch so gut verdient, nie die häus­liche Domäne überlassen und an seiner Stelle die Verantwortung für Lebensunterhalt und Sozialprestige auf sich nehmen. Obwohl es möglich ist, daß sie sich im Berufsleben tatsächlich »erfüllt« und »glücklich« vorkommt – sie ist ja viel unsensibler als der Mann und kann deshalb bei einer stumpfsinnigen Arbeit auch nicht so sehr leiden -, wird sie ihm mit ihrem Geld niemals die Möglichkeit für ein besseres Leben schaf­fen. Sie wird ihm weder Feuer geben noch Türen für ihn öffnen, sie wird weder Lebensversicherungen zu seinen Gunsten abschließen noch bei der Scheidung eine Rente für ihn aussetzen. Das wäre denn gar zu »unweiblich«. Und auch dem Mann würde eine solche Regelung nicht in den Sinn kommen, dazu ist er zu gut dressiert. Der Mann der Emanzipierten wird sich nach einem Kuß die Creme-, Puder- und Lippenstift-spuren aus dem Gesicht wischen und sich wieder in den Kampf stürzen.

Was ist Liebe?

Der Mann wird von der Frau so dressiert, daß er ohne sie nicht leben kann und deshalb alles tut, was sie von ihm verlangt. Er kämpft um sein Leben und nennt das Liebe. Es gibt Männer, die drohen ihrer Ange­beteten mit Selbstmord, wenn sie nicht erhört werden. Das ist für sie kein Risiko: Sie haben nichts zu ver­lieren.

Aber auch die Frau kann ohne den Mann nicht existieren, sie ist für sich allein so lebensuntüchtig wie eine Bienenkönigin. Auch sie kämpft um ihr Leben, und auch sie nennt das Liebe. – Einer braucht den anderen, und es sieht so aus, als gäbe es doch wenigstens ein gemeinsames Gefühl zwischen ihnen. Aber die Ursa­chen und das Wesen dieses Gefühls und ihre Konsequenzen sind für Mann und Frau völlig verschieden.

Für die Frau bedeutet Liebe Macht, für den Mann Unterwerfung. Für die Frau ist Liebe ein Vorwand für kommerzielle Ausbeutung, für den Mann ein emotions-getränktes Alibi für seine Sklavenexistenz. »Aus Liebe« tut die Frau Dinge, die ihr nützen, der Mann solche, die ihm schaden. Die Frau arbeitet »aus Liebe« nicht mehr, wenn sie heiratet; der Mann arbeitet, wenn er heiratet, »aus Liebe« für zwei. Die Liebe ist für beide Teile ein Kampf ums Überleben. Aber der eine überlebt nur durch Sieg, der andere nur durch Nie­derlage. Es ist eine Ironie, daß die Frauen auch ihre größten Gewinne im Augenblick ihrer größten Passivi­tät ernten und daß ihnen das Wort »Liebe« auch bei ihrem erbarmungslosesten Betrug am Mann den Glo­rienschein der Selbstlosigkeit gibt.

Der Mann vernebelt sich mit »Liebe« seinen feigen Selbstbetrug und macht sich glauben, seine sinnlose Sklaverei für die Frau und deren Geiseln sei ehrenhaft und habe einen höheren Sinn. Er ist zufrieden mit seiner Rolle, als Sklave ist er am Ziel seiner Wünsche. Und weil die Frau ohnehin nur Vorteile aus diesem System zieht, wird sich nichts ändern; das System zwingt sie zwar zur Korruption, aber niemand findet etwas dabei. Man darf von einer Frau nichts anderes erwarten als Liebe, solange sie damit alles andere eintauschen kann. Und den zum Sklaven dressierten Mann werden seine Anstrengungen immer nur im Sinn der Dressur weiterbringen, nie zu seinem Vorteil. Er wird immer noch mehr leisten, und je mehr er leistet, desto weiter wird die Frau sich von ihm entfernen. Je mehr er sich ihr anbiedert, desto anspruchs­voller wird sie werden. Je mehr er sie begehrt, desto weniger wird er selbst für sie begehrenswert sein. Je mehr er sie mit Komfort umgibt, desto bequemer, desto dümmer, desto unmenschlicher wird sie werden, und desto einsamer er selbst.

Nur die Frauen könnten den Teufelskreis von Dressur und Ausbeutung brechen. Sie werden es nicht tun, es gibt dafür keinen rationalen Grund. Auf ihre Gefühle darf man schon gar nicht hoffen -, Frauen sind ge­fühlskalt und ohne jedes Mitleid. Die Welt wird also immer weiter in diesem Kitsch, in dieser Barbarei, in diesem Schwachsinn Weiblichkeit versinken, und die Männer, diese wunderbaren Träumer, werden nie­mals aus ihren Träumen erwachen.

http://de.wikimannia.org/images/Esther-Vilar_Der-Dressierte-Mann.pdf

Gefühlte Zahlen

schokotaler1Oxfam ist eine meiner Lieblings-NGO’s! Wie man es dort schafft, eine Weltretter-Organisation fast wie eine Sekte zu organisieren und Freiwillige in Massen auf Mission zu schicken, nachdem sie das klare Weltbild von Oxfam tief genug inhaliert haben, wie man kreativ Spenden sammelt und sogar noch die Konsum-Sucht der Mainstream-Gesellschaft und deren schlechtes Gewissen für sich arbeiten lässt, indem man Wollmützen, Kinderspielzeug und FairTrade-Lebensmittel unter die Leute bringt, ist einfach phänomenal! Oxfam rules, ehrlich!

Wussten Sie aber, dass Oxfam sich auch mit physikalischer Grundlagenforschung befasst? Wirklich! So ist es Oxfam schon Anfang 2016 noch vor den Physikern gelungen, Gravitationswellen nachzuweisen. Nicht im Universum, aber im Journalismus. Sie erinnern sich sicher an den „Reichtumsbericht 2016“, in dem Oxfam folgendes herausfand:

„62 Menschen verfügen über ebenso viel Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung“.

Ich will hier nicht näher beleuchten, wie der Bericht zustande kam, was er verschweigt, wie korrekt die Zahlen oder gar die Schlussfolgerungen sind. Nur so viel: Die Behauptung ist kompletter Blödsinn, dass es ein weltweit riesiges Problem mit der Verteilung von Reichtum gibt, bestreitet indes niemand (1).

Aber für das Experiment mit der Gravitation war das unerheblich. Entscheidend war, dass es auf dem Weg der Schlagzeile durch die Redaktionen von Presse und TV zu Wechselwirkungen mit den Hirnen einiger Journalisten und Kommentatoren kam, welche man lange Zeit für nicht nachweisbar gehalten hatte. Nun aber ist der Beweis erbracht, dass es zu Verzerrungen kommt, die von den Lesern und Zuschauern fast nicht wahrgenommen werden. Folgen wir also der Oxfam-Meldung durch einige Redaktionen.

Fokus: „62 Superreiche besitzen so viel Geld wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung“ Der Fokus ergänzt die Aussage noch um das Wörtchen „Geld“, so wie es im ursprünglichen Bericht auch gut versteckt steht. In der von Oxfam verbreiteten Meldung fehlt dieses Wort. Beim Fokus ist die Meldung also schwerer (wahrer) geworden, als die ursprüngliche Meldung.

Taz: „Laut einer Studie besitzen 62 Superreiche so viel wie 3,6 Milliarden Arme zusammen“ Da die TAZ gern auf der brennenden Barrikade gelesen wird und die Menschheit für die Chefredaktion in toto von einer kleinen Clique Superreicher Imperialisten und Managern beherrscht wird, gibt es natürlich weit mehr als 3,6 Milliarden arme Menschen, die Oxfam vielleicht unterschlagen hat. Die Meldung wurde leichter, da sie um eine wichtige Aussage verkürzt, dafür um die Aussage „3,6 Milliarden Arme“ angereichert wurde.

SPON: „62 Superreiche besitzen so viel wie die halbe Welt“ Mit der „ärmsten Hälfte“ hält man sich hier gar nicht erst auf. Es ist gleich die halbe Welt. Wo teilt mal die Welt? Am Äquator? Es liegt hier schon eine erhebliche Verzerrung der Raumzeit vor.

Kann man diese Verzerrung noch steigern? Man kann! Am 14.2.2016 wurden die bisher spektakulärsten Messergebnisse erzielt, als anlässlich der Gala zum 50. Geburtstag des Mainzer „unterhaus“ der Kabarettist Arnulf Rating (2) ausrief:

„62 Menschen haben mehr als die restlichen 3,5 Milliarden“.

Danke, Oxfam! Einstein wäre stolz auf Euch!

PS: Eigentlich geht diese Entdeckung nicht auf das Oxfam-Experiment zurück, sondern auf die Israelis. Die entdeckten nämlich schon vor Jahren, dass es eine riesige Diskrepanz zwischen Ereignissen in ihrem Land und deren Wahrnehmung in der europäischen Presse gibt. Aber den Israelis wollte das niemand glauben.

(1) FAZ, 19.1.2016

(2) Hier das Video zum Rekord, der Beweis findet sich bei 1h 02min.

Worauf es ankommt

line-wordpress

Remember: Do X! Don´t do Y!

Protect innocent, respect life, defend art, preserve creativity!

What´s Left? Antisemitism!

http://www.jsbielicki.com/jsb-79.htm

The peaceful majority is irrelevant

Psychoanalytische Arbeitsstation

Die Anordnungen des Personals sind unter allen Umständen zu befolgen!

Arrêtez la psychanalyse allemande! Vivez la psychanalyse freudienne à nouveau!

refuse-service

The best therapy is the knowledge

DJ Psycho Diver Sant – too small to fail
Tonttu Korvatunturilta Kuunsilta JSB
Tip tap tip tap tipetipe tip tap heija!
http://www.psychosputnik.com
http://www.saatchionline.com/jsbielicki
https://psychosputnik.wordpress.com/

They want 1984, we want 1776

They are on the run, we are on the march!

Be patient, work hard, follow your passions, take chances and don’t be afraid to fail.
I think for food

molon labe

Атеисты всех стран, соединяйтесь!

„И жить торопиться, и чувствовать спешит“ –

Цитата из стихотворения П.А. Вяземского Первый снег (1822). Поставлена А.С. Пушкиным эпиграфом к 1-й главе Евгения Онегина

„Wir wollen schnell leben und eilig empfinden“

(Übersetzung: JSB). Zitat aus einem Gedicht von P.A.Vjazemskij Erster Schnee (1822). Verwendet von A.S.Puschkin in erstem Kapitel von Eugen Onegin (1833).

Вместо диалектики наступила жизнь, и в сознании должно было выработаться что-то совершенно другое.“ – Преступление и наказание (Федор Достоевский)“

La bêtise insiste toujours, on s’en apercevrait si l’on pensait pas toujours à soi. (Albert Camus, La peste.)

All national institutions of churches, whether Jewish, Christian or Turkish, appear to me no other than human inventions, set up to terrify and enslave mankind, and monopolize power and profit. (…)

The whole religious complexion of the modern world is due to the absence from Jerusalem of a lunatic asylum. – Thomas Paine
„Ehe für alle“ ist ein Anschlag auf jede lustvolle Form der Sexualität.
Antikapitalisten sin Kapitalisten ohne Kapital.
Menschen, die interessante Geschichten erzählen können, benötigen keine Psychotherapie.
Psychotherapie ist grundsätzlich für langweilige Menschen, die sich sich wichtig machen wollen, sowohl als Patienten als auch als ihre Psychotherapeuten.
Die herrschenden Eliten verteidigen ihre Uversehrtheit und ihre Privilegien mit allen gesetzlichen und ungesetzlichen Mitteln, während sie die mörderischen Attentate der islamofaschisten auf einfache Bürger achselzuckend mit der Bemerkung quittieren „Man muß sich halt daran gewöhnen.“
Das Leben hat weder Sinn noch Wert, es hat nur ästhetische Eigenschaften: entweder ist es schön oder häßlich, lustvoll oder schmerzhaft.
Wer keine Lebensfreude hat, der hat Moral.
Es ist schwierig eine Tyrannei zu bekämpfen, die keinen Tyrannen hat.
Empörung ist der Agens des moralisierenden Narzißmus.
 
Moral / Ethik ist nicht mehr als eine narzistische Bessetzung des eigenen aggressiven Triebes, desssen ausagieren unter dem Deckmantel der Moral als extrem lustvoll empfunden wird, so daß Zufügen von Schmerzen, verbreiten von Angst und Schrecken, schädigen und vernichten des Lebens sogar als etwas Edles und Wertvolles gepriesen wird, weil es im Namen der Moral betrieben wird.  Alles Monströse fängt immer mit der Verfolgung der Sexualität an. Wer keine Lebensfreude hat, der hat die Moral. Die Moralisten haben keine Freude an etwas Schönem, sondern lediglich die Schadenfreude, wenn sie jemandem dessen Spaß verderben. Der Orgasmus der Moral ist die Empörung. Die Geschichte der Moral ist die Geschichte einer grausamen Perversion. Lebensfreude ist eine Lust, die man empfindet, wenn man dabei weder sich noch jemand anderem schadet.

Das beste Mittel gegen Depressionen ist das zu tun, was getan werden soll.

Merkel hat einen Haufen Psychopathen nach Deutschland eingeschleust, zufällig dunkelhäutige.

Die Deutschen gehen zwar immer seltener in die Kirche, dafür jedoch predigen sie selbst ohne Ende.

Kassandra sei für den fortschrittlichen Trojaner eine „populistische Hetzerin“.

„Das Leben sei ein Märchen, erzählt von einem Idioten“ – Shakespeare in Macbeth.

„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ – Grabinschrift von Ingeborg Bachmann

Statt der Dialektik erfolgte das Leben, und das Bewußtsein mußte es verarbeiten, das es etwas ganz anderes ist.“ – Verbrechen und Strafe (Fjodor Dostojewski)“ (Übersetzung JSB.)

Wer widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern zum Schweigen gebracht. (Norbert Bolz)

Geschlossenheit ist gut, Diskurs ist Streit, also verwerflich. Sagen ausgerechnet die, die Kritik an den Regierenden als Grundprinzip ihrer Profession ausgegeben hatten. Aber nur, bis sie die Meinungsführerschaft errungen hatten. An der halten sie nun fest.

Die sich in ihrem Aufgeschlossensein und ihrer Weltoffenheit Sonnenden sind weder aufgeschlossen noch weltoffen. Sie sind Besserwisser, die es besser wissen wollen, als es die Fakten nahe legen. Die Toleranten sind intolerant. Die Gleichmacher spalten. Die Diversitätsprediger streben nach Hegemonie. Die Antibürgerlichen sind die übelsten Spießbürger. Die Faschisten gebärden sich als Anarchisten, und die frei gewählte Monarchin kennt keine Parteien mehr.

In Deutschland herrscht ein Neuer Totalitarismus der selbsternannten „Guten“, die jede andere als eigene, herrschende Ansicht mit Geschrei, Diffamierungen, Ausschluß und Denunziation zum Schweigen zu bringen versuchen. In Deutschland ist Faschismus nicht verschwunden, er hat nur die Seiten gewechselt und neue inoffizielle mediale helldeutsche Reichsschrifttumskammern aufgestellt, die darüber wachen, daß über ihre Fetische (z.B. die Invasion der Heiligen, pauschal Flüchtlinge genannt) nur huldigend und anhimmelnd gesprochen wird. Für mich sind diese in eigener Moral mit Schaum vor dem Mund sich selbst zur Extase des Hasses hochgeputschten Hetzer gegen jede von ihrer eigenen abweichende Meinung die neuen Nazis. Antifa ist Nazifa. Wie Max Liebermann angesichts des Nazi-Deutschland zuletzt sagte, ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.Wie zu Kaisers Zeiten – Der Mainstream-Populismus gefährdet die offene Gesellschaft.

 

Während in der Türkei Menschen verfolgt, ermordet, drangsaliert und gequält werden, der Islamofaschismus zunehmend erstarkt,  und nach Europa greift,
echauffieren sich Deutsche über Trumps Wahl auf dem Niveau von Diskussionen über Ergebnisse von Eurovision Song oder DSDS und der große Freund von Erdogan zum deutschen Bundespräsidenten gewählt werden soll.

Die Erkenntnis ist kein fertiges Ding, sondern ein dialektischer Prozeß, in dem eine neue Erkenntnis nur durch Negation und Aufhebung einer bestehenden Erkenntnis gebildet werden kann. Die gegenwärtige Gesellschaft und vor allem ihre selbsternannten „Eliten“ verhindern, diffamieren und bekämpfen andere als gerade herrschende, etablierte Meinungen und verwandeln damit lebendige Erkenntnis in eine tote, verdinglichte Ideologie, die damit vom Wissen zum Unwissen, zum Fetisch wird. Das gilt für alle institutionalisierten lediglich eigene Macht selbst akkumulierenden Bürokratien, die Politik, die Wissenschaft, die Psychologie, Psychotherapie, Psychoanalyse und andere.

Die Psychoanalyse muß sich hüten, erbaulich sein zu wollen.

Nicht die Flutwelle der Ankömmlinge, sondern die hier Ansäßigen sind traumatisiert.

„Der Nationalsozialismus lebt nach, und bis heute wissen wir nicht, ob bloß als Gespenst dessen, was so monströs war, daß es am eigenen Tode noch nicht starb; oder ob es gar nicht erst zum Tode kam; ob die Bereitschaft zum Unsäglichen fortwest in den Menschen wie in den Verhältnissen, die sie umklammern.“ (Theodor W. Adorno, 1959)

Deutsche neigen zur Wahnbildung einer „Willkommenskultur“ zwecks Angstverdrängung ihres schwachen ICHs angesichts des Islamofaschismus, ihr Autoritärer Charakter (Adorno) erträgt Ambivalenzen nicht.

Der Mensch ist ein Text, der eine wie von Marcel Proust, der andere wie aus der Apotheker Umschau.  In einer Beziehung wird immer ein Buch geschrieben, ein Gedicht, ein Essay, eine Erzählung, ein Roman, ein Polizeiprotokoll, eine Bankbillanz, ein Einkaufszettel, eine Notiz – je nachdem. Liebe ist Hermeneutik, beide Texte gemeinsam zu lesen und gegenseitig in Einem mieinander  weiterzuschreiben. Sex ist dabei die Typografie und das Papier, das Aussehen das Cover, die Illustrationen.

Der Mensch ist ein sich aus sich selbst heraus fortschreibender (eo ipso) Text, und Psychoanalyse (falls sie eine solche ist)  ist Hermeneutik dieses Textes, im psychoanalytischen Prozeß wird der Text verstanden und unter Mitwirkung des Analytikers vom Analysanden weitergeschrieben, weitergestaltet.

»Die Sprache ist [.] ein Werkstück, und jeder kann auf sie draufhauen« (Elfriede Jelinek)

In seinem Vortrag „Marxismus und Dichtung“, gelesen 1935 auf dem Congrès pour la Défense de la Culture in Paris, schreibt Bloch, dass im sozialistischen Denken als dem einzig orientierenden, mancher marxistischer Dichter meint, „…er sei durch die Kälte dieser Berührung behindert. Das Innen kommt nicht gut dabei weg, das Gefühl und die sorgsame Lust, es zu sagen, werden nicht immer zur Kenntnis genommen. Jede Blume gilt dann als Lüge, und der Verstand scheint nur als trocken, oder, wenn er Saft hat nur als Säure erlaubt.“[1]

[1] [1] Ernst Bloch: Literarische Aufsätze.  Frankfurt a.  Main 1985, S.  138.

Deutschland ist eins der am meisten, wenn nicht das am meinsten durchtherapierte Land der Welt, Psychotherapie, Selbsterfahrung, Coaching, psychologische Seminare überall, vom Flüchtling bis Bankvorstand. Deutschland ist das Land der Betreuten und der Betreuer, der Behandelten und der Behandler, der Patienten und ihrer Therapeuten. Kein Wunder, daß auch in der Politik Deutschland die Rolle eines Psychotherapeuten für den Rest der Welt, für ihren Patienten, beansprucht. Nach so viel Psychotherapie müssten Deutsche die Vernünftigsten, die Mutigsten und die Zufriedensten in der Welt sein, anstatt die Irrationalsten, die Ängstlichsten und die Unzufriedensten. Wieso ist es so?

Es ist so, weil Deutsche Selbsterkenntnis mit Selbstsucht und Tiefsinnigkeit mit Selbstbezogenheit verwechseln und was sie für Psychotherapie und Selbsterkenntnis halten, lediglich eine Bestärkung eigener narzistischer Opferrolle ist, mit Erklärungen, daß für das eigene Schicksal nur andere verantwortlich, also schuldig seien, vorwiegend die Mutter, der Kapitalismus, die Amerikaner und die Juden (Israel, Zionisten). Reflektion niergendwo, überall nur Beschuldigungs- und Betreuungsindustrie. Das ist, was Deutsche für Psychotherapie halten, das ist die herrschende Psychokratie in Deutschland, ein Werkzeug der Volksverdummung. Nirgendwo Aufklärung, nirgendwo Reflektion, die Unwissenheit ist Stärke, rot-rot-grüner Anton Reiser überall, Theodor Wiesengrund nirgends mehr.

Man ist das, was man in der Welt wahrnimmt und in seinem Leben macht. Wer sich mit sich selbst beschäftigt, beschäftigt sich mit gar nichts, außer daß man sein narzisstisches Selbst aufbläst.

Wenn 1.000.000 Menschen an ein Kalb mit 3 Köpfen glauben , dann nennt man es Religion, wenn 10.000 Menschen an ein Kalb mit 3 Köpfen glauben, dann nennt man es eine Sekte, wenn 1 Mensch an ein Kalb mit 3 Köpfen glaubt , dann nennt man es Paranoia.

Die Linken und Grünen sind heute der Staat, sie feiern sich selbst und ihre Politik unter den knatternden Fahnen. Der Protest der Jugend kommt deswegen von Rechts.

Da die Herrschenden heute sich Links und Grün nennen, kann Opposition nur Rechts heißen.

Zur Psychoanalyse, psychoanalytischer Psychotherapie, tiefenpsychologisch fundierter (psychoanalytisch orientierter) Psychotherapie gehören als zentrales Thema gesellschaftliche Probleme. Es geht nicht immer nur um die Mutterbrust,
sondern auch um Konflikte in der Gesellschaft, in der der Mensch lebt und von der er formiert und deformiert wird.

Die real existierende Psychoanalyse in Deutschland ist ein politisch korrekter institutionalisierter Kastrat, der jedes konflikthafte Thema meidet, verhindert, zensiert, kontroverse Psychoanalytiker mundtot macht. Was Carl Müller-Braunschweig, Felix Boehm, Schultz-Hencke, Ernest Jones eingebrockt und Annemarie Luise Christine Dührssen für die nächsten 1000 Jahre dingfest festgebacken hat, ist für die Katze. „Zwar war Freuds Psychologie des Unbewußten längst von deutschen Mandarinen »verwissenschaftlicht« und die Psychoanalytische Bewegung durch Hitlers Terror zum Stillstand gebracht worden. Doch auch in den aktuellen Theorie- und Praxis-Gestalten der reimportierten, medizinalisierten und konventionalisierten Psychoanalyse glomm noch der Funke der Freudschen Ideologiekritik.“ – (Helmut Dahmer, In: Konkret 02/92, S. 52.)
Die Medizinalisierung und Technokratisierung der Psychoanalyse machte sie zum toten Ding, zum Fetisch im saturierten Strukturalismus, der weder die Postmoderne noch den Dekonstruktivismus erfahren hat.

Ich haben nach vielen Auseinandersetzung mit der herrschenden Psychokratie verstanden: das Psychokraten-Racket präsentiert sich aktuell als selbstveredelte Omertà mit Enigma-Chiffriermaschine und Vertuschungshoheit, Verschweigeprivileg, Bemäntelungsbefugnis, Lizenz zum Retouchieren, Zensieren, Relativieren. Aufdeckende Methoden in der Psychotherapie sind damit verbannt und werden bald verboten. Nihil novi sub sole. Unwissenheit ist Stärke.

Rackets – nach Adorno mafiaartige bürorkatische alienähnliche selbt machtakkumulierende Verwaltunsorgane, mächtiger als Kapitalismus.

Die Welt ist nicht von Oberlehrern geschaffen. Ihr wesentliches Element ist das noch ungelebte Wirkliche. – Ernst Bloch

 Materialismus ist, die Welt ohne vorgefaßte idealistische (religiöse) Schrullen zu betrachten.

Die stärkste alles beherrschende, selbstakkumulierende Macht ist nicht mehr der Kapitalismus, sondern die Bürokratie, die Rackets der Verwaltung.

Islam ist eine gewaltverherrlichende faschistische menschenverachtende Antikultur

Die Natur macht das Ei und das Kind, Gott macht den Hahn und den Mann.

„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert,
es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ – Karl Marx

Der Bescheidene weiß bescheid.

Deutsche erkennen die Verkommenheit der Ankommenden nicht, weil sie die Eigene verdrängen. Das macht Angst.

Intelligenz und Charakter sind angeboren, vererbt, wie Augenfarbe, Nase, Füße, usw.

Seit 2001 bestimmt eine einzige Religion die Debatte: Der Islamofaschismus.

Es gibt keinen richtigen Islam im falschen.

Das Gutmenschen-Syndrom : die Gedankenlosigkeit, die Ignoranz, die Heuchelei (Hypokrisie) und die Verleumdungssucht.

Der Blick aufs Leben ist übergegangen in die Ideologie, die darüber betrügt, daß es keines mehr gibt. (Adorno)

Was nicht anfaßbar ist, wird unfaßbar, das Unberühbare wird zum Fetisch.

Der Mensch ist nicht nur ein gesellschaftliches und psychisches Wesen, er ist auch ein natürliches, biotisches Wesen.

Der kategorische Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. (Karl Marx)

Ohne daß die Massen, und zwar gerade wegen ihrer sozialen Integration, ihr gesellschaft­liches Schicksal irgend mehr in der Hand hätten als vor 120 Jahren, entra­ten sie nicht nur der Klassensolidarität, sondern des vollen Bewußtseins dessen, daß sie Objekte, nicht Subjekte des gesellschaftlichen Prozesses sind, den sie doch als Subjekte in Gang halten. (Adorno) Die Beziehung zwischen objektivierten Subjekten und subjektivierten Objekt kennzeichnet die gesellschaftliche Struktur der kapitalistischen Gesellschaft. Aber um das zu begreifen, müsste man das andere Kapital lesen. (Paul Stegemann)

Nur der Tod ist vorhersehbar, das Leben nicht.

Empörungskollektive behindern die Erkenntnis.

CYNIC, n. A blackguard whose faulty vision sees things as they are, not as they ought to be.  – Ambrose Bierce [pseudonym Grile Dod]

Reiche sind Arme mit viel Geld

Deutsche Psychoanalyse verwechselt Leblosigkeit mit Abstinenz und Beziehungslosigkeit mit Sachlichkeit.

Die ersten sechs Generalbundesanwälte der BRD waren sämtlich ehemals Mitglieder der NSDAP.

Wer nicht klar schreiben kann, der kann auch nicht klar denken.

Islam eine totalitäre Ideologie der Unterwerfung, der religiös verbrämten Machtergreifung. Täter sind Muslime, Muslime sind Sympatisanten der Täter.

Dreams unite, ideas divide.

Politik: Widerwertigkeit einer zum Staat gewordenen Kloake.

„Sooft ich eine politische Rede höre oder lese, was die uns Regierenden schreiben, bin ich entsetzt, seit Jahren nichts zu vernehmen, was einen menschlichen Klang hätte. Es sind immer die gleichen Worte, die die gleichen  Lügen berichten. Und daß die Menschen sich damit abfinden, daß der Zorn des Volkes diese Hampelmänner noch nicht zerschmettert hat, ist für mich der Beweis, daß die Menschen ihrer Regierung keinerlei Bedeutung zumessen und daß sie spielen, ja wahrhaftig mit einem ganzen Teil ihres Lebens und ihrer sogenannten lebenswichtigen Interessen spielen.“ – Albert Camus

Für Antisemitismus braucht man keine Juden, man braucht nur Antisemiten.

Jeder ist anders. Wirklich. Einheitliche Front ist eine Illusion, eine Täuschung, eine Lüge.
Konflikte und Koalitionen werden in Masken ausgetragen.
Realität ist anders.
Angela Merkel ist an Andreas-Lubitz-Syndrom erkrankt und fliegt Deutschland gegen die Wand.

„Die Wilden sind nicht bessere Menschen“ – Adorno

Der „autoritäre Charakter“ mit seiner narzisstischen Kränkung und seinem Sado-Masochismus, offenbart eine reaktionäre „Furcht vor der Freiheit“.

Ex Oriente Tenebris

Um Menschen zu verstehen, muß man den Sinn fürs Absurde haben.

Faschismus hat die Seiten gewechselt

„The only reason people do work for airlines is because the Nazi party is no longer hiring.“ –
Die beste Therapie ist das Wissen

Angela Merkel in BILD-Zeitung, 29. November 2004 auf die Frage, welche Empfindungen Deutschland in ihr weckt: „Ich denke an dichte Fenster! Kein anderes Land kann so dichte und so schöne Fenster bauen.“

„Wenn ein Truthahn nach tausend Tagen geschlachtet wird, erscheint der Todestag dem Truthahn als unvorhersehbar, nicht aber dem Metzger.“ – Nassim Nicholas Taleb

Schnick, Schnack, Schnuck – Schere, Stein, Papier – Extremistan, Mediokristan, Absurdistan

Die FAZ, das intellektuelle Flagschiff der Republik hat sich zu Merkel mit der Breitseite gewendet.
Dummköpfe, in Deutschland „Eliten“ genannt, werden diesen Ausdruck für eine freundliche Geste halten, für eine deutche Übersetzung des „Always Look on the Bright Side of Life“.
In den geistigen Anal-Phabetismus dieser „Eliten“ sind die „Flüchtlinge“ ohne Weiteres integrierbar, einer geht immer noch herein.
„Wart Pac pałaca, a pałac Paca“, sagen dazu die Polen, “ der eine taugt sowenig wie der andere“.
Steht doch diesem Staat eine Frau ohne Eigenschaften vor, die den von Robert Musil beschriebenen Zerfall kurz vor 1914 (huch, was war denn da?) repräsentiert und betreibt.

„Das deutsche Volk kann Revolution machen nur noch gegen sich selbst.“ – Ulrich Sonnemann

„Weil das Notwendige nicht getan werden will, eröffnet sich der Spielplatz der Selbstverwirklichung; wem Vernunft als dogmatisch gilt, der hat jedenfalls Verstand genug, seine Halluzinationen auf Punkt und Komma zum totalen System der Sozialreform auszuarbeiten. Die materialistische Kritik hatte zwar 1848 versucht, sich einen Überblick zu verschaffen, denn „Ökonomisten, Philantrophen, Humanitäre, Verbesserer der Lage der arbeitenden Klassen, Wohltätigkeitsorganisierer, Abschaffer der Tierquälerei, Mäßigkeitsvereinsstifter“ wetteiferten schon damals darum, den „wahren“ deutschen Sozialismus (der besten, größten, stärksten in der Welt Philantropie, nämlich der deutschen, à la Merkel) auf Touren zu bringen.“ – Joachim Bruhn

»Kann sein«, fuhr er in seiner Schilderung der Zukunft Österreichs fort, »daß uns, wenn wir mit den Türken Krieg führen, die Deutschen in den Rücken falln, weil die Deutschen und die Türken zusammenhalten. Wir können uns aber mit Frankreich verbünden, das seit dem Jahr einundsiebzig auf Deutschland schlecht zu sprechen is. Und schon wirds gehn. Es wird Krieg geben, mehr sag ich euch nicht.« – sagte Schwejk.

„Es gibt doch tatsächlich eine verständige Definition der Widervernunft als solcher, statt den Massenmord als den irren Versuch scharfsinniger Rindviecher zu entziffern, die paradoxe, an sich selbst unbegreifliche Identität des Kapitals als automatisches Subjekt zu liquidieren und es als fixe Qualität zu verdinglichen, als Versuch daher des volksgemeinschaftlichen Mordkollektivs, das Kapital als naturale Eigenschaft sich einzuverleiben, d.h. das „Geldrätsel“ zu lösen, indem man G — G‘ (Geld macht Geld Anm.JSB) zum Wesen des Deutschtums erhob. Weil das Mordkollektiv vom Wahn inspiriert war, in der jüdischen „Gegenrasse“ sei das Geheimnis endlos gelingender Akkumulation quasi genetisch inkorporiert, so daß es des kollektiven Raubmords bedürfe, dieses Geheimnis den Juden aus dem Leib zu reißen und den Deutschen einzuverleiben, weil es ihre negative Utopie ausmacht, sich in den „Kapitalfetisch“ zu verwandeln und sich selbst als „reiner Automat“69 darzustellen: daher konnte der Versuch, das „Tausendjährige Reich“ der definitiven Abschaffung aller Vermittlung und der Selbstdarstellung des Deutschtums als des automatischen Fetischs schlechthin nur in der barbarischen Einheit von Verstandesdiktatur und Apokalypse münden.
Der Nationalsozialismus war in dieser Perspektive „nichts anderes als“ der Versuch des Subjekts, sich selbst zu rassifizieren, um das Kapital unmittelbar als natürliche „Eigenschaft“ sich anzueignen, d.h. sein „Naturrecht“ auf die so endlos wie krisenfrei gelingende Akkumulation zu verwirklichen : eben das ist der (ja, auch: Lust-) Gewinn, den das Kollektiv aus Verfolgungswahn und Massenmord einstrich. Das war die Geschichte des Nationalsozialismus als Produktionsverhältnis, das ist der Grund dafür, daß die Deutschen nie deutscher waren als am 9. Mai 1945, daß sie seitdem die absolute Transzendenz ihrer Geschichte niemals werden vergessen können, bis endlich die „Emanzipation der Deutschen zu Menschen“(Marx) doch noch revolutionär gelingen möge. Es ist diese Überbietung jedweder Vermittlung im Mord an den Juden, die seitdem „aufgearbeitet“, bzw. voller Sehnsucht rekapituliert wird. Der öffentliche ,Diskurs‘ über den NS gleicht nicht nur einer nicht enden wollenden Trauerrede — wenn etwa die FAZ jammert, Hitler habe „das Selbstbewußtsein der einfachen Menschen gestärkt und seine Arbeitsleistung gewürdigt. Der Sinn für das Allgemeinwohl, dessen Träger der Staat ist, wurde wieder geweckt.“ — , sondern dieser ‚Diskurs‘ ist nichts anders als die Selbstdressur in die doch noch gelingen mögende Erfüllung des Hitlerschen Vermächtnisses. Es ist sein „Politisches Testament“ vom 29. April 1945, das seitdem abgearbeitet wird, sein letzter Wille, dem „internationalen Judentum und seinen Helfern“ den totalen Krieg zu erklären und dafür immer wieder aufs Neue im deutschen Staat die so klassenübergreifende wie die Klassen in sich aufhebende Volksgemeinschaft zu verschweißen, d.h. das Mordkollektiv, daß in erlogener präventiver Notwehr dagegen sich erheben solle, daß „die Völker Europas wieder nur als Aktienpakete dieser internationalen Geld- und Finanzverschwörer angesehen werden.“ Die restlose Verschmelzung der Individuen als Körper mit ihrer gesellschaftlichen Subjektfunktion hat stattgefunden, die deutsche Utopie war schon einmal Wirklichkeit gewesen: das ist der Grund für das allseits festgestellte Ausbleiben einer jeden Panik und Hysterie in der größten Krise des Kapitals seit 1929, der Grund auch dafür, das die konformistischen Revolteure etwa der Bewegung gegen das Stuttgarter Bahnhofsgrab selig identisch und zur Melodie von „Freude, schöner Götterfunken“ singen können: „Wir sind das Volk, wir sind das Geld.“ Das Urvertrauen in den Souverän ist ungebrochen (wenn nur diese Regierung nicht wäre!). (…) Der Warenhüter, das (juristische) Subjekt, in die Antinomie von Bourgeois und Citoyen, deren Synthese der Souverän in der Gestalt negativer Versöhnung ist, wie sie zuerst in der Form des Soldaten erscheint: kasernierte Mordenergie, bedingungslose Bereitschaft zum Töten und Getötetwerden, damit die Dezision (Entscheidung Anm.JSB) über Leben und Tod in letzter Instanz. (…) Im Normalzustand der Akkumulation ist der Souverän als Bedingung der Möglichkeit der Existenz von Staatsapparaten unsichtbar. Aber die Souveränität als reines Verhältnis von Befehl und Kommando, als die bedingungslose Pflicht zum Opfer und als unbedingte Freiheit zum Morden, wie sie im allgemeinen Menschen präsent ist, tritt in der großen Krise hinter den Staatsapparaten hervor und aus ihnen heraus, hebt die Gewaltenteilung auf und setzt sich absolut als „frei aus sich selbst Anfangendes“, als so ableitungs- und begründungs- wie rechtfertigungsloses „Ich will.“ (Hegel)
Die Begriff des Nationalsozialismus ist demnach, d.h., wie ihn auch der Materialist Johann Georg Elser praktisch zu fassen suchte, in der Perspektive zu entwickeln, daß Hitler als Erscheinung des allgemeinen Deutschen, als der Souverän, hinter den Staatsapparaten hervortrat und als Person unmittelbar alles, was deutsch ist, verkörperte. Darin nun konvergieren die Kritik der politischen Ökonomie und gewisse Einsichten der Psychiatrie, denn eine barbarische Gesellschaft kann nur von einem Subjekt repräsentiert und ausagiert werden, das seiner psychischen Konstitution zufolge nichts anderes als ist als eben: die negative Aufhebung des Subjekts, d.h.: ein Barbar sondergleichen.  (…) Die Gestalt des unmittelbar allgemeinen Deutschen, der in einer Person inkarnierten Souveränität, ist der archimedische Punkt, zu dessen Begriff die materialistische Kritik dringend ihrer Belehrung durch Psychiatrie und Psychoanalyse bedarf. (…)
In der Konsequenz der unmittelbaren Erscheinung des allgemeinen Deutschen erblüht ein grandioses Verschmelzungserlebnis von Masse und Macht: das Glück vermittlungsloser Identität in der verkehrten Gesellschaft. Es ist, „als ob“ die Utopie des wahren deutschen Sozialismus, „man könne allen Waren den Stempel unmittelbarer Austauschbarkeit aufdrücken“, d.h. „alle Katholiken zu Päpsten machen‘, sich in der Volksgemeinschaft realisiert hat. Das Verhältnis von Volk und Führer mündet, je intensiver der Mordwille sich ausagiert, in zwar geborgter, gleichwohl fugenloser Identität, zumindest solange, wie auch nur ein Jude noch am Leben ist und die Jagd weitergehen darf bzw.: muß. (Darum ist Israel den Deutschen Verheißung und Schrecken zugleich, eben: „Das letzte Tabu deutscher Außenpolitik“90, d.h. Objekt von Angstlust par excellence.) Der Nazifaschismus war ein Traum — das ist der Profit, den Babi Jar und Treblinka den Deutschen abgeworfen haben, denn im Massenmord hatten sie sich die absolute Transzendenz einmal schon angeeignet. Die gern beschwatzte „Unfähigkeit zu trauern“ gründet darin, daß man die Verschmelzung niemals wird vergessen können und den Staat als den Garanten sine qua non ihrer möglichen Wiederkehr versteht, d.h. als Versprechen. Es ist die Hoffnung auf das organisierte Pogrom, was gegen Panik immun macht.
Das bedeutet nicht, daß dem System des erst pazifizierten, dann oberflächlich parlamentarisierten Wahns der deutschen Ideologie keine bemerkenswerten Einsichten in die Zukunft der Krise möglich sind, auch wenn dessen Lautsprecher nicht wissen, was sie denken, bevor sie hören, was sie sagen oder lesen, was sie schreiben — so der FAZ-Kolumnist Frank Schirrmacher, der, mutmaßlich den Einflüsterungen Dietmar Daths erlegen, dies zu bedenken gibt: „Wer meint, daß die aktuelle Vernichtung des Grundvertrauens in die Rationalität ökonomischen Handelns ohne Folgen bleibt, wird sich spätestens bei den nächsten Wahlen enttäuscht sehen. Über Nacht ist die Welt des Geldes fiktionalisiert worden. Die Flucht in die Verstaatlichung, die von den Banken selbst angeführt wird ist der Bankrott der Metaphysik des Marktes.“ So verständig schreibt kein „Neues Deutschland“. Und weiter: „Jetzt, da völlige Unklarheit darüber herrscht, was ist und was nicht ist, kann nur der Staat noch dezisionistisch darüber verfügen, daß etwas und nicht vielmehr nichts existiert.“ Noch ist nicht von Juden, sondern vom Geldwert die Rede, aber jeder weiß, was gemeint ist, nämlich die Erklärung des obersten Volkswirts in der Wolfsschanze. In derlei traumwandlerischen, aber zielsicheren Inszenierungen des Staatlichkeitswahns wird die sehnsüchtige Erinnerung an wie die tätige Hoffnung auf das (neuerliche) Erscheinen des unmittelbar allgemeinen Deutschen beschworen, denn wenn schon die aktuellen „Notstandsgesetze“ nichts weniger bedeuten als eine „Revolution von oben“ — wo ist dann der Kyffhäuser, wo wartet der authentisch deutsche Revolutionär? Es ist diese unheimliche Sehnsucht, die die Linkspartei mit der Rechtspartei trotz aller, oberflächlich betrachtet, verschiedener Terminologie lange schon eint, bevor sie nun, im sich warmlaufenden „Extremismus der Mitte“, zur Volksfront sich finden werden, zugleich der Grund dafür, warum ein ausgemachter Prä-Faschist wie der „Professor für BWL an der FH Worms“, Max Otte, den Horst Köhler und die Sarah Wagenknecht in einem Atemzug und fürs haarscharf Gleiche loben kann, für deren Programm „Werden Sie ,Volkskapitalist‘!“ und für ihren Appell: „Gebt das Geld in unsere Hände!„93 Denn wer, wenn nicht wir, ist das Geld? (…) Der Traum der deutschen Ideologie ist die Verwandlung der Volksgenossen in die lebendige Münze. In diesen Verschmelzungsphantasien läuft sich die neuerliche Transformation des bürgerlichen wie des proletarischen Besitzindividuums langsam warm in das, was Johann Most treffend die „Eigentumsbestie“94 genannt hat, d.h. die selbstbewußt zynische Verschmelzung der Individuen als homogene Subjekte mit der Akkumulation. Die gesellschaftliche Mitte, d.h. der Angelpunkt der falschen Gesellschaft wie der Nullpunkt ihres Bewußtseins zugleich, hat längst G — G‘ als ihr Naturrecht proklamiert und sinnt jetzt auf Rache dafür, daß niemand „den echten Wert der Bilanzen“‚ kennt. Denn, so Marx, „in dem zinstragenden Kapital ist die Vorstellung vom Kapitalfetisch vollendet, die Vorstellung, die dem … Geld die Kraft zuschreibt, durch eine eingeborene geheime Qualität, als reiner Automat, in geometrischer Progression Mehrwert zu erzeugen, so daß es … allen Reichtum dieser Welt für alle Zeiten als ihm von Rechts wegen gehörig und zufallend schon längst diskontiert hat.“96 Das ist die historische Mission der Eigentumsbestie, daß es den Fetischismus und die Naturalisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse nicht länger, wie es der akademische Marxismus glauben machen möchte, als die nur historische „zweite Natur“, d.h. bloße Kulisse und Simulation des „als ob“ dulden mag, sondern als die erste, rassische Qualität des Deutschtums setzen und sich einverleiben will.
„Aller Reichtum dieser Welt für alle Zeiten“, und dies von Staats und „von Rechts wegen“, sagt Marx, d.h. eben: das tausendjährige Reich glücklich gelingender Akkumulation im endlich doch noch vollbrachten Endsieg vollendeter Selbstrassifizierung.  (…) Wo alle darum kämpfen, ein kleines Licht in einer großen Finsternis zu sein, wo ein jeder seine Utopie „vorlebt“, da treibt man sich gegenseitig in die allgemeine Umnachtung und hat sein Spaßvergnügen dabei 
“ – Joachim Bruhn

„Rasse heute ist die Selbstbehauptung des bürgerlichen Individuums, integriert im barbarischen Kollektiv.“ – Max Horkheimer/Theodor W. Adorno

Der Mensch ist nur noch eine staatsnotwendige Fiktion und als solche ist er das natürliche Material des Staates, der homogenisierte Lehm, der gelehmte Homo, aus dem die Staatspyramiden entstehen.

Zum Lernen muß man alleine sein. Wer nicht alleine sein kann, kann nicht lernen. Beziehuhngssüchtige, die ständig in Gruppen sein wollen, die ständig Kontakte suchen, auch elektronisch, im Internet, Handy, Kneipe, in sonstigen Gemeinschaften, Communities, werden zu Loosern, wenn sie es nicht bereits sind. Der Mensch ist ein Idividuum, er will jedoch lieber wie ein Regenwurm in einem Wurmhaufen vegetieren. Wo ein Wir ist, verschwindet das Ich. Aber nur ein Ich kann denken, das Wir kann lediglich fühlen, wie Würmer, die nur aus Bäuchen bestehen. Dann gibt es eine Volksgemeinschaft, die nicht denken kann, aber auf ihr Bauchgefühl stolz ist. Die Folge vom Bauchgefühl ist, was hinten herauskommt. Und darauf, was hinten herauskommt sagt der Deutsche, kommt es ja an. Und hinten kommt bestenfalls nur heiße Luft und Scheiße heraus.

“I think it’s very healthy to spend time alone. You need to know how to be alone and not be defined by another person.” ― Oscar Wilde

Das Leben: zum Teil Freiheit, zum Teil Sicherheit
Totale Freiheit, totale Sicherheit bringen nur den Tod.

„Nie waren die Deutschen deutscher als am 9. Mai 1945, und deshalb war der Nazi-Fa­schismus keine Enthüllung und keine Offenbarung, sondern ein Produktionsverhältnis im durchschlagendsten Sinne: die Produktion der Barbarei als einer qualitativ neuen, dem Kapital im doppelten Sinne des Wortes entsprungenen Gesellschaftlichkeit. Der Antisemitismus er­schöpft sich keineswegs ,schon‘ darin, eine Verfolgungs- und Vernichtungspraxis zu initiieren, d.h. die sog. „Endlösung“, sondern er war zugleich die Produktion des Deutschen an und für sich, d.h. die Transformation der Bevölkerung in das deutsche Volk, d.h. dessen tatsächliche Enderlösung. Die entscheidende Frage ist also, was eigentlich das Mordkollektiv davon gehabt hat, was sein Movens war, die Tat zu begehen, und wie es sich selber begierig, lustvoll und lei­denschaftlich in der Verfolgung und Ermordung der Juden als etwas substantiell Neues konsti­tuiert hat — und wie das, was schließlich konstituiert worden ist, in der Gegenwart als die zum „Tausendjährigen Reich“ noch fehlenden 988 Jahre fortwest und die Bedingung der Möglich­keit dessen ist, daß die Krise, wie sie seit Jahren in den schwarzen Messen des nationalökono -mischen Okkultismus abgefeiert wird, von den Landsleuten so überaus gelassen, fast stoisch schon, hingenommen wurde und wird.“ – Joachim Bruhn

Die Kontrolle über die unkontrollierte Masseneinwanderung haben sich Einwanderer erkämpft.

Es gilt die Gesinnung, nicht die Realität«Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus.‘ Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus.» – Ignazio Silone
«Antifa ist die linke Ausprägung des Faschismus. Sie ist also selbst das, was sie vorgibt zu bekämpfen.»

Sklaven träumen nicht davon, freie Menschen, sondern Sklavenhalter zu werden.

„Wer widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern zum Schweigen gebracht.“ – Norbert Bolz

„Die Sprache ist im Guten wie im Schlechten nicht mehr Medium der Erkenntnis, sondern der kulturellen Hegemonie. (..) Wo sich statt Antagonismen Spannungsfelder auftun, hat der Geist bereits kapituliert. (…) Eine Welt, in der alle einander wechselseitig als kompatibel anerkennen und stets »das Gemeinschaftliche im Auge behalten«, kann schwerlich etwas anderes als die Hölle auf Erden sein. (…) Die Beliebigkeit ist also nicht harmlos, sondern hat hier wie auch sonst ein bestimmtes Ziel: die Zerstörung individueller Urteilskraft zugunsten einer Logik der »Anerkennung«, in der jeder Lüge Recht gegeben und jede triftige Erkenntnis in die Schranken ihres »Standorts« verwiesen wird.“ – Magnus Klaue

„Hochverrat ist eine Frage des Datums“ – Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord

Die Skandalisierung eines Skandals ist eine in deutschen Medien meisterhaft beherrschte Disziplin.

„Es ist eine alte Weisheit, dass Macht stets die Verführung mit sich bringt, sie zu missbrauchen.“ – Wolfgang Schmidbauer

„C.G.Jung war ein psychoanalytischer Faschist, ein faschistisch schäumender Psychoanalytiker. “ – Ernst Bloch

„Die tatsächlich bestehenden und einsichtigen Leuten schon längst bekannten Verschiedenheiten der germanischen und jüdischen Psychologie sollen nicht mehr verwischt werden, was der Wissenschaft nur förderlich sein kann“ (…) „Die Gesellschaft (die Internationale Allgemeine Ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie (IAÄGP). Anm.JSB) setzt von allen ihren schriftstellerisch und rednerisch tätigen Mitgliedern voraus, daß sie Adolf Hitlers grundlegendes Buch ›Mein Kampf‹ mit allem wissenschaftlichen Ernst durchgearbeitet haben und als Grundlage anerkennen. Sie will mitarbeiten an dem Werke des Volkskanzlers, das deutsche Volk zu einer heroischen, opferfreudigen Gesinnung zu erziehen.“ C.G.Jung

„Ich weiß nicht, was passieren muss, bis endlich was passiert.“
„Ulrike Maria Stuart“ von Elfriede Jelinek

„Auch der sublimste erkenntnistheoretische Idealismus führt unweigerlich zum Solipsismus, zur Vergottung des Ichs, einer Elite, einer Rasse und endet schließlich im blutigsten Imperialismus.“ John F. Rottmeister

„Alles, was noch nicht gewesen ist, ist Zukunft, wenn es nicht gerade jetzt ist.“ – Angela Merkel 

Psychoanalyse ist eine Erhebung über die Situation. Von oben hat man bessere Aussicht.

„Kritische Theorien, wie die Freudsche, artikulieren eine Erfahrung, die mit den jeweils herrschenden Denk- und Wahrnehmungsweisen unvereinbar ist. Gerade in dem, was der Konvention als unbrauchbar, als Abfall gilt und wovon in Wissenschaft und Lebenspraxis methodisch abgesehen wird, entdecken die Revolutionäre der Denkart das Neue, das ei¬ne bestehende Einrichtung des Lebens in Frage stellt. Indem sie an das Ausgegrenzte und erfolgreich Vergessene erinnern, markieren sie den Mangel der Ordnung, die über dem Grab der verworfenen Alternativen triumphierend sich erhebt. Und das dem Status quo verschworene Kollektiv stempelt solche Alchimisten, die aus Dreck Gold zu machen schei¬nen, stets zu Außenseitern6 . Aus der Erfahrung dessen, was den vorherrschenden, institutionalisierten Zwecken widerstrebt, erschüttern die Neuerer deren fraglose Geltung.“ – Helmut Dahmer

Die Umwälzung nach 1945  führte nicht zur Überwindung des Nationalsozialismus  als Ideologie der deutschen Volksgemeinschaft, sondern rief lediglich die eitle Illusion hervor, daß mit der Kritik am Nationalsozialismus das nationalsozialistische Dünken selbst und seine innere Konflikthaftigkeit mit dem Judentum überwunden sei.

„Wie es Tatbestände gibt, die die Sinne in die Irre führen, wie im Fall der optischen Täuschung, so gibt es welche, die die unangenehme Eigenschaft haben, dem Intellekt Schlüsse zu suggerieren, die gleichwohl falsch sind.“ – Christoph Türcke

Das Geschlecht ist ein sozialer Konstrukt? Berg, Tal, See und das Meer auch!

Bereits Marx diagnostizierte den Deutschen das Umkippen von Ideologie in Wahn und Lüge. Wie gegenwärtig der Fall ist, neigen die Deutschen zu Ausbrüchen des kollektiven Wahns, der Massenpsychose mit zunehmendem Realitätsverlust.
Der Wahn ist kurz, die Reue lang, pflegte meine Großmutter zu sagen.

Nach dem I. Psychosputnik-Gesetz verwandelt sich der frei florierende Zynismus ab gewissem Verdichtungsgrad seiner Intensität in hochprozentige Heuchelei, analog zu einer atomaren Kernschmelzereaktion. Diesen Prozess der zunehmenden Zynismuskonzentration mit anschliessender Explosion der Heuchelei kann man sehr deutlich gegenwärtig in Deutschland beobachten. Das Denken ist weggeblasen, pulverisiert, das (Hoch)Gefühl ist voll an seine Stelle getreten.

»Indem (der gesunde Menschenverstand) sich auf das Gefühl, sein inwendiges Orakel, beruft, ist er gegen den, der nicht übereinstimmt, fertig; er muß erklären, daß er dem weiter nichts zu sagen habe, der nicht dasselbe in sich finde und fühle; – mit anderen Worten, er tritt die Wurzel der Humanität mit Füßen. Denn die Natur dieser ist, auf die Übereinkunft mit anderen zu dringen, und ihre Existenz nur in der zustande gebrachten Einheit der Bewußtseine. Das Widermenschliche, das Tierische besteht darin, im Gefühle stehenzubleiben und nur durch dieses sich mitteilen zu können.« – G.W.F. Hegel, Phänomenologie des Geistes

„Die Verschleierung eigener Positionen durch Zitate und Zitatselektion dient dazu, eigene Positionen unkenntlich zu machen.“ – Ursula Kreuzer-Haustein

„Die Neurose ist das Wappen der Kultur.“ – Dr. Rudolf Urbantschitsch, Seelenarzt; „Sehr schön, aber es laufen derzeit schon weit mehr Heraldiker als Adelige herum.“ – Karl Kraus, Schriftsteller

„Zuerst verlieren die Menschen die Scham, dann den Verstand, hernach die Ruhe, hierauf die Haltung, an der vorletzten Station das Geld und zum Schluß die Freiheit.“ – Karl Kraus

„Ausbeutung heißt Beute machen, sich etwas durch Gewalt aneignen, was nicht durch eigene Arbeit geschaffen wurde, sich etwas nehmen, ohne Gleichwertiges zurückzugeben – Maria Mies

»Die Psychoanalyse ist eine Panne für die Hierarchie des Denksystems« – Pierre Legendre

Psychoanalyse entwickelt sich nicht weiter, weil sie nicht angewandt wird, es wird nur über sie gesprochen.

»Sie wissen, daß der Kampf des wissenschaftlichen Geistes gegen die religiöse Weltan­schauung nicht zu Ende gekommen ist, er spielt sich noch in der Gegenwart unter unseren Augen ab … Die erste Einwendung, die man hört, lautet, … die Wissenschaft ist zur Be­urteilung der Religion nicht zuständig. Sie sei sonst ganz brauchbar und schätzenswert, solange sie sich auf ihr Gebiet beschränkt, aber die Religion sei nicht ihr Gebiet, da habe sie nichts zu suchen … Die Religion darf nicht kritisch geprüft werden, weil sie das Höch­ste, Wertvollste, Erhabenste ist, was der menschliche Geist hervorgebracht hat, weil sie den tiefsten Gefühlen Ausdruck gibt, allein die Welt erträglich und das Leben lebenswür­dig macht … Darauf braucht man nicht zu antworten, indem man die Einschätzung der Religion bestreitet, sondern indem man die Aufmerksamkeit auf einen anderen Sachver­halt richtet. Man betont, daß es sich gar nicht um einen Übergriff des wissenschaftlichen Geistes auf das Gebiet der Religion handelt, sondern um einen Übergriff der Religion auf die Sphäre des wissenschaftlichen Denkens. Was immer Wert und Bedeutung der Religion sein mögen, sie hat kein Recht, das Denken irgendwie zu beschränken, also auch nicht das Recht, sich selbst von der Anwendung des Denkens auszunehmen … Eine auf die Wissen­schaft aufgebaute Weltanschauung hat außer der Betonung der realen Außenwelt wesent­lich negative Züge, wie die Bescheidung zur Wahrheit, die Ablehnung der Illusionen« (Freud, 1933, S. 182 ff. und S. 197).

„Freuds »Religions«-Kritik galt den »Neurosen« genannten Privatreligionen (Heiraten, romantische Liebe, Gier, Ethik und Moral, etc. Anm. JSB) ebenso wie den kollektiven (Nation, Gutmenschen, Sport, etc. Anm. JSB);“ – Helmut Dahmer

Freud prognostizierte, die bestehende Gesellschaft werde an einem Übermaß nicht absorbierba­rer Destruktivität zugrundegehen. (sofern nicht »Eros« interveniere (Eros ist nicht Ficken, sondern Caritas. Anm. JSB)).

„Wer dem Kult der »Werte« frönt, kann unsanft erwachen, wenn im Kampf der Klassen und Parteien, von dem er sich fernhält, Gruppen obsiegen, auf deren Pro­gramm eine »Umwertung der Werte«, z. B. die Aufwertung von »Un­werten« steht.“ – Helmut Dahmer

»Hinsichtlich der allgemeinen nervlichen Belastung wirkte die Lage im Dritten Reich auf den psychischen Zustand des Volkes ziemlich ambivalent. Es unterliegt kaum einem Zwei­fel, daß die Machtergreifung zu einer weitverbreiteten Verbesserung der emotionalen Ge­sundheit führte. Das war nicht nur ein Ergebnis des Wirtschaftsaufschwungs, sondern auch der Tatsache, daß sich viele Deutsche in erhöhtem Maße mit den nationalen Zielen identifizierten. Diese Wirkung ähnelte der, die Kriege normalerweise auf das Auftreten von Selbstmorden und Depressionen haben. (Das Deutschland der Nazizeit verzeichnete diese Erscheinung zweimal: nämlich 1933 und 1939.) Aber gleichzeitig führte das intensi­vere Lebensgefühl, das von der ständigen Stimulierung der Massenemotionen herrührte, auch zu einer größeren Schwäche gegenüber dem Trinken, Rauchen und Vergnügungen« – Richard Grunberger

Von Anfang an hat­te Hitlers Regime auch den Anstrich der Rechtmäßigkeit

„Die psychiatrischen Truppen der »kaiserlichen deutschen Psychiatrie« (Alexander und Selesnick, 1966, S. 214) jedoch, die 1914 ins Feld zogen, bekriegten immer noch die Krankheit, den äußeren Eindringling in ein gesundes System, und nicht die Neurose, das innere Ungleichgewicht zwischen Psychodynamik, Umwelt und Geschichte.“ – Geoffrey C. Cocks (Diese Einstellung herrscht bis heute in der deutschen Psychotherapie und findet explosionsartige Vermehrung im KOnzept der sog. „Traumatisierung“. Anm- JSB)

Der Plural hat kein Geschlecht.

„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.“ -Albert Einstein

„Der psychoanalytische Bei­trag zur Sozialpsychologie der jüngsten Vergangenheit (und Gegenwart Anm.JSB) und ihrer Verar­beitung ist heute ebenso unerwünscht wie die Libidotheorie zu Anfang des Jahrhunderts.“ – I.Kaminer

»Ein böses und nur durch Unkenntnis gerechtfertigtes Mißverständnis ist es, wenn man meint, die Psychoanalyse erwarte die Heilung neurotischer Beschwerden vom >freien Ausleben< der Sexualität. Das Bewußtmachen der verdrängten Sexualgelüste in der Analyse ermöglicht vielmehr eine Beherrschung derselben, die durch die vorgängige Verdrängung nicht zu erreichen war. Man kann mit mehr Recht sagen, daß die Analyse den Neurotiker von den Fesseln seiner Sexualität befreit.« – Sigmund Feud, Gesammelte Schriften«, Band XI, S. 201 ff.)

Dummheit ist, wenn jemand nicht weiß, was er wissen könnte.

Dummheit äußert sich heute als empörter Moralismus.

Liebe: nur bestenfalls eine Mutter akzeptiert ihr Kind, so wie es ist, ansonsten muß man Erwartungen anderer erfüllen, um akzeptiert zu werden.

Früher galt als mutig, wer ein Revolutionär war, heute reicht es schon, wenn einer seine Meinung behält.

“Jeder fünfte Bewohner des Westjordanlandes ist ein israelischer Siedler”, greint die Generaldelegation Palästinas heute auf ihrer Homepage.
Und jeder fünfte Bewohner Israels ist ein palästinensischer Araber.
So what?

Werte ohne Einfühlungsvermögen sind nichts wert.

Manche Menschen fühlen physischen Schmerz, wenn sie ihre gewohnten Vorstellungen zugunsten der Realität korrigieren sollen, sie wenden ihre gesamte Intelligenz mit Unterstützung ihrer Agressivität auf, um die Realität nicht zu erkennen und ihr Selbstbild unverändert beizubehalten.

Immer mehr fühlen, immer weniger denken – Der Mensch unterscheidet sich vom Tier nicht durch Gefühle, denn Säugetiere haben die gleichen Gefühle, wie der Mensch: Trauer, Angst, Wut, Liebe, sondern durch sein Denken. Wenn er denkt, falls er denkt.

Political correctness ist, wenn man aus Feigheit lügt, um Dumme nicht zu verärgern, die die Wahrheit nicht hören wollen.

„Sagen Sie meiner Mutter nicht, daß ich in der Werbung arbeite. Sie denkt, ich bin Pianist in einem Bordell.“ – Jacques Seguela

BILD: FAZ für Hauptschüler

Wer „ich will frei sein“ sagt, und es sagen viele, der ist ein Idiot. Denn das höchste was der Mensch als Freiheit haben kann, ist die Freiheit, seine Pflicht frei zu wählen.

“Im Streit um moralische Probleme, ist der Relativismus die erste Zuflucht der Schurken.“ Roger Scruton

Nonkonformistische Attitüde und affirmative Inhalte – einer Kombination, die schon immer die linksdeutsche Ideologie gekennzeichnet hat. – Stephan Grigat

Es sind dieselben, die behaupten, das Geschlecht wäre nicht biologisch angeboren, sondern nur ein soziales Konstrukt, und zugleich daß die Homosexualität kein soziales Konstrukt wäre, sondern biologisch angeboren.

Antisemitismus ist, wenn man Juden, Israel übelnimmt, was man anderen nicht übelnimmt.

„Es gibt zwei Dinge“, so wußte Hitler schon 1923, „die die Menschen vereinigen können: gemeinsame Ideale und gemeinsame Kriminalität“ .

Nach der gewaltsamen Beendigung des Mordens durch die Alliierten waren die Deutschen (und sind es bis heute geblieben) noch deutscher als zuvor.

„Der Staat sind wir“: Dies Credo der Sozialdemokratie Ferdinand Lassalles war die Wahrheit der Volksgemeinschaft, und der Nazismus war die vermittlungslose Basisdemokratie der Deutschen.

Die Demokratie der Bürger ist die interessierte Demutsadresse an den autoritären Staat.

„Die deutsche Nation ist das Apriori dieser seltsamen Wissenschaft, die

vorgibt, nichts zu kennen als Quellen, Quellen und nochmals Quellen, nichts als das

lautere Plätschern der Tatsachen und das ungetrübte Sprudeln der Empirie. Die

Quelle aber ist der Historie, was der Jurisprudenz das Indiz: Spielmaterial, bloße

Illustration des Systemzwangs zum Rechtsfrieden, d.h. empirische Legitimation der

vorab existenten letzten Instanz, an der jede Berufung aufhört und jede Revision

endet. Egal, wer Recht hat, solange nur Recht ist; was immer die Quellen sagen,

ein Beweis gegen die Nation wird sich daraus nie und nimmer folgern lassen.“ (…)

„Historische Wahrheit wird nach dem Modell von Meinungsumfragen vorgestellt;

kein Sample jedoch wird je repräsentativ genug sein,

um der deutschen Nation als solcher die Taten der Nazis zuzurechnen.

Die juristische Methode dieser seltsamen Wissenschaft, die sich die Behandlung der

Geschichte anmaßt, weiß so überaus sorgfältig zwischen Intention und Resultat zu

scheiden, daß der einzig noch mögliche Weg historischer Wahrheitsgewinnung, der

allerdings leider ausgeschlossen ist, Psychoanalyse wäre.“ – Joachim Bruhn

Da die Psychoanalyse heute auch nur noch ein korruptes Racket ist, würde sie nicht helfen.

 Der Himmel, wenn er sich schon öffnet, zitiert sich am liebsten selbst. 

Je verkommener eine menschliche Kreatur, desto eher fühlt sie sich beleidigt, respektlos behandelt, in ihrer Ehre verletzt.

Der Nicht-Antisemit ist ein Antisemit, der nach der derzeitigen deutschen Rechtsprechung, Israel, Juden diffamiert, diskriminiert, delegitimiert, jedoch nicht expressis verbis das Ziel der dritten Reichs, den Holocaust, die Judenvernichtung, befürwortet.

Aus Deutschland erreicht mich „tiefe Sorge um den Friedensprozess“. Vorsicht: Wo ist es im Nahen und Mittleren Osten derzeit so friedlich und vergleichsweise gewaltarm wie in Israel? Wo leben Araber derzeit sicherer als in Israel? Wo haben sie besseren Zugang zu Bildung, Arbeit, Konsum und medizinischer Versorgung? – Götz Aly

Islam ist weniger eine Religion und mehr eine totalitäre Gesellschaftsordnung, eine Ideologie, die absoluten Gehorsam verlangt und keinen Widerspruch, keinerlei Kritik duldet und das Denken und Erkenntnis verbietet. Der wahre Islam ist ganz anders, wer ihn findet wird eine hohe Belohnung erhalten.

Der religiöse Rassismus der Islamisten, der den völkischen Rassismus der Nazis ersetzt hat, erklärt Allah zum Führer und die Jihadisten zu seiner privilegierten Kampftruppe: Wenn man so will, zu Allahs SS. Der Zusammenhalt dieser Kampftruppe wird über die Jenseitserwartung von Hölle und Paradies, also über das Instrument der religiösen Angst, sichergestellt. Diese Selbstbildfantasie der Islamisten ist mit ihrer (zumeist antijüdischen) Feindbildfantasie untrennbar verknüpft. – Matthias Küntzel

Wahnsinn bedeute, immer wieder das gleiche zu tun, aber dabei stets ein anderes Resultat zu erwarten.

Gutmenschen sind Menschen, die gut erscheinen wollen, die gewissenlos das Gewissen anderer Menschen zu eigenen Zwecken mit Hilfe selbst inszenierter Empörungen instrumentalisieren.

Irritationen verhelfen zu weiteren Erkenntnissen, Selbstzufriedenheit führt zur Verblödung,

Wenn ein Affe denkt, „ich bin ein Affe“, dann ist es bereits ein Mensch.

Ein Mensch mit Wurzeln soll zur Pediküre gehen.

Wenn jemand etwas zu sagen hat, der kann es immer sehr einfach sagen. Wenn jemand nichts zu sagen hat, der sagt es dann sehr kompliziert.

Sucht ist, wenn jemand etwas macht, was er machen will und sucht jemand, der es macht, daß er es nicht macht und es nicht machen will.

Sollen die Klugen immer nachgeben, dann wird die Welt von Dummen regiert. Zu viel „Klugheit“ macht dumm.

Wenn man nur das Schlechte bekämpft, um das Leben zu schützen, bringt man gar nichts Gutes hervor und ein solches Leben ist dann nicht mehr lebenswert und braucht nicht beschützt zu werden, denn es ist dann durch ein solches totales Beschützen sowieso schon tot. Man kann so viel Geld für Versicherungen ausgeben, daß man gar nichts mehr zum Versichern hat. Mit Sicherheit ist es eben so.

Zufriedene Sklaven sind die schlimmsten Feinde der Freiheit.

Kreativität ist eine Intelligenz, die Spaß hat.

Wen die Arbeit krank macht, der soll kündigen!

Wenn Deutsche über Moral reden, meinen sie das Geld.

Ein Mensch ohne Erkenntnis ist dann  lediglich ein ängstlicher, aggressiver, unglücklicher Affe.

Denken ist immer grenzüberschreitend.

Der Mob, der sich das Volk nennt, diskutiert nicht, sondern diffamiert.

Legal ist nicht immer legitim.

Wer nicht verzichten kann, lebt unglücklich.

Sogenannte Sozial-, Kultur-, Geisteswissenschaften, Soziologie, Psychologie, Psychotherapie, Psychoanalyse, sind keine Wissenschaften mehr, sondern immanent religiöse Kultpropheten, organisiert wie Sekten. Es sind Sozio-, Pädago- und Psychokratien, Rackets, die Erkenntnis nicht fördern, sondern verhindern.

Ohne eine starke Opposition atrophiert jede scheinbare Demokratie zur Tyrannei, und ebenso eine Wissenschaft, zur Gesinnung einer Sekte.

Man kann alles nur aus gewisser Distanz erkennen, wer sich ereifert, empört, wer mit seiner Nase an etwas klebt, der hat die Perspektive verloren, der erkennt nichts mehr, der hat nur noch seine Phantasie von der Welt im Kopf. So entsteht Paranoia, die sich Religion, und Religion als Politik, sogar als Wissenschaft nennt.

Islamisten sind eine Gefahr, deswegen werden sie als solche nicht gesehen. Juden sind keine Gefahr, deswegen werden sie als solche gesehen. So funktioniert die Wahrnehmung von  Feiglingen.

Humorlose Menschen könner nur fürchten oder hassen und werden Mönche oder Terroristen.

Menschen sind nicht gleich, jeder einzelne Mensch ist ein Unikat.

Erkenntnis gilt für alle, auch für Muslime, Albaner, Frauen und Homosexuelle.

Islam gehört zu Deutschland, Judentum gehört zu Israel.

Der Konsensterror (Totalitarismus) ist in Deutschland allgegenwärtig.

Es wird nicht mehr diskutiert, sondern nur noch diffamiert.

Es ist eine Kultur des Mobs. Wie es bereits gewesen ist.

Harmonie ist nur, wenn man nicht kommuniziert.

Man soll niemals mit jemand ins Bett gehen, der mehr Probleme hat, als man selbst.

>>Evelyn Waugh, sicherlich der witzigste Erzähler des vergangenen Jahrhunderts, im Zweiten Weltkrieg, herauskommend aus einem Bunker während einer deutschen Bombardierung Jugoslawiens, blickte zum Himmel, von dem es feindliche Bomben regnete und bemerkte: “Wie alles Deutsche, stark übertrieben.“<< Joseph Epstein

Man muß Mut haben, um witzig zu sein.

Dumm und blöd geht meistens zusammen.

Charlie Hebdo: solche Morde an Juden sind euch egal, mal sehen wie”angemessen”  ihr reagiert, wenn (wenn, nicht falls) eure Städte von Islamisten mit Kasam-Raketen beschossen werden.

Christopher Hitchens großartig: „In einer freien Gesellschaft hat niemand das Recht, nicht beleidigt zu werden.“

Je mehr sich jemand narzisstisch aufbläht, desto mehr fühlt er sich beleidigt und provoziert.

“Das Problem mit der Welt ist, daß die Dummen felsenfest überzeugt sind und die Klugen voller Zweifel.” – Bertrand Russel

Das Problem mit den Islamisten in Europa soll man genauso lösen, wie es Europa für den Nahen Osten verlangt: jeweils eine Zweistaatenlösung, die Hälfte für Muslime, die andere Hälfte für Nicht-Muslime, mit einer gemeinsamen Hauptstadt.

Was darf Satire? Alles! Nur nicht vom Dummkopf verstanden werden, weil es dann keine Satire war.

Islamimus ist Islam, der Gewalt predigt.

Islam ist eine Religion der Liebe,und wer es anzweifelt, ist tot.

Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke. Der Islam ist die friedliche Religion der Liebe George Orwell 2015

Islam ist verantwortlich für gar nichts, Juden sind schuld an allem.

Islamisten sind Satanisten. Islamismus ist eine Religion von Idioten.

Leute fühlen sich immer furchtbar beleidigt, wenn man ihre Lügen nicht glaubt.

Jeder ist selbst verantwortlich für seine Gefühle.

Die Psychoanalyse geht niemanden außer den Psychoanalytiker und seinen Patienten etwas an, und alle anderen sollen sich verpissen.

“Zeit ist das Echo einer Axt
im Wald.
Philip Larkin, Gesammelte Gedichte

Wenn jemand wie Islamisten sein Ego endlos aufbläht, dann verletzt er seine eigenen Gefühle schon morgens beim Scheißen.

„Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft: Reichtum ohne Arbeit Genuß ohne Gewissen Wissen ohne Charakter Geschäft ohne Moral Wissenschaft ohne Menschlichkeit Religion ohne Opfer Politik ohne Prinzipien.“
―Mahatma Gandhi

„Wo man nur die Wahl hat zwischen Feigheit und Gewalt, würde ich zur Gewalt raten.“
―Mahatma Gandhi

Warum zeigt sich Allah nicht? Weil er mit solchen Arschlöchern nichts zu tun haben will.

„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus’. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus’.”  – Ignazio Silone

Politische Korrektheit verlangt eine Sprache für ein Poesiealbum.

Psychoanalyse ist frivol, oder es ist keine Psychoanalyse.

Bunte Vielfalt, früher: Scheiße

Was der Mensch nicht mehr verändern, nicht mehr reformieren kann, ist nicht mehr lebendig, sondern sehr tot. Was tot ist, das soll man, das muß man begraben: Religion, Ehe, Romantizismus, etc.

Romantik ist scheiße.

Die Realität ist immer stärker als Illusionen.

Deutschland gestern: der Wille zur Macht.
Deutschland heute: der Wille zur Verblendung.
Deutschland morgen: 德國

Deutsche Psychoanalyse? Großartig, wie deutscher Charme, deutscher Humor und deutscher Esprit.

Der Widerstand fängt mit einer eigenen, anderen Sprache als die der Diktatur.

Smart phones for stupid people.

Ein Linker kann, muß aber nicht dumm sein.

Wenn man ganzen Staaten nicht übel nimmt, wenn sie mit Millionen Opfern Selbstmord begehen, warum dann einem Co-Piloten mit 149 Toten?

Nur die Reinheit der Mittel heiligt den Zweck.

Ein extremer Narzißt ist ein potentieller Terrorist, und jeder Terrorist ist ein extremer Narzißt.

Islamisierung bedeutet Verblödung.

…der hiesige Autoritarismus (ist) einer ohne Autorität und der hiesige Konventionalismus einer ohne Konventionen. Schon bei den Nazis war nicht das Wort des Führers Befehl, sondern sein Wille, den der kongeniale Volksgenosse erahnte. Nie hätte der Nationalsozialismus funktioniert, hätte den Deutschen jede ihrer Missetaten bei Strafandrohung befohlen werden müssen. Anders, als es das Wort vom „Befehlsnotstand“, von der „Gleichschaltung“ oder vom „Führer“ selber glauben machen will, herrschte das NS-System durch Gehorsam ohne Befehl. (W. Pohrt, Der Weg zur inneren Einheit)

Der faschistische Sozialpakt existiert im bundesdeutschen Postfaschismus weiter als eine im Resultat aufgehobene Voraussetzung, die unmittelbar keine Spur ihrer gewaltförmigen Durchsetzung mehr an sich trägt: umso besser kann diese Tatsache verleugnet und der Nationalsozialismus als das Verbrechen einiger Irrer, als „Unrechtsstaat“, als „das Schlimmste, das Menschen einander je angetan haben“ exorziert werden. Diese Lebenslüge der BRD ist das Fundament aller demokratischen „Vergangenheitsbewältigung“, jenes kollektiven Beschweigens des Nationalsozialismus, das durchaus auch die Form enervierender Redseligkeit annehmen kann. Weil das postfaschistische Deutschland in institutioneller wie personeller Hinsicht in Kontinuität zu seinem Vorgänger steht, muß ausnahmslos jeder Versuch einer Vergangenheitsbewältigung innerhalb des sich weiterschleppenden Systems zur symbolischen Distanzierung, zum substanzlosen Gestus geraten. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Deutschen einen schier unerschöpflichen Vorrat an größeren und kleineren Entlastungslügen angelegt, aus dem sie sich je nach Gelegenheit und Bedarf bedienen. Danach war das nationalsozialistische System wahlweise das Werk von Hitler höchstpersönlich, einer kleinen Verbrecherclique und ein paar Helfershelfern oder des Monopolkapitals und seiner Schergen. Otto Normalvergaser jedenfalls hat „von alledem nichts gewußt“, war „im Grunde auch dagegen“ oder „konnte gar nicht anders handeln“, weil „Befehlsnotstand“ herrschte und man im Falle des Zuwiderhandelns sofort „ins KZ gekommen“ wäre. “ (…) „Heute haben die Verbreitung des Gerüchts und die Verbreitung der Neidbeißerei neue, technische Möglichkeiten. Sie können sich über das Internet und diverse Subnetzwerke und Blogs rasend verbreiten und auch auf die Politik einen Druck erzeugen, sich ihnen zu beugen. Die gesellschaftliche Mobilmachung wirkt so wieder auf die Politik zurück. Sie muss sich den entsprechenden Stimmungen beugen, weil sonst die Wiederwahl gefährdet würde. Die Devise »Ich bin ihr Führer, also muss ich ihnen folgen«, bleibt auch im zerfallenen Postnazismus das prinzipienlose Grundprinzip von Herrschaft.“ (…) Spezialisierung und Diversifikation sind die zeitgemäße Erscheinungsform von Vermassung und Uniformität. (…) 1 x 1 materialistischer Kritik: es  muss darum gehen, Erscheinungen in eine Konstellation zu bringen, in der sie lesbar werden. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. Und weil gerade die Entfernung vom Nazismus die Nähe zu ihm verbürgt, waren und sind das diejenigen, die in Personensache am wenigstens mit Nazifaschistischem in Verbindung zu bringen sind, die Linksradikalen, die Linksliberalen, die Linken, die Antifaschisten, die entschiedensten Schrittmacher dafür, dass der anfangs noch gar nicht wirklich übergreifende postnazistische Fundamentalkonsens tatsächlich totalisiert und auf die Höhe der Zeit gebracht werden konnte. Die Nazis und die Rechten hingegen waren für diesen Vorgang nur von unterordnetem Belang. Sie standen immer schon für eine in ihrer konkreten Ausprägung gestrige Gesellschaftsformation und deshalb ging von ihnen auch nie eine ernsthafte Gefahr eines neuen Faschismus aus. Diese Totalisierung der Gemeinschaft der Demokraten, die hauptsächlich die Linke mit herbeigeführt hat, ist allerdings identisch und das zeigt sich heute mit ihrem Zerfall. Dieser wiederum ist im Selbstwiderspruch der postnazistischen Vergesellschaftung angelegt, in der der bereits erwähnte nazistische Kurzschluss von Staaten Subjekt im Modus permanenter Mobilmachung in den politökonomischen Formen im Doppelsinne aufgehoben ist. Seiner Substanz nach anerkannt und aufbewahrt, wie vorerst suspendiert und seiner Verlaufsform nachgezügelt. Also statt den Blockwarten gab es Aktenzeichen XY, da durfte sich jeder dann auch telefonisch dran beteiligen, aber richtige Jagdszenen gab es in der alten Bundesrepublik nicht oder nur in Ausnahmefällen. Taxiert selbst zu Zeiten der Prosperität jeder insgeheim seinen Erwerb als verkappte Arbeitslosenunterstützung, so mobilisiert die Krise der postnazistischen Vergesellschaftung erst Recht die Sehnsucht nach der alten Staatsunmittelbarkeit. Johannes Agnoli schrieb dazu schon in der Transformation der Demokratie 1966: „Der präfaschistisch liberale Ruf nach dem starken Staat wiederholt sich postfaschistisch neoliberal“. Und damit gerät das ganze System des autoritären Etatismus und geraten letzten Endes die politökonomischen Vermittlungen als solche wieder ins Visier des Volkszorns und es war wiederum die Linke, die noch zu Zeiten, wo keine Krise in Sicht war, im sinistren Tram nach Liquidation der Vermittlungen die Zunge gelöst und ihm neue fantasievolle und kreative, wie es so schön heißt, Äußerungsformen zur Verfügung gestellt hat. Sie war das Laboratorium, in dem die allgemeine Mobilmachung eingeübt und jener darauf zugeschnittenen neue und zugleich sehr alte Sozialcharakter herangebildet wurde, indem sich mittlerweile eine Mehrheit spontan wieder erkennt. Derjenige Sozialcharakter, der nach dem Motto „Ich leide, also bin ich“ sich einerseits unter Berufung auf die höchst unverwechselbare Diskriminierung, die ihm angeblich wiederfährt, zur kleinsten existierenden Minderheit erklärt, sich gleichsam nach dem Muster verfolgter und in ihrer Kultur bedrohter Völker begreift und andererseits als Gegensouverän seine private, warnhafte Feinderklärung allen anderen oktroyieren möchte und diesem Zweck entweder vorhandene gesellschaftliche Organisationen zu Rackets umfunktioniert, neue Rackets gründet oder andere Rackets mit ins Boot holt. Der einstige demokratische Fundamentalkonsens wird dadurch einerseits ins einzelne Subjekt zurückverlagert und andererseits vermittlungslos verallgemeinert. Aus der formell kollektiven Feinderklärung der Mitte gegen die Extreme, das war der Normalfall in der Bundesrepublik bis weit in die 80er Jahre, Terroristenhasse, einige werden sich noch daran erinnern. Aus dieser kollektiven Feinderklärung der gesellschaftlichen Mitte gegen die Extreme wird also die pluralisierte Feinderklärung alle gegen alle, die getrennt vereint sich zusammenrotten und auf diese Weise zerfällt die Gemeinschaft der wehrhaften Demokraten und reorganisiert sich zugleich hin zu zerfallen. Ein Zitat von Wolfgang Port in einem anderen Zusammenhang macht es sehr schön deutlich: „Wie durch höhere Gewalt sondern sich die Langen von den Kurzen, die Weiblichen von den Männlichen, die Alten von den Jungen, die Dicken von den Dünnen ab“ und das Resultat ist eine Segregation und Ghettoisierung durch welche die Metropolen, einem riesigen Freiluftgefängnis mit seinen Unterabteilungen für Männer und Frauen, Jugendliche, Kranke, Alte, Port schreibt etc., man könnte noch Schwule und Lesben und Migranten und was weiß ich noch alles ergänzen, Protestanten, Katholiken, Ossis, Wessis, immer ähnlicher werden. Neu ist, dass dieses Freiluftgefängnis als eine kulturelle Einrichtung und seine Insassen als Kulturbotschafter begriffen werden und es ist diese nahezu flächendeckende Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mehrheit und der einzelnen Individuen in ihr, die in der Postmoderne ihr bewusstloses Selbstbewusstsein und ihre Legitimation erfährt und im antirassistischen PC-Sprech sich ihren Ehrenkodex schafft, ihre Omertà, die sich an ihresgleichen und die verbliebenen Kritiker draußen richtet, Islamophobie ist ihr derzeit aktuellstes Schlagwort. Dieser Vorgang, diese Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mitte und ihr Zerfall ist also die Bedingung der neuen Haltung Ausländern und Migranten gegenüber, an denen die Deutschen projektiv ihre ersehnte Regression auf den Stamm illustrieren. Was ihnen umso leichter gelingt, als manch ihrer Repräsentanten und Lobbyisten sich anschicken, genau dem Bilde zu gleichen, das die Deutschen sich seit jeher von ihnen machten und wofür sie von ihnen jetzt nach kollektiv und offiziell ins Herz geschlossen werden. Der mittlerweile zur Dauereinrichtung erklärte Karneval der Kulturen ist nichts anderes als ein Zerfallsprodukt der postfaschistischen Demokratie, mehr noch, er ist diese Gemeinschaft in einer zugleich flexibilisierten und pluralisierten und kollektivierten Gestalt. In dieser Völkerfamilie, die die Deutschen gerne auf der ganzen Welt hätten, wären da nicht Israel und die USA als Störenfriede und die sie aus Mangel an Realisierungschancen deshalb erstmal bei sich zuhause einrichten, geht es dabei zu, wie in jeder guten Familie: Die einzelnen Mitglieder sind einander spinnefeind und die Widersprüche und Konflikte, die daraus resultieren, gehören auch voll und ganz dieser Vergesellschaftung an, sind von ihr konstituiert und dazu gehört ein fein dosiertes Spiel mit Fremdheit und Nähe, das von allen Beteiligten auch weiterhin gepflegt wird, weil damit ein moralisches Plus bei der Gefolgschaft eingefahren werden kann. (…) Der zweite Weltkrieg war ein kulturindustrielles Massenevent. (…) Eine neue Barbarei sei stets zu befürchten, wird sich nicht aus dem Geist Nationalsozialismus unmittelbar speisen, sondern im Gewande von demokratischem Antifaschismus von Lernen aus der Geschichte und political correctness daher kommen.(…) Abwehr des offenen Faschismus durch dessen demokratische Entnazifizierung und Eingemeindung. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. (…) Die postnazistische Demokratie hat  die nationalsozialistische Mobilmachung des „gesunden Volksempfindens“ zwar nicht abgeschafft, sondern nur sistiert – sie hat es aber andererseits auch in die Latenz abgedrängt und damit gebremst, indem sie es in die mediatisierende Form des bürgerlichen Repräsentationsprinzips zwängte.  (…) „Rassismus“ ist ein ideologisches Stichwort eines anti-rassistischen Rackets, das jeden Realitätsbezugs entbehrt, das seine Mitglieder vielmehr nur als Ausweis von Gesinnungsfestigkeit und Ehrbarkeit vor sich hertragen und das ihnen als probates Mittel dient, um nach Willkür und freiem Ermessen festzulegen, wer gerade als „Rassist“ zu gelten hat. Und dieses „anti-rassistische“ Racket, das sind heutzutage fast alle: längst ist die Gegnerschaft zum Rassismus keine Domäne der Linken mehr, sondern offizielle Staatsraison und common sense aller Ehrbaren und Wohlmeinenden, und das ist die erdrückende Mehrheit.  (…) Von der moralisierenden Aufdringlichkeit und der enervierenden Verlogenheit einmal abgesehen, ist die Ehrfurcht, die „anderen Kulturen“ entgegengebracht wird und die Unterwürfigkeit, mit der ihre Träger geradezu als Heilsbringer verehrt werden, keine Gegenposition zum Rassismus, sondern dessen logische wie historische Voraussetzung, die im Rassismus und allen naturalisierenden Ideologien als ein Moment überlebt: deren Grundmuster ist die projektive Bekämpfung dessen, was man selbst gern möchte, aber nicht erreichen kann, und deshalb gehört zur Diskriminierung der Neger wegen ihrer „Faulheit“ die Bewunderung für den „Rhythmus, den sie im Blut haben“ und die Achtung vor ihrer „sagenhaften Potenz“; somit ist der „Anti-Rassismus“ nichts weiter als die notwendige Kehrseite des Rassismus selbst, die sich von diesem abgespalten hat und gegen ihre eigene Grundlage wendet. Historisch jedenfalls geht die Wertschätzung fremder Kulturen ihrer späteren, „rassisch“ legitimierten Abqualifizierung voran und sie ist auch logisch deren Voraussetzung: Christoph Columbus etwa beschreibt in seinen Tagebüchern die Eingeborenen, die er 1492 auf den Bahamas, Cuba und schliesslich Haiti angetroffen hat, folgendermaßen: sie sind „ängstlich und feige“, „sehr sanftmütig und kennen das Böse nicht, sie können sich nicht gegenseitig umbringen“, „sie begehren die Güter anderer nicht,“ und er resümiert: „Ich glaube nicht, dass es auf dieser Welt bessere Menschen oder ein besseres Land gibt.“ (7)  (…) Protestantische Innerlichkeit: gemäß der Devise, dass vor der schlechten Tat der schlechte Gedanke und das schlechte Wort kommen, die man demzufolge austreiben muss, damit alles besser wird. (…) So kommt es, dass es heute der Anti-Rassismus ist, der, unter dem Vorwand, heldenhaft gegen einen in Wahrheit nicht existenten „Rassismus“ zu kämpfen, Respekt und Toleranz noch für die rückständigsten und unmenschlichsten Sitten und Gebräuche einfordert und damit selbst als Protagonist und Fürsprecher einer Verrassung der restbürgerlichen Gesellschaft fungiert.  (..) Die unterschiedliche Pigmentierung der menschlichen Haut ist eine objektive Gegebenheit, keine bloße Erfindung. (…) Rasse heute ist die Selbstbehauptung des bürgerlichen Individuums, integriert im barbarischen Kollektiv. (…) Der nervige Sozialcharakter des Gutmenschen ist offenbar eine fast zeitlose Erscheinung und in den verschiedensten Lebensbereichen anzutreffen, die Wahrscheinlichkeit, ihm in fortschrittlichen sogenannten „politischen Zusammenhängen“ zu begegnen, ist besonders hoch: werden doch hier traditionell die altruistischen Tugenden – das Mitgefühl, die Solidarität, Selbstlosigkeit etc. – besonders hoch angeschrieben und deshalb sind sie das geeignete Betätigungsfeld für Sozialcharaktere, die sich als Ersatz für ihr eigenes ungelebtes Leben vorzugsweise mit dem Leiden anderer als Fetisch verbinden. (…) Es sind aber gerade die höchsten Tugenden, die die niedersten Instinkte decken, wie schon Marx wusste: „Bis jetzt hat der Mensch sein Mitgefühl noch kaum ausgeprägt. Er empfindet es bloß mit dem Leiden, und dies ist gewiss nicht die höchste Form des Mitgefühls. Jedes Mitgefühl ist edel, aber das Mitgefühl mit dem Leiden ist die am wenigsten edle Form. Es ist mit Egoismus gemischt. Es neigt zum Morbiden […] Außerdem ist das Mitgefühl seltsam beschränkt […] Jeder kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühl empfinden, aber es erfordert […] das Wesen eines wahren Individualisten, um auch am Erfolg eines Freundes teilhaben zu können. (…) Und da jeder demonstrative Altruismus nicht nur einen kleinlichen Egoismus bemäntelt, sondern auch mit dem Anspruch des Idealisten einhergeht, erzieherisch auf das Objekt seiner Zuwendung einzuwirken, ist er die adäquate Ideologie von Rackets, und auch das ist Wilde nicht entgangen: Barmherzigkeit, so schreibt er, sei die „lächerlich unzulängliche Art der teilweisen Rückerstattung oder ein sentimentales Almosen, gewöhnlich verknüpft mit dem skandalösen Versuch des rührseligen Spenders, auf (das) Privatleben (der Armen) Einfluss zu nehmen. (…) Im totalisierten Zugriff auf die ihr Unterworfenen ist die sozialistische Bewegung bis auf den heutigen Tag ebenfalls als ein Racket des Tugendterrors anzusprechen, betrachtet sie es doch als ihre Aufgabe, das Proletariat oder das gerade angesagte Subjekt seiner „wahren Bestimmung“ zuzuführen und d.h. es im Sinne der von ihm zu realisierenden Ideale zu erziehen – und das bedeutet stets noch: ihm die Untugenden und Laster auszutreiben, die der Vorhut als Male der individualistischen Bürgerwelt erscheinen: etwa Alkoholabusus, Faulenzerei, „zerrüttete“, „unsittliche“ Verhältnisse zwischen den Geschlechtern etc. Und um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen die selbsternannten Vertreter der Klasse die von ihnen verfochtenen Tugenden in eigener Person glaubwürdig verkörpern und deshalb in einer noch rigideren Weise als der gemeine Bürger sich als Subjekte zurichten, d.h. ihre Individualität dem Allgemeinen (dem Kollektiv, der Klasse, dem Frieden etc.) opfern, um totale Identität mit ihm zu erlangen. Wenn Identität letzten Endes den Tod bedeutet, dann hat die Bemühung um sie vorzeitige Erstarrung und prämortale Leblosigkeit zur Folge – von daher die bis in die Gegenwart zu beobachtenden verhockten, verkniffenen und lauernden Mienen aller professionellen Menschheitsbeglücker, ihre rigide Zwangsmoral und durchgängige Humorresistenz, die immergleichen offiziösen Phrasen, die sie dreschen, die tödliche Langeweile, die von ihnen und ihrem penetranten Sendungsbewusstsein ausgeht, und ihr chronisches Beleidigtsein, wenn sie beim Gegenüber auch nur den Hauch eines Zweifels an ihrer aufgetragenen Gutartigkeit zu erspüren glauben. Und zu alldem glauben diese Leute sich auch noch ermächtigt, diese ihre trostlose Existenz zur verbindlichen Richtschnur für alle anderen zu erklären.“ – Clemens Nachtmann

„Die rebellische Haltung, vor einem Jahrzehnt noch das Privileg von Einzelgängern, ist heute Ausdruck des Konformismus. Man will dazugehören, nicht als Schlappschwanz gelten“ – Horkheimer

„Die Demokratie ist nichts weiter als die Herrschaft des Knüppels über das Volk durch das Volk für das Volk. (…) Es gibt drei Arten von Despoten: den Despoten, der den Leib knechtet, den Despoten, der die Seele knechtet und den Despoten, der Leib und Seele zugleich knechtet. Der erste heißt Fürst. Der zweite heißt Papst. Der dritte heißt das Volk. (..) Wer das Volk führen will, ist gezwungen, dem Pöbel zu folgen“ (…) „Man hört immer wieder, der Schulmeister sterbe aus. Ich wünschte beileibe, dem wäre so. Aber der Menschentypus, von dem er nur ein und gewiss noch der harmloseste Vertreter ist, scheint mir wahrhaftig unser Leben zu beherrschen; und wie auf ethischem Gebiet der Philanthrop die größte Plage ist, so ist es im Bereich des Geistes derjenige, der so sehr damit beschäftigt ist, andere zu erziehen, dass er nie Zeit gehabt hat, an seine eigene Erziehung zu denken […] Wie schlimm aber, Ernest, ist es, neben einem Menschen zu sitzen, der sein Leben lang versucht hat, andere zu erziehen! Welch eine grausame Tortur! Was für eine entsetzliche Borniertheit, die unvermeidlich aus der fatalen Gewohnheit resultiert, anderen seine persönlichen Überzeugungen mitteilen zu wollen! Wie sehr dieser Mensch durch seine geistige Beschränktheit auffällt! Wie sehr er uns und fraglos auch sich selbst anödet mit seinen endlosen Wiederholungen und seiner krankhaften Besserwisserei! Wie sehr er jedes Anzeichen geistigen Wachstums vermissen lässt! Wie verhängnisvoll ist der Kreis, in dem er sich unablässig bewegt.“ – Oscar Wilde
„Was die Menschheitsbeglücker in Wahrheit bewirken, ist ihr eigener moralischer Selbstgenuss in der angemaßten oder tatsächlichen Herrschaft über andere, aber gerade nicht die praktische Lösung der Dinge, um die es ihnen vorgeblich so selbstlos zu tun ist: „In den Augen des Denkers allerdings liegt der wahre Schaden, den das moralische Mitgefühl anrichtet, darin, dass es unser Wissen begrenzt und so verhindert, dass wir auch nur eines unserer sozialen Probleme lösen.“ (Wilde) Das Selbstopfer fürs Kollektiv erweist sich nicht nur als die wahre Selbstsucht, sondern auch als gegen die Gattung gerichtet: „Denn die Entwicklung der Gattung hängt von der Entwicklung des Individuums ab, und wo die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit als Ideal abgedankt hat, ist das Absinken des intellektuellen Niveaus, wenn nicht gar dessen gänzliches Verschwinden die unmittelbare Folge.“ (Wilde) Und das vorgeblich so praktische und zielorientierte Tun erweist sich als in Wahrheit konfus und unpraktisch: denn es verlässt den Bannkreis des Notwendigen und Zwanghaften nicht, ja, es bestärkt dessen Macht umso mehr, je auftrumpfender und verblendeter es sich in seiner moralischen Selbstgerechtigkeit verhärtet und alle Selbstaufklärung abwehrt. Solange die Gesellschaft den Individuen als fremde äußere Macht entgegentritt, verkehrt sich die gute Intention regelmäßig in ihr Gegenteil und ist menschliches Handeln „nur blindes Tun, abhängig von äußeren Einflüssen und angetrieben von einem dunklen Impuls, von dem es selbst nichts weiß. Es ist seinem Wesen nach unvollkommen, weil es vom Zufall begrenzt wird, und unwissend über seine eigentliche Richtung, befindet es sich zu seinem Ziel stets im Widerspruch […] Jede unserer Taten speist die große Maschine des Lebens, die unsere Tugenden zu wertlosem Staub zermahlen oder aber unsere Sünden in Bausteine einer neuen Kultur verwandeln kann.“ (…) Die Misere des Sozialismus von seinen Anfängen bis heute war und ist stets zuverlässig abzulesen an seiner Verachtung aller autonomen, zweckfreien, in sich begründeten und eben darin gesellschaftlich bestimmten Kunst, weil sie die – prekäre und unvollständige – Emanzipation des Individuums von Blut, Scholle, Rasse, Kollektiv vorausträumt und ihr Ausdruck verleiht. Die Kunst, die sozialistische Bewegungen oder Regimes dann hervorbringen und fördern, eine Kunst, die „Partei ergreifen“, „Stellung beziehen“ und „gesellschaftliche Verantwortung“ dokumentieren soll, zerstört jedoch sich selbst und ihre Voraussetzungen. (…) „Kunst ist Individualismus und der Individualismus ist eine verstörende und zersetzende Kraft. Gerade darin liegt sein unermesslicher Wert. Denn was er aufzubrechen versucht, ist die Einförmigkeit des Typischen, die Sklaverei der Konvention, die Tyrannei der Gewohnheit und die Erniedrigung des Menschen auf das Niveau einer Maschine. (…) alle Künste sind amoralisch, ausgenommen die niederen Formen der sinnlichen oder belehrenden Kunst, die uns zu guten oder schlechten Taten anstiften wollen“ (…) Selbstsucht strebt immer danach, der gesamten Umwelt ein Einheitsmaß aufzuzwingen“ „Selbstlosigkeit bedeutet, andere Leute in Ruhe zu lassen, sich nicht in ihr Leben einzumischen […] Die Selbstlosigkeit weiß die unendliche Vielfalt als etwas Kostbares zu schätzen, sie akzeptiert sie, lässt sie gewähren und erfreut sich an ihr.“ (…) „Die erste Pflicht im Leben ist, so künstlich wie möglich zu sein. Die zweite Pflicht ist noch unbekannt.“(Wilde)
Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus.  (…) Massen laufen zur Deutschen Ideologie über, wenn Politik und Staat ihnen diesen Weg nicht versperren (…) Der Vernünftige braucht keinen Dialog mit Leuten zu führen, die sich nicht von Grund auf von denjenigen distanzieren, die Juden oder, was dasselbe ist, den Zionismus für ihr und anderer Leute Unglück verantwortlich machen. Er denunziert desgleichen jede Verhandlungsbereitschaft denen gegenüber, die, bevor sie sich als Staatsbürger und Marktsubjekte definiert haben, als Angehörige einer Religions- oder Volksgemeinschaft anerkannt werden wollen. (…) Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus. (…) Antideutsch denken und handeln heißt demzufolge, die politischen Vermittlungs- und Repräsentationsformen in Gesellschaft und Staat, die auf der Trennung von freien und gleichen Warenbesitzern einerseits und am Allgemeinwohl orientierten Staatsbürgern andererseits beruht, gegen die zu verteidigen, die diese Teilung zugunsten eines autoritären Volksstaates überwinden wollen, dessen Subjekte von nichts anderem als von seinen Wohlfahrtsleistungen abhängig sind. Wer in diesem Sinne das Etikett „antideutsch“ nicht auch auf sich bezieht, mißachtet zumindest die Gefährlichkeit der – selbstredend nicht auf Deutschland und deutsche Staatsbürger beschränkte, sondern immer schon weltweit grassierende – Deutschen Ideologie, deren historischer Kern darin besteht, daß auf ihr Konto nicht nur „normale“ kapitalbedingte Ausbeutung und Herrschaft, nicht nur die dem Kapital aus Prinzip immanenten Kriege und nicht nur der ihm in seinen Grund eingeschriebene Antisemitismus gehen, sondern fördert das Überleben einer Ideologie, der zudem noch die historisch und empirisch nicht zu leugnende Tatsache eingeschrieben ist, daß die deutsche Fassung der Beziehung von Staat und Gesellschaft die Auslöschung der Menschheit in zwei Weltkriegen im allgemeinen und den eliminatorischen Antisemitismus im besonderen beinahe total verwirklicht hätte. In der Existenz des Staates Israel manifestiert sich der Einspruch gegen den historisch bewiesenen Vernichtungswahn Deutscher Ideologie praktisch und empirisch. – Manfred Dahlmann

„Wird Freiheit mit Zügellosigkeit verwechselt, entsteht Rücksichtslosigkeit.
Am Schluss Gleichmacherei.
Ihr seid aber nicht alle gleich.
Noch nie wart ihr alle gleich.
Ihr lasst es euch aber einreden.
So werdet ihr immer respektloser, ungenießbarer gegeneinander.
Vergeudet in Kleinkriegen eure Zeit, als hättet ihr ein zweites Leben.
Weil ihr tatsächlich alles verwechselt.
Behauptungen mit Beweisen.
Gerechtigkeit mit Maß.
Religion mit Moral.
Desinteresse mit Toleranz.
Satire mit Häme.
Reform mit Veränderung.
Nachrichten mit Wirklichkeit.
Kulturunterschiede haltet ihr für Softwarefragen und ihre Analyse ersetzt ihr mit Anpassung.
Ihr habt die Maßstäbe verloren.
Der Gordische Knoten ist ein Keks gegen eure selbstverschuldete Wirrsal.

Man geht immer fehl, sucht man den Ursprung menschlicher Handlungen außerhalb der Leidenschaft des menschlichen Herzens …

Der Separatismus gendert sich in die Köpfe, sitzt in Regierungen.
Männer sind keine Männer mehr. Frauen keine Frauen, sondern ‚Menschen mit Menstruationshintergrund’, Quote ist Trumpf.
Auf gar keinen Fall sollen Mann und Frau sich noch als zwei Teile eines Ganzen begreifen. Damit die Geschlechter noch mehr aneinander verzweifeln.
Bis alle in destruktiver Selbstbezogenheit stecken.
Am Ende: Mann ohne Eier. Frau ohne Welt.

Auf die Erschöpfung des Mannes wird aber nur die Erschöpfung der Frau folgen, das sage ich euch.
Auf die Verstörung der Kinder folgt die Zerstörung der menschlichen Schöpfung.“– Hans Dieter Hüsch

Es gibt zweierlei Ethik: die moralische, der die Realität egal ist und die der Verantwortung, die reale Folgen der ethischen Forderungen berücksichtigt. Die erste ist gut gemeint, die zweite ist gut gemacht.

Was dem einen seine Souveränität, ist dem anderen seine Eigenmächtigkeit.

Das Schöne am Euro war, dass die Gewinner immerzu gewinnen konnten, ohne dass ihnen gleich die Quittung präsentiert wurde. Denn sie verdienen ja am Ausland, was heißt, eigentlich ein im Maße des Verdienens zunehmend schlechtes Geld – das ist durch den Euro aufgehoben worden: Man konnte ständig an einer anderen Nation verdienen, ohne dass das Geld dieser Nation darunter gelitten hat, weil sie gar kein eigenes hat. Der Wert dieses Geldes repräsentiert nicht die Leistungsfähigkeit dieser Nation. So hat der Euro von dem innereuropäischen Verdienen aneinander sogar noch gelebt; er hat vor der Krise absurderweise nur den Konkurrenzerfolg der Gewinner repräsentiert.

— Das ist ja mit der Idylle charakterisiert. Dass zunächst mal alle Seiten Gewinner des neu eingeführten Euro waren. Auch die, die ihre vergleichsweise Weichwährung gegen den Euro getauscht haben und damit auf einen Schlag Kredit zu ganz anderen Konditionen und Möglichkeiten hatten. Insofern waren die späteren Verlierer erst mal auch Gewinner.

Kein Nazifaschist hat je wirklich geglaubt, er bezöge die Ermächtigung seiner Ansprüche aus dem Teutoburger Wald; keiner seiner demokratischen Erben hat jemals tatsächlich gedacht, ihnen erwüchse Legitimität im Resultat des “Lernens aus der Geschichte”; niemals war ein Sozialist der Ansicht, es sei die famose “Befreiung der Arbeit” und nicht vielmehr das Recht auf Beute, was seine Politik im Interesse der Arbeiterklasse motivierte. Und keinesfalls erwächst den Palästinensern irgendein Recht aus der Tatsache, daß sie zuerst da waren. Einer Gesellschaft, der Hunger kein Grund ist zur Produktion, kann auch das Leiden kein Grund sein zur Solidarität. Es ist die Ideologie, die mit der Unmittelbarkeit des Leidens agitiert, die aus dessen fragloser Evidenz Sinn zu schlagen sucht, sei es im Sinne von Caritas oder Amnesty International, sei es im Sinne der Freunde des palästinensischen Volkes für den Israelhaß der Antisemiten wie für den Islamfaschismus dieses Volkes. Ariel Scharon jedenfalls, der Zionist und praktische Antifaschist, ist dem aufgelösten Rätsel der Geschichte näher als die deutsche Linke, deren “Antifaschismus” sich als Aufstand der Anständigen à la Gerhard Schröder oder als Solidarität mit dem palästinensischen Volk ausagiert. (…) Im Wesen Israels als des ungleichzeitigen Staates der Juden liegt es aber nicht nur, Reaktion auf den Verrat an Aufklärung und Weltrevolution, nicht nur, Notwehrversuch gegen den Nazifaschismus und Asyl zu sein. Sondern eben auch, daß die üblichen Muster der bürgerlichen Rollenverteilung – hier das Gewaltmonopol des bürgerlichen Staates im allgemeinen und dort die Personen, die die Regierungsausübung im besondern besorgen – für den israelischen Staates aufgrund seiner Konstitutionsbedingungen keine Geltung mehr hat. Was sich unter anderem darin zeigt, daß diese “Kritiker” der israelischen Regierungspolitik für den faschistischen Mob und die Behörden, die Selbstmordattentäter belohnen, Verständnis aufbringen (Folge von Besatzung und Ausbeutung), dagegen für den Versuch, die militärische Infrastruktur der Gegner Israels zu zerschlagen, am liebsten die Begriffe Auslöschung oder Ausrottung der palästinensischen Bevölkerung im Munde führen. Wie hinter der treudoofen Frage, ob es nicht möglich sein müsse, Spekulanten als das zu bezeichnen, was sie sind, ohne gleich als antisemitisch zu gelten, so verbirgt sich hinter der treulinken Frage, ob nicht auch in Israel, weil es sich auch dort um eine bürgerliche Gesellschaft handele, Faschismus möglich sei, die Erkenntnis dieser Fusion in verquerer und verschrobener Gestalt. Verquer, weil ja gerade erklärt werden sollte, wie Israel, dieser Fusion zum Trotz, eine parlamentarische Demokratie ist und bleibt; verschroben, weil diese Einheit von Staat und Regierung im Übergang von einem unerträglichen Alten (die Vernichtungsdrohung) zum noch nicht erreichten Neuen (die herrschaftslose Gesellschaft) ja doch den Inbegriff dessen ausmacht, was einmal als “Diktatur des Proletariats”, als Emanzipationsgewalt und organisierte politische Macht der Revolution, auch und gerade auf den roten Fahnen stand. In Anbetracht der Grundidee des Staates Israel, vor dem Hintergrund der linken Staatsmythen, betreffend die “Diktatur des Proletariats”, muß jede Beurteilung der Handlungen der Regierungsvertreter auch die völlig andere Qualität dieses Staates, verglichen mit allen anderen, deutlich werden lassen. (…)

Wenn diese Linke über Israel schwadroniert, dann hört sich das nicht minder grausig an. Dabei liegt der Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus und dem Vernichtungswillen gegen die zum Staat gewordene bürgerliche Gesellschaft der Juden, gegen Israel, eigentlich auf der Hand: Der sogenannte Antizionismus stellt nichts anderes dar als die geopolitische, globalisierte Reproduktion des Antisemitismus, das heißt die Erscheinungsform, die er in Weltmarkt und Weltpolitik nach Auschwitz annehmen muß. Der Antizionismus ist der aus den kapitalisierten Gesellschaften in die Welt herausgekehrte Antisemitismus. So ist Israel der Jude unter den Staaten; die Verdammung des Zionismus als eines “Rassismus” durch die UNO gibt es zu Protokoll. Das macht: die moralische Verurteilung der menschlichen Unkosten der Konstitution bürgerlicher Staatlichkeit allein am Beispiel Israels führt vor Augen, was die Welt der Volksstaaten vergessen machen will – daß die Zentralisation der politischen Gewalt über Leben und Tod keineswegs die natürliche Organisationsform der Gattung Mensch darstellt, sondern Ausdruck eben von Herrschaft und Ausbeutung. Dabei ist Israel – und das macht die Kritik an diesem Staat so perfide und muß deshalb immer wieder gesagt werden – der einzige Staat dieser Welt, der für sich eine nicht zu bezweifelnde Legitimität beanspruchen kann. Israel, das ist der ungleichzeitige Staat, der entstanden ist sowohl als Reaktion auf das Dementi aller Versprechungen der bürgerlichen Nationalrevolution, sowohl als Antwort auf den stalinistischen Verrat an der kommunistischen Weltrevolution als auch als zu spät gekommene Notwehr gegen den Massenmord an den europäischen Juden. (…) Israel ist das Schibboleth jener doch so naheliegenden Revolution; es ist der unbegriffene Schatten ihres Scheiterns. Israel ist das Menetekel, das zum einen (und ganz unfreiwillig) die kategorischen Minimalbedingungen des Kommunismus illustriert, und das zum anderen sämtliche Bestialitäten zu demonstrieren scheint, zu denen der bürgerlich-kapitalistische Nationalstaat fähig ist. Wer Israel nicht begriffen hat, wer den Haß auf diesen Staat, den Antizionismus, und wer den Antisemitismus, das heißt den Vernichtungswillen sowohl gegen die in diesem Staat lebenden als auch gegen die kosmopolitisch verstreuten Juden, nicht begriffen hat als das, was Antisemitismus wesentlich darstellt: den bedingungslosen Haß auf die Idee einer in freier Assoziation lebenden Gattung, der hat den Kommunismus nicht als das “aufgelöste Rätsel der Geschichte” begriffen. –

 Der ostentative Muslimeifer aber, der sich im Alltag mancher ‚Allahu-Akbar‘-Brüller vielleicht doch sehr in Grenzen hält, findet im blanken Judenhass unverhoffte Nahrung, wo ihnen unter unendlich öden Koranrezitationen und geistlosen, absurden Vorschriften längst das bisschen ungeglaubten Glaubens zwischen den Fingern zerrann und ihr Muslimsein kaum je mehr ist als das typisch dauerbeleidigte, immer schon jeder Verantwortung ledige Gruppengefühl. Überhaupt will jeder Eifer – insbesondere der aktuelle, rasende Eifer des weltweit angreifenden Islam – den Stachel eines weniger drohenden als hinterrücks längst geschehenen Glaubensverlustes kompensieren.“ Mit anderen Worten: Muslime wurden nicht für ihr abstraktes Muslimsein kritisiert, sondern dafür, was – global betrachtet – die Mehrheit konkret darunter versteht: Die von Gott gegebene Ermächtigung zu Terror, Entrechtung, Antisemitismus. Wer differenziert, sollte nicht unerwähnt lassen, dass Osama bin Laden, Hassan Nasrallah und wie all die schrecklichen Figuren so heißen, in der muslimischen Welt als Helden gefeiert werden – und zwar nicht von einer minoritären Sekte, sondern von Millionen Muslimen, auch in Deutschland. (,,) Der unfreiwillige und verborgene Essentialismus der Postmoderne macht das Begreifen unmöglich, weil er die Beziehung zwischen Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem nicht mehr zu thematisieren vermag. Wenn nur noch Vielfalt herrscht und Einzelnes und Allgemeines gewaltsam auseinandergerissen werden, bleibt die Verstandesleistung des begreifenden Subjekts auf der Strecke und die scheinbar ursprüngliche Differenz wird zum Mythos. Nicht nur dem Begriff des Allgemeinen, das ja ein noch einzulösendes ist, wird Gewalt angetan, auch dem Besonderen, dessen Unglück darin besteht, nur ein Besonderes zu sein, und das sich, weil es kein versöhnendes Ganzes gibt, dem schlecht-Allgemeinen, dem Racket nämlich, anschließen muss. – JAN HUISKENS

„Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.“ – Bettina Röhl

„Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. […] Je tiefer man ahnt, daß man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, daß man über die Apparatur verfügt.“ (Theodor W. Adorno, Philosophie und Lehrer, AGS 10.2, 491)

„Vieles, was im Sinne von Foucaults »Mikrophysik der Macht« populär werden sollte; also die Erkenntnis, daß Macht nicht pyramidal hierarchisch, sondern durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche hindurch wirkt, findet sich bereits in der Medizinkritik der Kritischen Theorie. Daß diese Thesen häufig übersehen wurden, mag daran liegen, daß sich Horkheimers entscheidende Äußerungen über Medizin und Psychiatrie nicht in den breit rezipierten Hauptwerken finden, sondern über die Gesamtausgabe verstreut sind. Wiemer suchte sie zusammen und zeigt, wie Horkheimer anhand der Medizin einen wesentlichen Charakterzug des modernen Kapitalismus ausmachte. Mediziner funktionieren laut Horkheimer wie fast jede wirtschaftliche Gruppe im Sinne eines Rackets. »Ein Racket«, erklärt er, »ist eine unter sich verschworene Gruppe, die ihre kollektiven Interessen zum Nachteil des Ganzen durchsetzt.« Allgemein betrachtet heißt das, daß sich die Klassengesellschaft in eine »neofeudale« Struktur verwandelt hat, innerhalb der Interessenverbände »nach dem Prinzip der Selbsterhaltung und der Machtakkumulation« funktionieren. Diesen Wandel macht Horkheimer an den Medizinern fest; und alles, was Horkheimer in seiner Kritik aussparte, von den Krankenversicherungen bis zum Pfusch in Krankenhäusern, wird von Carl Wiemer polemisch auf den neuesten Stand gebracht“  – Max Horkheimer

 

„Ein Shitstorm hat auch seine positive Seite. Da politisch korrekte Gülle meist in Richtung Originalität, Kreativität und Intelligenz geworfen wird, fliegt sie oft genug auf Leute, die zu lesen wirklich lohnt.“ – Evidenz-basierte Ansichten

Eine Frau wird als Frau geboren. ein Mann muß erst ein Mann werden.
Keine Paternalisierung, sondern fortschreitende Maternalisierung. Die Feminisierung und Genderisierug marginalisiert und zerstört die Vaterposition in den modernen »Gesellschaften«, die Vaterrolle erlitt allgemeine Degradierung, die Kanonisierung der Homosexulität im Speziellen und der sexuellen Diversität im Allgemeinen tilgt die noch übriggebliebenen Spuren einer Männlichkeit restlos aus, die nur noch als Schimpfwort der angeblichen „Paternalisierung“ im Jargon der Medien herumgeistert.

„Es kommt in der Psychotherapie darauf an – mit temporärer Unterstützung – sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Wer mit einem Selbstbild lebt, für das die temporär klärende Rolle des Therapeuten eine unerträgliche Kränkung ist, der muß eben versuchen, alleine zurechtzukommen.“ – Hans Ulrich Gumbrecht

Post-Pop-Epoche: der Sieg der Mode über die Sitten.

„Wir brauchen schadhafte Gebäude, durch deren geborstene Wände man hindurch­ sehen kann, um wenigstens einen Anfang zum Denken zu gewinnen.“ – Victor Tausk

„Was man in römischer Zeit das »Abendland« und später »Europa« nennen wird, ist die politische Konsequenz des individualistischen Martyriums, das ein gesprächsfreudiger Stadtstreicher auf sich nahm, um die Legitimität des im universalistischen Dialekt vorgebrachten Neuen gegen die entkräfteten lokalen Sitten zu demonstrieren.“ – Peter Sloterdijk

„Was nützt einem die Gesundheit wenn man ansonsten ein Idiot ist.“ – Theodor Adorno

„Ich bin eine Feministin. Das bedeutet, daß ich extrem stark behaart bin und daß und ich alle Männer haße, sowohl einzelne als auch alle zusammen, ohne Ausnahmen.“Bridget Christie

„Die Tragödie isolierter persönlicher Leidenschaften ist für unsere Zeit zu fade. Aber weshalb? Weil wir in einer Epoche der sozialen Leidenschaften leben. Die Tragödie unserer Epoche ist der Zusammenstoß der Persönlichkeit mit dem Kollektiv.“ –  LeoTrotzki 1923

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“I think it’s very healthy to spend time alone. You need to know how to be alone and not be defined by another person.” ― Oscar Wilde

Stupidity is demonstrated by people lacking the knowledge they could achieve

Stupidity manifests itself as outraged moralism

Love: only, and not always, a mother loves her child, just as it is, otherwise you have to meet the expectations of others, to be accepted.

Values without empathy are worth nothing

Some people feel physical pain when they should correct their accustomed ideas in favor of reality, they turn all their intelligence with the support of their aggression, for not to recognize the reality and maintain their self-image

More and more feel, think less and less Man does not differ from animals by feelings, because mammals have the same feelings, like man, sadness, fear, anger, love, but by his thought. When he thinks, if he thinks.

Political correctness can be defined as the telling of a lie out of the cowardice in an attempt to avoid upsetting fools not willing to face up to the truth

“In arguments about moral problems, relativism is the first refuge of the scoundrel.” Roger Scruton

They are the same who claim the sex/gender would not be biologically innate, but only a social construct, and at the same time that homosexuality was not a social construct, but biologically innate.

Antisemitism is when one blames the Jews or Israel for issues, he does not blame others

„There are two things,“ said Hitler in 1923, „which can unite people: common ideals and common crime“

After the violent termination of Murder by the Allies were the German (and have remained so to this day) more german than before.

The depraved human creature, the more she feels insulted, disrespected, offended in their honor.

Islam is less a religion and more a totalitarian society, an ideology that demands absolute obedience and tolerates no dissent, no criticism, and prohibits the thinking, knowledge and recognition. True Islam is totally different, the one who will find it will receive a very high reward.

Craziness is, when one always does the same but expects a different outcome

If a monkey thinks “I am a monkey”, then it is already a human

A man with roots should go for a pedicure

Self smugness leads to idiocy, being pissed off leads to enlightenment

If someone has something to say, he can tell it always very easily. If someone has nothing to say, he says it in a very complicated way

Addiction is, when somebody does something he wants to do, yet seeks someone who can make it so he won’t do it and doesn’t want to, either.

If the clever people always gave in, the world would be reigned by idiots. Too much “cleverness” makes you stupid.

If one only fights evil to protect life, one produces nothing good at all and such a life then becomes no longer worth living and thus requires no protection, for it is already unlived due to such a total protection. One can spend so much money on insurance, that one has nothing left to insure. Safety works in the same way.

Happy slaves are the worst enemies of freedom.

Creativity is an intelligence having fun.

If working makes you sick, fuck off, leave the work!

If Germans talk about morality, they mean money.

A man without an insight is just an anxious, aggressive, unhappy monkey.

Thinking is always trespassing.

The mob, who calls himself the people, does not discuss, just defames.

Legal is not always legitimate.

Who can not do without, lives unhappy.

So called social, culture sciences, sociology, psychology psychotherapy, psychoanalysis, are not anymore scientific, but immanent religious cult-prophets, organized as sects.

Without a strong opposition any apparent democracy atrophies to a tyranny, and as well a science , to an attitude of a religious sect.

You can recognize everything from a certain distance only, who is zealous, outraged, who sticks his nose in something, this one has lost the perspective, he recognizes anything more, he has only his imagination of the world in his head. This creates paranoia, which is called religion, and a religion as politics, even as a science.

Islamists are a real danger, therefore they will not be seen as such. Jews are not a danger, therefore they are seen as such. It is how the perception by cowards functions.

People without a sense of humor are able only to fear or to hate and become monks or terrorists.

People are not equal, each single person is unique.

Insight applies to everyone, including Muslims, Albanians, women and homosexuals.

Islam belongs to Germany, Judaism belongs to Israel.

The totalitarian Terror of consensus is ubiquitous in Germany.
There are no discussions anymore, but defamations only.
It is a culture of the mob. As it has already been.
Harmony is only if you do not communicate.

One should never go to bed with someone who has more problems than you already have.

>>Evelyn Waugh, surely the wittiest novelist of the past century, in World War II, coming out of a bunker during a German bombing of Yugoslavia, looked up at the sky raining enemy bombs and remarked, “Like everything German, vastly overdone.”<< Joseph Epstein

One has to be brave, to have a wit.

Stupid and dull belong mostly together.

Charlie Hebdo: you don´t care if such murders are comitted to Jews, we will see how “adequate” you will react when (when, not if), Islamists will begin to bombard your cities with Kasam missiles.

Christopher Hitchens: In a free society, no one has the right not to be offended.

The more someone narcissistic inflates , the more he feels insulted and provoked.

“The trouble with the world is that the stupid are cocksure and the intelligent are full of doubt.” – Bertrand Russell

 The problem with the Islamists in Europe should be solved exactly as Europe requires to the Middle East: a two-state solution, a half for muslims and the another half for not-muslims , with a common capital.

What may satire? Everything! Except be understood by the fool, because then it was not a satire.

Islamimus is Islam preaching violence.

Islam is a religion of love, and he who doubts is dead.

War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength. Islam is a peaceful religion of love – George Orwell 2015

Islam is not responsible for anything, Jews are guilty of everything.

Islamists are satanists. Islamism is a religion of idiots.

If someone inflates endless his ego, as Islamists do, then he hurts his own feelings already in his morning own shit.

The seven deadly sins of modern society. Wealth without work pleasure without conscience, knowledge without character business without morality Science without humanity, worship without sacrifice Politics without principles
-Mahatma Gandhi

“Where there is only a choice between cowardice and violence, I would advise violence.”
-Mahatma Gandhi

Heroes of today know nothing, can not and do not want anything. They just look like heroes, that’s all.

It may be that early fathers ate their children. Today, the mothers will eat anything, fathers, children and the rest. Everything Mommy, anyway!

Germany yesterday: the will to power.
Germany today: the will to blindness.
Germany tomorrow:

German psychoanalysis? Great, like German charm, German humor and German wit.

The resistance starts with its own language other than that of the dictatorship.

Smart phones for stupid people.

A leftist can, but do not have to be stupid.

If you do not blame states, when they commit suicide with millions victims , so why to blame a co-pilot with 149 dead?

Only the purity of the means justify the end.

A German is a person who can speak no lie, without actually believe Adorno

„Reason and rationality are chance-less than ever in this totally mediatised world. An unpleasant type Sniperterrorized society. His current weapon: The phobia accusation.“ – Bettina Röhl
„A Shitstorm has also its positive side. As politically correct manure it is usually thrown in the direction of originality, creativity and intelligence, she flies often to people who are really worth to read.“ Evidenz-basierte Ansichten
A woman is born as a woman. a man has to become a man.
No paternalization but advancing maternalization. The feminization and genderization marginalized and destroyed the father position in the modern „societies,“ the father role suffered general degradation, the canonization of homosexuality in particular and the sexual diversity generally wipes out the still remaining traces of masculinity completely out,  only as an insult haunts the alleged „paternalization“ in the jargon of mass media.
PostPop era: the triumph of fashion over the morals.
„We need damaged buildings, so you can see through their cracked walls to win at least one viewpoint to start to begin to think. Victor Tausk
„What good is health if you are an idiot then?“ – Theodor Adorno
„What one must be judged by, scholar or no, is not particularised knowledge but one’s total harvest of thinking, feeling, living and observing human beings.“ (…) „While the practice of poetry need not in itself confer wisdom or accumulate knowledge, it ought at least to train the mind in one habit of universal value: that of analysing the meanings of words: of those that one employs oneself, as well as the words of others. (…) what we have is not democracy, but financial oligarchy. (…) Mr. Christopher Dawson considers that “what the non-dictatorial States stand for today is not Liberalism but Democracy,” and goes on to foretell the advent in these States of a kind of totalitarian democracy. I agree with his prediction. (…) That Liberalism is something which tends to release energy rather than accumulate it, to relax, rather than to fortify. (…) A good prose cannot be written by a people without convictions. (..) The fundamental objection to fascist doctrine, the one which we conceal from ourselves because it might condemn ourselves as well, is that it is pagan. (..) The tendency of unlimited industrialism is to create bodies of men and women—of all classes—detached from tradition, alienated from religion and susceptible to mass suggestion: in other words, a mob. And a mob will be no less a mob if it is well fed, well clothed, well housed, and well disciplined. (…) The rulers and would-be rulers of modern states may be divided into three kinds, in a classification which cuts across the division of fascism, communism and democracy. (…) Our preoccupation with foreign politics during the last few years has induced a surface complacency rather than a consistent attempt at self-examination of conscience. (…) What is more depressing still is the thought that only fear or jealousy of foreign success can alarm us about the health of our own nation; that only through this anxiety can we see such things as depopulation, malnutrition, moral deterioration, the decay of agriculture, as evils at all. And what is worst of all is to advocate Christianity, not because it is true, but because it might be beneficial. (…) To justify Christianity because it provides a foundation of morality, instead of showing the necessity of Christian morality from the truth of Christianity, is a very dangerous inversion; and we may reflect, that a good deal of the attention of totalitarian states has been devoted, with a steadiness of purpose not always found in democracies, to providing their national life with a foundation of morality—the wrong kind perhaps, but a good deal more of it. It is not enthusiasm, but dogma, that differentiates a Christian from a pagan society.“ (…)  It would perhaps be more natural, as well as in better conformity with the Will of God, if there were more celibates and if those who were married had larger families. (…) We are being made aware that the organisation of society on the principle of private profit, as well as public destruction, is leading both to the deformation of humanity by unregulated industrialism, and to the exhaustion of natural resources, and that a good deal of our material progress is a progress for which succeeding generations may have to pay dearly. I need only mention, as an instance now very much before the public eye, the results of “soil-erosion”—the exploitation of the earth, on a vast scale for two generations, for commercial profit: immediate benefits leading to dearth and desert. I would not have it thought that I condemn a society because of its material ruin, for that would be to make its material success a sufficient test of its excellence; I mean only that a wrong attitude towards nature implies, somewhere, a wrong attitude towards God, and that the consequence is an inevitable doom. For a long enough time we have believed in nothing but the values arising in a mechanised, commercialised, urbanised way of life: it would be as well for us to face the permanent conditions upon which God allows us to live upon this planet. And without sentimentalising the life of the savage, we might practise the humility to observe, in some of the societies upon which we look down as primitive or backward, the operation of a social-religious-artistic complex which we should emulate upon a higher plane. We have been accustomed to regard “progress” as always integral; and have yet to learn that it is only by an effort and a discipline, greater than society has yet seen the need of imposing upon itself, that material knowledge and power is gained without loss of spiritual knowledge and power. “ – T.S.Eliot
“I am a feminist. All this means is that I am extremely hairy and hate all men, both as individuals and collectively, with noexceptions.” – Bridget Christie

Opposition plemplem – Totalherrschaft der Idiotie

Ralf Schröder
Opposition plemplem
Totalherrschaft der Idiotie: Wie Grüne, Linke und Sozialdemokraten Angela Merkel und ihre Regierung attackieren.
Eine durchschnittliche deutsche Anleitung zum Opponieren im parlamentarischen Betrieb stammt von Friedrich Schäfer, der auch einen durchschnittlichen deutschen Lebenslauf absolvierte. 1933 trat er als junger Mann in die NSDAP ein, nach 1945 wurde er unter anderem Leiter der Landespolizeidirektion Südbaden, für die SPD saß der Jurist bis 1980 im Bundestag. Über dessen Funktionsweise hat er 1975, mittlerweile Professor, ein Buch geschrieben, in dem folgende Passage steht: »Die Opposition ist Begrenzung der Regierungsmacht und die Verhütung der Totalherrschaft. Das Wesen der Opposition ist der Versuch, an konkreten Vorschlägen der Regierung und ihren Parteien den positiven Gestaltungswillen der Opposition aufzuzwingen.« Der Gedanke ist so wichtig für die kapitalistische Demokratie, daß er von der Bundeszentrale für Politische Bildung bis heute unter dem Stichwort »Opposition« ausführlich zitiert wird.
Vergleicht man die edlen Ansprüche der politologischen Lehrbücher mit dem Treiben jener Opponenten, die aktuell in verschiedenen Parteien Stimmung gegen die Regierung Merkel machen, offenbart sich nicht nur eine weitgehende Blamage der Wissenschaft vom bürgerlichen Regieren, sondern auch eine immer flotter fortschreitende Idiotisierung des öffentlichen Argumentierens. Daß letztere keineswegs als Krise erlebt wird, liegt natürlich auch am Publikum: Oppositionelle aller Parteien haben sich mittlerweile eine geradezu erschütternde Routine in der Handhabung jener Codes zugelegt, die die Ressentiments der Wähler und Medienleute befriedigen. In dieser Konstellation geht noch der übelste Gedankenmüll als »Kritik« durch – wobei die Anzahl der Sprachfiguren zwar überschaubar, ihre Redundanz dafür aber grenzenlos ist. Schließlich behauptet die Kommunikationstheorie, durch Wiederholung präge sich eine Botschaft dem Adressaten besser ein.
Mit größter Vorliebe nutzen Oppositionelle solche Textbausteine, die direkt den hierzulande stark überwiegenden autoritären Charakter ansprechen – im Subtext geht es dabei vorwiegend um Attribute wie Disziplin, Gehorsam, Unterordnung, Führerschaft, Befehl und Rangordnung. Exemplarisch ist die regelmäßig erhobene Forderung, Deutschlands beliebteste Politikerin müsse jemanden in die Schranken weisen. So forderten die Berichterstatter der Arbeitsgruppe Finanzen der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Sieling und Manfred Zöllmer, im Dezember 2009: »Frau Merkel muß ihren Minister Niebel mit seiner Verhinderungsstrategie in die Schranken weisen« – es ging um die Finanztransaktionssteuer. Besonders beliebt ist die Wendung bei jenen, die am wenigsten Einfluß haben. Im Januar 2010 war es Klaus Ernst, damals stellvertretender Vorsitzender der Linkspartei, der erklärte: »CDU-Chefin Merkel muß ihren Vize für diese Entgleisung in die Schranken weisen« – gemeint war Roland Koch, der eine Arbeitspflicht für Hartz-IV-Empfänger gefordert hatte. Im vergangenen Februar trug sich Sahra Wagenknecht ebenso großkotzig in die Nutzerliste für den Textbaustein ein: »Merkel muß den Schreihals Dobrindt endlich in die Schranken weisen, bevor er noch größeren Schaden anrichtet« – Thema war die Euro-Krise und der Vorschlag des CSU-Generalsekretärs, Griechenland aus dem Währungsverbund auszuschließen.
Gerne rufen Kritiker der Regierung auch die »Richtlinienkompetenz« an – ein Wortungeheuer, das ebenfalls den hierzulande schwerwiegenden Verdacht nähren soll, die gemeinte Person sei als Autorität oder Führer/in ungeeignet. Bereits im Mai 2007 hatte beispielsweise die Regionalgruppe Bergstraße der Republikaner verlautbart: »Nach der Entscheidung von Umweltminister Gabriel, dem Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Biblis, Block A, nicht zuzustimmen, fordern die Republikaner als letzte Rettungsmöglichkeit, daß Bundeskanzlerin Merkel von ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch macht und dem Minister eine Anweisung erteilt.« Im Juni 2010 wurde gemeldet: »Der Chef der Linkspartei, Klaus Ernst, wirft Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach dem ergebnislosen Opel-Gipfel im Kanzleramt einen Verlust der Richtlinienkompetenz vor.« 2008 veröffentlichte Bärbel Höhn für die grüne Bundestagsfraktion eine Pressemitteilung mit der Headline: »Ministerstreit um Kohle: Merkel muß Glos in die Schranken weisen.« Im Text hieß es: »Bundeskanzlerin Merkel muß jetzt von ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch machen und die dauernden Querschüsse des Wirtschaftsministers gegen ihre Klimapolitik beenden. Sonst nimmt ihre angeschlagene Glaubwürdigkeit als Klimaschützerin weiteren Schaden.« So tickt das deutsche Politikergemüt: Statt sich darüber zu freuen, daß die Konkurrenz Probleme kriegen könnte, äußert sich in der geheuchelten Sorge um deren Ruf demonstrativ die nationale Verantwortung.
Äußerst beliebt unter den wichtigtuerischen Blödformeln ist auch der Vorwurf, die Chefin habe die Kontrolle über ihre Heerscharen und Hilfskräfte verloren – demokratischer Führerkult auf Krabbelgruppenniveau. Im vergangenen Februar war es SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, derzeit mit Wagenknecht im Wettbewerb um die Rolle der Frontfrau des sozialistischen Populismus, die eine Pressemitteilung entsprechend betitelte: »Angela Merkel hat ihr Kabinett nicht mehr im Griff.« Es ging um die Euro-Krise, und deshalb mußte zur Ergänzung noch folgender Satz angehängt werden: »Die Kanzlerin eiert, und mit ihr die gesamte Regierungsbank.« Ähnliches war im August zu erfahren, als die SPD-Bundestagsfraktion eine Pressemitteilung zum Thema Griechenland/Euro-Zone herausgab: »Merkel hat ihre Koalitionäre nicht im Griff«, lautete die Headline. Im Text wurde die Misere kraftvoll illustriert: »An der ganzen Misere ändert auch ihr Versuch eines Machtwortes nichts.« Selbstverständlich muß auch die Linke zeigen, daß ihr intellektueller Status kaum zu unterbieten ist: »Merkel hat ihren Laden offenbar nicht mehr im Griff«, urteilte Dagmar Enkelmann mit schneidender Schärfe im Februar, und einen Tag später ergänzte Gregor Gysi die Analyse: »Merkel hat die Koalition nicht mehr im Griff.«
Ende August war nun auch für Renate Künast das Maß voll. Angesichts der Streitigkeiten um die angemessene Behandlung Griechenlands mußte sie feststellen: »Merkel hat ihren Laden nicht im Griff« – eine Monotonie, die beinahe einen herzlichen Dank an Frank- Walter Steinmeier verlangt, denn immerhin vermochte er es, die Basta!-Sehnsucht in völlig neue Worte zu kleiden: »Frau Merkel sieht zu, wie sich die Fachminister untereinander zerlegen, die ordnende Hand des Kanzleramtes wird nicht sichtbar.«
Als Anfang September unter dem Stichwort »Altersarmut« wieder einmal der Streit um die Entsorgung ausgedienten Menschenmaterials in Schwung kam, forderte Linken- Fraktionschef Gysi, die Kanzlerin müsse das Thema zur »Chefsache« machen – ebenfalls ein gern genutzter und autoritätsfixierter Textbaustein bei der Verrichtung oppositioneller Aufgaben. Welche Hoffnung, so würde man im Normalfall fragen, sollten durchschnittliche Rentner aus dem Umstand ziehen, noch engere Betreuung von der Vorsteherin eines Vereins zu erfahren, der seit Jahren verkündet, das Altsein müsse billiger werden? Falsch gefragt, würde Gysi sagen. Er möchte klarstellen, daß schon viel gewonnen wäre, wenn das Problem ganz oben und offiziell als dringlich anerkannt wird. Daß die Kanzlerin von der Linken genau dazu erst aufgefordert werden muß, davon verspricht er sich mehr Zuspruch für seine Partei.
Sind Politiker in Ermangelung auch der ganz hanswurstigen Argumente auf ihre nackte Existenz als Oppositionelle zurückgeworfen, fällt ihnen gerne der billigste aller Textbausteine ein: die heiße Luft. »Demographiepläne der Regierung sind nur heiße Luft«, betitelte die SPD Bamberg im vergangenen April eine Pressemitteilung. Als »heiße Luft« bezeichnete im August Matthias Miersch, der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, das neue Energiesteuer- und Stromsteuergesetz – während, nebenbei bemerkt und typischerweise, seine eigene Partei keinerlei Aktivitäten vorweisen kann, die die von ihm beklagte Bevorzugung der Großindustrie stoppen würden. Als vor einigen Wochen der CDU-Landtagsabgeordnete Konrad Epple eine Biogasanlage im baden-württembergischen Eberdingen besichtigte, erklärte er den 30 Gästen mit Blick auf Stuttgart: »Das ist doch was ganz anderes als im Landtag, wo speziell von der grünroten Regierung auch oft heiße Luft erzeugt wird.« Bezüglich der nationalen Energiepolitik hatte es sich im Mai auch die Linkspartei in Person von Eva Bulling-Schröter mit Blick auf Merkels Linie nicht nehmen lassen, über »heiße Luft« zu klagen, während Parteisoldatin Ulla Jelpke bereits im November 2011 angesichts eines von der Regierung vorgelegten Aussteigerprogramms für Linksextremisten geschrieben hatte: »Das ganze Programm besteht aus heißer Luft.«
Ihr Gesellenstück in der Kunst des Opponierens lieferte Ende August die grüne Verteidigungsexpertin Katja Keul ab – erwähnenswert deshalb, weil es als prächtiges Exempel regierungskritischer Unverfrorenheit gelten darf. Energisch und »empört« forderte Keul, die Regierung müsse wegen der dortigen »Menschenrechtsverletzungen « auf die anstehende Ausfuhr von Kampfpanzern nach Indonesien verzichten, wenn sie es »mit ihren Lippenbekenntnissen zu einer verantwortungsvollen Rüstungsexportpolitik « ernst meine. Daß solche Forderungen aus einer Partei kommen, die sofort nach ihrem erstmaligen Eintritt in eine Bundesregierung den Ausfuhrbedarf der heimischen Kriegsindustrie kräftig förderte, wurde nirgends als Kommunikationskatastrophe wahrgenommen. Seinerzeit hatte der »Spiegel« gemeldet: »Deutschland hat 1999 unter der rotgrünen Bundesregierung mehr Rüstungsgüter exportiert als in den Vorjahren unter der Kohl-Regierung. Spitzenreiter unter den Empfängern deutscher Rüstungsprodukte ist mit weitem Abstand das immer wieder wegen Menschenrechtsverstößen kritisierte Nato-Mitglied Türkei. « Das Beispiel illustriert gleichzeitig sehr hübsch, dass gewisse Interessen unabhängig vom Streit der Parteien walten.
In geradezu behaglicher Stimmung sind Oppositionelle anzutreffen, wenn sie der Regierung die befugte Nutzung fremden geistigen Eigentums nachweisen können. Im Februar 2010 war im Nachrichtenportal »News.de« folgende Meldung zu lesen: »Die Bundesregierung hat zwar fahrlässig lange gebraucht, aber am Ende hat sie die Ideen der SPD übernommen: So liest der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank- Walter Steinmeier den Entwurf der schwarzgelben Koalition zum neuen Mandat in Afghanistan. Sowohl die Verdopplung der Entwicklungshilfeausgaben in Afghanistan als auch die Truppenaufstockung von 4.500 auf 5.350 Bundeswehrsoldaten seien Ideen seiner Partei gewesen.« Für 2013 bedeutet diese explosive Enthüllung ganz bestimmt: Wahlsieg!
Als Jürgen Trittin kürzlich im »Zeit«-Interview mit der Feststellung konfrontiert wurde, trotz aller Kritik hätten die Grünen Merkels Euro-Politik letztlich doch stets mitgetragen, lautete die Antwort so: »Ich sehe das genau andersherum: Am Ende war die Regierung stets gezwungen, das zu tun, was die Grünen forderten. « Unter Schröder, das könnte Trittin bezeugen, war das anders. Um die Renten zu kürzen, den Hungerlohn zum Normalfall zu machen und den Reichtum steuerfrei zu stellen, hatte Rotgrün keine parteifremden Anregungen benötigt. Sondern einfach das Herz sprechen lassen.
Ralf Schröder schrieb in KONKRET 9/12 über das Ansinnen einer Volksabstimmung in Sachen Euro- Zone
Konkret 10/12, S. 12

DIE UEBERWIEGENDE MEHRZAHL DER PSYCHOTHERAPEUTINNEN SIND FRAUEN

„DIE UEBERWIEGENDE MEHRZAHL DER PSYCHOTHERAPEUTINNEN SIND FRAUEN“ – (Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen)

„Aus einem verzagten Arsch kommt selten ein fröhlicher Furz.“  – Martin Luther

genus sexus

 

Von JULIAN REICHELT

Sechs erwachsene, geistig klare Menschen sprechen in einer gebührenfinanzierten Talkshow („Hart aber fair“) über Gleichberechtigung. Argumente, Spitzen – ein paar Zoten. Ein in einem freien Land wundervoll normaler Vorgang. Dann schlägt der Irrsinn der ARD-Gremien zu.

Weil der „Deutsche Frauenrat“ Frank Plasbergs Sendung „Sexismus“ und „ungeheuerlichen Machtmissbrauch“ vorwirft, schreitet der Rundfunkrat ein. Im Rundfunkrat sitzen Politiker und Kirchenvertreter.

Sie nennen die Sendung „unseriös“ und empfehlen, diese nie mehr zu wiederholen und aus der Mediathek zu löschen. Zensur!

Das ist eine gefährliche Entwicklung. Politik, Kirchen, Verbände haben niemals zu beurteilen, welche Art Journalismus als „unseriös“ getilgt gehört. „Unseriös“ ist der schwammige Vorwurf, den Regime ohne Pressefreiheit gern erheben, um Medien zum Schweigen zu bringen.

Wem in unserem freien Land eine Talk-Sendung nicht passt, für den gibt es ein einfaches Mittel: ausschalten!

 

Der umstrittene Talk
Sexismus-Beschwerde! | Plasberg-Sendung mit Thomalla zensiert

 

 

22.08.2015

Von G. BRANDENBURG, N. HARBUSCH und F. KAIN

In Sachen Zensur sitzen Sie in diesem Fall ganz sicher in der ersten Reihe. 2,98 Millionen Zuschauer sahen am 2. März 2015 die ARD-Talkshow „Hart aber fair“. Moderator Frank Plasberg (58) hatte zum Thema Gleichberechtigung Gäste wie Schauspielerin Sophia Thomalla (25) und FDP-Vize Wolfgang Kubicki (63) eingeladen.

Ein halbes Jahr war die Sendung in der ARD-Mediathek abrufbar, doch in dieser Woche löschte der WDR den Gender-Talk! Der unglaubliche Vorgang: Am Dienstag hatte der WDR-Rundfunkrat nach einer Sexismus-Beschwerde von Frauenverbänden zwar von einer Rüge gegen Plasberg abgesehen, aber empfohlen, die Sendung aus dem Netz zu nehmen.

kubicki

Von der ARD gelöscht: Talkshow-Gast Sophia Thomalla (25)

Foto: Oliver Ziebe/WDR

 

WDR-Rundfunkrats-Vorsitzende Ruth Hieronymi zu BILD: „Die Auswahl der Gäste und die Gesprächsleitung waren für die Ernsthaftigkeit des Themas nicht ausreichend.“ Und auch der WDR-Programmausschuss urteilte: „Es ist mit einem gesellschaftlichen Thema in einer unseriösen Weise umgegangen worden – nicht zuletzt durch den Moderator.“

Aber was soll zu hart und unfair gewesen sein? BILD schaute sich die Sendung noch einmal an. Plasberg macht sich z.B. darüber lustig, dass es in Deutschland 190 Professoren für Geschlechterforschung gibt, 180 davon weiblich. Er mokiert sich, dass die Umbenennung eines „Studentenwerks“ in „Studierenden-Werk“ 1 Mio. Euro kostet.

Mehrfach prallen Gast Birgit Kelle („Gender gaga“) und Bloggerin Anne Wizorek („Auf Herrenklos gibt es selten Wickeltische“) aufeinander. Kubicki sagt zu Grünen-Fraktionschef Hofreiter: „Sie sehen ja schon gendermäßig aus.“

plasberg

Die Talkrunde bei „Hart aber fair“: Bloggerin Anne Wizorek, Anton Hofreiter (Grüne), Wolfgang Kubicki (FDP), Sophia Thomalla, Autorin Birgit Kelle und Moderator Frank Plasberg (von links)

Foto: Oliver Ziebe/WDR

 

Fazit: TV-Polit-Unterhaltung, eher harmlos! Trotzdem drückte der WDR die Löschtaste, sagte BILD: „Die Sendung war von Frauenverbänden und Gleichstellungsbeauftragten als unseriös empfunden worden und hatte zu Programmbeschwerden und zahlreichen Protestbriefen geführt. Die Redaktion musste zur Kenntnis nehmen, dass viele Frauen die Sendung offenbar anders empfunden haben, als sie gemeint war.“

 

Kommentar zum Thema von Julian Reichelt
Kommentar Irrsinn bei der ARD!

 

Talkshow-Gast Wolfgang Kubicki fordert jetzt: „Die Sendung muss wieder raus aus dem Giftschrank, rein in die Mediatheken. In welchem Land leben wir, wenn feministische Extremisten in der Lage sind, mit einem organisierten Shitstorm die Meinungsfreiheit einzuschränken?“

Sophia Thomalla: „Ich als Frau soll frauenfeindlich sein? Immer wieder erstaunlich, was Frauen sich so einfallen lassen, um Frauen vor so Frauen wie mir zu beschützen. Verbote von Meinungen kenne ich eigentlich aus dem Geschichtsbuch.“ Frank Plasberg wollte sich nicht äußern.

http://www.bild.de/news/standards/julian-reichelt/irrsinn-bei-der-ard-42277336.bild.html

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four-apes

Vom Pyrrhus-Sieg zum feministischen Supergau

Wie nahe Sieg und Niederlage beeinander liegen, das erleben derzeit die Frauenverbände und Frauenräte, denen die Meinungsfreiheit in Deutschland zu weit geht. Gerade haben sie beim WDR Rundfunkrat durchgesetzt, dass die Sendung “Hart aber Fair, Nieder mit den Ampelmännchen – Deutschland im Gleichheitswahn” aus der Mediathek gelöscht wurde, da bricht ein Sturm der Berichterstattung über die Frauenräte herein.

WDRKaum ein deutsches Medium scheint sich die Geschichte entgehen lassen zu wollen, niemand will in seinem Beitrag auf den obligatorischen Link auf YouTube verzichten, wo die Sendung vom 2. März immer noch zu sehen ist – in ihrer ganzen Länge und Lächerlichkeit – jedenfalls meinen die sich beschwerdenden Frauenräte, dass die Sendung den Genderismus und das Gender Mainstreaming lächerlich gemacht habe. Als bräuchte es dazu die Sendung von Plasberg, als reichten die Vorschläge zur Sprachverhunzung, *X_Innen, zu Unisextoiletten, zu Frauenquote im Cockpit nicht aus, um den Genderismus lächerlich zu machen.

Und nun, nachdem sie es durchgesetzt haben, das Plasbergs Sendung aus der Mediathek des WDR gelöscht wurde, dass sie herauszensiert wurde, nun haben sich die Frauenräte und -verbände mit ihrer Beschwerde-Onanie vollständig der Lächerlichkeit preisgegeben (Man muss in diesem Zusammenhang von Onanie sprechen, denn wie wir gezeigt haben, enthalten die vermeintlichen Beschwerden keinerlei Argument).

Die Lächerlichkeit und Peinlichkeit der Frauenräte, sie hat klar benennbare Ursachen:

Offensichtlich hält der Genderismus nicht einmal eine Talkshow aus, in der die obligatorische politische Korrrektheit, die offensichtlich der Wohlfühlfaktor für Genderisten ist, nicht eingehalten wird.

Offensichtlich fehlt es dem Genderismus an “Fachlichkeit“, wie die Frauenräte es wohl nennen würden, um sich in der Diskussion mit anderen zu behaupten.

Offensichtlich fehlt es den Genderisten an Argumenten, mit denen sie der Kritik, die am Genderismus vorgebracht wird, begegnen können (Dass dem so ist, wird darin dokumentiert, dass die einfachen Fragen nach der wissenschaftlichen Grundlage, dem Erkenntnisinteresse und dem Erkenntnisgewinn von Gender Studies, die wir nun schon seit Monaten an entsprechende Lehrstuhlbesetzer gestellt haben, immer noch unbeantwortet geblieben sind.).

scully facepalmOffensichtlich haben Genderisten Angst vor Meinungsfreiheit, Angst davor, in der richtigen Welt, außerhalb ihrer universitären und instutionellen Schutzräume auf die Wirklichkeit zu stoßen, mit der Wirklichkeit konfrontiert zu werden. Deshalb muss die Wirklichkeit zensiert werden. Deshalb müssen Meinungen, die mit Fakten und somit auf Basis der Wirklichkeit begründet werden, unterdrückt am besten verboten werden.

Und was sind Organisationen, Räte, Einzelakteure, die durch eine Talkshow aus dem Gleichgewicht geworfen werden, die keine Argumente zur Verteidigung der eigenen Sache vorbringen können, die nur heulend zum nächsten Patriarchen laufen können, um dort darum zu betteln, dass ihr Schutzraum, in dem sie weder von Realität noch von anderen Meinungen behelligt werden, wieder hergestellt wird?

Peinlich und lächerlich!

Und deshalb wird sich der Pyrrhus-Sieg in Kürze zum feministischen Supergau entwickeln: Darüber lacht das Land, schon deshalb, weil die Frauenräte es geschafft haben, dass eine Sendung, die fast in Vergessenheit geraten war, eine neue YouTube Karriere gestartet hat und sich viraler Nachfrage erfreut.

http://sciencefiles.org/2015/08/22/vom-pyrrhus-sieg-zum-feministischen-supergau/

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Schriftsteller, Gruppensex und Sprachmörder (Teil 1)

Bernhard Lassahn   22.08.2015

 

Wissen deutsche Schriftsteller überhaupt noch, wie sie heißen und was sie sind? Wollen sie wirklich gleichgestellt werden? Warum lügen Sexisten so gerne?

Gibt es Antworten? Es sieht nicht danach aus. Beim diesjährigen Schriftstellerkongress hat der Landesverband Berlin/Brandenburg vorgeschlagen, den „VS Verband deutscher Schriftsteller“ in „VSS Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ umzubenennen.

Warum? Warum nicht?

Schwer zu sagen. Sie konnten sich nicht einigen. Nun wollen sie eine Umfrage durchführen. Ich finde, sie sollten es lassen. Es ist blamabel genug! Wenn die Schriftsteller heute nicht mehr wissen, wie sie sich nennen sollen, schlage ich den Namen ‚Club der toten Dichter’ vor. Oder wenn ihnen das lieber ist: ‚Club der toten Dichterinnen und Dichter’.

Wenn die Schriftsteller aufgrund ihres besonderen Umgangs mit der Sprache, den man eigentlich von ihnen erwartet, nicht in der Lage sind, selbst eine passende Bezeichnung zu finden, dann müssen sie eben eine Werbeagentur beauftragen oder eine Expertin wie der/die/das Profx Hornscheidt von der Humboldt-Universität um Rat bitten, die vermutlich „Schriftstellx“ vorschlagen würde oder aber bei den Abgeordneten der Grünen, der Linken, der SPD oder der CDU/CSU nachfragen, welche Bezeichnung man ihnen entsprechend der aktuellen Gesinnungslage zubilligt.

Warum konnten sie sich nicht einigen? Dagegen sprach unter anderem, dass die Namensänderung mit nicht unbeträchtlichen Verwaltungskosten verbunden ist und dass der Name inzwischen eine gewisse Tradition hat (als wenn es keine wirklich gewichtigen Gründe gäbe, die dagegen sprechen), dafür sprach nur ein einziges Argument: der Gleichstellungsaspekt.

Das sehe ich ganz anders. Der Gleichstellungsaspekt ist kein Argument dafür, sondern dagegen. Gleichstellung und Schriftsteller: das geht gar nicht!

Es ist nicht die Aufgabe der Schriftsteller, Gleichstellungspolitik zu betreiben, sondern vielmehr, sich ihr entgegenzustellen. Schriftsteller sollten die Falschheiten dieser Politik nicht besinnungslos übernehmen, sie sollten sie vielmehr aufdecken. Schriftsteller hätten dazu auch die geeigneten Werkzeuge: ihren Sinn für Sprache.

Menschen sind nicht gleich. Gruppen sind es auch nicht.

Was bedeutet Gleichstellung? Gleichstellung geht von Gruppen aus und geht über Individuen hinweg. Das Zauberwort der Gleichstellung heißt: gruppenbezogen. Das heißt, dass Gleichstellung stets auf „Gruppen bezogen“ erreicht werden soll. Dazu wird zunächst die Existenz einer Gruppe behauptet, die an die Stelle des mündigen Bürgers tritt, der gerade krank geschrieben ist. Er wird von nun an von einem fiktiven Kollektiv vertreten, das über seinen Kopf hinweg gebildet wurde.

Da darf man sich schon fragen, ob es diese Gruppe überhaupt gibt und – falls nicht – ob es sie denn geben sollte. Gibt es diese gigantische Großgruppe „der“ Frauen wirklich oder wird sie nur beschworen? Sollte es sie etwa in Zukunft geben? Und gibt es entsprechend dazu – im Schatten dieser Frauengruppe – die gleichgeschaltete Gruppe „der“ Männer?

Wenn man einen Sinn für Geschichte hat, fragt man sich außerdem: Seit wann gibt es diese Gruppen? Warum gab es sie nicht schon vorher? Worin liegt das Versäumnis der bisherigen Sichtweise, die eine solche Gruppenbildung nicht vorgenommen hat? Ist es überhaupt ein Versäumnis?

Ich will nicht länger um den kalten Brei herum reden: Ich halte die pauschale Unterteilung in Männer und Frauen für grundfalsch. Damit wird nachhaltig Schaden angerichtet. Einen Nutzen sehe ich nicht. Derjenige, der diese Unterteilung durchsetzen und sprachlich deutlich machen will – bzw. diejenige, die das will – ist jetzt gefragt; er – bzw. sie – ist in Beweisnot; er ¬– bzw. sie – soll erklären, warum er ¬– bzw. sie – das sinnvoll findet. Ich finde es nicht sinnvoll.

Falsch finde ich die Unterteilung, weil die Unterschiede innerhalb so einer Pseudo-Gruppe, wie man sie korrekterweise nennen sollte, dermaßen groß sind, dass es sich von selbst verbietet, die vielen verschiedenen Einzelpersonen zu einer Einheit zusammenzufassen, die in Wirklichkeit keine ist. Da wird ein einzelnes Merkmal einer Person (womöglich eins, das dem Betreffenden gar nicht so wichtig ist) rausgepickt und, nur weil sich dieses Merkmal auch bei anderen findet, wird er mit denen in eine Schublade getan, obwohl er mit ihnen so gut wie nichts gemeinsam hat.

Erich Kästner hat einmal ein Gedicht geschrieben, in dem er die Müller-Partei vorstellte – eine neue Partei, bei der jeder Mitglied werden konnte, der zufälligerweise Müller hieß. Ansonsten hatte die Partei kein Programm, keinen gemeinsamen Nenner. Wer sowieso schon Müller hieß und natürlich von dem Projekt begeistert war oder wer in Zukunft den Namen Müller annehmen würde, um auch mit dabei zu sein, gehörte automatisch zur Partei von Max Müller:

 

Müller liebte alle Klassen.

Politische Meinungen hatte er keine.

Wichtig war ihm nur das eine:

Sämtliche Müllers zusammenzufassen.

 

Kästner hatte die Machenschaften durchschaut. Er hat sich Fragen gestellt, die wir uns auch stellen sollten: Welche Interessen stehen hinter so einer Gruppenbildung? Wir ahnten es schon. Die Müllers verschafften sich Vorteile. Das war alles. Der faule Zauber beruhte allein auf der willkürlichen Gruppenbildung, bei der das windige, aber zugleich ausschlaggebende Kriterium allein der Nachname „Müller“ war.

Sexismus geht uns alle an. Aber was ist eigentlich Sexismus?

Bei der Gleichstellungspolitik ist das Geschlecht das ausschlaggebende Kriterium. Genau gesagt: das biologische Geschlecht, auch wenn ständig von „gender“ die Rede ist, womit das soziale – neuerdings spricht man auch vom „kulturellen“ – Geschlecht gemeint sein soll. Es kommt jedoch in keiner Statistik vor. Auch bei keiner Quotenregelung.

Das kann es auch nicht; denn ein soziales oder kulturelles Geschlecht ist nicht eindeutig feststellbar. Damit kann man keine Politik machen. Damit kann man keine Gruppen bilden. Das geht nur mit einem klaren Entweder-oder-Kriterium. Es geht also doch immer nur um das biologische Geschlecht, oder volkstümlich gesagt: um das, was man in der Unterhose hat. Während es zur Zeit der Müller-Partei genügte, den Ausweis vorzuzeigen, um das entscheidende Erkennungszeichen zu präsentieren, heißt es heute: Hose runter!

Aber ist die Geschlechtszugehörigkeit wirklich ein brauchbares Kriterium, um Schriftsteller, die bekanntlich mit Sprache arbeiten und nicht etwa im horizontalen Gewerbe tätig sind oder eine Sauna betreiben, in Gruppen einzuteilen und angemessen zu etikettieren? Für Sexisten schon. Für die geht es immer nur um das eine. Sowieso. Für andere wiederum ist es kein geeignetes Kriterium.

Damit drängt sich die Frage auf: Was sind Sexisten? Das sind Leute, für die ihre Zugehörigkeit zu einem der beiden Geschlechter das entscheidende Kriterium ist, hinter dem alle anderen Aspekte – und zwar alle anderen – zurücktreten. Sehen wir uns so einen Sexisten näher an. Viele halten ihn für einen unangenehmen Zeitgenossen, der von einem übermäßig starken Begehren befallen ist. Er ist in etwa das, was man früher einen Erotomanen nannte. So jemand erzählt womöglich zweifelhafte Witze. So jemand ist sexbesessen, vielleicht sogar sexsüchtig. Das lässt – hoffentlich – irgendwann nach.

Das ist auch nicht weiter schlimm. So jemand hat gewisse Probleme mit seinem Sexleben – und das wird wiederum für Leute, die damit belästigt werden, zum Problem. Doch solche Kleinkriege verbleiben in einem überschaubaren Personenkreis. Solange man so jemanden relativ problemlos meiden und leicht abwimmeln kann, stellt er keine Gefahr dar. Er wird schon merken, wo er Freunde findet und wo nicht.

Schlimmer sind Leute, die vermutlich auch Probleme mit ihrem Sexleben haben, sich aber hauptsächlich um die Intimitäten anderer kümmern, speziell um Leute, die sie gar nicht kennen, deren Leben sie aber regulieren möchten. Es geht ihnen um alle. Und um alles. Sie treten mit dem Anspruch auf, am besten zu wissen, wie Menschen heutzutage ihr Privatleben gestalten müssen und sie versuchen, ihre aktuellen Vorstellungen mit ständig neuen Vorschriften durchzudrücken, wobei sie sich selbst als Gutmenschen und alle anderen als Schlechtmenschen darstellen.

Bei dieser Sorte von Sexisten geht es um Politik. Es geht um einen umfassenden Macht- und Geltungsanspruch. So ein Sexist beansprucht allein schon aufgrund der Zugehörigkeit zu einem der beiden Geschlechter eine grundsätzliche Überlegenheit, ganz unabhängig davon, ob er selber ein abwechslungsreiches Nachtleben hat oder nicht. Er sieht sich als Mensch erster Klasse, weil bei ihm Sex ganz oben auf der Liste seiner Wertmaßstäbe steht. Danach kommt lange nichts. So sind sie. Sexisten haben alle dieselbe Brille, durch die sie die Welt betrachten.

Es ist doppelt schlimm. Erstens fühlt sich ein Sexist allen des jeweils anderen Geschlechts überlegen. Ohne guten Grund. Auch ohne schlechten Grund. Er fühlt sich grundsätzlich allen vom anderen Ufer überlegen, nur weil er sich zum „besseren“ Geschlecht rechnet („besser“ natürlich in Anführungszeichen, weil es ein besseres Geschlecht nicht gibt). Zweitens fühlt sich so einer auch den eigenen Geschlechtsgenossen überlegen, sofern sie nicht ebenfalls Sexisten sind und – so wie er es tut – die Geschlechtszugehörigkeit als das alles entscheidende Kriterium ansehen. Sexisten sind so etwas wie die Neuen Herrenmenschen.

Der offensichtliche Sexismus der Frauen, den niemand sehen soll

Viele halten Sexismus für eine reine Männerkrankheit. Den Eindruck kann man leicht haben; denn Sexismus begegnet einem zumeist als Vorwurf, der von Frauen gegen Männer erhoben wird. Doch hinter dem Schleier der Empörung verbergen Frauen ihren eigenen, sehr speziellen Sexismus. Frauen sind auch sexistisch. Besser gesagt: Feministen sind es. Sie sind es grundsätzlich. Sie haben damit angefangen.

Wir sollten an dieser Stelle nicht abwinken und uns auf ein voreiliges Unentschieden einlassen, als gäbe es halt auf beiden Seiten Sexisten, und die Sache wäre irgendwie ausgeglichen. Das ist sie nicht. Feministen haben inzwischen die politische Macht und sie haben auch die öffentliche Meinung – und die so genannte Defma (Definitionsmacht) – auf ihrer Seite. Es gibt in dieser Sache keine Gleichverteilung. Wenn wir das auf die politische Ebene übertragen wollen, müssen wir uns zwei Nachbarländer vorstellen, von denen eines von beiden Vernichtungswaffen besitzt das andere aber nicht.

Feministen haben „Sexismus“ zu ihrem Kampfbegriff gemacht und sind nun die Nutznießer in einem abgekarteten Spiel, in dem Männer nicht etwa Täter, sondern ausschließlich Opfer sind. Eine Bemerkung, die als sexistisch verstanden wird, kann die Karriere eines Mannes gründlich ruinieren. Aktuelles Beispiel ist der Nobelpreisträger Tim Hunt, der wegen angeblichen sexistischen Äußerungen* seine Stelle am University College London aufgeben musste. Dabei hat er keiner einzigen Frau etwas angetan, nur der imaginären Gruppe „der“ Frauen. Deshalb konnte es auch keine Entschuldigung oder Richtigstellung geben. Keine Verwarnung. Keine Möglichkeit, Einspruch zu erheben.

Gleichstellungspolitik ist sexistisch. Feministen, die sich per Definition als Sexisten sehen, sind die treibende Kraft hinter der Gleichstellungspolitik, so wie Max Müller die treibende Kraft hinter dem Erfolg der Müller-Partei war. Die Feministen haben Erfolg, sie haben es tatsächlich geschafft, die beiden Pseudo-Gruppen „die“ Männer und „die“ Frauen in die Welt zu setzen und daraus ihre Vorteile zu ziehen.

Am Anfang dieser Entwicklung stand die Einrichtung des Ministeriums für „Frauen“. Damit wurde ein neuer Zuständigkeitsbereich geschaffen, eine neue falsche Verallgemeinerung wurde in Beton gegossen. Sie hatte fortan Gesetzeskraft. Sie ist total, sie ist gnadenlos, sie kennt keine Ausnahmen: Frau oder Nicht-Frau – das ist die Frage. So wurde nach und nach eine Politik etabliert und ausgebaut, die man, wenn man es freundlich formulieren will, als Müllerismus bezeichnen kann – weniger freundlich als neu eingekleideten Rassismus.

Wie soll man sensible mit der großen Axt umgehen?

Natürlich wird ständig betont, dass es „die“ Frauen in Wirklichkeit nicht gibt und dass man keinesfalls verallgemeinern dürfe – und dann wird genau das getan. Gleichstellung geht mit dem Charme einer Planierraupe grundsätzlich gruppenbezogen vor und sorgt dafür, dass die beiden Pseudo-Gruppen überall da, wo man sie beobachtet, gleich groß sind. Wenn nicht, dann sollen sie künstlich angeglichen werden.

Um diesen Prozess voranzutreiben, soll die Gruppe „der“ Frauen bei jeder Gelegenheit erwähnt werden. Daher gibt es Sprachvorschriften für „geschlechtersensible“ Sprache, die eine Doppelnennung wie „Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ verpflichtend macht. Es gibt bereits Hochschulen, die Arbeiten von Studenten ablehnen, wenn sie dieser Pflicht nicht nachkommen.

Oder sie drohen mit Punktabzug. „Du kannst das Ganze natürlich ignorieren“, schrieb eine Tutorin im Auftrag ihrer Dozentin an der TU Berlin einem Studenten des Studiengangs Verkehrswesen; sollten ihm dann allerdings die entscheidenden Punkte fehlen, dann „ … wirst du dich ärgern“, schrieb sie weiter, „denn da hilft dann auch alles diskutieren nichts.”

Der Student war irritiert, als er die Richtlinien zum Abfassen wissenschaftlicher Arbeiten gelesen hatte, da stand nämlich: „Auch die korrekte Verwendung von männlichen und weiblichen Ausdrucksformen und somit einer gendersensiblen Sprache wird in einer wissenschaftlichen Arbeit erwartet. Allgemein bedeutet Gender Mainstreaming ‚bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt.’ BMFSFJ 2012“

Aha. Das steckte also dahinter: das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, kurz BMFSFJ, das Zentrum der weiblichen Sexisten, die Kommandozentrale der gruppenbezogenen Gleichstellungspolitik. In deren Welt gibt es nur zwei große Gruppen, die Gruppe der Müller und die der Nicht-Müller – sorry: die der Frauen, die der Männer. Das Ministerium sieht die Welt als Scheibe. Zweidimensional. Deshalb glauben sie, dass es in der Sprache ausschließlich „männliche und weibliche Ausdrucksformen“ gibt. Nur diese beiden. Mehr nicht. Mehr braucht ein Sexist nicht. Denn er sieht erstens bis zehntens sein eigenes – gutes – Geschlecht und sieht unter ferner liefen das – weniger gute – andere. So einfach.

Doch die Sprache ist nicht so einfach wie die Weltsicht der Sexisten. Die Sprache kennt grammatische Formen, die wir „männlich“ oder „weiblich“ nennen (was nichts mit Menschen zu tun hat, die wir so nennen) und die obendrein übergeschlechtlich sein können. Außerdem kennt die Sprache das Neutrum. Das Ministerium nicht. Das Ministerium verkündet, dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt. Gibt es nicht. Hamwer nicht. Kriegen wir auch nicht wieder rein. Basta.

Was einen Sexisten nicht interessiert, gibt es nicht. Wenn das Ministerium „korrekt“ sagt, meint es nicht „korrekt“ im Sinne eines korrekten Gebrauchs der Grammatik oder „korrekt“ im Sinne einer richtigen Darstellung eines Sachverhalts, sondern „korrekt“ im Sinne der Gleichstellungspolitik. Die Politik versucht, die vielfältigen Möglichkeiten der Sprache so zu reduzieren, dass damit bloß noch ihre primitive Weltsicht ausgedrückt werden kann.

Also muss unser armer am Verkehrswesen interessierter Student (gemeint ist der Straßenverkehr, nicht der Geschlechtsverkehr), die „Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern“ separat aufführen, auch wenn er es gar nicht will, weil er dafür keinen Grund sieht und er auch keine unterschiedliche Interessen von Frauen und Männer erkennen kann (aber so tun muss, als gäbe es welche und als wären die ganz, ganz wichtig). Er will auch die Verkehrsteilnehmer nicht als zwei von einander Gruppen darstellen, sondern als eine einzige mit einem gemeinsamen Interesse in einer konkreten Lebenssituation, in der es keine Rolle spielt, ob jemand männlich oder weiblich ist. Das darf er nicht. Das gibt Minuspunkte.

Wieso fühlt sich eigentlich das Ministerium mit der Buchstabenkombination BMFSJSF zuständig für den Sprachgebrauch an der TU Berlin? Noch eine Frage: Warum orientiert sich eine Dozentin, die eigentlich die Freiheit der Wissenschaft schätzen müsste, an den Marotten der aktuellen Frauenpolitik, die sie, wenn sie – was wir annehmen dürfen – intelligent ist, leicht als falsch zumindest als fragwürdig erkennen könnte? Warum hat sie ihren kritischen Geist, den sie sicher hat, kurzzeitig ausgeschaltet? Ganz einfach. Weil es eine übergreifende Seilschaft der Sexisten gibt. Da treffen sich Schwestern im Geiste. Für Sexisten ist nun mal die Geschlechtszugehörigkeit das aller- allerwichtigste.

Die Tutorin und die Dozentin sehen die Welt durch die neue 2-D-Sexisten-Brille, die im Ministerium mit den vielen Buchstaben Pflicht ist. Sie teilen dieselbe Weltanschauung. Das richtige Geschlecht hat bei ihnen grundsätzlich Vorfahrt. Glücklicherweise gehören sie selbst dazu. Alles, was sonst noch von Bedeutung sein könnte, ist zweit- oder drittrangig. Zum Beispiel das wissenschaftliche Arbeiten an einer Hochschule. Oder die sprachlich und sachlich korrekte Darstellung in der Hausarbeit eines Studenten (der übrigens nicht zum richtigen Geschlecht gehört). Oder die Wahrheit.

Die Tutorin hat den Studenten angelogen. Sie hat ihm geschrieben: „Bei der gendersensiblen Sprache handelt es sich nicht um eine Empfehlung, sondern um Vorgaben seitens der TU Berlin … Dies hat einfach damit zu tun, dass sich die Gleichstellung von Frau und Mann inzwischen als gesellschaftlicher Konsens auch in wissenschaftlichen Ausarbeitungen niedergeschlagen hat. Und dafür gibt es tatsächlich (im weiteren Sinne) auch rechtliche Vorgaben in verschiedenen Bereichen …“

Stimmt das? Gibt es wirklich einen „gesellschaftlichen Konsens“, der sich auch in wissenschaftlichen Ausarbeitungen „niederschlägt“? Wir wissen es nicht. Aber eines wissen wir: Die „rechtlichen Vorgaben“, von denen die Tutorin schreibt, gibt es nicht. Das schrieb sie zwar. Doch es stimmt nicht. Der irritierte Student wandte sich an die Rechtsabteilung und erhielt die Auskunft, dass es eine Vorgabe, die so genannte geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, nicht gibt.

Hatte ihn die Tutorin fahrlässig oder vorsätzlich angelogen? Egal. Sie gehört zum richtigen Geschlecht. Wer tatsächlich glaubt, dass sich so jemand irgendwann einmal entschuldigen oder sich auf eine ernsthafte Diskussion über die gendersensible Sprache einlassen würde, der kennt Sexisten nicht.

Sie sind an der Macht. Sie lügen, weil sie es können. Niemand hindert sie. Das trifft sich gut. Denn sie könnten ihre Vorstellungen gar nicht anders – womöglich mit überzeugenden Argumenten – durchsetzen. Es geht nur mit Lügen. Es geht nur ohne Begründungen. Sie haben Erfolg damit. Sie haben inzwischen die Sprache der Bürokratie erobert. Auch die Sprache der Politik. Auch die Sprache im öffentlichen Raum. Nun greifen sie nach der Sprache der Wissenschaft, von der man eigentlich annehmen sollte, dass sie resistent ist. Ist sie das?

Als nächstes ist die Sprache der Schriftsteller dran. Was werden die Schriftsteller tun? Werden sie klein beigeben?

 

Fußnote*

Tim Hunt hatte überlegt, ob es für die Wissenschaft besser wäre, wenn Männer und Frauen getrennt in Labors arbeiten, weil sie sich ansonsten ineinander verlieben. Das war eine launige Überlegung – ohne Anspruch, das auch umzusetzen. Es war ein Scherz. Warum gilt das als sexistisch? Es ist nicht nur eine Position, die man durchaus vertreten darf, es ist sogar eine, die bei anderer Gelegenheit von Feministen selber vertreten wird. Denn sie sind es, die ernsthaft eine Geschlechter-Apartheid wollen. An jedem Girls’ Day wird eine strenge Geschlechtertrennung vorgenommen.

 

 

Und nun?

  • Im zweiten Teil geht es darum zu zeigen, dass es grundsätzlich leicht möglich ist, mit Sprache zu lügen.
  • Im dritten Teil schauen wir Schriftstellern über die Schulter, wenn sie sich fragen: Wohin mit Herta Müller?
  • Im vierten Teil geht es um die Frage, was Sexisten wirklich wollen.
  • Im fünften und letzten Teil geht es um die grundsätzliche Frage, ob das grammatische und das natürliche    Geschlecht eins sind.

 

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Schriftsteller, Gruppensex und Sprachmörder (Teil 2)

Im ersten Teil wurde berichtet, dass der Verband der deutschen „Schriftsteller VS“ überlegt, sich in Verband deutscher „Schriftstellerinnen und Schriftsteller VSS“ umzubenennen, um den Gleichstellungsaspekt zu berücksichtigen. Ich habe zunächst erklärt, was Gleichstellung bedeutet: Es setzt ein gruppenbezogenes Denken voraus, bei dem die Gruppenbildung nach einem sexistischen Kriterium erfolgt – nämlich nach dem der nackten Geschlechtszugehörigkeit. Mit der Gleichstellung hat sich ein Sexismus breit gemacht, den man möglicherweise nicht bemerkt und als solchen hat. Sexisten haben ein nicht hinterfragtes Überlegenheitsgefühl, was dazu führt, dass sie ihre Vorstellungen vom richtigen Sprachgebrauch nicht zur Diskussion stellen, sondern mit Macht durchsetzen wollen. Was bedeutet das für Schriftsteller?

Mögen deutsche Schriftsteller Gruppensex? Wollen sie aufklären oder wollen sie betrügen? Sie müssen sich entscheiden.

Menschen sind nicht gleich. Dass man sie nicht gleichstellen kann, ist offensichtlich. Gruppen sind auch nicht gleich und lassen sich genauso wenig gleichstellen. Doch bei Gruppen fällt es nicht auf den ersten Blick auf. Damit es nicht doch irgendwann auffällt, werden bei der Gleichstellungspolitik immer nur Quantitäten gesehen, nie Qualitäten. Quantitäten kann man gleichstellen. Jedenfalls dann, wenn man sich nicht für Qualitäten interessiert. Es zählt dann nicht die Bedeutung der Worte, sondern die Häufigkeit, mit der sie verwendet werden.

Einem Schriftsteller ist das alles fremd. Ihm ist der Sexismus fremd, vor allem aber das gruppenbezogene Denken. Ein Schriftsteller – wie jeder andere Künstler – ist ein individueller Fall. Schreiben ist etwas sehr Persönliches. Ein sexuelles Erlebnis ist es auch.

Wenn sich ein Schriftsteller einer Sichtweise unterwirft, die gruppenbezogen ist, dann verliert er seine Individualität und damit gleichzeitig seine Qualität. Darauf kommt es, wenn er sich der Gleichstellung unterwirft, nicht mehr an. Es ist dann nicht mehr so wichtig, ob sein Text gut oder schlecht, wichtiger ist, ob er die weibliche Form beachtet. Wer so schreibt, ist kein Schriftsteller mehr.

Er muss auch keinen eigenen Text mehr schreiben, es genügt, wenn er den Text der Gruppe, in der er aufgeht wie ein Aspirin in einem Glas Wasser, zusammen mit den anderen Gruppenmitgliedern unterschreibt. Albert Einstein hat es auf die berühmte Formel gebracht: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.“

Ein unabhängiger Schriftsteller könnte das nicht. Er müsste dem gruppenbezogenen Denken etwas opfern, das er nicht opfern kann, ohne sich dabei aufzugeben. Gruppenbezogenheit ist die Endstation im Lebenslauf eines Schriftstellers, der einst an seine eigene Stimme geglaubt hat.

Sexismus ist auch nichts für Schriftsteller. Sexismus ist Gruppensex der besonderen Art: Es geht immer nur um Sex und um das Bedürfnis der Gruppe. Ein Schriftsteller sollte sein Bekenntnis zu dieser Art von Gruppensex lieber nicht so laut ausposaunen. Wer sich Sexismus auf die Fahne schreibt, dem flattert er wie eine Alkoholfahne voraus. Wir können uns schon denken, wie ein Text von so jemandem aussieht.

Es ist ein zweitklassiger Text. Texte können schlecht lügen und verraten oft mehr, als ein Schriftsteller sagen wollte. Jeder Text, bei dem schriftstellerische Ansprüche hintangestellt wurden, gibt das auch zu erkennen. Das gilt besonders für Texte, die sich einer politischen Mode unterordnen.

Bei Schriftstellern ist es besonders peinlich. Wenn sie sich Sprachvorgaben, die ihnen fremd sind, unterordnen, sind sie wie Soldaten, die vernichtend geschlagen wurden, die bedingungslos kapituliert haben und nun ihre Waffen abgeben. Sie müssen die Uniform des Feindes anziehen und kriegen neue Waffen ¬– Waffen, die ähnlich aussehen, aber anders funktionieren.

Mit dem Feind, der sie besiegt hat, meine ich Politiker. Mit den Waffen, die sie abliefern müssen, meine ich das, was ich als die Werkzeuge der Schriftsteller bezeichnet habe – also: den Sinn für Sprache, die besondere Sensibilität; die liebevolle, aber zugleich kritische Aufmerksamkeit, die Selbstreflexion, das Streben nach Wahrhaftigkeit, das Ideal der adaequatio intellectus et rei. All das muss aufgegeben werden. Sie kriegen neues Werkzeug: die Regeln der geschlechtergerechten Sprache, die neuerdings auch als „faire“ Sprache bezeichnet wird.

Die Bedingungen der Kapitulation

Die Umbenennung von VS zu VSS brächte nicht nur einen Buchstaben mehr in die Abkürzung, es brächte auch ein Bekenntnis zu einem neuen – nämlich zu einem sexistischen – Verständnis von Grammatik mit sich. Wenn sich der VS umbenennt und symbolisch neu taufen lässt, verkündet er damit, dass er zu einem Glauben konvertiert ist, bei dem drei Gebote unbedingt gelten:

Das natürliche und das grammatische Geschlecht sind eins
Es gibt keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit
Der Plural hat ein Geschlecht

Aber, aber. Wer sich nach diesen Geboten richten will, kann nicht mehr ernsthaft schreiben. Wenn sich Schriftsteller dazu bekennen sollten, dann können sie ihren neuen Namen gleich als Grabinschrift verwenden. Im Ernst: Wer mir widersprechen will, sollte im Anhang Texte beifügen, die er unter Beachtung dieser drei Gebote verfasst hat.

Schriftsteller haben nicht die Möglichkeit, faule Ausreden zu nutzen und zu sagen: „Mir ist das eh wurscht“ oder: „Sprache ist irgendwie nicht so mein Ding“. Politiker stümpern auffallend oft, wenn sie mit Sprache umgehen. Schlimm genug. Wir sollten es ihnen nicht länger nachsehen und uns nicht daran gewöhnen, dass es bei ihnen halt so ist. Und bei Schriftstellern?

Mind the gap!

Augustinus hatte darauf hingewiesen, dass Worte Zeichen sind, die sich von der Sache, die sie bezeichnen sollen, lösen können und das auch tun. Wir können diese Zeichen aber weiterhin benutzen, selbst wenn wir die Sache nicht wirklich kennen und auch nicht in der Lage sind, sie zu definieren. An einer richtigen Übereinstimmung vom Wort mit dem Bezeichneten mangelt es nicht nur in bedauerlichen Einzelfällen, sondern – schlimmer noch – in den allermeisten Fällen. Mehr oder weniger in allen. „So kann man,“ sagt Augustinus, „den Worten nicht einmal die Rolle zugestehen, den Gedanken des Sprechenden wiederzugeben, denn der ist sich ja gar nicht sicher, ob er das, was er sagt, auch weiß.“

Dieses grundsätzliche Problem hat Humboldt zu dem Satz verleitet, dass in jedem Verstehen ein Missverstehen liegt. Auch Cicero, auf den der Begriff von der adaequatio intellectus et rei zurückgeht, sieht, dass im menschlichen Verstande nichts besser, aber auch nichts schlechter ist als die Sprache. Weil eben die wirkliche Übereinstimmung nicht gegeben ist.

Nun kommt es drauf an, wie wir damit umgehen. Es kommt darauf an, was wir wollen. Wenn wir die guten Seiten der Sprache nutzen wollen, um richtig verstanden zu werden, dann müssen wir dieses grundsätzliche Dilemma bedenken. Dann müssen wir bereit sein, über diesen „gap“ – also über die Lücke zwischen den Zeichen und der Sache – zu reden und uns mit unseren Zuhörern und Lesern darüber verständigen.

Dass viele das nicht wollen, wusste schon Augustinus: „Nimm hinzu alle Lügner und Täuscher, und du wirst leicht verstehen, dass die Worte den Inhalt eines Gedankens nicht nur nicht enthüllen sondern ihn sogar verbergen können.“ Hier liegt eine unvermeidbare Gefahrenstelle. Leider, leider. So ist es. Sie lockt alle an, die lügen, täuschen und betrügen wollen. Gelegenheit macht Diebe.

Stellen wir uns vor: Es gibt ein nicht verschließbares Schmuckkästchen an einem öffentlich zugänglichen Ort. Oder denken wir an wertvolle Kunstwerke in einer Kirche, deren Türen stets geöffnet sind. Eine Gemeinschaft kann sich das leisten, wenn diese Schätze von allen respektiert werden; wenn bei allen ein wirklicher Gemeinsinn vorhanden ist und wenn niemand etwas, das allen gehört, zu seinem persönlichen Vorteil verwenden will. Auch die Sprache gehört allen.

Wenn nun jemand auftritt, der Aufsehen erregt, weil er mit teurem Schmuck behängt ist, dann muss er sich die Frage gefallen lassen, woher er den hat. Er muss die Frage beantworten, ob er ihn rechtmäßig erworben hat. Genauso muss sich ein Redner, der mit seiner Sprache als Gesetzgeber auftreten will, die Frage zulassen, wie er das eigentlich meint, was er sagt. Er muss verraten, ob er die Begriffe weiterhin in dem Sinne, wie ihn die anderen verstehen, verwendet oder ob er versucht, den Worten einen neuen Gehalt unterzuschieben. Er muss sagen, warum er Neologismen verwendet und was sie bedeuten.

Jedenfalls muss er mit sich reden lassen und seine Wortwahl zur Diskussion stellen und offenlegen, warum er etwas so und nicht anders formuliert. Schriftsteller schreiben nicht nur, sie interpretieren auch. Das können andere auch. Das können Lehrer. Das können Schüler. So schwer ist es nicht.

Zwar heißt es bei Karl Kraus: „In keiner Sprache kann man sich so schwer verständigen wie in der Sprache“, aber so schlimm ist es auch nicht. Man kann die Sprache durchaus zur Aufklärung nutzen, mit den allgemein zugänglichen Werkzeugen der Interpretation kann man Manipulationsversuche auffliegen lassen; ja, man kann sich mit der Sprache sogar über die speziellen Fallstricke der Sprache verständigen. Da geht was. In keiner Sprache kann man das so gut wie in der Sprache. Das sollte sich Karl Kraus mal gesagt sein lassen.

Wenn wir akzeptieren, dass Sprache grundsätzlich die beschriebenen Möglichkeiten und Tücken bereithält, dann sind wir wieder bei der Frage angekommen, die sich schon bei Augustinus aufgetan hat, bei der Frage nämlich, wie wir damit umgehen und was wir eigentlich wollen. Wer Erkenntnisse gewinnen und sich verständlich machen will, der lässt Fragen zu, der gesteht Fehler ein, der lässt andere teilhaben an seinen Versuchen, die richtigen Schlüssel auszuprobieren.

Wer dagegen blenden will, wer seine Zuhörer betrügen und täuschen will, der kneift. Der steigt aus. Es gibt zwei Antiquitätenhändler auf dem Bazar. Der eine ist redlich und sagt seinen Kunden ehrlich, woher er seine Stücke hat und wie alt sie sind. Er gibt offen zu, wenn er es nicht weiß. Der andere trachtet nur danach, seinen Kunden übers Ohr zu hauen, er belügt ihn bewusst an und täuscht ihn über den wahren Wert und über die tatsächliche Herkunft seines Angebotes.

Hier scheiden sich die Geister. Glücklicherweise haben wir die Möglichkeit, Sprachbetrüger zu entlarven. Mit Fragen. Ob sie Verantwortung für ihre Formulierungen übernehmen, erkennen wir daran, ob sie Fragen beantworten oder nicht. Die Fragen kommen im dritten und im vierten Teil. Es sind Fragen, die sich redliche Schriftsteller und Antiquitätenhändler sowieso ständig stellen. Ich wette jedoch um eine Jean-Paul-Gesamtausgabe, dass die Befürworter der sprachfeministischen Vorschriften, die mit der Gleichstellungspolitik einhergehen, der Befragung nicht standhalten.

Ich habe mir die Mühe gemacht, den Werkzeugkasten der Schriftsteller auszupacken und die Formulierungen, um die es geht, in seinen Einzelheiten zu beleuchten. Womöglich erinnert es uns daran, wie Deutschunterricht früher einmal war; es erinnert uns an Fragen wie: Was will uns der Dichter damit sagen? Oder an Aufgaben wie: Interpretieren Sie diesen Text im Zusammenhang! Es ist lang geworden – es gibt fünf Teile –, aber es ist leicht zu verstehen. Es ist keine Hexerei. Jeder, der diesen Text bis hier hin lesen konnte, wird keine Schwierigkeiten haben, er kann gerne mitmachen, er kann gerne zu eigenen Antworten und eigenen Erkenntnissen kommen.

Mir reicht es: Ich habe noch einmal schlucken müssen, eh ich mich zu der Formulierung durchgerungen konnte, die nun in aller Deutlichkeit kommt: Ich habe keine Nachsicht mehr mit Falschspielern und Gaunern. Schriftsteller, Politiker und Wissenschaftler können keinen Jugendschutz geltend machen, sie können nicht auf eingeschränkte Zurechnungsfähigkeit plädieren und mildernde Umstände erwarten. Auch Frauen können das nicht.

Wer in unserem Alter schreibt und spricht, muss wissen, was er tut und er muss es verantworten können. Wir unterscheiden bekanntlich zwischen Totschlag und Mord, weil es bei der moralischen Bewertung eine Rolle spielt, ob jemand vorsätzlich handelt oder nicht. Das gilt auch für das Sprechen, das Sprachhandeln. Wenn ich sehe, höre und lese, wie Sexisten unsere Sprache verunstalten, dann will ich keine Entschuldigungen mehr gelten lassen. Ich sehe die Gralshüter der geschlechtergerechten Sprache nicht mehr als Schlampensäcke, sondern als Sprachmörder.

Die Monster kommen demnächst mit Begleitung

Die feministisch verseuchte Politikersprache hat sich mehr und mehr von der Kultursprache entfernt. Die treibende Kraft dahinter war das Ministerium für „Frauen“, das sich in jeder Saison eine andere Bezeichnung gab, sich jedoch durchgehend als Kultusministerium aufspielte und nach eigenem Bekunden einen Kulturwandel bewirken wollte. Den hat es auch bewirkt. Alle Politiker üben sich inzwischen artig im verordneten Feministen-Deutsch, verneigen sich vor dem Hut von Frau Gessler und sprechen nur noch von „Bürgerinnen und Bürgern“, als wären es zwei Gruppen, die man unbedingt voneinander unterscheiden müsse.

Im Bundesgleichstellungsgesetz heißt es unter § 1 „Ziel des Gesetzes“ unter (2): „Rechts- und Verwaltungsvorschriften des Bundes sollen die Gleichstellung von Frauen und Männern sprachlich zum Ausdruck bringen. Dies gilt auch für den dienstlichen Schriftverkehr.“

Das gilt auch sonst. Es gilt für alle. Alle sollten die Gleichstellungspolitik sprachlich zum Ausdruck bringen. Am Wahlabend wird nur noch von „Wählerinnen und Wählern“ gesprochen, als wären wir nicht etwa eine Gemeinschaft von Wählern mit gemeinsamen Interessen, sondern missgünstige Konkurrenten, die längst vergessen haben, dass sie zusammengehören. Doch bei einer Wahl geht es gerade darum, darüber abzustimmen, was das Beste für die Gemeinschaft ist. Ein übergeordnetes Gemeinschaftsgefühl ist die Voraussetzung für eine Demokratie – sonst könnte jeder wählen, auch derjenige, der nicht am Wohl der Gemeinschaft interessiert ist, weil er sowieso nicht dazugehört.

Stellen wir uns vor, bei der nächsten Landtagswahl in Stuttgart würden die freundlichen Moderatoren nicht mehr von „Wählerinnen und Wählern“ sprechen, sondern von „Badensern und Württembergern“, als wären es zwei verschiedene Gruppe, bei denen man sich ernsthaft fragen muss, wieso sie einen Landtag wählen, der beide vertreten soll. Die Moderatoren lächeln auch immer so süffisant, weil die Badenser vorher klar und deutlich erklärt haben, dass sie sich ausschließlich für die Interessen der Badenser interessieren und dass die ihnen viel, viel wichtiger sind als irgendein gemeinsames Interesse für ganz Baden-Württemberg.

So verhält es sich mit den „Wählerinnen und Wählern“: Wählerinnen sind ausschließlich für sich selbst und für ihre exklusive Frauenpolitik zuständig, die sich inzwischen dem bekannten politischen System, das verschiedene Parteien mit verschiedenen Farben (rot, schwarz, gelb, grün) hervorgebracht hat, übergeordnet hat. Wenn heute immer wieder zwanghaft von „Wählerinnen und Wählern“ gesprochen wird, dann wird damit verkündet, dass es kein Gemeinschaftsgefühl mehr gibt – was wir daran erkennen, dass unsere Demokratie „die Wähler“ verloren hat.

Nur in der Prosa haben die „Wähler“ überlebt. Noch. Da gibt es sie noch, die alten, bisher gültigen Pluralformen, die neuerdings bei Feministen als „männliche“ Formen – als so genannte generische Maskulina – verschrien sind und abgeschafft werden sollen. Wie lange werden sie durchhalten?

Auch die „Fußgänger“ überleben nur noch in der Prosa und im täglichen Sprachgebrauch. In der neuen Straßenverkehrsordnung – wo sie eigentlich hingehören – kennt man sie nicht mehr, sie wurden durch „zu Fuß Gehende“ ersetzt. Aus Studenten wurden „Studierende“, aus Teilnehmern wurden „Teilnehmende“. Alles im Namen der Gleichstellungspolitik. Sie beschert uns mit dem Rückenwind einer angeblich gültigen gesetzlichen Regelung (von der man nicht genau weiß, wie sie angewendet werden soll und ob sie wirklich Gesetzeskraft hat) eine verkrampfte Propagandasprache, die unsere Muttersprache ersetzen soll, als würde eine neue Datei mit anderem Inhalt aber mit gleichem Namen die alte überschreiben.

Die Übergriffe mehren sich. Den gröbsten leistete sich die scheinheilige Bibelübersetzung (die keine „Übersetzung“ ist, sondern eine Interpretation, was eine gute Übersetzung eben gerade nicht ist) in – wie sie es selbst nennen – „gerechter Sprache“ (die es nicht gibt, Formulierungen sind entweder zutreffend oder nicht, aber nicht gerecht oder ungerecht). Sie hat uns die „Makkabäerinnen und Makkabäer“ und die „Jüngerinnen und Jünger“ auf den Altar gelegt, und hat damit aus dem Wort Gottes die Wahrhaftigkeit herausgefiltert, hat die Christenheit noch nachträglich in Teile zerlegt und hat aus den „Jüngerinnen“ Kampflesben gemacht.

Inzwischen gibt es auch Beispiele an Stellen, wo man sie nicht vermutet. In einem aktuellen Bestseller ist mitten im munteren Plätschern einer gefälligen Prosa von „Dichterinnen und Dichtern“ die Rede. Wir haben auch die Kunde vernommen, dass sich in einigen Fantasy-Romanen die „Zwerginnen und Zwerge“ vorgekämpft haben, und es ist anzunehmen, dass ihnen demnächst die „Monsterinnen und Monster“ folgen werden. Ich höre sie schon schnaufen.

Politiker und Schriftsteller sprechen nicht dieselbe Sprache. Das Nebeneinander schafft eine ständige Unruhe. Das geht nicht lange gut. Das Dilemma offenbart sich bei jeder Pluralbildung. Das Gebot der Gleichstellungspolitik heißt: Jeder Plural soll ein Geschlecht haben. Damit es geschlechtergerecht behandeln werden kann.

Bei so einer Sache macht man mit oder nicht. Eins von beiden. Es gibt keine Kompromisse. Es ist nicht etwa so, dass die Sprache der Politiker, die sich der „gerechten“ Sprache unterordnen, fehlerhaft wäre und dass man nur ein paar Missgriffe korrigieren müsste, schon wäre alles im Lot. Nein. Die feministisch verpestete Sprache der Politiker ist nicht fehlerhaft, sie ist falsch. Sie beruht auf falschen Voraussetzungen.

Viele sehen das nicht so streng, sie bemerken zwar wirre Auswüchse wie die Vorschläge, die der/die/das (im ersten Teil) erwähnte Profx Hornscheidt in die Debatte geworfen hat, sie halten das jedoch für Petitessen, für harmlose Kuriositäten und sehen nicht, dass es die Symptome einer schweren Krankheit sind und dass es nicht hilft, die Symptome gelegentlich zu überpudern und ansonsten alles dafür zu tun, dass sich die Krankheit weiter ausbreiten kann.

Die Sprache der Gleichstellungspolitik folgt unerbittlich den drei Geboten, die ich weiter oben genannt habe. Dazu sagt man entweder Ja oder Nein. Es gibt keine dritte Möglichkeit. Der Vorschlag, sich in „VSS Verband der Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ umzubenennen, ist ein Zeichen, das den Politikern signalisiert:

Wir geben auf. Wir laufen zu euch über. Eine Politikerinnen- und Politikersprache ist uns wichtiger als die Sprache der Schriftsteller, die diesen Verband einst gegründet haben.

Teil 1 finden Sie hier

Im dritten Teil schauen wir Schriftstellern über die Schulter, wenn sie sich fragen: Wohin mit Herta Müller?

Im vierten Teil geht es um die Frage, was Sexisten wirklich wollen.

Im fünften (und letzten) Teil. Da geht es um die grundsätzliche Frage, ob das grammatische und das natürliche Geschlecht eins sind.

 

achgut.com

Schriftsteller, Gruppensex und Sprachmörder (Teil 3)

Was bisher geschah: Die deutschen Schriftsteller überlegen, ob sie ihren Namen ändern sollen oder nicht. Wenn sie sich wirklich, wie vorgeschlagen, in „Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ umbenennen, dann reichen sie damit dem Sprachfeminismus den kleinen Finger und kämen in Teufels Küche. Sie müssten dann drei Gebote befolgen: 1. Das natürliche und das grammatische Geschlecht sind eins! 2. Es gibt keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit! 3. Der Plural hat ein Geschlecht!

Schauen wir ihnen über die Schulter, wenn sie mit Formulierungen ringen. Stellen wir ihnen Fragen dazu. Es geht nicht nur um einen Blick in die Werkstatt. Es geht um mehr. Im zweiten Teil habe ich heftige Worte gewählt und gesagt, dass sich durch Interpretation zeigen lässt, ob Schriftsteller Aufklärer oder Betrüger sind. Das wollen wir sehen:

Deutsche Schriftsteller sind ratlos. Sie leiden an der Innenwelt und wissen nicht wohin mit Herta Müller

Liebe Schriftsteller,
nun mal ehrlich, unter uns: die Formulierung „Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ hat einen Haken. Aber wo? Es gibt zwei mögliche Stellen. Es kommt ganz darauf an, was wir zum Ausdruck bringen wollen.

Wenn wir sagen wollen, dass die „Schriftstellerinnen“ zur Gesamtmenge der Schriftsteller dazugehören, dann wäre es eine falsche Aufzählung. Das wäre der Haken an dieser Stelle. Denn etwas, das bereits als Teilmenge in einer Menge enthalten ist, wird in einer Aufzählung nicht noch einmal extra aufgeführt. Die korrekte Formulierung wäre in diesem Fall „Schriftsteller einschließlich der Schriftstellerinnen“. Das klingt banal und überflüssig. Das wollen wir nicht sagen. Frauen waren von Anfang an mit dabei. Das ist nichts Neues.

Neu ist, dass die beiden Gruppen beziehungslos nebeneinander gestellt werden, obwohl das Verhältnis, in dem Männer und Frauen zueinander stehen, keinesfalls ein einfaches Nebeneinander ist. Es ist komplizierter. Auf dem Land sagten wir gerne: „stumpf ist Trumpf!“ Vielleicht war es gerade die Stumpfheit, die Formeln wie „Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ so eine enorme Verbreitung beschert hat, auch wenn sie viel zu primitiv sind, um wahr zu sein. Das Verhältnis von Mann und Frau besteht in Wirklichkeit aus wechselseitigen Abhängigkeiten. Es ist ein komplexes Ineinander. Kein Nebeneinander.

Die Gleichstellungspolitik kennt aber nur ein Nebeneinander. Deshalb bringt sie auch so erstaunliche und zugleich verräterische Modeworte wie „Work-Life-Balance“ hervor. Auch hier werden zwei Begriffe – Arbeit und Leben – nebeneinander gestellt, die sich grundsätzlich nicht voneinander trennen lassen und die man deshalb auch nicht nebeneinanderstellen und in eine Balance bringen kann wie eine Wippe auf dem Spielplatz, die stillsteht und gerade nicht wippt, weil an beiden Enden Kindern sitzen, die genau gleich schwer sind.

Die Formulierung evoziert Bilder, die uns eine falsche Vorstellung von der Sache, die bezeichnet werden soll, geben. Wir „begreifen“ sie dadurch nicht richtig; wir machen uns dann einen falschen „Begriff“. Einen falschen Begriff machen wir uns auch, wenn wir das Verhältnis von Männern und Frauen als unverbundenes Nebeneinander beschreiben, das kein Ganzes mehr ergibt.

Es wird dann so getan, als könnte man (es folgt eine Version im Singular für etwas Lebendiges), ein Organ heraustrennen, als wäre es ein Fremdkörper und könnte es außen vor lassen, ohne zu sehen, dass der Körper demnächst abstirbt. Oder (es folgt eine Version im Plural für etwas Mechanisches), als könnte man aus einem Gerät einige Einzelteile herausnehmen und daneben legen. Man hätte dann auf der einen Seite eine defekte Uhr, bei der ein paar Rädchen fehlen und auf der anderen Seite eben diese Rädchen. Wenn wir versuchen, die beiden Seiten in eine Balance zu bringen oder sie gleichzustellen, dann merken wir schnell, dass es nicht geht.

Oder nehmen wir ein anderes Bild: Stellen wir uns eine Einheit als Kreis vor, in dem es gleich viele männliche (schwarze) und weibliche (weiße) Elemente gibt. Wenn wir die getrennt aufführen wollen, wie stellen wir uns das vor? Als getrennt nebeneinander stehende Halbkreise, die gleich auseinanderfallen oder so wie in dem Ying-Yang-Symbol?

Schriftsteller sind es gewohnt, sich ständig zu fragen, warum sie etwas genau so und nicht anders sagen wollen. Wenn es keine Abgabetermine gäbe, würden sie bis ans Ende ihrer Tage redigieren und korrigieren und sich Gedanken darüber machen, wie das, was sie schreiben, verstanden werden kann und wie es wirkt.

Also: Was soll ausgesagt werden? Warum soll es „Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ heißen? Wie darf der liebe Leser das interpretieren? Soll er es so verstehen, dass Frauen und Männer in einem leicht zu trennenden Nebeneinander stehen?

Betrachten wir die Möglichkeit etwas genauer: Wenn gesagt werden soll, dass es sich einerseits um die Untergruppe der weiblichen und andererseits um die Untergruppe der männlichen Schriftsteller handelt, die neuerdings separat aufgeführt werden, dann wird die Formulierung „Schriftsteller“ anders verwendet, als wir es bisher getan haben.

Das wäre der Haken an dieser Stelle. Denn bisher waren mit dem Plural „Schriftsteller“ alle gemeint. Nun wird so getan, als würden damit ausschließlich männliche Schriftsteller bezeichnet.

Wenn wir das so sagen wollen, dann müssen wir es auch tun und ausdrücklich von „männlichen Schriftstellern“ reden. Die richtige Formulierung wäre in diesem Fall also „Schriftstellerinnen und männliche Schriftsteller“ oder (was auf dasselbe hinausläuft) „weibliche und männliche Schriftsteller“. Das klingt ebenfalls banal – und überflüssig. Das wollen wir auch nicht sagen. Aber was dann?

Es ist wichtig, den Unterschied zu sehen: „Schriftsteller“ und „männliche Schriftsteller“ sind nicht dasselbe. Böll und Grass sind Schriftsteller. Beide sind Nobelpreisträger. Man kann sie zusammenfassend als „Schriftsteller“ und als „Nobelpreisträger“ bezeichnen.

Dass sie auch noch männlich sind, wissen wir zwar, es wird uns aber nicht explizit mitgeteilt. Ein Außenstehender, der sich nicht mit deutscher Literatur auskennt, wüsste es nicht. Der Plural hat kein Geschlecht. (Oder doch? Das ist eben die Frage).

Politisch korrekt oder poetisch korrekt?

Nun kommt noch Herta Müller dazu. Dass sie auch „Müller“ heißt wie der Parteigründer in einem Gedicht von Kästner, ist reiner Zufall (im ersten Teil habe ich das Gedicht als Beispiel für eine willkürliche Gruppenbildung herangezogen). Prima, prima, prima! Nun haben wir drei Schriftsteller und drei Nobelpreisträger.

Der Plural „Schriftsteller“ ist nach wie vor übergeschlechtlich, er ist, um das erneut zu betonen, nicht exklusiv männlich. Herta Müller gehört mit dazu. Zu den „Schriftstellern“, zu den „Nobelpreisträgern“.

Oder?

Hier stellt sich die Gretchenfrage des Sprachfeminismus: Gibt es einen Begriff, der beide Geschlechter umfasst oder nicht? Sitzen alle Autoren in einem Boot oder haben sie neuerdings zwei Boote – woher auch immer das zweite Boot gekommen sein soll?

Es ist eine Frage, die wir aus der Mengenlehre kennen: Gibt es eine Menge oder zwei? Der Sprachfeminismus sagt: Es gibt zwei. Es muss alles zerteilt werden, so dass überall die Trennung sichtbar wird – die Scheidung, die Scheide.

Hier erkennen wir den Schaden, den uns der Sprachfeminismus eingebrockt hat und weiterhin einbrocken will: Er will uns einen übergeordneten Begriff wegnehmen, mit dem wir – ohne ständig auf das Geschlecht zu verweisen – etwas Gemeinsames bezeichnen können. Der Sprachfeminismus, der von Sexisten propagiert wird, besteht jedoch darauf, dass wir bei jeder Gelegenheit auf das Geschlecht hinweisen. Bei jeder! Er bestreitet sogar, dass es einen Begriff, der alle umarmt, geben könnte. Denn so etwas wäre eine geschlechtsneutrale Wirklichkeit. Die gibt es nicht. (Oder doch? Das wäre die nächste Frage).

Für Sexisten gibt es immer nur die „männliche“ oder die „weibliche“ Form, die stets gegeneinander in Stellung gebracht werden, aber niemals unter einem gemeinsamen Dach Unterschlupf finden können. Nun haben wir den Salat. Wir haben sogar zwei Salate. Wir haben zwei Gruppen statt einer: Schriftstellerinnen und Schriftsteller. In welche von beiden Gruppen gehört Herta Müller? Wohin mit ihr?

Wenn ich sage „Herta Müller ist mir von allen Schriftstellern die liebste“, dann vergleiche ich sie mit allen Schriftstellern, egal ob männlich oder weiblich, beispielsweise mit Böll oder Grass. Wozu brauche ich dann die „Schriftstellerinnen“?

Zu denen gehört Herta Müller nicht. Wenn ich nämlich sage „Herta Müller ist mir von allen Schriftstellerinnen die liebste“, dann vergleiche ich Herta Müller nur mit anderen Frauen, die schreiben. Nicht mit Böll oder Grass. „Schriftstellerinnen“ sind exklusiv weiblich.

„Jelinek und Müller sind Schriftstellerinnen und Nobelpreisträgerinnen“ Wie sieht es damit aus? Im Unterschied zu dem Satz, in dem es um Böll und Grass ging, erfahren wir an dieser Stelle mehr: Jelinek und Müller schreiben Bücher, sie sind vom Nobelpreiskomitee ausgezeichnet worden ¬– und sie sind weiblich! Das wird – anders als es bei den Männern der Fall war – ausdrücklich und unmissverständlich erwähnt. Die angehängten „-innen“ verraten es.

Die haben es in sich, diese „-innen“! Sie sind tückisch. Sie sind überflüssig. Wir sollten sie meiden.

Die Innenwelt gegen den Rest der Welt

Wir dürfen uns nicht einlullen lassen: Die Innen-Form ist eine schlimme Plage. Ein Fluch. Sie ist eine Kampfansage. Sie ist die Flagge der Kampflesben, der Feministen, der männlichen und weiblichen Sexisten, sie ist ihre Marseillaise. Die Innen-Form ist ein bösartiger Virus. Mit ihr wird ohne Rücksicht auf Verluste ein sexistisches Verständnis von Sprache auf die Grammatik übertragen. Damit wird die Sprache geschändet und nach und nach zugrunde gerichtet.

Wir sind inzwischen mit verschiedenen Varianten (SchriftstellerInnen, Schriftsteller(innen), Schriftsteller_innen, Schriftsteller/innen, Schriftsteller*innen, Schriftsteller-innen – und eben auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller) überschwemmt worden – mit Doppelnennungen, Schrägstrichen, Klammern, Unterstrichen und Sternchen, die dazu führen, dass die Sprache unaussprechlich wird. Als Peter Handke im Jahre 1969 den Band ‚Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt’ herausbrachte, konnte man davon noch nichts ahnen. Die Flut kam erst in den siebziger Jahren und bescherte uns zum Beispiel eine BenutzerInnenoberfläche.

Nun haben wir eine Invasion von Pseudo-Gruppen mit angehängten Innen-Schwänzen, selbst an Stellen, an denen wir sie nicht erwartet hätten, wie bei den erwähnten Benutzerinnen. Traurige Berühmtheit erlangten die gefallenen deutschen „Soldatinnen und Soldaten“, von denen Ursula von der Leyen gesprochen hat. In Afghanistan sind jedoch keine weiblichen, deutschen Soldaten gefallen. Dieser Innen-Club hat keine Mitglieder. Und was sind das für Frauen, denen Kulturstaatsministerin Monika Grütters gedachte, als sie im Andenken an das Attentat auf Hitler von den „Frauen und Männern um Graf von Stauffenberg“ sprach? Friedrich Olbricht? Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim? Werner von Haeften? Henning von Treschow? Ludwig Beck? Cuno Raabe? Carl Friedrich Goerdeler? Julius Leber? Wilhelm Leuschner? Albrecht von Hagen? (Habe ich einen vergessen?) Sie hat sogar wiederholt von den „Frauen und Männern um Graf von Stauffenberg“ gesprochen. Sie hat ihre Worte wohl überlegt – und von höchster Stelle bewusst die Unwahrheit gesagt. So wie diese Frauen-Gruppe rund um Graf von Stauffenberg so sind auch andere Innen-Gruppen reine Gespenster-Gruppen, die lediglich im Blubbern der geschlechtergerechten Sprache existieren. Sonst nicht.

Fragen wir nach – erste Frage: Wird mit der Innen-Form eine Gruppe bezeichnet, die es tatsächlich gibt? Bei der Gruppe „Jelinek & Müller“ ist das der Fall. Ausnahmsweise. Aber sonst? Zweite Frage: Falls damit eine Gruppe bezeichnet wird, die sich neuerdings von einer bisher intakten Gemeinschaft abgespalten hat, was war der Grund dafür? Gibt es einen anderen als den, dass jemand nicht über den Tellerrand seiner Geschlechtszugehörigkeit hinausschauen kann? Oder nicht will?

Auf Dauer entsteht der Eindruck, dass der Plural eben doch ein Geschlecht hat: „Schriftstellerinnen“ ist ein Plural. Alle, die damit bezeichnet werden, sind weiblich. Na bitte! Der Plural hat ein Geschlecht. Also doch. So wird es von Frauenseite behauptet, und es sieht auf den ersten Blick so aus, als wären die vielen Innen-Formen auch viele, viele kleine Beweise.

Sie sind es nicht. Unser Beispiel von der Mini-Gruppe „Jelinek & Müller“ war die einsame Ausnahme – die einzige, die mir auf die Schnelle eingefallen ist. Alle anderen Innen-Gruppen, die mir einfallen, sind Luftnummern. Lügen.

Manchmal werde ich wehmütig. Die Sprache in der Zeit der Innenwelt, wie sie Peter Handke beschrieben hat, war schöner und klarer. Die Innen-Formen haben uns mehr Probleme gebracht als Lösungen. Sie gaukeln uns falsche Verhältnisse vor.

Weg mit ihnen. Weg mit den Innen! Wir brauchen sie nicht. Kürzen wir sie. Hier ein Tipp für alle, die sowieso schon genervt sind. Es gibt einen Browser, der ‚Binnen-I-be-gone’ heißt. Damit wird das lästige Binnen-I beseitigt. Aus der BenutzerInnenoberfläche wird wieder eine Benutzeroberfläche. Doppelnennungen – wie bei „Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ – werden damit jedoch nicht gelöscht. Schade. Doppelnennungen sind genauso verzichtbar wie das Binnen-I. Sie verstümmeln die Sprache, sie geben ihr Unschärfe und Verkrampfung und nehmen ihr Leichtigkeit und Eleganz.

Das überrascht nicht. Der Feminismus richtet sich nicht nur gegen Männer, gegen Kinder und gegen Objektivität, sondern auch gegen Schönheit. Denken wir an Schlampen-Paraden. Denken wir an Angriffe auf Schönheitsfarmen, auf Schönheitswettbewerbe, auf das Barbie-Haus, auf eine Sendung wie ‚Germany’s Next Topmodel’. Die Ideale hinter solchen Sendungen und Wettbewerben mögen umstritten sein, aber rechtfertigen sie Attacken? Schönheitsideale sind keine Vorschriften, sie sind – das haben sie mit der Kunst gemein – frei verhandelbar. Es genügt, wenn man sich ‚Germany’s Next Topmodel’ nicht anschaut und sich keine Barbiepuppe kauft – aber die Freiheit der anderen respektiert.

Es ist verständlich (aber deshalb noch lange nicht gerechtfertigt), wenn engagierte Frauen Aktionen lostreten, mit denen sie „fat shaming“ (wenn dünne Männer fette Frauen diskriminieren) anprangern oder „lookism“ (wenn Frauen, die sich nicht besonders schön finden, sich von Männerblicken diskriminiert fühlen). Man kann sich gut vorstellen, dass sich da so manche Frau persönlich getroffen fühlt.

Doch was spricht gegen sprachliche Schönheit? Welche Frau könnte sich davon diskriminiert fühlen? Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, dass der Sprachfeminismus bewusst etwas Schönes in etwas Hässliches umwandeln will. Doch genau das will er: Er will die Musikalität der Sprache zunichte machen; er will die Architektur gut gebauter Sätze zum Einsturz bringen; er will den Fluss einer fein gestalteten Prosa stören und das Gesamtbild ruinieren, als würde er ein krakeliges Graffiti an einer frisch gestrichenen Hausfassade hinterlassen. Es handelt sich nicht etwa um einen Kollateralschaden, der für einen guten Zweck in Kauf genommen werden muss. Es ist schon der Zweck. Nicht etwa der gute, sondern der schlechte Zweck.

Der Sprachfeminismus ist ein Säureattentat auf die Anmut der Sprache. Das verschafft vielleicht gewissen Frauen eine Art Genugtuung, doch es ist die Genugtuung von Kindern, denen man nie Grenzen gesetzt hat und die sich diebisch freuen, dass sie etwas kaputtgemacht haben. Es bringt ihnen einen Machtschwips, keinen großartigen Machtrausch, aber immerhin einen Schwips: Juhu! Sie haben es geschafft, sie haben den Männern etwas aufgezwungen. Dabei ging es ihnen nicht darum, was sie ihnen aufgezwungen haben, sondern dass sie es geschafft haben, ihnen etwas aufzuzwingen. Als hätten sie Vegetarier genötigt, Fleisch zu essen.

Das vermute ich. Ich habe nämlich den Eindruck, dass der Sprachfeminismus den Feministen selber gar nicht so wichtig ist, wie sie behaupten. Sie schätzen ihn nicht als Wert an sich. Sie schätzen ihn vielmehr als Möglichkeit, mit Männern in negativen Kontakt zu treten. Ich habe mich ein wenig im Internet umgesehen, da ist es mir aufgefallen: Frauen, die das Thema irgendwo eingebracht hatten, berichteten stolz, dass die Männerwelt irritiert war, als läge darin der eigentliche Erfolg, den sie auch ursprünglich angestrebt hatten.

Es ist kein Erfolg, der sie glücklich macht. Jedenfalls nicht lange. Sie wissen selber – was jeder Inquisitor weiß –, dass sie immer nur Lippenbekenntnisse erpressen können. Deshalb ist nie Ruhe in der Kiste. Da ist immer Bewegung. Eine Forderung folgt der nächsten. Und die wieder der nächsten. Die Forderung, nach „VSS Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ ist inzwischen nicht mehr auf dem neuesten Stand der aktuellen Wünsche von Sexisten. Die Schriftstellerinnen hinken der Entwicklung hinterher.

Inzwischen wollen die Feministen den Unterstrich „Schriftsteller_innen“ (mit kleinem i), um damit all denen einen Raum zu geben, die sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen können. Oder sie fordern analog zu den vorgeschriebenen Studierenden die „Schreibenden“, was an die „Kulturschaffenden“ erinnert, die es in der DDR gab. Dann würde es also „VS der Schriftsteller_innen“ oder „VS der/die Schreibenden“ heißen. Wie wäre das?

Frauen, die solche Verunstaltungen einfordern, sind feige Tyrannen. Männer, die sich dem Sprachfeminismus anpassen, sind traurige Gestalten. Wenn sie sich zu Wort melden, klingt es jedes Mal wie das jämmerliche Gestammel von verunsicherten Befehlsempfängern. Sie haben sich die Möglichkeit nehmen lassen, auf eigene Art höflich, rücksichtsvoll und liebevoll zu Frauen zu sein. Sie sollen in Zukunft keine eigene Art mehr haben. Alle müssen es auf ein und dieselbe Art tun. Männern sind die Formulierungen vorgeschrieben, mit denen sie Frauen „gerecht“ werden müssen.

Und wie? Immer Doppelnennungen verwenden. Frauen nicht auf etwas „festnageln“, sie nicht auf etwas „reduzieren“, sie nicht „marginalisieren“, nicht „exkludieren“ oder gar „unsichtbar machen“.

Reicht das? Nein. Männer müssen obendrein sorgfältig auf ihre Wortwahl achten, als hielte man ihnen eine Pistole vor die Brust mit einer Drohung, wie man sie aus Krimis kennt: „Kein falsches Wort!“ (jedes Wort kann falsch sein, nicht nur „Dirndl“ oder „Tanzkarte“). Inzwischen gilt auch das so genannte generische Maskulinum (also die bisher übliche Pluralbildung) als falsches Passwort für den Zugang zur geschlechtergerechten Sprache.

Männer können die immer dringlicher werdenden Offensiven nicht länger ignorieren. Sie müssen sich dazu verhalten. Sie sollen aber nicht etwa nur genervt, gnädig oder womöglich gönnerhaft erdulden, dass Frauen unbeherrscht und schlampig daherreden; sie sollen es nicht länger einfach nur tolerieren, sie sollen es vielmehr akzeptieren; sie sollen selber so sprechen und ihrerseits dazu beitragen, dass die deutsche Sprache zu einem nicht mehr übersetzbaren, kuriosen Provinzdialekt verkommt, den keiner mag.

Schriftsteller wissen, was sie tun. Mit Sprache umzugehen gehört zu ihren täglichen Routinen und Aufgaben. Viele von ihnen beherrschen außerdem eine Fremdsprache. Dann wollen wir doch mal sehen:

Aufgabe. Übersetzten Sie bitte:
Schriftstellerinnen und Schriftsteller lesen gerne
……………

Vergleichen Sie dazu:
Weibliche und männliche Schriftsteller lesen gerne
…………..

Vergleichen Sie dazu:
Schriftsteller lesen gerne
………….

Erläutern Sie die Unterschiede!
………….

Ich bin sicher, dass jeder Politiker, jeder Lehrer, jeder Pastor – kurz jeder, der eine geschlechtergerechter Sprache fordert und anderen vorschreiben will, an dieser simplen Aufgabe scheitert. Mit diesem Test können wir die Sprachmörder überführen. Ich wiederhole mich: Ich habe gezögert, den Ausdruck „Sprachmörder“ zu verwenden. Aber ich bleibe dabei.

Teil 1 finden Sie hier

Teil 2 finden Sie hier.


Im vierten Teil
geht es um die Frage, was Sexisten wirklich wollen.

Im fünften (und letzten) Teil
geht es um die grundsätzliche Frage, ob das grammatische und das natürliche Geschlecht eins sind.

 

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Schriftsteller, Gruppensex und Sprachmörder (Teil 4)

Worauf kommt es an? Was wollen Schriftsteller? Was wollen Sexisten? Warum ist Sarah sauer?

Was bisher geschah: die deutschen Schriftsteller wissen nicht, ob sie sich weiterhin „Schriftsteller“ oder lieber „Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ nennen sollen. Was wäre wenn?

Wir sind alle gleich. Das heißt: Du bist so wie ich

Eine Namensgebung gibt bekannt, worauf jemand Wert legt. Also? Wie ist es? Worauf legen Schriftsteller besonderen Wert?

Wie würde der Name „Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ wirken? Wie würde er wirken, wenn wir ihn in „weibliche und männliche Schriftsteller“ umformulierten? Wie würde man das verstehen? Das erkennen wir, wenn wir die Frauen- und Männerfrage kurz beiseite legen und uns die mögliche Wirkung an einem anderen Beispiel klarmachen.

Man könnte sich – und dafür gäbe es aus der Geschichte eine gewisse Berechtigung – eine Vereinigung vorstellen, die sich „Verband ostdeutscher und westdeutscher Schriftsteller“ nennt. Damit wären Schriftsteller bezeichnet, die sich zwar zu einem Dachverband zusammengefunden haben, die aber gleichwohl betonen wollen, dass sie eigentlich aus zwei Untergruppen bestehen und dass sie sehr großen, ja allergrößten Wert auf die Bezeichnung „ostdeutsch“ bzw. „westdeutsch“ legen, weil sie meinen, dass erst damit ihr Schriftstellerdasein richtig und vollständig beschrieben wird, so dass sie nicht ohne diesen Zusatz gesehen werden wollen.

Berechtigt wäre so eine Bezeichnung nur, wenn sich sowohl die ostdeutschen als auch die westdeutschen Schriftsteller in diesem Punkt einig wären und wenn beide den Hinweis auf ihre ost- bzw. westdeutsche Besonderheit ganz, ganz wichtig fänden. Es dürfte nicht so sein, dass beispielsweise nur die Westdeutschen gesteigerten Wert darauf legten, den Ostdeutschen das jedoch egal wäre oder sie es lieber unerwähnt lassen wollten.

Entsprechend verhielte es sich, wenn wir von „männlichen und weiblichen Schriftstellern“ sprächen. Das wäre nur akzeptabel, wenn es sowohl die männlichen als auch die weiblichen Schriftsteller gleichermaßen wollten und beide gleichermaßen Wert darauf legten, ihrer Geschlechtszugehörigkeit auszustellen und zu beleuchten. Wenn also – anders gesagt – beide Seiten gleichermaßen sexistisch wären in dem Sinne, wie ich Sexismus im ersten Teil beschrieben habe.

Frauen haben nicht nur ein anderes, und zwar ein deutlich verschärftes Interesse an einer Gruppenbildung, sie verstehen darunter auch etwas anderes. Es fällt auf: Es sind die Frauen, von denen der Druck ausgeht, Gruppenbildungen, wie sie die Gleichstellungspolitik wünscht, vorzunehmen und es sind andererseits die bockigen Männer, die sich drehen und winden, aber eigentlich schon verführt sind, ohne dass sie es bemerkt haben. Es ist zu spät. In dem Moment, als das unverbindliche Plaudern über Frauen und Männer zur verbindlichen Politik versteinerte – das war im Jahre 1986, mit Rita Süßmuth als erster Bundesministerin für „Frauen“ –, wurde offiziell anerkannt, dass es die Gruppe „der“ Frauen tatsächlich gibt. Damit gab es – Simsalabim – auch die Gruppe „der“ Männer, ob die einzelnen Männer das wollten oder nicht.

Männer neigen auch zur Gruppen- oder Bandenbildung. Doch sie tun es auf eine andere Art als Frauen. Typische Männergruppen finden wir auf Schiffen, beim Sport, beim Militär, in der Musik. In solchen Fällen ist die Gruppe stets mehr als die Summe ihrer Einzelteile; der einzelne ist nicht austauschbar. Der Koch kann nicht Kapitän sein, der Triangel-Spieler nicht Geiger.

Anders sieht es in typischen Frauengruppen aus. Quotenfrauen sind austauschbar. In einem Vorstand sind sie so wertvoll wie ein leerer Stuhl. In einem Orchester könnte der Triangel-Spieler problemlos durch eine Frau ersetzt werden, sofern sie das Instrument beherrscht und ihren Einsatz nicht verpatzt. Eine Frau könnte auch ohne Schwierigkeiten auf einem Schiff den Koch ersetzten, wenn sie kochen kann und nicht seekrank wird. Ein Professor an einer Universität kann jedoch keine Quotenstelle kriegen, die für Professorinnen vorgesehen ist, auch dann nicht, wenn er dafür hervorragend qualifiziert ist. Das ist der Unterschied. Sexismus macht den Unterschied. Für einen Sexisten steht die Geschlechterfrage immer an erster Stelle.

Sexistische Frauen und Männer, die ihre Texte nachsprechen, bewerten die Bedeutung einer Gruppe und die Bedeutung individueller Leistungen anders als es Leute tun, für die Sex nicht das Killerkriterium ist.

Man sagt, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte. Ich meine, dass tausend Worte etwas anderes sagen als ein einziges Bild. Wie auch immer. Schauen wir mal. Es folgt ein kleines Stückchen Prosa – zur Illustration:

“Es ist wirklich interessant mit Lady Westholme zu reisen”, zwitscherte Frau Pierce zu Sarah.
“Ist es?”, sagte Sarah giftig, aber Frau Pierce entging der raue Ton, also zwitscherte sie munter weiter.
“Ich habe Ihren Namen so oft in der Zeitung gesehen. Es ist so klug von Frauen, in das öffentliche Leben zu gehen und dort zu bestehen. Ich bin immer froh, wenn eine Frau etwas erreicht.”
“Und warum?”, zischte Sarah aufgebracht.
Das traf Frau Pierce unvorbereitet, sie stotterte ein wenig.
“Oh, weil…, ich meine…, eben weil…, nun, es ist schön, dass eine Frau in der Lage ist, Dinge zu tun.”
“Das sehe ich anders”, sagte Sarah. “Es ist schön, wenn jeder Mensch etwas in seinem Leben erreicht, wonach es sich zu streben lohnt. Ob ein Mann oder eine Frau etwas erreicht, spielt doch gar keine Rolle. Warum sollte es eine Rolle spielen?
“
“Nun, natürlich”, sagte Frau Pierce, “Ja, ich sehe ein…, natürlich, wenn man es in diesem Licht betrachtet …” Dabei wirkte sie etwas entgeistert.
Sarah ergänzte etwas sanfter: “Es tut mir leid, aber ich hasse diese Unterscheidung zwischen den Geschlechtern. ‘Eine moderne Frau hat eine durch und durch geschäftsmäßige Einstellung zum Leben’, diese Art von Weisheit. Das ist einfach falsch. Einige Frauen sind geschäftsmäßig, andere nicht. Manche Männer sind sentimental und zerstreut, andere haben einen klaren Kopf und sind logisch. Es gibt einfach unterschiedliche Arten von Gehirnen. Geschlecht spielt nur da eine Rolle, wo es um Sex geht.”
Bei “Geschlecht” errötete Frau Pierce etwas und dann wechselte sie geschickt das Thema. *

Sie kommen nicht zusammen. Das Wasser ist viel zu tief

Sexisten sollten eigentlich mit der Formel „weibliche und männliche Schriftsteller“ zufrieden sein. Sie genügt dem Gleichstellungsgebot: beide Geschlechter werden ausdrücklich genannt, keine Gruppe ist „nur mitgemeint“. Damit wäre genau das erreicht, was Sexisten – angeblich – wollen; denn sie wollen ja, dass bei jeder Gelegenheit die Duftmarke der Geschlechtszugehörigkeit hinterlassen wird. Und sie wollen, dass die Gruppen „gleich“ sind.

Sie sind aber nicht zufrieden. Sie wollen mehr. Sexisten fühlen sich dem anderen Geschlecht grundsätzlich überlegen und wollen nicht mit zweitklassigen Menschen gleichgestellt werden. Sie wollen die Trennung.

Die frühen Feministen hatten die Formel „Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad“. Die Möglichkeit einer Gemeinsamkeit von Mann und Frau; ja, allein schon die Existenz einer Sphäre, in der sich beide aufhalten und gewinnbringend für beide Seiten aufeinander beziehen, lag damit jenseits ihres Vorstellungsvermögens.

Die späten Feministen bescherten uns den Lesbenfriedhof. Er verkörpert nicht etwa – wie beim Eheversprechen – das Gebot einer Treue „bis der Tod euch scheidet“, sondern im Gegenteil das Beharren auf der Unversöhnlichkeit der Geschlechter über den Tod hinaus.

Deshalb wollen Sexisten die Innen-Form. Sie bringt die Trennung. Sie ist die große Axt, die alles Gemeinsame zerteilt. Sie macht aus einer Gruppe zwei. Das ist der Unterschied zu Formulierungen wie „Schriftsteller einschließlich der Schriftstellerinnen“ oder „weibliche und männliche Schriftsteller“. In beiden Fällen bliebe die Einheit der Schriftsteller erhalten. Mit dem Plural „Schriftsteller“ wären beide Male alle gemeint. Egal ob weiblich oder männlich. Genau das will der Sexist nicht.

Mit der Bezeichnung „weibliche Schriftsteller“ konnte man immer schon – wenn man es unbedingt wollte – eine Gruppe von Schriftstellern bezeichnen, die ausschließlich aus Frauen besteht. Doch wer wollte das?

Dass die Formulierung „weibliche Schriftsteller“ in unseren Ohren fremd klingt, hat einen einfachen Grund: Wir haben bisher nicht so geredet. Dass wir es nicht getan haben, hat ebenfalls einen einfachen Grund: Wir wollten es nicht. Es ging auch so. Wir brauchten so eine Form nicht. Wir brauchen sie heute auch nicht. Wir haben früher nicht von „weiblichen und männlichen Schriftstellern“ geredet, weil es dazu keine Veranlassung gab. Welche gibt es heute?

Stellen wir uns vor, es gäbe eine Studie, die den Arbeitsalltag von Schriftstellern untersucht und der Frage nachgeht, welche Tageszeiten bevorzugt werden. Wenn man dabei – aber warum eigentlich? Eben das ist die entscheidende Frage! – Frauen und Männer getrennt betrachtet, kämen Sätze heraus wie „weibliche Schriftsteller schätzen die Morgenstunden, männliche Schriftsteller neigen eher zu Nachtschichten“. Oder umgekehrt.

Egal. Damit hätte man Belanglosigkeiten korrekt formuliert. So eine Studie wäre nicht besonders aussagekräftig. Sie könnte auch zu einem anderen Ergebnis kommen. Aber immerhin: In so einem künstlichen Arrangement wären die Formulierungen angebracht. Sonst nicht. Oder fällt jemandem ein Beispiel ein?

So eine Studie gab es nicht. Deshalb wurden solche Formulierungen nicht gebraucht. Wozu? Man hätte damit nur bedeutungslose Nebensächlichkeiten, aus denen nichts folgt, erforschen und beschreiben können. Da gab es nichts zu erforschen und zu beschreiben, das von Belang ist. Da ist immer noch nichts.

Das wird auch nicht anders, wenn wir statt von „weiblichen Schriftstellern“ von „Schriftstellerinnen“ sprechen und statt von „weiblichen Schriftstellern, die im Unterschied zu männlichen Schriftstellern früh aufstehen“ von „Frühaufsteherinnen und Frühaufstehern“. Mehr als bedeutungsloses Geraune gibt es dann auch nicht.

Politiker sehen das anders. Sie gehen davon aus, dass es sehr wohl Unterschiede gibt. So begründen sie die Strategie „Gender Mainstreaming“: Geschlechtergerechtigkeit bedeutet, bei allen gesellschaftlichen und politischen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern zu berücksichtigen.

Denn, so heißt es weiter: Die Gleichstellungspolitik „ … basiert auf der Erkenntnis, dass (…) Männer und Frauen in sehr unterschiedlicher Weise von politischen und administrativen Entscheidungen betroffen sein können.“

Aha. Es gibt sogar „sehr“ große Unterschiede. Welche mögen das sein? Das ist das große Geheimnis der Gleichstellungspolitik, es sind die nicht vorhandenen Kleider der Kaiserin, die in Wahrheit nackt sind. Benannt werden die Unterschiede nicht. Sie werden nur behauptet. Sie werden als wichtig hingestellt. Als sehr wichtig sogar. Sie begründen und beschwören die Trennung zwischen Mann und Frau. Die haben wir nun. Wir sind getrennt. Wir sind getrennt und sollen nicht wieder zusammenkommen, weil wir so unsagbar und so unüberwindlich verschieden sind in allen unseren Lebenssituationen und Interessen.

Der Hintergrund ist der: Die Gleichstellungspolitik ignoriert Kinder. Eigentlich weiß es jeder: Wenn man Kinder kriegen will, muss man die Unterschiede zwischen Mann und Frau fruchtbar machen, man muss die wunderbaren Seite dieser Unterschiedlichkeit sehen und man muss sich – wie man so schön sagt – voll darauf einlassen. Alles Trennende wird dann einen Moment lang überwunden, auf dass etwas Neues entsteht. Doch das sehen die Gleichstellungspolitiker nicht. Und so erscheinen ihnen die Unterschiede unüberwindlich und sind ein Grund, Mann und Frau grundsätzlich als getrennt voneinander zu sehen.

Die Politiker sollten uns in Ruhe lassen. Wir können uns viel besser über unsere angeblich so unterschiedlichen Lebenssituationen verständigen, als sie sich das vorstellen.

Wir sind getrennt. Jetzt müssen wir die Trennung immer schon gewollt haben

Wenn wir heute die „geschlechtergerechte Sprache“ verwenden sollen, dann ist das kein nett gemeinter Vorschlag mehr, es ist in vielen Fällen schon eine Vorschrift. „Studenten“ soll man nicht sagen, weil es neuerdings als männliche Form gilt (was in den Augen der Feministen eine Benachteiligung der Frauen ist), „Studentinnen und Studenten“ ist mühsam, wie man in der Schweiz sagen würde, und so wird die Bezeichnung „Studierende“ durchgedrückt, obwohl sie sachlich falsch ist. Sie wird verordnet. Koste es, was es wolle.

Wenn da jemand von „weiblichen und männlichen Studenten“ spräche, wäre es den Sprach-Diktatoren nicht recht. Dabei ließe es sich gut zu „w/m Studenten“ oder zu „WM Studenten“ abkürzen, was viel eleganter wäre als die „SchriftstellerInnen“ oder „Schriftsteller/innen“ ¬– und was sich auch besser aussprechen ließe. Was spricht dagegen? Warum steht es gar nicht erst zur Diskussion? Weil es nicht die Einheit der Studentenschaft zerschlägt und nicht die Trennung behauptet. Darum. Es ist verräterisch.

Was ist der Unterschied? Wenn wir sagen „weibliche Schriftsteller“, dann wissen wir, dass es dazu ein Pendant gibt, nämlich die männlichen Schriftsteller. Wenn wir dagegen „Schriftstellerinnen“ sagen, dann gibt es kein passendes Gegenstück. Wenn wir Gleichstellung und geschlechtergerechte Sprache anstreben (ich wiederhole: Ich will das nicht, aber tun wir mal so, als wäre das ein erstrebenswertes Ziel), dann geht das nicht mit der Innen-Form, es geht nicht mit den separatistischen Schriftstellerinnen. Mit weiblichen und männlichen Schriftstellern, ginge es.

Denn da ist die Geschlechtsbezeichnung in beiden Fällen hinzugegeben. Doch bei „Schriftstellerinnen“ ist die Geschlechtsbezeichnung integraler Teil des Begriffes und macht die Aussage, dass es sich dabei um Menschen handelt, die schreiben, zweitrangig gegenüber der Aussage, dass es sich dabei um Frauen handelt. Da hat eine Art Meuterei stattgefunden: das Beiwort hat die Kontrolle über das Hauptwort übernommen.

Also: Wer sagt, dass es ihm um den Gleichstellungsaspekt geht und er deswegen die Form „Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ will, der widerspricht sich: Gleichstellung geht eben gerade nicht mit der Innen-Form. Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit sind die falschen Flaggen. Gemeint ist Unterwerfung unter eine sexistische Sichtweise.

Es bleibt dabei. Mit der Innen-Form wird keine Gleichstellung erreicht, sondern die Trennung betont und symbolisch die Möglichkeit einer Vereinigung der Geschlechter abgestritten. Mehr nicht. Die Innen-Form hat keine weiteren Inhaltsstoffe. Für die Trennung werden keine Gründe genannt. Was sollen das auch für Gründe sein? Sie liegen allein in der Befindlichkeit der Sexisten.

Die Schriftstellerin Eva Musterfrau und der Schriftsteller Adam Mustermann haben in Hinblick auf ihre schriftstellerische Arbeit ausschließlich Gemeinsamkeiten. Trennendes gibt es nur jenseits ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. Wenn man nachfragen würde, worin die Unterschiede zwischen „den“ Männern und „den“ Frauen bei Schriftstellern liegen, kämen dieselben Banalitäten hervor, die bisher nicht der Rede Wert waren ¬– und es heute auch nicht sind.

Innen-Formen sind die bösen Träume von Sexisten, die sich ständig neue Innenräume wünschen. Doch diese Räume sind hohl. Sie haben keinen Inhalt. Kein Leben. In den vielen, neu geschaffenen Innenräumen ist es kalt und dunkel. Die gespenstischen Innenräume sind nichts weiter als virtuelle Frauenparkplätze, virtuelle Frauenbuchläden, virtuelle Lesbenfriedhöfe.

Sollte „VSS Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ tatsächlich der neue Name des Verbandes werden – was dann? Dann würde damit ein Bekenntnis zur Verlogenheit der Politikersprache abgelegt. Dann würde deutlich gemacht, dass Schriftsteller nicht besonders gut mit Sprache umgehen können. Der Verband würde wie ein Verein wirken, der sich um korrekte Rechtschreibung kümmern will und auf seiner Visitenkarte mehrere Rechtschreibfehler hätte.

Er wirkte wie ein Gesangverein, der sich „Disharmonia“ nennt. Der Verband schriebe sich ein herzliches „Ja“ zu stilistischer Unbeholfenheit auf seine Fahne, die er als Preis für das Bekenntnis zum Sexismus zahlt. Er wäre wie ein Veranstalter von Marathonläufen, der eine Krücke und einen Bikini im Logo führt.
* Der Text ist ein Ausschnitt aus ‚Appointment with Death’ (‚Der Tod wartet’) von Agatha Christie aus dem Jahre 1938. Den Hinweis verdanke ich ‚ScienceFiles’ Kritische Wissenschaft – Critical Science.
Im zweiten Teil geht es darum zu zeigen, dass es grundsätzlich leicht möglich ist, mit Sprache zu lügen.

Im dritten Teil schauen wir Schriftstellern über die Schulter, wenn sie sich fragen: Wohin mit Herta Müller?

Im vierten Teil geht es um die Frage, was Sexisten wirklich wollen.

Im fünften und letzten Teil geht es um die grundsätzliche Frage, ob das grammatische und das natürliche Geschlecht eins sind.

 

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Schriftsteller, Gruppensex und Sprachmörder (Teil 5)

Deutsche Schriftsteller in der Krise. Wie sollen sie sich nennen? Wie ist ihr Verhältnis zur Natur und zur Grammatik? Wann stirbt das letzte Einhorn?

Was bisher geschah: Der Verband „VS Schriftsteller“ erwägt, sich umzubenennen in „VSS Schriftstellerinnen und Schriftsteller“. In bisher vier Teilen ging es darum, wie sich schriftstellerische Arbeit und Gleichstellungspolitik verträgt, bzw. eben gerade nicht verträgt: Die Gleichstellungspolitik bringt nämlich eine Vorstellung von Sprache mit sich, die drei Gebote kennt: 1. Das natürliche und das grammatische Geschlecht sind eins! 2. Es gibt keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit! 3. Der Plural hat ein Geschlecht!

Dieser Teil gipfelt in einem Aufruf an die Schriftsteller, sich nicht umzubenennen. Tut es nicht!

Es soll kein Sammeltaxi geben

Der Sprachfeminismus verlangt große Opfer von uns. Wir müssen unser Sprachempfinden stets aufs Neue überstrapazieren, wenn wir uns den Quälgeisterinnen und Quälgeistern fügen und uns dabei den drei Geboten der sexistischen Sprache unterwerfen wollen. Es gelingt sowieso nicht. Die geschlechtergerechte Sprache, die auf Doppelnennungen oder angehängten Innen-Schwänzen besteht, stellt Ansprüche, die nicht erfüllt werden können. Wie sieht es mit folgendem Satz aus: „Frauen sind die besseren Autofahrer“? Kann man das noch so sagen oder muss es „Autofahrerinnen und Autofahrer“ heißen? Nein? Dann eben nicht. Nicht so schlimm.

Schlimm ist, dass wir der Doppelnennung alle Begriffe opfern sollen, die etwas Gemeinsames bezeichnen. So erklärt sich auch die Feindschaft gegen das so genannte generische Maskulinum („die Schriftsteller“, „die Autofahrer“, „die Fußgänger“ …), das eben nicht nur deshalb ausgerottet werden soll, weil es irgendwie männlich wirkt und deshalb den männerfeindlichen Feministen ein Dorn im Auge ist, sondern auch weil es eine neutrale Sammelstelle sein will. Hier kommen gleich zwei schlechte Gründe zusammen.

Die Frauenbewegung in Tübingen forderte in den achtziger Jahren ein eigenes Frauentaxi. Die Busverbindungen waren nicht ausreichend, ein normales Taxi war ihnen zu teuer. Die Stadt bot schließlich einen Kompromiss an: ein spezielles Sammeltaxi, das in den Nachtstunden verkehren sollte. Das wollten die Frauen nicht. In so einem Taxi könnten ja auch Männer mitfahren. Sie protestierten mit dem Gedicht: „Sammeltaxi, das ist fein -/ der Vergewaltiger steigt mit ein.“

Also kein Sammeltaxi. Keine Sammelstelle für alle. Die sollte es nicht mehr geben. Nicht in Tübingen, nicht im Rest der Welt. Nicht in der Wirklichkeit. Nicht in der Sprache. Neutrale Begriffe sollen durch das zweigeteilte Modell „Innen-Form/nicht-Innen-Form“ ersetzt werden, durch das „duale System“ der so genannten ZweiGenderung, mit der überall der Keil der Trennung in bestehende Gemeinschaften getrieben wird, als sollten wir alle verpflichtet werden, ein Bild von der Welt anzuerkennen, das aussieht wie das zerrissene Foto von einem Ehepaar, das inzwischen geschieden ist.

Zwar werden uns solche verkrampften und sachlich falschen Bezeichnungen wie „Studierende“ und „Teilnehmende“ vorgeschlagen und als „neutrale“ und deshalb auch gerechte Formen angepriesen, als hätte man plötzlich bisher unentdeckte Möglichkeiten der deutschen Sprache in irgendeinem Antiquariat gefunden – aber nichts da. Dass es mit der Neutralität solcher Begriffe nicht weit her ist, merken wir, wenn es wieder um Einzelfälle geht und es beispielsweise heißt: „der oder die Studierende, der oder die das Protokoll geführt hat, möge sich …“ Da haben wir wieder die Geschlechter-Apartheid, die sich die Sexisten wünschen.

Wie sehr uns ein geschlechtsneutraler Sammelbegriff fehlt, haben wir schon im dritten Teil an der Frage gesehen, welche Gruppe wir Herta Müller zuordnen wollen. Wenn sich der Verband der Schriftsteller tatsächlich in VSS umbenennen würde, stünde er wahrlich dumm da. Ich sehe schon vor meinem geistigen Auge die Schlagzeilen der Spötter-Presse:

Die deutschen Schriftsteller haben ihre Gemeinsamkeit aufgekündigt.
Die deutschen Schriftsteller wissen nicht mehr, wie man einen Plural bildet.

Schriftsteller, die noch bei Trost sind, meiden die Innenform in allen Varianten (siehe dazu auch den Teil 4), ein Binnen-I kommt in ihrer Prosa nicht vor. Gar nicht. In Hörbüchern sowieso nicht – kleiner Scherz. Allerdings kein guter. Es gibt tatsächlich Überlegungen, wie man durch besondere Betonungen ein Binnen-I hörbar machen kann. Man könnte sich da an einer Aussprache mit Schnalzlauten, wie man sie von den Xhosa kennt, orientieren.

Scherz beiseite. Es bleibt dabei: Schriftsteller können es grundsätzlich nicht akzeptieren, dass der Plural ein Geschlecht haben soll und dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt. Das ist nicht verhandelbar.

Oder doch? Die Überlegung des Schriftstellerverbandes, einen neuen Namen anzunehmen, um damit eine Gleichstellung auch unter Schriftstellern anzuzeigen, zeigt Verhandlungsbereitschaft und signalisiert ein Entgegenkommen an die Politik.

Die Gleichstellungspolitik besteht darauf. Denn so eine Politik kann es nur geben, wenn man sich vorstellt, dass der Plural ein Geschlecht hat. Gleichstellungspolitik arbeitet grundsätzlich gruppenbezogen, sie sortiert die Gruppen nach „männlich“ und „weiblich“ und weist ihnen als erste Maßnahme ein Geschlecht zu. Daraufhin werden die Gruppen im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit gleichgestellt.

Es kommt noch schlimmer. Wenn der Plural ein Geschlecht haben soll, muss ein strenges Reinheitsgebot angewendet werden. Es müssen zu 100% reine Gruppen sein – rein männlich oder rein weiblich. Sonst kann man ihnen kein Geschlecht zuweisen. Die Gruppen dürfen keinesfalls gemischt sein.

Wo gibt es solche Gruppen?

In der Utopie der Gleichstellungspolitik. Sonst nicht. Die Gleichstellungspolitik erschafft solche Gruppen erst und verlangt, dass in Zukunft noch mehr davon geschaffen werden – beispielsweise die Gruppe der rein weiblichen Quotenfrauen, die der rein weiblichen Gleichstellungsbeauftragten, die wiederum nur von Frauen gewählt werden dürfen, oder die rein weibliche Gruppe der Nutznießerinnen des Professorinnen-Programmes. Am einflussreichsten war und ist vermutlich der rein weibliche Deutsche Juristinnenbund e.V., der die Zerstörung der Familien in den Gerichtssälen vorantreibt.

Nein. Keine Widerrede: Die „Bürgerinnen und Bürger“ mögen das. Die Politiker wissen das. Sie gehen davon aus. Das tun sie gerne. Sie „gehen davon aus …“ Sie beschreiben uns als verblödete Masse, denen man jedwede sprachliche Dummheit bieten kann. Sie glauben tatsächlich, dass wir beeindruckt sind von der Zielgenauigkeit (!) und von der Qualität (!), die sie an den Tag legen. Dadurch wird sogar, wie sie meinen, die Akzeptanz (!) erhöht. Wenn nicht, dann hilft das Gesetz nach. Sehen wir selber – und achten wir auf die Erkenntnis (!), auf der das alles gegründet ist, sie wird beschrieben in der „Strategie Gender Mainstreaming“:

„Dieses Vorgehen, für das sich international der Begriff ‚Gender Mainstreaming’ etabliert hat, basiert auf der Erkenntnis, dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt (…) Das Leitprinzip der Geschlechtergerechtigkeit verpflichtet die Politik, Entscheidungen so zu gestalten, dass sie zur Förderung einer tatsächlichen Gleichberechtigung der Geschlechter beitragen. Ein solches Vorgehen erhöht nicht nur die Zielgenauigkeit und Qualität politischer Maßnahmen, sondern auch die Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern.“

Dazu gibt es auch rechtliche Vorgaben, die lesen sich so: „Verpflichtungen zur Umsetzung einer effektiven Gleichstellungspolitik im Sinne des ‚Gender Mainstreaming’ ergeben sich sowohl aus dem internationalen Recht als auch aus dem nationalen Verfassungsrecht.“

Es soll niemand sagen können, wir hätten es nicht gewusst. Wir wissen es wohl, wollen es aber nicht wahrhaben: Wir werden von einem totalitären, sexistischen Staat regiert, der sich in alle Lebensbereiche einmischt und eine beängstigende Machtvollkommenheit erreicht hat. So eine Politik hat es nicht nötig, sich hinter Schleiern zu verstecken, sie sagt es offen: sie „ … basiert auf der Erkenntnis“! Erkenntnis? Ist das eine Erkenntnis?

Nein. Das wissen die Politiker auch. Es ist keine Erkenntnis. Es ist eine Annahme. Noch dazu eine, die offensichtlich falsch ist. Die Politiker betrügen uns vorsätzlich – mit Ansage. Oder wie der Schwabe sagen würde: mit Fleiß. Sie wissen, dass wir kuschen, und dass es niemand wagen wird, sie zu kritisieren. Ihnen gehört die Sprache. Sie bestimmen, was eine „Erkenntnis“ ist. Sie bestimmen, wie wir in Zukunft zu reden haben. Das machen wir brav und eingeschüchtert und wir erkennen nicht die ansteckende Krankheit, die wir damit verbreiten. Dazu fehlt uns wiederum die Erkenntnis.

Gibt es ein Einhorn im richtigen Leben? Schafft Sprache Wirklichkeit?

Hinter all den Überlegungen zur richtigen Benennung steht die zentrale Frage, die im ersten der drei Gebote formuliert ist: Ist das grammatische Geschlecht mit dem natürlichen Geschlecht gleichzusetzen? Ja oder Nein?

Wenn wir diese Frage mit „Nein“ beantworten, dann ist die Debatte an dieser Stelle beendet, die Schriftsteller hätten keine Sorgen, sie könnten weiterschreiben wie bisher, könnten bei ihrem traditionellen Namen bleiben und könnten zufrieden sein.

Die Politiker wären nicht zufrieden. Denn die Politik der Gleichstellung, die angestrengt versucht, eine künstliche Gleichstellung von Frauen und Männern durch Quotenregelungen und Sprachvorschriften zu erzwingen, funktioniert nur, wenn man das grammatische und das natürliche Geschlecht gleichsetzt und so tut, als ginge es nicht um Worte, sondern um Menschen. Manche können sich das schon nicht mehr anders vorstellen.

Wenn die als „männlich“ definierten Sprachformen ausgemistet werden, dann steckt dahinter nicht etwa ein Gefühl für Sprache, sondern ein Gefühl gegen Männer – gegen Männer aus der wirklichen Welt. Wenn man die weiblichen Formen im Sprachgebrauch verbreiten will, dann wird so getan, als hätte man damit etwas Gutes für Frauen in der wirklichen Welt getan.

So wie in dem Film vom letzten Einhorn den Kindern erzählt wird, dass ein Einhorn stirbt, wenn das Kind nicht mehr an das Einhorn glaubt, so wird den Männern erzählt, dass eine Frau weint, wenn ein Mann nicht konsequent die Innen-Form verwendet. In so schönen Worten wird es nicht gesagt, es heißt vielmehr, dass Frauen „diskriminiert“, dass sie „marginalisiert“, dass sie „unsichtbar gemacht“ werden. Ihnen wird mit Sprache „Gewalt angetan“, sie werden mit Sprache „vergewaltigt“.

Es sind nicht meine Worte. So sagen es Luise F. Pusch und Senta Trömel-Plötz. Das klingt, als hätte sich Loriot diese Namen ausgedacht, doch so ist es nicht. Es ist auch nicht lustig. Die Vorwürfe stehen immer noch im Raum. Es sind heftige Vorwürfe. Sie funktionieren nur unter der Voraussetzung, dass man eine Gleichheit von grammatischem und natürlichem Geschlecht annimmt. Daran muss man glauben. Deshalb wird es immer wieder behauptet.

Obwohl es nicht so ist. Arthur Brühlmeier hat schon vor Jahren auf diesen verhängnisvollen Irrtum hingewiesen. Egal. Genau dieser Irrtum ist nach wie vor die Grundlage für den Sprachfeminismus.

(Ich nehme an, dass Schriftsteller den kleinen Text von Brühlmeier kennen, falls nicht, hier ist der link:  ‚Sprachfeminismus in der Sackgasse’).

Sexisten sind gefährliche Pantoffelhelden

Was ist los? Wie kann es sein, dass gleichzeitig zwei Auffassungen nebeneinander existieren, obwohl nur eine von beiden richtig sein kann? Und wie kann es sein, dass die Auffassung, das natürliche und das grammatische Geschlecht seien gleich, mehr und mehr Anhänger gewinnt, obwohl sie falsch ist?

Weil es Sexisten sind, die so denken. Besser gesagt: so fühlen. Bei ihnen steht Sex an erster Stelle. Nicht die Suche nach Wahrheit oder ein intellektueller Anspruch. Ein Sexist ist schon fertig mit seiner Weltanschauung. Er will keine andere. Wenn man einem Sexisten erklärt, dass Galileo einst ausgeführt hat, dass zwei Sätze, die sich widersprechen nicht gleichzeitig wahr sein können, dann sagt der Sexist nur: „Galileo? War das nicht ein Mann?“

Man kann nicht mit ihm diskutieren. Wenn man ihm erklärt, dass das grammatische und das natürliche Geschlecht zwei Paar Schuhe sind, sagt er: „Ich will nur ein Paar. Die anderen Schuhe passen mir nicht“. Wenn man ihm mit Objektivität kommt, kommt er mit Subjektivität. Es stört ihn nicht, dass die Schuhe, die er hat, billige Pantoffeln sind. Für seine Innenwelt reicht es.

Der Verband der Schriftsteller ist eine recht geräumige Anlaufstelle, er bietet Platz für Autoren, die hermetische Texte schreiben oder für Künstler, die sich in einfacher Sprache an jugendliche Leser wenden oder für Künstler, die das Ungefähre mögen und sich auf schwer zugängliche Lyrik spezialisiert haben. Das alles gibt es. Das alles soll es auch geben. Wenn nun aber jemand eine Formulierung vorschlägt, die für alle gelten soll, dann muss er seine Eigenwelt verlassen können und sich auf einen allgemeinen Nenner einlassen. Dann muss er in der Lage sein zu argumentieren. Dann reicht ein Satz wie „Ich fühle es aber so“ nicht. Auch nicht: „Ich höre Stimmen von fremden Mächten aus der Politik, denen ich mich fügen muss.“

Wir leben in einer Zeit, in der Sexismus staatstragend geworden ist; in einer Zeit, in der weibliche Sexisten offiziell gefördert werden und männliche Sexisten versuchen, wenigstens eine kleine Scheibe von der Wurst abzukriegen – und Angst haben müssen, andernfalls als Sexisten bestraft zu werden. Deshalb gibt es so viele Sexisten – oder viele, die wenigstens so tun, als wären sie Sexisten. Das heißt jedoch nicht, dass ihre Vorstellung von Sprache richtig ist. Ist sie nicht. Sie ist nach wie vor falsch.

Die Verwechslung von grammatischem und natürlichem Geschlecht bringt einen Rattenschwanz von Problemen mit sich. Es gibt in Wirklichkeit drei grammatische Geschlechter – der, die, das –, jedoch nur zwei biologische. Damit wird aus einer dreidimensionalen Sicht der Welt eine zweidimensionale. Wie wird das Problem gelöst?
Es wird einfach behauptet, dass es „keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt“. Das sagen sie. So sind sie. Sie verkünden es im Brustton der Überzeugung. Sie sagen tatsächlich (und stellen damit Möglichkeit und Wirklichkeit gleich), dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit „gibt“, obwohl sie fairerweise „geben möge“ sagen müssten oder „in Zukunft nicht mehr geben dürfe“, denn noch gibt es gewisse Reste von Neutralität.

Noch. Sie werden nach und nach abgeschafft. Neutralität gilt inzwischen nicht mehr als „neutral“, sondern als typisch männlich. Wie Objektivität. Deshalb werden neuerdings beide Begriffe reflexartig mit dem Beiwort „vermeintlich“ versehen, man spricht also von „vermeintlicher Objektivität“, von „vermeintlicher Neutralität“ oder von „vermeintlichen biologischen Tatsachen“ und nimmt den Begriffen damit ihre Bedeutung. Natürlich darf auch der Plural, wie wir gesehen haben, nichts Neutrales mehr an sich haben und muss entweder weiblich oder männlich sein.

Wenn es keine Neutralität geben darf, dann muss auch das „das“ weg. Dann muss ein Kind, zu dem man früher unbefangen „das Kind“ gesagt hat, so früh wie möglich sexualisiert werden, damit man es entweder als männlich oder als weiblich ansehen kann, es darf jedenfalls nicht länger Neutrum (ne-utrum, also keins von beiden) sein. Dann steht auch Gott nicht mehr jenseits von irdischen Geschlechterfragen, dann ist Gott weiblich und ist eine Freundin von Margot Käßmann.

Früher gab es einen Spruch (das war vor der bemannten Raumfahrt), da sagte man, wenn man gewisse Leute loswerden wollte: „Die müsste man alle auf den Mond schießen“. Daran muss ich immer wieder denken. Man sollte es tun. Dann werden es die Politiker selber merken: Den berühmten Mann im Mond, der als männlich angesehen wird, gibt es gar nicht, es gibt aber – nicht nur da oben – eine geschlechtsneutrale Wirklichkeit.
Die Schriftsteller haben es versäumt, sich von Anfang an gegen die hinterhältigen Angriffe auf die Muttersprache zu wehren. Sie haben sich zurichten lassen wie der berühmte Frosch, der sich bei lebendigem Leibe kochen ließ, der allerdings sofort aus dem Topf gesprungen wäre, wenn er gleich mit dem heißen Wasser in Berührung gekommen wäre. So war es nicht. Das Wasser wurde langsam immer heißer und der Frosch hat den Absprung verpasst. Dann war es zu spät.

Ist es nun zu spät für ein klares „Nein“ gegen die VSS-Form? Trauen sich die Schriftsteller inzwischen nicht mehr, einem Politiker oder gar einer Frau zu widersprechen? Lassen sie sich freiwillig zu Bazillenträgern einer sexistischen Weltanschauung machen, zu der sie sich bei jeder Pluralbildung bekennen müssen?
Als ich im ersten Teil sagte: „Gleichstellung und Schriftsteller – das geht gar nicht“, war das ernst gemeint. Es geht wirklich nicht. Schriftsteller können die drei Gebote nicht akzeptieren, sie können sich dem gruppenbezogenen Denken nicht unterwerfen – und Schriftsteller sollten keine Sexisten sein. Sie sollten ihr Sprachgefühl nicht verraten wie jemand, der aus Angst vor dem Tod Selbstmord begeht.

Schriftsteller sollten weiterhin versuchen, so gut es eben geht, auf eigene Faust die Wirklichkeit mit sprachlichen Mitteln zu beschreiben. Gleichstellungspolitik versucht das Gegenteil. Sie versucht, die Wirklichkeit zu verunstalten, dass sie zu ihrer falschen Sprache passt.

Dem kann ein Schriftsteller, der seinen Hammer noch nicht an den Nagel gehängt hat, entgegentreten, indem er den Sprachfeminismus entlarvt und ihn mit den eigenen Waffen –nämlich mit denen der Sprache – schlägt. Das sollte er tun. Dazu möchte ich ihn ausdrücklich ermuntern und ihm zum Schluss die Worte zurufen, die mein Vater zu mir gesagt hat, als ich drei Jahre alt war und mich nicht traute, die Rutschbahn runterzurutschen:
„Na los! Sei kein Frosch!“

Zum Schluss möchte ich mich mit einem Gedicht aus der Affäre ziehen, in dem es um den achtsamen oder gerade nicht achtsamen Umgang mit Worten geht. Es geht um diejenigen, die keine Fragen mehr zulassen und von unumstößlichen Erkenntnissen ausgehen – und was sie damit anrichten. Es ist eines der frühen Gedichte von Rainer Maria Rilke:
Gebet der Mädchen zur Maria

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.

Deshalb hatte ich mich durchgerungen, im zweiten Teil – und schon in der Überschrift – in aller Deutlichkeit von „Sprachmördern“ zu sprechen. Ein heftiges Wort. Ich weiß. Das ist sonst nicht meine Art. Doch ich stehe dazu: Erst wird das Wort umgebracht, dann das Ding.
Im zweiten Teil geht es darum zu zeigen, dass es grundsätzlich leicht möglich ist, mit Sprache zu lügen.

Im dritten Teil schauen wir Schriftstellern über die Schulter, wenn sie sich fragen: Wohin mit Herta Müller?

Im vierten Teil geht es um die Frage, was Sexisten wirklich wollen.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.10.2008, Nr. 236, S. 38 Der Gast, nicht die Gästin Wie der Feminismus das Maskulinum verbreitet hat Wie kann man die Bedeutung deutscher Wörter mit maskulinem sprachlichen Genus angemessen beschreiben? Für Ausdrücke wie Einwohner, Gast, Student oder Kollege stehen mit Blick auf das Geschlecht zwei Möglichkeiten im Raum. Zum einen könnte grundsätzlich gelten, dass sie sich auf männliche und weibliche Personen beziehen; man spricht hier auch von generischer Referenz. Zum anderen lässt sich annehmen, dass sie männliche Personen bezeichnen, sprachliches und biologisches Geschlecht also in eins fallen. Letztere Sicht wurde bekanntlich von der feministischen Sprachbetrachtung favorisiert und zum Ausgangspunkt für ein großes Sprachreformprojekt erhoben. Für die generische Referenz stehen Sätze wie „Berlin hat 3,4 Millionen Einwohner“. Aus einem solchen Satz wird niemand schließen, dass es dann insgesamt fast sieben Millionen sein dürften. Einwohner meint auch -innen. Ähnliches gilt für die Feststellung, dass zu einer Feier viele Gäste anreisten. Ausdrücke wie Filmstar und Liebling zeigen ähnliche Eigenschaften. Sie stehen keinesfalls genau für männliche Personen, sondern können männliche, weibliche oder männliche und weibliche Menschen bezeichnen. Selbst maskuline Pronomina lassen sich auf dieser Linie betrachten. Vernimmt man die Frage „Wer hat denn hier seinen Lippenstift liegen gelassen?“, so bedeutet das nicht, dass wegen des Wörtchens seinen nur ein vergesslicher Mann gemeint sein kann. Aber auch die feministische Betrachtung kann angesichts des gegenwärtigen Sprachgebrauchs gute Befunde für ihre Position geltend machen. Wenn man hört, dass der Student die Prüfung bestanden hat, so wird man ganz überwiegend annehmen, dass eine männliche Person erfolgreich war. Ähnliches kann man am Ausdruck Kollege zeigen. Wenn ein Mann seiner Frau ankündigt, dass er sich abends mit einem Kollegen treffen will, so würde er besondere Gründe haben, wenn es sich bei dieser Person um eine Frau handelte. Und sollte eine Firma per Anzeige einen neuen Mitarbeiter suchen, so wird das bei vielen weiblichen Arbeitssuchenden eine gewisse Irritation, wenn nicht gar Entmutigung auslösen, weil nur männliche Bewerber angesprochen sein könnten. Die Semantik maskuliner Wörter ist also kompliziert. Einen neuen Vorschlag zur grammatischen Beschreibung der Situation hat nun der Bamberger Sprachwissenschaftler Thomas Becker vorgelegt. Er geht in seinem Entwurf grundsätzlich von der generischen Referenz der fraglichen Ausdrücke aus. Den eindeutigen Bezug auf das natürliche Geschlecht leitet er dagegen aus der jeweiligen Kommunikationssituation ab. Demnach schließen Sprecher aus kommunikativen Konstellationen, ob ein maskuliner Ausdruck aktuell nur männliche Personenkreise anspricht. Es wirken „konversationelle Implikaturen“, durch die die generische Lesart durch eine geschlechtsbezogene ersetzt wird. Das gilt vor allem für Situationen, in denen das natürliche Geschlecht besonders relevant ist und auch alternative Formen kursieren. So gibt es beispielsweise keine femininen Gegenstücke zu den Ausdrücken Gast, Star, Liebling. Die geschlechtsspezifische maskuline Lesart liegt deshalb eher fern. Anders bei den Ausdrücken Student, Kollege, Mitarbeiter. Hier existieren Pendants. Weiß man zudem, dass entsprechende feminine Formen in Kontexten wie Stellenanzeigen und Anreden durchaus üblich sind, schließt man als kompetenter Sprecher des Deutschen, dass mit den sprachlich maskulinen Ausdrücken in solchen Zusammenhängen eben männliche Personen angesprochen sind. Das lässt sich generalisieren: Wenn feminine Gegenstücke zu generischen Wörtern gebräuchlich werden, verschiebt sich die ursprünglich neutrale Bedeutung zur maskulinen Semantik. Das kommt dem Umstand gleich, dass ein Ausdruck wie Kollege, mindest übergangsweise, zwei Bedeutungen besitzt: Die erste, fundamentale ist die generische Bedeutung. Sie ist geschlechtsunabhängig. Die zweite entspricht einer besonderen Gebrauchsbedeutung jüngeren Datums in bestimmten Kontexten. Sie entstand durch die Konkurrenz zu Kollegin und transportiert somit spezifisch Männliches, das sich allmählich auch in weitere Kontexte ausdehnt und am Ende möglicherweise die generische Bedeutung zum Verschwinden bringt. Die maskuline Bedeutung wird umso prominenter, je häufiger die entsprechenden femininen Bezeichnungen auftauchen. Zugespitzt gesagt: Je öfter der Ausdruck Kollegin genutzt wird – womöglich noch in unmittelbarem Kontakt zum Gegenstück: „Liebe Kolleginnen und Kollegen“ – desto wahrnehmbarer wird das maskuline Element im Wort Kollege, das ursprünglich kaum vorhanden war. Unter dieser Perspektive lässt sich auch ein Blick auf das sprachkritische Programm des Feminismus werfen. Sein Ausgangspunkt, dass nämlich sprachlich maskuline Wörter Menschen femininen Geschlechts ausschließen, dürfte anfangs an vielen Punkten falsch gewesen sein. Dadurch allerdings, dass dieses Plädoyer die Verwendung explizit femininer Formen faktisch stark förderte, hat sich mittlerweile das semantische Profil der Wörter mit maskulinem sprachlichen Genus verändert. In der Folge stehen ursprünglich generische Ausdrücke nun tatsächlich häufig für männliche Personen. Daraus wiederum resultiert die Konsequenz, dass Geschlechterfragen in Sprache und Kommunikation heutzutage unbestreitbar eine höhere Bedeutung besitzen als vor den feministischen Analysen. Aus der Perspektive der feministischen Zielsetzungen ist diese Änderung vermutlich als Erfolg zu verbuchen. Dass diese Entwicklung mit einer problematischen Bestandsaufnahme ansetzte, hat ihr offensichtlich nichts von ihrer Durchsetzungskraft genommen. Womöglich wurde sie dadurch sogar noch gestützt? Sprachhistorisch ist jedenfalls zu konstatieren, dass sich in der deutschen Sprache das Verhältnis von sprachlichem Genus und natürlichem Sexus jüngst an bestimmten Punkten gewandelt hat. Ursprünglich semantisch eher geschlechtsneutrale Wörter sind mittlerweile geschlechtsspezifisch aufgeladen. Wo sprachlich früher ein Maskulinum und referenziell ein Generikum war, ist heute oft nur noch Maskulines vorhanden. Mit anderen Worten: Nach den feministischen Sprachinterventionen ist das Maskulinum verbreiteter als zuvor, aber sicher nicht mehr das, was es einmal war. WOLF PETER KLEIN Thomas Becker: „Zum generischen Maskulinum: Bedeutung und Gebrauch der nicht-movierten Personenbezeichnungen im Deutschen“, in: Linguistische Berichte, Bd. 213 (2008).

 

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.06.2011, Nr. 129, S. 33

Eselinei

Wir lassen uns die „Bürgerinnen und Bürger“, die „Leserinnen und Leser“, die „Soldatinnen und Soldaten“ und zur Not, aber wirklich nur zur Not auch noch den „Studierendenausweis“ gefallen. Man braucht den femininen Plural genauso wenig wie dieses absurde, verdruckste Partizipialmonster. Dergleichen ist umständlich und war bei der Herstellung der Geschlechtergerechtigkeit wohl auch noch nicht sonderlich hilfreich. Genau genommen wird damit sogar eine neue Ungerechtigkeit begangen. Denn bei den Lehrern und Autoren, den Ärzten und Redakteuren wollen die Frauen begreiflicherweise dabei sein, nicht aber bei den Mördern, Dieben und sonstigen Verbrechern. Diese werden gewissermaßen immer nur mit ihrem männlichen Vornamen angeredet. Von einer Meldung wie „Nach der Mörderin oder dem Mörder wird noch gefahndet“ oder von einer „Verbrecherinnen- und Verbrecherkartei“ hat man jedenfalls noch nichts gehört, obwohl ja eigentlich erst wirkliche Gerechtigkeit hergestellt wäre, wenn bei der Nennung einer bestimmten Personengruppe auch nicht eine einzige Frau unterschlagen wird, was ja bedeuten würde, dass die Frau als solche dadurch quasi schon unterdrückt wäre. Sei es drum. Wenn diese Eseleien, die es in keiner anderen Sprache gibt, dem sozialen Frieden dienen – bitte sehr. Man kann, wie dies an dieser Stelle schon mehrmals, aber wahrscheinlich zu zaghaft versucht wurde, noch so oft darauf hinweisen, dass das grammatische Geschlecht (Genus) mit dem biologischen Geschlecht (Sexus) nicht zwingend etwas zu tun hat und es also den weiblichen Gast genauso gibt wie die männliche Geisel. Und es hilft wahrscheinlich auch nicht viel, daran zu erinnern, dass im Deutschen das primäre grammatische Geschlecht nun einmal männlich ist. Die Leute wollen es einfach nicht begreifen. Sie reden und schreiben mit einer idiotisch-bürokratischen Umstandskrämerei mitsamt diesen hässlichen Schrägstrichen („der/die Wähler/in“), die in seltsamem Kontrast zu dem Bedürfnis nach Bequemlichkeit steht, das sich sonst allenthalben breitmacht. Dies alles lassen wir uns, wie gesagt, noch gefallen. Aber gerade kommt uns Post auf den Schreibtisch, die das Fass zum Überlaufen bringt. Der Deutsche Germanistenverband wendet sich in einem Rundschreiben doch tatsächlich an „Mitgliederinnen und Mitglieder“. Hätte man in diesen Taginnen und Tagen nichts Besseres zu tun, man müsste dieser Vereinin/diesem Verein, wo frau/man es eigentlich besser wissen müsste, glatt die Grammatikpolizei ins Haus schicken. Menschinnenskindnochmal! edo.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.06.2011, Nr. 129, S. 33

 

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Zur Ontologie der Differenz
Über die Unmöglichkeit poststrukturalistischer Gesellschaftskritik

Alex Gruber

(Aus: Bahamas Nr. 57/2009)

 

Die Anrufung der Vielheit und der Differenz ist aus der linken Diskussion über Rassismus oder Geschlecht nicht mehr wegzudenken, sodass man geneigt sein könnte, Antirassismus, Anti(hetero)sexismus und Poststrukturalismus zusehends als Synonyme zu betrachten. Dies gilt für gleichermaßen für die undogmatisch-linksradikalen Kommandoerklärungen, wie sie in zahlreichen Internetforen und auf Blogs veröffentlicht werden, wie für die akademische Diskussion, wo der „linguistic“ bzw. „cultural turn“ an den Universitäten seinen Siegeszug längst erfolgreich abgeschlossen hat. So formuliert etwa Christina Thürmer Rohr, Professorin an der TU Berlin, dass Allgemeinbegriffe wie Mann oder Frau nichts anderes darstellen als „ein Ergebnis von Kategorisierungsverfahren, die selbst Ausdruck von Gewalt sind“, Ausdruck „einer gewaltsamen Einteilung der Vielheit der Menschen in zwei Geschlechter“; „Kategorisierungen von Menschen“ also, „die deren Pluralität zerstören.“ (Thürmer Rohr 2005) Und der linke Differenztheoretiker weiß, dass der islamische Raum ein wahres Paradies für homosexuelle Vielheiten wäre, hätte nicht der ‚westliche Diskurs’ gewaltsam seine ‚heteronormative Zwangsidentität’ weltweit durchgesetzt (Vgl. Klauda 2008) – damit auch die dieser Identität entsprechende Denkform – und ihre gewalttätig Einheit stiftende Begrifflichkeit, den durch Differenz charakterisierten Menschen eingeschrieben.

Restitution von Heteronomie

Das poststrukturalistische Bedürfnis, das sich in Aussagen wie den zitierten ausdrückt, versteht sich als Generalangriff auf das, was ihm identitätslogische Denkform oder abendländische Metaphysik heißt. Seine Intention und sein Anspruch ist es, gegen jenes Denken anzugehen, das begriffliche Allgemeinheiten kennt, unter die eine Vielzahl von Einzeldingen subsumiert werden: Gegen die starre Einheit der Logik, deren Gesetz „das der Reflexion ist, das Eine, das zwei wird“ (Deleuze/Guattari 1976: 8), und die so die Gegensätze von Subjekt und Objekt, von Begriff und Sache oder von Geist und Natur überhaupt erst produziere und in die Welt setze; gegen diese Einheit soll der lebendigen, jedoch von der Metaphysik und ihrer „Tyrannei des Buchstabens“ (Lyotard 1977: 108) geknechteten Vielheit zu ihrem Recht verholfen werden: „Der Vorrang der Identität […] entspringt der Welt der Repräsentation [durch den Geist, den Buchstaben, usw.; A.G.]. Das moderne [i.e. poststrukturalistische; A.G.] Denken aber entspringt dem Scheitern der Repräsentation wie dem Verlust der Identitäten und der Entdeckung all der Kräfte, die unter der Repräsentation des Identischen wirken.“ (Deleuze 1992: 11)

Die Vielheit soll von ihrem Bezug auf ein Identisches, auf ein Allgemeines, von dem sie differiert, befreit werden und als eigenes Prinzip erkannt werden: „(N)ur, wenn das Viele als Substantiv, als Vielheit, behandelt wird, hat es keine Beziehung mehr zum Einen als Subjekt und Objekt, als Natur und Geist, als Bild und Welt.“(Deleuze/Guattari 1978: 13; Hervorhebung des Verfassers) Um die Abhängigkeit der Vielheit von einem ihm durch die Logik aufoktroyierten Allgemeinen aufzulösen, sei es notwendig die einheitlichen und identischen Begriffe zu dekonstruieren; d.h. es sollen alle Bedeutungen „Schicht für Schicht abgetragen werden“ (Derrida 2004: 152), „deren Ursprung in der Bedeutung des Logos liegt“ (Ebd.: 23), um so zu einem neuen Denken zu kommen, einem mehrdimensionalen Denken, dem Denken der „Differenz an sich selbst“, für die Jauques Derrida sogar ein eigenes Wort erfindet: das der „différance“.

Diese Vielheit sei die zu sich selbst gekommene Differenz, die nicht der Begrifflichkeit angehört, aber auch nicht der Sinnlichkeit: „(E)s wird also auf eine Ordnung verwiesen, die jener für die Philosophie grundlegenden Opposition zwischen dem Sensiblen und dem Intelligiblen widersteht“ (Derrida 1999: 34), und die so den Dualismus der Metaphysik überwinde, weil sie reine Bewegung sei, die aller Bestimmung und Unterscheidung stets schon vorausgehe – die also Bestimmung und Unterscheidung überhaupt erst hervorbringe und ermögliche. Die von Derrida ins Auge gefasste Ordnung, die „différance“ ist dementsprechend als dem Gegensatz zwischen Geist und Natur widerstehend gedacht, den die metaphysische Philosophie aufmacht: Sie widersteht dem Gegensatz und somit dem Dualismus, weil sie ihm quasi zugrunde liegt und ihn trägt, weil sie sein zureichender, wenn auch unbestimmbarer, weil unbestimmter Grund ist, der „immer schon am Werk war“, vom logischen Denken aber „immer wieder neutralisiert, reduziert (wurde): und zwar durch einen Gestus, der der Struktur ein Zentrum geben und sie auf einen Punkt der Präsenz, auf einen festen Ursprung beziehen wollte.“ (Derrida 2006: 422) Dieser Versuch, die Differenz zu materialisieren und ihrerseits als Einheit zu hypostasieren, sei die Geburtsstunde und der Kardinalfehler der Metaphysik in einem. Diese ist demnach gedacht als dem Umstand geschuldet, dass „unsere Freunde der métis [der Weisheit; A.G.]“ (Lyotard 1977: 89) der Erkenntnis nicht standhalten können, dass Philosophie zwar einen Urgrund habe, über diesen Urgrund jedoch nichts auszusagen in der Lage ist, weswegen eben jene Unbestimmtheit von ihnen stets wieder vereindeutigt würde und so ein Schöpfer eingesetzt, der Sinn verbürgt.

Das Denken habe jedoch über diese imperiale Setzung hinauszugehen und die vom Poststrukturalismus postulierte Unmöglichkeit einer Grundlage zu ihrer Grundlage zu machen,[1] um so dem Wirken der Vielheit gerecht zu werden. So wie die „différance“ das sei, „was die Gegenwärtigung des gegenwärtig Seienden ermöglicht, so gegenwärtigt sie sich nie als solche. Sie gibt sich nie dem Gegenwärtigen hin. Niemandem. Indem sie sich zurückhält und nie exponiert, übersteigt sie genau in diesem Punkt und geregelterweise die Ebene der Wahrheit“. (Derrida 1999: 34) Die Vielheit ist konzipiert als jener Ort bzw. Unort, der den Phänomenen zugrundegelegt werden muss, aber nicht bestimmt werden kann – jeder Versuch, ihn zu benennen, d.h. etwas qualitatives über ihn aussagen zu wollen, falle in die Aporien der Identitätslogik, in die Metaphysik also zurück.

Die Vielheit ohne Einheit ist als das konzipiert, wodurch das Gegebene als verschiedenes gegeben ist; als jene Spur, die der Präsenz gewissermaßen vorausgeht, aber nicht als Vorausgehendes gedacht werden kann, die ebenso ursprünglich ist, wie nachträglich, die vorhanden ist, aber nicht konkretisierbar, die sich einschreibt, aber kein schreibendes Subjekt sein soll, sondern nur der Prozess des Einschreibens selbst. „Nach den Forderungen der klassischen Begrifflichkeit würde man sagen, daß ‚différance’ die konstituierende, produzierende und originäre Kausalität bezeichnet, den Prozeß von Spaltung und Teilung, dessen konstituierte Produkte oder Wirkungen die différents oder die différences wären. […] Und wir werden sehen, warum das, was sich durch ‚différance’ bezeichnen lässt weder aktiv noch passiv ist, sondern eher eine mediale Form ankündigt oder in Erinnerung ruft, eine Operation zum Ausdruck bringt, die keine Operation ist, die weder als Erleiden noch als Tätigkeit eines Subjekts bezogen auf ein Objekt, weder von einem Handelnden noch von einem Leidenden aus, weder von diesen Termini ausgehend noch im Hinblick auf sie, sich denken läßt.“ (Ebd.: 37; Hervorhebung im Original) Jede Vermittlung, jeder Gegensatz und jeder Widerspruch wird von diesem Denken kassiert; es darf und kann nichts geben, was außerhalb des Prozesses des Einschreibens liegt und darin nicht restlos aufgeht; alles ist unmittelbar durch die „différance“, die unbestimmte Vielheit, determiniert und konstituiert, die mit Eigenleben ausgestattet ihre Spur durch die Geschichte zieht.

Der Taschenspielertrick, die Vielheit an die Stelle der Einheit zu setzen und zu behaupten, sie firmiere nun als etwas ganz anderes denn als Einheit, ermöglicht es dem Poststrukturalismus als gewitztes und radikal-emanzipatives Denken aufzutreten, das die identitätslogische Philosophie hinter sich lasse und ein Ende der Bevormundung durch repressive Allgemeinbegriffe einleite. Das Denken soll aus der Metaphysik austreten und sich von der „Usurpierung durch die Buchstaben“ lösen, um zu einer „anderen Logik“ zu gelangen als jener, „in welche Platonismus und Judentum mit vereinten Kräften immer noch versuchen […], diese Spasmen [Zuckungen der Vielheit; A.G.] einzusperren und zu neutralisieren.“ (Ebd.: 106 ff.) Was sich in dieser Denkbewegung ausdrückt ist der Wunsch, jedwede Einheit und damit selbst noch den Gedanken einer vernünftigen Allgemeinheit exorzieren zu wollen. Das antiidentitär auftretende Denken erweist sich als gegenaufklärerisches, das die Logik regressiv überwinden möchte und in seiner Verwerfung der Metaphysik zu einer Ontologie der Differenz gelangt, die die herrschaftlichen Momente der traditionellen Logik und des Idealismus bei weitem übersteigt. Die Differenz, die den Ausweg aus der Metaphysik weisen soll, ist gedacht als etwas, das den Erscheinungen zugrunde liegt und sie hervorbringt, das aber selbst nicht wieder festgemacht werden könne und dürfe, das sich jeder Bestimmung entzieht. Die Grundlage, die keine sein soll, aber als solche angenommen werden muss und für die weder ein Subjekt noch ein Substrat angegeben werden kann, erweist sich so als Kategorie, die den poststrukturalistischen Ideologen zu einem Seinsbegriff eigner Qualität gerät, was sie als in der Tradition der Ontologie eines Martin Heidegger stehend ausweist – in der Tradition eines regressiven Denken, das im Besitz des ganzen Rüstzeugs der Philosophie eine Weltsicht restituieren möchte, gegen die die Aufklärung einst angetreten war. (Vgl. Adorno 2008: 54) Das postmoderne Bedürfnis erweist sich so als eines, das mit autonomen geistigen Mitteln das Denken abschaffen und Heteronomie (wieder)herstellen möchte, und das solcherart die gesellschaftlich produzierte Heteronomie durch das Kapital nicht nur verdoppelt und affirmiert, sondern sogar in einem bewussten Akt exekutieren möchte.

Schöpfungsgeschichte ohne Schöpfer

Das durch den prozessierenden Wert vermittelte herrschaftliche wie ideologische Moment, das sich in der idealistischen Denkbewegung äußert, in der das Allgemeine das Einzelne gewaltsam unter sich subsumiert und die identitäre Einheit als konstituierendes Moment des Besonderen auffasst, ist nicht zu leugnen. An kritischer Theorie wäre es jedoch, diese Identität als Reflexionsform repressiver Vergleichung durch Staat und Kapital kenntlich zu machen, also auf eben jenes herrschaftliche Moment zu reflektieren, anstatt der Einheit in abstrakter Negation ein scheinbares Gegenmodell gegenüberzustellen. Vielmehr ist dieses isolierte Gegenüber als eine Denkfigur auszuweisen, die sich aus dem Unmittelbarkeitswahn der poststrukturalistischen Weltanschauung speist und die als logische Unmöglichkeit zu charakterisieren ist: Einheit und Vielheit, Allgemeines und Besonderes sind nur in ihrer Vermittlung zu denken. Die Einheit stellt das Gemeinsame an verschiedenem Besonderen dar; sie ist die Kategorie, vor der das Besondere als bestimmtes Besonderes und nicht als bloß flüchtiger Sinneseindruck überhaupt nur bestehen kann[2]: Schlechterdings Inkommensurables, die „Differenz an sich selbst“, die begriffslose Vielheit als solche wäre nicht einmal benennbar. Diese Verwiesenheit auf Objektivität, die Tatsache, dass das Differente und Besondere in sich durch gesellschaftliche Objektivität vermittelt ist, bricht sich im Poststrukturalismus schließlich auch unreflektiert Bahn, wenn etwa die Begriffe der Metaphysik als identitätslogische verworfen und durch die „différance“ ersetzt werden, die diesen – wie aller Präsenz – vorgängig sei und von ihnen bloß verdrängt werde: „Indem die Vielheit als solche, die „Differenz an sich selbst“, jeden Bezug auf Identität kündigt, wird sie selbst das, womit sie nichts mehr zu tun haben will: Identität par excellence.“ (Türcke 2005: 167; Hervorhebung im Original) „Die différance ist noch eine Umdrehung mysteriöser als dieser Gott [der deus absconditus, der verborgene Gott der Theologie; A.G.]. Sie ist dasjenige, was übrig bleibt, wenn man vom Schöpfungsakt den Schöpfer und das Geschaffene abzieht und auch noch leugnet, daß das was zurückbleibt, ein Schöpfungsakt sei.“ (Ebd.: 187)

Es kann Kritik nicht darum gehen, die Einheit als solche zu verwerfen, sondern vielmehr darum, das Verhältnis in Blick zu bekommen, in dem die Vermittlung von Allgemeinem und Besonderem stattfindet. Die Erkenntnis, dass die Vermittlung von Allgemeinen und Besonderem in der über den Wert vergesellschafteten Gesellschaft eine gewaltsame ist; dass hier das Allgemeine in Form des selbstbezüglich prozessierenden Werts das Besondere als bloßes Durchgangsmoment seiner Bewegung setzt; dass es das Besondere unter sich subsumiert, indem es von seinen Besonderheiten abstrahiert und es als bloßes Anhängsel seines Prozesses setzt; diese Erkenntnis kann nicht davon dispensieren, das Bestehende als gesellschaftliche Totalität, als übergreifende Einheit begrifflich zu entfalten. Vielmehr ist dies geradezu die Voraussetzug jeder Ideologiekritik, die sich die Idee einer vernünftigen Allgemeinheit, die im Besonderen ihre Substanz hat; sprich: die Idee der freien Assoziation der freien Individuen nicht abmarkten lassen möchte.

Sowie die falsche Vermittlung von Allgemeinen und Besonderem zu kritisieren ist, so ist es auch der poststrukturalistische Glaube, man könne mit den metaphysischen Allgemeinbegriffen durch Akte der Dekonstruktion tabula rasa machen und die Differenz unmittelbar dagegensetzen. Gegen solchen Unmittelbarkeitswahn ist auf die Vermittlung von Allgemeinem und Besonderen im Begriff zu bestehen, der dieser Vermittelheit durch Reflexion innewerden und so seine angemaßte Allmacht durchbrechen kann. Der Begriff wäre zu fassen als Identität von Identität und Nichtidentität: Als Begrifflicher ist er Begriff des Nicht-Begrifflichen, das er unter sich befasst, und dessen er eingedenk werden muss, will er nicht in idealistischer Weise als Geist erscheinen, der Materie aus sich heraus hervorbringt. Jene Selbstreflexivität, jenes „Eingedenken der Natur im Subjekt“ (Horkheimer/Adorno 1997: 58), das Versöhnung erst ermöglicht, bedarf damit selbst noch des Begriffs und also der Logik, die sich im Zuge der herrschaftlich verfassten Menschheitsgeschichte konstituiert hat. Die Verfahren der Logik, wie etwa die Abstraktion und darüber vermittelt die Bildung von Allgemeinbegriffen, selbst sind es, die Vernunft entbinden und es so ermöglichen, der Unhaltbarkeit des (idealistischen) Totalitätsanspruchs der erkennenden Vernunft gewahr zu werden.

Das Denken ist notwendig auf die Tradition verwiesen, um sie transzendieren zu können und kann nicht dem Herrschenden abstrakt sein scheinbares Antidot gegenübersetzen, etwa die Vielheit der Einheit, die „différance“ der Metaphysik, und dann glauben, damit dem Herrschenden entkommen zu sein und ein ganz neues Denken etabliert zu haben – jenes Denken der ewig währenden „différance“ als einer „Urschrift ohne anwesenden Ursprung“. (Derrida 1999: 45)[3] Insofern ist das poststrukturalistische Philosophieren das Gegenteil von kritischer Theorie: Nicht nur, dass es keinen kritischen Begriff vom falschen Ganzen hat, sondern darüber hinaus sabotiert es auch die Universalität der Emanzipation, die darin bestünde eine Einheit der Vielen ohne Zwang zu sein. Kritik an der falschen Objektivität, am repressiven Allgemeinen bedeutet eben keineswegs, das Hypostasieren der Differenz um ihrer selbst willen, das diese wiederum zur falschen Allgemeinheit macht, sosehr es auch beteuert, über Identitätslogik hinaus zu sein. Kritik zielt vielmehr auf eine vernünftige Allgemeinheit, die vom Besonderen ausgeht, in der es also möglich ist, „ohne Angst verschieden zu sein“ (Adorno 1997: 116) – um einen Terminus aus den Minima Moralia zu zitieren, den die Ideologen des Poststrukturalismus regelmäßig in Anspruch nehmen, um zu suggerieren, die kritische Theorie Adornos sei die Vorläuferin von Foucault, Derrida & Co.[4]

Sprachmagie…

Das poststrukturalistische Denken, will nicht bloß dekretieren, dass es keine Einheit mehr gebe sondern nur noch Vielheit, es will vielmehr selbst diese Vielheit sein, es beansprucht Denken zu sein, das Vielheit macht. Das Denken soll aufhören Bedeutungsträger zu sein, es soll aufhören sich anzumaßen, Einheit und Ordnung in die Vielheit zu bringen und das „Imperium des Signifikanten“ (Lyotard 1977: 63) zu errichten. Es soll vielmehr jenes Wuchern und Sprießen selbst sein, jenes Verknüpfen und Verketten, welches die Wirklichkeit zu einer einzigen großen Vielheit macht, und umgekehrt diese Vielheit zu einer einzigen großen Spur, die sich unablässig ein-, fort- und überschreibt. So wie das Denken, das die Identitätslogik überwinde „Rhizom“ sei, so sei das „Rhizom“ zugleich Denken, Text und Diskurs – die Wirklichkeit also das permanente Schreiben ihrer selbst: „Das Viele (multiple) muß man machen.“(Deleuze/Guattri 1977: 11) „(M)acht Rhizom, nicht Wurzeln, pflanzt nichts an! Seid nicht eins oder viele, seid Vielheiten!“ (Ebd.: 41)

Dieses Denken, will dezidiert hinter die platonische und aristotelische Unterscheidung von Sprache und Gegenstand, von Denken und den Objekten, auf die dieses sich richtet zurückkehren, um endlich der Vielheit gerecht zu werden, die seit der Zeit dieser Philosophen verstellt sei. Es geht ihm um die Überwindung des Platonismus als das „Vorurteil […], es gäbe eine Wirklichkeit zu erkennen“ (Lyotard 1977: 12) sowie um die Erfindung einer „nichtaristotelischen Logik“, d.h. um die Schaffung eines dezentralisierten Diskurses der produktiven Einbildungskraft, der unmittelbar Wirklichkeiten schafft. (Vgl. ebd. 20 f.)

Was Adorno in Bezug auf Heidegger ausgeführt hat (Vgl. Adorno 2008: 40 ff.), gilt auch für dessen poststrukturalistische Adepten: So wie Heidegger den Vorsokratiker Parmenides zum größten Denker der Philosophiegeschichte erklärte, so wollen auch die poststrukturalistischen Denker zurück hinter die Platonsche Ideenlehre, die das Reich des Geistes vom Reich der Natürlichen, das als Erscheinung dieses Geistes gedacht ist, trennt, und auch sie beziehen sich dabei auf ein Moment des parmenidischen Denkens und zwar auf dessen Vorstellung, dass Denken und Sein dasselbe seien – was sie dahingehend interpretieren, dass zwischen dem Denken bzw. dem Diskurs und dem Objekt, auf das dieses Denken sich richtet, nicht zu unterscheiden sei. Das Denken, dass sich als Neustes anpreist, speist sich also aus dem Wunsch nach Regression in die frühesten Sphären der Geistesgeschichte, aus dem Wunsch nach Begriffen, die ihre Aura aus der Tatsache ziehen, dass sie zugleich mehr als bloß faktisch sein sollen und doch etwas von jener Konkretion haben, die sie als anderes denn begriffliche Abstraktionen ausweisen soll. Genau in diesem Zusammenhang begründet sich auch jene eigentümliche Stellung, die Derrida seiner différance zuspricht, jene Stellung jenseits des Intelligiblen und der Sinnlichkeit gleichermaßen, jene Frontstellung gegen eine Philosophie des Begriffs und gegen eine Philosophie der Realität, die Adorno schon als charakteristisch für die Heideggersche Ontologie erkannte (Vgl. ebd.: 55), und die eine begriffliche Verdopplung des Kapitalverhältnisses darstellt.

Die Vorstellung einer nicht greifbaren wie unbegreiflichen Bewegung, die dennoch absolut überdeterminierend ist, ist als Rationalisierung des in seiner Prozession sich totalisierenden Werts zu charakterisieren, der als Realabstraktion einerseits mehr ist als Begriff, anderseits aber selbst keine dingliche Qualität besitzt und sich deswegen vergegenständlichen muss. Der Wert muss sich in den Waren materialisieren, um sich verwerten zu können; zugleich aber widerspricht jede besondere Gestalt seiner Bestimmung als allgemeiner Reichtum, der sich im allgemeinen Äquivalent ausdrückt. Das Kapital ist jenes sinnlich-übersinnliche Wesen, dem die Kraft zukommt, in jedem stofflichen Ding zu stecken, ohne selbst Stoff zu sein;[5] jenes Wesen, das den gesellschaftlichen Zusammenhang als geschichtslose, jeder subjektiven Sinnsetzung vorgeordnete zweite Natur konstituiert. Als Rationalisierung dieses Zwangszusammenhang zu einer Seinslehre erweist sich, dass weder die Existentialontologie eines Heidegger noch die Ontologie der Differenz eines Derrida altertümliches, quasi vorsokratisches Denken sind, das ja zu seiner Zeit einen Fortschritt des Geistes gegenüber dem Animismus bedeutete, sondern modernes Denken, das zugleich antimodern ist, das hinter bereits erreichte Standards des Aufklärung regredieren und dabei das Kapital als zweite Natur, als bloße Herrschaft, die keine Vermittlung mehr kennt, verewigen möchte.

Die erkenntniskritische Aussage, dass ein Begriff sich notwendig auf ein Objekt als sein Substrat bezieht, das in dieser begrifflichen Erfassung nicht aufgeht, wird von den Ideologen des Diskurses verleugnet bzw. als metaphysische Anmaßung betrachtet, mittels derer ein Dualismus von Begrifflichem und Außerbegrifflichem eröffnet werde, der die Vielheit der Herrschaft des Zentrums unterwirft. Im Anspruch, den „Zugang zur Mehrdimensionalität“ (Derrida 2004: 156) zurück zu gewinnen, der aufgrund „der Ethik, der Logik, der Politik des Abendlandes seit mehr als zweitausend Jahren“ (Lyotard 1977: 90) verstellt sei, wird auf das Prinzip der sozialen und diskursiven Konstruiertheit aller Phänomene gesetzt; auf jene tautologische und leere, weil dem Objekt jedwede Einzelexistenz absprechende Rede, in der sich die poststrukturalistische Wertschätzung für das Besondere als Wunsch nach dessen restloser Einverleibung erweist.

Im Glauben, die idealistische Vorstellung zu durchbrechen, jene Vorstellung, der das Subjekt und dessen Geist als das absolute und erzeugende Prinzip und die Natur als qualitätsloses Material gilt, das vom Geist mittels klassifikatorischer Begriffe zugerichtet wird, gehen die poststrukturalistische Sprachspielerei dieser Vorstellung auf den Leim und verdoppelt sie zu einer fugendichten Ontologie, aus der es kein Entkommen geben kann und soll. Die Vorstellung vom Begriff als dem Realität Schaffenden wird nicht kritisiert, sondern übernommen und bloß gegen den „Diskurs der Herrschenden“ gewendet: „Das Wort, das in dieser Mitte [der griechischen Politeia, aus der die Frauen ausgeschlossen sind; A.G.] gesprochen wird, erweist sich als konstituierend für die [abendländische; A.G.] Gesellschaft in ihrer Gesamtheit.“ (Ebd.: 66) Weit entfernt davon, Kritik der idealistischen Vorstellung vom Geist als dem erzeugenden Prinzip zu sein, wird deren Hybris sogar noch übertroffen, wenn es das gesprochene Wort sein soll, das unmittelbar gesellschaftliche Realität schafft. Dass solch sprachmagische Vorstellung sich zwangsläufig in logische Widersprüche verwickeln muss, reflektiert sich in dem von Lyotard konstruierten Zirkel, der das Ergebnis – die „philosophisch-phallokratische“ Gesellschaft – im Ausgangspunkt – der Frauen ausschließenden Gemeinschaft der Männer – bereits voraussetzt.

… als Glaubenserfahrung

Am Idealismus wird also nicht dessen Hypostasierung des Geistes kritisiert, der seiner Vermittlung durch Natur nicht eingedenk ist und sich so zur übergreifenden Allmacht aufschwingt, die er nicht ist; am Idealismus wird vielmehr bemängelt, dass er überhaupt einen Unterschied zwischen Natur und Geist macht, dass er behauptet, dass „Materie und Vernunft verschieden sind.“ (Ebd. 67) Auch hier das altbekannte Spiel: Vermittlung – in diesem Fall die zwischen Natur und Gesellschaft – soll stillgestellt und abgeschafft bzw. durch ein direktes Bestimmungsverhältnis, das der diskursiven Konstruktion abgelöst werden. In der radikal sich gerierenden Behauptung, dass es keine außerdiskursive Natur gebe, da Natur selbst nur diskursive Konstruktion und damit der Einzelne nichts als „Effekt innerhalb eines Systems, […] der différance“ (Derrida 1999: 46) sei, erweist sich das postmoderne Bedürfnis als Denkbewegung, die die gesellschaftlich produzierte zweite Natur als absolut determinierende und unüberwindbare setzt. Natur ist diesem Denken nur noch der Inbegriff des gesellschaftlich auf sie Projizierten, ein rein gesellschaftliches Konstrukt, keine von Gesellschaft unterschiedene, in ihr nicht aufgehende, aber von Vernunft erkennbare Qualität, weil es Kategorien eigener Qualität nicht mehr geben darf, diese vielmehr in die absolute Immanenz hereingeholt werden sollen.

Jedes Thematisieren einer eigenständigen Qualität von Natur, jedes Räsonieren über das Verhältnis von Begrifflichem und Nichtbegrifflichem, ist dem poststrukturalistischen Denken Anathema bzw. Ausfluss des noch in herrschaftlichen und identitätslogischen Kategorien befangenen Denkens, das nicht erkennen will, dass jeder Versuch einer Reflexion über Natur selbst ein Moment der diskursiven Konstruierung dieser ist. Natur erweise sich so als Kategorie, deren unterstellte eigene und erkennbare Qualität rein aus Projektion erwächst, womit alle Formen der Auseinandersetzung mit Natur als prinzipiell gleichwertig gesetzt sind und qualitative Unterscheidung zwischen spezifischen Formen der Vergesellschaftung nicht mehr möglich ist. Dementsprechend wird der bloße Anspruch, die Menschheitsgeschichte von den Kategorien des Fortschritts, der Emanzipation und der Versöhnung her zu verhandeln, ein Anspruch, von dem Ideologiekritik nicht lassen kann, will sie sich nicht selbst durchstreichen, zu einem usurpatorischen Akt erklärt, der den eigenen gesellschaftlichen Diskurs über den anderer stellt und damit in die alte metaphysische Falle des abendländischen Denkens tappt, das die Minderheiten zu repräsentieren trachtet, indem es sie interpretiert und sich selbst das „Recht [setzt], den Sinn zu geben.“ (Lyotard 1977: 66)[6]

Dagegen gelte es zu erkennen, dass es keine Universalität des Denkens gibt, dass auch hier die Vielheit herrscht. „Wie kennen keine Wissenschaftlichkeit und keine Ideologie mehr. Wir kennen nur noch Verkettungen. Es gibt nur noch maschinelle Wunschverkettungen als Aussageverkettungen.“ (Deleuze/Guattari 1976: 36) Es gehe darum Signifikanz und Subjektivierung zu überwinden, da jeder bedeutungsgebende Wunsch auf unterworfene Subjekte verweise und zwangsläufig in den herrschenden Bedeutungen gefangen bleibe. Stattdessen gelte es, eine Logik zu etablieren, „wo es keine Metasprache mehr gäbe, […] weil Lüge und Wahrhaftigkeit ununterscheidbar sind.“ (Lyotard 1977: 35) Gegen das, was dem Poststrukturalismus Metaphysik heißt, gegen die herrschaftliche Setzung einer Einheit in der „différance“, stellt er das Argument von der Minderwertigkeit identitätslogischer Gesetzmäßigkeiten und die Neigung lieber ein Spiel mit ihnen zu treiben als ihnen zu folgen. Die Rede von der Vielheit beansprucht den Regeln der Logik zu entfliehen, indem sie behauptet, diese gelten für sie nicht mehr. Sie inszeniert sich als Wissen, das den Bruch vollzieht mit einer Denktradition, die auf Kritik und die Kraft des Arguments vertraut und versteht sich als Einspruch gegen den „Rückstrom eines hartnäckigen Glaubens an die Einheit, die Totalität und die Finalität eines Sinns“, als Bruch also mit einer Tradition, die „Tätigkeit und Denken im Glauben daran [hält], daß die Wahrheit das höchste aller Güter ist“. (Ebd. 11 f.) Die Pointe des Poststrukturalismus ist, dass er die Vielheit als das schlechthin andere der Logik postuliert, als dasjenige, das unidentifizierbar und ungreifbar ist, und gerade diese Unbestimmbarkeit bürgt ihm für dessen unhintergehbare Geltung.

Damit ist dieses Denken hermetisch gegen jede Kritik abgedichtet: Jede Nachfrage nach dem durch und durch tautologischen Prinzip, jeder Hinweis darauf, dass der Poststrukturalismus mittels der zur Befreiungskraft hypostasierten Differenz eine ontologische Seinslehre errichtet, wird als noch gänzlich der Identitätslogik und ihrem Glauben an die begründete Rede verhaftetes Denken abgekanzelt, das niemals an die Differenz heranreiche. (Vgl. Türcke 2005: 180 ff.) Letztere ist quasi das Zauberwort, mittels dessen man sich der Identitätslogik enthoben sieht, und das dementsprechend immer wieder wiederholt und variiert wird, ohne dass der Begriff jemals in einem Argumentationsverfahren entfaltet würde, wird doch dem Argument als Instrument der Logik vielmehr mit jener Überheblichkeit begegnet, die sich als Geringschätzung und Abneigung erweist. Und auch hier ist der Zusammenhang mit der vernunftverlassenen Theologie offen zu Tage liegend: Wie diese mit dem Auseinanderfallen von Gottes- und Vernunftbegriff, wie es sich im Universalienstreit reflektiert, die Glaubenserfahrung in den Mittelpunkt rückt, die einer rationalen Begründung nicht zugänglich ist – eben weil sie Erfahrung des Göttlichen ist, die niemand nachvollziehen kann, der sie nicht selbst gemacht hat – so konstituiert der Poststurkturalismus eine Glaubensgemeinde der besonderen Art: Nur der, über den die Erfahrung des „noch nicht Benennbaren, das sich erst ankündigt und dies nur tun kann […] in der Gestalt der Nicht-Gestalt“ (Derrida 1999: 441) wie eine rettende Engelserscheinung gekommen ist; nur wer solcherart die Herrlichkeit der „différance“ geschaut hat, nur der kann teilhaben, weil er erkannt hat. Alle anderen befinden sich noch im Reich der Metaphysik, dem minderen Reich der Identitätslogik, in dem man das mehrdimensionale Denken der Vielheit gar nicht begreifen und so in allen Kritikversuchen stets nur verfehlen kann: „Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen“. (Goethe: Faust I)

Gesellschaft als Usurpation der Vielheit

Allein schon von Gesellschaft zu sprechen und damit mehr zu meinen als das frei Fluten der Vielheiten, das unablässige Wuchern und Gedeihen der Differenz, ist dem poststrukturalistischen Denken eine metaphysische Anmaßung, die auf herrschaftlichen Willen zur Macht verweist. Der Begriff der Einheit ist ihm ein durch und durch pejorativer, gegen die Vielheit gerichteter, der sich herstellt, wenn etwa die „Herren“ und die „Freunde der Weisheit“ qua ihres gemeinsamen herrschaftlichen Willens zur Macht der Vielheit gewaltsam eine Ordnung oktroyieren, indem sie eine Metaaussage installieren, die von sich behauptet, sie sei allen anderen Aussagen vorgeordnet, und die jeden, der sich ihr nicht fügt, des Verstoßes gegen die Rationalität bezichtigt. (Vgl. Lyotard 1977: 32) Überdeutlich wird dieses Ressentiment gegen den Allgemeinbegriff und damit gegen einen Begriff von gesellschaftlicher Totalität, wenn – was selten genug vorkommt – die Theoretiker des postmodernen Bedürfnisses auf den Faschismus zu sprechen kommen: Dieser sei eine Verhärtung gegen das „Rhizom“, mittels derer versucht wird, einem Signifikanten die Macht zu überantworten und ein Subjekt herzustellen, wo doch eigentlich nur Wuchern, Sprießen und unendliche Verkettung sei. „Gruppen und Individuen“, schreiben Deleuze und Guattari, „enthalten Mikrofaschismen, die darauf warten auszukristallisieren.“ (Deleuze/Guattari 1976: 17)[7] Doch bereits der Versuch, einen Allgemeinbegriff des Faschismus zu bilden, gilt den beiden als Ausfluss dieses Mikrofaschismus, der in uns allen steckt: „Man sucht keine gemeinsame Gattung, deren Spezies die Faschismen oder sogar die Totalitarismen wären. Man sucht auch keine besondere Spezies, die den Faschismen oder besser dem deutschen Faschismus zueigen wäre und sich von allen anderen unterscheiden würde. […] (E)s gibt gleichzeitig die verschiedensten Arten von deutschen Faschismen mit rechten und linken ‚Strömungen’, Massenlinien und Fluchtlinien, städtischen und ländlichen Spielarten. […] Fragen der Bedeutung und der Zuordnung sind immer sekundär im Verhältnis zum Begriff, der zunächst als Vielheit betrachtet werden muß […]. Wenn der Begriff wirklich eine Vielheit bezeichnet, wird er den Gesellschaften nach bestimmten Linien, den Gruppen und Familien nach anderen und den Individuen nach wieder anderen Linien zugeordnet; und alles dem er zugeordnet wird, ist selbst eine Vielheit. Andernfalls handelt es sich um einen schlechten Begriff.“ (Ebd.: 43, Fn. 4)

Mit demselben Argument, mit dem in großen Teilen der Linken die Kritik am Islam zurückgewiesen wird, mit dem Argument nämlich, dass es „den Islam“ nicht gäbe, sondern nur viele islamische Traditionen und Lesarten und letztlich wohl so viele Islame wie Muslime selbst, weswegen jeder Versuch einen allgemeinen Begriff des Islam zu bilden nur westliche Überheblichkeit und Orientalismus sei; mit demselben Argument weisen Deleuze/Guattari, einen Allgemeinbegriff des Faschismus und erst Recht einen des Nationalsozialismus zurück. Die Feststellung, dass die Formierung der Volksgemeinschaft über die Vernichtung der europäischen Juden das Spezifikum des Nationalsozialismus ist, das ihn von den Faschismen seiner Zeit qualitativ unterscheidet, gilt den französischen Meisterdenkern als identitätslogische Anmaßung, die dem „mikrofaschistischen“ Wunsch nach Subjektivität, Sinnstiftung und Macht über die Vielheit entspringt. Ihre Weltanschauung erweist sich so als Generalangriff auf die Vernunft; indem sie die Bildung von Allgemeinbegriffen als faschistisch denunziert, arbeitet sie daran, das Denken überhaupt zu perhorreszieren.

So wie es keinen allgemeinen Faschismus gebe, so gebe es auch keinen universellen Kapitalismus, da auch dieser immer im Schnittpunkt von allen möglichen Formationen existiere. So wie der Faschismus eine „Auskristallisierung“ des imperialen Charakters der Logik sei, so ist auch der Kapitalismus als Ausfluss einer Metaaussage gefasst, die sich gewaltsam inthronisiert. Der Kapitalismus verdanke sich, wie Marx herausgefunden habe, „einer Aussage oder Aussagengruppe zweiter Ordnung, die den Wahrheitswert aller Aussagen erster Ordnung, der Gleichungen, die den kapitalistischen Tausch: Waren/Geld regeln, sicherstellen.“ (Lyotard 1977: 34) Doch Marx selbst sei noch Metaphysiker, da er der kapitalistischen Metaaussage nur seine eigene entgegenstellt, welche für wahr erklärt, „daß der Wert jeder Ware in der Menge der zu ihrer Produktion notwendigen durchschnittlichen gesellschaftlichen Arbeitszeit besteht.“ Lyotard meint, in dieser Marxschen „Gleichung“ den „Meta-Operator aller anderen“ gefunden zu haben und glaubt darin allen Ernstes, Marx kritisiert zu haben. (Ebd.) Die Setzung eines solchen „Meta-Operators“, der die Wahrheitswerte einer Aussagenmenge festlegt, sei nämlich überhaupt der zentrale Punkt der gesamten Identitätslogik, denn nur durch ihn ist es überhaupt möglich den Anspruch auf Wahrheit aufrecht zu erhalten. Nur wenn es der Instanz einer Macht gelingt, eine Metaaussage zu installieren, die nicht zu der Klasse aller anderen Aussagen gehört, nur dann ist es ihr möglich die Wahrheit oder Falschheit der anderen, dieser Metaaussage untergeordneten Aussagen zu behaupten. Die Instanz der Macht, der dies gelingt setzte sich also widerrechtlich als Souverän, der das Recht hat, Sinn zu setzen und so Einheit herzustellen; widerrechtlich, da seine Aussage eigentlich auch nur derselben Klasse angehört wie alle anderen Aussagen auch und lediglich von der Macht der „Herren“, als autoritäre Ordnung gesetzt wurde, als Ordnung, die alles versucht, um die „Künstlichkeit dieser Konstruktion [zu] verbergen“. (Ebd.: 84)

Der Poststrukturalismus versteht gesellschaftliche Allgemeinheit immer nur als Usurpation, als unerlaubte Machtergreifung eines Diskurses, als Selbstinthronisierung der einheitsstiftenden Logik, als einen Fremdkörper an der Vielheit, der sich gewaltsam als Zentrum zu setze und so die Vielheit vereindeutige und ihres Rechts beraube. Eines der zentralen Instrumente dieser imperialen Bestrebungen sei die Psychoanalyse, die das Unbewusste als zentriertes System betrachte, das interpretiert werden kann. Auf diese diktatorische Konzeption gründe die Psychoanalyse ihre eigene diktatorische Macht, die Macht des Analytikers über den Analysierten, die die Macht der Identität über die Differenz repräsentiert. Das Ziel der Freudschen Theorie sei es, repressiv ein Allgemeines zu setzen und so die Einzelschicksale zu Abziehbildern dieser vorausgesetzten Einheit zu reduzieren, indem sie etwa die Entwicklung des Kindes, seiner Triebe und Partialobjekte als Stadien auf einer genetischen Achse und als Positionen einer Tiefenstruktur betrachtet und nicht als unmittelbare politische Optionen für Probleme, die das Kind mit der ganzen Kraft seines Begehrens erlebt. (Vgl. Deleuze/Guattari 1976: 22) Die Psychoanalyse, die die Wünsche und das Begehren des Kindes nicht in ihrer Unmittelbarkeit annimmt, wähle lediglich das aus und isoliere es, was sie gemäß ihrer vorausgesetzten Ordnung reproduzieren möchte. Sie schaffe sich den von ihr gewünschten Menschen anhand eines Bildes, das sie immer schon gemäß ihrer eigenen Prinzipien der Erfassung und Bedeutungsgebung konstruiert hat, um so die Vielheiten zu organisieren und zu strukturalisieren. Das Triebhafte der Vielheit nämlich „ist das was noch nicht aufgehoben ist, was noch nicht vom Geschwätz der philosophischen Schleiereule aufgenommen, wiederholt und widerrufen ist, was noch nicht auf die Zeitachsen der vernünftigen Erzählungen verteilt ist […], was noch nicht als Bedeutung in der Zeit konstituiert ist.“ (Lyotard 1977: 99) Die Identitätslogik der Freudschen Theorie ziele auf Verwaltung dieser unmittelbaren Urkraft der Vielheit, indem sie ihre eigenen Redundanzen injiziert, überträgt und so weiterverbreitet. Die Logik im Allgemeinen wie die Psychoanalyse im Besonderen zerbreche so unaufhörlich das „Rhizom“, indem sie es verstopft, auf das der Wunsch, nicht mehr strömen kann. Aufgrund dieser Entwurzelung, die am unmittelbaren Begehren vorgenommen wird, stirbt dieses ab und es bleibt nur das Subjekt übrig, das die Neutralisierung und Verwaltung dieses Begehrens darstellt. (Vgl. Deleuze/Guattari 1976: 23 f.)

Zivilisation und damit untrennbar verbundene Triebsublimierung sind dem regressiven Bedürfnis, das sich in solchen Aussagen reflektiert, ein Gräuel. In seinem Unmittelbarkeits- und Ursprünglichkeitswahn, kann es darin nur herrschaftliche Anmaßung sehen, die die Schwachen auch noch um ihr Begehren und damit um ihr Leben bringen will, und es ruft dazu auf, eine libidinöse Kraft zu „entdecken, die vom Ich und seinen Identifizierungen unabhängig ist, die die Rechte und Gewaltsamkeiten der Aneignung, also auch Schuldgefühle nicht kennt; sie wäre einfacher Wille zur Macht, eine unwiderstehliche Überflutung von Zonen geringerer Intensität durch die Triebe.“ (Lyotard 1977: 97) Nicht soll es diesem Denken um die Frage der Vermittlung zwischen Natur und Geist, zwischen Triebwesen und Gesellschaftswesen gehen, welche die Psychoanalyse in den Blick zu bekommen versucht. Stattdessen wird eine Form gesetzt, die die herrschaftlich vergesellschafteten Einzelnen unmittelbar in all ihren Beschädigungen affirmiert[8] und dem „unerhellte[n] Trieb“ (Horkheimer/Adorno 1997: 196) zum direkten Ausbruch verhelfen möchte. Diese Figur ist die Rationalisierung des Wunsches nach Regression, des Wunsches, endlich einmal die Fesseln der Zivilisation abwerfen und so richtig enthemmt ‚die Sau herauslassen’ zu dürfen.

Rebellion gegen die Einheit als kollektive Enthemmung

Während die Differenz einerseits als das Unbestimmbare und Unbeherrschbare gefasst ist, „über dessen Gedächtnis man noch nicht verfügt (Derrida 1992: 18), besitzt sie andrerseits die Konkretion dessen, das immer schon gewesen ist. Derrida versteht sein Denken als eines, das sich sowohl gegen das wiederholende Denken wendet, das nur Altbekanntes anhäuft, wie gegen die Idee des vollkommen Neuen, der „neuen Ordnung“, in der „das Gesepenst des Schlimmsten wiederkehrt“ (Ebd.) und Lyotard konzipiert die Vielheit als eine „Gruppe von heterogenen Räumen, als ein großes Patchwork aus lauter singulären Minoritäten“, denen „die Aufgabe zufällt immer wieder von neuem einen modus vivendi [ihres Zusammenlebens; A.G.] zu finden“ (Lyotard 1977: 37 f.) – also ebenfalls als etwas, das allzeit vorhanden, aber immer im Kommen ist und deswegen stets aufs Neue gemacht werden muss. Die Gesellschaft, die der „différance“ gerecht wird, ist also gedacht, als ein Konglomerat „von Gesetzen und Sitten (heutzutage sagt man Kulturen) ohne Zentrum“ (Ebd.: 8), deren Diskurse und Praktiken per se die gleiche Wertigkeit besitzen, und die ihr Zusammenleben durch den permanenten Dialog regeln; einen Dialog des „wehrlose[n] Sich-Aussetzen[s]“, der kein Allgemeines kennt, da dieses „dem Leib eines Singulären, eines Idioms oder einer Kultur“ gewaltsam Einheit einschreibt. (Derrida 1992: 53) Alles in allem wäre die Welt also ein fröhliches dezentriertes Treiben, wären nur nicht die „Herren“ und die Logiker, die diesem ein Ende setzen möchten, um sich selbst an die Macht zu bringen, ein Imperium zu errichten und Grenzen zu ziehen, die die Vielheit durchschneiden. Auf solche Art werden diejenigen jenseits der Grenze konstruiert: die Wilden, die Barbaren, die das Zentrum einerseits zu seiner als solche zu Selbstvergewisserung braucht,[9] die es aber andrerseits erziehen, zivilisieren, sich selbst gleichmachen möchte, woraus sein imperialer Charakter resultiert. Diese Grenze die das Imperium errichtet, sei aber nicht so sehr die Grenze zwischen einem Innen und einem Außen, als die sie sich darstellt, sondern vielmehr die „Bruchlinie zwischen einem empirisch Gegebenen […] und der transzendenten oder transzendentalen Ordnung, die sich ihm appliziert, um zu versuchen, ihm einen Sinn zu geben.“ (Lyotard 1977: 67)

Jenes empirisch Gegebene ist es dann auch das zum Widerstand bläst, zum Widerstand der Minoritäten, die sich gegen die Usurpation zur Wehr setzen und versuchen, ihre „Geschäfte selbst in die Hand zu nehmen, ohne all die Vermittlungen des Zentrums zu passieren“. (Ebd.: 39) Diese Minoritäten, die sich gegen die Macht auflehnen, seien ihrerseits keine Mächte, keine zentrierenden Subjekte, sondern deren glattes Gegenteil – bloß flüchtige Knoten: „Ihre Einheit entsteht weder durch ein Zentrum, noch durch ein Gesetz, sie ergibt sich aus dem einfachen Zusammenfallen der Triebe, die die Körper aufpeitschen und in eine prekäre anonyme Bruderschaft verwandeln.“ (Ebd.: 106) Worauf die Argumentation hier abzielt ist die Zusammenrottung der sich zu kurz gekommen Fühlenden zum Rudel, das zum Schlag gegen das verhasste vergleichende Prinzip ausholt; die Konstituierung eines Kollektivs „verfolgender Unschuld“ (Karl Kraus), das das Gefühl umtreibt von korrumpierten Mächten systematisch belogen und hintergangen zu werden. Die poststrukturalistische Weltanschauung Lyotards richtet sich die Welt so her, wie sie sie sieht: als Konglomerat von Minoritäten, die gemeinsam die Vielheit bilden und gegen die ihnen angetane Schmach aufbegehren, und erweist sich so als Sehnsucht nach Enthemmung und Ausnahmezustand. „Das ist der Humor des Willens zur Macht: die Ohmacht führt nur in der Zeit der Akkumulation zur Verzweiflung; in der Zeit der kairoi [der hereinbrechenden günstigen Augenblicke, wo der Überschuss die Alltäglichkeit durchdringt; A.G.] ist sie von einer unbekümmerten Heiterkeit begleitet“. (Ebd.: 103)

In der Intensität, die sich in solchen Augenblicken ankündigt, werde deutlich, dass die Trennungen, die das Imperium konstituiert, um zu kontrollieren und zu herrschen, nicht mit den politischen Grenzen zusammenfallen die es oberflächlich zieht, sondern jeden einzelnen Körper durchqueren (Vgl. ebd. 63) – dass also jeder Einzelne ein Opfer des Zentrums ist. Solcherart stellt sich die poststrukturalistische Theoriebildung als Erscheinungsform eines gesamtgesellschaftlichen Bedürfnisses dar: Die dem Kapitalverhältnis Unterworfenen fühlen sich als permanente Opfer von List und Trug, von finsteren Machenschaften, Verfolgung und Diskriminierung. Dies ist der Hintergrund der inflationär werdenden Rede von Rassismus, der zum Synonym von Ungerechtigkeit schlechthin wird. Das Individuum wird sich selbst zur kleinsten existierenden Minderheit und begreift sich selbst nach dem Muster verfolgter Völker. (Vgl. dazu Nachtmann 2003: 59) Die Einzelnen begreifen sich selbst zusehends nach dem Muster schützenswerter Kulturen, die kein anderer verstehen kann und die deswegen respektiert werden müssen und prinzipiell nicht kritisiert werden dürfen. Kritik wird zusehends als Anmaßung begriffen, als illegitimer Übergriff, mittels dessen dem Einzelnen ein fremder Diskurs als allgemeiner aufgezwungen und damit quasi eine Metaaussage über ihm etabliert werden soll, was nur die Entscheidung eines „Herren“ repräsentiere, die Welt seinem eigenen Sprechort zu unterwerfen. In jener der Vielheit gemäß eingerichteten Welt, die der Poststrukturalismus herbeiführen möchte, gäbe es solche Anmaßungen jedoch nicht mehr, da die „maschinelle Verkettung oder maschinelle Gesellschaft, jeden zentralisierenden und vereinheitlichenden Automaten als ‚asozialen Eindringling’ abweist.“ (Deleuze/Guattari 1976: 28)

Dass solche Formulierungen an die Ausführungen von Islamisten erinnern, die Israel als asozialen Stachel im Fleisch der arabischen Welt bezeichnen, als Eindringling, der abzuweisen und auszusondern wäre, ist alles andere als zufällig, wissen doch auch die poststrukturalistischen Theoretiker, wer an vorderster Front steht, wenn es darum geht, die Vielheit der Welt einem einheitlichen Prinzip zu unterwerfen. „In einer Abstimmung haben die Vereinten Nationen den Zionismus als Rassismus verurteilt – zum großen Entsetzen der Abendländer, die plötzlich in der Minderheit waren. Eines Tages wird die UNO die Vorherrschaft, die man dem theoretischen Diskurs einräumte, als männlichen Sexismus verurteilen, zum großen Entsetzen von… uns allen.“ (Lyotard 1977: 69) Die Ideologen der Differenz liefern die Philosophie für die antisemitische Internationale, die sich unter dem Dach der UNO am 20. 04. 2009 in Genf ihr antirassistisches Stelldichein geben wird.

 

Literatur:

Adorno, Theodor W. 1997: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben; in: Ders.: Gesammelte Schriften Bd. 4, Frankfurt/M.

Ders. 2008: Ontologie und Dialektik. Frankfurt/M.

Deleuze Gilles 1992: Differenz und Wiederholung, München

Deleuze, Gilles/Guattari, Félix 1976: Rhizom, Berlin

Derrida, Jaques 1992: Das andere Kap. Erinnerungen, Antworten und Verantwortungen; in: Ders.: Das andere Kap. die vertagte Demokratie. Zwei Essays zu Europa, Frankfurt/M. S. 9-80

Ders. 1999: Die Différance; in: Ders.: Randgänge der Philosophie, Wien S. 31-56

Ders. 2004: Grammatologie, Frankfurt/M.

Ders. 2006: Die Struktur, das Zeichen und das Spiel im Diskurs der Wissenschaften vom Menschen; in: Ders.: Die Schrift und die Differenz, Frankfurt/M., S. 422-442

Horkheimer, Max/Adorno, Theodor W. 1997: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente; in: Ders.: Gesammelte Schriften Bd. 3, Frankfurt/M.

Klauda, Georg 2003: Globalizing Homophobia. Die Schwulenverfolgung in der islamischen Welt, die sich propagandistisch gegen den Westen richtet, setzt paradoxerweise den Import seines Identitätsmodells voraus; http://gigi.x-berg.de/texte/globalizing

Ders. 2008: Die Vertreibung aus dem Serail. Europa und die Heteronormalisierung der islamischen Welt, Hamburg

Krug, Uli/Kunstreich, Tjark 1998: Dekonstruktion heißt Domestizierung. Judith Butlers Staatsbürgerkunde für die queer nation, in: Bahamas, Nr. 26; S. 35-42

Lyotard, Jean-François 1977: Das Patchwork der Minderheiten. Für eine herrenlose Politik, Berlin

Nachtmann, Clemens 1997: Adornos Orthodoxie. Das Fortbestehen der Revolutionstheorie nach ihrem Ende; in: Bahamas, Nr. 22; S. 44-50

Ders. 2003: Drittes Reich, Dritte Welt, Dritter Weg. Über Rassismus und Antirassismus; in: Bahamas; Nr. 43, S. 53-60

Saharso, Sawitri 2008: Gibt es einen multikulturellen Feminismus? Ansätze zwischen Universalismus und Anti-Esenzialismus; in: Sauer, Birgit/Strasser, Sabine: Zwangsfreiheiten. Multikulturalität und Feminismus, Wien

Thürmer-Rohr, Christina 2005: Feministische Störpraxis. Veränderungen der feministischen Gewaltdebatte in den letzten 30 Jahren; http://auf-einefrauenzeitschrift.at/throhr.php

Türcke, Christoph 2005: Vom Kainszeichen zum genetischen Code. Kritische Theorie der Schrift, München

 

[1] Warum es etwas gänzlich anderes als Grundlagen- bzw. Ursprungsphilosophie sein soll, die Unmöglichkeit einer Grundlage zu eben jener Grundlage zu erklären, wird wohl auf ewig das Rätsel des Poststrukturalismus bleiben; jenes Rätsel aus dem sich die Scheinradikalität dieses Weltbildes speist, die darin besteht, jenen logischen Zirkel par excellence als Königsweg zu verkaufen.

[2] Die ist auch der Grund, warum moderne Individualität als Reflexionsform der Abstraktion und Vergleichgültigung zu kritisieren ist, die das Kapital an den Einzelnen vornimmt, aber gleichzeitig gegen jeden regressiven Angriff, wie etwa die Verkündigung des ‚Todes des Subjekts’, zu verteidigen ist. Der freie Einzelne wäre Resultat selbstrefllexiv gewendeter Vernunft, die das überschießende Moment von Individualität gegen deren eigene Konstitution, zur Geltung brächte und nicht die Verwerfung der Subjektform als bloßes „Produkt einer epistomologischen Falte“, die „verschwinden wird, sobald unser Wissen eine neue Form gefunden haben wird.“ (Klauda, Georg 2003)

[3] Hierin erweist sich die poststrukturalistische Schöpfungsgeschichte als jeder klassischen Theologie hoffnungslos unterlegen: Insofern die biblische Schöpfungsgeschichte Gott als jenes Prinzip ansieht, in dem die Einheit realisiert ist, die auf Erden mit der Vertreibung aus dem Paradies – also der Menschwerdung – zerfallen ist, erhält die Religion im Wissen um die Unerlöstheit der Welt den Wunsch nach Transzendierung der schlechten Verhältnisse, also den Wunsch nach Versöhnung aufrecht – ein Gedanke der in der jüdischen Idee des Messias wohl am schlagendsten vor Augen tritt, und der im Christentum durch die Vorstellung der Erlösung durch den Tod Jesus’ ins Jenseits verlagert wurde. Diese Idee der Versöhnung wird von der poststrukturalistischen Ideologie als Onto-Theologie verhöhnt und dagegen wird eine Transzendenz gesetzt, die keine mehr sein möchte, und die schon gar kein transzendierendes Moment mehr kennen möchte und sich damit gleichzeitig als reine Immanenz erweist.

[4] Dass die Adepten des Poststrukturalismus erfolgreich die Behauptung verbreiten, die von ihnen aufgemachte Ontologie der Differenz bzw. des Anderen sei die logische Weiterentwicklung des Adornoschen Begriffs des Nichtidentischen und damit auch bei kritisch sich wähnenden Zeitgenossen offene Türen einrennen, verweist auf das allumfassend gewordene Bedürfnis, das durch solcherart Theoriebildung befriedigt wird, sowie auf die Geistverlassenheit noch von Theoretikern, die sich selbst in der Tradition der kritischen Theorie stehend betrachten. Zum Begriff des Nichtidentischen und dessen Verhältnis zur poststrukturalistischen Differenz vgl. Nachtmann, Clemens 1997

[5] Dieser Tatsache ist auch die Scheinplausibilität des poststrukturalistischen Arguments geschuldet, dass Sprache ein abstrakt-selbstreferentielles System sei, ein stoffloses Vermittlungssystem, das aus nichts als der zeitlosen Unendlichkeit der ‚Signifikantenkette’ besteht – eine Rationalisierung der permanenten Akkumulation des gegen seine stoffliche Gestalt gleichgültigen Kapitals, die sich als unendliche Kette von Tauschakten darstellt. (Vgl. Krug, Uli/Kunstreich, Tjark 1998) Lyotard etwa gesteht dies auch ganz offen ein, wenn er sagt, dass es keine „Identität gibt, die von den jeweiligen Umständen unabhängig ist, […] keine Prädikate, die wichtiger sind als andere“, und dass es immer „ebensoviele qualifizierte Subjekte [gibt] wie Situationen“, „was auf eine Zerstörung der Absoluta, der Substanzen“ hinausläuft, die sich der „Zirkularität des Kapitals“ verdankt. Die „Herren“ hätten Angst vor diesem „allgemeinen Tausch der Werte“ gegen den sie versuchen, den absoluten Wert zu instituieren. (Lyotard 1977: 80 f.) Ähnlich wie Habermas rationalisiert Lyotard also den Warentausch zu nichts als herrschaftsfreiem Diskurs, Austausch von Werten, der dem herrschaftlichen Gebaren der „Herren“ entgegenzusetzen ist.

[6] Der Schamanismus ist diesem Denken genau so eine Form der Auseinandersetzung mit der in den Riten konstruierten menschlichen Natur, wie die moderne Medizin; der Animismus genau so eine Auseinandersetzung mit der Welt, wie die Newtonsche oder die Quantenphysik – qualitative Unterscheidung zwischen ihnen sei dementsprechend nur um den Preis von Herrschaft, Abwertung und Diskriminierung zu haben. Als pars pro toto sei hier auf den Aufsatz Sawitri Saharsos verwiesen, in dem sie ausführt, dass es rassistisch sei, die Entfernung der Klitoris als Verstümmelung (Mutilation) zu bezeichnen und zu verbieten: „Das Problem eines solchen Verbots ist aber, dass viele Lebensweisen mit Praktiken der Geschlechterdiskriminierung verbunden sind. […] Eine Praktik aufgrund von Geschlechterdiskriminierung zu untersagen, würde bedeuten, dass all diese Praktiken nicht mehr länger rechtens wären. Dies würde aber unzulässigerweise persönliche Freiheiten einschränken.“ (Saharso, Sawitri 2008: 19)

[7] Diese Mikrofaschismen sind zu betrachten als der Wunsch nach „der Kontrolle des ‚Gegebenen’, die weit über die Idee der Repression hinausgeht […]. Man braucht nicht das Waffenarsenal eines Hitler, das alles kann in einem demokratischen System bewerkstelligt werden.“ (Lyotard 1977: 19) Der Nationalsozialismus wird so seiner Spezifik beraubt und über die gesamte Geschichte ausgedehnt, damit auch der poststrukturalistische Ideologe sich als dessen Opfer fühlen kann.

[8] „Liebe Deine Symptome wie Dich selbst!“ nennt Slavoj Žižek sein Buch über „Jaques Lacans Psychoanalyse und die Medien“.

[9] Hier ist der Anschlusspunkt für den Prozess des „Othering“, der in den antirassistischen Diskursen eine so zentrale Rolle spielt.

 

http://www.cafecritique.priv.at/OntologieDerDifferenz.html

 

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.03.2014, Nr. 76, S. 14

Alles gleich

Im Brief „Es gibt nicht ,die‘ Gender-Theorie“ (F.A.Z. vom 20. März) schreibt Leserin Dr. Regina Frey, es gebe nicht eine Gender-Theorie, sondern bloß Gender Studies und daher theoretische Vielfalt. Da verharmlost sie die Hegemonie einer bestimmten Richtung aber sehr, wie jeder weiß, der an einer philosophischen Fakultät oder in einem kulturwissenschaftlich ausgerichteten Fach lehrt oder studiert. Doch nicht etwa aus taktischen Gründen? Durchgesetzt hat sich in den letzten etwa zwanzig Jahren eine Kulturtheorie, nach der es keine Eigenschaften, sondern nur Zuschreibungen gibt. Alles ist kulturell. Das heißt bekanntlich „Anti-Essentialismus“ und hat sich zum Ziel gesetzt, die Kategorie Sexus zu entnaturalisieren. Der Biologismus des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts soll durch einen Soziologismus abgelöst werden. Diesen Siegeszug der Gender-Theorie in den Geisteswissenschaften und darüber hinaus sollte Dr. Frey nicht verkleinern. So hieß zum Beispiel schon 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking das Labor, in welchem es um die Identifizierung von x- und y-Chromosomen ging, „Gender Verification Lab“. Da kann man im Moment wohl nur abwarten, ob ein Sieg, der zu total ausfällt, nicht eine Niederlage ist, denn wenn es keinen Sexus mehr gibt, dann gibt es auch keinen Genus mehr – dann ist alles gleich. PROFESSOR DR. ROLF BREUER, PADERBORN

 

 

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.06.2013, Nr. 127, S. N3

 

HochzeitsvorbereiterInnen auf dem Lande

 

Ein Übergangsritus wird korrekt und professionalisiert

 

Sattsam bekannt, dass Kafka arge Schwellenbeschwerden anfielen, so sich ihm eine Ehe-Eventualität disponierte; beizeiten verengte er dann den möglichen Übergang, blieb listig und briefelang auf Verlobungsabstand bedacht und schob die jeweils angängige Heirat, sogar auch literarisch, ganz weit hinaus – notfalls aufs Land: Der Verlobte reist dann zwar artig hin zur Braut, kommt aber (typisch kafkaesk) nimmer an. Ein Musterfall der Schwellenangst.

Die Theoretiker der Übergangsriten wissen so gut wie erfahrene Menschen (diese mitunter sogar bewährter) von den Nöten und Eigenarten der Umschwünge und Hürdenläufe durchs Menschenleben. Obendrein bewältigen Soziologen, Anthropologen und Ethnologen (diesbezüglich etwa: Arnold van Gennep, Victor Turner) die Verzwicktheiten solcher „Liminalitäten“ (lat. limen, Schwelle) auch terminologisch, spekulativ und, auf ihre Weise, schriftlich. Zu den zentralen Schwellenkalamitäten gehört die Hochzeit; auch die hiesige ist ebendarum hilfreich ausgerüstet mit allerhand Brauchtum und Passagehilfen, darunter Überkommenes wie Polterabend, Brautentführung und Wadenraten (Braut und Bräutigam müssen einander an den entblößten Waden erkennen); zudem wird das Traufest liturgisch mit schlichten Plausibilitäten versorgt, wozu eingebaute Mutmacher, Vorsatzfestiger und allerlei Kniffs zählen: Eide, Ringe, Schnäpse, Mitgift und Paten. Früher vollzog man diese Hochzeitsbräuche einfach nach alter Sitte; neuerdings freilich lässt man die Hochzeitsfeier, wie lange schon die Bestattung, oder zuweilen sogar den Urlaub, professionell arrangieren. So jedenfalls liest man.

Ebendiese Neuheit, in Österreich und Deutschland, behandelt ein Buch (besser: ein Buch zur Studie) Hilde Schäfflers („Ritual als Dienstleistung. Die Praxis professioneller Hochzeitsplanung“, Dietrich Reimer Verlag Berlin 2012). Es ist das Resultat eines Forschungsprojektes im „DOC-Team am Gender-Kolleg der Universität Wien“ und verheißt Aufklärendes zur „Praxis professioneller Hochzeitsplanung“, und dies „unter Berücksichtigung gegenwärtiger Gesellschaftsentwicklungen des Neoliberalismus, der Individualisierung sowie Re-Privatisierung“. So jedenfalls setzt die Schrift den Leser in Erwartung.

Folglich verspricht der Text auch für Betriebsfremdlinge nicht nur lehrreich, sondern nebenbei auch amüsant zu werden, denn die Schrift macht sich hochauf im Spreiz zwischen Sozio-, Anthropo- und Methodologie einerseits und banalem Hochzeitsbrauchtum nach neu-österreich-wiener Art andererseits. Sogleich auch bevölkert den Text ein seltsam korrekt gekleidetes, obzwar gefiedert wirkendes Personal von „HochzeitsplanerInnen“, „StandesbeamtInnen“ und „ProfessionalistInnen“; auch „OrganistInnen“, „PyrotechnikerInnen“ und „FreundInnen“ defilieren vorbei, ja sogar noch mit „HändchenhalterInnen“ und „BrautentführerInnen“ ist die Studie bestückt, und es amtiert einmal sogar auch ein ganz sachlich quotierter „ExpertInnenstatus“. Etwas erstaunlich, ob ihres Mangels an (den irgendwie immer furchtbar phallisch wirkenden) Binnenmajuskeln, kommen vereinzelt „Diakone“, „Seelsorger“, „Verwandte“ und „Bekannte“ vor. „NachbarInnen“ sorgen sodann und abermals in Doppel- und Überzahl für tadelmeidende Vollausstattung. So jedenfalls nimmt’s allenthalben wunder.

Diese vorderhand für einen arglosen Leser (hier Genus, nicht Sexus, ,der Leser‘ also bilateral oder neutral gemeint), die für diesen Leser (mich) also schrullig oder gar „ludisch“ wirkenden „Elemente“, meinen es gleichwohl sehr ernst. Und so möchte beim Lesen der Studie ins Auge fallen, dass diese selbst und ihr Forschungsergebnis sowohl seltsam wie beiläufig auf eins hinauslaufen – auf Risiko- und Fehlervermeidung. Aus Furcht vor Kontrollverlust und Unsicherheiten, aus Angst vor familiärer Einmischung, rituellen Desastern und peinlichem Altbrauchtum, so die Thesen der Schäfflerschen Studie, gäben akut zahlreiche Paare die Trauung in professionelle Obhut. Die Außeninstanz vereinfache und entlaste den verzwickten Passageritus. Gut, aber: Die Studie selbst rangiert ja ebenso besorgt innerhalb eines heiklen, hier wissenschaftspraktischen Rituals: Es will scheinen, dass Studien, Veröffentlichungen und Dissertationen heute selbst brisante „Übergangsriten“ sind und, Übel zu meiden, sicherer als auch gedeihlicher in „Teams“ diskutiert, korrekt formuliert und beaufsichtigt werden. Mithin auch hier nun eine absichernde Außeninstanz. Das Unvorhergesehene, Riskante und den Unfall zu meiden, lässt das Paar seine Trauung arrangieren – und auch die Forschung sichert sich neuerdings ebenso institutionell (im Kolleg, im Team) ab. Schiefgehen kann’s trotzdem: Angemerkt sei, dass die Korrektschreibung die Binnenmajuskel jetzt durch einen leeren Substrich, die „Low line“, ersetzt: derzeit wäre also „Florist_innen“ satt „FloristInnen“ ziemlich.

Überdies: ein unbetreutes Hochzeitsfest gewöhnlicher Art möchte wahrscheinlich beseelender anschlagen, selbst oder gerade wenn es tumultös ausartete und ebendarum Funken, gar Fetzen flögen. Die betreute Hochzeit ist, wie die zeitgemäße Beisetzung, ein von Veränderungen stark befallenes, vermutlich sogar ein sich zersetzendes Traditionsgefüge. Bleiben uns künftig nur fade Feste noch? und kontrollierte Empfänge? Die Ergebnisse der Studie bleiben hierzu schmal und sonst auch wenig überraschend, und ihre Sprache weilt tuchtrocken. Irgendwie schlägt eben die „Tabakprävention“ durch, welche die Autorin noch nebenamtlich zu betreiben scheint, was alles nicht weiter schlimm wäre, beschenkte einen die Studie mit frisch dargereichtem Frappantem.

Zu verblüffen weiß immerhin der abermals tugendhafte Schluss: Die professionell arrangierte Hochzeit „für eine Elite“ wird in Differenz gesetzt zur „binationalen“, „sogenannten“ Scheinehe. So die Moral von der Geschicht. Was täte Luhmann dazu sagen? Und was hat das Buch mit Kafka zu schaffen? Gar nichts.

 

THOMAS KAPIELSKI

 

 

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.01.2013, Nr. 21, S. 6

 

Zur Ausbreitung der Partizipialmonster

 

Zum Leserbrief „Ein Zeichen von philologischer Halbbildung“ (F.A.Z. vom 9. Januar): Der vom Leser Professor Dr. Reinhart Staats beklagte Gebrauch des Begriffs „Studierende“ verdankt seine Einführung dem Sprachfeminismus, der selbst gern von „geschlechtergerechter Sprache“ spricht und der sich an dem Begriff „Studenten“ stieß, weil hierin das weibliche Geschlecht nicht zum Ausdruck kommt. Wesentliche Forderung der feministischen Linguistik ist, Frauen nicht nur mitzumeinen, sondern ausdrücklich zu erwähnen. So kommt es dann zur Doppelnennung, worin sich besonders unsere Politiker gefallen. Die Doppelnennung findet ihre ideologischen Grenzen, denn von einer Warnung vor Taschendiebinnen und Taschendieben wird man wohl nichts hören.

Inkonsequent ist doch aber auch das Ausweichen auf den Begriff Studierende. Denn auch hier wird das weibliche Geschlecht nicht ausdrücklich genannt. Abgesehen davon, dass Studenten und Studierende nicht dasselbe sind, sträubt sich auch die Sprachästhetik bei den Komposita, den Wortzusammensetzungen (Fußgängerinnen-und-Fußgänger-Überweg, vom Studierendenausweis bis zum Studierendenfutter) und mehr noch bei der Koppelung zweier Funktionen (Schülervertreter). Es dürfte konsequenterweise auch keine Dozenten mehr geben, keine Wanderer, Spaziergänger, Marktforscher, Bäcker oder Mitarbeiter. Dass es hier einen Unterschied gibt, zeigt beispielsweise, dass ein Mitarbeitender kein Angestellter oder ein Backender kein Bäcker sein muss.

Alle die sprachlichen Verrenkungen beruhen auf der Gleichsetzung der biologischen Geschlechtlichkeit (Sexus) mit dem grammatischen Geschlecht (Genus): Es gibt aber nur zwei Geschlechter, in der deutschen Sprache jedoch drei Genera (Maskulinum, Femininum, Neutrum), zum anderen wird auch Ungeschlechtlichem ein grammatisches Geschlecht zugeordnet (der Löffel, die Gabel).

Es ist tröstlich, dass wenigstens unsere Zeitungen diesem Zeitgeist nicht frönen, die Doppelnennung würde nicht nur die Lesbarkeit stören, wie viel mehr Bäume müssten durch Aufblähen der Texte abgeholzt werden! Und bei Ausbreitung der Partizipialmonster hätten es die Zeitungsverkaufenden sicher nicht leichter, ihre Blätter an die Lesenden zu bringen.

NORBERT DÖRNER, HANNOVER

 

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.09.2009, Nr. 209, S. N3

 

Wessen Großmutter?

Biologie und Grammatik

 

Zuweilen weiß jemand nicht mehr, ob er Männlein oder Weiblein ist, zumal dann, wenn er der deutschen Sprache und ihren Redeweisen vertraut. Die Genderforschung mit ihrer Unterscheidung von biologischem und sozialem Geschlecht sorgt dagegen eher für Klarheit, so auch die feministische Linguistik, wenn sie Schreibungen wie „StudentInnen“ etabliert, die zuverlässig beide Geschlechter markieren. Schwierigkeiten bereiten per se schon die drei Genera im Deutschen. Wenn Tische oder Uhren männlich oder weiblich sein sollen statt, wie man erwarten könnte, sächlich, wird klar, dass zwischen Semantik und Grammatik kein direkter Zusammenhang besteht. Wo ein solcher vermutet wird, müssen auch regionalsprachliche Lautungen wie „das Inge“ irritieren, welche die Frau zum Neutrum verkehren.

„Das Mädchen“ ist auch in der Hochsprache normal, ebenso „das Rotkäppchen“. Das neutrale Geschlecht folgt hierbei aus der Verkleinerungsendung „-chen“, die auch den verkleinerten Mann, das Männchen, zum Neutrum macht. Wen besucht Rotkäppchen aber nun, seine oder ihre Großmutter? Dem geht Elke Donalies in einem Aufsatz nach („Wen besucht Rotkäppchen, seine oder ihre Großmutter? Korrespondenz zwischen Genus und Sexus“, in: Sprachreport Jg. 25, Heft 2, Mannheim 2009). Die Frage stelle sich, so die Autorin, weil ein Zusammenhang zwischen Sexus und Genus naheliegend erscheine – nur darum ist ja von Maskulinum (von lateinisch masculus für Männchen), Femininum (femina, die Frau) und Neutrum (von neuter, also keiner von beiden) die Rede. Dennoch ist der Zusammenhang nicht gegeben, wie auch „die Drohne“ belegt, die männliche Biene. Herkömmlicherweise wird das grammatische Geschlecht konsequent verwendet, ungeachtet des Sexus, weswegen Rotkäppchen „seine“ Oma besuchen müsste. Donalies findet indessen zahlreiche Belege, in denen das biologische Geschlecht dominiert, so dass Rotkäppchen etwa „ihren Korb“ auspackt. Donalies folgert: „Beides ist gebräuchlich“, beide Schreibungen müssten daher als korrekt gelten.

Immer mehr orientiert sich die grammatische Forschung an tatsächlichen sprachlichen Verwendungsweisen. Dass der Bezug des Pronomens nicht ohne weiteres deutlich ist, wenn es sich nach dem biologischen Geschlecht richtet, dürfte einsehbar sein. So kann Klarheit durchaus auch mit Unübersichtlichkeit erkauft werden. Und die Irritation bleibt.

 

THOMAS GROSS

 

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2007, Nr. 64, S. 9

 

Demokratisches Schamanentum

 

Von Professor Dr. Uwe Volkmann

 

Einst versammelte sich das Volk um die Schamanen und die Altäre, um sich in der Vertreibung der bösen Geister zumindest kurzzeitig als stark und geeint zu erfahren. Heute versammelt sich eine demokratisch verfasste Gesellschaft, die ohne gesicherte Wahrheit auskommen muss und deren Mitglieder einander fremd geworden sind, um das Recht – das symbolische Recht.

In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen haben soll, versammelte sich die Gemeinschaft des Stammes in bestimmten, meist genau bemessenen Abständen am zentralen Platz des Dorfes, um dort die höheren Mächte um Beistand gegen die Fährnisse des Alltags wie zur Bewältigung des Kommenden anzurufen. Man huldigte einem Baal oder einem anderen Götzen des Dorfes, holte das Totem hervor, beschwor die bösen wie die guten Geister, sich der Geschicke der Gemeinschaft anzunehmen und die großen Plagen fernzuhalten. Aus solchen äußeren Zeichen und Handlungen schöpfte der Stamm neue Kraft und erfuhr sich selbst zugleich als ein Wille, gerüstet für kommende Herausforderungen.

Seit alters erfüllen so bestimmte Riten und Symbole die Aufgabe der Sinnund Gemeinschaftsstiftung, bieten Halt gegen die tägliche Erfahrung von Kontingenz, bannen die Furcht vor der eigenen Machtlosigkeit und Vergänglichkeit. Auch spätere Ordnungen mochten auf solche bildhaften Versicherungen gegen das eigene Scheitern lange nicht verzichten. Das Auge des Gesetzes, die Waage der Gerechtigkeit, das Szepter des Herrschers als Inbegriff der im Amt verkörperten Würde: Noch weit in die Neuzeit hinein wiesen solche Bilder und Zeichen über die Profanität des Alltags und seine vielen Gewöhnlichkeiten hinaus. Dass das Auge des Gesetzes nicht alles sieht, die Waage der Gerechtigkeit sich manchmal zur falschen Seite neigt, die Inhaber der Ämter sich nicht selten unwürdig verhalten, dies alles kommt nicht an gegen die Wirkung des Bildes, in dem die Möglichkeit eines Besseren jederzeit wie in einem Kelch aufbewahrt ist.

Mit dem Siegeszug einer kausalwissenschaftlich fundierten Rationalität schienen solche rituellen Handlungen für die gesellschaftliche und politische Integration zunehmend an Bedeutung zu verlieren. Statt der beständigen Vergewisserung der metaphysischen Urgründe rückte nun die praktische Bewältigung des Alltags in den Mittelpunkt des Interesses, während die eigene Darstellung als Gemeinschaft und die rituelle Beschwörung eines Höheren, dem diese sich unterwarf, eher suspekt wurden. Seit einiger Zeit lässt sich allerdings beobachten, wie auch die Bewältigung der Alltagsprobleme durchsetzt wird mit Elementen, die in manchem wieder an die alten Beschwörungen erinnern. Zum bevorzugten Mittel wird ausgerechnet das Recht, das mehr und mehr nicht nur als Mittel rationaler Problemlösung, sondern als Träger höherer Bedeutungen in Anspruch genommen wird.

Entdeckt und in seinen Wirkungen erstmals beschrieben wurde dieses Phänomen Anfang der sechziger Jahre von dem norwegischen Rechtssoziologen Vilhelm Aubert, der ein in seiner Heimat erlassenes Gesetz zur Verbesserung der Lage der Haushaltsgehilfinnen auf seine Wirksamkeit hin untersucht hatte. Das Gesetz war entstanden, nachdem verschiedene Berichte über schreiende Missstände in diesem Bereich die Öffentlichkeit aufgewühlt hatten. Wie Aubert zeigte, war es jedoch von vornherein so konstruiert, dass seine Anwendung von niemandem gefürchtet werden musste; es diente lediglich dazu, die Wogen der allgemeinen Empörung zu glätten und – stellvertretend für die Gesellschaft – das Mitgefühl des Parlaments mit den Betroffenen zum Ausdruck zu bringen. Diesen Zweck erfüllte das Gesetz allerdings vollkommen; nach seinem Inkrafttreten verstummte die gesamte Debatte so schnell, wie sie aufgekommen war.

Etwa um dieselbe Zeit versuchte der Amerikaner Joseph Gusfield zu zeigen, dass der Sinn des Rechts nicht notwendig in der wirksamen Problemlösung bestehen müsse. Als Beleg diente ihm ausgerechnet die Prohibitionsgesetzgebung in den Vereinigten Staaten der zwanziger Jahre. Statt den Alkoholkonsum dauerhaft zu unterbinden, hatte sie ein neues Betätigungsfeld für das organisierte Verbrechen eröffnet. Für Gusfield selbst war die Prohibition dennoch nicht vergebens: Im Akt der Gesetzgebung hatte der demokratische Souverän in einer die Gesellschaft wesentlich berührenden Frage emphatisch Stellung bezogen und bestimmte Werte – die Werte der Pflicht, der Abstinenz, der Ordnung – stellvertretend für die Gesamtheit bekräftigt.

Spätestens seitdem weiß man, dass Recht immer auch symbolische Wirkung hat. Jeder Strafprozess dient nicht zuletzt dazu, das Vertrauen in die Geltung der Norm, das durch die voraufgegangene Tat erschüttert war, wiederherzustellen, den Normbruch als solchen zu isolieren und die verletzte Norm symbolisch auf der öffentlichen Bühne zu bekräftigen. Man kann sogar das Recht insgesamt als eine symbolische Form ansehen, die neben den sichtbaren Wirkungen immer auch etwas Unsichtbares oder Ungesagtes transportiert, eine Art Subtext, der nicht selten religiöse oder zivilreligiöse Qualitäten hat.

Mittlerweile hat sich das symbolische Recht zu einer eigenen Kategorie ausgebildet. Sein prägender Zug ist eine Diskrepanz zwischen Expressivität und Instrumentalität, also zwischen dem, was mit dem Recht nach außen hin bekundet werden soll, und seinem praktischen Nutzen: Immer behauptet das symbolische Recht mehr, als es von seinen spezifischen Wirkungen als Recht her am Ende einlösen kann. Die Übergänge sind dabei fließend; es gibt Regelungen, die überhaupt nur symbolischen Charakter haben, so wie es andererseits auch Regelungen gibt, in denen das symbolische Element eher Beiwerk ist, die äußere Zutat zu einem realen Regelungskern.

Ein gutes Beispiel für reine Symbolik bildet das, was um die Definition der „Sache“ in Paragraph 90 des Bürgerlichen Gesetzbuchs herum geschehen ist. Die Definition lautet heute wie vor hundert Jahren: „Sachen im Sinne des Gesetzes sind nur körperliche Gegenstände.“ Dass darunter auch Tiere fielen, so dass man an diesen wie an toter Materie Eigentum erwerben, sie verkaufen oder verpfänden konnte, wurde allerdings von Nichtjuristen zunehmend als zynisch empfunden. Um ihren Protesten Rechnung zu tragen, wurde dem Gesetz daher vor einiger Zeit ein neuer Paragraph 90a eingefügt. Dieser legt nunmehr in Satz 1 ausdrücklich fest, dass Tiere keine Sachen sind. Auf sie werden allerdings, so sagt es Satz 2, in aller Regel die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend angewendet. Bei oberflächlicher Betrachtung ist die Neuregelung damit ganz offenbar überflüssig: Rechtlich gilt nichts anderes als vorher auch. Verstehen kann sie nur, wer ihre Entstehungsgeschichte kennt. Aus dieser geht hervor, dass es dem Gesetzgeber in erster Linie darum ging, die Tierschützer zu beruhigen und ihnen zu signalisieren, dass man ihrem Anliegen aufgeschlossen gegenübersteht.

Vergleichbares lässt sich dem kürzlich neu geschaffenen Paragraphen 105a BGB bescheinigen, nach dem nun auch Geschäftsunfähige Geschäfte des täglichen Lebens rechtswirksam abschließen können, wenn diese mit geringwertigen Mitteln bewirkt werden und Leistung und Gegenleistung sofort erfolgen. Auch hier geht es damit in erster Linie darum, Empathie zu bekunden, für ein soziales Anliegen, für die Benachteiligten und Entrechteten, für das unendliche Projekt einer besseren und humaneren Welt. Der Gesetzgeber zeigt sich darin nicht nur als eigenschaftslose Abstraktion, sondern als einer von uns, als Mitmensch mit eigenen Gefühlen, einem Herzen für die vom Schicksal Geschlagenen.

Regelungen dieser Art sind vergleichsweise harmlos; mag ihnen auch kein messbarer Erfolg beschieden sein, so richten sie andererseits auch nicht viel Unheil an. Man sollte daher meinen, dass es sich eher um eine Randerscheinung handelt, die die Realität des heutigen Rechtslebens nicht wesentlich bestimmt. Das Gegenteil ist der Fall. Hat man die symbolische Geste im Recht als eigenständige Kategorie erst einmal entdeckt und den neueren Rechtsstoff darauf mit dem geschulten Blick durchforstet, ist man beinahe überrascht, wie oft man fündig wird. Nicht immer ist es ein ganzes Gesetz, das symbolische Geste ist. Aber fast jedes Gesetz enthält heute – oft schon im Titel – eine solche Geste, die Prätention eines besseren und höheren Zieles, dem es zu dienen bestimmt ist.

Beispielhaft dafür stehen die inflationär zunehmenden Bekämpfungsgesetze: die Gesetze zur „Bekämpfung“ der organisierten Kriminalität, des Terrorismus, der Schwarzarbeit, der Steuerunehrlichkeit, die allesamt schon durch ihre Benennung eine Entschlossenheit und ein Aufräumen suggerieren, die sie von ihren tatsächlichen Wirkungen her oft gar nicht einzulösen imstande sind. Und bei jedem Gesetz, das etwas auf sich hält, erklärt der Gesetzgeber heute in einem ersten Paragraphen „Zweck des Gesetzes“, wozu sein Werk eigentlich gut sein soll. Juristisch ist das weitgehend folgenlos; wahrscheinlich muss kein einziges praktisches Problem anders entschieden werden, als es ohne einen solchen Vorspruch der Fall wäre. Aber der Gesetzgeber demonstriert seine lauteren Absichten: Mag das Gesetz selbst auch nicht viel helfen, so war es doch wenigstens gut gemeint.

Ähnlichen Proklamationscharakter hat die geschlechtsneutrale oder besser geschlechtergerechte Formulierung, auf die beim Erlass neuerer Gesetze, Verordnungen oder Satzungen vermehrt zu achten ist. Statt „jeder“ soll es deshalb fortan „jede Person“ heißen, statt „Studenten“ nun „Studierende“, statt „der Kandidat“ jetzt „der Kandidat/die Kandidatin“. In der Sache selbst ist damit für die Gleichberechtigung noch nicht viel gewonnen, so wie das Projekt überhaupt auf einer unzutreffenden Gleichsetzung von grammatikalischem und biologischem Geschlecht, von Genus und Sexus, beruht. Beide müssen sich aber nicht notwendig decken. Im Nichtraucherabteil durften deshalb seit jeher auch Frauen nicht rauchen, und der Bürgersteig war immer auch schon für die Bürgerinnen da. Es geht im Grunde nur um eine sprachliche Konvention, die nun öffentlichkeitswirksam aufgekündigt wird, und der praktische Effekt ist gleich null. Die geschlechtergerechte Formulierung einer Promotionsordnung bewirkt ja zunächst nur, dass diese selbst schwerer lesbar wird, leistet aber nicht das Mindeste dafür, dass am Ende genauso viele Frauen wie Männer promovieren. Allenfalls das alte, noch unveränderte Recht klingt plötzlich seltsam verloren, wenn es in einem Umfeld geschlechtlicher Neutralität weiter am grammatikalischen Maskulinum festhält. Der „Mörder“ im Strafgesetzbuch etwa ist wie eh und je noch männlich, vielleicht ja auch das eine symbolische Aussage.

Über die Bewertung des Phänomens gehen die Ansichten auseinander. Sieht man den prägenden Charakterzug des Rechts in seiner Durchsetzbarkeit, ist das rein symbolische Recht möglicherweise auch gar kein echtes Recht, sondern bloß ein Recht minderer Güte, ein Scheinrecht, ähnlich wie der Scheinriese aus dem Kinderbuch, der nur von ferne bedrohlich und groß aussieht, aber immer kleiner und harmloser wird, je näher man ihm kommt. Oft geht es dann auch nur darum, in der Fülle der Aufgaben, die dem Staat mittlerweile übertragen sind, das Unvermögen zu wirklicher Steuerung zu kaschieren. Allerdings kann man immer häufiger beobachten, dass die symbolische Geste im Recht sich nicht mehr selbst genügt und vermehrt dazu drängt, handfest zu werden. Sichtbar geworden ist dies in der Vergangenheit vor allem im Recht der inneren Sicherheit, das sich zusammen mit dem Umweltrecht als besonders anfällig für symbolische Gesetzgebung erwiesen hat. Vieles, was hier in den letzten Jahren zum Schutz vor der organisierten Kriminalität, dem Terrorismus, den Kinderschändern auf den Weg gebracht worden ist, hat in Bezug auf das Übel, das es vorgeblich kurieren soll, von vornherein nur palliativen oder sedierenden Charakter; es dient bestenfalls einer Verunsicherung möglicher Täter einerseits und der Beruhigung der restlichen Bevölkerung andererseits, der immerhin signalisiert wird, dass der Staat sie mit ihren Ängsten nicht alleinlässt.

Andererseits ist es eben auch nicht völlig folgenlos; es gibt, wie die kürzlich vom Bundesverfassungsgericht kassierte Rasterfahndung gezeigt hat, immer auch Betroffene, die von der Maßnahme erfasst werden, in ein Raster oder das Visier einer Ermittlung geraten, während die an sich Gemeinten weitgehend unbehelligt bleiben. Wahrscheinlich wird man Ähnliches bald von dem Verbot gewaltverherrlichender Computerspiele sagen können. Ob ein solches Verbot je durchzusetzen sein wird oder ob damit nur die jetzt schon enorme Menge der Vollzugsdefizite wächst, steht ebenso dahin wie die Frage, ob man damit die Ursache des Übels wirklich trifft. Aber Taten wie die von Erfurt oder Emsdetten, die Erkenntnis, dass das Unheil mitten unter uns ist und jederzeit hervorbrechen kann, erzeugen Verstörung, Unsicherheit, Angst, sie rühren an die Tiefenschichten des kollektiven Gemüts, und obwohl im tiefsten Innern jeder weiß oder doch ahnt, dass mit gesetzgeberischen Schnellschüssen gegen sie nicht viel auszurichten ist, verlangen sie doch nach einer Reaktion. Es kehrt dann erst einmal Ruhe ein, bis der nächste Amoklauf erneut verstört und nach weiteren Reaktionen ruft, um deren spätere Durchsetzung sich ebenfalls niemand ernsthaft kümmert. Das Problem liegt so gesehen nur darin, dass es am Ende doch den einen oder anderen Dummen treffen wird, der sich bei der Nutzung solcher Spiele erwischen lässt und dann völlig zu Recht die Frage stellt, warum gerade in seinem Fall zum Anlass für ein Durchgreifen wird, was in so vielen anderen Fällen sanktionslos bleibt.

Überhaupt ist man von der Warte traditioneller Rechtsbetrachtung aus geneigt, das symbolische Recht in erster Linie als Verfallserscheinung wahrzunehmen. Sieht man die innere Bestimmung des Rechts in der praktischen Bewältigung der tatsächlichen Probleme einer Gesellschaft, so wirkt es geradezu wie die Karikatur eines solchen Rechts, die nachträgliche Verhöhnung des bekannten Satzes von Montesquieu, der gegen die Gesetzgebungsflut unserer Tage oft bemüht wird: Wenn es nicht notwendig ist, ein Gesetz zu machen, ist es notwendig, kein Gesetz zu machen.

Vor allem aber scheint das symbolische Recht eine Beziehung aufzukündigen, die für das moderne, von Menschen gesetzte Recht prägend und für dessen Siegeszug ausschlaggebend war. Dies war die Beziehung zwischen Gesetz und Vernunft, so wie sie schon in Ciceros berühmter Formel vom Gesetz als „ratio scripta“, als geschriebener Vernunft, angelegt war. In ihrer ursprünglichen Verwendung sollte sie noch auf das Wirken eines ewigen, gleichsam göttlichen Naturrechts verweisen, von dem das menschliche Gesetz bloß der Abglanz und Widerschein war. Spätestens mit der neuzeitlichen Entkoppelung von weltlicher und geistlicher Ordnung wird die Formel aber zum Motor einer Entwicklung, in deren Verlauf das Recht selber aller metaphysischen Bezüge entkleidet und schließlich zum Inbegriff einer Rationalität wird, die alles Jenseitige abgestreift hat.

Demgegenüber zieht mit dem symbolischen Recht in den Prozess der Rechtserzeugung wieder ein irrationales Moment ein. Statt um sachliche Angemessenheit geht es nun auch um Selbsttröstung und Selbstberuhigung, um Solidaritäts- und Verständnisadressen, um Zeichenhaftigkeit und Wertbekundung, um Prädikate also, die in der klassischen Theorie der Gesetzgebung gar nicht vorgesehen sind. Auch von den Grundannahmen der liberalen Demokratietheorie bleibt auf diese Weise wenig übrig: Dass sich in der öffentlichen Diskussion, im Wettstreit der Meinungen, in Rede und Gegenrede am Ende das Richtige vom Falschen, das Notwendige vom Überflüssigen sondere – all dies trifft auf die symbolische Gesetzgebung ja nur sehr bedingt zu. Stattdessen könnte es gerade dies unmittelbar Demokratische sein, das in den Rationalitätsanspruch des Rechts einbricht: in der Art und Weise, wie die Aufgeregtheiten der öffentlichen Meinung, die ganzen medial verstärkten Stimmungen aufgesogen und sie dem Handauflegen des Schamanen gleich in die politische Tat umgesetzt werden.

Was in der zunehmenden Tendenz zu symbolischer Gesetzgebung so gesehen zum Ausdruck käme, wäre ein neuartiger Versuch demokratischer Gesellschaften, mit dem eigenen Ungenügen umzugehen, es als Herausforderung anzunehmen und sich gleichzeitig nicht ganz einzugestehen. Damit einher geht auf der anderen Seite ein nicht weniger neues Bedürfnis nach Expressivität und Wertbekundung, nach einzelnen verbindlichen Orientierungs- und Haltepunkten in einem Ozean der Unverbindlichkeit. Man sehnt sich offenbar wieder wie früher nach der Vereinigung in bestimmten sinn- und einheitsstiftenden Ritualen, nur dass es jetzt oft die fragilen, von heute auf morgen schon wieder änderbaren Anschauungen einer zufälligen Mehrheit sind, die an die Stelle einer abgelegten Gemeinschaftlichkeit getreten sind und sich nun selber feiern.

Das eigentlich Beunruhigende läge dann viel eher darin, dass in diesem Spiel mit der symbolischen Geste leicht das Gespür für das rechte Maß verlorengehen kann. Je stärker die Entscheidungen der maßgeblichen Stellen mit solchen Gesten aufgeladen werden, desto eher erscheinen sie nicht mehr nur als fallibler Kompromiss zwischen verschiedenen Interessen, sondern immer zugleich auch als Ausdruck eines Wahren, Guten und Richtigen, das darin als ihr eigentlicher Kern unaufhebbar beschlossen liegt.

Ein Recht, in dem die rhetorische Bekräftigung der eigenen Gewissheiten als ständige Begleitung mitläuft, ist deshalb beständig in Gefahr, zu überdrehen und in seinem Furor über das Ziel hinauszuschießen. Studieren lässt sich das derzeit schon im Strafrecht, das unter der Welle der Bekämpfungsgesetze und Antiterrorpakete von manchen bereits in Richtung auf ein neues Freund-Feind-Recht weiter- und fortgesponnen wird, mit dem Schädling im Visier, der sich selbst durch sein Handeln außerhalb der Gemeinschaft stellt. Aber auch unterhalb dieser Schwelle ist am Beispiel des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes oder der staatlichen Mobilmachung gegen das Rauchen zu beobachten, wie selbst die ehrenwertesten Pläne durch moralische Überfrachtung leicht einen unangenehm rechthaberischen, volkserzieherischen Zug bekommen, aus dem heraus sie dann gar keine Grenzen mehr kennen. Aber das Grundmuster ist seit der Prohibition gleich und kann dann problemlos auf immer neue Gruppen wie jetzt etwa die Raucher angewandt werden, mit denen man sonst gar nicht viel Mitleid haben muss: Wo es um Wertbekräftigung geht, befinden sich der Staat und sein Recht immer latent auf dem Kreuzzug, und wehe dem, der erst einmal als möglicher Gegner entdeckt ist. Das symbolische Recht wird dann schnell zum militanten Recht, zum Recht der moralisch Untadeligen, der Blaukreuzler oder der Bigotten, das häufig nur durch seine eigene Ineffektivität in Schach gehalten wird, und diese Ineffektivität wäre so gesehen wohl noch das Beste, was man ihm nachsagen kann.

Selbst wo dieser Gefahr entgangen wird, erhält das Recht im Zuge dieser Entwicklung nun selber etwas von einem Glaubensbekenntnis, wenn nicht einer kultischen Handlung. Es war deshalb offenbar verfrüht, wenn man von dem modernen Staat gesagt hat, er sei solcher Handlungen wie überhaupt einer geistigen Selbstdarstellung als Staat nicht mehr fähig. Das Bedürfnis nach einer solchen Selbstdarstellung ist nach wie vor da, es sucht sich nur andere Formen als die früheren Versammlungen und Feste, wechselt vom Sakralen ins Profane, vom Feiertag in den Alltag über. Eine Gesellschaft, die wie die heutige ohne gesicherte Wahrheit auskommen muss und deren Mitglieder einander fremd geworden sind, muss sich nun selber ihrer schmalen, noch vorhandenen Wertgrundlagen wie ihrer Problemlösungsfähigkeit im täglichen Handeln beständig vergewissern, als fürchtete sie, beides könne ihr sonst entgleiten. Möglicherweise liegt darin nur eine sublimierte Form des früheren Wunderglaubens, des Vertrauens auf die heilsame Kraft der Zeichen und Beschwörungen, und man brauchte dies alles nicht, wenn wir uns noch wie einst um die Schamanen und die Altäre versammeln könnten, wo man sich in der Vertreibung der bösen Geister zumindest kurzzeitig als stark und geeint erfuhr. Aber dieser Weg ist auf Dauer versperrt.

* Der Verfasser lehrt Rechtsphilosophie und Öffentliches Recht an der Universität Mainz.

 

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.1993, Nr. 64, S. 13

 

Täter und Täterinnen

 

Nichts gegen „Doctrix“ (F.A.Z. vom 9. März), auch nichts gegen „Dx. rer. nat.“ – nur sind wir damit noch weit entfernt von dem „geschlechtsgerechten“ Deutsch, das uns die Frauenbeauftragte der Technischen Universität Berlin und andere Spracherneuerinnen verheißen. Die bange Frage bleibt: Wie kriegen wir grammatisches und natürliches Geschlecht (genus und sexus) über einen Leisten?

Was machen wir zum Beispiel mit dem geschlechtslosen Neutrum, wenn doch das natürliche Geschlecht „real vorkommt“: das Weib, das Mannsbild, das Mannequin? Und was mit dem offensichtlich „falschen“ Geschlecht: der Backfisch, die Drohne? Wie tilgen wir die vielen „sexistischen“ Ungerechtigkeiten, bei denen „Mann“ grammatisch alles vereinnahmt, während ihm doch nur die Hälfte zusteht: der Embryo, der Feigling, der Mensch? Dürfen wir dulden, daß sich umgekehrt das grammatische Femininum breitmacht: die Person, die Fachkraft, die Leiche? Ist dann der Kadaver eine männliche Leiche? Schmerzt bei Männern der Brust und bei Frauen die Busen? (Oder der Prostata und die Uterus?) Muß auch im Plural Apartheid herrschen: Gäste und Gästinnen? Hat München eine Million Einwohner und Einwohnerinnen – oder eine halbe Million Einwohner plus eine halbe Million Einwohnerinnen – oder eine Million Einwohner/innen?

Ja, der/die Gerechte muß viel leiden. Was halten wir beispielsweise von bürger/ innen/nahem Politiker/innen/gehabe? Oder von der amtlich erwünschten „Ergreifung des unbekannten Täters“: des/der Täters/in oder Täter(s)/in – oder noch anders? Und machen wir uns die Trennschärfe des Saarländischen Krankenhausgesetzes von 1987 zu eigen? „Der/Die sterbende Patient/Patientin hat . . . Anspruch auf eine seiner/ihrer Würde entsprechende Behandlung . . . Hierzu gehört auch, ihm/ihr auf seinen/ihren Wunsch hin das Sterben zu Hause zu ermöglichen.“

Ist schließlich, nach Abschaffung des bisherigen geschlechtsungerechten Prinzips, der/die poeta laureatus ein androgynes Sprachgenie, ein/e dichtende/r Zwitter/ in? Benutzen wir die Anrede „collega“ nur noch für die Frau Doctrix – und der Herr Doktor geht leer aus? Oder sollten wir vielleicht doch mal in einer deutschen Grammatik nachlesen? Womöglich steht da was über genus und sexus. Wer immer strebend sich bemüht, den/die können wir erlösen.

Dr. Wolfgang Büsgen, Wiesbaden

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Eine der gängigsten Floskeln bei jung und mittelalt lautet: „Keine Ahnung!“ Und dann legt man trotzdem irgendwie los. Egal was man sagt. „Keine Ahnung“ ob’s stimmt oder nicht. Nur Politiker sagen nie: „Keine Ahnung.“ Das dürfen sie wahrscheinlich nicht. Muss wohl irgendwo in den Dienstverträgen stehen. Dabei gibt es ein großes Thema, bei dem „keine Ahnung“ die einzig korrekte Antwort wäre: den nicht enden wollende Flüchtlingsstrom.

Der Strom der Zuwanderer zeigt gnadenlos die Grenzen der Politik auf. Die „Gestalter“ in Parlamenten und Regierungen stehen hilflos da wie fremde Reisende vor den U-Bahn-Karten-Automaten deutscher Großstädte.

Ich jedenfalls kenne keinen, der eine überzeugende Antwort auf die moderne Völkerwanderung hat. Ausnahmen sind die Neonazis. Doof bumst nicht nur gut, doof schreit, schlägt und zündelt auch gut. Aber Leute mit einem Funken Gehirn kratzen sich ratlos an dem Körperteil, in dem sich die grauen Zellen befinden. Wo soll man überhaupt ansetzen?

Der Ärger beginnt ja damit, dass die Länder, aus denen die Millionen fliehen, von brutalen Fanatikern und korrupten „Staaten“-Lenkern zur Hölle auf Erden gemacht worden sind. Wer da nicht das Weite sucht, ist entweder zu arm, zu blöd oder zu stolz um zu gehen! Wäre ich dort, ich würde sagen: Nichts wie weg. Der pfiffige Rat vieler westlicher Politiker, man müsse in der Heimat der Fliehenden für Ordnung sorgen, ist allerdings so billig wie ein indisches Kinderarbeits-T-Shirt. Wann und wie bitte soll das geschehen? Wer soll es tun? Ähnlich realistisch war das Versprechen der Altkommunisten, dass alles gut wird, wenn erst einmal das Arbeiter- und Bauernparadies verwirklicht ist.

Das andere Problem ist, dass es sich in West- und Mitteleuropa so unverschämt gut leben lässt. Wir selber haben es vergessen. Nicht aber die, die draußen vor der Tür stehen. Wohin geht man, wenn man aus der Hölle kommt? Dorthin wo es vergleichsweise paradiesisch ist. Der Flüchtlingsstrom, diese Abstimmung mit den Füßen, ist ein großes Kompliment an Europa und eine schonungslose Verurteilung der Verhältnisse im Nahen Osten und Teilen Ostafrikas und ihrer Verursacher. Was denen allerdings wurscht zu sein scheint.

Es gibt aber auch Flüchtlinge, die nicht aus der Hölle kommen, sondern aus Gegenden, die halt nur ein bisschen unbequem sind. Die könnte man schnell wieder nach Hause schicken, wenn man keine politische Angst vor den Übergütigen hätte, die jede, aber auch jede arme Seele aufnehmen wollen.

Aber der Migrationsdruck wird so sehr wachsen, dass diese politische Angst nach und nach in den Hintergrund tritt. Wer aus dem Osten Europas als Asylsuchender kommt, wird wohl nicht mehr lange auf die Langsamkeit der Mühlen unserer Bürokratie hoffen können. Aber noch traut man sich nicht. Es ist wie mit den langen Hamburger Nächten. Sie fangen gaaanz langsam an, aber dann, aber dann … . Immerhin ein Hoffnungsschimmer.

Die Flüchtlinge aus Syrien und Co aber sind nun mal echte Flüchtlinge und gehören hereingelassen, was ja auch geschieht. Dass sich die einzelnen europäischen Länder wie die Kesselflicker darüber streiten, wer wie viele beziehungsweise wie wenige aufnimmt beziehungsweise nicht aufnimmt, ist ein klassisches Stück EU: Wenn es darauf ankommt, ist sich jeder selbst der nächste. Die Folge wird sein, dass die unkontrollierte Reisefreiheit an den Grenzen, eine der schönsten Errungenschaften der Europäischen Union, einen stillen Tod sterben wird. Die alten Warteschlangen werden wieder auferstehen. Die Flüchtlinge bauen so sich selbst und auch für uns neue Mauern.

Und dann sind da die Schlepperbanden, die die Leute zu hunderten verrecken lassen, weil es sich bezahlt macht. Es macht sich bezahlt, weil Europas Polizeien kaum in der Lage sind, ihnen das Handwerk zu legen. So ist es ja auch mit den Einbrecherbanden aus Osteuropa, die als Wanderräuber mal schnell vorbeischauen, klauen und wieder abdampfen. Es wäre eine schöne polizeiliche Aufgabe, diesen rasenden Verbrechern, ob Schlepper oder Panzerknacker, das lukrative Leben wirklich schwer zu machen. Vorerst fehlt da wohl noch der grenzüberschreitende politische Wille. Und damit das Personal. In England gab es zeitweise die Situation, dass die Polizei wechselweise nur noch auf Einbruchsmeldungen bei geraden oder ungeraden Hausnummern reagierte. Aus Personalmangel wurde die Polizeiarbeit zur Lotterie.

Und dann ist da noch die vertrackte Sache, die alles auf den Kopf stellt. Oder vom Kopf auf die Füße. Und das ist die Tatsache, dass wir vor allem in Deutschland ja dringend Einwanderer brauchen, damit wir auch in der nächsten Generation unsere Wirtschaft und unsere Sozialsysteme am Laufen halten.

Wir brauchen sie, aber wir wollen sie nicht. Oder die, die wir brauchen, kommen nicht, weil wir sie nicht willkommen heißen. Also kommen nur die, die wir nicht brauchen. Oder die, die wir nicht wollen, brauchen wir eigentlich doch, aber wir können nicht über unseren Schatten springen und sie doch wollen, weil wir sie brauchen, auch wenn wir sie eigentlich lieber doch nicht wollen. Also lassen wir sie zwar rein, lassen sie aber nicht das tun, was wir dringend von ihnen bräuchten. Alles klar?

Wenn ja, warum ist das so? Weil wir „kein Einwanderungsland“ sind, obwohl die Leute zu hunderttausenden in unser Nichteinwanderungsland kommen. Auch da stoßen sich die Dinge hart im Raum. Denn eines von beiden muss eine Fata Morgana sein: „Kein Einwanderungsland“ oder die Einwanderer. Aber was von beiden ist die Fata Morgana? Tja, was wohl. Will man es wirklich wissen? Nein, lieber nicht. Die Antwort könnte peinlich sein.

Wo man also hinschaut, nichts als Probleme, Vertracktheiten, Ungereimtheiten, Ärgernisse. Was macht man, wenn alles ein bisschen zu viel wird? Na klar: Augen zu und durch. Durch was? „Keine Ahnung.“ Wenn es doch einer sagen würde.

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Ach, früher … ich weiß nicht, wie lange es schon her ist, doch ich erinnere mich, als wäre es vorgestern gewesen: Ich kam übermüdet mit der Bahn in der Statione di Venezia Santa Lucia an. Da sah ich es. Nicht weit davon auf der anderen Seite des Canal Grande liegt das große Parkhaus für die, die mit dem Auto gekommen sind. Da war es. Da hing ein riesiger Werbebanner mit der Aufschrift: „CinZano“. Für mich war es ein gutes Omen, ein heiterer Willkommensgruß, das Zeichen eines gütigen Gottes, der Beweis, dass ein besseres Leben möglich ist, ein Schimmer vom Goldstaub des Paradieses.

Na, gut – ich übertreibe. Aber das tun viele, die von Venedig schwärmen. Was war da los? Ich glaube, dass das, was mich so stark beeindruckt hat, das herausragende Z mitten in dem Zauberwort CinZano war. Ich entdeckte dieses steile Z in dem verheißungsvollen Wort „CinZano“ auch hier und da auf dreieckigen Aschenbechern in den Bars von Venedig. Toll. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Doch. Hatte ich. Ich kannte so etwas. Ich kannte den herausragenden Großbuchstaben, den es eigentlich nur am Anfang eines Wortes geben darf – und nur bei Hauptwörtern oder nach einem Punkt – auch aus Deutschland. Ich kannte das von der Abkürzung „GmbH“.

Zumindest in meiner Erinnerung waren „GmbH“ und „CinZano“ lange Zeit die einzigen Beispiele für einen herausragenden Grußbuchstaben mitten im Wort. Zwei sehr unterschiedliche Beispiele, wie ich sagen muss. Der Unterschied könnte kaum größer sein: Das eine steht für eine lockere Lebensart, das andere für bürokratische Rechthaberei, das eine steht für einen italienischen Wermut, das andere für deutsche Wehmut.

Ich erinnere mich, dass damals in Deutschland eine generelle Kleinschreibung zur Diskussion stand. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft GEW propagierte das für den Unterricht, um die Sprache zu vereinfachen, die Fehlerquote bei Diktaten zu senken und so den Notendurchschnitt für schlechte Schüler zu verbessern. Die Gewerkschaft ging selber mit gutem Beispiel voran: in ihren mitteilungsblättern wurde die kleinschreibung vorgemacht, da konnte jeder mit eigenen augen sehen, ob es wirklich eine erleichterung mit sich brachte.

Aber dann. Dann kamen sie, die Großbuchstaben

Man fand die Kleinschreibung auch in zeitgenössischer Lyrik und bei der Bahn, die damals die Parole ausgab: „fahr lieber mit der bundesbahn“ (alles klein geschrieben, das „fahr“ am Anfang des Satzes und die „bundesbahn“ am Ende). Aber dann. Dann kamen sie, die Großbuchstaben. Sie kamen an Stellen, wo sie nicht hingehörten. Ich glaube „interRent“ war der Wegbereiter dieser Mode. Das Wort fiel auf: Obwohl es ein Hauptwort war, fing es lässig mit einem kleinen Buchstaben an, überraschte dann aber mit einem großen R in der Mitte. So kam der Großbuchstabe auf die Räder – oder unter die Räder. Noch lange vor der „BahnCard“.

Die Mode breitete sich fix aus. Verschiedene Kleinkunstbühnen boten nun ein neues „ProGramm“, das nicht etwa eine Alternative zur Diät sein sollte (nach dem Motto: Sie können getrost ein paar Gramm zunehmen), das Programmangebot sollte damit allein von der graphischen Anmutung her irgendwie interessanter wirken – und an der falschen Stelle zum Nachdenken anzuregen. Das Binnen-I kam wenig später. Zunächst galt die Doppelnennung: „Leserinnen und Leser“. Die Doppelnennung machte den Eindruck, als ginge es lediglich um eine Ausweitung der Höflichkeitsform „Damen und Herren“. Viele verstehen das immer noch so. Sie haben nicht erkannt, dass die feministische Forderung nicht etwa darauf abzielte, männliche Höflichkeit, die es sowieso schon gibt, einzufordern und zu strapazieren, sondern etwas Neues einzuführen. Besonders neu wirkte es nicht. Jedenfalls nicht in den Anfängen.

Die Formulierung „Wählerinnen und Wähler“ gab es schon auf historischen Wahlplakaten. So alt sind die Plakate wiederum nicht. Vor 1918 wird es die nicht gegeben haben. Doch die „Leserinnen und Leser“ sind alt. Die Formulierung wurde aber nicht durchgehend verwendet. Sie findet sich in frühen Publikationen, die man unabhängig von der aktuellen Währung als „Groschenromane“ bezeichnet. Es gibt sie also nicht in der Hochkultur, sondern da, wo speziell eine weibliche Leserschaft angesprochen werden soll; eine Leserschaft, der man, so gut es ging, Honig um den Bart schmieren wollte. Offenbar war das erfolgreich. Auch wenn die Leserrinnen keinen Bart haben.

Die „Leserinnen und Leser“ und die „Wählerinnen und Wähler“ wurden aber nur einmal aufgerufen. Nur am Anfang. Das reichte. Wenn man eine Doppelnennung konsequent durchführen will, wird es anstrengend. Dann verliert die Sprache Geschmeidigkeit und Eleganz. So dachte man noch in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Deshalb wurde die Doppelnennung nicht durchgängig angewendet und nach Möglichkeit abgekürzt, indem man Klammern verwendete wie in „Leser(innen)“. Klammern waren aber nicht sehr bliebt, weil Frauen nicht nur in Klammern erwähnt werden wollten, als wären sie nicht so wichtig. Es gab ersatzweise die Version mit einem Schrägstrich: „Leser/innen“. Doch die Version war ebenfalls unbeliebt, weil Frauen, wie sie selber sagten „nicht auf den Schrägstrich geschickt werden“ wollten.

Da wirkte das Binnen-I – wie in „LeserInnen“ – als idealer Kompromiss, auch wenn es Klagen gab, dass dieses I irgendwie „phallisch“ in die Höhe ragt (wenn Sigmund Freud das erleben könnte, er würde noch im Grab eine Erektion kriegen). Dennoch verbreitete sich das Binnen–I wie eine Seuche. Es wurde zum Fähnlein der aufrechten Frauenfreunde.

Es schien alle Vorteile auf sich zu vereinen: Es war praktisch, leicht anzuwenden, gut zu verstehen und es tat so, als wären damit keinerlei Risiken und Nebenwirkungen verbunden, nach denen man sich bei einem Arzt oder bei einem Apotheker erkundigen müsste. Damit kamen gleich die nächsten Probleme: Müsste es nicht „Ärztin und Arzt“ und „Apothekerin und Apotheker“ heißen? Viele dachten noch, dass es nur eine Höflichkeitsformel ist, die man zur Begrüßung aufsagt. Damit hätte man dann seine Pflicht und Schuldigkeit getan und könnte weiterreden wie bisher. Pustekuchen. Mehr und mehr wurde deutlich, dass es kein Halten gibt, wenn man sich auf den Sprachfeminismus einlässt.

Auf Schönheit und Eleganz kam es inzwischen auch nicht mehr an. Schön musste die Sprache längst nicht mehr sein. Die neue Frauenbewegung kämpfte gegen Schönheitsfarmen, protestierte gegen Miss-Wahlen und gegen repressive Schönheitsideale. Später sollten noch Schlampen-Paraden das Bild abrunden. Unter solchen Umständen waren Geschmeidigkeit und Anmut bei der Sprache auch nicht mehr nötig. Die Sprache durfte – jedenfalls wenn es nach Feministen geht – getrost verunstaltet werden.

Wir kriegten es nun mit „BürgerInnenmeisterInnenkandidatInnen“ zu tun. Die Marotte, einen Großbuchstaben zu verwenden, um so die Geschlechterperspektive in die Sprache zu zwingen, machte das Schriftbild flächendeckend hässlich. Doch das verstand nicht jedeR, oft bemerkte es keineR und insgesamt hatte man oder frau oder mensch (klein geschrieben) den Eindruck, dass es sowieso keineR mochte. Damit wurde nebenbei bemerkt auch der Schreibfluss verdorben, den eine gepflegte Handschrift braucht und auch die Musikalität der Sprache ging flöten.

Verständnisprobleme gab es auch bei der „PorNO-Kampagne“

Verständnisprobleme gab es auch bei der „PorNO-Kampagne“ der späten achtziger Jahre. Da reichte es nicht, wenn man irgendwie mal was davon gehört hatte. Um richtig zu verstehen, wie die Kampagne der ‚Emma‘ gemeint war, musste man schon hingucken. Hier zeigte sich wieder, dass man Pornographie schlecht definieren kann, sie aber sofort erkennt, wenn man sie sieht. Wenn sie sich nur durch Hörensagen verbreitet hätte, hätte die Kampagne leicht das falsche Publikum erreicht und falsche Unterstützer angelockt. Das ist eben das Problem bei so einer Schreibweise: Großbuchstaben sind wie schlafende Hunde. Sie geben nicht Laut. Sie sehen nur gut aus. Man hört sie nicht.

Heute gibt es einen „Sex positiven“ Feminismus, der ein entspanntes Verhältnis zur Pornographie hat, solange Frauen nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera stehen, sitzen oder liegen. Man spricht auch von „Porn“, statt von „Porno“, so dass sich eine Kampagne, die feministische Pornofilme bewerben will, „PornOh!“ nennen könnte – mit Ausrufezeichen. Tatsächlich nennt sie sich „PorYes“. Wer nicht weiß, worum es geht und jemanden fragen hört „Wie wäre es zur Abwechslung mit ein bisschen Poryes?“, denkt womöglich, es handele sich um eine vegane Delikatesse oder um eine Entspannungsübung.

Es ist also, wie wir sehen, nicht so einfach. Das arme, kleine i ist mit den neuen Aufgaben oft genug überfordert. Das große auch. Nicht nur, dass man den Unterschied, den ein hervorragender Großbuchstabe markieren soll, nicht hört, man sieht ihn auch schlecht. Man kann ein großes I (ih) oft nicht von einem kleinen l (el) unterscheiden, bei einem kleinen i (ih) muss man schon sehr genau hingucken, ob es wirklich ein kleines oder nicht vielmehr großes I (ih) sein soll oder eben doch ein l (el). Zwei kleine i (ih) hintereinander, sehen aus wie ein ü (üh). Vielleicht haben wir deshalb noch nie von einem Yeti und einer Yetiin (Yetün) gehört, was aber auch daran liegt, dass beide nur selten anzutreffen sind und es kaum einen Anlass gibt, sie zu erwähnen.

Die iranische Revolution von 1978/79 wurde erwähnt. Allerdings. Darüber wurde ausführlich berichtet und die Berichterstattung dazu brachte so manchen Fachausdruck in die Printmedien. Da sich die Korrekturleser (vielleicht waren es auch damals schon Korrekturprogramme) nicht so schnell auf die neuen Begriffe einstellen konnten, wurde gelegentlich noch vom „Schlittenführer“ Ajatollah Chomeini berichtet. Wenn auch selten. Das kann passieren. Das i wird leicht zum Stolperstein. Es wird leicht missverstanden.

Facebook veranstaltet ein bescheuertes Wischiwaschi

Auf facebook ist das Stolpern Pflicht. Das Binnen-I ist vorgegeben. Wenn sich ein Lokalpolitiker eine eigene Seite einrichten will, damit jeder sehen kann, was er für Bücher und Filme mag, wird er als „PolitikerIn“ geführt, egal ob er männlich oder weiblich ist, obwohl es leicht möglich wäre, einen Seitenbetreiber in die Lage zu versetzen, eine korrekte Angabe über sein Geschlecht zu machen. Nicht bei facebook. Bei einer Politikerin ist das phallisch herausragende I nicht gerade grob falsch, es ist jedoch überflüssig und fehl am Platz. Ein kleines i reichte. Bei einem Politiker ist es falsch.

Die Tücke liegt darin, dass das Binnen-I für den Singular genutzt wird – es geht ja auch um die Seite einer Einzelperson, auf der individuelle Vorlieben vorgezeigt werden. Wir nutzen das Binnen-I aber nur für den Plural. Es leitet die Form „-innen“ ein, nicht die Form „-in“. Es bezeichnet eine Gruppenzugehörigkeit. Wer einer Gruppe angehört, deren Bezeichnung mit „-innen“ endet, ist weiblich. Das ist der Sinn der Sache. Das soll damit gesagt sein.

Im Singular wird es kompliziert. Es geht eigentlich nicht. Ich kann sagen „Das wissen alle Leserinnen und Leser“ oder – kurz mit Binnen-I – „Das wissen alle LeserInnen“. Im Singular würde ich sagen „Das weiß jeder Leser und jede Leserin“. Wenn ich hier das Binnen-I anwenden will, habe ich Pech. Dann müsste es heißen: „Das weiß jedeR LeserIn“. Im Singular gibt es eine Rückkoppelung, die sich auswirkt. (Übrigens hat der Satz „Das wissen alle Leserinnen und Leser“ im Unterschied zu der Version im Singular eine Macke, die man nicht sofort bemerkt: siehe dazu diesen Text).

Es ist auch nicht nötig. Wenn sich eine Politikerin schon durch die Endung „-in“ unbestritten als weiblich identifiziert hat, muss das i nicht auch noch groß sein. Einem Politiker, der männlich ist, ein „In“ anzuhängen (ob mit großem oder kleinem i) und ihn damit ausdrücklich weiblich zu machen, ist Quatsch.

Das große I geht unter

Facebook macht solchen Quatsch. Facebook veranstaltet – warum auch immer – ein bescheuertes Wischi-Waschi mit der Geschlechtszughörigkeit seiner UserInnen, was sich auch daran zeigt, dass man neuerdings zwischen 60 verschiedenen sexuellen Identitäten wählen kann, in England zwischen 58, in den USA zwischen 76 (die Zahlen variieren je nach Tageslaune), als ginge es bei der Frage nach der Sexualität um Geschmacksrichtungen bei Eiscreme. Da ist, wenn man Glück hat, die Bandbreite des Angebotes manchmal erstaunlich groß (zum Beispiel bei der einen Eisdiele in meiner unmittelbaren Nähe).

Nun kommen neue Probleme auf das Binnen-I zu: Unterstrich und Gender-Star machen das große I wieder klein, es heißt neuerdings „Wähler_innen“; es heißt auch „Leser*innen“ oder „Teilnehmer_innen“. Auch „Jüdinnen_Juden“ gibt es heute. Jeweils mit kleinem i. Das große I hat bei solchen Schreibweisen ausgedient. Mit dem Unterstrich oder mit dem Sternchen sollen Menschen berücksichtigt werden, die transsexuell sind. Speziell für diese Leute, sowie für alle Menschen, die sich nicht eindeutig einer der beiden Geschlechter (weiblich oder männlich) zuordnen können und die unter der Zwangsheterosexualität leiden, soll damit „Platz geschaffen“ werden.

Wie kam es dazu? Ein Transsexueller, der womöglich in Bielefeld lebt (vielleicht auch in Karlsruhe), der seinen Namen lieber nicht nennen will, hat die Fraktionen der Piraten, der Grünen, der Linken und auch der SPD angeschrieben und ihnen sein Leid geklagt: Er fühle sich nicht genug beachtet und möchte anregen, dass man ihm, sowie allen anderen missachteten Transsexuellen, einen Platz in der politischen Sprache schaffen möge. Nach Möglichkeit in jedem Satz. Sonst wäre er sehr, sehr traurig.

Die Grünen, die schon lange überlegt haben, wie man die Sprachzerstörung noch weiter vorantreiben kann, haben den Vorschlag begeistert aufgegriffen und beschlossen, bei allen zukünftigen Treffen auf Bundes- und auf Landesebene zuerst gemeinsam das Lied ‚Ein Stern, der deinen Namen trägt‘ anzustimmen. Der Gender-Stern soll damit ganz groß rauskommen, er soll verpflichtend werden und in seinem Glanz sollen alle erstrahlen, die bisher im Schatten standen.

Der Bundesvorstand der Grünen begründet seinen Vorstoß so: „Transsexuelle, transgender und intersexuelle Personen werden so nicht mehr unsichtbar gemacht und diskriminiert.“ Gesine Agena, die frauenpolitische Sprecherin der Grünen erklärt: „Wir halten den Gender-Star für geeignet, weil er das gesamte Spektrum von Geschlechtern und Identitäten berücksichtigt.“ Na dann. Hoffentlich wird der Gender-Stern nicht so verstanden, dass damit das gesamte Spektrum von Geschlechtern und Identitäten zur bloßen Fußnote gemacht wird.

Ein Genderstar am grünen Horizont

Doch es muss dringend aufgeräumt werden. Deshalb haben die Grünen bei der letzten Bundesdelegiertenkonferenz im November 2015 folgendes beschlossen: „Wir gendern, indem wir im Regelfall den Gender-Star verwenden (Bürger*innen, Student*innen …)“ und „die weibliche Form explizit mit nennen (Bürgerinnen und Bürger, Studentinnen und Studenten …)“

Damit lichtet sich der Nebel, den die Grünen selbst geschaffen haben. Im Jahre 2013 schrieben sie noch von „BildungsverliererInnen“ und „StromverbraucherInnen“, im Jahre 2014 machten sich aber schon die „Miesmacher*innen“ und „Überwacher*innen“ bemerkbar. Der Stern setzte sich schließlich durch. Die Großschreibung wurde gekippt. Damit war das Aus gekommen für den _Unterstrich – auch „gender-gap“ genannt – („mind the gap“). Es war auch das Aus für das Binnen-I. Traurig bin ich nicht. Mir hat das Binnen-I nie gefallen. Ich empfehle weiterhin den Browser ‚Binnen-I-be-gone‚. Damit wird das lästige und überflüssige Binnen-I beseitigt. Aus der BenutzerInnenoberfläche wird wieder eine Benutzeroberfläche.

Es ist aber nicht besser geworden. Mir geht es übrigens auch so, dass ich immer, wenn ich aufgeräumt habe, anschließend erst rechts nichts wiederfinde. So auch hier. Es wurde aufgeräumt – und damit wurde gleich ein neues Chaos erschaffen. Denn die allseits gefürchtete „-innen“-Form ist geblieben. Doch jetzt wird sie nicht mehr durch ein steil aufragendes, großes I als Neuerung kenntlich gemacht. Damit ist die ursprünglich exklusiv für das Weibliche vorgesehene „-innen“-Form unauffällig zur Grundform geworden, die alles umfasst, wie das bei den berühmten Professorinnen von Leipzig, die in Wirklichkeit Männer sind, der Fall ist.

Neulich habe ich gehört, dass die „Wählerinnenschaft der AfD hauptsächlich aus Männern besteht“. Ich habe auch schon von Rechtspopulistinnen, Wutbürgerinnen und Rassisten gehört, wenn ausschließlich alte, weiß, heterosexuelle Männer gemeint waren. Anton Hofreiter erzählt stolz von seinen „weiblichen Freundinnen“, die er hoffentlich gut von seinen männlichen Freundinnen unterscheiden kann. Aber womöglich kommt es darauf längst nicht mehr an.

Bei den Studentinnen kommt es drauf an. Die können ein „Studentenwerk“ nicht länger ertragen und bestehen auf der „neutralen“ Form „Studierendenwerk“. Jeder, der behauptet, dass so eine Umbenennung überflüssig ist, weil die Form „die Studenten“ genauso neutral ist wie die Form „die Studierenden“, wird sofort exmatrikuliert und darf sich der Universität nicht mehr nähern.

Der grassierende Wunsch nach Umbenennung

Die Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres erklärte dazu, dass der Wunsch nach der Umbenennung von den Studierenden selber und – was in dem Fall ausschlaggebend ist – von der Frauenbeauftragten gekommen sei. Die ‚Berliner Morgenpost‘ zitiert sie: „Die Bezeichnung ‚Student‘ schließe weibliche Studentinnen aus.“ Das scheint sie ernst zu meinen.

Wenn das so ist, muss das schnell geändert werden. Man sollte noch wissen, dass Sandra Scheeres früher einen Ponyhof geleitet hat und sich da schon sehr engagiert für Pferde-Gerechtigkeit eingesetzt hat. So hat sie immer wieder betont, dass die Bezeichnung „Pferde“ die „weißen Schimmel“ ausschließe. Daraufhin haben ihr enge Freundinnen empfohlen, in die Politik zu gehen. Gerade in der SPD würde man solche Frauen brauchen. So weit ist es gekommen. Was wird nun werden? Ob uns jemals ein/e Retter*in auf einem Pferd-seienden Wesen reitend die Erleuchtung bringen ­– oder wenigstens die Beleuchtung für alle, die immer noch im Dunkel kauern? Wir wissen es nicht.

Ja, ich sehne mich, ehrlich gesagt, nach alten Tagen zurück. Ich sage es offen: Ich würde sie nicht vermissen: nicht den Gender-Star, nicht den Unterstrich, nicht die Klammer mitten im Wort, nicht den Schrägstrich, nicht den hervorragenden Grußbuchstaben, nicht die überflüssige „-innen“-Form.

Für mich hat das immer die Tristesse von GmbH, nie den Charme von CinZano.

Siehe auch die Seite: Bernhard Lassahn

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Siehe auch:

 

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Remember: Do X! Don´t do Y!

Protect innocent, respect life, defend art, preserve creativity!

What´s Left? Antisemitism!

http://www.jsbielicki.com/jsb-79.htm

Psychoanalytische Arbeitsstation

DJ Psycho Diver Sant – too small to fail
Tonttu Korvatunturilta Kuunsilta JSB
Tip tap tip tap tipetipe tip tap heija!
http://www.psychosputnik.com
http://www.saatchionline.com/jsbielicki
https://psychosputnik.wordpress.com/

They want 1984, we want 1776

They are on the run, we are on the march!

Be patient, work hard, follow your passions, take chances and don’t be afraid to fail.
I think for food

molon labe

»Die Psychoanalyse ist eine Panne für die Hierarchie des Denksystems« – Pierre Legendre

»Sie wissen, daß der Kampf des wissenschaftlichen Geistes gegen die religiöse Weltan­schauung nicht zu Ende gekommen ist, er spielt sich noch in der Gegenwart unter unseren Augen ab … Die erste Einwendung, die man hört, lautet, … die Wissenschaft ist zur Be­urteilung der Religion nicht zuständig. Sie sei sonst ganz brauchbar und schätzenswert, solange sie sich auf ihr Gebiet beschränkt, aber die Religion sei nicht ihr Gebiet, da habe sie nichts zu suchen … Die Religion darf nicht kritisch geprüft werden, weil sie das Höch­ste, Wertvollste, Erhabenste ist, was der menschliche Geist hervorgebracht hat, weil sie den tiefsten Gefühlen Ausdruck gibt, allein die Welt erträglich und das Leben lebenswür­dig macht … Darauf braucht man nicht zu antworten, indem man die Einschätzung der Religion bestreitet, sondern indem man die Aufmerksamkeit auf einen anderen Sachver­halt richtet. Man betont, daß es sich gar nicht um einen Übergriff des wissenschaftlichen Geistes auf das Gebiet der Religion handelt, sondern um einen Übergriff der Religion auf die Sphäre des wissenschaftlichen Denkens. Was immer Wert und Bedeutung der Religion sein mögen, sie hat kein Recht, das Denken irgendwie zu beschränken, also auch nicht das Recht, sich selbst von der Anwendung des Denkens auszunehmen … Eine auf die Wissen­schaft aufgebaute Weltanschauung hat außer der Betonung der realen Außenwelt wesent­lich negative Züge, wie die Bescheidung zur Wahrheit, die Ablehnung der Illusionen« (Freud, 1933, S. 182 ff. und S. 197).

„Freuds »Religions«-Kritik galt den »Neurosen« genannten Privatreligionen (Heiraten, romantische Liebe, Gier, Ethik und Moral, etc. Anm. JSB) ebenso wie den kollektiven (Nation, Gutmenschen, Sport, etc. Anm. JSB);“ – Helmut Dahmer

Freud prognostizierte, die bestehende Gesellschaft werde an einem Übermaß nicht absorbierba­rer Destruktivität zugrundegehen. (sofern nicht »Eros« interveniere (Eros ist nicht Ficken, sondern Caritas. Anm. JSB)).

„Wer dem Kult der »Werte« frönt, kann unsanft erwachen, wenn im Kampf der Klassen und Parteien, von dem er sich fernhält, Gruppen obsiegen, auf deren Pro­gramm eine »Umwertung der Werte«, z. B. die Aufwertung von »Un­werten« steht.“ – Helmut Dahmer

»Hinsichtlich der allgemeinen nervlichen Belastung wirkte die Lage im Dritten Reich auf den psychischen Zustand des Volkes ziemlich ambivalent. Es unterliegt kaum einem Zwei­fel, daß die Machtergreifung zu einer weitverbreiteten Verbesserung der emotionalen Ge­sundheit führte. Das war nicht nur ein Ergebnis des Wirtschaftsaufschwungs, sondern auch der Tatsache, daß sich viele Deutsche in erhöhtem Maße mit den nationalen Zielen identifizierten. Diese Wirkung ähnelte der, die Kriege normalerweise auf das Auftreten von Selbstmorden und Depressionen haben. (Das Deutschland der Nazizeit verzeichnete diese Erscheinung zweimal: nämlich 1933 und 1939.) Aber gleichzeitig führte das intensi­vere Lebensgefühl, das von der ständigen Stimulierung der Massenemotionen herrührte, auch zu einer größeren Schwäche gegenüber dem Trinken, Rauchen und Vergnügungen« – Richard Grunberger

Von Anfang an hat­te Hitlers Regime auch den Anstrich der Rechtmäßigkeit

„Die psychiatrischen Truppen der »kaiserlichen deutschen Psychiatrie« (Alexander und Selesnick, 1966, S. 214) jedoch, die 1914 ins Feld zogen, bekriegten immer noch die Krankheit, den äußeren Eindringling in ein gesundes System, und nicht die Neurose, das innere Ungleichgewicht zwischen Psychodynamik, Umwelt und Geschichte.“ – Geoffrey C. Cocks (Diese Einstellung herrscht bis heute in der deutschen Psychotherapie und findet explosionsartige Vermehrung im KOnzept der sog. „Traumatisierung“. Anm- JSB)

Der Plural hat kein Geschlecht.

„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.“ -Albert Einstein

„Der psychoanalytische Bei­trag zur Sozialpsychologie der jüngsten Vergangenheit (und Gegenwart Anm.JSB) und ihrer Verar­beitung ist heute ebenso unerwünscht wie die Libidotheorie zu Anfang des Jahrhunderts.“ – I.Kaminer

»Ein böses und nur durch Unkenntnis gerechtfertigtes Mißverständnis ist es, wenn man meint, die Psychoanalyse erwarte die Heilung neurotischer Beschwerden vom >freien Ausleben< der Sexualität. Das Bewußtmachen der verdrängten Sexualgelüste in der Analyse ermöglicht vielmehr eine Beherrschung derselben, die durch die vorgängige Verdrängung nicht zu erreichen war. Man kann mit mehr Recht sagen, daß die Analyse den Neurotiker von den Fesseln seiner Sexualität befreit.« – Sigmund Feud, Gesammelte Schriften«, Band XI, S. 201 ff.)

Dummheit ist, wenn jemand nicht weiß, was er wissen könnte.

Dummheit äußert sich heute als empörter Moralismus.

Liebe: nur bestenfalls eine Mutter akzeptiert ihr Kind, so wie es ist, ansonsten muß man Erwartungen anderer erfüllen, um akzeptiert zu werden.

Früher galt als mutig, wer ein Revolutionär war, heute reicht es schon, wenn einer seine Meinung behält.

“Jeder fünfte Bewohner des Westjordanlandes ist ein israelischer Siedler”, greint die Generaldelegation Palästinas heute auf ihrer Homepage.
Und jeder fünfte Bewohner Israels ist ein palästinensischer Araber.
So what?

Werte ohne Einfühlungsvermögen sind nichts wert.

Manche Menschen fühlen physischen Schmerz, wenn sie ihre gewohnten Vorstellungen zugunsten der Realität korrigieren sollen, sie wenden ihre gesamte Intelligenz mit Unterstützung ihrer Agressivität auf, um die Realität nicht zu erkennen und ihr Selbstbild unverändert beizubehalten.

Immer mehr fühlen, immer weniger denken – Der Mensch unterscheidet sich vom Tier nicht durch Gefühle, denn Säugetiere haben die gleichen Gefühle, wie der Mensch: Trauer, Angst, Wut, Liebe, sondern durch sein Denken. Wenn er denkt, falls er denkt.

Political correctness ist, wenn man aus Feigheit lügt, um Dumme nicht zu verärgern, die die Wahrheit nicht hören wollen.

„Sagen Sie meiner Mutter nicht, daß ich in der Werbung arbeite. Sie denkt, ich bin Pianist in einem Bordell.“ – Jacques Seguela

BILD: FAZ für Hauptschüler

Wer „ich will frei sein“ sagt, und es sagen viele, der ist ein Idiot. Denn das höchste was der Mensch als Freiheit haben kann, ist die Freiheit, seine Pflicht frei zu wählen.

“Im Streit um moralische Probleme, ist der Relativismus die erste Zuflucht der Schurken.“ Roger Scruton

Nonkonformistische Attitüde und affirmative Inhalte – einer Kombination, die schon immer die linksdeutsche Ideologie gekennzeichnet hat. – Stephan Grigat

Es sind dieselben, die behaupten, das Geschlecht wäre nicht biologisch angeboren, sondern nur ein soziales Konstrukt, und zugleich daß die Homosexualität kein soziales Konstrukt wäre, sondern biologisch angeboren.

Antisemitismus ist, wenn man Juden, Israel übelnimmt, was man anderen nicht übelnimmt.

„Es gibt zwei Dinge“, so wußte Hitler schon 1923, „die die Menschen vereinigen können: gemeinsame Ideale und gemeinsame Kriminalität“ .

Nach der gewaltsamen Beendigung des Mordens durch die Alliierten waren die Deutschen (und sind es bis heute geblieben) noch deutscher als zuvor.

„Der Staat sind wir“: Dies Credo der Sozialdemokratie Ferdinand Lassalles war die Wahrheit der Volksgemeinschaft, und der Nazismus war die vermittlungslose Basisdemokratie der Deutschen.

Die Demokratie der Bürger ist die interessierte Demutsadresse an den autoritären Staat.

„Die deutsche Nation ist das Apriori dieser seltsamen Wissenschaft, die

vorgibt, nichts zu kennen als Quellen, Quellen und nochmals Quellen, nichts als das

lautere Plätschern der Tatsachen und das ungetrübte Sprudeln der Empirie. Die

Quelle aber ist der Historie, was der Jurisprudenz das Indiz: Spielmaterial, bloße

Illustration des Systemzwangs zum Rechtsfrieden, d.h. empirische Legitimation der

vorab existenten letzten Instanz, an der jede Berufung aufhört und jede Revision

endet. Egal, wer Recht hat, solange nur Recht ist; was immer die Quellen sagen,

ein Beweis gegen die Nation wird sich daraus nie und nimmer folgern lassen.“ (…)

„Historische Wahrheit wird nach dem Modell von Meinungsumfragen vorgestellt;

kein Sample jedoch wird je repräsentativ genug sein,

um der deutschen Nation als solcher die Taten der Nazis zuzurechnen.

Die juristische Methode dieser seltsamen Wissenschaft, die sich die Behandlung der

Geschichte anmaßt, weiß so überaus sorgfältig zwischen Intention und Resultat zu

scheiden, daß der einzig noch mögliche Weg historischer Wahrheitsgewinnung, der

allerdings leider ausgeschlossen ist, Psychoanalyse wäre.“ – Joachim Bruhn

Da die Psychoanalyse heute auch nur noch ein korruptes Racket ist, würde sie nicht helfen.

 Der Himmel, wenn er sich schon öffnet, zitiert sich am liebsten selbst. 

Je verkommener eine menschliche Kreatur, desto eher fühlt sie sich beleidigt, respektlos behandelt, in ihrer Ehre verletzt.

Der Nicht-Antisemit ist ein Antisemit, der nach der derzeitigen deutschen Rechtsprechung, Israel, Juden diffamiert, diskriminiert, delegitimiert, jedoch nicht expressis verbis das Ziel der dritten Reichs, den Holocaust, die Judenvernichtung, befürwortet.

Aus Deutschland erreicht mich „tiefe Sorge um den Friedensprozess“. Vorsicht: Wo ist es im Nahen und Mittleren Osten derzeit so friedlich und vergleichsweise gewaltarm wie in Israel? Wo leben Araber derzeit sicherer als in Israel? Wo haben sie besseren Zugang zu Bildung, Arbeit, Konsum und medizinischer Versorgung? – Götz Aly

Islam ist weniger eine Religion und mehr eine totalitäre Gesellschaftsordnung, eine Ideologie, die absoluten Gehorsam verlangt und keinen Widerspruch, keinerlei Kritik duldet und das Denken und Erkenntnis verbietet. Der wahre Islam ist ganz anders, wer ihn findet wird eine hohe Belohnung erhalten.

Der religiöse Rassismus der Islamisten, der den völkischen Rassismus der Nazis ersetzt hat, erklärt Allah zum Führer und die Jihadisten zu seiner privilegierten Kampftruppe: Wenn man so will, zu Allahs SS. Der Zusammenhalt dieser Kampftruppe wird über die Jenseitserwartung von Hölle und Paradies, also über das Instrument der religiösen Angst, sichergestellt. Diese Selbstbildfantasie der Islamisten ist mit ihrer (zumeist antijüdischen) Feindbildfantasie untrennbar verknüpft. – Matthias Küntzel

Wahnsinn bedeute, immer wieder das gleiche zu tun, aber dabei stets ein anderes Resultat zu erwarten.

Gutmenschen sind Menschen, die gut erscheinen wollen, die gewissenlos das Gewissen anderer Menschen zu eigenen Zwecken mit Hilfe selbst inszenierter Empörungen instrumentalisieren.

Irritationen verhelfen zu weiteren Erkenntnissen, Selbstzufriedenheit führt zur Verblödung,

Wenn ein Affe denkt, „ich bin ein Affe“, dann ist es bereits ein Mensch.

Ein Mensch mit Wurzeln soll zur Pediküre gehen.

Wenn jemand etwas zu sagen hat, der kann es immer sehr einfach sagen. Wenn jemand nichts zu sagen hat, der sagt es dann sehr kompliziert.

Sucht ist, wenn jemand etwas macht, was er machen will und sucht jemand, der es macht, daß er es nicht macht und es nicht machen will.

Sollen die Klugen immer nachgeben, dann wird die Welt von Dummen regiert. Zu viel „Klugheit“ macht dumm.

Wenn man nur das Schlechte bekämpft, um das Leben zu schützen, bringt man gar nichts Gutes hervor und ein solches Leben ist dann nicht mehr lebenswert und braucht nicht beschützt zu werden, denn es ist dann durch ein solches totales Beschützen sowieso schon tot. Man kann so viel Geld für Versicherungen ausgeben, daß man gar nichts mehr zum Versichern hat. Mit Sicherheit ist es eben so.

Zufriedene Sklaven sind die schlimmsten Feinde der Freiheit.

Kreativität ist eine Intelligenz, die Spaß hat.

Wen die Arbeit krank macht, der soll kündigen!

Wenn Deutsche über Moral reden, meinen sie das Geld.

Ein Mensch ohne Erkenntnis ist dann  lediglich ein ängstlicher, aggressiver, unglücklicher Affe.

Denken ist immer grenzüberschreitend.

Der Mob, der sich das Volk nennt, diskutiert nicht, sondern diffamiert.

Legal ist nicht immer legitim.

Wer nicht verzichten kann, lebt unglücklich.

Sogenannte Sozial-, Kultur-, Geisteswissenschaften, Soziologie, Psychologie, Psychotherapie, Psychoanalyse, sind keine Wissenschaften mehr, sondern immanent religiöse Kultpropheten, organisiert wie Sekten. Es sind Sozio-, Pädago- und Psychokratien, Rackets, die Erkenntnis nicht fördern, sondern verhindern.

Ohne eine starke Opposition atrophiert jede scheinbare Demokratie zur Tyrannei, und ebenso eine Wissenschaft, zur Gesinnung einer Sekte.

Man kann alles nur aus gewisser Distanz erkennen, wer sich ereifert, empört, wer mit seiner Nase an etwas klebt, der hat die Perspektive verloren, der erkennt nichts mehr, der hat nur noch seine Phantasie von der Welt im Kopf. So entsteht Paranoia, die sich Religion, und Religion als Politik, sogar als Wissenschaft nennt.

Islamisten sind eine Gefahr, deswegen werden sie als solche nicht gesehen. Juden sind keine Gefahr, deswegen werden sie als solche gesehen. So funktioniert die Wahrnehmung von  Feiglingen.

Humorlose Menschen könner nur fürchten oder hassen und werden Mönche oder Terroristen.

Menschen sind nicht gleich, jeder einzelne Mensch ist ein Unikat.

Erkenntnis gilt für alle, auch für Muslime, Albaner, Frauen und Homosexuelle.

Islam gehört zu Deutschland, Judentum gehört zu Israel.

Der Konsensterror (Totalitarismus) ist in Deutschland allgegenwärtig.

Es wird nicht mehr diskutiert, sondern nur noch diffamiert.

Es ist eine Kultur des Mobs. Wie es bereits gewesen ist.

Harmonie ist nur, wenn man nicht kommuniziert.

Man soll niemals mit jemand ins Bett gehen, der mehr Probleme hat, als man selbst.

>>Evelyn Waugh, sicherlich der witzigste Erzähler des vergangenen Jahrhunderts, im Zweiten Weltkrieg, herauskommend aus einem Bunker während einer deutschen Bombardierung Jugoslawiens, blickte zum Himmel, von dem es feindliche Bomben regnete und bemerkte: “Wie alles Deutsche, stark übertrieben.“<< Joseph Epstein

Man muß Mut haben, um witzig zu sein.

Dumm und blöd geht meistens zusammen.

Charlie Hebdo: solche Morde an Juden sind euch egal, mal sehen wie”angemessen”  ihr reagiert, wenn (wenn, nicht falls) eure Städte von Islamisten mit Kasam-Raketen beschossen werden.

Christopher Hitchens großartig: „In einer freien Gesellschaft hat niemand das Recht, nicht beleidigt zu werden.“

Je mehr sich jemand narzisstisch aufbläht, desto mehr fühlt er sich beleidigt und provoziert.

“Das Problem mit der Welt ist, daß die Dummen felsenfest überzeugt sind und die Klugen voller Zweifel.” – Bertrand Russel

Das Problem mit den Islamisten in Europa soll man genauso lösen, wie es Europa für den Nahen Osten verlangt: jeweils eine Zweistaatenlösung, die Hälfte für Muslime, die andere Hälfte für Nicht-Muslime, mit einer gemeinsamen Hauptstadt.

Was darf Satire? Alles! Nur nicht vom Dummkopf verstanden werden, weil es dann keine Satire war.

Islamimus ist Islam, der Gewalt predigt.

Islam ist eine Religion der Liebe,und wer es anzweifelt, ist tot.

Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke. Der Islam ist die friedliche Religion der Liebe George Orwell 2015

Islam ist verantwortlich für gar nichts, Juden sind schuld an allem.

Islamisten sind Satanisten. Islamismus ist eine Religion von Idioten.

Leute fühlen sich immer furchtbar beleidigt, wenn man ihre Lügen nicht glaubt.

Jeder ist selbst verantwortlich für seine Gefühle.

Die Psychoanalyse geht niemanden außer den Psychoanalytiker und seinen Patienten etwas an, und alle anderen sollen sich verpissen.

“Zeit ist das Echo einer Axt
im Wald.
Philip Larkin, Gesammelte Gedichte

Wenn jemand wie Islamisten sein Ego endlos aufbläht, dann verletzt er seine eigenen Gefühle schon morgens beim Scheißen.

„Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft: Reichtum ohne Arbeit Genuß ohne Gewissen Wissen ohne Charakter Geschäft ohne Moral Wissenschaft ohne Menschlichkeit Religion ohne Opfer Politik ohne Prinzipien.“
―Mahatma Gandhi

„Wo man nur die Wahl hat zwischen Feigheit und Gewalt, würde ich zur Gewalt raten.“
―Mahatma Gandhi

Warum zeigt sich Allah nicht? Weil er mit solchen Arschlöchern nichts zu tun haben will.

„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus’. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus’.”  – Ignazio Silone

Politische Korrektheit verlangt eine Sprache für ein Poesiealbum.

Psychoanalyse ist frivol, oder es ist keine Psychoanalyse.

Bunte Vielfalt, früher: Scheiße

Was der Mensch nicht mehr verändern, nicht mehr reformieren kann, ist nicht mehr lebendig, sondern sehr tot. Was tot ist, das soll man, das muß man begraben: Religion, Ehe, Romantizismus, etc.

Romantik ist scheiße.

Die Realität ist immer stärker als Illusionen.

Deutschland gestern: der Wille zur Macht.
Deutschland heute: der Wille zur Verblendung.
Deutschland morgen: 德國

Deutsche Psychoanalyse? Großartig, wie deutscher Charme, deutscher Humor und deutscher Esprit.

Der Widerstand fängt mit einer eigenen, anderen Sprache als die der Diktatur.

Smart phones for stupid people.

Ein Linker kann, muß aber nicht dumm sein.

Wenn man ganzen Staaten nicht übel nimmt, wenn sie mit Millionen Opfern Selbstmord begehen, warum dann einem Co-Piloten mit 149 Toten?

Nur die Reinheit der Mittel heiligt den Zweck.

Ein extremer Narzißt ist ein potentieller Terrorist, und jeder Terrorist ist ein extremer Narzißt.

Islamisierung bedeutet Verblödung.

…der hiesige Autoritarismus (ist) einer ohne Autorität und der hiesige Konventionalismus einer ohne Konventionen. Schon bei den Nazis war nicht das Wort des Führers Befehl, sondern sein Wille, den der kongeniale Volksgenosse erahnte. Nie hätte der Nationalsozialismus funktioniert, hätte den Deutschen jede ihrer Missetaten bei Strafandrohung befohlen werden müssen. Anders, als es das Wort vom „Befehlsnotstand“, von der „Gleichschaltung“ oder vom „Führer“ selber glauben machen will, herrschte das NS-System durch Gehorsam ohne Befehl. (W. Pohrt, Der Weg zur inneren Einheit)

Der faschistische Sozialpakt existiert im bundesdeutschen Postfaschismus weiter als eine im Resultat aufgehobene Voraussetzung, die unmittelbar keine Spur ihrer gewaltförmigen Durchsetzung mehr an sich trägt: umso besser kann diese Tatsache verleugnet und der Nationalsozialismus als das Verbrechen einiger Irrer, als „Unrechtsstaat“, als „das Schlimmste, das Menschen einander je angetan haben“ exorziert werden. Diese Lebenslüge der BRD ist das Fundament aller demokratischen „Vergangenheitsbewältigung“, jenes kollektiven Beschweigens des Nationalsozialismus, das durchaus auch die Form enervierender Redseligkeit annehmen kann. Weil das postfaschistische Deutschland in institutioneller wie personeller Hinsicht in Kontinuität zu seinem Vorgänger steht, muß ausnahmslos jeder Versuch einer Vergangenheitsbewältigung innerhalb des sich weiterschleppenden Systems zur symbolischen Distanzierung, zum substanzlosen Gestus geraten. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Deutschen einen schier unerschöpflichen Vorrat an größeren und kleineren Entlastungslügen angelegt, aus dem sie sich je nach Gelegenheit und Bedarf bedienen. Danach war das nationalsozialistische System wahlweise das Werk von Hitler höchstpersönlich, einer kleinen Verbrecherclique und ein paar Helfershelfern oder des Monopolkapitals und seiner Schergen. Otto Normalvergaser jedenfalls hat „von alledem nichts gewußt“, war „im Grunde auch dagegen“ oder „konnte gar nicht anders handeln“, weil „Befehlsnotstand“ herrschte und man im Falle des Zuwiderhandelns sofort „ins KZ gekommen“ wäre. “ (…) „Heute haben die Verbreitung des Gerüchts und die Verbreitung der Neidbeißerei neue, technische Möglichkeiten. Sie können sich über das Internet und diverse Subnetzwerke und Blogs rasend verbreiten und auch auf die Politik einen Druck erzeugen, sich ihnen zu beugen. Die gesellschaftliche Mobilmachung wirkt so wieder auf die Politik zurück. Sie muss sich den entsprechenden Stimmungen beugen, weil sonst die Wiederwahl gefährdet würde. Die Devise »Ich bin ihr Führer, also muss ich ihnen folgen«, bleibt auch im zerfallenen Postnazismus das prinzipienlose Grundprinzip von Herrschaft.“ (…) Spezialisierung und Diversifikation sind die zeitgemäße Erscheinungsform von Vermassung und Uniformität. (…) 1 x 1 materialistischer Kritik: es  muss darum gehen, Erscheinungen in eine Konstellation zu bringen, in der sie lesbar werden. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. Und weil gerade die Entfernung vom Nazismus die Nähe zu ihm verbürgt, waren und sind das diejenigen, die in Personensache am wenigstens mit Nazifaschistischem in Verbindung zu bringen sind, die Linksradikalen, die Linksliberalen, die Linken, die Antifaschisten, die entschiedensten Schrittmacher dafür, dass der anfangs noch gar nicht wirklich übergreifende postnazistische Fundamentalkonsens tatsächlich totalisiert und auf die Höhe der Zeit gebracht werden konnte. Die Nazis und die Rechten hingegen waren für diesen Vorgang nur von unterordnetem Belang. Sie standen immer schon für eine in ihrer konkreten Ausprägung gestrige Gesellschaftsformation und deshalb ging von ihnen auch nie eine ernsthafte Gefahr eines neuen Faschismus aus. Diese Totalisierung der Gemeinschaft der Demokraten, die hauptsächlich die Linke mit herbeigeführt hat, ist allerdings identisch und das zeigt sich heute mit ihrem Zerfall. Dieser wiederum ist im Selbstwiderspruch der postnazistischen Vergesellschaftung angelegt, in der der bereits erwähnte nazistische Kurzschluss von Staaten Subjekt im Modus permanenter Mobilmachung in den politökonomischen Formen im Doppelsinne aufgehoben ist. Seiner Substanz nach anerkannt und aufbewahrt, wie vorerst suspendiert und seiner Verlaufsform nachgezügelt. Also statt den Blockwarten gab es Aktenzeichen XY, da durfte sich jeder dann auch telefonisch dran beteiligen, aber richtige Jagdszenen gab es in der alten Bundesrepublik nicht oder nur in Ausnahmefällen. Taxiert selbst zu Zeiten der Prosperität jeder insgeheim seinen Erwerb als verkappte Arbeitslosenunterstützung, so mobilisiert die Krise der postnazistischen Vergesellschaftung erst Recht die Sehnsucht nach der alten Staatsunmittelbarkeit. Johannes Agnoli schrieb dazu schon in der Transformation der Demokratie 1966: „Der präfaschistisch liberale Ruf nach dem starken Staat wiederholt sich postfaschistisch neoliberal“. Und damit gerät das ganze System des autoritären Etatismus und geraten letzten Endes die politökonomischen Vermittlungen als solche wieder ins Visier des Volkszorns und es war wiederum die Linke, die noch zu Zeiten, wo keine Krise in Sicht war, im sinistren Tram nach Liquidation der Vermittlungen die Zunge gelöst und ihm neue fantasievolle und kreative, wie es so schön heißt, Äußerungsformen zur Verfügung gestellt hat. Sie war das Laboratorium, in dem die allgemeine Mobilmachung eingeübt und jener darauf zugeschnittenen neue und zugleich sehr alte Sozialcharakter herangebildet wurde, indem sich mittlerweile eine Mehrheit spontan wieder erkennt. Derjenige Sozialcharakter, der nach dem Motto „Ich leide, also bin ich“ sich einerseits unter Berufung auf die höchst unverwechselbare Diskriminierung, die ihm angeblich wiederfährt, zur kleinsten existierenden Minderheit erklärt, sich gleichsam nach dem Muster verfolgter und in ihrer Kultur bedrohter Völker begreift und andererseits als Gegensouverän seine private, warnhafte Feinderklärung allen anderen oktroyieren möchte und diesem Zweck entweder vorhandene gesellschaftliche Organisationen zu Rackets umfunktioniert, neue Rackets gründet oder andere Rackets mit ins Boot holt. Der einstige demokratische Fundamentalkonsens wird dadurch einerseits ins einzelne Subjekt zurückverlagert und andererseits vermittlungslos verallgemeinert. Aus der formell kollektiven Feinderklärung der Mitte gegen die Extreme, das war der Normalfall in der Bundesrepublik bis weit in die 80er Jahre, Terroristenhasse, einige werden sich noch daran erinnern. Aus dieser kollektiven Feinderklärung der gesellschaftlichen Mitte gegen die Extreme wird also die pluralisierte Feinderklärung alle gegen alle, die getrennt vereint sich zusammenrotten und auf diese Weise zerfällt die Gemeinschaft der wehrhaften Demokraten und reorganisiert sich zugleich hin zu zerfallen. Ein Zitat von Wolfgang Port in einem anderen Zusammenhang macht es sehr schön deutlich: „Wie durch höhere Gewalt sondern sich die Langen von den Kurzen, die Weiblichen von den Männlichen, die Alten von den Jungen, die Dicken von den Dünnen ab“ und das Resultat ist eine Segregation und Ghettoisierung durch welche die Metropolen, einem riesigen Freiluftgefängnis mit seinen Unterabteilungen für Männer und Frauen, Jugendliche, Kranke, Alte, Port schreibt etc., man könnte noch Schwule und Lesben und Migranten und was weiß ich noch alles ergänzen, Protestanten, Katholiken, Ossis, Wessis, immer ähnlicher werden. Neu ist, dass dieses Freiluftgefängnis als eine kulturelle Einrichtung und seine Insassen als Kulturbotschafter begriffen werden und es ist diese nahezu flächendeckende Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mehrheit und der einzelnen Individuen in ihr, die in der Postmoderne ihr bewusstloses Selbstbewusstsein und ihre Legitimation erfährt und im antirassistischen PC-Sprech sich ihren Ehrenkodex schafft, ihre Omertà, die sich an ihresgleichen und die verbliebenen Kritiker draußen richtet, Islamophobie ist ihr derzeit aktuellstes Schlagwort. Dieser Vorgang, diese Selbstkulturalisierung der gesellschaftlichen Mitte und ihr Zerfall ist also die Bedingung der neuen Haltung Ausländern und Migranten gegenüber, an denen die Deutschen projektiv ihre ersehnte Regression auf den Stamm illustrieren. Was ihnen umso leichter gelingt, als manch ihrer Repräsentanten und Lobbyisten sich anschicken, genau dem Bilde zu gleichen, das die Deutschen sich seit jeher von ihnen machten und wofür sie von ihnen jetzt nach kollektiv und offiziell ins Herz geschlossen werden. Der mittlerweile zur Dauereinrichtung erklärte Karneval der Kulturen ist nichts anderes als ein Zerfallsprodukt der postfaschistischen Demokratie, mehr noch, er ist diese Gemeinschaft in einer zugleich flexibilisierten und pluralisierten und kollektivierten Gestalt. In dieser Völkerfamilie, die die Deutschen gerne auf der ganzen Welt hätten, wären da nicht Israel und die USA als Störenfriede und die sie aus Mangel an Realisierungschancen deshalb erstmal bei sich zuhause einrichten, geht es dabei zu, wie in jeder guten Familie: Die einzelnen Mitglieder sind einander spinnefeind und die Widersprüche und Konflikte, die daraus resultieren, gehören auch voll und ganz dieser Vergesellschaftung an, sind von ihr konstituiert und dazu gehört ein fein dosiertes Spiel mit Fremdheit und Nähe, das von allen Beteiligten auch weiterhin gepflegt wird, weil damit ein moralisches Plus bei der Gefolgschaft eingefahren werden kann. (…) Der zweite Weltkrieg war ein kulturindustrielles Massenevent. (…) Eine neue Barbarei sei stets zu befürchten, wird sich nicht aus dem Geist Nationalsozialismus unmittelbar speisen, sondern im Gewande von demokratischem Antifaschismus von Lernen aus der Geschichte und political correctness daher kommen.(…) Abwehr des offenen Faschismus durch dessen demokratische Entnazifizierung und Eingemeindung. (…) Je antirassistischer und weltoffener sich die Deutschen aufführen, desto mehr ähneln sie wieder einer gegen ihre Todfeinde verschworenen Horde, die nicht mehr auf Exklusivität pocht, sondern die Anforderungen zum Mitmachen wieder flexibilisiert hat und sich ihr Jagdrevier mit anderen teilt, sofern sie sich bewähren. (…) Die postnazistische Demokratie hat  die nationalsozialistische Mobilmachung des „gesunden Volksempfindens“ zwar nicht abgeschafft, sondern nur sistiert – sie hat es aber andererseits auch in die Latenz abgedrängt und damit gebremst, indem sie es in die mediatisierende Form des bürgerlichen Repräsentationsprinzips zwängte.  (…) „Rassismus“ ist ein ideologisches Stichwort eines anti-rassistischen Rackets, das jeden Realitätsbezugs entbehrt, das seine Mitglieder vielmehr nur als Ausweis von Gesinnungsfestigkeit und Ehrbarkeit vor sich hertragen und das ihnen als probates Mittel dient, um nach Willkür und freiem Ermessen festzulegen, wer gerade als „Rassist“ zu gelten hat. Und dieses „anti-rassistische“ Racket, das sind heutzutage fast alle: längst ist die Gegnerschaft zum Rassismus keine Domäne der Linken mehr, sondern offizielle Staatsraison und common sense aller Ehrbaren und Wohlmeinenden, und das ist die erdrückende Mehrheit.  (…) Von der moralisierenden Aufdringlichkeit und der enervierenden Verlogenheit einmal abgesehen, ist die Ehrfurcht, die „anderen Kulturen“ entgegengebracht wird und die Unterwürfigkeit, mit der ihre Träger geradezu als Heilsbringer verehrt werden, keine Gegenposition zum Rassismus, sondern dessen logische wie historische Voraussetzung, die im Rassismus und allen naturalisierenden Ideologien als ein Moment überlebt: deren Grundmuster ist die projektive Bekämpfung dessen, was man selbst gern möchte, aber nicht erreichen kann, und deshalb gehört zur Diskriminierung der Neger wegen ihrer „Faulheit“ die Bewunderung für den „Rhythmus, den sie im Blut haben“ und die Achtung vor ihrer „sagenhaften Potenz“; somit ist der „Anti-Rassismus“ nichts weiter als die notwendige Kehrseite des Rassismus selbst, die sich von diesem abgespalten hat und gegen ihre eigene Grundlage wendet. Historisch jedenfalls geht die Wertschätzung fremder Kulturen ihrer späteren, „rassisch“ legitimierten Abqualifizierung voran und sie ist auch logisch deren Voraussetzung: Christoph Columbus etwa beschreibt in seinen Tagebüchern die Eingeborenen, die er 1492 auf den Bahamas, Cuba und schliesslich Haiti angetroffen hat, folgendermaßen: sie sind „ängstlich und feige“, „sehr sanftmütig und kennen das Böse nicht, sie können sich nicht gegenseitig umbringen“, „sie begehren die Güter anderer nicht,“ und er resümiert: „Ich glaube nicht, dass es auf dieser Welt bessere Menschen oder ein besseres Land gibt.“ (7)  (…) Protestantische Innerlichkeit: gemäß der Devise, dass vor der schlechten Tat der schlechte Gedanke und das schlechte Wort kommen, die man demzufolge austreiben muss, damit alles besser wird. (…) So kommt es, dass es heute der Anti-Rassismus ist, der, unter dem Vorwand, heldenhaft gegen einen in Wahrheit nicht existenten „Rassismus“ zu kämpfen, Respekt und Toleranz noch für die rückständigsten und unmenschlichsten Sitten und Gebräuche einfordert und damit selbst als Protagonist und Fürsprecher einer Verrassung der restbürgerlichen Gesellschaft fungiert.  (..) Die unterschiedliche Pigmentierung der menschlichen Haut ist eine objektive Gegebenheit, keine bloße Erfindung. (…) Rasse heute ist die Selbstbehauptung des bürgerlichen Individuums, integriert im barbarischen Kollektiv. (…) Der nervige Sozialcharakter des Gutmenschen ist offenbar eine fast zeitlose Erscheinung und in den verschiedensten Lebensbereichen anzutreffen, die Wahrscheinlichkeit, ihm in fortschrittlichen sogenannten „politischen Zusammenhängen“ zu begegnen, ist besonders hoch: werden doch hier traditionell die altruistischen Tugenden – das Mitgefühl, die Solidarität, Selbstlosigkeit etc. – besonders hoch angeschrieben und deshalb sind sie das geeignete Betätigungsfeld für Sozialcharaktere, die sich als Ersatz für ihr eigenes ungelebtes Leben vorzugsweise mit dem Leiden anderer als Fetisch verbinden. (…) Es sind aber gerade die höchsten Tugenden, die die niedersten Instinkte decken, wie schon Marx wusste: „Bis jetzt hat der Mensch sein Mitgefühl noch kaum ausgeprägt. Er empfindet es bloß mit dem Leiden, und dies ist gewiss nicht die höchste Form des Mitgefühls. Jedes Mitgefühl ist edel, aber das Mitgefühl mit dem Leiden ist die am wenigsten edle Form. Es ist mit Egoismus gemischt. Es neigt zum Morbiden […] Außerdem ist das Mitgefühl seltsam beschränkt […] Jeder kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühl empfinden, aber es erfordert […] das Wesen eines wahren Individualisten, um auch am Erfolg eines Freundes teilhaben zu können. (…) Und da jeder demonstrative Altruismus nicht nur einen kleinlichen Egoismus bemäntelt, sondern auch mit dem Anspruch des Idealisten einhergeht, erzieherisch auf das Objekt seiner Zuwendung einzuwirken, ist er die adäquate Ideologie von Rackets, und auch das ist Wilde nicht entgangen: Barmherzigkeit, so schreibt er, sei die „lächerlich unzulängliche Art der teilweisen Rückerstattung oder ein sentimentales Almosen, gewöhnlich verknüpft mit dem skandalösen Versuch des rührseligen Spenders, auf (das) Privatleben (der Armen) Einfluss zu nehmen. (…) Im totalisierten Zugriff auf die ihr Unterworfenen ist die sozialistische Bewegung bis auf den heutigen Tag ebenfalls als ein Racket des Tugendterrors anzusprechen, betrachtet sie es doch als ihre Aufgabe, das Proletariat oder das gerade angesagte Subjekt seiner „wahren Bestimmung“ zuzuführen und d.h. es im Sinne der von ihm zu realisierenden Ideale zu erziehen – und das bedeutet stets noch: ihm die Untugenden und Laster auszutreiben, die der Vorhut als Male der individualistischen Bürgerwelt erscheinen: etwa Alkoholabusus, Faulenzerei, „zerrüttete“, „unsittliche“ Verhältnisse zwischen den Geschlechtern etc. Und um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen die selbsternannten Vertreter der Klasse die von ihnen verfochtenen Tugenden in eigener Person glaubwürdig verkörpern und deshalb in einer noch rigideren Weise als der gemeine Bürger sich als Subjekte zurichten, d.h. ihre Individualität dem Allgemeinen (dem Kollektiv, der Klasse, dem Frieden etc.) opfern, um totale Identität mit ihm zu erlangen. Wenn Identität letzten Endes den Tod bedeutet, dann hat die Bemühung um sie vorzeitige Erstarrung und prämortale Leblosigkeit zur Folge – von daher die bis in die Gegenwart zu beobachtenden verhockten, verkniffenen und lauernden Mienen aller professionellen Menschheitsbeglücker, ihre rigide Zwangsmoral und durchgängige Humorresistenz, die immergleichen offiziösen Phrasen, die sie dreschen, die tödliche Langeweile, die von ihnen und ihrem penetranten Sendungsbewusstsein ausgeht, und ihr chronisches Beleidigtsein, wenn sie beim Gegenüber auch nur den Hauch eines Zweifels an ihrer aufgetragenen Gutartigkeit zu erspüren glauben. Und zu alldem glauben diese Leute sich auch noch ermächtigt, diese ihre trostlose Existenz zur verbindlichen Richtschnur für alle anderen zu erklären.“ – Clemens Nachtmann

„Die rebellische Haltung, vor einem Jahrzehnt noch das Privileg von Einzelgängern, ist heute Ausdruck des Konformismus. Man will dazugehören, nicht als Schlappschwanz gelten“ – Horkheimer

„Die Demokratie ist nichts weiter als die Herrschaft des Knüppels über das Volk durch das Volk für das Volk. (…) Es gibt drei Arten von Despoten: den Despoten, der den Leib knechtet, den Despoten, der die Seele knechtet und den Despoten, der Leib und Seele zugleich knechtet. Der erste heißt Fürst. Der zweite heißt Papst. Der dritte heißt das Volk. (..) Wer das Volk führen will, ist gezwungen, dem Pöbel zu folgen“ (…) „Man hört immer wieder, der Schulmeister sterbe aus. Ich wünschte beileibe, dem wäre so. Aber der Menschentypus, von dem er nur ein und gewiss noch der harmloseste Vertreter ist, scheint mir wahrhaftig unser Leben zu beherrschen; und wie auf ethischem Gebiet der Philanthrop die größte Plage ist, so ist es im Bereich des Geistes derjenige, der so sehr damit beschäftigt ist, andere zu erziehen, dass er nie Zeit gehabt hat, an seine eigene Erziehung zu denken […] Wie schlimm aber, Ernest, ist es, neben einem Menschen zu sitzen, der sein Leben lang versucht hat, andere zu erziehen! Welch eine grausame Tortur! Was für eine entsetzliche Borniertheit, die unvermeidlich aus der fatalen Gewohnheit resultiert, anderen seine persönlichen Überzeugungen mitteilen zu wollen! Wie sehr dieser Mensch durch seine geistige Beschränktheit auffällt! Wie sehr er uns und fraglos auch sich selbst anödet mit seinen endlosen Wiederholungen und seiner krankhaften Besserwisserei! Wie sehr er jedes Anzeichen geistigen Wachstums vermissen lässt! Wie verhängnisvoll ist der Kreis, in dem er sich unablässig bewegt.“ – Oscar Wilde
„Was die Menschheitsbeglücker in Wahrheit bewirken, ist ihr eigener moralischer Selbstgenuss in der angemaßten oder tatsächlichen Herrschaft über andere, aber gerade nicht die praktische Lösung der Dinge, um die es ihnen vorgeblich so selbstlos zu tun ist: „In den Augen des Denkers allerdings liegt der wahre Schaden, den das moralische Mitgefühl anrichtet, darin, dass es unser Wissen begrenzt und so verhindert, dass wir auch nur eines unserer sozialen Probleme lösen.“ (Wilde) Das Selbstopfer fürs Kollektiv erweist sich nicht nur als die wahre Selbstsucht, sondern auch als gegen die Gattung gerichtet: „Denn die Entwicklung der Gattung hängt von der Entwicklung des Individuums ab, und wo die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit als Ideal abgedankt hat, ist das Absinken des intellektuellen Niveaus, wenn nicht gar dessen gänzliches Verschwinden die unmittelbare Folge.“ (Wilde) Und das vorgeblich so praktische und zielorientierte Tun erweist sich als in Wahrheit konfus und unpraktisch: denn es verlässt den Bannkreis des Notwendigen und Zwanghaften nicht, ja, es bestärkt dessen Macht umso mehr, je auftrumpfender und verblendeter es sich in seiner moralischen Selbstgerechtigkeit verhärtet und alle Selbstaufklärung abwehrt. Solange die Gesellschaft den Individuen als fremde äußere Macht entgegentritt, verkehrt sich die gute Intention regelmäßig in ihr Gegenteil und ist menschliches Handeln „nur blindes Tun, abhängig von äußeren Einflüssen und angetrieben von einem dunklen Impuls, von dem es selbst nichts weiß. Es ist seinem Wesen nach unvollkommen, weil es vom Zufall begrenzt wird, und unwissend über seine eigentliche Richtung, befindet es sich zu seinem Ziel stets im Widerspruch […] Jede unserer Taten speist die große Maschine des Lebens, die unsere Tugenden zu wertlosem Staub zermahlen oder aber unsere Sünden in Bausteine einer neuen Kultur verwandeln kann.“ (…) Die Misere des Sozialismus von seinen Anfängen bis heute war und ist stets zuverlässig abzulesen an seiner Verachtung aller autonomen, zweckfreien, in sich begründeten und eben darin gesellschaftlich bestimmten Kunst, weil sie die – prekäre und unvollständige – Emanzipation des Individuums von Blut, Scholle, Rasse, Kollektiv vorausträumt und ihr Ausdruck verleiht. Die Kunst, die sozialistische Bewegungen oder Regimes dann hervorbringen und fördern, eine Kunst, die „Partei ergreifen“, „Stellung beziehen“ und „gesellschaftliche Verantwortung“ dokumentieren soll, zerstört jedoch sich selbst und ihre Voraussetzungen. (…) „Kunst ist Individualismus und der Individualismus ist eine verstörende und zersetzende Kraft. Gerade darin liegt sein unermesslicher Wert. Denn was er aufzubrechen versucht, ist die Einförmigkeit des Typischen, die Sklaverei der Konvention, die Tyrannei der Gewohnheit und die Erniedrigung des Menschen auf das Niveau einer Maschine. (…) alle Künste sind amoralisch, ausgenommen die niederen Formen der sinnlichen oder belehrenden Kunst, die uns zu guten oder schlechten Taten anstiften wollen“ (…) Selbstsucht strebt immer danach, der gesamten Umwelt ein Einheitsmaß aufzuzwingen“ „Selbstlosigkeit bedeutet, andere Leute in Ruhe zu lassen, sich nicht in ihr Leben einzumischen […] Die Selbstlosigkeit weiß die unendliche Vielfalt als etwas Kostbares zu schätzen, sie akzeptiert sie, lässt sie gewähren und erfreut sich an ihr.“ (…) „Die erste Pflicht im Leben ist, so künstlich wie möglich zu sein. Die zweite Pflicht ist noch unbekannt.“(Wilde)
Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus.  (…) Massen laufen zur Deutschen Ideologie über, wenn Politik und Staat ihnen diesen Weg nicht versperren (…) Der Vernünftige braucht keinen Dialog mit Leuten zu führen, die sich nicht von Grund auf von denjenigen distanzieren, die Juden oder, was dasselbe ist, den Zionismus für ihr und anderer Leute Unglück verantwortlich machen. Er denunziert desgleichen jede Verhandlungsbereitschaft denen gegenüber, die, bevor sie sich als Staatsbürger und Marktsubjekte definiert haben, als Angehörige einer Religions- oder Volksgemeinschaft anerkannt werden wollen. (…) Antizionismus und Antiamerikanismus, ihr Philo-Islamismus nichts anderes sind als moderne Varianten des urdeutschen Antisemitismus. (…) Antideutsch denken und handeln heißt demzufolge, die politischen Vermittlungs- und Repräsentationsformen in Gesellschaft und Staat, die auf der Trennung von freien und gleichen Warenbesitzern einerseits und am Allgemeinwohl orientierten Staatsbürgern andererseits beruht, gegen die zu verteidigen, die diese Teilung zugunsten eines autoritären Volksstaates überwinden wollen, dessen Subjekte von nichts anderem als von seinen Wohlfahrtsleistungen abhängig sind. Wer in diesem Sinne das Etikett „antideutsch“ nicht auch auf sich bezieht, mißachtet zumindest die Gefährlichkeit der – selbstredend nicht auf Deutschland und deutsche Staatsbürger beschränkte, sondern immer schon weltweit grassierende – Deutschen Ideologie, deren historischer Kern darin besteht, daß auf ihr Konto nicht nur „normale“ kapitalbedingte Ausbeutung und Herrschaft, nicht nur die dem Kapital aus Prinzip immanenten Kriege und nicht nur der ihm in seinen Grund eingeschriebene Antisemitismus gehen, sondern fördert das Überleben einer Ideologie, der zudem noch die historisch und empirisch nicht zu leugnende Tatsache eingeschrieben ist, daß die deutsche Fassung der Beziehung von Staat und Gesellschaft die Auslöschung der Menschheit in zwei Weltkriegen im allgemeinen und den eliminatorischen Antisemitismus im besonderen beinahe total verwirklicht hätte. In der Existenz des Staates Israel manifestiert sich der Einspruch gegen den historisch bewiesenen Vernichtungswahn Deutscher Ideologie praktisch und empirisch. – Manfred Dahlmann

„Wird Freiheit mit Zügellosigkeit verwechselt, entsteht Rücksichtslosigkeit.
Am Schluss Gleichmacherei.
Ihr seid aber nicht alle gleich.
Noch nie wart ihr alle gleich.
Ihr lasst es euch aber einreden.
So werdet ihr immer respektloser, ungenießbarer gegeneinander.
Vergeudet in Kleinkriegen eure Zeit, als hättet ihr ein zweites Leben.
Weil ihr tatsächlich alles verwechselt.
Behauptungen mit Beweisen.
Gerechtigkeit mit Maß.
Religion mit Moral.
Desinteresse mit Toleranz.
Satire mit Häme.
Reform mit Veränderung.
Nachrichten mit Wirklichkeit.
Kulturunterschiede haltet ihr für Softwarefragen und ihre Analyse ersetzt ihr mit Anpassung.
Ihr habt die Maßstäbe verloren.
Der Gordische Knoten ist ein Keks gegen eure selbstverschuldete Wirrsal.

Man geht immer fehl, sucht man den Ursprung menschlicher Handlungen außerhalb der Leidenschaft des menschlichen Herzens …

Der Separatismus gendert sich in die Köpfe, sitzt in Regierungen.
Männer sind keine Männer mehr. Frauen keine Frauen, sondern ‚Menschen mit Menstruationshintergrund’, Quote ist Trumpf.
Auf gar keinen Fall sollen Mann und Frau sich noch als zwei Teile eines Ganzen begreifen. Damit die Geschlechter noch mehr aneinander verzweifeln.
Bis alle in destruktiver Selbstbezogenheit stecken.
Am Ende: Mann ohne Eier. Frau ohne Welt.

Auf die Erschöpfung des Mannes wird aber nur die Erschöpfung der Frau folgen, das sage ich euch.
Auf die Verstörung der Kinder folgt die Zerstörung der menschlichen Schöpfung.“– Hans Dieter Hüsch

Es gibt zweierlei Ethik: die moralische, der die Realität egal ist und die der Verantwortung, die reale Folgen der ethischen Forderungen berücksichtigt. Die erste ist gut gemeint, die zweite ist gut gemacht.

Was dem einen seine Souveränität, ist dem anderen seine Eigenmächtigkeit.

Das Schöne am Euro war, dass die Gewinner immerzu gewinnen konnten, ohne dass ihnen gleich die Quittung präsentiert wurde. Denn sie verdienen ja am Ausland, was heißt, eigentlich ein im Maße des Verdienens zunehmend schlechtes Geld – das ist durch den Euro aufgehoben worden: Man konnte ständig an einer anderen Nation verdienen, ohne dass das Geld dieser Nation darunter gelitten hat, weil sie gar kein eigenes hat. Der Wert dieses Geldes repräsentiert nicht die Leistungsfähigkeit dieser Nation. So hat der Euro von dem innereuropäischen Verdienen aneinander sogar noch gelebt; er hat vor der Krise absurderweise nur den Konkurrenzerfolg der Gewinner repräsentiert.

— Das ist ja mit der Idylle charakterisiert. Dass zunächst mal alle Seiten Gewinner des neu eingeführten Euro waren. Auch die, die ihre vergleichsweise Weichwährung gegen den Euro getauscht haben und damit auf einen Schlag Kredit zu ganz anderen Konditionen und Möglichkeiten hatten. Insofern waren die späteren Verlierer erst mal auch Gewinner.

Kein Nazifaschist hat je wirklich geglaubt, er bezöge die Ermächtigung seiner Ansprüche aus dem Teutoburger Wald; keiner seiner demokratischen Erben hat jemals tatsächlich gedacht, ihnen erwüchse Legitimität im Resultat des “Lernens aus der Geschichte”; niemals war ein Sozialist der Ansicht, es sei die famose “Befreiung der Arbeit” und nicht vielmehr das Recht auf Beute, was seine Politik im Interesse der Arbeiterklasse motivierte. Und keinesfalls erwächst den Palästinensern irgendein Recht aus der Tatsache, daß sie zuerst da waren. Einer Gesellschaft, der Hunger kein Grund ist zur Produktion, kann auch das Leiden kein Grund sein zur Solidarität. Es ist die Ideologie, die mit der Unmittelbarkeit des Leidens agitiert, die aus dessen fragloser Evidenz Sinn zu schlagen sucht, sei es im Sinne von Caritas oder Amnesty International, sei es im Sinne der Freunde des palästinensischen Volkes für den Israelhaß der Antisemiten wie für den Islamfaschismus dieses Volkes. Ariel Scharon jedenfalls, der Zionist und praktische Antifaschist, ist dem aufgelösten Rätsel der Geschichte näher als die deutsche Linke, deren “Antifaschismus” sich als Aufstand der Anständigen à la Gerhard Schröder oder als Solidarität mit dem palästinensischen Volk ausagiert. (…) Im Wesen Israels als des ungleichzeitigen Staates der Juden liegt es aber nicht nur, Reaktion auf den Verrat an Aufklärung und Weltrevolution, nicht nur, Notwehrversuch gegen den Nazifaschismus und Asyl zu sein. Sondern eben auch, daß die üblichen Muster der bürgerlichen Rollenverteilung – hier das Gewaltmonopol des bürgerlichen Staates im allgemeinen und dort die Personen, die die Regierungsausübung im besondern besorgen – für den israelischen Staates aufgrund seiner Konstitutionsbedingungen keine Geltung mehr hat. Was sich unter anderem darin zeigt, daß diese “Kritiker” der israelischen Regierungspolitik für den faschistischen Mob und die Behörden, die Selbstmordattentäter belohnen, Verständnis aufbringen (Folge von Besatzung und Ausbeutung), dagegen für den Versuch, die militärische Infrastruktur der Gegner Israels zu zerschlagen, am liebsten die Begriffe Auslöschung oder Ausrottung der palästinensischen Bevölkerung im Munde führen. Wie hinter der treudoofen Frage, ob es nicht möglich sein müsse, Spekulanten als das zu bezeichnen, was sie sind, ohne gleich als antisemitisch zu gelten, so verbirgt sich hinter der treulinken Frage, ob nicht auch in Israel, weil es sich auch dort um eine bürgerliche Gesellschaft handele, Faschismus möglich sei, die Erkenntnis dieser Fusion in verquerer und verschrobener Gestalt. Verquer, weil ja gerade erklärt werden sollte, wie Israel, dieser Fusion zum Trotz, eine parlamentarische Demokratie ist und bleibt; verschroben, weil diese Einheit von Staat und Regierung im Übergang von einem unerträglichen Alten (die Vernichtungsdrohung) zum noch nicht erreichten Neuen (die herrschaftslose Gesellschaft) ja doch den Inbegriff dessen ausmacht, was einmal als “Diktatur des Proletariats”, als Emanzipationsgewalt und organisierte politische Macht der Revolution, auch und gerade auf den roten Fahnen stand. In Anbetracht der Grundidee des Staates Israel, vor dem Hintergrund der linken Staatsmythen, betreffend die “Diktatur des Proletariats”, muß jede Beurteilung der Handlungen der Regierungsvertreter auch die völlig andere Qualität dieses Staates, verglichen mit allen anderen, deutlich werden lassen. (…)

Wenn diese Linke über Israel schwadroniert, dann hört sich das nicht minder grausig an. Dabei liegt der Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus und dem Vernichtungswillen gegen die zum Staat gewordene bürgerliche Gesellschaft der Juden, gegen Israel, eigentlich auf der Hand: Der sogenannte Antizionismus stellt nichts anderes dar als die geopolitische, globalisierte Reproduktion des Antisemitismus, das heißt die Erscheinungsform, die er in Weltmarkt und Weltpolitik nach Auschwitz annehmen muß. Der Antizionismus ist der aus den kapitalisierten Gesellschaften in die Welt herausgekehrte Antisemitismus. So ist Israel der Jude unter den Staaten; die Verdammung des Zionismus als eines “Rassismus” durch die UNO gibt es zu Protokoll. Das macht: die moralische Verurteilung der menschlichen Unkosten der Konstitution bürgerlicher Staatlichkeit allein am Beispiel Israels führt vor Augen, was die Welt der Volksstaaten vergessen machen will – daß die Zentralisation der politischen Gewalt über Leben und Tod keineswegs die natürliche Organisationsform der Gattung Mensch darstellt, sondern Ausdruck eben von Herrschaft und Ausbeutung. Dabei ist Israel – und das macht die Kritik an diesem Staat so perfide und muß deshalb immer wieder gesagt werden – der einzige Staat dieser Welt, der für sich eine nicht zu bezweifelnde Legitimität beanspruchen kann. Israel, das ist der ungleichzeitige Staat, der entstanden ist sowohl als Reaktion auf das Dementi aller Versprechungen der bürgerlichen Nationalrevolution, sowohl als Antwort auf den stalinistischen Verrat an der kommunistischen Weltrevolution als auch als zu spät gekommene Notwehr gegen den Massenmord an den europäischen Juden. (…) Israel ist das Schibboleth jener doch so naheliegenden Revolution; es ist der unbegriffene Schatten ihres Scheiterns. Israel ist das Menetekel, das zum einen (und ganz unfreiwillig) die kategorischen Minimalbedingungen des Kommunismus illustriert, und das zum anderen sämtliche Bestialitäten zu demonstrieren scheint, zu denen der bürgerlich-kapitalistische Nationalstaat fähig ist. Wer Israel nicht begriffen hat, wer den Haß auf diesen Staat, den Antizionismus, und wer den Antisemitismus, das heißt den Vernichtungswillen sowohl gegen die in diesem Staat lebenden als auch gegen die kosmopolitisch verstreuten Juden, nicht begriffen hat als das, was Antisemitismus wesentlich darstellt: den bedingungslosen Haß auf die Idee einer in freier Assoziation lebenden Gattung, der hat den Kommunismus nicht als das “aufgelöste Rätsel der Geschichte” begriffen. –

 Der ostentative Muslimeifer aber, der sich im Alltag mancher ‚Allahu-Akbar‘-Brüller vielleicht doch sehr in Grenzen hält, findet im blanken Judenhass unverhoffte Nahrung, wo ihnen unter unendlich öden Koranrezitationen und geistlosen, absurden Vorschriften längst das bisschen ungeglaubten Glaubens zwischen den Fingern zerrann und ihr Muslimsein kaum je mehr ist als das typisch dauerbeleidigte, immer schon jeder Verantwortung ledige Gruppengefühl. Überhaupt will jeder Eifer – insbesondere der aktuelle, rasende Eifer des weltweit angreifenden Islam – den Stachel eines weniger drohenden als hinterrücks längst geschehenen Glaubensverlustes kompensieren.“ Mit anderen Worten: Muslime wurden nicht für ihr abstraktes Muslimsein kritisiert, sondern dafür, was – global betrachtet – die Mehrheit konkret darunter versteht: Die von Gott gegebene Ermächtigung zu Terror, Entrechtung, Antisemitismus. Wer differenziert, sollte nicht unerwähnt lassen, dass Osama bin Laden, Hassan Nasrallah und wie all die schrecklichen Figuren so heißen, in der muslimischen Welt als Helden gefeiert werden – und zwar nicht von einer minoritären Sekte, sondern von Millionen Muslimen, auch in Deutschland. (,,) Der unfreiwillige und verborgene Essentialismus der Postmoderne macht das Begreifen unmöglich, weil er die Beziehung zwischen Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem nicht mehr zu thematisieren vermag. Wenn nur noch Vielfalt herrscht und Einzelnes und Allgemeines gewaltsam auseinandergerissen werden, bleibt die Verstandesleistung des begreifenden Subjekts auf der Strecke und die scheinbar ursprüngliche Differenz wird zum Mythos. Nicht nur dem Begriff des Allgemeinen, das ja ein noch einzulösendes ist, wird Gewalt angetan, auch dem Besonderen, dessen Unglück darin besteht, nur ein Besonderes zu sein, und das sich, weil es kein versöhnendes Ganzes gibt, dem schlecht-Allgemeinen, dem Racket nämlich, anschließen muss. – JAN HUISKENS

„Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.“ – Bettina Röhl

„Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. […] Je tiefer man ahnt, daß man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, daß man über die Apparatur verfügt.“ (Theodor W. Adorno, Philosophie und Lehrer, AGS 10.2, 491)

„Vieles, was im Sinne von Foucaults »Mikrophysik der Macht« populär werden sollte; also die Erkenntnis, daß Macht nicht pyramidal hierarchisch, sondern durch sämtliche gesellschaftliche Bereiche hindurch wirkt, findet sich bereits in der Medizinkritik der Kritischen Theorie. Daß diese Thesen häufig übersehen wurden, mag daran liegen, daß sich Horkheimers entscheidende Äußerungen über Medizin und Psychiatrie nicht in den breit rezipierten Hauptwerken finden, sondern über die Gesamtausgabe verstreut sind. Wiemer suchte sie zusammen und zeigt, wie Horkheimer anhand der Medizin einen wesentlichen Charakterzug des modernen Kapitalismus ausmachte. Mediziner funktionieren laut Horkheimer wie fast jede wirtschaftliche Gruppe im Sinne eines Rackets. »Ein Racket«, erklärt er, »ist eine unter sich verschworene Gruppe, die ihre kollektiven Interessen zum Nachteil des Ganzen durchsetzt.« Allgemein betrachtet heißt das, daß sich die Klassengesellschaft in eine »neofeudale« Struktur verwandelt hat, innerhalb der Interessenverbände »nach dem Prinzip der Selbsterhaltung und der Machtakkumulation« funktionieren. Diesen Wandel macht Horkheimer an den Medizinern fest; und alles, was Horkheimer in seiner Kritik aussparte, von den Krankenversicherungen bis zum Pfusch in Krankenhäusern, wird von Carl Wiemer polemisch auf den neuesten Stand gebracht“  – Max Horkheimer

 

„Ein Shitstorm hat auch seine positive Seite. Da politisch korrekte Gülle meist in Richtung Originalität, Kreativität und Intelligenz geworfen wird, fliegt sie oft genug auf Leute, die zu lesen wirklich lohnt.“ – Evidenz-basierte Ansichten

Eine Frau wird als Frau geboren. ein Mann muß erst ein Mann werden.
Keine Paternalisierung, sondern fortschreitende Maternalisierung. Die Feminisierung und Genderisierug marginalisiert und zerstört die Vaterposition in den modernen »Gesellschaften«, die Vaterrolle erlitt allgemeine Degradierung, die Kanonisierung der Homosexulität im Speziellen und der sexuellen Diversität im Allgemeinen tilgt die noch übriggebliebenen Spuren einer Männlichkeit restlos aus, die nur noch als Schimpfwort der angeblichen „Paternalisierung“ im Jargon der Medien herumgeistert.

„Es kommt in der Psychotherapie darauf an – mit temporärer Unterstützung – sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Wer mit einem Selbstbild lebt, für das die temporär klärende Rolle des Therapeuten eine unerträgliche Kränkung ist, der muß eben versuchen, alleine zurechtzukommen.“ – Hans Ulrich Gumbrecht

Post-Pop-Epoche: der Sieg der Mode über die Sitten.

„Wir brauchen schadhafte Gebäude, durch deren geborstene Wände man hindurch­ sehen kann, um wenigstens einen Anfang zum Denken zu gewinnen.“ – Victor Tausk

„Was man in römischer Zeit das »Abendland« und später »Europa« nennen wird, ist die politische Konsequenz des individualistischen Martyriums, das ein gesprächsfreudiger Stadtstreicher auf sich nahm, um die Legitimität des im universalistischen Dialekt vorgebrachten Neuen gegen die entkräfteten lokalen Sitten zu demonstrieren.“ – Peter Sloterdijk

„Was nützt einem die Gesundheit wenn man ansonsten ein Idiot ist.“ – Theodor Adorno

„Ich bin eine Feministin. Das bedeutet, daß ich extrem stark behaart bin und daß und ich alle Männer haße, sowohl einzelne als auch alle zusammen, ohne Ausnahmen.“Bridget Christie

„Die Tragödie isolierter persönlicher Leidenschaften ist für unsere Zeit zu fade. Aber weshalb? Weil wir in einer Epoche der sozialen Leidenschaften leben. Die Tragödie unserer Epoche ist der Zusammenstoß der Persönlichkeit mit dem Kollektiv.“ –  LeoTrotzki 1923

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Stupidity is demonstrated by people lacking the knowledge they could achieve

Stupidity manifests itself as outraged moralism

Love: only, and not always, a mother loves her child, just as it is, otherwise you have to meet the expectations of others, to be accepted.

Values without empathy are worth nothing

Some people feel physical pain when they should correct their accustomed ideas in favor of reality, they turn all their intelligence with the support of their aggression, for not to recognize the reality and maintain their self-image

More and more feel, think less and less Man does not differ from animals by feelings, because mammals have the same feelings, like man, sadness, fear, anger, love, but by his thought. When he thinks, if he thinks.

Political correctness can be defined as the telling of a lie out of the cowardice in an attempt to avoid upsetting fools not willing to face up to the truth

“In arguments about moral problems, relativism is the first refuge of the scoundrel.” Roger Scruton

They are the same who claim the sex/gender would not be biologically innate, but only a social construct, and at the same time that homosexuality was not a social construct, but biologically innate.

Antisemitism is when one blames the Jews or Israel for issues, he does not blame others

„There are two things,“ said Hitler in 1923, „which can unite people: common ideals and common crime“

After the violent termination of Murder by the Allies were the German (and have remained so to this day) more german than before.

The depraved human creature, the more she feels insulted, disrespected, offended in their honor.

Islam is less a religion and more a totalitarian society, an ideology that demands absolute obedience and tolerates no dissent, no criticism, and prohibits the thinking, knowledge and recognition. True Islam is totally different, the one who will find it will receive a very high reward.

Craziness is, when one always does the same but expects a different outcome

If a monkey thinks “I am a monkey”, then it is already a human

A man with roots should go for a pedicure

Self smugness leads to idiocy, being pissed off leads to enlightenment

If someone has something to say, he can tell it always very easily. If someone has nothing to say, he says it in a very complicated way

Addiction is, when somebody does something he wants to do, yet seeks someone who can make it so he won’t do it and doesn’t want to, either.

If the clever people always gave in, the world would be reigned by idiots. Too much “cleverness” makes you stupid.

If one only fights evil to protect life, one produces nothing good at all and such a life then becomes no longer worth living and thus requires no protection, for it is already unlived due to such a total protection. One can spend so much money on insurance, that one has nothing left to insure. Safety works in the same way.

Happy slaves are the worst enemies of freedom.

Creativity is an intelligence having fun.

If working makes you sick, fuck off, leave the work!

If Germans talk about morality, they mean money.

A man without an insight is just an anxious, aggressive, unhappy monkey.

Thinking is always trespassing.

The mob, who calls himself the people, does not discuss, just defames.

Legal is not always legitimate.

Who can not do without, lives unhappy.

So called social, culture sciences, sociology, psychology psychotherapy, psychoanalysis, are not anymore scientific, but immanent religious cult-prophets, organized as sects.

Without a strong opposition any apparent democracy atrophies to a tyranny, and as well a science , to an attitude of a religious sect.

You can recognize everything from a certain distance only, who is zealous, outraged, who sticks his nose in something, this one has lost the perspective, he recognizes anything more, he has only his imagination of the world in his head. This creates paranoia, which is called religion, and a religion as politics, even as a science.

Islamists are a real danger, therefore they will not be seen as such. Jews are not a danger, therefore they are seen as such. It is how the perception by cowards functions.

People without a sense of humor are able only to fear or to hate and become monks or terrorists.

People are not equal, each single person is unique.

Insight applies to everyone, including Muslims, Albanians, women and homosexuals.

Islam belongs to Germany, Judaism belongs to Israel.

The totalitarian Terror of consensus is ubiquitous in Germany.
There are no discussions anymore, but defamations only.
It is a culture of the mob. As it has already been.
Harmony is only if you do not communicate.

One should never go to bed with someone who has more problems than you already have.

>>Evelyn Waugh, surely the wittiest novelist of the past century, in World War II, coming out of a bunker during a German bombing of Yugoslavia, looked up at the sky raining enemy bombs and remarked, “Like everything German, vastly overdone.”<< Joseph Epstein

One has to be brave, to have a wit.

Stupid and dull belong mostly together.

Charlie Hebdo: you don´t care if such murders are comitted to Jews, we will see how “adequate” you will react when (when, not if), Islamists will begin to bombard your cities with Kasam missiles.

Christopher Hitchens: In a free society, no one has the right not to be offended.

The more someone narcissistic inflates , the more he feels insulted and provoked.

“The trouble with the world is that the stupid are cocksure and the intelligent are full of doubt.” – Bertrand Russell

 The problem with the Islamists in Europe should be solved exactly as Europe requires to the Middle East: a two-state solution, a half for muslims and the another half for not-muslims , with a common capital.

What may satire? Everything! Except be understood by the fool, because then it was not a satire.

Islamimus is Islam preaching violence.

Islam is a religion of love, and he who doubts is dead.

War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength. Islam is a peaceful religion of love – George Orwell 2015

Islam is not responsible for anything, Jews are guilty of everything.

Islamists are satanists. Islamism is a religion of idiots.

If someone inflates endless his ego, as Islamists do, then he hurts his own feelings already in his morning own shit.

The seven deadly sins of modern society. Wealth without work pleasure without conscience, knowledge without character business without morality Science without humanity, worship without sacrifice Politics without principles
-Mahatma Gandhi

“Where there is only a choice between cowardice and violence, I would advise violence.”
-Mahatma Gandhi

Heroes of today know nothing, can not and do not want anything. They just look like heroes, that’s all.